| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Kalpers | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 140 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die wirtschaftliche Entwicklung der amerikanischen Eisen- und
                                 										Stahlindustrie. Die Entwicklungsbedingungen der Eisen- und Stahlindustrie
                              									in den Vereinigten Staaten sind grundsätzlich anders geartet als in Deutschland, wo
                              									die großen Eisenwerke sich in der Regel aus Kleinbetrieben immer weiter ausgedehnt
                              									haben. Es sei nur an die Werke von Krupp und Thyssen erinnert. Bis zum Jahre 1860
                              									war die Industrie in Amerika nur an einigen Orten längs der Küste des Atlantischen
                              									Ozeans vertreten. Die Transporte gingen langsam und waren teuer und die Erzeugnisse
                              									fanden lediglich an Ort und Stelle Absatz. Die Werke gehörten Einzelpersonen oder
                              									kleineren Gesellschaften an und Gewinn und Erzeugung waren gering. Dann kam die
                              									epochemachende Erfindung Bessemers, die auf die amerikanische Stahlerzeugung einen
                              									umwälzenden Einfluß ausübte. Der 1. Block aus Bessemerstahl wurde in Amerika 1864 in
                              									Wyandotte (Michigan) gegossen. 1889 wurde die Illinois Steel Corporation von 3
                              									großen Stahlerzeugern gegründet, die sich mit einem Kapital von 25 Millionen Dollar
                              									zusammenschlossen. Unter der anfangs der neunziger Jahre herrschenden Depression
                              									hatte auch die amerikanische Eisenindustrie zu leiden. 1898 bildete sich die Federal
                              									Steel Corporation mit einem Kapital von 200 Millionen Dollar, wodurch Erz, Koks,
                              									Eisen, Stahl, Transport und Verkauf unter eine Verwaltung kamen. Der Beginn des 20.
                              									Jahrhunderts eröffnete der Industrie gute Zukunftsaussichten, zumal inzwischen die
                              									Verfahren für die Stahlerzeugung weiter vervollkommnet worden waren. Die
                              									Fortschritte der letzten 25 Jahre sind hauptsächlich das Ergebnis der sozialen und
                              									wirtschaftlichen Veränderung, die in Amerika vor sich gegangen ist, und ihre
                              									Geschichte ist gleichzeitig die Geschichte des amerikanischen Volkes, das
                              									eingetreten ist für die Mobilisierung von Kredit und Kapital, für die Steigerung der
                              									industriellen Erzeugung durch Zusammenarbeit, durch Zuhilfenahme der mechanischen
                              									Energie und durch Entwicklung neuzeitlicher Anlagen. Die Bedeutung dieser
                              									folgenschweren Veränderungen liegt nicht so sehr in der Zunahme des Reichtums des
                              									Landes in seiner Gesamtheit als in der gesteigerten Leistung und Erzeugung des
                              									einzelnen Marines in der Industrie. Der amerikanische Standpunkt in bezug auf das
                              									Lohnproblem wird durch die Auffasung gekennzeichnet, daß ein Gewinn nicht verteilt
                              									werden kann, wenn er nicht selbst erzeugt und mithin vorhanden ist, und je mehr an
                              									Gewinn für das Unternehmen durch jeden Einzelnen erzeugt wird, ein um so höherer
                              									Verdienst kann dann verteilt werden. Ferner: höhere Löhne haben auch einen
                              									höheren Konsum zur Folge. Je größer die Leistung eines jeden Arbeiters, um so größer
                              									die Möglichkeit, die Selbstkosten des Unternehmens zu erniedrigen und mithin Gewinn
                              									und Lohn zu steigern. Der amerikanische Grundsatz lautet: hoher Lohn und niedrige
                              									Verkaufspreise. Diese Ansichten stellen nicht etwa die Argumente der Gewerkschaften
                              									dar, sondern sie wurden auch von dem Vizepräsident der Illinois Steel Company, Th.
                              									Robinson, öffentlich anerkannt und vertreten. Die jährliche Erzeugung des
                              									amerikanischen Arbeiters ist seit 1904 um durchschnittlich 45,7% im Jahre 1925
                              									gestiegen. Durch diese Produktionssteigerung des Einzelnen wurden 1925 für
                              									12304000000 Dollar mehr erzeugt als 1904 oder ⅓ der ganzen Einnahmen von 1925 ist
                              									auf die größere Leistung der Arbeiterschaft zurückzuführen. Auch steht die Leistung
                              									des amerikanischen Arbeiters vor denen der anderen Länder, von denen diejenige des
                              									Arbeiters in Canada der amerikanischen am nächsten steht. Die Leistungssteigerung
                              									der gesamten amerikanischen Industrie findet in der Entwicklung der Eisen- und
                              									Stahlindustrie im besonderen ihre Erklärung, die die Grundlage für alle anderen
                              									Industriezweige darstellt.
                           1901 machte die Stahlerzeugung der Vereinigten Staaten mit 13500000 t 44% der
                              									Welterzeugung aus, 1926 aber mit 48 Millionen t 51%. Während früher der größte Teil
                              									des erzeugten Stahls auf das Bessemerverfahren entfiel, werden heute 84% der
                              									gesamten Stahlerzeugung aus dem basischen Siemens-Martinofen herrühren. Dieser
                              									Uebergang vom Bessemerverfahren zum Martinofenbetrieb ist durch eine Aenderung der
                              									zur Verfügung stehenden Erzreserven begründet. Im Grundsatz sind Hochofen,
                              									Siemens-Martinofen, Bessemerbirne und Walzwerk noch die gleichen Reduktions- und
                              									Umformungsmittel und in dieser Beziehung sind nur wenig metallurgische Fortschritte
                              									gezeitigt worden. Was aber die Amerikaner gemacht haben, ist der Ausbau ihrer
                              									Hüttenwerke im Interesse einer möglichst großen Ausbeute. Die South Chicago Works
                              									der Illinois Steel Corporation bieten für diese Entwicklung ein kennzeichnendes
                              									Beispiel, die die Tages-Roheisenerzeugung je Hochofeneinheit von 318 t im Jahre 1901
                              									auf 649 t 1926 erhöhten. Für die gleiche Zeit stieg die monatliche Erzeugung an
                              									Stahl von 70000 t auf 100000 t im Bessemerstahlwerk und die Wochenerzeugung an Stahl
                              									im Siemens-Martinwerk je Ofen von 536 t auf 1379. Im Walzwerk dieser Gesellschaft
                              									wurden 1901 monatlich 60000 l Stahl gewalzt, heute 100000 t. Die Förderung an
                              									Eisenerz betrug 1902 je Mann 6000 t, heute 48000 t, die 
                              									Roheisenerzeugung 675 t, heute 2405 t, die Bessemerstahlerzeugung 1761 t, heute
                              									3370 t, die Martinstahlerzeugung 1049 t, heute 1842 t, die Walzwerkserzeugung an
                              									Schienen 603 t, heute 1240 t. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß dieses
                              									Hüttenwerk im Jahre 1901 als eines der besteingerichteten Werke galt und es sich
                              									etwa nicht um ein mit damals überholten Anlagen handelt. Diese Fortschritte rühren
                              									in der Hauptsache her von der Vergrößerung der Ofen- und Maschineneinheit, der
                              									Verbesserung der Konstruktionen und von der weitestgehenden Anwendung der
                              									Maschinenarbeit. Der Kraftverbrauch ist in den amerikanischen Hüttenwerken seit 1901
                              									um das Vierfache gestiegen; gleichzeitig hat die Elektrifizierung erheblich
                              									zugenommen. Nachdem die Werke bereits auf Großleistungen eingestellt sind, zielen
                              									ihre Bestrebungen heute darauf hin, diese Leistungen nicht etwa weiter zu treiben,
                              									als vielmehr die Güte der Erzeugnisse zu verbessern.
                           Die Verwaltung der amerikanischen Eisenhüttenindustrie ist heute nicht als eine
                              									Vertretung von Kapital allein aufzufassen, sondern als eine Vertreterin der
                              									Interessen der Oeffentlichkeit, der Aktionäre und der Arbeitnehmer. Die United
                              									States Steel Corporation begann ihre Tätigkeit 1901 mit einem Kapital von 1½
                              									Billionen Dollar und schloß sich aus 10 großen Gesellschaften zusammen. Mit 9½
                              									Millionen t Stahlerzeugung umfaßte sie bei ihrer Gründung 65% der amerikanischen
                              									Stahlerzeugung. Heute beträgt ihre Stahlerzeugung 23 Millionen t. Bei einem
                              									Bevölkerungszuwachs der Vereinigten Staaten von 76 Millionen zu Anfang dieses
                              									Jahrhunderts auf 117 Millionen (1926) stieg die gesamte amerikanische Stahlerzeugung
                              									von 9½ Millionen t auf 35½ Millionen t. Bemerkenswert sind auch die amerikanischen
                              									Ein- und Ausfuhrziffern für Eisen und Stahl, indem sich die Ein- und Ausfuhr im
                              									Jahre 1900 auf 200000 t bzw. 1 Millionen t belief gegen 1 Million t Einfuhr und 2
                              									Millionen t Ausfuhr Eisen und Stahl 1926. Die oben erwähnte Tendenz nach einer
                              									Verbesserung der Werkstoffe macht sich auch darin geltend, daß die Schienenerzeugung
                              									1900 etwa 25% der ganzen Stahlerzeugung ausmachte, heute dagegen nur noch 9%, ein Zeichen, wie sehr die Amerikaner es verstanden
                              									haben, dem Stahl neue Verwendungsgebiete zu eröffnen. Dies ist besonders der Fall,
                              									seitdem die Legierungsstähle im industriellen Betrieb gewonnen werden konnten. Die
                              									Kraftwagenindustrie nimmt heute 15% der Stahlerzeugung auf.
                           Was die Lohnverhältnisse anbetrifft, so wurde schon darauf hingewiesen, daß in
                              									Amerika der Grundsatz lautet: hohe Löhne, hoher Umsatz. Der Stundenlohn ist denn
                              									auch im Chicagoer Bezirk von 15 Cents im Jahre 1901 auf 44 Cents 1926 gestiegen und
                              									das Jahreseinkommen des Arbeiters bei den South Chicago Works von 825 Dollar auf
                              									1870 Dollar im Durchschnitt, also um mehr als das Doppelte. Allerdings sind auch die
                              									Lebenskosten in dieser Zeit gestiegen, und zwar um etwa 50%. In den Dauerbetrieben
                              									der amerikanischen Eisen- und Stahlindustrie hat man bis 1922. 12 Stunden, in den
                              									Nichtdauerbetrieben 10 Stunden gearbeitet. In diesem Jahr ist der 8- und
                              									10-Stündentag angenommen worden und seit einigen Jahren ist die Siebentage-Woche
                              									durch die Sechstage-Woche ersetzt worden. Dem amerikanischen Arbeiter werden
                              									eine schnelle Auffassungsgabe, Fleiß und Ehrgeiz nachgerühmt und seine Interessen
                              									vertritt er selbst vor seinem Vorgesetzten. Infolge der durch die hohen Löhne
                              									ermöglichten angenehmen Lebensbedingungen hat auch das Interesse für den
                              									gewerkschaftlichen Gedanken in Amerika nachgelassen. Die Mitgliederzahl der American
                              									Federation of Labour fiel denn auch von 4078740 im Jahre 1920 auf 2803966 im Jahre
                              									1926. Bei der Einstellung von Arbeitern fragt man in Amerika nicht nach
                              									Staatsangehörigkeit, Konfession und Politik. Der Verhütung von Unfällen hat man
                              									stets eine besondere Sorge gewidmet. Bei den Werken der United States Steel
                              									Corporation sank die Zahl der Unfälle von 20,57% im Jahre 1912 auf 3,26% im Jahre
                              									1926 im Vergleich zu der Belegschaftsziffer. (The Foundry Trade Journal.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Die Kohlenverflüssigung und ihre Bedeutung für die
                                 										Weltwirtschaft. In einem Vortrag vor der Deutschen Weltwirtschaftlichen
                              									Gesellschaft in Berlin machte unlängst Generalkonsul H. Brückmann von der Erdöl- und
                              									Kohleverwertung-A.-G. interessante Mitteilungen über obiges Thema. Nach kurzem
                              									Hinweis auf die Ueberlegenheit der flüssigen Brennstoffe gegenüber der festen Kohle
                              									sowie auf unseren Mangel an natürlichem Oel ging der Vortragende näher auf den
                              									Oelbedarf Deutschlands ein. Bereits im Jahre 1913 führte Deutschland über 1¼ Mill. t
                              									Erdölprodukte im Werte von etwa 170 Mill. Mk. ein, während des Weltkrieges, als der
                              									Oelmangel immer bedrohlicher wurde, setzten überall Bestrebungen ein, uns von der
                              									ausländischen Oeleinfuhr unabhängig zu machen. Trotzdem war im Jahre 1925 die
                              									Einfuhr von Oelen einschl. Benzin wieder auf über 1 Mill. t gestiegen und im Jahre
                              									1927 wurden sicherlich 1,4 Mill. t eingeführt. Innerhalb der nächsten zehn Jahre
                              									wird unser Oelbedarf voraussichtlich auf 3 Mill. t steigen. Da diese Menge einen
                              									Wert von etwa 600 Mill. RM. darstellt, so ist die Frage der einheimischen
                              									Oelgewinnung aus Kohle von der allergrößten Bedeutung.
                           Die bisher in Deutschland aus Kohle gewonnenen Oelmengen sind im Vergleich zu dem
                              									großen und ständig wachsenden Bedarf recht bescheiden. Die Verkokung der Steinkohle
                              									liefert etwa 180000 t Benzol und 50000 t Teeröl für Dieselmotoren, die Verschwelung
                              									der Braunkohle ergab bisher nur etwa 60000 t SchwelteerDiese Menge wird im laufenden Jahre auf mindestens den doppelten Betrag
                                    											anwachsen. D. Ref..
                           Hierin Wandel zu schaffen, ist in erster Linie das Verfahren der Kohlehydrierung von
                              									Bergius berufen, da bei diesem Verfahren die flüssigen Betriebsstoffe nicht als
                              									Nebenerzeugnis gewonnen werden, sondern das Haupterzeugnis darstellen.
                           Die Arbeiten von Bergius gehen bis zum Jahre 1912 zurück; sie wurden zuerst von Dr.
                              									Landsberg und der Th. Goldschmidt, A.-G., Essen, unterstützt. Zur Fortführung der
                              									Versuche auf breiterer Grundlage wurde 1917 das Konsortium für Kohlechemie
                              									gegründet, das für diesen Zweck den Betrag von 30 Mill. Goldmark zur Verfügung
                              									stellte. An diesem Konsortium waren neben Dr. Bergius und dem Vortragenden beteiligt
                              									Graf Henckel von Donnersmarck, 
                              									Landrat Gerlach, Geh. Rat von Friedländer-Fuld, Robert Friedländer und
                              									Kommerzienrat Dr. Karl Goldschmidt. Diese Männer sind die materiellen Begründer der
                              									Kohleverflüssigung. Die Arbeiten wurden unter den schwierigsten Verhältnissen
                              									weitergeführt, so daß am Ende der Forschungsperiode nicht weniger als 28 Mill.
                              									Goldmark verbraucht waren, davon allein 12 Millionen für die Versuchsanlage in
                              									Mannheim-Rheinau. Nur ein kleiner Kreis glaubte an den endgültigen Erfolg und weder
                              									die Vertreter der legitimen deutschen Oelindustrie noch die Banken oder die Behörden
                              									ließen dem Unternehmen irgendwelche Unterstützung zuteil werden.
                           Erst im Jahre 1922 kam eine Vereinbarung mit den beiden größten Oelkonzernen, der
                              									Shell-Gruppe und der Royal Dutch, über eine gemeinsame Verwertung des
                              									Bergin-Verfahrens für den Weltmarkt zustande und im Jahre 1925 folgte das Abkommen
                              									mit der I. G. Farbenindustrie, die selbst schon seit 1922 mit ihren reichen
                              									materiellen Mitteln und auf Grund ihrer ausgedehnten Erfahrungen auf dem Gebiete der
                              									Hochdrucktechnik die Verflüssigung der Braunkohle auf ähnlichem Wege und mit
                              									ähnlichen Ergebnissen bearbeitete.
                           Der Fortschritt und das prinzipiell Neue an dem Berlin-Verfahren ist, daß es Bergius
                              									gelang, den Eintritt von Wasserstoff in den Komplex von Verbindungen, die man
                              										„Kohle“ nennt, bei hoher Temperatur und hohem Druck gewissermaßen zu
                              									erzwingen. Die Wasserstoffzuführung verhindert die sonst bei hoher Temperatur unter
                              									starker Koksbildung stattfindende Zersetzung der Kohle.
                           Bekanntlich wird die Hydrierung in der Weise ausgeführt, daß die zerkleinerte Kohle
                              									mit 20 bis 30% Teer oder Oel zu einer zähen Paste angerührt wird, die in das 8 m
                              									lange Hochdruckgefäß eingepreßt wird, wo sie bei 400 bis 450° und unter 100 bis 120
                              									at Druck mit Wasserstoff in Verbindung tritt. 1 t Steinkohle liefert hierbei etwa
                              									490 kg Oele (neuerdings bis zu 650 kg), ferner 300 kg Pechrückstände und 210 kg Gas.
                              									Diese Produkte gelangen aus dem Hochdruckgefäß nach dem Kühlen und Entspannen in ein
                              									Auffanggefäß, wo Gase und flüssige Stoffe sich scheiden. Aus den 490 kg Oelen erhält
                              									man durch Destillation 150 kg Leichtöl, 200 kg Dieselöl, 80 kg Heizöl und 60 kg
                              									Schmieröl. Durch die neuerdings erreichte Erhöhung der Oelausbeute bis auf 650 kg
                              									wird die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens bedeutend verbessert, zumal als
                              									Ausgangsstoff in erster Linie die schwer absetzbaren und daher billigen Staub- und
                              									Feinkohlen in Frage kommen. Noch günstiger liegen die Verhältnisse für Braunkohle
                              									und deshalb errichtete die I. G. Farbenindustrie ihre erste Großanlage für die
                              									Oelgewinnung in Verbindung mit dem Leuna-Werk, wo sie über ausgedehnte
                              									Braunkohlenvorkommen sowie über die erforderlichen Wasserstoffmengen verfügt.
                           Genaue Zahlen über die Wirtschaftlichkeit der Kohlehydrierung lassen sich natürlich
                              									erst nach den ersten Betriebsjahren der gegenwärtig im Bau befindlichen Großanlagen
                              									feststellen. Auf Grund seiner eigenen Erhebungen schätzte der Vortragende die
                              									Selbstkosten für die aus 1 t Steinkohle gewinnbaren rd. 650 kg Oele auf 71 RM., den
                              									Erlös für diese Produkte aber auf 141 RM., so daß sich ein Reingewinn von 70
                              									RM. je Tonne Kohle ergibt. Eine Großanlage zur Erzeugung von 200000 t Oel jährlich
                              									dürfte sich auf etwa 40 Mill. RM. stellen. Rechnet man nur, mit 50 RM. Reingewinn je
                              									Tonne Oel, so ergibt obige Anlage einen jährlichen Ueberschuß von 10 Mill. RM., was
                              									einer 25prozentigen Verzinsung des Anlagekapitals entspräche. Bei der Hydrierung von
                              									Braunkohle ist jedenfalls ein noch größerer Ueberschuß zu erwarten.
                           Wenn die beiden Anlagen in Merseburg und Duisburg im Jahre 1929 eine Erzeugung von
                              									250000 t Oel (?) erreichen werden, so könnte hiermit bereits die zu erwartende
                              									Bedarfzunahme (von 1,75 auf 2 Mill. t) gedeckt werden. Durch Errichtung weiterer
                              									Anlagen nach Bergius in dem Ausmaße, daß wir innerhalb von 10 Jahren 2 Mill. t Oel
                              									synthetisch erzeugen können, würde erreicht werden, daß die Einfuhr von Oelen keine
                              									weitere Zunahme erfährt. Mit einem Ausblick auf die industrielle und wirtschaftliche
                              									Bedeutung einer derartigen Entwicklung schloß der Vortragende seine
                              									Ausführungen.
                           Sander.
                           Aufbereitung von Steinkohle mit Druckluft. Gegenüber der
                              									bisher vorwiegend benutzten Methode der Kohlenaufbereitung auf nassem Wege hat die
                              									trockene Aufbereitung mit Hilfe von Druckluft gewisse Vorteile, und es sind denn
                              									auch in den letzten Jahren einige größere Anlagen dieser Art sowohl in Amerika als
                              									auch in England errichtet worden. Die hierbei zur Verwendung kommenden
                              									Druckluftherde sind ähnlich gebaut wie die zur Erzaufbereitung benutzten
                              									Schüttelherde. Die Druckluft tritt mit geringem Ueberdruck von unten durch die
                              									Herdplatte ein, sie bewirkt zusammen mit der Schüttelbewegung des Herdes eine
                              									Trennung der Kohlen in mehrere Schichten von verschiedenem spezif. Gewicht, die mit
                              									Hilfe von Leisten gesondert abgeführt werden, und zwar werden die leichten
                              									Kohleteilchen durch die Wirkung der Druckluft über diese Leisten hinweggehoben,
                              									während die Bergeteilchen infolge ihrer Schwere an den Leisten entlang zum Austrag
                              									rutschen. Ein etwas anders konstruierter Druckluftherd hat wegen seiner Form die
                              									Bezeichnung Y-Herd erhalten; er hat eine stündliche Leistung von 5 bis 35 t je nach
                              									der Korngröße des aufgegebenen Materials, wobei der Luftbedarf zwischen 108 und 450
                              									cbm in der Minute und der Ueberdruck zwischen 25 und 150 mm Wassersäule schwankt.
                              									Versuche haben ergeben, daß durch die Druckluft eine chemische Veränderung der
                              									Kohlen nicht eintritt, wohl aber geht der Wassergehalt der Kohle hierbei etwas
                              									zurück.
                           Im Jahre 1926 sind in England zwei große Anlagen nach diesem Verfahren errichtet
                              									worden, die stündlich je 100 t Kohle aufbereiten können. Auf der Wardley-Zeche in
                              									Durham wird Gaskohle mit 19% Asche, nachdem sie vorher durch eine Reihe von Sieben
                              									in verschiedene Korngrößen zerlegt worden ist, auf 6 einfachen Druckluftherden, von
                              									denen jeder mit einem eigenen Gebläse ausgerüstet ist, bis auf einen Aschegehalt von
                              									etwa 4% gebracht. (Ztschr. V. Dt. Ing., Bd. 71, S. 712 bis 713.)
                           Sander.
                           
