| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 144 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Gold aus Quecksilber. Eine aufsehenerregende Kunde
                              									durcheilt vom Photochemischen Institut der Technischen Hochschule in Charlottenburg
                              									aus die Welt. Wie der Leiter des Instituts, Professor Dr. Miethe mitteilt, ist es
                              									ihm und seinem Assistenten Dr. Stammreich gelungen, im Niederschlag auf den
                              									Innenwandungen einer Quecksilberlampe Gold nachzuweisen. Eine wiederholte und
                              									sorgfältige Prüfung ergab mit Bestimmtheit, daß das Gold nicht etwa im
                              									Ausgangsquecksilber vorhanden war und auch nicht durch die Zuführungen in die Lampe
                              									gelangt sein konnte. Hieraus zog Professor Dr. Miethe den Schluß, daß sich das Gold
                              									durch Atomzerfall des Quecksilbers gebildet haben müsse, und diese Ueberzeugung
                              									befestigte sich ihm während der drei Monate, in denen die Versuche vielfach
                              									wiederholt wurden.
                           Noch vor wenigen Jahren wäre die Behauptung, ein Element sei in ein anderes
                              									verwandelt worden, ohne weiteres in das Reich der Fabel verwiesen worden; aber
                              									gegenwärtig ist uns die Umwandlung eines chemischen Grundstoffs in einen andern an
                              									sich wohl vertraut. Wir kennen einige dreißig solcher Vorgänge, die auch unter dem
                              									Namen der radioaktiven Erscheinungen allgemein bekanntgeworden sind. Falls auch das
                              									Quecksilber, was bisher nicht angenommen wurde, zu den radioaktiven Stoffen gehört,
                              									ist in der Tat die Entstehung des Goldes zu erwarten, da dessen 197 betragendes
                              									Atomgewicht dem des Quecksilbers mit 201 unmittelbar benachbart ist.
                           Trotzdem wird die Nachricht überall das größte Staunen hervorrufen, und, falls
                              									sie sich endgültig bewahrheitet, woran wohl nicht zu zweifeln ist, von allergrößtem
                              									Einfluß auf unsere Vorstellungen vom Bau des Atoms und der darin herrschenden Kräfte
                              									sein. Bisher kannte man nämlich nur freiwilligen Atomzerfall, der sich durch
                              									keinerlei physikalische oder chemische Mittel beeinflussen ließ. Die völlig
                              									unveränderliche Geschwindigkeit, mit der sich diese Vorgänge abspielten, war in
                              									vielen Fällen sogar das wichtigste Erkennungsmittel, mit dem man einen solchen
                              									radioaktiven Stoff vom andern unterschied. Daß sich nun ein sonst überhaupt nicht
                              									eintretender Zerfall durch ein verhältnismäßig einfaches und harmloses Mittel, wie
                              									es doch die von Miethe verwendeten 170 Volt elektrische Spannung sind, herbeiführen
                              									läßt, ist im höchsten Grade verblüffend.
                           Endgültige Aufklärung über diese Vorgänge kann natürlich nur die weitere Untersuchung
                              									bringen. Durch Bekanntgabe der Ergebnisse seiner Beobachtungen und der Schlüsse, die
                              									er daraus zieht, lädt Professor Miethe die gesamte Fachwelt zur Mitarbeit ein, die
                              									den zahlreichen über diese Frage zu erwartenden Arbeiten mit großer Spannung
                              									entgegensieht. Die wissenschaftlichen Fragen, die dabei zu klären sind, sind von der
                              									allerhöchsten Wichtigkeit für unsere Kenntnis vom Bau der Atome. Die wirtschaftliche
                              									Bedeutung freilich, an die mancher bei der Herstellung von künstlichem Gold
                              									vielleicht zunächst denkt, ist nicht groß.
                           
                           Der Wert des von Professor Miethe hergestellten Goldes dürfte ungefähr ein
                              									dreißigstel Pfennig betragen. Aber abgesehen von der noch zu klärenden Bedeutung
                              									seiner Arbeit für die Atomtheorie hat er die Wissenschaft um einen schönen Versuch
                              									bereichert. Das Gold, das sich nach Auflösung des Quecksilbers in Würfel- oder
                              									Oktaederform auskristallisieren läßt, bietet, freilich nur unter dem Mikroskop,
                              									einen schönen Anblick.
                           Prof. Dr. Kirchberger.
                           Das Elektronmetall. Das Magnesium hat bis vor wenigen
                              									Jahren wenig Beachtung gefunden, obwohl es leichter als Aluminium ist. Weil es mit
                              									sehr hellem Licht verbrennt, hat es bis jetzt für Blitzlicht in der Photographie,
                              									für Leuchtkugeln und Fackeln Verwendung gefunden und auch als Desoxydationsmittel in
                              									der Gelbgießerei. Neuerdings findet dieses Metall in Legierungen auch im
                              									Leichtmotorenbau und in der Feinmechanik Verwendung.
                           Die Rohstoffe, aus denen das Magnesiummetall durch Elektrolyse abgeschieden wird, vor
                              									allem Karnallit (Magnesiumkaliumchlorid) finden sich in Deutschland in großen
                              									Mengen, während dagegen Bauxit, aus dem Aluminium gewonnen wird, eingeführt werden
                              									muß. Eine bewährte Legierung des Magnesiums ist die von Mach angegebene
                              									Magnaliumlegierung, die Aluminium und Magnesium enthält. Bis zu 10 v. H. Magnesium
                              									ist die Legierung sehr dehnbar, mit 10 bis 30 v. H. läßt sie sich zwar gut gießen
                              									und auch gut bearbeiten, wird aber um so spröder, je höher der Magnesiumgehalt ist.
                              									Die Widerstandsfähigkeit gegen chemische Einflüsse ist aber gering, sie wird vom
                              									Seewasser stark angegriffen. Dagegen sind Legierungen des Magnesiums, die 80–99,5 v.
