| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 43 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           75jähriges Jubiläum des deutschen Kalibergbaues. Die
                              									Kalischätze, die der deutsche Boden in überreicher Menge birgt, haben Jahrhunderte
                              									der Nutzbarmachung für die deutsche Volkswirtschaft geharrt. Hervorgegangen ist die
                              									Kaligewinnung aus der bergmännischen Ausbeutung der Steinsalzlager. Da die frühere
                              									Gewinnungsart des Salzes lediglich ein verlustreicher Raubbau war und den Salzbedarf
                              									nicht deckte, begann man die Salzlager regelrecht bergmännisch auszubeuten. Am
                              									Barbaratage des Jahres 1851 begann man den Bau von Schächten, mit denen Stein- und
                              									Kalisalze angefahren wurden.
                           In gewissem Sinne verdankt die Kaliindustrie lediglich einem Zufall ihre Entstehung,
                              									insofern, als man mit den geplanten Schächten nicht Kalisalze, sondern gewöhnliches
                              									Steinsalz erschließen wollte. Man wußte damals überhaupt noch nichts von dem
                              									Vorhandensein dieser hochwichtigen Naturgeschenke. Als man das Salzgebirge
                              									erreichte, stieß man zunächst auf mächtige Schichten, die aus buntgefärbten Kali-
                              									und Magnesiumverbindungen bestanden, für die man keine Verwendung hatte. Man
                              									nannte sie, da sie erst abgeräumt werden mußten, um zu den gesuchten Steinsalzen zu
                              									gelangen, „Abraumsalze.“ Damals warf man sie als wertlos auf die Halde.
                              									Niemand kümmerte sich darum. Es hatte fast den Anschein, als ob das darin enthaltene
                              									wertvolle Kali keinerlei Bedeutung erhalten sollte. Erst als die Haldenbestände
                              									infolge der sich ansammelnden Mengen recht lästig wurden, begann man sich auf ihre
                              									eventuelle Verwendung zu besinnen. Es war der damalige Oberberghauptmann Krug von Nidda, der diese wichtige Kaliquelle erkannte
                              									und Chemiker an die Front rief, um Arbeitsmethoden zur Nutzbarmachung zu erfinden.
                              									Mehrere Jahre hat es gedauert, bis die Kaliindustrie einen nennenswerten Aufschwung
                              									nahm. Grundlegend hierfür waren die für die gesamte Menschheit so bedeutungsvollen
                              									Versuche des populärsten deutschen Chemikers Justus v. Liebig, der bereits lange
                              									vorher auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Kali als Düngemittel bzw. für die
                              									Volksernährung hingewiesen hatte. Nunmehr wurden Methoden für die fabrikatorische
                              									Gewinnung ausgearbeitet. Die 
                              									erste Chlorkaliumfabrik wurde im Jahre 1861 gebaut. Alle Fabriken arbeiteten
                              									bis in die Neuzeit noch nach dem damals erfundenen Löseverfahren. In dem kleinen
                              									Staßfurt entstanden in rascher Reihenfolge eine ganze Anzahl Werke, die neben
                              									Chlorkalium noch Schwefelsäure, Pottasche, Glaubersalz, Bittersalz, Brom, Bromsalze,
                              									Kaliumchromat, Cyankalium, Salzsäure, Chlormagnesium und Borsäure herstellten. Nicht
                              									nur die chemische Industrie war die Hauptabnehmerin, sondern auch in der
                              									Landwirtschaft wurde die Bedeutung des Kali zur Erzielung von Höchsterträgnissen
                              									immer mehr erkannt. Bald wurden die Kaliwerke ihre Rohprodukte ohne weitere
                              									Verarbeitung mit glänzendem Erfolg los. Der steigende Bedarf ließ weitere Kaliwerke
                              									entstehen. Aus den eigentlich beabsichtigten Steinsalzbetrieben wurde ein blühender