                           Das Brikettieren von Holzspänen. Die Möglichkeit der
                              									Verwertung eines industriellen Abfallstoffes verdient jede Nachprüfung; dies um so
                              									mehr, wenn der Abfallstoff ein größeres Gewicht besitzt als das Enderzeugnis selbst
                              									und dann auch wenn seine Anhäufung und Ansammlung zu einem beträchtlichen Volumen zu
                              									einer Gefahr für den Betrieb sich auswirken kann. Dies ist bei den Sägespänen und
                              									dem Abfallholz von den Holzbearbeitungsmaschinen der Fall, von denen jährlich
                              									Millionen von t unausgenutzt sind. Abgesehen von der Möglichkeit ihrer einfachen
                              									Verbrennung in Oefen wäre heute auch der Frage näher zu treten, in welchem Maße sie
                              									sich zur Herstellung von Betriebsstoffen heranziehen lassen.
                           Schon im Jahre 1925 hat man sich in Frankreich mit der Stückigmachung der Holzspäne
                              									und -abfälle unter Verwendung eines wässerigen Bindemittels befaßt. Es zeigte sich
                              									aber, daß ein Erfolg nur dann erreichbar ist, wenn in dem Gemisch Holz-Bindemittel
                              									eine geringe Menge Wasser eingeführt ist. Das Bindemittel muß so beschaffen sein,
                              									daß es seinen Wassergehalt bis zu seiner vollständigen Verteilung beibehält, da
                              									sonst die sehr wassergierigen Holzspäne das Wasser aus dem Leim aufsaugen und dessen
                              									Bindeeigenschaften abschwächen würden. Ein beständiger Leim kann aus Mehl,
                              									Kartoffeln, Teer und Natriumsilikat gebildet werden. Der Anteil dieses Bindemittels
                              									an den zu behandelnden Spänen beträgt etwa 10%, nämlich 4% Wasser, 3% Mehl und
                              									Kartoffeln, 1,75% Teer und 1% Natriumsilikat.
                           Das Agglomerieren der Sägespäne geht in 2 Zeiten vor sich, nämlich durch Mischen und
                              									durch Pressen. Das Vermischen der Späne mit dem Bindemittel geschieht in einem
                              									vertikal sich drehenden Behälter, in dem das Aufbereitungsgut zerrieben und
                              									geschlagen wird. Unter dem Mischer befindet sich ein Becken für die Aufnahme der
                              									aufbereiteten Masse. Der zum Pressen benötigte Druck der hydraulischen Presse
                              									beträgt 30–40 kg/cm2, bei großen Briketts
                              									entsprechend mehr. Eine zweckmäßige Presse besitzt 6 oben und unten offene
                              									senkrechte Formen, in die von oben nach unten 6 Kolben gedrückt werden, nachdem ein
                              									über der Presse befindlicher Behälter geöffnet und eine genügende Spänemenge in die
                              									Formen gestürzt ist. Nach Zurückschaltung der Druckkraft und nach Entfernen der so
                              									gewonnenen Holzkuchen vom Preßtisch kommen diese Briketts für die Dauer von 15–20
                              									Tagen in trockene Lagerräume, nach welcher Zeit sie nur noch wenig wasserhaltig sind
                              									und wie jeder andere Brennstoff aufgespeichert werden können.
                           Umfangreiche Versuche wurden mit 4 t Holzbriketts in einer Dampfkesselanlage
                              									vorgenommen bei folgenden Daten für den Kessel: Heizfläche 201 m2, Rostfläche 4,80 m2, natürlicher Zug aus einer Esse von 30 m Höhe und 1,30 m oberen
                              									Durchmesser, Versuchsdauer 7 Stunden, 43 Minuten, Druck 5 kg. Die Ergebnisse selbst
                              									sind:
                           