                              									H. Mg. und neben Aluminium auch etwas Zink und Kupfer enthalten, gegen
                              									Atmosphärilien widerstandsfähig. Diese Legierung wird von der Chemischen Fabrik
                              									Griesheim-Elektron hergestellt. Das Elektron hat dasselbe Aussehen wie Aluminium. Es
                              									werden hiervon vier verschiedene Legierungen hergestellt, die sich in Hinsicht auf
                              									Zugfertigkeit, Dehnbarkeit, Härte und elektrische Leitfähigkeit unterscheiden. Das
                              									spez. Gewicht liegt dabei zwischen 1,73 und 1,84, während reines Magnesium das spez.
                              									Gewicht 1,7 und Aluminium 2,7 hat. Das Elektronmetall schmilzt zwischen 630 und 650
                              									Grad (Magnesium bei 633, Aluminium bei 657 Grad). Zum Einschmelzen der Legierung
                              									benutzt man Kessel aus Schmiedeisen oder Stahlguß, aber keine Graphittiegel, weil
                              									das Elektronmetall von der Kieselsäure, die im Graphittiegel enthalten ist,
                              									angegriffen wird. Diese Schmelztiegel bestehen aus einem Gemisch von feuerfestem Ton
                              									und Graphit. Das Elektron zersetzt in kurzer Zeit den Graphittiegel unter Bildung
                              									von Siliziumverbindungen.
                           Von Laugen wird Elektron im Gegensatz zum Aluminium nicht angegriffen, dagegen von
                              									Säuren, auch von der Essigsäure stark aufgelöst, nur gegen konzentrierte Flußsäure
                              									ist es beständig. Während Wasser es mit der Zeit angreift, widersteht es den
                              									Einflüssen der Luft, da es sich sehr bald mit einer Oxydschicht überzieht, die das
                              									metallische Elektron schützt. Das Elektron läßt sich durch Gießen, Warmpressen,
                              									Walzen und Ziehen bearbeiten. Zwischen 220 und 250 Grad ist es auch schmiedebar. Das
                              									Elektron verschmiert nicht im Gegensatz zum Aluminium die Werkzeuge. Es kann auch im
                              									Knallgasgebläse mit Hilfe eines geeigneten Schweißpulvers geschweißt werden, aber
                              									nur bei großem Wasserstoffüberschuß und schwieriger ah Aluminium. Noch schwieriger
                              									ist das Löten von Elektron. Abfallspäne entzünden sich an der Luft, wenn sie
                              									über 400 Grad erhitzt werden. Deshalb ist bei der Bearbeitung ein zu starkes
                              									Erhitzen zu vermeiden. In Brand geratene Elektronspäne können nicht mit Wasser
                              									gelöscht werden, weil Magnesium Wasser unter Knallgasbildung zersetzt und
                              									Stichflammen bildet. Das Ablöschen geschieht am zweckmäßigsten mit Sand. Zu gießen
                              									ist das Elektron in gut getrockneten Sandformen, Kokillenguß kann nur bei ganz
                              									einfachen Formen und großen Wandstärken angewendet werden. Die elektrische
                              									Leitfähigkeit beträgt je nach Zusammensetzung 12–22 (für Kupfer 56, Aluminium 33).
                              									Der Temperaturausdehnungskoeffizient ist 0,0038. Auf gleiche Gewichtsmengen bezogen,
                              									leitet das Elektronmetall doppelt so gut wie Kupfer. Aus Elektron werden Gehäuse für
                              									Kleinmotoren, Apparategrundplatten für die Elektrotechnik usw. hergestellt. Gegen
                              									Feuchtigkeit wird die Legierung am besten durch Lacküberzug geschützt.
                           W.
                           Unlösliche Anoden für die Kupfergewinnung. Da die
                              									Gewinnung von reinem Kupfer aus seinen Erzen umständlich ist, hat man bereits
                              									versucht, das Kupfer billig und auf kürzestem Wege aus seinen Erzen durch
                              									Elektrolyse zu gewinnen. Bis jetzt ist dies nur bei der Verarbeitung von Brochantit,
                              									einem Kupfersulfat, mit wirtschaftlichem Erfolge gelungen. Im nördlichen Chile
                              									bauten zu diesem Zwecke Siemens & Halske 1914 eine große Anlage, die täglich
                              									über 150 t Elektrolytkupfer liefern sollte. Weil aber beim Laugen dieses Erzes
                              									schädliche Verunreinigungen, wie Salz und Salpeter, mitgelöst werden, so war es
                              									schwierig, ein geeignetes Anoden-Material für die Elektrolyse zu finden. Am Anfange
                              									wurde Magnetit, Eisenoxyduloxyd verwendet. Die in Deutschland hergestellten
                              									Magnetitstäbe zeigten Rißbildung und wurden bald zerstört. Deshalb wurde später
                              									Siliziumeisen verwendet, das aber auch zerstört wurde. Am besten hat sich
                              									schließlich eine Legierung von Kupfer mit Silizium (15 ÷ 20 v. H.) Mangan (2 ÷ 15 v.
                              									H.) Blei (½ ÷ 10 v. H.) und etwas Calzium oder Barium bewährt. Der Anodenverlust
                              									beträgt dabei nur 1 v. H. des an der Kathode abgeschiedenen Kupfers und der
                              									Elektrolyt wird durch keine schädlichen Stoffe verunreinigt. Die Badspannung beträgt
                              									bei einer Stromdichte von 150–200 A/m2 2–2,5 V.
                              									Anoden aus Blei, wie sie als unlösliche Anoden bei der Aufarbeitung von alten Bädern
                              									üblich sind, haben gegenüber den genannten Anoden den Nachteil, daß in eisenhaltigen
                              									Bädern die Stromausbeute gering ist. (Elektrotechnische Zeitschrift 1924, S.
                              									503.)
                           W.
