| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 102 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Neuzeitliche Abnützungs-Prüfmaschinen. Die Prüfung eines
                              									Werkstoffes auf Abnützung oder Verschleiß ist erst seit einigen Jahren bekannt. Noch
                              									auf der Hauptversammlung deutscher Eisenhüttenleute 1925 wurde von maßgebender Seite
                              									der Satz ausgesprochen: Die Zusammenhänge mit der zulässigen Beanspruchungsgrenze
                              									für die verschiedenen Verwendungszwecke sind so gut wie unerforscht.
                           Die Bedeutung der Untersuchung von Werkstoffen auf ihre Abnützung haben denn auch
                              									einige deutsche Fabriken von Prüfmaschinen erkannt und in verhältnismäßig kurzer
                              									Zeit Maschinen herausgebracht, die sich zur Feststellung der Abnützung auf Grund der
                              									in ihrer Bauart entwickelten Grundsätze besonders gut eignen. Es fragt sich nur
                              									zunächst, was denn überhaupt unter Abnützung oder Verschleißfestigkeit zu verstehen
                              									ist; und da muß man sagen, daß es einen eindeutigen Begriff
                              										„Verschleißfestigkeit“ nicht gibt. Dies wurde auch in den allgemeinen
                              									Richtlinien auf dieser Abteilung der Werkstoffschau zum Ausdruck gebracht. Die
                              									Werte, die man bei dieser Prüfung erhält, sind vielmehr abhängig vom Prüfverfahren
                              									und den Versuchsbedingungen, d.h. die Werte bei einer Prüfmaschine bestimmter Bauart
                              									sollte man nicht mit denen einer anderen Bauart vergleichen. Es kommt ja auch in der
                              									Hauptsache darauf an, Vergleichswerte für die Werkstoffe zu erhalten, indem man die
                              									bei einem zu prüfenden Werkstoff gefundene Verschleißfestigkeit zahlenmäßig mit
                              									derjenigen eines bekannten verschleißfesten Körpers in Vergleich zieht. Diesen
                              									Vergleichsprüfungen kommt eine innere Bedeutung selbstverständlich nur dann. zu,
                              									wenn die Einheitlichkeit der Bedingungen in besonders weitgehendem Maße gewahrt
                              									wird. Die Grundsätze, auf denen die Prüfung der Verschleißfestigkeit beruht und die
                              									sich die verschiedenen Maschinenbauarten mehr oder weniger zunutze machen, sind:
                              									rollende Reibung mit einstellbarem Schlupf, rollende Reibung mit Schlupf und
                              									Schmierung, gleitende Reibung mit und ohne Schmierung, gleitende Reibung und
                              									Erzeugung eines Einschnittes, gleitende Reibung unter Verwendung von
                              									Schleifmitteln.
                           Der Antrieb der Abnützungs-Prüfmaschine, Bauart Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg,
                              									erfolgt durch einen in das Unterteil eingebauten Gleichstrommotor von 1 PS mit einer
                              									einstellbaren Umdrehungszahl von 600–2400 in der Minute. Die eigentliche
                              									Prüfeinrichtung befindet sich auf einem starken auf einer Welle sitzenden Rahmen.
                              									Diese Welle wird in der gleichen geometrischen Achse mit dem zu prüfenden Werkstoff
                              									auf einer drehbankähnlichen Antriebsvorrichtung drehbar gelagert, während der
                              									Rahmen in einem lotrecht verstellbaren Schlitten einen Hebel trägt, an dem der zu
                              									prüfende Werkstoff befestigt wird. Der Rahmen sucht die Drehbewegung mitzumachen und
                              									überträgt auf eine Pendelwage einen Druck, der das Maß für die zwischen dem
                              									Probestück und dem Werkzeug wirkende Tangentialkraft, also auch für die geleistete
                              									Arbeit abgibt. Die Tangentialkraft wird auf einer Trommel als Ordinate beliebig
                              									vergrößert aufgezeichnet, während die Abszisse ebenfalls beliebig vergrößert die
                              									Leistung angibt. Die von der Kurve eingeschlossene Fläche stellte dann das Schaubild
                              									der Arbeit dar. Was nun die Versuchsanordnung anbetrifft, so wird der Probekörper
                              									mit einer ebenen Fläche an den Umfang einer umlaufenden Blechscheibe von 1 mm Dicke
                              									mit meßbarem Druck angepreßt. Diese Scheibe schleift aus dem Versuchsstück einen
                              									kreissegmentförmigen Ausschnitt heraus, dessen Verhältnis zur Schleifzeit bzw. zum
                              									Schleifweg einen Anhaltspunkt, d.h. das Maß für die Abnützbarkeit des untersuchten
                              									Werkstoffes gibt. Aber auch die Blechscheibe erfährt eine Abnützung und das
                              									Verhältnis des Inhaltes der kreisringförmigen Abnützung der Scheibe zum Schleifweg
                              									gibt das Maß für die Gegenwirkung des Probestückes auf die Schleifscheibe. Die
                              									umgekehrten Werte der angeführten Verhältniszahlen stellen Gütewerte für die
                              										„Verschleißfestigkeit“ eines Werkstoffes dar. Aus diesen beiden
                              									Güteziffern wird auf die eigentliche „Verschleißgüte“ geschlossen. Der
                              									Schleifversuch wird solange fortgesetzt, bis eine Einschnitttiefe von 1 mm erreicht
                              									wird.
                           Bei der Abnützungsprüfmaschine Bauart Mohr & Federhaff, Mannheim, läßt man eine
                              									Scheibe aus dem Probestoff bei bestimmtem Andruck und Umdrehungszahl mit oder ohne
                              									Schlupf auf einer gehärteten Gegenscheibe abrollen und bestimmt die Abnützung als
                              									Gewichtsverlust der Probescheibe nach einer gewünschten Anzahl von Umdrehungen (etwa
                              									200000). Auch hier dient als Antrieb ein Motor von 1 PS. Die Anpressung erfolgt
                              									durch Druckflüssigkeit. Der gewünschte Druck von 20–300 kg wird ständig gehalten
                              									durch einen angeschlossenen Gewichtsspeicher und an einem Manometer abgelesen. Die
                              									Probescheibe von 50 mm Durchmesser und 10 mm Breite sitzt fliegend auf einem Konus
                              									der Hauptwelle und macht etwa 125–500 Umdrh./min.
                           Was die allgemeine Bedeutung des Abnützungsversuchs anbetrifft, so läßt sich
                              									feststellen, daß die Zerreißfestigkeit und die Kugeldruckhärte eines Werkstoffes
