| Titel: | Die Eisenbahntechnische Tagung. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 190 | 
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                        Die Eisenbahntechnische Tagung.
                        (22.–27. September 1924.)
                        Die Eisenbahntechnische Tagung.
                        
                     
                        
                           „Ueber die Selbstkosten des Eisenbahnbetriebs und die
                                    											Maßnahmen zur Hebung des Wirkungsgrades“ aus dem Vortrag von
                              									Ministerialrat Dr.-Ing. Tecklenburg.
                           Der im Herbst v. J. der Reichsbahn drohende finanzielle Zusammenbruch nötigte zu
                              									äußerster Einschränkung der Betriebsausgaben. Bei der Eigenart des Unternehmens und
                              									der ganzen Entwicklung der Verhältnisse nach dem Kriege mußte diese vor allem auf
                              									dem Personalgebiete gesucht werden: Abbau des Personals von rd. 1 Million Köpfen auf
                              									709000. Hart eingreifende betriebliche Maßnahmen mußten Voraussetzung hierfür
                              									schaffen: Stillegung von Strecken, Einführung des Nebenbahnbetriebes auf
                              									Hauptbahnen, völlige oder teilweise Nachtruhe auf zahlreichen Strecken,
                              									Außerbetriebsetzung zahlreicher Dienststellen, äußerste Sparsamkeit in den
                              									Zugleistungen.
                           Selbstkosten für die Betriebsleistungen sind jetzt etwa doppelt so hoch als früher.
                              									Im Vergleich zu andern Ländern ist dies nicht anormal: z.B. ist England auf 231 vH
                              									gestiegen (Stand 1913 = 100 vH), Dänemark auf 220 vH, Schweiz auf 241 vH,
                              									französische Südbahn auf 207 vH. Die Ursachen für die Reichsbahn liegen – abgesehen
                              									von dem Einfluß des Verkehrsrückgangs – in dem Steigen der persönlichen Ausgaben, da
                              									der einzelne Bedienstete jetzt durchschnittlich höher zu stehen kommt, und überdies
                              									einen erheblich größeren Anteil für Hinterbliebenenbezüge und sonstige soziale
                              									Fürsorge zu übernehmen hat, und im Ansteigen der sächlichen Ausgaben, da die meisten
                              									Stoffe noch wesentlich teurer sind als früher.
                           Für die Reichsbahn ergibt sich die Notwendigkeit, ihren Wirkungsgrad zu heben.
                              									Allgemeine Richtlinien hierfür: Sparsame Personalwirtschaft und Stoffwirtschaft.
                              									Diese müssen Stütze darin finden, daß auf allen Gebieten Verbesserung der
                              									Arbeitsmethoden angestrebt wird. Für eigentlichen Betrieb, den wichtigsten Zweig des
                              									Unternehmens, auf den etwa 77 vH aller Betriebsausgaben entfallen, gilt: 1)
                              									Betriebsleistungen so billig wie möglich herzustellen und 2) Betriebsleistungen so
                              									günstig wie möglich für den Verkehr auszunutzen.
                           1) Für Herstellung der Betriebsleistungen maßgebend: Kosten für Zugförderung,
                              									Zugbildung und Vorhalten der Fahrzeuge. Ausgleich zwischen diesen drei Faktoren ist
                              									das wirtschaftliche Kostenproblem des Güterverkehrs; ihm kommt in Anbetracht der
                              									täglichen Entwicklung auf den Gebieten der Zugförderung und der Zugbildung (Rangier-
                              									und Bremstechnik) für die künftige Zeit erhöhte Bedeutung zu.
                           2) Möglichst günstige Ausnutzung der Betriebsleistungen muß die Gestehungskosten für
                              									die eigentlichen Verkehrsleistungen, die Pkm und die Tkm möglichst gering
                              									halten. Einblick in diese wirtschaftlichen Verhältnisse setzt Kenntnis der
                              									Selbstkosten der beiden Hauptverkehrsarten voraus. Damit wird das uralte
                              									Selbstkostenproblem der Eisenbahn aufgerollt. Die Deutsche Reichsbahn führt seit
                              									einiger Zeit regelmäßig solche Selbstkostenberechnungen, wobei sie von der
                              									Betriebsleistung ausgeht, da nur über diese eine Trennung möglich ist.
                           Der Personenverkehr weist Steigerung der Selbstkosten für die Betriebsleistungen um
                              									94 vH auf; Ausgleich für die nicht im gleichen Maße gestiegenen Fahrpreise muß
                              									stärkere Ausnutzung der Betriebsleistungen sein. Während früher nur 24,9 vH
                              									Ausnutzung erzielt wurde, beträgt sie zurzeit 37,7 vH, damit ist erreicht, daß der
                              									Personenverkehr, der lange Zeit schwere Ausfälle verursacht hatte, jetzt seine
                              									Selbstkosten deckt.
                           Der Güterverkehr zeigt ebenfalls bessere Ausnutzung der Betriebsleistungen, teils
                              									verursacht durch die wachsende Tragfähigkeit der Wagen, teils durch tarifarische und
                              									betriebliche Maßnahmen. Im Jahre 1913 betrug das durchschnittliche Ladegewicht 7,14
                              									t und wurde zu 63,8 vH ausgenutzt, jetzt 7,65 t mit einer Ausnutzung von 76 vH.
                           Von wesentlicher Bedeutung hierbei ist der Gesichtspunkt der richtigen Leitungswege
                              									der Sendungen als wirtschaftlich günstigste Leitung. Ruhrbesetzung mit ihren
                              									verhängnisvollen betrieblichen Wirkungen und dem Zwang, sehr große Umleitungen
                              									vorzunehmen, läßt dies besonders klar erkennen. Die durchschnittliche Nutzlast je
                              									Achse, die vordem 4,13 t betragen hatte, sank damals plötzlich bis zu 2,70 t.
                           Bei allen wirtschaftlichen Maßnahmen auf irgendeinem Teilgebiet darf die Entwicklung
                              									niemals in der Richtung gehen, als sei ein Teilgebiet Selbstzweck für sich; es liegt
                              									ja durchaus nicht so, daß die einseitige Entwicklung irgendeiner Teilfrage bis zu
                              									der für sie erreichbaren Höchststufe der Wirtschaftlichkeit unbedingt auch im
                              									Interesse des Ganzen liegen muß. Die Einordnung in die großen Zusammenhänge des
                              									Gesamtbetriebes erst kann die Voraussetzungen dafür schaffen, daß im Zusammenwirken
                              									aller Teile das Optimum für die Wirtschaftlichkeit des Ganzen erreicht wird.
                           „Normalisierung und Austauschbau im
                                    										Straßenbahnwesen“ aus dem Vortrag von Baurat Goetz.
                           Er teilt mit, daß die deutschen Straßenbahnen in den vorgenannten Fragen stark im
                              									Rückstand gegenüber den Verhältnissen bei den Reichsbahnen sind;, weil trotz des
                              									Wertes der Normungen bei der Entwicklung der Elektrisierung der Straßenbahnen vollkommen neue
                              									Konstruktionen nötig waren, jede längere Erfahrung darüber fehlte, und weil gerade
                              									in bezug auf die elektrische Ausrüstung sofort ein starker Wettbewerb unter den
                              									Ausführungsformen entstand, der zunächst für die Entwickelungszeit aller
                              									Konstruktionen alle Normalisierungsbestrebungen ausschloß. Dazukam, daß bei der
                              									vielfach überstürzten Art der Entwicklung aller Konstruktionen, die Zeit für
                              									Normungen verfrüht gewesen wäre.
                           Ein dringendes Bedürfnis für die Normungen brachte erst die Nachkriegszeit und der
                              									Uebergang der meisten Straßenbahnen an Provinzen, Gemeinden und
                              									Aktiengesellschaften, die nicht mehr im Abhängigkeitsverhältnis von den
                              									Elektrizitätsfirmen standen. Auch für die Oberbaumaterialien mußten die
                              									Entwickelungen nach den Betriebserfahrungen abgewartet werden, und die Walzwerke
                              									konnten sich erst nach und nach auf die Herstellung größerer Rillenschienenprofile
                              									einstellen. Es mußten über zwei Jahrzehnte vergehen, ehe man in den nachfolgenden
                              									Konstruktionsteilen zu einer Einheitlichkeit und Austauschfähigkeit gelangte. Der
                              									Stand der Normungen ist zurzeit der folgende:
                           Im Wagenbau wurden zunächst die Teile genormt, die nicht
                              									von den Elektrizitätsfirmen bezogen wurden, also Achsen, Räder, Bandagen und Lager.
