| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Kalpers | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 116 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Das Wielandt-Torfverkokungsverfahren. Bei dem
                              									Torfverkokungsverfahren nach Dr. Wielandt, Oldenburg, unterscheidet man:
                           
                              1. die Rohtorfgewinming,
                              2. die Torfverkokungsöfen,
                              3. die Apparatur.
                              
                           Zu 1. Der Rohtorf wird mit der gesetzlich geschützten
                              									Torfbaggermaschine gewonnen, die durch endlose Plattenketten 10 bis 20 m/st je nach
                              									der Moortiefe bewegt wird und die aus Eimerbagger, Misch- und Formwerk und einem an
                              									das Maschinengestell angeschlossenen 30 bis 45 m langen Sodenableger besteht. Dieser
                              									Sodenableger ist ein durch Platten gebildetes Förderband, das die Torfboden auf der
                              									ganzen Breite des Feldes abwirft und sich gleichmäßig mit dem Fahrgestell vorwärts
                              									bewegt. Die ganze Baggermaschine benötigt eine Kraft von 25 bis 40 PS bei 4 Mann
                              									Bedienung und sie verarbeitet je nach der Moorbeschaffenheit 40 bis 60 m3 (5 bis 8 t) Torf in der Stunde. Die Torfsoden
                              									werden vermittels Wagen der Ofenanlage oder dem Torfschuppen zugeführt.
                           Zu 2. Die Wielandt-Torfkoksöfen sind für folgende Tagesleistungen vorgesehen:
                           
                              
                                 Größe 1,
                                 1 Ofen mit 2 Kammern für 15 bis 20 tDurchsatz,
                                 
                              
                                 
                                 2 Oefen mit 4 Kammern für 30 bis 40 tDurchsatz,
                                 
                              
                                 Größe 2,
                                 1 Ofen mit 2 Kammern für 22,5 bis 30 tDurchsatz,
                                 
                              
                                 
                                 2 Oefen mit 4 Kammern für 45 bis 60 tDurchsatz,
                                 
                              
                                 
