| Titel: | Das Bereich der ultravioletten Strahlen und ihre Anwendung. | 
| Autor: | Fritz Förster | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 2 | 
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                        Das Bereich der ultravioletten Strahlen und ihre
                           								Anwendung.
                        Von Oberingenieur Fritz Förster,
                           									Berlin.
                        FÖRSTER, Das Bereich der ultravioletten Strahlen.
                        
                     
                        
                           I.
                           In dem Begriff „Licht“ fassen wir alle diejenigen Erscheinungen zusammen, die
                              									uns durch unser optisches Organ, das Auge, vermittelt werden. Licht ist die Ursache,
                              									daß wir überhaupt etwas sehen, denn nur auf die Lichtreizungen, welche die Netzhaut
                              									(retina) im Innern unseres Auges erfährt, reagieren die optischen Medien des Auges.
                              									Die empfindlichste Stelle der Netzhaut ist der sogenante gelbe Fleck (macula lutea
                              									retinae), dessen vertiefter mittlerer Teil die Netzhautgrube (fovea centralis), die
                              									Stelle der konzentrierten Sehschärfe, der Fixationspunkt ist. Diese Stelle der
                              									Netzhaut fällt nicht etwa mit der Eintrittsstelle des Sehnervs in das Auge zusammen,
                              									sondern beide Stellen liegen in der Netzhaut sehr nahe in gleicher Höhe
                              									nebeneinander, so zwar daß an beiden Augen die Eintrittsstelle des Sehnervs, der
                              									sogenannte „blinde Fleck“ (papilla optica) nach innen liegt. Der Sehnerv
                              									(nervus opticus) verästelt sich von hier aus über die ganze Netzhaut im Innern des
                              									Auges. Die Lichteindrücke werden durch den Sehnerv der hierfür zuständigen Stelle
                              									des Gehirns vermittelt und uns so zum Bewußtsein gebracht.Näheres hierüber vgl.: O. Lummer, „Grundlagen, Ziele und Grenzen der
                                       												Leuchttechnik.“ Aufl. 1918 Kapitel V (Verlag R. Oldenbourg, Berlin
                                    											und München).
                              								
                           In einem völlig dunklen Raum werden wir mit unseren Augen gar nichts wahrnehmen.
                              									Bringen wir aber eine Lichtquelle von beliebiger Lichtstärke in den Raum, so werden
                              									wir nicht nur die Lichtquelle selbst, sondern auch alle anderen Gegenstände in dem
                              									Raume wahrnehmen, welche von den der Lichtquelle entströmenden Lichtstrahlen direkt
                              									oder indirekt getroffen werden. Die Lichtquelle leuchtet also nicht nur selbst,
                              									sondern sie bringt durch ihren Lichtstrom auch alle anderen Gegenstände im Raume je
                              									nach ihrem Reflexionsvermögen zum Leuchten. Nur ein „absolut schwarzer
                                 										Körper“ dessen Reflexionsvermögen gleich Null ist, wird auch hier unsichtbar
                              									bleiben.
                           Fast alle uns bekannten natürlichen und künstlichen Lichtquellen sind nach Helmholtz
                              									sogenannte 
                              									„Temperaturstrahler“ zum Unterschiede von den durch Lumineszenz, Fluoreszenz
                              									und Phosphoreszenz leuchtenden Lichtquellen, die aber z. T. noch wenig erforscht
                              									sind und deren Lichterscheinungen nach Eilhard Wiedemanns Vorschlag unter dem
                              									Sammelbegriff „Lumineszens-Erscheinungen“ zusammengefaßt werden. Unter
                              										„Fluoreszenz“ im eigentlichen Sinne versteht man die Eigenschaft mancher
                              									Substanzen, die, vom Lichte getroffen, während der Dauer der Einwirkung des Lichtes
                              									selbstleuchtend werden, meist aber dann ein anderes Licht ausstrahlen als dasjenige,
                              									welches auf sie fällt. Unter „Phosphoreszenz“ im eigentlichen Sinne versteht
                              									man die Eigenschaft gewisser Körper, die, vom Lichte getroffen, noch eine Zeitlang
                              									nachleuchten, nachdem die Einwirkung des auf sie fallenden Lichtes bereits aufgehört
                              									hat.
                           Es ist anzunehmen, daß das Quecksilberdampflicht der Quarzlampe, ebenso wie das Licht
                              									aller glühenden Gase und Dämpfe vorherrschend Lumineszenzlicht ist, was auch in dem
                              									Emissions-Spektrum der Quarzlampe (vergl. Abb. 1
                              									Seite 3) zum Ausdruck kommt. Wie alle glühenden Gase und Dämpfe von hoher Temperatur
                              									zeigt das Quarzlicht im Spektroskop kein kontinuierliches Spektrum, wie die
                              									Temperaturstrahler, sondern ein sogenanntes Linienspektrum. Glühende Gase und Dämpfe
                              									von niederer Temperatur dagegen (Geisler- und Hittorfsche Röhren, Teslalicht und
                              									Moorelicht) ergeben ein charakteristisches Bandenspektrum. Als weiterer Beweis
                              									dafür, daß das Quecksilberdampflicht vorherrschend als Lumineszenzlicht aufzufassen
                              									ist, mag u.a. das Ergebnis eines Experimentes dienen, bei welchem das
                              									eingeschlossene Quecksilberdampflicht bis auf die Temperatur der flüssigen Luft (–
                              									191° C) abgekühlt wurde, dennoch aber mit unverminderter Lichtstärke
                              										weiterleuchtete.O. Lummer, „Grundlagen, Ziele und Grenzen der Leuchttechnik.“ Aufl.
                                    											1918 (Verlag R. Oldenbourg, Berlin und München).
                              								