                              									Es wurden dabei je zwei Achsgattungen für Normalspur und Meterspur genormt, ferner
                              									die Stärke und Breite der Radreifen für zwei Laufkreisdurchmesser, weiter die
                              									Trittstufenhöhen und die Höhenlagen der Rammbohlen, weiter die Wagenbreite mit 2100
                              									mm und die Mittellinie der Kuppelung mit 450 mm über Schienenoberkante, des weiteren
                              									die Türweiten und Sitzplatzbreiten in Normalachsbüchsen. Bei den vorgenannten Teilen
                              									ist die Austauschfähigkeit in beschränktem Umfange erreicht.
                           Am schwierigsten gestaltete sich die Normung der elektrischen Ausrüstung der
                              									Betriebswagen. Die Normung konnte nur für die Herstellung neuer Motore und Fahrschalter nebst Zubehör erfolgen, weil die
                              									betreffenden Teile nach der Eigenart der Lieferungsfirmen hergestellt waren und eine
                              									verhältnismäßig lange Lebensdauer haben, insbesondere wegen der Unterhaltung der
                              									Teile seitens der Betriebe selbst.
                           Genormt sind die Klemmspannungen von 550, 750 und 1100 V Gleichstrom, ferner die
                              									Motorengrößen für Meterspur mit 30, 40 und 50 kW, für Normalspur mit 30, 40 und 55
                              									kW. Für alle wesentlichen Teile sind feste Maße einzuhalten. Für die Kohlebürsten
                              									jeder Polarität sind die Maße festgelegt, für Zahnradübersetzungen mit 1 : 4 als
                              									kleinste, 1 : 5,7 als größte. Vollkommen genormt sind die Fahrschalter mit allen
                              									Einzelteilen.
                           Für die Fahrleitungsanlage sind die Querzüge der Mäste
                              									genormt, ferner die Spannschrauben für die gleichen Belastungen, die
                              									Schnallenisolatoren sowie die Fahrdrähte.
                           Da es Zwangsmaßnahmen für die Einführung der genormten Teile nicht gibt, wird die
                              									Einführung der genormten Teile noch verhältnismäßig längere Zeitdauer in Anspruch
                              									nehmen.
                           Am weitesten vorgeschritten sind die Normungen beim Oberbaumaterial, indem seitens
                              									des Vereins vier Rillenschienenprofile Nr. 2, 3, 102 und 4 mit 160/150, 160/180,
                              									180/150 und 180/180 mm Höhe und Fußbreite festgesetzt sind, die mit dem Ausbau der
                              									alten Profile nach und nach in den meisten Betrieben eingeführt sind. Es sind
                              									Verhandlungen darüber im Gange, daß die Profile international genormt werden.
                           „Wege zur wärmetechnischen Verbesserung der
                                    											Lokomotive“ aus dem Vortrag von Reg.-Baurat R. P. Wagner.
                           Die bisher angewandten Mittel zur Erhöhung der thermischen Ausnutzung der Lokomotive
                              									sind in zeitlicher Reihenfolge: die Verbundwirkung, die Dampfüberhitzung und die
                              									Vorwärmung des Speisewassers durch den Maschinenabdampf. Abdampfvorwärmer werden
                              									sowohl als geschlossene Oberflächen wie auch als Einspritzvorwärmer gebaut.
                              									Neuerdings wird, abgesehen von vereinzelten weiter zurückliegenden Versuchen,
                              									daneben angestrebt, auch die Wärme der Abgase zur Vorwärmung des Speisewassers
                              									auszunutzen. Eine weitere Verbesserung der Brennstoffausnutzung verspricht die
                              									Kohlenstaubverfeuerung, ebenso die Verbrennung von Stein- und Braunkohlenhalbkoks
                              									anstatt der Rohkohle und die Vorwärmung der Verbrennungsluft; doch erfordert die
                              									Einführung dieser letztgenannten Anordnungen noch umfangreiche Versuche, während ein
                              									anderes Mittel, nämlich die Erhöhung des Wirkungsgrades der Saugzuganlage durch
                              									tiefe Lage des Blasrohrkopfes und gleichzeitige Erweiterung des
                              									Schornsteindurchmessers in letzter Zeit bereits ein greifbares, recht günstiges
                              									Ergebnis gezeitigt hat, Außer den vorerwähnten Maßnahmen, die bezwecken, die
                              									zeitgemäße Auspufflokomotive auf einen höheren Stand der Technik zu bringen, heißt
                              									es aber auch, alte, unwirtschaftliche Naßdampfmaschinen wirtschaftlicher zu
                              									gestalten. Geeignet hierzu ist in erster Linie ihr Umbau in Heißdampflokomotiven,
                              									der sich schon nach etwa 2 Jahren bezahlt macht. Eine weitere Möglichkeit besteht in
                              									der besseren Ausnutzung der Dampfarbeit durch Anbau einer mit Kondensation
                              									arbeitenden Abdampfmaschine mit weiteren gekuppelten Achsen, zweckmäßig in Form
                              									eines Abdampf-Turbinentenders, Entwürfe hierfür befinden sich z. Zt. in der
                              									Ausarbeitung. Geht man noch einen Schritt weiter, so entsteht als neue
                              									Lokomotivbauart die reine Kondensations-Turbinenlokomotive, wie sie letzthin z.B.
                              									von Krupp in einem Versuchsexemplar ausgeführt ist. Eine ganz anders gerichtete
                              									Entwicklungsmöglichkeit der Dampflokomotive resultiert aus den Bestrebungen zur
                              									Einführung von Hoch- und Höchstdruckdampf auch im Lokomotivbetrieb. Zurzeit wird
                              									eine preußische Schnellzugmaschine auf Betrieb mit Hochdruckdampf von 60 at und
                              									Niederdruckdampf von 14 at umgebaut. Die letzte Folgerung ist schließlich die
                              									Vereinigung der beiden zuletzt besprochenen Bauarten zu einer Hochdruck -
                              									Kondensations - Turbolokomotive, deren thermischer Wirkungsgrad demjenigen einer
                              									Schweröllokomotive etwa gleichkommen dürfte. Ein derartiger Entwurf wird zurzeit
                              									ebenfalls durchgearbeitet
                           Die Dampflokomotive wird den Kampf mit der Oellokomotive nicht zu scheuen
                              									brauchen.
                           „Gestaltung elektrischer Lokomotiven“ aus dem
                              									Vortrag von Dr.-Ing. W. Reichel.
                           Ueber Gestaltung elektrischer Lokomotiven für Vollbahnen sind in den letzten Jahren
                              									ausführliche Veröffentlichungen erfolgt. Hierüber wird ein umfangreicher
                              									Literaturnachweis gegeben.
                           Hinsichtlich Verwendung der drei in Frage kommenden Stromarten:
                              									Einphasenwechselstrom, Gleichstrom und Drehstrom wird darauf verwiesen, daß ersterer
                              									zwar in Deutschland nach sorgfältigen Erwägungen für Vollbahnen angenommen und für
                              									diese Stromart seitens der deutschen Elektrizitätsfirmen hervorragende Lösungen für
                              									die Ausbildung der elektrischen Ausrüstung entwickelt worden sind. Dasselbe läßt
                              									sich aber auch von hochgespanntem Gleichstrom sagen, für welchen die Konstruktionen
                              									geringere Schwierigkeiten bieten, als für Einphasen-Wechselstrom. Für Drehstrom hat
                              									Deutschland wenig Gelegenheit gehabt, Fahrzeugausrüstungen zu entwickeln. Trotzdem
                              									ist die deutsche Elektroindustrie auch hierzu durchaus imstande, wie die Anfang
                              									dieses Jahrhunderts durchgeführten Schnellbahnversuche bewiesen haben.
