| Titel: | Das Zahnradvorgelege. | 
| Autor: | W. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 246 | 
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                        Das Zahnradvorgelege.
                        Das Zahnradvorgelege.
                        
                     
                        
                           Seit dem Gewaltfrieden von Versailles ist die Kohlenbeschaffung für die deutsche
                              									Wirtschaft so eingeengt worden, daß die bestmögliche Ausnutzung unserer noch
                              									vorhandenen Brennstoffvorräte ein zwingendes Gebot der Stunde ist. Deutschland zeigt
                              									außerdem in bezug auf seine Kohlenversorgung dadurch ein ungünstiges Gepräge, daß
                              									seine Lagerstätten an Steinkohle in der Nähe der Landesgrenzen liegen. Die hohen und
                              									noch steigenden Transportkosten auf dem Schienenwege werden auch in Zukunft die
                              									Kohlenpreise ungünstig beeinflussen. Der Begriff der Wirtschaftlichkeit einer
                              									Wärmekraftanlage bezieht sich aber nicht allein auf die sparsame Verwertung des
                              									Brennstoffes, sondern auch die Anschaffungskosten, den Werkstoffaufwand, die
                              									Unterhaltungskosten und in vielen Fällen auch auf den Gewichts- und Raumbedarf.
                           Hohe Wirtschaftlichkeit verlangt bei Verwendung von Dampfturbinen auch hohe
                              									Drehzahlen. Hohe Geschwindigkeiten lassen sich aber in den meisten Fällen nicht
                              									unmittelbar verwerten, wenn die wirtschaftlichen Drehzahlen der treibenden Maschine
                              									und der angetriebenen Teile zu verschieden sind. Durch die Anordnung eines
                              									Uebersetzungsgetriebes wird in solchen Fällen ermöglicht, für die Drehzahlen der
                              									Kraft- und Arbeitsmaschinen die günstigsten Verhältnisse zu wählen. Man hat bereits
                              									hydraulische, elektrische und mechanische Uebersetzungsarten erprobt. Die
                              									hydraulischen Uebersetzungen haben bekanntlich den Nachteil eines beschränkten
                              									Uebersetzungsbereiches und geringen Wirkungsgrades. Trotz kostspieliger Versuche
                              									haben bis jetzt solche Anordnungen enttäuscht. Die in letzter Zeit mehr und mehr in
                              									Anwendung gekommene elektrische Uebertragung ergibt größere Verluste, als die
                              									mechanische Umformung. Ihr Hauptanwendungsgebiet wird wohl in Zukunft der
                              									Schiffsschraubenantrieb sein. Damit hat man im Auslande, besonders in Amerika, in
                              									Kriegs- und Handelsmarine gute Erfahrungen gemacht. Im Wettstreit der drei
                              									Energieumformungen hat die mechanische Uebertragung eine überragende Bedeutung
                              									gewonnen.
                           Der erste Anwendung von Zahnradvorgelegen bei Turboantrieb hat der Erfinder der
                              									Dampfturbine de Laval gegeben. Bei seinen Turbinen liegen die Umdrehungszahlen
                              									zwischen 10000–30000 Uml./min. Hauptsächlich handelt es sich bei der Mehrzahl der
                              									Fälle um Herabsetzung der Drehzahl, wie beim Antrieb von Stromerzeugern,
                              									Schiffsschrauben usw. In letzterer Zeit finden sich aber auch Anwendungen für die
                              									Uebersetzung ins Schnelle, wie bei durch Elektromotoren angetriebenen Pumpen und
