| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | O. Arendt | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 126 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Neue Wege der Schwelung und Vergasung. (Gas- u.
                              									Wasserfach 1927, S. 904–906.) Hierüber berichtete Prof. Dr.-Ing. R. Drawe auf der
                              									Hauptversammlung der Gesellschaft für Braunkohlen- und Mineralölforschung an der
                              									Technischen Hochschule Berlin. Er machte zunächst nähere Mitteilungen über einen
                              									neuen, von ihm konstruierten Spülgas-Schachtofen für die Verschwelung von
                              									feinkörniger Braunkohle. Durch wagerechte, dachförmig angeordnete Winkeleisen wird
                              									die Kohlenfüllung des Schachtes in wagrechte Schichten unterteilt und das Heizgas
                              									wird durch die unter den Winkeleisen sich bildenden Kanäle hindurchgeleitet, ohne
                              									die Kohle zu durchdringen (DRP. 425316). Infolgedessen hat das mit 500° eintretende
                              									Heizgas keinen Widerstand zu überwinden und der Gasdruck braucht nur 1–2 cm WS zu
                              									betragen. Der Ofen wird oben mit grubenfeuchter feiner Braunkohle beschickt, die
                              									bekanntlich die Eigenschaft hat, in erwärmtem Zustand leicht zu rieseln. Der
                              									Oberteil des Schachtofens dient zur Trocknung der Kohle, im mittleren Teile findet
                              									die Verschwelung statt und der untere Teil des Ofens dient zur Kühlung des
                              									Schwelkokses unter Zuführung von sauerstoffreien Gasen. Ein von der Allgemeinen
                              									Vergasungs-Gesellschaft m. b. H., Berlin, gebauter Versuchofen ist auf einer Grube
                              									der Riebeckschen Montanwerke in Betrieb, doch sind die Versuche noch nicht
                              									abgeschlossen.
                           Im zweiten Teile seines Vortrags behandelte Prof. Drawe die Vergasung von Braunkohle
                              									mit reinem Sauerstoff. Es ist bekannt, daß es auf diesem Wege möglich ist,
                              									hochwertiges Gas im Generator zu erzeugen, doch ist für die Wirtschaftlichkeit
                              									dieses Verfahrens der Sauerstoffpreis von ausschlaggebender Bedeutung. Nach dem
                              									heutigen Stande der Technik vermag die größte Einheit für die Gewinnung von
                              									Sauerstoff aus verflüssigter Luft nach Linde 1000 cbm reinen Sauerstoff in der
                              									Stunde zu liefern. Bei einem Strompreis von 2 bis 2,5 Pfg. je kWh stellen sich
                              									in einer solchen Anlage die Gewinnungskosten für 1 cbm 95%igen Sauerstoff auf 3 Pfg.
                              									In Amerika will man angeblich den Preis auf 2 Pfg. für 1 cbm herabgedrückt
                              									haben.
                           Die Verwendung von Sauerstoff bei der Vergasung an Stelle von Luft liefert nicht nur
                              									ein Gas von höherem Heizwert (3000–3500 WE), sondern auch die Leistung des
                              									Generators steigt etwa auf das Doppelte, ferner können wegen der geringeren Gasmenge
                              									die Apparate für die Gasreinigung kleiner bemessen werden und schließlich können
                              									auch minderwertige Brennstoffe in hochwertiges Gas verwandelt werden. Im Gaswerk
                              									Tegel bei Berlin hat Prof. Drawe gemeinsam mit der Berliner Städtische Gaswerke,
                              									A.-G. eine größere Versuchsanlage errichtet, in der zunächst Braunkohlenbriketts
                              									vergast wurden. Bei einer Wasserdampfsättigung von 90° wurde hierbei ein Gas von
                              									folgender Zusammensetzung erhalten:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 13,2 %
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 1,1 %
                                 
                              
                                 Schwere Kohlenwasserstoffe
                                 2,3 %
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 32,9 %
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 42,8 %
                                 
                              
                                 Methan
                                 1,1 %
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 6,6 %
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 %
                                 
