| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 154 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Zur Relativitätstheorie. (Professor Dr. Paul Kirchberger.) Die Aufsehen erregende Teilnahme, die
                              									die Einsteinsche Relativitätstheorie vor einigen Jahren in den weitesten Kreisen
                              									erweckte, hat nunmehr einer stilleren Betrachtung Platz gemacht. Man wird dies nur
                              									begrüßen können, denn es handelt sich bei der Relativitätstheorie um eine ernste
                              									wissenschaftliche Frage, die die Behandlung als Tagesneuigkeit nicht verträgt.
                           Für die immerhin recht weiten Kreise, die dieser schwierigen Lehre auch jetzt, wo sie
                              									keine Modesache mehr ist, Interesse entgegenbringen, wird es von Wert sein, zu
                              									erfahren, daß in der Frage eines stichhaltigen Beweises der kühnen Theorien
                              									Einsteins neuerdings ein höchst beachtenswerter Erfolg erzielt worden ist. Die
                              									Eigentümlichkeit der Einsteinschen Theorie ist es bekanntlich, daß trotz ihrer so
                              									umstürzenden Wirkung auf unsere Raum- und Zeitanschauungen, doch ihre tatsächlich
                              									beobachtbaren und nachmeßbaren Abweichungen von den bisher gültigen Anschauungen so
                              									außerordentlich winzig sind, daß eine endgültige Entscheidung darüber die
                              									allergrößten Schwierigkeiten macht. Von den drei Voraussagen Einsteins, nämlich 1.
                              									der Drehung der Merkurbahn, 2. der Ablenkung der Lichtstrahlen durch die Schwerkraft
                              									und 3. der sogenannten Rotverschiebung der Spektrallinien, war der Nachweis der
                              									Rotverschiebung die schwierigste Aufgabe.
                           Es handelt sich dabei um folgendes: Im sogenannten Spektrum, d.h. in dem durch
                              									ein Prisma erzeugten Farbenband des Lichtes, treten dunkle Linien, die sogenannten
                              									Fraunhoferschen Linien, auf. Man kennt solcher Linien viele Tausende, und die
                              									Stelle, an der sie stehen, ist sehr genau nachgemessen. Einstein behauptete nun, daß
                              									sich diese Linien ein ganz klein wenig nach dem roten Ende des Spektrums hin
                              									verschöben, wenn sie in einem starken Schwerefeld erzeugt würden. Der Zusammenhang
                              									dieser Behauptung mit der allgemeinen Relativitätstheorie ist etwa der folgende: Die
                              									Schwingungen des roten Lichts sind von allen Schwingungen die langsamsten. Man kann
                              									sich nun vorstellen, daß diese Schwingungen ebenso zum Messen der Zeit benutzt
                              									werden können, wie etwa die Schläge einer Pendeluhr. Rotverschiebung bedeutet also
                              									einen langsameren Gang der Uhr. Die wesentlichste Behauptung der Relativitätstheorie
                              									ist bekanntlich die, daß es keine Zeit an sich, also wenn man will, keine von
                              									anderen Umständen unabhängige Uhr geben könne. Zu den Umständen nun, die nach der
                              									Relativitätstheorie den Begriff der Zeit und demnach der Uhr beeinflussen, gehört
                              									vor allen Dingen ein sogenanntes Schwerefeld. Auf der Sonne ist nun die Wirkung der
                              									Schwerkraft etwa achtundzwanzigmal so groß, wie auf der Erde. Sie ist also ein recht
                              									erhebliches Schwerefeld und muß nach Einsteins Behauptung alle in ihrem Licht
                              									entstehenden Fraunhoferschen Linien merklich nach dem roten Ende hin verschieben.
                              									Aber trotz der großen Genauigkeit, mit der man solche Messungen ausführen kann,
                              									machte der Nachweis deshalb so ungeheure Schwierigkeiten, weil auch andere Ursachen
                              									eine Verschiebung der Linien veranlassen können, vor allen Dingen Bewegungen der
                              									Lichtquelle. Wie ein Ton scheinbar höher wird, wenn sich die Schallquelle auf uns zu
                              									bewegt, weil dann in derselben Zeit eine größere Anzahl von Schallwellen unser Ohr
                              									trifft, so verschieben sich auch die Fraunhoferschen Linien nach der schneller
                              									schwingenden violetten Seite hin, wenn sich die Lichtquelle nähert, und nach der
                              									roten Seite, wenn sie sich entfernt. Nun treten auch auf der ja bekanntlich aus
                              									glühenden Gasen bestehenden Sonne erhebliche Bewegungen auf, deren Größe nicht genau
                              									bekannt ist, die also auch nicht genau in Rechnung gestellt werden kann. Es kommt
                              									dazu, daß noch weitere Gründe: Druck, unregelmäßige Lichtbrechung usw. eine kleine
                              									Verschiebung der Linien zur Folge haben.
                           So war denn die Wirklichkeit der von Einstein behaupteten Rotverschiebung bisher
                              									lebhaft umstritten. Zwei deutsche Physiker der Bonner Universität, Bachem und Grebe,
                              									behaupteten, sie gefunden zu haben. Aber dieses Ergebnis wurde namentlich von
                              									amerikanischen Physikern bestritten. Da diese mit Instrumenten arbeiten konnten, wie
                              									sie sich leider die deutsche Wissenschaft gegenwärtig nicht leisten kann, so wurde
                              									ihren Beobachtungen vielfach das größere Gewicht beigelegt. Nunmehr hat sich aber
                              									der Führer der amerikanischen Physiker, Charles E. St. John, auf Grund sehr
                              									ausgedehnter und sorgfältiger Beobachtungen zur Einsteinschen Behauptung bekehrt.
                              									Zwar ist ein endgültiger Beweis noch nicht gelungen; dafür sind die oben erwähnten
                              									Schwierigkeiten zu groß; aber es liegt doch so, daß von dreihundert bis vierhundert
                              									verschiedenen Linien unzweifelhaft Verschiebungen beobachtet worden sind, zu deren
                              									Erklärung mehrere der erwähnten Umstände herangezogen werden müssen. Nimmt man auch
                              									den Einsteinschen Effekt an und schreibt ihm etwa zwei Drittel der Gesamtwirkung zu,
                              									so ist eine zwanglose Erklärung der Beobachtungsergebnisse möglich, während ohne sie
                              									eine befriedigende Deutung der Beobachtungen nicht möglich erscheint. Aus diesen
                              									Gründen hat sich der oben erwähnte hervorragende Fachmann auf diesem Gebiet, der
                              									bisher der Einsteinschen Lehre ablehnend gegenüberstand, nunmehr dieser Lehre
                              									angeschlossen.
                           Natürlich bedeutet dieses Ergebnis noch keinen Abschluß der Arbeiten und noch keine
                              									endgültige Entscheidung. Die Untersuchungen werden vielmehr weitergehen. Auch die
                              									zweite der oben erwähnten Voraussagen der Relativitätstheorie, nämlich die Ablenkung
                              									der Lichtstrahlen im Schwerefeld, wird bei Gelegenheit totaler Sonnenfinsternisse
                              									stets weitergeprüft werden. Aber ein ungemein wichtiger Schritt ist mit der
                              									Veröffentlichung Johns doch getan, und so kann man, wenn auch noch nicht von einer
                              									endgültigen Entscheidung, so doch von einem wichtigen Markstein auf dem Siegesweg
                              									der Relativitätstheorie sprechen, der um so bedeutungsvoller ist, als an der
                              									Richtigkeit der ersten Behauptung – Drehung der Merkurbahn – kaum noch ein Zweifel
                              									bestehen kann.
                           Ueber die Gewinnung von Eisenerz in den Vereinigten
                                 										Staaten liegen jetzt die endgültigen Ergebnisse für 1922 seitens der
                              									Geologischen Landesanstalt zu Washington vor. Demnach betrug die Bergwerksförderung
                              									folgende Mengen getrennt nach Sorten, in long tons (zu je 1016 kg).
                           
