| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 34 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Eine umwälzende Erfindung im Eisenbetonbau. Eine neue,
                              									umwälzende Erfindung im Eisenbetonbau, die insbesondere auch eine wesentliche
                              									Verbilligung des Eisenbetonbaues bedeuten dürfte, wurde dieser Tage in der
                              									mechanisch-technischen Versuchsanstalt der Wiener Technischen Hochschule öffentlich
                              									vorgeführt. Bekanntlich tritt der Bruch von Betonbauteilen u.a. und zwar in der
                              									Mehrzahl der Fälle, dann ein, wenn die Betonmasse der Dehnung des Bewehrungseisens
                              									nicht mehr folgen kann. Bei den normal verwendeten Bewehrungseisen tritt dies bei
                              									einer Belastung ein, die einen auf den Eisenstab wirkenden Zug von 2500 Kilogramm
                              									auf den Quadratmeter Querschnitt entspricht. Auf verschiedene Weise wurde die
                              									Hinausschiebung dieser Grenze versucht. Man verwendete hochwertigen Stahl, was aber
                              									meist zu kostspielig ist. Dann wurden die Bewehrungsstäbe vorgestreckt. Da aber
                              									die Streckung in ein und demselben Stab auf die Länge verschieden verteilt ist,
                              									besteht kein Verlaß auf diese Methode. Ein anderes Mittel war, durch Erhöhung der
                              									Haftfestigkeit zwischen Beton und Eisen eine Verbesserung zu erzielen. Das geschah,
                              									indem man die Stäbe einer Verwindung unterwarf. Dadurch wurde jedoch nicht viel
                              									gewonnen. Nunmehr hat die „Isteg“, Internationale
                              									Stegdecken-Betonbaugesellschaft in Wien durch gleichzeitige Vorstreckung und
                              									Verwindung auf die Erreichung des angestrebten Zieles hingearbeitet. Durch 100
                              									wissenschaftlich genau kontrollierte praktische Versuche hat Hof rat Dr.-Ing. Rudolf
                              									Saliger, ordentlicher Professor für Eisenbetonbau an der Technischen Hochschule in
                              									Wien, gefunden, daß bei der Verwendung 
                              									von „Isteg-Eisen“ bei gleichen Abmessungen der Eisenbetonteile eine
                              									Erhöhung der Tragfähigkeit um 43 % und mehr erzielt wird. Das bedeutet für die
                              									Praxis eine entsprechende Verringerung des Baumaterialaufwandes, die sich allein
                              									beim Eisen in einer Gewichtsersparnis von nahezu einem Drittel auswirkt, was einer
                              									Verringerung der Kosten für die Konstruktionseinheit um annähernd 20 % gleichkommt.
                              									Das Wesen der neuen Erfindung besteht darin, daß zwei Stäbe ortsfest gegeneinander
                              									verbunden werden, wodurch die erforderliche Vorstreckung um eine Erhöhung der
                              									Streckengrenze von 2500 auf 3700 Kilogramm auf den Quadratmeter erreicht wird, wobei
                              									das Maß der Vorstreckung in allen Teilen der beiden Stäbe, deren Gesamtquerschnitt
                              									unverändert bleibt, das gleiche ist.
                           Landgraeber.
                           Isolierungen gegen Feuchtigkeit. Bei der Ausschreibung von
                              									Bauvorhaben wird oft als Dichtung oder Schutz des Betons Goudron-Isolierung
                              									vorgeschrieben, obwohl Goudron keinerlei feststehende Qualitätsbezeichnung für die
                              									Isolierung darstellt, so daß, wenn nur „Goudron“ vorgeschrieben ist,
                              									irgendeine schwarze Isoliermasse verwendet werden kann, auch wenn sie keinerlei
                              									Gewähr für Zuverlässigkeit bietet. Beim Vorschreiben von Goudron sollten dem
                              									Bauausführenden genaue Angaben über die Beschaffenheit des Goudron gemacht
                              									werden.
                           Beim Heißauftragen von Goudron und ähnlichen Isoliermassen auf mineralische Baustoffe
