| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 245 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Neue Forschungen über die Bildung von Stein- und
                                 										Braunkohle. Als ein sehr interessantes und wichtiges Problem der
                              									Kohlenforschung darf man die Frage nach dem genetischen Zusammenhang der Braunkohle
                              									und Steinkohle betrachten, ob sie nur verschiedene Stadien ein- und desselben
                              									Umwandlungsprozesses sind, oder ob es sich bei Braunkohle und Steinkohle um von
                              									Ursprung her ganz verschiedene Stoffe handelt, die nichts miteinander zu tun haben
                              									und nicht ineinander umgewandelt sind. Sowohl unter den Geologen, als auch unter den
                              									Forschern gibt es Vertreter der einen oder der anderen Auffassung.
                           Einen sehr wertvollen Beitrag zu diesem Problem bringt Professor Erdmann. Er
                              									geht bei seinen Untersuchungen von den zentral-russischen Kohlen aus. Bei diesen
                              									Kohlen handelt es sich um ein Material, das seiner geologischen Lagerung nach
                              									bestimmt zu den Steinkohlen gehört, das aber seinem Aeußern und seinen ganzem
                              									Eigenschaften nach eine echte Braunkohle ist. Diese zentralrussischen gehören zum
                              									Unterkarbon bzw. zum Devon und haben sich vor Zeiten offenbar in den Sümpfen an der
                              									Küste entwickelt. Das pflanzliche Ausgangsmaterial dieser Kohlen ist mithin bestimmt
                              									das gleiche wie das der Steinkohle.
                           
                           Durch diese Feststellung ist der eindeutige Beweis erbracht, daß aus dem
                              									gleichen Pflanzenmaterial (hier also dem der Karbonzeit) Braunkohle und – offenbar
                              									je nach gegebenen Umständen – Steinkohle entsteht. Es liegt also ein genetischer
                              									Zusammenhang von Torf, Braunkohle, Steinkohle und Anthrazit vor. Der Vermoderungs-
                              									und Verkohlungsprozeß führt über den Torf zunächst zur Braunkohle. Hier bei der
                              									Braunkohle wird ein Gleichgewichtszustand erreicht; es liegt stabiles Material vor,
                              									das bei Luftabschluß und ohne Einsetzen neuer, weiterer Einflüsse unveränderlich
                              									ist. Dies wird dadurch bewiesen, daß die zentralrussischen Kohlen, die aus gleicher
                              									Zeit, also auch aus gleichem Material wie die Steinkohlen stammen, unter dünner
                              									Deckschicht (100–150 Fuß) noch bis zum heutigen Tage als Braunkohlen mit allem für
                              									dieses Material charakteristischen Merkmalen vorliegen.
                           Sollen sich nun die Braunkohlen in die von ihnen weitgehend unterschiedenen
                              									Steinkohlen umwandeln, so müssen ganz neue Faktoren eintreten, und dies bewirken
                              									Temperatur und Druck. Diese alten Braunkohlen sind, wie Professor Erdmann auf Grund
                              									von Versuchen feststellt, einer Druckerhitzung von 280 bis 325 Grad, wie sie durch
                              									Pressungen, Erdverschiebungen und ähnliches leicht erfolgen kann, ausgesetzt
                              									gewesen. Dabei machten diese alten Braunkohlen einen gelinden Schmelzprozeß durch,
                              									bei dem sie Gase und leichtflüssige Bestandteile abgaben und in unsere heutigen
                              									Steinkohlen übergingen.
                           Aehnlich liegen die Verhältnisse auch für die oberbayrischen Pechkohlen. Lange wußte
                              									man nicht, ob man diese als Braunkohlen oder als Steinkohlen ansprechen sollte. Sie
                              									stellten ein Zwischenglied zwischen Braunkohlen und Steinkohlen dar. Die alten
                              									Braunkohlen wurden hier in früheren Erdepochen nur bis etwa 250 Grad erhitzt; dann
                              									ist die Umwandlung auf halbem Wege stehen geblieben und hat zur Bildung dieser auf
                              									der Grenze zwischen Braunkohlen und Steinkohlen stehenden Pechkohlen geführt.
