| Titel: | Die Hamburg-Amerika-Linie und ihre heutige Flotte. | 
| Autor: | Castner | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 61 | 
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                        Die Hamburg-Amerika-Linie und ihre heutige
                           								Flotte.
                        Von Dipl.-Ing. Castner.
                        (Schluß.)
                        CASTNER, Die Hamburg-Amerika-Linie und ihre heutige
                           								Flotte.
                        
                     
                        
                           Die neuesten und schönsten Schiffe der Hapag fahren nach wie vor auf der New
                              									Yorker Strecke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 61
                              Abb. 13.Die formstabilen Ausbuchtungen bei den Schiffen der
                                 											„Albert-Ballin“-Klasse zur Verhinderung des Schlingerns.
                              
                           Es sind das die bereits mehrfach erwähnten Dampfer der Albert
                              									Ballin-Klasse: „Albert Ballin,“
                              									„Deutschland“ und „Hamburg,“ zu denen im Frühjahr 1927 noch die
                              										„New York“ treten wird. Da es sich um Schwesterschiffe handelt, die in
                              									Größenabmessungen, Raumverteilung, Einrichtung und Anzahl der Kajütenplätze
                              									annähernd gleich sind, dürfte eine Beschreibung des neuesten der z. Zt. fahrenden
                              									Schiffe dieser Klasse, der „Hamburg“ genügen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 61
                              Abb. 14.Querschnitt durch die Schlingertanks.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 61
                              Abb. 15.Graphische Darstellung der Schlingerbewegungen bei abgestellten
                                 										und angestellten Tanks
                              
                           
                           Der Zweischrauben-Turbinendampfer „Hamburg“ hat einen Raumgehalt von
                              									21000 B.R.T. bei einer Länge von reichlich 193 m. Er erhebt sich mit 5
                              									durchlaufenden Decks und 4 Decks in den Aufbauten zu der imposanten Höhe von 9
                              									Stockwerken, die noch von zwei mächtigen gelben Schornsteinen mit schwarz-weiß-roter
                              									Kappe überragt werden. Das Schiff wurde, wie auch seine Schwesterschiffe, auf der
                              									Werft von Blolim und Voß in Hamburg erbaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 62
                              Abb. 16.Dreischraubendampfer „Reliance“.
                              
                           Seinen Antrieb erhält der Dampfer durch zwei 14000 PS. leistende Turbinenanlagen, die
                              									ihm eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 Seemeilen (rund 30 km) in der Stunde
                              									verleihen. An Sicherheitseinrichtungen besitzt die „Hamburg“ alle auf diesem
                              									Gebiete zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel. So ist z.B. der
                              									Schiffskörper durch 13 Querschotten unterteilt, deren Türen durch eine einfache
                              									Hebelbewegung von der Kommandobrücke aus wasserdicht abgeschlossen werden können.
                              									Von den übrigen, der Sicherheit des Schiffes, seiner Fahrgäste und seiner Ladung
                              									dienenden Einrichtungen ist besonders eine aus mehreren Anlagen bestehende Station
                              									für drahtlose Telegraphie und Telephonie zu erwähnen, die es dem Schiff ermöglichen,
                              									dauernd mit den unterwegs befindlichen Schiffen in Verbindung zu bleiben.
                           Auch die modernste Sicherheitsvorrichtung, der Funkpeiler, ist auf dem Schiffe
                              									vorhanden. Dies ist eine Einrichtung, die es dem Kapitän ermöglicht, bei nebligem
                              									Wetter auf drahtlosem Wege den Ort, an dem sich das Schiff gerade befindet, genau
                              									festzustellen. Gewöhnlich geschieht dies bekanntlich durch Längen- und
                              									Streckenberechnungen, zu deren Grundlagen im wesentlichen mehrfach am Tage
                              									beobachtete Sonnenhöhen oder nachts ermittelte Gestirnshöhen dienen. Tritt dichter
                              									Nebel ein, so können diese Beobachtungen natürlich nicht vorgenommen werden. Mit dem
                              									Funkpeiler werden zwei drahtlose Stationen, deren Lage feststeht oder festgestellt
                              									werden kann, angepeilt und so der Schiffsort gefunden. Von ganz besonderem Werte ist
                              									der Funkpeiler beim Ansteuern der Küste, d.h. also, wenn sich das Schiff flacheren
                              									Fahrwassern nähert.
                           Die Passagiereinrichtungen des Dampfers sind von modernen Künstlern geschaffen
                              									worden, die mit erfindungsreicher, aber zugleich den praktischen Zwecken sich
                              									anschmiegender Phantasie Wohn- und Gesellschaftsräume ersonnen haben, die den
                              									Fahrgast mit einer Fülle schöner Formen und Farben umgeben und ihn nichts von jenen
                              									zahlreichen Einrichtungen vermissen lassen, die auf einem modernen Dampfer der
                              									Behaglichkeit des täglichen Lebens zu dienen bestimmt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 62
                              Abb. 17.Dreischraubendampfer „Resolute“.
                              
