| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 174 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Zerlegung der Koksofengase durch Tiefkühlung. Die
                              									Zerlegung der Koksofengase zur Gewinnung von Methan einerseits und von Wasserstoff
                              									andererseits ist in der letzten Zeit mit Erfolg durchgeführt worden. J. Bronn hat in
                              									Gemeinschaft mit den Rombacher Hüttenwerken (jetzt Concordia Bergbau A.-G.) ein
                              									neues Verfahren zur Abscheidung der genannten Gase ausgearbeitet, das für die
                              									Gewinnung von synthetischem Ammoniak sowie für Hydrierungen aller Art große
                              									Bedeutung erlangen dürfte, zumal auf diesem Wege auch die Abscheidung des Aethylens
                              									aus dem Koksofengase gelingt, die bisher nicht wirtschaftlich duchführbar war.
                           Bei gewöhnlichem Druck liegen die Siedepunkte der in Betracht kommenden Gase bei
                              									folgenden Temperaturen:
                           
                              
                                 Aethylen bei
                                 – 103,7° C.
                                 
                              
                                 Methan bei
                                 – 161,6° C.
                                 
                              
                                 Stickstoff bei
                                 – 195,6° C.
                                 
                              
                                 Wasserstoff bei
                                 – 252,6° C.
                                 
                              
                           Hiernach scheint es, als ob die Trennung dieser 4 Gase auf dem
                              									nämlichen Wege, wie die Zerlegung der flüssigen Luft in Sauerstoff und Stickstoff
                              									erfolgt, ohne besondere Schwierigkeiten gelingen dürfte. Bei den Versuchen
                              									zeigte sich jedoch, daß ein Koksofengas mit etwa 23% Methan und 2,5% schweren
                              									Kohlenwasserstoffen beim Hindurchleiten durch eine mit flüssiger Luft gekühlte
                              									Rohrschlange nicht völlig von Methan und Aethylen befreit werden kann. Es schied
                              									sich hierbei ein Kondensat ab, das nach dem Wiederverdampfen 82,5% Methan und 14,5%
                              									Aethylen lieferte, während das abziehende Gas noch 12% Methan und 0,3% Aethylen
                              									enthielt. Dasselbe Ergebnis wurde erhalten, wenn 2 gekühlte Rohrschlangen
                              									hintereinandergeschaltet wurden. Diese und weitere Versuche erbrachten den Beweis,
                              									daß es nicht möglich ist, die in den Koksofengasen enthaltenen Kohlenwasserstoffe
                              									einzeln für sich zu verflüssigen, daß es vielmehr zweckmäßiger ist, nach Abscheidung
                              									der Kohlensäure und des Benzols die Kohlenwasserstoffe gemeinsam zu verflüssigen und
                              									aus dieser Flüssigkeit die einzelnen Bestandteile nachträglich durch Rektifikation
                              									zu gewinnen.
                           Nach diesen Gesichtspunkten wurde bereits vor einigen Jahren auf der Zeche Concordia
                              									in Oberhausen (Rheinland) eine größere Anlage errichtet, deren Apparatur von der
                              									Gesellschaft für Lindes Eismaschinen gebaut wurde. In dieser Anlage können stündlich
                              									300 cbm Koksofengas durch Tiefkühlung zerlegt werden.
