| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Kalpers | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 234 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Torfvergasung und Torfverkokung. (Nach Professor Dr. G.
                              									Keppeler [Hannover].) Die Verwendung des Torfs hat in den Jahren der Kohlennot eine
                              									große Ausdehnung erfahren, und zwar sowohl als häuslicher Brennstoff als auch zur
                              									Vergasung und Verkokung. Für die Vergasung besitzt der Torf eine Reihe recht
                              									günstiger Eigenschaften. Die Abschwelung geht schon bei sehr niedriger Temperatur
                              									und mit positiver Wärmetönung vor sich. Schon bei etwa 250° tritt lebhafte
                              									Teerentwicklung auf, die Hauptzersetzung vollzieht sich zwischen 300 und 400°, sie
                              									ist bei 450° im wesentlichen beendet. Der hierbei erhaltene Torfkoks besitzt eine
                              									außerordentlich niedrige Entzündungstemperatur und infolgedessen eine große
                              									Reaktionsfähigkeit. Dies hat zur Folge, daß man den Torf in verhältnismäßig
                              									niedriger Schicht im Generator vergasen kann und daß sich ziemlich große Gasmengen,
                              									auf den Quadratmeter des Generatorquerschnitts berechnet, erzeugen lassen. Ebenfalls
                              									recht wichtig ist die Tatsache, daß ein Torfstück beim Trocknen und Entgasen zwar
                              									zusammenschrumpft, hierbei aber weder bröckelt noch zerfällt; die Wege für Gas, Luft
                              									und Dampf bleiben infolgedessen dauernd offen und es ist daher fast keine
                              									Stocharbeit notwendig. Das aus Torf erzeugte Generatorgas hat einen hohen Heizwert,
                              									der zwischen 1200 und 1400 WE/cbm liegt. Der Torf kann nahezu in jedem Gaserzeuger
                              									mit Vorteil vergast werden, sofern er nicht zu feucht ist. Dies gilt sowohl für
                              									Generatoren mit festem Rost als auch für solche mit Drehrost. Torf wird sowohl in
                              									zahlreichen Glashütten als auch in einer Reihe von Stahlwerken Nordwest-Deutschlands
                              									zur Erzeugung von Generatorgas verwendet. Er wird hierzu in etwa faustgroße Stücke
                              									gebrochen, deren Wassergehalt 20 bis 30% beträgt; der Aschegehalt des Torfs beträgt
                              									hierbei 2 bis 4%. Eine Reihe von Analysen von Torfgeneratorgas ist im Original
                              									angeführt, im Mittel ergibt sich hierbei folgende Gaszusammensetzung: 5,0% CO2, 26,4% CO, 12,4% H2, 4,1% CH4 bei einem berechneten Heizwert
                              									von 1480 WE. Demgegenüber hat Generatorgas aus Steinkohle einen mittleren Heizwert
                              									von nur 1230 WE. Der Betrieb von Siemens-Martin-Oefen mit Torfgeneratorgas
                              									befriedigte in jeder Hinsicht, wobei besonders günstig der geringe Schwefelgehalt
                              									von 0,7 gr/cbm in Erscheinung trat.
                           Trotzdem sich der Preis für eine Tonne gebrochenen und abgesiebten Torf in dem
                              									genannten Falle auf 16,23 Mk. stellte, betrugen die Brennstoffkosten je Tonne Stahl
                              									nur 6,81 Mk. gegenüber 7,16 Mk. bei Vergasung von Gasflamm-Förderkohle. Es wurden
                              									somit je Tonne Stahl 35 Pfg. gespart. Der Durchsatz des Generators war beim Betrieb
                              									mit Torf sehr hoch, es wurden in 24 Stunden nämlich 36 Tonnen Nußtorf vergast
                              									gegenüber einem Durchsatz von nur 20 bis 24 t beim Betrieb mit Steinkohle. Infolge
                              									des geringen Aschengehaltes brauchte je Schicht nur zweimal gestocht zu werden.
                              									Aehnlich günstige Ergebnisse wurden auch auf anderen Werken bei der Vergasung von
                              									Torf erzielt. Bei Verwendung eines genügend hohen Generators mit entsprechend großer
                              									Trockenzone läßt sich auch Stichtorf mit einem Wassergehalt bis zu 60% ohne
                              									Schwierigkeiten vergasen, allerdings ist das so gewonnene Gas stark mit Wasserdampf
                              									beladen, so daß es vor der Verbrennung gekühlt und getrocknet werden muß. In
                              									Verbindung mit der Kühlanlage lassen sich hierbei jedoch 5–8% Teer, auf Trockentorf
                              									bezogen, gewinnen. Eine derartige Anlage ist in einer Ziegelei in Scharrel in
                              									Oldenburg in Betrieb, wo ein Gas mit einem Heizwert von 1300–1400 WE/cbm gewonnen
                              									wird.
                           Auch die Verkokung des Torfs bietet günstige Aussichten, zumal sich der Torf schon
                              									bei Temperaturen von 200–240° zu zersetzen beginnt. Verfasser berichtet näher über
                              									die bei verschiedenen Temperaturen aus dem Torf entweichenden Gase und flüssigen
                              									Destillationsprodukte sowie über die Zusammensetzung des Schwelrückstandes bei
                              									allmählich steigender Temperatur. Eingehende Untersuchungen über die Entgasung von
                              									Hochmoortorf zeigten, daß hierbei deutlich 3, genau genommen 4 Abschnitte
                              									unterschieden werden können. Bis 100° findet ausschließlich eine Trocknung statt,
                              									von 100 bis etwas über 200° wird vorwiegend Kohlensäure und Zersetzungswasser
                              									abgespalten, über 200°, deutlich von 250° an tritt die exotherme Zersetzung ein, die
                              									neben Kohlensäure steigende Mengen von Methan, Wasserstoff und Kohlenoxyd liefert.
