| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 169 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die
                           
                              Eisenbahntechnische Tagung vom 22. bis 27. September 1924
                              
                           soll der wissenschaftlichen
                                 										Besprechung der im Vordergrunde stehenden Probleme des gesamten Eisenbahnwesens dienen. Die führenden
                                 										Männer der deutschen und der ausländischen Eisenbahnen werden über ihr
                              									engeres Fachgebiet in
                           
                              Vorträgen
                              
                           berichten. In den anschließenden
                           
                              Diskussionen
                              
                           soll jedem Fachmann die Gelegenheit gegeben werden, zu den
                              									erörterten Fragen Stellung zu nehmen und seine eigenen Erfahrungen vorzubringen. Die
                              									Vorträge finden in der Kroll – Oper und der Technischen Hochschule statt.
                           Besonderes Interesse dürften die Berichte erregen über die Probleme des Großgüterverkehrs, der Schnellentladung, der Verbesserung des
                                 										Rangierwesens, der neuzeitlichen wärmewirtschaftlichen Bestrebungen im Lokomotivbau, der Diesel-Lokomotiven und
                                 										der Kondensations-Lokomotive.
                           Weiterhin werden u.a. behandelt:
                           Ausgestaltung des deutschen Oberbaues und der Eisenbahnbrücken, Kohlenstaubfeuerungen bei Lokomotiven,
                                 										Sauggasbetrieb, elektrischer Eisenbahnbetrieb.
                           Ferner: Eisenbahnwerkstättenwesen und Austauschbau bei Lokomotiven und Wagen.
                           In sachlicher Verbindung mit dem Vortrag über Eisenbahnbremsen wird eine
                           
                              Bremsversuchsfahrt
                              
                           mit einem 90achsigen D-Zug
                           am Mittwoch, dem 24. September,
                           unternommen, deren Ziel Seddin ist.
                           In Seddin, in Sonderzügen von
                              									Berlin aus jederzeit bequem und schnell erreichbar, findet vom
                           
                              21. September bis 5. Oktober 1924
                              
                           die
                           
                              Eisenbahntechnische Ausstellung
                              
                           statt. Sie ist die größte bisher
                                 										veranstaltete Fachausstellung des Eisenbahnwesens. Die Industrie wird hier
                              									ihre neuesten Erzeugnisse zeigen. Die Ausstellung wird geeignet sein, auch bei weiteren Kreisen Interesse zu erwecken.
                           Wichtig ist, zu erwähnen, daß ein großer Teil der ausgestellten Gegenstände, von
                              									der schwersten Lokomotive bis zum kleinsten Zubehörteil, auch im Betriebe vorgeführt wird.
                           
                              120 Lokomotiven und Triebwagen
                              
                           sollen gezeigt werden. Die schwerste von ihnen ist die 23 m
                              									lange Turbolokomotive, ein Höhepunkt des neuesten
                              									Lokomotivbaues. Ein anderer Riese ist die Heißdampflokomotive P 10, die schwerste gegenwärtig im Betrieb befindliche
                              										D – Zuglokomotive der preußischen Staatsbahn. Güterzugmaschinen, Tendermaschinen, Speziallokomotiven
                              									verschiedener Gattung werden in bemerkenswerten Ausführungen vertreten sein.
                           Besonderes Interesse dürften die Nicht-Dampflokomotiven
                              									erregen:
                           Zunächst die
                           6 Diesel-Lokomotiven;
                           Benzin- und Benzoltriebwagen;
                           Triebwagen mit Sauggasmotor,
                           der rd. 70 v. H. Ersparnis an Brennstoffkosten gegenüber einem
                              									normalen Benzoltriebwagen aufweist.
                           Auch von den
                           
                              elektrischen Lokomotiven
                              
                           sind viele verschiedene Bauarten vorhanden.
                           Es seien nur erwähnt Akkumulatoren-Lokomotiven,
                                 										Einphasen-Wechselstrom-Schnellzuglokomotiven, Güterzug-Lokomotiven u.a.
                           Ein Gebiet für sich nehmen die Sonderausführungen ein:
                           Die Industrie- und Schmalspurlokomotiven, feuerlose und
                                 										Druckluftlokomotiven, Abraum- und
                                 										Förderlokomotiven;
                           ferner eine Benzollokomotive mit eingebauter Rangierwinde und eine kurvenläufige
                              									schwere Schmalspurlokomotive mit 5 Triebachsen, die bei einem Gesamtradstand von
                              									3400 mm Kurven von 30 m Radius durchfahren kann.
                           Des weiteren werden ausgestellt:
                           
                              140 Personen- und Güterwagen.
                              
                           Hierunter deutsche und ausländische D-Zugwagen hölzerner und
                                 										eiserner Bauart, Postwagen, Speisewagen, Schlafwagen, Packwagen,
                                 										Personenzugwagen verschiedenster Bauart für Voll- und
                                 										Schmalspurbahnen. Zum Teil sind die Außenwände usw. entfernt, damit der
                              									Besucher den inneren Aufbau erkennen kann. In noch größerer Zahl als die Personenwagen
                              									sind
                           
                              Güterwagen
                              
                           ausgestellt, die, entsprechend den vielen verschiedenen
                              									Zwecken, denen sie dienen, eine erhebliche Mannigfaltigkeit aufweisen. Da ist
                              									zunächst der 120 t - Tiefladewagen. Er soll dem Transport
                              									von schwersten Transformatoren dienen und ist zur Erleichterung des Ladens
                              									dreiteilig aufgebaut.
                           Weiter: die verschiedenen Ausführungen der Großraumgüterwagen für 50 bis 60 t Ladegewicht mit Entladevorrichtung. Spezialwagen aller Art vervollständigen die Liste: Kohlenstaubtransportwagen mit pneumatischer Entleerung,
                              										Kühlwagen, Selbstentlader, Großraumkesselwagen usw.
                              									für Voll- und Schmalspur. Auch die ausgestellten
                              									vierachsigen Rollwagen, die dazu dienen, normalspurige
                              									Vollbahnwagen auf scharf-kurvigen Straßenbahngleisen oder auf Schmalspurgleisen zu
                              									befördern, mögen noch erwähnt werden.
                           Sehr vielseitig sind die Abteilungen:
                           