                           Aus Vorstehendem ergibt sich, daß tatsächlich ein genetischer Zusammenhang zwischen
                              									Steinkohle und Braunkohle besteht.
                           Wenn wir uns eine Vorstellung von dem Klima machen wollen, das in längst
                              									entschwundenen Erdperioden geherrscht hat, so sind wir vor allem auf die Tier- und
                              									Pflanzenreste angewiesen, die uns als Versteinerungen erhalten blieben. In der Zeit,
                              									als sich die Steinkohlen in großen, wohl nahe der Küste gelagerten tropischen
                              									Flachmooren bildeten, überwog die Pflanzenwelt an Mächtigkeit und Ueppigkeit die der
                              									Tiere bei weitem. Meist waren es Farne und Schachtelhalme von bedeutender Größe, die
                              									noch keine Jahresringe als Zeichen eines Wechsels von Sommer und Winter aufweisen,
                              									Nadelhölzer finden sich wenig, und bunte Blumen fehlten damals ganz. Die
                              									außerordentliche Ueppigkeit der Vegetation glaubte der schwedische Forscher
                              									Arrhenius in erster Linie darauf zurückführen zu können, daß die Atmosphäre zu jener
                              									Zeit viel reicher an Kohlensäure gewesen sei als heute. Dieser Theorie, der sich der
                              									deutsche Geologe Frech anschloß, wurde von anderen Seiten lebhaft
                              									widersprochen. Trotzdem erscheint sie auch heute noch recht bestechend, ja
                              									vielleicht mehr als früher. Hat doch die Pflanzenphysiologie gezeigt, daß durch eine
                              									Anreicherung der Atmosphäre mit Kohlensäure die Gewächse geradezu gedüngt und zu
                              									lebhafterem Wachstum veranlaßt werden können. Zudem war die Periode der
                              									Steinkohlenmoore auch eine Zeit lebhafter vulkanischer Tätigkeit, ebenso wie die
                              									viel spätere, als es im mittleren Tertiär zur Bildung der Braunkohlenwäler kam. Zu
                              									beiden Zeiten werden gewaltige Mengen Kohlendioxyd in die Luft geblasen worden sein.
                              									So hält Arrhenius trotz des lebhaften Einspruchs an seiner Theorie fest.
                              									Beobachtungen an tropischen Meeren im Innern Sumatras, auf Ceylon und anderswo
                              									mußten ihn darin bestärken. In seinem jüngsten Werk „Erde und Metall“
                              									(Leipzig 1926) nimmt er an, daß damals auf der ganzen Erde ein recht heißes Klima
                              									geherrscht habe, indem sich die Flachmoore nahe den Festlandküsten, über deren
                              									Verlauf wir noch herzlich wenig wissen, entwickelten. Zwar gab es einen Gegensatz
                              									zwischen polarem und äquatorialem Klima, aber die Gegensätze waren weit geringer als
                              									heute. Die Luft war schwer infolge des Kohlensäuregehalts, und weil sie mit
                              									Wasserdampf fast gesättigt war, die reine Gewächshausluft. Sie war nur wenig bewegt,
                              									und starke Stürme setzten wohl niemals ein. Die Riesenbäume mit ihrer schwachen
                              									Bewurzelung hätten starken Winden auch nicht standgehalten. Durch die dichte und
                              									ständige Wolkendecke, die die Erde vom Aequator bis zum Pol einhüllte, konnten nur
                              									schwache Lichtstrahlen sich den Weg zur Erde bahnen, so konnten in diesem dauernden
                              									Dämmerlicht auch keine farbigen Blumen entstehen. Aber diese Wolkendecke verhinderte
                              									auch die Ausstrahlung der Wärme in den Weltenraum und speicherte in sich den größten
                              									Teil der zuströmenden Sonnenwärme auf. Hier entstand dadurch eine dauernde starke
                              									Zirkulation, die die Temperatur zwischen den polaren und den äquatorialen Gegenden
                              									fast völlig ausglich. Tag und Nacht, Sommer und Winter zeigten geringe Unterschiede
                              									in Helligkeit und Wärme. Bei geringer Abkühlung verdichtete sich die feuchte
                              									Atmosphäre zu dichten Nebeln. Die erwärmten Wolken, überreich an Kohlensäure und
                              									Wasserdampf, sorgten damals in ähnlicher Weise für den Ausgleich von
                              									Klimagegensätzen, wie es heute für die Nordländer der Golfstrom tut; aber keine
                              									Küsten hemmten sie und lenkten die Strömungen ab. Das Meer, das damals das Klima
                              									noch weit mehr beeinflußte als heute, drang hier und da infolge von Erdstößen wieder
                              									über seine Küstenränder und lud Sand, Schlamm und Seetiere auf die überfluteten
                              									tropischen Steinkohlenmeere. So erklären sich die stellenweise vorkommenden
                              									Versteinerungen von Meeresbewohnern in den Kohlenlagern.
