| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | W. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 180 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Der Leistungsfaktor in Drehstromnetzen und die Mittel zu
                                 										seiner Verbesserung. Als nach dem Kriege die Wirtschaft in die Zwangslage
                              									geriet, Energieverluste unter allen Umständen verhindern zu müssen, und als sie sich
                              									darauf besann, wie man auch die kleinsten von der Natur gebotenen Hilfsmittel für
                              									dieses Ziel verwerten könne, da tauchten allenthalben wieder die Projekte auf, die
                              									sich mit der Verbesserung des Leistungsfaktors in Drehstromnetzen befaßten. Glaubte
                              									man doch damit den Hebel gefunden zu haben, der äußerste Kraftausnützung
                              									gewährleistete. Dem menschlichen Scharfsinn war es gelungen, andere Verlustquellen
                              									nahezu auf das theoretisch Mögliche einzudämmen, nun wurde es Zeit, mit den Arbeiten
                              									auf dem Gebiet des Blindstromes, die bisher mehr in den Laboratorien gefördert
                              									worden waren, an die Oeffentlichkeit zu treten.
                           Eine Menge von gut und weniger gut ersonnenen Methoden zur Verbesserung des
                              									Leistungsfaktors wurden bekannt, von denen die Mehrzahl den Anforderungen an
                              									Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit nicht standhalten konnte. Nur wenige
                              									Ausführungen waren brauchbar und konnten sich auf dem Markt behaupten. Aber auch
                              									diesen haften noch so viele Mängel an und die Verwendbarkeit einer jeden dieser
                              									Arten ist so sehr auf Spezialfälle zugeschnitten, daß man von einer endgültigen
                              									Lösung der gestellten Aufgabe noch nicht reden kann.
                           Gerade deshalb lohnt es sich, einen Ueberblick zu geben über die Grundgedanken, den
                              									Entwicklungsgang und die neuesten Fortschritte; dem in der Praxis stehenden Nichtspezialisten
                              									soll ein Anhalt geboten werden, in welcher Richtung er das für ihn Passende finden
                              									kann. Allgemein aber soll durch diese Zeilen das Interesse gefördert werden für eine
                              									Frage, deren vollkommene Beantwortung große Vorteile für die Volkswirtschaft mit
                              									sich bringen würde.
                           Den Ausgangspunkt für die Untersuchung, die im Wesentlichen im Anschluß an einen
                              									Aufsatz in „Elektrotechnik und Maschinenbau, 42. Jahrgang, Heft 19 (von Ing. Karl
                                 										Baudisch, Berlin)“ erfolgt, hat natürlich eine Bestimmung des Begriffes
                              										„Blindstrom“ und „Blindleistung“ zu bilden.
                           Alle Wechselstromfelder, auf deren Kontrastwirkung gegenüber stromdurchflossenen
                              									Leitern die Arbeitsfähigkeit eines Drehstrommotors beruht, bedürfen zu ihrer
                              									Erhaltung („Erregung“) eines Stromes, der die Eigentümlichkeit besitzt, nicht
                              									phasengleich mit der dem Motor aufgedrückten Klemmenspannung zu sein, sondern der
                              									dieser Spannung um 90 Grad nacheilt. Ströme solcher Art, die nur im Wechselfeld
                              									pulsieren, ohne Arbeit zu leisten, nennt man Blindströme. Die durch sie
                              									gekennzeichnete Leistung, bei der die Vektoren – Blindstrom J b und Klemmenspannung
                              									U- senkrecht aufeinanderstehen, und die keine Nutzarbeit zu bewirken vermag, heißt
                              									Blindleistung im Gegensatz zur Wirkleistung, die sich aus dem Produkt aus Spannung U
                              									mal der in Richtung von U fallenden Stromkomponente Jw ergibt. Der Blindstrom J b
                              									setzt sich mit dem Wirkstrom Jw vektoriell zu einem resultierenden Strom J zusammen,
                              									welcher der Spannung U um den Phasenverschiebungswinkel φ nacheilt. Der
                              									Leistungsfaktor – cos φ – zeigt das Verhältnis des Wirkstroms Jw zum Gesamtstrom J
                              									bzw. der Wirkleistung Jw × U zur
                              									Gesamtscheinleistung J × U an. Das Verhältnis der Blindleistung Jb × U zur Gesamtscheinleistung J × U stellt sich
                              									durch den sin φ dar.
                           So notwendig der Blindstrom zur Erregung des Wechselfeldes ist, so sehr belastet er
                              									die Anlagen zur Erzeugung und Fortleitung elektrischer Energie. Die Generatoren
                              									müssen für die volle Scheinleistung dimensioniert werden, da die Blindströme ebenso
                              									zur Erwärmung der Maschine beitragen, wie die Wirkströme. Je schlechter nun der
                              									Leistungsfaktor, d.h. je kleiner cos φ wird, ein desto geringerer Anteil von
                              									Wirkleistung wird innerhalb der gleichen Scheinleistung enthalten sein. Besonders
                              									nachteilig wirkt die Verschlechterung des Leistungsfaktors dann, wenn trotz voller
                              									Belastung der Generatoren die Kraftmaschinen, die ja nur Wirkleistung liefern, nicht
                              									mehr voll ausgenutzt werden können, oder wenn gar bei wachsender Belastung des
                              									Netzes neue Antriebsmaschinen beschafft werden müssen, während die vorhandenen
                              									ungenügend belastet und daher mit schlechtem Wirkungsgrad arbeiten. Eine schädigende
                              									Rolle spielt im Generator der Blindstrom noch dadurch, daß er die Pole
                              									entmagnetisiert, so daß die Konstanz der erzeugten Spannung in Frage gestellt wird.
                              									Unangenehmer noch als beim Generator fällt der Kostenpunkt ins Gewicht bei der
                              									Bemessung der Leitung für volle Scheinleistung, wenn unnützer Blindstrom mitgeführt
                              									werden muß. Da weiterhin der Blindstrom im Generator wie in der Leitung hohe
                              									Spannungsabfälle (Gesamtabfall in Netzen oft über 20 %!) hervorruft, besteht Gefahr,
                              									daß die am Netz hängenden Drehstrommotoren, deren Kippmoment dem Quadrat der
                              									Spannung proportional ist, zum Ausgleich des herabgesetzten Kippmomentes größer als
                              									notwendig gewählt werden müssen und so zu einer weiteren Verschlechterung des
                              									Leistungsfaktors Veranlassung geben.
                           Zur Verbesserung des cos φ stehen zwei Möglichkeiten offen: einmal die Einschränkung
                              									des Blindstromverbrauches. Geschickte Wahl der Motoren und Transformatoren, die
                              									unter Ausnutzung der Ueberlastbarkeit gerade noch das geforderte Drehmoment
                              									aufbringen, guter Motorbau mit kleinstem Luftspalt, Verwendung von
                              									Kurzschlußläufern, hohe Umdrehungszahlen, Umschaltung der Motoren bei geringer Last
                              									von Dreieck auf Stern (wodurch das Feld auf den &z2018; Teil und damit der
                              									Blindverbrauch auf ⅓ sinkt) stellen wohl die wirksamsten Hilfsmittel dar, um
                              									–sozusagen auf natürlichem Weg – den Leistungsfaktor günstiger zu gestalten.
                              									Verhütet man noch bei parallel arbeitenden Kraftwerken durch richtige Erregung, daß
                              									ein Generator auf Kosten eines anderen durch die Verbindungsleitung Blindstrom
                              									ansaugt, so ist man ziemlich am Ende – ohne einen restlos befriedigenden Erfolg zu
                              									erzielen, da diese Mittel eine Verbesserung nur um wenige Prozent bewirken
                              									können.
                           Als beim Uebergang zur Ueberlandversorgung in großem Stil die schädlichen Wirkungen
                              									des Blindstromes überhand nahmen, packte man die Frage von der andern Seite an: man
                              									erzeugte Blindstrom in einer besonders dazu geeigneten Maschine in der Nähe des
                              									Verbrauchers. Als erzeugende Maschinen kamen in Betracht:
                           
                              1. solche mit Gleichstromerregung und
                                 										Synchron-Charakteristik;
                              2. solche mit Drehstromerregung und
                                 										Asynchron-Charakteristik.
                              