                              Rangierbetrieb, Gleis-, Signal- und Stellwerkbad
                              
                           Etwas besonders Neues ist hier die auf dem Verschiebebahnhof eingebaute Gleisbremse, die in Verbindung mit einer entsprechenden
                              									Ablauframpe den Rangierbetrieb vereinfachen soll.
                           Ferner: Wagenkipper;
                           Kraftstellwerk mit Ruhestromüberwachung; vollständiges
                                 										Streckenblockwerk mit selbsttätiger Streckenblockung, Bahnhofsblockung und
                                 										halbselbsttätigem Stellwerk;
                           Gleismelderanläge mit Zahlensignalanläge,
                                 										Schienenstromschließer, selbsttätige Ladeeinrichtung einschließlich Batterien
                                 										und Umformer, Glühlampenzentrale, Streckenfernsprecher, Fernleitung und
                                 										Verstärker.
                           Wählergestell für eine vollautomatische Fernsprechzentrale für
                                 										100 Anschlüsse mit Flachkabel;
                           Stationswähler mit zwei Leitungen, Wechselstromwecker,
                                 										Sammelfernsprecher;
                           elektrischer Zugfolgeanzeiger; elektr Zugabfahrtsmelder für Wartesäle, Lautfernsprecher,
                                 										selbsttätige Warnungsläutewerke für Bahnübergänge;
                           fertig verlegte Fahrleitungen, Mäste und
                                 									Stromabnehmer.
                           Die Ausstellung der
                           
                              Hilfs- und Zubehörteile
                              
                           bringt manche wertvolle Einzelheit, herausgelöst aus dem
                              									Zusammenhang. Es werden u.a. gezeigt:
                           Bremsen: verschiedene Ausführungen
                                 										der Rollenlager, Kugellager. Gleitlager mit neuartiger Schmierung; Achsbüchsen, Lokomotivtreibachsen mit glasharter
                                 										Oberfläche, Kolbenringe, Stopfbüchsen;
                           Schienen, Weichen und Schwellen mit ihren Befestigung steilen,
                                 										Schmierpumpen;
                           Schraubenkupplungen, elektrische Kupplungen, selbsttätige
                                 										Mittelpufferkupplungen;
                           elektrische Bahnmotoren und Verbrennungsmotoren, Kompressoren,
                                 										Druckluftschaltwerk für elektr. Züge, Druckluftbügelbetätigung für
                              									elektrische Lokomotiven.
                           In der Abteilung
                           
                              Werkzeug- und Eisenbahnbaumaschinen
                              
                           wird man sehen:
                           Schweißmaschinen zum Punkt und Stumpfschweißen mit
                              									selbstätiger Ausschaltung nach vollständiger Beendigung des Schweißvorganges und
                              									eine neuartige elektr. Spurkranzschweißmaschine; Schmiedeöfen
                                 										u. Dampfhämmer; Schmelzöfen und Gießereimaschinen; schwere und leichte Maschinen der
                                 										Kaltbearbeitung; Verfahren zur Imprägnierung der
                                 										Schwellen; Gleisbau-, Gleisstopf- und Gleisverlegeinrichtungen, Krane und
                                 										Werkstattförderanlagen; die in Werkstätten so viel gebrauchten Elektrokarren und Schlepper.
                           Die ebenfalls vom 21. September bis 5. Oktober in der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg
                              									geöffnete
                           
                              Zweigausstellung
                              
                           soll eine Ergänzung zu Seddin sein. Zahlreiche Meldungen
                              									liegen auch für diesen Teil vor von solchen Werken, die Modelle, Zeichnungen, Abbildungen, Schaubilder usw. zeigen wollen. In
                              									Ihnen sollen in erster Linie die interne Arbeit, die Ziele und Bestrebungen der
                              									einzelnen Betriebe zur Geltung kommen; mehr jedenfalls, als in Seddin, wo man nur
                              									Fertiges und zum mindesten durch Versuche Erprobtes ausstellen wird.
                           Zur Unterstützung des technischen Verständnisses sollen zahlreiche Filme gezeigt
                              									werden. U.a. wurde die erste Lokomotive der Welt für die Filmvorführung auf der
                              									Ausstellung aufgenommen.
                           Die Ausstellung wird veranstaltet vom Verein deutscher
                                 										Ingenieure in enger Gemeinschaft mit der Deutschen
                                 										Reichsbahn. Die Geschäftsstelle ist: Berlin NW 7, Sommerstraße 4a.
                           Gs.
                           Größerer oder kleinerer Heizwert. Der Ingenieur ist
                              									gewohnt, das Verhältnis der in einer Maschine irgend welcher Art, dem Ziel dieser
                              									Maschine entsprechend, umgewandelten Energie zu der gesamten der Maschine zu diesem
                              									Zweck zugeführten Kohle als Wirkungsgrad zu bezeichnen. Nehmen wir als Beispiel eine
                              									Dampfmaschine, so bezeichnet der Ingenieur als Wirkungsgrad das Verhältnis der durch
                              									die Maschine gewonnenen Arbeit zu der gesamten Energie, welche in der auf den Rost
                              									aufgeworfenen Kohle enthalten ist.
                           Ist also L die gewonnene Arbeit,
                           A die Umrechnungszahl Arbeit–Wärme,
                           Q die in Wärmemaß gemessene Energie der Kohle, so ist der Wirkungsgrad
                           η = AL/Q
                           Bekanntlich machen es die Physiologen anders. Diese sagen:Vergl. Schreber, Pflügers Archiv 197, 1922,
                                    											300–304. damit der Mensch lebt, muß er Energie aufnehmen; wenn er
                              									arbeitet, muß er mehr aufnehmen; also kommt für die Verwandlung in Arbeit nur dieses
                              									Mehr in Frage und deshalb vergleichen sie die vom Menschen geleistete Arbeit nur mit
                              									diesem Unterschied der Energiemengen. Unterscheiden wir also als Ql die zum Leben
                              									aufgenommene Energie von der während der Arbeit insgesamt aufgenommenen Qa, so
                              									bilden die Physiologen den Wirkungsgrad als den Bruch
                           η = AL/(Qa – Ql)
                           Der Ingenieur wird dieses Verfahren für unvorteilhaft halten, denn man kann, wenn man
                              									den Menschen als eine zum Arbeiten bestimmte Maschine ansieht, Ql als die zur
                              									Erhaltung des Leerlaufes nötige Energie ansehen, die er niemals von der
                              									Gesamtenergie abzieht.
                           