                              
                           Dieses Gas hat einen oberen Heizwert von 2970 WE/cbm, der sich aber noch erhöhen
                              									läßt. Mit 1 cbm Sauerstoff können 16000 bis 17000 WE in Gasform gewonnen werden, das
                              									sind etwa 5,5 cbm Generatorgas. Mit einer Sauerstoffanlage, die in 24 st 45000 cbm
                              									Sauerstoff liefert, können folglich rund 250000 cbm Generatorgas täglich erzeugt
                              									werden. Für 1 cbm Gas sind 2,5 kg Rohbraunkohle erforderlich. Die Erzeugungskosten
                              									für 1000 cbm Generatorgas von 3000 WE/cbm setzen sich wie folgt zusammen:
                           
                           
                              
                                 2,5 t Rohbraunkohle zu 3 RM
                                 7,50
                                 RM.
                                 
                              
                                 180 cbm Sauerstoff zu 0,03 RM
                                 5,40
                                 „
                                 
                              
                                 270 kg Zusatzdampf
                                 0,70
                                 „
                                 
                              
                                 15% Zinsen und Abschreibungen     der Anlagekosten von
                                    											1,8 Mill.     RM
                                 3,10
                                 „
                                 
                              
                                 Bedienung, Reparaturen, Wasser     und Kraft, Verwaltung
                                    											usw.
                                 4,30
                                 „
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 21,00
                                 VM.
                                 
