| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Oskar Arendt | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 31 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           18. Hauptversammlung des Deutschen Verbandes für die
                                 										Materialprüfungen der Technik. Die Hauptversammlung des Verbandes fand am
                              									3. und 4. Dezember unter Beteiligung der an den Fragen der Stoff künde vornehmlich
                              									interessierten Behörden, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Verbände, der
                              									Institute und der Industrie im Ingenieurhause in Berlin statt.
                           Auf die am 3. abgehaltenen Fachsitzungen der verschiedenen Stoffgebiete, über die an
                              									anderer Stelle berichtet wird, folgte am Vormittage des 4. Dezember eine
                              									Besichtigung des Staatlichen Materialprüfungsamtes zu Berlin-Dahlem, an der etwa 300
                              									Herren teilnahmen. Unter Führung der Leiter der verschiedenen Abteilungen wurde den
                              									Besuchern ein Einblick in das umfassende Arbeitsgebiet der Anstalt vermittelt. Das
                              									zu Beginn dieses Jahrhunderts von Martens geschaffene Prüfungsamt hat dank seiner
                              									großzügigen Anlage Raum und Mittel, sich mit den Stofffragen auf allen Gebieten zu
                              									befassen. Neben den Abteilungen für die metallischen und die nichtmetallischen
                              									Baustoffe zeigten die Abteilungen für Papier, Textilien, Oele und Fette, für
                              									Kautschuk, Anstrichstoffe, Brennstoffe usw., daß auch die Verbrauchstoffe und
                              									Betriebstoffe in gleicher Weise durch die Materialprüfung erfaßt werden.
                              									Umfangreiche Anlagen für die Prüfung von Baukonstruktionen, ganzen Brückenteilen,
                              									Drahtseilen, für Brandversuche usw. gestatten die Untersuchung für besondere
                              									Verwendungszwecke. An die Besichtigung des Amtes schloß sich eine Besichtigung
                              									des Kaiser-Wilhelm-Institutes für Metallforschung an, das neben den Einrichtungen
                              									für Festigkeitsversuche und metallographische Untersuchungen eine mustergültige
                              									Anlage für röntgenologische Forschungen besitzt.
                           Bei der Eröffnung der wissenschaftlichen Verhandlungen, die am Nachmittage im
                              									Ingenieurhause stattfanden, begrüßte der Vorsitzende des Verbandes, Generaldirektor
                              									Dr.-Ing. E. h. Köttgen, besonders die Vertreter
                              									ausländischer Materialprüfungs-Verbände und Mitglieder des Verbandes aus dem
                              									Auslande. Dr.-Ing. Köttgen wies darauf hin, daß es eine Aufgabe der allernächsten
                              									Zeit sein müsse, die Stoffe des täglichen Bedarfes, deren wirtschaftliche Bedeutung
                              									bisher nicht genügend beachtet sei, bevorzugt zu behandeln. Im Anschluß an die
                              									Eröffnungsworte gab Dr.-Ing. O. Petersen davon Kenntnis,
                              									daß der Verein deutscher Ingenieure in Verbindung mit den maßgebenden Fachverbänden
                              									im Oktober 1927 eine Werkstofftagung in großem Rahmen in Berlin veranstalten werde.
                              									Die Hauptaufgabe dieser Tagung, die mit einer Werkstoffprüfschau verbunden sein
                              									wird, ist, der Verständigung zwischen Erzeugern und Verbraucher zu dienen und zu
                              									zeigen, daß die Wirtschaft mit Ersatzstoffen endgültig abgetan ist. In einer Schau,
                              									bei der die erzeugenden Firmen nicht genannt werden, 
                              									wird dargestellt sein, welche Werkstoffe und Betriebstoffe die deutsche
                              									Industrie heute zu liefern imstande ist.
                           Auf die Berichterstattung der Obleute der einzelnen Fachausschüsse folgten Vorträge,
                              									in deren erstem Prof. Dipl.-Ing. Memmler, Direktor im
                              									Staatl. Materialprüfungsamt zu Berlin-Dahlem, über die Entwicklung und den Stand
                              									internationaler Arbeit auf dem Gebiete der Materialprüfung sprach. Er wies auf. die
                              									von Anfang an rege Tätigkeit der deutschen Vertreter hin und teilte mit, daß eine
                              									Wiederaufnahme der Arbeiten bereits im September d. J. beschlossen sei und daß der
                              									erste Kongreß nach dem Kriege im September 1927 in Amsterdam stattfinden werde.