                           Trotzdem macht er es bei der Verwendung des Heizwertes auch so wie die
                              									Physiologen.
                           Der Thermochemiker bezeichnet als Wärmetönung die Wärmemenge, welche bei einer
                              									chemischen Umsetzung unter der Bedingung frei oder gebunden wird, das die Endstoffe
                              									der Umsetzung wieder dieselbe Temperatur haben wie die Ausgangsstoffe.
                           Da in der Maschinentechnik nur die Wärmetönung von Heizstoffen in Frage kommt, so
                              									benutzt der Ingenieur nicht dieses allgemein gültige, sondern das auf Stoffe
                              									beschränkte Wort Heizwert.
                           Heizwert ist also die Wärmemenge, welche beim Verbrennen eines Brennstoffes frei
                              									wird, wenn die Heizgase wieder bis auf die Ausgangstemperatur, also im allgemeinen
                              									Zimmertemperatur abgekühlt werden.
                           Kurz vor dem Erreichen dieser Temperatur tritt plötzlich eine größere Entwicklung von
                              									Wärme aus den Heizgasen auf, indem sich der in ihnen enthaltene Wasserdampf zu
                              									verflüssigen beginnt.
                           In den Maschinen werden nun die Heizgase niemals bis auf Zimmertemperatur abgekühlt.
                              									Zunächst schon wegen der Größe der Heizflächen; dann aber auch wegen des
                              									Schwefelgehaltes der Brennstoffe. Die aus ihm entstandene schweflige Säure würde
                              									sich mit dem entstehenden Wasser zu Schwefelsäure vereinigen und die Baustoffe
                              									angreifen. Deshalb sagen viele Ingenieure, die Heizgase dürfen nicht bis auf
                              									Zimmertemperatur abgekühlt werden, also steht unserer Maschine die
                              									Verflüssigungswärme für ihren Umlauf gar nicht zur Verfügung und sie ziehen sie vom
                              									Heizwert ab, indem sie den so erhaltenen als kleineren oder unteren von dem der
                              									Wärmetönung entsprechenden, den sie dann als den größeren oder oberen bezeichnen,
                              									unterscheiden.
                           Berechnen sie nun mit diesem kleineren Heizwert den Wirkungsgrad, so erhalten sie
                              									natürlich größere Zahlen, als wenn sie mit dem größeren rechnen, und das erfreut
                              									sie.
                           Es wird Zeit, daß man sich von dieser Selbsttäuschung frei macht und dauernd mit dem
                              									größeren, dem oberen Heizwert rechnet, der der Wärmetönung entspricht.
                           Hierzu kommt noch ein rein experimenteller Grund:
                           Bei den Brennstoffen, die man im Junkerskalorimeter untersuchen kann, ist die
                              									entstehende Wassermenge leicht festzustellen, weil man bequem eine zur genauen
                              									Bestimmung hinreichende Menge verbrennen kann. Bei den festen Brennstoffen, welche
                              									in der Bombe untersucht werden müssen, ist die Bestimmung wegen der geringen Menge
                              									unsicher. Will man mit dem kleinen Heizwert rechnen, so sind also die festen
                              									Brennstoffe den gasigen gegenüber im Nachteil. Die ganze Schwierigkeit fallt fort,
                              									wenn man auf die Selbsttäuschung verzichtet und sich mit dem durch einen kleineren
                              									Zahlenwert behafteten Wirkungsgrad begnügt, den man mit dem der Wärmetönung
                              									entsprechenden größeren oder oberen Heizwert erhält. Entschließen sich alle
                              									Ingenieure zu dieser Rechnung, so ist keiner benachteiligt und auch die Physiologen
                              									werden es anerkennen.
                           Dr. K. Schreber.
                           Tiefe Temperaturen. (Professor Dr. Paul Kirchberger.)
                              									Wärme läßt sich beliebig steigern, nicht aber die Kälte. Das ist nach unseren
                              									heutigen Anschauungen selbstverständlich, denn nach ihnen ist Wärme eine Form der
                              									Bewegung; Bewegung kann immer lebhafter gestaltet werden, aber weniger Bewegung als
                              									völlige Ruhe kann es nicht geben. Dieser Ruhe in der Wärmebewegung entspricht der
                              									sogenannte „absolute Nullpunkt“, der 273° unter dem gewöhnlichen
                              									Nullpunkt liegt. Völlig erreicht werden kann eine solche Kälte nicht, aber natürlich
                              									sind die Bemühungen der Physiker darauf gerichtet, dem Punkt immer näher und näher
                              									zu kommen. Am erfolgreichsten in dieser Hinsicht war der niederländische Physiker
                              									Kammerlingh Onnes, dessen Kältelaboratorium zu Leyden Weltruf hat. Von den
                              									zahlreichen, äußerst interessanten Beobachtungen, die man diesem genialen Meister
                              									der Experimentierkunst verdankt, ist die merkwürdigste die von dem fabelhaft
                              									geringen Widerstand, den manche Metalle, z.B. Quecksilber, dem elektrischen Strom
                              									bei Temperaturen in der Nähe des absoluten Nullpunktes bieten. Es ist gelungen,
                              									einen elektrischen Strom ohne Zufuhr weiterer elektrischer Energie mehrere Stunden
                              									aufrecht zu erhalten, ein geradezu verblüffendes Ergebnis, dessen vollständige
                              									Aufklärung noch nicht gelungen ist.