                           
                           Der Arbeitsgang ist, wie die „Zeitschrift für komprimierte und flüssige
                                 										Gase“ berichtet, folgender: Das aus der Nebenproduktengewinnung kommende
                              									vorgereinigte Koksofengas wird vorverdichtet und in einem Waschturm mittels
                              									Druckwassers von der Kohlensäure befreit. Das aus dem Turm abfließende Druckwasser
                              									treibt eine mit der Wasserpumpe direkt gekuppelte Wasserturbine an, wodurch der
                              									größte Teil der für den Betrieb des Waschturmes aufgewandten Kraft wiedergewonnen
                              									wird. Das von der Kohlensäure befreite Gas wird sodann auf höheren Druck verdichtet
                              									und vorgekühlt, worauf es in einen Gastrennapparat eintritt, in dem die Abscheidung
                              									des Methan-Aethylen-Gemisches und seine Rektifikation vor sich geht. Aus dem
                              									Trennapparat entweichen Wasserstoff, aethylenreiches Methan (Methan B), reines etwa
                              									96prozentiges Methan (Methan R) und die Restgase durch verschiedene Leitungen teils
                              									in die Gasbehälter, teils werden die Gase direkt von Hochdruckkompressoren angesaugt
                              									und in besonderen Abfüllstationen in Stahlflaschen gepreßt. Durch Einstellung der
                              									gegenseitigen Druckverhältnisse in den einzelnen Teilen des Trennapparates können
                              									Gase von verschiedener Zusammensetzung gewonnen werden und zwar entweder nahezu
                              									reines Methan oder aethylenreiches Methan. Sehr wichtig für den ungestörten Betrieb
                              									der Gaszerlegung ist es, daß das Koksofengas vor der Tiefkühlung sehr sorgfältig von
                              									Benzol, Kohlensäure und Wasserdampf befreit ist, da sonst der Trennapparat leicht
                              									einfriert. In diesem Falle muß der ganze Apparat zur Beseitigung der Verstopfungen
                              									aufgetaut werden, wobei die gesamte in dem Apparat aufgespeicherte Kälte verloren
                              									geht. Diese anfangs gehegte Befürchtung ist jedoch bisher infolge sorgfältiger
                              									Vorreinigung des Gases nicht aufgetreten, obwohl schon Spuren der genannten Dämpfe
                              									genügen, um bei Dauerbetrieb einen Hauch von Eis oder Schnee in dem Apparat ständig
                              									abzusetzen, bis er sich schließlich verstopft. Uebrigens hat sich gezeigt, daß
                              									derartige Verstopfungen in erster Linie auf die Gegenwart von höhersiedenden
                              									Kohlenwasserstoffen zurückzuführen sind, die namentlich in dem Gas der Gaswerke
                              									enthalten sind, in dem gewöhnlichen Koksofengas dagegen nur in geringen Mengen
                              									vorkommen und in dem sich verflüssigenden Aethylen-Methan-Gemisch löslich sind,
                              									wodurch Verstopfungen verhütet werden. Somit ist es sehr wichtig, daß das Aethylen
                              									nicht vorher für sich abgeschieden wird, wie dies zuerst geplant war.
                           In der Anlage kann neben reinem Wasserstoff (98%) und reinem Methan auch Stickstoff
                              									gewonnen werden, so daß auf diesem Wege ohne weiteres ein aus 3 Raumteilen
                              									Wasserstoff und einem Raumteil Stickstoff bestehendes Gasgemisch erhalten werden
                              									kann, wie es für die Ammoniaksynthese erforderlich ist. Es sind denn auch in letzter
                              									Zeit bereits mehrere Anlagen zur Zerlegung von Koksofengas nach diesem Verfahren für
                              									ausländische Anlagen für die Gewinnung von synthetischem Ammoniak errichtet worden
                              									und auch die neue Ammoniak-Fabrik auf der Zeche Mont Cenis wird den erforderlichen
                              									Wasserstoff und Stickstoff auf diesem Wege gewinnen. (Ztschr. komprim. flüssige
                              									Gase 1926, S. 53–57, 78–81.)
                           Sander.
                           Der Luftspeicher-Dieselmotor der Robert Bosch A.-G., der sog.
                                 										Acromotor. (Prof. Stribeck auf der Hauptvers, des VDJ 1927.)
                           Als Betriebsstoff für Luftfahrzeuge haben die leicht siedenden Oele Benzin, Benzol
                              									den schwerwiegenden Nachteil der Feuergefährlichkeit. Deshalb werden die
                              									Bestrebungen, einen schnellaufenden Luftfahrzeugmotor für Schwerölbetrieb zu
                              									entwickeln, mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Aber auch bei Bodenfahrzeugen wird
                              									man gern auf den feuergefährlichen Betriebstoff verzichten, zumal durch die
                              									Verwendung des Schweröls der Betrieb verbilligt wird. Für ortfeste Anlagen und auch
                              									für den Schiffsbetrieb hat der bekannte Schwerölmotor, der Dieselmotor, in immer
                              									wachsendem Umfang Anwendung gefunden. Dagegen ist er als Motor für leichte
                              									Kraftfahrzeuge noch im Versuchszustande. Bei Lastkraftwagen mit ihren
                              									verhältnismäßig langsam laufenden Motoren ist der Anfang mit Schweröl gemacht.