                              
                                 Jahr
                                 Hämatft-eisenerz
                                 Braun-eisenerz
                                 Magnet-eisenerz
                                 Spat-eisenstein
                                 Gesamt-menge
                                 
                              
                                 1918
                                 65894709
                                 1613844
                                 2149725
                                 –
                                 69658278
                                 
                              
                                 1919
                                 57719582
                                 1127397
                                 2118439
                                 –
                                 60965418
                                 
                              
                                 1920
                                 63883523
                                 1325661
                                 2391541
                                 3740
                                 67604465
                                 
                              
                                 1921
                                 28128961
                                   370154
                                   780866
                                 2709
                                 29282690
                                 
                              
                                 1922
                                 44888723
                                   783582
                                 1452966
                                 3256
                                 47128527
                                 
                              
                           Der Rückschlag in der Förderung war demnach im Jahre 1921 überaus bedeutend, und
                              									selbst die Gewinnung im Jahre 1922 war trotz ihrer Steigerung noch keineswegs wieder
                              									normal, Unter den einzelnen Bergbaugebieten ragt der Bezirk am Oberen See, wo fast
                              									nur Hämatiterz gefördert wird, bei weitem hervor. In diesem Bezirk wurden nämlich
                              									folgende Mengen (lg. t.) gefördert wobei die einzelnen Fördergebiete getrennt
                              									gehalten sind.
                           Eisenerzforderung im Gebiete des Oberen See in long tons,
                              									1928–1922.
                           
                              
                                 Jahr
                                 BezirkMarguette
                                 BezirkMenominee
                                 BezirkGogebic
                                 BezirkVermillion
                                 
                              
                                 1918
                                 3946554
                                 6041637
                                 7837634
                                 1192677
                                 
                              
                                 1919
                                 4158751
                                 4863968
                                 7368994
                                 1051795
                                 
                              
                                 1920
                                 4457609
                                 5651542
                                 8298206
                                 1053518
                                 
                              
                                 1921
                                 1995826
                                 2147569
                                 3135477
                                   981576
                                 
                              
                                 1922
                                 2745626
                                 3290641
                                 4910789
                                 1108764
                                 
                              
                           
                              
                                 Jahr
                                 BezirkMesabi
                                 BezirkCuyuna
                                 Gesamt-förderung
                                 
                              
                                 1918
                                 39055977
                                 1705315
                                 59779794
                                 
                              
                                 1919
                                 33262954
                                 1685877
                                 52392339
                                 
                              
                                 1920
                                 36641880
                                 1757775
                                 57860530
                                 
                              
                                 1921
                                 16380190
                                   449559
                                 25090197
                                 
                              
                                 1922
                                 26704601
                                   955595
                                 39716016
                                 