                              
                           Folglich stellt sich 1 cbm mit Sauerstoff erzeugten Generatorgases auf 2,1 Pfg. und
                              									1000 WE kosten somit 0,7 Pfg. Die Herstellungskosten des Gases sind somit weitaus
                              									geringer als bei allen anderen Gasarten, denn Wassergas von 2800 WE/cbm kostet 2,5
                              									Pfg./cbm, Steinkohlengas von 4200 WE/cbm stellt sich auf etwa 7 Pfg./cbm. Bei obiger
                              									Berechnung ist überdies der Wert des neben dem Sauerstoff gewonnenen Stickstoffs
                              									nicht berücksichtigt.
                           Sander.
                           Neues englisches Schwelverfahren nach Turner.
                              									(Engineering, Bd. 123, S. 559–561 [1927]). Die Comac Oil Co. Ltd. in Coalburn
                              									(Lanarkshire) hat eine Schwelanlage für eine Tagesleistung von 25 t nach dem
                              									Verfahren von Turner errichtet, bei dem überhitzter Wasserdampf als Spülgas
                              									Verwendung findet. Das Ofenhaus, ein über 15 m hohes Gebäude, enthält die
                              									Schwelretorte und die Kondensationseinrichtungen, während der Dampfkessel und der
                              									Ueberhitzer sowie die Oelbehälter außerhalb des Ofenhauses an beiden Seiten
                              									aufgestellt sind.
                           Die oben in die Retorte aufgegebene Kohle gelangt durch ein selbsttätiges Ventil
                              									zunächst in eine Vorwärmkammer, aus der sie mittels eines zweiten Ventiles in die
                              									eigentliche Retorte eintritt, in der die Kohle langsam nach unten wandert. Im
                              									Gegenstrom zur Kohle wird überhitzter Niederdruckdampf durch die Retorte geschickt.
                              									Der Schwelkoks wird am unteren Retortenende durch eine sich langsam drehende
                              									Austragschnecke, die auch die ganze Kokssäule trägt, in eine Kühlkammer entleert;
                              									aus dieser wird der Schwelkoks in kleine Kippwagen abgezogen. Der für die
                              									Verschwelung erforderliche Dampf wird in einem eigenen Kessel erzeugt und durch
                              									einen mit Generatorgas beheizten Ueberhitzer geleitet, ehe er unten in die Retorte
                              									eintritt. Der Dampf und die flüchtigen Schwelerzeugnisse entweichen am oberen Ende
                              									der Retorte durch ein Rohr, in das ein Ventil eingebaut ist, das sich ständig rasch
                              									öffnet und schließt. Hierdurch wird in der Retorte ständig ein Ueberdruck erzeugt,
                              									der sofort wieder aufgehoben wird. Durch diese Maßnahme sollen die
                              									Kohlenwasserstoffe aus der Kohle ausgetrieben werden, zugleich aber soll die
                              									Zersetzung der Schwefeldämpfe und Gase in der Retorte auf diese Weise verhindert
                              									werden. Ein besonderes Merkmal des Turnerverfahrens ist diese abwechselnde
                              									Druckerhöhung und Druckentlastung, wobei in einem Zeitraum von 8–10 Sekunden ein
                              									Ueberdruck von 0,42–0,56 atü erzielt wird. Während dieser Periode durchdringt der
                              									Dampf die Kohle, ohne daß aus dieser Kohlenwasserstoffe abgespalten werden; wenn
                              									dann aber das Ventil sich öffnet, findet eine lebhafte Entwicklung von Dämpfen und
                              									Gasen statt, die in die Kondensationeinrichtung entweichen. Bei diesem
                              									Druckabfall werden die gebildeten Kohlenwasserstoffe durch den Wasserdampf rasch aus
                              									der Retorte hinausbefördert.
                           Die Kondensationeinrichtung hat die übliche Bauart. Die schweren wachsartigen
                              									Teerbestandteile werden in einer mit Luft gekühlten Vorlage niedergeschlagen,
                              									während die leichteren Oele in drei stehenden, mit Wasser berieselten Röhrenkühlern
                              									kondensiert werden und sich in einem unter den Kühlern angeordneten Scheidegefäß
                              									sammeln. Das aus den Kühlern abfließende warme Wasser dient zur Speisung des
                              									Dampfkessels.
                           Die 4 Ventile der Retorte, von denen immer nur eins geöffnet sein darf, werden
                              									nacheinander durch eine endlose Kette betätigt, die durch einen Elektromotor mittels
                              									eines Reduktionsgetriebes von veränderlicher Geschwindigkeit angetrieben wird. Die
                              									Hauptkette treibt auch die Schnecke an, durch die der Koks aus der Retorte
                              									kontinuierlich ausgetragen, wird. In der Retorte sind in verschiedener Höhe 6
                              									Thermoelemente angebracht, 3 weitere dienen zur Messung der Temperatur des
                              									Ueberhitzers, des Abgases sowie des überhitzten Dampfes bei seinem Eintritt in die
                              									Retorte.
                           Die gußeiserne Retorte ist außen umkleidet, um die Wärmeverluste möglichst gering zu
                              									halten. Durch die Einwirkung des überhitzten Wasserdampfes bedeckt sich die Retorte
                              									innen rasch mit einem harten und dichten Ueberzug, wodurch eine Ausmauerung, deren
                              									Unterhaltung Kosten verursachen würde, entbehrlich wird.
                           Die Ergebnisse der Anlage sind naturgemäß von der Beschaffenheit der Kohle abhängig.
                              									Eine bituminöse Kohle mit 30% flüchtigen Bestandteilen und 10% Asche lieferte bei
                              									zahlreichen Versuchen etwa 32 Gall. (= rd. 145 l) Teer aus 1 t. Andere Kohlen
                              									ergaben 45 Gall. (= rd. 205 l) Teer, Lignite lieferten bis zu 60 Gall. (= rd. 275 l)
                              									und Oelschiefer 80 Gall. (rd. 365 l) Teer. Die Anlage in Coalburn wird gegenwärtig
                              									mit minderwertiger Nußkohle betrieben, deren Größe 20 bis 50 mm beträgt und die
                              									einen Heizwert von nur rd. 5700 WE/kg hat. Sie lieferten je Tonne 29 Gall. (rd. 132
                              									l) Teer und etwa 710 kg Schwelkoks, der wegen seiner rauchfreien Verbrennung als
                              									Hausbrand Verwendung findet; sein Heizwert beträgt rd. 7670 WE/kg. Der Schwelteer
                              									ist praktisch frei von Pech und er, enthält etwa 22% Phenole. Bei der Destillation
                              									liefert er
                           