                           Ueber die Kristallisation von Granit. Zu Beginn des
                              									vorigen Jahrhunderts herrschte noch vielfach die Anschauung, daß die Reihenfolge der
                              									Kristallisation oder wohl genauer gesagt, der Ausscheidung, der verschiedenen
                              									Mineralbestandteile des Granits nicht abhängig sei von ihrer verschiedenen
                              									Lösungsfähigkeit und daß daher solche Gesteine nicht allein infolge der Abkühlung
                              									aus der flüssigen Lösung entstanden sein können.
                           Im Jahre 1822 führte Breislak zu dieser Frage folgende Erklärungen an. Wenn die
                              									Granite infolge der Abkühlung kristallisieren, so suchen die einzelnen mineralischen
                              									Bestandteile derselben je nach ihrem verschiedenen Schmelzpunkte oder je nach ihrem
                              									verschiedenen Löslichkeitsgrade sich zu trennen und sie kristallisieren zu
                              									verschiedenen Zeiten, die eben ihrem Schmelzpunkte entsprechen. So gewinnt es den
                              									Anschein, als ob manchmal die bei weitem leichter lösliche Mineralsubstanz bereits
                              									vor einer weniger leicht löslichen aus dem Magma fest ausgeschieden war und dann in
                              									diese eingeschlossen wurde.
                           Diese Beobachtung Breislaks schien schon fast der Vergessenheit anheimzufallen, als
                              									1844 Fuchs in München die Aufmerksamkeit der Geologen wieder auf diese Erscheinung
                              									hinlenkte. In sorgfältigen Untersuchungen wies Fuchs die Unmöglichkeit nach, daß die
                              									Mischung der einzelnen Mineralbestandteile, wie man sie im Granit antrifft, sich aus
                              									einem Zustande einfacher Schmelzung verfestigt haben solle. Er zeigte, daß man im
                              									Laboratorium im Schmelztiegel wohl Kristalle erhalten könne, die denen der
                              									natürlichen Mineralien ähnlich sind, daß man aber niemals auf diesem Wege ein
                              									derartiges Mischprodukt erhalten könne, wie es eben der Granit darstellt.
                           Im Jahre 1833 besuchte Scheerer Norwegen, bevor die Versuche von Fuchs bekannt
                              									geworden waren; auch wußte er nicht um die Ansicht Breislaks. Scheerer berichtet
                              									nun, daß in magmatischen Graniten mit Bestimmtheit beobachtet werden könne, daß der
                              									Feldspat sich vor dem Quarz verfestigt habe, ein Beweis dafür, daß der Quarz noch
                              									flüssig oder wenigstens weich war, als der Feldspat sich schon im Zustande seiner
                              									Kristallisation, seiner festen Ausscheidung aus dem Magma befand. Er führte aus, daß
                              									die am meisten annehmbare Vorstellung über den Ursprung dieser Tiefengesteine
                              									diejenige sei, welche den beiden Elementen Feuer und Wasser die gleiche erzeugende
                              									Kraft beimesse. Man muß zugeben, daß es unmöglich sei, solche Gesteine als aus einem
                              									rein glutflüssigen Zustande entwickelt zu denken. Scheerer wies damals auch nach,
                              									daß verschiedene Mineralien im Granit Wassereinschlüsse enthalten. Er zog darum
                              									den Schluß, daß das Magma mindestens soviel Wasser enthalten haben müsse, als wir
                              									jetzt in dem verfestigten Tiefengesteine noch vorfinden. Wenn das Magma erheblich
                              									mehr Wasser enthalten hätte, so daß es etwa eine wässerige Base bildete, dann würde
                              									dieses Magma auch einen erheblich größeren Raum eingenommen haben, als ihn der
                              									Granit bei seiner Verfestigung gebildet hat. Die angestellten Beobachtungen zeigen
                              									jedoch, daß die Granitgänge im allgemeinen den gleichen Raum ausfüllen, ob sie nun
                              									abgekühlt sind oder in magmatisch-flüssiger Form sich befinden. Der Wassergehalt des
                              									Magmas kann somit kein sehr großer gewesen sein. Scheerer hält dafür: daß die Menge
                              									an Wasser, welche ursprünglich in dem Granit enthalten gewesen sein mag, zwischen 1
                              									bis 50 % betragen habe und daß es sehr wahrscheinlich ist, daß der Wassergehalt
                              									näher zum Minimum als zum Maximum hin liege. Hiermit hat man eine ungefähre
                              									Vorstellung von dem Wassergehalte einer granitischen Base. Nimmt man den
                              									Wassergehalt etwa zu 5 oder 10 oder 20 %, so ändert das absolut nichts an dieser
                              									Sache.
                           Die Scheererschen Beobachtungen hat man später in sorgfältigster Weise auf chemischem
                              									und mikroskopischem Wege des näheren untersucht, ohne indessen irgend welchen
                              									größeren Fortschritt in der allgemeinen Auffassung vom Ursprung der Granite zu
                              									erzielen. Mikroskopische Untersuchungen haben mit Bestimmtheit erwiesen, daß in
                              									granitischen Gesteinen die Reihenfolge der Kristallisation, der Verfestigung der
                              									Einzelbestandteile nicht diejenige des höheren oder geringeren Schmelzpunktes dieser
                              									Mineralien gewesen sein könne, sondern, daß für die allgemeiner verbreiteten