                           1. Das Prinzip der ersten Art besteht darin, daß man Synchronmotoren, die so bemessen
                              									sind, daß sie voll belastet einen cos φ = 1 haben würden, entlastet laufen läßt,
                              									wobei diese Maschinen mit voreilendem Strom arbeiten und Blindleistung an das Netz
                              									abgeben. Dabei hat man die Wahl, entweder eine reine Blindleistungsmaschine zu
                              									verwenden, oder den Blindstrom in einem Synchronmotor zu erzeugen, der zugleich
                              									mechanische Arbeit leistet. Die erstere Art ist natürlich wegen der hohen Verluste
                              									sehr kostspielig, wurde jedoch mangels besserer Lösungen viel angewendet und trat
                              									mit Maschinen bis zu einer Größe von 20000 KVA in Erscheinung.
                           Wesentlich günstiger gestalten sich die Umstände – technisch und wirtschaftlich – bei
                              									Verwendung der kombinierten Wirk- und Blindleistungsmaschine, ebenfalls eines
                              									Synchronmotores, der nur wenig überdimensioniert zu sein braucht, um schon eine
                              									erhebliche Menge von Blindstrom abgeben zu können. – Die Tatsache, daß durch
                              									Synchronmotoren Blindleistung erzeugt werden kann, war natürlich längst bekannt –
                              									die praktische Verwendung aber konnte erst dann allgemeiner verbreitet werden, als
                              									es gelang, der Nachteile des Synchronmotors: Geringes Anfahrmoment, Empfindlichkeit
                              									gegen Ueberlastung, Synchronisierung und Anwurf, Herr zu werden. Es galt im
                              									Wesentlichen, in einer Maschine die guten Seiten des Synchronmotors mit denen des
                              									Asynchronmotors zu vereinigen. So entstand zunächst der Synchronmotor mit
                              									Anlaufwicklung und entsprechend der synchronisierte Asynchronmotor.
                           Der Synchronmotor mit Anlaufwicklung besitzt Drehstromständer und ein
                              									gleichstromgespeistes Polrad, dessen Polbogen eine Dreiphasenwicklung tragen. Der
                              									Anlauf vollzieht sich in der Weise, daß man den Widerstand der in drei Schleifringen
                              									mündenden asynchronen Läuferwicklung verkleinert. Nach der letzten Widerstandsstufe schaltet sich
                              									selbsttätig die Gleichstromerregung ein, worauf die Synchronisierung von selbst
                              									erfolgt. Infolge der doppelten Kupferwicklung des Läufers stellt sich der
                              									Anschaffungspreis für einen solchen Motor, der zur Blindstromerzeugung ja
                              									überdimensioniert sein muß, etwas teurer als der synchronisierte Asynchronmotor,
                              									doch gibt ihm das synchrone Kippmoment von 170 % einen Vorsprung vor dem letzteren
                              									Motor, der nur um ⅓ des Normalmomentes überlastet werden kann.
                           Der synchronisierte Asynchronmotor sieht aus wie ein gewöhnlicher Asynchronmotor und
                              									läuft auch wie ein solcher mit hohem Moment an, unter Verwendung eines
                              									Schlupfwiderstandes. Nach erfolgtem Anlauf wird selbsttätig in die eine Läuferphase
                              									Gleichstrom aus der Erregermaschine zugeführt, der die beiden anderen Läuferphasen
                              									zur Rückleitung benützt. Auch hier erfolgt das Synchronisieren automatisch –, und
                              									zwar nicht nur nach dem Anlauf, sondern, wie auch bei dem vorher beschriebenen
                              									Motor, jeweils nach Ueberschreitung des synchronen Kippmomentes. Freilich soll diese
                              									an sich außerordentlich günstige Eigenschaft wegen der dabei auftretenden
                              									Pendelungen nicht betriebsmäßig zur Regelung der Last benutzt werden. Infolge ihres
                              									einfachen Aufbaus eignet sich diese Maschine besonders zur Blindstromerzeugung.
                           Eine Abart dieses Motors ist der sogenannte Schüler-Motor der Firma Max Levi, wobei
                              									Läufer und Ständer vertauscht sind. Der Drehstrom wird einer Läuferwicklung
                              									zugeführt, während einer zweiten Läuferwicklung über einen Kommutator Gleichstrom
                              									entnommen wird, der eine Ständerphase erregt. Nachteilig hierbei ist die
                              									Schleifringspeisung.
                           2. Die drei bisher bezeichneten Methoden zur Blindstromerzeugung neben Abgabe von
                              									mechanischer Arbeit lassen sich dort verwenden, wo die starre Synchroncharakteristik
                              									für den Betrieb brauchbar ist. Hat man indeß einen Betrieb, der infolge stoßweis
                              									auftretender Belastung oder Veränderlichkeit des Drehmomentes eine weichere
                              									Charakteristik benötigt, so muß man Mittel und Wege finden, um asynchrone Motoren
                              									zur Abgabe von Blindleistung zu zwingen; man kommt damit in das Gebiet der
                              									Drehstrommotoren mit Drehstromerregung.
                           In der Ausführung dieses Gedankens geht man von der Grundlage aus, daß die zur
                              									Aufrechterhaltung des magnetischen Feldes notwendige Blindleistung proportional der
                              									Frequenz ist. Wenn nun, wie es beim Drehstrommotor der Fall ist, die Läuferfrequenz
                              										f2 kleiner ist als die Ständerfrequenz f1 so hat man dem Läufer nur eine Blindleistung
                              									zuzuführen, die im Verhältnis \frac{f_2}{f_1} kleiner ist als die
                              									im Ständer erforderliche Blindleistung. Man erzeugt daher irgendwie Blindströme und
                              									läßt sie mittels Schleifringen vom Läufer aus das Hauptfeld erregen. Geht man noch
                              									weiter und führt dem Läufer mehr Blindstrom zu, als er selbst verbraucht, so kann er
                              									über den Ständer den Ueberschuß an das Netz abgeben. Die bekanntesten dieser
                              									Maschinen verwenden, um schlupffrequenten Blindstrom zu erzeugen, einen Kommutator,
                              									der die Eigenschaft hat, Frequenzen zu wandeln, wenn die Bürsten. geeignet
                              									verschoben werden.
                           Große Bedeutung hat der als Phasenschieber bekannte Drehstrommotor mit Eigenerregung
                              									erhalten. Der Läufer der Erregermaschine, die entweder direkt mit dem Hauptmotor
                              									gekuppelt oder von einem eigenen nur zur Deckung der Verluste bemessenen Motor
                              									angetrieben wird, ist über einen Kommutator an die 3 Schleifringe des
                              									Hauptmotors angeschlossen. Wenn er übersynchron angetrieben wird, erzeugt er in
                              									seiner Gleichstromwicklung Blindstrom, der nach Frequenzwandlung im Kollektor in der
                              									richtigen Frequenz dem Hauptläufer zufließt. Der Ständer der Erregermaschine ist
                              									wicklungslos und dient nur als Eisenweg für den aus dem Läufer stammenden Kraftfluß.
                              									Eine Phasenkompensierung auf cos φ = 1 ist möglich zwischen Halblast und 25 %
                              									Ueberlastung. Das Kippmoment beträgt – außerordentlich günstig – 2 bis 2,5mal soviel
                              									wie das normale Drehmoment.
                           Hat man Motoren, die zwischen Leerlauf und Höchstlast mit cos φ = 1 arbeiten sollen,
                              									so verwendet man Drehstromfremderregung. Dem Läufer der Erregermaschine wird über
                              									einen kleinen Transformator durch Schleifringe netzfrequenter Erregerstrom
                              									zugeführt, wodurch im Läufer eine feste Phasenlage hervorgerufen wird, die in
                              									Beziehung steht zu dem im Läufer des Hauptmotors induzierten Strom: rühren doch
                              									beide von der gleichen Ursache, dem Netzstrom her! Führt man diese Ströme – den
                              									Läuferstrom des Hauptmotors und den Läuferstrom der Erregermaschine über den
                              									Kollektor der Erregermaschine zusammen, so hat man es durch Bürstenverstellung in
                              									der Hand, Spannung beliebiger Richtung, also auch nacheilende Spannung, dem Läufer
                              									des Hauptmotors zuzuschicken. Mit Motoren dieser Art läßt sich unabhängig von der
                              									Belastung der cos φ = 1 einstellen. Das Kippmoment ist etwas geringer als bei dem
                              									Motor mit Eigenerregung. Wirtschaftlich günstig ist eine Verwendung dieser Maschinen
                              									bei Leistungen über 100 kW bis zu der oberen Grenzleistung von Drehstrommaschinen.
                              									Ein besonders dankbares Gebiet zu ihrer Anwendung findet man in Walz- und
                              									Hüttenwerken bei Antrieben für Leonardumformer.
                           Während die bisher behandelten Verfahren zur Verbesserung des Leistungsfaktors im
                              									Wesentlichen auf Motoren großer Leistung beschränkt waren, stehen uns in dem
                              									Heyland- und Osnos-Motor Maschinen mit asynchroner Charakteristik zur Verfügung, die
                              									eine Phasenregelung auch bei kleinen Leistungen zulassen. Der Grundgedanke ist der
                              									gleiche wie bei den drehstromerregten Maschinen – nur sind hierbei Haupt- und
                              									Erregermotor vereinigt.
                           Der Osnos-Motor besitzt einen Läufer mit 2 Wicklungen. Die eine davon, über
                              									Schleifringen vom Netz gespeist, führt den normalen Drehstrom. In der andern
                              									Wicklung wird eine Spannung induziert, die am Kommutator durch Bürstenverstellung
                              									beliebig regelbar ist und die nach passender Einstellung den um 90° voreilenden
                              									Blindstrom zur Kompensation der Phase in den Ständer schickt. Der Motor arbeitet mit
                              									gutem Anfahr- und Kippmoment bei Vollast mit cos φ = 1. Bei Entlastung sendet er
                              									voreilenden Strom ins Netz.
                           Dei Heyland-Motor gestattet für kleinste Leistung eine Phasenkompensation. Der zur
                              									Erregung notwendige Blindstrom wird dem Kollektor entweder über einen
                              									Erregertransformator vom Netz zugeführt oder einer besonderen Ständerwicklung
                              									entnommen. Der Osnos- wie der Heyland-Motor sind des am Hauptläufer befindlichen
                              									Kollektors halber nicht für hohe Leistungen, d.h. große Maschinen zu gebrauchen.
                           Außer diesen Motoren besitzen wir noch in sämtlichen Abarten von
                              									Wechselstromkollektormotoren ein Mittel, das neben verlustloser Drehzahlregelung
                              									auch gute Phasenkompensation ermöglicht. Durch Anordnung eines festen und eines
                              									beweglichen Bürstensatzes lassen sich in weiten, in der jeweiligen Ausführung
                              									bestimmten, Grenzen Drehzahl und Leistungsfaktor beliebig ändern.
                           