                           Nach einem kurzen Hinweis auf die Tatsache, daß laut einer amerikanischen Statistik
                              									die Einphasenwechselstrombahnen in Amerika gegenüber den hochgespannten
                              									Gleichstrombahnen überwiegen, wird eine kurze Besprechung der wesentlichsten
                              									Ausführungsformen elektrischer Vollbahnlokomotiven gegeben. Einleitend werden in
                              									dieser Besprechung die Leistungsbedingungen bekanntgegeben, wie sie von der
                              									Deutschen Reichsbahn für elektrische Vollbahnlokomotiven festgesetzt worden sind,
                              									nämlich: Geschwindigkeitsbereich der Dauerleistung für 60 bis 100 vH der
                              									Höchstgeschwindigkeit, Erwärmungsgrenze für Ankerwicklung bei Glimmerpräparaten 80°
                              									und für Kollektoren 75°. Es wird im Vergleich mit den Anforderungen zum Beispiel
                              									amerikanischer Bahnen gezeigt, daß die deutschen Ausführungen reichere Reserven
                              									enthalten.
                           Die ausgeführten Lokomotiven werden in zwei Gruppen eingeteilt, nämlich
                           
                              a) Lokomotiven mit Kurbelgetrieben und Kuppelgestänge,
                              b) Lokomotiven mit Einzelachsantrieb.
                              
                           Für beide Antriebarten werden wichtige ausgeführte Beispiele besprochen. Es wird
                              									insbesondere für die Gruppe a) auf die ihnen eigentümlichen Schüttelschwingungen
                              									hingewiesen. Ferner werden einzelne Ausführungsbeispiele auf günstige Ausnutzung des
                              									Motorvolumens untersucht. Hierfür dient als Charakteristik die
                              									Ankerumfangsgeschwindigkeit, wie sie betriebsmäßig erreicht wird. Als gegenwärtig
                              									obere Grenze der Ankerumfangsgeschwindigkeit werden 60 m/s angegeben. Für den
                              									Kollektor liegt der entsprechende Wert bei 42 bis 47 vH der
                              									Ankerumfangsgeschwindigkeit.
                           Bei Gruppe b), Lokomotiven mit Einzelachsantrieb wird für Tatzlagermotoren die
                              									Leistungsgrenze des Einzelmotors zu 350 kW dauernd mit Rücksicht auf die tote
                              									Achslast angenommen. Diese läßt weiterhin eine Gewichtsgrenze von 6 t je Motor als
                              									ratsam erscheinen. Von dem Antrieb durch völlig abgefederte, also ganz im Rahmen
                              									gelagerte Motoren werden erwähnt der Buchli – Antrieb (BBC), der
                              									Westinghouse-Antrieb (Quill-Drive) und der Antrieb unter Zuhilfenahme eines
                              									Blindzahnrades. Ersterer ist wegen der engen Begrenzung des
                              									Uebersetzungsverhältnisses nur für Personen- und Schnellzug-Lokomotiven verwendbar,
                              									während die beiden letztgenannten Einzelachsantriebe beliebig verwendbar sind.
                           Im Schluß des ersten Teiles findet noch kurz der Einzel-Achsantrieb durch
                              									hochgelagerte, aber stehend angeordnete Motoren (senkrechte Ankerwelle)
                              									Erwähnung.
                           Der zweite Teil des Vortrages beschäftigt sich mit der Besprechung eines Entwurfes
                              									für eine Lokomotive von 2000 kW Dauerleistung für Güterzüge bzw. Personen- und
                              									Schnellzüge. Für diese Dauerleistung sind die vorerwähnten Bedingungen der
                              									Reichsbahn hinsichtlich des Geschwindigkeitsbereiches gemildert. Statt 60 bis 100 vH
                              									sind 70 bis 100 vH der Höchstgeschwindigkeit für die Dauerleistung zugrunde gelegt.
                              									Die Erwärmung in der Ankerwicklung ist auf 90° (Thermometermessung) und die des
                              									Kollektors auf 75° festgesetzt. Gegenüber den amerikanischen Bestimmungen
                              									hinsichtlich Erwärmung ist also immer noch eine gewisse Reserve vorhanden. Die
                              									Entwürfe sind für die angegebene Leistung von 2000 kW bei der Güterzuglokomotive in
                              									der Bauform 1 CC 1 oder 1 C + C 1 für verschiedene Antriebe durchgebildet, und zwar
                              									Antrieb durch Doppelmotoren über eine in Höhe der Triebachsmitte gelagerte
                              									Blindwelle mit anschließendem Kuppelgestänge (Antrieb: „Achsmitten gleich
                                 										hoch“), ferner Lagerung der Zahnradblindwelle erhöht gegenüber den
                              									Triebachsmitten und schließlich Einzelachsantrieb durch Einzel- oder Doppelmotoren,
                              									entweder nach Westinghouse oder mit Blindzahnrad. Die Entwürfe für die
                              									Schnellzuglokomotiven zeigen die Bauform 2 BB 2 und 2 A4 2. Für diese wird lediglich der Antrieb „Achsmitten gleich hoch“,
                              									wie er kurz gekennzeichnet worden ist, und der Einzelachsantrieb berücksichtigt.
                           An einigen Entwurfbeispielen wird noch gezeigt, daß für hochgespannten Gleichstrom,
                              									für Drehstrom- und Umformung auf der Lokomotive bei den Güterzuglokomotiven in bezug
                              									auf Anordnung und Raumbedarf ganz ähnliche Verhältnisse sich ergeben, wie bei den
                              									Wechselstrom-Lokomotiven.
                           Die Untersuchungen über die Zweckmäßigkeit der Antriebe hinsichtlich ihrer besonderen
                              									Eignung für Vereinheitlichung der Bauformen und der elektrischen Ausrüstung kommt zu
                              									dem Ergebnis, daß zwei Antriebsarten den Vorzug verdienen, nämlich
                           
                              1. der Antrieb „Achsmitten gleich hoch“,
                              2. der Antrieb durch hoch auf dem Rahmen gelagerte Motoren, die
                                 										über je ein Blindzahnrad die Achsen antreiben.
                              
                           Nach einer kurzen Erwähnung der für Umformung auf dem Fahrzeug vorhandenen
                              									Möglichkeiten wird das Ergebnis der Untersuchungen wie folgt zusammengefaßt:
                           Es werden zwei Reihen von Einzelleistungen der Motoren (Einheitsmotoren) aufgestellt,
                              									deren erste von dem Wert 500 kW Dauerleistung als Einheit ausgeht, und somit
                              									Lokomotiven mit Leistungen von 500, 1000, 1500 und 2000 kW ergibt. Mit diesen
                              									Dauerleistungen dürften alle Verkehrsanisprüche zu bewältigen sein. Sollte sich aber
                              									eine feinere Unterteilung der Einheiten für bestimmte Stellen als notwendig
                              									erweisen, so könnte man etwa die 1,4fache Größe, also 700 kW Einheitsleistung,
                              									berücksichtigen. Man würde dann zu folgender Einzelleistungsreihe gelangen:
                           (250 kW), (350 kW), 500 kW, 700 kW, 1000 kW, 1400 kW und 2000 kW. Die beiden
                              									erstgenannten Leistungen kommen für Tatzenlagermotoren als Mehrfaches in Frage. Eine
                              									Tafel läßt in übersichtlicher Weise die Möglichkeit der Reihenbildung von
                              									Lokomotiven mit den genannten Antriebseinheiten erkennen.
                           „Die Aussichten der elektrischen Zugförderung auf den
                                    											Eisenbahnen“ aus dem Vortrag von Baurat Pforr, Berlin.
                           Es ist eine bekannte Tatsache, daß der Heizwert unserer Brennstoffe in der
                              									Dampflokomotive schlechter ausgenutzt wird, als in irgend einer anderen Maschine.