                           Bei den Temperaturstrahlern bestehen zwischen Wärme- und Lichtemission gewisse
                              									Abhängigkeiten. Wärme und Licht sind ebenso wie der 
                              									Schall, die Schwere, oder wie Magnetismus und Elektrizität, Bezeichnungen für
                              									eine bestimmte Form von Energie, und zwar bezeichnet man Schall, Licht und Wärme als
                              									kinetische Energie (Energie der Bewegung), im Gegensatz zur potentiellen Energie
                              									(Energie der Ruhe), wie Magnetismus und statische Elektrizität im Ruhezustande.
                              									Analog wie die Schwere z.B. in einem hochliegenden Körper, der am Herabfallen
                              									gehindert wird, als potentielle Energie, und im freifallenden Körper als kinetische
                              									Energie aufzufassen ist, so auch die Elektrizität. Der elektrische Strom ist
                              									kinetische Energie im Gegensatz zu der ruhenden statischen Elektrizität, als
                              									potentielle Energie, z.B. der Elektrizität eines geladenen Konduktors.
                           Die kinetische Energie der Wärme äußert sich durch Strahlung. Jeder Körper, der
                              									wärmer ist als seine Umgebung, gibt Energie an seine Umgebung ab. Diese Energie kann
                              									uns als Wärme, oder als Wärme und Licht wahrnehmbar sein, je nach der Intensität der
                              									Strahlung, oder, was dasselbe sagt, je nach der Temperatur des Energie
                              									ausstrahlenden Körpers.
                           Bringen wir einen Eisenstab, welchen wir an einem Ende beinahe bis zur dunkelsten
                              									Rotglut erwärmt haben, in einen völlig dunklen Raum, so werden wir zunächst, so
                              									lange der Stab nicht glüht, in dem dunklen Raum nur die Wärme, die von dem Eisenstab
                              									ausstrahlt, als Strahlungsenergie mit unseren Sinnen (Gefühl) wahrnehmen können.
                              									Erwärmen wir den Eisenstab aber bis zur Rot- oder Weißglut, so werden wir jetzt,
                              									wenn wir den Stab wieder in den völlig dunklen Raum bringen, neben einer
                              									intensiveren Wärmestrahlung auch Licht als Strahlungsenergie erhalten.
                           Bis zur Temperatur von etwa 500° C werden wir von der ausstrahlenden Energie mit
                              									unseren Sinnesorganen nur die Wärmestrahlung wahrnehmen. Von da ab werden sich
                              									unserem Auge auch Lichtstrahlen bemerkbar machen.
                           Nach einem von Draper um die Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgestellten Gesetz
                              									sollen alle festen Körper bei einer Temperatur von 525° C zu leuchten beginnen, wenn
                              									man von dem theoretisch interessanten, praktisch aber belanglosen Phänomen der
                              									Grauglut vor Eintritt der Rotglut absieht. H. F. Weber und E. Emden haben aber
                              									später nachgewiesen, daß Gold schon bei 423° C, Neusilber sogar schon bei 403° C zu
                              									leuchten beginnen.
                           Die Helligkeit des Glühens wächst stärker an als die Temperatur. Bezeichnet man die
                              									Helligkeit mit H, die absolute Temperatur mit T, so kann man das Verhältnis zwischen
                              									Helligkeit und Temperatur durch die Gleichung ausdrücken:
                           