                              
                           Si.
                           Die neuen Erdölfunde in Hannover und in Holland. Gegen die
                              									Mitte März brachten die Tageszeitungen die ersten Nachrichten über die Erbohrung
                              									einer Erdölsonde mit einer Tagesproduktion von 300 t im Erdölgebiete von
                              									Hänigsen-Obershagen. Anfang März war die „Deutsche Erdöl-Akt.-Ges. in Hannover bei
                              									Ehlershausen unweit von Nienhagen in 750 m Teufe auf Erdöl fündig geworden. Ganz
                              									überraschend erfolgte dann in den Abendstunden des 10. März ein gewaltiger
                              									Erdölausbruch, der etwa 300 t Oel zutage förderte. Es ist dies ein Ereignis, das für
                              									die deutsche Oelwirtschaft von außerordentlicher Bedeutung ist, weshalb wir in
                              									folgendem einige darüber erschienenen technisch-geologischen Berichte auszugsweise
                              									hier wiedergeben.
                           In der Zeitschr, f. prakt. Geologie (1924, Heft 3, S. 34) schreibt Wunstorf zu diesem
                              									Ereignis: Die Bedeutung des Fundes geht daraus hervor, daß sein Ergebnis die
                              									bisherige Gesamtproduktion Deutschlands weit übertrifft und geeignet ist, sogar den
                              									bitteren Verlust der elsässischen Oelfelder mehr als wettzumachen. Besonders wichtig
                              									ist dabei, daß durch diesen Fund voraussichtlich die Bohrtätigkeit neu belebt werden
                              									wird, und zwar sowohl in dem Produktionsgebiete selbst, als auch im übrigen
                              									Norddeutschland, das, wenn es auch schon in großem Umfange durch Bohrungen auf Erdöl
                              									untersucht wurde, wegen seines geologischen Baues doch noch Gebiete einschließen
                              									kann, in denen entsprechende, für die Entstehung reicher Erdöllager günstige
                              									Verhältnisse vorliegen. Ein besonders günstiges Zusammentreffen ist es ebenfalls,
                              									daß in letzter Zeit auch in Holland Erdölfunde gemacht wurden, über die wir gleich
                              									berichten werden, die aber in der Art ihres Vorkommens ebenfalls auch für Nordwestdeutschland auf
                              									eine neue Möglichkeit der Erschließung von Erdöl hinweisen.
                           An technisch-geologischen Einzelheiten ist zunächst über die fündige Sonde, die in
                              									der Nachbarschaft des wegen seiner Oelführung schon seit längerer Zeit bekannt
                              									gewordenen Forstortes Brand liegt, nur bekannt geworden, daß das Oel in einer Teufe
                              									von rund 750 m gefunden wurde. Hinsichtlich der geologischen Stellung der
                              									einschließenden Schichten fehlen noch jegliche fachliche Mitteilungen. – Wir werden
                              									später über die Geologie des Fundortes kurzen Bericht erstatten.
                           Die schon erwähnten holländischen Funde wurden, ebenfalls
                              									nach der Zeitschr. f. prakt. Geologie, bei der staatlichen Bohrung Corle bei
                              									Winterswyk gemacht und beziehen sich auf das Vorkommen von flüssigem Erdöl in einer
                              									mächtigen Anhydritbank an der Basis der Zechsteinformation und in Sandsteinen des
                              									Steinkohlengebirges, bei rund 680 m und bei rund 1070 m Teufe. Bei den nach der
                              									Einstellung der im ganzen 1284,60 m tiefen Bohrung vorgenommenen Schöpfung konnten
                              									in kurzer Zeit mehrere hundert Liter leichtes Rohöl gewonnen werden, was dem Funde
                              									wirtschaftliches Interesse verleiht. Winterswyk liegt etwa in der Mitte der Strecke
                              									Wesel– Enschede. Das wichtigere der Vorkommen ist dasjenige in den karbonischen
                              									Sandsteinen, das auf einer von außen her erfolgten Imprägnation beruht. Der
                              									Herkunftsort liegt ohne Zweifel im Süden des Gebietes von Winterswyk, wo
                              									wahrscheinlich auf einer besonderen Gebirgsscholle die Zechsteinformation eine Lage
                              									einnimmt, die einen Uebertritt des in ihr primär entstandenen Bitumens in das
                              									Steinkohlengebirge der Nachbarschaft gestattet. Der seitliche Gebirgsdruck, dem das
                              									Gebiet unterworfen war, Trat für den Uebertritt den Anlaß gegeben. Danach erscheint
                              									es sicher, daß die Imprägnation sich auf eine größere Fläche ausdehnt, deren
                              									Begrenzung von der Lage der Zechsteinformation auf der tieferen Scholle abhängig
                              									ist. Die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen haben für uns Deutsche besonderes
                              									Interesse, da geologische Verhältnisse, wie sie bei Winterswyk die Entstehung der
                              									Oelvorkommen herbeigeführt haben, ohne Zweifel auch manche Gebiete
                              									Nordwestdeutschlands beherrschen.
                           Mehr unter dem Gesichtspunkte wirtschaftlicher Betrachtung ist ein Bericht in der
                              									Zeitschrift „Kali, Erz und Kohle“ (April 1924) abgefaßt. Es heißt da: Der
                              									glückliche Fund der Deutschen Erdöl-Akt.-Ges. in Hannover, die aus einer Tiefe von
                              									750 m ein Bohrloch mit einer Anfangsproduktion von täglich 300 t Rohöl erschlossen
                              									hat, lenkt die Aufmerksamkeit auf die Frage, ob weitere solche Funde möglich sind
