| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Kalpers | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 161 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Zuschrift an die Schriftleitung. In Heft 1/2 1928 der
                              									vorliegenden Zeitschrift berichtet Prof. Dr. Baudisch über die theoretischen
                              									Merkmale einer von ihm mit „Wirbelströmung“ bezeichneten Strömungsform.
                              									Hierbei sind ihm einige Irrtümer unterlaufen, auf welche im nachstehenden
                              									hingewiesen sein möge.
                           Die Gleichungen für Pu und Pr sind nur für konstantes a längs der Stromlinie
                              									angeschrieben, sie gelten also nur für die logarithmische Spirale als Strombahn.
                              									Richtig müssen sie heißen:
                           
                              P_u=m\,\left(\frac{dc}{dt}\,cos\,\alpha-\frac{c^2}{\rho}\,sin\,\alpha\right),
                              
                           
                              P_r=m\,\left(\frac{dc}{dt}\,sin\,\alpha+\frac{c^2}{\rho}\,cos\,\alpha\right),
                              
                           Den Eulerschen Strömungsgleichungen ist zu entnehmen, daß
                              									ferner
                           
                              P_u=\frakfamily{P}_u-m\,\frac{g}{\gamma}\
                                 										\frac{\delta\,p}{r\,\delta\,\varphi}\mbox{ und
                                 										}P_r=\frakfamily{P}_r-m\,\frac{g}{\gamma}\,\frac{\delta\,p}{\delta\,r},
                              