                           Die schattenlose Grubenlampe. (Geh. Regierungsrat Max Geitel.) Wenngleich die Einführung der elektrischen
                              									Beleuchtung unter Tage zu den segensreichsten Maßnahmen gehört, die sich im
                              									neuzeitlichen Bergwerksbetriebe vollzogen haben, so ist doch andererseits nicht zu
                              									verkennen, daß die elektrische Grubenlampe gewisse Nachteile hat, die durch ihr
                              									grelles Licht verursacht werden, und deren Beseitigung bisher nur in unvollkommenem
                              									Maße gelungen war. Diese Nachteile bestehen in unangenehmen und störenden Reflexen
                              									und Lichtbrechungen. Dadurch, daß das den unteren und oberen Teil der Grubenlampe
                              									verbindende Gestänge einen Schattenkegel verursacht, der schon auf eine Entfernung
                              									von zwei Metern eine Breite von etwa 45 Zentimetern hat, wird der Bergmann
                              									wiederholt gezwungen, seine Tätigkeit zu unterbrechen, an seine Lampe
                              									heranzukriechen und diese umzudrehen, weil der Schattenkegel das Arbeiten erschwert.
                              									Hierdurch wird nicht nur nutzbare Arbeitszeit verschwendet, sondern auch Gelegenheit zur
                              									Beschädigung der Lampen gegeben.
                           Man hat nun versucht, die grelle Wirkung der elektrischen Grubenlampe dadurch zu
                              									beseitigen, daß man ihre Kuppelgläser, die nach der Vorschrift der Bergbehörden eine
                              									Wandstärke von vier bis sechs Millimeter haben müssen, aus Opalglas herstellte oder
                              									sie nach den üblichen Verfahren ätzte oder mattierte. Der Erfolg blieb jedoch aus,
                              									insbesondere ergab sich ein erheblicher Lichtverlust. Die Einführung von
                              									Sonderglassorten brachte allerdings kleine Vorteile in der Lichtwirkung mit sich,
                              									scheiterte aber an den hohen Kosten. Schließlich vermochte auch eine Aenderung in
                              									der Anordnung der Elektroden keine Abhilfe zu schaffen.
                           Nunmehr hat die Grubenlicht -G. m. b. H. in Dortmund die Aufgabe, ein zerstreutes Licht zu schaffen, dadurch gelöst, daß sie
                              									ein Kuppelglas mit kristallinischem Steinkrustenüberfang, Petersglas genannt, schuf,
                              									das eine dem Tageslicht ähnliche Grubenbeleuchtung ohne merklichen Lichtverlust
                              									erzielt, einen größeren Lichtkreis gibt und eine wesentlich gleichmäßigere
                              									Beleuchtung des unterirdischen Raumes bringt. Infolge der erzielten mittelbaren
                              									Beleuchtung wirft das Gestänge keinerlei Schattenkegel und das Licht tritt in
                              									hinreichender Menge in die Spalten des Gebirges. Eine Blendung des Arbeiters ist
                              									ausgeschlossen, und der geringe Lichtverlust wird durch die bessere Lichtverteilung
                              									aufgewogen. Das weiche Licht übt einen wohltätigen Einfluß auf die Augen aus; die
                              									der Netzhaut nachteiligen ultravioletten Strahlen sind, wie wissenschaftlich
                              									festgestellt worden ist, beseitigt. Das Auge kann, ohne daß ein Zittern eintritt,
                              									voll und offen in das Licht hineinschauen. Das Augenzittern, Nystagmus, wurde bei
                              									den Bergarbeitern bereits im Jahre 1861 festgestellt und bildet den Gegenstand der
                              									Arbeiten einer von der preußischen Regierung eingesetzten Sonderkommission. Nach den
                              									in England, Belgien und Deutschland angestellten Ermittlungen erkrankten im Mittel
                              									etwa zwanzig vom Hundert aller Arbeiter unter Tage an jener Augenkrankheit. Wenn
                              									auch die Zahl der durch Augenzittern dauernd arbeitsunfähig Werdenden auf nur 0,2
                              									vom Hundert sämtlicher Grubenarbeiter geschätzt wird, so ist dennoch der
                              									Förderungsausfall infolge von Feierschichten und der hierdurch verursachte
                              									wirtschaftliche Schaden sehr erheblich, ganz abgesehen von der Schädigung der
                              									betroffenen Bergleute. In England, wo mehr als sechstausend Bergleute infolge von
                              									Nystagmus feiern, schätzte man im Jahre 1922 den verursachten Schaden auf etwa eine
                              									Million Pfund Sterling.
                           Dampfkesselüberwachung. (V. D. I. an den Preußischen
                              									Landtag.) Der preußische Minister für Handel und Gewerbe hat angeordnet, daß von
                              									jedem Dampfkesselüberwachungsverein Betriebskontrolleure aus dem Heizerstand auf
                              									Vorschlag der örtlich maßgebenden Gewerkschaften eingestellt werden und daß bei
                              									jedem Dampfkesselüberwachungsverein ein Arbeitsausschuß für Dampfkesselüberwachung
                              									unter Beteiligung der Arbeitnehmerorganisationen errichtet wird. Für den Fall, daß
                              									die Ueberwachungsvereine nicht innerhalb einer bestimmten Frist den Anordnungen des
                              									Ministers Folge leisten, hat er ihnen die Entziehung der von ihnen wahrgenommenen
                              									obrigkeitlichen Ueberwachungsbefugnisse in Aussicht gestellt.