                              									Kalisalzbergbau. Steinsalz wurde Nebensache. Im Laufe weniger Jahre wurden in
                              									Thüringen, Hannover, Braunschweig, Hessen. Mecklenburg und im Elsaß mächtige
                              									Lagerstätten entdeckt. Neuzeitlich sind Baden und der Niederrhein noch
                              									hinzugekommen. In dem gewaltigen Kristallisationsbecken des „Deutschen
                                 										Zechsteinmeeres“ sind bis jetzt 25 verschiedene, technisch wichtige
                              									Salzmineralien der Elemente Kalium, Natrium, Magnesium und Calcium als Chloride und
                              									Sulfate festgestellt. Hinzu kommen noch Hunderte von Salzgesteinen. Das Kalifieber,
                              									das auf Grund reicher Funde und der guten Geschäftslage um die Jahrhundertwende
                              									einsetzte, machte die Kaliindustrie mehr und mehr zum Gegenstand kapitalistischer
                              									Spekulation. Unter dem Einfluß der Kaligesetznovelle im Jahre 1909 stampften die
                              									folgenden sogenannten „Uebergründungsjahre“ die Kaliwerke geradezu aus dem
                              									Boden. Die Folge davon war, daß in einigen Jahren nicht weniger als 239 Kaliwerke
                              									und 87 Fabriken gebaut wurden. Der Gesamtabsatz des im Jahre 1879 gegründeten
                              									Kalisyndikats G. m. b. H., in dem alle Werke vereinigt sind, betrug im Jahre 1880
                              									2,5 Millionen dz. Bis zum Jahre 1900 stieg er auf 15,4 Millionen und auf 51,8
                              									Millionen im Jahre 1913. In diesem Jahre dürften diese Zahlen noch übertroffen
                              									werden. Insgesamt ist ein Kapital von ungefähr 2 Milliarden Goldmark in dieser
                              									Industrie investiert. Starke und schwache Werke haben sich zwecks Ausnützung der
                              									wirtschaftlichen Vorzüge der Konzentration zur höchsten Betriebsökonomie zu
                              									Verwaltungs- und Betriebseinheiten, Gruppen, Konzernen und Großkonzernen
                              									zusammengeschlossen. Im volkswirtschaftlichen Interesse werden neuzeitlich in den
                              									Kaliindustriezentren nicht nur gewaltige Riesenanlagen errichtet, sondern es werden
                              									gleichzeitig Veredlungsverfahren ausgearbeitet, um hochwertige Kaliprodukte und
                              									Sulfate, chemische Edel- und Sonderfabrikate auf breiter Grundlage herzustellen. Der
                              									Nutzbarmachung lästiger Salzrückstandshalden zu Großerzeugnissen wird besondere
                              									Beachtung geschenkt, um die natürlichen Bodenschätze nicht zu verschleudern. Eine
                              									als Mammutfabrik zu bezeichnende Anlage erhält eine Länge von 800 und eine Breite
                              									von 400 m. In dem „salzigen Reich“ des deutschen Bodens dürften etwa eine
                              									halbe Billion Tonnen nutzbarer Salzmineralien vorhanden sein.
                           Landgraeber.
                           Eisen und Kohle im Fernen Osten. Augenblicklich nehmen die Länder des
                              									Fernen Ostens in bezug auf die wichtigsten handelsfähigen Minerale einen nur
                              									unbedeutenden Anteil ein, nämlich z.B. 4 Prozent beim Kupfer, 1 Prozent beim
                              									Eisenerz, 5 Prozent bei der Kohle und 3 Prozent beim Oel. Nur bei einigen weniger
                              									wichtigen Mineralarten sind die Verhältnisziffern größer. Im Gegensatz dazu liefern
                              									die Länder, die zum Bereich des nördlichen Atlantischen Ozeans gehören, den weitaus
                              									stärksten Anteil an den betreffenden Bedürfnissen auf der Welt, nämlich 90 Prozent
                              									bei der Kohle, 98 Prozent beim Eisenerz, 65 Prozent beim Kupfer und 90 Prozent beim
                              									Oel. Diese Lage wird so zu erklären versucht, daß es nur an einer genügenden