                              									Sie braucht im Durchschnitt etwa 20 mal so viel Kohle, als theoretisch erforderlich
                              									wäre. Ortfeste Maschinen sind in dieser Hinsicht viel besser daran. Sie haben Raum
                              									genug zur Verfügung, um alle Fortschritte auf dem Gebiet der Wärmeausnutzung
                              									mitmachen zu können, und ein gutes neues Braunkohlen - Kraftwerk braucht unter
                              									gleichen Bedingungen nur etwa halb so viel Wärme für dieselbe Leistung wie eine
                              									Dampflokomotive, Noch besser wird die Wärme in der Dieselmaschine verwertet, deren Verbrauch
                              									sogar nur ¼ der Dampflokomotive beträgt.
                           Aber die Dieselmaschine benutzt einen teuren Brennstoff, das Dieselöl. Dieses ist bei
                              									uns etwa 10 mal so teuer wie Braunkohle, so daß die Diesellokomotive für deutsche
                              									Verhältnisse den Wettbewerb mit der Dampflokomotive nicht aufnehmen kann, wenn man
                              									den Heizwert beider Brennstoffe beachtet. Beim Kraftwerk liegt es anders. Braunkohle
                              									kostet nur halb so viel wie Steinkohle (wieder auf den Heizwert bezogen). Ein
                              									Braunkohlenkraftwerk, das die Wärme noch einmal so gut ausnutzt und halb so teuren
                              									Brennstoff verbraucht, kann also 4 mal so billig arbeiten wie eine
                              									Dampflokomotive.
                           Leider sind aber die Beschaffungskosten der elektrischen Ausrüstung sehr hoch. Es
                              									sind Kraftwerke, Fernleitungen, Unterwerke und Fahrleitungen erforderlich, ehe die
                              									elektrische Lokomotive auf der Strecke arbeiten kann und ihre Verzinsung und
                              									Unterhaltung verschlingen die Ersparnisse an Brennstoff, es sei denn, daß dich diese
                              									Kosten auf eine verhältnismäßig große Anzahl gleichzeitig fahrender Lokomotiven
                              									verteilt. Pforr berechnet, daß auf jedes Kilometer Eisenbahnstrecke mindestens
                              									250000 kWh. jährlich verbraucht werden müssen, ehe sie für die elektrische
                              									Zugförderung reif wird. Solche Strecken sind aber in Deutschland so häufig
                              									anzutreffen, daß mit einer umfangreichen Einführung dieser Betriebsweise schon in
                              									allernächster Zukunft gerechnet werden müßte, wenn – ja, wenn die neuen
                              									Eisenbahngewaltigen gestatten, daß die Mittel dazu aufgebracht werden dürfen.
                           „Fahrleitungen“ aus dem Vortrag von
                              									Oberregierungsrat Naderer, München.
                           Bei der Umstellung vom Dampfbetrieb auf die elektrische Betriebsform geht die beim
                              									ersteren vorhandene Freizügigkeit der Zugkraft verloren; letztere wird von der
                              									elektrischen Kraftübertragung abhängig; zu dieser zählen in letzter Linie auch die
                              									Fahrleitungen, bei denen der Ort der Kraftabnahme nicht festliegt, sondern zeitlich
                              									sich ändert. Zwischen Zugkraft und Kraftquelle, welche bei der Dampflokomotive in
                              									einer Einheit vereinigt sind, schiebt sich beim elektrischen Bahnbetrieb ein neues
                              									Glied ein, die Stromzuführung; letztere ist Störungen unterworfen. Diese auf ein
                              									solches Mindestmaß herabzudrücken, daß sie den Eisenbahnverkehr nicht behindern, ist
                              									Sache des Fahrleitungsbaues.
                           Je nach der Anordnung zur Gleisachse unterscheidet man Unterleitung, Stromschiene,
                              									Oberleitung. Erstere kommt heute nicht mehr ernstlich in Frage. Die Stromschiene ist
                              									auf Gleichstrom beschränkt, sie wird hauptsächlich bei Hoch- und Untergrundbahnen,
                              									Stadt- und Vorortbahnen angewendet. Die größte Verbreitung hat aus technischen und
                              									wirtschaftlichen Gründen die Oberleitung. Sie muß außerhalb des lichten Raummaßes
                              									der Bahnen angeordnet werden. Der Fahrdrahtraum, innerhalb dessen der Fahrdraht
                              									verlegt werden muß, ist begrenzt durch das Spiel des Stromabnehmerbügels und dessen
                              									Breite, wozu noch aus mechanischen und elektrischen Gründen Sicherheitszuschläge
                              									kommen; bei Ueberbauten sind Einschränkungen des Fahrdrahtraumes im lotrechten Sinne
                              									zugelassen.
                           Der Fahrdraht wird aus Kupfer hergestellt; eiserner Fahrdraht hat sich in Europa
                              									nicht bewährt. Auf Grund eingehender Versuche wurde der kreisförmige Querschnitt mit
                              									Rillen als der günstigste gefunden; ausschlaggebend hierfür ist der Windabtrieb. Der
                              									Fahrdraht wird bei Hauptbahnen an einem Längstragseil aufgehängt; die
                              									Reichsbahn hat hierfür auf Grund der im letzten Jahrzehnt gewonnenen Erfahrungen
                              									eine einheitliche Form der Stromzuführung für Wechselstrombahnen mit 15000 V
                              									Betriebspannung entwickelt, die sogenannte „Einheitsfahrleitung“, bei welcher
                              									der Fahrdraht alle 12,5 m an dem festgelagerten Tragseil aufgehängt ist und
                              									selbsttätig mit 1000 kg gespannt wird. Zur Isolation werden Porzellanglocken
                              									verwendet, die an Böcken befestigt sind und das Tragseil halten oder, in Bügel
                              									eingebaut, den Fahrdraht seitlich festlegen. In neuerer Zeit werden auch Versuche in
                              									großem Maßstabe mit der Verwendung von Hänge-Isolatoren für den Fahrleitungsbau
                              									gemacht. Auf der freien Strecke ist das Kettenwerk der Fahrleitung an seitlich der
                              									Gleisanlage einbetonierten Tragvorrichtungen, die mit Auslegern versehen sind,
                              									befestigt. In den Stationen kommen Joche, in neuerer Zeit Querseile zum Aufhängen
                              									des Kettenwerkes zur Anwendung, durch welche 4 bis 8 und mehr Gleise überspannt
                              									werden können und die Uebersichtlichkeit in den Bahnhöfen erhöht wird. Die
                              									gegenseitige Entfernung der Stützpunkte für die Aufhängung des Kettenwerkes ist
                              									hauptsächlich durch den Windabtrieb begrenzt; namentlich bei böigen Stürmen kann die
                              									Betriebssicherheit gefährdet werden; mehr als 70 bis 80m Stützpunktentfernung sollte
                              									nicht genommen werden, wenn nicht verlässige Beobachtungen der auftretenden
                              									Windstärken einen größeren Abstand rechtfertigen.
                           Zur Sicherung des Betriebes müssen geeignete Schalteinrichtungen ermöglichen, bei
                              									eintretenden Störungen die Fehler rasch aufzufinden, einzugrenzen und zu beseitigen.
                              									Anordnung von Ringleitungen, Unterteilungen der Fahrdrahtanlage in großen Bahnhöfen,
                              									Umgehungsleitungen usw., ohne Zeitverlust zu bedienende Schaltereinrichtungen bilden
                              									Hilfsmittel, um Verkehrsstörungen auf ein Mindestmaß zu beschränken.
                           „Thermolokomotiven“ aus dem Vortrag von Professor
                              									Lomonossoff.
                           Der Versuch mit der Thermolokomotive von Gebrüder Sulzer-Borsig bewies die
                              									Unbrauchbarkeit von Thermolokomotiven mit unmittelbarer Kraftübertragung vom
                              									Dieselmotor auf die Achsen. Infolgedessen ist eine Uebertragung zwischen dem
                              									Dieselmotor und den Rädern ein unumgängliches Glied einer Thermolokomotive. Diese
                              									Uebertragung kann eine elektrische, eine hydraulische, eine Zahnrad- oder eine
                              									Druckluftübertragung sein. Zurzeit werden alle vier Uebertragungsarten ausprobiert.