                              \frac{H_1}{H_2}=\left(\frac{T_1}{T_2}\right)^x,
                              
                           wobei mit steigender Temperatur zwischen 600 und 2000° C die
                              									Potenzwerte für x von 10 bis zu 30 ansteigen.
                           Aus der Physik ist uns bekannt, daß das Sonnenlicht, welches von dem blendend-weiß
                              									glühenden Tagesgestirn zu uns dringt, sich – wie das Licht aller Temperaturstrahler
                              									– durch ein Glasprisma im Spektroskop in alle die verschieden farbigen
                              									Strahlengattungen zerlegen läßt, aus denen es sich zusammensetzt. Aus dem mehr
                              									oder weniger kontinuierlichen Spektrum eines Temperaturstrahlers ersehen wir, daß
                              									das Licht je nach der Höhe der Temperatur des leuchtenden Körpers sich aus ganz
                              									bestimmten Strahlengattungen zusammensetzt und daß bei einem reinen
                              									Temperaturstrahler mit steigender Temperatur immer mehr sichtbare und unsichtbare
                              									Strahlengattungen zu den bereits vorhandenen hinzutreten. Wir wissen, daß die
                              									Lichtstrahlen als äußerst kurzwellige Schwingungen des Lichtäthers von sehr hoher
                              									Schwingungszahl (Frequenz), die Wärmestrahlen dagegen als Aetherschwingungen von
                              									größerer Wellenlänge und geringerer Frequenz aufzufassen sind. Durch die zwischen
                              									der Wellenlänge und der Schwingungszahl bestehenden Relationen ist jede
                              									Strahlengattung des Lichtes durch ihre Wellenlänge ebenso wie durch die
                              									Schwingungszahl bestimmt. Ueber den Zusammenhang von Wellenlänge, Schwingungszahl
                              									und Farne der Lichtstrahlen gibt uns die nachstehende Spektraltabelle Aufschluß:
                           Spektral-Tabelle
                           
                              
                                 Farbe
                                 rot
                                 orange
                                 gelb
                                 grün
                                 blau
                                 indigo
                                 violett
                                 Ausdruck für dieEnergie
                                 
                              
                                 Wellenlänge
                                 760
                                 625
                                 570
                                 530
                                 460
                                 425
                                 395
                                 μμ = Millionstelmm*)
                                 
                              
                                 Frequenz
                                 395
                                 480
                                 525
                                 565
                                 650
                                 700
                                 760
                                 Billionen Schwin-gungen pro Sek.
                                 