                              									Ausbeutung im Fernen Osten mangelt, und es wird der Annahme Ausdruck verliehen, daß
                              									es bei Erreichung eines ähnlichen Standes wie in den Industrieländern die Erzeugung
                              									an Eisen und Stahl im Fernen Osten mehr oder weniger ausgeglichen werden könnte. Ein
                              									Ueberblick über die obwaltenden Verhältnisse beweist jedoch, daß eine derartige
                              									Annahme nur auf schwachen Füßen ruht. In der Tat scheint die Schlußfolgerung nicht
                              									unberechtigt (abgesehen von einigen Ausnahmen), daß der gegenwärtige niedrige Stand
                              									in der Erzgewinnung im Fernen Osten keine zeitweilige, sondern eine dauernde
                              									Erscheinung ist, die durch die Abwesenheit von Mineralquellen sowohl hinsichtlich
                              									der Menge als auch ihrer Art als auch der Verteilung hinsichtlich der praktischen
                              									Verwertung begründet ist. Diese Ansicht ist wiederholt von zuständigen Forschern
                              									vertreten worden. Nichtsdestoweniger geht die vorherrschende allgemeine Auffassung
                              									dahin, daß die Länder des Fernen Ostens, insbesondere China, beträchtliche
                              									Mineralreserven besitzen. Es muß auch anerkannt werden, daß die bedeutendsten
                              									Vorkommen an Eisenerz und Kohlen in den Ländern am Stillen Ozean sich in China
                              									befinden. Die Kohlenvorkommen sind hier, obwohl nur schwach entwickelt, ziemlich
                              									stark und werden auf ungefähr ¼ der Weltvorräte geschätzt. Manche von diesen
                              									Reserven befinden sich allerdings in entlegenen Gegenden, die einer handelsmäßigen
                              									Entwicklung noch für eine lange Zukunft nicht zugänglich sind. Die einzige für
                              									hüttenmännische Prozesse verwendbare Kokskohle liegt in Chihli, Fengtien und Shansi
                              									im Norden und in Kiangsi im Süden. Die Eisenerz-Reserven Chinas betragen nach den
                              									letzten Schätzungen 950000000 t, eine Zahl, die rund ⅕ der Eisenerze in den
                              									Vereinigten Staaten entspricht. Die Analyse jedoch zeigt, daß viele dieser Erze
                              									unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht verarbeitet werden können, und zwar
                              									teils wegen ihres niedrigprozentigen Gehaltes, teils wegen ihrer Entfernung von den
                              									vorhandenen Verbindungswegen. So enthalten z.B. die Erze der Mandschurei niedrige
                              									Eisenanteile, gebundene Hämatite und Magneteisensteine, die im nordöstlichen Chihli
                              									nur 30–36 Prozent Eisen, und müssen vor ihrer Verhüttung konzentriert werden. Die
                              									unmittelbar, ohne Aufbereitung verwendbaren Eisenerze in China, die auch infolge
                              									ihrer Lage durch Transportkosten nicht benachteiligt sind, werden auf rund 100000000
                              									t geschätzt; von diesen liegen ¾ längs des Yangtse-Flusses und ¼ 
                              									im Hsuan-Lung-Bezirk nordwestlich von Peking. Die erste dieser auch am meisten
                              									bekannten Gruppe hat sich in den letzten Jahren neuzeitliche Anlagen zugelegt. Die
                              									gegenwärtige Förderziffer an chinesischen Eisenerzen beträgt 1 Million t, d.h.
                              									weniger als 2 Prozent der amerikanischen Förderziffer. Japan kontrolliert rund 90
                              									Prozent der verwendbaren chinesischen Erzvorräte. Die bisher bekannten
                              									Eisenerzlagerstätten berechtigen aber nicht die Anlage des gewaltigen Kapitals, das
                              									für die Errichtung einer großen Eisen- und Stahlindustrie im Lande notwendig wäre.