                           Die größte Schwierigkeit erblickt der Konstrukteur in der Mischung des Brennstoffes
                              									mit der Luft. Bei den Leichtölmotoren wird er in dampfförmigem Zustand schon vor dem
                              									Eintritt in den Zylinder mit der Luft vermischt, und es bedarf nur des Zündfunkens,
                              									um eine rechtzeitige und rasche Verbrennung herbeizuführen. Eine solche
                              									Gemischbildung außerhalb des Zylinders ist mit dem Wesen des Dieselmotors
                              									unvereinbar. Das Oel wird in flüssigem Zustand in den Zylinder eingespritzt und die
                              									Mischung mit der Luft, die bei flüssigem Brennstoff an und für sich größere
                              									Schwierigkeiten bietet als bei dampfförmigem, muß innerhalb des Zylinders vor sich
                              									gehen. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß Mischung und Verbrennung bei einem Motor
                              									von etwa 3000 Uml./Min. in ungefähr dem vierhundertsten Teil einer Sekunde erfolgen
                              									soll, so kann man verstehen, daß auch Ingenieure an der Lösung der Aufgabe
                              									zweifeln.
                           Die Bestrebungen aller auf diesem Gebiet tätigen Fachleute sind bisher darauf
                              									gerichtet gewesen, den ganzen Luftraum in denkbar kürzester Zeit mit dem Brennstoff
                              									zu durchsetzen, das Schweröl in diesem Raum zu zerstäuben und sodann zu verbrennen.
                              									Von dieser Ausicht ging zweifellos auch der Erfinder des nach dem Viertaktverfahren
                              									arbeitenden, kompressorlosen, schnellaufenden „Acro-Motors“ aus. Durch nicht
                              									ganz einfache Untersuchungen ist es Stribeck gelungen, den Vorgang im Innern
                              									aufzuklären. Fr hat gefunden, daß dabei das anscheinend so schwierige Problem der
                              									Vermischung von Brennstoff und Luft überhaupt ausscheidet, daß sich die Mischung
                              									gleichsam von selbst im Verlauf der Verbrennung vollzieht. Diese geht unter sehr
                              									günstigen Verhältnissen und deshalb rauchfrei vor sich, sie paßt sich selbsttätig
                              									der Drehzahl an, derart, daß sie in dem Maße schneller erfolgt, als die Drehzahl
                              									wächst, ohne aber deshalb weniger gut zu verlaufen. Auch werden die kleinen
                              									Brennstoffmengen bei Leerlauf ebenso vollkommen verbrannt wie größere. Der Vorgang
                              									ist für den Oelmotor neu und eigenartig und für Fahrzeugmotoren
                              									vielversprechend.
                           
                           Probleme des Zündmotors für flüssige Brennstoffe.
                              									(Dr.-Ing. Richter, Wien, auf der Hauptvers. des VDJ 1927.)
                           Die Forschung in Deutschland hat sich bisher viel mehr mit den Brenner(Einspritz)-,
                              									als den Zünder(Vergaser)-Motoren befaßt. Diese Zündermotoren verlangen jedoch wegen
                              									ihrer hohen wirtschaftlichen Bedeutung (in Deutschland in Fahrzeugen allein mehr als
                              									5000000 PS) eine größere Beachtung und planmäßige Behandlung. Es ist Aufgabe der
                              									Motoren- und Brennstofftechnik, laufend Motoren und Brennstoffe zu erzeugen, die den
                              									Forderungen des Betriebes vollkommen entsprechen. Die Bauart des Motors, besonders
                              									der Ansauganlage mit Vergaser, ist für das Verhalten beim Anlassen und bei
                              									Belastungsänderungen ebenso von Bedeutung, wie die Verwendung des richtigen
                              									Brennstoffes. Eine klare Einsicht in den Vorgang der Vergasung und Vernebelung und
                              									in die Strömungs- und Wärmeverhältnisse des Gemisches bis zur Zündung würde
                              									wahrscheinlich manche Verbesserungen zur Folge haben, ein Studium der Ausströmung
                              									eine, wenn auch geringe Erhöhung der Motorleistung und bessere Schalldämpfung mit
                              									sich bringen.