                           die Komponenten der äußeren Kräfte sind im vorliegenden Falle
                              									gleich null.
                           Hierbei ist zu bemerken, daß \frac{\delta\,p}{r\,\delta\,\varphi}
                              									und \frac{\delta\,p}{\delta\,r} vektorische Größen sein müssen,
                              									was auch daraus folgt, daß sie die in die betrachtete Richtung fallenden Komponenten
                              									des Gradienten der skalaren Druckverteilung p = f (r, φ) darstellen, welcher
                              									Gradient eben ein Vektor ist.
                           Gleichung 2) \frac{C_u}{r}=\frac{C}{\rho} entspricht, wie
                              									leicht gezeigt werden kann, ebenfalls der logarithmischen Spirale und nur diesem
                              									Zufall ist es zu danken, daß die Gleichungen 3) wieder allgemein gültig aufgenommen
                              									werden dürfen. Jedenfalls aber ist die angegebene Form der Ableitung unrein.
                           Für die sogenannte freie Wirbelströmung sollen ferner, wie berichtet wird
                              										-\frac{C_r\,C_u}{r} und \frac{{C_u}^2}{r}
                              									verschwinden. Hiermit ist notwendig cu = O und
                              									dadurch cr = O, die folgenden Glng. 7) gelten also
                              									für einen nicht existierenden Strömungszustand, weil
                              										c=\sqrt{{C_r}^2+{C_u}^2}=O ist, es herscht absolute Ruhe im
                              									Strömungsbereiche. Die weiter nachfolgejden Betrachtungen über den angeblich
                              									skalaren Charakter des elementaren Wertes
                              										\frac{\delta\,p}{\delta\,\rho}\,.\,d\,\rho sind, wie schon
                              									oben gezeigt, unrichtig, denn diesem steht die Richtung von ρ zu. Wäre dem nicht so,
                              									so stünde in Glg. 8) links eine vektorielle Größe, rechts aber nicht, was unmöglich
                              									ist. Glg. 8') enthält wohl nur einen Druckfehler, sie muß richtig lauten:
                              										\frac{\gamma}{g}\
                                 										\frac{{C_u}^2}{r}=\frac{\delta\,p}{\delta\,r} und ist natürlich
                              									ebenfalls vektorisch gültig.
                           Die Betrachtungen für die sogenannte unvollkommen freie Wirbelströmung gelten im
                              									gleichen Sinne auch für die „vollkommen freie“. Die erwähnte 
                              									„Abstützung“ des Flüssigkeitsdruckes reicht dann eben sinngemäß bis ins
                              									Unendliche, soferne nicht vorher „abstützende“ Wandungen auftreten. Ist
                              									insbesondere die Strömungsform nach log. Spiralen eingestellt, dann sind solche
                              									Wände überflüssig, weil sie, wie sich leicht zeigen läßt, unbelastet bleiben.
                              									Nachdem schließlich diese Strömungsform die einzige ist, welche den Energieinhalt
                              									von m nicht verändert, ist sie notwendigerweise die geeignetste für den
                              									schaufellosen Spaltraum moderner Vollstrahlturbinen.
                           Die nach Glg. 10) für bz = 0 geforderten
                              									zylindrischen Begrenzungswände bilden bloß einen speziellen Fall unter den
                              									möglichen. Z.B. eine Diagonalturbine kann unter bestimmten Voraussetzungen für die
                              									Form des Rotationshohlraumes ebenfalls bz = O
                              									ergeben.
                           Brünn, am 27. April 1928.
                           Ing. Paul Walther,
                           Assistent der Deutschen Technischen Hochschule.
                           Erwiderung auf die Zuschrift von Herrn Ing. Walther
                                 										(Brünn). Die erste der vorstehenden Einwendungen läuft darauf hinaus, daß
                              									der Einsender die Ausdrücke dc. cos α und dc. sin α statt meiner Werte dcu und dcr gesetzt wissen will. Nun ist
                              									aber nach meiner Schreibweise
                           dcu = d (c cos α) = dc.
                              									cos α + c. d cos α,
                           dcr = d (c sin α) = dc.
                              									sin α + c. d sin α.
                           Darin entfallen die letzten Glieder, wenn α = konstant. Daraus ist ersichtlich, daß nicht ich,
                              									sondern der Einsender den speziellen Fall der logarithmischen Spirale als Strombahn
                              									im Auge hat. Im Interesse der Allgemeinheit meiner Ableitung muß ich daher bei
                              									meinen Gleichungen bleiben. Zugegeben, daß meine Gleichung 2 der logarithmischen
                              									Spirale entspricht, doch kann in jedem Punkte der beliebigen Strombahn eine logarithmische Spirale als Schmiegungskurve
                              									gelegt werden, woraus ersichtlich, daß meine Gleichung 2 für jede beliebige Strombahn erfüllt sein muß.
                           Die Eulerschen Gleichungen? Ich habe dieselben weder verwendet, noch auch den
                              									vektoriellen Charakter der partiellen Ableitungen dieser Gleichungen je in Frage
                              									gestellt.
                           Was die Ausdrücke -\frac{c_r\,c_u}{r} und
                              										\frac{{c_u}^2}{r} betrifft, so wollte ich sagen, daß von
                              									diesen Ausdrücken, die als die Komponenten der Zentripetalbeschleunigung
                              										\frac{c^2}{\rho} erkannt werden müssen, im Falle des
                              									schaufellosen Raumes gar nicht gesprochen werden darf. Sie sind dann physikalisch
                              									unmöglich und widersinnig, daher gar nicht vorhanden. Dies deshalb, weil im
                              									schaufellosen Räume die Strombahn absolut nachgiebig, bar jeder Festigkeit ist.
                              									Diese Ausdrücke aber dann gleich 0 zu setzen und den Fall der Ruhe des Wassers
                              									daraus zu konstruieren, wäre nur im Falle unendlich vieler Schaufeln, nie aber im
                              									Falle des schaufellosen Raumes am Platz.
                           Der Wert \frac{\delta\,p}{\delta\,\rho} ist unbedingt skalar. Ein
                              									Hereinziehen meiner Gleichung 8 ist hier unangebracht, weil darin der vorstehende
                              									Ausdruck gar nicht vorkommt. Für die Richtigstellung meiner Gleichung 8' sage
                              									ich dem Herrn Einsender meinen Dank.
                           Daß nach logarithmischen Spiralen gekrümmte Führungswände unbelastet sein sollen, ist
                              									unrichtig, ebenso die im nächsten Satz daran geknüpfte Schlußfolgerung.
                           Die zylindrischen Begrenzungswände habe ich für den Fall bz = O ausdrücklich als Beispiel erwähnt.
                           Wien, am 16. Juni 1928.
                           Dr. H. Baudisch.
                           Die Brennstofftagung der Weltkraftkonferenz London 1928.
                              									Unter allen Gegenwartsfragen der Technik hat das Energieproblem von jeher eine
                              									besondere Stellung eingenommen. Viele unter den belangreichen technischen
                              									Errungenschaften des letzten Jahrhunderts sind nichts anderes als neuartige Formen
                              									seiner Lösung. Um den Fachleuten der ganzen Welt Gelegenheit zu bieten, mit
                              									Staatsmännern, Wissenschaftlern, Vertretern der öffentlichen Meinung und den
                              									Energieverbrauchern zur Erörterung der wichtigsten Fragen aus der Energietechnik und
                              									Energiewirtschaft zusammenzukommen und ihre Lösung durch gemeinsamen
                              									Meinungsaustausch zu fördern, wurde zur Bearbeitung des ganzen umfassenden
                              									Aufgabenkreises im Jahre 1924 die erste große Weltkraftkonferenz nach London einberufen, der im Jahre 1926 eine
                              									Teilkonferenz über Wasserkraftnutzung und Binnenschiffahrt in Basel folgte. Als
                              									nächste Veranstaltung im Rahmen der Weltkraftkonferenz steht nunmehr gleichfalls
                              									eine Teilkonferenz, die Brennstofftagung (Fuel Conference) in London vom 24.
                              									September bis 6. Oktober 1928 bevor.
                           Das Programm der Tagung sieht nicht weniger als 170 Berichte vor, unter denen
                              									Deutschland mit 17 Beiträgen vertreten ist. Sie werden im einzelnen nicht mündlich
                              									vorgetragen, sondern stehen bereits vor der Konferenz den Interessenten gedruckt zur
                              									vorherigen Durcharbeitung zur Verfügung und werden lediglich in geschlossener Form
                              									von Generalberichterstattern gemeinsam zur Erörterung gestellt. Die Berichte
                              									umfassen die Gebiete der festen, flüssigen und gasförmigen Brennstoffe und gehen
                              									ausführlich auf die mannigfachen Aufgaben ihrer Behandlung, Lagerung, Verwendung und
                              									Beförderung unter besonderer Berücksichtigung der Fernversorgung ein. Weiterhin
                              									werden die Fragen der Abhitzeverwertung und Tieftemperaturverkokung der
                              									wissenschaftlichen Ausbildung in der Brennstofftechnik, der organisatorischen
                              									Maßnahmen zur wirtschaftlichen Ausnutzung der Brennstoffe, sowie- internationaler
                              									Vereinbarungen über Bestimmungen, Maßeinheiten, Untersuchungen u.a.m. behandelt.
                           Im Hinblick auf die außerordentliche Wichtigkeit der Probleme ist mit einer großen
                              									Teilnehmerzahl, insbesondere aus Deutschland, zu rechnen. Darum sei die rechtzeitige
                              									Anmeldung durch das Deutsche Nationale Komitee der Weltkraftkonferenz, Berlin NW 7,
                              									Ingenieurhaus, dringend empfohlen. Zur Teilnahme an der Tagung berechtigt der Erwerb
                              									der Mitgliedschaft gegen einen Beitrag von 30 sh; dieser ermäßigt sich für
                              									Mitglieder der dem Deutschen Nationalen Komitee angehörenden Verbände auf 20 sh. –
                              									Als Ort für die im Juni 1930 abzuhaltende zweite Vollkonferenz ist Berlin
                              									vorgesehen.
                           