                                 3 Oefen mit 6 Kammern für 67,5 bis 90 tDurchsatz.
                                 
                              
                           Die Kammern zerfallen in 2 Teile, von denen der untere mit
                              									Schamotte ausgekleidet ist, während der obere aus Gußeisen gebildet wird. Der untere
                              									Teil stellt die Verkokungskammer dar, der obere die Trocknungskammer. Zum Beheizen
                              									der Kammern dient das eigene Koksofengas, zum Anheizen ein Generator für
                              									Torffeuerung, der gleichzeitig als Reservequelle vorgesehen ist. Die Ofenanlage
                              									arbeitet im kontinuierlichen Betrieb und wird alle 1 bis 2 Stunden je nach der
                              									Torfart mit dem Torf aufgefüllt. Die Anlagen mit mehreren Oefen sind so ausgeführt,
                              									daß jeder Ofen einen besonderen Schornstein hat und daß alle Oefen unabhängig
                              									voneinander betrieben werden können. In den Sommermonaten kann der zur Verkokung
                              									kommende Torf der Ofenanlage direkt zugeführt werden, während er in der Winterzeit
                              									im Schuppen aufgestapelt wird.
                           Zu 3. Die Apparatur besteht aus einer Kühl-, Wasch- und Saug- sowie Druckanlage;
                              									Saug- und Druckanlage sind in einem Raum des Betriebsgebäudes untergebracht, die
                              									Kühl- und 
                              									Waschanlage im Freien vor dem Betriebsgebäude. Die Betriebsweise ist folgende:
                              									Das aus dem Koksofen heraustretende Torfrohgas besitzt eine Temperatur von 20° bis
                              									270° und muß abgekühlt werden. Zu diesem Zweck wird es durch eine Leitung in den
                              									Kühler geführt. Zwischen Kühler und Ofen sind aber noch zylinderförmige
                              									schmiedeeiserne Behälter, die Teerwasservorwärmer, eingeschaltet, in denen das
                              									Kondensat vorgewärmt wird, und zwar nach dem Gegenstromprinzip, indem das Teerwasser
                              									unten ein- und oben austritt, das heiße Torfgas dagegen die entgegengesetzte
                              									Richtung einschlägt. Bis zum Eintritt in die Kühlanlage führt das Torfgas noch alle
                              									Kondensate mit sich. Durch Herabkühlung auf 60 bis 80° findet eine Verdichtung und
                              									Ausscheidung der festen und flüssigen Beimengungen statt, die als Teer
                              									niedergeschlagen und in eine besondere Grube geleitet werden. Auch bei der
                              									Kühlanlage ist das Gegenstromprinzip angewendet worden. Die bei der Kühlung sich
                              									bildenden Teerdämpfe werden durch Wasser selbsttätig abgespült. Der hinter der
                              									Kühlanlage geschaltete Gassauger wird durch eine Transmission angetrieben und
                              									bezweckt, eine Entlastung der Ofenkammern von dem Druck herbeizuführen, der durch
                              									den Widerstand entsteht, den das Gas bei dem Durchstreichen der einzelnen Apparate
                              									findet. Dadurch wird auch eine bessere Gasausbeute erzielt und die Verkokung
                              									gefördert. Das den Gassauger darstellende Gehäuse ist aus Gußeisen, zylinderförmig
                              									und seitlich abgeschlossen, wobei sich mehrere Flügel um die Längsachse drehen und
                              									das Gas durch die Ein- und Ausgangsstutzen saugen bzw. drücken. Durch Stufenscheiben
                              									auf der Transmissionswelle läßt sich der Gang des Saugers den jeweiligen
                              									Verhältnissen anpassen. Dann steht noch ein Umlaufregler mit dem Gassauger in der
                              									Verbindung, der etwa zu viel angesaugtes Gas aus der Druckseite wieder in die
                              									Saugseite zurückgelangen läßt und so die Arbeit des Gassaugers einstellt. Das im
                              									Torfgas enthaltene Ammoniak wird durch einen senkrecht stehenden mit
                              									Raschig-Waschringen angefüllten Wascher in der Weise entfernt, daß das Gas und das
                              									ihm entgegenströmende Berieselungswasser gezwungen werden, sämtliche Flächen der
                              									Waschringe zu berühren und zu benetzen. Im unteren Teil des Waschers sammelt sich
                              									das Ammoniakwasser an, das in die bereits genannte Grube für den aus den Kühlern
                              									heraustretenden Teer fließt. Das Kühlwasser wird einem Hochbehälter entnommen. Das
                              									Torfgas ist nunmehr gereinigt und gebrauchsfertig und wird vom Wascher aus den
                              									Brennern der Koksöfen zugeleitet. Von dem insgesamt erzeugten Gas werden etwa ⅔ in
                              									den Koksöfen verbrannt, ⅓ in Gasmaschinen zur Krafterzeugung verwertet. Die
                              									verschiedenen Anlagen sind mit Ein- und Ausgangsventilen und mit Schiebern
                              									ausgerüstet, die ein beliebiges Ein- und Ausschalten der einzelnen Apparate ohne
                              									Unterbrechung des Betriebs gestatten. Gassauger und Pumpen werden durch einen
                              									Torfgasmotor angetrieben und als Reserve wird außerdem noch ein Elektromotor
                              									aufgestellt. Der Kraftbedarf der Apparate beziffert sich auf 8 bis 15 PS je nach
                              									Größe der Anlage. Der gesamte Betrieb wird durch Meßeinrichtungen für Druck- und
                              									Temperaturverhältnisse überwacht, ferner sind die erforderlichen
                              									Sicherheitseinrichtungen in Verbindung mit Warnapparaten eingebaut, die übermäßige
                              									Drucksteigerungen durch das Ertönenlassen einer Sirene melden und das unter zu hohem
                              									Druck stehende Gas ins Freie abführen. Als Belegschaft kann man folgende Ziffern für
                              									die verschiedenen Anlagegrößen zugrunde nehmen: 2 bis 4 Mann für die Förderung des
                              									Torfs vom Vorratslager zu den Füllwagen, 6 bis 9 Mann für die Entleerung und Füllung
                              									der Ofenkammern, 3 Maschinisten, 3 bis 4 Mann für den Koksschuppen und Versand, 1
                              									Mann für Ausbesserungen, 1 bis 2 Mann als Reserve.
                           Erzeugnisse der Verkokungsanlage. Legt man einen Torf zu Grunde der
                              									Zusammensetzung:
                           58% Kohlenstoff,
                             6% Wasserstoff,
                           31% Sauerstoff,
                             5% Asche,
                           so kann man rechnen mit einer Ausbeute von 30% Gas, 30% Koks,
                              									30% Gaswasser und 4% Teer. Die Wärmeeinheiten betragen für das Torfgas 2500 bis 3000
                              									kcal, für den Torfkoks 7500 kcal und für den Torfteer 9600 kcal. Die
                              									Durchschnittsanalysen für Torfgas, Torfkoks, Gaswasser und Torfteer sind:
                           