                              									Diese Zersetzung nimmt zwischen 350 und 480° merklich ab; bei noch höheren
                              									Temperaturen beginnt eine neue Zersetzung, die vorwiegend Methan, Wasserstoff,
                              									Kohlenoxyd und schwere Kohlenwasserstoffe liefert. Auf wasserfreien Hochmoortorf 
                              									bezogen erhält man bei der Verschwelung 46,6% Torfkoks, 6,9% Teer, 20,0%
                              									Schwelwasser und 26,5% (= 15,0 cbm je 100 kg) Gas, das im Durchschnitt einen
                              									Heizwert von 3135 WE/cbm hat.
                           Die Gewinnung von Torfkoks, die schon sehr alt ist, geschah früher ausschließlich in
                              									Meilern, die sich bis in unsere Zeit erhalten haben. In neuerer Zeit wurden
                              									zahlreiche Ofenbauarten in Vorschlag gebracht, von denen aber nur wenige Eingang in
                              									die Praxis fanden. Neben den stehenden, von außen beheizten Retorten von Ziegler sowie von Höring und
                              										Wielandt sind in jüngster Zeit Oefen mit sogenannter
                              									Innenheizung für die Verkokung des Torfes konstruiert worden, bei denen die
                              									Entgasung durch heiße sauerstofffreie Verbrennungsgase erfolgt. Beide Ofenarten
                              									werden an Hand von Abbildungen näher beschrieben, wobei auf ihre Vor- und Nachteile
                              									hingewiesen wird. Namentlich betont Verfasser die bei den Oefen mit Innenheizung
                              									eintretende Verdünnung des Schwelgases sowie die nur schwer zu vermeidende
                              									Aschenanreicherung im Torfkoks. Ein weiteres Verfahren, das von Domnick ausgearbeitet worden ist, benutzt eine Reihe von
                              									hintereinander geschalteten Kammern ähnlich wie beim Ziegel-Ringofen, die teils mit
                              									Außen-, teils mit Innenheizung betrieben werden. Doch ist dieses Verfahren nur bei
                              									sehr großen Anlagen wirtschaftlich. Die Entwicklung der Torfverschwelung setzt die
                              									Anlieferung großer Torfmengen von möglichst gleichmäßigem Wassergehalt voraus, eine
                              									Forderung, die aber nur schwer zu erfüllen ist, da Torfwerke mit einer
                              									Jahreserzeugung von mehr als 20000 t sehr selten sind. Eine Batterie von 6
                              									Schwelöfen mit je 10 t Tagesdurchsatz erfordert aber bereits 22000 t Trockentorf im
                              									Jahre.
                           Der Torfkoks behält die Form der zur Verschwelung gelangten Torfsoden, doch wird ein
                              									Teil beim Durchgang durch den Ofen zerrieben und zerbrochen; er kommt in
                              									verschiedenen Größen sortiert und zum Teil als Pulver in den Handel. Guter Torfkoks
                              									enthält nur 2–4% Asche und nur 0,2 bis 0,33% Schwefel, wovon nur ein ganz geringer
                              									Teil flüchtiger Schwefel ist. Dieser Umstand ist sehr wesentlich für viele
                              									Verwendungsarten des Torfkokses. Der Entzündungspunkt von Torfkoks liegt bei rd.
                              									230°; diese hohe Reaktionsfähigkeit ist namentlich für die Zinkreduktion von
                              									Bedeutung, so daß der Torfkoks vielfach mit der Holzkohle in Wettbewerb treten kann.
                              									Der Torfteer steht dem Braunkohlenteer nahe, enthält jedoch weniger Phenole und
                              									andererseits mehr ungesättigte Verbindungen; er erzielt nahezu die gleichen Preise
                              									wie Braunkohlenschwelteer. (Stahl und Eisen 1926, S. 631–635, 742–750.)
                           Sander.
                           Die Herstellung von Wasserstoff für industrielle Zwecke.
                              									Dr. A. von Skopnik macht auf Grund von praktischen Erfahrungen nähere Mitteilungen
                              									über die Wasserstoffgewinnung aus Eisen und Wasserdampf. Als Ausgangsmaterial wurden
                              									hierbei anfangs manganhaltige Rostspate (gerösteter Spateisenstein) benutzt, die
                              									eine möglichst große, schwammartige Oberfläche haben müssen und vorwiegend aus dem
                              									Siegerland bezogen wurden. In der Folge kamen Pyritabbrände wegen ihrer größeren
                              									Porosität und ihres geringen Preises in Anwendung, und zwar solche aus Spanien,
                              									Norwegen, Schweden und Ungarn, sowie auch aus deutschem Pyrit von Meggen, die jedoch
                              									ziemlich leicht zerfallen. Schließlich wird auch Brauneisenstein, z.B. aus der Grube
                              										„Ameise“ bei Hamborn, gern verwendet.
                           Zur Reduktion dieser Eisenerze wird Wassergas benutzt, das nicht mehr als 4%
                              									Kohlensäure enthalten soll und vorher von Schwefelwasserstoff befreit werden muß.
