| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 132 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Verwendung von Stickstoff zur Entgasung von
                                 										Kesselspeisewasser. Die Wichtigkeit der Entgasung des Kesselspeisewassers,
                              									das stets Luft und geringe Mengen Kohlensäure gelöst enthält, ist in letzter Zeit
                              									allgemein erkannt worden, und es ist eine Reihe von Vorrichtungen zur Entfernung der
                              									im Wasser gelösten Gase angegeben worden, die schädliche Anfressungen der
                              									Kesselbleche verhüten sollen. Wo derartige Apparate nicht vorhanden sind, genügt es
                              									nach einem Vorschlag der A.-G. für Stickstoffdünger in
                              									Knapsack (Bez. Köln), durch das Kesselspeisewasser einen Strom von Stickstoffgas in
                              									feiner Verteilung hindurchzublasen, wodurch die im Wasser gelösten Gase bis auf
                              									einen kleinen Rest ausgetrieben werden. Die entweichenden Gase können von
                              									Kohlensäure und Sauerstoff durch Waschen mit geeigneten Absorptionsmitteln gereinigt
                              									werden, so daß der Stickstoff im Kreislauf stets wieder Verwendung finden kann.
                              									(Zeitschrift V. Dt. Ing. 1924, S. 62.)
                           Sander.
                           Der Verkehr auf den deutschen Binnenwasserstraßen im Jahre
                                 										1922. Die Langsamkeit, mit der sich unter dem Drucke der ungünstigen
                              									außerpolitischen Verhältnisse und der damit verbundenen Beunruhigung im Innern der
                              										Wiederaufbau
                              									der deutschen Wirtschaft vollzog, kommt auch deutlich in den Zahlen über den
                              									Nachkriegsverkehr auf den deutschen Binnenwasserstraßen zum Ausdruck. Wenn auch in
                              									1922 gegenüber dem infolge niedriger Wasserstände sehr ungünstigen Jahre 1921 eine
                              									erhebliche Steigerung eintrat, so erreichte der Gesamtverkehr aller Stromgebiete
                              									doch nur 60 % des Vorkriegsstandes. Am weitesten hinter dem Vekehrsumfange von 1913
                              									– um volle 78 % – blieb das östliche Wasserstraßennetz zurück, das von den
                              									Gebietsabtretungen und den unsicheren Verhältnissen in den neuen Staatengebilden an
                              									Deutschlands Ostgrenze besonders schwer betroffen wurde; am wenigsten litt in diesem
                              									Sinne das Rheingebiet, dem ein Teil der Reparationslieferungen zugute kam und das
                              									damit in noch höherem Maße als 1913 den Haupteil des Binnenwasserstraßen-Verkehrs in
                              									sich vereinigen konnte. Nur das Ems-Weser- Gebiet, dieses infolge neu eröffneter
                              									Kanalstrecken, und das an Verkehr wenig bedeutende Donaugebiet hatten in 1922 einen
                              									größeren Verkehr als in 1913. In allen Stromgebieten war aber die Schiffahrt
                              									umfangreicher als im Jahre 1921, vor allem im Odergebiet; hie sogar um 80 %.
                              									Verhältnismäßig recht erheblich war auch die Zunahme des Verkehrs auf den märkischen
                              									Wasserstraßen (+ 53 %) im Elbgebiet (+ 42 %) und im Rheingebiet (+ 49 %). Auf
                              									letzteres entfiel, wie auch in allen früheren Jahren, der absolut weitaus größte
                              									Teil des die Binnenwasserstraßen benutzenden Auslandsverkehrs, während im
                              									Donaugebiet der Auslandsverkehr mit 69 % des Gesamtverkehrs den verhältnismäßig
                              									größten Anteil hatte. Auch auf den östlichen Wasserstraßen war der Auslandsverkehr
                              									bedeutend, wenigstens anteilsmäßig.
                           Auf den deutschen Binnengewässern wurden im Jahre 1913 im ganzen 99,6 Mill. t Güter
                              									befördert, das sind etwa ⅕ des Gesamtverkehrs an Gütern auf den deutschen
                              									Eisenbahnen, der sich 1913 auf 501 Mill. t belief. Während des Krieges ist der
                              									Verkehr auf den Binnenwasserstraßen bis auf 39,6 Mill. t im Jahre 1917
                              									zurückgegangen; der niedrigste Verkehr seit 1913 ist für das Jahr 1919 zu