                           Landgraeber.
                           Kleingefügeuntersuchung durch Röntgenstrahlen. Wenn die
                              									Röntgenstrahlen auf dem Gebiete der Metalluntersuchung nicht gleichen Schritt halten
                              									konnten wie in der Medizin, so hat dies seinen Grund darin, daß für die
                              									Metalluntersuchung besonders hochleistungsfähige Einrichtungen mit genügender
                              									kurzwelliger und intensiver Strahlung benötigt werden. Nachdem es aber inzwischen
                              									gelungen ist, derartige Apparate zu bauen, steht ihrer 
                              									Verwendung in der metallurgischen Untersuchungsanstalt nichts mehr im Wege, so
                              									daß man, nach den bisherigen Arbeiten zu urteilen, in Zukunft auch auf die
                              									Röntgenstrahlen auf diesem Gebiete mit Erfolg zurückgreifen wird. Mit Hilfe der
                              									neuzeitlichsten Einrichtungen ist man schon heute in der Lage, 75–100 mm dicke
                              									Eisenstücke zu durchstrahlen und irgendwelche darin verborgene Materialfehler durch
                              									die photographische Aufnahme einwandfrei nachzuweisen. Dem Verfahren sind allerdings
                              									wirtschaftliche Grenzen in bezug auf die Durchdringungstiefe gesteckt, und man wird
                              									wohl über Dicken von 7–8 cm beim Eisen, von 15–16 Zentimeter beim Aluminium und von
                              									5–6 cm beim Kupfer oder Messing nicht hinausgehen dürfen, da die zu erzielenden
                              									Ergebnisse mit den Kosten kaum mehr in Einklang zu bringen sind. Für die
                              									Untersuchung durch Röntgenstrahlen eignet sich vor allem Stahlguß, in dem man die
                              									Blasen- und Lunkerbildung verfolgen kann, dann hochwertige Werkzeugstähle, wie
                              									Stellit, Akrit usw., ferner Aluminium und Holz u.a.m. Die für die
                              									Kleingefüge-Untersuchung geeignete Einrichtung ist namentlich von der Spezialfabrik
                              									für Röntgenröhren C. H. F. Müller, Hamburg, vervollkommnet worden. Während noch bis
                              									vor kurzem Metall-Röhren verwendet wurden, die dauernd an der Vakuum-Pumpe liegen
                              									müssen und hohe Anforderungen an die experimentelle Geschicklichkeit des
                              									Untersuchers stellten, wählte die genannte Firma monochromatisches Röntgenlicht, und
                              									zwar zumeist Silber-, Rhodium-, Molybdän-, Kupfer-, Nickel-, Eisen- und
                              									Chromstrahlung. Die dabei verwendete Lehmannsche Kamera besteht aus einem Gefäß mit
                              									Bleiausfütterung, dem Deckel mit Uhrwerk, dem Präparathalter, der Blende und dem
                              									Filmträger, einem wichtigen Bestandteil der Kamera. Nach Anbringung der Kamera vor
                              									die Röntgenröhren und nach vorheriger Einstellung kann die Aufnahme gemacht werden,
                              									deren Belichtungszeit je nach dem Atomgewicht des zu untersuchenden Stoffes 15
                              									Minuten bis 1 Stunde dauert. Die Belichtungszeit muß dem Prüfstoff genau angepaßt
                              									sein, da man sonst zu flaue und unscharfe und unklare Filme erhält.