                              
                                 Gewicht des verfeuerten Brennstoffes
                                 3402400 kg
                                 
                              
                                 demnach verbrannt je Stunde und je   m2 Rost:
                                    												\frac{3402400\,\times\,60}{4,8\ \ \ \ \ \ \ \
                                       											463}=
                                 91800 kg
                                 
                              
                                 Gewicht der Aschen und unverbrann-   ten Teile
                                 36900 kg
                                 
                              
                                 = 1,08% des Brennstoffgewichtes
                                 
                                 
                              
                                 Gewicht des verdampften Wassers
                                 13290 kg
                                 
                              
                                 Gewicht des verdampften Wassers je   Stunde und je m2 Heizfläche
                                    												\frac{1720}{201}=
                                 8550 kg
                                 
                              
                                 verdampftes Wasser in der Stunde
                                 1720 kg
                                 
                              
                                 Verdampfung je kg Brennstoff
                                    												\frac{13270}{3402}=
                                 3900 kg
                                 
                              
                                 1 kg Wasser von 0° auf 151° verdampft   benötigt
                                 652,56 Kal.
                                 
                              
                                 1 kg Wasser von 36° auf 151° verdampft   benötigt 652,56
                                    											– 36 =
                                 616,56 Kal.
                                 
                              
                                 1 kg Brennstoff lieferte 616,56 × 3,9 =
                                 2408,56 Kal.
                                 
                              
                                 Zur Ueberführung von 1 kg Wasser von   ° in Dampf von
                                    											100° sind 637 Kal.   erforderlich; 1 kg Brennstoff ge-   stattet
                                    											die Verdampfung von Wasser   von 0° in gesättigten Dampf von  
                                    												100^{\circ}\,:\,\frac{2408,56}{637}=
                                 3,77 kg
                                 