                              									verzeichnen mit nur 33,7 Mill. t. Im Jahre 1920 stieg die beförderte Gütermenge
                              									wieder auf 43,3 Mill. t. Im Jahre 1921 ist der Verkehr auf den deutschen
                              									Binnenwasserstraßen wieder erheblich zurückgegangen, im Durchschnitt etwa um 12 %.
                              									Nur in wenigen Häfen, z.B. in Hamburg, Emden, Alsum mit Schwelgern konnte der
                              									Verkehr weiter zunehmen. Als Ursachen dieses Rückganges gelten, neben schlechten
                              									Wasserständen in 1921, vielfach preispolitische Gründe, die eine Abwanderung des
                              									Güterverkehrs vom Wasserweg auf die Eisenbahn bewirkten, und dann die
                              									Verringerung unserer Binnenschiffahrtsflotte, schließlich auch die Schrumpfung
                              									unseres Gesamtgüterverkehrs, und dann noch die Umstellung unserer heimischen
                              									Produktion, die immer mehr anstrebt, ihren Standort so einzurichten, daß der
                              									erforderliche Frachtaufwand für die Beschaffung von Rohstoffen und die Verteilung
                              									der Fertigprodukte möglichst klein ist. Letzteres darf man auch nicht außer Acht
                              									lassen, daß unser Durchfuhrhandel, also der Frachtgüterverkehr noch lange nicht die
                              									Vorkriegshöhe wieder erreicht hat. – Im Jahre 1922 ist der Transport von
                              									Steinkohlen, welcher die Grundlage des Verkehrs auf den deutschen
                              									Binnenwasserstraßen bildet, gegenüber dem Jahre 1913 immer noch um etwas mehr als ¼
                              									zurückgegangen; – allerdings ist dieser Rückgang um etwas geringer als derjenige des
                              									Gesamtverkehrs in 1922. Die Beförderung von Braunkohlen und Torf, die vielfach als
                              									Ersatz für die fehlenden Steinkohlen dienen mußten, hatte sich sogar erhöht. Damit
                              									ist der Anteil der Brennstoffbeförderung an den Gesamttransportmengen des Jahres
                              									1922 von 32 % in 1913 auf 44 % gestiegen. Die Beförderung an Baumaterialien ist 1922
                              									auf die Hälfte gegenüber 1913 gesunken. Der Transport von Erzen aller Art hat sich
                              									in 1922 gegen das Vorjahr 1921 im Zusammenhang mit der Steigerung der Eisen- und
                              									Stahlerzeugung, die hauptsächlich auf erhöhter Erzverarbeitung beruhte, fast
                              									verdoppelt und damit seinen Vorkriegsanteil an der Gesamtbeförderung von Gütern auf
                              									unsern heimischen Wasserstraßen schon um etwas überschritten. Dagegen erreichten die
                              									Roheisentransporte in 1922 nur erst ⅓ der Vorkriegsbeförderung, obgleich sie sich
                              									gegenüber dem Vorjahr 1921 gleichfalls verdoppelt hatten. Der Holztransport betrug,
                              									hauptsächlich wegen der Abtretungen im Weichsel- und Memelgebiet und der
                              									Schwierigkeiten im Holzhandel selbst, besonders mit Litauen und Polen, weniger als ⅓
                              									des Vorkriegsstandes. Bei allen Landwirtschaftsprodukten ist der Anteil an der
                              									Gesamtbeförderung in 1922 gegen 1913 zurückgegangen; am stärksten bei den
                              									Müllereierzeugnissen, von denen nur ⅕ der Vorkriegsmengen befördert wurde, und bei
                              									Zucker. Gegen das Vorjahr jedoch hat sich nur die Verschiffung von Getreide
                              									verringert. Die Salzbeförderung auf dem Wasserwege war, im Einklänge mit der
                              									Ausfuhrsteigerung an Salzen überhaupt, doppelt so groß wie 1913. Bei den meisten
                              									anderen Gütern beliefen sich die für 1922 ermittelten Transportmengen auf höchstens
                              									die Hälfte des Vorkriegsumfanges. – Die folgende Znsammenstellung bietet einen
                              									Ueberblick über den
                           Gesamtverkehr (Ein- und Ausladungen)
                              									auf den deutschen Binnenwasserstrassen und Anteil der
                                 										Stromgebiete am Verkehr in den Jahren 1913,1920,1921 und 1922.
                           
