| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 237 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Autos in
                                 										Amerika. Das Auto in Amerika hat K. Ruegg auf Seite 237 des Jahrbuchs der
                              									Technik (9. Jahrgang erschienen in Franckhs Technischem Verlag, Dieck & Co.,
                              									Stuttgart) geschildert und zwar in Zahlen, nach dem neuesten Ausweis der Statistik
                              									von 1921, wonach die Gesamtzahl der dort verkehrenden Kraftwagen gegen Ende des
                              									Jahres 1920 mit 9 211 295 schon am 1. Januar 1922 um 13 % gestiegen war, nämlich
                              									10448632 betrug. Um diese Zeit waren auf der ganzen Welt im Betrieb 12528000 Wagen,
                              									so daß allein auf die Vereinigten Staaten 83 % der Gesamtsumme entfallen^ Vor dem
                              									massenhaften Durchdringen des amerikanischen Lebens mit Kraftfahrzeugen zeugt auch
                              									der Bericht in Nr. 27 der Automobil- und Flugwelt „Facts and Figures“, wonach
                              									im Jahre 1923 die Automobilindustrie der Vereinigten Staaten 4086997 Wagen
                              									hervorbrachte im Gesamtwert von etwa 3,7 2,805 Milliarden Dollar. An Personenwagen
                              									wurden 3,7 Millionen hergestellt, exportiert wurden im Vorjahr 328999 Automobile im
                              									Gesamtwert von fast 190 Millionen Dollars, eingeführt wurden aber nur 853 Fahrzeuge
                              									(die im Jahre 1921 erzeugten Autos stellten einen Gesamtwert von 1260 Millionen
                              									Dollar dar).
                           In den verkehrreichsten Staaten Kalifornien, Jowa, Süd-Dakota und Nebraska kommt auf
                              									je 5 Einwohner schon ein Kraftwagen. In den U. S. A. gab es aber auch 43 588
                              									Automobilhändler und 15092177 laufende Automobile (auf 7 menschliche Wesen entfällt
                              									ein Automobil), wobei zu beachten ist, daß der Amerikaner unter Automobil nicht
                              									Kraftfahrzeug, sondern Kraftwagen versteht, so daß darin die allerdings
                              									verhältnismäßig geringe Zahl der Krafträder nicht enthalten ist. Dagegen sind wir in
                              									Deutschland denn doch weit zurück, aber es kommt auch in Amerika die
                              									Automobilindustrie gleich nach der Hütten- und Nahrungsmittelindustrie und
                              									beschäftigte am Ende des vergangenen Jahres bereits 2431000 Arbeiter und
                              									Angestellte. Dabei ist zu bedenken, daß Amerika noch vor 15 Jahren durchaus nicht
                              									mehr motorisiert war als die alte Welt; es erzeugte 1900 nur 5000 Kraftfahrzeuge und
                              									hatte 13824 im Betrieb, 1905 waren schon 25000 bzw. 78000, 1910 aber 187000 bzw.
                              									468500, 1915 bereits 893000 bzw. 2,446 Millionen, 1920 schon 2,2 Millionen und 9,23
                              									Millionen, 1923 betrug dann die Produktion 4,087 Millionen Wagen und im Betrieb
                              									waren 15,092 Millionen Wagen und damit hält die amerikanische Automobilkammer die
                              									Aufnahmefähigkeit des inneren Marktes für noch nicht erschöpft. Nach ihrer
                              									Untersuchung fangen die Automobilbesitzer bei einem Jahreseinkommen von etwa
                              									1400–1500 Dollar an mit einer Anzahl von 2,08 Mill. Eigentümern, während bei
                              									fortschreitender Motorisierung die Einkommensgruppe 900–1000 Dollar den Hauptanteil
                              									von 3,48 Mill. Automobilbesitzern stellen würde.