                              									und zu welchen Konsequenzen sie führen können.
                           Es ist bekannt, daß vor dem Kriege die deutsche Erdölförderung sich jährlich auf
                              									nicht mehr als 120000 Tonnen stellte, die in 31 Betrieben gewonnen wurden. Davon
                              									entfallen auf die beiden Hauptbetriebe der Deutschen Erdöl-Akt.-Ges. im Elsaß nicht
                              									weniger als 50000 t, so daß für die hannoversche und die übrige deutsche
                              									Erdölgewinnung nur etwas über 70000 t verbleiben. Zeitweise hatte man – etwa ein
                              									Jahrzehnt vor dem Kriege – in Hannover bis zu 100 bis 120000 t Rohöl jährlich
                              									gefördert. In und nach den Kriegsjahren war die deutsche Förderung an rohem Erdöl
                              									nach Verlust der elsässischen Betriebe auf jährlich 35–38000 t zurückgegangen.
                              									Teils, weil man keine Notwendigkeit sah, die unrentable Erdölgewinnung im
                              									Bohrbetriebe weiter zu fördern, teils auch deshalb nicht, weil auch die Gewinnung
                              									von Mineralölen aus der Braunkohle in rentablem Verfahren genutzt werden konnte. Die
                              									großen deutschen Erdol- und Mineralölbetriebe, wie z.B. die Deutsche
                              									Erdöl-Akt.-Ges., ferner die Deutsche Petroleum-Akt.-Ges., Rütgers und andere, haben
                              									sich bedeutende Braunkohlenfelder im Halleschen und im Altenburger Bezirk gesichert,
                              									um aus der Vergasung der Braunkohle Mineralöl zu gewinnen. Wie bedeutend diese
                              									Gewinnung ziffernmäßig gewesen ist, steht nicht genau fest; so viel aber ist
                              									bekannt, daß wir noch immer außerordentliche Mengen von Erdölprodukten nach
                              									Deutschland einführen mußten. Bemerkt sei hierbei, daß die deutsche Erdölförderung
                              									vor dem Kriege kaum 2 % der Weltförderung ausmachte; heute wird sie nach dem
                              									Verluste von Elsaß kaum noch 1/10 % betragen. Dagegen verbrauchten wir zu
                              									Friedenszeiten, laut unserer Einfuhrstatistik, abzüglich der Ausfuhr, jährlich rund
                              									etwa ¾ Million Tonnen Leuchtöl und etwa ¼ Million Tonnen Schmieröl, sowie ferner
                              									noch mindestens ¼ Million Tonnen Benzin; dazu trat dann noch unser Bedarf an Gasöl
                              									und an Heizöl. In der Nachkriegszeit haben wir auch nicht entfernt mehr diese Mengen
                              									eingeführt, auch nicht einführen können, da die Valutaverhältnisse dem
                              									entgegenstanden. Im Jahre 1922 haben wir im ganzen etwa wieder 300000 t Schmieröl
                              									aus dem Auslande bezogen, 1923 dagegen fast nur noch die Hälfte, weil uns die
                              									Entwertung unseres Geldes zu solcher Einschränkung des Imports zwang. Die Einfuhr
                              									von Leuchtpetroleum betrug in 1922 mit 190000 t kaum den vierten Teil der
                              									Friedenseinfuhr und ist selbst von dieser Höhe im Jahre 1923 auf nur 77000 t
                              									herabgesunken. An Benzin führten wir in 1922 etwa 200000 t ein, 1923 aber nur rund
                              									150000 t.
                           Wenn nun auch nicht anzunehmen ist, daß die jetzt mit 300 t Rohöl täglicher
                              									Anfangsproduktion fließende Sonde auf die Dauer gleiche Schätze auswerfen wird, so
                              									würde sich das Bild doch schon ganz wesentlich zu unseren Gunsten ändern, wenn etwa
                              									ein Dutzend solcher Bohrlöcher erfolgreich niedergebracht würden. Es kann auch
                              									keinem Zweifel unterliegen, daß Tiefbohrungen im Hannoverschen, die man wegen der
                              									großen Kosten vor dem Kriege scheute, guten Erfolg bringen können. Die bisherigen in
                              									geringer Tiefe niedergebrachten Bohrlöcher sind, soweit man die geologischen
                              									Verhältnisse beurteilen kann, eben nur auf solche Schichten gestoßen, in denen das
                              									Oel mehr oder weniger schwer war, so daß es sich nicht zur Leuchtöl- oder
                              									Benzingewinnung, sondern höchstens für Schmieröle eignete. Heute, wo man bedeutende
                              									Kohlenvorkommen im Harz festgestellt hat und auch die Ansicht ausspricht, daß
                              									vielleicht sogar die englischen Kohlenvorkommen unter dem Harz hinweg bis nach
                              									Oberschlesien ihre Fortsetzung finden, und wo Tiefenverhältnisse leichter als früher
                              									durch die Technik überwunden werden können, da ist es sehr wohl möglich, daß
                              									Erdölbohrungen von 700 bis 1000 Meter, und selbst darüber hinaus, noch gute Erfolge
                              									erzielen, um so mehr, wenn man bedenkt, daß es in Galizien sich noch lohnt, bis 1500
                              									Meter Tiefe und noch darüber selbst hinaus mit den dortigen Bohrungen zu gehen. –
                              									Von diesem Gesichtspunkte aus gewertet, erscheint der Erfolg der „Deutschen
                                 										Erdöl-Akt.-Ges.“ in einem ganz besonderen Lichte. Falls es gelingt, in
                              									einwandfreier Feststellung des geologischen Untergrundes die Wahrscheinlichkeit
                              									einer Erdölzone aufzudecken, können uns noch ganz bedeutende Ueberraschungen
                              									vorbehalten sein, die von unübersehbaren Erfolgen begleitet sein dürften.
                           (Kali, Erz und Kohle.)
                           