                           Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.Deutschland. Am 1. 6. 1928 sind die Haager Abkommen betr.
                              									Patent-Marken und Musterschutz, denen Deutschland im Jahre 1925 beigetreten war, in
                              									Kraft gesetzt worden. Die wichtigsten für alle beigetretenen Länder geltenden
                              									Bestimmungen sind: Die Prioritätsfrist für Master und Warenzeichen beträgt 6 Monate;
                              									Prioritätsbelege sind in 3 Monaten nachreichbar. Zwangsbilanz tritt praktisch an
                              									Stelle des Ausübungszwanges. Für die Gebührenzahlung gelten Nachfristen von 3
                              									Monaten. Offenkundig im Eintragungsland vorbenutzte Warenzeichen dürfen für einen
                              									Dritten nicht eingetragen werden. – Für internationale Warenzeichen-Registrierungen
                              									sind jetzt 150 Schweiz. Frcs. für die zwanzigjährige Dauer zu zahlen. Werden
                              									zunächst nur 100 RM. davon gezahlt, so müssen 75 Frcs. innerhalb der ersten
                              									zehnjährigen Schutzdauer nachgezahlt werden. – Die neu geschaffene internationale
                              									Hinterlegung von Geschmacksmustern in Bern gilt zunächst für Deutschland, Spanien,
                              									Holland und die Schweiz. Die erste Schutzfrist beträgt 5 Jahre, die
                              									Verlängerungsschutzdauer 10 Jahre, die Höchstdauer also 15 Jahre.
                           Canada. Die Bestimmungen betr. Ausübungszwang und
                              									Zwangslizenzen sind geändert worden. Ein formeller Ausübungsnachweis wird dadurch
                              									empfehlenswert.
                           Chile. Bei der Anmeldung von Patenten müssen die genauen
                              									Daten und beglaubigten Unterlagen des ersten gleichartigen Patentes eines anderen
                              									Landes eingereicht werden.
                           Finnland. Fabrikmarken sind jeweils innerhalb von 10
                              									Jahren seit Eintragung oder Erneuerung vorschriftsgemäß zu verlängern.
                           Griechenland. Ein Gesetz vom 20. 3. 1928 betrifft die
                              									Bestätigung und Vereinheitlichung der früheren Gesetze für den gewerbl.
                              									Rechtsschutz. Danach wurden z.B. Patente nur für pharmazeutische Präparate mit
                              									Vertriebserlaubnis erteilt. Das Eigentumsrecht an einer Marke sichert nur die
                              									Eintragung. Für Auslandsmarken gilt eine Prioritätsfrist von 6 Monaten.
                           Großbritannien. Die Prioritätsfrist für Warenzeichen und
                              									-Musteranmeldungen läuft jetzt 6 Monate vom Tage der ersten Anmeldung. – Die
                              									dreijährige Ausübungsfrist beginnt mit dem Erteilungstag des Patents. – Die
                              									Patentstatistik für 1927 zählt 35469 Anmeldungen und 17624 Erteilungen gegen 33080
                              									bzw. 17333 in 1926. Am Schluß des Berichtsjahres waren 341 britische Patentanwälte
                              									registriert.
                           Litauen. Das neue Patentgesetz ist am 28. 5. 1928 in Kraft
                              									getreten. Eine Neuheitsprüfung findet nicht statt. Die Anmeldungen werden drei
                              									Monate nach Eingang für drei Monate öffentlich ausgelegt und führen zur Erteilung,
                              									falls kein Einspruch in dieser Frist eingeht. Die Patenthöchstdauer ist 15 Jahre ab
                              									Anmeldung, für vor dem Inkrafttreten des Gesetzes gemachte A*meldungen 15 Jahre von
                              									der Erteilung.
                           Peru. Einführungspatente erlöschen in der vorgesehenen
                              									Frist von zwei Jahren ganz oder teilweise wegen Nichtbenutzung oder nur teilweiser
                              									Ausübung.
                           Polen. Patente und Gebrauchsmuster müssen nach Ablauf der
                              									ersten drei Jahre in einem Umfang ausgeführt werden, der annähernd den inländischen
                              									Verbrauch deckt. Falls der Inhaber des Schutzes den geschützten Gegenstand innerhalb
                              									drei Jahren nicht ausführt, ist er gezwungen, die Lizenzabgabe in drei
                              									aufeinanderfolgenden Nummern der „Nachrichten des poln. Patentamts“
                              									anzubieten. Falls die Lizenz aus irgendwelchen Gründen nicht erteilt worden ist,
                              									oder falls die Lizenznehmer das Patent bzw. Gebrauchsmuster in dem vorgeschriebenen
                              									Umfang nicht ausführen, wird auf Grund einer Klage, welche erst nach Ablauf von fünf
                              									Jahren von der Erteilung des Patents zulässig ist, das Patent zurückgenommen.
                           Schweden. Das Gesetz vom 11. 5. 1928 hat die Patentdauer
                              									auf 17 Jahre vom Anmeldetag an gerechnet verlängert. Geändert wurden ferner die
                              									Jahresgebühren und einige Anmeldevorschriften.
                           Spanien. Eine Verordnung vom 17. 2. 1928 regelt das
                              									Nichtigkeitsverfahren gegen ungültige Patente.
                           U. S. Amerika. Entschädigungsansprüche auf Grund des
                              									Freigabegesetzes müssen bis 2. 8. 1928 in Washington eingereicht sein. Formulare und
                              									Beratung durch „Interessenverwertung für Ansprüche
                                    											deutscher Patentinhaber“, Berlin NW
                              									7.
                           Pat.-Anw. Dr. Oskar Arendt.
                           Neue Braunkohlen-Schwelanlagen in Mitteldeutschland und
                                 										Hessen. Einem von Dr.-Ing. A. Sander (Berlin)
                              									auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker in Dresden in der Fachgruppe
                              									für Brennstoff- und Mineralöl-Chemie gehaltenen Vortrag über obiges Thema entnehmen
                              									wir folgende Mitteilungen:
                           Die Schwelindustrie hat sich bei uns in den letzten zwei Jahren in recht
                              									bemerkenswerter Weise entwickelt, wenigstens soweit es sich um die Verschwelung von