                              
                           *) Da man die verschiedenen Strahlengattungen des
                              									Emissions-Spektrums einer Lichtquelle im allgemeinen nach der Wellenlänge (λ) bestimmt, diese aber nur Tausendstel oder
                              									Millionstel mm beträgt, so hat man für Wellenlängen von Tausendstel mm die
                              									Bezeichnung „μ“ und für Millionstel mm die
                              									Bezeichnung „μμ“ eingeführt.
                           Die bei einem Temperaturstrahler an der untersten Grenze eben als Licht wahrnehmbare
                              									Strahlungsenergie, d. i. die dunkelste Glut, – ist rot. Die Wellenlänge λ der roten
                              									Lichtstrahlen ist laut vorstehender Tabelle ca. 0,0008 mm = 800 μμ bei einer
                              									Frequenz von ca. 400 Billionen Schwingungen pro Sek. Mit steigender Temperatur
                              									erhalten wir neben diesen Schwingungen auch solche von immer kürzeren Wellenlängen
                              									mit immer höheren Schwingungszahlen und damit auch Strahlen in orange, gelb, grün,
                              									blau, violett usw. mit allen Zwischenstufen. Jeder Farbenton der Spektralskala
                              									entspricht einer bestimmten Wellenlänge und Schwingungszahl. Das Produkt Wellenlänge
                              									× Schwingungszahl ist konstant und entspricht der Lichtgeschwindigkeit, welche
                              									300000 km je Sekunde beträgt. Das hellste uns bekannte Licht, das auch die höchste
                              									Temperatur und damit die höchste Strahlungsintensität besitzt, strahlt nicht
                              									farbiges, etwa violettes Licht aus, sondern blendend-weißes Licht und dieses weiße
                              									Licht ist ein Gemisch von allen Strahlengattungen, sichtbaren und unsichtbaren, wie
                              									durch das bekannte Emissions-Spektrum `er Sonne überzeugend erwiesen. Als Beweis
                              									dafür, daß das weiße Licht aus allen farbigen Strahlengattungen zusammengesetzt ist,
                              									gilt das umgekehrte Experiment: Newtons „Farbenscheibe“ oder
                              										„Farbenkreisel.“ Teilt man eine kreisrunde Scheibe in 7 radiale Felder
                              									und trägt in die 7 Felder die 7 Hauptfarben des Sonnenspektrums auf, so wird, wenn
                              									man die 
                              									Farbenscheibe in schnelle Rotation versetzt, durch die Vermischung der Farben
                              									die vorher bunte Farbenscheibe dem Auge weiß erscheinen. Je reiner und
                              									übereinstimmender mit dem Spektrum man die Farben aufträgt, um so reiner wird das
                              										„Weiß“ der rotierenden Scheibe ausfallen.
                           Diesseits und jenseits des Bereiches der sichtbaren Strahlen vorstehender
                              									Spektral-Tabelle setzt sich diese, unserem Auge unsichtbar, an dem einen Ende über
                              									rot in ultrarote Wärmestrahlen bis zu 90000 μμ und am anderen Ende über violett in
                              									ultraviolette, chemisch-aktinische Strahlen bis zu 100 μμ, dem bis heute
                              									nachgewiesenen kürzest-welligen Ultraviolett fort. Wir unterscheiden also in unserer
                              									Schwingungsskala mit dem Wellenbereich von 90000 μμ bis zu 100 μμ: Wärmestrahlen
                              									(von 90000 bis zu 800 μμ), Lichtstrahlen (von 800 bis 400 μμ) und chemisch-wirksame
                              									Strahlen (von 400 bis zu 100 μμ). Die unsichtbaren ultraroten Wärmestrahlen können
                              									durch empfindliche Thermometer (Thermoelemente!), die unsichtbaren ultravioletten,
                              									chemisch-wirksamen Strahlen durch die photographische Platte (Bromsilber usw.)
                              									nachgewiesen werden. Bei der Temperaturermittlung wird man weiter die Beobachtung
                              									machen, daß die Wärmestrahlung in Richtung auf ultrarot der Spektralskala und
                              									darüber hinaus zunimmt, während sie in entgegengesetzter Richtung auf ultraviolett
                              									und darüber hinaus abnimmt. Nichtsdestoweniger ist die Temperatur der
                              									Gesamtstrahlung bei einem Licht, welches mit seiner Strahlenemission weit in das
                              									Bereich der ultravioletten, chemisch-wirksamen Strahlen hineinreicht, immer, größer
                              									als bei einem Licht, dem die ultravioletten Strahlen fehlen, weil diese nur durch
                              									höhere Gesamttemperatur erzeugt werden. Die ultravioletten Strahlen sind stets das
                              									Attribut starker Lichtenergien.
                           Für die praktische Beleuchtungstechnik sind sowohl die ultraroten Wärmestrahlen wie
                              									die ultravioletten, chemisch-wirksamen Strahlen vom Uebel. Ihre schädlichen
                              									Wirkungen werden durch die Hilfsmittel und Rüstzeuge der Beleuchtungstechnik aber in
                              									verhältnismäßig einfacher Weise beseitigt. Insbesondere sind es die kurzwelligen
                              									ultravioletten Strahlen, die eine gesundheitsschädliche physiologische Wirkung auf
                              									die Netzhaut unserer Augen ausübenO. v. Sicherer, „Die Hygiene des Auges.“ II. Auflage 1913. und deshalb im Lichte unserer praktischen Beleuchtungsanlagen ausgemerzt
                              									werden müssen, was in sehr einfacher und sicherer Weise schon durch gewöhnliches
                              									Klarglas geschieht.
                           Aus der Zusammenstellung einiger Spektra der Sonne (Streifen 1), der
                              									Reinkohlen-Bogenlampe (Streifen 2), der Solluxlampe (Streifen 3) und der Quarzlampe
                              									ohne und mit verschiedenen Filtern (Streifen 4–11) auf obenstehender Spektraltafel
                              										(Abb. 1) ist ersichtlich, wie weit das Spektrum
                              									der Quarzlampe ohne Filter gegenüber anderen Lichtquellen von hoher Temperatur in
                              									das kurzwellige Ultraviolett hineinreicht. Da eine eigentliche reaktionskräftige
                              									chemische Wirkung der ultravioletten Strahlen erst bei einer Wellenlänge von 300 μμ
                              									beginnt, so ist die Ueberlegenheit der Quarzlampe in bezug auf ihre reiche
                              									Ultraviolett-Emission hier sehr deutlich zu erkennen. Das Spektrum der
                              									Quarzlampe ohne Filter (Streifen 4) zeigt auch im kurzwelligen Ultraviolett bis 230
                              									μμ noch starke Strahlung. Diese Strahlung erstreckt sich weit über 230 μμ hinaus.
                              									Der zur Aufnahme benutzte Spektrograph vermochte sie nur nicht weiter aufzunehmen.
                              									Beweis dafür, daß die Quarzlampe noch starke Strahlungen sogar über 200 μμ hinaus
                              									emittiert, ist das Auftreten von Ozon (dreiatomiger Sauerstoff O3). Ozon entsteht, wie physikalisch nachgewiesen
                              									ist, bei Temperaturstrahlern nur, wenn diese ultraviolette Strahlen unter 190 μμ
                              									emittieren und zwar sind es vorzugsweise die Ultraviolettstrahlen von 187 μμ, bei
                              									welchen eine starke Ozonbildung auftritt. Aus Abb. 1
                              									ersehen wir nun weiter: Durch Vorschaltung von 1,3 mm Uviol-Klarglas (Streifen 5)
                              									wird das kurzwellige Ende des Spektrums bis etwa 260 μμ hin ausgelöscht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 3
                              Abb. 1.Spektraltafel.
                              1 Sonne (in der Ebene), 2
                                 										Elektrische Reinkohlen-Bogenlampe, 3 Solluxlampe (weißglühende Wolframspirale),
                                 										4 Quarzlampe ohne Filter, 5 Quarzlampe durch 1,3 mm Klar-Uviolglas, 6 Quarzlampe
                                 										durch 2,6 mm (doppelt) Klar-Uviolglas, 7 Quarzlampe durch 1,3 mm
                                 										Uviol-Blaufilter, 8 Quarzlampe durch 2,6 mm (doppelt) Uviol-Blaufilter, 9
                                 										Quarzlampe durch 1 mm Fensterglas, 10 Quarzlampe durch 0,25 mm Zelluloidschirm,
                                 										11 Quarzlampe durch 0,05 mm Glimmerschirm.
                              