                           Die 1. Klasse besitzt einen, sich über die ganze Schiffsbreite erstreckenden und
                              									durch zwei Decks hoch gebauten Speisesaal mit 226 Plätzen an kleinen Tischen. Wer an
                              									den Hauptmahlzeiten im Speisesaal nicht teilnehmen will, findet im Bordrestaurant,
                              									dem Grillraum, Gelegenheit, allein oder mit Freunden und Bekannten zu speisen. Eine
                              									große, auch Tanzfestlichkeiten dienende Halle, ein Damenzimmer, ein Schreibzimmer,
                              									ein Lesezimmer mit Bücherei und ein zwei Decks hohes Rauchzimmer mit Kamin und
                              									Galerie bieten der Entfaltung geselligen Bordlebens breiten Raum. Für die Kleinen
                              									unter den Fahrgästen ist ein Kinderzimmer 
                              									vorhanden, das von ihnen als Spielzimmer und Eßraum benutzt wird. Die Wohnräume
                              									der 1. Klasse teilen sich in vier aus Wohnzimmer, Schlafzimmer, Baderaum und
                              									Kofferraum bestehende Staatszimmerfluchten, in 12 Luxuskabinen mit Bad, in 60
                              									einbettige und 47 zweibettige Kabinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 63
                              Abb. 18.Dampfer „Bayern“.
                              
                           Sämtliche Wohnräume liegen auf den oberen Decks und haben
                              									fließendes kaltes und warmes Wasser. Die Betten sind ausnahmslos freistehend. Zwei
                              									Treppenhäuser mit Vorplatz und ein Fahrstuhl verbinden die verschiedenen Stockwerke
                              									miteinander. Dem Aufenthalt in freier Seeluft dienen ein breites, um die mittleren
                              									Aufbauten herumführendes Promenadendeck mit Glasschiebefenstern, eine zwei Decks
                              									hohe offene Laube, ein Sonnen-, sowie ein großes Sportdeck. Auf letzterem
                              									befinden sich unter anderem ein Tennisplatz mit geschlossener Netzanlage und ein
                              									Platz für Fußballzielstoßen, auf dem auch Wurfball, Faustball und ähnliches gespielt
                              									werden kann. Weiter besitzt das Sportdeck eine Kegelbahn, vier Shuffle-Board-Plätze,
                              									einen Billardtisch für das sog. Schiffsgolf, einen Punshingball und einen neuartigen
                              									Boxapparat für zwei bis vier Personen. Außerdem bietet der neben dem Lichtbad
                              									liegende Turnsaal Gelegenheit zu sportlicher Betätigung. Neben der Turnhalle ist ein
                              									Tauchbecken eingebaut, in dem man ein Bad im Freien nehmen kann. Auch Ruheräume für
                              									Luft- und Sonnenbäder sind vorhanden. In einer Frisierstube und einem
                              									Damenfrisiersalon walten die Verschönerungsräte des Schiffes ihres Amtes, während in
                              									einem Blumenladen, einem Bücherstand und dem Verkaufsraum der Hapag-Kunstmesse,
                              									sowie einem Modekiosk begehrenswerte Dinge zum Verkauf und zur Schau stehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 63
                              Abb. 19.Dampfer „Toledo“.
                              