                              
                                 
                                 1913
                                 1920
                                 1921
                                 1922
                                 
                              
                                 Stromgebiet
                                 Gesamtverkehr
                                 Gesamtverkehr
                                 Gesamtverkehr
                                 Davon Aus-landsverkehrin 1000
                                    											t
                                 
                              
                                 in 1000 t
                                 in % desVerkehrs allerWasserstr.
                                 in 1000 t
                                 in 1000 t
                                 in 1000 t
                                 in % desVerkehrs allerWasserstr.
                                 
                              
                                 Östliche WasserstrassenOder-GebietMärkische
                                    											WasserstrassenElbe-GebietEms-Weser-GebietRhein-GebietDonau-Gebiet
                                     5047   14866   15722   25506  
                                    											10650   83914      559
                                     3,2    9,5  10,1  16,3    6,8  53,7    0,4
                                     706  6091  5885  81571232238292  
                                    											340
                                    801 3091 5369
                                    											72681267535788   435
                                   1100  5559  8202103071508353221  
                                    											626
                                     1,2    5,9    8,7  10,9  16,–  56,6    0,7
                                     249        1      30    654    976
                                    											19802    431
                                 
                              
                                 Gesamtgüterverkehr in 1000 t
                                 156264
                                 100,–
                                 71793
                                 65427
                                 94098
                                 100,–
                                 22143
                                 
                              
                           *) Ehemaliges Gebiet.
                           Nach „Wirtschaft und Statistik„ 2. Jahrgang 1922 Seite 446 und 4. Jahrgang 1924 Seite
                              									8 und 9.
                           Si.
                           