                              
                           Die Holzbriketts verbrennen rauchlos. Ihr unteres Wärmevermögen beträgt 3200 Kal., so
                              									daß sich ein Wirkungsgrad ergibt von
                              										\frac{616,56\,\times\,3,9}{3200}=0,75. Derartige Ergebnisse
                              									und Eigenschaften der Holzbriketts lassen sich nur dann erzielen, wenn die eine
                              									Bedingung hinsichtlich des Trockenheitsgrades der Briketts erfüllt ist. Das meiste,
                              									schon als trocken bezeichnete Abfallholz enthält 20% Wasser. In diesem Zustand läßt
                              									es sich leicht stückigmachen. Wenn aber die Späne von der Rinde her rühren, so
                              									können sie bis zu 50% Wasser enthalten. Für die Verwertung dieser Späne ist eine
                              									besondere Anlage, der sogenannte Senelisator, geschaffen worden, der lediglich aus
                              									einem Ventilator, einem Aufgabetrichter für die Späne, einer Rohrleitung und einem
                              									Behälter besteht. Diese Sondereinrichtung bezweckt ein Vermischen der Späne mit
                              									Luft, um so eine Trocknung hervor zurufen. Die Späne werden durch den Trichter
                              									aufgegeben, von der Luft des Ventilators erfaßt, durch die Rohrleitung geschleudert
                              									und in den Behälter geblasen.
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Neuzeitliche Oefen in der Metallurgie der
                                 										Nichteisenmetalle. Bei den Röstöfen sind zu unterscheiden die vertikalen
                              									Oefen mit Drehdarren und die Agglomerierverfahren mit Gebläse oder Absaugung. Zu den
                              									ersteren gehören die Oefen von Meletra, Mac Dugall, Klepetko, Herreshoß, Wedge usw.,
                              									zu den Oefen der zweiten Gruppe die Verfahren nach Huntington-Heberlein und
                              									Dwight-Lloyd. In der Gruppe der Schmelzöfen (Schacht-, Flamm-, Tiegel-, elektrischer
                              									Ofen, Konverter) wird von den Schachtöfen der Water-Jacketofen noch vielfach
                              									angewendet, der heute nicht mehr in der Düsenzone allein, sondern an dem größten
                              									Teil des Schachtes durch Wasser gekühlt wird; ferner wird heute vielfach ein Vorherd
                              									vorgebaut, in dem die. Trennung von Schlacke und Metall stattfindet. Der
                              									Gebläsedruck wird jetzt erhöht, sei es, um gewisse chemische Wirkungen zu erreichen,
                              									sei es, um die Ofenleistung zu steiern. Die Versuche, den Koks durch Kohlenstaub im
                              									Schachtofen zu ersetzen, haben infolge aufgetretener Schwierigkeiten noch nicht zum
                              									Ziel geführt, ebenso ist die Frage der Arbeitsweise mit vorgewärmter Gebläseluft
                              									noch nicht einwandfrei 
                              									gelöst. Die Verwendung des Flammofens hat ständig zugenommen, so daß von
                              									manchen Seiten bereits von einem allmählichen Verschwinden des Water-Jacket-Ofens
                              									gesprochen wird. Die Konzentrationsverfahren in diesem Ofen sind wesentlich
                              									vervollkommnet worden und der Umstand, daß die Konzentrate sich im pulverförmigen
                              									Zustand befinden, dürfte einer der wichtigsten Gründe sein, warum die
                              									Kupfer-Metallurgen sich dem Flamm ofen zugewendet haben. Auch die Anpassung des
                              									Flammofens an die verschiedenen Brennstoffe (Gas, Oel, Kohlenstaub) spricht zu
                              									seinen Gunsten. Dagegen ist der thermische Wirkungsgrad des Schachtofens besser. Die
                              									Bestrebungen in dieser Hinsicht sind nicht ohne Erfolg geblieben, z.B. durch die
                              									Wiedergewinnung der Wärme in den Abgasen durch metallische Rekuperatoren
                              									(kalorisierter Stahl), dann die Erweiterung der Ofenabmessungen (30–40 × 7–8 m). Von
                              									feuerfesten Stoffen hat sich besonders das Karborundum bewährt; Zirkon dürfte zwar
                              									noch besser sein, ist aber z. Zt. noch zu teuer. Auch die Ofenausführung mit
                              									Hängedecken kann wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Neue Flammöfen werden
                              									mit selbsttätigen Beschickungseinrichtungen für die Einführung des Erzes
                              									ausgerüstet. Von praktischer Bedeutung ist es, die Oefen nicht ganz zu entleeren,
                              									sondern einen Teil des Metallbades im Ofen zu lassen; auf die Weise behält man eine
                              									beträchtliche Wärmemenge bei, verlängert die Lebensdauer des Herdes, verkürzt die
                              									Schmelzdauer der Chargen, vermindert die Temperatur unterschiede im Ofenraum und
                              									spart an Zeit, Handarbeit, Unterhaltungskosten und an Brennstoff. (La Technique
                              									Moderne)
                           Dr. K.
                           Die Reaktionen im basischen elektrischen Ofen. Es sind zu
                              									unterscheiden die Oxydationsreaktionen und die Desoxydationsreaktionen. Die
                              									Oxydationsreaktionen: Vom chemischen Standpunkte aus läßt sich der Arbeitsvorgang im
                              									elektrischen Ofen in 3 Phasen einteilen: 1. Oxydation des Siliziums und Mangans, 2.
                              									Oxydation und Entfernung des Phosphors, 3. Oxydation des Kohlenstoffs. Das Vanadin
                              									wird wahrscheinlich schon von Beginn der Raffination an entfernt, während das Chrom
                              									sich wie das Mangan zu verhalten scheint: seine Oxydationsgeschwindigkeit sinkt mit
                              									seinem Gehalt. Die zwischen dem Silizium, Eisenoxydul und Calciumoxyd sich
                              									abspielenden Reaktionen sind praktisch beendet, wenn die Charge geschmolzen ist. Der
                              									Kalk ersetzt das Eisenoxydul des Eisensilikates, das sich zuerst bildet, und das
                              									Eisenoxydul geht in das Bad zurück, in dem es löslich ist. 50 bis 70% des Mangans
                              									werden während der Schmelzung entfernt. Die vollständige Entfernung des Phosphors
                              									erfordert 1. einen Ueberschuß an Sauerstoff, 2. eine sehr basische Schlacke, 3. eine
                              									tiefe Temperatur. Sie erfolgt durch Bildung von Phosphorsäure, Eisenphosphat und
                              									schließlich von Calciumphosphat. Die Oxydationsreaktionen des Siliziums, Mangans,
                              									Phosphors, Chroms und Vanadins sind exothermisch, die des Kohlenstoffs dagegen
                              									endothermisch. Infolgedessen findet unterhalb einer bestimmten Temperatur (etwa
                              									1400°) die Oxydation des Siliziums, Mangans und Phosphors statt, so daß der Phosphor
                              									noch vor dem Kohlenstoff entfernt wird. Da die Temperatur im Verlauf des
                              									Prozesses ständig steigt, ist es, namentlich wenn man auf eine teilweise Entkohlung
                              									hinarbeitet, wichtig, daß fast der ganze Phosphor bei Beendigung der Charge entfernt
                              									ist. Die Entfernung des Kohlenstoffs von 1400° ab erfolgt nach den Reaktionen:
                              FeO  +  Fe3C =   4 FeO
                              									+    CO;
                           Fe3O4 + 4 Fe3C = 15 Fe   + 4 CO.
                           Durch Regelung des Kohlenstoffgehaltes in der Charge und durch
                              									die Zusätze der Ferro-Legierungen läßt sich die Entkohlung kontrollieren und man
                              									kann jeden gewünschten Gehalt an Kohlenstoff zwischen 0,05 bis 1,50% erhalten.
                           Bei der Rückkohlung reagiert der Kohlenstoff auf das gelöste Eisenoxydul und das
                              									Manganoxydul unter Kohlenoxydentwicklung:
                           FeO + C = Fe + Co;
                           MnO + C = Mn + CO;
                           es ist in der Regel notwendig, das Bad durch einige Schaufeln
                              									Ferro-Silizium zu beuhigen:
                           Si + 2 CO = SiO2 + 2 C.
                           Die Desoxydationsreaktionen: Die Desoxydation im basischen
                              									elektrischen Ofen erfolgt durch eine kalkige Schlacke mit einem Kohlenstoffüberschuß
                              									und gegebenenfalls durch Zusätze von Ferro-Legierungen. Die Schlacke ist in der
                              									Lage, allein eine vollständige Desoxydation zu sichern; hierin liegt der Unterschied
                              									von dem Siemens-Martin-Verfahren. Es gibt zwei Arten von desoxydierenden Schlacken:
                              									die sogenannte weiße von Kalk, Koks und Flußspat gebildete Schlacke und die graue,
                              									an Kohlenstoff reichere Schlacke, in der sich der Kohlenstoff zum größeren Teil als
                              									Calciumkarbid findet. Da das Calciumkarbid ein starkes Reduktionsmittel ist, wird
                              									fast die ganze Desoxydation durch die Schlacke vorgenommen. Die
                              									Desoxydationsreaktionen selbst sind nun diese:
                                      FeO + C = Fe + CO;
                                     MnO + C = Mn + CO;
                           3 FeO  + C2Ca = CaO + 2 CO + 3
                              									Fe;
                           3 MnO + C2Ca = CaO + 2 CO + 3
                              									Mn.
                           Die Entschwefelung hängt von folgenden 5 Faktoren ab: von der
                              									Basizität der Schlacke, der Anwesenheit von Kohlenstoff oder eines gleichwertigen
                              									Reduktionskörpers, der Flüssigkeit der Schlacke, ihrer Temperatur und von der
                              									Konzentration an Calciumsulfid. Die Hauptreaktionen sind:
                              CaO + MnS + C = CaS + CO + Mn;
                           2 CaO + 3 MnS + C2Ca = 3 CaS + 2 CO
                              									+ 3 Mn.
                           Dabei ist das Calciumkarbid wirksamer als der Kohlenstoff. Die
                              									Entschwefelung durch die Karbidschlacke geht selbsttätig, schnell und fest
                              									vollständig vor sich. (Revue de Métallurgie).
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Naturwissenschaft und Technik. (Prof. Dr.-Ing. R. Plank
                              									auf der H.-Vers. des VDI. in Essen.)
                           Bei der Behandlung des Verhältnisses der Naturwissenschaft zur Technik muß weniger
                              									das „ob“ als das „wie“ in den Vordergrund gerückt werden. Die Technik
                              									ist nicht eine bloße Anwendung der Naturwissenschaften, sondern ein durchaus
                              									selbständiges und eigenes Kulturgebiet. Die Naturwissenschaften sind selbst aus dem
                              									Bedürfnis nach technischen Werten entstanden, und sie werden durch die Technik
                              									dauernd und entscheidend 
                              									bereichert. Die Technik vollzieht den Uebergang aus dem Reiche der Ideen in das
                              									Reich der sinnlichen Wahrnehmung. Dieser eigene Geist der Technik muß bereits in dem
                              									Hochschulunterricht deutlich zum Ausdruck gebracht werden.
                           Aus der außerordentlichen Vermehrung unseres technischen Wissens ergab sich für den
                              									Einzelnen der Zwang zur Spezialisierung. Die Nachteile schlimmster Einseitigkeit
                              									können dabei nur dadurch verhütet werden, daß man die Ausbildung der Ingenieure auf
                              									möglichst breiter mathematisch-naturwissenschaftlicher Basis aufbaut. Denn nur die
                              									Technik in ihrem Gesamtbild, nicht das einzelne hochentwickelte Fach stellt einen
                              									Kulturfaktor dar.
                           Die systematische technisch-wissenschaftliche Forschung ist der gesündeste Weg zu
                              									technischem Fortschritt. Es ist richtig, daß viele wichtige Erfindungen durch
                              									Empiriker und Praktiker rein gefühlsmäßig gemacht wurden; die Phantasie und die
                              									geniale Intuition haben nicht nur auf künstlerischem Gebiet, sondern auch in
                              									Wissenschaft und Technik eine Berechtigung. Während aber die künstlerische Intuition
                              									als isolierter schöpferischer Akt möglich ist und ihr Schöpfer zugleich höchster
                              									Richter ist, unterliegen die Ergebnisse der intuitiven technisch-wissenschaftlichen
                              									Schöpfungen der Kritik der Allgemeinheit. Durch nachfolgende systematische
                              									Forschertätigkeit muß ihre Daseinsberechtigung anerkannt werden.
                           Wenn auch die meisten Ingenieure bei der Ausübung ihres Berufs von der Mathematik nur
                              									selten Gebrauch machen, so darf ihre Bedeutung als Grundelement der Bildung und
                              									Erziehung des Ingenieurs doch nicht unterschätzt werden. Vor allem vermittelt sie
                              									das funktionale Denken als die Erkenntnis der gesetzmäßigen Abhängigkeit der
                              									einzelnen Größen und Vorgänge voneinander. Die ausgesprochene Abneigung vieler
                              									angehender Ingenieure gegen die Mathematik, und der vielfach sehr schlechte
                              									Wirkungsgrad des mathematischen Hochschulunterrichts enthalten so ernste Gefahren,
                              									daß den Ursachen dieser Erscheinungen nachgegangen werden muß. Sie liegen zum
                              									größten Teil in den Methoden des Unterrichts und in der Auswahl des Stoffs. Die
                              									Vorlesungen müssen durch zahlreiche Uebungen ergänzt werden und es muß von
                              									vornherein eine innige Verflechtung mit den Aufgaben des täglichen Lebens und ein
                              									Eindringen in den Geist der Ingenieurtätigkeit angestrebt werden. Sehr vieles hängt
                              									dabei von der Persönlichkeit des Lehrers ab; er muß die der mathematischen
                              									Behandlung zugänglichen technischen Probleme selbst erlebt, und muß im Strome des
                              									technisch-wissenschaftlichen Schaffens eine aktive Rolle gespielt haben, um die
                              									besonderen Eigenarten der mathematischen Bedürfnisse der Ingenieure zu verstehen und
                              									zu vertreten. Daraus ergibt sich die unabweisbare Forderung, daß ein Teil des
                              									mathematischen Unterrichts an Technischen Hochschulen von wissenschaftlich
                              									hochstehenden und pädagogisch befähigten Ingenieuren erteilt wird. Die Verhältnisse
                              									liegen hier genau so wie beim Unterricht in der Mechanik, wo diese Forderung zum
                              									Segen der Technik längst erfüllt ist. Den Allgemeinen Abteilungen der Hochschulen
                              									erwächst die hohe Aufgabe, an der Ausbildung eines Nachwuchses an solchen
                              									akademischen Lehrern mitzuwirken, wozu ein engeres Zusammenarbeiten mit den
                              									technischen Abteilungen notwendig wäre.
                           Die Pflege der technischen Physik ist eine der wichtigsten Aufgaben für die
                              									wissenschaftlichen Ingenieure, denn die reine Physik macht eine Entwicklungskrise
                              									durch, die zu den großartigsten in ihrer Geschichte gehört, und die daher alle
                              									Kräfte absorbiert. Aus den Bedürfnissen der wissenschaftlichen Technik entstanden
                              									zahlreiche staatliche und private Forschungsstellen. Der Arbeit in diesen
                              									Werkstätten physikalisch-technischen Geistes und der Tätigkeit einzelner
                              									hervorragender Ingenieure verdankt man die Entstehung und Entwicklung der modernen
                              									Strömungslehre, der technischen Schwingungslehre, der Festigkeitslehre
                              									einschließlich der modernen Materialprüfung, der technischen Thermodynamik und
                              									vieler anderer Gebiete, die auf die ausführende Technik äußerst befruchtend
                              									rückgewirkt haben. Den stärksten Beweis für die Fruchtbarkeit des Zusammenarbeitens
                              									von Physikern und Ingenieuren hat wohl die Entwicklung der Elektrotechnik geliefert.
                              									Dagegen ist die technische Physik in die Optik und besonders die Akustik noch nicht
                              									so tief eingedrungen, doch lassen sich hier noch große Entwicklungsmöglichkeiten
                              									voraussehen. Der physikalische Unterricht darf sich aber nicht auf Gebiete
                              									beschränken, die unmittelbare Anwendungen gestatten, denn niemand kann sagen, ob die
                              									Zertrümmerung der Atome oder die Supra-Leitfähigkeit der Metalle bei diesen
                              									Temperaturen nicht auch schon bald technisch bedeutungsvoll sein, werden. Die Physik
                              									von heute ist die Technik von morgen, und wer Ingenieur, Prophet und Führer sein
                              									will, muß den gegenwärtigen Stand der physikalischen Erkenntnis souverän
                              									beherrschen.
                           Die chemische Großindustrie verdankt ihre Weltstellung dem Umstand, daß ihre Werke
                              									seit einem Menschenalter in erster Linie Forschungsstätten sind. In der Chemie hat
                              									es niemals einen Gegensatz zwischen der reinen und der angewandten Wissenschaft
                              									gegeben. Die Chemie steht von vornherein der konkreten, stoffgebundenen, auf das
                              									Zweckmäßige hinzielenden Technik näher. Die neuzeitige Entwicklung der chemischen
                              									Technik in physikalisch-chemischer Richtung hat das Grenzgebiet zwischen Chemie und
                              									Maschinenbau stark belebt. Die Apparate der modernen chemischen Hochdruckverfahren
                              									(Ammoniaksynthese, Kohlenverflüssigung) erfordern die intensive Mitarbeit des
                              									Ingenieurs. In der Ausbildung von „Chemie-Ingenieuren“ liegt eine neue
                              									Aufgabe für die Hochschulen, die z.B. in Amerika klar erkannt und schon erfolgreich
                              									durchgeführt ist.
                           Neben der Physik und der Chemie entwickelt sich die Biologie immer stärker von einer
                              									beschreibenden zu einer exakten Naturwissenschaft; sie bedient sich mathematischer
                              									Methoden und besitzt zahlreiche Berührungspunkte mit der Mechanik, der Physik und
                              									besonders der Chemie. Daher mußte die Biologie auch in ein enges Verhältnis zur
                              									Technik treten und das gemeinsame Arbeitsfeld des Biologen und des Ingenieurs wird
                              									heute als „Technische Biologie“ oder „Biotechnik“
                              									