                              									Die besten chinesischen Eisenerze sind von harter und erosionsbeständiger Natur. Es
                              									trifft zu, daß die inländischen Verhüttungsverfahren die Verwendung weicher Erze
                              									begünstigt und daß der Wert der harten Erze von den Chinesen nicht erkannt worden
                              									ist. Immerhin sind einige Entdeckungen in geographischer Hinsicht zu verzeichnen,
                              									namentlich seitdem China durch Ausländer durchforscht worden ist, so daß die bisher
                              									viel erörterten Möglichkeiten von dem Bestehen noch nicht entdeckter
                              									Eisenerzlagerstätten nicht von der Hand zu weisen sind.
                           Das Japanische Kaiserreich stellt den größten Verbraucher an Eisen- und Stahlwaren im
                              									Fernen Osten dar, doch beschränken sich seine eigenen Vorkommen an Eisenerz auf die
                              									Kamaishi-Gruben in der Provinz Riquchu mit einer geschätzten Reserve von 35000000 t.
                              									Außer diesen nimmt man noch das Vorhandensein von 45000000 t an, die aber zerstreut
                              									liegen und niedrigprozentig sind. Die Inlandsförderung in den letzten 10 Jahren
                              									betrug 209000 t jährlich oder weniger als 1 Prozent der amerikanischen. Japan
                              									verfügt ferner über Reserven in Korea, die 4000000 t betragen sollen und von denen
                              									etwas mehr als die inländische Förderung eingeführt werden. Die Armut Japans an
                              									Erzen macht seine Bestrebungen in der Erwerbung und Entwicklung der chinesichen
                              									Yangtse-Lagerstätten und seiner Versuche, die niedrigprozentigen Erze der
                              									Mandschurei zu konzentrieren, erklärlich. Mit Kohle ist Japan besser ausgestattet
                              									als mit Eisenerz, aber auch hier ist es im Vergleich mit den anderen wichtigsten
                              									Industrieländern ziemlich arm daran. Es hat bereits einen großen Teil seiner Vorräte
                              									erschöpft, so daß seine Industrie für die Zukunft dementsprechend begrenzt ist. Vor
                              									einigen Jahren haben die Kaiserlichen Stahlwerke versucht, hier Abhilfe zu
                              									verschaffen durch Mischen von japanischer mit chinesicher Kohle. Der meiste Koks aus
                              									japanischer Kohle ist nur schwach und porös. Die Reserven für Kokskohle sind auch so
                              									gering, daß man schon den Gedanken erwogen hat, die Eisenwerke zu
                              									elektrifizieren.
                           Die Eisenerze im russischen Fernen Osten erreichen kaum mehr als 5000000 t in
                              									zerstreutem Vorkommen. Die einzige Kohle, die sich gut für die Verkokung eignet,
                              									befindet sich auf der Insel Sakhalin, wo jedoch die Felder noch wenig entwickelt und
                              									gute Häfen entweder selten oder mehrere Monate des Jahres eingefroren sind. In
                              									Indochina sind Erz und Kohle unbedeutend. Siam verfügt zwar über einige
                              									unentwickelte und zerstreut liegende Eisenerzvorkommen, doch ist die dort gefundene
                              									Kohle meistens eine Braunkohle. Auf der Malaischen Halbinsel und in
                              									Britisch-Borneo gibt es auch einige Eisenerze, doch kommt ihnen nur eine lokale
                              									Bedeutung zu; die Gesamtmenge beziffert sich auf kaum mehr als 25000000 t.
                           Anders und mehr versprechend auf den ersten Blick erscheint die Lage in
                              									Niederländisch-Ostindien, namentlich im südlichen Teil von Borneo und in
                              									Zentral-Celebes. Die Eisenerze in diesen Bezirken bilden eine der größten bisher