                           Bei der großen Anzahl von Möglichkeiten, den cos φ zu beeinflussen, drängt sich
                              									die Frage auf, nach welcher Richtung hin eine Entwicklung am erstrebenswertesten
                              									ist. Zweifellos hat der Gedanke der Selbstkompensierung eines jeden Motors etwas
                              									Bestrickendes für sich. Leider läßt sich aber diese Art aus kaufmännischen
                              									Rücksichten nicht allgemein durchführen, bevor es nicht gelingt, den
                              									phasenkompensierten Motor mit einfacher Wertung gleichteuer oder besser – noch
                              									billiger als den Asynchronmotor auf den Markt zu bringen. Denn der einzelne
                              									Verbraucher, der nur den am Zähler abgelesenen Strom bezahlt, hat keinerlei
                              									Interesse daran, zugunsten des Elektrizitätswerkes seinerseits teuere Maschinen zu
                              									verwenden. Die Gruppenverbesserung des Leistungsfaktors, wobei etwa ein großer
                              									Antriebsmotor gleichzeitig die kleinen Maschinen mit Blindstrom versorgt, wird auch
                              									erst dann weiter diskutabel, wenn durch Stromtarifverträge im Großverbrauch der
                              									Nutzgedanke angeregt wird.
                           So sieht man nach dem heutigen technisch-wirtschaftlichen Stand wohl in der
                              									Blindstromerzeugung durch das Elektrizitätswerk die gangbarste Lösung, wobei
                              									natürlich die Blindleistungsmaschine erst hinter der
                              									Hochspannungs-Uebertragungsleitung, also etwa in den Umformerwerken, Aufstellung
                              									finden soll.
                           Franz.
                           Wärmespeicher in Verbindung mit Dampfkesseln. Bei Kraft-
                              									und Heizwerken mit schwankendem Leistungsbedarf ist von ausschlaggebender Bedeutung
                              									die Leistungselastizität der Dampfkessel. Man versteht darunter die
                              									Anpassungsfähigkeit des Kessels an die Schwankungen des Dampfbedarfs ohne Aenderung
                              									des Feuerungsbetriebes. Die Leistungselastizität ist dadurch erreichbar, daß in
                              									Zeiten großen Dampfverbrauches die Speisung eingestellt wird, so daß der Wasserstand
                              									sinkt; in den Betriebspausen wird dann wieder aufgespeist. Bei Großwasserraumkesseln
                              									ist die Leistungselastizität naturgemäß groß, ungünstiger liegen die Verhältnisse
                              									bei den Wasserrohrkesseln, da diese im Verhältnis zu den Schwankungsmöglichkeiten
                              									des Wasserstandes eine sehr große Leistung haben. Bekanntlich sucht man Schwankungen
                              									des Bedarfs an Leistung, also an Dampf durch Wärmespeicher auszugleichen. Für große
                              									und plötzliche Schwankungen kommen Entnahmespeicher nach dem System Dr. Ruths in
                              									Frage. Diese arbeiten mit Druckschwankungen, die Energieverluste darstellen, die
                              									aber beim Ausgleich plötzlicher großer Schwankungen unvermeidbar sind. Als Ergänzung
                              									der Entnahmespeicher schlägt H. E. Witz (Oberhausen) in der Zeitschrift „Die
                                 										Wärme“, 47. Jahrg., Heft 9, Heißwasserspeicher vor, die ohne
                              									Druckschwankungen arbeiten. Der Speicher ist oberhalb des Kessels angeordnet und mit
                              									diesem durch ein Rohr verbunden, das bis zum normalen Kesselwasserstand hinabreicht.
                              									Taucht das Ende dieses Rohres unter Wasser, so ist der Speicher vom Dampfraum des
                              									Kessels getrennt. Steigt der Kesseldruck über den Speicherdruck, bzw. sinkt
                              									letzterer infolge der Abkühlung des Wasserinhaltes, so tritt das hocherhitzte Wasser
                              									aus dem Kessel in den Speicher über. Größerer Wärmeüberschuß im Kessel kann durch
                              									erhöhte Kaltspeisung aufgenommen werden. Steigt der Dampfverbrauch, so wird die
                              									Kesselspeisung unterbrochen oder gedrosselt. Ist der Wasserspiegel soweit gesunken,
                              									daß das untere Ende des Verbindungsrohres zum Speicher freigegeben ist, so tritt
                              									Dampf in diesen ein, während das heiße Speicherwasser in den Kessel übertritt. Hier
                              									braucht dann durch die Feuerung nur die Verdampfungswärme aufgebracht zu werden.
                              									Voraussetzung für diese Art der Speicherung ist natürlich eine Kesselspeisung,
                              									die Schwankungen des Wasserstandes in den zulässigen Grenzen gestattet. Bei
                              									selbsttätigen Kesselspeisevorrichtungen ist das zu beachten. Die Unterbrechung der
                              									Normalspeisung birgt in sich die Gefahr, daß das Wasser im Rauchgasvorwärmer bis zur
                              									Dampfentwicklung erhitzt wird. Dem kann man begegnen, indem man durch eine
                              									Umführungsleitung auch bei geschlossenem Ventil dauernd etwas Wasser aus dem
                              									Vorwärmer in den Kessel übertreten läßt. Die dadurch etwas verringerte
                              									Leistungselastizität des Kessels muß man in Kauf nehmen. Mail kann aber auch dem
                              									Vorwärmer einen Lufterhitzer parallel schalten, durch den bei unterbrochener
                              									Normalspeisung die Rauchgase hindurchgeleitet werden.
                           Wie aus der Arbeitsweise der Heißwasserspeicher in Verbindung mit Dampfkesseln
                              									hervorgeht, ermöglichen sie die Uebertragung der guten Eigenschaften der
                              									Großwasserraumkessel, nämlich die große Leistungselastizität, auf die
                              									Wasserrohrkessel mit kleinerem Wasserinhalt. Darin liegt der Wert der
                              									Heißwasserspeicher. Den Ausgleich großer, plötzlicher Belastungsschwankungen können
                              									sie naturgemäß nicht in der Weise übernehmen, wie die Entnahmespeicher. Sie sind
                              									infolgedessen nicht geeignet, die Entnahmespeicher zu ersetzen, dagegen können sie
                              									diese wertvoll ergänzen.
                           Der Wert der Heißwasserspeicherung liegt einmal darin, daß durch Vergrößerung der
                              									Leistungselastizität das dauernde Umstellen des Feuerungsbetriebes vermieden wird.
                              									Letzteres bringt bekanntlich eine ganz beträchtliche Verschlechterung des
                              									Kesselwirkungsgrades mit sich; jede vermiedene Feuerungsänderung bedeutet also einen
                              									Gewinn. Ferner werden durch die Heißwasserspeicher Druckschwankungen vermieden oder
                              									wenigstens auf ein Mindestmaß herabgedrückt. Dadurch werden die Verluste
                              									ausgeschaltet, die durch die Abnahme des verwertbaren Wärmegefälles bei Druckabfall
                              									bedingt sind. Beim Zusammenarbeiten eines Heißwasserspeichers mit einem
                              									Ruths-Speicher ergeben sich noch weitere Vorteile. Es sei z.B. an eine Dampfturbine
                              									ein Entnahmespeicher angeschlossen, der eine Heizanlage mit stark schwankendem
                              									Dampfverbrauch beliefert. Wird der Entnahmespeicher aufgeladen, so steigt bei
                              									gleichbleibender Maschinenleistung der Dampfverbrauch der Turbine infolge des
                              									steigenden Gegendruckes. Der dadurch erforderliche Mehrdampf wird ohne Aenderung des
                              									Feuerungsbetriebes von dem Heißwasserspeicher aufgebracht. Beim Entladen des
                              									Entnahmespeichers sinkt der Gegendruck, also auch der Dampfverbrauch der Turbine.
                              									Dann nimmt der Heißwasserspeicher den Wärmeüberschuß des Kessels auf. Der
                              									Heißwasserspeicher ergänzt also den Entnahmespeicher dahin, daß dessen unangenehme
                              									Eigenschaften, durch Druckschwankungen entweder die Maschinenleistung oder den
                              									Feuerungswirkungsgrad zu beeinträchtigen, vermieden werden. Bei reinen Kraftanlagen
                              									ohne Abdampfverwertung macht sich die Anwendung eines Heißwasserspeichers gemeinsam
                              									mit einem Entnahmespeicher durch Verminderung der Anschaffungskosten geltend. Würde
                              									z.B. bei einem Röhrenkessel von 400 m2 Heizfläche
                              									und 10000 kg durchschnittlicher Dampferzeugung in der Stunde die maximal
                              									erforderliche Dampfmenge 20000 kg/std. betragen, so müßte man bei Verwendung eines
                              									Entnahmespeichers diesen für nahezu den ganzen Ueberschuß an Dampfbedarf bemessen.
                              									Erhält jedoch der Kessel noch einen Heißwasserspeicher, der beispielsweise eine
                              									Leistungselastizität von ± 25 % bewirke, so braucht der Entnahme-Speicher nur für die
                              									restlichen 75 % des geforderten Dampfüberschusses bemessen zu werden. Der oben