                              									Gebläsen oder beim Antrieb von rasch laufenden Dynamos durch Wasserturbinen mit
                              									geringer Drehzahl. Je nach der Drehzahl der Antriebsmaschine und der getriebenen,
                              									Teile sind die Vorgelege ein- oder zweistufig. Bis zu einem Uebersetzungsverhältnis
                              									von 25 : 1 werden die Vorgelege in einstufiger Bauart ausgeführt. Zweistufige
                              									Getriebe können die Drehzahl ohne Schwierigkeit im Verhältnis von 150 : 1 und
                              									darüber umändern.
                           Die Wirtschaftlichkeit einer Dampfturbine wird um so größer und ihre Bauart um so
                              									einfacher, je höher ihre Drehzahl ist. Die wirtschaftlichsten Umlaufzahlen liegen
                              									aber häufig höher als die bisher im allgemeinen angewandten Drehzahlen. Bei
                              									Zwischenschaltung von Zahnradvorgelegen, die einen sehr hohen Wirkungsgrad haben,
                              									sind Turbinen kleiner Leistung ebenso wirtschaftlich wie große, die die
                              									Arbeitsmaschinen unmittelbar antreiben. Dadurch können nun Dampfturbinen auch
                              									für solche kleine Leistungen in Betracht kommen, für die bisher ausschließlich
                              									Kolbenmaschinen verwendet wurden. Die A. E. G. hat den Bau von hochwertigen
                              									Zahnradvorgelegen bereits vor Jahren aufgenommen. Die folgenden Abbildungen sind
                              									einem Vortrag entnommen, der von Direktor Dipl.-Ing. Dr. Kraft vor kurzem über
                              									dieses Thema gehalten wurde. Die Abb. 1 stellt eine
                              									Turbodrehstromdynamo für Kondensationsbetrieb von 1100 kW dar. Die Turbine läuft mit
                              									7000, die Dynamo mit 3000 Uml./min. Das Zahnradvorgelege vermindert die Drehzahl der
                              									Turbine somit im Verhältnis 2,33 : 1. In Abb. 2 ist
                              									eine Turbo-Einphasenwechselstromdvnamo mit 8000 kW Normal- und 12000 kW.
                              									Ueberlastleistung für ein Bahnkraftwerk dargestellt. Die Dynamo läuft mit 1000, die
                              									Antriebsturbine mit 3000 Uml./min. Die Turbine ist für vereinigten Frischdampf- und
                              									Speicherdampfbetrieb eingerichtet. Die Ueberlast von 16000 PSe. ist bisher die
                              									größte mit einem Ritzel übertragene Leistung. Die Umfangsgeschwindigkeit dieses
                              									Getriebes beträgt rund 70m/sek. Durch Verwendung eines Zahnradvorgeleges werden die
                              									Abmessungen verkleinert, der Gesamtwirkungsgrad der Anlage wird erhöht, wobei noch
                              									erreicht wird, daß die wirtschaftliche Turbinendrehzahl an die Frequenzzahl des
                              									Stromerzeugers angepaßt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 246
                              Abb. 1. Turbo-Triebdynamo für Kondensationsbetrieb.
                              Turbine; Zahnradvorgelege;
                                 										Drehstromdynamo; Kondensationsleitung; Frischdampfleitung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 246
                              Abb. 2. Turbo-Triebdynamo für Frischdampf-, Speicher-,
                                 										Kondensationsbetrieb.
                              Turbine; Zahnradvorgelege;
                                 										Drehstromdynamo; Kondensationsleitung; Frischdampfleitung;
                                 										Speicherdampfleitung.
                              