                           Die Landesstromversorgung in Sachsen. Nachdem bereits
                              									im Jahre 1916 die gesetzlichen Grundlagen für die allgemeine Versorgung des Landes
                              									mit elektrischem Strom geschaffen worden sind, hat der sächsische Staat diese Pläne
                              									in kürzester Zeit verwirklicht, wobei die bereits bestehenden privaten Kraftwerke in
                              									Ost- und Westsachsen, in Pirna usw. den Bestrebungen einer einheitlichen
                              									Kraftversorgung nutzbar gemacht wurden. Als Grundlage dienen dabei die bedeutenden
                              									Braunkohlenvorkommen des Landes, die auf 4 Milliarden t geschätzt werden. Die
                              									unmittelbar an den Gruben errichteten Großkraftwerke bilden die Ausgangspunkte eines
                              									weitverzweigten Netzes von Starkstromleitungen.
                           Die größte Zentrale Sachsens ist das Kraftwerk Hirschfelde bei Zittau, dessen
                              									Maschinenleistung gegenwärtig 85000 kW beträgt. Es liegt im Braunkohlenbecken der
                              									südlichen Oberlausitz und nimmt 55 v. H. der Förderung auf, während nur 17 v. H. als
                              									Rohkohle verkauft und die restlichen 28 v. H. zur Briketterzeugung verwertet werden.
                              									Die Kohle wird im Tagebau gewonnen und es werden täglich 10000 t mit elektrischen
                              									Zügen bis zu den Bunkern des Kraftwerkes befördert. Ein zweites Großkraftwerk ist in
                              									Bohlen im Leipziger Braunkohlenbecken geplant, das erst seit dem Jahre 1921 abgebaut
                              									wird. Dieses Kraftwerk soll bis auf 100000 kW ausgebaut werden und mit einer
                              									Wasserkraftanlage zusammenarbeiten. Neuerdings ist die Zusammenfassung aller noch
                              									verfügbaren, ausbauwürdigen Wasserkräfte des Landes (rd. 150000 PS) geplant.
                              									Außerdem hat der sächsische Staat noch Stromlieferverträge für 30000 bis 40000 kW
                              									Gesamtleistung mit den in Preußen gelegenen Kraftwerken Lauta, Zschornewitz und
                              									Bitterfeld abgeschlossen.
                           Der Strom wird von den Kraftwerken mit einer Spannung von 100000 Volt abgegeben, das
                              									staatliche Leitungsnetz, das gegenwärtig bereits eine Länge von 350 km hat, wird
                              									nach Vollendung der im Bau befindlichen und geplanten Leitungen 530 km umfassen. Zur
                              									weiteren Verteilung des Stromes an die Städte und Gemeinden sind zahlreiche
                              									Umspannwerke und Schaltstellen vorhanden. Die Ausdehnung des Hochspannungsnetzes ist
                              									auch über die Grenzen des sächsischen Landes hinaus nach Thüringen und Bayern
                              									geplant. (Zeitschr. V. Dt. Ing. 1924, S. 264.).
                           Sander.
                           Die Wiener städtischen Elektrizitätswerke. In den Jahren
                              									1901 und 1902 wurden von der Gemeinde Wien zwei Elektrizitätswerke von zusammen
                              									24000 PS in Betrieb genommen, die der Stromversorgung für den Straßenbahnbetrieb und
                              									für Beleuchtung und Kraftzwecke dienten. Die Verhältnisse der Nachkriegszeit zwangen
                              									dazu, diese Werke vom Bezug ausländischer Steinkohle möglichst unabhängig zu machen.
                              									Zu diesem Zweck wurden die Dampfkessel zum Teil für die Verfeuerung von
                              									Rohbraunkohle sowie für Oelfeuerung umgebaut. Gegenwärtig sind in den zwei im
                              									Stadtgebiete gelegenen Zentralen 85 Kessel mit 31000 qm Heizfläche, 13
                              									Kolbendampfmaschinen und 15 Dampfturbinen von zusammen 165000 PS vorhanden; neben
                              									den zwei Kraftwerken bestehen noch 11 Unterstationen, die den Verbrauchern
                              									Gleichstrom, Drehstrom und Wechselstrom liefern.
                           Bereits im Jahre 1912 hatte die Gemeinde Wien durch Kauf die
                              									Braunkohlen-Bergbaugewerkschaft Zillingdorf erworben, die im südlichen Teil des
                              									Wiener Beckens und in den damals noch zu Ungarn gehörigen, jetzt im Burgenland
                              									liegenden Gemeinden Zillingtal und Neufeld Braunkohlengruben besitzt. Diese Gruben
                              									wurden während des Krieges und besonders nachher infolge der wachsenden Kohlennot
                              									durch Anlage neuer Tagebaue sowie einer Schachtanlage stark erweitert, ferner
                              									wurde eine Brikettfabrik und eine 31 km lange Bergwerkbahn gebaut. Zur
                              									wirtschaftlichen Verwertung der Zillingdorfer Braunkohle wurde bereits im Jahre 1913
                              									in Ebenfurth mit dem Bau eines Ueberlandkraftwerkes begonnen, das im ersten Ausbau
                              									mit zwei Dampfturbinen von je 8000 PS ausgerüstet wurde. Die 38 km lange Fernleitung
