| Titel: | Motoren und motorisch angetriebene Geräte der Siemens-Schuckertwerke auf der Leipziger Frühjahrsmesse. | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 32 | 
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                        Motoren und motorisch angetriebene Geräte der
                           								Siemens-Schuckertwerke auf der Leipziger Frühjahrsmesse.
                        Die Siemens-Schuckertwerke auf der Leipziger
                           								Frühjahrsmesse.
                        
                     
                        
                           Die wichtigsten Kennzeichen der neuen Drehstrommotoren der Reihe R 6 für
                              									mittlere Leistungen sind Rollenlager, geringes Gewicht, sowie Aufbau unter
                              									Berücksichtigung der DI-Normen und der REM 1923. Alle Typen dieser neuen Reihe
                              									können sowohl mit Schleifring- als auch mit Kurzschlußläufer ausgeführt werden. In
                              									letzterem Falle haben sie einen Wirbelstromläufer, durch den ein gutes Anzugsmoment
                              									bei niedrigem Anlaufstrom erzielt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 32
                              Abb. 1. Offener Drehstrommotor der Reihe 6 mit Schleifringläufer und
                                 										Bürstenabheber.
                              
                           Das offene Modell (Abb. 1) wird in Fließfabrikation
                              									hergestellt. Die größte Leistung bei 1500 Umdr. je Minute ist vorläufig auf 100 kW
                              									beschränkt, während die kleinste Type bei dieser Drehzahl etwa 7,5 kW leistet. Die
                              									Kühlung geschieht mittels Fächerplättchen am Anker und Luftschlitzen im Gehäuse.
                              									Beachtenswert ist die geringe Ausladung des Lagerschildes, besonders auf der
                              									Schleifringseite infolge Verwendung von Rollenlagern. Der Hauptvorteil dieser Lager
                              									liegt in der größeren Betriebssicherheit, da die Gefahr des Lagerauslaufens und
                              									damit des Schleifens des Läufers in der Ständerbohrung beseitigt ist. Außerdem ist
                              									die Lagerwartung vereinfacht, da die wiederholte Schmierung in kurzen Zeitabständen
                              									wegfällt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 32
                              Abb. 2. Tropfwasserdichter Drehstrommotor der Reihe 6.
                              
                           Für die tropfwasserdichte Ausführung (Abb. 2) ist die
                              									Anordnung eines Lüfterrades kennzeichnend, das außerhalb des Gehäuses zwischen
                              									Lagerschild und Riemenscheibe auf der Welle sitzt und von einer Schutzkappe
                              									umgeben ist.
                           Bei Flanschmotoren werden die Gehäuse der offenen Motoren, jedoch ohne Füße, und
                              									normale Läufer verwendet. Auf der Schleifringseite findet das normale Lagerschild
                              									des offenen Modells mit Füßen Verwendung.
                           Aus der R-Reihe sind die mantelgekühlten Motoren OR mit Außenkühlung hervorgegangen.
                              									Der Motorinnenraum ist hier nach außen völlig abgeschlossen. Diese Motoren sind
                              									wegen ihrer kräftigen Bauart für Verwendung in chemischen Fabriken und rauhen
                              									Betrieben besonders gut geeignet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 32
                              Abb. 3. Offener Drehstrommotor der Reihe 4, Fettnachfüllung.
                              
                           Durch sehr weitgehende Austauschbarkeit und geringe Stückzahl der zum Bau der Motoren
                              									benötigten Einzelteile wird erreicht, daß die Abnehmer ihr Ersatzteillager
                              									wesentlich beschränken können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 32
                              Abb. 4. Geschützter Drehstrommotor der Reihe 4 mit gekapselten
                                 										Schleifringen.
                              