                           Ein dritter Bericht, der mir vorliegt, erschien in der bekannten Wochenschrift
                              										„Die Umschau“ (1924 H. 19) und stammt aus der Feder von cand. geol. E. F.
                              									Klingner in Salzderhelden. Danach liegt die Fundstelle genauer bei Ehlershausen
                              									unweit von Nienhagen in dem schon lange bekannten Erdölgebiete von
                              									Hänigsen-Olbershagen. Hier bei Ehlershausen erfolgte ganz überraschend in den
                              									Abendstunden des 10. März 1924 bei 750 m Teufe ein gewaltiger Erdölausbruch, der
                              									etwa 300 t Oel zutage förderte. Ueber das Alter der das Erdöl umschließenden
                              									Schichten vermag auch Klingner noch nichts anzugeben, er meint jedoch, wohl auf
                              									Grund seiner lokalen geologischen Kenntnisse, daß sie vielleicht ins Sennon gehören,
                              									also oberste Kreideformation, vielleicht aber auch in das Tertiär. Die Ausbrüche
                              									erfolgten in den ersten acht Tagen fast regelmäßig alle 4–5 Stunden. Am 17. März
                              									fand dann der letzte größere Ausbruch statt, der etwa 6 Stunden anhielt; am 18. März
                              									erfolgte des Morgens gegen 10 Uhr nochmals ein schon schwächerer, eine Stunde lang
                              									andauernder Ausbruch. Damit waren die unterirdischen Kräfte scheinbar erschöpft;
                              									wenigstens vorläufig. Am 29. März meldeten dann die Zeitungen wieder, daß nach
                              									achttägiger Ruhe die Oelquelle vor einigen Tagen, nach eingehender Säuberung des
                              									Bohrloches einen neuen Ausbruch hatte, der seinerseits wiederum 5 Stunden andauerte,
                              									so daß die eingedeichten Sammelbecken, welche man vorher schnell aufgeworfen hatte,
                              									sich wiederum mit Erdöl füllten. Nachher scheint wieder Ruhe eingetreten zu sein,
                              									denn es liegen noch keine weiteren Meldungen vor. Anfänglich, am 10. März, brach das
                              									Oel in armdickem Strahl aus den Röhren und aus der am Bohrturme selbst geöffneten
                              									oberen Lücke aus, wobei das Oel nahezu an hundert Meter weit geschleudert worden
                              									sein soll. Man warf darum schleunigst Sammelbecken aus Erde auf, um den kostbaren
                              									Rohstoff aufzufangen. Die Klingnersche Abhandlung bringt neben dem Texte drei
                              									Abbildungen, eine Kartenskizze des Erdölgebietes zwischen Peine und Celle, mit dem
                              									eingetragenen Fundpunkt unweit Ehlershausen, dann ferner den Bohrturm selbst und
                              									schließlich auch noch die schnell aufgeworfenen Erdölsammelbecken.
                           Wenn die Gewinnung so fortschreitet, würde diese Erdölsonde die Gesamtförderung des
                              									deutschen Erdöls, die 1922 etwa 45000 t betrug, bei weitem übertreffen. Ja, der
                              									herbe Verlust der alten Erdölquellen im ehemals deutschen Elsaß bei Pachelbronn mit
                              									einer Förderung von rund 70000 t im Jahre 1922 würde dadurch wettgemacht werden. Wie
                              									cand. geol. E. F. Klingner des weiteren noch mitzuteilen vermag, weisen, nach einer
                              									Mitteilung der Harburger Bergbaugesellschaft m. b. H., die Funde auf reife
                              									Erdöllager im nördlichen Teile der Provinz Hannover hin. Auch in der Harburger
                              									Gegend sollen verschiedene Oelgesellschaften Verträge mit den Gemeinden
                              									abgeschlossen haben, nachdem durch eingehende Untersuchungen, geologische
                              									Forschungen und durch Rutengänger Erdöllager festgestellt worden seien. Die
                              										„Nordische Petroleumindustrie Akt.-Ges.“ habe mit dem Bau eines
                              									Bohrturmes bei Wunstorf begonnen. Schließlich soll sich auch die „Lisellen
                                 										Erdöl-G. m. b. H.“ in Harburg, die auf Bahrendorfer Gebiet eine Bohrung
                              									niederbringt, kürzlich den Bezirk Sottorf durch einen langfristigen Vertrag
                              									gesichert haben. Diese Gesellschaft „Lisellen“ habe als erste in der
                              									Harburger Gegend mit Oelaufschlußarbeiten begonnen. Sie sei mit ihrer Bohrung
                              									bereits bei 340 m Tiefe auf eine etwa 20 m mächtige Schicht dickflüssigen Oeles
                              									getroffen und durchteufte beim Weiterbohren fast ständig ölführende Schichten.
                              									Die „Lisellen Erdölwerke“ sitzen mit ihrer Bohrung im Anhydrit (vergl. das
                              									oben gesagte von Holland), der mit Asphalt und Oel durchtränkt sei, so daß beim
                              									Weiterbohren eine Fündigkeit sehr wahrscheinlich sei. – Mit Recht hebt jedoch
                              									Klingner hervor, daß man sich vor übertriebenen Erwartungen hüten müsse. Wie schon
                              									in den achtziger Jahren der Erdölfund bei Peine-Oelheim, so hat auch dieser letzte
                              									große Fund bei Nienhagen eine wilde Gründertätigkeit hervorgerufen. Alle ölhöffigen
                              									Grundstücksparzellen, die allen möglichen bäuerlichen Besitzern gehören, müssen von
                              									diesen erst einzeln erworben werden. Die Verhandlungen sind dabei natürlich recht
                              									schwierig, denn die Gebote für Erdölkonzessionen an die Grundbesitzer erreichen
                              									jetzt schon eine derartige Höhe, daß ein lohnender Betrieb fast ausgeschlossen ist.
                              									Mancher kleine Geldgeber verliert dabei sein Vermögen. Klingner erinnert dieserhalb
                              									an den Zusammenbruch der Oelheimer Petroleum-Industrie-Gesellschaft in Peine. – Zum
                              									Schlüsse erscheint es uns noch angebracht, eine kurze Uebersicht der Entwicklung der
                              									deutschen Erdölgewinnung zu geben. Nach „Wirtschaft und Statistik“ (Jahrgang
                              									1923 Bd. 3 S. 299) beträgt die Rohölgewinnung Deutschlands in
                                 										1000 Tonnen folgende Mengen, wobei „Altes Gebiet“ und „Neues
                                 										Gebiet“, dieses also ohne Elsaß-Lothringen, unterschieden wird:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Altes Gebiet
                                 Neues Cebiet
                                 