                              
                                 Torfgas:
                                 Schwefel
                                 0,2 %,
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 20 %,
                                 Asche
                                 4 %.
                                 
                              
                                 Aethan
                                 1 %,
                                 Gaswasser:
                                 
                              
                                 Aethylen
                                 3 %,
                                 Ammoniak
                                 3 %,
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 1 %,
                                 Essigsäure
                                 4 %,
                                 
                              
                                 Methan
                                 20 %,
                                 Methylalkohol
                                 1 %,
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 30 %,
                                 Essigsaurer Kalk
                                 5 %,
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 5 %,
                                 Ammoniumsulfat
                                 12 %.
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 20 %.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Torfteer:
                                 
                              
                                 Torfkoks:
                                 Gaswasser
                                 15 %,
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 88 %,
                                 Rohöl
                                 40 %,
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 2 %,
                                 Rohparaffinschupp
                                 30 %,
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 4,5 %,
                                 Pech
                                 10 %,
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 1,3 %,
                                 Verlust
                                 5 %
                                 
                              
                           Die Torfverkokungsanlage macht sich allein durch die
                              									Koksausbeute und die Teergewinnung bezahlt. Von Interesse ist fernerhin, daß die
                              									abgetorften Moorflächen brauchbares Acker- und Ansiedlungsland ergeben. Die
                              									Verwendungsmöglichkeiten für den Torfkoks sind mannigfaltig. In 1. Linie dürfte er
                              									mit der Holzkohle in Wetbewerb treten, da er eine fast dreifache Druckfestigkeit
                              									besitzt und demnach höhere Beschickungssäulen verträgt als die Holzkohle. Die
                              									Schlacke von Torfkoks ist kohlenstofffrei, pulverförmig und nicht ungünstig
                              									schlackend. Beim Transport und Lagern nimmt er keine Feuchtigkeit auf. Man kann ihn
                              									verwenden in Stahlwerken zur Aufkohlung, in Temperöfen, bei der Hartgußherstellung,
                              									zum Trocknen der Formen in Eisen- und Stahlgießereien, in Kupferschmiedewerkstätten,
                              									in Glockengießereien zum Ausglühen der Glocken, in Metallgießereien, dann als
                              									Brennstoff im Kupolofen der Eisengießerei infolge seines geringen Schwefel- und
                              									Phosphorgehaltes, ferner zur Herstellung aktiver Kohle, als Entfärbungsmittel und
                              									Filtrationsmasse sowie zur Reinigung von Säften, nach Mischung mit flüssiger Luft
                              									als Sicherheitssprengstoff, nach Beimischung mit Salpeter als rauchloser Brennstoff
                              									und zur Herstellung von Glühstoffpatronen.
                           Dr.-Ing. H. Kalpers.
                           
