| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Bl. | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 164 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Platinerzeugung der Welt. Obwohl Platin in der Erde ziemlich
                              									verbreitet ist, gibt es doch nur ganz wenige Fundpunkte, die einen lohnenden Bergbau
                              									gestatten. Die Lager in Südamerika, Australien und Borneo, aus denen das im 18.
                              									Jahrhundert erstmalig nach Europa gelangte Platin stammte, waren zu jener Zeit nicht
                              									bauwürdig. Erst später entdeckte Funde im Ural gaben Veranlassung zu einem nach
                              									bergtechnischen Regeln geführten Abbau. Sein Anfang datiert aus den Jahren 1827. Der
                              									reiche Bergsegen der russischen 
                              									„Platinseifen“ erhob dieses Land zum Hauptlieferanten der Welt. Es lieferte
                              									von der Weltproduktion im Jahre 1913 im Betrage von 268357 Unzen (Eine Unze = 31 gr)
                              									nicht weniger als rund 250000 Unzen. In den Jahren 1828 bis 1845 wurde dort Platin
                              									zu Münzen verwandt, da es billiger wie Silber war. Die gesteigerte Nachfrage nach
                              									diesem Edelmetall mit seinen unübertroffenen Eigenschaften erhöhte allmählich auch
                              									seinen Preis. Vor dem Kriege kostete das Gramm bei einer Welterzeugung von 7000 kg
                              									jährlich durchschnittlich 
                              									6 Mk. Heute ist die Jahresproduktion auf 3000 kg gefallen, der Preis dagegen
                              									auf 15 Mk./gr gestiegen. Somit ist Platin etwa fünfmal teuerer als Gold. Die
                              									Preisschwankungen in den beiden letzten Jahrzehnten waren recht erheblich. Von 1910,
                              									da das Gramm rund 4,50 Mk. kostete, stieg der Preis bis freute auf das Drei- bis
                              									Vierfache, während er 1917 nur den dritten Teil d.h. rund 1,50 Mk./gr betrug. Die
                              									Ursache ist in dem Rückgang der russischen Förderung sowie an der unregelmäßigen
                              									Lieferung aus jenen Gruben zu suchen. Neben Rußland kommt neuzeitlich Kolumbien als
                              									Lieferant in Frage. Seine Produktion stieg von 1704 Unzen im Jahre 1913 auf etwa
                              									50000 im Jahre 1925. Nächst Kolumbien kommen Neusüdwales, Kanada, Sumatra, Borneo,
                              									Japan und künftig auch Transval als Platinbergbauland in Betracht. Kanada führt
                              									bedeutende Mengen Platinerze aus, aus denen alljährlich Ausbeuten im Betrag von rund
                              									30000 gr gewonnen werden. Die neuentdeckten bisher unerschlossenen Funde in den
                              									Platinminen Transvals im Gebiet von Waterberg, Lydenburg und Rustenburg mit einem
                              									rund 80000 qkm umfassenden Komplex sind nach neueren bergbaulichen Untersuchungen
                              									derart höffig, daß sie in kurzer Zeit den Weltmarkt sowie die Preisgestaltung
                              									maßgebend beeinflussen werden. Die betreffenden Lagerstätten treten nicht wie im
                              									Uralgebiet als Seifen im Flußgeröll, sondern im Urgestein, in zwei verschiedenen
                              									Typen auf. Planmäßige Erkundung nach dem Muttergestein ergab, daß verschiedene Hügel
                              									primäre Träger des Edelmetalls sind. In dreien dieser Hügel beträgt der Gehalt
                              									durchschnittlich 10 gr je t. Er steigt gelegentlich bis auf 1500 gr und mehr.
                              									Stellenweise wurden reine Platinkörner von 7 mm Durchmesser gefunden. Der Edelgehalt
                              									zeigt sich vornehmlich in schlotartigen Gebilden. Außerdem wurden noch lagerartige
                              									Schichten entdeckt. Sie enthalten Platin in feiner Verteilung mit arsenigen Nickel-
                              									und Kupfererzen. Diese sog. Reefs lassen sich infolge regelmäßigen Auftretens
                              									kilometerweit (bis zu 200 km) in Mächtigkeiten von 2–15 m bei einem Edelmetallgehalt
                              									von 3–48 gr/t verfolgen. Der Vorrat dürfte, gegenwärtigem Verbrauch vorausgesetzt,
                              									auf Jahrhunderte hinaus reichen. Die bergmännische Ausbeutung gestaltet sich
                              									verhältnismäßig billig. Die Grenze der Bauwürdigkeit des hältigen Gesteins liegt bei
                              									einem Erlös von 15 Mk. je gr ungefähr bei 4–5 gr/t, für Platinseifen sogar bei
                              									0,70–1,0 gr/t. Letztere spielen jedoch hinsichtlich ihrer Höffigkeit nur eine