                              									bekannten Reserven im Fernen Osten und werden auf 800000000 t geschätzt. Doch ist
                              									das Erz ähnlich dessen gewisse Schwierigkeiten bei der Verdem von Cuba und der
                              									Provinz Surigao auf den Philippinen ungleichmäßig, da es Nickel, Chrom, viel Tonerde
                              									und Feuchtigkeit enthält und infolgehüttung bietet. Kokskohle ist zwar vorhanden,
                              									doch in so begrenzten Mengen, daß bereits Untersuchungen angestellt worden sind, die
                              									Möglichkeit des Schmälzens auf elektrischem Wege oder vermittels Oelrückstände in
                              									Anwendung zu bringen. Auf den Philippinen gibt es bedeutende Eisenerzvorkommen,
                              									nämlich rund 430000000 t oder noch mehr, namentlich in Surigao am nördlichen
                              									Mindanao. Braunkohle ist im Ueberfluß vorhanden, Kokskohle dagegen in beschränkten
                              									Mengen hauptsächlich am südlichen Mindanao. Eine etwa zu errichtende Eisenindustrie
                              									dürfte nicht geeignet sein, mehr als die inländische Nachfrage zu befriedigen.
                              									Demnach scheint es höchst unwahrscheinlich, daß eine Eisen- und Stahlindustrie etwa
                              									nach Art derjenigen in Westeuropa oder in Nordamerika in den pazifischen Ländern des
                              									Fernen Ostens entwickelt werden kann. China mit dem besten Vorrat an Kokskohle hat
                              									nicht genug Eisenerze, und die geographische Trennung der besten Kokskohle von den
                              									Eisenerzen bedeutet einen schweren Nachteil. Niederländisch-Ostindien und die
                              									Philippinen verfügen über große Erzvorkommen, sind dagegen arm an Kokskohle. Japan
                              									mit der größten industriellen Leistungsfähigkeit, dem stärksten Verbrauch und der
                              									besten Organisation fehlt es an Kohle und Eisen in genügender Menge. Die zerstreuten
                              									Lagerstätten an Kohle und Erz in allen andern Ländern des Fernen Ostens sind von
                              									untergeordneter Bedeutung im Vergleich zu den genannten Ländern. Wenn alle Kohle-
                              									und Erzquellen im Pacific-Bereich gemeinsam erfaßt werden könnten, würden diese
                              									Vorräte sich für die Anlage einer Großindustrie eignen; doch würden dabei die
                              									geographischen Entfernungen der am besten geeigneten Erze und Kohlen im Wettbewerb
                              									mit den wichtigsten Eisen- und Stahlerzeugern der Welt die wirtschaftliche
                              									Produktion in Frage stellen. Sieht man von den politischen Grenzen ab, so erscheint
                              									als die beste Verbindung auf der einen Seite die Eisenerze der Philippinen und
                              									Niederländisch-Ostindiens, auf der anderen Seite die Kokskohle der nördlichen
                              									Provinzen Chinas.
                           Es bleiben noch die Eisen- und Kohlenvorkommen Indiens zu betrachten. Hier befinden
                              									sich große Reserven an hochprozentigen Erzen, die auf über 1½ Billionen t geschätzt
                              									werden. Obgleich die Erze weniger beträchtlich sind als in den Vereinigten Staaten
                              									und in Westeuropa, so darf man sie doch als die größten und besten 
                              									Lagerstätten im Fernen Osten bezeichnen. Ungeachtet der bedeutenden
                              									Kohlenvorkommen ist der Vorrat an Kokskohle in Indien weniger groß. Ein besonderer
                              									von der indischen Regierung eingesetzter Ausschuß hat die wahrscheinliche
                              									Erschöpfung an dieser Kokskohle nach ungefähr 40 Jahren ergeben, doch sollen
                              									kürzlich entdeckte Vorkommen das Vorhandensein größerer Reserven ergeben haben. Die