                              									keinen Maßstab für dessen Verhalten 
                              									gegen Abnutzung im Betriebe gibt, so daß sich schon aus dieser Tatsache die
                              									Bedeutung der Prüfung eines Körpers auf seine Abnützung ohne weiteres ergibt. Es
                              									läßt sich heute schon sagen daß man auf vielen Verwendungsgebieten von Werkstoffen
                              									in Zukunft ohne die Prüfung ihrer Verschleißfestigkeit nicht wird auskommen
                              									können.
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Die direkte Eisenerzeugung nach dem Edwin-Verfahren. Die
                              									Bemühungen, ein direktes Verfahren zur Gewinnung von Eisen durch Reduktion ohne Schmelzung des Metalles anzuwenden, sind von
                              									verschiedenen Seiten mit mehr oder weniger Erfolg gezeitigt worden. Zu den
                              									gelungenen Versuchen, die die Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich gezogen haben,
                              									gehört auch das Verfahren des Norwegers Edwin zu Trondhjem bei der
                              									Norsk-Staal-Gesellschaft, über das der Erfinder vor den schwedischen
                              									Eisenhüttenleuten einen Vortrag hielt.
                           Es handelt, sich bei den vorliegenden Verhältnissen darum, ausgehend von einem
                              									minderwertigen Erz und ohne Holzkohlenverwendung einen hochwertigen Eisenschwamm zu
                              									erzeugen. Die wirtschaftlichen Berechnungen ergaben, daß bei Verwendungsmöglichkeit
                              									dieser billigen norwegischen Erze ohne kostspielige vorherige Aufbereitung im
                              									Vergleich zum Hochofenbetrieb eine Ersparnis von 25–30 Mark je t Roheisen oder von
                              									35–40% des Verkaufspreises zu erzielen wäre. Gegenüber der Holzkohle erschien
                              									reduzierendes, aus Kohle oder Koks erzeugtes Gas von größerer Bedeutung zu sein, und
                              									zwar erblickt Edwin in der Reduktion durch Gase folgende Vorteile: 1. Möglichkeit
                              									der Verwendung armer Erze im ursprünglichen Zustand wegen der geringen Höhe der
                              									Reduktionstemperaturen und der Gefahrlosigkeit der örtlichen Ueberhitzung, wodurch
                              									jede Reduktion von Verunreinigungen aus der Gangart vermieden wird; 2. Reduktion
                              									ohne Wärmeabsorption, wenn man Kohlenoxyd und Wasserstoff gase verwendet; 3. es ist
                              									möglich, das Gas von den meisten in der Kohle angetroffenen Verunreinigungen zu
                              									befreien. Alle Verunreinigungen des Erzes, wie Phosphor, bleiben nach der Reduktion
                              									in der Gangart im ursprünglichen Verbindungszustand und lassen sich vom Metall
                              									mechanisch trennen. 4. Man kann praktisch ein Metall ohne Kohlenstoff herstellen.
                              									Andererseits sind folgende Schwierigkeiten zuzugeben: 1. der Wirkungsgrad des
                              									Reduziergases ist sehr gering und das Heizvermögen eines Gases wirkt sich immer
                              									teurer aus als der feste Brennstoff, der für seine Erzeugung gedient hat; 2. der
                              									Gasbedarf ist beträchtlich; 3. die Gase müssen zwischen 1000 und 1100° erhitzt
                              									werden, ohne daß sie eine Zersetzung erfahren. Die Lösung dieser Aufgabe besteht nun
                              									in der Verwendung eines langen elektrischen Lichtbogens
                              									von der Art, wie sie in der Stickstoff-Industrie bei der Badischen Anilin- und
                              									Sodafabrik verwendet wird. Diese Anlage wird durch eine mehrere m lange senkrechte
                              									Röhre gebildet, in der man einen elektrischen Lichtbogen von hoher Spannung
                              									aufrechterhält, während die Gase in den unteren Teil der Ofenzwischenwand des
                              									elektrischen Ofens eingeführt, hier vorgewärmt und nach oben geleitet werden und
                              									dann von oben nach unten durch die Ofenröhre ziehen. Ein Teil des für die
                              									Regenerierung erforderlichen Kohlenstoffs führt man in den Röhrenofen in Form
                              									von Oel, Teer oder Kohlenstaub ein. Dann werden die Gase durch Schichten von Koks
                              									oder Kohle geführt, wo die Regenerierung des Kohlenoxyds vervollständigt wird.
                              									Dieses vorgewärmte Gas tritt nun bei 1100° in den das Erz enthaltenden Drehrohrofen
                              									und bestreicht das an der anderen Seite aufgegebene und auf etwa 925° vorgewärmte
                              									Erz. Bei 800–925° verlassen die Gase wieder den Drehrohrofen, und die fühlbare Wärme
                              									wird in einem Vorwärmer für die Heizung des Gases verwertet, das im Kreislauf in den
                              									Regenerierofen eintreten soll. Das aufzugebende Roherz selbst wird auf 12 mm
                              									zerkleinert und in diesem Zustand in einer oxydierenden Atmosphäre eines Vorwärme-
                              									und Röstofens vorgewärmt, bevor es in den eigentlichen Drehrohrofen gebracht wird.
                              									Nach dem Abkühlen wird das gewonnene Erzeugnis zerkleinert und das Eisen von der
                              									Gangart befreit.
                           Hinsichtlich des Kraftverbrauchs haben die ursprünglichen Berechnungen auf dem
                              									Versuchswerk zu Trondhjem durch umfangreiche Versuche ihre Bestätigung gefunden. Für
                              									eine Anlage, die 3 t Eisen in der Stunde erzeugt, sind rund 2000 kWh erforderlich.
                              									Der Elektrodenabbrand spielt keine Rolle: einige gr je t Eisen. Das Erz, mit dem die
                              									Versuche stattfanden, war ein norwegisches Dunderland-Erz mit 35% Eisen, 0,1%
                              									Schwefel, 0,3–0,4% Phosphor. Das Verhältnis der Regeneriermittel Koks zum Oel – das
                              									letztere wird dem Gas im elektrischen Ofen zugeführt – beträgt 7:3 und ihr
                              									Gesamtverbrauch 33% des erzeugten Eisengewichtes, der Aschengehalt des Kokses in
                              									feuchtem Zustande 10%. Zu berücksichtigen ist aber, daß diese Werte nur für die
                              									Versuchsanlage Gültigkeit haben; im industriellen Betrieb dürfte der Anteil von Koks
                              									und Oel etwa 23% des Eisengewichtes ausmachen. Zahlreiche Analysen ergaben folgende
                              									Gehalte:
                           