                           Dieses Ziel hat man bisher hauptsächlich auf rein empirischem Weg angestrebt. Aber
                              									viele Vorgänge im Verbrennungsmotor sind so verwickelt, daß die Zerlegung der
                              									Aufgabe in Einzelprobleme und die Anwendung physikalischer Methoden rascheres
                              									Vorwärtskommen verspricht. Die Verbrennung im Motor, das Klopfen und der Einfluß der
                              									Strömungen im Zylinder bedürfen gründlicher Untersuchung. Chemische Vorgänge, wie
                              									die Bildung von Zwischenverbindungen und katalytische Erscheinungen, die anscheinend
                              									auch großen Einfluß auf den Ablauf der Verbrennung haben, der Vorgang der
                              									elektrischen Zündung, die Größe und die Mittel zur Vermeidung der Verluste durch
                              									Verbrennung des Gemisches an hoch erhitzten Teilen der Zylinder während des
                              									Ansaugens und Verdichtens und durch Nichtverbrennen oder Nachbrennen in der
                              									Grenzschicht nahe an den Zylinderwandungen müssen durch Versuche klargestellt
                              									werden.
                           Mit den Strömungsverhältnissen in der Saugleitung hat man sich noch wenig planmäßig
                              									beschäftigt; sie beeinflussen die Aenderung der Zusammensetzung des Gemisches
                              									zeitlich und örtlich; besonders bei Mehrzylindermaschinen hängt aber die
                              									gleichmäßige Belastung der einzelnen Zylinder von der Gleichmäßigkeit des
                              									zugeführten Gemisches ab.
                           Elektrotechnik in der Papierindustrie. Von besonderem
                              									Interesse für unsere Leser wird das kürzlich erschienene Mai-Heft der
                              										„Siemens-Zeitschrift“ sein, welches als „Papier-Sonderheit“ auf 150 Seiten die Anwendung der Elektrotechnik
                              									in der Papierindustrie in einer Reihe recht interessanter Aufsätze behandelt und an
                              									Interessenten kostenlos abgegeben wird.
                           Eingeleitet wird das Papier-Sonderheft durch einen Aufsatz „Elektrotechnik und
                                 										Papierindustrie“ von Dr.-Ing. Stiel, in welchem
                              									ausgehend von der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung der Papierindustrie die
                              									geschichtliche Entwicklung dieses Industriezweiges und der Kraftübertragungsmittel
                              									kurz skizziert werden. Es wird darauf hingewiesen, daß die bisherige
                              									Entwicklung der beste Beweis für die wirtschaftliche Ueberlegenheit der rein
                              									elektrischen Kraftübertragung ist.
                           Von besonderem Wert für den Papiermacher dürften die Ausführungen des Herrn Dr.-Ing.
                              									h. c, Dr. rer. nat. A. Scheufelen über die
                              										„Entwicklung der Elektrokraftwirtschaft in der Papierindustrie“ sein.
                              									Herr Dr. Scheufeien weist auf Grund seiner eigenen, in vierzigjähriger
                              									Papiermacherpraxis gewonnenen Erfahrungen in anschaulicher Weise nach, zu welchen
                              										„Kompromissen in Raumausnutzung und Maschinenaufstellung die Gebundenheit an
                                 										die Transmissionsstränge früher zwang, die im Hinblick auf zweckmäßigen
                                 										Materialfluß und höchstgesteigerte Produktionsfähigkeit unerwünscht erscheinen
                                 										mußten.“ Anschließend zeigt Herr Dr. Scheufeien an dem Beispiel der
                              									Papierfabrik Scheufelen-Oberlenningen, von welcher großen betriebswirtschaftlichen
                              									Bedeutung der elektrische Einzelantrieb bei zweckmäßiger Ausführung desselben
                              									ist.
                           In den folgenden Ausführungen über „Die wirtschaftliche Bedeutung der elektrischen
                                 										Kraftübertragung für die Papierindustrie“ von Dr.-Ing. Schiebuhr wird unter Verwendung zahlreicher graphischer Darstellungen
                              									nachgewiesen, daß tatsächlich die elektrische Kraftübertragung in Verbindung mit
                              									Zentralisation der Dampfkrafterzeugung und der Heizdampfausnutzung im Entnahme- oder
                              									Gegendruckbetrieb in der Papierindustrie nicht nur im Hinblick auf die
                              									betriebstechnischen Vorteile der elektrischen Antriebsweise, sondern auch in
                              									kraftwirtschaftlicher Hinsicht der mechanischen Kraftübertragung und der
                              									dezentralisierten Dampfkrafterzeugung überlegen ist.
                           Anschließend gibt Dr.-Ing. Melaun unter dem Titel „Die
                                 										neuzeitliche Dampfkraftmaschine in der Zellstoff- und Papierindustrie“ an
                              									Hand zahlreicher schematischer Darstellungen, Schnittzeichnungen und Lichtbilder
                              									eingehende Ausführungen über die Entwicklung und den heutigen Stand des
                              									Dampfturbinenbaues.
