| Titel: | Hochleistungs-Ueberstrom-Schnellschalter für Gleichstrom. | 
| Autor: | F. A. Foerster | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 241 | 
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                        Hochleistungs-Ueberstrom-Schnellschalter für
                           								Gleichstrom.
                        Von Oberingenieur F. A. Foerster,
                           									Berlin.
                        FOERSTER, Hochleistungs-Ueberstrom-Schnellschalter für
                           								Gleichstrom.
                        
                     
                        
                           Die Anwendung höherer Gleichstrom-Spannungen und das dadurch bedingte Anwachsen
                              									der Kurzschlußstromstärken führte zu der Notwendigkeit, Gleichstromautomaten für
                              									höhere Schaltleistungen mit schnellerer Abschaltung zu schaffen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 241
                              Abb. 1.Ueberstrom-Schnellausschalter für Gleichstrom bis 1000 Amp. und
                                 
                                 										1100 Volt.
                              
                           In Deutschland wurde mit dem Bau derartiger Hochleistungs-Schnellschalter für hohe
                              									Schaltgeschwindigkeiten kurz nach dem Kriege begonnen. Die ersten Schnellschalter
                              									dieser Art haben fast ausschließlich zum Schütze von Einanker-Umformern Verwendung
                              									gefunden. Die Hauptforderung, die an sie gestellt wurde, war, einen etwa
                              									auftretenden Kurzschlußstrom in einer möglichst kurzen Zeitspanne zu unterbrechen;
                              									eine Zeitspanne, die kürzer ist als die Zeit, die ein Kollektorsegment braucht, um
                              									im Umlauf von einem Pol zum anderen zu gelangen. Durch diese hohe
                              									Schaltgeschwindigkeit wird das bei kurzschlußartigen Ueberlastungen auftretende
                              									Kollektor – Rundfeuer unterdrückt bzw. vermieden, denn die Schnellschalter haben
                              									nicht nur den Zweck den Kurzschlußstrom zu unterbrechen, sie verhindern
                              									vielunterbrechung erfolgt durch die Schnellschaltung mehr durch das schnelle
                              									Abschalten, daß der Kurzschlußstrom sich voll entwickelt. Die Stromschon, bevor der
                              									Kurzschlußstrom unter der relativ hohen Spannung die dem Ohmschen Widerstände des
                              									Stromkreises entsprechende Höhe erreicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 241
                              Abb. 2.Schalter geschlossen
                              Sp = Sperre eingelegt, Hh =
                                 										Handhebel, H = Hubmagnet
                              
                           Das Anwendungsgebiet der Schnellschalter hat dann in der Folge sehr bald eine
                              									wesentliche Erweiterung erfahren. So finden dieselben heute nicht nur für
                              									Gleichstrommaschinen, sondern auch für Quecksilber-Gleichrichter, sowie als
                              									Streckenautomaten in elektrischen BahnanlagenVergl. Gebauer, „Elektrische Bahnen,“ Heft 7 1925. Verwendung. Beim Parallelarbeiten von Gleichrichtern mit Generatoren
                              									verhindert die Rückstrom-Auslösung der Schnellschalter, daß bei etwaigen
                              									Rückzündungen der Gleichrichter die Maschinen auf den Kurzschluß im Gleichrichter
                              									arbeiten. Bei reinem Gleichrichterbetrieb ist der Schnellschalter außerdem ebenfalls
                              									mit Vorteil anzuwenden. Er trennt hier den Gleichrichter, bei dem Rückstrom
                              									eingetreten ist, so schnell von den Sammelschienen, daß die übrigen im Betriebe
                              									befindlichen Gleichrichter durch den Vorgang nicht gestört werden. Die
                              									Schnellautomaten werden zu diesem Zweck 
                              									mit Hilfskontaktvorrichtungen ausgerüstet! die beim Ansprechen des
                              									Schnellschalters auch den Wechselstrom-Hochspannungsschalter des Gleichrichters zur
                              									Abschaltung bringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 242
                              Abb. 3.Schalter von Hand geöffnet
                              Sp = Sperre eingelegt, Hh =
                                 										Handhebel, H = Hubmagnet
                              