                           Dr. M. Polanyi berichtete sodann über den „Aufbau der
                                 										Materie im Lichte der Röntgenstrahlen.“ Er zeigte sehr anschaulich, wie die
                              									Hypothesen der Physik über die Natur der Röntgenstrahlen und über den Atombau der
                              									Kristalle sich bei von Laue zu der Idee verdichtet haben, die Beugungserscheinungen
                              									der Röntgenstrahlen am Kristallgitter für die Stoffkunde ausnutzbar zu machen.
                           Im Anschluß daran zeigte Dr.-Ing. G. Sachs,
                              									Kaiser-Wilhelm-Institut für Metallforschung, in einem Vortrage über „Struktur und
                                 										technische Eigenschaften der Werkstoffe,“ wie sich die physikalischen
                              									Erkenntnisse für die praktische Materialprüfung ausnutzen lassen. Auf die Bedeutung
                              									der Werkstoffprüfung für den Verbraucher wies Dr.-Ing. E. H. Schulz in einem Vortrage über „Organisation der Materialprüfung im
                                 										Verbraucherbetriebe“ hin. Er hob die Bedeutung der Abnahmeprüfungen und der
                              									Laboratoriumsarbeiten hervor und forderte für die Prüfanstalten stärkeren Einfluß
                              									auf Einkauf, Fertigung und Verkauf durch organische Eingliederung in den
                              									Betrieb.
                           Eine Ausstellung der für Fertigkeitsuntersuchungen in Deutschland verwendeten
                              									Meßmittel gab einen Ueberblick über Bauarten und Anwendung der verschiedenen Geräte,
                              									vom einfachen Millimeter-Maßstab bis zum komplizierten optisch-mechanischen Gerät.
                              									Eine Zusammenstellung der Vorrichtungen zum Messen von Kräften zeigte, welche
                              									Anforderungen heute sowohl an die Genauigkeit als auch an die Handlichkeit der
                              									Meßmittel gestellt werden.
                           Anilin und seine Entdeckung vor 100 Jahren. Vor hundert
                              									Jahren wurde das für die moderne chemische Industrie so wichtig gewordene Anilin
                              									erstmalig in der chemischen Literatur genannt. Dem Chemiker Otto Unverdorben war es
                              									gelungen, unter den Destillationsprodukten des Indigo eine eigentümliche, ölige
                              									Flüssigkeit abzuscheiden, die die Eigenschaft besaß, mit Säure zu schön
                              									kristallisierten Salzen Verbindungen einzugehen. Unverdorben nannte den gefundenen
                              									Stoff deshalb „Krystallin.“ Sein Lehrer, der Chemiker I. B. Trommelsdorff,
                              									teilte die Entdeckung am 13. Oktober 1826 mit. Im November desselben Jahres erschien
                              									eine Abhandlung von dem Entdecker unter dem Namen „Ueber das Verhalten der
                                 										organischen Stoffe bei höheren Temperaturgraden.“ Unverdorben behandelte
                              									hierin die trockene Destillation des Farbstoffes Indigo und einer der dabei
                              									entstandenen basischen Flüssigkeit. Dem Erfinder war es nicht vergönnt, seine
                              									bedeutsame Entdeckung auszuwerten. Er mußte eine Zeitlang Familienverhältnisse
                              									halber dem Chemikerberuf entsagen. Seine Erfindung wurde inzwischen von anderer
                              									Seite ausgenützt. Als er später davon erfuhr, war er darüber derart ergrämt, daß er
                              									sich vollständig von der Menschheit zurückzog. Er war nicht zu bewegen, sein
                              									Laboratorium wieder zu betreten. Bei der Eröffnung nach seinem Tode fand man alles
                              									unter Staub und Spinnweben vergraben. Unverdorben ist im Jahre 1806 in Dahme in der
                              									Mark Brandenburg geboren und 1873 gestorben. Als er seine Erfindung machte, war er
                              									erst 20 Jahre alt.