                           Die 2. Klasse der „Hamburg“ vermag 476 Fahrgäste aufzunehmen und stellt diesen
                              									Räume zur Verfügung, die in ihrem künstlerischen Schmuck und der Zweckmäßigkeit
                              									ihrer Einrichtungen eine angenehme Reise gewährleisten. Außer einem großen
                              									Speisesaal mit kleinen Tischen besitzt auch diese Klasse eine große
                              									Gesellschaftshalle, ein Rauchzimmer und ein Damenzimmer, sowie ein geräumiges, z. T.
                              									mit Glasschiebefenstern geschütztes. Promenadendeck und eine Laube. Zu bestimmten
                              									Tagesstunden ist die Turnhalle des Schiffes auch den Fahrgästen der 2. Klasse
                              									zugängig. Die Kabinen sind geräumig und behaglich. Zu ihrer Einrichtung gehören:
                              									Kleiderschränke und fließendes Wasser. Neben 
                              									zwei-, drei- und vierbettigen Kammern befindet sich als Neuerung in der 2.
                              									Klasse auch eine Anzahl einbettiger Kabinen. Für den Verkehr zwischen den einzelnen
                              									Stockwerken steht auch in der 2. Klasse neben dem Treppenhaus ein Fahrstuhl den
                              									Reisenden zur Verfügung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 64
                              Abb. 20.Turbinendampfer „Kobra“.
                              
                           In der neuzeitlich eingerichteten 3. Klasse ist Raum für 456 Fahrgäste vorhanden, die
                              									in Kabinen mit 2, 3 und 4 Betten wohnen. Besonders die Einrichtung der zweibettigen
                              									Kabinen findet beim reisenden Publikum lebhaften Anklang. Für Familien sind außerdem
                              									einige Kammern mit 6 Betten eingerichtet. Die Mahlzeiten werden in einem hellen
                              									freundlichen Speisesaal an weißgedeckten Tischen von Stewards gereicht. Im
                              									Rauchzimmer oder im Damenzimmer können sich die Fahrgäste zu geselliger Unterhaltung
                              									vereinen oder auf dem Promenadendeck frische Luft genießen. Wie in der 1. und der 2.
                              									Klasse sorgt auch hier eine Bordkapelle, ein Ufa-Bordkino und eine Bücherei für
                              									Unterhaltung und Abwechslung.
                           Sämtliche Schiffe der Albert-Ballin-Klasse sind in aller Welt bekannt als die
                              										„Schiffe ohne Seekrankheit.“ Diesen guten Ruf und ihre stetige Fahrt
                              									verdanken sie vor allem der neuartigen Kombination der Frahmschen Schlingertanks mit
                              									den formstabilen Anschwellungen. Dies sind an beiden Seiten des Schiffsrumpfes auf ⅔
                              									Länge sich entlangziehende wulstartige Ausbuchtungen. Sie geben dem Schiffe eine
                              									besonders breite Wasserlinie und erhöhen dadurch die Stabilität beträchtlich.
                              									Außerdem aber ermöglichen sie eine neuartige, äußerst wirkungsvolle Anordnung der
                              									bekannten Frahmschen Schlingertanks. Diese neue Einrichtung unterscheidet sich von
                              									den ganz im Innern liegenden Schlingertanks durch den Fortfall des
                              									Verbindungskanals. Sie wurde zuerst auf U-Booten erprobt, deren gewölbte Außenform
                              									sich hierfür besonders eignete. Die Schiffe der Albert-Ballin-Klasse haben außer der
                              									durch die Ausbuchtung gegebenen Außenhaut noch eine senkrechte Innenhaut in der
                              									Flucht der geraden Schiffsseite, sodaß zwischen den beiden Wänden ein umfangreicher
                              									Raum bleibt, der in Zellen eingeteilt werden konnte. Eine Anzahl dieser Zellen wurde
                              									als Schlingertanks ausgenutzt, und zwar sind die sich auf der Steuer- und
                              									Backbordseite gegenüberliegenden Zellen durch einen abschließbaren Luftkanal
                              									miteinander verbunden. Außerdem sind in die Zellen Schlitze eingeschnitten, die bei
                              									geöffnetem Luftkanal das Wasser entsprechend dem bekannten physikalischen Gesetz der
                              									kommunizierenden Röhren einströmen und die Wassermassen in den sich
                              									gegenüberliegenden Tanks als frei arbeitende Gewichte wirken lassen. Schlägt in
                              									starkem Seegange eine Welle z.B. an die rechte Bordwand des Schiffes und versucht,
                              									dieses nach links hinüberzuneigen, so strömt das Wasser des rechten Tanks infolge
                              									entsprechend gehaltener Form der Schlingerschlitze nur langsam aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 64
                              Abb. 21.Turbinenschnelldampfer „Kaiser“.
                              