                              
                                 Leichtöl, bis 170° C.
                                 9 %
                                 
                              
                                 Mittelöl, 170–220° C.
                                 18 %
                                 
                              
                                 Schmieröl, 220–270° C.
                                 18 %
                                 
                              
                                 Schweröl, 270–350° C.
                                 25 %
                                 
                              
                           Der Rückstand ist rohes Weichparaffin.
                           Die Anlage- und Betriebskosten dieser ersten Schwelanlage können nicht als maßgebend
                              									für spätere Großanlagen angesehen werden, doch kann man sagen, daß das Anlagekapital
                              									nicht mehr als 3000,– Mk. je t täglichen Durchsatzes beträgt, d.h. die Anlagekosten
                              									einer Batterie von 20 Retorten von 7 Fuß (= 2,15 m) Durchmesser, von denen jede 50 t
                              									täglich durchsetzt, betragen 3 Mill. Mk. einschließlich Dampfkessel, Ueberhitzer,
                              									Förderanlage und Lagerbehältern. Wo Abdampf zur Verfügung steht, sind die Kosten
                              									entsprechend niedriger. Die Betriebskosten betragen nicht mehr 
                              									als 3,25 Mk. je t Kohle; wo weniger als 360 bis 400 kg Dampf für eine t Kohle
                              									erforderlich sind, verringern sich die Betriebskosten auf 3,– Mk. je t
                              									Durchsatz.
                           Sander.
                           Metallbehandlung gegen Korrosion. Bei der Behandlung von
                              									korrosionsbeständigen Metallen unterscheidet man zwei Hauptklassen, nämlich die
                              									Verfahren, bei denen ein Metall in die Oberfläche eines anderen diffundiert, und die
                              									chemischen Verfahren.
                           Die bekanntesten Diffusions-Verfahren sind das Sherardisieren, das Kalorisieren und
                              									das Chromisieren. Das Sherardisieren, das älteste dieser Verfahren, besteht in der
                              									Hauptsache darin, eine Zinkschicht in die Oberfläche des zu behandelnden Stückes
                              									hineinzubringen. Es ist dabei üblich, die Gegenstände in Kästen mit Zinkstaub
                              									zusammenzupacken und sie dann in einen Ofen bei geeigneter Temperatur eine bestimmte
                              									Zeitlang, die sich nach dem gewünschten Eindringungsgrad richtet, der Wärme
                              									auszusetzen. Die Wirkung dieser Wärmebehandlung ist eine Diffusion oder ein
                              									Eindringen des Zinkes in die Oberfläche der betreffenden Stücke mit dem Ergebnis,
                              									daß diese nunmehr einen guten Widerstand gegen Korrosion aufweisen. Beim
                              									Kalorisieren und Chromisieren verfährt man genau so, nur mit dem Unterschied, daß
                              									man anstatt Zinkstaub Aluminium-Pulver bzw. Chrom-Pulver verwendet und daß sich
                              									dementsprechend Aluminium- bzw. Chrom-Schichten ergeben.
                           Außerdem gibt es auf diesem Gebiete noch eine Reihe von anderen Arten, das
                              									Ueberzugsmetall mit dem Grundmetall in Verbindung zu bringen. So wird z.B. eine
                              									ähnliche Wirkung wie beim Kalorisieren durch Aufspritzen mit Aluminium und durch
                              									nachfolgende Warmbehandlung erreicht. Dieses Verfahren ist heute bereits weit
                              									verbreitet, nachdem es sich als zuverlässig und wirksam erwiesen hat. Man kann
                              									ferner Chrom-Schichten anstatt durch Chromisieren durch die Elektrolyse anbringen,
                              									nach deren Vornahme die Stücke noch einer Warmbehandlung zu unterziehen sind. Ein
                              									besonderer Vorteil ist allerdings bei diesem Verfahren gegenüber dem eigentlichen
                              									Chromisieren nicht zutage getreten. Ein ähnliches Verfahren soll auch in den
                              									Vereinigten Staaten für Cadmium-Ueberzüge vor einigen Jahren angewendet worden sein,
                              									von dem man aber nichts mehr gehört hat.