                           Ein Automobil ist aber auch allgemein volkswirtschaftlich in den Vereinigten Staaten
                              									nicht teuer, kommt vielmehr an anderen Lebensmitteln gemessen billiger als vor dem
                              									Kriege. Zu beachten ist immer, daß der heutige Dollar nicht mehr die alte Kaufkraft
                              									hat, weil eben in Amerika nach dem Kriege auch alles teurer wurde; so gilt der
                              									Dollar 1923 für landwirtschaftliche Erzeugnisse praktisch nur 73,5 Cents, für
                              									Nahrungsmittel nur 68,5 Cents, Stiefel 60, Kleidung 51,8, Ziegelbau 46,3, für
                              									Holzbau gar nur 45 Cents. Für billiger gewordene Waren aber ist die Kaufkraft des
                              									Dollars heute größer als vor 10 Jahren und zu diesen Waren gehören
                              									bezeichnenderweise kraftfahrliche: der Benzindollar gilt heute 101 Cents, der in
                              									Automobilen angelegte 111 und der für Bereifung sogar 123 Cents.
                           Allgemeines Interesse werden folgende Feststellungen erregen über den Umfang
                              									motorischen Transports in den Vereinigten Staaten: Automobilerzeugnisse zahlten nur
                              									77 % aller Abgaben in 1923, mehr als 2 ¾ Millionen Arbeiter beschäftigte die
                              									Automobilindustrie, die Landwirtschaft brauchte mehr als 4 ½ Millionen Automobile.
                              									Von den von Personenautomobilen geleisteten Strecken dienten 60 % geschäftlichen
                              									Zwecken, 134 Straßenbahnen verwendeten Autobusse, 157 Eisenbahnen Kraftfahrzeuge für
                              									kurze Schleppfahrt, 144 Kraftwagen liefen als Eigentum von Aerzten, 289000 Kinder
                              									wurden in Autobussen täglich zur Schule befördert und 97 % der von Cincinnati
                              									verbrauchten Milch in Kraftwagen herangeschafft. Bedenkt man nun, daß auf der ganzen
                              									Erde im verflossenen Jahr 18023584 Kraftwagen liefen und davon 88 % in den
                              									Vereinigten Staaten, so bleibt Deutschland mit seinen 152068 (100329 Personen- und
                              									51739 Frachtkraftwagen) weit zurück gegenüber den 444812 in Frankreich, 642853 in
                              									England, 642571 in Kanada und den 1,2 Millionen allein in Neuyork. Weist doch
                              									Kalifornien, vor gar nicht langer Zeit noch eine Wildnis, bereits 1100283 Motorwagen
                              									auf und ist nach seiner Einwohnerzahl der am stärksten motorisierte amerikanische
                              									Staat mit 1 Auto auf 3 Personen.
                           Ueberwiegend ist der Bau kleinerer, billigerer Wagen, von den 1921 hergestellten
                              									Wagen waren 1514000 Tourenwagen und 154550 Lastwagen und Traktoren (Zugmaschinen).
                              									Ein großer Teil dieser Zugmaschinen dient landwirtschaftlichen Zwecken und man
                              									schätzt die bei den amerikanischen Farmern befindlichen Automobile oder Traktoren
                              									auf insgesamt drei Millionen. Die Industriewagen sind ebenfalls sehr zahlreich,
                              									viele Transportgesellschaften verwenden nur Kraftwagen und machen bei vielen
                              									Transporten den Eisenbahnen starke Konkurrenz, indem sie viel billigere Tarife
                              									bieten; stark entwickelt hat sich jetzt der Personentransport durch den Autobus in
                              									vielen amerikanischen Städten und zahlreiche Straßenbahngesellschaften fügen ihrem
                              									Netz noch Autobuslinien an. H. Beckmann verweist im 11. Jahrgang des Jahrbuchs der
                              									Elektrotechnik von K. Strecker (Verlag R. Oldenbourg, München 1924) auf die
                              									steigende Entwicklung des Elektromobils in den Vereinigten Staaten, das dort für
                              									allerlei Zwecke verwandt wird. Die American Railway Expreß Co. hat zurzeit 1400
                              									elektrische Kraftwagen in ihren Diensten und führt ein groß angelegtes
                              									Lieferungsgeschäft in den verschiedensten Städten damit durch, allein in Neuyork
                              									laufen 1000 Wagen und davon sind einige bereits 18 und 20 Jahre im Betrieb. Neben
                              									dieser hohen Lebensdauer besitzt das Elektromobil sparsamen Kraftverbrauch, geringe
                              									Abnutzung, Sauberkeit des Betriebes und Einfachheit der Behandlung, dazu kommt noch,
                              									daß der elektrische Wagen bei gleicher Arbeitsleistung 25–30 % billiger arbeitet als
                              									das Benzinfahrzeug, eine Großbäckerei ermittelte sogar 33 %, und benutzen
                              									verschiedene etwa 800 elektrische Lieferwagen, die ja auch infolge ihrer Sauberkeit
                              									gerade für diese Zwecke besonders geeignet sind.