                              									genannte Verfasser berechnet, daß bei Verwendung eines Entnahmespeichers allein
                              									dieser 300 m3 Inhalt haben müßte. Wird außerdem
                              									ein Heißwasserspeicher verwendet, so muß dieser bei den genannten Verhältnissen zur
                              									Erzielung einer Leistungselastizität von ± 25 % einen Inhalt von etwa 11 m3 erhalten; der Entnahmespeicher braucht jedoch in
                              									diesem Falle nur 220 m3 Inhalt zu haben. Der mit
                              									dem Kessel verbundene Heißwasserspeicher von 11 m3
                              									Inhalt soll nur etwa ¼ bis ⅓ dessen kosten, was durch die Verkleinerung des
                              									Ruths-Speichers um 80 m3 gespart wird.
                           In der chemischen Industrie ist es häufig erforderlich, mit hohen Temperaturen zu
                              									kochen. Dann ist es zweckmäßig, einen Entnahmespeicher zum Vorwärmen und Ankochen zu
                              									benutzen, während ein Heißwasserspeicher den zum Garkochen erforderlichen
                              									Frischdampf liefert. Auf diese Weise läßt sich der höchste Wirkungsgrad einer Anlage
                              									erzielen.
                           Für Dampflokomotiven hat bereits Druitt-Halpin die Verwendung von Heißwasserspeichern
                              									vorgeschlagen, doch hat sich hier die Anordnung des Speichers über dem Kessel als
                              									nicht sehr geschickt erwiesen. Die Speichermethode nach H. E. Witz ermöglicht es,
                              									den Speicher an einer beliebig tiefen Stelle der Lokomotive oder des Tenders
                              									anzuordnen. Die Rückführung des Wassers in den Kessel erfolgt dann durch Pumpen oder
                              									vielleicht zweckmäßiger durch Erzeugung eines Ueberdruckes im Speicher. Bei dem
                              									scharfen Wettkampf, der der Dampflokomotive mit der elektrischen und der
                              									Diesellokomotive bevorsteht, kann die Erweiterung ihres Leistungsbereiches durch die
                              									Wärmespeicher von ausschlaggebender Bedeutung sein.
                           Parey.
                           Ueber Verbesserungsmöglichkeiten im Druckluftbetriebe hat
                              									A. Hinz dem Sachverständigenausschuß für Kohlenbergbau
                              									beim Reichskohlenrat einen ausführlichen Bericht erstattet. Dieser Bericht bildete
                              									ebenfalls die Grundlage eines Vortrages des Verfassers vor einem Fachausschuß des
                              									niederrhein.- westfäl. Steinkohlenbergbaues, und erschien daraufhin gedruckt in der
                              									Zeitschrift „Glückauf“ Nr. 15 und Nr. 16 vom 12./4. 1924 und 19./4. 1924
                              									zugleich mit der daran angeknüpften Diskussion. – Einleitend bemerkte der
                              									Berichterstatter A. Hinz, daß der Wirkungsgrad beim Druckluftbetriebe, also das
                              									Verhältnis zwischen Leistung des Motors und Leistungsaufwand am Kompressor, dem bei
                              									Verwendung anderer Energieträger erzielten, ganz wesentlich nachsteht. Da aber der
                              									Druckluftbetrieb auf anderen Gebieten ganz ausschlaggebende Vorzüge aufzuweisen hat,
                              									so müssen bei seiner großen Bedeutung alle Möglichkeiten zur Steigerung des
                              									Wirkungsgrades ausgenutzt werden. Hinz bespricht nunmehr zunächst das Ergebnis der
                              									Untersuchungen von Goetze auf dem Gebiete der Druckluftwirtschaft im Kohlenbergbau
                              									(veröffentlicht in „Glückauf“ 1922 S. 346), nach dessen Angaben von der
                              									aufgewandten Arbeit etwa 88 % nutzlos verloren gehen, da nämlich ein Wirkungsgrad
                              									des Druckluftbetriebes allein von 12 % konstatiert werden kann; wobei sogar die
                              									Rohrleitungsverluste nicht einmal berücksichtigt sind. Diese ungünstigen Zahlen
                              									legten somit die Frage nahe, ob sich der, Kompressor und Motoren umfassende,
                              									Druckluftbetrieb nicht wirtschaftlicher gestalten lasse. Hinz führt nun etwa
                              									folgendes aus: Der Kompressor ist in den letzten drei Jahrzehnten hauptsächlich von
                              									den Dampfmaschinen bauenden Firmen so vervollkommnet worden, daß hier kaum noch
                              									Fortschritte zu erwarten sind. Auch der Turbokompressor, der in den letzten
                              									zehn Jahren für ganz große Einheiten den Kolbenkompressor verdrängt hat, ist bei dem
                              									hohen Stande seiner Entwicklung nur noch wenig verbesserungsfähig. Die seit Jahren
                              									bekannte Höchstleistung von 10 cbm je PS/Std. bei 6 Atm Luftdruck wird auch in
                              									Zukunft kaum überschritten werden. Das angegebene Verhältnis bedeutet einen
                              									isothermischen Wirkungsgrad von 72 %. Hier stecken also schon die ersten 28 % der
                              									Verluste des Druckluftbetriebes, die aber nach dem heutigen Stande der Technik
                              									scheinbar unvermeidlich sind. – Der weitaus größere Teil der Verluste muß demnach in
                              									den Motoren liegen. Da für Druckluft – Kraftmaschinen große Einheiten nicht in Frage
                              									kommen und es sich daher in erster Linie um Kolbenmaschinen handelt, so liegt es,
                              									nach Hinz, nahe, die im Kolbendampfmaschinenbau bewährten Maßnahmen auf den
                              									Luftmotorenbau zu übertragen.
                           In teilweise sehr ausführlichen Auslassungen berichtet Hinz nun über die technisch
                              									wichtigsten Momente, welche als Verlustfaktoren in Betracht kommen. So bespricht er
                              									zunächst kurz die Undichtheitsverluste und ausführlicher dann die
                              									Abkühlungsverluste, wobei er auch auf die Druckluftvorwärmung eingeht und auf die im
                              									Grubenbetriebe vorkommende Abart hiervon, nämlich die Zwischenerwärmung. Erstere
                              									eignet sich für den Kohlenbergbau bei den oft zahlreichen Verästelungen der
                              									Druckluftleitungen und deren häufiger, oft täglicher Verlegung an andere Abbauörter
                              									absolut nicht. Auch die Zwischenerwärmung eignet sich nach Hinz nicht für den
                              									Bergbau, weshalb man auch bisher bei Niederdruck-Luftmotoren auf die Verbindwirkung
                              									und die Zwischenerwärmung meistens verzichtet. Des weiteren untersucht Hinz den
                              									Einfluß der Höhe des Luftdruckes, wobei eine interessante Zahlentafel über
                              										„Theoretische Wirkungsgrade des Druckluftbetriebes in verlustlosen Motoren
                                 										bei verschiedenen Drücken“ Platz findet und erörtert im engen Anschluß daran
                              									den Einfluß der Expansion, das wichtig erscheint. Als nächste Faktoren gelangen dann
                              									kurz zur Besprechung der Feuchtigkeitsgehalt der angesaugten Luft und ebenso der
                              									Feuchtigkeitsgehalt der Druckluft sowie die Wasserabscheidung in der Druckluft.
                              									Zahlentafeln sind diesen einzelnen Kapiteln beigegeben. Als Ergebnis erfährt man,
                              									daß ohne künstliche Mittel die Abkühlung sich nur bis auf die Grubentemperatur von
                              									etwa 30 Grad durchführen läßt, so daß nur etwa zwei Drittel des in der Druckluft
                              									enthaltenen Wassers abgeschieden werden. Im weiteren Verlauf seiner Abhandlung
                              									erörterte A. Hinz dann noch ausführlich die natürliche Kühlung der Druckluft, und
                              									schließlich auch die künstliche Kühlung derselben. Zusammenfassend läßt sich sagen,
                              									daß mit höherem Luftdruck Vorteile nicht zu erzielen sind, da die Arbeit mit
                              									niedrigeren Drücken wirtschaftlicher ist. Erhebliche Vorteile aber ergeben sich
                              									durch Ausnutzung der Luftexpansion, die zwar wegen der Vereisungsgefahr nur bei
                              									geringstem Wassergehalt der Druckluft möglich ist. Rechnerische Ausführungen
                              									hinsichtlich des Feuchtigkeitsgehaltes ergeben, daß es gut ist, die Druckluft so
                              									weit wie möglich auf natürlichem und auch auf künstlichem Wege zu kühlen und zu
                              									trocknen. Allerdings ist die Wasserabscheidung immer nur Mittel zum Zweck.
                              									Wirtschaftliche Vorteile lassen sich nur durch zweckentsprechend gebaute Motoren
                              									erreichen, deren Verwendung dann aber auch, wie der Vortragende dies an
                              									Rechnungsbeispielen zeigt, eine beträchtliche Einschränkung des Luftverbrauchs mit
                              									sich bringt. – An den Vortrag schloß sich eine recht lebhafte Diskussion an.
                              										(„Glückauf“ 1924 Nr. 15 und 16.)
                           Si.
                           