                              									Braunkohle handelt. Eine Reihe von großen, neuzeitlichen Schwelanlagen ist in
                              									Betrieb gekommen, die sich teils in Mitteldeutschland, teils in Hessen befinden. Dem
                              									alten Rolle-Ofen sind starke Gegner erstanden, die ihn an Durchsatz um ein
                              									Vielfaches übertreffen und dazu noch eine wesentlich höhere Teerausbeute liefern.
                              									Unter diesen neuen Oefen verdient besondere Beachtung der lotrechte Drehofen der
                              									Kohlenveredlung A.-G., Berlin, über dessen Bauart Vortragender bereits auf der
                              									Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker in Kiel 1926 näher berichtet
                              									hat.
                           Der erste nach dem Verfahren der Kohlenveredlung A.-G. arbeitende Drehofen ist seit
                              									Ende 1925 auf der Grube Leopold in Edderitz bei Köthen in Betrieb, er hat die auf
                              									ihn gesetzten Erwartungen in jeder Hinsicht erfüllt, so daß die Grube Leopold
                              									bereits Anfang des Jahres 1926 3 weitere Oefen derselben Bauart in Auftrag gegeben
                              									hat, zu denen nunmehr noch ein 5. hinzukommt, der in wenigen Wochen fertiggestellt
                              									sein wird. Die Grube Leopold wird mit diesen 5 Oefen täglich 500 t Rohbraunkohle
                              									verschwelen und hieraus im Tage 50 t Teer, sowie ca. 2,5 t Gasbenzin gewinnen
                              									können.
                           Eine zweite von der Kohlenveredlung A.-G. erbaute Schwelanlage mit ebenfalls 5
                              									Schwelöfen ist 
                              									seit einigen Monaten auf der Grube Alwiner Verein bei Halle der Gewerkschaft
                              									des Bruckdorf-Nietlebener Bergbau-Vereins in Betrieb. Auch hier handelt es sich um
                              									eine sehr gute Schwelkohle, so daß die von dieser Anlage gewonnene Teermenge etwa
                              									ebenso groß ist, wie die oben genannte Erzeugung der Grube Leopold.
                           Besondere Beachtung verdient das große Schwelwerk Gölzau, das zwischen Bitterfeld und
                              									Köthen von den Schwelwerken Minna Anna A.-G., einer Tochtergesellschaft der
                              									Kohlenveredlung A.-G., im vergangenen Jahre errichtet worden ist und vor kurzem den
                              									Betrieb aufgenommen hat. Die Anlage ist im ersten Ausbau für die Verschwelung von
                              									rd. 1000 t Rohbraunkohle täglich erbaut, doch ist bereits bei allen Teilen der
                              									Anlage auf die spätere Erweiterungsmöglichkeit auf die dreifache Leistung Bedacht
                              									genommen worden. Die Anlage ist nicht nur wegen ihrer zweckmäßigen Gliederung,
                              									sondern auch wegen ihrer architektonischen Gestaltung recht bemerkenswert. Die
                              									Röhrentrockner, in denen die Braunkohle vor der Verschwelung getrocknet wird, sind
                              									die größten, die bisher im deutschen Braunkohlenbergbau Anwendung gefunden haben.
                              									Das Ofenhaus enthält 8 lotrechte Drehöfen, die in 2 Reihen aufgestellt sind. Der in
                              									diesen Oefen erzeugte Teer, dessen Menge vorerst rd. 100 t täglich beträgt, wird auf
                              									Endprodukte (Oele und Tafelparaffin) an Ort und Stelle weiter verarbeitet. Ein Teil
                              									des erzeugten Schwelkokses wird im eigenen Kraftwerk unter staubgefeuerten
                              									Hochdruckkesseln verbrannt. Das anfallende Schwelgas dient zum Teil zur Beheizung
                              									der Schwelöfen, während der Rest in der Teerdestillation Verwendung findet.
                           Erfreulicherweise hat man sich auch außerhalb des mitteldeutschen Braunkohlengebietes
                              									nunmehr dazu entschlossen, neuzeitliche Schwelereien zu errichten. So ist seit
                              									kurzem auf der Grube Friedrich in der Nähe der oberhessischen Stadt Hungen eine
                              									größere Schwelanlage in Betrieb, die ebenfalls von der Kohlenveredlung A.-G. erbaut
                              									worden ist. Diese Anlage besteht aus 4 Drehöfen und ist für einen täglichen
                              									Durchsatz von etwa 600 t Rohbraunkohle berechnet.
                           Eine noch größere Schwelanlage, die in Kürze ihrer Vollendung entgegengeht, befindet
                              									sich nur wenige Kilometer weiter südwestlich auf der Grube Wölfersheim bei
                              									Friedberg. Diese Anlage wird von der Kohlenveredlung A.-G. für Rechnung der
                              									Braunkohlen-Schwelkraftwerk Hessen-Frankfurt A.-G., einer gemeinschaftlichen
                              									Gründung des hessischen Staates und der Stadt Frankfurt, errichtet. Sie ist für eine
                              									tägliche Verarbeitung von 1000 t Rohbraunkohle, die von den staatlichen Gruben in
                              									Wölfersheim geliefert wird, bestimmt und wird aus 7 Drehöfen bestehen. Der in dieser
                              									Anlage gewonnene Schwelkoks wird in Form von Staub in dem benachbarten Kraftwerk,
                              									das fast die ganze Provinz Oberhessen mit Strom versorgt und künftig auch die Stadt
                              									Frankfurt a. M. mit Strom beliefern wird, direkt verfeuert werden.
                           Die Teererzeugung dieser fünf neuzeitlichen Schwelanlagen wird über 100000 t jährlich
                              									betragen. Was dies für unsere Oelwirtschaft bedeutet, erkennt man am besten aus der
                              									Tatsache, daß die alten, mitteldeutschen Schwelereien mit ihren mehr als 1000
                              									Rolle-Oefen insgesamt nur ungefähr 65000 t Teer jährlich erzeugen. Die Oelgewinnung
                              									aus heimischen Rohstoffen hat somit in der letzten Zeit recht erfreuliche
                              									Fortschritte gemacht.
                           Zum Schluß berichtete Vortragender noch näher über die Abscheidung des Teeres, die
                              									verschiedenen Möglichkeiten zur Verwertung des Schwelkokses sowie über die Reinigung
                              									und Verwendung des Schwelgases zur Gasfernversorgung.
                           