                              
                                 
                                 Höchstwerte
                                 Mindestwerte
                                 Durchschnitt
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   0,491
                                   0,105
                                 0,26
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,02
                                 0,01
                                   0,011
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,026
                                   0,003
                                   0,016
                                 
                              
                           Man ist zur Zeit im Begriff, den Plan für ein Werk in einem
                              									norwegischen Fjord durchzuarbeiten, das jährlich 25000 t Eisenschwamm gewinnen soll.
                              									Von Interesse dürfte die Kostenaufstellung für das nach dem Edwin-Verfahren auf
                              									diesem Werk zu gewinnende Eisen sein:
                           
                              
                                 
                                 norweg. Kronen
                                 Dollar
                                 
                              
                                 3 t Erz zu 5 Kronen
                                 15
                                      3,90
                                 
                              
                                 2000 kWh zu 0,005 Kronen
                                 10
                                      2,60
                                 
                              
                                 180 kg Koks zu 36 Kronen/t
                                        6,50
                                      1,70
                                 
                              
                                 50 kg Schweröl zu 100 Kronen/t
                                   5
                                      1,30
                                 
                              
                                 25 kg Kalk zu 20 Kronen/t
                                        0,50
                                      0,13
                                 
                              
                                 100 kg Feinkohle
                                   2
                                      0,52
                                 
                              
                                 Löhne
                                        3,75
                                 1
                                 
                              
                                 feuerfeste Stoffe u. Unterhaltung
                                        3,50
                                      0,90
                                 
                              
                                 Brikettierung
                                        2,25
                                      0,60
                                 
                              
                                 allgemeine Unkosten
                                        4,50
                                      1,20
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Selbstkosten
                                 53
                                 13,75
                                 
                              
                                 Zinsen und Amortisation   (2000000 Kronen zu
                                    											12%)      je t = 240000                 25000
                                   9,50
                                   2,50
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Insgesamt
                                 62,50
                                 16,25
                                 
                              
                           