                              									ist zu beachten, daß das Heißauftragen nur dann einen Zweck hat, wenn die Temperatur
                              									der Masse im Augenblick des Auftragens mindestens 150–200° beträgt. Ist die
                              									Temperatur niedriger, so wird die im Mauerwerk und Beton stets vorhandene
                              									Feuchtigkeit nicht zum vollständigen Verdampfen ge bracht, sondern bildet eine
                              									Dampfschicht, die das Festhaften des Goudron verhindert. Ist die Temperatur
                              									erheblich höher als 200°, so entstehen Verbrennungen und Zersetzungen, die auf die
                              									Dauerhaftigkeit des Goudron ungünstig einwirken. Wie soll es aber möglich sein, im
                              									Freien solche Temperaturen einzuhalten? In der Regel wird der Arbeiter warten, bis
                              									der Goudron etwas abgekühlt ist, denn mit einem Material von 150–200° zu arbeiten,
                              									ist nicht angenehm und sogar gefährlich. Das Ueberhitzen des Materials kann
                              									ebenfalls sehr leicht vorkommen. Dabei ist das Heißauftragen einer richtig
                              									zusammengesetzten Isoliermasse überhaupt nicht notwendig, im Gegenteil, es ist eine
                              									seit Jahrzehnten feststehende Erfahrung, daß richtig zusammengesetzte, kalt
                              									aufgebrachte Isoliermassen viel sicherer und fester haften, namentlich wenn kalte
                              									Steinflächen, die nicht von der Sonne erwärmt sind, behandelt werden müssen. Unter
                              									solchen kalt aufzutragenden Isolierstoffen ist das „Inertol“ zu nennen. Es
                              									wird kalt mit dem Pinsel aufgetragen, saugt sich in alle Poren des Betons oder
                              									Mauerwerks ein und bildet einen abdichten den, zähharten Überzug. Wo durch
                              									Bewegungen des Mauerwerks Rißbildungen zu befürchten sind, die ein dünner
                              									Anstrichfilm auf die Dauer nicht zu überbrücken vermag, kann die Isoliermasse mit
                              									Spachtel oder mit Kelle in Stärke von 1–2 mm aufgetragen werden.
                           Landgraeber.
                           Gummifußboden. Der in Amerika seit Jahrzehnten bewährte
                              									Gummifußboden hat in Europa bisher sehr wenig Eingang gefunden, und erst neuerdings
                              									hat die Verwaltung der Deutschen Reichspost in zahlreichen Postämtern und die
                              									Hamburg-Amerika-Linie auf ihren neuen Schiffen solche Fußbodenbeläge verlegen
                              									lassen. Der Gummifußboden besteht aus einzelnen Gummiplatten, die in der Größe von
                              									10 × 10 bis 50 × 50 cm fabrikmäßig hergestellt werden. Sie sind 3 bis 5 mm stark und
                              									enthalten eine härtere, etwa 3 mm starke Unter- und eine weichere 2 mm starke
                              									Oberschicht. Diese ist durch und durch gefärbt oder gemasert, so daß selbst starke
                              									Abnutzung das Aussehen der Platten nicht verändert. Die einzelnen Gummiplatten
                              									können mittels einer Gummilösung auf jede ebene und feste Unterlage, wie Holz,
                              									Zement, Stein, Terrazzo aufgeklebt werden. Da auch die Ränder der Platten aneinander
                              									geklebt werden, ist der Gummifußboden gänzlich fugenlos und daher von unten wie von
                              									oben für Feuchtigkeit und Nässe vollständig undurchlässig. Die Platten werden in
                              									allen Farben und schönen Mustern hergestellt, so daß sie auch als Fußbodenbelag für
                              									elegante Räume Verwendung finden können. So hat z.B. der Rauchsalon I. Klasse des
                              									Hapagdampfers Hamburg einen Gummifußboden erhalten, ebenso viele Räume, Flure und
                              									Gänge des Dampfers New-York.
                           Bevor die Reichspost den Gummifußboden in ihren neuen Postämtern verlegte, hat sie