                              S.
                              
                           Die Erzeugung von Koks und Nebenprodukten in den Vereinigten
                                 										Staaten von Amerika. (Chem. Ind. 1927, S. 738.) Die Verwendung von
                              									Nebenproduktenöfen nimmt in der amerikanischen Kokerei-Industrie von Jahr zu Jahr
                              									zu, obschon auch die alten Bienenkorböfen noch in ziemlich großer Zahl in Betrieb
                              									sind. Insgesamt wurden im Jahre 1926 81,8 Mill. t Kohle verkokt, und zwar 63,7 Mill.
                              									t in Nebenproduktenöfen und 18,1 Mill. t in Bienenkorböfen. Gegenüber dem Vorjahre
                              									hat die Kokserzeugung in letzteren nur um 1%, in Nebenproduktenöfen dagegen um 11%
                              									zugenommen. Die genaue Statistik des Bureau of Mines über die
                              									Nebenproduktengewinnung liegt bisher erst für das Jahr 1925 vor. Danach betrug die
                              									Erzeugung von
                           
                              
                                 Steinkohlenteer
                                 480,85
                                 Mill.
                                 Gall.
                                 (= 1820000 t)
                                 
                              
                                 Ammoniumsulfat
                                 1017,01
                                 „
                                 lbs.
                                 (=   461315 t)
                                 
                              
                                 Gaswasser    (Ammoniakinhalt)
                                 65,26
                                 „
                                 lbs.
                                 (=     29602 t)
                                 
                              
                                 Rohes Leichtölt
                                 146,44
                                 „
                                 Gall.
                                 (=   555275 t)
                                 
                              
                                 Rohbenzol
                                 6,12
                                 „
                                 „
                                 (=     23164 t)
                                 
                              
                                 Benzol raff.
                                 16,23
                                 „
                                 „
                                 (=     61430 t)
                                 
                              
                                 Motorenbenzol
                                 81,47
                                 „
                                 „
                                 (=   308364 t)
                                 
                              
                                 Rohtoluol
                                 0,13
                                 „
                                 „
                                 (=         492 t)
                                 
                              
                                 Toluol, raff.
                                 5,33
                                 „
                                 „
                                 (=     20174 t)
                                 
                              
                                 Solventnaphtha
                                 4,74
                                 „
                                 „
                                 (=     17870 t)
                                 
                              
                                 Andere Leichtöl-    produkte
                                 2,37
                                 „
                                 „
                                 (=       8963 t)
                                 
                              
                                 Rohnaphthalin
                                 9,24
                                 „
                                 lbs.
                                 (=       4191 t)
                                 