                              									bezeichnet. In dieses Grenzgebiet fällt die Landwirtschaft, das gesamte
                              									Gärungsgewerbe, die Konservenindustrie, die Kältetechnik, die hygienischen und
                              									sanitären Anlagen, die Apparate und Instrumente der medizinischen Technik, die
                              									Schädlingsbekämpfung u.a. So gehört auch die technische Biologie in den Kreis der
                              									für den Ingenieur grundlegenden Naturwissenschaften.
                           Die Technischen Hochschulen haben die Aufgabe, der Industrie geistige Kräfte
                              									zuzuführen, die befähigt sein sollen zu folgerichtigem technisch-wirtschaftlichem
                              									Denken, zu verantwortungsvollem Handeln und zur Schaffung neuer, zweckdienlicher
                              									Werte. Sie sollen Führereigenschaften besitzen, gestützt auf die erworbenen
                              									Kenntnisse, ihre ethischen Anschauungen und ihre Charaktereigenschaften. Sie sollen
                              									nicht einseitige Fachleute, sondern ganze Menschen sein. In der Auswahl und
                              									Behandlung qualifizierter Arbeiter sollte die Maschinen- und Bauindustrie dem
                              									erfolgreichen Beispiel der chemischen Industrie folgen, die kein Spezialwissen
                              									verlangt, sondern ihre Mitarbeiter mit traditionellem Forschergeist erfüllt, mit
                              									reichen Erfahrungen versieht und zu leitenden Persönlichkeiten entwickelt. Einer
                              									Industrie, die sich diesen Geist zu eigen macht, kann unbedenklich ein breiter
                              									Einfluß auf die Ausbildung des akademischen Nachwuchses eingeräumt werden. Niemals
                              									wird die quantitative Fülle des gebotenen Lehrstoffes, sondern stets nur die
                              									Qualität des Unterrichts den Ruf und den Erfolg der einzelnen Hochschulen bestimmen.
                              									Daher werden stets die Persönlichkeiten der akademischen Lehrer für das Format der
                              									Hochschule bestimmend sein. An den schönsten und freiesten aller Berufe müssen die
                              									höchsten Anforderungen gestellt werden. Ein ernstes Mahnwort ist auch an die
                              									lernende Jugend zu richten; der Mißbrauch der akademischen Freiheit ist die größte
                              									Sünde am Geist unserer höchsten Bildungsstätten.
                           Technik ist Schaffung zweckmäßiger Werte. Auf der Technik und den von ihr
                              									geschaffenen Mitteln baut sich erst die Möglichkeit einer kulturellen Entwicklung
                              									auf. Somit ist die Technik ein Element der Kultur. Die drei geistigen Grundelemente
                              									Kants, das Wahre, Gute und Schöne können nach Fr. DessauerFr. Dessauer, Philhosophie der Technik, Verlag Fr. Cohen, Bonn,
                                    										1927. nicht mehr als ausreichend betrachtet werden. Als viertes
                              									Grundelement erscheint die zweckmäßige Verwirklichung, die in der Technik verankert
                              									ist. Diese Begriffserweiterung führt zu einer Verlebendigung und damit zu einer
                              									Vermenschlichung unseres geistigen Weltbildes, also zu einer Konkretisierung des
                              									Kulturbegriffs. In dieser vierdimensionalen geistigen Welt erfüllt die technische
                              									Wissenschaft die Ebene des Wahren und Zweckmäßigen, während z.B. der Aufgabenkreis
                              									der Architektur in der Ebene des Schönen und Zweckmäßigen liegt. Viele Probleme des
                              									Bauingenieurwesens liegen im Grenzraum des Wahren, Schönen und Zweckmäßigen. In
                              									allen Fällen entscheidet außerdem die ethisch-sittliche Größe über den
                              									Persönlichkeitswert der Menschen und die Tragweite der Probleme.
                           Die Ausbildung der Ingenieure soll sich nicht in der Richtung des rein Technischen
                              									bewegen, sondern soweit wie möglich auch die anderen Kulturelemente umfassen.
                              									Anderseits sollen aber auch die Vertreter der „Geisteswissenschaften“
                              									erkennen, daß ihre bisherige Geringschätzung der Technik auf einem verhängnisvollen
                              									Nichtverstehen beruht, und daß die menschliche Kultur ohne die Mittel der Technik
                              									weder entstanden wäre noch weiter bestehen könnte.
                           Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der schnellaufenden,
                                 										namentlich der kompressorlosen Dieselmotoren. (Dr.-Ing. Reinsch auf der
                              									H.-Vers. des VDI., Essen.)
                           Der Kleindieselmotor, besonders der Fahrzeugmotor, geht bis zu den Anfängen des
                              									Dieselmotors selbst zurück. 1893 schon erwähnt ihn Diesel in seiner Schrift
                              										„Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärmemotors“.
                           Die zahlreichen Versuche der folgenden 20 Jahre, den Gedanken in die Tat umzusetzen,
                              									sind alle fehlgeschlagen. Der Grund lag in der Schwierigkeit der Aufgabe selbst. Man
                              									steckte noch zu tief in den ersten Anfängen der Entwicklung, um schon mit dem
                              									Fahrzeugmotor fertig werden zu können, der in bezug auf Drehzahl, Regulierfähigkeit,
                              									vollständige Verbrennung, leichtes Gewicht und geringen Raumbedarf noch viel größere
                              									Anforderungen stellt als langsam laufende Motoren.
                           Da sich dem Dieselmotor auf dem Gebiete des ortfesten und Schiffsmaschinenbaues
                              									inzwischen ein gewaltiges Feld eröffnete, andrerseits der von Anfang an zum Antrieb
                              									der Kraftfahrzeuge verwendete Verpuffungsmotor zu hoher Vollkommenheit entwickelt
                              									worden war, lag zu weiteren Versuchen mit dem kleinen Dieselschnelläufer auch mit
                              									Rücksicht auf die damaligen Preisverhältnisse der Brennstoffe keine besondere
                              									Veranlassung vor.
                           Als nach dem Kriege gerade die Preisfrage den Gedanken an die Verbrennung schwerer
                              									Oele wieder auftauchen ließ, wagte man sich zunächst wieder nicht an den
                              									Kleindieselmotor heran, sondern versuchte mit den bekannten zahlreichen
                              									Schwerölvergaser-Konstruktionen für Verpuffungsmotoren zum Ziel zu kommen, was
                              									jedoch nirgends befriedigend gelang.
                           Erst Tartrais wendete wieder sein Hauptaugenmerk der Konstruktion des Motors zu und
                              									paßte den Motor dem Brennstoff an, suchte jedoch die Lösung in einer Art von
                              									Glühkopfsystem.
                           In Deutschland dagegen begannen nacheinander mehrere Firmen, auf dem Wege des
                              									Dieselprinzips zum Schnelläufer zu gelangen. Einige versuchten es mit dem
                              									klassischen Dieselmotor mit Einspritzung des Brennstoffs durch Druckluft. Die
                              									Mehrzahl aber wandte sich dem Verfahren der unmittelbaren Einspritzung zu, das
                              									infolge seiner größeren baulichen Einfachheit auch im Großmotorenbau immer mehr
                              									Anhänger gewonnen hatte.
                           Diese neuesten Konstruktionen, die zum Teil bereits angeboten werden, wurden im
                              									Vortrag nach ihren typischen Verschiedenheiten und ihren Aufbauformen für die
                              									verschiedenen Verwendungszwecke in Wort und Bild behandelt.
                           Die typischen Verschiedenheiten beziehen sich im wesentlichen auf die Art, wie bei
                              									den kompressorlosen 
                              									Motoren der Brennstoff in den Zylinder gebracht wird und dort verbrennt.
                           Mehrere Firmen spritzen den Brennstoff einfach mittels hohen Pumpendruckes durch
                              									offene Düsen ein; ein Werk verwendet bei diesem Druckzerstäubungsverfahren das
                              									Pumpendruckventil als Einspritzventil.
                           Andere Konstrukteure haben das Vorkammerverfahren entwickelt, wobei der Brennstoff
                              									unter verhältnismäßig niedrigem Druck in eine besondere Zündkammer gespritzt, dort
                              									zu einer Teilentzündung gebracht wird und dann erst in den Kompressionsraum des
                              									Motor-Zylinders gelangt.
                           Eine besondere Art von direkter Einspritzung stellt der Luftspeicher-Motor der Firma
                              									Bosch dar, der je nach dem Verwendungszweck mit Innen- oder Außenspeichern
                              									ausgeführt wird.
                           Auf Einzelheiten des Verfahrens und der Konstruktion konnte der Vortragende nicht
                              									weiter eingehen.
                           Den verschiedenen Verwendungszwecken entsprechend finden wir heute bereits
                              									schnellaufende Dieselmaschinen als Kraftwagen-Motoren und Schiffsmaschinen, als
                              									Antriebsmaschinen für Pumpen und Lichtmaschinen; ferner als Antriebs-Motoren für
                              									Triebwagen und Lokomotiven.
                           Schweißtechnik. Das Schweißen beginnt, sich im Hochbau und
                              									Maschinenbau immer mehr einzuführen, nachdem man erkannt hat, daß man mit diesem
                              									Verfahren bei richtiger Anwendung große Ersparnisse und Vorteile gegenüber andern
                              									Verfahren zur Verbindung von Eisen- oder Metallteilen erzielen kann. Voraussetzung
                              									für die ausgedehnte Anwendung ist, daß man über die Vorgänge beim Schweißen
                              									eingehend unterrichtet ist. Mit allen diesen Fragen beschäftigt sich der
                              									Fachausschuß für Sehweißtechnik des Vereines, deutscher Ingenieure, der während der
                              									diesjährigen Hauptversammlung des Vereines in Essen am 8. Juni unter dem Vorsitz von
                              									Oberbaurat Füchsel wieder eine Fachtagung mit Vorträgen über die zurzeit wichtigsten
                              									Fragen der Schweißtechnik abhielt.
                           Der Direktor der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, Prof. Dr. Henning, sprach
                              									über die Messungen der „Temperatur der Azetylen-Sauerstoff-Flamme“ nach dem
                              									Kurlbaumschen Verfahren der Linienumkehr im Spektrum. Die Flamme wurde mit
                              									Lithium-Karbonat gefärbt und von dem Licht einer Bogenlampe durchstrahlt. Die
                              									Strahlung wurde durch Glasplatten bekannter Durchlässigkeit soweit geschwächt, daß
                              									im Spektrometer die rote Lithiumlinie gerade verschwand; daraus ließ sich die
                              									Flammentemperatur ableiten. Die Flamme enthielt Schichten sehr verschiedener
                              									Temperatur; die höchste Temperatur betrug 3100° Celsius.
                           Prof. C. F. Keel (Basel) berichtete über „Fortschritte der
                                 										Gasschweißverfahren“. Zur Erhöhung der Sicherheit trennt man neuerdings die
                              									Gefäße, in denen der Azetylen gebildet, und die, in denen es aufbewahrt wird. Beim
                              									Schweißen selbst hat man bei dünnen Blechen Vorteile erzielt durch Zusatz von
                              									Steinkohlengas oder Wasserstoff. Für das Schweißen dicker Bleche wies der
                              									Vortragende auf das „Nach-rechts-Schweißen“ hin, bei dem der Arbeiter in
                              									der rechten Hand den Schweißbrenner, in der linken den Schweißstab hält, aber
                              									entgegen der bisherigen Gewohnheit nach rechts (statt nach links) schweißt. Die
                              									Wärme der Flamme wird dadurch besser auf das Schweißstück übertragen und besser
                              									ausgenutzt. Der Vortrag wurde durch Lichtbilder erläutert.
                           Beim Schweißen mittels des elektrischen Lichtbogens wird der eine Pol der
                              									elektrischen Stromzuführung an das Werkstück, der andre an den Schweißstab gelegt.
                              									Der Lichtbogen dient zur Erzeugung der Schmelzwärme. Die Untersuchung dieser
                              									Vorgänge ist, wie Dr.-Ing. Strelow (Hamburg) und Ing. Bung (Köln) mitteilten, sehr
                              									schwierig; man hat sie auf photographischem und elektrischem Wege untersucht, auch
                              									der Filmaufnahmen und der Zeitlupe hat man sich bedient. Sehr interessant war der
                              									Film, der vorgeführt wurde, der nur für die unsichtbaren ultraroten Strahlen
                              									(Wärmestrahlen) empfindlich war. Auch ein ganz neuer Zeitlupenfilm, der für
                              									sichtbare Strahlung empfindlich war und die Vorgänge mit 40facher Verlangsamung
                              									zeigte, wurde vorgeführt.
                           Zur Untersuchung von Schweißungen, ohne das Werkstück zerstören zu müssen, dienen
                              									neuerdings vielfach die Röntgenstrahlen. Mit ihrer Hilfe läßt sich feststellen, ob
                              									die Schweißnähte gleichmäßig sind oder ob sie Schlackeneinschlüsse enthalten. Ueber
                              									die neueren Untersuchungen hiermit sprach Dipl.-Ing. Herr (Berlin).
                           Die neuere Entwicklung des engrohrigen Wasserrohr-Kessels und
                                 										seine Ausbildung zum Höchstdruck-Kessel. (Obermarinebaurat B. Müller in der
                              									D. Maschinentechnischen Gesellschaft.)
                           Es wurden zwei neuere Kesselkonstruktionen der deutschen Kriegsmarine im Lichtbilde
                              									gezeigt und an ihnen die entscheidenden Merkmale des Engrohrkessels mit gebogenen
                              									Rohren erklärt. An zwei Gegenbeispielen mit graden Rohren wurde die weniger gute
                              									Raumausnutzung und vor allem die fehlende Elastizität dieser Konstruktionen
                              									dargelegt, denen kein praktischer Vorteil bei der Innenreinigung der Rohre
                              									gegenübersteht. Wegen der günstigen Betriebseigenschaften der Marinekessel, die
                              									eingehend beschrieben wurden, sind mehrere Landkesselanlagen nach diesem Engrohrtyp
                              									ausgeführt worden, für normale und für höhere Drücke bis 35 at. Von solchen wurden
                              									Lichtbilder vorgeführt, und Betriebsmessungen und Zahlenangaben mitgeteilt; zum
                              									Vergleich wurden mehrere andere Konstruktionen von Hochdruck-Kesseln im Lichtbild
                              									vorgeführt und nach der Wirkungsweise beschrieben; aus verschiedenen
                              									Vergleichszahlen und vor allem aus der großen Unempfindlichkeit der engrohrigen
                              									Marinekessel ergab sich der Schluß, daß sie auch bei höheren Drücken hervorragend
                              									geeignet sind als Spitzenleistungskessel in Kraftzentralen. Schließlich wurden die
                              									Marine-Erfahrungen mit dem Flußeisenmaterial der Wasserrohre und Trommeln mitgeteilt
                              									und die wichtigsten, neueren Forschungsergebnisse über die Kesselbaustoffe
                              									zusammengestellt.
                           Deutschlands Kohlengewinnung und Außenhandel mit Kohle im Jahre
                                 										1927. Sowohl die Steinkohlen- als auch die Braunkohlenförderung hat im 
                              									letzten Jahre eine Zunahme zu verzeichnen, die im ersten Falle 5,7%, im zweiten Falle 8,4% beträgt; noch bemerkenswerter
                              									ist die Vermehrung der Kokserzeugung, die gegenüber dem Vorjahre eine Zunahme um
                              									fast 20% aufweist. Die Gesamtförderung des Deutschen Reiches sowie der Anteil der
                              									einzelnen Länder ist aus folgender Zahlentafel ersichtlich:
                           