                              									einen Abnutzungsversuch ausgeführt, bei dem gleichzeitig Triolin, Linoleum, Eichen-
                              									und Kiefernholz und Gummiplatten untersucht wurden. Diese Stoffe wurden in
                              									Probestücken von derselben Form und Größe mit 14 kg grobkörnigen Schmirgels in eine
                              									Versuchstrommel getan, die 78 Stunden lang mit 40 Umdreh./min. lief, wobei eine
                              									Erwärmung bis auf 80° eintrat. Das Ergebnis war für die Gummiplatten außerordentlich
                              									günstig, denn nur diese hatten im allgemeinen ihre Form behalten, waren nur an den
                              									Ecken abgerundet und nur ⅓ mm war von ihnen abgeschliffen worden. Alle anderen
                              									Probestücke waren in kleine Stückchen zerfallen, hatten sich teilweise gänzlich
                              									aufgelöst und waren zum Teil vollständig zermahlen worden (Linoleum und
                              									Kiefernholz). Hiernach ist zu erwarten, daß sich der Gummifußboden im praktischen
                              									Gebrauch gegen Abnutzung sehr günstig verhalten muß, denn die ungünstigen
                              									Bedingungen der Versuchsanordnung werden in der Praxis bei weitem nicht
                              									erreicht.
                           Die Vorteile des Gummifußbodens liegen u.a. in der starken Schalldämpfung, der guten
                              									Wärmeisolation und der leichten Reinigungsmöglichkeit. Für Säure ist er fast
                              									unangreifbar. Da er sehr elastisch ist und beim Auftreten leicht nachgibt,
                              									ermöglicht er ein sehr sicheres und festes Gehen, das in Wirtschaftsräumen und auf
                              									Schiffen von besonderem Vorteil ist. Die Masse ist kein reiner Gummi, sondern mit
                              									Mineralstoffen vermischt, daher ist sie schwerer entflammbar als Hartholz. In der
                              									Anschaffung ist der Gummifußboden teurer als andere Beläge, da aber Anstrich und
                              									Unterhaltung gänzlich fortfallen, ist er im Gebrauch billiger. Die Gummiplatten
                              									lassen sich auch als Wandbelag in Wirtschaftsräumen und Badezimmern verwenden. Sie bieten hier den
                              									großen Vorteil, daß die Wände nicht zerstoßen werden können und daher immer glatt
                              									und schön aussehen. Bei dem großen Mangel an weichen Fußbodenbelägen und der
                              									vielseitigen Verwendbarkeit der Gummiplatten ist es wahrscheinlich, daß der
                              									Gummifußboden große Verbreitung erlangen wird. (Der Industriebau 1927, Heft IV.)
                           Dipl.-Ing. W. Abendroth.
                           Eiserne oder hölzerne Eisenbahnschwellen? Die Verlegung
                              									hölzerner Eisenbahnschwellen ist heute noch fast allgemein üblich, obwohl seit der
                              									Erbauung der ersten Eisenbahn in anderen Zweigen des Eisenbahnwesens große
                              									Fortschritte gemacht worden sind. Alle mit Beton- und Metallschwellen angestellten
                              									Versuche sind bisher teils aus technischen, teils aus wirtschaftlichen Gründen
                              									unbefriedigend ausgefallen. Eine Metallschwelle muß so geformt sein, daß keine
                              									seitlichen Verschiebungen auf dem Unterbau eintreten können; sie muß eine
                              									betriebssichere Vorrichtung zur Befestigung der Schiene haben, die aber zur
                              									Auswechslung der Schiene schnell lösbar sein muß, und sie muß von der Schiene
                              									zuverlässig isoliert werden können. Außerdem darf sie nicht teurer als die
                              									Holzschwelle sein, denn gerade die hohen Herstellungskosten eiserner Schwellen haben
                              									ihre allgemeinere Verwendung bisher verhindert.
                           Nunmehr ist es der amerikanischen Industrie gelungen, das Problem durch Herstellung