                              
                           Von der erzeugten Rohteermenge wurde nur die Hälfte der Destillation unterworfen,
                              									während die andere Hälfte verfeuert wurde. Gegen Ende des Jahres 1926 befaßten sich
                              									76 Unternehmungen mit der Gewinnung von Kokerei-Nebenprodukten; ihre Erzeugung
                              									erreichte etwa 92% der Gesamtleistungsfähigkeit. Die Zahl der Anfang 1926 in Betrieb
                              									befindlichen Nebenprodukten-Koksöfen betrug 11413, zu denen im Laufe des Jahres noch
                              									429 neue Oefen hinzugekommen sind.
                           Sander.
                           Fortschritte in der Herstellung von Leuchtgas aus
                                 										Braunkohle. Auf der 69. Jahresversammlung des Deutschen Vereins von Gas-
                              									und Wasserfachmännern in Hamburg hielt Dr.-Ing. A. Sander (Berlin) über obiges Thema
                              									einen Vortrag, dem wir folgendes entnehmen:
                           Die Erzeugung eines für städtische Zwecke verwendbaren Gases aus Braunkohle ist auf
                              									verschiedenen Wegen möglich. Vortragender befaßte sich insbesondere mit der
                              									Nutzbarmachung des Braunkohlenschwelgases, das in den Teerschwelereien als
                              									Nebenerzeugnis anfällt. Die alten Schwelereien in Mitteldeutschland kommen für die
                              									Gasabgabe an Städte vorerst nicht in Frage, weil sie bei der heutigen Betriebsweise
                              									keinen Gasüberschuß haben und weil ferner das in den Rolle-Oefen 
                              									gewonnene Gas einen zu geringen Heizwert besitzt. Anders liegen die
                              									Verhältnisse bei den in den letzten zwei Jahren entstandenen neuen Schwelereien, die
                              									nach dem Verfahren der Kohlenveredlung, A.-G. arbeiten. Der Drehofen dieser
                              									Gesellschaft gestattet die Erzeugung eines hochwertigen Gases in einer Ausbeute von
                              									90–100 m3 je Tonne Rohbraunkohle. Die nach diesem
                              									Verfahren arbeitenden 5 Groß-Anlagen, von denen sich 3 in Mitteldeutschland und 2 in
                              									Oberhessen befinden, werden binnen kurzem etwa 100 Mill. m3 Schwelgas jährlich erzeugen.
                           Trotz seines hohen Heizwertes entspricht das Braunkohlenschwelgas im ursprünglichen
                              									Zustande allerdings nicht den Normen, die der Deutsche Verein von Gas- und
                              									Wasserfachmännern für die Gasbeschaffenheit aufgestellt hat. Durch ein einfaches
                              									Reinigungsverfahren auf nassem Wege und nach folgenden Zusatz eines
                              									wasserstoffreicheren Gases gelingt es jedoch, mit verhältnismäßig geringen Kosten
                              									ein Mischgas zu erzeugen, das für alle städtischen Zwecke gut verwendbar und auch
                              									zur Fernleitung geeignet ist. Es ist somit zu erwarten, daß für die Gasversorgung
                              									derjenigen Orte, die in der Nähe der Braunkohlenreviere liegen, künftig auch das
                              									Braunkohlenschwelgas mit herangezogen werden wird.
                           
                              S.
                              