                           Untersuchung über die feuerfesten Stoffe des Kupolofens.
                              									Die feuerfesten Stoffe für den Kupolofenbetrieb haben in der Gießerei eine geringere
                              									Beachtung erfahren als andere Gießerei-Rohstoffe. Der Gießereifachmann war eben
                              									meistens geneigt, sich für irgendeinen feuerfesten Stein zu entscheiden, weil ihm
                              									die Arbeitsbedingungen und -Temperaturen im Ofen noch nicht ganz klar waren. Die
                              									grundsätzliche Forderung an den feuerfesten Stoff ist bekanntlich die, daß er einem
                              									bestimmten Hitzegrad widersteht, und zwar muß sein Schmelzpunkt mindestens bei
                              									Segerkegel 19 sein. Der im Kupolofen übliche feuerfeste Stein enthält über 65%
                              										SiO2 und mindestens 25% des anderen wichtigen
                              									Bestandteiles, der Tonerde (Al2O3). Je höher die letztere, um so größer die
                              									Feuerbeständigkeit. Schamottesteine sind von saurem Charakter, welcher Tatsache eine
                              									große Bedeutung bei der Untersuchung des Verhaltens der Steine im Kupolofen
                              									zukommt.
                           In seiner Arbeit vor dem amerikanischen Institut für feuerfeste Stoffe kommt Booze zu
                              									folgenden Schlüssen: der Druckversuch sollte nicht zur Bestimmung der Eignung eines
                              									Schamottesteines wegen der Verschiedenheit der Betriebsbedingungen dienen; und
                              									weiter, die Formveränderung in der Ofenwand ist kein wichtiger Fehler eines
                              									Schamottesteines und wird nur eintreten, wenn sich hohe Temperaturen in
                              									beträchtlicher Tiefe der Wand entwickeln. Dies erklärt den Grund für Mißerfolge an
                              									einem Ofen, der längere Zeit mit einem schweren Futter zur Verkleinerung seines
                              									Fassungsvermögens betrieben wurde. Unter diesen Umständen wird der Stein
                              									gleichmäßiger erwärmt, als wenn eine einfache Schicht gegen den Mantel stößt, was
                              									zur Folge hat, daß eine erweichende Wirkung im Stein in einem größeren Bereich
                              									stattfindet. Die Frage der Isolierung der Schmelzzone ist wiederholt erörtert worden
                              									und es scheint, daß jeder Versuch, die Wärmestrahlung durch das Futter zu verhüten,
                              									sich auf das Futter nachteilig auswirken würde. Besser wäre die Ausnützung der durch
                              									die Esse abziehenden Hitze.
                           Es besteht kein Zweifel darüber, daß Mißerfolge beim Kupolofenfutter auf Risse
                              									zurückzuführen sind. Diese Risse entstehen bei plötzlichem Temperatur Wechsel, wobei
                              									die Zerstörung sich in weitem Maße nach der Dichtigkeit des Steines richtet, und
                              									diese letztere Eigenschaft hängt wiederum von der Herstellung des Steines ab. In der
                              									Regel wird angenommen, daß der aus feinerem Ton hergestellte Stein beim Wärmewechsel
                              									und Abkühlen dem Zerspalten mehr ausgesetzt ist als ein Stein aus grobkörnigem
                              									Stoff. Bei dem letzten werden die Spannungen durch die zwischen den großen Körnern
                              									bestehenden ungleichmäßigen Fugen erleichtert, die nicht so fortlaufend sind wie
                              									beim feinkörnigen Stoff und infolgedessen eine zusammenhängende Linie verhüten.
                              									Demnach entstehen Risse in den Steinen infolge der Unfähigkeit der
                              									Steinpartikelchen, sich bei schroffem Temperaturwechsel frei zu bewegen. Im