                              									Elemente sehr wahrscheinlich der Grad ihrer relativen Basizität die Ursache der
                              									jeweiligen Verfestigungszeit bildet. Als eine Regel über die Reihenfolge der
                              									Verfestigung in granitischen Tiefengesteinen konnte man auf Grund vielfacher
                              									Beobachtungen folgende aufstellen: 1. die dunkelen Mineralbestandteile, wie
                              									Amphibolit und Biotit, 2. Feldspat und 3. Quarz. Auf Grund dieser Reihenfolge der
                              									Ausscheidung von Mineralien aus dem Magma hat man ausgeführt, daß, wenn in irgend
                              									einem Stadium der Verfestigung die bereits ausgeschiedenen Mineralien konzentriert
                              									wurden, wir dann Gesteine von allen möglichen Graden der Basizität erhalten
                              									müßten.
                           In seiner mikroskopischen Physiographie der massigen Gesteine entwickelt H.
                              									Rosenbusch die Frage der Entstehung der Granite etwa in folgendem Sinne: da die mehr
                              									basischen Bestandteile im allgemeinen die älteren sind, so ist es
                              									selbstverständlich, daß die Konzentration von frühgeformten Mineralien und
                              									Mineralverbindungen unbedingt die mineralogische Zusammensetzung von basischem
                              									Gestein besitzen muß, das heißt also, daß in einem granitischen Gestein die
                              									spenitische, dioritische und gobbroide Fazies bestehen muß. Betrachtet man diesen
                              									Prozeß aber als immer weiter und weiter fortschreitend, so zeigt sich, daß
                              									gleichzeitig mit der Ausscheidung und Verfestigung des basischen Materials, ein
                              									fortwährend mehr sauer werdendes restliches Magma sich entwickeln wird, welches
                              									schließlich selbst sich verfestigt, und wir haben dann den Vorgang einer Spaltung
                              									des ursprünglich völlig homogenen Eruptivmagmas in geologisch eng miteinander
                              									verbundene Massen basischer und saurer Gesteine.
                           Ueber die Entwicklung der einzelnen Gemengteile der Tiefengesteine führen wir, nach
                              									Rosenbusch, hierdurch folgendes an: Man kann die mannigfachen Gemengteile der
                              									Eruptivgesteine in vier Gruppen sondern:
                           1. Die Erze und akzessorischen Gemengteile (Magustit, Ilmenit, Eisenglanz, Agatit,
                              									Zirkon, Titanit etc).
                           2. Die meistens farbigen, eisen- und magnesiahaltigen Silikate (Olivin, Glimmer,
                              									Amphibole, Pyroxene etc.).
                           3. Die farblosen feldspatigen Gemengteile (eigentliche Feldspate, Naphalin, Leuzit,
                              									Melilith, Sodalith, Hauyn etc.).
                           4. Die freie Kieselsäure als Quarz.
                           Bei allen Tiefengesteinen erfolgt nun die Entwicklung dieser Gemengteile bei normalen
                              									Verhältnissen so, daß die Bildung eines jeden derselben eine kontinuierliche, in
                              									einem einzigen Zeitabschnitt verlaufende war, der die Kristallisation der anderen
                              									Gemengteile vorherging oder folgte. Es gibt damit – und das ist der wichtigste
                              									strukturelle Charakter der Tiefengesteine gegenüber den Ergußgesteinen – im
                              									allgemeinen von jedem Gemengteil nur eine einzige Generation. Die Bildungsperioden
                              									der verschiedenen Gemengteile folgen sich bald so, daß vor vollendeter Ausscheidung
                              									des einen Gemengteils diejenige eines anderen nicht statt hatte, weit häufiger aber wohl derart, daß der Beginn einer jüngeren
                              									Mineralausscheidung eine gewisse Zeit vor dem Abschluß der nächst älteren eintrat,
                              									daß also, geologisch gesprochen, die Bildungsperioden zweier aufeinander folgender
                              									Gemengteile sich übergreifend verhalten. Die Gesetze, nach denen die Reihenfolge der
                              									Ausscheidungen der verschiedenen Gemengteilsgruppen sich ordnet, sind bis heute
                              									nicht vollständig bekannt, dazu ist vor allen Dingen das eigentliche Wesen der
                              									natürlichen Magmen noch zu wenig festgestellt.
                           Unter Berücksichtigung der bei den Ergußgesteinen auftretenden Verhältnisse glaubt
                              									Rosenbusch für die Reihenfolge der Ausscheidungen folgende Regeln aufstellen zu
                              									können:
                           1. Die kristallinen Ausscheidungen in einem eruptiven Silikatmagma folgen sich nach
                              									abnehmender Basizität derart, daß in jedem Augenblicke der Gesteinsbildung der noch
                              									vorhandene Kristallisationsrückstand saurer ist, als die Summe der bereits
                              									auskristallisierten Verbindungen, und auch saurer, als das ursprüngliche Magma.
                           2. Die relativen Mengen der in einem eruptiven Silikatmagma möglichen Verbindungen
                              									haben einen gewissen Einfluß auf die Reihenfolge ihrer Ausscheidung. – Die in diesem
                              									zweiten Satze ausgesprochene Beziehung scheint ein gewisses Schwanken in der
                              									Reihenfolge der Ausscheidung der vorhin unter 2 und 3 angeführten Gruppen von
                              									Gemengteilen bei den basischeren Eruptivgesteinen erklären zu können. –