                           Gegen diese Maßnahmen haben der Zentralverband der Preußischen
                              									Dampfkesselüberwachungsvereine, führende wirtschaftliche und
                              									technisch-wissenschaftliche Verbände in eingehend begründeten Entschließungen
                              									Stellung genommen. Innerhalb des Vereins deutscher Ingenieure haben sich sämtliche
                              									(31) Bezirksvereine, die sich zur Sache geäußert haben, in ablehnendem Sinne
                              									ausgesprochen. Auch die Beratung der zum Vorstandsrat am 31. Mai d. J. in Hannover
                              									versammelten Abgeordneten sämtlicher 48 Bezirksvereine des Vereins deutscher
                              									Ingenieure hat einstimmig zu dem gleichen ablehnenden
                              									Ergebnis geführt, und zwar im wesentlichen aus folgenden Erwägungen:
                           Die Maßnahmen des Preußischen Herrn Handelsministers sind nicht veranlaßt durch
                              									Mißstände innerhalb der Kesselüberwachung, die sich in ihrer jetzigen Organisation
                              									aufs beste bewährt hat und für das Ausland vorbildlich geworden ist, sondern durch
                              									das Drängen des freigewerkschaftlichen Zentralverbandes der Maschinisten und Heizer,
                              									der als das Ziel die Verstaatlichung der Kesselüberwachung bezeichnet hat. Wenn auch
                              									der Minister diese äußerste Forderung zurückgewiesen hat, so hat er doch
                              									unzweideutig erklärt, daß die von ihm geplanten Einrichtungen nicht aus den
                              									Notwendigkeiten der Kesselüberwachung, sondern aus politischen Erwägungen
                              									hervorgegangen seien. Diese Erwägungen gehen indessen insofern fehl, als sie
                              									Gedankengänge, die für wirtschafts- und sozialpolitische Fragen ihre Berechtigung
                              									haben mögen, schematisch auf das seinem Wesen nach außerhalb jeder Politik stehende
                              									technische Gebiet der Kesselüberwachung übertragen. Die Einschaltung von politischen
                              									Körperschaften in die Kesselüberwachung muß unzweifelhaft zu Störungen führen, die
                              									gerade jetzt verhängnisvoll wirken müssen, wo alle am Dampfkesselwesen beteiligten
                              									fachlichen Kräfte aufs äußerste angespannt sind, um die Fortschritte der
                              									wissenschaftlichen Technik ohne Beeinträchtigung der vollen Betriebssicherheit für
                              									den deutschen Kesselbau auszuwerten.
                           Hinzu kommt, daß die neuen Einrichtungen zu einer Ueberorganisation schlimmster Art
                              									führen würden. Schon jetzt wirken neben dem Ueberwachungsverein für den
                              									Arbeiterschutz in Kesselhäusern das Gewerbeaufsichtsamt, dem Angestellte aus dem
                              									Arbeiterstande beigegeben sind, die Berufsgenossenschaft, die Gesundheits-, Bau- und
                              									Feuerpolizei, die Ortspolizei, der Betriebsrat und nicht zuletzt die trotz aller
                              									behördlichen Aufsicht mit voller Verantwortung belastete Betriebsleitung. Angesichts
                              									dieser Fülle an Aufsichtsorganen hat das Preußische Handelsministerium selbst
                              									bislang den Ueberwachungsvereinen gegenüber immer wieder betont, daß sie
                              									gewerbepolizeiliche Aufgaben nicht wahrzunehmen hätten. Das Dampfkesselwesen steht
                              									gerade heute in einer so überaus vorwärtsdrängenden Entwicklung, daß es viel
                              									richtiger wäre, den bisherigen Standpunkt des Preußischen Handelsministeriums noch
                              									stärker zu betonen und die Ueberwachungsvereine für ihre wichtigen Auf. gaben
                              									innerhalb der neueren Entwickelung des Dampfkesselwesens noch freier zu machen, als
                              									ihre Betätigung in Richtung des Arbeiterschutzes, für den im übrigen hinreichend
                              									gesorgt ist, zu erweitern.
                           Anstatt endlich eine organische Entwicklung der Aufsichtstätigkeit für den
                              									Arbeiterschutz unter Einschränkung der zahlreichen vorhandenen Instanzen anzubahnen,
                              									sollen wieder neue Organe unter Hinzuziehung politischer Organisationen angeflickt
                              									werden. Das weitere Aufblähen des Kontrollapparates innerhalb der Staatsverwaltung
                              									muß grundsätzlich vermieden werden, wenn nicht schließlich jedes
                              									verantwortungsfreudige Schaffen erstickt werden soll.
                           
                           In gleicher Weise sind die geplanten Arbeitsausschüsse bei den
                              									Ueberwachungsvereinen zu verwerfen. Schon jetzt sind alle wirklichen
                              									sachverständigen Kräfte des Dampfkesselwesens außerhalb ihrer an sich stark
                              									belasteten Berufstätigkeit durch die Arbeit in wissenschaftlichen und
                              									wirtschaftlichen Körperschaften derart in Anspruch genommen, daß es kaum noch
                              									gelingt, die wichtigsten Aufgaben für die Entwickelung der Dampfkesseltechnik einer
                              									Lösung zuzuführen. Es bedeutet einen Raubbau an unseren besten Kräften, wenn ihnen
                              									durch immer neue Parlamente erneute Belastung zugewiesen wird, die sie ihrer
                              									beruflichen Tätigkeit entzieht.
                           Es ist auf das tiefste zu bedauern, daß das Vorgehen des preußischen Handelsministers
                              									in den Beamtenkörper der Ueberwachungsvereine schwerste Erschütterung gebracht hat.
                              									Die in der Kesselüberwachung tätigen Fachgenossen sind von dem Bewußtsein der durch
                              									ihren Eid übernommenen Pflichten voll durchdrungen und haben keinen Anlaß zu
                              									Zweifeln an der einwandfreien Erledigung ihrer Berufstätigkeit gegeben, in denen die
                              									Notwendigkeit neuer Kontrollorgane begründet sein könnte. Sie müssen in ihrem
                              									Gewissen aufs schwerste beunruhigt werden, wenn von ihnen, wie geschehen, während
                              									des Bestehens des Dienstverhältnisses zu ihrem jetzigen Arbeitgeber die Erklärung
                              									gefordert wird, ob sie bereit sind, als Sachverständige für den Staat tätig zu sein.
                              									Daß die hierbei seitens des Herrn Handelsministers gemachten Versprechungen
                              									(Gleichstellung mit den Beamten bestimmter Gehaltsklassen, Alters- und
                              									Hinterbliebenenversorgung) ohne Zustimmung des preußischen Finanzministers erfolgt
                              									sind, darf als feststehend angenommen werden.