                              									einer Stahlschwelle zu lösen, die allen Anforderungen genügt. Das Rohmaterial dieser
                              									Schwelle ist ein Walzeisen mit etwas Kupferzusatz, das ihr eine Lebensdauer von
                              									fünfzig Jahren verleihen soll. Aus einem Stahlblock von über 100 kg Gewicht wird die
                              									Form der Schwelle hydraulisch gepreßt. Die Schiene wird mit Bolzen auf der Schwelle
                              									befestigt und die Isolierung durch nichtleitende Platten, die zwischen Schiene und
                              									Schwelle liegen, erreicht. Da die Auflagerfläche der Schiene auf der Schwelle größer
                              									ist als bei der gegenwärtigen Bauart, werden für dieselbe Streckenlänge weniger
                              									Stahl- als Holzschwellen gebraucht. Die hierin liegende größere Sicherheit
                              									ermöglicht eine Erhöhung der Geschwindigkeit.
                           Um den größten seitlichen Druck festzustellen, dem eine auf einer hölzernen und einer
                              									eisernen Schwelle befestigte Schiene standhalten kann, sind vergleichende Versuche
                              									angestellt worden. Diese haben ergeben, daß sich bei einer Kraft von 4500 Pfd. die
                              									auf einer Holzschwelle befestigte Schiene teilweise löste, während die Befestigung
                              									auf der eisernen Schwelle nicht die geringste Veränderung zeigte, sondern bei 33500
                              									Pfd. Druck die Schiene selbst durchgebogen wurde. Bei einer 100 Pfd. schweren
                              									Stahlschiene trat dieser Fall sogar erst bei einem seitlichen Druck von 46000 Pfd.
                              									ein. (Scientific American, Jan. 1927.)
                           Dipl.-Ing. W. Abendroth.
                           Ein neues Verfahren zum Färben von Aluminium und seiner
                                 										Legierungen. In letzter Zeit sind zahlreiche Versuche angestellt worden,
                              									sowohl um Aluminium und seine Legierungen vor Anfressungen zu schützen, als auch um
                              									den Erzeugnissen aus Aluminium das trübe graue Aussehen zu nehmen, das seine
                              									Anwendung in vielen Fällen verhindert. Wird Aluminium oder eine an Aluminium reiche
                              									Legierung in ein Bad von 4 l Wasser, 5 g Natrium-Fluorsilikat, 10 g
                              									Nickelsulfat und 25 g Kaliumnitrat getaucht, so erscheinen an der Oberfläche des
                              									Metalls mehr oder weniger gefärbte Linien, die sehr schnell im Bad selbst schwarz
                              									anlaufen. Die besten Ergebnisse werden bei einer Temperatur des Bades von 70 bis 80°
                              									C erzielt. Die entstehenden Linien sind, zum Teil wenigstens, von der relativen
                              									Bewegung des Metallstückes und des Bades abhängig. Ein senkrecht eingetauchtes Rohr
                              									ergibt eine Folge von zur Achse parallelen Linien, während es bei wagerechtem
                              									Eintauchen sich ganz offensichtlich mit zur Achse senkrechten Linien bedeckt. Diese
                              									Linien sind unter dem Mikroskop als Niederschläge von fein verteiltem Nickel zu
                              									erkennen, das teilweise im Bad selbst oxydiert ist, und deren Ausgangspunkte die
                              									Zonen sind, die die gewöhnlichen Unreinlichkeiten des Aluminiums enthalten. Seiner
                              									Natur nach ist der Niederschlag nicht sehr zähe, jedoch wird er durch Treiben des
                              									Metalls nicht zerstört, was für zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten vollkommen
                              									genügt. Beim Erhitzen einer mit der Lösung behandelten Aluminiumlegierung auf 450°
                              									in einem trockenen und reinen Wasserstoffstrom nimmt der Niederschlag einen noch
                              									lebhafteren schwarzen Ton als vor dieser Behandlung an. Zweifellos ist diese Färbung