                           Das von ihm erfundene Krystallin geriet Jahrzehnte lang in Vergessenheit. Es erlangte
                              									erst wieder Bedeutung, als Hoffmann im Jahre 1843 seine Identität mit dem im Jahre
                              									1834 von Runge aus Steinkohlenteer gewonnenen Kyanol und mit dem 1840 von Fritsche
                              									durch Destillation von Indigo mit Kalihydraten erzeugten Anilin feststellte. Hierbei
                              									wurde nachgewiesen, daß Krystallin nichts anderes war, als ein Anilin. Der Name
                              									Anilin wird abgeleitet aus dem Sanskritwort „nila.“ Ebenso merkwürdig wie die
                              									Geschichte des Anilins, ist auch die Entdeckung der ersten Anilinfarben. 30 Jahre
                              									nach der Erfindung des Krystallin war in dem Laboratorium Hoffmanns, der sich
                              									längere Zeit in London aufhielt, der 18jährige Perkins beschäftigt. Dieser wollte
                              									Chinin auf synthetischem Wege herstellen. Bei seinen Versuchen Allyltoluidin, ein
                              									kompliziertes Derivat, der Oxydation zu unterwerfen, wodurch er Chinin erhalten
                              									wollte, beobachtete er einen rotbraunen, schmierigen Niederschlag, der sein
                              									besonderes Interesse erregte. Bei Fortführung seiner Forschungen erhielt er eine
                              									schwarze teerartige Masse, aus der er einen Extrakt bereitete. Dabei erschien ein
                              									prächtiger violetter Stoff. Es war das Mauvein, dessen Bedeutung der Erfinder
                              									erkannte. Er errichtete eine Fabrik zur Herstellung des neuen Erzeugnisses. Diese
                              									Tat war der Beginn der Anilinfarbenindustrie, aus der sich eine der mächtigsten
                              									Industrien der Welt und zwar unter Führung deutscher Chemiker aufbaute.
                           Landgraeber.
                           Ueber die Führung von Koks-Gaserzeugern, Betrachtet man
                              									zunächst die Führung der Koks-Gaserzeuger ohne Dampfeinspritzung vom Standpunkte der
                              									industriellen Praxis aus, so ist festzustellen, daß zwei Tatsachen eine
                              									vorherrschende Rolle spielen: 1. die Nicht-Gleichmäßigkeit der Brennstoffschichten
                              									und 2. die Anwesenheit mehr oder weniger leicht schmelzbarer Aschen.
                           Daraus, daß die Brennstoffschicht nicht einheitlich ist, ergibt sich eine
                              									dementsprechend verschiedene Durchlässigkeit von einem Punkt zum andern. An der
                              									einen Stelle werden die Gase mit nur schwacher Geschwindigkeit verkehren, an der
                              									anderen wird der umgekehrte Fall stattfinden. Dort, wo die Geschwindigkeit am
                              									größten ist, wird der Brennstoff schnell vergast; es bildet sich ein ständig
                              									wichtiger werdender Durchgang mit einem immer schwächeren Widerstand, an dem die
                              									Gasmenge schließlich so sein wird, daß die Umwandlung von CO2 in CO zunächst unvollständig sein wird, dann aber
                              									überhaupt nicht mehr erfolgen wird, bis eine gewisse Menge Sauerstoffs zu der
                              									Oberfläche 
                              									des Brennstoffes gelangt und dort das Kohlenoxyd, das aus den für die Gase
                              									weniger durchlässigen Stellen herrührt, verbrennt. Es hat sich dort ein sogenannter
                              									Kamin gebildet. Diese Kamine sind von nachteiligem Einfluß auf die Beschaffenheit
                              									des Gases, da ein mitunter sehr beträchtlicher Teil von Kohlenoxyd in Kohlendioxyd
                              									übergeführt wird; gleichzeitig steigt die Temperatur im Gaserzeuger. Daraus ergibt
                              									sich also, daß die Tatsache einer hohen Temperatur weder eine ordentliche Führung
                              									des Generators noch ein Gas von guter Beschaffenheit beweist.
