| Titel: | Der Einfluß der elastischen Vorspannung auf die Beanspruchung von Schrauben. | 
| Autor: | Guido Bersa | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 133 | 
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                        Der Einfluß der elastischen Vorspannung auf die
                           								Beanspruchung von Schrauben.
                        Von Ing. Guido Bersa.
                        Technische Hochschule Graz.
                        BERSA, Der Einfluß der elastischen Vorspannung.
                        
                     
                        
                           Die übliche Berechnung von Schrauben und Schraubenverbindungen vernachlässigt
                              									vollkommen die Elastizität des Schraubenbolzens und der verschraubten Teile. Im
                              									allgemeinen ist das auch ohne weiteres zulässig. Es gibt aber doch Fälle, bei
                              									welchen die Elastizität des Materials in Verbindung mit der Vorspannung der Schraube
                              									zu nicht zu unterschätzenden Ueberbeanspruchungen der letzteren führt. Im folgenden
                              									werden wir nun sehen, wie man diesen Einfluß der elastischen Vorspannung bestimmen
                              									und ihm unter Umständen vorbeugen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 133
                              Abb. 1.
                              
                           Wir betrachten die Schraubenverbindung in der Abbildung
                                 										1. Zwei Teile a und b werden durch die Schraube f zusammengehalten. Damit
                              									sich die beiden Teile auch unter der Betriebslast P, welche sie voneinander zu
                              									entfernen sucht, in ihrer Berührungsfläche O mit einem Fugendruck Si berühren, wird
                              									die Schraube mit einer gewissen Vorspannung S angezogen. Solange P nicht auftritt,
                              									haben wir nun folgende Verhältnisse:
                           a und b werden mit der Kraft S zusammengedrückt und verkürzen sich insgesamt um
                              									während sich der Schraubenbolzen um längt. Der Abstand der Schraubenmutter vom
                              									Schraubenkopf ist jetzt x1 = 1 – δa1 Im ungespannten Zustand der Schraube ist dieser
                              									Abstand y = x1 – δl1
                              									= 1 – δa1 – dl1.
                              									Jetzt tritt eine Kraft K auf, welche die beiden Teile a und b zu trennen sucht.
                              									Unter der Einwirkung von K wird sich nun die Schraube etwas mehr längen. Dafür
                              									können sich aber a und b etwas ausdehnen und der Fugendruck in O, der bis jetzt
                              									gleich S war, wird auf Si sinken. Die Gesamtbelastung der Schraube ist jetzt K +
                              										S1 und dieser entspräche eine Dehnung δ1. Der Abstand der Mutter vom Kopf wird also sein:
                              										x2 = y + δl2.
                              									Die Zusammendrückung der Teile a und b durch S1 und
                              									K sei insgesamt a2. Es ist daher auch x2 = l – δa2 = y +
                              										dl2 = l – δa1 –
                              										(δl1 – δl2).
                           δa1 – δa2 = δl2 – δl1 . . . . . . . . . . (1)
                           Diese Deformationen sind im allgemeinen direkt proportional
                              									den sie erzeugenden Kräften, so daß wir setzen können:
                           δa1 = S . A1, δa2 = S1 . A1 + K . A2
                              								