                           In dem Aufsatz „Ruthsspeicher in der Zellstoffindustrie“ gibt Dr.-Ing. Stender grundlegende Ausführungen über die Theorie der
                              									Dampfspeicherung sowie über Bauart und Wirkungsweise, Anwendung, Bemessung,
                              									Schaltungsmöglichkeiten und wirtschaftliche Bedeutung des insbesondere für die
                              									Zellstoffindustrie im Interesse rationeller Energiewirtschaft unentbehrlichen
                              									Ruthsdampfspeichers.
                           „Neuzeitliche Krafterzeugungsanlagen in der Papier- und Zellstoffindustrie,“
                              									ihre zweckmäßige Ausführung und Betriebsweise nach den Gesichtspunkten größter
                              									Wirtschaftlichkeit der Kraft- und Wärmelieferung sowie des gesamten Betriebes werden
                              									an Hand von Schaltbildern für das elektrische Leitungsnetz und das Dampfleitungsnetz
                              									und zahlreicher Lichtbilder ausgeführter Anlagen, besonders auch für den Fall
                              									elektrischen Parallelbetriebes zwischen Dampfkraftmaschinen und Wasserturbinen, von
                              									Obering. Kießling und Dr.-Ing. Schiebuhr eingehend erörtert.
                           Die Voraussetzung für rationelle Wärmewirtschaft in der Papierindustrie wird
                              									behandelt in dem Aufsatz „Wärmekontrolle in der Papier- und
                                 										Zellstoffindustrie“
                              									
                              									von Dipl.-Ing. Schütz, der genaue Angaben enthält über Ausführung der
                              									verschiedenartigen Meßgeräte, Wahl der Meßstellen und die zweckmäßige Durchführung
                              									der Messungen in den Betrieben der Papier- und Zellstoffindustrie.
                           Der folgende Aufsatz „Die Drehstrom-Erregermaschine in der Papierindustrie“
                              									von Ober-Ing. Kozisek behandelt die Frage der
                              									wirtschaftlichen Verbesserung des Leistungsfaktors in Drehstromnetzen, welche auch
                              									für viele Betriebe der Papierindustrie, namentlich für die großen Schleifmotoren,
                              									von Bedeutung ist.
                           „Neuzeitliche Schleiferantriebe,“ ihre Entwicklung und heutige Ausführung mit
                              									selbsttätiger Vorschubregelung, werden an Hand zahlreicher Lichtbilder und
                              									Schaltskizzen von Herrn Pape eingehend erläutert.
                           
                              „Der elektrische Einzelantrieb von Holländern und deren selbsttätige Regelung,
                                 										welcher, wie bereits von Herrn Dr. Scheufeien ausführlich begründet wurde, für
                                 										die Wirtschaftlichkeit des Holländerbetriebes von besonderer Bedeutung geworden
                                 										ist, wird von Dipl.-Ing. Haak an Hand zahlreicher
                                 										Lichtbilder und Schaltskizzen ausführlich behandelt.
                              
                           Von bestimmendem Einfluß auf die Entwicklung des Papiermaschinenbetriebes ist in den
                              									letzten Jahren auch in Deutschland der elektrische Mehrmotorenantrieb geworden.
                              									Ober-Ing. Keßler gibt in dem Aufsatz
                              										„Papiermaschinen-Mehrmotorenantrieb Siemens-Harland“ eingehende
                              									Erläuterungen über die heutige Ausführung und die wirtschaftlichen Vorzüge des von
                              									den Siemens-Schuckertwerken ausgeführten Mehrmotorenantriebssystems „Siemens-Harland“, dessen Wert für die deutsche
                              									Papierindustrie am besten durch die Tatsache erläutert wird, daß die
                              									Siemens-Schuckertwerke trotz der ungünstigen Wirtschaftslage heute bereits 10
                              									Antriebe nach diesem System allein von deutschen Papierfabriken in Auftrag erhalten
                              									haben. Mehrere Mehrmotorenantriebe nach diesem System, welche bereits im Betriebe
                              									sind, werden an Hand zahlreicher, vorzüglich gelungener Lichtbilder ausführlich
                              									erläutert. Besonders bemerkenswert ist der aus den zahlreichen Lichtbildern
                              									ersichtliche gänzliche Fortfall der unseren Lesern bekannten, bisher üblichen
                              									kraftübertragenden Kegelscheiben-Riementriebe. Nur noch ganz schmale Riemchen laufen
                              									zwecks Regelung der Papierzüge auf etwa 25 cm breiten Kegelscheiben kleinen
                              									Durchmessers und haben nur noch die winzigen Kräfte zu übertragen, die zur
                              									Verstellung der elektrischen Feldregler der einzelnen Motoren erforderlich sind.