                              									Die Oxydation des Eisens erfolgt mit überhitztem Wasserdampf von etwa 8 at. Es ist
                              									wichtig, stets mit gleichmäßig überhitztem Dampf zu arbeiten, da bei größeren
                              									Temperaturschwankungen die Erze leicht zerfallen, wodurch die Leistung des
                              									Wasserstofferzeugers zurückgeht. Zu Beginn des Weltkrieges arbeitete man noch mit
                              									Retortenöfen, die 24 gußeiserne Retorten besaßen und insgesamt 10 bis 11 t Rostspat
                              									faßten; ihre Leistung betrug 200–250 cbm Wasserstoff stündlich. Diese Retorten, die
                              									mit den bei der Reduktion der Füllung entstehenden Spülgasen auf etwa 800° geheizt
                              									wurden, sprangen jedoch leicht, bisweilen schon beim ersten Anheizen, und mußten
                              									daher häufig ausgewechselt werden. Ferner erforderten diese Oefen ein gut
                              									eingearbeitetes, zuverlässiges Bedienungspersonal, da bei falscher Hebelstellung
                              									leicht Knallgasexplosionen eintreten konnten. An die Stelle der von außen beheizten
                              									Retorten traten daher Schachtöfen mit Innenheizung. Derartige Anlagen werden von der
                              									Bamag-Meguin, A.-G., Berlin, den Francke-Werken, A.-G., Bremen, und Jul. Pintsch,
                              									A.-G., Berlin, gebaut.
                           Die Hauptbestandteile eines neuzeitlichen Schachtofens sind der Erzschacht und der
                              									Ueberhitzer für den Wasserdampf. Der Ueberhitzer ist entweder oberhalb des
                              									Erzschachtes oder in seinem Inneren angeordnet. Durch selbsttätige Verriegelung
                              									aller Hebel wird die Explosionsgefahr vollständig ausgeschaltet. Der
                              									Bamag-Schachtofen arbeitet wie folgt: Die Erzfüllung wird durch Ueberleiten von
                              									Wassergas in etwa 8 Min. reduziert, worauf der hochgespannte und im Ueberhitzer auf
                              									600–700° gebrachte Wasserdampf eingeleitet wird, der das metallische Eisen wieder
                              									oxydiert, wobei zugleich Wasserstoff entwickelt wird. Der anfangs noch
                              									Reduktionsgase und Kohlensäure enthaltende Wasserstoff wird über Dach geleitet, bis
                              									er keine Verunreinigungen mehr enthält, was an einer Probeflamme leicht zu erkennen
                              									ist. Da durch die Oxydation des Eisens die Temperatur des Erzschachtes stark sinkt,
                              									wird die Wärme des Ueberhitzers durch Rückheizen mit Gebläsewind auf den Erzschacht
                              									so lange übertragen, bis eine Temperatur von 700 bis 800° erreicht ist. Eine Gasung
                              									besteht aus Reduzieren, Spülen, Oxydieren und Rückheizen; da diese 4 Perioden etwa
                              									15 Min. in Anspruch nehmen, können stündlich etwa 4 Gasungen ausgeführt werden,
                              									wobei etwa 250 cbm Wasserstoff gewonnen und 120–150 cbm Wassergas zur Reduktion des
                              									Erzes verbraucht werden. Das Anheizen eines frisch mit Erz beschickten Schachtofens
                              									dauert etwa 9 Stunden gegenüber 5 Tagen bei den älteren Retortenöfen. Die
                              									Schachtofensysteme der beiden anderen Firmen arbeiten ganz ähnlich.
                           Der heiße Wasserstoff wird in einem stehenden 
                              									Wäscher gekühlt und von Staubteilchen befreit, worauf er in mit Luxmasse und
                              									groben Sägespänen gefüllten Reinigerkästen von Schwefelwasserstoff befreit wird.
                              									Wenn das Gas zur Füllung von Luftschiffen dient, muß auch noch die Kohlensäure
                              									(0,2–0,8%) durch Ueberleiten über gelöschten Kalk entfernt werden. An Eisenerz
                              									werden je cbm Wasserstoff im allgemeinen 0,06–0,07 kg verbraucht, während meist 0,1
                              									kg als Höchstverbrauch garantiert wird. Schließlich macht Verfasser auf die Umstände
                              									aufmerksam, die die Reinheit des erzeugten Wasserstoffs herabsetzen und denen
                              									infolgedessen der Betriebsleiter besondere Beachtung schenken muß. (Chem.-Ztg., 50.
                              									Jahrg., S. 473 bis 475.)
                           Sander.
                           Die Herstellung von Hydriergas kann in der Weise
                              									erfolgen, daß wasserstoffhaltige Gase, wie Koksofen- oder Wassergas, in verdichtetem
                              									Zustand mit Lösungsmitteln behandelt werden, in denen Wasserstoff weniger leicht
                              									löslich ist als Kohlenwasserstoffe und Kohlenoxyd. Claude hat für diesen Zweck
                              									bereits AetherComptes rendus, Bd. 172, S. 974. vorgeschlagen, doch muß man bei Verwendung dieser niedrig siedenden
                              									Verbindung bei tiefen Temperaturen arbeiten. Man erhält nach diesem Verfahren einen
                              									Wasserstoff von hoher Reinheit, wie er für die Ammoniaksynthese benötigt wird.
                           Nach dem DRP 394497 von Bergius können für solche Zwecke, wo es nicht auf höchste
                              									Reinheit des Wasserstoffs ankommt, wie z.B. für die Hydrierung, auch nichtflüchtige
                              									Lösungsmittel, wie Erdöle oder Teeröle als Absorptionsmittel für die
                              									Kohlenwasserstoffe benutzt werden. Zur Ausführung des Verfahrens kann z.B. ein mit
                              									Raschig-Ringen ausgesetzter Wäscher dienen, in den das verdichtete Gasgemisch am
                              									unteren Ende eintritt, während von oben das im Kreislauf umgepumpte Waschöl
                              									herabrieselt. Das angereicherte Oel verläßt den Wäscher am unteren Ende durch ein
                              									senkrechtes Rohr, dessen Oeffnung durch ein Schwimmerventil gesteuert wird. Das Oel
                              									wird in einem Sammelgefäß entspannt, wobei es die aufgenommenen Gase wieder abgibt.