                           Die flüssigen Brennstoffe in Italien. Italien verfügt über
                              									reiche Vorkommen an bituminösen Schiefern und asphaltischem Gestein; dieses letzte
                              									wird sehr eifrig durch verschiedene Gesellschaften ausgebeutet, die nunmehr mit dem
                              									nationalen Petroleumamt (A.G.I.P.) vereinigt sind. Aus dem Vorkommen von Sizilien
                              									werden im Jahre fast 6000 t Oel gewonnen. Die bituminösen Schiefer von Trient,
                              									Süditalien und Sizilien sollen reich an flüchtigen Bestandteilen sein. Der
                              									italienische Marineminister hat sich bereits mit der Frage eines Abbaues der
                              									Schiefer von Mollare (Trient) befaßt und Versuche über die Verwendung des aus ihnen
                              									gewonnenen Oeles zu Brennstoffzwecken anstellen lassen. Von Interesse ist, daß schon
                              									vor dem Kriege von deutscher Seite Schiefer von Serra di Falco (Sizilien)
                              									destilliert wurden, aus denen 10,5% Oel zu 10000 kcal gewonnen wurde. Kürzlich hat
                              									sich, in Neapel die Gesellschaft Benit gebildet, die sich eine Gewinnung von Benzin
                              									aus Destillationsrückständen des Petroleums, des Schieferöls und aus jedem in- und
                              									ausländischen Brennstoff zum Ziel gesetzt hat. Durch Gesetz vom 25. November 1926
                              									ist den Gesellschaften, die sich mit der Behandlung von Raffinationsrückständen der
                              									Mineralöle befassen, die zollfreie Einfuhr der notwendigen Rohstoffe für die Dauer
                              									von 10 Jahren und die vollständige Steuerfreiheit für die gleiche Zeitdauer
                              									zugestanden worden, wobei sich der Staat ein Kontrollrecht dieser Unternehmungen und
                              									eine Beteiligung am Gewinn in einem zu vereinbarenden Maße vorbehielt. Die
                              									Gesellschaft Benit hat eine Lizenz für die Ausbeutung nach dem Verfahren der
                              									Universal Oil Products Co of Chicago erworben. Auf Grund von Vereinbarungen mit dem
                              									Staat wird sie demnächst zur Aufstellung von Anlagen für die Ausbeutung der
                              									Schiefervorkommen von Salerno übergehen, so daß man hofft, die Jahreserzeugung von
                              									3200 t Schieferöl in Zukunft wesentlich zu überschreiten. An Steinkohlenteer
                              									werden jährlich etwa 16000 t gewonnen, an Teer-Schwer- und Leichtölen etwa 2500
                              									t und an Benzol nur 1400 t. Die Gesetze vom 17. April und 24. Oktober 1926, die die
                              									Wiedergewinnung von Nebenerzeugnissen und die Verpflichtung der Entbenzolung der
                              									Kohlengase für alle Kokereien, Gaswerke und Teerdestillationsanlagen vorgeschrieben
                              									haben, scheinen fühlbare Erfolge noch nicht gezeitigt zu haben, denn 1926 wurden aus
                              									Deutschland noch 4500 t und im L Halbjahr 1927 2800 t Teeröle eingeführt. Die
                              									Benzoleinfuhr befindet sich seit einigen Jahren in starkem Steigen und überschritt
                              									1926 4000 t (hauptsächlich aus Oesterreich) und im 1. Halbjahr 1927 2200 t, trotzdem
                              									man hätte annehmen können, daß die durch den Trust Italgaz jährlich destillierte
                              									Kohlenmenge von 540000 t eine genügende Menge von Benzol ergeben sollte. Ein
                              									erheblicher Teil des Benzols wird allerdings für die Zubereitung von Sprengstoffen
                              									durch diesen Trust verwendet.
                           Die ungenügende Inlandserzeugung an Holzkohle hat Bedenken für die Annahme dieses
                              									Stoffes als nationalen Betriebsstoff für Gaserzeuger, wie es z.B. in Frankreich
                              									angestrebt wird, hervorgerufen und die Militärkreise scheinen von der Verwendung der
                              									Holzkohle schon abgerückt zu sein. Italien bezieht seine Holzkohle aus Korsika und
                              									zum größten Teil aus Jugoslavien. Von 88000 t 1925 stieg die Einfuhr auf 123000 t
                              									1926. Man hat sich angesichts dieser Abhängigkeit vom Ausland daher mit dem Gedanken
                              									umgetragen, eine besondere Forstbehörde ins Leben zu rufen, dessen Aufgabe sein
                              									sollte, einerseits die für die Verkohlung geeigneten Waldungen an Gesellschaften
                              									unter Gewährleistung der Abnahme der Holzkohle und der Nebenerzeugnisse zu
                              									bestimmten Preisen freizugeben, andererseits das Aufforsten geeigneter Flächen und
                              									der abbebauten Waldungen planmäßig zu betreiben. Im Gegensatz zu Frankreich, wo in
                              									Gaserzeugern Holzkohle verwendet wird, legen italienische Techniker mehr Wert auf
                              									die Verwendung des Holzes selbst in Gaserzeugern, indem sie geltend machen, daß 1 t
                              									Holz nur 200 kg Holzkohle ergibt, wobei der Heizwert der Holzkohle kaum doppelt so
                              									hoch ist wie der des Holzes, so daß sich ein Verlust an Kalorien von 60% ergibt.
                              									Abgesehen von dem vor einem Jahre mit Braunkohle in Valdarno gemachten Versuchen hat
                              									man sich in Italien noch nicht mit der Frage der synthetischen Verfahren von Bergius
                              									oder Fischer befaßt. Die Vorkommen von Valdarno sind weniger teerreich als die
                              									deutschen Braunkohlen. Neben dem Sindicat Benzeno, einer holländisch-deutschen
                              									Gruppe, besteht die Sociétà Alcool Sintetico, gegründet 1927 zu Mailand, mit der
                              									Aufgabe der Ausbeutung des italienischen Patentes von Zanleoni bezüglich der
                              									Gewinnung von synthetischen Aethylalkohol und Benzin aus Calciumcarbid und eines
                              									stickstoffhaltigen Nebenerzeugnisses. Die Inlandserzeugung an Calciumcarbid genügt
                              									für den Bedarf des Landes und ihre Leistungsfähigkeit wird auf 100000 t geschätzt.
                              									(La Journée Industrielle.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Silika-Gel zur Trocknung von Hochofenwind. Es sind
                              									wiederholt Versuche gemacht worden, die Feuchtigkeit des Gebläsewindes durch
                              									Ausfrieren 
                              									oder durch Adsorption mit Hilfe von Calciumchlorid, Schwefelsäure u.a.m.
                              									herunterzusetzen. Entweder erwiesen sich diese Verfahren als praktisch unmöglich
                              									oder sie waren zu teuer. Von besserem Erfolg begleitet ist die Windtrocknung mit
                              									Silika-Gel, wie sie seit April 1927 im Hochofenbetrieb der zu den Glasgow Iron and
                              									Steel Co gehörenden Wishaw-Werken in Schottland gehandhabt wird. Das Silika-Gel, das
                              									jetzt in großen Mengen von gleicher Beschaffenheit erzeugt werden kann, besitzt ein
                              									hervorragendes Aufnahmevermögen für Wasser, denn es kann 20% seines Gewichtes an
                              									Wasser aus der Luft mit einem Wirkungsgrad von 99/100% adsorbieren. Das so
                              									aufgenommene Wasser läßt sich durch Temperaturerhöhung wieder vertreiben, so daß das
                              									Silika-Gel wieder verwendungsfähig wird. Die Anlage in Schottland, die für eine
                              									Trocknung von 1000 m3 Wind je min vorgesehen ist,
                              									besitzt 6 Adsorbierkammern mit schräg angeordneten und durchlöcherten Kästen zur
                              									Aufnahme des körnigen Gels. Von diesen 6 Kammern sind 5 in Betrieb, während eine
                              									wieder reaktionsfähig gemacht wird. Die für diesen letzten Zweck benötigte Hitze
                              									wird durch die Verbrennung von Hochofengas geliefert, das in einer kleinen
                              									Verbrennungskammer mit einem Luftüberschuß so verbrannt wird, daß die Temperatur
                              									338° beträgt. Die Auffrischung einer Kammer dauert 1½ Stunden. Mit diesem
                              									Windtrocknungsverfahren wurden auf dem genannten Werk in den drei ersten Monaten
                              									nach Inbetriebnahme folgende Erfolge erzielt:
                           