                              									Ausführliche Versuchsergebnisse liegen jedoch nur über die elektrische Uebertragung
                              									vor. Mit dieser Uebertragung ist die erste Vollbahnthermolokomotive von einer
                              									Leistung von 1000 PS ausgerüstet, die in Deutschland auf Bestellung der russischen
                              									Regierung erbaut worden ist. Diese Thermolokomotive wurde auf dem provisorischen
                              									russischen Prüfstande in Eßlingen geprüft. Die Versuche ergaben, daß diese
                              									Thermolokomotive ¼ des Brennstoffs der Dampflokomotive verbraucht. In bezug auf
                              									Elastizität der Regelung ist diese Thermolokomotive dank der elektrischen
                              									Uebertragung besser als eine Dampflokomotive. Dies kann von anderen Uebertragungen
                              									nicht erwartet werden, und es wird die Elastizität der anderen Uebertragungen hinter
                              									der Elastizität einer Dampflokomotive zurückbleiben.
                           „Die Hochdruckturbine und ihre Bedeutung für den
                                    											Lokomotivbau“ aus dem Vortrag von Dip.-Ing. Franz Lösel, Brunn.
                           Bei den bisherigen Turbinenlokomotiven wurden Dampfturbinen der bei Landturbinen
                              									üblichen Bauweise verwendet, die daher in bezug auf Wirtschaftlichkeit vieles zu wünschen übrig
                              									ließen. Es muß daher, soll die Turbinenlokomotive wirtschaftlich werden, in erster
                              									Linie eine wirtschaftlich arbeitende Turbine zur Verwendung kommen. Dies gelingt,
                              									wenn die neue Hochdruckturbine „Bauart Brunn“ der Ersten Brünner Maschinen -
                              									Fabriks - Gesellschaft Verwendung findet, wobei durch höheren Druck und höhere
                              									Temperatur sowie durch die hohe Wirtschaftlichkeit dieser neuen Lösel-Turbine
                              									tatsächlich der Brennstoffverbrauch auf einen Wert heruntergesetzt werden kann, der
                              									dem Dieselmotor gleichkommt und der pro PS unter der Hälfte des heutigen
                              									Kohlenverbrauches liegt. Die Ausnutzung des Vorteiles der Dampfturbine liegt noch
                              									darin, daß sie als Großleistungsmaschine bei kleinstem Gewicht gebaut werden und
                              									daher die Leistungsgrenze der Lokomotive wesentlich hinaufschieben kann (4000 PS).
                              									Dadurch würden auch die in der Literatur genannten Mängel, wie große
                              									Hilfsmaschinenleistung, zu großes Gewicht im Verhältnis zur Leistung usw. wegfallen;
                              									denn das Gewicht einer Hochdruckturbine ist im Verhältnis zur Leistung gering. Bei
                              									Anwendung der Hochdruckturbine werden die Haupteigenschaften der Turbolokomotive
                              									gewährleistet, nämlich Haltbarkeit der Schaufeln im überhitzten Dampf,
                              									Einheitlichkeit beim H.D.-Zylinder, für Massenherstellung geeignet, rasche
                              									Austauschbarkeit der Zylinder. Schließlich wurde die neue Regulierung hervorgehoben,
                              									wobei auch eine Großleistungslokomotive bei Hilblast ökonomisch arbeitet.
                           „Das Hartgußrad und seine Bedeutung für den
                                    											Eisenbahnbetrieb“ aus dem Vortrag von Hofrat Ing. Emil Rüker,
                              									Wien.
                           Auf Grund langjähriger Erfahrungen im Eisenbahnbetrieb und des Studiums der
                              									technologischen Eigenschaften des Hartgußrades, der einschlägigen Statistik des
                              									Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen (V. D. E. V.), sowie von österreichischen
                              									und ungarischen Eisenbahnen, wie auch einer reichhaltigen, amerikanischen Literatur
                              									ist die Beurteilung zusammenzufassen:
                           
                              1) Die Fortschritte in der Gießereitechnik und die Einführung
                                 										des betriebswissenschaftlichen Denkens in die Praxis haben dazu geführt, daß für
                                 										die Erzeugung von einwand- und mängelfreien Hartgußrädern jede Möglichkeit
                                 										gegeben ist.
                              2) Das moderne Hartgußrad seit etwa 1898 bis 1902 ist in keiner
                                 										Weise mit dem sog. altartigen Hartgußrad zu vergleichen und ist in Europa
                                 										vielfach auf Straßen-, Klein- und Sekundärbahnen beschränkt geblieben, sowie in
                                 										seiner Bedeutung für Vollbahnbetrieb verkannt und unterschätzt worden. In
                                 										Amerika und Canada hingegen stehen aus 50 Großgießereien mit einer
                                 										Tageserzeugung bis zu 20000 Stück, 26 Millionen solcher Räder hinsichtlich
                                 										Belastung, Fahrgeschwindigkeit und Bremsung in gänzlich unbeschränkter
                                 										Verwendung und haben sich vollkommen bewährt.
                              3) Die Hindernisse in der Verwendung der Hartgußräder im
                                 										internationalen europäischen Güterwagenverkehr, ferner soweit sie durch die
                                 										Vorschriften des V. D. E. V. derzeit noch bestehen, werden in allernächster Zeit
                                 										fallen.
                              4) Wie durch die Erfahrungen und mustergültigen Untersuchungen
                                 										seitens maßgebendster, amerikanischer Körperschaften, der bedeutendsten
                                 										Universitäten und Fachvereinigungen unter Beteiligung der hervorragendsten
                                 										Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Materialprüfung bewiesen ist, sind die
                                 										Hartgußräder auch den strengsten Voraussetzungen im regelmäßigen Bremsdienst
                                 										gewachsen.
                              5) Die Wirtschaftlichkeit tritt zutage in den
                                 										Anschaffungs- und Instandhaltungskosten gegenüber jeder Art von
                                 										Stahlreifenbändern bzw. Vollscheibenrädern mit angewalztem oder angegossenem
                                 										Profil, weil Hartgußräder mit den relativ geringsten Arbeitslöhnen erzeugt
                                 										werden; der eigentliche Herstellungsvorgang ist ebenso einfach geblieben wie vor
                                 										70 Jahren, jedoch gänzlich auf betriebswissenschaftliches Denken
                                 										eingestellt.
                              6) Die allgemeine Einführung der Hartgußräder ist seit der
                                 										fortschreitenden Einführung der durchgehenden Güterzugbremse überhaupt nicht
                                 										mehr eine Frage der Qualität und Bremsbarkeit, sondern ist ausschließlich eine
                                 										Frage der Betriebssicherheit und in erster Linie der Wirtschaftlichkeit
                                 										geworden.
                              