                              
                                 1908
                                 140,9
                                 –
                                 
                              
                                 1909
                                 137,4
                                 –
                                 
                              
                                 1910
                                 139,9
                                 –
                                 
                              
                                 1911
                                 137,–
                                 –
                                 
                              
                                 1912
                                 135,–
                                 –
                                 
                              
                                 1913
                                 121,–
                                 71,4
                                 
                              
                                 1914
                                 110,3
                                 61,3
                                 
                              
                                 1915
                                   99,3
                                 56,1
                                 
                              
                                 1916
                                   92,7
                                 51,4
                                 
                              
                                 1917
                                   90,6
                                 43,7
                                 
                              
                                 1918
                                 –
                                 38,1
                                 
                              
                                 1919
                                 –
                                 37,4
                                 
                              
                                 1920
                                 –
                                 34,8
                                 
                              
                                 1921
                                 –
                                 38,8
                                 
                              
                                 1922
                                 –
                                 45,–
                                 
                              
                                 1923
                                 –
                                 ?
                                 
                              
                           Si.
                           
                              Erzeugung von Koks und Steinkohlenbriketts in England im Jahre
                                 										1922.
                              
                           
                              
                                 Bezirk
                                 Kokser-zeugunglg. t.
                                 VerkokteKohlelg. t.
                                 Betriebene Koksöfen
                                 
                              
                                 Bienen-korbofem
                                 Nebenpro-ductöfen
                                 andere
                                 zu-samm
                                 
                              
                                 NordostküsteCumberlandLancashire,
                                    											CheshireYorkshire, Lincoln-    shire, DerbyshireStafford,
                                    											Salop, Glou-    cester, SomersetSüdwales,
                                    											Mon-    mouthshireSchottland
                                 3373270  362672  5056442963363  4425051043234  345053
                                    4888908     527007     746110  
                                    											4391248     661760  1569130    506417
                                 1056–  423  717    34    77  380
                                 2716  350  4312751  454  729  303
                                 ––––    6470–
                                   3772    350    854  3468    494  1276    683
                                 
                              
                                     Zusammen 1922
                                 9035741
                                 13290580
                                 2687
                                 7734
                                 476
                                 10897
                                 
                              
                                               „       1921
                                 4573970
                                   6883112
                                 4044
                                 8126
                                 836
                                 13006
                                 
                              
                           Nach dem Rückschlag im Jahre 1921 als Folge des großen Bergarbeiterstreiks hat sich
                              									die Kokserzeugung Englands im Jahre 1922 schnell wieder auf fast das Doppelte
                              									gehoben, womit natürlich auch gleichzeitig der Kohlenverbrauch sich verdoppeln
                              									mußte. Wie die Kokserzeugung des Jahres 1922 sich auf die einzelnen Bergbaubezirke
                              									verteilte, zeigt die vorstehende Uebersicht, welche erkennen läßt, wie sehr
                              									verschieden diese Bezirke im einzelnen an der Gesamtkoksherstellung teilnehmen. Das
                              									wichtigste Gebiet für die Kokserzeugung ist demnach immer noch die Nordostküste; die dort
                              									betriebenen 3772 Koksöfen lieferten an 3,4 Mill. t Koks. – Die Gesamtzahl aller
                              									betriebenen Koksöfen war in 1922 um rund 2200 geringer als in 1921. Von den 10 897
                              									betriebenen Koksöfen des Jahres 1922 waren immer noch 2687 oder 24,66 %
                              									Bienenkorbkoksöfen, also ohne Nebenproduktengewinnung; doch ist ihre Zahl gegenüber
                              									1921, wo noch 4044 solcher alter Oefen bestanden, stark im Abnehmen begriffen. An
                              									Oefen mit Nebenproduktengewinnung standen zwar auch nur 7734 gegen 8126 in Betrieb,
                              									aber ihre Zahl macht doch für 1922 an der Gesamtziffer der betriebenen Oefen 70,97 %
                              									aus. Offenbar wird auch in England die Zahl dieser modernen Oefen immer mehr
                              									wachsen, während die Bienenkorböfen zahlenmäßig Einbuße erleiden; daran vermag
                              									selbst der vielgerühmte englische konservative Geist nichts zu ändern. Die Oefen mit
                              									Nebenproduktengewinnung verteilten sich auf folgende Systeme:
                           