                           Die Wassermassen dieses Tanks können dadurch eine bestimmte
                              									Zeit lang als schweres Gewicht nach unten wirken. Sie stemmen das Schiff der
                              									Wellenbewegung entgegen und richten es ohne Erschütterung wieder auf. Während dieser
                              									rechte Tank sich wieder langsam leert, füllt sich der linke. Das Einströmen des
                              									Wassers in diesen kann 
                              									aber nur langsam erfolgen, da die im Tank befindliche Luft nur insoweit dem
                              									Druck des Einstroms nachgeben kann, als das Wasser im rechten Tank ausläuft. Der
                              									Einstrom in den linken Tank wird also erheblich gehemmt. Diese Hemmung wirkt sich
                              									als starker Druck nach oben aus, womit gleichfalls eine Gegenkraft wider die
                              									Einwirkung der von rechts angreifenden Welle erzeugt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 65
                              Abb. 22.Turbinenschnelldampfer „Kaiser,“ Promenadendeck.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 65
                              Abb. 23.Turbinenschnelldampfer „Kaiser,“ Großer Speisesaal
                              
                           Der gleiche Vorgang wiederholt sich in umgekehrter Folge, wenn
                              									das Schiff, entsprechend dem Pendelgesetz nach rechts zurück überzupendeln versucht,
                              									denn der linke Tank hat sich bei der Neigung nach links schließlich mit Wasser
                              									gefüllt, das beim Ansetzen des Schiffes zur Rechtsneigung sofort als Gewicht nach
                              									unten zu wirken beginnt, während zu gleicher Zeit der unterdessen fast leergelaufene
                              									Tank (rechts) sich nun füllt und die gehemmt einströmenden Wassermassen
                              									entgegengesetzt drücken. Bei der Schlingerbewegung werden sich also die Behälter
                              									abwechselnd füllen und entleeren, wobei die Luft im Luftkanal hin- und herströmen
                              									muß. Die Größe der Außenbordöffnungen ist auf Grund von Berechnungen und
                              									eingehenden Modellversuchen so bemessen, daß das Ein- und Ausströmen des Wassers
                              									wohl im Zeitmaß der Schlingerbewegung des Schiffes, aber mit einer
                              									Phasenverschiebung stattfindet, sodaß in dem Augenblick, in dem die herankommende
                              									Welle das Schiff zu neigen versucht, der eine Tank sich schon erheblich mit Wasser
                              									gefüllt hat und durch sein Uebergewicht über den fast entleerten jenseitigen Tank
                              									der Welle entgegenwirkt. Dem Einfluß der Wellenbewegung, die das Schiff zum
                              									Schlingern zu bringen sucht, wird also ganz selbsttätig bei jedem Wellenimpuls durch
                              									die ein- und ausströmenden Wassermassen entgegenwirkt, sodaß nur eine sehr geringe
                              									Schlingerbewegung aufkommen kann, die jedoch genügt, das Spiel des auf- und
                              									absteigenden Wassers in den Tanks aufrecht zu erhalten. Versuche, die während einer
                              									stürmischen Ueberfahrt vorgenommen wurden, ergaben, daß bei abgesperrtem Luftkanal –
                              									also bei abgestellten Schlingertanks – das Schiff sich um 16 Grad nach beiden Seiten
                              									neigte, während die Neigung bei angestellten Tanks nur 5 Grad betrug. So vermögen
                              									die Schiffe der Albert-Ballin-Klasse, unbeeinflußt von Sturm und Wetter, in
                              									außerordentlich ruhiger Fahrt den Ozean zu durcheilen und ihre Fahrgäste auch bei
                              									hohem Seegange vor der Seekrankheit zu bewahren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 65
                              Abb. 24.Hafenanlagen der Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg.
                              