                           
                           Ein weiteres Anwendungsgebiet für die Zahnradvorgelege sind die sogenannten
                              									Vorschaltturbinen. Um die Wirtschaftlichkeit einer Dampfkraftanlage zu erhöhen, ist
                              									man in neuerer Zeit dazu übergegangen, den Betriebsdruck bedeutend zu erhöhen.
                              									Versuchsanlagen mit Arbeitsdrücken mit 100 at und darüber sind in letzter Zeit
                              									mehrfach ausgeführt worden. Die HD-Turbine muß dann entsprechend dem geringen
                              									Rauminhalt hochgespannten Dampfes ganz geringe Abmessungen erhalten und läuft mit
                              									sehr hoher Drehzahl. Die ND-Turbine dagegen, die mit großem Dampfvolumen arbeitet,
                              									läuft mit niedriger Drehzahl. Um beide Turbinen auf eine Welle arbeiten zu lassen,
                              									wird die Drehzahl der HD-Turbine vorteilhaft durch ein Zahnradvorgelege vermindert.
                              									Auch für vorhandene Anlagen mit normalen Dampfdrücken bietet die Hinzufügung von
                              									HD-Vorschaltturbinen ein willkommenes Mittel, die Wirtschaftlichkeit und die
                              									Leistung bestehender Dampfturbinenanlagen zu erhöhen. Der notwendige Umbau erfordert
                              									nur wenig Zeit, so daß mit einer kurzen Betriebsunterbrechung zu rechnen ist.
                           Der früher stark vernachlässigte Ausbau der heimischen Wasserkräfte wird durch den
                              									Kohlenmangel und das Bestreben die Kohleneinfuhr aus dem Auslande auf ein Mindestmaß
                              									zu beschränken, mächtig gefördert. Da bei Wasserturbinen meist mit geringem Gefälle
                              									zu rechnen ist, erhält man nur geringe Drehzahlen. Bei unmittelbarer Verbindung mit
                              									dem Stromerzeuger wäre eine entsprechend große, schwere und somit auch teuere Dynamo
                              									notwendig. Deshalb ist es auch hier zweckmäßig, zwischen Wasserturbine und
                              									Stromerzeuger ein Zahnradvorgelege einzuschalten, um bei langsamlaufenden Turbinen
                              									gute Wirkungsgrade und billige, wenig Platz erfordernde schnellaufende Generatoren
                              									verwenden zu können. Abb. 3 zeigt den Aufbau einer
                              									solchen Anlage senkrechter Bauart. Das Zahnradvorgelege ist als Stirnradgetriebe mit
                              									Pfeilverzahnung ausgebildet. Die für diesen Zweck üblichen Uebersetzungsverhältnisse
                              									sind 10 : 1 bis 15 : 1. Das Gewicht des Turbinenläufers und des Getrieberades wird
                              									durch ein am oberen Ende der Radwelle angeordneten Einring-Drucklager mit
                              									beweglichen Druckklötzen aufgenommen. Die strichpunktierten Linien in Abb. 3 zeigen den Raumbedarf eines Generators gleicher
                              									Leistung ohne Vorgelege.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 247
                              Abb. 3. Raumbedarf eines Generators gleicher Leistung, senkrechter
                                 										Aufbau.
                              Dynamo; Wasserturbine;
                                 										Zahnradvorgelege; Drucklager.
                              