                           Vorwärmung der Verbrennungsluft bei Dampfkesseln.
                              									Anläßlich der Tagung der „Institution of Engineers and Shipsbuilders in
                                 										Scotland“ wurde am 11. 2. 1924 über Versuchsergebnisse an einem
                              									Schiffskessel mit und ohne Vorwärmung der Verbrennungsluft berichtet. Es ist bereits
                              									bekannt, daß sich durch Verwendung vorgewärmter Luft bei Kesselfeuerungen
                              									wesentliche Ersparnisse erzielen lassen. Die Vorwärmung der Verbrennungsluft durch
                              									die Rauchgase vermindert nicht nur die Wärmeverluste, sondern sie begünstigt auch
                              									die Verbrennung, weil mit geringerem Luftüberschuß geheizt werden kann. Dadurch wird
                              									ein besserer Wirkungsgrad der Kesselanlage erzielt. Eine allerdings nicht erwünschte
                              									Nebenerscheinung ist die Steigerung der Verbrennungstemperatur, die gegebenenfalls
                              									ungünstig auf den Rost einwirkt. Versuche mit vorgewärmter Luft haben bis jetzt aber
                              									ergeben, daß im Dauerbetriebe diese Schwierigkeiten ausgeschaltet werden können, da
                              									die Verbrennungstemperatur viel weniger ansteigt als allgemein angenommen wurde.
                           Der Versuchskessel war ein Einflammrohrkessel von 2900 mm Durchmesser und 3350 mm
                              									Länge und war mit 2 Feuerungen und einem Luftvorwärmer ausgerüstet. Die
                              									Hauptergebnisse dieser Versuche sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
                           W.
                           