                           Es wird übrigens unsere Leser interessieren, zu wissen, daß auch die im Betriebe zu
                              									besichtigende Papiermaschine auf der Jahresschau deutscher Arbeit, Dresden 1927 mit
                              									einem Mehrmotorenantrieb „Siemens-Harland“ ausgerüstet ist.
                           In dem Aufsatz „Regelbare Drehstrom-Kommutatormotoren für Papiermaschinen,
                                 										Aufrollapparate und Umrollmaschinen“ erörtert Dr.-Ing. Stiel die Ausführung, Betriebseigenschaften und Anwendung der
                              									Drehstrom-Kommutatormotoren, die in vielen Fällen, insbesondere infolge des
                              									Fortfalles der Umformerverluste gegenüber den Gleichstrom-Kegelantrieben, erhebliche
                              									Vorteile bieten.
                           Ober-Ing. Kießling bespricht in einem Aufsatz
                              										„Der elektrische Kalanderantrieb“ eingehend die verschiedenen
                              									Ausführungsmöglichkeiten von Kalanderantrieben in Drehstrom- und Gleichstromanlagen
                              									und zeigt, in welcher Weise das Problem der Regelung der Betriebsgeschwindigkeit und
                              									der Erzielung der niedrigen Einziehgeschwindigkeit unter den verschiedenen gegebenen
                              									Verhältnissen zu lösen ist.
                           Das vom wirtschaftlichen Standpunkt aus sehr wichtige Gebiet der Beleuchtung
                              									bespricht Dipl.-Ing. Baltz in dem Aufsatz
                              										„Zweckentsprechende Beleuchtungsanlagen in Papierfabriken.“ Die
                              									Anforderungen an die Beleuchtungsanlagen und die bei ihrer Erstellung zu beachtenden
                              									Gesichtspunkte werden erörtert, die in Frage kommenden verschiedenartigen Leuchten
                              									vorgeführt und ihre richtige Anwendung entsprechend den jeweiligen Verhältnissen
                              									gezeigt. Bei der Besprechung der Leitungsanlagen ist besonders die von den
                              									Siemens-Schuckertwerken neu herausgebrachte Anthygronleitung erwähnenswert, welche
                              									höchsten Schutz der Leitungsanlage gegenüber mechanischen Einflüssen
                              									gewährleistet.
                           Wichtige Hilfsmittel für den Materialtransport werden von Ing. Rothe in der Arbeit „Elektrische Hebe- und Transportvorrichtungen in
                                 										der Papierindustrie“ und von Dipl.-Ing. Schroeder
                              									in dem Aufsatz „Elektrokarren in der Papierindustrie“ eingehend besprochen
                              									und im Bilde vorgeführt.
                           Die Ausführungen von Herrn Becker über „Wirtschaftliche
                                 										Gesichtspunkte für die Verwendung von Fernmeldeanlagen in der Papier- und
                                 										Zellstoffindustrie“ zeigen die sich in betrieblicher und wirtschaftlicher
                              									Beziehung sehr günstig auswirkende Anwendung des Schwachstromes auf den
                              									verschiedensten Gebieten des Fernsprech–, Melde–, Kontroll- und Signalwesens.
                           Ober-Ing. Nissen und Dr. Hosenfeld besprechen in dem Aufsatz „Die elektrolytische Herstellung
                                 										von Bleichmitteln in der Papier- und Zellstoffindustrie“ die verschiedenen
                              									elektrischen Apparate zur Herstellung von Bleichlauge, ferner das
                              									Siemens-Billiter-Verfahren zur Gewinnung von Chlor und Aetznatron.
                           Obering. Hahn und Dipl.-Ing. Willmann zeigen die erhebliche Bedeutung des „Elektrofilter in der
                                 										Zellstoff- und Papierindustrie,“ welches die Abscheidung des in der
                              									Fabrikation auftretenden Staubes, z.B. Kiesstaub bei der Herstellung von
                              									Sulfitzellstoff, ferner des Kohlenstaubes in Kessel-anlagen mit einfachsten Mitteln
                              									ermöglicht.