                           Durch doppelt starkes Uviolglas (Streifen 6) geht die Absorption weiter, etwa bis 270
                              									(260 bis 280) μμ.
                           Streifen 7 zeigt die Veränderung des Spektrums durch das Normal-Uviolglas-Blaufilter.
                              									Man sieht am langwelligen Ende zwischen 500 und 600 μμ die beiden hellen Linien (in
                              									der Natur gelb und grün) vollkommen ausgelöscht, d.h. das Licht hat 
                              									das aktinisch-unwirksame Gelb und Grün, das oft durch unerwünschte Helligkeit
                              									stört, vollkommen verloren; es enthält im sichtbaren Gebiet, oberhalb 400 μμ, nur
                              									noch den letzten chemisch- und biologisch-wirksamen blauvioletten Teil der
                              									Strahlung, es erscheint rein dunkelblau-violett. Das wertvolle Ultraviolett-Gebiet
                              									zwischen 280 und 320 μμ ist ungeschwächt. Mit der Linie 280 μμ, die noch recht stark
                              									erscheint, endet die Strahlung.
                           Streifen 8 ist aufgenommen mit demselben Blaufilter in doppelter Stärke. Die letzte
                              									Linie liegt bei 297 μμ, was eine besonders milde Strahlung ergibt, die sich
                              									derjenigen der Natursonne noch mehr nähert und deshalb für ärztliche Zwecke meist
                              									erwünscht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 4
                              Abb. 2.Quarzbrenner für Gleichstrom (220 Volt).
                              