                              									Auf diese Weise soll aus Steinkohlengas mit 50% Wasserstoff, das bei 100 at Druck
                              									und bei gewöhnlicher Temperatur mit amerikanischem Gasöl vom spezifischen Gewicht
                              									0,84 gewaschen wurde, ein Gas mit 90% Wasserstoff erhalten werden, während in den
                              									aus dem Waschöl nach der Entspannung entweichenden Gasen noch ungefähr 15%
                              									Wasserstoff enthalten sein sollen.
                           Dient das an Wasserstoff angereicherte Gas zur Hydrierung, so wird Wasserstoff zum
                              									Teil verbraucht und es werden kohlenwasserstoffhaltige Gase, wie Methan und Aethylen
                              									aufgenommen. Dieses Gasgemisch kann dann wieder als wasserstoffhaltiger
                              									Ausgangsstoff dienen. Es wird in der oben beschriebenen Weise in verdichtetem
                              									Zustand von neuem mit Oel gewaschen und nach Zusatz der bei der Hydrierung
                              									verbrauchten Wasserstoffmenge im Kreislauf wieder als Hydriergas verwendet.
                           Nach dem DRP 435588 von Bergius wird aus den bei der Hydrierung entstehenden Abgasen,
                              									die in der Hauptsache Wasserstoff und Methan und daneben noch geringe Mengen
                              									von Kohlenoxyd, Kohlensäure und Stickstoff enthalten, ein wasserstoffreiches Gas
                              									gewonnen, indem die Abgase mit Wasserdampf zunächst bei hoher Temperatur (1100°) und
                              									dann bei niederer Temperatur (300 bis 500°) behandelt werden, wobei in der ersten
                              
                              									Stufe das Methan in Wasserstoff und Kohlenoxyd umgewandelt und in der zweiten Stufe
                              									das Kohlenoxyd in Wasserstoff und Kohlensäure umgesetzt wird. Die Kohlensäure wird
                              									sodann in bekannter Weise, z.B. mit Wasser unter Druck, aus dem Gasgemisch entfernt,
                              									das dann im Kreislauf wieder zur Hydrierung verwendet wird. Um die Anhäufung von
                              									Fremdgasen, namentlich von Stickstoff in dem Gasgemisch zu vermeiden, muß man von
                              									Zeit zu Zeit einen Teil des Gases aus dem Kreislauf herausnehmen, so daß also nur
                              									ein Teil der Abgase regeneriert wird. Die fortgesetzte Verwendung des Hydriergases
                              									im Kreislauf wird hierdurch nicht beeinträchtigt, da bei der erwähnten stufenweisen
                              									Umsetzung der Abgase mit Wasserdampf große Mengen von Wasserstoff neugebildet
                              									werden. Man kann bei dem Verfahren auch methan- und wasserstoffhaltige Gase aus
                              									beliebigen anderen Quellen, wie Koksofengas, Erdgas, Krackgas, mitverwenden. Diese
                              									Gase werden in gleicher Weise entweder für sich oder zusammen mit den Abgasen der
                              									Hydrieranlage mit Wasserdampf umgesetzt. Zur Durchführung der Umsetzung mit
                              									Wasserdampf bei hoher Temperatur werden zweckmäßig nach dem Regenerativverfahren
                              									gebaute Ueberhitzer benutzt. Ein geringer Gehalt des Hydriergases an Kohlenoxyd ist
                              									nicht schädlich, so daß die Umsetzung in der zweiten Stufe, wobei als Katalysator
                              									Eisenoxyd verwendet wird, nicht vollständig durchgeführt zu werden braucht. Durch
                              									diese Maßnahme soll die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens sich erheblich günstiger
                              									gestalten.
                           Sander.
                           Ueber das Torkretverfahren im Hüttenbetrieb macht A.
                              										SchmitzStahl und Eisen, 46. Jahrg., S. 13–16. ausführliche Mitteilungen. Das Torkretverfahren wurde zuerst in Amerika und
                              									in der Folge auch bei uns dazu benutzt, Beton maschinell auf Flächen aufzutragen, es
                              									hat neuerdings auch im Bergbau sowie im Hüttenwesen für die verschiedensten Zwecke
                              
                              									mit Erfolg Anwendung gefunden. Der dazu benutzte Apparat, die Zementkanone, ist auf
                              									2 Rädern aufgebaut und somit leicht an die Arbeitsstelle heranzuschaffen. Er besteht
                              									aus einer oberen und einer unteren Kammer, die durch 2 Glockenventile mittels
                              									Handhebeln geschlossen werden können. Auf dem Boden der unteren Kammer ist an einem
                              									senkrechten Schaft ein aus mehreren Taschen bestehender Verteilteller befestigt. Ein
                              									Preßluftmotor dreht diesen Teller mittels eines Schneckengetriebes. Der durch das
                              									Rohr eintretende Luftstrom bläst den Inhalt der vorbeiziehenden Taschen durch einen
                              									Ausblasstutzen in eine Schlauchleitung. An ihrem Ende befindet sich eine Spritzdüse,
                              									die an die Wasserleitung angeschlossen wird. Die anzuspritzende Masse wird trocken
                              									in die obere Kammer gefüllt, durch Schließen des oberen und nachfolgendes Oeffnen
                              									des unteren Ventils fällt sie in die untere Kammer, 
                              									und zwar auf den Verteilteller, von wo sie durch den Luftstrom in die
                              									Schlauchleitung geblasen und zur Spritzdüse befördert wird. Die Regelung des
                              									Wasserzusatzes erfolgt mit einem an der Düse angebrachten Hahn. Zum Betrieb des
                              									Apparates ist ein Luftdruck von 2,5–3,5 at notwendig, der Wasserdruck muß etwas
                              									größer sein. Da die trockne Masse gewissermaßen im Luftstrom schwimmt, lassen sich
                              									auf diese Weise Entfernungen bis zu 250 m und Höhen bis zu 50 m überwinden. Die
                              									Masse wird wie beim Sandstrahlgebläse mit großer Wucht gegen die zu bespritzende
                              									Fläche geschleudert, die sich allmählich mit einer dünnen Haut überzieht, in der
                              									dann auch die gröberen Teilchen haften bleiben.