                           Außer dem Ueberseedienst betreibt die Hapag, wie eingangs erwähnt, den Nordseebäderdienst durch die Hapag-Seebäderdienst G. m.
                              									b. H. In den Wochen des Hauptverkehrs wird abwechselnd durch die beiden eigens zu
                              									diesen Zwecken erbauten prachtvollen Turbinenschnelldampfer „Kaiser“ und
                              										„Cobra“ eine tägliche Verbindung zwischen Hamburg, Cuxhaven und den
                              									Nordseebädern hergestellt. Von den genannten beiden Schiffen ist die „Cobra“
                              									in den Jahren 1925/26 erbaut und im Frühjahr 1926 in den Dienst eingestellt worden.
                              									Sie ist 82 m lang, 12,2 m breit und faßt 1850 Personen. Mit einer
                              									Stundengeschwindigkeit von etwa 17 Kn. ist sie das schnellste Schiff des
                              									Nordseebäderverkehrs. Der etwas größere „Kaiser“ faßt 2000 Personen und läuft
                              									16 Kn. Wie auf dem Dampfer „Kaiser,“ so 
                              									findet man auch auf der „Cobra“ einen modern eingerichteten Speisesaal
                              									mit etwa 140 Sitzplätzen. Ein Damensalon mit 30 Plätzen, ein Rauchsalon mit 50
                              									Plätzen, Bar, Frisiersalon, Buchhandlung u.a.m. ergänzen die vornehm gediegene
                              									Einrichtung beider Schiffe. Die etwa 60 m langen Promenadendecks bieten, durch
                              									breite Schiebefenster geschützt, jederzeit einen angenehmen Aufenthalt. Die durch
                              									ihren Staub und Schmutz früher vielfach lästige Kohlenfeuerung ist auf beiden
                              									Schiffen durch eine moderne Oelfeuerungsanlage ersetzt, sodaß die Rauchentwicklung
                              									ausfällt und die Sauberkeit aller Schiffsräume noch erheblich erhöht wird. Die
                              									funkentelegraphischen Einrichtungen ermöglichen die stetige Verbindung mit dem
                              									Lande. Diese Nordseebäderschiffe bieten demnach die gleichen Bequemlichkeiten und
                              									Annehmlichkeiten, wie man sie auf jedem großen Ueberseedampfer der Hapag
                              									antrifft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 66
                              Abb. 25.Hapag-Ueberseeheim.
                              