                           δl1 = S . L1, δl2 = (S1 + K) . L1
                              								
                           S1 ist wie S eine reine
                              									Druckkraft, im Innern der Teile a und b; man kann daher denselben Faktor A1 verwenden. K dagegen tritt von. außen auf und
                              									erzeugt eine andere Formänderung, daher A2. Setzen
                              									wir nun diese Werte in Gleichung (1) ein, so erhalten wir:
                           S_1=S-K\,\cdot\,\frac{L_1+A_2}{L_1+A_1}=S-K\,\cdot\,\frac{u}{v} (2)
                           und die Gesamtbeanspruchung der Schraube ist:
                           K+S_1=S+K\,\left(1-\frac{u}{v}\right) (3)
                           Diese Beziehung wurde der Einfachheit halber an dem üblichsten Falle von zwei
                              									miteinander verschraubten Teilen abgeleitet. Sie läßt sich aber sinngemäß auch auf
                              									jede beliebige Schraubenverbindung anwenden. Ihre praktische Anwendung wollen wir
                              									nun an einem einfachen Beispiele zeigen. Und an den folgenden Variationen desselben
                              									werden wir sehen, wie man durch konstruktive Aenderungen der Schraubenverbindung den
                              									Einfluß der elastischen Vorspannung wenigstens innerhalb gewisser Grenzen
                              									beherrschen kann.
                           Wir hätten einen doppelwandigen Kolben einer Dampfmaschine mit der üblichen
                              									Kolbenstangenbefestigung, wie Abbildung 2 zeigt. Der
                              									Kolben sei aus Gußeisen und ohne Rippen. Die Schraube wird nun mit der Vorspannung S
                              									angezogen. Ihre 
                              									Längendehnung ist daher \delta\,l_1=S\,\cdot\,\frac{1}{f\,\cdot\,E} können wir als konstant annehmen, wenn wir 1
                              									so wählen, wie aus der Abbildung erwichtich. Für die Kolbenstange sei E = 2200000
                              										kg/cm2. Durch S wird andererseits die Nabe
                              									zusammengedrückt und zwar nach demselben Gesetz \delta\,a_1=S\,\cdot\,\frac{1}{F\,\cdot\,E_1}. Den Querschnitt der Nabe
                              									können wir ebenfalls über die Länge l als ungefähr konstant auffassen. Er sei, nach
                              									ausgeführten Kolben, F = 2f, bei einem Elastizitätsmodul von E
                              									1
                              									= 1000000 kg/cm2. Wir
                              									erhalten jetzt:
                           
                              L_1=\frac{1}{f\,\cdot\,E}=\frac{1}{2200000\,f},\ A_1=\frac{1}{F\,\cdot\,E_1}=\frac{1}{2000000\,t},
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 134
                              Abb. 2.
                              
                           Das A2 ermitteln wir nach folgenden Gesichtspunkten.
                              									Sieht man vom Kolbenstangenquerschnitt ab und betrachtet die volle Kolbenfläche, so
                              									kann man die auf einen unendlich schmalen Kreissektor wirkende Kraft dK in seinem
                              									Schwerpunkt angreifend denken, so daß entsprechend dieser Dreiecksbelastung
                              									\frac{1}{3} dK auf die Nabe und \frac{2}{3} dK auf die Kolbenperipherie wirken. Diese
                              									\frac{2}{3} dK müssen nun wieder durch die Kolbenwände auf die Nabe übertragen
                              									werden. Unter der Voraussetzung, daß sich daran beide Kolbenwände gleich beteiligen
                              									und unter Vernachlässigung der von der rückwärtigen Wand übertragenen \frac{1}{3} dK
                              									wirken von links auf die Kolbennabe \frac{2}{3} dK. Ueber die ganze Kolbenfläche
                              									genommen sind es also \frac{2}{3} K und die dadurch erzeugte Deformation ist
                              									\frac{2}{3}\,K\,\cdot\,\frac{1}{F\,\cdot\,E_1} oder A_2=\frac{21}{3\,F\,\cdot\,E_1}=\frac{2}{3}\,A_1. Diese Ermittlung von A2
                              									erhebt keinen Anspruch auf Genauigkeit, die sich aber auch durch exaktere
                              									Ueberlegungen, wozu hier kein Platz ist, nicht viel verbessern ließe. Sie soll
                              									vielmehr nur zeigen, wie man sich auch bei schwierigeren Fällen in einfacher Weise
                              									helfen kann.
                           S1 = S – 0,82 K.
                           Ist nun S wie üblich 1,2 und K = P, so ist S1 = 0,38 P und S1 +
                              									P = 1,38 P, statt 1,2 P, wie beabsichtigt. Die Schraube ist also um 15%
                              									überbeansprucht.
                           Man könnte nun zwei Mittel anwenden, um diese Ueberbeanspruchung herabzusetzen.
                              									Nämlich Vergrößerung des Nabenquerschnittes F, oder Verkleinerung der Vorspannung S.
                              									Würde man z.B. F verdoppeln, so wäre S1 noch
                              									immer 0,32 P. So kommen wir also nicht weiter. Es bleibt nur übrig, die Vorspannung
                              									herabzusetzen. Wir wollen ein S1 = 0,2 P haben. Nun
                              									ist S=S-\frac{u}{v}\,\cdot\,P,\ \frac{u}{v} in unserem Falle 0,82, daher 0,2 P = S' – 0,82 P . S' = 1,02 P, Das
                              									ist die Vorspannung, mit welcher wir das gewünschte S1 wirklich erreichen. Die Gesamtbeanspruchung der Schraube ist jetzt P +
                              										S1 = 1,2 P wie vorgesehen und wofür die Schraube
                              									gerechnet ist.
                           Jetzt wollen wir sehen, wie die Verhältnisse sind, wenn wir den Kolben nicht
                              									doppelwandig ausführen, sondern so, wie Abbildung 3
                              									zeigt. Es ist:
                           