                           Dieses Spritzverfahren hat in den letzten Jahren auch im Hüttenbetrieb zur
                              									Herstellung feuerfester Ueberzüge mit Erfolg Anwendung gefunden, u.a. zur
                              									Instandhaltung von Gießpfannen. Bisher hat man diese, um die Haltbarkeit der
                              									Zustellung zu erhöhen, mit Klebsand ausgestampft, der sich aber beim Arbeiten nach
                              									dem Torkretverfahren nicht anwenden läßt. Dagegen lieferten Mischungen von Schamotte
                              									und. Ton als Spritzmasse bessere Ergebnisse; eine Mischung von 5 Raumteilen
                              									Schamotte und 1 Raumteil Rohton ist in den meisten Fällen mit gutem Erfolg
                              									verwendbar. Besonders wertvoll ist es, daß man die Schamotte auch durch gemahlene
                              									Abfälle alter gebrauchter Steine ersetzen kann, die allerdings sorgfältig von
                              									Schlackenresten befreit sein müssen. Nach Zusatz von Bindeton erhält man so eine
                              									gute und billige Spritzmasse für Gießpfannen. Je nach den Umständen kann man auch
                              									alte Steinabfälle mit frischen Schamotte-Tonmassen vermengen.
                           Die Spritzmasse darf weder zu grob noch zu fein sein. Im ersten Falle sind die
                              									Abprallverluste recht erheblich, während im zweiten Falle der richtige Wasserzusatz
                              									Schwierigkeiten bereitet. Spritzmassen von 0–3 mm Korngröße lassen sich einwandfrei
                              									verarbeiten. Das Torkretieren von Gießpfannen sowie das Trocknen des aufgespritzten
                              									Ueberzugs mittels Gasfeuers werden näher erläutert. Ungenügend getrocknete Ueberzüge
                              									platzen beim Einlaufen der Schmelze in die Pfanne ab und geben zu Mißerfolgen Anlaß.
                              									Das Torkretieren einer Pfanne einschl. Vorarbeiten und Trocknen dauert, wie neuere
                              									Versuche in einem Thomasstahlwerk im Saargebiete ergeben haben, nur 2½ Stunden, so
                              									daß nach dieser Zeit die Pfanne sofort wieder betriebsfertig ist. Die Haltbarkeit
                              									der Ueberzüge schwankt je nach dem Material der Spritzmasse und den Bedingungen des
                              									Betriebs; im allgemeinen hält eine Spritzung 5–8 Güsse aus bei einer Schichtdicke
                              									von 7–8 cm. Im Thomasstahlwerk sind mit einer Spritzung sogar Haltbarkeiten von bis
                              									zu 15 Schmelzen erreicht worden, woraus man ersieht, daß das Torkretieren dem alten
                              									Verfahren des Ausmauerns gegenüber bei sachgemäßer Ausführung wirtschaftlich weit
                              									überlegen ist.
                           Auch bei dem Siemens-Martin-Ofen hat sich das Torkretverfahren gut bewährt, und zwar
                              									lassen sich hier auf diese Weise sowohl undichte Stellen an der äußeren Ofenwandung
                              									abdichten, als auch die Innenwandungen der Gas- und Luftkammern abspritzen,
                              									ferner kann man nach dem Torkretverfahren angegriffene Gasabzüge, beschädigte
                              									Türbögen und -pfeiler wiederherstellen usw. So waren z.B. bei einem
                              									25-t-Siemens-Martin-Ofen, der bereits über 400 Schmelzen ausgehalten hatte, zwischen
                              									den Gas- und Luftzügen Durchbruchstellen entstanden, wodurch die Ofenköpfe gefährdet
                              									waren. Die Ausbesserung dieser schadhaften Stellen konnte in sehr kurzer Zeit mit
                              									vollem Erfolg ausgeführt werden, so daß der Betrieb nur wenige Tage unterbrochen
                              									werden mußte. Neuerdings beginnt das Torkretverfahren auch in Hochofenbetrieben
                              									festen Fuß zu fassen und auch hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für seine
                              									Anwendung, ganz besonders bei der Ausbesserung der Winderhitzer.
                           Sander.
                           Ueber einige physikalische Eigenschaften der
                                 										Magnesium-Leichtlegierungen. Die heute vertretenen Vorstellungen über die
                              									Vorteile der Leicht- und Ultra-Leichtlegierungen für die Herstellung von
                              									Motorteilen, insbesondere von Kolben, sprechen gewissen physikalischen
                              									Eigenschaften, wie dem spezifischen Gewicht, der Wärmeleitfähigkeit und der
                              									Ausdehnbarkeit eine grundsätzliche Bedeutung zu. die sogar noch wichtiger als die
                              									mechanischen Eigenschaften erscheint. Es ist daher erforderlich, bei der Wahl der
                              									anzuwendenden Leichtlegierungen genaue Zahlenwerte zu besitzen, die aber heute fast
                              									gänzlich fehlen. Zu diesem Zweck haben die Forscher Portevin und Le Chatelier eine
                              									Anzahl von Bestimmungen des spezifischen Gewichtes, der Ausdehnbarkeit und des
                              									elektrischen Widerstandes an Ultra-Leichtlegierungen, die durch Zusatz von
                              									verschiedenen Metallen (Aluminium, Kupfer, Cadmium, Mangan, Nickel, Blei, Silizium,
                              									Zink) erhalten wurden, vorgenommen. Dabei wurde die elektrische Widerstandsmessung
                              									aus dem Grunde gewählt, weil ihre Bestimmung praktischer und genauer als die der
                              									Wärmeleitfähigkeit ist und weil außerdem zwischen der letzten und der elektrischen
                              									Leitfähigkeit ein ziemlich enger Parallelismus feststellbar ist. Es besteht zwischen
                              									diesen beiden Leitfähigkeitskoeffizienten für die reinen Metalle Proportionalität
                              									und die Kurven, die ihre Veränderung als Abhängigkeit von dem Konzentrationsgrad der
                              									Legierungen darstellen, sind gleich verlaufend. Die Bestimmungen wurden an gezogenen
                              									und geglühten Probestücken vorgenommen. Zunächst ergab sich, daß die
                              									Veränderlichkeit des spezifischen Volumens V und des Widerstandes w als Funktion der
                              									Konzentration x oder des zugesetzten Metalles in Gewichtsprozenten durch die lineare
                              									Formel ausgedrückt werden kann:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 V = 0,575 – Kvx in cm3/g.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 w = 4,5 + Kwx in Mikrohm/cm2/cm.