                              									Kupolofen sind die Risse meistens bei den Düsen festzustellen wegen des Eintritts
                              									des Windes an der heißesten Stelle des Futters, ferner weil sich hier die Richtungen
                              									der Luftströme ständig infolge des Fallens der Chargen, des flüssigen Metalles und
                              									der Schlacke ändern. Einen Einfluß auf die Rißbildung übt die Auftragung eines
                              									Verputzes auf die Oberfläche aus. In der Praxis ist es üblich, das Futter zu
                              									befeuchten, damit der Verputz besser anhaftet. Wird der Ofen vor vollständiger
                              									Trocknung des Verputzes schnell angeheizt, so bildet sich zwischen dem Futter und
                              									dem Verputz Dampf, so daß der Verputz wieder abbröckelt und das Futter wieder
                              									ungeschützt ist. Sprünge und Abfallen des Verputzes entstehen auch durch Schwindung,
                              									welchen Nachteil man durch genaue Bemessung der Art der die Grundmasse für die
                              									Verputzmischung bildenden Schamotte verhüten kann. Bei fetten Tonen sollte man einen
                              									erheblichen Anteil von Magerungsmitteln hinzumischen. Eine gute Mischung besteht aus
                              									gemahlenen gebrauchten Steinen, frischer Schamotte und Wasser. Die Schamotte sollte
                              									von der gleichen Beschaffenheit sein wie für die Steine. Zur Erhöhung der
                              									Feuerbeständigkeit und des Widerstandes gegen Abnutzung ist die Verwendung von
                              									Kochsalz zwecks Erzielung einer Glasur auf dem feuerfesten Futter angeregt worden.
                              									Beim Kupolofenbetrieb sind jedoch die Betriebsbedingungen zu berücksichtigen; in
                              									diesem Falle würde bei den hier üblichen hohen Temperaturen das Salz sich
                              									verflüchtigen und verdampfen und nach Kondensation eine zerfressende Wirkung auf das
                              									Ofenfutter ausüben und mithin seine Schmelzbarkeit erniedrigen. Dagegen wird der
                              									Wert der Verputzmasse durch Zusatz von hochfeuerfesten Stoffen neutralen Charakters,
                              									wie z.B. von kohlenstoffhaltigen, erhöht.
                           Ein weiterer Grund für die Beschädigung des Ofenfutters ist in dem korrosiven Einfluß
                              									der Schlacke zu erblicken. Theoretisch sollte zwar die Reaktion zwischen einer Säure
                              									und einer Base ein Salz ergeben, doch ist diese Reaktion im Kupolofen nicht so
                              									einfach, da andere Flußmittel vorhanden sind, die diese ganze Frage schwierig
                              									machen. Große oder weite Fugen zwischen den Steinen erlauben ein leichtes Eindringen
                              									der Schlacke, namentlich minderwertige Schamotte im Mörtel. Auch bei dem Mörtel ist
                              									die gleiche Schamotte zu verwenden wie die für die Steine. Dann ist die Art der
                              									Steine selbst zu beachten. Besteht der Stein aus grobkörnigem Material, so kann die
                              									Schlacke schneller eindringen, als wenn er dicht ist. Andererseits ergibt sich auch
                              									eine Korrosion, wenn der Stein feinkörnig und die Schlackenteile fein verteilt sind.
                              									Zum Widerstand gegen die Schlacke sollte demnach das Aeußere des Steines fest sein.
                              									Dies wird bei der Steinherstellung durch das Pressen erreicht, indem die
                              									schamotte-beladenen Wasserteilchen nach der Oberfläche gezwungen werden. Die
                              									Erzeugung einer glasharten Oberfläche ist also Aufgabe des Brennprozesses. Manche
                              									Hersteller von hochwertigen feuerfesten Steinen brennen infolgedessen ihre Steine