                           Da in den Vereinigten Staaten die Kraftwagen unverhältnismäßig billig sind, gibt es
                              									nicht so viel Krafträder, deren Bequemlichkeit und Frachtkapazität ja viel geringer ist als die der
                              									Kraftwagen, doch sind in U. S. A. immer noch 171372 Krafträder gezählt worden,
                              									darunter allein in Neuyork gegen 22153. Nach Banse (Lexikon der Geographie, Bd. 2
                              									erschienen 1923 bei Georg Westermann, Braunschweig) fahren dort Motorrad nur
                              									geringere Leute, jede bessere Familie aber, vom gut verdienenden Arbeiter an
                              									aufwärts, besitzt ein Automobil. Diese befördern sechsmal mehr Fahrgäste als die
                              									Eisenbahnen und im abgelaufenen Jahr haben sie 1430 Millionen t Waren transportiert,
                              									d.h. 87 % des von den Eisenbahnen geschafften Güterverkehrs.
                           Bei der so stark entwickelten amerikanischen Automobilindustrie wird natürlich über
                              									den eigenen Bedarf hinaus an Kraftwagen etc. erzeugt und man sagt deshalb von einer
                              									Invasionsgefahr, exportierten doch die Vereinigten Staaten in 1923 an 127035
                              									Personon-Autos im Werte von 90692272 Dollar und 24861 Fracht-Autos im Werte von
                              									15318054 Dollar. Meist gingen die Personenwagen nach Kanada, Australien, Mexiko,
                              									Kuba, Schweden und Belgien, die meisten Frachtwagen nach Japan, Belgien, Kanada und
                              									Schweden. Deutschland konnte im vorigen Jahr wenige Kraftfahrzeuge in Amerika
                              									einkaufen, führte aber immerhin an Personenwagen bis 500 Dollar 11, bis 800 Dollar
                              									8, bis 2000 Dollar über 37, über 2000 Dollar 8 amerikanische Kraftwagen, an
                              									Frachtwagen bis 1 t Nutzlast 1, über 2,5 t aber 2 ein. Wahrscheinlich wird in 1924
                              									die Kaufkraft der deutschen Goldmark auch stärker in der amerikanischen
                              									Automobil-Einfuhr zum Ausdruck kommen.
                           Dr. Bl.
                           Drahtlose Uebertragung großer Energien. Nach englischen
                              									Berichten handelt es sich hier um eine Art unsichtbarer Strahlen, die zu großen
                              									Zerstörungen. Veranlassung geben können und alles auf ihrem Wege befindliche
                              									verbrennen und schmelzen. Die Zerstörungskraft ist naturgemäß von der Menge der
                              									erzeugten Energie abhängig. Die bisherigen Versuche sollen gezeigt haben, daß die
                              									Strahlen auf eine Entfernung von mehr als 18 Meilen wirksam sind. Der Erfinder, H.
                              										Grindel-Matthews, hält es
                              									für möglich, den Strahlen eine bedeutend größere Reichweite zu geben. Auf diese
                              									Weise würden alle Kriege in Zukunft unmöglich gemacht. Mit dieser Erfindung soll es
                              									auch möglich sein, genügend Energie zu erzeugen, um eine Sperre gegen Luftangriff in
                              									Höhe von fünf Meilen und in einem Radius von 50 Meilen rund um London zu schaffen,
                              									die es jedem Luftfahrzeug unmöglich machen würden, über die Stadt zu gelangen. Die
                              									Versuche sind bereits während des Krieges mit Hilfe von Staatsmitteln ausgeführt
                              									worden.