                              
                                 Ofenbauart
                                 Betriebene Koksöfen
                                 
                              
                                 in 1921
                                 in 1922
                                 
                              
                                 Nebengewinnungsöfen:     Otto
                                    											Hilgenstock     Simon-Carves     Koppers    
                                    											Semet-Solvay     Simplex     Coppee     Hüisener    
                                    											Collins     Carl Still     Mackey Seymour    
                                    											Cleveland     Sonstige Bauarten
                                 1993170717071124  523  384  379  126    72    32      6    73
                                 1867172116941006  484  348  299  136    72    32      6    69
                                 
                              
                                 Andere Öfen:    
                                    											Coppée     Tredegar     Long Drag
                                   636  144      6
                                   350  120      6
                                 
                              
                           Die Preßkohlenerzeugung Großbritanniens hatte unter dem
                              									Streik des Jahres 1921 natürlich ebenfalls Einbuße erlitten, so war denn für 1922
                              									eine Steigerung um 268000 t oder um 25,19 % zu verzeichnen. Der Hauptbezirk der
                              									Brikettherstellung liegt in Südwales, das übrige England und Schottland stellen
                              									zusammen nur wenig über 100000 t Briketts her. Die gesamte Preßkohlenerzeugung
                              									verteilte sich für 1922 in folgender Weise auf die Einzelbezirke:
                           
                              
                                 Produktionsgebiet
                                 Preßkohlenerzeugung 1922
                                 VerbrauchteKohlenmengelg. t
                                 
                              
                                 Menge lg. t
                                 Wert in £
                                 
                              
                                 eigentliches EnglandSüdwales nebst    
                                    											MonmouthshireSchottland
                                     509921217794    63446
                                     590901508253   91739
                                    430981110171   57879
                                 
                              
                                      Zusammen 1922             „         1921
                                 13322321064204
                                 16590822134737
                                 1211148  965021
                                 
                              
                           Glückauf 1924, Nr. 3, Seite 45/46.
                           Si.
                           Schiffsdampfturbine mit Rädervorgelege. Der bei
                              										„Fairfield Shipbuilding und Engineering Co.“ gebaute Personendampfer
                              										„Athenia“ hat bei 8,41 m Tiefgang 12000 BRT. Der Antrieb erfolgt durch 2
                              									Satz Brown-Curtis-Turbinen mit doppelter Räderübersetzung. Turbinenschiffe mit
                              									doppelter Zahnradübersetzung haben Dreifachexpansionskolbendampfmaschinen gegenüber
                              									16–25 v. H. Brennstoffersparnis. Außerdem haben solche Schiffe gegen Kolbenmaschinen
                              									den Vorteil voraus, daß bei starkem Seegang die austauchende Schiffsschraube keine
                              									gefahrdrohende Drehzahl annehmen kann. Eine doppelt übersetzte Dampfturbine nimmt
                              									erst dann eine erhöhte Drehzahl ein, wenn die Schiffsschraube schon wieder
                              									untergetaucht ist. Die Trägheit des Turbinenzahnradgetriebes beseitigt also die
                              									Notwendigkeit, bei schlechtem Wetter langsamer zu fahren und steigert auf diese
                              									Weise die Rentabilität des Schiffsbetriebes.
                           Bei dem Dampfer „Athenia“ sind Hoch- und Mitteldruck-Vorwärts- sowie
                              									Hochdruck-Rückwärts-Turbine auf einer Welle, auf einer zweiten Welle
                              									Niederdruck-Vorwärts- und Niederdruck-Rückwärts-Turbine. Zur Vermeidung störender
                              									kritischer Drehzahlen ist zwischen Hoch- und Mitteldruckturbinen ein
                              									Ausgleich-Schwungrad angebracht. Jeder Turbinensatz leistet 4350 WPS.
                           
                              
                                 
                                 Teilkreis ∅
                                 Zähnezahl
                                 Drehzahl
                                 
                              
                                 Hochdruckritzel
                                   218
                                   39
                                 3300
                                 
                              
                                 Niederdruckritzel
                                   335
                                   60
                                 2145
                                 
                              
                                 Zwischenwellenrad
                                 1585
                                 284
                                   445
                                 
                              
                                 Zwischenwellenritzel
                                   590
                                 104
                                   445
                                 
                              
                                 Schraubenwellenrad
                                 2640
                                 467
                                     99
                                 