                              
                                 Versuchs-Nr
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 
                              
                                 Versuchsdauer std
                                 4
                                 4
                                 3
                                 5
                                 4
                                 
                              
                                 Luftzustand
                                 vorge-wärmt
                                 vorge-wärmt
                                 vorge-wärmt
                                 kalt, natür-licher Zug
                                 vorge-wärmt
                                 
                              
                                 Brennstoff
                                 Oel
                                 Oel
                                 Oel
                                 Kohle
                                 Kohle
                                 
                              
                                 Dampfspannung at
                                 12,95
                                 13,0
                                 12,98
                                 12,55
                                 12,88
                                 
                              
                                 Heizwert des Brennstoffes WE/kg
                                 4365
                                 4390
                                 4390
                                 3500
                                 3320
                                 
                              
                                 Verdampfung =\frac{\mbox{kg Dampf}}{\mbox{kg
                                       												Brennstoff}}
                                 14,74
                                 14,41
                                 14,55
                                 8,89
                                 11,0
                                 
                              
                                 Spezifische Verdampfung \frac{\mbox{kg
                                       												Dampf}}{\mbox{m}^2\mbox{ Heizfläche}}
                                 31,2
                                 38,0
                                 30,0
                                 21
                                 37,4
                                 
                              
                                 Zugstärke über Rost mm W. S.
                                 4,56
                                 15,2
                                 25,4
                                 –
                                 8,37
                                 
                              
                                 Verbrennungstemp. °C
                                 224
                                 240
                                 255
                                 –
                                 224
                                 
                              
                                 Abgastemperatur im Schornstein °C
                                 98,5
                                 95,5
                                 100
                                 280
                                 111
                                 
                              
                                 CO2 Gehalt v. H
                                 13,63
                                 14,1
                                 11,7
                                 10,0
                                 13,0
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad v. H
                                 89,7
                                 87,0
                                 88,2
                                 66,17
                                 88,1
                                 
                              
                           Duraluminium. Dasselbe ist eine Aluminiumlegierung und
                              									wird bereits in ausgedehntem Mäße im Leichtmotorenbau und im Flugzeugbau verwendet.
                              									Der Hauptbestandteil ist Aluminium, etwa 92 v. H. Die Zugfestigkeit des Aluminiums
                              									ist gering (10 bis 12 kg/mm 2 im gegossenem und
                              									15–18 kg/mm3 im gewalztem Zustande). Der
                              									Elastizitätsmodul des gegossenen Aluminiums ist etwa 7000, des gewalzten 2600, das
                              									spezifische Gewicht ist 2,7. Aus Aluminium werden bereits Flugzeugarmaturen,
                              									Verkleidungsbleche, Kolben, Motorengehäuse usw. hergestellt. Als Aluminiumerze
                              									kommen in Betracht: Bauxit, Kreolit und Kaolin. Bauxiterze haben den reichsten
                              									Gehalt an Aluminiumoxyd (38–80 v. H.) und finden sich besonders in Frankreich und
                              									Amerika. Weniger verbreitet sind die Kreoliterze (35 v. H. Aluminiumgehalt). Kreolit
                              									wird besonders in Südamerika (Colorado) gefunden. Kaolin ist ebenfalls eine
                              									Aluminiumverbindung und enthält 33 v. H. Aluminium. Früher wurde Aluminium
                              									hauptsächlich aus Bauxiterzen gewonnen. Erst während des Krieges wurde in
                              									Deutschland die Gewinnung des Aluminiums aus Kaolin ausgebildet. Die Gewinnung
                              									zerfällt dabei in zwei Teile: Die Herstellung von Al2 O3 und hieraus die Gewinnung des
                              									Aluminiums selbst auf elektrolytischem Wege.
                           Wie bereits erwähnt, sind die Festigkeitseigenschaften des Aluminiums im Vergleich
                              									zum Stahl sehr niedrig. Die Zugfestigkeit des Stahles ist 40–60 kg/mm2 der Elastizitätsmodul 2200000, d.h. beinahe
                              									viermal größer als für Aluminium. Die Verwendung von reinem Aluminium ist deshalb
                              									sehr beschränkt. Durch Verwendung verschiedener Legierungen des Aluminiums kann man
                              									die Festigkeitseigenschaften bedeutend erhöhen, so daß diese Erzeugnisse mit Stahl
                              									in Wettbewerb treten können. Das von dem deutschen Ingenieur Alfred Wilm erfundene Duralumin ist nach dieser Richtung eine
                              									besonders gute Legierung. Nach dieser Erfindung stellt das Dürener Metallwerk A. G.
                              									das Duralumin her. Die Zusammensetzung der Legierung ist folgende:
                           
                              
                                 Messing
                                 3,5–5,5 v. H.
                                 
                              
                                 Magnesium
                                 0,2–0,6 v. H.
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,4–0,8 v. H.
                                 
                              
                                 Aluminium
                                 der Rest.
                                 
                              
                           Wie die folgende Zusammenstellung zeigt, hat das Duralumin ein niedriges spezifisches
                              									Gewicht, bei gleichem Querschnitt ist es dreimal leichter als Stahl. Dieser Umstand
                              									sichert dem Duralumin eine große Verwendungsmöglichkeit in der Technik.
                           