                              									Erzeugung von Eisen und Stahl befindet sich zwar, noch auf einer verhältnismäßig
                              									niedrigen Stufe, doch ist die Leistungsfähigkeit schneller gestiegen als der
                              									Inlands-Verbrauch, und zwar mit Rücksicht auf die Ausfuhr nach Westeuropa. Die
                              									Vorräte an Rohstoffen in Indien sind auch geeignet für das Wachsen einer großen
                              									Eisen- und Stahlindustrie. Nur wird dem durch eine geringe Aufnahmefähigkeit des
                              									inländischen Verbrauches und durch die Entfernung von den wichtigsten
                              									Auslandsmärkten Schranken gesetzt. Für die nächste Zukunft wird die indische
                              									Bergbau-Industrie hauptsächlich von dem Ausfuhrgeschäft abhängen, das sich wiederum
                              									nach den Industriezentren des Westens richten wird. (The Foundry Trade Journal,
                              									1926, Heft 527). Es wird öfters die Ansicht vertreten, daß, wenn auch die Menge und
                              									Güte der Vorkommen im Fernen Osten die Entwicklung einer Eisen- und Stahlindustrie
                              									auf eine ertragreiche, handelsmäßige Grundlage nicht begünstigten, eine solche
                              									Entwicklung doch Platz greifen würde, und zwar aus politischen und militärischen
                              									Gründen. Eine derartige Annahme übersieht jedoch, in Betracht zu ziehen, daß ein
                              									solcher Industrieaufbau riesige Kapitalausgaben. verschlingt sowohl für die erste
                              									Umwandlung der Rohstoffe als auch für ihre Bearbeitung und Fertigstellung unter den
                              									verschiedensten Formen bis zum letzten Verbraucher.
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Lagerung von Kohlen unter Wasser. Um am einfachsten und
                              									sichersten die Selbstentzündung der Kohle zu verhüten und ihre Wertminderung infolge
                              									der Einwirkung des Luftsauerstoffs zu verhindern, werden in Amerika schon seit einer
                              									Reihe von Jahren in größeren Werken die Kohlenvorräte in gemauerten, mit Wasser
                              									gefüllten Gruben gelagert. So besitzt z.B. die Indianapolis Light and Heat Co. zwei
                              									derartige Betonbehälter zur Lagerung der Kohlen unter Wasser. Der eine Behälter faßt
                              									13000 Tonnen Kohle; die gesamten Kosten für die beiden Behälter belaufen sich auf
                              									60000 Dollar.
                           Der größere Feuchtigkeitsgehalt der unter Wasser gelagerten Kohle hat bei der
                              									Verfeuerung von Stückkohle bisher keine Schwierigkeiten bereitet, dagegen erwies
                              									sich Nußkohle, wenn sie unter Wasser gelagert war, als schwerer entzündlich. Die
                              									Förderung der Kohle aus dem Wasserbehälter zum Kesselhausbunker erfolgt durch
                              									Eisenbahnwagen, so daß das Wasser auf diesem Transport genügend abtropfen kann. Die
                              									Entwässerung der Kohle kann aber auch in der Weise erfolgen, daß der Wasserspiegel
                              									in dem Lagerbehälter soweit gesenkt wird, daß die zum Verbrauch bestimmte Kohle
                              									nicht vom Wasser bedeckt ist. Bei dieser Methode zeigte sich, daß auch die 2–3 Meter
                              									über dem Wasserspiegel lagernde Kohle infolge der Kapillarität noch feucht
                              									bleibt. Die Untersuchung zweier Kohlenproben der gleichen Zeche und aus demselben
                              									Flöz, von denen die eine frisch gefördert war, während die zweite ungefähr 1 Jahr
                              									lang unter Wasser gelagert war, ergab eine Verminderung des Heizwertes von 6970 auf
                              									6794 WE; der Verlust betrug also nur 2,5 v. H.
                           