                           Die Aschenfrage ist von gleich großer Bedeutung. Meistens agglomerieren die Aschen
                              									und bilden eine durchlässige Masse, wodurch ebenfalls die Entstehung von Kaminen
                              									begünstigt wird. Besonders aber bleiben sie an dem Futter des Gaserzeugers hängen
                              									und bieten einen Durchgang von nur geringem Widerstand. Man bemerkt auch, daß sich
                              									derartige Kamine mit Vorliebe längs' der Gaserzeugerwand zu bilden pflegen. Oft
                              									kommt es vor, daß die Oberfläche des Brennstoffes auf ihrem ganzen Umfang dunkelrot
                              									erscheint außer der Fläche an den Wänden, die hellrot geworden ist; auf diese Weise
                              									kann man beobachten, daß an dem Generator-Futter die Temperatur höher ist als
                              									anderswo. An dieser Stelle ist auch das Gas schlecht. Zum Abstellen dieser Fehler
                              									müssen die an den Wänden hängengebliebenen Aschenkrusten losgelöst werden, da sonst
                              									das Uebel sich nur verschlimmern würde: die Gase strömen längs der Peripherie
                              									schneller, die Temperatur steigt, so daß immer mehr Aschenmengen agglomeriert werden
                              									und so fort. Eine hohe Temperatur ist fast immer ein Maßstab für das Vorhandensein
                              									von Kaminen und infolgedessen für einen fehlerhaften Betriebsgang. Die Schlüsse, die
                              									sich aus diesen Tatsachen ergeben, sind folgende: In der industriellen Praxis
                              									besteht kein Vorteil, den Gaserzeuger mit hoher Temperatur zu führen. Wenn man Koks
                              									vergast, so ist zu berücksichtigen, daß eine Temperatur von 800° ein Maximum
                              									darstellt, das man nicht übersteigen sollte. Sie entspricht einer Vergasung von 50
                              									kg Koks je Stunde und m2 Gaserzeugerquerschnitt.
                              									Bei der Verarbeitung von Holzkohle kann man etwas mehr vergasen, da in diesem Fall
                              									die Aschen nicht schmelzbar sind und sich keine Kamine bilden können. Die genannte
                              									Ziffer von 50 kg/h/m2 ist nur ein allgemeiner
                              									Maßstab; vor allem ist es nötig, das für die Bedürfnisse des Werkes notwendige Gas
                              									zu erzeugen und eine Anzahl von Generatoren unter Feuer zu setzen, die genügen, daß
                              									man sich diesem Wert von 50 kg möglichst nähert oder noch darunter bleibt. Die
                              									Zusammensetzung des Gases hängt von der Temperatur und der Berührungszeit von Gas
                              									und Brennstoff ab. Theoretisch nimmt die Berührungszeit mit der Dichte des
                              									Brennstoffes und umgekehrt mit der Geschwindigkeit zu; sie richtet sich aber auch
                              									nach den Abmessungen der Koksstücke. Je kleiner die Stücke, umso inniger die
                              									Berührung. Man sollte demnach annehmen, daß kein Nachteil darin bestehen würde, die
                              									Brennstoffdichte zu erhöhen. Von verschiedenen Seiten wird dies auch zwecks
                              									Verbesserung des Gases befürwortet. Im praktischen Betrieb jedoch verhält es sich
                              									anders. Für jeden einzelnen Fall besteht eine Höchstdichte, die zu erreichen
                              									ist und nicht überschritten werden darf. Es ist dabei nicht außer acht zu lassen,
                              									daß die Gase leichter längs der Wand als in der Mitte der Brennstoffmasse fließen.
                              									Würde man nun die Brennstoffdichte übermäßig erhöhen, so wird hierdurch der
                              									Durchgang der Luft an den Wänden begünstigt und die Güte des Gases vermindert. Diese
                              									Tatsache macht sich besonders fühlbar bei den Gaserzeugern mit Water-Jacket. Man ist
                              									demnach genötigt, für jeden einzelnen Fall die zweckmäßige Dichte zu bestimmen.