                           Gebläse werden häufig durch langsam laufende Elektromotoren angetrieben. Zur Erhöhung
                              									der Drehzahlen werden Zahnradvorgelege eingeschaltet. Es sind bereits Gebläse mit
                              									etwa 6000 Uml./min. ausgeführt, die über Zahnradvorgelege durch Motoren von 1500
                              									Uml./min. angetrieben werden. Auch Pumpen verschiedener Art können auf diese
                              									Weise angetrieben werden. Abb. 4 zeigt die gedrängte
                              									Anordnung eines Kondensationspumpensatzes, bei dem die einzelnen Pumpen mit ihrer
                              									günstigsten Drehzahl angetrieben werden. Der Antrieb kann dabei wahlweise durch eine
                              									Dampfturbine oder einen Elektromotor erfolgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 247
                              Abb. 4. Kondensationspumpengruppe für elektrischen Dampfbetrieb.
                              Elektromotor; Kühlwasserpumpe;
                                 										Strahlwasser umpe.; Zahnradvorgelege; Kondensatpumpe; Turbine.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 247
                              Abb. 5. Wärmeausnutzung in Schiffsmaschinen.
                              Heißdampf-Kolbenmaschine;
                                 										Heißdampf-Triebturbine; Olmaschine.
                              
                           Eine besonders häufige Anwendung findet das Zahnradvorgelege beim Schiffsantrieb.
                              									Hier ist der Unterschied zwischen der wirtschaftlichen Drehzahl der Antriebsmaschine
                              									und der getriebenen Schiffsschraube besonders groß. Unmittelbar wirkende Turbinen
                              									kommen für den Schiffsantrieb nicht mehr in Frage. Im Kriegsschiffbau hat die
                              									Dampfturbine die Kolbenmaschine bereits verdrängt. Für die hohe Fahrgeschwindigkeit
                              									von Torpedobooten, sowie den großen Maschinenanlagen von Schlachtkreuzern und
                              									Linienschiffen werden nur raschlaufende Dampfturbinen angewandt, welche die
                              									Schrauben mit Hilfe von Zahnradvorgelegen antreiben. Hier handelt es sich bei
                              									Vierschraubenantrieb um Maschinenleistungen bis 200000 PSe. Auch die langsam
                              									fahrenden Frachtdampfer können nun mit Hilfe des Zahnradvorgeleges durch Turbinen
                              									angetrieben werden. Die Abb. 5 zeigt die
                              									Wärmeausnutzung einer gewöhnlichen Schiffs-Heißdampfkolbenmaschine. Hier werden für
                              									die Fortbewegung des Schiffes nur etwa 9 v. H. nutzbar gemacht. Da der
                              									Turbinenantrieb einen höheren thermischen Wirkungsgrad besitzt so ist hier
                              									dementsprechend der Wirkungsgrad 11,7 v. H. und bei Dieselmaschinen 20,6 v. H. Bei
                              									der Kolbenmaschine und Dieselmaschine ist die Umsteuerbarkeit ohne weiteres gegeben,
                              									während bei Dampfturbinen, auch solchen mit Zahnradvorgelege, die Umsteuerbarkeit erst durch
                              									Anordnung einer besonderen Rückwärtsturbine möglich ist. Bei der Raum und Personal
                              									sparenden Schiffsdieselmaschine darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß die
                              									Anschaffungskosten entsprechend hohe sind. Für Handelsschiffe höherer
                              									Geschwindigkeit, wie Fahrgastdampfer, können wegen der höheren Drehzahlen der
                              									Schrauben einstufige Getriebe verwendet werden. Abb.
                                 										6 ist der Grundriß eines Zahnradvorgeleges für einen solchen
                              									Zweischraubendampfer. Jede Schraubenwelle wird durch eine Turbine von 1500 PSe.
                              									angetrieben. Die Zahnradvorgelege sind einstufig, die Drehzahl der Turbinen beträgt
                              									3750, die der Schrauben 350 Uml./min. Das Uebersetzungsverhältnis ist somit 10,7 :
                              									1. Abb. 7 zeigt die Maschinenanlage für ein
                              									Einschraubenschiff mit 700 PSe. Es sind 2 Turbinen vorhanden, die je die halbe
                              									Leistung entwickeln und auf ein gemeinsames zweistufiges Zahnradvorgelege arbeiten.
                              									Die Turbinen laufen mit 6000 Uml./min., die Zwischenwellen mit 875 und die
                              									gemeinsame Schraubenwelle mit 94 Uml./min. Das gesamte Uebersetzungsverhältnis des
                              									Getriebes ist somit 64 : 1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 248
                              Abb. 6. Schiffszahnradvorgelege, einstufig. Grundriß.
                              Gehäuse-Unterteil; Bolzenkupplung;
                                 										Ritzel; Rad; Radwelle; Ritzellager; Radwellenlager; Drucklager.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 248
                              Abb. 7. Schiffstriebturbine, Zweiturbinen-Anordnung für Einwellenschiff im
                                 										Prüffeld (geöffnet).
                              
                           Die großen Vorteile des mittelbaren Antriebes können auch bei Oelmaschinen verwendet
                              									werden, welche dann mit höherer Drehzahl als bisher laufen können. Abb. 8 stellt eine Anlage von 4
                              									Vierzylinder-Oelmaschinen von je 550 PSe. und 200 Uml./min. dar, die ein gemeinsames
                              									Zahnradvorgelege mit 90 Uml./min. antreiben. Weitere Anwendungsgebiete für
                              									Zahnradvorgelege sind: Turbolokomotiven, Triebwagen, Walzenstraßen,
                              									Bergwerks-Spinnerei- und Webereimaschinen, Papiermühlen usw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 248
                              Abb. 8. Triebölmaschine
                              