                              									der feinen Verteilung des ausgeschiedenen Nickels zuzuschreiben. (Le Génie Civil,
                              									Bd. XC, Nr. 5.)
                           Dipl.-Ing. W. Abendroth.
                           Der Temperguß auf der Werkstoffschau. In der Abteilung für
                              									Temperguß auf der Werkstoffschau wurden zum erstenmal in Deutschland Stücke aus Schwarzguß ausgestellt. Diese neue Tempergußart wird
                              									bereits in einigen deutschen Tempergießereien hergestellt und zwar vorzugsweise in
                              									solchen, denen eine neuzeitliche Untersuchungsanstalt mit metallographischer
                              									Einrichtung zur Verfügung steht. Im Gegensatz zu dem bisher üblichen europäischen
                              									oder Weißkerntemperguß findet beim Schwarzguß keine Entkohlung statt, sondern nur
                              									eine Umwandlung der im Rohguß harten, spröden Kohlenstofform in ein weiches
                              									kohlenstofffreies Eisen und Temperkohle, als deren Folge sich eine schwarze
                              									Bruchfläche ergibt. Die Zerreißfestigkeit ist beim Schwarzguß mit etwa 35 kg/mm2 niedriger als beim hochwertigen
                              									Weißkerntemperguß mit 40 kg/mm2, die Dehnung mit
                              									10 % gegen 5 % dagegen höher. Aber beim Schwarzguß ist nicht dieser Faktor der
                              									mechanischen Werte entscheidend für die Beurteilung seines hohen Wertes, sondern die
                              									Tatsache, daß diese Gußart sich durch ein gleichmäßiges Gefüge auszeichnet. Da der
                              									Schwarzguß ferner keinen gebundenen Kohlenstoff, sondern Ferrit und Temperkohle
                              									enthält, ist er weich, zäh und gut bearbeitbar. Er zeichnet sich dann durch eine
                              									geringe Koerzitifkraft und Remanenz und daher durch geringe Hysterisverluste bei
                              									guter Permeabilität aus und eignet sich für Magnetanker, Polschuhe, Dynamogehäuse.
                              									Seine weiteren Verwendungsgebiete, wie für Schwungräder, Cardangehäuse, Querhäupter,
                              									Wagenpuffer u.a.m. lassen erkennen, daß der Schwarzguß berufen sein dürfte, mit dem
                              									Stahlguß in Wettbewerb zu treten. Dies brachten auch die auf der Schau gezeigten
                              									Schwarzgußstücke zum Ausdruck. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß die
                              									deutschen Tempergießereien mehr 
                              									oder weniger gezwungen sein werden, sich auf den Schwarzguß umzustellen,
                              									nachdem einige maßgebende Werke mit diesem Beispiel vorangegangen sind. Welches
                              									Schicksal die vielen kleinen Tempergießereien treffen wird, die sich eine
                              									Untersuchungsanstalt nicht leisten können oder neuzeitliche Arbeitsverfahren nicht
                              									anwenden zu müssen glauben, mag heute dahingestellt sein. Der Glühvorgang ist beim
                              									Schwarzgußverfahren billiger als beim europäischen Verfahren; zunächst fällt die
                              									oxydierende Umgebung, das Erz, weg, dann ist die Glühtemperatur niedriger (860°
                              									gegen 950°) und auch die Glühdauer ist kürzer. Wird beim Schwarzguß ein besonderer
                              									Wert auf hohe Zerreißfestigkeiten gelegt, so ist es möglich, durch kurze Erhitzung
                              									auf 850° und Abkühlung an der Luft die Zerreißfestigkeit auf 50 kg/mm2 zu steigern, wobei die Dehnung auf 5–3 % fällt.
                              									Eine der schwerwiegendsten Fragen ist allerdings die der Schmelzart. In Amerika wird
                              									der Kupolofen für Temperguß überhaupt nicht zugelassen, der Guß vielmehr im
                              									Flammofen vorgenommen. Die deutschen Tempergießereien, die sich auf Schwarzguß
                              									umgestellt haben, arbeiten entweder mit dem Flammofen, mit dem Siemens-Martinofen
                              									und sogar mit dem Kupolofen. Ob es auf die Dauer möglich sein wird, mit dem