                           „Ueber Forschungsergebnisse auf dem Gebiete der
                                    											Spezialanstriche für Eisenbahnzwecke“ aus dem Vortrag von Professor
                              									A. Eibner, Vorstand der V. A. f. M. an der Tech. Hochschule in München.
                           In der Einleitung wurde erwähnt, daß dieser Gegenstand kein abgeschlossenes Gebiet
                              									darstellt, weil die wissenschaftliche Forschung über fette Oele und Harze nicht als
                              									erschöpft gelten kann und daher Herstellungs, Prüfungs- und Verwendungsart der
                              									Oelfarben für künstlerische und handwerkliche Zwecke der ganz zweckdienlichen
                              									Grundlagen noch entbehren. Deshalb haben Untersuchungen des E. Z. A. u.a. ergeben,
                              									daß keine der bis vor kurzem angebotenen sogen. Rostschutzfarben den im
                              									Eisenbahnwesen zu stellenden Anforderungen entspricht. Zum Trockenvorgang fetter
                              									Oele übergehend wurde ausgeführt, daß die Feststellung der Versuchsanstalt in
                              									München von der wasserspeichernden Wirkung des werdenden
                                 										Leinölfirnis die Wege ebnete, auf welchen bei Oelfarben für Holz- und
                              									Eisenanstrich seither Verbesserungen einführbar wurden, sowie daß es der Spargedanke
                              									war, welcher solche herbeiführte, da es sich als nötig erwies, die Eigenschaft des
                              									Leinölfirnis, tief in die Holzporen einzudringen, als Verschwendung abzustellen. Es
                              									waren also zwei anormale Verwendungseigenschaften des Leinöles, die Wasserspeicherung und das Versickern auf Holz, welche
                              									Verbesserungsmaßnahmen nahelegten, um Ersparungen zu erzielen. Beide wurden in
                              									wirksamer Weise zunächst von der Firma Gust. Ruth in
                              									Wandsbek dadurch erzielt, daß dem Leinölfirnis ein kolloidaler Stoff zugeführt
                              									wurde, der die Holzporen frühzeitig schließt und dadurch den bisher üblichen dritten
                              									Anstrich spart. Der durch diesen Füllstoff erzielte Spareffekt führte auf den
                              									Gedanken, daß damit gleichzeitig wasserabwehrende Wirkung auf die gestrichenen
                              									Flächen verbunden sein könnte. Soweit diese Eisen sind, wäre damit zugleich die
                              									Aufgabe des Eisenschutzes durch Anstrich gelöst. Die Prüfung der Imprexfabrikate der
                              									Firma G. Ruth durch die V. A. in München in den jähren
                              									1923/24 führte zur gutachtlichen Aeußerung dieser Anstalt dahin, daß der damalige
                              									Imprexfirnis die beanspruchte Sparwirkung durch Porenschluß bei Holzanstrich voll
                              									erreicht und daß durch die Imprexgüterwagengrundierung der Eisenschutz auf die Dauer
                              									eines halben Jahres erzielt wurde. Wie lange er sich erstrecken kann, wird
                              									Fortsetzung der Prüfung ergeben. Versuche des E. Z. A. bestätigen letztere Wirkung
                              									für gleiche Dauer. Die Firma Gust. Ruth hat inzwischen
                              									dieses Spar- und Eisenschutzsystem weiter ausgebaut. Andere später auf dem Spar- und
                              									Eisenschutzsystem aufgebaute Fabrikate, wie Faktor-Frenkel (Leipzig), Subox
                              									(Zürich), stehen derzeit in der Versuchsanstalt auf Antrag in Untersuchung.
                           Zu kurzer Schilderung der Erfindungsgedanken der früheren sogenannten
                              									Rostschutzfarben übergehend;, wurde gezeigt, daß hier Einheitlichkeit noch nicht
                              									vorlag, weil die damaligen Kenntnisse über das Wesen der fetten Oele unzulänglich
                              									und die Theorie der Rostentstehung und -Verhütung durch Anstrich einseitig auf das
                              									elektrochemische Verhältnis der Farbstoffe zum Eisen zugeschnitten, den Einfluß des
                              									Bindemittels Leinöl auf die Rostbildung vernachlässigte, bis man dieses als
                              									Wasserspeicher erkannt hatte. Damit wurde es zum ersten Male als Rostförderer erkannt. Es wurde ausgeführt, daß die Lösung
                              									der Frage, bis zu welchem Grade diese anormale Verwendungseigenschaft des Leinöles
                              									an diesem selbst verbessert, oder durch Einführung eines anderen Oeles oder durch
                              									andere Maßnahmen beseitigt werden könne, von der Schnelligkeit abhängt, womit die
                              									wissenschaftliche Erschließung der fetten Oele weiter fortschreitet. Außerdem wurde
                              									erwähnt, daß zur Vermeidung des Eintrittes anormaler Trockenart der Außenanstriche
                              									die Witterung mehr als bisher zu berücksichtigen sein wird. Die infolge
                              									Nichtberücksichtigung auftretenden anormalen Trockenvorgänge wurden an Lichtbildern
                              									gezeigt. Aus dem Spar- und Eisenschutzgedanken habe sich der Gedanke der
                              									Leinölverbesserung entwickelt, dessen Durchführung vom weiteren Fortschritt der
                              									Forschungen abhängig ist. Die Grundzüge derselben wurden gekennzeichnet.
                           Zur Frage der zurzeit üblichen Schnellprüfungsverfahren
                              									für Eisenbahnzwecke übergehend wurde ausgeführt, daß diese den Natur- oder
                              									Wetterversuch nicht ganz ersetzen können, weil sie nicht alle dort auftretenden
                              									Einwirkungsarten der Bestandteile der Atmosphäre vereinigen und für manche derselben
                              									beim Schnellverfahren die Wirkungsdauer zu kurz ist. Dagegen seien sie einzeln
                              									brauchbar zu gleichzeitiger Prüfung neuer Fabrikate nebeneinander. Nach kurzer
                              									Beschreibung der gegenwärtig üblichen Schnellprüfungsverfahren Wurde als für diese
                              									Zwecke besonders geeignet jenes der Firma G. Ruth
                              									bezeichnet, weil dieses in beliebiger Reihenfolge nacheinander alle atmosphärischen
                              									Einflüsse ausschließlich greller Lichtwirkung zur Einwirkung zu bringen gestattet,
                              									und für Eisenbahnzwecke außerdem jene der schwefligen Säure.
                           Zum Schluß wurde darauf verwiesen, daß auf diesem Gesamtgebiete die deutsche
                              									Forschung zwar Vorsprung vor der ausländischen hat, aber unter Fühlungnahme mit den
                              									Herstellungs- und Verwendungszentren bestrebt sein muß, die bestehenden
                              									Unsicherheiten so rasch wie möglich zu beseitigen, um dem Spar- und
                              									Eisenschutzgedanken im Interesse der deutschen Wirtschaft stärkste Auswirkung zu
                              									verleihen.
                           E.
                           Die Siemens-Schuckertwerke auf der Eisenbahntechnischen
                                 										Ausstellung in Seddin. Die ausgestellte elektrische Schnellzuglokomotive 2
                              									BB 2 ist von der deutschen Reichsbahn, Gruppe Bayern, bestellt. Zurzeit sind 16
                              									solcher Maschinen in Ausführung. Die Lokomotive ist zur Beförderung von Personen-
                              									und Schnellzügen von 500 t mit einer Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h bestimmt. Die
                              									Länge über die Puffer beträgt rund 17 m, das Dienstgewicht etwa 135 t. Sie besitzt 4
                              									Treibachsen und 2 zweiachsige Laufdrehgestelle. Der Laufraddurchmesser ist 1400 mm.
                              									Zum Betriebe der Lokomotive dient Einphasenstrom von 15000 V mittlerer Spannung und
                              									16 ⅔ Perioden, der aus der Fahrleitung mittels zweier auf dem Lokomotivdache
                              									sitzender Scherenstromabnehmer entnommen wird. Ein in der Mitte der Lokomotive
                              									untergebrachter luftgekühlter Oeltransformator setzt die Fahrdrahtspannung auf die
                              									abgestufte Niederspannung für die 4 Fahrmotoren herab. Die Dauerleistung der 4
                              									Motoren beträgt zusammen 1440 kg (1960 PS). Je 2 Motoren, die zu einem Doppelmotor
                              									vereinigt sind, arbeiten mittels Zahnrädern auf eine gemeinsame Vorgelegewelle. Von
                              									den Vorgelegewellen werden mittels Triebstangen die Blindwellen und von diesen
                              									mittels Kurbeln und Kuppelstangen die Treibachsen angetrieben. Die elektrische
                              									Ausrüstung ist von den SSW, der mechanische Teil von der Lokomotivfabrik A. Maffei,
                              									München, geliefert.