                              									Allgemein gesagt wird bei Koks Nr. 0 eine Dichte von 1–1,10 m, bei Koksgrus eine
                              									solche von 0,75 m gewählt werden können. Die durch Strahlung in der Zeiteinheit
                              									verlorene Wärmemenge bei einem Gaserzeuger mit eingeschränktem Gang hängt von dessen
                              									Oberfläche ab. In dieser Hinsicht besteht kein Interesse daran, eine große Anzahl
                              									von Apparaten mit schwachem Gang unter Feuer zu setzen. Ein Generator mit 300 kg
                              									Durchsatz in der Stunde verliert viel weniger Wärme durch Strahlung als drei
                              									Gaserzeuger mit je 100 kg Durchsatz. Auf der anderen Seite strahlt die Gasleitung
                              									umso mehr, je wärmer das Gas und je weiter der Gaserzeuger von der Verwendungsstelle
                              									des Gases entfernt ist. Man muß also damit rechnen, einen ziemlich hohen
                              									Strahlungsverlust zu haben, und zwar entweder durch Strahlung des Gaserzeugers oder
                              									durch Strahlung der Gasleitung, es sei denn, daß man Wasserdampf in den Gaserzeuger
                              									einspritzt.
                           In den Koksgaserzeugern mit Wasserdampfeinspritzung geht man grundsätzlich davon aus,
                              									die Temperatur durch Wasserdampfeinführung zu erniedrigen. Es können die Gleichungen
                              									bestehen: C + 2H2O = CO2 + 2H2 und C + H2O = CO + 2H2. Die
                              									erste Reaktion, die weniger endothermisch ist als die zweite, hat größere Aussicht
                              									verwirklicht zu werden. Tatsächlich ergibt der Sauerstoff an dem unteren
                              									Generatorteil Kohlendioxyd und das Wasser ergibt Kohlendioxyd und Wasserstoff. Das
                              									Kohlendioxyd bildet weiter Kohlenoxyd, so daß vorhanden sind Kohlendioxyd,
                              									Kohlenoxyd, Wasserstoff und Stickstoff. Die Verwendung von Dampf erlaubt es, die
                              									fühlbare Wärme des Gases durch die latente Wärme zu ersetzen. Man senkt auf die
                              									Weise die Temperatur des Gaserzeugers, wodurch es möglich wird, das Gewicht des
                              									Kokses in der Zeiteinheit zu erhöhen. Bei einem gegebenen Gaserzeuger kann man also
                              									ein weit größeres Gasvolumen erzeugen, als wenn der Gaserzeuger trocken arbeitet.
                              									Die Ersparnis ist beträchtlich, und zwar hinsichtlich der Anlagekosten und der
                              									Ausgabe für Handarbeit. Außerdem bleiben die Aschenkrusten in diesem Fall an den
                              									Wänden weniger leicht hängen und die Entschlackung gestaltet sich einfacher.
                              									(Chaleur et Industrie, 1926, S. 402/10.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Wolfram und seine Bedeutung. Der Aufschwung, den die
                              									Wolframindustrie genommen hat, ist nur auf die Eigenschaften zurückzuführen, die
                              									dieses Metall den Stählen und Sonderlegierungen verleiht. Von Wolframerzen kommen
                              									nur in Frage die Eisen- und Manganwolframate, der Wolframit und die
                              									Kalziumwolframate, der Scheelit. Der Wolframit ist magnetisch, welche Eigenschaft
                              									bei der Aufbereitung an der Grube zwecks Trennung vom oft beigemengten Zinngestein
                              									nutzbar gemacht wird. 
                              									Dieses Konzentrat wird sodann im Flammofen unter Zusatz von Soda geschmolzen,
                              									das Erzeugnis zerkleinert und gemahlen, mit heißem Wasser gewaschen, mit
                              									konzentrierter Salzsäure versetzt und der Niederschlag filtriert, gewaschen und
                              									getrocknet. Das Enderzeugnis enthält 98–99% Wolfram. Neben diesem Verfahren ist zu
                              									nennen das Schmelzen im Tiegel- und elektrischen Ofen, ferner das aluminothermische
                              									Verfahren, das das reinste Metall ergibt. In der Regel wird es dem Stahlbad als
                              									Ferro-Wolfram zugesetzt, von dem folgende Analysen die üblichsten sind:
                           
                              
                                 Bestandteil
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 
                              
                                 
                                 in Prozent
                                 
                              
                                 Wolfram
                                 85,15
                                 74,19
                                 72,09
                                 71,50
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   0,45
                                   1,00
                                   0,96
                                   0,88
                                 
                              
                                 Silizium
                                   0,13
                                   0,39
                                   0,76
                                   0,70
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,085
                                   0,53
                                   0,24
                                   0,21
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,018
                                   0,010
                                   0,055
                                   0,039
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,21
                                   0,013
                                   0,037
                                   0,022
                                 
                              
                                 Rest Eisen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die wichtigste Aenderung in den letzten Jahren besteht darin,
                              									daß China der größte Wolframerzeuger geworden ist und die Vereinigten Staaten
                              									überflügelt hat. (Revue de Métallurgie.)