                              \delta\,l_1=S\,\cdot\,L_1=S\,\frac{1}{f\,\cdot\,E},\ \delta\,a_1=S\,\cdot\,A_1=S\,\cdot\,\frac{1}{F\,\cdot\,E_1}
                              
                           δl2 = (K + S1) L
                              									1, E1 = 1000000
                              										kg/cm2,
                           δa2 = S1 . A1 + K . A2. Für A2 können wir
                              									mit ziemlicher Annäherung setzen A_2\,\sim\,\frac{\frac{a}{2}}{F\,\cdot\,E_1}. Wir überlegen dabei folgendermaßen: Die
                              									Kraft K muß von der Kolbenwand auf die Nabe übertragen werden, was nur durch
                              									Auftreten von Schub und Biegung möglich ist. In der Berührungsfläche zwischen Mutter
                              									und Nabe kann dagegen nur reiner Druck herrschen. Dieser Druck wird sich nun in das
                              									Nabeninnere fortsetzen, bis er zu Null geworden und in Schub und Biegung
                              									übergegangen ist. Innerhalb dieser Druckregion wird nun eine Deformation eintreten.
                              									Daß diese nicht linear von K abhängig sein wird, ist sicher. Da wir aber weiter
                              									keinen Anhalt dafür haben, die sonst von K erzeugten Deformationen diese lineare
                              									Abhängigkeit besitzen (siehe Abb. 2 und 4), so können wir eine solche auch für diesen Fall
                              									annehmen. Die Rechnung würde sonst zu umständlich werden, ohne sonderlich an
                              									Genauigkeit zu gewinnen. Im allgemeinen ist der Einfluß dieser Uebergangszone auch
                              									nicht groß, so daß der dabei gemachte Fehler zulässig erscheint. Will man sicher
                              									gehen, so kann man ja diese Uebergangszone vernachlässigen, man erhält dann nur
                              									etwas ungünstigere Werte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 134
                              Abb. 3.
                              
                           In unserem Falle stellen wir uns vor, daß der Druck von seinem
                              									Größtwert an der Berührungsstelle zwischen Mutter und Nabe innerhalb der Strecke a
                              									linear auf Null sinkt, so daß wir im Mittel auf die Strecke a einen Flächendruck
                              									\frac{K}{2\,F} hätten. Damit wird aber die Formänderung \frac{K}{2\,F}\,\cdot\,\frac{a}{E_1} oder A_2=\frac{\frac{a}{2}}{F\,\cdot\,E_1}. Es
                              									sei nun etwa a = 0,31 und F = 2f. Diese Werte setzen wir nun in Gleichung (2.) ein
                              									und erhalten: S1 = S–0,55 K. Für S = 1,2 P und K = P
                              									ist S1 = 0,65 P und S1 + P = 1,65 P statt 1,2 P. Diese Schraubenverbindung ist also noch 
                              									ungünstiger als die frühere. Die Schraube ist um 38% mehr beansprucht als
                              									vorgesehen. Wollen wir wieder S1 = 0,2 P haben, so
                              									muß 0,2 P = S' – 0,55 P sein, und es wird S' = 0,75 P.
                           Diese unerwünschte Ueberbeanspruchung können wir aber hier auch auf andere Weise
                              									vermeiden. Wenn wir nämlich den Anschluß der Nabe an den Kolben nach Abbildung 4 vornehmen. Jetzt ist δa2
                              									= S1 . A1 + K . A'2, wobei
                              
                              									A'_2\,\sim\,\frac{1-\frac{a}{2}}{F\,\cdot\,E_1}, a sei hier etwas größer, a = 0,41; A'_2=\frac{0,81}{F\,\cdot\,E_1}. Auch die Nabe wird aus
                              									konstruktiven Gründen etwas größer ausfallen, etwa F = 3f. Wir erhalten nun: S1 = S–0,92 K; und für S = 1,2 P und K = P ist S1 = 0,28 P und S1 +
                              									P = 1,28 P, so daß die Schraube nur um etwa 7% mehr beansprucht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 135
                              Abb. 4.
                              
