| Titel: | Verbesserte Herstellung von Spaltbenzin. | 
| Autor: | Alfred Salmony | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 43 | 
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                        Verbesserte Herstellung von
                           								Spaltbenzin.
                        Von Dr. Alfred Salmony,
                           								Berlin.
                        SALMONY, Verbesserte Herstellung von Spaltbenzin.
                        
                     
                        
                           Unter Cracken versteht man die Zertrümmerung der hochsiedenden und schweren
                              									Oelmoleküle in niedrig siedende leichte Benzinmoleküle einerseits und in noch
                              									schwerere Oele resp. Pech und Koks andererseits. Diese Zertrümmerung geschieht unter
                              									hohem Druck bei hoher Temperatur und man muß, um Qualitätsbenzine herzustellen, ganz
                              									bestimmte Temperaturen und Drucke während der ganzen Dauer des Prozesses einhalten.
                              									Ungleichmäßig hergestellte Crackbenzine haben alle möglichen unangenehmen
                              									Eigenschaften, wie schlechten Geruch, Beimengung unerwünschter organischer Stoffe,
                              									welche bei der Raffination sich nur sehr schwer entfernen lassen etc.
                           Eine Ueberhitzung der Oele, gleichbedeutend mit einer Verbrennung dieser an den zu
                              									heißen Kesselwänden oder Rohren, in welchen die Erhitzung stattfindet, hat aber
                              									nicht nur diesen schweren Nachteil für die Qualität und Ausbeute der Benzine zur
                              									Folge, sondern der große Uebelstand zeigt sich auch durch Störungen im Betriebe
                              									selbst infolge Koksabscheidung während des Crackens. Die Eisenwandungen in der
                              									Feuerzone bedecken sich mit einer immer dickeren Koksschicht, welche nach einer
                              									Betriebsdauer weniger Tage entfernt werden muß; ein Dauerarbeiten wird hierdurch
                              									unmöglich. Ferner kann dann leicht wegen der äußerst schlechten Leitfähigkeit des
                              									Kokses eine Ueberhitzung des Eisenmaterials stattfinden. Daher müssen Kessel und
                              									Rohre von Zeit zu Zeit vom Koks befreit werden, wodurch auch leicht Schädigungen des
                              									Materials eintreten.
                           Um allen diesen Uebeln abzuhelfen, hat der deutsche Chemiker Dr. Blümler in
                              									langjähriger Arbeit ein Verfahren herausgebracht D. R. P. Nr. 338846 vom Jahre 1922
                              									mit Zusatzpatenten.
                           Das Verfahren besteht im wesentlichen darin, daß Rohöl oder Teer jeglicher Art,
                              									also auch Schieferöl und die minderwertigen Braunkohlenteere, in einen Autoklaven
                              									eingepumpt wird, welcher mit flüssigem Blei angefüllt ist. Der Prozeß geht vor sich
                              									unter einem Druck von 35–40 Atmosphären bei etwa 450° C., der Spalttemperatur der
                              									Oele; durch einen Spezialeinsatz, welcher in die Bleischmelze gesenkt wird, sprudelt
                              									das zu verarbeitende Rohöl an die Oberfläche der Schmelze, ohne die Wand der
                              									Feuergasse zu berühren. Bei dem Prozeß setzt automatisch eine starke Zirkulation in
                              									der Schmelze ein, welche eine stets gleichbleibende Wärmeübertragung von der
                              									Heizquelle zum Oel bewirkt. Hierdurch wird nicht nur die Erhitzung der Oele auf
                              									Spalttemperatur in kürzester Zeit erreicht, sondern jegliches Oelmolekül wird den
                              									gleichen Temperatur- und Druckeinflüssen ausgesetzt. Somit findet keine Ueberhitzung
                              									statt und keine eigentliche Koksbildung.
                           Der Betrieb kann also fortgesetzt weitergehen und braucht nicht, wie es sonst üblich
                              									ist, alle paar Tage zwecks Reinigung stillgelegt werden. Auch ist ein großer Vorteil
                              									bei diesem Verfahren, daß der Autoklav bei gleicher Leistung eine bedeutend kleinere
                              									Heizfläche benötigt, als die Heizrohrsysteme bei anderen Prozessen.
                           Eine weitere Folge dieses Verfahrens gibt die Möglichkeit, alle Arten von Oelen
                              									nunmehr zu verarbeiten, während bisher die Aufarbeitung leicht verkokender Oele mit
                              									großen Schwierigkeiten verknüpft war. So können z.B. die sehr zur Koksbildung
                              									neigenden Braunkohlenteere oder ihre Destillate oder die Schieferöle zur Verwendung
                              									der Benzinherstellung benutzt werden.
                           
                           Die technische Gewinnung des Benzins nach dem Crackverfahren ist amerikanischen
                              									Ursprungs und geht bis in die 60iger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück, doch
                              									begann man erst vor etwa 20 Jahren mit der Ausarbeitung der Prozesse. Ueber 100000
                              									Faß Tagesleistung soll das letztjährige „Crackvermögen“ der rund 150 mit
                              									solchen Anlagen ausgerüsteten Raffinerien der Vereinigten Staaten betragen.
                           Neben den amerikanischen bekanntesten Verfahren, wie das von Dubbes, von Croß und von
                              									Burton, neuerdings das von Holmes-Manley sind auch in Europa einige Spaltverfahren
                              									patentiert worden, wie das bekannteste von Bergius, ferner Melamid, Gräfe und das
                              									von Walter.
                           Die wirtschaftliche Ueberlegenheit der Arbeitsweise des hier beschriebenen Verfahrens
                              									drückt sich nun aus in
                           
                              1. einer größeren Ausbeute an Benzin und besserer
                                 										Qualität,
                              2. Wegfall der Unterbrechung im Arbeitsgange,
                              3. größere Sicherheit der anderen Verfahren gegenüber
                              4. Verarbeitung sämtlicher Rohöle und ihrer Destillate.
                              
                           Von der Steinkohlenteer-Verarbeitung wird man im allgemeinen absehen, da der Teer
                              									zuviel sauerstoffhaltige und nicht spaltbare Verbindungen enthält. Gerade die
                              									Spaltung von Braunkohlenteeren und Schieferölen hat eine große Zukunft, da bei
                              									diesen die Herstellung einwandfreier Handelsprodukte auf andere Weise schwierig ist,
                              									abgesehen von Paraffin und Pech.
                           Das Blümner-Verfahren arbeitet schon im Großbetriebe; so besteht eine Anlage zur
                              									täglichen Verarbeitung von 5 t in der Nähe von Berlin. Einige Staaten Südeuropas
                              									haben auch die Lizenz für das Verfahren erworben, was zweifellos auch ein klarer
                              									Beweis für die wirtschaftliche Bedeutung desselben sein dürfte. In allerneuester
                              									Zeit sind ganz besonders große Konzerne zur Erwerbung an die Inhaber der Patente,
                              									die Blümner-Crachanlagen-Gesellschaft, herangetreten.