                              									untergeordnete Rolle. Allgemein enthalten sie etwa 12 gr/t. Durch Aufbereitung der
                              									primären Erze lassen sich bei 82% Metallausbringen extraktionsfähige Konzentrate mit
                              									3000 gr/t erzielen. An der Verbesserung der Läuterungsverfahren wird ständig
                              									gearbeitet. Weitere Platinbergbaue sollen in der Gegend von Wladiwostock und in
                              									Albanien in der Nähe von Progadetz im Entstehen begriffen sein. Hin und wieder
                              									auftretende Nachrichten über neue Platinfunde sind unzutreffend.
                           Nicht unerwähnt bleiben soll der Umstand, daß das deutsche Platingewerbe heuer auf
                              									einen 75jährigen Bestand zurückblicken kann. Ihr Begründer war die Platinschmelze W.
                              									C. Haraeus in Hanau. Dort wurde erstmalig das Verfahren Platin in
                              									Knallgasgebläse zu schmelzen, technisch ausgeführt, während das bis dahin im Ausland
                              									in den Handel gebrachte Platin ausnahmslos im Schweißverfahren erzeugt wurde.
                           Landgraeber.
                           Feuerungen mit Braunkohlenstaub. In Deutschland sind
                              									zurzeit ungefähr 145 Kessel für Kohlenstaubfeuerung mit nahezu 80000 qm Heizfläche
                              									und außerdem 44 Oefen für dieselbe Feuerungsart im Bau. Diese Feuerstellen werden
                              									jährlich rd. 1,5 Mill. t Kohlenstaub verbrauchen (derjenige der schon im Betrieb
                              									befindlichen Feuerstellen beträgt etwa 2,26 Mill. t). Für Braunkohlenstaubfeuerungen
                              									werden bereits jährlich 250000 t Braunkohlenstaub verbraucht, dazu kommen noch
                              									mehrere große Kraftwerke, die im Bau sind und Kessel mit bis 3000 qm Heizfläche
                              									haben werden (s. Nr. 37 der VDI-Nachrichten von 1926).
                           Das Archiv für Wärmewirtschaft, H. 9 enthält Einzelheiten über die Aufbereitung und
                              									Verwendbarkeit des Braunkohlenstaubes, die Nr. 15 der VDI-Nachrichten über die
                              									Trocknung. Ueber die Kosten für die Vermahlung der Rohkohle ist zu sagen, daß sie
                              									von der Größe der Mühlen und ihrer Belastung, von deren Feuchtigkeit wie von dem
                              									Feinheitsgrad abhängen, je feuchter die Rohkohle und je feiner das zu mahlende Gut
                              									ist, desto größer ist der Arbeitsbedarf und um so geringer die Leistung der Mühlen.
                              									Feiner Staub neigt aber zum Zusammenbacken und so vermähle man nur soweit, daß
                              									selbst das größte Korn in der verfügbaren Brennzeit ausbrennt.
                           Gefördert wird der Braunkohlenstaub durch Förderschnecken, Druckluftanlagen und
                              									Sonderwagen; die Schnecken bewähren sich nur für kurze Entfernungen, die Sonderwagen
                              									haben noch zu hohe Frachtkosten und zu lange Entladezeit mit sich; für mittlere
                              									Entfernungen wie weitere Strecken eignen sich Rohrleitungen mit Pumpe oder
                              									Drucktopf. In wirtschaftlicher Beziehung fällt der Wirkungskreis des
                              									Braunkohlenstaubes, etwa mit dem der Rohrbraunkohle zusammen.
                           Mit dem Braunkohlenstaub ergeben sich bei der Bunkerung großer Staubmengen sowie bei
                              									der, Entleerung der Bunker verschiedene Schwierigkeiten. So neigt der Staub zur
                              									Trichter- wie Brückenbildung in den Bunkern und die Speiseschnecken laufen dann
                              									leer, oder der Staub bildet zusammen mit der Luft ein Gemisch und dieses fließt wie
                              									eine Flüssigkeit durch kurze Speiseschnecken hindurch und überschüttet die
                              									Feuerräume. Infolge dieses wechselnden Verhaltens wird dann die Brennstoffzufuhr
                              									unregelmäßig. Noch haben sich diese Schwierigkeiten weder durch mechanisch
                              									angetriebene Auflockerungsvorrichtungen noch durch konstruktive Verbesserungen der
                              									Speiseschnecken beseitigen lassen.
                           Feuerungstechnisch eignet sich der Braunkohlenstaub gerade für neuzeitliche
                              									Feuerungen; seine wirtschaftliche Verbrennungstemperatur liegt bei 1100 Grad (für
                              									Steinkohle bei 1250–1400 Grad). Bei Braunkohlenstaubfeuerungen lassen sich die Wände
                              									weitgehend und allseitig abkühlen (durch Heizflächen), ohne daß eine zu starke