                           Schließlich muß es als unerträglich bezeichnet werden, daß es dem Gutdünken eines
                              									Ressortministers überlassen bleiben soll, übertragene obrigkeitliche Befugnisse aus
                              									Anlässen zu entziehen, die mit der eigentlichen Ausübung dieser Befugnisse keinen
                              									unmittelbaren Zusammenhang haben. Hin solcher Zustand kann nicht als Grundlage für
                              									die gesunde Entwickelung einer dem Gesamtwohl wirklich förderlichen Selbstverwaltung
                              									angesehen werden.
                           Aus allen diesen Erwägungen beschließt die 63. Hauptversammlung des Vereins deutscher
                              									Ingenieure,
                           den Hohen Preußischen Landtag zu bitten,
                           
                              1.den preußischen Herrn Minister für Handel und Gewerbe zu
                                    											veranlassen, daß er die bewährte Organisation der Dampfkessel Überwachung
                                    											ungeändert bestehen faßt und insbesondere auf die Hineinziehung politischer
                                    											Organisationen in die Dampfkesselüberwachung verzieh tet,
                              
                                 2.
                                 dafür zu sorgen, daß den Dampfkessel-Ueberwachungsvereinen
                                    											die von ihnen wahrgenommenen obrigkeitlichen Befugnisse nur durch einen
                                    											Beschluß des Staatsministeriums im Falle nachgewiesener grober
                                    											Pflichtverletzung entzogen werden können.
                                 
                              
                           Dauerleistung eines Motorschiffes. Es ist bereits auf die
                              									Dauerleistung des in Deutschland gebauten Motorschiffes „Zoppot“ hingewiesen
                              									worden. (D. p. J. Band 339, S.71) Wie die Zeitschrift „Schiffbau“ 1924 S. 326
                              									berichtet, hat das bei den Götawerken in Gotenburg erbaute Motorschiff
                              										„Hamlet“ seit dem Jahre 1916 beachtenswerte Reisen ausgeführt. Die
                              									Maschinenanlage hierzu ist von den Atlas-Dieselwerken geliefert worden. Die
                              									beiden „Polar-Dieselmaschinen“ von je 1650 PS machen 120 Umdrehungen. Das
                              									Schiff ist 112 m lang, 16,75 m breit und hat eine Tragfähigkeit von 6800 t. Die seit
                              									September 1916 bis Ende August 1923 insgesamt zurückgelegte Fahrstrecke beträgt 377
                              									894 Sm.
                           
                              
                                 Jahr
                                 1917
                                 1918
                                 1919
                                 1920
                                 1921
                                 1922
                                 
                              
                                 Stundenzahl in See
                                   4477
                                   4671
                                   6350
                                   5230
                                   6758
                                   6730
                                 
                              
                                 Stundenzahl im Hafen
                                   4283
                                   4089
                                   2410
                                   3554
                                   2002
                                   1336
                                 
                              
                                 Zurückgel. Fahrstr. Sm.
                                 41883
                                 43965
                                 58400
                                 47345
                                 62790
                                 40811
                                 
                              
                           Durchschnittlich ergab sich für 1000 t Ladung und 1 Sm. bei 10,6 Kn. Geschwindigkeit
                              									ein Oelverbrauch von 5,45 kg. Unbeabsichtigtes Stilliegen ist durch die
                              									Motorenanlage niemals entstanden.
                           W.
                           Dieselelektrischer Schiffsantrieb. In Amerika sind
                              									kürzlich zwei Motorschiffe in Fahrt gesetzt worden („Twin Ports“ und „Twin
                                 										Citres“), die für den Verkehr auf den großen Seen und zur Küstenfahrt von
                              									Neuyork nach Westindien bestimmt sind. Länge, Breite und Tiefgang der Schiffe sind
                              									daher durch die Kanalschleusen bestimmt. Die Kanalfahrt verlangt außerdem gute
                              									Manövrierfähigkeit. Diesen Bedingungen entspricht besonders der dieselelektrische
                              									Schiffsantrieb. Die Gesamtleistung von 750 PSe wurde, um die Bauhöhe der Maschinen
                              									möglichst niedrig zu halten, auf 2 Wellen verteilt. Sie sind mitschiffs und zwar in
                              									der Querrichtung aufgestellt, wodurch am Maschinenraum 1,83 m gespart wurden. Die
                              									Elektromotoren sind für den Schraubenantrieb ganz hinten im Schiff angeordnet. Durch
                              									den Fortfall der durchgehenden Wellenleitung zwischen den Dieselmaschinen- und den
                              									Schraubenwellen-Raum, war es möglich, zwischen den beiden Räumen einen gut
                              									ausnutzbaren Laderaum zu schaffen. Da die Elektromotoren eine sehr gute
                              									Regulierfähigkeit besitzen, so ist die Manövrierfähigkeit des Schiffes eine
                              									besonders große. Die Regulierung der elektrischen Widerstände erfolgt von der
                              									Kommandobrücke aus. Da die Umsteuerung ebenfalls auf elektrischem Wege erfolgt, so
                              									laufen die Dieselmaschinen auch beim Manövrieren stets in gleicher Drehrichtung und
                              									gleicher Drehzahl weiter. Die beiden Schiffe sind 78,5 m lang, 13 m breit und 5,7 m
                              									tief. Die Tragfähigkeit beläuft sich für die Kanalfahrt auf etwa 1500 t und die in
                              									See bei Tiefladung etwa 2600 t. Von den 4 großen Laderäumen haben die beiden
                              									mittleren mit einem Fassungsvermögen von 700 t Kühleinrichtungen. Zur Verbesserung
                              									der Steuerfähigkeit ist jedes der beiden Schiffe mit einem Doppelruder versehen.
                              									Beide Ruder sind gekuppelt und werden von derselben Rudermaschine aus betätigt. Die
                              									Schraubenwellen werden von 2 Elektromotoren von je 250 WPS bei 180 Umdr. i. d. Min.
                              									und 230 V angetrieben.