                              									nach Wien konnte infolge des Kupfermangels erst 1916 in Betrieb genommen werden. Mit
                              									der fortschreitenden Erhöhung der Braunkohlenförderung wurde auch das Kraftwerk im
                              									Jahre 1918 weiter ausgebaut; es besitzt derzeit 12 Kessel mit zusammen 6000 qm
                              									Heizfläche und vier Dampfturbinen von zusammen 40000 PS. Ebenso wurde die Spannung
                              									der Fernleitung von 35000 auf 70000 Volt erhöht. Die Entwicklung der Stromerzeugung
                              									im Kraftwerk Ebenfurth zeigen folgende Zahlen: 1915: 3 Mill. kWh, 1917: 33 Mill.
                              									kWh, 1919: 48,6 Mill. kWh, 1922: 85 Mill. kWh.
                           An die Fernleitung ist auch eine Reihe kleiner privater Wasserkraftanlagen
                              									angeschlossen, die ihre überschüssige Energie (rd. 4,8 Mill. kWh) an das
                              									Ueberlandnetz abgeben. Ferner werden im Wiener Stadtgebiete selbst rd. 7,6 Mill. kWh
                              									aus sechs Wasserkraftwerken mit zusammen 4000 PS Leistung gewonnen, die in die
                              									großen Hauptrohrstränge der zweiten Hochquellenleitung eingeschaltet sind und den in
                              									diesen Leitungen vorhandenen überschüssigen Wasserdruck zur Krafterzeugung
                              									ausnutzen. Schließlich hat die Gemeinde Wien im Jahre 1921 eine Wasserkraft-A.-G.
                              									gegründet, deren Zweck die Nutzbarmachung der Wasserkräfte des Ybbstales
                              									(Niederösterreich), der Hochquellenleitungstrecke Lunz–Kienberg–Gaming, später auch
                              									noch der Donau ist. Die Fertigstellung der Bauten an der Hauptstufe des Ybbstales
                              									ist noch in diesem Sommer zu erwarten. Diese Anlage wird 12000 PS liefern, wodurch
                              									die Elektrizitätswerke dann in der Lage sein werden, 50 Mill. kWh aus diesen
                              									inländischen Wasserkraftwerken zu beziehen. Der Ausbau der anderen Wasserkräfte ist
                              									in Vorbereitung und es schweben auch Verhandlungen wegen des Bezugs von elektrischer
                              									Energie aus dem Wasserkraftwerk Partenstein in Oberösterreich.
                           Im Jahre 1922 erzeugten die Wiener Elektrizitätswerke 309,5 Mill. kWh, hiervon
                              									entfielen 212 Mill. kWh auf die beiden städtischen Zentralen, 85 Mill, kWh auf das
                              									Ueberlandwerk Ebenfurth und 12,5 Mill. kWh auf die Wasserkraftwerke. Die Werke sind
                              									heute bereits mit mehr als einem Drittel ihrer gesamten Erzeugung vom Bezug
                              									ausländischer Kohle unabhängig und werden es in 1 ½ Jahren mit mehr als 60 v. H.
                              									sein. Außer den Braunkohlen von Zillingdorf und Neufeld, wo 1922 bereits 429000 t
                              									gewonnen wurden, verwenden die Elektrizitätswerke auch Steinkohlen aus den Ybbstaler
                              									Steinkohlenwerken, zu deren Ausbeutung eine Gesellschaft gegründet wurde, deren
                              									Aktien zu drei Vierteln der Gemeinde Wien gehören. Diese Steinkohlenwerke liegen in
                              									der nächsten Nähe der Wasserkraftwerke, weshalb beabsichtigt ist, später auf der
                              									Grube ein Dampfkraftwerk zu errichten und die darin erzeugte elektrische Energie zum
                              									Ausgleich der Wasserkraft und gemeinsam mit ihr auf derselben Fernleitung nach Wien
                              									zu leiten. (Wasser und Gas 1924, S. 451–454.)
                           Sander.
                           Motorschiff „Challenger“ wurde als erstes
                              									amerikanisches Frachtschiff mit Sun – Doxford – Oelmaschinen ausgerüstet. Es war
                              									vorgesehen, das im Jahre 1919 gebaute Schiff mit 11800 t Wasserverdrängung von der
                              									Bethlehem-Schiffswerft mit einer fünfstufigen Curtisturbine von 2400 PS. bei 3500
                              									Umdrehungen in der Minute als Antriebsmaschine auszurüsten, die durch
                              									Zahnradvorgelege die Schraubenwelle mit 90 Umdrehungen antreiben sollte. Die bisher
                              									gemachten guten Erfahrungen mit Oelmaschinenantrieb, verbunden mit elektrischer
                              									Kraftübertragung für die Hilfsmaschinen, gaben Veranlassung an Stelle einer
                              									Dampfturbine eine Sun-Doxford-Zweitakt-Oelmaschine mit gegenläufigen Kolben und
                              									einer indizierten Leitung von 3200 PS bei 77–90 Umdrehungen zu verwenden. Die vier
                              									Zylinder haben 578 mm Bohrung und 2mal 1155 mm Hub. Der Brennstoff wird ohne
                              									Einblaseluft eingeführt. Für das Anfahren und für das Manöverieren der Maschine ist
                              									eine Zylinderheizung mit Dampf vorgesehen, der in einem mit Oel gefeuerten Kessel
                              									erzeugt wird. Dadurch wird erreicht, daß die Maschine in zuverlässiger und
                              									gleichmäßiger Weise noch bei 21 Umdrehungen in der Minute arbeitet.
