| Titel: | Die Firma Siemens & Halske in der „Technischen Stadt“. | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 126 | 
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                        Die Firma Siemens & Halske in der
                           									„Technischen Stadt“.
                        Die Firma Siemens & Halske in der „Technischen
                              								Stadt“.
                        
                     
                        
                           Bereits vor etwa acht Jahrzehnten ging die Firma Siemens & Halske daran, dem
                              									technischen Bedarf von Städten ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken, indem sie
                              									schon bald nach ihrer im Jahre 1848 erfolgten Gründung die ersten Wassermesser und
                              									Feuermelder schuf. Und gerade mit diesen beiden Arbeitsgebieten, die also mit zu den
                              									ältesten der Firma Siemens & Halske gehören und zu denen im Laufe der Jahrzehnte
                              									noch zahlreiche andere hinzukamen, ist die Firma in der „Technischen Stadt“
                              									in größerem Umfange vertreten.
                           I. Wassermesser. Das Gebiet der Wassermessung ist viel
                              									interessanter und wichtiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Ohne gute
                              									Wassermesser ist nämlich eine wirtschaftliche Wasserversorgung gar nicht möglich,
                              									wie die einfache Ueberlegung lehrt, daß die Angaben der Wassermesser die Unterlagen
                              									für die Wasserrechnung bilden und damit die wirtschaftliche Grundlage für die
                              									Existenz der Wasserwerke, über deren Bedeutung für das Gedeihen einer Stadt ja kein
                              									Zweifel mehr besteht. Einige Zahlen: Der Stadt Dresden gelang es, lediglich durch
                              									den Ersatz veralteter, unempfindlicher Wassermesser durch solche von hoher
                              									Meßempfindlichkeit und durch Einführung zweckentsprechender Prüf- und Meßmethoden
                              									vom Jahre 1919 bis zum Jahre 1927 die Wasserverluste von 30% auf 10% herabzumindern
                              									und damit eine Mehreinnahme von über 1 Million Reichsmark zu erzielen, was einen
                              									reinen Gewinn von über 600000 Mark bedeutet, wenn man die Anschaffungskosten für die
                              									Wassermesser abzieht. Wie interessant in technischer Beziehung das Gebiet der
                              									Wassermesser ist, geht daraus hervor, daß es kaum ein in jeder Weise so hoch
                              									beanspruchtes Meßgerät wie einen Wassermesser gibt, das zudem sehr genau sein muß
                              									und bei alledem wegen der benötigten großen Mengen im Preis eine gewisse Grenze
                              									nicht überschreiten darf. Neben dem Stand der Dresdener Wasserwerke zeigt die Firma
                              									Siemens & Halske eine Auswahl ihrer Fabrikate. Am allgemeinsten bekannt ist wohl
                              									der Protos-Wassermesser, ein Hauswassermesser, der alle Erfahrungen im
                              									Wassermesserbau in sich vereinigt und von der Firma in großen Stückzahlen im
                              									modernsten Fertigungsverfahren hergestellt wird. Größere Wassermesser baut man
                              									entweder nach dem gleichen Prinzip, als sogenannte Woltmann-Wassermesser, als
                              									Schwimmerwassermesser oder als „Venturirohre“. Auch von solchen Wassermessern
                              									ist eine Auswahl vorhanden. Die Eigenschaften von kleinen und großen
                              									Wassermessern vereinigen die sogenannten Wassermesser-Kombinationen – ausgestellt
                              									ist eine Woltmann-Wassermesser-Kombination – die einmal kleinste Wassermengen genau
                              									messen, jedoch auch größere Wassermengen durchlassen und genau messen. Sie sind für
                              									solche Verbraucher bestimmt, die zeitweilig sehr viel, zeitweilig nur sehr wenig
                              									Wasser entnehmen (Bahnhöfe, Färbereien, Brauereien usw.). Man liest die Wassermesser
                              									entweder unmittelbar an ihrem Zeigerwerk ab, oder man läßt die Meßergebnisse auf
                              									elektrischem Wege fernübertragen, wie das an einigen in Betrieb befindlichen
                              									Wassermessern geschieht; die Ablesung geschieht an Zählern auf der Tafel der
                              									Dresdener Wasserwerke, während die zugehörigen Wassermesser an verschiedenen Punkten
                              									der Ausstellung, wo Wasser gebraucht wird, eingebaut sind. Auch einige schreibende
                              									Wassermesser sind betriebsmäßig eingebaut. Bemerkenswert wären noch einige
                              									Wassermesser für besondere Anwendungsgebiete (z.B. ein Wassermesser für Brunnen und
                              									mehrere Standrohrmesser sowie einige Schadensucher, das sind besonders genaue
                              									Wassermesser mit eingebautem Schreibgerät, die von Wasserwerken benutzt werden, um
                              									Schäden an den Leitungen aufzudecken. In den inneren Betrieb eines Wasserwerkes
                              									führt eine halbautomatische Prüfstation für Wassermesser, die den wesentlichen
                              									Vorteil hat, daß sie nur wenig Bedienung braucht und darum die regelmäßige Prüfung
                              									von Wassermessern ohne große Kosten ermöglicht.