                           Die beiden Dieselmaschinen von je 375 PSe sind als Viertakt-Sechszylindermaschinen
                              									von der Lombard Governor Co gebaut und unmittelbar mit 250 kW Gleichstromgeneratoren
                              									der General Electric Co gekuppelt. Eine kleinere Zweizylinder-Viertaktdieselmaschine
                              									von 60 PSe ist mit einem 40 kW-Gleichstromgenerator gekuppelt und dient als
                              									Hilfsmaschine für den Hafenbetrieb und auch als Reserve für die.
                              									Hauptdieselmaschinen. Die 3 Maschinen müssen daher parallel auf dasselbe Netz
                              									arbeiten. Die Hauptdieselmaschinen haben 330 mm Zylinderdurchmesser und 495 mm Hub.
                              									Die Drehzahl ist 260 i. d. Min. Die Hilfsmaschine hat 240 mm Bohrung und 343 mm Hub.
                              									Die Drehzahl ist 360 i. d. Min. Die Generatoren sind für 1085 Amper gebaut
                              									und können ohne Störung Stromstöße bis zu 1500 aushalten. Bei den Hauptmaschinen ist
                              									die Steuerwelle oberhalb der Zylinder in der Maschinenachse angeordnet. Dies ergibt
                              									eine Schräglage der Ventile, wodurch ihre Zugänglichkeit begünstigt wird. Wegen der
                              									geringen Höhe des Maschinenraumes müssen die Kolben nach unten herausgenommen
                              									werden. Eigentliche Zylinderdeckel sind deshalb nicht vorhanden. Die Herausnahme,
                              									Prüfung und Wiedereinbau eines Kolbens soll in einer halben Stunde erfolgen können.
                              									Die Luftverdichter sind bei den Hauptmaschinen dreistufig, bei der Hilfsmaschine
                              									zweistufig angeordnet.
                           Die bisherigen Erfahrungen mit diesen Schiffen haben bereits zu weiteren Aufträgen
                              									geführt. Es hat sich besonders gezeigt, daß mit sehr geringen Geschwindigkeiten
                              									gefahren werden kann. (Schiffbau 1924, S. 397–400.)
                           W.
                           Umbauten von Dampfschiffen in Motorschiffe. In letzter
                              									Zeit sind wiederum mehrere Dampfschiffe in Motorschiffe umgebaut worden, um eine
                              									größere Wirtschaftlichkeit im Fahrbetrieb zu erreichen. Das Fahrgastschiff „J. J.
                                 										Sister“, beheimatet in Valencia, wurde in Rotterdam mit Dieselmaschinen
                              									ausgerüstet. Das Schiff hat bei 5,38 m Tiefgang 2860 t Wasserverdrängung. Die beiden
                              									Hauptmaschinen sind einfach wirkende Viertaktmaschinen mit 530 mal 530
                              									Zylinderabmessungen. Bei 390 minutlichen Umläufen leistet jede Maschine 3000 WPS.
                              									Bei der Probefahrt wurde mit 200 min. Umläufen eine Gesamtleistung von 2800 WPS
                              									erzielt, bei einer Schiffsgeschwindigkeit von 15,5 kn. Die Schrauben mit je 4
                              									Bronzeflügeln haben 2700 mm Dmr. und 2650 mm Steigung.
                           Der niederländische Dampfer „Bintang“ mit 9500 t Wasserverdrängung wird
                              									ebenfalls in ein Motorschiff umgebaut. Es ist hierfür eine sechszylindrige
                              									Sulzer-Zweitakt-Dieselmaschine mit 760 mm Dmr. und 1340 Millimeter Hub vorgesehen.
                              									Bei 90 Umdr. i. d. Min. leistet die Maschine 3600 PS. Die Hilfsmaschinen sind
                              									kompressorlose Sulzer-Zweitakt-Maschinen, bei denen die Spülluft in der Kurbelkammer
                              									verdichtet wird. Bei 325 minutl. Umläufen leisten die beiden vorhandenen Maschinen
                              									80 WPS und dienen zum Antrieb von 50 kW-Dynamos. Eine 150 PS – Vierzylindermaschine
                              									mit gleicher Drehzahl ist zum Antrieb eines Hochdruck-Hilfskompressors vorgesehen.
                              									Wie außerdem die Zeitschrift „Hansa“ vom 3. Mai 1924 berichtet, soll der
                              									holländische Dampfer „Turbinia“, der im Jahre 1914 als erstes holländisches
                              									Turbinenschiff mit einfacher Räderübersetzung gebaut wurde, statt der Turbine mit
                              									2000/70 Uml/min. und 1000 WPS eine vierzylindrige Sulzer-Zweitaktmaschine von 1250
                              									WPS erhalten.
                           W.
                           Hafenbauten für Königsberg. (Stadtbaurat Kutschke in der Versammlung am 27. Mai.) Die
                              									Notwendigkeit, für Königsberg neue Hafenanlagen zu schaffen, war bereits vor dem
                              									Weltkriege erkannt worden. Es fehlte jedoch damals die Möglichkeit der Ausführung,
                              									da die Festungsanlagen und die Rayonbeschränkungen ein unüberwindliches Hindernis
                              									darstellten. Erst durch den Erwerb des Festungsgeländes der inneren Stadtumwallung
                              									im Jahre 1910 und der daraufhin Zug um Zug erfolgenden Aufhebung der
                              									Rayonbeschränkungen war die Möglichkeit geschaffen, die im Interesse des Handels und
                              									Verkehrs dringend notwendige Hafenerweiterung zur Durchführung zu bringen. In der
                              									damaligen Planung war vorgesehen der Ausbau des Hafenbeckens IV und im Anschluß
                              									daran die Ausführung der Hafenbecken I und II. Das Hafenbecken IV war für die
                              									Industrie in Aussicht genommen, die Becken I und II für den Handel, und zwar
                              									sollte das Becken II Freihafen werden. Für die Erweiterung des Freihafens war das
                              									Hafenbecken III vorgesehen. Als während des Weltkrieges im Jahre 1917 die
                              									Bauarbeiten aus Kriegsnotwendigkeiten stillgelegt werden mußten, waren im
                              									Hafenbecken IV im allgemeinen die Fundierungsarbeiten für die Kaimauer und für die
                              									beiden Getreidespeicher ausgeführt, sowie einige größere Erdarbeiten, Straßenbauten
                              									und Eisenbahnanlagen hergestellt.
