| Titel: | Die Technische Messe in Leipzig. | 
| Autor: | P. Stephan | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 69 | 
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                        Die Technische Messe in Leipzig.
                        Von Prof. P. Stephan,
                           								Altona.
                        STEPHAN, Die Technische Messe in Leipzig.
                        
                     
                        
                           Wenn auch der folgende Satz bereits von den Rotationsmaschinen aller
                              									Tageszeitungen Deutschlands mehr oder weniger breit ausgewalzt worden ist, so muß er
                              									doch wieder an die Spitze des vorliegenden Berichtes gestellt werden, denn er ist
                              									nun einmal unumstößlich richtig: Die diesjährige Frühjahrsmesse gab jedem, der
                              									Verständnis dafür hatte, die Gewißheit, daß im vergangenen Jahr die deutsche
                              									Maschinentechnik auf fast allen Gebieten bedeutende Fortschritte gemacht hat. – Und
                              									es bleibt ewig schade, daß infolge der in diesem krassen Gegensatz allein in
                              									Deutschland zu findenden Einstellung der Arbeitergewerkschaften zur Industrie, mit
                              									der sie nun einmal unlösbar verbunden sind, und der daraus entspringenden Einwirkung
                              									von Gesetzgebung und Verwaltung dem kein großer wirtschaftlicher Erfolg nach außen
                              									beschert sein kann, der schließlich doch wieder den Arbeitern zugute käme.
                           Der nachstehende Bericht kann natürlich nur einzelne Erscheinungen herausgreifen, zum
                              									Teil nach reiner Zufallswahl. Da man auch hier wieder die Verkehrtheit beging, auf
                              									einmal riesige Mengen von Gewerbeschülern und Mädchenschulklassen auf die Schau
                              									loszulassen, so war es häufig den interessierten Käufern und Fachleuten gar nicht
                              									möglich, alles zu sehen, geschweige denn zu studieren.
                           
                        
                           Kraftmaschinen.
                           Es ist von vornherein selbstverständlich, daß auf einer Ausstellung, die nur 10 Tage
                              									dauert, nicht große Maschinen gezeigt werden können, die besondere Mühen und
                              									Vorrichtungen beim Transport und bei der Aufstellung, sowie den frühzeitigen Aufbau
                              									eigens dafür angelegter Fundamente usw. erfordern. Die Folge davon ist, daß die
                              									Ausstellung der Kraftmaschinen ein nicht ganz richtiges Bild von der heutigen
                              									Verwendung der einzelnen Maschinentypen gibt. Aus dem genannten Grunde ist es eben
                              									nicht möglich, etwa größere Dampfturbinen im Betriebe vorzuführen oder auch
                              									überhaupt nur zu zeigen. So war nur eine Kleindampfturbine von 170 PS Leistung
                              									(M.A.N.) zu sehen, außerdem in der Kraftmaschinenhalle nur eine kleine
                              									Dampflokomobile (Wolf). Im übrigen beherrschte der Dieselmotor das Feld, auch auf
                              									dem Gebiet der Straßenbaumaschinen, die größtenteils mit Oelmotoren ausgerüstet
                              									waren.
                           Durchweg arbeiteten die Dieselmotoren mit kompressorloser Zerstäubung des Brennöles.
                              									Vielfach geschieht die Brennstoffeinspritzung aus offenen Düsen, ohne daß eine
                              									gesteuerte Verschlußnadel gebraucht wird (M.A.N., Hillewerke). Von mancher Seite
                              									(z.B. Motorenwerke Mannheim) wird die Zündung in einer Vorkammer eingeleitet, der
                              									der Brennstoff nach Anhub einer Düsennadel zugeführt wird. Bei der dort
                              									entstehenden teilweisen Verbrennung öffnet sich dann das Ventil zum Arbeitszylinder
                              									selbsttätig und das Brennstoffgemisch wird durch den eigenen Druck fein
                              									zerstäubt.