                           Am meisten verbreitet sind das Kalorisieren und das Sherardisieren; der Hauptvorteil
                              									des Kalorisierens (abgeleitet von Kalorie) besteht in dem Widerstand der
                              									kalorisierten Stücke gegen den Einfluß hoher Temperaturen. Aus diesem Grunde werden
                              									auch Roststäbe, Gasbrenner und ähnliche Stücke oft kalorisiert.
                           Von der zweiten Art des Metallüberziehens, der chemischen Behandlung, gibt es eine
                              									überaus große Anzahl von Verfahren, von denen das Bower-Barff- und das
                              									Coslettisier-Verfahren am wichtigsten sind. Beide ergeben einen guten
                              									korrosionsbeständigen Ueberzug und sind daher auch ziemlich verbreitet. Der
                              									Grundgedanke beim Bower-Barff-Verfahren besteht darin, die Eisen- und
                              									Stahlgegenstände überhitztem Dampf mit einem geeigneten Reduktionsstoff, z.B. mit
                              									Kohlenstoffmonoxyd, auszusetzen, um eine schützende Oxydschicht zu erzeugen.
                           Nach ähnlichem Prinzip arbeitet das Wells-Verfahren, ebenso gehören das Gesner-
                              									und das Hydraesfer-Verfahren zu derselben Klasse, bei denen die Stücke Dampf von
                              									hohen Temperaturen unter Einführung von Wasserstoff bei den beiden letzten Arten
                              									ausgesetzt werden. Das Coslettisier-Verfahren ist der Vorläufer einer Anzahl
                              									ähnlicher Verfahren zum Ueberziehen der Eisen- und Stahlwaren mit einer
                              									korrosionsbeständigen Phosphatschicht. Das Wesentliche dabei ist, die Stücke in eine
                              									geeignete Phosphatlösung, z.B. in kochende Phosphorsäure, mit Eisenfeilspänen eine
                              									längere Zeit hindurch zu tauchen.
                           Ein sehr bekanntes und verbreitetes Verfahren, das Parkerisier-Verfahren, sieht die
                              									Einführung von Mangandioxyd als Oxydationsmittel in die Phosphatlösung vor. Ein
                              									vollständiges vorheriges Reinigen der Gegenstände ist bei den meisten dieser
                              									Verfahren notwendig für den Erfolg, in einigen Fällen ist auch eine Nachbehandlung
                              									angebracht, z.B. das Eintauchen in heißes Oel.
                           Landgraeber.
                           Neuzeitliche Kohlenveredlung auf chemischem Wege. Ueber
                              									dieses Thema sprach Baurat Dr.-Ing. E. h. de Grahl am 15. Mai d. J. vor der
                              									Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft. Dadurch, daß die I. G. Farbenindustrie
                              									in dem mit Braunkohle betriebenen Winkler'schen Wassergaserzeuger einerseits die
                              									billigste Wasserstoffquelle besitzt und andererseits durch die Ammoniaksynthese
                              									unabhängig von der Steinkohle und dem Koks geworden ist, geht dem Steinkohlenbergbau
                              									ein neuer großer Abnehmer verloren, zumal sich der Absatzmangel durch die wenig
                              									beschäftigte Schwerindustrie an sich schon bedeutend bemerkbar gemacht hat. Der
                              									Steinkohlenbergbau ist deshalb auf Selbsthilfe angewiesen und sucht diese auf dem
                              									Gebiete der Kohlenveredlung. So hat die zum Bombach-Konzern gehörende Zeche Mont
                              									Cenis bei Sodingen in Westfalen eine Stickstoff-Fabrik erbaut, die mit
                              									überschüssigem Gas der Kokereien beliefert wird. Zur Gewinnung des Wasserstoffs und
                              									Stickstoffs aus dem Koksofengas dient eine Linde'sche Verdichtungsanlage, die die
                              									beiden Reaktionsgase im richtigen Verhältnis der Kontaktanlage zuführt, wo die
                              									Ammoniakbildung bei 100 at erfolgt. Eine Reihe größerer Zechen mit Kokereibetrieb
                              									hat sich vor kurzem zu einer chemischen Betriebsgemeinschaft im Ruhrbezirk
                              									zusammengeschlossen, um in ähnlicher Weise die überschüssigen Koksofengase als
                              									Wasserstoffquelle für die Stickstoffsynthese zu verwerten. Geplant ist der Bau einer
                              									großen Stickstoff-Fabrik nach dem Casale-Verfahren, das mit 700 at arbeitet. Mit der