                           Nach Beendigung des Weltkrieges trat die Notwendigkeit, in Königsberg einen
                              									wettbewerbsfähigen Seehafen zu erbauen, infolge der einschneidenden Bestimmung des
                              									Diktats von Versailles auf die wirtschaftspolitische Gestaltung des Ostens
                              									Deutschland noch zwingender zutage als in den Vorkriegszeiten. In dieser Erkenntnis
                              									entschloß sich die Stadt, die Hafenbauten wieder aufzunehmen und in möglichst kurzer
                              									Frist zu einem gewissen Abschluß zu bringen. Dar Durchführung des Unternehmens
                              									stellten sich jedoch so außerordentliche Schwierigkeiten entgegen, daß nur die
                              									Hoffnung bestand, aus eigner finanzieller Kraft die Arbeiten am Hafenbecken IV
                              									vollenden zu können. Infolge des Währungsverfalls schwanden die bereitgestellten
                              									Mittel schnell dahin und die Stadt sowohl als auch die Königsberger Speicher-A.-G.
                              									mußten bald erkennen, daß sie aus eigner Kraft ihr begonnenes Werk nicht vollenden
                              									konnten. Infolgedessen wurde das Deutsche Reich und der preußische Staat um
                              									finanzielle Unterstützung gebeten, um die Arbeiten zu Ende führen zu können. In
                              									Anerkennung der außerordentlichen Wichtigkeit der geplanten Bauanlagen sowie die
                              									Wiederaufrichtung und Entwicklung des deutschen Handels im Osten wurden nach
                              									langwierigen Verhandlungen Reichs- und Staatsmittel für den Zweck zur Verfügung
                              									gestellt, die näheren Bedingungen wurden durch verschiedene finanzielle Verträge
                              									festgelegt.
                           Auch die Provinz Ostpreußen konnte sich der Ueberzeugung nicht verschließen, daß die
                              									Schaffung eines leistungsfähigen Seehafens für die vom großen Vaterlande abgetrennte
                              									Provinz eine Lebensnotwendigkeit sei, und beteiligte sich auch ihrerseits an der
                              									Finanzierung des Königsberger Hafenbaus. Hierdurch wurde die Fortsetzung der
                              									Arbeiten, wenn auch nur schrittweise, ermöglicht, und dem vereinten Zusammenwirken
                              									von Reich, Staat, Provinz und Stadt ist es zu danken, daß das lebenswichtige Werk in
                              									diesem Jahre in der Hauptsache zu Ende geführt werden kann. Die einschneidende.
                              									Wirkung des Diktats von Versailles auf den deutschen Handel im Osten trat mit ihrer
                              									ganzen Schärfe in Erscheinung, als die Neuentwicklung der jetzt zu anderen
                              									Staatengebilden gehörenden Häfen Danzig und Memel voll einsetzte. Dadurch ist
                              									Königsberg ein großes Gebiet des bisherigen Hinterlandes entzogen worden. Diese
                              									Verhältnisse zwingen dazu, daß Königsberg durch Schaffung technisch vollkommener
                              									Anlagen in seinem Hafen einen Ausgleich schafft für die benachteiligenden Wirkungen
                              									des Friedensdiktats. Vor allen Dingen ist es notwendig, in Königsberg einen
                              									Freihafen herzustellen, in welchem ohne alle Zollbeschränkungen Güter aus den
                              									anderen angrenzenden Gebieten des Hinterlandes eingeführt, bearbeitet und ausgeführt
                              									werden können. Als Becken dieses Freihafens wurde das Becken III, das größte Becken
                              									des geplanten Handelshafens, hergerichtet.
                           Trotz der politischen Veränderung im Hinterlande ist die geographische Lage
                              									Königsbergs so günstig; daß die Frachten nach dem Königsberger Hafen sich für große Teile des
                              									polnischen Gebiets billiger stellen, als nach dem zum polnischen Zollgebiet
                              									gehörenden Hafen Danzig. Darauf ist es zurückzuführen, daß aus Polen große Mengen
                              									von Holz über Königsberg ausgeführt wurden. Da durch die Eisenbahnumgestaltung und
                              									die Zuschüttung der Festungsgräben große Wasserflächen, die früher für die Läger von
                              									Holzflößen dienten, dem Holzhandel entzogen worden sind, konnte die vorhandene
                              									Einrichtung den Bedürfnissen des Holzhandels nicht mehr genügen, es war daher
                              									dringend notwendig, einen besonderen Holzhafen herzustellen. Als Holzhafen wurde das
                              									Hafenbecken V bestimmt, mit dessen Ausbau bereits begonnen ist, so daß das Becken
                              									voraussichtlich im Jahre 1925 für den Holzhandel zur Verfügung stehen wird.
                           Zur finanziellen Entlastung der Stadt wurde mit einer Privatfirma ein Abkommen
                              									geschlossen, nach welchem diese Firma das Hafenbecken herzustellen hatte, wofür
                              									dieselbe ein großes Gelände am Hafenbecken V auf längere Zeit nutzen darf.