                              									zweimal. Eine andere Ursache für die Zerfressung der Steine bildet die Möglichkeit
                              									der Umwandlung des Schwefels in Schwefelsäure, wenn der Koks feucht war. Dann darf
                              									auch der Aschengehalt der Asche nicht außer acht gelassen werden, ferner der Einfluß
                              									von Kalkstein und Alkalien. Im Gegensatz zu manchen Arten von metallurgischen Oefen
                              									wird das Kupolofenfutter durch das Niedergehen der 
                              									Beschickung abgenutzt; dies ist namentlich in der Schmelzzone der Fall.
                              									Schließlich wirken noch die Flamme und die chemischen Vorgänge unter reduzierenden
                              									und oxydierenden Bedingungen zerstörend auf das Futter ein.
                           Die Verwendung von fugenlosem Futter, von Stampfmasse, scheint an Verbreitung zu
                              									gewinnen. U.a. wurden mit Kaolin-Futter sehr befriedigende Erfahrungen gewonnen. Für
                              									diesen Zweck dürften geeignet sein: Kaolin mit 46% Tonerde, Sillimit mit 62% und
                              									Mullit mit 71% Tonerde. Diese Stoffe sind allerdings ziemlich teuer, welcher
                              									Nachteil nicht dazu ermutigt, daß man sich für sie anstatt der bisher üblichen
                              									Steine entscheidet. (The Foundry Trade Journal, 1927, S. 547/48.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Ueber Zementationsmittel. Jeder Stahl läßt sich
                              									zementieren, welches auch immer sein Kohlenstoffgehalt sein mag; doch sind unter den
                              									verschiedenen Stahlsorten Unterschiede insofern zu machen, als nicht allein die aus
                              									der Zementation sich ergebende Härte, sondern auch noch die Elastizitätsgrenze und
                              									die Widerstandsfähigkeit des Stahles zu berücksichtigen sind. Ein sehr weicher
                              									Kohlenstoffstahl z.B. eignet sich für solche zementierte Stücke, die einer geringen
                              									Ermüdung unterzogen sind, wie für Motorwellen, Motorschubstangen,
                              									Differentialrollen, während ein weicher oder halbharter Nickel-Stahl eine größere
                              									Sicherheit bei höheren Beanspruchungen gibt. Ein Nickel-Stahl mit 2% Ni und ein
                              									Nickel-Chrom-Stahl mit 2,5% Ni und 0,3% Cr eignet sich für Achsen, Achsschenkel,
                              									Kurbelwellen für schnelllaufende Wagen, wichtige Zahnräder u.a.m.
                           Der Kohlenstoff, der nach seiner Umwandlung in seine Oxydationsprodukte die
                              									Zementation zu bewirken hat, kann sich in verschiedenen Zuständen vorfinden:
                           1. Fester Kohlenstoff. Kohle und Koks eignen sich nicht für die Zementation, dagegen
                              									wohl Holzkohle. Bei der Wahl des Zementationsmittels ist in Betracht zu ziehen, daß
                              									die zu zementierenden Stücke vom Zement umgeben in die Zementierkästen gebracht, daß
                              									die Stücke je nach ihren Abmessungen sich in verschiedenen Mengen in den Kästen
                              									vorfinden werden und daß schließlich auch die Kästen selbst hinsichtlich ihrer
                              									Abmessungen sich nach einem bestimmten Stück richten können. Als Zementationsmittel
                              									wird man dabei dasjenige wählen, das sich am schnellsten erwärmen wird zwecks
                              									Sicherung der für den Arbeitsvorgang günstigsten Temperatur und das ferner das
                              									meiste Zementiergas ergibt, wobei schließlich auch noch eine möglichst geringe
                              									Kontraktion unter dem Einfluß der Wärme von Bedeutung ist. Die Holzkohle eignet sich