                           Die Handarbeit wird bei diesem Verfahren in weitem Maße
                              									ausgeschaltet; die Erze werden selbsttätig zugeführt und fortgeleitet und der
                              									gewonnene Eisenschwamm ohne jegliche Hinzuziehung von Handarbeit brikettiert.
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Der Reichtum der französischen Kolonien an Mineralien. Die
                              									verhältnismäßig geringen Lagerstätten Frankreichs an nutzbaren Mineralien erlegen
                              									dem Land die Einfuhr auf von jährlich rund 22 Millionen t Kohle und Koks, 1 Million
                              									cbm Petroleum und Benzin, einige Hunderttausend t Kupfer, je Hunderttausend t Blei,
                              									Zink, Mangan, welchen Mengen allerdings eine Ausfuhr von fast 10 Millionen t
                              									Eisenerz, 600000 t Kali und 167000 t Bauxit gegenübersteht. Der jahrelange
                              									ungünstige Stand der französischen Währung war die Veranlassung dazu, daß der
                              									Ausbeutung der Vorkommen in den verschiedenen Kolonien eine erhöhte Aufmerksamkeit
                              									gewidmet werden soll. Dieser Gedanke erfuhr noch dadurch eine erhöhte Bedeutung, daß
                              									der französische Kolonialminister auf Reparationslieferungen Deutschlands
                              									zurückzugreifen gedenkt, mit deren Hilfe die wirtschaftliche Entwicklung der
                              									Kolonien gefördert werden soll. Falls diese Bestrebungen zur Ausführung gelangen –
                              									es handelt sich vornehmlich um die Lieferung von Eisenbahnmaterial, die
                              									Elektrifizierung von Eisenbahnen, Beleuchtungsanlagen für die Küsten und Häfen,
                              									Hafeneinrichtungen, Wasserleitungsanlagen u.a.m. – so werden sie ohne Zweifel dazu
                              									beitragen, die Bande mit dem französischen Mutterlande wirtschaftlich noch enger zu
                              									gestalten, und zu einer noch durchgreifenderen Ausnutzung der kolonialen Reichtümer
                              									zu führen, von denen die Minerale wohl eine der wichtigsten Stellen einnehmen
                              									werden. Es erscheint daher angebracht, einen Ueberblick über die wichtigsten
                              									Vorkommen an Mineralien in den französischen Kolonien und über ihre Ausbeutung in
                              									den letzten Jahren zu bringen.
                           Nordafrika. Die Jahresförderung Algiers betrug zuletzt
                              									1657000 t Eisenerze, 60000 t Blei- und Zinkerze (davon% Bleierze), 3000 t
                              									Kupfererze, 18000 t Schwefelkies, 9000 t Kohle, 1800 t Petroleum und 670000 t
                              									Phosphat mit einem Wert all dieser Erze von rund 200 Millionen Francs. Tunis gewinnt
                              									800000 t Eisenerze, 30000 t Blei- und Zinkerze, 14000 t Bleiblöcke, 3800 t
                              									Manganerze und 2400000 t Phosphat mit einem Gesamtwert von 252 Millionen Francs.
                              									Marokko ist durch seine Phosphatgewinnung von 461000 t bekannt.
                           Französisch-Indochina. Hier werden hauptsächlich folgende
                              									Erze gefördert: 1235880 t Kohle, 40111 t Galmei, 2340 t Zinkblende, 520 t Zinn, 232
                              									t Wolfram zusammen mit Zinn, 12461 t Phosphat. Von diesen Mineralien ist namentlich
                              									die Entwicklung der Kohlenförderung der letzten Jahre bemerkenswert, die von 315000
                              									t im Jahre 1906 auf 508000 t 1913, 300000 t 1920, 989000 t 1922 und 1236000 t 1924
                              									stieg. Von den insgesamt 22500 im Bergbau beschäftigten Arbeitern dieser Kolonie
                              									entfallen auf den Kohlenbergbau allein 17500 und 5000 auf den Metallerzbergbau. Die
                              									wichtigste Gesellschaft in Indochina ist die Société des Charbonnages du Tonkin mit
                              									ihren Ausbeutungen zu Hongay. Sie baut z. Zt. einen neuen Hafen bei Campha, der
                              									das gleichzeitige Beladen von 2 Schiffen zu 8000 t und von 130 m Länge ermöglichen
                              									wird. Eine Kraftzentrale von 4000 kW ist neu errichtet worden, die die Werke von
                              									Hongay, Hatu und Campha (Grube und Hafen) mit einem Strom von 30000 V beliefert.
                              									Eine Eisenbahn mit elektrischem Antrieb (750 V Gleichstrom) vermittelt den Verkehr
                              									zwischen Campha-Grube und Campha-Hafen durch Züge von 300 t bei einer
                              									Geschwindigkeit von 34 km/h. Eine Siebanlage für eine Leistungsfähigkeit von 120 t/h
                              									und eine Kohlenwäsche für 5 t/h-Leistung werden jetzt- in der Nähe von Campha-Hafen
                              									aufgestellt. Eine andere Gesellschaft, nämlich die zu Kebao, die 1924 35000 t Kohlen
                              									förderte, verfolgt ein großzügiges Entwicklungsprogramm und wird ihre Förderung
                              									demnächst auf 100000 t, dann auf 250000 t erhöhen. Die Bergbaugesellschaft zu
                              									Dong-Trieu mit 112000 t Kohlenförderung hat sich zu Uong-Bi eine neue Siebanlage für
                              									24 t/h zugelegt, während die Anthrazitgesellschaft Tonkin 85000 t Kohle fördert. Bei
                              									all dieser Kohle handelt es sich um eine Magerkohle mit 3–10% flüchtigen
                              									Bestandteilen, die am Verladungshafen für 10 Piaster (die gesiebte Kohle für 10
                              									Piaster) verkauft wird. Nur die Tonkingesellschaft liefert eine Fettkohle (18 bis
                              									24% flüchtige Bestandteile), die sehr begehrt ist und 14 Piaster kostet.
                           Die Berg- und Hüttengesellschaft von Indochina verfolgt mit großem Eifer die
                              									Einführung hüttentechnischer Verfahren für die Zinkgewinnung. Die 1922 errichtete
                              									Zinkhütte zu Quang-Yen erzeugte 1924 schon 72 t Metall. Der im Oktober 1924
                              									fertiggestellte 1. Ofen kann 3,6 t am Tage erzeugen. 1925 ist die Gesellschaft zur
                              									Errichtung von 6 Oefen geschritten, die 6000 t Zink jährlich erzeugen sollen.