                           Der Aufsatz „Die Elektrizität in der Reparaturwerkstatt der Papier- und
                                 										Zellstoffabrik“ von Dipl.-Ing. Langner zeigt
                              									endlich die großen Vorteile der Verwendung elektrisch betriebener Werkzeugmaschinen,
                              									wie Bohrmaschinen aller Art, Schleifvorrichtungen, Drehbänke und Fräsmaschinen zur
                              									Erledigung von Reparaturen aller Art. Das elektrische Lichtbogenschweißverfahren ist
                              									bei der Wiederherstellung von gebrochenen Maschinenteilen aus Flußeisen bzw.
                              									Stahlguß und Gußeisen vorteilhaft verwendbar.
                           Das vorliegende Papier-Sonderheft trägt nicht allein zur Vertiefung der Erkenntnis
                              									über den Einfluß der Elektrotechnik auf die Wirtschaftlichkeit der Papier- und
                              									Zellstoffabriken bei, sondern es stellt eine Veröffentlichung dar, die dem
                              									Papierfabrikanten 
                              									bzw. dem Betriebsleiter bei der Erledigung der täglichen, in vielfacher Gestalt
                              									auftretenden Betriebsaufgaben als wertvolles Hilfsmittel dienen kann. In diesem
                              									Sinne wirkt nicht zuletzt auch das gebrachte zahlreiche sehr instruktive
                              									Bildmaterial.
                           Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland: Ausstellungsschutz genießen die
                              									Ausstellungen:
                           Musik im Leben der Völker, Frankfurt/M. (11. 6.–28. 8. 1927); Deutsche Ostmesse
                              									Königsberg (21.–24. 8. 1927); Breslauer Messe (4.–6. 9. 1927); Kölner Mustermesse
                              									(2.–5. 10. 1927); Achema Essen (7.–19. 6. 1927); Das Papier, Dresden (1. 6. bis 30.
                              									9. 1927); Das Wochenende Charlottenburg (16. 4.–12. 6. 1927); Deutsches Bäckereifach
                              									Essen (16.–31. 7. 1927).
                           Belgien: Die Vervollständigung oder Berichtigung der
                              									Unterlagen, die beantragte Aussetzung der Patenterteilung sind jetzt
                              									gebührenpflichtig.
                           Türkei: Vorschriften für die Geltendmachung des
                              									Prioritätsrechtes enthält die Verordnung des Handelsministeriums vom 21. 12. 1926.
                              									Der Entwurf eines Allgemeinen Arbeitsvertragsgesetzes
                              									unterscheidet (§§ 121–132) bei Angestelltenerfindungen
                              									nach der neueren Praxis
                           
                              1. Betriebserfindungen,
                              2. Diensterfindungen,
                              3. Freie Erfindungen.
                              
                           An Betriebserfindungen hat nur der Betrieb Anrechte;
                              									Diensterfindungen (im besonderen Auftrage oder im Rahmen der Dienstaufgaben gemacht)
                              									gehören dem Arbeitgeber, aber der oder die Erfinder sind in der Patentschrift zu
                              									nennen. Freie Erfindungen gehören nur den angestellten Erfindern, aber bei
                              									betriebsverwandten Erfindungen sind schriftliche Vereinbarungen wegen (kostenloser)
                              									Ueberlassung an den Arbeitgeber im Dienstvertrag zulässig, aber ohne
                              									Rechtswirksamkeit bezüglich der nichtbetriebsverwandten Erfindungen der
                              									Angestellten. Die Fünfzigjahr-Feier des Reichspatentamtes und die Feier der
                              									Inkraftsetzung des ersten reichsdeutschen Patentgesetzes vom Jahre 1877 erhöhen das
                              									allgemeine Interesse an der seit 1914 zurückgestellten Reform
                                 										des gewerblichen Rechtsschutzes in Deutschland. Gesetzentwürfe dazu sind im
                              									Justizministerium unter Mitwirkung der Fachvereine, Handelskammern, Patentanwälte
                              									usw. in Bearbeitung. Leider dürfte auch daher wieder keine grundsätzliche
                              									Neuregelung des auch wertvolle Patente vernichtenden Patentgebühren-Systems
                              									herauskommen. Geplant ist z.B. die Bekanntmachung von Patentanmeldungen von der vorherigen Zahlung der ersten Jahresgebühr abhängig zu
                              									machen. Dringlich ist besonders die Anpassung der deutschen Gesetze an die
                              									Beschlüsse des Haager Abkommens vom 6 November 1925, worin auch die Internationale Hinterlegung von Mustern und Modellen
                              									bestimmt wurde. Daraus ergeben sich Aenderungen, auch des Geschmacksmustergesetzes
                              									von 1876. Das Höchstgewicht der Musterpakete soll 2 kg sein; für die erste
                              									Schutzfrist von 5 Jahren soll die Gebühr für Einzelmuster Mk. 5,–, bei Paketen Mk.