                           Neben den außerordentlichen finanziellen Schwierigkeiten stellten sich dem
                              									Hafenausbau die größten Schwierigkeiten entgegen. Des ungünstigen Baugrundes wegen
                              									mußten alle Bauanlagen auf Pfahlrost gegründet werden und wurden beim Hafenbau
                              									nahezu 25000 Rammpfähle geschlagen. Für den Ausbau der Hafenbecken und für die
                              									Aufhöhung des früheren Wiesengeländes waren ungefähr 5 Millionen cbm Boden zu
                              									bewegen. Der Füllboden wurde zum großen Teil in dem nahegelegenen Frischen Haff
                              									gebaggert. Wir haben im Zeitalter der Inflation den Respekt vor den großen Zahlen
                              									verloren, es erscheint deshalb angebracht, die angegebenen Zahlen in einem anderen
                              									Verhältnis im Zusammenhang zum Ausdruck zu bringen. Wenn die Rammpfähle in
                              									Längsrichtung aneinander gereiht werden würden, so würden sie etwa von Königsberg
                              									bis Schneidemühl reichen. Wenn man den gesamten Boden, der beim Hafenbau bewegt
                              									worden ist, in Transportwagen laden würde, wie sie bei großen Erdarbeiten zur
                              									Verwendung kommen, so würde der zusammengestellte Transportzug eine Länge erhalten,
                              									die dem Erdhalbmesser entspricht. Aus diesem Vergleichsbeispiel wird man sich
                              									leichter eine Vorstellung machen können, um welchen gewaltigen Umfang es sich bei
                              									den Bauarbeiten gehandelt hat Berücksichtigt man ferner die außerordentlichen
                              									schwierigen Verhältnisse, die sich in der Nachkriegszeit der Bauausführung durch
                              									Streiks, Aussperrungen, Materialmangel usw. entgegenstellten, so wird man erst zu
                              									einer so rechten Würdigung des Geschaffenen gelangen können.
                           Mit den vorläufigen Ausbauarbeiten des Hafens wird erst das Rückgrat der künftigen
                              									Gesamtanlage geschaffen. Bis zur Vollendung des neuen Hafens bedarf es noch
                              									vieljähriger Arbeit, an welcher Industrie und Handel tatkräftig mitzuwirken haben
                              									werden. Es wird vor allen Dingen die Aufgabe dieser Wirtschaftskreise sein, das
                              									geschaffene Werk zu beleben. Durch zähe Willenskraft und den Glauben, daß das
                              									begonnene Werk zu Ende geführt werden müsse, ist der Weg für den Wiederaufbau
                              									gewiesen. Wir hoffen zuversichtlich, daß es dem deutschen Handel und der deutschen
                              									Industrie gelingen wird, die jetzigen Schwierigkeiten zu überwinden, und den
                              									Weg zum Aufstieg zu finden.
                           Anschließend an diese Ausführungen wurden in einer Reihe von teilweise farbigen
                              									Lichtbildern der Stand und Fortschritt der Bauarbeiten, des gesamten
                              									Hafenunternehmens, die sich über 9 Jahre von 1915 bis 1924 erstrecken, den Hörern
                              									anschaulich vor Augen geführt und so ein lebendiger Rückblick gegeben vom ersten
                              									Spatenstich an bis zur Vollendung der Arbeit.
                           Sprachecke. Man kann etwas teilweise ersetzen, man kann
                              									absatzweise arbeiten, man kann den Blitzschutz auch gemeindeweise zusammenfassen.
                              									Leider aber liest man in technischen Zeitschriften noch recht oft vom teilweisen
                              									Ersatz, von der absatzweisen Arbeit, vom gemeindeweisen Blitzschutz usw. – obwohl
                              									der Verfasser selbstverständlich ganz genau weiß (oder sollte ich mich darin
                              									irren?), daß die Wörter auf „–weise“ Umstands-, aber keine Eigenschaftswörter
                              									sind. Der „teilweise Ersatz“ ist ebenso falsch, wie die „vorsichtsweise
                                 										Maßnahme“ oder „der freundlicherweise Gruß“. Wo es keine
                              									Eigenschaftswörter, wie „vorsichtig“ oder „freundlich“ gibt, muß man
                              									sich eben anders helfen und z.B. schreiben: Der Teilersatz, die Arbeit in Absätzen,
                              									der Gemeindeblitzschutz. Der Teilweise ist übrigens nicht der Ersatz, sondern der
                              									Beschränkte, der Absatzweise ist der Schuster und der Gemeindeweise der
                              									Bürgermeister, nicht der Blitzschutz. Als Eigenschaftswörter behandelte
                              									Umstandswörter auf „–weise“ erinnern immer etwas an die zue Tür, das ause
                              									Heft und den aben Kopf.
                           Ammon.
                           Technich-Wissenschaftliche Lehrmittel-Zentrale (TWL). Das
                              									planmäßige Sammeln von Zeichnungen und Abbildungen durch die TWL hat nicht nur den
                              									Erfolg, daß eine wertvolle und reichhaltige Sammlung technisch-wissenschaftlicher
                              									Diapositive entsteht, sondern es bietet gleichzeitig für Schriftsteller, die
                              									Darstellungen aus irgend einem Gebiet der Technik für Veröffentlichungen benötigen,
                              									eine geordnete Uebersicht des vorhandenen Bildmaterials. Dieser Vorteil wird mehr
                              									und mehr ausgenutzt und hat schon in manchen Fällen zu einer Erleichterung der
                              									Arbeit bei der Herausgabe von Büchern und der Abfassung von Aufsätzen in
                              									Zeitschriften geführt. Das für alle Beteiligten so ungemein lästige Nachforschn nach
                              									geeigneten Beispielen zur Veranschaulichung irgendeines Gedankens fällt damit fort,
                              									was besonders für die Industriefirmen, die sich mit ihren Bildveröffentlichungen der
                              									TWL anschließen, eine große Entlastung bedeutet. Gleichzeitig wird eine stärkere
                              									Verbreitung der Darstellungen erreicht.
                           Die Sammlung der TWL ist auf rund 4000 Bilder angewachsen und im raschen Zunehmen
                              									begriffen. Sie umfaßt alle Gebiete der Technik und ihrer Hilfswissenschaften. Genaue
                              									Auskunft über die „Leitsätze für TWL-Lichtbilder“ gibt das in neuer Auflage
                              									soeben erschienene Blatt TWL 1143, das, ebenso wie das Lehrmittel-Verzeichnis, von
                              									der Technisch-Wissenschaftlichen Lehrmittel-Zentrale, Berlin NW. 87, Sickingenstraße
                              									24, kostenlos zu erhalten ist.
                           Das von der TWL vor einiger Zeit angekündigte Universal-Mechanik-Modell
                              										„Pantechno“ ist jetzt erschienen und zum Preis von 44 Mk. zu
                              									beziehen,