                           Auch auf den Zink-Gruben zu Cho-Dien sind die Anlagen vervollkommnet worden, wo ein
                              									Wasserkraftwerk, dann eine Siebanlage und eine Wäsche zu Banthi aufgestellt wurden.
                              									Die Gruben zu Cho-Dien fördern mehr als die Hälfte der Zinkerze von ganz Indochina,
                              									nämlich 24657 t Galmei und 140 t Zinkblende. Die Gesellschaft zu Trang-Da, die rund
                              									14000 t Galmei gewinnt, hat ihre Wäsche um eine Erzaufbereitungsanlage nach dem
                              									Flottationsverfahren vergrößert. In bezug auf die Zinngewinnung hat die Zinn- und
                              									Wolframgesellschaft zu Tonkin ihre Hüttenanlagen insofern verbessert, als sie sich
                              									einen mit Braunkohle gefeuerten Flammofen für die Behandlung des Zinnsteines
                              									zugelegt hat. Die Forschung nach neuen Gruben entwickelt sich in Indochina von Tag
                              									zu Tag und richtet sich in der Hauptsache auf Kohle, Zink und Zinnerze. Die neuen
                              									Eisenbahn- und Hafenbauprojekte, die z. Zt. in Vorbereitung sind, werden dem Bergbau
                              									und der Hüttenindustrie Indochinas nach ihrer Durchführung sicherlich zum Nutzen
                              									gereichen. Neben den genannten Mineralien verfügt Indochina noch über eine große
                              									Anzahl anderer Mineralien, wie von Gold, Antimon und Graphit, die in Zukunft
                              									voraussichtlich eine Rolle spielen werden. Die planmäßigen Aufschließungsversuche
                              									der goldhaltigen Quarze von Pac Lang seit 1923 sind zu einem vorläufigen Abschluß
                              									gelangt und haben zu 
                              									günstigen Zukunftsaussichten geführt, ohne daß jedoch bisher eine
                              									Ausbeutungsgesellschaft gegründet werden konnte, während die Untersuchung des
                              									Seifengoldes des Song-Nang-Tales die Bildung der Bergbaugesellschaft Ban-Man zur
                              									Folge gehabt hat, die sich die Ausnutzung des Goldes in den Flußanschwemmungen zur
                              									Aufgabe gemacht hat. In bezug auf die Gewinnung von Antimon sind z. Zt.
                              									Untersuchungen zu Hoa Lung in der Provinz Tuyen-Quang im Gang. Die Graphitvorkommen
                              									in Indochina erstrecken sich auf eine Länge von 185 km; zu ihrer Ausbeutung ist 1923
                              									eine mechanische Aufbereitungsanlage zu Nam-Si gebaut worden. Die Ausfuhr des ersten
                              									Graphits nach Frankreich erfolgte 1924. Von diesem Industriezweig verspricht man
                              									sich eine gute Entwicklung.
                           Französisch-West- und Aequatorialafrika. Der Bergbau
                              									befindet sich hier noch im Erstlingsstadium, was um so auffallender ist, als die
                              									Nachbarkolonien anderer Staaten in bergbautechnischer Beziehung namhafte Erfolge
                              									nachweisen können. So verfügen die englischen Besitzungen der Goldküste und Nigeria,
                              									dann Belgisch-Kongo über wichtige und gut ausgebeutete Vorkommen an Gold, Mangan,
                              									Diamant, Zinn, Kupfer usw. Erst in neuester Zeit, nämlich 1926, hat die französische
                              									Behörde sich entschlossen, in Brazzaville ein geologisches Amt zu eröffnen, das sich
                              									hauptsächlich mit den Kupfer- und Goldvorkommen beschäftigen soll. Die
                              									Förderungsziffer für Französisch-Westafrika lautet 109 kg Gold und 341 t Titanerz,
                              									für Aequatorialafrika 647 t Kupfererz zu 45%, eine im Verhältnis zu Belgisch-Kongo
                              									äußerst geringe Menge.
                           Französisch-Guyana und Neukaledonien. Guyana hat in den
                              									letzten 50 Jahren rund 100 t Gold von 1 Milliarde Francs Wert gewonnen, während
                              									Neukaledonien lange Zeit das Weltmonopol in Chromerzen innehatte und heute noch auf
                              									dem Nickelmarkt eine der ersten Stellen behauptet. Ihre höchsten Leistungen
                              									erreichte diese Kolonie mit der Thiebaghi-Grube 1905–1907 mit Förderungsziffern von
                              									50–70000 t Chromerz jährlich. Seitdem ist die Gewinnung infolge einer
                              									unverständlichen Vernachlässigung des Bergbaues durch die Behörden erheblich
                              									zurückgegangen. Die wichtigste Bergbauindustrie in Guyana ist der Goldbergbau, der
                              									1251 kg Gold lieferte, während Neukaledonien 23000 t Chromerz und über 4000 t
                              									Nickelstein zu 88% erzeugt.
                           Madagaskar. Diese Kolonie ist der größte Welterzeuger an
                              									Flinzgraphit, der zweitgrößte an Phlogopitglimmer und eines der Länder, die sich
                              									durch die Vielseitigkeit und Schönheit seiner Mineralien auszeichnet. Die
                              									Entwicklung der Ausfuhr an Mineralien stieg dem Wert nach in den letzten Jahren um
                              									das Doppelte. Der Menge nach nahm die Ausfuhr an Graphit folgende Entwicklung: 1919
                              									4983 t, 1923 10768 t, 1925 14980 t, diejenige an Glimmer 1918 4 t, 1924 286 t, 1925
                              									400 t. Verschiedene Kohlenvorkommen wurden auf dieser großen Insel entdeckt, jedoch
                              									bisher noch nicht ausgebeutet. Eine besondere Mühe wenden die französischen Behörden
                              									dem Ausbau des Eisenbahnnetzes zu. So sind in Aussicht genommen eine teilweise
                              									Elektrifizierung der Eisenbahn von Tananariva (300 km), die Eisenbahn von
                              									Fianarantsoa nach Antsirabe (100 km) und von Mahambo (Bezirk von Morondawa). Diese
                              									Linien sollen neben der Landwirtschaft vor allem der sehr entwicklungsfähigen
                              									Graphitindustrie sehr zum Nutzen gereichen.
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           
                              Die brasilianische Reiswirtschaft braucht modernes
                                 										Maschinenmaterial.
                              