                           Eine weitere neue Drehstrom-Motorenreihe ist die sog, Reihe 4, für Leistungen von
                              									0,33 kW bis zu 5,5 kW bei 1500 Umdr. je Minute (Abb.
                                 										3 und 4). Auch diese Motoren sind nach den
                              									neuesten Vorschriften gebaut. Sie entsprechen den VDE-DI-Normen 2650 und 2651 und
                              									den REM 1923. Nach § 19 b 2 der letztgenannten Regeln gelten sie als geschützte
                              									Motoren, d.h. die zufällige oder fahrlässige Berührung der stromführenden oder der
                              									inneren umlaufenden Teile sowie das Eindringen von Fremdkörpern ist durch zweckmäßig
                              									geformte, die Wicklung weit umfassende Lagerschilde und außerdem durch Schutzgitter
                              									erschwert. Das Zuströmen von Kühlluft wird nicht behindert. Das Klemmenbrett hat 6
                              									Klemmen, so daß Anschluß an 2 Spannungen 
                              									oder Anschluß für Stern-Dreieck-Anlaßschaltung ohne weiteres möglich ist. Ein
                              									Eisendeckel mit einer isolierenden Abschlußscheibe für den Durchtritt der
                              									Anschlußkabel bedeckt die Klemmen, wodurch der Motor auch den Leitsätzen für die
                              									Errichtung elektrischer Starkstromanlagen in der Landwirtschaft entspricht.
                           Besondere Beachtung wurde der Anwendung dieser Motoren im Werkzeugmaschinenbau
                              									geschenkt. Die erwähnte Ständerbauweise bietet nämlich die Möglichkeit, sog.
                              									Einbau-Motoren zu erhalten. Den ganzen mechanischen Teil wie Gehäuse, Ankerwelle,
                              									Antriebsgetriebe usw. liefert der Werkzeugmaschinenhersteller, während die SSW nur
                              									das gewickelte Ständerblechpaket, das fertige Käfigläuferpaket und die zur Kühlung
                              									nötigen Lüfterräder liefern.
                           Auch bei den vollständigen Motoren der 4er Reihe wurde großer Wert auf gedrungenen,
                              									kräftigen Aufbau gelegt. Um sich den Antrieben möglichst anzupassen, werden die
                              									Gehäuse nicht nur mit Füßen ausgeführt, sondern es werden auch Motoren mit einem
                              									Flanschlagerschild an der Antriebsseite ausgebildet. Der Anbauflansch kann auch
                              									direkt am Gehäuse befestigt werden, wenn der Motor noch weniger ausladen soll.
                           Für Fälle, in denen ein besonderer Schutz des elektrischen Teils nötig erscheint, ist
                              									eine mantelgekühlte Type IR vorgesehen, bei der die Ständerwicklung und das
                              									Läuferpaket bis nahe an die Welle von einem Messingblechmantel umschlossen werden,
                              									um dessen äußere Oberfläche von zwei zu beiden Seiten des Läuferpaketes gelegenen
                              									Lüfterrädern Kühlluft an den Lagerschildschlitzen an- bzw. abgesaugt wird.
                           Für die ganze neue Motorenreihe ist auch die Verwendung der bekannten mechanischen
                              									Fliehkraft-Anlasser möglich.
                           Die Schleifring-Motoren werden auch als geschützte Motoren mit gekapselten
                              									Schleifringen ausgeführt und sind dann als sog. „Landwirtschaftstype“
                              									bezeichnet.
                           An Elektrowerkzeugen für Metall- und Holzbearbeitung sind neben den allgemein
                              									gebräuchlichen Handbohr- und Handschleifmaschinen in diesem Jahr erstmalig auch
                              									Dynbal-Schleifmaschinen und Schleifmaschinen mit biegsamer Leinenschleifscheibe
                              									ausgestellt. Diese gestatten die teure Schab-, Feil- und Meißelarbeit von Hand durch
                              									billigere und hochwertigere Maschinenarbeit zu ersetzen. Sie eignen sich ganz
                              									allgemein zur Bearbeitung von Eisen, Stahl, Aluminium, Kupfer, Messing, Holz, Fiber,
                              									Bein usw.
                           Die besondere Eigenart der Dynbal-Schleifmaschine (Abb.
                                 										5) ist die federnd gelagerte Schleifwelle. Das lästige und den
                              									Bedienungsmann sehr ermüdende Schlagen beispielsweise unrunder Scheiben, wie es bei
                              									starrer Lagerung der Schleifscheiben auftreten kann, wird bei diesen Maschinen
                              									vermieden.
                           Der Hauptvorteil der anderen Maschine ist die Schmiegsamkeit der Schleifscheibe und
                              									ihre Befestigung auf einem elastischen Kissen. Es entstehen weder Risse noch Spalten
                              									auf der Schleiffläche, und der Kornbelag der Scheibe springt nicht ab. Die
                              									Schleifkörner bleiben vielmehr, nachdem sie stumpf geworden sind, also ihre
                              									volle Schleifarbeit geleistet haben, auf der Scheibe fest haften.
                           Die Maschine wird im Automobil-, Karosserie- und Waggonbau, in. Lokomotivwerkstätten,
                              									Maschinenfabriken, in der Blech- und Metallwarenherstellung, in der Holz-, Stein-
                              									und Gummibearbeitungsindustrie mit großem Vorteil verwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 33
                              Abb. 5. Hängende Dynbal-Schleifmaschine.
                              
                           Beide Maschinen sind mit biegsamen Wellen ausgerüstet, an deren Enden der Handgriff
                              									mit der federnd gelagerten Schleifscheibe bzw. das Handstück mit der schmiegsamen
                              									Leinenschleifscheibe sich befindet. Der Arbeiter kann also, von dem Gewicht der
                              									Maschinevollständig entlastet, mühelos in jeder Stellung schleifen. Zum Schutz von
                              									Motor und biegsamer Welle ist zwischen beiden eine Kupplung vorzusehen, die bei
                              									Ueberlastung sofort auslöst, was die Lebensdauer der biegsamen Welle wesentlich
                              									erhöht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 33
                              Abb. 6. Selbsttätige Wasserversorgung mit selbstansaugender
                                 										Elmo-Kreiselpumpe.
                              