                           
                              K.
                              
                           Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland. Unter Ausstellungsschutz stand die
                              									Photogrammetrische Ausstellung, Berlin-Charlottenburg, vom 22.-26. Nov. 1926. – Frankreich. Die Patentgebühren sind erhöht worden auf: 1.
                              									bis 5. Jahr je 300 Frs., 6. bis 10. Jahr je 400 Frs., 10. bis 15. Jahr je 500 Frs.
                              									Die Zuschläge bei Zahlungsverzögerung betragen 10, 20 bzw. 30 Frs. für 1, 2 bzw. 3
                              									Monate. – Internationale Union. Bei der technischen
                              									Versammlung der Delegierten der Patentämter in Bern gefaßte Wünsche und Beschlüsse,
                              									die spätestens am 1. 1. 1928 in den einzelnen Ländern in Kraft treten sollen,
                              									betreffend 1. Fortfall der Uebersetzung von Prioritätsbelegen, 2. Vereinheitlichung
                              									der Patentklassen, 3. Vereinheitlichung der Anmeldeformalien für Patente und deren
                              									Unterlagen, 4. Einsetzung einer Fünfer-Kommission zur Aufstellung neuer
                              									Klassen- und Warenlisten für die internationale Markenregistrierung. – Irischer Freistaat. Dem Parlament liegt ein neues
                              									Patent-, Muster- und Marken-Gesetz zur Beratung vor, der frühere Entwurf wurde
                              									zurückgezogen. – Papua und Neu-Guinea sind der
                              									Washingtoner Uebereinkunft vom 2. 6. 1911 zur internationalen Union beigetreten. –
                              										Rumänien ist mit Wirkung vom 1. 1. 1927 mit einem
                              									Vorbehalt der revidierten Berner Urheberrechts-Uebereinkunft beigetreten.
                           Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W 50.
                           Vom neuen französischen Patentgesetz. Ueber den
                              									ursprünglichen Entwurf zu einem neuen französischen Patentgesetz ist eine
                              									Zusammenfassung im „Bulletin de La Propriété Industrielle“ Nr. 8 im August
                              									1924 (S. 165) veröffentlicht worden. Inzwischen hat der Abgeordnete Marcel Plaisant
                              									umfangreiche Denkschriften (Parlamentsdrucksachen N. 1690/25 u. N. 3017/26) dazu
                              
                              									verfaßt, welche der Deputiertenkammer vorliegen. Der Entwurf behält die
                              									Patenteintragung ohne vorhergehende obligatorische Prüfung bei, sieht aber eine
                              									fakultative Neuheitsprüfung auf Antrag des Anmelders vor. Die Ausübungspflicht 3
                              									Jahre nach der Patentanmeldung soll durch Zwangslizenz ersetzt werden. Bei
                              									Patentübertragungen soll nach dem Entwurf nicht mehr die Vorausbezahlung aller
                              									Jahrestaxen nötig sein. Heilmittel und chemischpharmazeutische Produkte, die bis
                              									jetzt vom Patentschutz ausgeschlossen waren, sollen wie die sonstigen chemischen
                              									Produkte patentfähig werden.
                           Der Entwurf enthält ferner Vorschläge für die Regelung der Rechte an Erfindungen von
                              									Angestellten. Wann über diesen Gesetzentwurf im Parlament, d.h. in der Kammer und im
                              									Senat abgestimmt werden wird, ist ganz unbestimmt und hängt von der Zahl und
                              									Wichtigkeit der sonst noch vorliegenden Beratungsgegenstände ab. Man kann annehmen,
                              									daß allein die Kammerberatung etwa ein Jahr dauern wird, worauf noch die Annahme
                              									durch den Senat erfolgen muß.
                           Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W 50.