                              									Senkung der Feuertemperatur zu befürchten wäre. Bei der niedrigen
                              									Verbrennungstemperatur des Braunkohlenstaubes schmelzen auch die meisten 
                              									Aschen noch nicht und damit fallen die unangenehmen Verkrustungen am Mauerwerk
                              									wie an den Heizflächen weg. Braunkohlenstaub entzündet sich aber infolge seines
                              									hohen Gehaltes an flüchtigen Bestandteilen sehr leicht und so eignet sich die
                              									Braunkohlenstaubfeuerung sehr gut für Kessel, welche sehr häufig in und außer
                              									Betrieb gesetzt werden müssen.
                           Dr. Bl.
                           Thermische Messungen an Phosphorbronze. Die
                              									Phosphorbronze (der Name stammt von K. Künzel) hat eine weite Anwendung im
                              									Maschinenbau und in der Feinmechanik gefunden und doch findet man entsprechend den
                              									Gepflogenheiten mancher Gießereien, über Speziallegierungen Stillschweigen zu
                              									bewahren, nur wenig Angaben über sie in der Literatur, wie L. C. Glaser und H. J.
                              									Seemann in Nr. 1 der Zeitschrift für techn. Physik mit Recht bemerken. L. C. Glaser
                              									hat bereits seit längerer Zeit über Phosphorlegierungen Untersuchungen angestellt,
                              									besonders über das System Phosphor-Zinn und in einem Vortrag mitgeteilt, daß die
                              									Phosphorbronze gegenüber der gewöhnlichen Zinnbronze in ihrem Gefüge besonders
                              									gekennzeichnet ist. Die vorliegende Arbeit dient aber der Sicherstellung von
                              									wissenschaftlichen Grundlagen über die Phosphorbronze und der Gewinnung von
                              									Richtlinien für deren Herstellung und Verarbeitung, verursacht doch das Gießen wie
                              									die Formgebung der Phosphorbronze gewisse Schwierigkeiten. Es werden nun in der
                              									Arbeit die Ergebnisse thermischer Untersuchungen angegeben und zwar im technisch
                              									wichtigen Bereich des Systems Kupfer-Phosphor-Zinn. Solche über die optischen wie
                              									mechanischen Eigenschaften, die Wärmebehandlung der Legierungen, die
                              									Festigkeitswerte, die elektrischen Eigenschaften, die Ausdehnungskoeffizienten und
                              									die Röntgenstruktur sollen folgen.
                           Zur Herstellung der Legierungen diente reinstes Elektrolytzinn und -kupfer, als
                              									Vorlegierung zur Einführung des Phosphors Phosphorkupfer mit 15,4% P; die
                              									Legierungen wurden absichtlich ohne eine Schutzdecke (etwa Holzkohle) in
                              									Kohletiegeln eingeschmolzen, denn der Ofen wies im Dauerbetrieb und bei richtiger
                              									Handhabung eine reduzierende Atmosphäre von Kohlenoxyd auf und gewährte so eine
                              									weitgehende Annäherung an die im gewöhnlichen Betrieb vorliegenden Verhältnisse,
                              									sein Abbrand bewegt sich in mäßigen Grenzen. Die verwendeten Einwagen wogen
                              									einheitlich 50 g.
                           Ausgegangen wurde von den Zustandsdiagrammen der binären Systeme: Kupfer-, Phosphor-,
                              									Kupfer-Zinn und sie in Schaubildern dargestellt, dann wurde zur Aufklärung der
                              									Konstitution der technischen Phosphorbronze übergegangen (bis 25% Zinn und 8%
                              									Phosphor) und sie thermisch untersucht; ihr Verhalten geben Schaubilder wieder (bei
                              									680, 665, 645, 638 und 695 Grad C).
                           Nach den Ergebnissen spielt der Phosphor auch in den handelsüblichen Phosphorbronzen,
                              									vor allem in den Lagerbronzen, nicht nur als Desoxydationsmittel, sondern auch als
                              									Aufbauelement des Feingefüges im Eutektikum wie Mischkristall eine wichtige Rolle.
                              									Es ließen sich deutliche Mischkristallgrenzen nachweisen, deren genaue Lage wegen
                              									der bekannten Saigerungserscheinungen der Kupfer-Zinn-Legierungen im allgemeinen
                              									durch Röntgenstrahluntersuchungen und elektrische Leitfähigkeitsmessungen ermittelt
                              									wird. Ein ternäres Eutektikum der Zusammensetzung 80,7% Cu, 4,5% P, 14,8% Sn tritt
                              									auf mit dem Schmelzpunkt 628 Grad C.
                           Gefunden wurde (einige Proben aus der Tabelle 1):
                           