                           Nächst der Genauigkeit der Verzahnung beeinflußt den ruhigen Gang eines Getriebes die
                              									Lagerung der Verzahnungsteile. Diese wird im allgemeinen vollkommen unnachgiebig
                              									ausgebildet, so daß die Wellen jederzeit parallel bleiben, die Verzahnung ihre
                              									ursprüngliche richtige Form behält und das Getriebe dauernd zufriedenstellend
                              									arbeitet. Demgegenüber kann nachgiebige Lagerung die Größe des Zahndruckes verändern
                              									und zu Schwingungen Veranlassung geben, die bei Vorhandensein von Resonanz Störungen
                              									verursachen. Ungenaue Herstellung der Verzahnung, Durchbiegung und Verdrehung der
                              									Ritzelwellen, Wärmewirkung und ungenaue Einstellung beim Zusammenbau können die
                              									ungleiche Druckverteilung auf den Zahnflanken noch vergrößern. Beweglich gelagerte
                              									Ritzel oder nachgiebig ausgebildete Räder werden daher kaum noch verwendet. Die
                              									Zähne der Ritzel werden im allgemeinen aus dem Vollen herausgeschnitten, auf die
                              									Räder besondere nahtlos gewalzte Stahlkränze warm aufgezogen. Der Radkörper aus Gußeisen oder
                              									Stahlguß wird auf die Welle aufgepreßt und meistens durch Schrumpfringe gesichert.
                              									Radiale Versteifungsrippen gehen nicht bis an den äußeren Kranz, damit sie die
                              									Zahnkränze nicht unrund machen. Die Kränze von größeren Rädern sind an mehreren
                              									Stellen geschlitzt, um Gußspannungen zu vermeiden, die ein Verziehen der Räder im
                              									Betriebe verursachen. Für die Verzahnung kommt hauptsächlich Elektrostahl,
                              									Kohlenstoffstahl, Stahl mit geringem Nickelgehalt und Chromnickelstahl in Frage.
                              									Dementsprechend kommt für Ritzel Sonderstahl bzw. Chromnickelstahl mit 70 bzw. 85
                              										kg/mm2 Bruchfestigkeit, 45 bzw. 50 kg/mm2 Streckgrenze und 18,5 bzw. 15,5 v. H. Dehnung
                              									und für die Radverzahnung von 52–70 kg/mm2
                              									Bruchfestigkeit, 32–35 kg/mm2 Streckgrenze und
                              									24,5 bis 22,5 v. H. Dehnung in Frage.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 249
                              Abb. 9. Mittlerer Zahndruck in Abhängigkeit vom Durchmesser des
                                 										Ritzels.
                              
                           Der Wirkungsgrad von neuzeitlichen Zahnradvorgelegen ist sehr hoch. Die
                              									Reibungsverluste einschließlich der Lagerverluste können bei einstufigen Getrieben
                              									auf 1–2 v. H., bei zweistufigen auf 3–4 v. H. der zu übertragenden Leistung
                              									verkleinert werden. Die zulässige Umfangsgeschwindigkeit von Zahnradvorgelegen ist
                              									durch die Genauigkeit der Verzahnung begrenzt. Geschwindigkeiten von 60 m/sek. und
                              									darüber sind zulässig. Die Lebensdauer der Getriebe hängt von dem Flüssigkeitsdruck
                              									des Schmiermittels zwischen den Zahnflanken ab. Ist der Flüssigkeitsdruck so groß,
                              									daß der ganze Zahndruck durch die Schmierschicht übertragen wird, so kann keine
                              									Abnutzung eintreten. Es kommt hier fast ausschließlich die Evolventen-Verzahnung in
                              									Betracht, da sie den Vorteil einfacher und genauer Herstellung besitzt und für die
                              									Herstellung beliebiger Zähnezahlen nur ein Werkzeug erforderlich ist. Außerdem ist
                              									die Evolventenverzahnung gegen Unterschiede der Achsenentfernung unempfindlich. Die
                              									Stirnradverzahnung kann niemals vollkommen geräuschlos arbeiten, da die Anzahl der
                              									gleichzeitig in Eingriff befindlichen Zähne ständig wechselt, und die Belastung der
                              									Zähne bei Beginn des Eingriffes sofort mit der vollen Stärke auf der ganzen Breite
                              									des Zahnes auftrifft, ebenso wie die Entlastung der Zähne am Ende des Eingriffes
                              									ganz plötzlich und ohne Uebergang erfolgt. Aus diesen plötzlichen
                              									Belastungsschwankungen ergeben sich plötzlich auftretende, geringe elastische
                              									Formänderungen der Zähne, die Massenschwingungen von gewisser Größe erzeugen. Diese
                              									übertragen sich auf die Luft und es entstehen Tonschwingungen. Bei Pfeilverzahnungen
                              									dagegen kommen stets mehrere Zähne gleichzeitig in Eingriff, so daß hier ein
                              									geräuschloser Gang erreicht wird. Zwischen den Zahnflanken muß für die
                              									Wärmedehnung im Betrieb und für das Schmieröl genügendes Spiel vorhanden sein. In
                              										Abb. 9 sind für mittlere Verhältnisse die
                              									zulässigen Grenzen der Zahndrücke bezogen auf 1 cm Verzahnungsbreite in Abhängigkeit
                              									vom Ritzeldurchmesserr aufgetragen. Ein wesentlicher Gesichtspunkt bei der
                              									Bestimmung der Abmessungen ist das Verhältnis der Breite der Verzahnung zum
                              									Ritzeldurchmesser. Dieses Verhältnis sollte, um zu große Durchbiegungen zu
                              									vermeiden, möglichst 2 : 1 nicht überschreiten. Die Herstellung der Verzahnung
                              									erfolgt fast stets nach dem Abwälzverfahren, entweder durch Fräsen oder Hobeln. Beim
                              									Fräsbetrieb ist die Verwendung von Vor- und Fertigfräsen allgemein üblich. Der
                              									Unterschied der einzelnen Zahnteilungen soll nicht über 5 Sekunden betragen. Dies
                              									entspricht bei einem Raddurchmesser von 1000 mm ungefähr 1/10 m/m. Die
                              									Genauigkeit der Verzahnung ist mit empfindlichen Meßvorrichtungen zu überprüfen.
                              									Eine solche zeigt Abb. 10. Sie besteht aus zwei
                              									festen Anschlägen, die beim Messen den Grund der Zahnlücken berühren, ferner aus
                              									einem Anschlag, der auf den Teilkreis der Verzahnung eingestellt wird, und aus dem
                              									drehbaren Meßhebel, dessen Lage an der eingeschalteten Meßuhr abgelesen werden
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 249
                              Abb. 10. Vorrichtung zum Ueberprüfen der Genauigkeit von Verzahnungen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 249
                              Abb. 11. Zusammenhang zwischen Teilungsfehler und Tonhöhe des Geräusches von
                                 										Zahnradgetrieben.
                              