                           Neue lohnende Aufgaben für die deutsche Technik.
                           
                              M.
                              
                           Die Bedeutung des Reisbaues für die Wirtschaft Brasiliens, dieser ausgedehntesten und
                              									kaufkräftigsten lateinamerikanischen Republik, geht fraglos wesentlich über die
                              									scheinbar allzuengen Begriffe der am europäischen Ausfuhrhandel interessierten
                              									Kreise hinaus. In den tropischen und subtropischen Gebieten treibt Brasilien in
                              									großzügiger Weise Reisbauwirtschaft. Nach den klassischen Reisbauländern China,
                              									Indien und Japan kommt der brasilianischen Reisgewinnung tatsächlich eine führende
                              									Stellung in der Welt zu. Wenn nun auch dort gegenüber Ländern niederer Kultur
                              									bereits ein fortgeschrittener Reisbau getrieben wird, so sind doch die Erzeugungs-
                              									und Veredelungsmethoden noch allzu einfach. Jedenfalls vermögen die augenblicklich
                              									gehandhabten Verfahren den wachsenden Anforderungen moderner wirtschaftlicher
                              									Arbeitsweise in keiner Weise mehr zu genügen.
                           Der Reis gewinnt im materiellen Leben Amerikas eine fortgesetzt wachsende Bedeutung,
                              									die die Weltproduktion zu einer Steigerung ihrer Interessen für die dortigen Märkte
                              									für Nährfrüchte in zunehmend fühlbarem Maße veranlaßte. Dabei zeigt sich als
                              									auffällige Begleiterscheinung, daß die unwirtschaftliche Arbeit des brasilianischen
                              									Reisbaues im Kampf um die Versorgung des steigenden Verbrauchs fortgesetzt an
                              									Wettbewerbsfähigkeit einbüßt. Schon zeigen sich die Gefahren für die nationale
                              									Reiserzeugung, durch die Konkurrenz des ausgezeichnet organisierten Reisbaues der
                              									Vereinigten Staaten von den Binnenmärkten abgedrängt zu werden.
                           Diese Aussichten haben die brasilianischen Reiswirte nunmehr allgemein vor die
                              									Notwendigkeit gestellt, den Reisbau künftighin durchgreifend zu modernisieren, vor
                              									allem durch Ablösung der primitiven Bauverfahren durch rationelle Betriebsmethoden,
                              									vor allem aber natürlich durch großzügige Verwendung zeit- und arbeitsparender,
                              									möglichst wirtschaftlich arbeitender Maschinen.
                           Die Regierung faßte ihre Interessen bisher scheinbar etwas zu temperamentvoll auf die
                              									Industrialisierung des Landes wie auch die Umwertung der bedeutenden nationalen
                              									Kaffeeproduktion zusammen. Nunmehr besinnt man sich an leitender Stelle langsam
                              									darauf, daß auch die Reiserzeugung von einem über den Durchschnitt gehenden Einfluß
                              									zu sein vermag für die wirtschaftliche Gestaltung des vorzugsweise ackerbauenden
                              									Landes, das – alle industriellen Fortschritte dürfen nicht darüber hinwegtäuschen –
                              									seine stärksten wirtschaftlichen Stützen in einer blühenden Bodenbewirtschaftung
                              									findet. Infolgedessen verfolgen die Regierungsorgane mit lebendiger Anteilnahme 
                              									die Idee der Reispflanzer, den heimischen Reisbau jetzt durch Aufnahme moderner
                              									Maschinen mit umfassender Tatkraft zu rationalisieren und zeigen Entschlossenheit,
                              									diese der Allgemeinwirtschaft förderlichen Bestrebungen nach Kräften zu
                              									unterstützen.
                           Reis produziert in Brasilien vorzugsweise das jenseits des südlichen Wendekreises
                              									gelegene Land, namentlich das im Tropenklima der Niederungen im Rio Grande do Sul,
                              									in Parana, St. Catarina, in Santos, zwischen Rio und Bahia u.a. Die großen
                              									Reisplantagen am Rio Grande verfügen wohl bereits über ausgedehnte maschinelle
                              									Mittel für einzelne Produktionsaufgaben und unterschiedliche Phasen des
                              									Veredelungsverkehrs. An der Versorgung dieses Verbrauchs mit Maschinen war im
                              									übrigen die deutsche hier vorzügliche leistungsfähige Maschinenindustrie neben dem
                              									außerordentlich rührigen Amerikaner in hervorragendem Maße beteiligt.
                           Die Verwendung aller bisher dem Markt zugeführten mechanischen Mittel für
                              									verschiedene Arbeitsvorgänge hat nun nahezu überall ein Bedürfnis nach größerer
                              									Wirtschaftlichkeit des gegenwärtig verfügbaren Maschinenmaterials ergeben. Seit
                              									kurzem bringen englische Maschinenbauer verbesserte Maschinen auf den Markt, die
                              									außerordentlichem Interesse begegnen, ohne daß etwa die bescheidenen Verbesserungen
                              									britischer Maschinenkonstrukteure eine Patentlösung darstellen könnten.