                           Der Gedanke der Fernübertragung großer Energien auf drahtlosem Wege ist alt. Am
                              									bekanntesten auf diesem Gebiete sind die Versuche von Tesla geworden. Bei der
                              									drahtlosen Telegraphie werden durch eine Sendestelle sehr empfindliche
                              									Empfangsorgane (Detektoren) zum Ansprechen gebracht. Die Hochfrequenzströme des
                              									Rundfunkes haben eine Stromstärke von etwa ein Zehntel Milliamper. Die Erzeugung
                              									großer Stromstärken an der Empfangsstelle, wie sie zum Schmelzen von Metallen und
                              									zum Töten von Lebewesen notwendig sind, ist bisher ein unlösbares Problem geblieben.
                              									Vom physikalischen Standpunkt aus kann die Unmöglichkeit nicht bewiesen werden. Zu
                              									einer einigermaßen befriedigenden Lösung müßten aber so gewaltig große Energien
                              									erzeugt werden, wie es mit unseren jetzigen technischen Hilfsmitteln nicht möglich
                              									ist. Die Uebertragung großer elektrischer Energien auf drahtlosem Wege durch
                              									elektromagnetische Schwingungen auf große Entfernungen hat die menschliche Phantasie
                              									mächtig angeregt. Ohne die eng gezogenen Schranken der Wirklichkeit zu achten, haben
                              									aber solche uferlose Phantasien auf diesem Gebiete große Verwirrungen
                              									hervorgerufen.
                           W.
                           Neuer Krafthammer. Das Schmieden des glühenden Eisens
                              									erfolgt in zeitgemäß eingerichteten Werkstätten durch Fallhämmer, Dampfhämmer,
                              									Lufthämmer und Federhämmer. Fallhämmer eignen sich im allgemeinen nur zu
                              									Gesenkarbeiten und mögen hier außer Betracht bleiben. Ebenso die Dampfhämmer, da sie
                              									nur noch in ganz großer Ausführung gebaut werden.
                           Die Lufthämmer beherrschen zurzeit das Gebiet der Bärgewichte unter 1000 kg.
                           Da sie außerdem meist recht teuer in der Anschaffung sind, große Empfindlichkeit
                              									gegen Eckschläge haben und Ausbesserungen meist kostspielig und umständlich sind,
                              									wird von vielen Firmen seit einer Reihe von Jahren daran gearbeitet, nicht die Luft
                              									zur Uebertragung zu benutzen, sondern stählerne Federn.
                           Diese sogenannten Federhämmer werden wie die Lufthämmer mittels Riemenübertragung
                              									oder durch Elektromotor angetrieben. Durch einen Exzenter, eine Kurbel oder dergl.
                              									wird die Drehbewegung in eine hin- und hergehende umgesetzt und mittels der
                              									stählernen Feder auf den Bär übertragen. Die Federhämmer sind bisher deshalb nicht
                              									als ernste Wettbewerber der Lufthämmer aufgetreten, weil sie während des Betriebes
                              									nur die Schlagzahl und damit erst mittelbar die Schlagstärke ändern konnten. Diese
                              									Aenderung der Schlagzahl erfolgte durch Verschieben des Antriebsriemens von der
                              									Leer- auf die Festscheibe oder durch mehr oder weniger starkes Anpressen des an sich
                              									losen Antriebsriemens durch eine mit dem Steuerhebel verbundene Spannrolle oder
                              									durch eine besondere Reibungskuppelung.
                           Eine genaue Schlagregelung ist natürlich schwierig wegen der Unzuverlässigkeit der
                              									Reibungsänderung. Außerdem ist der effektive Leistungsverbrauch deswegen hoch, weil
                              									bei jeder noch so kurzen Schmiedepause das Schwungrad abgebremst und beim
                              									Weiterschmieden erst wieder auf Umdrehungen gebracht werden muß. Einzelschläge sind
                              									nur unvollkommen durch augenblickliches Anlaufenlassen und Wiederabbremsen des
                              									Schwungrades möglich. Deswegen sind diese Hämmer im allgemeinen nur zum Recken und
                              									nicht zum Fertigschmieden geeignet, so daß sie meist nur bis 150 kg Bärge wicht
                              									gebaut werden.