                              									Vervollkommnung der Koksöfen, die sich durch größere Durchsatzleistung gegenüber den
                              									älteren Bauarten kennzeichnen – die bereits im Betriebe befindliche, den Vereinigten
                              									Stahlwerken gehörende Kokereianlage ist mit ihren 6 m hohen Ofenkammern die
                              									modernste Anlage der Welt – hat man in der Behandlung des rohen Koksofengases durch
                              									elektrische Entteerung ebenfalls neue Wege beschritten, insofern damit der Teer
                              									wasserfrei anfällt, und durch fraktionierte Druckverflüssigung ein Mittel an der
                              									Hand, das Benzol im flüssigen Zustand zu erhalten.
                           Es würde zu weit führen, auf alle die Neuerungen einzugehen, die der Vortragende an
                              									Hand von Lichtbildern charakterisierte. Er behandelte 
                              									nacheinander die Fortschritte auf dem Gebiete der Entgasung, Schwelerei,
                              									Vergasung, Kohlenverflüssigung, synthetische Oelgewinnung, Druckspaltung und
                              									Stickstoff-Synthese.
                           Der Vortrag, der mit allseitigem lebhaften Beifall aufgenommen wurde, erscheint
                              									demnächst ausführlich in Glasers Annalen, Berlin SW 68, Lindenstraße 80.
                           Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland: (Kunstschutz.) Durch Reichsgerichtsurteil
                              									vom 13. 7. 1927 (Entsch. Bd. 117, S. 230) wurde die Nachbildung des Entwurfs einer
                              									Kunstanstalt durch eine andere Kunstanstalt und die Benutzung dieser Nachbildung im
                              									Verkehr für unzulässig erklärt, trotzdem dieser auf Bestellung der einen Beklagten
                              									angefertigte Entwurf Motive eines Etiketts der Bestellerin benutzt hatte. Marolapan für Marzipan-Ersatz hat das R. G. (J. D. 76027)
                              									als täuschende Bezeichnung wegen des Gleichklangs mit dem Wort Marzipan für
                              									unzulässig erklärt.
                           Amerika: V. St. Die Gültigkeit von Warenzeichen erlischt
                              									mit dem Schutzablauf im Ursprungslande. Schutzverlängerungen bezügl.
                              									Auslands-Warenzeichen sind, vorteilhaft zur Registrierung im amerikanischen Amt
                              									nachzuweisen.
                           England: Zur Erleichterung der Drucklegung von
                              									Patentschriften sollen in Zukunft Absätze und Ansprüche möglichst auf einer und
                              									derselben Seite anfangen und aufhören.
                           Frankreich: Seit 1. 1. 1928 beträgt die amtliche
                              									Anmeldetaxe für Hauptpatente 350 fr.; für Zusatzpatente 300 fr. – Bei Patenten, die
                              									unter Unions-Priorität nicht vom Anmelder im Prioritätslande, sondern vom
                              									Rechtsnachfolger angemeldet werden, muß nach einem neueren Gerichtsurteil möglichst vor der betreffenden Anmeldung in
                              									Frankreich eine datierte Uebertragungserklärung des Prioritätsrechts beigebracht
                              									werden.
                           Palästina: Vollmachten in Patent- und Warenzeichen-Sachen
                              									müssen nach einer neuen Stempelverordnung mit 10 s. verstempelt werden.
                           Persien: Vor Inkraftsetzung des im Entwurf vorliegenden
                              									Patentgesetzes werden Patentgesuche zur vorläufigen Registrierung mit der Bedingung
                              									späterer Nachholung der gesetzlichen Anmeldevorschriften seit einiger Zeit
                              									angenommen.
                           Polen: Mit dem 27. 4. 1928 tritt eine erhebliche Erhöhung
                              									der Patentgebühren in Kraft. Zum alten Satz könnten auch später fällige Jahrestaxen
                              									bis dahin eingezahlt werden. Die neuen Patenttaxen steigen von 80 bis 1150 sl. vom
                              									2ten zum 15ten Patentjahr.
                           Spanien: International registrierte Warenzeichen genießen
                              									nur den Schutz in einer Warenklasse. Bei Registrierungen
                              									für mehrere Warenklassen empfiehlt sich die Anmeldung besonderer Warenzeichen für