                                 
                              
                                 
                                 Al
                                 Cd
                                 Cu
                                 Mn
                                 Ni
                                 Pb
                                 Si
                                 Zn
                                 
                              
                                 Kv
                                 0,0022
                                 0,0047
                                 0,0052
                                 0,004
                                 0,00538
                                 0,0056
                                 –
                                 0,0043
                                 
                              
                                 Kw
                                 1,34
                                 0,15
                                 0,01
                                 0,13
                                 0,06
                                 0,58
                                 –
                                 0,28
                                 
                              
                                 für x     (%)
                                 1
                                 6
                                 13
                                 4
                                 15
                                 5
                                 5
                                 5
                                 
                              
                           Die Anwendungsgrenzen der linearen Formel sind nur beim Aluminium (Grenze der festen
                              									Lösung) und beim Zink (Gleichmäßigkeitsgrenze) als wirkliche Grenzwerte zu
                              									betrachten, während sie bei den anderen Metallen nur den Höchstwert der zubereiteten
                              									Legierung angeben. Diese Ergebnisse geben Veranlassung zu den folgenden
                              									Betrachtungen und Schlußfolgerungen:
                           
                           1. Spezifisches Volumen. Der Koeffizient Kv geht aus dem Mischungsgesetz
                              									hervor, ausgenommen beim Aluminium (feste Lösung bis zu 7%) und beim Kupfer (Mg2Cu bildet sich wahrscheinlich mit einer leichten
                              									Schwindung);
                           2. Widerstandsmessung. Diese gibt gleichlautend mit den Bestimmungen von Broniewski
                              									und Stepanow die Konzentration 7% als Grenze für die feste Lösung Mg–Al an; dieses
                              									Uebergehen in die feste Lösung wird von einer starken Zunahme des Widerstandes
                              									begleitet, ausgenommen beim Cadmium, das ebenfalls im Magnesium in eine feste Lösung
                              									eintritt. Hinsichtlich der Anwendbarkeit der Ultra-Leichtlegierungen kann man 3
                              									Klassen unterscheiden, nämlich die guten Leiter (Kupfer, Nickel, Mangan, Cadmium),
                              									solche mit hohem Widerstand (Aluminium) und Zwischengruppen (Zink, Blei, Silizium).
                              									In bezug auf die Leitfähigkeit nehmen die Legierungen mit Kupfer und Nickel das
                              									größte Interesse in Anspruch;
                           3. Ausdehnbarkeit. Die Werte für die Ausdehnungskoeffizienten an den untersuchten
                              									Legierungen lagen sehr nahe bei denen des Magnesiums; es ist dabei kaum möglich, aus
                              									der Veränderung der Ausdehnbarkeit in Abhängigkeit der Gehalte an dem betreffenden
                              									Zusatzmetall einen Koeffizienten auszurechnen. Der Zusatz von Zink oder Blei, die
                              									leichter schmelzbar sind als Magnesium, erhöht den Ausdehnungskoeffizienten, während
                              									Kupfer, Nickel und besonders Silizium ihn erniedrigen, ebenso Aluminium in einem
                              									Anteil unterhalb der Grenze der festen Lösung;
                           Ternäre Legierungen. Dieselben Bestimmungen wurden an den ternären Legierungen
                              									Mg-Al-Cu, Mg-Al-Ni, Mg-Al-Zn vorgenommen. Während bei den letzteren das spezifische
                              									Volumen und der Widerstand additive Eigenschaften sind, die annähernd durch die von
                              									den vorherigen abgeleitete Formel ausgedrückt werden kann: w = 4,5 + 1,34Al +
                              									0,28Zn, so gilt dies nicht für die Legierungen Mg-Al-Cu und Mg-Al-Ni. So ist bei
                              									gewissen Aluminium- und Kupferlegierungen das errechnete spezifische Volumen zu
                              									gering und der Widerstand zu hoch; eine binäre Legierung mit 10% Aluminium zeigt
                              									einen Widerstand von 15, eine ternäre dagegen mit 10% Aluminium und 5% Kupfer einen
                              									solchen von nur 6,55. Die gleiche Feststellung kann man in einer noch ausgeprägteren
                              									Weise bei den ternären Legierungen Mg-Al-Ni machen.