                           Das Interesse der Allgemeinheit dürften vor allem die zahlreichen ausgestellten
                              									Schnittmodelle verschiedener Wassermesser-Typen sowie eine Schauglas-Anlage
                              									erwecken, die einen Einblick in einen arbeitenden Wassermesser ermöglicht.
                              									Demjenigen, der beim Betrachten der neuesten technischen Erzeugnisse auch gern auf
                              									deren Entwicklung zurückblicken möchte, dürfte eine Zusammenstellung von
                              									Wassermesser-Typen aus verschiedenen Jahrzehnten Interessantes bieten; die
                              									ausgestellten Typen zeigen deutlich, wie es gelang, die Wassermesser immer besser
                              									und genauer und infolge der Anwendung neuester Herstellungsverfahren dabei auch
                              									billiger zu machen. Endlich vervollständigt noch eine große Anzahl
                              									Demonstrationstafeln den Ueberblick über das Gebiet der Wassermesser.
                           II. Feuermelde- und sonstige Anlagen der öffentlichen
                                 										Sicherheit.
                           Auch das Gebiet der Feuermelder wird schon sehr lange von der Firma Siemens &
                              									Halske gepflegt, 
                              									und in fleißiger Entwicklungsarbeit hat man eine große Vollkommenheit dieser
                              									Anlagen erzielt. Das Gebiet ist natürlich für das Gedeihen einer Stadt sehr wichtig
                              									und auch in technischer Beziehung sehr interessant; das geht schon daraus hervor,
                              									daß Feuermelde-Anlagen unter allen Umständen zuverlässig und stets betriebsbereit
                              									sein müssen, auch wenn sie häufig lange Zeit nicht benutzt sind. Gerade auf die
                              									unbedingte Betriebssicherheit haben Siemens & Halske von jeher ihr besonderes
                              									Augenmerk gerichtet, weiterhin auch darauf, jeder Stadt und jeder Gemeinde gerade
                              									die Feuermelde-Anlage zu geben, die für ihre Größe in Betracht kommt. So entstanden
                              									verschiedene Typen, die als Siemens-System I, II und III sowie als
                              									Zeigerapparatsystem bezeichnet sind. Auf dem Stande der Dresdener Feuerwehr ist die
                              									Zentrale einer Anlage nach dem Siemens-System II, das sich für mittlere Städte
                              									eignet, sowie eine Zeiger-Apparat-Zentrale – solche Einrichtungen eignen sich für
                              									kleinere Städte, für Fabrikbetriebe und dergl. – betriebsmäßig aufgebaut. Weiterhin
                              									ist eine Alarm-Anlage ausgestellt, die dazu dient, z.B. bei freiwilligen
                              									Feuerwehren die Löschmannschaften in ihren Wohnungen zu alarmieren. Unbedingt
                              									betriebssicher müssen auch selbsttätige Feuermelder sein, von denen ebenfalls eine
                              									Auswahl vertreten ist. Wächterkontrollanlagen der ausgestellten Art dienen dazu, die
                              									Rundgänge von Wächtern zu überwachen und auch noch nachträglich irgendwelche
                              									Unregelmäßigkeiten festzustellen. Auch auf diesem Arbeitsgebiete gibt der erste
                              									Feuermelder der Welt, den Werner Siemens in den fünfziger Jahren für die älteste
                              									Feuermeldeanlage in Berlin schuf, einen interessanten Einblick in die
                              									Entwicklung.
                           Zu den Anlagen, die der öffentlichen Sicherheit dienen, gehören ferner
                              									Polizeirufanlagen, von denen eine Zentrale ausgestellt ist, ferner
                              									Raumschutzanlagen, die mit mehreren Demonstrationsmodellen vertreten sind. Endlich
                              									wäre in diesem Zusammenhang noch ein Verkehrs-Lichtsignal zu erwähnen, wie es in
                              									Städten vielfach zur Regelung des Verkehrs benutzt wird.