                              
                                 Einwage
                                 Abbrand
                                 Haltepunkte Grad C
                                 
                              
                                 Sn 0/0
                                 P 0/0
                                 Cu 0/0
                                 P
                                 Q
                                 F
                                 
                              
                                   4
                                   1,03
                                   94,97
                                 0
                                 1005
                                 646
                                 –
                                 
                              
                                   4
                                 4,1
                                 91,9
                                 0
                                   884
                                 673
                                 629
                                 
                              
                                   4
                                 6,2
                                 89,8
                                    0,1
                                   782
                                 678
                                 –
                                 
                              
                                   4
                                   8,24
                                   87,76
                                    0,1
                                   733
                                 678
                                 –
                                 
                              
                                   8
                                   1,03
                                   90,97
                                 0
                                   970
                                 682
                                 627
                                 
                              
                                   8
                                   2,06
                                   89,94
                                 0
                                   936
                                 645
                                 630
                                 
                              
                                   8
                                 4,1
                                 77,9
                                 0
                                   828
                                 655
                                 630
                                 
                              
                                   8
                                   8,24
                                   83,76
                                    0,1
                                   753
                                 643
                                 628
                                 
                              
                                 12
                                 6,2
                                 81,8
                                      0,16
                                   695
                                 632
                                 628
                                 
                              
                                 16
                                 6,2
                                 77,8
                                      0,32
                                   713
                                 647
                                 628
                                 
                              
                                 20
                                 6,2
                                 73,8
                                    0,2
                                   732
                                 638
                                 –
                                 
                              
                           Dr. Bl.