                           Geschmiert wird allgemein nach dem Umlaufverfahren unter Druck, den eine Zahnradpumpe
                              									dem Oel erteilt. Auch sonst entsprechen sich die Maschinen der Hauptfirmen im
                              									äußeren Aufbau fast genau. Die übliche Bauart ist die stehende. Eine Besonderheit
                              									des Gestelles hat die M.A.N. herausgebracht, indem Zuganker vom Zylinderdeckel bis
                              									nach dem Boden des Gestelles durchgehen und so die auf den Deckel vom Gasdruck
                              									ausgeübte Kraft geradenwegs nach dem Fundament übertragen. Dadurch fällt das
                              									gußeiserne Maschinengestell ziemlich leicht aus und kann große, die Ueberwachung und
                              									Untersuchung der Triebwerkteile erleichternde Oeffnungen erhalten.
                           Die Anlaßdruckluft wird gewöhnlich vor dem Abstellen des Motors von ihm selbst
                              									geliefert, indem nur die Brennstoffpumpe eines Arbeitszylinders abgeschaltet und ein
                              									Ventil zwischen diesem Zylinder und dem Druckluftbehälter geöffnet wird. Für
                              									Einzylindermaschinen versorgt ein besonders, meist elektrisch angetriebener
                              									Kleinkompressor den Luftbehälter mit Anlaßluft; gelegentlich werden sie auch einfach
                              									mit der Handkurbel angedreht (Junkers).
                           Man kann wohl aussprechen, daß der Zweitaktmotor anfängt, den Viertaktmotor zu
                              									überholen. Der Kolben gibt dabei am Ende der Expansion zuerst einige Auspuffschlitze
                              									in der Zylinderwand frei und kurz nachher ihnen gegenüberliegende Spülluftschlitze.
                              									Der Kolbenboden ist so geformt, daß die eintretende Spülluft sich an einem Ansatz
                              									des Kolbens stößt und so den ganzen Zylinder durchströmen muß. Den nötigen Druck der
                              									Spülluft erzeugt der Motor selbst, indem das Gehäuse, worin das Triebwerk läuft, als
                              									vom Arbeitskolben verkleinerter Kompressionsraum ausgebildet ist. (Deutsche Werke
                              									Kiel, Starke und Hoffmann, R. Wolf u.a.)
                           Eine Type für sich, die allgemeines Interesse fand, bildet der
                              									Junkers-Doppelkolbenmotor ohne Zylinderkopf und Ventile. Seit 1921, wo die
                              									Serienfabrikation aufgenommen wurde, sind bis jetzt fast ¼ Million PS Gesamtleistung
                              									aus dem eigenen Werk und von Lizenzfirmen abgeliefert worden. Die Maschine wird wie
                              									die anderen stehend ausgeführt. Der untere Kolben wirkt in üblicher Weise auf die
                              									Kurbelwelle, von einem Querhaupt am oberen Kolben gehen zwei lange Schubstangen nach
                              									den zugehörigen Kurbelzapfen der Hauptachse. Am oberen Tauchkolben sitzt noch ein
                              									Scheibenkolben, der in dem darüberliegenden Raum die Spülluft komprimiert, die dann
                              									durch 
                              									Schlitze, welche der obere Treibkolben freigibt, in den Arbeitszylinder strömt.
                              									Die verbrannten Gase werden durch andere Schlitze hinausgedrückt, die vom unteren
                              									Treibkolben bis dahin bedeckt waren. Bei Mehrzylindermaschinen sitzt an einem der
                              									oberen Scheibenkolben noch ein kleiner Tauchkolben, der in einer kleinen
                              									aufgesetzten Buchse die Anlaßluft komprimiert. Der Brennstoff wird in den kleinen
                              									Kompressionsraum zwischen beiden Arbeitskolben durch zwei sich gegenüberliegende
                              									offene Düsen von der Brennstoffpumpe aus hineingespritzt und beim Zusammenprallen
                              									beider Ströme gut zerstäubt. Als thermischer Wirkungsgrad ist 0,38 gemessen worden,
                              									dem ein Oelverbrauch von 165 g/PSSt. bei 10680 WE/kg entspricht, gegenüber 185
                              									g/PSSt. bei den anderen Dieselmotoren, was entschieden auf die günstigeren
                              									Abkühlungsverhältnisse des Junkersmotors zurückzuführen ist.