                              									Kupolofen auszukommen, muß die Zukunft lehren. Man darf nicht außer acht lassen, daß
                              									es darauf ankommen muß, einen möglichst niedrigen Kohlenstoffgehalt im Eisen zu
                              									erhalten. Der Martinofen verspricht nur dann ein wirtschaftliches Arbeiten, wenn die
                              									Erzeugung groß und gleichbleibend ist. Wenn man bedenkt, daß in Deutschland jährlich
                              									nur 100000 t Temperguß, in Amerika dagegen von einzelnen Gießereien je 30000 t
                              									erzeugt werden, so geht daraus hervor, daß man in Amerika den Temperguß, d.h. den
                              									Schwarzguß, zu weit mehr Verwendungszwecken heranholt als bei uns. Dies hat nicht
                              									zuletzt seinen Grund darin, daß, wie oben erwähnt, der Schwarzguß eine besondere
                              									Gleichmäßigkeit aufweist und infolgedessen einen zuverlässigeren Werkstoff darstellt
                              									als der Weißkerntemperguß. Für die deutschen Tempergießereien ist daher mit guten
                              									Zukunftsaussichten dann zu rechnen, wenn auch sie sich vom Weißkernguß auf den
                              									Schwarzguß umstellen. Diejenigen Werke bei uns, die dies bereits getan haben,
                              									bereuen dies nicht nur nicht, sondern haben dabei wertvolle Erfahrungen
                              									gesammelt.
                           Von der Abteilung Temperguß verdienen weiter die Gegenüberstellungen von „falsch
                                 										und richtig“ bezüglich der Konstruktion der Stücke und der Formverfahren
                              									Erwähnung, wobei hier auch auf die große Schwindung des Werkstoffes aufmerksam
                              									gemacht wurde. Dann bewies auch die Gruppe für den gewöhnlichen oder europäischen
                              									Temperguß seine mannigfaltigen Verwendungsmöglichkeiten im Kraftwagenbau, für
                              									landwirtschaftliche Maschinen, für Maschinen aller Art, Werkzeuge,
                              									Haushaltungsmaschinen u.a.m. Lehrreich war von den verschiedenen Wandtafeln
                              									besonders diejenige, die über das Verhältnis des Einsatzes zum fertigen Guß
                              									Aufschluß, gab. Bei 100 % Einsatz im Kupolofen muß man demnach rechnen mit 94 %
                              									flüssigem Eisen und 6 % Schmelzverlust, dann mit 50 % Steigern und Gießtrichtern, 1
                              									% Gießverlust, 4 % Ausschuß und nur 39 % gutem Rohguß, schließlich mit 1,17 % Glühverlust, 0,2 % Glühausschuß und nur 37,63 % gutem
                              									geglühtem Guß. Durch solche anschauliche Darstellungen, wie sie hier geboten wurden,
                              									gewinnt man leicht ein Bild über die Selbstkosten, mit denen die Tempergießereien zu
                              									rechnen haben. Eine wesentliche Erniedrigung dieser Selbstkosten erscheint aus dem
                              									Grunde nicht ohne weiteres gegeben, weil allein die Gieß- und Steigtrichter die
                              									Hälfte des Einsatzes ausmachen.
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Prüfmaschine für Dauerwechselbelastung. Auf der
                              									Werkstoffschau wurde u.a. eine neuartige dynamische Dauerprüfmaschine für
                              									schwingende Torsionsbelastung, Bauart Losenhausenwerk (Düsseldorf) vorgeführt, die
                              									einem umso größeren Interesse begegnen dürfte, weil derartige Maschinen zur Messung
                              									der dynamischen Festigkeitseigenschaften von Werkstoffen bisher so gut wie fehlten,
                              									andererseits aber schwingende Torsionsbelastungen in der Technik sehr häufig
                              									auftreten und diese Maschine infolgedessen dazu berufen sein dürfte, einem
                              									bestehenden Mangel abzuhelfen.
                           Bei dieser Maschine sind nur die Spannköpfe für den Probestab frei, alle anderen