                              
                                 Land
                                 Steinkohlet
                                 Braunkohlet
                                 Kokst
                                 Braunkohlen-brikettst
                                 
                              
                                 PreußenBayernSachsenThüringenHessenBraunschweigAnhaltUebr.
                                    											Deutschland
                                 149435072          4408    4032052–––      126068
                                 126616223    2502931  10751326    5993369      426890    3537463      977509–
                                 31583337–    225993–––    451202
                                 30033292Bei Thüringen
                                          											mitgerechnet.  3072224  2662992        3063    621204      70007–
                                 
                              
                                 Deutsches Reich:        1927:        1926:
                                 153597600145279174
                                 150805711139150557
                                 5226053227297398
                                 3646278234358043
                                 
                              
                           Die Ein- und Ausfuhr im Jahre 1927 zeigt gegenüber dem Vorjahr folgende
                              									Veränderungen:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Einfuhr
                                    
                                 
                                    Ausfuhr
                                    
                                 
                              
                                 1927t
                                 1926t
                                 1927t
                                 1926t
                                 
                              
                                 SteinkohlenKoksSteinkohlenbrikettsBraunkohlenBraunkohlenbriketts
                                 533391114563542622559659151359
                                 28666155066928042014762121619
                                 268780478793601750510265971643341
                                 38034891103632581587494785192124759
                                 
                              
                           Diese Zahlen zeigen, daß im vergangenen Jahre die Einfuhr, namentlich von Steinkohle,
                              									eine recht erhebliche Zunahme erfahren hat, während gleichzeitig die Ausfuhr aller
                              									Brennstoffe einen ziemlich starken Rückgang aufweist, der bei Steinkohle über 11
                              									Mill. t ausmacht, also recht beachtenswert ist, zumal wenn man die Zunahme der
                              									heimischen Steinkohlenförderung um rd. 8,3 Mill. t mit in Betracht zieht. Anderseits
                              									darf man nicht vergessen, daß die Ausfuhr von Steinkohlen im Jahre 1926 infolge des
                              									Bergarbeiterstreiks in Großbritannien ungewöhnlich hoch war. Von den nach
                              									Deutschland eingeführten Steinkohlenmengen kamen im Jahre 1927 rd. 3,3 Mill. t aus
                              									Großbritannien und fast 1,2 Mill. t aus dem Saargebiet. Es verdient besondere
                              									Beachtung, daß von dem eingeführten Koks rd. 64000 t, also fast die Hälfte, aus
                              									Holland stammte, das sich mehr und mehr zum Kohlenausfuhrland entwickelt. Die
                              									Lieferung von Rohbraunkohle und Braunkohlenbriketts erfolgte wie immer fast
                              									ausschließlich durch die Tschechoslowakei.
                           Besonders interessant ist die folgende Zusammenstellung, die die Verteilung der
                              									deutschen Kohlenausfuhr auf die einzelnen Länder wiedergibt.
                           
                              
                                 
                                 Steinkohlenausfuhr
                                 
                              
                                 nach
                                 1927t
                                 1926t
                                 
                              
                                 Holland
                                 6591139
                                 10239688
                                 
                              
                                 Belgien
                                 5423388
                                   5479151
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 5117904
                                       8466655einschl. Elsaß-Lothringen.
                                 
                              
                                 Italien
                                 4162183
                                   4349038
                                 
                              
                                 Tschechoslowakei
                                 1170970
                                     872735
                                 
                              
                                 Schweden
                                   914807
                                     821712
                                 
                              
                                 Elsaß-Lothringen
                                   524775
                                 b. Frankr. mitger.
                                 
                              
                                 Schweiz
                                   480445
                                     401835
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                   359392
                                     378779
                                 
                              
                                 Algier
                                   329206
                                     919692
                                 