                           Von den ausgestellten Holzbearbeitungsmaschinen wird die elektrische Gratsäge in
                              									solchen 
                              									Tischlereien, die Büromöbel, Ladeneinrichtungen, Regale u. dgl. anfertigen, ein
                              									unentbehrliches Hilfswerkzeug sein, da sich mit ihr mühelos in kürzester Zeit alle
                              									Arten von Gratverbindungen herstellen lassen.
                           Der Kreissäge- und Frästisch zeigt, wie bequem und nutzbringend eine für
                              									Holzbearbeitung geeignete Bohrmaschine als Tischkreissäge und Tischfräse benutzt
                              									werden kann. Die Bohrmaschine wird wagerecht oder senkrecht in einem Tisch, den
                              									jeder Tischler sich selbst anfertigen kann, eingespannt. Abnehmbare Führungslineale
                              									und Holzlehren vervollständigen die Einrichtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 34
                              Abb. 7. Elmo-Werkzeugkühlpumpe mit Wasserkasten.
                              
                           Die Elektrowerkzeuge der SSW zeichnen sich aus durch ihre gedrungene und handliche
                              									Bauart bei niedrigem Gewicht, sowie ihre hohe Leistungsfähigkeit bei geringem
                              									Stromverbrauch und entsprechen somit den allgemeinen an solche Maschinen gestellten
                              									Forderungen.
                           Von den ausgestellten Elektropumpen für Flüssigkeits- und Gasförderung sind bei den
                              									kleineren Typen Motor und Pumpe unmittelbar zu einer Maschine vereinigt. Die Pumpen
                              									sind Wasserringpumpen und vereinigen in sich die Vorzüge von Kolben- und
                              									Zentrifugalpumpen, d.h. sie können auch bei Saugleitung sicher selbstansaugen. Sie
                              									sind wenig empfindlich gegen mitgerissene Fremdkörper, zeigen keinen Verschleiß und
                              									haben bei geringer Wartung eine lange Lebensdauer.
                           Wegen dieser Vorzüge werden sie hauptsächlich in selbsttätig und unbeaufsichtigt
                              									arbeitenden Anlagen in der gesamten Industrie und Landwirtschaft verwendet (Abb. 6), und zwar in normaler Ausführung zur
                              									Wasserversorgung einzelner Häuser und Gehöfte, zum Füllen und Entleeren von
                              									Behältern, von Eisenbahntanks und dergleichen mehr. Zur Förderung von Lebensmitteln,
                              									wie Milch, Bier, Wein u. ä., erhalten sie eine besondere dem jeweiligen
                              									Verwendungszweck angepaßte Ausrüstung, die unempfindlich gegen das Fördergut ist,
                              									desgl. für Benzin, Oel, Säuren und sonstige Produkte der chemischen Industrie.
                           Zwei verschiedene Ausführungen von selbsttätig arbeitenden
                              									Hauswasser-Versorgungsanlagen, wie man sie in Landhäusern benutzt, die außerhalb des
                              									Bereiches von öffentlichen Wasserleitungen liegen, werden im Betrieb vorgeführt.
                           Eine selbsttätige Schalteinrichtung ist in Verbindung mit einer Luftpumpe, die zum
                              									Entlüften von Heberleitungen dient, ausgestellt. Ein Wagebalken trägt 2 mit der
                              									Heberleitung kommunizierend verbundene Schaltgefäße, die gefüllt schwerer, leer
                              									leichter sind als das erforderliche Gegengewicht. Entsprechend dem Wasserstand in
                              									der Heberleitung werden die Schaltgefäße geleert oder gefüllt und der Wagebalken
                              									wird nach der einen oder anderen Richtung ausschlagen. Die Bewegung des Balkens ist
                              									zum Einschalten bzw. Stillsetzen des Antriebsmotors für die Luftpumpe benutzt.
                           Diese Einrichtung läßt sich für das Konstanthalten von Flüssigkeitsspiegeln auch für
                              									geschlossene und offene Behälter für alle Arten von Flüssigkeiten verwenden, wobei
                              									das Schaltorgan auch direkt auf einen Absperrhahn in einer Wasserzuleitung wirken
                              									kann. Die Schalteinrichtung hat den Vorzug, an beliebigen Stellen außerhalb des
                              									Behälters angebaut werden zu können, wobei alle Dichtungen und Stopfbuchsen
                              									fortfallen. Sie wird ausgeführt für Schaltgrenzen über 20 cm.
                           Eine Sonderausführung der selbstansaugenden Kreiselpumpe ist die ausgestellte
                              									Werkzeug-Kühlpumpe (Abb. 7), die für die Förderung
                              									von Wasser und Seifenwasser bestimmt ist. Die Pumpe wird mit dem Antriebsmotor
                              									direkt zusammengebaut. Die Motorwelle ist senkrecht angeordnet und trägt am freien
                              									Ende das Flügelrad der Pumpe, deren Gehäuse als Fuß für das Aggregat ausgebildet
                              									ist.