                              									Erfahrungsgemäß beschränkt sich die Verwendung moderner maschineller Erzeugnisse in
                              									der Reiswirtschaft Brasiliens zunächst auf wenige kapitalkräftige Großbetriebe.
                           Im allgemeinen wird die heimische Reisindustrie nach vollkommen unwirtschaftlichen,
                              									primitiven Methoden geführt, die dringend auf allen Gebieten des sehr vielseitigen
                              									Veredelungsprozesses einer Umorganisierung durch Maschinenarbeit bedürfen. Vielfach
                              									geschieht das Entkörnen noch heute – unbegreiflich im Zeitalter der Maschine – durch
                              									Austreten, durch das Schlagen von Reisbündeln gegen den Rand von Gefäßen oder auch
                              									gegen große Steine. Die Befreiung des Reiskornes von der gelben oberen Hülse
                              									geschieht durch verschiedene, durchweg unwirtschaftliche Methoden, meist noch durch
                              									Menschenhand betätigte, primitive Stampfen. Die nationale Reiswirtschaft ist zum
                              									großen Teile noch heute nicht in der Lage, die zur endgültigen Genußfähigkeit des
                              									Reises erforderliche Entfernung der inneren feinen Haut fabrikmäßig durchzuführen.
                              									Das noch unfertige, naturgemäß weniger wertvolle Nährprodukt („Paddy“) muß
                              									vielmehr ausgeführt werden, um den durchindustrialisierten Verbrauchsländern die
                              									endgültige Veredelung zu überlassen. Die brasilianischen Reisfarmer werden sich nun
                              									des damit verbundenen Wertverlustes immer bewußter und streben energisch eine
                              									Weiterverarbeitung bzw. eine Qualitätsverbesserung des Ausfuhrproduktes aus eigener
                              									Kraft an. Für alle solche Arbeitsleistungen braucht daher der brasilianische
                              									Reisbauer wirtschaftlich arbeitende moderne Maschinen. Ein sehr aussichtsreicher
                              									Markt öffnet sich damit für Maschinen zum Entkörnen, Enthülsen, Reinigen, Sieben,
                              									Aufbereiten, ferner für Reismühlen, Maschinen zum Polieren des Reises durch
                              									Abschleifen der Körner usw. Sehr entwicklungsfähig ist ferner der Absatz
                              									mechanischer Mittel zu Abfallverwertung, in erster Linie zur Gewinnung von Reismehl
                              									aus Schalen, Häuten, zerbrochenen Körnern, Polierabfällen, Staub und dergleichen,
                              									zur Herstellung hochwertiger Stärken aus Reiskornsubstanzen usw.
                           Eine außerordentliche Wertschätzung zeigen die Viehzüchter Brasiliens für Reismehl
                              									als Futter- und Mastmittel infolge des hohen Oelgehaltes. Erfahrungsmäßig haben die
                              									Abfallprodukte des Reises einen überaus nährwerten, wesentlich höheren Oelgehalt als
                              									das Reiskorn selbst.
                           Die Vorliebe für Getränke aus Reis in den ibero-amerikanischen Ländern ist ganz
                              									ausgesprochen, besonders in Brasilien. Auch für dieses dem Lande eigentümliche
                              									Reiswein-, Reisschnaps- und dergl. Bereitungsgewerbe werden mit Vorteil maschinelle
                              									Mittel zugeführt werden können.
                           Die Verwertung des Reisstrohes, ein vorzügliches Futtermittel wie auch im übrigen ein
                              									hervorragendes Rohprodukt für die Erzeugung von Qualitätspapieren, vollzieht sich
                              									verschwenderisch noch vollkommen unerfaßt dem hohen wirtschaftlichen Werte
                              									gegenüber. Ein starkes Förderungsmittel für den Absatz von Maschinen im Reisbau
                              									Brasiliens wird sein, daß der bislang recht niedrige Preis für Reis sich bei stetig
                              									anziehender Tendenz wieder fortgesetzt aufwärts bewegt und die Kaufstimmung der
                              									brasilianischen Reispflanzer offensichtlich günstig beeinflußt.
                           Die Aufnahmefähigkeit dieser Agrarkreise erfordert in der Zahlungsregelung bestimmte
                              									Rücksichten. Es ist notwendig, Kredite zu gewähren je nach den Verhältnissen, die
                              									sorgfältig zu untersuchen sind – längere oder kürzere Fristen, vor allem, da sich
                              									die sehr tätige Konkurrenz britischer und amerikanischer Händler, im Interesse einer
                              									großzügigen Umsatzbelebung solche Zahlungsvorteile einzuräumen, außerordentlich
                              									willig zeigt.
                           Mechanisierte Kohlengewinnung. Bislang war es nicht
                              									möglich, eine richtige Vorstellung von dem tatsächlichen Stande der maschinellen
                              									Ausrüstung im deutschen Bergbau zu bekommen. Es fehlte an einer umfassenden
                              									Statistik. Die Folge davon war, daß man oft irrtümlichen Ansichten begegnete, die
                              									sich sogar dahin verstiegen, daß der deutsche Bergbau in maschinentechnischer