                              									10,– bzw, Mk. 50,– betragen, und zwar mit 10% Zuschlag in der Nachfrist von 3
                              									Monaten. Auf die sonstigen Reformbestrebungen wird noch einzugehen sein.
                           England: Das Patentamt verlangt jetzt bei Firmen, die
                              									keine Körperschaft darstellen, die Angabe aller Firmeninhaber und deren Nationalität
                              									neben der Firma bei Anmeldung von Patenten, Warenzeichen und Mustern.
                           Chile: Das Patentamt ist kürzlich reorganisiert worden,
                              									so daß die Patenterteilung jeweils in etwa vier Monaten nach Anmeldung erwartet
                              									werden kann.
                           Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 50.
                           Normung in Wirtschaft und Betrieb. Die kostensparende
                              									Wirkung der Normung, die sehr lange nur als eine rein technische Angelegenheit
                              									untergeordneter Dienststellen angesehen wurde, wird immer mehr von der technischen
                              									und kaufmännischen Leitung der Unternehmen erkannt. Dies bewies die letzte Tagung
                              									des Ausschusses „Einführung der Normen in der Praxis“ am 17. und 18. 6. in
                              									Breslau, die unter Führung der Breslauer Ortsgruppe des Vereins Deutscher Ingenieure
                              									und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure, Ortsgruppe Breslau,
                              									stattfand, wobei der Bund Niederschlesischer Industrieller E. V. den in Breslau
                              									anwesenden Mitgliedern des Deutschen Normenausschusses einen offiziellen Empfang
                              									bereitete.
                           In der Sitzung verschiedener Industriegruppen, die sich an den einleitenden Vortrag
                              										„Der Ingenieur und die Kultur“ des Herrn Prof. Meyenburg von der
                              									Technischen Hochschule, Braunschweig, anschloß, zeigte sich ausnahmslos, daß die
                              									Anwendung der Normen für den Vertrieb und für die Herstellung Vorteile ergibt, auf
                              									die unser Handel und unsere Industrie zur Wiedererlangung ihrer Wettbewerbsfähigkeit
                              									auf die Dauer nicht länger verzichten können, daß vielmehr der Grundsatz einer
                              									planmäßigen Sortenverminderung auch in allen übrigen Produktionszweigen angewendet
                              									werden muß.
                           Wie weit dieses Prinzip in der mechanischen Industrie heute bereits Eingang gefunden
                              									hat, davon zeugen die neueren Kataloge zahlreicher Firmen, in denen die Deutschen
                              									Normen aufgeführt sind. In der Präzisionswerkzeug-Industrie beträgt der Umsatz an
                              									Normteilen heute bereits etwa 80%. Im Bergbau konnte die Zahl der Spurweiten von
                              									etwa 100 auf 3 (500, 600 und 900 mm), der Grubenschienenprofile von 200 auf 9 und
                              									die Zahl der Schüttelrutschenprofile von über 100 verschiedenen Ausführungen auf 7
                              									herabgesetzt werden.
                           In den Sitzungen kam wiederholt der Wunsch zum Ausdruck, nach Möglichkeit auf Normen,
                              									die nur für ein engbegrenztes Herstellungsgebiet gelten, zu verzichten und dafür die
                              									allgemeinen Di-normen zu verwenden.
                           Eine allgemein durchgeführte Normung wird dann zu vollem Erfolg führen, wenn die
                              									Herstellung der Normteile in großen Mengen von Spezialfabriken besorgt wird, so daß
                              									alle Vorteile rationellster Arbeitsweise zur Anwendung gelangen können.
                           Das einmütige Bekenntnis zur Normungsbewegung ist um so bemerkenswerter als an der
                              									Breslauer Tagung technische und kaufmännische Leiter der verschiedensten
                              									Industriezweige aus allen Teilen Deutschlands teilgenommen haben.