                           3. Nach Metallen geordnet, beginnt die Kristallisation mit der Ausscheidung der Oxyde
                              									des Eisens und der Spinellide; sie schreitet von der Bildung der Mg- und Fe-Silikate
                              									(farbige Gemengteile) zu derjenigen der Silikate des Ca, weiter zu derjenigen der
                              									Alkalien fort und endet mit der Kristallisation des freien Kieselsäurerestes.
                           Si.
                           Ueber Rollbraunkohlenvergasung und
                                 										Braunkohlenstaubfeuerung macht der Braunkohlen-Industrie-Verein in seinem
                              									letzten Geschäftsbericht interessante Mitteilungen. Die Vergasung von Rohbraunkohle
                              									hat danach gegenüber dem Stande im Vorjahre trotz eifrigster Versucharbeiten der
                              									verschiedensten Firmen keine nennenswerten Fortschritte gemacht. Es ist bisher immer
                              									noch nicht gelungen, einen wirtschaftlich arbeitenden Rohbraunkohlengenerator zu erfinden.
                              									Trotz aller bisherigen Mißerfolge muß aber an dieser Aufgabe mit Opfermut und zäher
                              									Ausdauer weitergearbeitet werden.
                           Dagegen wurden in der Braunkohlenstaubfeuerung weitere Fortschritte erzielt. Sie hat
                              									besonders in der industriellen Ofenindustrie mit Jntensitätfeuerungen Eingang
                              									gefunden, und eine Reihe von Walzwerken im Rheinland hat sich mit großem Erfolg auf
                              									Braunkohlenstaubfeuerung umgestellt. Weniger erfolgversprechend waren die Ergebnisse
                              									der Braunkohlenstaubfeuerung im Dampfkesselbetrieb. Der Wirkungsgrad war hierbei
                              									nicht größer als bei Anlagen mit guten Treppenrosten. Voraussichtlich wird daher die
                              									Braunkohlenstaubfeuerung im Dampfkesselbetrieb nur als Zusatzfeuerung Bedeutung
                              									erlangen, mit Hilfe deren man die Spitzenleistungen wirksam fördern kann.
                           Auch das Rheinische Braunkohlensyndikat berichtet über günstige Ergebnisse mit der
                              									Braunkohlenstaubfeuerung auf Eisenhüttenwerken. Namhafte Werke feuern heute ihre
                              									Schmiede-, Roll-, Stoß- und Temperöfen ausschließlich mit Staubkohle, und zwar ist
                              									die rheinische Braunkohle wegen des hohen Schmelzpunktes ihrer Asche für diesen
                              									Zweck besonders geeignet.
                           Die Vergasung der Rohbraunkohle mit und ohne Teergewinnung hat im Rheinland in den
                              									Hüttenbetrieben, in der chemischen, der Glas- und der Zinkindustrie weitere
                              									Fortschritte gemacht. Auch in der keramischen Industrie hat das Rohkohlengas durch
                              									Schaffung eines neuen Ofentyps Eingang gefunden. Dieser neue Gaskammerringofen
                              									gestattet die Verwendung von Rohbraunkohlengas bei verhältnismäßig hohen
                              									Gasbrandtemperaturen und unter Voraussetzungen, die sonst nur bei Einzelöfen gegeben
                              									sind. Dieser neue Ofentyp wird hauptsächlich für die rheinischen Steinzeug- und
                              									Falzziegelwerke von Nutzen sein. (Braunkohle 1923/24, Nr. 15.)
                           Bergbahnen mit Motorbetrieb. Bei solchen Bahnen handelt es
                              									sich in der Regel, einen bedeutenden Höhenunterschied mit möglichst kurzer Bahnlänge
                              									zu überwinden. Hierfür werden Zahnradbahnen mit Steigungen von 10–30 v. H. mit
                              									senkrechtem Eingriff des Zahnrades in die Zahnstange, bei größeren Steigungen bis 50
                              									v. H. mit horizontalem Zahnradeingriff, oder mit Drahtseilbahnen mit Steigungen von
                              									20–70 v. H. ausgeführt. Früher erfolgte der Betrieb von Zahnradbahnen ausschließlich
                              									durch Dampflokomotiven mit Triebzahnrädern für das Schieben einiger Personenwagen.
                              									Während der Talfahrt arbeiten die Dampfzylinder als Luftverdichter, um den Zug zu
                              									bremsen. Mit der Gornergratbahn im Jahre 1898 hat sich schnell der elektrische
                              									Betrieb eingeführt und zwar hauptsächlich mit elektrischen Lokomotiven. Da für
                              									Bergbahnen im Jahre oft nur 120–250 Betriebstage in Betracht kommen, so entsteht
                              									dadurch der Nachteil, daß die gesamte elektrische Kraftübertragungs- und
                              									Stromzuführungsanlage ein größeres Anlagekapital erfordert, dessen Verzinsung und
                              									Abschreibung die verhältnismäßig geringe Anzahl der Fahrkilometer stark
                              									belastet.
                           Man hat deshalb bereits an Stelle der Dampf- und elektrischen Lokomotiven
                              									Motorlokomotiven vorgeschlagen. An Stelle der meistens zwei Elektromotoren tritt
                              									dann eine Verbrennungskraftmaschine, die über ein Wechselgetriebe mittels
                              									Zahnradübersetzung ein oder zwei Triebzahnräder antreibt. Es können
                              									Verbrennungskraftmaschinen mit Benzin- und Benzolbetrieb, oder auch Dieselmaschinen
                              									und Glühkopfmaschinen Verwendung finden. Es handelt sich hier meist um größere
                              									Leistungen von 150–300 PS, so daß die billigeren schweren Kraftstoffe wie Paraffin-