                           In allerletzter Zeit ist nun ein Federhammer entwickelt, der berufen erscheint, sich
                              									das Feld bis zu vorläufig 300 kg Bärgewicht zu erobern. Dieser Federhammer, der
                              									unter dem Namen Kort-Krafthammer von der Hanomag gebaut wird, vereinigt die Vorzüge der
                              									Lufthämmer: Gleichtakt und Feinregelung während der Arbeit, mit denen der bisherigen
                              									Federhämmer: Billigkeit, Einfachheit und Robustheit. Das wird dadurch erreicht, daß
                              									– genau wie bei Lufthämmern – der Hub während des Betriebes geändert wird, also in
                              									der Formel für die Geschwindigkeit v=\frac{2\,r\,\pi\,.\,n}{60}
                              									nicht die Umlaufszahl, sondern der Hub 2 r.
                           Der Kort-Krafthammer ist nach ganz neuen Grundsätzen gebaut, er wird nach
                              									neuzeitlichen Arbeitsmethoden hergestellt. Seine Leistung gleicht der der
                              									Lufthämmer. Die, nachfolgende Abb. 1 zeigt das
                              									Prinzip.
                           Eine feste Kurbel K bewegt durch Vermittlung des Steines E die Schwinge S, deren
                              									Drehpunkt in D auf dem um C drehbaren Hebel F liegt. Von dem über D hinausragenden Teil der
                              									Schwinge S wird die Bewegung über den Stein A auf den Kniehebel H übertragen, dessen
                              									langer Arm als Blattfeder ausgebildet ist und den Bär B trägt. Wenn sich nun der
                              									Drehpunkt D der Schwinge. S nach oben bewegt, so wird der Winkelausschlag von S
                              									kleiner, weil die Entfernung bis zur Kurbel größer wird. Außerdem verkleinert sich
                              									die, Entfernung A–D. Aus diesen beiden Gründen wird der Hub von A und damit der Hub
                              									des Bars kleiner. – Wird D nach unten bewegt, muß umgekehrt der Hub wachsen. Aus
                              									dieser Anordnung ergibt sich der Vorteil, daß schon kleine Verschiebungen von D
                              									große Hubänderungen des Bars ergeben. Diese, Schlagregelung läuft also darauf
                              									hinaus, während des Betriebes den Drehpunkt D der Schwinge S nach oben (leichte
                              									Schläge) oder nach unten (schwere Schläge) zu verschieben. Diese Verschiebearbeit
                              									geschieht in einfachster Weise selbsttätig. Der Winkel C D E bleibt stets kleiner
                              									als 90°. Bei der Beschleunigung des Bars nach unten ergibt sich also eine Kraft,
                              									welche D nach oben, und bei der Beschleunigung des Bars nach oben ergibt sich eine
                              									Kraft, welche D nach unten bewegen würde. Bei jeder vollen Kurbeldrehung hat also D
                              									das Bestreben, einmal nach oben und einmal nach unten zu gehen. Daher erübrigt sich
                              									eine besondere Vorrichtung zur Verschiebung von D, da ja diese Kräfte schon
                              									vorhanden sind, und die Hubsteuerung kann sich darauf beschränken, die jeweils
                              									gewollte Bewegung von D freizugeben und D in der gewünschten Stellung festzuhalten.
                              									Das geschieht in einfacher Weise durch einen ölgefüllten Steuerzylinder (Abb. 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 239
                              Abb. 1.