                              
                           Für deutschen Koks waren auch im Jahre 1927 Luxemburg,
                              									Elsaß-Lothringen, Frankreich und Schweden die wichtigsten Abnehmer, während
                              									Braunkohlenbriketts in der Hauptsache nach Dänemark, der Schweiz, Frankreich,
                              									Elsaß-Lothringen, Holland und Luxemburg ausgeführt wurden. In den obigen
                              									Ausfuhrziffern nach Belgien, Frankreich und Algier sowie Italien sind auch die
                              									Zwangslieferungen mit enthalten, die nach vorläufigen Ermittlungen insgesamt 9,1
                              									Mill. t Steinkohlen und 2,9 Mill. t Koks betrugen.
                           Sander.
                           Das neue französische Patentgesetz. In seiner Sitzung vom
                              									6. März 1928 nahm der französische Senat nach kurzer Erörterung den von der
                              									Abgeordnetenkammer am 7. April 1927 gebilligten Entwurf über das neue Patentgesetz
                              									an. Das neue Gesetz weicht von dem bisherigen in mehreren Punkten ab.
                           Auch jetzt behält das Gesetz in seiner Gesamtheit die allgemeinen Grundsätze des
                              									Gesetzes aus dem Jahre 1848 bei. Neu ist die Möglichkeit der Erlangung einer Art
                              									vorläufigen Patentes, das für die Dauer eines Jahres geheim gehalten und für das
                              									eine ermäßigte Gebühr von 50 frs. gezahlt wird. Dann sind die Gebühren für die
                              									einzelnen Jahre geändert und die Dauer des Patentes entsprechend dem Wunsche der
                              									Industrie auf 20 Jahre ausgedehnt worden. Gemildert ist der Ausbeutungszwang der
                              									Erfindung, indem im Falle einer Nichtausbeutung nicht mehr der Verlust des Patentes
                              									ausgesprochen wird, sondern lediglich die Verpflichtung besteht, Lizenzen an Dritte
                              									zu erteilen, deren Bedingungen im Streitfalle durch ein Schiedsgericht festgesetzt
                              									werden. Das Gesetz sieht eine Expropriation von Erfindungen vor, die im Interesse
                              									der nationalen Verteidigung liegen. Dann wird der Patentinhaber verpflichtet, auf
                              									seine Erzeugnisse die Nummer des Patentes anzubringen.
                           Das Gesetz aus dem Jahre 1848 sah inbezug auf die chemischen Erzeugnisse vor, daß
                              									diese selbst ohne Rücksicht auf das Erzeugungsverfahren geschützt werden konnten; es
                              									war demnach nicht möglich, ein Patent auf ein bereits geschütztes chemisches
                              									Erzeugnis zu erhalten, auch nicht wenn es nach einem anderen Verfahren hergestellt
                              									werden konnte. Das neue Gesetz macht sich die Erfahrungen in anderen Ländern zugute
                              									und hat den Schutz der chemischen Erzeugnisse selbst fallen lassen. Der das
                              									Verhältnis des Angestellten zu seiner Erfindung regelnde Wortlaut im Gesetz läßt dem
                              									Gericht einen weiten Spielraum und gestattet die Fällung eines Urteils nach einem
                              									sehr allgemein abgefaßten Grundsatz, der etwa besagt: erscheint es nicht, daß der
                              									Angestellte in seinem Gehalt oder in einer Sondervergütung eine Entschädigung für
                              									seinen Ausschluß von dem Eigentumsrecht an dem Patent findet, so ist der Arbeitgeber
                              									verpflichtet, ihm eine ergänzende Entlohnung im Verhältnis zu dem Werte der
                              									Erfindung und zu den Umständen zukommen zu lassen, unter denen sie verwirklicht
                              									worden ist. Neu ist auch, daß das Patent den Namen des Erfinders enthalten muß.
                              									(L'Usine, 23. III. 1928)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Für die an dem gewerblichen Rechtsschutz (Patente,
                                 										Gebrauchsmuster, Warenzeichen usw.) beteiligten Kreise dürfte von Interesse
                              									sein, daß 
                              									die Pariser Verbandsübereinkunft vom 20. März 1883, die, wie bekannt, die
                              									internationalen Rechtsbeziehungen auf dem Gebiet des gewerblichen Eigentums zum
                              									Gegenstand hat, und der fast alle am Weltverkehr beteiligten Staaten angehören, im
                              									November 1925 auf einer Konferenz der Verbandsstaaten im Haag in verschiedenen
                              									Punkten geändert ist und eine Neufassung erhalten hat. Gleichzeitig ist auf der
                              									Konferenz auch das Madrider Abkommen vom 14. April 1891 betr. die internationale
                              									Registrierung von Fabrik- oder Handelsmarken und das Madrider Abkommen gleichen
                              									Datums betr. die Unterdrückung falscher Herkunftsangaben auf Waren einer Durchsicht
                              									unterzogen und ebenfalls neugefaßt worden. Endlich hat die Konferenz zu einem neuen
                              									Abkommen über die internationale Hinterlegung von gewerblichen Mustern oder Modellen
                              									geführt. Diesen vier, im Haag am 6. November 1925 unterzeichneten Verträgen hat
                              									nunmehr das Deutsche Reich durch Gesetz vom 31. März 1928 seine Zustimmung erteilt.
                              									Die Verträge werden am 1. Juni 1928 wirksam.
                           Von den Aenderungen des Pariser Unionsvertrages dürften folgende von allgemeinerem
                              									Interesse sein. Die Förmlichkeiten für die Ausübung des Prioritätsrechts sind
                              									dadurch erleichtert, daß künftighin zur Beibringung der Prioritätsbelege
                              									(Abschriften der Voranmeldung nebst Beschreibung, Zeichnung usw.) eine Mindestfrist
                              									von drei Monaten gewährt werden muß. Die Prioritätsfrist für Warenzeichen und für
                              									gewerbliche Muster und Modelle ist von vier auf sechs Monate verlängert. Für die
                              									Zahlung der Gebühren, die für die Aufrechterhaltung der gewerblichen Schutzrechte
                              									vorgesehen sind, ist künftighin überall eine Nachfrist von mindestens drei Monaten
                              									nach Fälligkeit für die Nachzahlung (mit oder ohne Zuschlag) zu gewähren. Auf dem
                              									Gebiete des Warenzeichenwesens bringt der Unionsvertrag eine besonders wichtige
                              									Neuerung in Gestalt des Schutzes der notorisch bekannten Marke. Weiter verpflichtet
                              									das Abkommen die Vertragsstaaten, der unbefugten warenzeichenmäßigen Verwendung von
                              									öffentlichen Wappen, sonstigen Hoheitszeichen und amtlichen Prüf- und Gewährzeichen
                              									entgegenzutreten. Endlich haben die internationalen Bestimmungen, die den unlauteren
                              									Wettbewerb betreffen, eine Erweiterung erfahren.
                           Die Neufassung des Madrider Markenabkommens bringt insbesondere für das Gebührenwesen
                              									einige Aenderungen. So sind als internationale Abgabe für die Registrierung der
                              									Marke in Bern statt bisher 100 Fr. für die erste und 50 Fr. für alle weiteren
                              									gleichzeitig hinterlegten Marken vom 1. Juni 1928 ab 150 Fr. bzw. 100 Fr. zu zahlen.
                              									Neu ist, daß die Abgabe künftighin auch in zwei Raten gezahlt werden kann, wobei
                              									sich aber der Gesamtbetrag auf 175 Fr. bzw. 125 Fr. erhöht. Bei Warenverzeichnissen
                              									von mehr als 100 Wörtern wird ein Zuschlag für die Veröffentlichungskosten erhoben.
                              									Ueber die Einzelheiten der Gebührenvorschriften wie über die sonstigen Bestimmungen
                              									des Abkommens unterrichtet in ausführlicher Weise ein Merkblatt, das von dem
                              									Reichspatentamt zusammengestellt ist und seitens der Interessenten von der
                              									Patentschriftenvertriebsstelle kostenfrei bezogen werden kann.
                           Nach dem neuen Abkommen über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster
                              									und Modelle kann sich jeder Angehörige eines Vertragsstaats den Schutz seiner Muster
                              									oder Modelle in allen übrigen Vertragsstaaten durch bloße internationale
                              									Hinterlegung bei dem Internationalen Büro in Bern sichern, ohne daß es einer
                              									Hinterlegung in dem Heimatsstaat bedürfte. Die Schutzdauer beträgt für alle
                              									Vertragsstaaten 15 Jahre. Die Eintragung des Hinterlegungsgesuchs erfolgt erst nach
                              									Zahlung einer Gebühr. Ueber die Einzelheiten des Abkommens gibt ebenfalls ein
                              									Merkblatt des Reichspatentamts Auskunft, das kostenfrei bei der obengenannten Stelle
                              									des Amtes erhältlich ist. (Nachrichtenstelle des Reichspatentamts.)
                           Straßenbahn-Ausstellung in Essen 1928. (21. bis 30.
                                 										September). Eine eingehende Bearbeitung der Probleme der Essener
                              									Straßenbahn-Ausstellung erfolgt zurzeit durch eine ganze Reihe von Fachausschüssen,
                              									die sich aus Fachleuten des Straßenbahnwesens und seiner verschiedenen Zweige
                              									zusammensetzen, wobei auch die Herstellung des Straßenbaumaterials der Straßenbahnen
                              									und der elektrischen Betriebseinrichtungen berücksichtigt worden sind. In ganz
                              									Deutschland bemüht sich jetzt der Verein Deutscher Straßenbahner, Kleinbahnen und
                              									Privateisenbahnen, der die fachliche Zusammenfassung dieser Unternehmungen
                              									Deutschlands darstellt, wichtiges verkehrswirtschaftliches Material des
                              									Straßenbahnwesens zu erlangen und der Essener Straßenbahnausstellung zuzuführen.
                              									Eine ganze Anzahl von Waggonfabriken hat sich sofort bereit erklärt, die Ausstellung
                              									zu beschicken, dasselbe trifft zu bei großen Firmen der Eisenindustrie, die ein
                              									lebhaftes Interesse daran haben, gerade das Oberbaumaterial der Straßenbahn zu
                              									zeigen. Auch Spezialfirmen, die dem Straßenbahnwesen nahestehen, haben sich nach der
                              									ersten Mitteilung sofort gemeldet, jedenfalls ein günstiges Zeichen für die
                              									Beachtung dieser Ausstellung in den zuständigen technischen und industriellen
                              									Kreisen. Auch Tiefbaufirmen und Unternehmungen für die Herstellung des
                              									Straßenbahnkörpers haben bereits ihre Beteiligung zugesagt, weiterhin
                              									Unternehmungen, welche spezielle elektrotechnische Einrichtungen für die
                              									Straßenbahnen herstellen. Es ist also damit zu rechnen, daß bei der streng
                              									sachlichen Behandlung dieser Fachausstellung sich die meisten derjenigen Firmen
                              									zusammenfinden werden, welche den Bahnkörper der Straßenbahn und ihre
                              									Betriebsmittel, darunter auch die Unterkunftsräume der Fahrzeuge,
                              									Reparaturwerkstätten usw. herstellen oder zu liefern pflegen. Die
                              									Straßenbahnausstellung soll zum ersten Mal in einer ganz gesonderten Behandlung das
                              									Straßenbahnwesen umfassen, das bei früheren Verkehrsausstellungen hinter anderen
                              									Verkehrsmitteln stets stark zurücktrat oder kaum vertreten war. Mit der
                              									Straßenbahnausstellung vom 21. bis 30. September 1928 wird in Essen auch die
                              									Hauptversammlung des Vereins Deutscher Straßenbahnen, Kleinbahnen und
                              									Privateisenbahnen verbunden sein. Nähere Auskunft erteilt das Büro der
                              									Straßenbahnausstellung Essen, Norbertstr. 2.
                           2. Hauptversammlung der Dechema in Dresden. Bericht über die
                                 										wissenschaftliche Sitzung. Die 
                              									2. Hauptversammlung der Dechema, Deutsche Gesellschaft für chemisches
                              									Apparatewesen E. V., die am 1. Juni 1928 in Dresden stattfand und als Gegenstand der
                              									wissenschaftlichen Vorträge die Korrosionserscheinungen in den chemischen Fabriken
                              									und im chemischen Apparatebau behandelte, war außerordentlich zahlreich besucht. Zum
                              									Teil waren 150 und mehr Zuhörer anwesend. Es sprachen die Herren: Prof. Dr. Guertler
                              									(Berlin), Dr. B. Kerschke (Berlin), Dr. E. Liebreich (Berlin), Prof. Dr. Maaß
                              									(Berlin), Dr. W. Wiederholt (Charlottenburg) und Dr. H. Barkholt (Berlin). Eine
                              									kurze Inhaltsangabe der gehaltenen Vorträge ist bereits veröffentlicht. Ausführliche
                              									Referate werden folgen.
                           Die im Anschluß an die einzelnen Vorträge einsetzende lebhafte Diskussion zeigte das
                              									rege Interesse der Zuhörer an den Themen, das durch den Verlauf der Aussprache in
                              									reichem Maße befriedigt werden konnte. Von prinzipieller Bedeutung war die Anregung,
                              									die im Anschluß an den Vortrag von Herrn Prof. Guertler gemacht wurde: die
                              									Vereinheitlichung der Untersuchung über Widerstandsfähigkeit von metallischen
                              									Werkstoffen gegen chemische Angriffe von Seiten der Dechema betreiben zu lassen und
                              									evtl. ein Normenblatt hierüber herauszugeben bzw. in irgendeiner anderen Form diese
                              									für die Technik hochwichtige Methode zu fixieren.
                           Aus der Diskussion des Vortrages von Herrn Dr. Barkholt, der in Vertretung von Herrn
                              									Dr. Zahn (Berlin) sprach, über „Verwendung von Drehrohren zur Kristallisation und
                                 										Verdampfung“, ist hervorzuheben, daß man lebhaft den Wunsch äußerte, nicht
                              									nur die Beschreibung der Apparatur zu hören, sondern vor allen Dingen exakte
                              									Zahlenangaben über ihre Wirtschaftlichkeit, gerade in den Fällen, wo es sich um eine
                              									jedem Interessenten zugängliche käufliche Apparatur, es sich also nicht um die
                              									völlig berechtigte Geheimhaltung individueller Apparaturen handele. Es sei nicht
                              									nötig, die Angaben, die sich auf die Wirtschaftlichkeit beziehen, in absoluten
                              									Zahlen zu machen, sondern in relativen, damit das berechtigte Geschäftsinteresse
                              									gewahrt bleibe.
                           Im ganzen ließ die Sitzung von neuem klar erkennen, daß der Gedanke der
                              									Gemeinschaftsarbeit, von Chemiker und Ingenieur mehr und mehr an Boden gewinnt.
                           Pressa (Ausstellung der Firma Siemens & Halske). Die
                              									Firma Siemens & Halske stellt insbesondere auf den Gebieten Telegraphie,
                              									Telephonie, Verstärkertechnik, Sicherheits- und Zeitdienst aus.
                           Auf dem Stande der Firma sind u.a. Ferndrucker, Siemens-Morseschnellschreiber
                              									(Leistung 150 bis 1700 Zeichen in der Minute), Siemens-Springschreiber (bis 420
                              									Zeichen und bei Lochstreifensendung bis 500 Zeichen in der Minute), sowie ein
                              									Bildtelegraph System Siemens-Karolus-Telefunken, Fernsprech-Automaten für 10, 23 und
                              									50 Anschlüsse, Hebellinienwähler, Vermittlungsschränke, Sprechstellen usw.
                              									ausgestellt.
                           Die Verstärkertechnik ist mit einer kleineren und einer mittleren
                              									Musikübertragungsanlage nebst Lautsprechern sowie mit Meß- und Hilfseinrichtungen,
                              									wie Pegelmesser, Röhrensummer, Stromreiniger, Tonfrequenzmesser,
                              									Geräuschspannungsmesser, Geräusch-Unsymmetriemesser, Geräuschmesser nach Barkhausen,
                              									Röhrenvoltmeter vertreten.
                           An Zeitdienst- und Sicherheitsanlagen sind von der Firma elektrische Uhren – auch
                              									eine Weltzeituhr – Zeitstempel, Wächterkontrollanlagen, öffentliche und private
                              									Polizeimelder, sowie Feuermelder ausgestellt, darunter eine Anlage nach dem
                              									Zeigerapparatesystem, wie sie für Privatanlagen in Betracht kommt.
                           Besonders erwähnt sein mögen die sowohl zur Wächterkontrolle als auch zur
                              									Feuermeldung dienenden „Wächterkontroll- und Feuermeldeanlagen“, dann
                              									Verkehrssignal- und Polizeirufanlagen und die von der Firma vor einiger Zeit
                              									geschaffenen privaten Diebes- und Raumschutzanlagen, bei denen der Alarm z.B. beim
                              									Hausportier erfolgt; ferner die in ihrer Anwendung ebenfalls neuartigen
                              									Unfallmelder, die z.B. auf den im Rheinland entstehenden Automobilstraßen
                              									aufgestellt werden, weil die Straßen unbebaut sind.
                           Auf den Ständen der Reichspost, der Telegraphenagenturen und der Transradio A.-G. ist
                              									die Firma mit Telegrapheneinrichtungen (Springschreibern,
                              									Siemens-Schnelltelegraphenamt, Schnellmorsegerät und Drehspulenschreiber)
                              									vertreten.
                           Die von der Ausstellungsleitung für den Fernsprech- und Sicherheitsdienst auf der
                              									Ausstellung beschafften Einrichtungen (eine Selbstanschluß-Fernsprechanlage, eine
                              									Feuermeldeanlage und eine Wächterkontrollanlage) rühren ebenfalls von der Firma
                              									Siemens & Halske her.
                           Die Bedeutung des Mangans. Es ist eine interessante
                              									Tatsache, daß die größten Verbraucher von Mangan, d.h. die größten Stahlerzeuger der
                              									Welt, wie die Vereinigten Staaten, England, Deutschland, Frankreich, über völlig
                              									ungenügende Manganvorkommen verfügen und infolgedessen gezwungen sind, auf die in
                              									anderen Ländern angetroffenen Lagerstätten zurückzugreifen, nämlich von Rußland,
                              									Brasilien, von der Goldküste und Indien.
                           Die im Bezirk von Tchiaturi (Georgien) vorhandenen reichen Manganerzreserven werden
                              									auf 150 Millionen t geschätzt. Weitere Vorkommen in Rußland befinden sich in Nikopol
                              									und Gatsinsk, dann im Ural und in Sibirien. Die Vereinigten Staaten haben es
                              									verstanden, sich die Kontrolle über verschiedene Erzquellen zu sichern. Schon ihre
                              									geographische Lage hat sie mit Vorteilen in bezug auf die brasilianischen Erze
                              									ausgestattet, die sie auszunutzen geschickt verstanden haben. Diese 1880 entdeckten
                              									Erze in Brasilien befinden sich im Staate Minas Geraes, 240 km nordöstlich von Rio
                              									de Janeiro. Außerdem hat Harriman mit den Russen eine Vereinbarung über die
                              									Ausbeutung der Manganerze von Tchiaturi getroffen, die ihm ein Monopol für die
                              									Gewinnung und Ausfuhr dieser Erze sichert. Andererseits hat Harriman sich
                              									verpflichten müssen, alle notwendigen Einrichtungen für die Modernisierung der
                              									Erzgewinnung, -wasche und -beförderung einzuführen; innerhalb 5 Jahren müssen die
                              									Anlagen einer Jahreserzeugung von 2 Millionen t genügen. Nach 20 Jahren werden die
                              									Gruben, Eisenbahnen, Hafenanlagen usw. in den Besitz der Sowjets übergehen. Im 1.
                              									Jahre nach 
                              									diesem Vertrag hat (die Manganerzgewinnung auf
                              									diesen Gruben schon um 80% zugenommen.
                           Die 1914 an der Goldküste entdeckten Manganerze werden seit 1916 ausgebeutet; sie
                              									kommen vor bei Insuta-Daguisi längs der Eisenbahn Sekondi-Kumasi, 60 km vom Hafen
                              									Sekondi entfernt. Die Förderungsziffern sind hier von 4300 t im Jahre 1916 auf 41000
                              									t für 1920, 117000 t für 1923 und 357000 t für 1926 gestiegen. Der Aufschwung dieser
                              									afrikanischen Mangangruben ist demnach sehr beträchtlich. Weitere Lagerstätten sind
                              									neuerdings im Betchuanaland, im Tranvaal, dann im Bezirk von Postmasburg (160 km von
                              									Kimberley) angetroffen worden; der Reichtum der letzten Fundstätte wird auf 1,8
                              									Millionen t geschätzt. Es haben sich auch bereits 2 große Gesellschaften für deren
                              									Ausbeutung gebildet. Die Manganvorkommen Indiens sind in den Zentralprovinzen, in
                              									den Provinzen von Madras, Bombay und Burmah. Eine große Bergbaugesellschaft verfügt
                              									hier über 20 Gruben mit 20 Millionen hochprozentigen Erzen (51% Mangan). Diese Erze
                              									sind besonders für England von großer Bedeutung, nachdem die Amerikaner außer den
                              									brasilianischen und russischen auch die Erze an der Goldküste mit Beschlag belegt
                              									haben. Von sonstigen Lagerstätten sind zu nennen diejenigen in Japan, Kuba, Kosta
                              									Rica, Argentinien, Chile, Philippinen und Portugiesisch-Indien.
                           Die Manganerze dienen heute hauptsächlich zur Herstellung von Ferro-Legierungen
                              									(Ferro-Mangan, Spiegeleisen, Silikospiegel, Siliko-Mangan). Das Ferro-Mangan enthält
                              									80 (ev. auch nur 60) % Mangan, Rest meistens Eisen und Kohlenstoff, das Spiegeleisen
                              									4–20% Mangan, Silikospiegel etwa 20% Mangan, 66% Eisen und 12% Silizium und
                              									Siliko-Mangan 70% Mangan und 20% Silizium, Rest Eisen, Kohlenstoff usw. Schon im
                              									Jahre 1871 wurde sowohl in Glasgow als auch bei der Gesellschaft der Terre Noire ein
                              									25%iges Ferro-Mangan erzeugt. Das Verfahren bestand darin, ein Gemisch von
                              									Mangan-Karbonat mit Eisenerz in einer Umgebung von staubförmiger Holzkohle oder
                              									Koksstaub in einem Flammofen zu schmelzen, wobei allerdings ein beträchtlicher Teil
                              									des Mangans in die Schlacke überging und die Ofenauskleidung stark anfraß. Dieses
                              									Problem der Ferro-Manganerzeugung wurde 1875–1878 von Poucel endgültig gelöst. Von
                              									1878 ab erzeugte die Terra-Noire-Gesellschaft folgende Legierungen:
                           