                           Mit Vergasern und dafür geeigneten Brennstoffen arbeiteten nur ausgesprochene
                              									Kleinmotoren (Bernard-Motoren-Ges. in Frankfurt a. M., Reform-Motoren-Ges. in
                              									Leipzig) sowohl im Viertakt-Verfahren wie die genannten als auch im Zweitakt (Martin
                              									Böhme, Berlin).
                           
                        
                           Wärmewirtschaft.
                           Aus den schon oben erörterten Gründen war nur eine Anzahl von Oelfeuerungen für
                              									verschiedene Kleinzwecke ausgestellt, ferner eine selbsttätige Kohlenfeuerung für
                              									Ziegeleiöfen und schließlich einige Mühlen und Gebläse für Kohlenstaubefeuerungen.
                              									Die Schmidtsche Heißdampfgesellschaft in Kassel zeigte ein Modell eines
                              									Hochdruckkessels und eine Reihe von Zeichnungen solcher Kessel für feststehende
                              									Anlagen und Lokomotiven. Von besonderem Interesse waren die Arbeitsstücke, die die
                              									Herstellung der neuen Umkehrstellen der Lokomotivüberhitzerrohre in nur zwei
                              									Arbeitsgängen veranschaulichten. Die dazu gebrauchte maschinelle Einrichtung wird
                              									nur in Amerika gebaut, in Europa befinden sich davon 4 Stück, in Westfalen,
                              									Oberschlesien, Belgien und England, die den ganzen Bedarf der europäischen
                              									Lokomotivfabriken und Eisenbahnen mehr als reichlich decken.
                           Als zurzeit vorteilhaftestes Isoliermittel für Dampfleitungen usw. wurde von der
                              									Lüneburger chemischen Fabrik eine keramische Isolierung, die zu 85 v. H. aus
                              									Magnesia besteht, in den verschiedensten Formen gezeigt.
                           Die bekannte Fabrik für Dampf-Entöler usw. R. Scheibe & Söhne in Leipzig hatte
                              									einen neuen Oelfang-Flansch herausgebracht, der wie ein Meßflansch, nur mehrfach, in
                              									die längere Abdampfleitung einer Kolbendampfmaschine eingebaut wird. Er enthält
                              									einen Ringkanal von rechteckigem Querschnitt, dessen innenliegende Wand in der Mitte
                              									ringsum aufgeschlitzt ist, derart, daß der eine Streifen ein wenig nach dem
                              									Rohrinnern zu aufgebogen ist. Das sich in dem Dampfrohr mit den Wasserbläschen aus
                              									dem Dampfstrom ausscheidende Oel läuft so in dem wie üblich etwas geneigten Rohr dem
                              									unteren Teil des Ringschlitzes zu, wird dort aufgefangen und dann in bekannter Weise
                              									abgeleitet. Freilich stellt der Prospekt den Vorgang ein klein wenig anders dar.
                           Unter den mannigfaltigen Armaturen und Nebeneinrichtungen fielen Rippenheizrohre auf,
                              									bei denen die Blechrippen auf das Stahlrohr spiralig aufgeschweißt waren.
                           Ein Staubfilter für Lüftungsanlagen arbeitete mit den bekannten Raschig'schen Ringen,
                              									im vorliegenden Fall kleinen dünnwandigen Kupferrohrabschnitten, die einfach
                              									regellos in den Filterraum gefüllt werden und so der durchströmenden Luft eine sehr
                              									große Oberfläche bieten, an der sich der mitgerissene Staub absetzt.