                           Der in Abb. 1 dargestellte Schnellschalter für 1000
                              									Amp. und 1100 Volt, der in Sonderausführung auch bis 1500 Volt hergestellt wird,
                              									kennzeichnet sich seiner Bauart nach als einpoliges Schaltgerät mit senkrecht
                              									verlaufenden Kontaktflächen und Freiauslösung. Die höhere Schaltgeschwindigkeit des
                              									Apparates gegenüber den Ueberstrom-Ausschaltern normaler Bauart wird erreicht durch
                              									zweckmässige Anordnung des Auslösemagneten und durch Anwendung eines starken
                              									Blasmagneten, durch welchen die Lichtbogendauer sehr erheblich abgekürzt wird. So
                              									beträgt bei gleicher Stromstärke die Abschaltzeit eines gewöhnlichen
                              									Ueberstrom-Selbstschalters etwa 0,15 Sekunden, während sie beim Schnellautomaten
                              									etwa 0,01 Sekunden und weniger beträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 242
                              Abb. 4.Schalter durch Selbstschaltung, geöffneta
                              Sp = Sperre freigegeb, Hh =
                                 										Handhebel, H = Hubmagnet
                              
                           Abbildung 2 zeigt das Schema des Schnellschalters
                              									(nach Abb. 1) in der Einschaltstellung. Im folgenden
                              									Schema (Abb. 3) ist der Schalter von Hand geöffnet
                              									dargestellt. In diesem Falle ist, um den Schalter wieder zu schließen, ein
                              									einmaliges Bewegen des Handhebels aus seiner Ruhelage nach oben in die gestrichelte
                              									Lage erforderlich.
                           Das Schema (Abb. 4) zeigt den Schalter nach
                              									einer Selbstabschaltung. Um ihn wieder zu schließen, ist jetzt ein zweimaliges
                              									Bewegen des Handhebels aus seiner Ruhelage nach oben in die gestrichelte Lage
                              									erforderlich. Durch die erste Bewegung wird die Sperre verklinkt, durch die zweite
                              									werden die Kontakte wieder geschlossen. Nach einer erfolgten Selbstabschaltung kann
                              									der Schalter sofort wieder eingeschaltet werden.
                           Der Schalter kann – wie bereits erwähnt – verwendet werden:
                           
                              1. als Maschinenschalter für Einanker-Umformer und
                                 										Generatoren,
                              2. als Streckenschalter in Abzweigstrecken für elektrische
                                 										Bahnen,
                              3. als Schalter zum Schutz von Gleichrichtern bei
                                 										Rückzündungen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 242
                              Abb. 5.Ueberstrom-Schnellschalter für Gleichstrom bis 3000 Amp. und 1200
                                 										Volt.
                              
                           Als Maschinenschalter muß der, Schnellschalter in Reihe mit einem zweiten
                              									Selbstschalter geschaltet werden. Beide Schalter werden elektrisch über ihre
                              									Meldekontakte gekuppelt. Bei Auftreten eines Ueberstromes bzw. Kurzschlusses öffnet
                              									sich der Schnellschalter sofort. Der Strom wird zunächst nicht unterbrochen, sondern
                              									durch den Dämpfungswiderstand bis auf seine Betriebsstromstärke herabgesetzt, die
                              									der zweite Selbstschalter dann sofort unterbricht.
                           Für die Verwendung als Streckenschalter ist ein zweiter Selbstschalter nicht
                              									erforderlich, weil der Schnellschalter mit Freiauslösung versehen ist. Auch kann der
                              									Parallelwiderstand in Fortfall kommen, da durch die Länge der Leitungen meist ein
                              									entsprechender Widerstand zwischen Schalter und Maschine gegeben ist, durch den die
                              									beim schnellen Ausschalten auftretende Ueberspannung auf ein ungefährliches Maß
                              									herabgesetzt wird.
                           