                              
                                 Eisen
                                 Mangan
                                 Kohlenstoff
                                 Silizium
                                 Phosphor
                                 
                              
                                 69,60
                                 25,15
                                 5,20
                                 0,052
                                 0,095
                                 
                              
                                 53,00
                                 41,25
                                 5,45
                                 0,080
                                 0,135
                                 
                              
                                 30,50
                                 64,25
                                 5,65
                                 0,062
                                 0,125
                                 
                              
                                   8,25
                                 85,20
                                 6,62
                                 0,093
                                 0,145
                                 
                              
                           Diese Arbeiten Pourcels sind allerdings zum Teil auch auf die Erfolge des
                              									Deutschen Prieger (Bonn) zurückzuführen, der Manganlegierungen im Tiegelofen
                              									erzeugte. Während die Ferro-Mangan-Legierungen im Tiegelofen auf 80–100 Pfund je t
                              									zu stehen kamen, nach dem Verfahren zu Glasgow auf 56 Pfund, sank ihr Preis nach dem
                              									Pourcel-Verfahren sofort auf 16, später sogar auf 8 Pfund je t. Der Fortschritt
                              									Pourcels bestand darin, daß es möglich wurde, vom Spiegeleisen auf Ferro-Mangan
                              									überzugehen, was eine Erniedrigung des Kohlenstoffs im Stahl bei der Stahlerzeugung
                              									und die Gewinnung von Blechen aus weichem Stahl ermöglichte. Diese Bleche bewiesen,
                              									daß Stahl mit schwachem Kohlenstoffgehalt weniger spröde ist und daß er der
                              									Einwirkung von Seewasser besser widersteht. Nach dem Vorschlag von Pourcel wurde die
                              									Erzeugung von Ferro-Mangan im Hochofen verwirklicht, wobei die Silico-Tonerdesteine
                              									für die Ofenauskleidung durch Kohlenstoffsteine ersetzt wurden. Der eigentliche
                              									Gedanke der Verwendung des Hochofens für diesen Zweck war von der
                              									Carniol-Gesellschaft (Wien 1877) ausgegangen, die aber nur eine Legierung mit 30%
                              									Mangan zu wege brachte. Erst die Wahl einer anderen Auskleidung für den Hochofen,
                              									die dem Mangan zu widerstehen hatte, ermöglichte die Erzeugung von 82%igem
                              									Ferro-Mangan ohne Schwierigkeiten.
                           Die heutige Erzeugung von Ferro-Mangan ist insofern noch kostspielig, weil sie die
                              									Verwendung eines hochprozentigen Erzes bedingt und mit einem Koksverbrauch von 2 t,
                              									mitunter sogar von 3 t je t Ferro-Legierung verbunden ist. Dazu kommen die Verluste
                              									an Mangan in der Schlacke, wenn der Hochofen zu heiß geht oder die Kokscharge
                              									ungenügend ist. Bei gut geführten englischen Hochöfen rechnet man mit einem Verlust
                              									von durchschnittlich 28%. Das Ferro-Mangan aus dem Hochofen enthält einen
                              									ansehnlichen Anteil von Kohlenstoff, dasjenige aus dem elektrischen Ofen dagegen
                              									einen nur geringen Anteil. Wenn auch beim elektrischen Ofen die Kokscharge auf 230
                              									kg je t vermindert werden kann, so sind die Ausgaben für den elektrischen Strom doch
                              									so bedeutend, daß der Hochofenbetrieb zur Erzeugung von Ferro-Mangan als
                              									wirtschaftlicher anzusprechen ist. Neben dem üblichen Ferro-Mangan mit hohem
                              									Kohlenstoffgehalt gibt es auch solches mit wenig Kohlenstoff, so eine schwedische
                              									Legierung (Ferrolegeringar) mit 79,34% Mangan, 18,9% Eisen und nur 0,91%
                              									Kohlenstoff, ferner die Legierung von Saint-Beron (Frankreich) mit 79,1% Mangan, 15%
                              									Eisen, 5,22% Silizium und 0,58% Kohlenstoff. (Revue de Métallurgie.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.