                              									oder Teeröle Verwendung finden können. Während die Dampflokomotiven ein
                              									Dienstgewicht von etwa 14 bis 18 t hatten, ist man bereits bei elektrischen
                              									Lokomotiven auf 10–15 t heruntergegangen. Bei Motorlokomotiven wird das Gewicht
                              									nicht unter 10 t sein, um Motor und Getriebe hinreichend stark ausführen zu
                              									können.
                           Die Ermittlung der erforderlichen Motorleistung erfolgt aus der Zugkraft Z kg am
                              									Radumfang nach der Gleichung Z = Q (f + s) wobei Q das Gesamtgewicht des Zuges in t,
                              									f den Laufwiderstand mit etwa 12–20 kg für die Tonne Zuggewicht und s die Steigung
                              									in V. T. bedeutet. Die Leistung in PS am Radumfang bestimmt sich dann
                              										N=\frac{Z\,V}{3,6\,.\,75'}, wobei V die Fahrgeschwindigkeit
                              									in km/Std. bedeutet. Die Bergbahnen verbrauchen Betriebsstoff nur bei der Bergfahrt,
                              									während die Talfahrt zum Antrieb des Motors als Luftverdichter verwendet wird. Durch
                              									entsprechende Drosselung des Luftaustritts aus dem Zylinder wird die
                              									Fahrgeschwindigkeit geregelt. Zur Kühlung wird dabei Kühlwasser in den Zylinder
                              									eingespritzt. Die bei der Talfahrt erzeugte Druckluft wird in einen Sammelbehälter
                              									gefördert, der selbsttätig nach Erreichung seines Höchstdruckes die
                              									Druckluftzuführung abschaltet. Die aufgespeicherte Druckluft dient zum Anlassen der
                              									Verbrennungskraftmaschine, zur Betätigung der Druckluftschaltung des
                              									Wechselbetriebes, sowie der Bremsen und der Signalpfeife.
                           Wie die Vergleichsrechnungen zeigen, können beim Motorbetrieb mit Treiböl Ersparnisse
                              									erzielt werden. Für die Dampflokomotiven kann hier ein Kohlenverbrauch von 2 kg
                              									angenommen werden für die PS-Stunde, für eine Motorlokomotive rechnet man mit 0,33
                              									kg für die PS-Stunde. Abb.
                                 										1 und 2
                              									ergeben einen Vergleich von Brennstoffverbrauch und Kosten für den Zugkilometer bei
                              									einem Zuggewicht von 30 t bei Steigungen von 10 – 30 v. H. Die Zahlen für den
                              									Zugkilometer sind Durchschnittswerte für Berg- und Talfahrt. Die wirklichen
                              									Verbrauchszahlen nur für die Bergfahrt allein betragen mithin das Doppelte der
                              									Zahlen von Abb. 1 und
                              										2. Der Bergbahnzug
                              									mit 30 t Gesamtgewicht auf 20 v. H. Steigung verbraucht bei Dampflokomotivenbetrieb
                              									für einen Zugkilometer 27 kg Kohle, bei Betrieb mit Motorlokomotiven dagegen nur 5
                              									kg Treiböl. Bei einem Kohlenpreis von 32 Mk. die Tonne gegenüber einem Treibölpreis
                              									von 120 Mk. die Tonne betragen die Brennstoffkosten für den Zugkilometer bei
                              									Dampfbetrieb etwa 94 Pfennig, bei Motorbetrieb 63 Pfennig. In Wirklichkeit werden
                              									Verbrauch und Kosten für Motorbetrieb noch dadurch verringert, daß die
                              									Motorlokomotive ein geringeres Dienstgewicht als die Dampflokomotive hat. Diese
                              									Ersparnis an Brennstoff ist in Abb. 1 und 2
                              									durch die Linie a ausgedrückt. Hierzu kommt noch die Ersparnis an Lokomotivpersonal
                              									bei der Motorlokomotive, da bei der Motorlokomotive nur 1 Maschinist, bei der
                              									Dampflokomotive jedoch 2 Mann notwendig sind.
                           Gegenüber dem elektrischen Betrieb gibt die Motorlokomotive die Möglichkeit,
                              									Bergbahnen mit geringerem Anlagekapital und in kürzerer Zeit zu bauen. Bei
                              									elektrischem Betrieb muß die Kraftübertragung und Stromzuführungsanlage sofort für
                              									möglichen Höchstverkehr bemessen werden. Ein Vergleich der Wirtschaftlichkeit
                              									zwischen Motor- und elektrischem Betrieb läßt sich nur von Fall zu Fall anstellen.
                              									Die Stromkosten
                              									werden hier zwischen 0,40–1,20 Mk. für den Zugkilometer schwanken. Die
                              									Betriebsausgaben für den Zugkilometer werden bei elektrischem Betrieb dadurch
                              									erhöht, daß die Anlagekosten für die elektrische Kraftübertragungs- und
                              									Fahrleitungsanlage mit ihrer Verzinsung, Unterhaltung und Erneuerung hinzukommen.
                              									Die Statistik der Bergbahnen zeigt, daß die Anzahl der gefahrenen Zugkilometer
                              									überall gering ist. (Rigibahn 34000, Wengernalpabahn 62000, Glion-Nagebahn 23000,
                              									Gornergratbahn 14000, Brunnen- Morschach 12000, Brienne – Rothven 7500, Pilatus
                              									15000, Monte Generöse 11000.) Es läßt sich also dabei der elektrische Betrieb nicht
                              									wirtschaftlich gestalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 174
                              Abb. 1 und 2. Brennstoff-Verbrauch und Kosten für Q = 30 t Zuggewicht.
                              