                              									Teile dagegen sind vor Staub und äußeren Einflüssen durch ein geschlossenes Gehäuse
                              									geschützt. Die Prüflänge der Probestäbe beträgt 50 mm, ihr Durchmesser etwa 12 mm.
                              									Der wichtigste Teil der Maschine ist ein für diese Prüfzwecke entwickelter
                              									elektrischer Sondermotor, dessen Anker zur Erzeugung der Torsionsschwingungen
                              									schwingende Bewegungen um die Achse ausführt. Die Größe des Schwingungsausschlages
                              									wird durch Widerstände eingestellt. Der Motor liefert volle
                              									Torsionsschwingungen/sec., so daß der Probestab in 1 Sek. 50mal nach rechts und
                              									50mal nach links geschwungen wird. Innerhalb 24 Stunden liefert die Maschine 4,3
                              									Millionen Schwingungen, welche Zahl zur Prüfung des Werkstoffs im Dauerversuch
                              									völlig ausreicht. Derartige Dauerversuche können bei vollkommen selbständig
                              									arbeitendem Betrieb ohne Ueberwachung ausgeführt werden. Die Messung der
                              									Schwingungsamplitude erfolgt in genauer Weise auf optischem Wege mit Hilfe eines
                              									durch eine kleine Projektionslampe auf einen Spiegel geworfenen Lichtstrahls,
                              									während die Anzahl der Belastungen, die seit Beginn des Versuchs auf den Probestab
                              									aufgebracht werden, unmittelbar an einem Zählwerk auf dem Schaltpult abgelesen
                              									werden. Bei Bruch des Probestabes wird ein dieses Zählwerk antreibender kleiner
                              									Synchronmotor selbsttätig ausgeschaltet, so daß der Stand des Zählers die bis zum
                              									Bruch aufgebrachte Gesamtbelastungszahl angibt. Gleichzeitig erlischt eine grüne
                              									Lampe und eine rote Lampe leuchtet auf, ferner ertönt ein Klingelzeichen.
                           Außer dem Dauerversuch lassen sich bei der Losenhausenmaschine auch
                              									Schnellbestimmungen der Schwingungsfestigkeit vornehmen. Da bei der periodischen
                              									Verformung eines Werkstoffes ein Teil der Verformungsarbeit in Wärme verwandelt wird
                              									und diese Vorgänge in inniger Verbindung mit den Festigkeitseigenschaften des
                              									betreffenden Werkstoffes stehen, so dürfte diese Erscheinung ein wertvolles
                              									Kennzeichen für die dynamischen 
                              									Eigenschaften des Stoffes sein. Das bei der genannten Maschine entwickelte neue
                              									Abkürzungsverfahren beruht nun im wesentlichen darauf, die Wärmeentwicklung des
                              									betreffenden Probestabes mit derjenigen einer besonderen Energiequelle zu
                              									vergleichen. Die Messungen der inneren Energieaufnahme kann vorgenommen werden bei
                              									gekühltem Probestab und bei geheiztem Probestab. Diese letzte Prüfung ist insofern
                              									von Interesse, weil manche hochbeanspruchte Konstruktionsteile bei verhältnismäßig
                              									hohen Betriebstemperaturen dynamischen Dauerbeanspruchungen ausgesetzt sind und
                              									bisher genügende Prüfverfahren für diese Teile nicht bestanden. Bei dem
                              									Abkürzungsverfahren erhält der Schaltpult noch einen Schiebewiderstand zur
                              									Einstellung der Heizleistung im Vergleichsstab, ein Galvanometer und ein Instrument
                              									zur Messung der Wattaufnahme des Heizstabes.
                           Dr. Kalpers.
                           Gewinnung von Erdgas und Gasolin in Polen. Die Gewinnung
                              									von Erdgas in Polen ist von 1920 bis 1925 von 405 auf 535 Mill. cbm gestiegen, im
                              									letzten Jahre ist jedoch ein Rückgang auf 481,4 Mill. cbm zu verzeichnen. Diese
                              									Erzeugung verteilt sich auf die verschiedenen Bezirke wie folgt:
                           