                           Zusammenfassung: Bei Berücksichtigung der mechanischen Eigenschaften, die an den
                              									untersuchten Legierungen ebenfalls bestimmt worden sind, ergeben sich als die
                              									bemerkenswertesten Legierungen 1. unter den binären Legierungen diejenigen mit
                              									Nickel und mit Kupfer, 2. unter den ternären die mit Aluminium-Nickel und mit
                              									Aluminium-Kupfer. Diese Legierungen verwirklichen die glücklichste Vereinigung von
                              									spezifischem Gewicht, Elastizitätsgrenze, Härte, Wärmeleitfähigkeit und der
                              									erforderlichen Ausdehnbarkeit für gewisse Zwecke, wie für Motorkolben. (Technique
                              									Moderne.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Amerikanische Gießereiverhältnisse. In amerikanischen
                              									Arbeitgeberkreisen ist die Ansicht vorherrschend, daß ein Lohn, der es der
                              									Arbeiterschaft gestattet, eine hohe Lebenshaltung aufrechtzuerhalten, und ihr
                              									außerdem einen gewissen Ueberschuß für besondere Aufwände und Ersparnisse läßt, der
                              									beste Antrieb für eine hohe Erzeugung ist. Die durch die hohen Löhne begünstigte
                              									Kaufkraft der amerikanischen Arbeiterschaft ist von großem Vorteil für den
                              									Inlandsmarkt, der 85% der in den Vereinigten Staaten erzeugten Güter aufnimmt. Ein
                              									hoher Lohn, der es dem Arbeiter ermöglicht, auch Waren über seinen bloßen
                              									Lebensbedarf hinaus zu kaufen, ruft einen starken Konsum hervor und verhütet eine
                              									Ueberproduktion mit nachfolgender Beschäftigungslosigkeit.
                           Ein kennzeichnendes Beispiel für die Kaufkraft der amerikanischen Arbeiter bietet die
                              									Kraftwagenindustrie, die im Jahre 1925 4½ Millionen Wagen erzeugte. Ein Arbeiter,
                              									der keinen eigenen Wagen besitzt oder abzahlt, bildet die Ausnahme. Der größte Teil
                              									dieser Wagen wird durch Teilzahlungen abgenommen, der Verlust für den Unternehmer
                              									ist aber mit kaum 1/7% so gering, daß er unberücksichtigt bleiben kann. Auf anderen Gebieten
                              									tritt die Kaufkraft des amerikanischen Arbeiters in gleicher Weise hervor und es ist
                              									eine Tatsache, daß er sich Sachen kaufen kann, die über die Träume des europäischen
                              									Durchschnitts-Arbeiters hinausgehen. Der amerikanische Arbeitgeber glaubt, die
                              									Arbeitskraft mit 3½ Pferdestärken je Mann bewerten zu können, und wo ihm die
                              									Möglichkeit zur Steigerung des Ausbringens gegeben erscheint, wird diese angewendet.
                              									Es gibt Fälle, in denen der Arbeiter für eine gleiche Arbeit doppelt so viel leistet
                              									als bei uns, wobei er sich halb so viel anzustrengen braucht. Wo es nicht möglich
                              									war, Maschinen für höhere Leistung einzusetzen, z.B. bei unmittelbaren
                              									Formerarbeiten, so gilt die Gewohnheit, daß produktiv tätige Leute ausschließlich
                              									für produktive Tätigkeiten zu verwerten sind. Es wird dem Former dann nicht erlaubt,
                              									seine Tätigkeit und Kraft auf solche Arbeiten auszudehnen, die auch von ungelernten
                              									Leuten ausgeführt werden können. Die Maschinen gelten in Amerika nicht als
                              										„letzte Schöpfung,“ vielmehr werden Verbesserungsversuche auf allen
                              									Werken ständig vorgenommen und Arbeiter und Angestellte aufgefordert, derartige
                              									Vorschläge für Verbesserungen zu unterbreiten. Wird eine Maschine als besser
                              									befunden, so werden die anderen unbarmherzig zum alten Eisen geworfen. Es hat sich
                              									herausgestellt, daß für die Vereinigten Staaten nur diese Grundsätze: hohe
                              									Erzeugung, hoher Lohn und hoher Verbrauch aufrechtzuerhalten sind. Auf der anderen
                              									Seite scheint aber auch die Arbeiterschaft davon überzeugt zu sein, daß hohe Löhne
                              									nur durch eine starke Erzeugung zu halten sind. Die Fühlung zwischen Unternehmer und
                              									Arbeiterschaft ist ausgezeichnet; es besteht ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis
                              									zueinander, wie es in der alten Welt bedauerlicherweise oft fehlt, und zwar nicht
                              									allein im Werke selbst, sondern auch bei der Berührung außerhalb. Eine möglichst
                              									hohe Aufmerksamkeit wird der Wohlfahrtspflege zuteil. Ueberall findet man
                              									ausgezeichnete Kantinen, ferner Wasch- und Baderäume, große Werke halten sogar
                              									eigene Krankenhäuser mit eigenen Aerzten. Schwere Unfälle ereignen sich angesichts
                              									der anerkannten Vorsichtsmaßregeln für die Unfallverhütung nur selten. Nach
                              									5jähriger Tätigkeit auf 
                              									ein und demselben Werk erhalten die Arbeiter 8 bezahlte Urlaubstage, die nach
                              									einer Tätigkeit von 10 bis 20 Jahren bis auf 2 Wochen steigen. Nach einer längeren
                              									Tätigkeit wird außerdem eine Pension gewährt, deren Bemessung sich nach dem höchsten
                              									während der verschiedenen Jahre erhaltenen Lohne richtet. Diese Pensionsfrage ist in
                              									Amerika besonders wichtig, so daß man sehr viele Leute mit langjähriger Tätigkeit
                              									antrifft. Dann ist auch der Gedanke, Aktien zu erwerben, sehr verbreitet, und die
                              									meisten Arbeiter besitzen Aktien des betreffenden Werkes. Diese Pflege für das
                              									Wohlergehen und die Zukunft der Arbeitnehmerschaft wird in amerikanischen
                              									Arbeitgeberkreisen eine hohe Bedeutung im Interesse des Geschäftsganges beigemessen,
                              									da man auf die W eise die Leute an das Unternehmen fesselt und dadurch vermeidet,
                              									daß sie ihre Stellungen zum Schaden der Industrie wechseln. Die Arbeitszeit in
                              									amerikanischen Gießereien beträgt 48–50 Stunden die Woche, der Wochenlohn für den
                              									Former 150–200 Mark. Man muß aber dabei betonen, daß die Formertätigkeit sehr
                              									anstrengend ist. Fast 75% der gelernten Former stammen aus Europa, während für die
                              									Hilfsarbeiten auffallend viele Schwarzen beschäftigt werden. Die hohen Leistungen
                              									der amerikanischen Gießereien sind auf die Einführung von Maschinen, auf die
                              									sparsame Arbeitsteilung und auf die ausschließliche Verwendung des Facharbeiters für
                              									produktive Arbeit zurückzuführen. (The Foundry Trade Journal.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Metallbehandlung gegen Korrosion. Bei der Behandlung von
                              									korrosionsbeständigen Metallen unterscheidet man 2 Hauptklassen, nämlich die
                              									Verfahren, bei denen ein Metall in die Oberfläche eines anderen diffundiert, und die
                              									chemischen Verfahren.