                           Außerdem wurden natürlich die bekannten thermischen Meßapparate von allen auf dem
                              									Gebiet arbeitenden Großfirmen zum guten Teil im Betrieb vorgeführt. Neu war nur ein
                              									Maihak-Indikator mit einer Biegungsfeder, der gestattet, fast fehlerfreie Diagramme
                              									in üblicher Weise bei 2500 Umdrehungen der betreffenden Maschine aufzunehmen, was
                              									auf dem Ausstellungsstand unmittelbar vorgeführt wurde. Von Lehmann & Michels
                              									wurde eine entsprechende Konstruktion gezeigt mit einer nur einen Viertelgang
                              									umfassenden Schraubenfeder.
                           
                        
                           Materialprüfung usw.
                           Die hierher gehörigen Maschinen und Apparate waren sehr zerstreut und teilweise an
                              									recht versteckten Stellen der verschiedenen Hallen ausgestellt. Das Bestreben geht
                              									zurzeit offensichtlich dahin, hinreichend zuverlässige, aber in erster Linie leicht
                              									zu bedienende Apparate zu verwenden, die die Prüfung jedes beliebigen Arbeitsstückes
                              									in der Werkstatt ermöglichen. Die bekannteste Maschine der Art ist ja die
                              									Schoppersche Kugeldruckpresse zur Bestimmung der Brinellhärte; dazu gehört die
                              									Härtemeßlupe, bei der die Verlängerung des Meßschneidenhebels gleich die
                              									Brinellhärte bzw. Zerreißfestigkeit des Materials ablesen läßt, was für den
                              									Werkstattgebrauch entschieden sehr bequem, wenn allerdings auch nicht gerade sehr
                              									genau ist. Von Hessenmüller Söhne wurde der Härteprüfer „Testor“ gezeigt, der
                              									ungefähr dem amerikanischen Rockwell-Apparat entspricht. Je nach Wunsch und Art des
                              									Materials wird entweder mit der Brinellkugel oder einer Diamantspitze gearbeitet,
                              									und die Maschine zeigt sofort die Eindrucktiefe an. Ihre eigene elastische
                              									Formänderung wird selbsttätig von der Gesamtangabe wieder abgezogen. Auch dieser
                              									Apparat soll in erster Linie Schnellprüfungen in der Werkstatt ermöglichen. Eine
                              									ganz abweichende Bauart besitzt das „Duroskop“ von v. Leesen. Es ist ein
                              									kleiner, recht handlicher Apparat mit einem Pendelhammer, in den eine
                              									5-mm-Stahlkugel eingesetzt ist, und dessen Rückschlag die Härte mißt. Er soll
                              									hauptsächlich als Vergleichsapparat benutzt werden, doch gestatten mitgegebene
                              									Tafeln, auch direkte Angaben aufzunehmen. Seine Handlichkeit und der geringe Preis
                              									werden ihm einen großen Verbreitungskreis sichern.
                           In dem Zusammenhang werde gleich das „Vibrometer“ von Schenck genannt, das
                              									eine äußerst handliche Form bekommen hat und jetzt unmittelbare Ablesung des größten
                              									Ausschlages gestattet. Ein Teilstrich der Skala entspricht je nach dem
                              									Verwendungsbereich des Apparates 0,0015 bzw. 0,0025 mm Ausschlag.
                           Losenhausen führte eine neue statisch-dynamische Wuchtmaschine vor mit elektrischer
                              									Schnellbestimmung der Lage und Größe des Wuchtfehlers, die durch die Einfachheit der
                              									Handhabung überraschte.
                           
                        
                           
                           Bautechnik.
                           Für den Aufbau einfacher Mauern wurde ein neuer „Z-Ziegel“ angeboten, ein
                              									Hohlziegel von der Höhe zweier und auch den seitlichen Abmessungen zweier, etwas
                              									gegeneinander verschobener Normalziegel. Besondere Ecksteine und halbe Z-Ziegel von
                              									den Breitenabmessungen eines Normalsteines ermöglichen die Herstellung von Ecken und
                              									Mauern mit halben Steinen ohne Dazwischenflicken oder Wegschlagen von Stücken. Es
                              									soll damit die Hälfte des sonst gebrauchten Mörtels und die Hälfte des Arbeitslohnes
                              									gespart werden, außerdem wegen der kleinen Luftzwischenräume, die keine zusammenhängende Luftschicht mit den die Wirkung
                              									stark beeinträchtigenden Luftbewegungen darin bilden, eine erheblich bessere
                              									Wärmeisolation erzielt werden.