                              
                           Die beiden Schrauben bestehen aus 4 Bronzeflügeln mit Stahlgußnaben und haben 5,35 m
                              									∅ und 5,5 m Steigung. Der Dampf hat 14,8 at und 100° Ueberhitzung. Es sind drei
                              									Doppel- und zwei Einender-Kessel vorhanden, bei einer Länge von 6,75 bzw. 3,50 m und
                              									4,82 m Durchmesser. In jedem Kessel sind 3 Flammrohre von 1,15 m ∅ angeordnet. Die
                              									Gesamtheizfläche beträgt 2110 m2. Als Brennstoff
                              									kann sowohl Oel, das im Doppelboden vorhanden ist, wie Kohle verwendet werden.
                              									(Marine Engineering and Shipping Age, März 1924.)
                           W.
                           Dieselelektrischer Antrieb eines Pontonkranes. Der für den
                              									Umschlagverkehr von Massengütern vorgesehene Schwimmkran im Stockholmer Hafen muß
                              									stets betriebsbereit sein und sich leicht betätigen lassen. Aus diesem Grunde wurde
                              									elektrische Steuerung gewählt, da auf diese Weise auch eine billige und schnelle
                              									Versetzung des Pontons während der Arbeitszeit durch elektrische Spills bewirkt
                              									werden kann. Für den Antrieb wurde eine Dieselmaschiene vorgesehen, wegen der
                              									schnellen Betriebsbereitschaft im Verhältnis zu der Dampfkraftanlage. Die
                              									Anlagekosten des dieselelektrischen Betriebes sind höher als beim Dampfbetrieb.
                           
                              
                                 
                                 Dampfbetrieb
                                 Elektr. Betrieb
                                 
                              
                                 Anlagekosten
                                 Kr. 226000
                                 315000
                                 
                              
                                 Zinsen
                                 v. H.     5,5
                                     5,5
                                 
                              
                                 Tilgungszeit
                                 Jahre   25
                                 25
                                 
                              
                                 Brennstoffkosten (Kohlenpreis35 Kr./t, Rohölpreis 75
                                    											Kr./t)je Tonne und Betriebsstunde
                                 Kr. 4
                                    1,25
                                 
                              
                                 Bedienung je Betriebsstunde
                                            3,90
                                    2,75
                                 
                              
                           Die Unterhaltungskosten sind nach der Ermittlung der
                              									Hafenverwaltung bei verschiedener Ausnutzungszeit aus Abb.
                                 										1 zu bestimmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 158
                              Abb. 1. Unterhaltungskosten.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 158
                              Abb. 2. Krankosten.
                              
                           Die Arbeitsfähigkeit des Kranes wird normal zu 400 t bei
                              									Dampfbetrieb bzw. 480 t bei elektrischem Betrieb und 8stündiger Arbeitszeit
                              									angenommen. Aus diesen Angaben können die Krankosten für die Tonne errechnet werden. Das
                              									Ergebnis ist in Abb. 2 zusammengestellt. Der
                              									elektrische Betrieb stellt sich dabei bereits bei 500 Betriebsstunden im Jahr
                              									vorteilhafter als der Dampfbetrieb. Bei einer normal anzusehenden Benutzungsdauer
                              									von 1500 Std. ist der Dampfbetrieb um 20 v. H. teuerer als der
                              									dieselelektrische.
                           Die Trägfähigkeit des Kranes ist 6000 kg. Diese Last wird auch beim größten
                              									Schwenkradius von 18,5 m gehoben. Die Hubgeschwindigkeit beträgt 1 m/sek. Die
                              									Motoren haben Stundenleistungen von 100, bzw. 30 und 20 PS. Der betriebsfertige Kran
                              									wiegt etwa 85 t. Die Kraftanlage besteht aus einer Vierzylinder-Dieselmaschine, die
                              									im Viertaktverfahren dauernd 200 PS leistet. (Technisk Tidschrift, 1923, S. 85.)
                           W.
                           Technische Sprachecke. Der Normenausschuß der deutschen
                              									Industrie hat angeregt, daß in Fachzeitschriften auf den Mißbrauch des Wortes
                              										„Spirale“ hingewiesen wird, damit die falschen Wortverbindungen mit
                              										„Spirale“ aus der Technik verschwinden. Eine Spiralfeder ist z.B. eine
                              									Feder, deren Draht in einer Ebene liegt und vom Mittelpunkt ausgehend in einer
                              									Spirale um diesen gewunden ist, wie das bei Uhrfedern der Fall ist. Eine
                              									walzenförmige Feder, bei der der Draht schraubenförmig gewunden ist, reist meist
                              									unter der falschen Flagge „Spiralfeder“, ist aber natürlich keine, sondern
                              									eine Schraubfeder, eine Schraubenfeder oder eine Walzenfeder.
                           
                              
                                 Eisenbahndeutsch      und      richtiges
                                    											Deutsch.
                                 
                              
                                 Mit Bahnsteigkarten ist dasBetreten der Wagen
                                    											undBelegen der Plätzeverboten.
                                 Bahnsteigkarten berech-tigen nicht zum
                                    											Betretender Züge und zum Belegenvon Plätzen.
                                 
                              
                           Angeregt durch unsern Aufsatz über schlechte und gute Merktafeln sendet uns ein Leser
                              									vorstehende Gegenüberstellung. Man kann etwas mit Ernst, mit Nachdruck, mit Recht
                              									verbieten, aber nicht mit Bahnsteigkarten. Oder sollte die Bahn meinen: Es ist
                              									verboten, mit Bahnsteigkarten Wagen zu betreten und Plätze zu belegen?
                           Freilich, freilich fehlt in der vorgeschlagenen Fassung das göttliche Wort
                              										„verboten“! – Ob dieser Preis für richtiges Deutsch nicht zu hoch
                              									ist?
                           Kürzlich war in einem technischen Aufsatz von einer „often Handlung“ zu lesen.
                              									Gut so! Das ause Heft, die zue Tür und der abe Kopf sehnen sich nach
                              									Gesellschaft!