                           Zum Antrieb der Hilfsmaschinen sind drei 100 PSe-Worthington-Schweröl-Motoren,
                              									ventillose Zweitaktmaschinen mit Vorkammerzündung für je 65 kW bei 220 Volt
                              									vorhanden. Die Maschinen haben ebenfalls Kreuzkopfführung, um das Schmieröl der
                              									Zylinder von den der Getriebeteile ganz zu trennen.
                           Die elektrisch angetriebenen Hilfsmaschinen sind von der American Engineeering Co. in
                              									Philadelphia geliefert, die über langjährige Erfahrungen in der Ausrüstung von
                              									Motorschiffen verfügt. (Schiffbau 1924, S. 373.)
                           W.
                           Oelfeuerung für Zentralheizungskessel. Ueber günstige
                              									Erfahrungen mit Teerölfeuerung bei einer Zentralheizung berichtet Th. Zanders. Die Ergebnisse der von ihm angestellten
                              									Heizversuche sind geeignet, den Koks als Heizstoff für Zentralheizkessel in vielen
                              									Fällen zu ersetzen. Der hohe Heizwert von Steinkohlen- und Braunkohlenteeröl sowie
                              									die Möglichkeit, fast mit der theoretischen Luftmenge auszukommen, gestatten, sehr
                              									hohe Verbrennungstemperaturen zu erreichen. Die Versuche wurden an einem
                              									Strebelkessel, Eca II, ausgeführt, wobei an die Stelle der Feuertüre ein
                              									Vorflammkessel gesetzt wurde, der jederzeit wieder entfernt werden kann. Durch
                              									Auslegen des eigentlichen Kesselflammraumes mit normalen Schamottesteinen wurde
                              									erreicht, daß die einzelnen Kesselglieder nicht höher beansprucht wurden als bei
                              									normaler Koksfeuerung. Zur Zerstäubung des Heizöles wurde Wind von 280 mm WS -
                              									Pressung verwendet. Der Oelverbrauch je qm Heizfläche betrug höchstens 2,4 kg/st,
                              									doch wurde diese Menge nur bei äußerster Beanspruchung des Kessels benötigt. Wenn in
                              									den zu beheizenden Räumen die gewünschte Temperatur einmal erreicht ist, kann der
                              									Oelverbrauch stark verringert, von Zeit zu Zeit sogar ganz unterbunden werden,
                              									wodurch große Betriebersparnisse zu erzielen sind. Ein weiterer Vorzug ist der
                              									einfache und saubere Betrieb durch den Fortfall der Schlacke und ihrer Abfuhr. Der
                              									Oelbrenner muß so beschaffen sein, daß er das Heizöl restlos zerstäubt und daß er
                              									sehr fein zu regulieren ist. Besonders vorteilhaft ist die Anlage einer Oelfeuerung
                              									dort, wo der Wärmebedarf sich nur auf wenige Stunden im Tage erstreckt, zumal die
                              									Anheizdauer außerordentlich kurz ist. Bei richtiger Einstellung des Brenners läßt
                              									sich leicht ein sauberer, rußfreier Betrieb erzielen, der fast keine Bedienung
                              									erfordert. (Anzeiger f. Berg-, Hütten- und Maschinenwesen 1924, Nr. 32.)
                           Sander.
                           Abscheidung von Teernebel auf elektrischem Wege. Durch
                              									elektrostatische Anziehung können Stäubchen und Tröpfchen bekanntlich aus der Luft
                              									niedergeschlagen werden. Hierauf beruht auch das Cottrell-Verfahren, das im
                              									großen Maßstabe angewendet wird, um Flugstaub von Schwefelsäurefabriken und Hochöfen
                              									niederzuschlagen. Man hat dieses Verfahren auch bereits zum Verdichten nitroser Gase
                              									verwendet, indem man Dampf in die Gase einströmen ließ und auf diese Weise 40 v. H.
                              									Salpetersäure erhielt. Besonders eignet sich das elektrische Verfahren zum
                              									Teerabscheiden in Kokereien, die das Ammoniak unmittelbar aus den heißen Gasen
                              									gewinnen, an Stelle der mechanischen Teerstrahlreiniger, die viel Kraft verbrauchen.
                              									Amerikanische Teerabscheider, die mit Glaswolle gefüllt sind, haben eine
                              									überraschende Wirkung. Es ist anzunehmen, daß dies durch elektrostatische Anziehung
                              									hervorgerufen wird, indem sich die Tröpfchen durch Reibung an der Glaswolle
                              									elektrisch laden. Auf den Hütten der Anaconda-Gesellschaft (V. St. A.) werden die
                              									Gase beim Rösten des Kupferkieses zunächst in einem Cottrell-Scheider von Staub
                              									befreit und dann durch Zutritt kalter Luft stark abgekühlt. Dabei scheidet sich das
                              									in den Gasen enthaltene Arsenik als feiner Nebel aus, der in einem zweiten
                              									Cottrell-Apparat niedergeschlagen wird. Die elektrische Gasreinigung beansprucht
                              									eine sachgemäße Ueberwachung, die Gasgeschwindigkeit spielt hier eine große Rolle.
                              									(Glückauf, Bd. 58, S. 144.)
                           W.
                           