                           Die Junkerswerke in Dessau führten ein Modell eines freigespannten Hallendaches vor,
                              									das aus einzelnen, zu einem Netzwerk verbundenen eisernen Lamellen zusammengesetzt
                              									wird. Die Bauart ist bisher nur in Holz aus verhältnismäßig kurzen, hochkant
                              									gestellten Brettern ausgeführt worden, die bienenwabenartig aneinander geschraubt
                              									wurden. Die Junkerssche Eisenbauweise verbessert den Grundgedanken durch die
                              									Einfügung von ziemlich dicht liegenden durchlaufenden Pfetten. Da die immer gleichen
                              									Eisenteile maschinell hergestellt werden, so ergibt sich ein flotter und bequemer
                              									Aufbau, ebenso sind bei nachträglichen Aenderungen von Dachluken oder Oberlichten
                              									die betreffenden Teile leicht auszuwechseln, da die Pfetten den starren Zusammenhang
                              									sichern. Wesentlich ist für die Verwendung bei schnell gebrauchten Bauten, daß die
                              									Lieferung des ganzen Gerüstes einfach ab Lager, also ohne Zeitverlust erfolgt; und
                              									schließlich ist dem Ganzen eine gewisse monumentale Wirkung auf das Auge nicht
                              									abzusprechen.
                           Mehrfach wurden Glasdachsprossen und Konstruktionseinzelheiten für die kittlose
                              									Herstellung von Drahtglasdächern gezeigt, die ein absolut dichtes und
                              									schwitzwasserfreies Dach liefern sollen. Von einer Seite (Claus Meyer, Frankfurt a.
                              									M.) wurde ein neues Sprossenprofil vorgeführt, das man im Gegensatz zu den älteren
                              									U-Profilen als T-Profil bezeichnen kann. Es bietet den Vorteil, daß die breite und
                              									flache Rinne nach Abheben der Deckkappen leicht neu gestrichen werden kann. Freilich
                              									ergab sich bei der Einführung der Nachteil, daß große Mengen dieser Rinne von dem
                              									einzigen dafür in Frage kommenden Walzwerk nicht in kurzer Frist abgeliefert werden.
                              									Und so ist z.B. die neue Automobilhalle der Ausstellung aus dem Grunde mit einer
                              									U-Sprosse älteren Systems abgedeckt worden.
                           Fast genau dasselbe U-Profil wird in umgekehrter Lage in Eisenbeton-Zwischendecken
                              									eingelegt und dient dann als Ankerschiene für die Befestigung von
                              									Triebwerkvorgelegen, Rohrleitungen usw. Die feste Verbindung der Ankerschiene mit
                              									dem Eisenbetonkörper der Zwischendecke wird dadurch erreicht, daß man ihre
                              									Eisenbügel durch seitliche Löcher der Schiene steckt.
                           
                        
                           Baumaschinen.
                           Sie wurden in einer bisher wohl noch nie gezeigten Reichhaltigkeit vorgeführt. An der
                              									Spitze standen naturgemäß die Betonmischmaschinen der verschiedensten Bauarten.
                              									Besonders hervorzuheben ist eine Konstruktion, die einen Wagenkipper enthält, womit
                              									das zum Mischen herangebrachte Material nach unten ausgeschüttet wird, worauf sofort
                              									das schon gemischte von oben wieder in denselben Wagen eingefüllt wird.
                           Ihnen schlossen sich sehr viele Ausführungen von fahrbaren Förderbändern mit
                              									Gummigurten an, deren Hubhöhe beliebig einzustellen ist. Freilich schienen einige
                              									Ausführungen für die doch immerhin recht rohe Behandlung auf der Baustelle etwas
                              									sehr leicht gebaut zu sein. Es kann wohl allgemein gesagt werden, daß man darin wohl
                              									bei vielen Baumaschinen dem Wunsche der Abnehmer, eine für den vorübergehenden Zweck
                              									in erster Linie billige Maschine zu bekommen, zu weit entgegengekommen ist.