                              									die weiter zu schützenden Warenklassen in Spanien. – Die Nichtigkeitserklärung
                              									ungültiger Erfindungs- und Eintragungspatente auf Antrag seitens eines Interessenten
                              									ist durch königlichen Erlaß vom 17. 2. 1928, wozu Ausführungsbestimmungen noch
                              									folgen werden, geregelt worden.
                           Schweden: Verfügungen des Patentamtes sind vollständig zu
                              									beantworten, um Zurückweisungen der Gesuche zu vermeiden.
                           Internationaler Kongreß Rom (29. 5. bis 1. 6. 1928). Zur
                              									Vorbereitung fand am 15. 3. 1928 in Berlin eine Sitzung der deutschen Landesgruppe
                              									des Intern. Vereins f. gewerbl. Rechtsschutz statt.
                           Die vom Reichspatentamt veröffentlichte Statistik weist für 1927 mit 68457 neuen
                              									Patentanmeldungen gegenüber 1926 ein Mehr von 4073 oder 6,3% aus. Bekanntgemacht
                              									wurden 18692, d.h. 2,1% mehr Patentanmeldungen als im Vorjahre. Erteilt wurden im
                              									Jahre 1927 14072 Hauptpatente und 1193 Zusatzpatente, im ganzen 15265 DR-Patente.
                              									Die Gesamtzahl der in den Jahren 1877/1927 erteilten Patente belief sich auf 454952,
                              									wovon am Jahresschluß 1927 noch 66982 in Kraft waren. Die Zahl der Patenterteilungen
                              									im Berichtsjahre hat um 235, d.h. 1,5% gegenüber dem Vorjahre, die Zahl der
                              									abgelaufenen oder sonst gelöschten Patente um 3676 oder 22,7% abgenommen.
                           Die Zahl der auf das Deutsche Reich entfallenden Patentanmeldungen hat um 2405 oder
                              									4%, die Zahl der aus dem Auslande eingegangenen Anmeldungen um 1668 oder 14,9%
                              									zugenommen. Die Gesamtzahl der in 1927 aus dem Ausland gekommenen Anmeldungen betrug
                              									12827.
                           Gebrauchsmuster wurden in 1927 im ganzen 63 725, in den
                              									Jahren 1891/1927 zusammen 1343368 angemeldet. Die Zahl der
                              									Gebrauchsmuster-Eintragungen 1927 ist mit 41100 genau dieselbe wie 1926 geblieben.
                              									Im August 1927 wurde das Millionste Gebrauchsmuster zur Eintragung gebracht. Bei den
                              									Gebrauchsmusteranmeldungen in den einzelnen Klassen sind nur geringe Veränderungen
                              									gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
                           Von den im Jahre 1924 eingetragenen 31800 Gebrauchsmustern sind 5931 oder rund 19%
                              									bis Ende 1927 verlängert worden. Ende 1927 bestanden noch 141447 Gebrauchsmuster u.
                              									zw. 12846 oder 9,08% länger als drei Jahre.
                           An Warenzeichen wurden 29640 im Jahre 1927 angemeldet und
                              									17000 eingetragen. Damit stieg die Gesamtzahl der Anmeldungen von 1894 bis Ende 1927
                              									auf 667138 und die Zahl der Eintragungen auf 379000. Am Jahresschluß 1927 waren noch
                              									279213 Warenzeichen eingetragen. Der Mehreingang von Warenzeichenanmeldungen 1927
                              									betrug 2792 gegenüber 1926. Die Rekordziffer von 32880 aus 1925 wurde damit nicht
                              									erreicht.
                           Gelöscht wurden 8875 Zeichen, d.h. 1291 mehr, erneuert 8086 Zeichen, d.h. 361 mehr
                              									als in 1926.
                           Die Zahl der Verbandszeichen-Anmeldungen war mit 57 die
                              									gleiche wie im Vorjahre. Von den seit 1913 eingetragenen 228 Verbandszeichen wurden
                              									21 gelöscht, so daß nur 207 bestehen blieben.
                           Anträge auf Internationale Markenregistrierungen gingen
                              									beim Reichspatentamt 1614, d.h. 81 mehr als im Vorjahre ein. Die Zahl der
                              									international registrierten deutschen Warenzeichen betrug im Jahre 1927 1558
                              									gegenüber 1430 im Jahre 1926. An ausländischen Marken wurden beim Reichspatentamt
                              									neu registriert 3697, d.h. 239 mehr als im Vorjahre.
                           Patentanwalt Dr. O. Arendt, Berlin W 15.