                              Sbr.
                              
                           Einfluß des Kieselsäuregehaltes im Eisenerz auf die
                                 										Selbstkosten des Roheisens. Zwecks Feststellung des Einflusses des
                              									Kieselsäuregehaltes im Eisenerz auf die Selbstkosten des Roheisens wurden zunächst 3
                              									Eisenerze untersucht mit den Analysen:
                           
                              
                                 Erz
                                 1
                                 2
                                 3
                                 
                              
                                 Eisen
                                 51,3
                                 49,0
                                 49,0
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                 11,0
                                 11,0
                                 15,0
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,7
                                 0,7
                                 0,7
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 2,5
                                 2,5
                                 2,5
                                 
                              
                                 CaO
                                 0,5
                                 0,5
                                 0,5
                                 
                              
                                 SiO2
                                 8,2
                                 12,0
                                 8,0
                                 
                              
                           Zur Erzeugung einer Tonne basischen Roheisens wurden bei
                              									Verwendung von Erz 1 und 2 benötigt:
                           
                              
                                 
                                 Gesamtgewicht
                                 Gewicht von
                                 
                              
                                 CaO
                                 Al2O3
                                 SiO2
                                 
                              
                                 
                                 kg
                                 kg
                                 kg
                                 kg
                                 
                              
                                 Erz 1
                                 1860
                                     9
                                   46
                                 149
                                 
                              
                                 Koks
                                   952
                                   23
                                   20
                                   59
                                 
                              
                                 Kalkstein
                                   453
                                 240
                                     4
                                     9
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 3265
                                 272
                                   70
                                 215
                                 
                              
                                 Erz 2
                                 1950
                                   10
                                   49
                                 234
                                 
                              
                                 Koks
                                 1054
                                   25
                                   23
                                   63
                                 
                              
                                 Kalkstein
                                   635
                                 336
                                 336
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                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 3639
                                 371
                                 408
                                 310
                                 
                              
                           Demnach bedingt der Verbrauch des Erzes 2 10,75% mehr Koks und
                              									40% mehr Flußmittel als Erz 1. Bei gleichem Koksverbrauch würde man am Tage 500 t
                              									Roheisen und 268 t Schlacke aus Erz 1 und 452 t Roheisen und 329 t Schlacke aus Erz
                              									2 erzeugen. Bei gleichen Löhnen machen die Mehrausgaben für die Handarbeit 10,75%
                              									beim Erz 2 aus. Das Erz 3 hat denselben Eisengehalt als Erz 2; aber das Verhältnis
                              									von Silizium zum Eisen ist 0,1633 gegen 0,245 in Erz 2 und 0,1558 in Erz 1. Die
                              									Erzeugungskosten einer Tonne Eisen aus Erz 3 sind demnach höher als aus Erz 1, aber
                              									niedriger als aus Erz 2. Es wäre falsch, die Erze 2 und 3 gleich zu bewerten. Eine
                              									Tonne Eisen aus Erz 3 erfordert 1950 kg Erz, 964 kg Koks, 480 kg Kalkstein. Außerdem
                              									erhält man 567 kg Schlacke. Man braucht also 1,22% mehr Koks und 6% mehr Flußmittel
                              									als bei Erz 1. (Revue de Métallurgie.)
                           
                              K.
                              
                           Fachveranstaltung für Schweißtechnik auf der Kölner
                                 										Frühjahrsmesse. Sonderausstellung und wissenschaftliche Tagung. Im
                              									Mittelpunkt der Kölner technischen Messe (20.–25. März) steht eine fachliche
                              									Veranstaltung, die dem wichtigen Gebiet der Schweißtechnik gewidmet ist. Die
                              									Fachveranstaltung wird unter Verzicht auf die übliche Aneinanderreihung toter
                              									Ausstellungsgegenstände das Schweißen in verschiedenen Industriezweigen vorführen,
                              									und zwar in der Hauptsache als Fabrikationsverfahren. Dies wird 
                              									dadurch ermöglicht, daß Firmen, die Apparate und Maschinen für die
                              									Schweißtechnik herstellen, sich für die Veranstaltung mit anderen Firmen
                              									zusammentun, die diese Maschinen benutzen. Die Veranstaltung wird unterstützt von
                              									der Carbidvereinigung und dem Deutschen Acetylenverein, ferner von dem Verband für
                              									autogene Metallbearbeitung (Hamburg), der einen Kursus für fortgeschrittene
                              									Schweißer abhalten wird.
                           An der Sonderausstellung wird sich auch das Ausland beteiligen; so liegen bis jetzt
                              									schon Anmeldungen von Firmen aus Amerika, Belgien, Holland und Oesterreich
                              									vor.
                           Mit der Ausstellung wird eine wissenschaftliche Tagung verbunden, die vom Kölner
                              									Bezirksverein Deutscher Ingenieure und der Elektrotechnischen Gesellschaft in Köln
                              									getragen und vom Verein Deutscher Ingenieure, Berlin, unterstützt wird. Für diese
                              									Tagung sind hervorragende Fachleute gewonnen worden, die über die letzten Ergebnisse
                              									der Forschung und der Praxis in der Schweißtechnik berichten werden.