                           Aus Abb. 11 ist der durch
                              									Versuche an einem Getrieberade festgestellte Zusammenhang zwischen Teilungsfehlern
                              									und der Tonhöhe des Geräusches ersichtlich. Nachdem der Fehler an der
                              									Bearbeitungsmaschine behoben war, traten auf den später hergestellten Zahnrädern keine
                              									Lichtstreifen und keine störenden Geräusche mehr auf.
                           Beim Entwurf von Zahnradvorgelegen ist darauf zu achten, daß die
                              									Eigenschwingungszahlen der Anlage nicht in die Nähe der Betriebsdrehzahlen fallen.
                              									Auch mit der Frequenz der Fundamente darf kein Synchronismus vorhanden sein. Zur
                              									Verbindung der Turbinenwellen mit den schnellaufenden Ritzeln der Vorgelege dienen
                              									bewegliche Kupplungen. Diese werden häufig nach Abb.
                                 										12 als Doppelzahnkupplungen ausgeführt. Sie bewirken, daß Verschiebungen
                              									der Antriebswelle nicht auf das Getriebe übertragen werden und beide sich frei und
                              									unabhängig voneinander einstellen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 250
                              Abb. 12. Doppelverzahnungskupplung.
                              Turbinenläufer; Ritzel;
                                 										Wellenmutter; Kupplungsflansch; Kupplungsring; Spurscheibe; Einstellscheibe;
                                 										Schraubenfeder mit Büchse.
                              
                           Die Oelversorgung ist für die Getriebeanlage von besonderer Bedeutung. Die
                              									Oelversorgung soll für; Maschine und Getriebe gemeinsam sein. Dem Erfordernis
                              									niedriger Zähflüssigkeit für die Lager und hoher Zähflüssigkeit für die
                              									Verzahnung wird in hinreichendem Maße durch Verwendung von Oel mit sogenannter
                              										„steiler Zähigkeitskennlinie“ entsprochen. Das Oel erwärmt sich im Lager
                              									und erhält dadurch eine geringere Zähflüssigkeit, während es sich in der Verzahnung
                              									nur wenig erwärmt und zähflüssig bleibt. Am besten eignet sich hier Oel mit einer
                              									Zähflüssigkeit von 6° E bei 50° C. Abb. 13 stellt den
                              									Zusammenhang von Zähflüssigkeit und Wärmegrad eines solchen Oeles dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 250
                              Abb. 13. Zähflüssigkeit des Schmieröles für Schiffstriebturbinen
                              
                           Das Oel wird in die ineinandergreifenden Zähne im allgemeinen
                              									durch Düsen eingespritzt. Die mittlere Temperatur des zu- bzw. abfließenden Oeles
                              									beträgt 35 bzw. 60° C.
                           
                              W.