                           Streifen 9 zeigt die Absorption durch außergewöhnlich dünnes (1 mm) Fensterglas. Man
                              									sieht, daß nur langwelliges, wenig wirksames Ultraviolett hindurchgeht. Bei normaler
                              									Glasstärke von 2 bis 3 mm wird auch die Linie 313 μμ kaum noch erscheinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 4
                              Abb. 3.Quarzlampe als „Künstliche Höhensonne“ (System
                                 										Bach).
                              
                           Streifen 10 und 11 zeigen noch die Absorption von dünnen Folien aus Zelluloid und
                              									Glimmer in 0,25 bzw. 0,05 mm, die für manche Versuche in Frage kommen.L. J. Busse, „Ultraviolette Strahlen und ihre Eigenart“
                                    											(Sollux-Verlag, Hanau a. M.).
                              								
                           Der Physiker Dr. Richard Küch, der Erfinder des Quarz-Schmelzverfahrens hat im Jahre
                              									1905 auch die Quarzlampe erfunden.
                           Die Quarzlampe ist eine Quecksilberdampflampe, bei welcher das durch den
                              									elektrischen Strom im Quecksilber-Lichtbogen mit einer Temperatur von etwa 2000° C
                              									erzeugte Quecksilberdampflicht in einer luftleeren Quarzglasröhre eingeschlossen
                              									ist. (Abb. 2.)
                           Quarz ist der schwer schmelzbare und im geschmolzenen Zustande auch schwierig zu
                              									bearbeitende Bergkristall (Siliciumdioxyd oder Kieselsäureanhydrid SiO2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 4
                              Abb. 4.Quarzlampe als „Künstliche Höhensonne“ (System Bach),
                                 										Standardmodell.
                              
                           Schon lange war es bekannt, daß glühende Quecksilberdämpfe chemisch-wirksame,
                              									ultraviolette Strahlen in großer Menge aussenden. Bei den gewöhnlichen
                              									Quecksilberdampflampen (Cooper-Hewitt) in der langen Glasröhre wurden die
                              									ultravioletten Strahlen aber von der Glasumhüllung wieder absorbiert. Quarz läßt
                              									einmal die ultravioletten Strahlen vollständig durch, dann aber gestattet er auch,
                              									den Quecksilberdampf auf weit höhere Temperatur zu bringen, als es in Glasröhren
                              									möglich ist, weil Quarz seine Festigkeit noch bei einer Temperatur behält, bei der
                              									gewöhnliches Glas schon flüssig wird. Infolge der sehr hohen Temperatur nimmt aber
                              									auch die Menge der vom Quecksilberdampf ausgesandten ultravioletten Strahlen ganz
                              									außerordentlich zu, und so gelang es – dank der von Küch erreichten Schmelzbarkeit
                              										
                              									des Bergkristalls –, eine Lampe herzustellen, die alle bisher bekannten
                              									Lichtquellen in bezug auf Ultraviolett-Ausstrahlung weit übertrifft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 5
                              Abb. 5.Quarzlampe als „Künstliche Höhensonne“ (System
                                 										Jesionek).
                              