                           Die bekanntesten Diffusions-Verfahren sind das Sherardisieren, das Kalorisieren und
                              									das Chromisieren. Das Sherardisieren, das älteste dieser Verfahren, besteht in der
                              									Hauptsache darin, eine Zinkschicht in die Oberfläche des zu behandelnden Stückes
                              									hineinzubringen. Es ist dabei üblich, die Gegenstände in Kästen mit Zinkstaub
                              									zusammenzupacken und sie dann in einem Ofen bei geeigneter Temperatur eine bestimmte
                              									Zeit lang, die sich nach dem gewünschten Eindringungsgrad richtet, der Wärme
                              									auszusetzen. Die Wirkung dieser Wärmebehandlung ist eine Diffusion oder ein
                              									Eindringen des Zinkes in die Oberfläche der betreffenden Stücke mit dem Ergebnis,
                              									daß diese nunmehr einen guten Widerstand gegen Korrosion aufweisen. Beim
                              									Kalorisieren und Chromisieren verfährt man genau so, nur mit dem Unterschied, daß
                              									man anstatt Zinkstaub Aluminium-Pulver bzw. Chrom-Pulver verwendet und daß sich
                              									dementsprechend Aluminium- bzw. Chrom-Schichten ergeben. Außerdem gibt es auf
                              									diesem Gebiete noch eine Reihe von anderen Arten, das Ueberzugsmetall mit dem
                              									Grundmetall in Verbindung zu bringen. So wird z.B. eine ähnliche Wirkung wie beim
                              									Kalorisieren durch Aufspritzen mit Aluminium und durch nachfolgende Warmbehandlung
                              									erreicht. Dieses Verfahren ist heute bereits weit verbreitet, nachdem es sich als
                              									zuverlässig und wirksam erwiesen hat. Man kann ferner Chrom-Schichten anstatt durch
                              									Chromisieren durch die Elektrolyse anbringen, nach deren Vornahme die Stücke noch
                              									einer Warmbehandlung zu unterziehen sind. Ein besonderer Vorteil ist allerdings bei
                              									diesem Verfahren gegenüber dem eigentlichen Chromisieren nicht zu Tage getreten. Ein
                              									ähnliches Verfahren soll auch in den Vereinigten Staaten für Cadmium-Ueberzüge vor
                              									einigen Jahren angewendet worden sein, von dem man aber nichts mehr gehört hat. Am
                              									meisten verbreitet sind das Kalorisieren und das Sherardisieren; der Hauptvorteil
                              									des Kalorisierens (abgeleitet von Kalorie) besteht in dem Widerstand der
                              									kalorisierten Stücke gegen den Einfluß hoher Temperaturen. Aus diesem Grund werden
                              									auch Roststäbe, Gasbrenner und ähnliche Stücke oft kalorisiert.
                           Von der 2. Art des Metallüberziehens, der chemischen Behandlung, gibt es eine überaus
                              									große Anzahl von Verfahren, von denen aber lediglich das Bower-Barff- und das
                              									Coslettisier-Verfahren am wichtigsten sind; beide ergeben einen guten
                              									korrosionsbeständigen Ueberzug und sind daher auch ziemlich verbreitet. Der
                              									Grundgedanke beim Bower-Barff-Verfahren besteht darin, die Eisen- und
                              									Stahlgegenstände überhitztem Dampf mit einem geeigneten Reduktionsstoff, z.B. mit
                              									Kohlenstoffmonoxyd, auszusetzen, um eine schützende Oxydschicht zu erzeugen. Nach
                              									ähnlichem Prinzip arbeitet das Wells-Verfahren, ebenso gehören das Gesner- und das
                              									Hydraesfer-Verfahren zu derselben Klasse, bei denen die Stücke Dampf von hohen
                              									Temperaturen unter Einführung von Wasserstoff bei den beiden letzten Arten
                              									ausgesetzt werden. Das Coslettisier-Verfahren ist der Vorläufer einer Anzahl
                              									ähnlicher Verfahren zum Ueberziehen der Eisen- und Stahlwaren mit einer
                              									korrosionsbeständigen Phosphatschicht. Das Wesentliche dabei ist, die Stücke in eine
                              									geeignete Phosphatlösung, z.B. in kochende Phosphorsäure, mit Eisenfeilspänen eine
                              									längere Zeit hindurch zu tauchen. Ein sehr bekanntes und verbreitetes Verfahren, das
                              									Parkerisier-Verfahren, sieht die Einführung von Mangandioxyd als Oxydationsmittel in
                              									die Phosphatlösung vor. Ein vollständiges vorheriges Reinigen der Gegenstände ist
                              									bei den meisten dieser Verfahren notwendig für den Erfolg, in einigen Fällen ist
                              									auch eine Nachbehandlung angebracht, z.B. das Eintauchen in heißes Oel. (The Foundry
                              									Trade Journal.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.