                           Die SSW haben ferner den elektrischen Personentriebwagen für die Berliner Stadt- und
                              									Vorortbahnen elektrisch ausgerüstet, während der mechanische Teil von der Waggon-
                              									und Maschinenbauanstalt Görlitz stammt. Die Hauptabmessungen dieses vierachsigen
                              									Triebwagens sind: Länge über die Kupplungen rd. 20,3 m, Drehzapfenabstand 14 m,
                              									größte Breite rd. 2,8 m. Die Zahl der Sitzplätze ist 77. Das Gewicht beträgt
                              									einschließlich elektrischer Ausrüstung unbesetzt rd. 44 t. Der Triebwagen besitzt
                              									ein zweiachsiges Triebdrehgestell mit 1000 mm Raddurchmesser und ein zweiachsiges
                              									Laufdrehgestell mit 850 mm Raddurchmesser. Die Wagen sind für Betrieb mit
                              									Gleichstrom von 750 Volt mittlerer Spannung bestimmt, der durch dritte Schiene
                              									zugeführt wird. Zur Stromabnahme dienen zwei besondere Stromabnehmer der SSW, die
                              									auf beiden Seiten des Triebdrehgestelles angebracht sind. Sie sind so ausgeführt,
                              									daß sie die Stromschiene von oben oder von unten bestreichen können. Jedes
                              									Triebgestell enthält 2 Motoren von je 170 kW (230 PS) Stundenleistung. Die Schaltung
                              									der Motoren erfolgt selbsttätig mit Hilfe eines Druckluftschalters, dreier Druckluft
                              									- Hauptschützen und eines Druckluft-Fahrtwenders. Der Wagen ist elektrisch beheizt
                              									mit Heizkörpern der Siemens Elektrowärme-Gesellschaft.
                           Der von der Akkumulatoren-Fabrik A.-G. ausgestellte Akkumulatoren-Triebwagen mit
                              									elektrischer Ausrüstung der SSW ist für die Privatbahn Peine – Ilsede bestimmt und
                              									hat folgende Merkmale: Drehgestellwagen, regelspurig, straßenbahnähnliche Anordnung.
                              									Gesamtbaulänge 13500 mm, Gesamtbreite 2950 mm, Drehgestell-Zapfenabstand 6500 mm,
                              									Drehgestell-Achsstand 2500 mm. Zwei Motoren der SSW, je 25 PS, Höchstgeschwindigkeit
                              									45 km bei 260 V; Kapazität der Batterie 60 k/h. Die Sitzbänke sind aufklappbar
                              									angeordnet, wodurch die unter den Sitzen eingebaute Batterie für die Bedienung
                              									bequem zugänglich gemacht wird. Jeder Batterieraum wird durch besondere Kanäle
                              									entlüftet, so daß im Wagen kein Säuregeruch auftreten kann. Handspindel und
                              									elektrische Bremse, elektrische Beleuchtung.
                           Von der gleichen Gesellschaft ist der sechsachsige Akkumulatoren-Doppeltriebwagen
                              									ausgestellt und mit elektrischer Ausrüstung der SSW ausgestattet. Der Wagen ist für
                              									Probefahrten zwischen Wannsee und Seddin bestimmt. Fassungsraum: 108 Personen.
                              									Gesamtbaulänge rund 26000 mm. Zwei kurzgekuppelte dreiachsige regelspurige Wagen mit
                              									je einem Vorbau zur. Aufnahme der Batterie, anschließend Führerstand. In den
                              									Personenräumen sind am Kupplungsende je ein Abteil für Post und Gepäck
                              									abtrennbar.
                           Zwei Gleichstrom-Hauptstrom-Motoren der SSW, je 85 PS, 300 V Betriebsspannung;
                              									Höchstgeschwindigkeit 60 km. Masseplatten-Batterie mit 351 kWh.
                           
                           Hervorgehoben wird der Fahrbereich des Triebwagens, der 250 km beträgt. Hand-
                              									und Luftdruckbremse Knorr mit Motor-Kompressor, Preßkohlenheizung, elektrische
                              									Beleuchtung.
                           Von weiteren Fahrzeugen für Personenbeförderung ist der Motorwagen für Straßenbahnen
                              									mit oberirdischer Stromzuführung für die Straßenbahn Stockholm zu erwähnen.
                              									Elektrische Ausrüstung: SSW; Aussteller und Hersteller des mechanischen Teiles:
                              									Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg. Die Wagen haben einen Fassungsraum von 32
                              									Sitzplätzen auf Quer- und Längssitzen und 30 Stehplätzen auf den beiden
                              									geschlossenen Plattformen. Die Plattformen sind mit Klapptüren ausgerüstet, welche
                              									von dem Führer durch ein Hebelgestänge geöffnet und geschlossen werden können. Der
                              									Raddurchmesser beträgt 850 mm, die Spurweite 1435 mm; der Radstand 4400 mm. Die
                              									Wagen sind mit je 4 gelüfteten Motoren Dy 612 a mit einer Stundenleistung von 40 kW
                              									bei 550 V ausgerüstet. Die Steuerung erfolgt durch Fahrschalter, welche auch für
                              									Kurzschlußbremsung eingerichtet sind. Für die Stromabnahme dient ein
                              									Scherenstromabnehmer mit 2 Schleifstücken. Die Wagen sind mit 2 Satz Fahr- und
                              									Bremswiderständen ausgerüstet, von denen der eine Satz auf dem Dache, der andere im
                              									Wageninnern angeordnet ist. Die Widerstände im Wageninnern dienen zur Heizung des
                              									Wagens. Die Umschaltung der Widerstände für Sommer- und Winterbetrieb erfolgt durch
                              									2 vierpolige Umschalter. Ein weiterer Motorwagen für die Westfälischen Kleinbahnen
                              									und ein Anhängewagen für die Ekebergbahn in Norwegen sind ebenfalls
                              									bemerkenswert.
                           Von den für das Transportwesen bestimmten Fahrzeugen fällt besonders die elektrische
                              									Güterzuglokomotive AAA + AAA auf. Sie ist zusammen mit 8 anderen Maschinen gleicher
                              									Bauart zur Beförderung schwerer Güterzüge auf der schlesischen Reichsbahnstrecke
                              									Breslau-Görlitz für die Reichsbahn geliefert worden und zwar die elektrische
                              									Ausrüstung von den SSW, der mechanische Teil von der Lokomotivfabrik
                              									Linke-Hofmann-Lauchhammer A.-G., Werk Breslau. Die Lokomotive besteht aus 2
                              									kurzgekuppelten Hälften, von denen jede durch 3 fremdgelüftete Tatzenlagermotoren,
                              									zusammen also 6 Motoren, angetrieben wird. Die beiden am Lokomotivdach angebrachten
                              									Scherenstromabnehmer dienen zur Abnahme des 15000 V Einphasenwechselstromes von der
                              									Fahrleitung. Ein auf der Lokomotive untergebrachter luftgekühlter Oeltransformator
                              									setzt die Fahrleitungsspannung auf die Spannung der Triebmotoren herab. Außer diesen
                              									Hauptbestandteilen enthält jede Lokomotive noch 2 Führerschalter.
                           Die Hauptdaten sind folgende: Fahrdrahtspannung 15000 V Einphasenstrom, 16 ⅔ Per;
                              									Spurweite 1435 mm; ganze Länge des Fahrzeuges von Puffer zu Puffer 17282 mm;
                              									Radstand fest 4070 mm, Radstand total 12 396 mm; Triebraddurchmesser 1300 mm; Breite
                              									der Lokomotive 3100 mm; Höhe der Lokomotive von SO bis Dach 3850 mm; Dienstgewicht
                              									108t; größte Zugkraft (am Triebradumfang) 21 000 kg; Dauerzugkraft der Lokomotive am
                              									Zughaken bei 20 km/h 10500 kg; 6 Antriebsmotoren mit Fremdlüftung durch 2
                              									Ventilatoren; Uebertragung vom Motor auf die Triebräder mittels einfachen
                              									Zahnradvorgeleges; Art der Steuerung: elektromagnetisch gesteuerter Einzelschütze; 2
                              									Oeltransformatoren; größte Spannung an den Motoren 380 V; Steuerspannung 200 V; Zahl
                              									der Fahrstufen 15 und 1 Vorstufe.