                           In Abbildung 5 ist eine andere Bauart eines
                              									Ueberstrom-Schnellschalters für Gleichstrom bis zu 3000 Amp. und 1200 Volt
                              									veranschaulicht, dessen Schema Abbildung 6 zeigt.
                              									Auch dieser Schalter ist als ein einpoliger Ausschalter mit einfacher Abreißung
                              									ausgebildet. Der senkrechte Kontakthebel 1 (Abb. 6)
                              									trägt an seinem oberen Ende einen plattenförmig ausgebildeten Kontakt mit Abreißer;
                              									am unteren Ende ist die Stromverbindung durch ein flexibles Kupferband hergestellt.
                              									Den oberen Gegenkontakt bildet eine harte Bürste 3. Der Bürstendruck wird durch die
                              									Zugfeder 4 erreicht, die an dem in einem Langloch etwas beweglichen Drehpunkt 5 des
                              									Kontakthebels 1 angreift. Das Gestänge ist mittels der Schraubenverbindung 8
                              									einstellbar, damit der Hebeldrehpunkt 5 im letzten Augenblick der Einschaltung von
                              									seinem Widerlager etwas abgehoben wird, wodurch Feder 4 ihre volle Wirkung auf den
                              									Bürstendruck ausüben kann. Die ebenfalls mit Freiauslösung versehenen Schalter
                              									können ohne weiteres sowohl von Hand wie auch von entfernten Punkten aus vermittelst
                              									Zugmagnet eingeschaltet werden.
                           Die Ausschaltung kann auf drei Arten erfolgen:
                           1. von Hand,
                           2. durch Springer als Fernauslösung,
                           3. durch Ueberstrom bzw. Rückstrom.
                           Bei der Abschaltung wird der Schalthebel 1 durch die starken Zugfedern 9
                              									zurückgerissen, sobald der durch die Zugstange 7 verursachte, über dem Winkelhebel
                              									10 auf die Lamellenkupplung 11 wirkende Druck entsprechend vermindert wird. Diese
                              									Verminderung des Druckes erfolgt durch das kleine Gestänge 12, den
                              									Ueberstrommagneten 13, den Springer oder die Handvorauslösung. Das Nachfallen des
                              									Einschaltmagnetkernes oder des Handgriffes schiebt die auseinandergezogene
                              									Lamellenkupplung wieder zusammen und stellt damit die Bereitschaft zur
                              									Wiedereinschaltung her, wobei die Vorspannfeder 6 einen Vordruck auf die
                              									Lamellenkupplung 11 ausübt, um jeden toten Gang in derselben zu vermeiden.
                           Als besondere Vorzüge dieses Schalters werden geltend gemacht, daß der Schalter
                              									keine Haltemagnete besitzt. Sein Auslösestrom ist deshalb unabhängig von der
                              									Betriebsspannung. Eine besondere Hilfsstromquelle ist für den Schalter nicht
                              									erforderlich. Der Schalter besitzt auch keine Halteklinken und hat deshalb auch
                              									nicht unter ihrer Abnutzung zu leiden. Er löst sowohl bei Vorwärtsais auch bei
                              									Rückstrom aus, kann aber an Stelle des normalen Ueberstrommagneten auch mit
                              									Rückstrommagneten versehen werden, so daß er nur bei
                              									Rückstrom, nicht aber bei Vorwärtsstrom auslöst. Auch als Rückstromschalter ist der
                              									Apparat praktisch unabhängig von Spannungsschwankungen. Die Spannungsspule kann
                              									deshalb vom Hauptstrom abgezweigt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 342, S. 243
                              Abb. 6.Schema zum Schnellschalter (Abb. 5).
                              
                           Die Funkenlöschvorrichtung des Schalters kann auf Wunsch so ausgebildet werden, daß
                              									ohne Zuhilfenahme eines zweiten Schalters, lediglich unter Verwendung eines
                              									Widerstandes, ein stufenweises Abschalten zwecks Vermeidung von Ueberspannungen
                              									erzielt wird.