                           Aehnlicher Beispiele gibt es natürlich noch viele. Es hat aber nicht viel Zweck, noch
                              									mehr solcher Fälle zu besprechen, denn es wäre ja doch nur eine mehr oder minder
                              									variierte Wiederholung des schon Gebrachten. Die in den vorstehenden Beispielen
                              									gezeigte Anwendung der Gleichungen (1), (2) und (3) läßt sich. für jeden anderen
                              									Fall ohne weiteres durchführen. Auch den kompliziertesten Verhältnissen wird man
                              									durch sinngemäße Anwendung der Gleichung (1) gerecht werden. Auf Schwierigkeiten
                              									dürfte man nur bei der Bestimmung der Faktoren A1
                              									und A2 stoßen. Diese lassen sich exakt überhaupt
                              									nicht bestimmen. In den meisten Fällen wird es aber gelingen, sie innerhalb der
                              									Genauigkeitsgrenzen, die diese Rechnung verlangt, zu ermitteln. Es ist nur zu
                              									beachten, daß die Verhältnisse nicht immer so einfach sein müssen, wie in den
                              									vorstehenden Beispielen, wo wir reinen Druck hatten. Es können unter Umständen auch
                              									Biegung und Verdrehung und Kombinationen davon auftreten, was beim Aufsuchen der
                              									Faktoren A berücksichtigt werden muß.
                           Welcher der oben für die Erreichung eines kleinen S1
                              									gezeigten Wege eingeschlagen werden soll, läßt sich natürlich im allgemeinen nicht
                              									sagen. Das muß von Fall zu Fall entschieden werden. Durch Vergrößerung von F wird
                              									man, wie wir schon gesehen haben, und wie man sich leicht überzeugen kann, nicht
                              									viel erreichen können. Denn das F läßt sich aus leicht begreiflichen Gründen nicht
                              									beliebig vergrößern. Und wäre es auch möglich, so hätten wir dann wahrscheinlich
                              									keine Gewähr mehr dafür, daß wirklich das ganze F als tragender Querschnitt gilt.
                              									Das beste Mittel ist sicherlich das beim einwandigen Kolben gezeigte, das auf dem
                              									Prinzip beruht, den Kraftfluß innerhalb der verschraubten Teile so zu gestalten, daß
                              									die Kraft K, die von außen kommt, den verschraubten Teil auf einem möglichst großen
                              									Teil der Strecke 1 durchfließt. So gut und einfach dieses Mittel ist, so selten
                              									dürfte es sich aber anwenden lassen. Im allgemeinen wird man sich also nur
                              									durch Verkleinerung der Vorspannung S helfen können. Und damit kommen wir in ein
                              									altbekanntes, sehr leidiges Gebiet, das außerhalb jeder Voraussicht und Berechnung
                              									liegt. Denn wir haben gar keine Kontrolle darüber, wie stark eine Schraube bei der
                              									Montage angezogen wird. Das muß man eben dem Gefühl des Arbeiters überlassen. Und
                              									dieses äußert sich meistens darin, daß die Schrauben einfach „angeknallt“
                              									werden. Dieser Unsicherheit in bezug auf die Vorspannung kann man da nur so gerecht
                              									werden, daß man die Beanspruchung der Schraube durch P niedrig hält, damit dann die
                              									Beanspruchung durch P + S1 nicht zu hoch wird.
                           Es gibt aber nun doch noch ein Mittel, mit welchem man die Vorspannung wenigstens
                              									innerhalb gewisser brauchbarer Grenzen nach Wunsch einstellen kann. Das ist die
                              									Verwendung elastischer Unterlegscheiben, wie sie gewöhnlich als Schraubensicherung
                              									verwendet werden. Es darf das freilich nicht irgendeine beliebige elastische
                              									Unterlage sein. Diese muß so beschaffen sein, daß man an ihr die Kraft, mit welcher
                              									die Schraube angezogen wird, feststellen kann. Diesen Anforderungen genügt der neue
                              									Spannring des Bochumer Vereins, wie ihn die Z.d.V.D.I. 1925 auf S. 109 bringt. Er
                              									erfüllt aber den von uns gewünschten Zweck auch nur dann, wenn er nicht ganz