                           Für den Verschiebedienst, beispielsweise zum Abholen und Zuführen von Güterwagen der
                              									industriellen Werke von und zu den Bahnhöfen der Staatsbahn, leistet die
                              									Akkumulatorenlokomotive gute Dienste. Sie kann aber auch zur Beförderung von
                              									Güterwagen innerhalb großer Werke mit stark verzweigten Gleisanlagen verwendet
                              									werden, über denen oberirdische Fahrleitung nicht erwünscht ist. Der Vorteil solcher
                              									Lokomotiven gegenüber den Dampflokomotiven ist die sofortige Betriebsbereitschaft
                              									ohne vorheriges Anheizen Die Lokomotive benötigt nur einen Mann zur Bedienung. Die
                              									Akkumulatorenlokomotive stellt eine Bauart der SSW dar, deren mechanischer Teil im
                              									Eisenwerk Gustav Trelenberg, Breslau, ausgeführt wurde. In den beiden Vorbauten sind
                              									Akkumulatoren der Akkumulatorenfabrik A.-G., Hagen, eingebaut. Die elektrische
                              									Ausrüstung der Lokomotive besteht im wesentlichen aus 2 elektrischen
                              									Tatzenlager-Motoren von je 18 PS Stundenleistung, die in bekannter Weise im
                              									Untergestell der Lokomotive befestigt sind. Sie treiben mittels einfacher
                              									Zahnräderübersetzung 1:5,1 die beiden Achsen der Lokomotive an. Zum Anlassen und
                              									Regeln der Fahrgeschwindigkeit dient ein Fahrschalter, der im Führerhause stehend
                              									angebracht ist. Er hat 9 Fahrstellungen (5 Serien-, 4 Parallel-) und 5
                              									Bremsstellungen. Zum Laden der Batterie wird die an der Außenseite des
                              									Lokomotivkastens angebrachte Ladedose mittels Steckkontakt und Leitungskabel an die
                              									Stromquelle angeschlossen. Die Batterie bleibt während der Ladung in der
                              									Lokomotive.
                           Die Hauptangaben der Lokomotive sind: Normalspur 1435 mm;
                              									Dienstgewicht-Reibungsgewicht 18000 kg; Länge über Puffer 6000 mm; Breite 2750 mm;
                              									Höhe über SO 3400 mm; Stundenleistung 36 PS; Spannung 145 V; Zugkraft 1500 kg;
                              									Normal-Geschwindigkeit bei 290 t Last auf gerader horizontaler Strecke 6,1 km/h;
                              									Batterie 80 Zellen IV J 150, 222 Amp.-Stunden bei einstündiger Entladung Ladestrom
                              									108 A; Ladespannung 160/220 V.
                           Das elektrische Fahrzeug spielt auch eine große Rolle in Bergwerksbetrieben. Die von
                              									der Akkumulatorenfabrik A.-G. ausgestellte und von den SSW elektrisch ausgerüstete
                              									mit Akkumulatoren betriebene Grubenlokomotive ist eine vierachsige
                              									Schmalspurlokomotive besonderer Bauart. Sie ist schmal und niedrig, entsprechend
                              									ihrer Verwendung in engen Stollen, wo gleichzeitig große Leistungen verlangt werden.
                              									Das Lokomotivgewicht ist auf eine größere Länge verteilt, um die Maschine auch auf
                              									verhältnismäßig schwachen Schienen und wenig festem Untergrund benutzen zu können.
                              									Hervorzuheben ist der Antrieb sämtlicher 4 Achsen durch einen Motor der SSW
                              									vermittels Cardonwelle und Schneckengetriebe. Führersitz und Motor hängt federnd
                              									zwischen beiden Fahrgestellen, die die Batteriekasten tragen. Diese sind mittels
                              									einfacher Abrollvorrichtung leicht auswechselbar. Die Lokomotive ist dadurch für
                              									Dauerbetrieb verwendbar.
                           In denselben Rahmen passen Radsätze für 500 bis 700 mm Spur, Führer- und
                              									Begleitersitz wird auch mit Schutzdach oder geschlossen geliefert. Gesamtlänge 7,6
                              									m; Breite 0,86 m; Radstand 1 m; Motorleistung 23 kW dauernd; Batterie 60 Elemente
                              									mit 36 kWh Kapazität; Dienstgewicht 10800 kg; normale Zugkraft 1000 kg. Kurven von
                              									10 m Radius können noch mit der vollen Geschwindigkeit von 3 m/s befahren
                              									werden.
                           Zum Transport von Güterwagen in Bergwerksbetrieben ist die vierachsige elektrisch
                              									betriebene Abraumlokomotive bestimmt. Aussteller und Hersteller des mechanischen
                              									Teiles ist die Lokomotivfabrik Henschel & Sohn, Kassel. Etwa 160 solcher
                              									Lokomotiven sind von dieser bisher geliefert und von den SSW elektrisch ausgerüstet
                              									worden. Die Hauptdaten sind folgende: Betriebsart 1200 V Gleichstrom. Elektrische
                              									Ausrüstung: 4 vollständig gekapselte Hauptstrom-Bahnmotoren mit Rollenlagern als
                              									Ankerlager, je 120 PS bei 600 V Gleichstrom. Schaltung: je 2 Motoren dauernd in
                              									Serie, 1 Fahrschalter mit Schütz, welches den Funkenabriß im Fahrschalter übernimmt
                              									(DRP), 1 selbsttätiger Höchststromausschalter mit magnetischer Funkenlöschung, 2
                              									Relais, 12 Gitterwiderstände aus Spezialgußeisen, 2 große und 4 kleine
                              									Scherenstomabnehmer, 1 Motorluftpumpe zur Erzeugung der zum Bremsen erforderlichen
                              									Luft, gesteuert durch einen selbsttätigen Pumpenschalter, welcher bei 5 Atmosphären
                              									ein- und bei 7 Atmosphären ausschaltet. Elektrische Heizung und die übliche
                              									elektrische Beleuchtung.
                           Mechanischer Teil: 8 Klotz-Luftdruckbremsen und Handspindelbremse. Rahmenwangen aus
                              									einem Stück hergestellt, seitliche Abfederung des Rahmens, Luftdruck-Sandstreuer.
                              									Hauptabmessungen: Länge über Puffer rund 11100 mm; größte Höhe über SO 2400 mm;
                              									größte Breite (Dach) rund 2200 mm; größte Breite (Rahmen) rund 2050 mm; Radstand
                              									jedes Drehgestelles 1600 mm; von Mitte bis Mitte Drehgestell 5500 mm; Spur 900 mm;
                              									Raddurchmesser 900 mm; Dienstgewicht rund 46000 kg. Zugkraft bei der Stundenleistung
                              									der Motoren rund 8800 kg; größte Zugkraft rund 15000 kg; Geschwindigkeit bei
                              									der Stundenleistung der Motoren rund 14 km.
                           Etwa 160 weitere ähnliche Abraumlokomotiven sind von der Lokomotivfabrik A. Borsig,
                              									Berlin-Tegel, hergestellt und von den SSW elektrisch ausgerüstet worden. Eine von
                              									diesen ist ebenfalls ausgestellt.
                           Außer Fahrzeugen stellen die SSW auch Teile der elektrischen Ausrüstung aus, so einen
                              									Straßenbahnmotor für 550 V Gleichstrom und einen Lokomotivdoppelmotor für
                              									Wechselstrom, ferner Schaltapparate für Gleich- und Wechselstrom, für den
                              									Bahnbetrieb besonders konstruierte Heizkörper der SEG und einen
                              									Einheitsstromabnehmer der deutschen Reichsbahn. Wichtig für den elektrischen
                              									Bahnbetrieb ist auch die ausgestellte Fahrleitung für Vollbahnen, eine
                              									Rangier-Signal-Anlage von SSW und eine selbsttätige Weichenstellvorrichtung der SSW
                              									für Straßenbahnen. Kabel und Leitungen für Stark- und Schwachstrom sind vorhanden,
                              									darunter auch der Lyproschutz für Kabelnetze. Eine
                              									Quecksilberdampf-Gleichrichteranlage ist im Betrieb zu sehen, ebenso der
                              									Elektrolastkarren der SSW. Für den Bahnbetrieb wichtig sind die Schweißmaschinen,
                              									Bohrmaschinen, Handschleifmaschinen und Entstäubungspumpen für Eisenbahnwerkstätten,
                              									ferner die kompensierten Motoren (cos φ = 1). Auch die Beleuchtungskörper sind den
                              									Bedürfnissen des Bahnwesens entsprechend ausgestellt.