                           Bei den zahlreichen Bergbahnen mit Dampfbetrieb könnten die veralterten
                              									Dampflokomotiven durch Motorlokomotiven ohne großen Kapitalaufwand ersetzt werden.
                              									Bei Neuanlagen von Bergbahnen, wo die Anzahl der zu erwartenden Zugkilometer gering
                              									sein wird, wird der stufenweise Ausbau mit Motorlokomotiven die geringsten
                              									Unkosten verursachen. (Der Motorwagen 1924, S. 186–190.)
                           W.
                           Die Hafenbrücke von Sydney. Der mehr und mehr steigende
                              									Hafenverkehr von Sydney und die dadurch bedingte Steigerung des Eigenverkehrs der
                              									Stadt ergab in immer stärkerem Maß die Notwendigkeit, eine Verbindung zwischen den
                              									durch den Hafen getrennten Stadtteilen herzustellen, da der bisherige Verkehr durch
                              									Fähren den Anforderungen nicht mehr genügte. Wenn auch schon vor mehr als 30 Jahren
                              									der Bau einer Brücke über den Hafen von Sydney in der Oeffentlichkeit Australiens
                              									erörtert worden ist, so führte doch erst die Wiederaufnahme dieses Planes durch die
                              									jetzige Regierung im Jahre 1922 in Form einer Parlaments-Akte zu dem Beschluß, die
                              									geplante Brücke auszuführen. Die Brücke sollte in einem einzigen Bogen den Hafen
                              									überspannen und selbst den größten Seeschiffen die Einfahrt in den Hafen ermöglichen
                              									und außerdem einen äußerst starken Eisenbahn-, Fahr- und Fußgängerverkehr gestatten.
                              									Nach Voruntersuchungen durch den Chefingenieur der australischen Regierung, J. C.
                              									Bradfield, wurde die genaue Lage der Brücke festgelegt und eine internationale
                              									Ausschreibung für den Bau der Brücke ausgelegt. Auf diese Ausschreibung reichten
                              									zwei englische, zwei australische, eine amerikanische und eine kanadische
                              									Brückenbaufirma ihre Angebote ein. Den in der Ausschreibung festgelegten
                              									Bedingungen, insbesondere auch mit Rücksicht auf die Ausmaße einer so großen Brücke
                              									bezüglich Formenschönheit der Ausführung und gute Einpassung in das Landschaftsbild,
                              									entsprach am besten ein Entwurf der Firma Dorman, Long and Co. Ltd. of
                              									Middlesborough, der infolgedessen seitens der australischen Regierung angenommen
                              									wurde. Von den sieben Alternativ-Angeboten der genannten Firma besitzt der
                              									angenommene Vorschlag nachstehende Hauptabmessungen:
                           Lichte Spannweite 500 m.
                           Gesamtlänge einschließlich Anfahrtswege 1150 m.
                           Lichte Höhe über Hochwasserspiegel 52 m.
                           Gesamthöhe über Wasserspiegel 137 m.
                           Dieser Brückenentwurf stellt bei weitem die größte Einbogenbrücke der Welt dar, denn
                              									die nächst größten Brücken dieser Art zeigen nur eine Spannweite von 305 m. Die
                              									geplante Brücke gehört aber auch ganz allgemein zu den größten Brücken überhaupt,
                              									denn übertroffen wird sie nur von der Forth- und der Quebec-Brücke, die jedoch als
                              									Pfeilerbrücken ausgeführt sind. Außerordentlich beachtenswert ist ferner die
                              									ungewöhnlich schwere Eisenbahn- und Straßenbelastung der Brücke, die eine
                              									Gesamtbreite von 46 m erforderte. Daher ist denn auch der Hauptträger in seiner
                              									außergewöhnlich schweren Bauart der schwerste Einbogenträger der Welt. Während ein
                              									Teil der leichteren Eisenkonstruktionen der Ausschreibung gemäß in Australien
                              									hergestellt wird, erfolgt die Anfertigung der schwereren Teile in den Werkstätten in
                              									Middlesborough. Die ausführende Firma hat bereits vor mehreren Jahren eigens zum
                              									Bauzweck in Melbourne und Sydney Unterwerkstätten errichtet. Der Zusammenbau der
                              									Einzelteile erfolgt direkt an Ort und Stelle, und zwar soll der Vorbau von beiden
                              									Ufern gleichzeitig erfolgen. (The Engineer 7.3.24.)
                           Kll.
                           Die Kohlenwirtschaft Jugoslawiens. Nach amtlichen
                              									Feststellungen beträgt der jährliche Kohlen verbrauch Jugoslawiens insgesamt 430000
                              									Waggons Kohle und 4000 Waggons Koks. Zur Deckung dieses Bedarfs liefern 7
                              									Steinkohlengruben, 13 Braunkohlen- und 11 Lignitgruben in Serbien jährlich 15000 Waggons
                              									Lignit, 15000 Waggons Braunkohle und 3000 Waggons Steinkohle, oder auf Normalkohle
                              									von 6000 WE umgerechnet, zusammen 25000 Waggons. Die 37 Braunkohlengruben und 2
                              									Lignitgruben in Slowenien liefern 135000 Waggons Braunkohle und 20500 Waggons
                              									Lignit, entsprechend 112000 Waggons Normalkohle von 6000 WE. Ferner gewinnen die 15
                              									Braunkohlengruben und 2 Lignitgruben in Bosnien-Herzegowina zusammen 78 500 Waggons
                              									Normalkohle und schließlich die 9 Braunkohlengruben und 27 Lignitgruben in
                              									Slawonien-Kroatien 37500 Waggons Normalkohle. Die Förderung des ganzen
                              									jugoslawischen Gebietes belief sich im Jahre 1922 auf 253000 Waggons Normalkohle von
                              									6000 WE, so daß also ein erheblicher Teil des Kohlenbedarfes aus dem Ausland
                              									eingeführt werden mußte. Es wurden, abgesehen von der Reparationskohle im Jahre
                              									1922, insgesamt 31000 Waggons Kohle im Werte von 202 Mill. Dinar eingeführt, und
                              									zwar hauptsächlich aus England, Frankreich, Rumänien, Oesterreich, Italien und aus
                              									der Tschechoslowakei, die vorwiegend Koks lieferte, (Montan. Rundschau 1923, S.
                              									336.)
                           Ein neues Ueberlandkraftwerk in Oesterreich. Die
                              									Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbaugesellschaft hat bei der Landesregierung die
                              									Konzession für die Errichtung eines Ueberland-Kraftwerkes mit einer Leistung von
                              									12000 kW mit der dazugehörigen Fernleitung nach Graz nachgesucht. Das Kraftwerk
                              									steht mitten im Braunkohlenrevier in Bärenbach bei Voitsberg. Sein Zweck ist, die
                              									Kohlenenergie ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit der Kohle in eine Form zu
                              									bringen, in der sie durch die Fernleitung billiger verteilt und in gleicher Weise
                              									wie jede hochwertige Kohle, die sonst nur das Ausland liefert, verbreitet werden
                              									kann. Vorerst wird die Fernleitung nur bis Graz gebaut, Verhandlungen über eine
                              									Weiterführung bis in das Mürztal sind im Gange. Die von ausländischen
                              									Sachverständigen vorgenommene Nachprüfung der Grundlagen dieses Projektes hat
                              									ergeben, daß ein im Kohlenrevier gelegenes Ueberland-Kraftwerk den Strom billiger zu
                              									liefern imstande ist als ein Wasserkraftwerk. Das Köflacher Ueberland-Kraftwerk wird
                              									nach dem im Burgenland gelegenen Zillingdorfer Kraftwerk, das die Stadt Wien mit
                              									elektrischer Energie versorgt, die zweite Anlage dieser Art in Oesterreich
                              									darstellen. (Montan. Rundschau 1923, S. 406.)