                              
                           Zwei nebeneinander Hegende Zylinder sind durch zwei Kanäle miteinander verbunden. In
                              									dem einen Zylinder bewegt sich der mit dem Hebel G verbundene Arbeitskolben A, in
                              									dem anderen Zylinder der Steuerkolben St, welcher mit zwei Rückschlagventilen
                              									versehen ist. Das ganze Gehäuse ist völlig mit Oel gefüllt. Wäre der Steuerkolben in
                              									seiner Mittelstellung, so würde er die beiden Verbindungskanäle abschließen,
                              									und der Arbeitskolben A könnte sich nicht verschieben, so daß also der gerade
                              									vorhandene Bärhub feststehend bliebe. Der Steuerkolben ist in der Stellung
                              									gezeichnet, die er im ersten Augenblick nach Betätigung des Steuerhebels zwecks
                              									Verstärkung des Schlages einnimmt. Man sieht sofort, daß der Arbeitskolben sich nur
                              									nach unten bewegen kann, und daß die umgekehrte Bewegung durch die Ventile
                              									verhindert wird. Durch die Abwärtsbewegung des Arbeitskolbens nimmt der Hub und
                              									damit die Schlagstärke zu, während durch ein geeignetes Gestänge der Steuerkolben
                              									nach Erreichung des gewünschten Hubes die Kanäle wieder abdeckt; bei der
                              									umgekehrten. Stellung des Steuerkolbens könnte der Hub nur vermindert werden, so daß
                              									also jede Stellung des Steuerhebels einer ganz bestimmten Schlagleistung entspricht.
                              									Die beiden Verbindungskanäle sind so groß bemessen, daß während einer halben
                              									Kurbelumdrehung das ganze Oel bequem durchfließen kann, so daß der Arbeitskolben
                              									während einer ganzen Umdrehung einmal von der höchsten in die tiefste und von da
                              									wieder in die höchste Stellung gehen kann. Hierdurch wird der genaue Einzelschlag
                              									ermöglicht. Die Stopfbüchsen sind ersetzt durch innenspannende Kolbenringe, wodurch
                              									eine fast reibungsfreie, spielend leichte Betätigung der Steuerung erzielt wird. Das
                              									durch die Kolbenringe nach außen etwa hindurchtretende Oel wird sofort selbsttätig
                              									in das Gehäuse zurückbefördert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 239
                              Abb. 2.
                              
                           Der allgemeine Aufbau des Hammers ist einfach und übersichtlich. Die bewegten Teile
                              									liegen geschützt und doch leicht zugänglich. Das Gestell besteht aus dicken Blechen
                              									und starkem Winkeleisen. Alle Lager sind reichlich bemessen und mit Bronzeschalen
                              									ausgerüstet. Die Bärführungen sind nachstellbar; sie haben V-förmigen Querschnitt.
                              									Sie sind bei den kleineren Typen aus Gußeisen, bei den größeren aus Schmiedeeisen
                              									mit Messingbelag. – Von besonderem Interesse ist die Verbindungsstelle zwischen Bär
                              									und Blattfeder. Bei anderen Federhämmern hat der Bär hier einfach einen überall
                              									abgerundeten Schlitz, in den das Ende der Blattfeder hineinragt, so daß sich Bär und
                              									Feder nur auf einer Linie berühren. Wenn man bedenkt, daß hier unter kurzen,
                              									kräftigen Stößen eine Gleit- und Drehbewegung stattfindet, und daß eine gute
                              									Schmierung unmöglich ist, versteht man, daß diese Stelle zu Federbrüchen Anlaß gab.
                              									– Beim Kort-Krafthammer liegt horizontal im Bären ein eingepaßter Bolzen, der einen
                              									Schlitz hat, in dem das Blattfederende genau geführt wird. Die Gleit- und
                              									Drehbewegung findet also bei kleinen spezifischen Flächendrücken statt und eine gute
                              									Schmierung ist ermöglicht. Hierdurch sind die. Federbrüche an dieser Stelle
                              									vermieden. Der Drehsinn der Kurbel ist derartig, daß das Heben des Bars langsam und
                              									das Senken, der Schlag, schnell erfolgt. Hieraus erklärt sich seine überraschende
                              									Schlagkraft.