                           Abgesehen von den großen Hafenanlagen und dem Hauptverwaltungsgebäude (Hamburg,
                              									Alsterdamm 25) unterhält die Hapag in Hamburg für ihre Fahrgäste unmittelbar neben
                              									dem Hauptbahnhof eine umfangreiche Gepäckannahmestelle, ferner (in der Altmannstraße
                              									2) eine ärztliche Untersuchungsstelle für Ueberseereisende und das weltberühmte
                              										„Ueberseeheim.“ Auf letzteres soll nachstehend noch kurz eingegangen
                              									werden.
                           Mit dem Ueberseeheim hat die Hapag eine Einrichtung geschaffen, die den Fahrgästen 3.
                              									und 2. Klasse ihrer Schiffe in den Tagen vor der Abfahrt nach Uebersee eine
                              									anerkannt vorzügliche Unterkunft bietet und die Reisenden vor manchen
                              									Ungelegenheiten bewahrt, denen Fremde in einer Hafenstadt häufig ausgesetzt sind.
                              									Parkartige Anlagen, grüne Flächen und baumbestandene Straßen geben dem Heim den
                              									Charakter eines kleinen Kurortes. Die Unterbringung der Reisenden erfolgt in
                              									hellen, freundlichen Pavillons mit gemeinsamen Schlafsälen. Außerdem stehen aber
                              									sowohl für Fahrgäste der 2., als auch der 3. Klasse, die es vorziehen, gegen einen
                              									geringen Aufschlag in besonderen Räumen zu wohnen, vier Hotels mit gemütlichen 2-,
                              									3- und 4bettigen Zimmern zur Verfügung. Die Zimmer haben die Einrichtung
                              									bürgerlicher Hotelzimmer mit fließendem Wasser usw. Die in den Pavillons wohnenden
                              									Fahrgäste nehmen die Mahlzeiten in großen Speisesälen an Tischen zu etwa 14 Personen
                              									ein. Die Speisen werden von Stewards gereicht. In den Hotels können die Gäste ihre
                              									Mahlzeiten auf Wunsch in ihren Zimmern oder im gemeinsamen Speisesaal einnehmen.
                              									Auch sonst ist im Ueberseeheim in jeder Weise für das leibliche und geistige Wohl
                              									seiner Insassen gesorgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 66
                              Abb. 26.Hapag-Ueberseeheim. Eingang.
                              
                           Das auf der Veddel in Hamburg gelegene Ueberseeheim könnte kürzlich das Jubiläum
                              									seines 25jährigen Bestehens feiern. Als in der Vorkriegszeit der transatlantische
                              									Passagierverkehr seinen 
                              									Höhepunkt erreichte, wurden täglich bis zu 8000 Personen in diesen Hallen
                              									untergebracht. Nach dem Kriege, als die radikalen Einwanderungsbeschränkungen der
                              									Vereinigten Staaten den Auswandererstrom aus Ost- und Südeuropa zum Versiegen
                              									brachten, erfuhr die Anlage von Grund auf eine Umwandlung in ihre heutige Gestalt.
                              									Das heutige „Ueberseeheim Hapag,“ wie die Auswandererhallen seit ihrer
                              									Neugestaltung heißen, trägt den sozialen Ansprüchen der vornehmlich
                              									mitteleuropäischen Ueberseereisenden in jeder Hinsicht Rechnung. Es bedeckt eine
                              									Gesamtfläche von 55000 qm und vermag gleichzeitig rund 2500 Personen Unterkunft und
                              									Verpflegung zu geben. Man sieht aus alledem, daß die Hapag, was den technischen
                              									Betrieb anbetrifft, den Vorkriegszustand nicht nur erreicht, sondern bei weitem
                              									übertroffen hat. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß nicht nur die
                              									Flotte, sondern auch die sonstigen technischen Einrichtungen in den letzten Jahren
                              									zum weitaus größten Teile neugeschaffen, zum mindesten aber durch gründliches
                              									Ueberholen, Umbauten und sonstige Verbesserungen den heutigen Anforderungen in jeder
                              									Beziehung angepaßt wurden. Das Gleiche gilt von allen die Sicherheit der Schiffe,
                              									ihrer Fahrgäste und ihrer Ladung betreffenden Fragen. Die Sorge für das Wohl und die
                              									Bequemlichkeit der Reisenden hat zu Erfolgen geführt, die denen der früheren Zeit in
                              									keiner Weise nachstehen.