                              Die Gold- u. Silberproduktion der Welt im Jahre 1923.
                              
                           
                              
                                 Gold Produktion in
                                    											Millionen Pfd. zu 84 sh 11 ¾ d pro Unze fein.
                                 
                              
                                 Jahr
                                 Transvaal
                                 Übr. Gr.-Britanien
                                 Gr.-Bri-tan. insges.
                                 ÜbrigeLänder
                                 Welt-Produkt.
                                 
                              
                                 1913
                                 37,4
                                 21,4
                                 58,8
                                 35,9
                                 94,7
                                 
                              
                                 1918
                                 35,8
                                 15,2
                                 51,0
                                 28,0
                                 79,0
                                 
                              
                                 1919
                                 35,4
                                 14,7
                                 50,1
                                 24,9
                                 75,0
                                 
                              
                                 1920
                                 34,7
                                 13,4
                                 48,1
                                 21,9
                                 69,3
                                 
                              
                                 1921
                                 34,5
                                 13,5
                                 48,0
                                 20,0
                                 68,0
                                 
                              
                                 1922
                                 29,8
                                 14,4
                                 44,2
                                 19,8
                                 64,0
                                 
                              
                                 1923
                                 38,8
                                 13,7
                                 52,5
                                 20,0
                                 72,5
                                 
                              
                           
                              
                                 Silberproduktion
                                    											in Mill.Unzen fein (1911 war Rekordjahr f. Silber).
                                 
                              
                                 Jahr
                                 Mexiko
                                 U. S. A.
                                 Kanada
                                 Weltprodukt.
                                 
                              
                                 1911
                                 79
                                 60
                                 33
                                 226
                                 
                              
                                 1918
                                 62
                                 68
                                 21
                                 198
                                 
                              
                                 1919
                                 66
                                 57
                                 16
                                 176
                                 
                              
                                 1920
                                 67
                                 55
                                 13
                                 173
                                 
                              
                                 1921
                                 65
                                 53
                                 13
                                 175
                                 
                              
                                 1922
                                 77
                                 56
                                 19
                                 191
                                 
                              
                                 1923
                                 90
                                 65
                                 17
                                 212
                                 
                              
                           Nach dem Berichte von Samuel Montagu & Co, London
                              									(Schweizerischer Bankverein, Monatsbericht 1924 Nr. 1 Seite 22).
                           Si.
                           Die Kohlenförderung Oesterreichs. Die Kohlenförderung
                              									weist nach der amtlichen Statistik im Jahre 1923 sowohl für Braunkohle als auch für
                              									Steinkohle einen Rückgang gegenüber dem Vorjahre auf. Es wurden gefördert:
                           
                              
                                 
                                 1923
                                 1922
                                 1921
                                 
                              
                                 Steinkohlen
                                   158183 t
                                   165727 t
                                   137633 t
                                 
                              
                                 Braunkohlen
                                 2658907 t
                                 3135902 t
                                 2478862 t
                                 
                              
                           Auf die einzelnen Reviere verteilt sich diese Förderung wie folgt:
                           1. Steinkohlen:
                           
                              
                                 
                                 1923
                                 1922
                                 1921
                                 
                              
                                 Niederösterreich
                                 153152 t
                                 162525 t
                                 135875 t
                                 
                              
                                 Oberösterreich
                                     5011 t
                                     2795 t
                                     1758 t
                                 
                              
                                 Steiermark
                                         20 t
                                       407 t
                                 –
                                 
                              
                           Von der Steinkohlenförderung entfallen somit rund 97 v. H. auf Niederösterreich, wo
                              									im Jahre 1922 allein 15 Betriebe vorhanden waren, während die beiden anderen Gebiete nur je 2
                              									Betriebe aufweisen.
                           2. Braunkohlen:
                           
                              
                                 
                                 1923
                                 1922
                                 1921
                                 
                              
                                 Niederösterreich
                                   176068 t
                                   170132 t
                                   158026 t
                                 
                              
                                 Oberösterreich
                                   350288 t
                                   481190 t
                                   467032 t
                                 
                              
                                 Steiermark
                                 1575025 t
                                 1932062 t
                                 1722928 t
                                 
                              
                                 Kärnten
                                     85037 t
                                   100593 t
                                     88266 t
                                 
                              
                                 Tirol
                                     36912 t
                                     44471 t
                                     42610 t
                                 
                              
                                 Burgenland
                                   435577 t
                                   407454 t
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 2658907 t
                                 3135902 t
                                 2478862 t
                                 