                              									aus dem Grunde besser als Kohle und Koks, weil sie wenig Asche enthält, leicht ist
                              									und je Tonne ein bedeutendes Volumen besitzt. Die Volumenfrage des Zementes spielt
                              									dabei eine Rolle; wenn man das Volumen einer Tonne Koks (etwa 2 m3) mit demjenigen einer Tonne Holzkohle (4–6 m3) vergleicht, so ist es klar, daß man mit dieser
                              									für ein gegebenes Gewicht mehr Zementierkästen füllen kann als mit dem Koks. Weiter
                              									ist dann die weiche Holzkohle von der harten zu unterscheiden; zu der ersten rechnet
                              									man die Kohle der Fichte, Weide, Tanne, des Lärchenbaumes, der Linde und der Pappel,
                              									zu der zweiten die der Buche, Eiche, Esche, Ulme und Birke. Die ersteren sind
                              									schlechtere Wärmeleiter als die harten Holzkohlen, dazu sind sie leichter
                              									entzündbar, was die Dauer ihrer Zementationseigenschaften heruntersetzt. Die
                              									Holzkohle muß sich in CO umwandeln, um auf den Stahl einzuwirken. Der für diese
                              									Umwandlung notwendige Sauerstoff ist trotz vollständiger Füllung und Abschließung
                              									der Kästen vorhanden, und zwar rührt er zunächst von der Luft her, die jede auch
                              									noch so kleine Kohlenparzelle umgibt, dann von der durch die Holzkohle absorbierten
                              									Luft.
                           2. Kohlenstoff-Sauerstoff-Verbindungen. Hierzu gehören Kohlenoxyd und Kohlensäure.
                              									Die Bedeutung des Kohlenoxyds bei der Zementation ist bekannt. Die Kohlensäure kann
                              									man sich entstanden denken durch vollständige Verbrennung der Elemente des festen
                              									Kohlenstoffs oder durch die Zersetzung der Karbonate oder Bikarbonate, die
                              									absichtlich mit der Holzkohle vermischt wurden. Bei Betrachtung des 1. Falles ist zu
                              									bemerken, daß die Wirkung der Luft auf den Kohlenstoff CO und CO2 in verschiedenen Verhältnissen je nach der
                              									Temperatur ergibt; das Verhältnis \frac{\mbox{CO}}{\mbox{CO}_2}
                              									wächst als Funktion der Temperatur, mit anderen Worten je höher die Temperatur, um
                              									so weniger hat sich Kohlensäure gebildet.
                           3. Kohlenstoff-Wasserstoff-Verbindungen. Diese Karbide können fest, flüssig oder
                              									gasförmig sein; bei Zementierversuchen durch Gase hat man Methan, Aethylen und
                              									Leuchtgas verwendet, wobei diese Stoffe durch das Metall dissoziiert wurden, und
                              									zwar bei Methan nach der Gleichung: CH4 + 3Fe =
                              										Fe3C + C4H und
                              									bei Aethylen nach den beiden Gleichungen:
                           C2H4 + 3Fe = Fe3C + CH4;
                           C2H4 + 6Fe = 2Fe3C + 4H.
                           4. Kohlenstoff-Stickstoff-Verbindungen. Hierzu gehören das Albumin, Ossein, Elastin,
                              									die Wolle, Horn und Leder. Die Wirkung dieser einfachen oder komplexen
                              									Stickstoff-Verbindungen ist schwieriger zu erklären; man kann sich die Reaktion
                              									denken: CN = CN + 6Fe = 2Fe3C + 2N. Wolle, Horn und
                              									Leder haben ungefähr die gleiche Zusammensetzung wie das Ossein, d.h. wie die
                              									organische Substanz der Knochen (49–50% C, 6–7% H, 16–18% N, 24–26% O + S). Außerdem
                              									ist zu beachten, daß die Knochen oder das Knochenmehl mineralische Bestandteile
                              									enthalten, vor allen Trikalziumphosphat und Kalziumcarbonat. (La Technique
                              									Moderne.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.