                              
                                 Drohobycz
                                 344724000 cbm,
                                 
                              
                                 Stanislau
                                 78697000 cbm,
                                 
                              
                                 Jaslow
                                 57946000 cbm.
                                 
                              
                           Die Hauptmenge des Erdgases dient als Brennstoff in den Erdölgruben, die im letzten
                              									Jahre fast 268 Mill. cbm verbrauchten, während 190021504 Kubikmeter zur Gewinnung
                              									von Gasolin dienten. Im Jahre 1925 wurden für die Gasolingewinnung nur 116,25 Mill.
                              									cbm Erdgas nutzbar gemacht.
                           Dank weitgehender staatlicher Unterstützung hat sich die Gasolingewinnung, die in
                              									Polen erst im Jahre 1919 zur Einführung gelangt ist, in den letzten Jahren recht
                              									lebhaft entwickelt. Es wurden gewonnen:
                           
                              
                                 1919: 460 t
                                 1923:   2045 t
                                 
                              
                                 1920: 593 t
                                 1924:   3435 t
                                 
                              
                                 1921: 661 t
                                 1925:   9793 t
                                 
                              
                                 1922: 922 t
                                 1926: 18044 t
                                 
                              
                           Im letzten Jahre hat sich somit die Gasolingewinnung nahezu verdoppelt. Dasselbe gilt
                              									für den inländischen Verbrauch, der von 7980 t im Jahre 1925 auf 15988 t im letzten
                              									Jahre gestiegen ist. Dagegen ist die an sich nicht bedeutende Ausfuhr von 1127
                              									t im Jahre 1925 auf 834 t im letzten Jahre zurückgegangen. Die starke Zunahme des
                              									einheimischen Verbrauchs ist auf das Anwachsen des Kraftwagen- und Flugzeugverkehrs
                              									zurückzuführen. Die Zahl der Betriebe, die Gasolin aus Erdgas gewinnen, ist im Jahre
                              									1926 von 12 auf 16 gestiegen, die Mehrzahl der Anlagen arbeitet nach dem
                              									Adsorptionverfahren unter Anwendung von aktiver Kohle, die aus dem Ausland
                              									(Tschechoslowakei) bezogen wird. Die Gasolinausbeute aus 1 cbm Erdgas beträgt in
                              									Polen 90–93 g, in den Vereinigten Staaten von Amerika dagegen nur etwa 53 g. Da die
                              									Erzeugung in Polen im laufenden Jahre weiter stark zugenommen hat, ist in absehbarer
                              									Zeit mit einer Ueberproduktion zu rechnen. (Chem. Ind. 1927, S. 725 und 796; Erdöl
                              									und Teer 1926, S. 711.)
                           Sander.
                           Die Einfuhr von Ammonsulfat nach Japan in den Jahren 1923
                              									bis 1925 stellte sich wie folgt:
                           
                              
                                 
                                 in Pikul = 60,1 kg
                                 
                              
                                 
                                 1925
                                 1924
                                 1923
                                 
                              
                                 Gesamteinfuhr
                                 3392386
                                 2806621
                                 2428840
                                 
                              
                                     Davon aus:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Großbritannien
                                   451490
                                   987692
                                   760325
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 1771181
                                   909768
                                     17865
                                 
                              
                                 Ver. Staaten
                                   880084
                                   567535
                                 1440892
                                 
                              
                                 Australien
                                     35697
                                     34352
                                     36791
                                 
                              
                                 Anderen Ländern
                                   134649
                                   271419
                                   143177
                                 
                              
                           Wie diese Zahlen zeigen, stand die Einfuhr aus Deutschland im Jahre 1925 an erster
                              									Stelle; sie betrug über 50 % der Gesamteinfuhr, während die Lieferungen
                              									Großbritanniens und Amerikas stark zurückgegangen sind.
                           Sander.
                           Eine Studiengesellschaft für Gastechnik wurde kürzlich in
                              									Paris unter dem Namen „Société pour le Développement de l'Industrie du Gaz en
                                 										France“ mit einem Kapital von 1 Million Franken gegründet. Die neue
                              									Gesellschaft soll sich mit der Kohleverflüssigung und daneben auch mit der Frage der
                              									Gasfernversorgung befassen. Anscheinend wird sie auch mit der im März vorigen Jahres
                              									gegründeten Studiengesellschaft „Carburants et Produits de Synthèse“
                              									zusammenarbeiten, die über ein vorläufiges Kapital von 5 Millionen Franken verfügt
                              									und sich die synthetische Gewinnung von flüssigen Brennstoffen aus Kohle zur Aufgabe
                              									macht. Demgemäß ist an dieser Studiengesellschaft die Mehrzahl der französischen
                              									Kohlenbergwerke beteiligt.
                           Sander.