                              									Ausrüstung und Vervollkommnung z.B. hinter dem englischen stände. Der Gegenbeweis
                              									war mangels jeglicher Unterlagen nicht recht durchführbar. Seit kurzem ist hierin
                              									Wandel geschaffen worden. Der Ruhrbergbau hat demzufolge Anlaß, mit Befriedigung auf
                              									die bisherige Entwickelung der technischen Ausrüstung und ihre Dienstbarmachung
                              									zurückzublicken. Von der Gesamtsteinkohlenförderung Deutschlands werden 61% durch
                              									62385 Maschinen gewonnen gegenüber 22% durch 6512 Maschinen in England. Im ganzen
                              									sind im Bergbau Preußens 183439 Arbeitsmaschinen mit 3306510 PS vorhanden, wovon
                              									untertage 129098 mit 1334218 PS entfallen. Von jenen Kohlengewinnungsmaschinen
                              									(Abbauhämmer, Schrämmaschinen und sonstigen Maschinen) sind im Ruhrrevier 54273 mit
                              									69953 PS oder 65,3% vorhanden. Am linken Niederrhein 
                              									werden 73,3, im Aachener Revier 67,3 und in Niederschlesien sogar 76,3% der
                              									Förderung maschinell gewonnen. Den niedrigsten Anteil weist Oberschlesien mit nur
                              									54% auf; das erklärt sich aus den verhältnismäßig besseren als in den übrigen
                              									Bezirken vorhandenen Ablagerungsverhältnissen mit den mächtigen Flözen. Je
                              									schlechter die natürlichen Voraussetzungen für die Steinkohlengewinnung sind, desto
                              									mehr maschinelle Gewinnung gelangt zur Anwendung. Nach dem neueren Stande der
                              									Forschung beträgt die Streckenlänge der Lokomotivförderung untertage im preußischen
                              									Bergbau 2344 km, das ist ungefähr so lang wie die Eisenbahnlinie
                              									Berlin–Moskau–Nischni-Nowgorod. Die Länge der Preßluftleitungen ist mit 8745 km fast
                              									so lang wie die Strecke von Paris–Berlin–Moskau–Tschita in Sibirien. Die Gesamtlänge
                              									der Schüttelrutschen beträgt 426 und die der elektrischen Kabelleitungen untertage
                              									1798 km. Hieraus ergibt sich, daß sich der deutsche Bergbau die Maschine derart
                              									dienstbar gemacht hat, daß er mit an erster Stelle marschiert.
                           Landgraeber.
                           Ordentliche Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft
                                 										für Bauingenieurwesen. Die Deutsche Gesellschaft für Bauingenieur wesen
                              									hält ihre diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung gleichzeitig mit der 67.
                              									Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure in der Zeit vom 9. bis 12. Juni
                              									in Essen ab.
                           Am Sonnabend, den 9. Juni, vormittags, wird Herr Oberreg.- und -baurat Bock, Essen,
                              									über „Die Wasserwirtschaft im rheinisch-westfälischen Industriegebiet“ und
                              									Herr Reg.-Baumeister a. D. von Stegmann, Baudirektor der Vereinigten
                              									Stahlwerke, A.-G., über „Ingenieurbauten im Bergbau über und unter Tage“
                              									sprechen. Beide Vorträge, deren Themen durch die Lage des Tagungsortes inmitten des
                              									rheinisch-westfälischen Industriegebietes bestimmt sind, dürften große Beachtung
                              									finden.
                           An den folgenden Tagen werden die Teilnehmer der Versammlung bedeutsame
                              									Ingenieurbauten in der Umgebung des Tagungsortes, wie z.B. die Ruhrkläranlage und
                              									das Kraftwerk Hengstey, die Bauarbeiten an dem Hochspeicherwerk Herdecke, die
                              									Emscherflußkläranlage Karnap und die Schleuse Friedrichfeld bei Wesel, sowie
                              									schließlich die Möhnetalsperre und die im Bau begriffene Sorpetalsperre
                              									besuchen.
                           Auch die Ausstellung „Kunst und Technik“ im Städtischen Folkwang-Museum zu
                              									Essen, die einen eindrucksvollen Ueberblick über das künstlerische Schaffen, soweit
                              									es die Technik betrifft, bietet, wird das größte Interesse bei den Teilnehmern der
                              									Mitgliederversammlung erwecken.
                           1. Mai 1928.
                           Termine der Leipziger Herbstmesse 1928. Die Leipziger
                              									Herbstmesse 1928 (Mustermesse, Technische Messe und Baumesse) findet vom 26. August
                              									bis 1. September statt. Von diesem Termine weichen lediglich die Leipziger
                              									Textilmesse und die Schuh- und Ledermesse ab, die beide am 26. August beginnen, aber
                              									auf Wunsch ihrer Fachausschüsse früher als die
                              									Mustermesse schließen, nämlich die Textilmesse am 30. August und die Schuh- und
                              									Ledermesse am 29. August. Die Leipziger Frühjahrsmesse 1929 beginnt am 3. März.