                              									Andererseits zeigt die Ausstellung deutlich, daß man jetzt auch bei uns den
                              									maschinellen Transport sogar auf kleinen Baustellen für notwendig hält. So benutzt
                              									man zur wagerechten oder nicht zu steilen Förderung der Backsteine selbsttätige
                              									Rollenbahnen von nur 10 kg Gewicht für den lfd. m.
                           Der lotrechten Förderung dienten stark vereinfachte Bauaufzüge. Der Fahrkorb ist ein
                              									leichtes, für eine Handkarre gerade passendes Gestell aus Winkeleisen, das sich mit
                              									mehreren kleinen Rollen an einem lotrecht stehenden Stahlrohrmast führt. Der obere
                              									Teil des Mastes, der durch Einfügen von Zwischenstücken beliebig verlängert werden
                              									kann, ist drehbar, so daß das Gestell damit leicht nach innen herumgeschwenkt werden
                              									kann. Das Heben besorgt eine auf dem Erdboden einige Meter davon aufgestellte Winde
                              									mit elektrischem oder Oelmotor-Antrieb.
                           Von besonderem Wert für Eisenbeton-Baustellen ist die selbsttätig arbeitende
                              									Rundeisen-Biegemaschine „Fabricia“ (A. Wagenbach in Elberfeld). Nachdem die
                              									Maschine einmal für eine bestimmte Biegung eingestellt ist, wozu nur wenige
                              									Handgriffe genügen, hat der Arbeiter nur noch die geraden Eisen einzulegen. Für das
                              									Schneiden und Biegen der Rundeisen ist insgesamt ein Energiebedarf von 0,8 KWSt/t
                              									nötig.
                           Besonderes Aufsehen erregte die maschinelle Handramme der „Delwag“ in
                              									Eßlingen. Sie besteht im Grunde aus einem Benzol-Zweitaktmotor ohne umlaufende
                              									Teile. Für die Zündung trägt der Arbeiter einen kleinen Tornister mit einer
                              									6V-Batterie und einem Induktor auf dem Rücken. Vermittels eines kleinen Handhebels
                              									wird der Induktorstrom mit der Zündkerze verbunden, worauf das im Zylinder
                              									befindliche Gasgemisch explodiert. Da die Kolbenstange auf dem Boden steht, so wirft
                              									der Gasdruck die ganze Maschine etwa 40 cm in die Höhe, und der anfänglich
                              									aufstehende Teil wird am Schluß der Bewegung von Federn mitgerissen. Dabei werden
                              									die verbrannten Gase aus dem Zylinder herausgestoßen. Durch ihr Eigengewicht – je
                              									nach Größe 50 oder 75 kg – fällt die Maschine wieder herunter und leistet so die
                              									Rammarbeit. Beim Aufschlagen auf den Boden machen Kolben und Kolbenstange noch einen
                              									kurzen Weg und saugen dabei neues Gemisch an, worauf die nächste Zündung erfolgen
                              									kann. Der Brennstoffverbrauch der kleineren Type beträgt in 10 Stunden 1½ l Benzol.
                              									Die Hauptteile sind eigentlich 
                              									unverwüstlich, Federn und andere kleine Zubehörteile können jederzeit auf der
                              									Baustelle ersetzt werden. Die Maschine übertrifft nach einem vorliegenden Gutachten
                              									des Erfinders der Preßluftrammen diese ganz bedeutend und braucht keine, bei
                              									Straßenbauten nun einmal der Beschädigung besonders leicht ausgesetzten
                              									Schläuche usw.
                           Die Ausstellung der Straßenbaumaschinen verschiedenster Art war überhaupt reich
                              									beschickt und bot dem Sonderfachmann mannigfaltige Anregung. Hier wurde auch mancher
                              									Verkauf unmittelbar am Platze erzielt.