                              
                                 Spez. Gew
                                 Schmelz-Temp.
                                 Zug-festigkeit
                                 Dehnungv. H.
                                 Elastizitäts-modul
                                 Elastizi-tätsgrenze
                                 
                              
                                 2,8
                                 650°
                                 35–60
                                 20–22
                                 700000–730000
                                 15–40
                                 
                              
                           Das Duralumin kann man walzen, schmieden, stanzen, schweißen und löten. Es hält
                              									besonders gut Stöße aus. Deshalb werden daraus Pleuelstangen für Leichtmotoren
                              									hergestellt. Die große Eigentümlichkeit des Duralumins besteht in seinem Verhalten
                              									bei der Härtung, also bei dem sogenannten Veredelungsprozeß. Die endgültigen
                              									Eigenschaften treten dabei nicht sofort, sondern erst in vier Tagen ein. Im Laufe
                              									dieser Zeit erhöht sich die Dehnung und die Festigkeit. Der Härtungsprozeß besteht
                              									darin, daß die Teile aus Duralumin in ein auf etwa 500 Grad erhitztes Salzbad
                              									gebracht werden. Dünne Teile werden dabei fünf Minuten, Teile von 50 mm Dicke und
                              									mehr einige Stunden geglüht. Hierauf werden die Teile in Wasser oder in Oel
                              									getaucht. Nach dieser Behandlung wird das Metall sehr nachgiebig und plastisch. Man
                              									kann es dann preisen, schmieden und biegen. Dann beginnt die Festigkeit zuzunehmen.
                              									Nach vier Tagen erreicht die Festigkeit 42 kg/mm3
                              									bei einer Dehnung von 15–18 v. H. Bei der Herstellung von Blechen wird das Duralumin
                              									auf 400–500 Grad vorgewärmt und dann ausgewalzt. Das Herstellungsverfahren gründet
                              									sich auf das DRP Nr. 244554.
                           Duralumin, das durch Kaltbearbeitung, durch Ziehen oder Walzen hart geworden ist, muß
                              									vor dem Weiterverarbeiten ausgeglüht werden. Das Ausglühen kann im Muffelofen
                              									erfolgen, das Ausglühen im Salzbad ist jeder andern Art vorzuziehen. Das Ausglühen
                              									im offenen Feuer oder mittels Lötlampe ist zu vermeiden, weil dadurch keine
                              									gleichmäßige Glühtemperatur erzielt werden kann, die unbedingt notwendig ist. Die
                              									Legierungen des Duralumins verhalten sich unter dem Einfluß der Wärme ganz anders,
                              									als alle bisher bekannten Metalle, oder deren Legierungen. Temperaturen bis 170° C
                              									üben keinen schädlichen Einfluß auf die Festigkeitseigenschaften des Duralumins aus.
                              									Erst bei einer Temperatur von etwa 180° C beginnen Festigkeit und Härte abzunehmen.
                              									Bei 350° erreicht es seine größte Weichheit. Bis 400° tritt dann keine nennenswerte
                              									Aenderung ein. Steigert man die Temperatur über 400°, so beginnt allmählich eine
                              									starke Zunahme der Festigkeit und der Höchstwert derselben wird bei 500° erreicht.
                              									Gleichzeitig nimmt, wie bereits erwähnt, mit der Festigkeit die Härte zu. Um das
                              									Duralumin zu glühen, damit es weich wird, sind Temperaturen nicht über 350°
                              									notwendig. Die dazu notwendigen Salzbäder stellt man am zweckmäßigsten aus 4 Teilen
                              									Natron und einem Teil Kalisalpeter, die Temperatur des Bades bestimmt man am
                              									zweckmäßigsten durch Pyrometer.
                           Das Veredeln des Duralumins kann in demselben Salzbad erfolgen, das zum Ausglühen
                              									benutzt wird, nur ist die Temperatur eine andere. Die Veredelungstemperatur beträgt
                              									490–520°. Die Warmbehandlung bei etwa 500° genügt, um eine starke Steigerung nicht
                              									nur der Härte und Festigkeit, sondern auch der Dehnung des Werkstoffes
                              									hervorzurufen. Auch hier verhält sich das Duralumin anders, als andere bekannte
                              									Legierungen. Man kann durch das Erwärmen auf rund 500° dem Werkstoff neben einer
                              									sehr hohen Dehnung eine viel höhere Festigkeit und Härte verleihen, als es durch die
                              									stärkste Kaltverdichtung ohne Veredlung möglich ist. Soll höchste Festigkeit und
                              									Dehnung erreicht werden, so wird der Werkstoff sofort nach dem Glühen in kaltem
                              									Wasser abgeschreckt. Das Veredeln ohne Abschrecken wendet man nur an bei
                              									Gegenständen, die sich durch das Abschrecken im Wasser verziehen würden.
                           Weitere Versuche mit andern Leichtmetallen haben aber auch schon günstige Ergebnisse
                              									erzielt, z.B. mit Elektron, Silumin, wie die Tabelle zeigt.
                           
                              
                                 
                                 Spez.Gewicht
                                 Dehnungv. H.
                                 Festigkeit
                                 Bemischung
                                 
                              
                                 Silumin
                                 2,5–2,6
                                   5–10
                                 59
                                 11–14 v. H. Silicium
                                 
                              
                                 Elektron
                                 1,14–1,83
                                 5–6
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           W.
                           Warmpressen von Massenteilen. Außer Teilen aus Kupfer und
                              									Messing durch Warmpressen herzustellen, hat man in neuerer Zeit auch bereits mit
                              									wirtschaftlichem Erfolg, besonders mit großer Werkstoffersparnis, versucht, Eisen
                              									und Stahl auf Spindel- und ähnlichen Pressen herzustellen. Wie die Zeitschrift
                              										„Maschinery“ vom Februar 1924 berichtet, werden dabei die Rohblöcke in
                              									keinerlei Weise vorbearbeitet. Der Werkstoff wird auf 980 Grad C erhitzt und in
                              									einem Arbeitsgange ausgepreßt, wobei der Werkstoffverbrauch vorher genau zu
                              									bestimmen ist. Die hierzu notwendigen Gesenke müssen, um nicht frühzeitig zerstört
                              									zu werden, mit Arbeitsflächen aus Wolframstahl hergestellt werden und wegen des
                              									Schwindens der Arbeitsstücke entsprechend größer bemessen sein. Auf einer
                              									Spindelpresse für 400 t Höchstdruck können z.B. Getrieberäder für Kraftwagen von
                              									etwa 100 mm Außendurchmesser und 20 mm Zahnbreite aus Rundstahl von 60 mm
                              									Durchmesser und 48 mm Länge hergestellt werden. Mit einfachen Gesenken lassen sich
                              									10 Stck. in der Minute herstellen. Das Verfahren ist bekanntlich auch für Kegelräder
                              									anwendbar. Die so erhaltenen Arbeitsstücke brauchen vor dem Vergüten und Schleifen
                              									nur leicht nachgeschnitten zu werden, wobei auch der Grat entfernt wird. Gegenüber
                              									den aus dem Vollen herausgearbeiteten Rädern ist auch die durch den Preßvorgang
                              									erzielte Verdichtung und Verbesserung des Werkstoffes von Bedeutung.
                           Dieses Verfahren kann auch zum Aufpressen von gußeisernen Ventilstellen auf die
                              									vorher in die Form gesteckten und mit Gewinde am Tellerende versehenen Stahlspindeln
                              									verwendet werden. Die Teller aus feinkörnigem Eisen werden auf die Spindel
                              									aufgepreßt, dabei fließt das Gußeisen in die Gewindegänge der Spindel, so daß
                              									sich der Teller nicht mehr lockern kann. Einteilige Stahlventile kann man aus
                              									Rundstäben, z.B. von 12 mm Durchmesser, herstellen, indem man sie zunächst am Ende
                              									auf 38 mm aufstaucht und dann auf 64 mm Durchmesser auspreßt.
                           W.
                           Die Kokserzeugung der Welt. Die Kokserzeugung hat ebenso
                              									wie die Kohlenförderung in allen Ländern infolge des Weltkrieges und der durch ihn
                              									bedingten Störung der wirtschaftlichen Verhältnisse einen Rückgang erfahren, der bei
                              									einigen Ländern, wie die folgende Zahlentafel zeigt, recht beträchtlich ist.
                           
                              Kokserzeugung der Zechen und Hütten.
                              