                              									flachgedrückt ist, so daß die Schraube nicht weiter angezogen werden kann. Der Ring
                              									darf nur auf ein bestimmtes Maß zusammengedrückt werden, das sich mittels einfacher
                              									Hilfsmittel, etwa Paßbleche verschiedener Stärke, leicht ermitteln läßt. Da die
                              									elastischen Eigenschaften jedes Ringes geprüft werden und bekannt sind, läßt sich
                              									damit die Vorspannung mit genügender Genauigkeit einstellen.
                           Erzeugt eine Kraft K eine Zusammendrückung des Ringes von δb1 = P . B1, so
                              									erhält unsere Gleichung (2), wie man sich leicht überzeugen kann, die Gestalt:
                              									S_1=S-K\,\cdot\,\frac{L_1+A_2+B_1}{L_1+A_1+B_1}. Infolge der großen Durchbiegung des Spannringes, die mehrere Millimeter
                              									beträgt, ist aber B
                              									1 ein vielfaches von L
                              									1 + A2 und L1 + A1 so daß der
                              									Bruch \frac{u}{v} sehr nahe bei 1 liegt. A2 ist im
                              									allgemeinen kleiner als A1, so daß \frac{u}{v}
                              									kleiner als 1 wird, aber bloß um Geringes. Sagen wir \frac{u}{v}=0,98. Ist also K = P und
                              									S = 1,2 P, so ist S1 = 0,22 P und S1 + P = 1,22 P.
                           Einen Nachteil hat aber dieser Ring. Wird nämlich K aus irgendeinem Grunde größer,
                              									als die Betriebskraft P, so kann der Fall eintreten, daß Si zu Null wird, und in
                              									diesem Augenblicke heben sich die miteinander verschraubten Teile voneinander ab.
                              									Das kann freilich bei jeder anderen Schraubenverbindung ohne Spannring auch
                              									eintreten. Der Unterschied ist aber der, daß sich in dem einen Falle die Schraube
                              									allein längt. Und diese Dehnung beträgt höchstens einige Hundertstel Millimeter. Im
                              									anderen Falle kommt die Zusammendrückung des Spannringes dazu, und diese kann bis zu
                              									Millimetergröße anwachsen. Es wird also ein „sichtbares“ Abheben eintreten.
                              									Das ist aber in vielen 
                              									Fällen, in welchen eine solche Ueberlastung hie und da vorkommen kann, ohne daß
                              									man die Schraube deswegen stärker zu bemessen braucht, unstatthaft. Da ist der
                              									Spannring eher ein Schaden als ein Nutzen.
                           Besondere Beachtung verdient ein Sonderfall, der kurz gestreift werden möge. Das ist
                              									der Fall einer elastischen Zwischenlage zwischen zwei verschraubten Teilen, also
                              									z.B. eine Dichtung. Ist die Zusammendrückung der Zwischenlage durch eine Kraft K . .
                              										δc1 = P . C1, so
                              									wird
                           
                              S_1=S-K\,\cdot\,\frac{L_1+A_2}{L_1+A_1+C_1}.
                              
                           Besitzt nun die Zwischenlage eine ziemliche Stärke, ist es
                              									z.B. eine Dichtung aus Leder, so kann C1 unter
                              									Umständen recht groß werden, und \frac{u}{v} dann sehr klein. Dadurch steigt
                              									aber S1 und damit auch die Gesamtbeanspruchung der
                              									Schraube. Das ist zwar zum Zwecke der Dichtung nur günstig, für die Schraube aber
                              									höchst unwillkommen. Rechnerisch wird sich dieser Einfluß der Dichtung sehr selten
                              									feststellen lassen. Denn die elastischen Eigenschaften des zur Dichtung verwendeten
                              									Materials sind besonders bei hohen Drücken meistens unbekannt. Diese Drücke sind
                              									gewöhnlich auch so hoch, daß auch noch plastische Deformationen hinzukommen, welche
                              									die Materialeigenschaften stark verändern können. Man wird sich daher auch hier
                              									meistens damit bescheiden müssen, die Schrauben gefühlsmäßig -reichlich stark zu
                              									wählen.