                           Bei Erfindung der Quarzlampe wußte man nun allerdings mit dem großen Reichtum der
                              									Lampe an ultravioletten Strahlen zunächst nicht recht etwas anzufangen. Dieser
                              									Reichtum wurde sogar in der praktischen Beleuchtungstechnik, wo die Quarzlampe
                              									zuerst für gewisse Fabrikationsbetriebe, wie Gießereien, Maschinenfabriken,
                              									Buchdruckereien, Setzereien usw. Verwendung gefunden hatte, bald als nachteilig,
                              									störend und schädlich angesehen. Vor allen Dingen weigerten sich die Arbeiter in dem
                              									blau-grünlichen Lichte, das alle Farben veränderte und dadurch auch dem Menschen ein
                              									wenig vorteilhaftes Aussehen gab, zu arbeiten und so verschwand die Quarzlampe
                              									allmählich aus den Beleuchtungsanlagen der Fabrikbetriebe wieder. Man suchte
                              									und fand bald andere Anwendungsgebiete für die Quarzlampe. Für praktische
                              									Beleuchtungszwecke mußte sie unbedingt mit einer Glasglocke, ähnlich der der
                              									elektrischen Bogenlampen, über den Quarzbrenner ausgerüstet werden, um dadurch (vgl.
                              									Streifen 9, Abb. 1) dem Quarzlicht die dem Auge
                              									schädlichen kurzwelligen Ultraviolettstrahlen zu entziehen. Diese erste Quarzlampe
                              									zu Beleuchtungszwecken hatte auch noch so etwas wie einen Bogenlampen-Mechanismus,
                              									er bestand im wesentlichen aus einer elektromagnetischen Kippvorrichtung, welche
                              									nach dem Einschalten die Zündung bewirkte. Dieser Mechanismus war erforderlich, weil
                              									die Quarzlampen zu Beleuchtungszwecken, genau wie die elektrischen Bogenlampen,
                              									außerhalb des Handbereiches hoch aufgehängt wurden. Die Quarzlampe zu
                              									Bestrahlungszwecken befindet sich aber stets im Handbereich (vgl. Abb. 3 u. 4). Sie
                              									besteht in der Hauptsache aus:
                           
                              1. dem Quarzbrenner als eigentliche Lichtquelle,
                              2. dem Gehäuse mit Reflektor,
                              3. der sehr einfachen Aufhänge- und Kippvorrichtung und
                              4. dem Vorschalt-Widerstand oder Transformator.
                              
                           Beide Quarzlampentypen, System Bach und Jesionek, als „künstliche Höhensonne“
                              									werden sowohl in hängender Ausführung (nach Abb. 3)
                              									wie in stehender Ausführung mit Stativ (nach Abb. 4
                              									u. 5) angefertigt. Die Quarzbrenner für Gleichstrom
                              									sind von denen für Wechselstrom durchaus verschieden. Die Quarzbrenner für
                              									Gleichstrom haben je nach der verfügbaren Netzspannung (110 oder 220 Volt)
                              									verschiedene Längen, während für Wechselstrom nur eine Brennertype und zwar für die
                              									hierfür günstigste Brennerspannung von ca. 180 Volt hergestellt wird. Auf diese
                              									Spannung wird durch den für jede Wechselstrom-Quarzlampe erforderlichen
                              									Transformator die jeweilig vorhandene Netzspannung transformiert.
                           In der nachstehenden Tabelle sind die wichtigsten technischen Daten für den Betrieb
                              									der Quarzbrenner, sowohl der Bach- wie der Jesionek-Quarzlampe, angegeben:
                           
                              
                                 NetzspannungVolt
                                 Betriebs-Strom-stärkeAmp.
                                 Anlauf-strom
                                    											Amp.
                                 Klemmen-Spannungam BrennerVolt
                                 Licht-bogen-längeca. mm
                                 UngefähreLicht-stärkein Hk*
                                 Strom-ver-brauch
                                 
                              
                                 Gleichstrom
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 TypeBach
                                 110220
                                    42,5
                                 11  8
                                 70–80150–160
                                   60120
                                 12002000
                                 
                                    0,44 kW
                                    
                                    0,55 kW
                                    
                                 
                              
                                 TypeJesionek
                                 110220
                                    63½-4
                                 1611
                                 70–80150–160
                                   60120
                                 20003000
                                 
                                    0,70 kW
                                    
                                    0,90 kW
                                    
                                 
                              
                                 Wechselstrom
                                 (Primär)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 TypeBachundJesionek
                                 120
                                    											220
                                 7,5
                                    											3,7
                                 11
                                    											  9
                                 175–185
                                 120
                                    											(dreipolig)
                                 2500
                                 
                                    0,60 kW
                                    
                                    
                                    0,70 kW
                                    
                                 
                              
                           *) Hk = Hefnerkerzen.
                           Die unter Anlaufstrom angegebenen Werte ergeben sich kurz nach dem
                              									Zünden und werden zunächst schneller, dann langsamer kleiner, bis nach sechs Minuten
                              									die Normalstromstärke erreicht ist.
                           (Teil II folgt.)