                              
                           Steiermark, das im Jahre 1922 von den insgesamt vorhandenen 76 Braunkohlengruben
                              									allein 48 Betriebe zählte, liefert somit fast 60 v. H. der Gesamtförderung, an
                              									zweiter Stelle steht das Burgenland, das erst im Jahre 1922 von Ungarn an
                              									Oesterreich kam, weshalb die Förderung dieses Gebietes im Jahre 1921 in obiger
                              									Zahlentafel nicht mitangeführt ist.
                           Sander.
                           Urheber- und Musterrechte während der Messen. Schutz gegen
                                 										Verletzungen. Kunstgewerbliche Muster können in zweierlei Form Rechtsschutz
                              									genießen:
                           1. Das Reichsgesetz vom 11. Januar 1876 betreffend das Urheberrecht an Mustern und
                              									Modellen schützt gewerbliche Muster und Modelle. Dieser Geschmacksmusterschutz hat
                              									nach der Rechtsprechung zur Voraussetzung, daß es sich um neue und eigentümliche
                              									Erzeugnisse handelt. Erfordert wird eine Formbildung, die den Formensinn des
                              									Anschauenden in einer eigentümlichen, von der Wirkung früher bekannter Verbindungen
                              									von Formelementen verschiedener Weise berührt und sich dadurch als das Ergebnis
                              									einer originalen formenschöpferischen Kraft darstellt.
                           Daß das Muster einen künstlerischen Wert besitze, ist gesetzlich nicht erforderlich.
                              									Der Geschmacksmusterschutz wird aber nur gewährt, wenn das Muster zur Eintragung ins
                              									Musterregister angemeldet ist.
                           2 Das Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der
                              									Photographie vom 9. Januar 1907 gewährt Schutz den Urhebern von Werken der bildenden
                              									Kunst und rechnet zu diesen Werken nach § 2 ausdrücklich die Erzeugnisse des
                              									Kunstgewerbes.
                           Als Werke der bildenden Künste sind solche Werke anzusehen, die nach ihrem
                              									Hauptzwecke der ästhetischen Darstellung dienen. Dieser Zweck muß aus der
                              									Darstellung erkennbar sein und verliert seine Eigenschaft nicht durch die Benutzung
                              									des Werkes.
                           Der Urheberschutz nach diesem Gesetz wird schlechthin bis zu 30 Jahren nach dem Tode
                              									des Urhebers gewährt und ist an irgendeine Anmeldung nicht gebunden.
                           Die Durchführung des Schutzes begegnet jedoch häufig erheblichen Schwierigkeiten, die
                              									in der Art unseres Prozeßverfahrens liegen. Im ordentlichen Prozeß wird der an sich
                              									schon langsame Gang des Verfahrens durch die Einholung von
                              									Sachverständigen-Gutachten belastet, gegebenenfalls durch Gutachten der vorgesehenen
                              									Sachverständigenkammer. Auch das summarische Prozeßverfahren (einstweilige
                              									Verfügung) muß darunter leiden, daß die Sachverständigen-Gutachten erst im Laufe des
                              									Verfahrens beigezogen werden. Ein derartiger Prozeß über Musterverletzungen nimmt
                              									erfahrungsgemäß erhebliche Zeit, mitunter ein oder mehrere Jahre in Anspruch.
                           Eine Besserung kann nur dadurch erzielt werden, daß sofort
                              									nach der Entdeckung einer Musterverletzung an Ort und Stelle eingegriffen wird. Wird
                              									eine solche Musterverletzung z.B. während der Leipziger Mustermessen beobachtet, so
                              									muß bei dem Leipziger Gericht als dem „forum delicti commissi“ sofort ein
                              									Antrag auf einstweilige Verfügung – gegebenenfalls auch auf Strafverfolgung –
                              									gestellt werden und die Tatsache der Verletzung des Urheberrechts durch
                              									Ueberreichung eines ad hoc beizuziehenden Gutachtens von Sachverständigen glaubhaft
                              									gemacht werden.
                           Um den Meßfremden diese Glaubhaftmachung zu erleichtern, hat das Leipziger Meßamt einen Gutachterausschuß ins Leben
                              									gerufen, der sich aus namhaften Künstlern, Kunstgewerben und erfahrenen Fachleuten
                              									aus dem ganzen Deutschen Reiche zusammensetzt und während der Dauer der Leipziger
                              									Mustermessen stets zu Begutachtungen bereit ist. Glaubt ein Aussteller, daß sein
                              									geistiges Eigentum verletzt worden sei, so kann er sofort dem Meßamt für die
                              									Mustermessen Mitteilung machen, und – falls es sich um künstlerische und
                              									geschmackliche Verletzung handelt – sofort ein maßgebendes Gutachten erhalten.
                           Gerade bei dem Zusammenströmen Tausender deutscher Fabrikanten ist für den Künstler
                              									die Möglichkeit gegeben, in den Musterlagern festzustellen, ob sein geistiges
                              									Eigentum nicht unberechtigterweise anderweitig verarbeitet worden ist.
                           Die vornehmste Aufgabe eines Kulturstaates ist es, das geistige Eigentum zu schützen
                              									und dadurch den Künstler zu weiterer Tätigkeit anzuspornen. Der beim Meßamt
                              									eingerichtete Gutachterausschuß soll dazu beitragen, dem Künstler diesen Schutz
                              									sicherzustellen.