                           L. Kort.
                           Kraftwerk Wäggithal. Nahezu vollendet ist das große
                              									Kraftwerk Wäggithal in der Schweiz, bei dem zur Aufstauung des Wassers ein
                              									künstlicher See geschaffen wird, der eine der größten Anlagen auf dem Kontinent
                              									darstellt. Es wird hier ein ganzes Tal mit etwa 500 ha unter Wasser gesetzt, so daß
                              									hier 140 Millionen m3 Wasser aufgespeichert werden
                              									können. Die beiden Maschinenzentralen leisten beim vollständigen Ausbau 140000 PS.
                              									Im Tal liegen 33 Wohnhäuser mit Kirche, Schule und Post, die geräumt werden müssen.
                              									Die Mauer, die das ganze Tal absperrt, ist am Fuß 75 m und an der Krönung noch 4 m
                              									breit. Die Gesamthöhe ist 97 m, die Länge 187 m. Bei voller Füllung wird der
                              									Wasserspiegel 900 m über dem Meere liegen. Der See wird im Herbst 1925 vollständig
                              									gefüllt sein.
                           Die erste Kraftzentrale in Rempen besitzt eine eigene kleine Talsperre mit etwa
                              									400000 m3 Inhalt und einer 30 m hohen Staumauer.
                              									Hier sind 4 Turbinen von je 19000 PS unmittelbar mit Vertikalgeneratoren gekuppelt.
                              									In der zweiten Kraftzentrale zu Siebner sind ebenfalls 4 Vertikalturbinen
                              									angeordnet, die bei einem Gefälle von 194 m zusammen 64000 PS. leisten
                              									werden.
                           W.
                           Ausländische Lieferungsvorschriften von Dinorm. Es dürfte
                              									noch nicht hinlänglich bekannt sein, daß die als Unterlagen für Auslandslieferungen
                              									häufig benötigten Normenhefte der Normenausschüsse von Belgien, Kanada, England,
                              									Frankreich, Holland, Italien, Oesterreich, Schweden, der Schweiz und den Vereinigten
                              									Staaten von Amerika vollzählig in der Bücherei des Normenausschusses der Deutschen
                              									Industrie, Berlin NW 7, Sommerstraße 4a, vorhanden sind und Interessenten leihweise
                              									überlassen werden.
                           Von einer Anzahl dieser Hefte liegen auch ausführliche bzw. auszugsweise deutsche
                              									Uebersetzungen vor.
                           BrennkrafttechnischeGesellschaft, E. V.,neuer Vorstand: O. Henrich, Direktor der Deutschen Werke,
                              									Berlin, Vorsitzender; R. Zörner, Bergrat a. D., Bensberg, Bezirk Köln, stellvertr.
                              									Vorsitzender. Deutsches Reich, vertreten durch Reichsfinanzministerium,
                              									Reichswirtschaftsministerium, Marineleitung, Heeresleitung,
                              									Reichsverkehrsministerium, Reichspostministerium. Bayrische Staatsregierung.
                              									Sächsische Staatsregierung, vertreten durch das Sächsische Arbeitsministerium.
                              									Badische Staatsregierung, vertreten durch das Badische Ministerium des Innern. Dr.
                              									Berckemeyer, Generaldirektor der Oberschles. Kokswerke und Chem. Fabriken, A.-G.,
                              									Berlin. Karl Prinz zu Löwenstein, Durchlaucht, Berlin. Dr. W. Nernst, Geh.
                              									Regierungsrat, Professor, Berlin. Prof. Dr. Fritz Haber, Geh. Regierungsrat,
                              									Direktor des Kaiser-Wilhelm-Institutes für physikalische Chemie, Berlin-Dahlem.
                              									Professor Dr. H. Junkers, Dessau. Dr. Weigelt, stellvertr. Generaldirektor der
                              									Deutschen Petroleum - A.-G. Berlin. Direktor Ullner, Deutsche Erdöl - Aktien -
                              									Gesellschaft, Berlin-Schöneberg. Kayser, Oberingenieur des Ostelb.
                              									Braunkohlen-Syndikates, Berlin. Wippern, Direktor des Norddeutschen Lloyds, Bremen.
                              									W. Gentsch, Geh. Regierungsrat, Oberregierungsrat, Berlin-Wilmersdorf.
                              									Geschäftsführer.