                           
                              
                                 Land
                                 1913
                                 1921
                                 1922
                                 
                              
                                 
                                    Deutschland
                                    
                                 
                                    1000 Tonnen
                                    
                                 
                              
                                     Jeweiliges Gebiet
                                 34630
                                 27913
                                 29663Mit
                                          													Oberschlesien bis einschl. Mai.
                                 
                              
                                     Gegenwärtiges Gebiet                     (ohne
                                    											Saar)
                                 31668
                                  26726
                                 29113
                                 
                              
                                     Saargebiet
                                 1777
                                     177
                                     254
                                 
                              
                                     Ostoberschlesien
                                 985
                                   1188
                                   1320
                                 
                              
                                     Elsaß-Lothringen
                                 200
                                 ?
                                 19Bei
                                          													Frankreich mitgerechnet.
                                 
                              
                                 
                                    Großbritannien
                                    
                                 13004
                                   4149
                                   8197
                                 
                              
                                 Frankreich          
                                    											(heutiges Gebiet)
                                 4227
                                 ?
                                   2366
                                 
                              
                                 
                                    Belgien
                                    
                                 3523
                                   1403
                                   2707
                                 
                              
                                 
                                    Ver. Staaten von
                                    
                                             Amerika
                                    
                                 42002
                                 23114
                                 31296
                                 
                              
                                 Uebrige Länder          rd.
                                 10000
                                 ?
                                 ?
                                 
                              
                           Die Kokserzeugung der Gaswerke ist in vorstehenden Zahlen nicht inbegriffen. Die
                              									Gaskokserzeugung betrug in Deutschland im Jahre 1922 5,04 Mill. t, in Großbritannien
                              									dagegen 9,85 Mill. t, in den Vereinigten Staaten von Amerika aber nur 2,85 Mill. t
                              									(1920).
                           Die Kokserzeugung der deutschen Zechen und Hütten hat durch den Verlust von
                              									Lothringen und Ost-Oberschlesien sowie durch den allgemeinen Rückgang der Leistung
                              									eine Verminderung um 16 v. H. gegenüber dem Jahre 1913 erfahren; legt man für dieses
                              									Jahr das heutige Gebiet zugrunde, so ergibt sich immer noch eine Abnahme von 8,1 v.
                              									H. Die deutsche Koksausfuhr stieg von 1913 bis 1922 zwar von 6,43 auf 6,96 Mill. t,
                              									doch ist diese Zunahme lediglich auf die Reparationslieferungen zurückzuführen,
                              									während vor dem Weltkriege die Ausfuhr von deutschem Koks nach Oesterreich-Ungarn,
                              									Belgien, Holland, Rußland, der Schweiz, Skandinavien und selbst Südamerika recht
                              									beträchtlich war.
                           Die Koksgewinnung der Vereinigten Staaten von Amerika erreichte im Jahre 1922 trotz
                              									der Erholung gegenüber dem vorhergehenden Jahre nur 74,5 v. H. der Erzeugung des
                              									Jahres 1913, doch ist seit November 1922 die Erzeugung stark gestiegen. Im Verlaufe
                              									des Krieges wurden in Amerika großzügige Anlagen zur Gewinnung der
                              									Destillationprodukte bei der Verkokung der Kohle geschaffen, während eine große
                              									Anzahl älterer Koksöfen abgebrochen wurde. Von der gesamten Kokserzeugung entfielen
                              									auf Koksöfen mit Nebenproduktengewinnung im Jahre
                           
                              
                                 1900
                                   5,2 v. H.
                                 
                              
                                 1910
                                 17,1 v. H.
                                 
                              
                                 1913
                                 27,5 v. H.
                                 
                              
                                 1917
                                 40,4 v. H.
                                 
                              
                                 1920
                                           60,0 v. H.In Deutschland waren 1920 bereits 99 v.
                                          													H. aller in Betrieb befindlichen Koksöten mit
                                          													Nebenproduktengewinnung versehen.
                                 
                              
                                 1921
                                 78,1 v. H.
                                 
                              
                                 1922
                                 78,0 v. H.
                                 
                              
                           
                           Die Kokereien sind in Amerika nicht wie bei uns den Zechen, sondern meist den
                              									Hochofenwerken angegliedert, die dann in erster Linie ihren eigenen Bedarf decken.
                              									Infolgedessen kommt in Amerika nur etwa die Hälfte des erzeugten Kokses zum
                              									Verkauf.
                           Großbritanniens Kokserzeugung dient zum größten Teile zur Deckung des inländischen
                              									Bedarfes, die Ausfuhr ist nur gering, im Jahre 1922 betrug sie 2,55 Mill. t einschl.
                              									fast 1 Mill. t Gaskoks, der vorwiegend nach Dänemark und Norwegen ging. Auch in
                              									Großbritannien hat die Gewinnung der Nebenprodukte große Fortschritte gemacht; im
                              									Jahre 1922 waren 71 v. H. aller Koksöfen mit Nebenproduktengewinnung ausgerüstet, im
                              									Jahre 1909 waren es dagegen erst 16 v. H.
                           Frankreich mußte bereits im Jahre 1913 41 v. H. seines Koksbedarfes durch Einfuhr
                              									decken, unter Hinzurechnung des Bedarfs von Lothringen erhöht sich diese Zahl auf 63
                              									v. H. Aus diesem Grunde wurden im Vertrag von Versailles wachsende Koksmengen von
                              									Deutschland angefordert. Die deutschen Koksversendungen nach Frankreich betrugen in
                              									den Jahren 1920 und 1921 je 3,9 Mill. t, im Jahre 1922 dagegen 5,5 Mill. t. Im Jahre
                              									1913 waren in Frankreich erst 55 v. H. der in Betrieb befindlichen Koksöfen mit
                              									Nebenproduktengewinnung versehen, Angaben darüber, wie sich dieses Verhältnis in den
                              									letzten Jahren verschoben hat, liegen bisher nicht vor. (Stahl und Eisen, 43.
                              									Jahrg., S. 1575.)
                           Sander.
                           Kriegsmarine. Die Zeitschrift „The Naval and Military
                                 										Record“, März 1924, veröffentlicht eine Zusammenstellung der englischen
                              									Admiralität über die Stärke der Kriegsflotten der einzelnen Seemächte.
                           
                              
                                 Schiffsart
                                 England
                                 Ver. Staaten
                                 Japan
                                 Frankreich
                                 Italien
                                 Rußland
                                 Deutschland
                                 
                              
                                 Linienschiffe
                                   18
                                   18
                                   6
                                   9
                                   7
                                   6
                                   8
                                 
                              
                                 Schlachtkreuzer
                                     4
                                 –
                                   4
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kreuzer
                                     2
                                   10
                                 –
                                   6
                                   3
                                   2
                                 –
                                 
                              
                                 Leichte Kreuzer
                                   48
                                   15
                                 17
                                   5
                                 10
                                   1
                                   2
                                 
                              
                                 Flugzeugschiffe
                                     4
                                     2
                                   1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Zerstörer
                                 186
                                 309
                                 78
                                 48
                                 51
                                 20
                                 16
                                 
                              
                                 Torpedoboote
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 65
                                 –
                                 16
                                 
                              
                                 Unterseeboote
                                   61
                                 116
                                 44
                                 48
                                 43
                                 23
                                 –
                                 
                              
                                 Kanonenboote
                                   36
                                 –
                                 –
                                   8
                                 –
                                   1
                                 –
                                 
                              
                                 Flußkanonenboote
                                   16
                                    2
                                   8
                                   4
                                   4
                                   4
                                 –
                                 
                              
                           
                              W.