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Ueber das Glühen von Messing. Die Metallverluste beim
                              									Glühen von Messing entstehen zum Teil infolge direkter Oxydation des festen
                              									Metalles, die eine Glühspanschicht hervorruft, zum Teil infolge Verflüchtigung des
                              									Zinkes. Der Verlust durch Oxydation richtet sich nach der Zusammensetzung der
                              									Legierung, der Temperatur, dem sie unterworfen sind, und nach dem Volumen der Gase.
                              									Das Zink in Kupferlegierungen verflüchtigt sich sehr schnell; es ist daher auch im
                              									praktischen Betrieb üblich, das Zink erst einige Minuten vor dem Gießen im Interesse
                              									der Verminderung des Abbrandes einzuführen. In einem Gasglühofen, nimmt die
                              									Verflüchtigung im gleichen Verhältnis mit der Gasmenge und -Geschwindigkeit zu. Da
                              
                              									der Betrag an Metalldampf, den ein Gas aufnehmen kann, für eine gegebene Temperatur
                              									und Druck konstant ist, so erscheint es begreiflich, einen wie großen Einfluß die
                              									Gasmenge auf die Zinkverflüchtigung ausübt. Nach der theoretischen Feststellung
                              									beeinflußt das Volumen und nicht die Gaszusammensetzung die Verflüchtigung am
                              									meisten; in einer oxydierenden Atmosphäre jedoch, in der die Metalldämpfe in Oxyde
                              									umgewandelt werden, hat dieser Satz keine Gültigkeit. Ein wesentlicher Abbrand ist
                              									unvermeidlich, wenn Kupfer- und Zinklegierungen einer längeren Wärmebehandlung bei
                              									einer gegebenen Temperatur in Anwesenheit eines großen Gasvolumens unterzogen werden
                              									und umgekehrt nimmt der Abbrand ab, je geringer die Gasmenge ist. Befindet sich das
                              									Metall in einem geschlossenen Tiegel oder in einem Muffelofen, so ist eine starke
                              									Verminderung der Menge der Berührungsgase erreichbar. Dieser Vorteil wird aber
                              									dadurch wieder ausgeglichen, daß durch das häufige Oeffnen der Tür zuviel Luft um
                              									das Metall innerhalb der Muffel tritt und ferner der Wärmegrad im Muffelofen
                              									ungleichmäßig ist. Infolgedessen ist die Wärmewirkung gering und eine längere Dauer
                              									des Verfahrens erforderlich, um das Metall auf die gewünschte Temperatur zu bringen.
                              									Während die Verflüchtigung das Metallgewicht vermindert, steigert dieses die
                              									Oxydation und die Folge beider Erscheinungen hängt mehr von der Größe der Oberfläche
                              									der zu behandelnden Stücke als von ihrem Gewicht ab. Um den Abbrand möglichst
                              									einzuschränken und die Oxydation zu verhindern, empfiehlt sich die Anwendung eines
                              									neutralen Gases in einem Sonderofen. Ein derartiges Gas kann man durch unvollkommene
                              									Verbrennung von Leuchtgas, Oel oder Kohlengas erhalten, zu dessen Verbrennung ein
                              									sowohl von außen als von innen beheizter Ofen dient. Ein Gemisch von Gas mit Luft in
                              									verschiedenen Anteilen je nach der gewünschten Temperatur wird beim Eintritt in die
                              									Muffel verbrannt, wobei die Erzeugnisse der unvollkommenen Verbrennung über das
                              									Metall hinwegstreichen, durch die Muffel ziehen und diese an ihrem anderen Ende
                              									wieder verlassen. Hier treffen sie mit Sekundärluft zusammen, vermischen sich mit
                              									ihr, verbrennen vollständig und werden um die Muffel zurückgeleitet, die sie nunmehr
                              									von außen beheizen. Wird Kupfer dem Einflüsse derartiger Verbrennungsgase in der
                              									Muffel ausgesetzt, so wird es nicht oxydiert und es bildet sich keine
                              									Grünspanschicht, während Messing, selbst wenn man es fast auf Schmelztemperatur
                              									erhitzt, einen nur ganz geringen Verlust infolge Abbrandes aufweist. (The Foundry
                              									Trade Journal.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.