                              
                                 
                                 1925
                                 Mai 1927
                                 Juni 1927
                                 Juli 1927
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit d. Atmo-    sphäre
                                 8
                                 7
                                 7,8
                                 11
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit d. Gebläse-    windes
                                 8
                                    2,5
                                   2,75
                                         3,69
                                 
                              
                                 Mehrleist. d. Hochöfen
                                 –
                                    17,39
                                 12,20
                                       17,14
                                 
                              
                                 Koksersparnis
                                 –
                                      4,57
                                   5,69
                                         4,82
                                 
                              
                           Der Erfolg ist demnach insofern ein doppelter, als einerseits
                              									die Roheisenerzeugung stieg, gleichzeitig der Koksverbrauch geringer wurde. Die
                              									Unterhaltungskosten werden als gering bezeichnet. (The Foundry Trade Journal.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Der elektrische Ofen zur Verhüttung von Nickelerzen. Der
                              									elektrische Ofen hat seit einigen Monaten ein neues Anwendungsgebiet gefunden. Eine
                              									Nickelhüttengesellschaft in Neukaledonien bedient sich dieser Ofenart zur Verhüttung
                              									von Nickelerzen. Die Nickelindustrie in Neukaledonien hat durch den Aufschwung der
                              									Nickelindustrie in Canada außerordentlich gelitten und war durch den hohen
                              									Brennstoffverbrauch ihrer niedrigprozentigen Erze so benachteiligt, daß seit 1914
                              									die Förderungsziffer ständig im Abnehmen war. Während 1914 noch 172000 t Erz
                              									gefördert wurden, betrug die Förderziffer 1922 nur noch 45 t. Inzwischen konnte zwar
                              									eine höhere Förderung festgestellt werden, die jedoch an die der Vorkriegszeit bei
                              									weitem nicht heranreicht. Eine der größten Nickelgesellschaften, Le Nickel, sah sich
                              									daher gezwungen, neue Wege ausfindig zu machen, die Nickelindustrie in Neukaledonien
                              									wieder in die Höhe zu bringen. Die Wasserfälle des Yateflusses kamen ihr dabei zu
                              									statten, so daß sie ein Kraftwerk für 22000 PS errichtet hat, das den für den
                              									Betrieb der elektrischen Oefen erforderlichen Strom liefert. Vorläufig hat man
                              									zwei Oefen aufgestellt. Nach den bisherigen Erfolgen beabsichtigt man den Bau
                              									weiterer Oefen. Diese Ofenausführung arbeitet mit hoher Spannung und die Oefen sind
                              									mit Chromit ausgekleidet. Durch direktes Schmelzen der Nickelerze im elektrischen
                              									Ofen kann man ein Ferro-Nickel mit bis zu 90% Nickel herstellen. Die weitere
                              									Raffination dieser Legierung auf Reinnickel wird auf elektrolytischem Wege
                              									vorgenommen. Die wesentlichen Ausgaben bei diesem Verfahren sind der Stromverbrauch,
                              									der Elektrodenabbrand und die Unterhaltung der Oefen. Das Schmelzen von 1 t Erz
                              									erfordert z. Zt. 1100 bis 1200 kWh, während der Elektrodenabbrand 12 kg beträgt. Die
                              									Verluste an Nickel durch die Schlacke sind erheblich geringer als beim Schmelzen im
                              									bisher üblichen Wassermantelofen (Water-Jacket). Da die Schlacke bei einer höheren
                              									Temperatur erzeugt wird, ist sie auch dünnflüssig und das Volumen dieser Schlacke
                              									wird schon aus dem Grunde geringer, weil in den Ofen weder Brennstoff noch Gips und
                              									nur selten ein Flußmittel aufgegeben wird. Einer der Hauptvorteile des elektrischen
                              									Ofens bei der Verhüttung des Garnierit-Erzes ist die Leichtigkeit, mit der alle
                              									Nickelerze, wie hoch ihr Nickelgehalt und wie ihre Zusammensetzung auch immer sein
                              									mag, niedergeschmolzen werden können. Der Wassermantelofen erlaubt nicht die
                              									Behandlung von Nickelerzen mit weniger als 5% Nickel. Die kaledonischen Erze
                              									enthalten aber nicht selten nur 4–5% Nickel. Dann war es bisher auch schwierig, die
                              									Erze zu schmelzen, wenn sie zuviel Kieselsäure und Magnesia enthielten, welche
                              									Verbindungen meistens in einem beträchtlichen Betrag vorzukommen pflegen. Der Anteil
                              									an Kieselsäure im kaledonischen Nickelerz beträgt 26 bis 44%, der an Magnesia
                              									11–24%. Durch die besondere Anpassungsfähigkeit des elektrischen Ofens an alle Arten
                              									von Nickelerzen rechnet man von jetzt ab mit einer wieder steigenden Ausbeute der
                              									Erzgruben, die gerade über einen fast unerschöpflichen Vorrat an niedrigprozentigen
                              									Nickelerzen verfügen. Ferner wird es möglich sein, eine Serie neuer Legierungen von
                              									Nickel und Eisen der verschiedensten Zusammensetzungen bei direktem Ausgehen vom Erz
                              									aus zu erhalten. (Revue de Métallurgie.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Die Entwicklung des Werkzeugmaschinen- und Werkzeugabsatzes in
                                 										Brasilien. hgm. Die Industrialisierung Brasiliens macht ganz
                              									außerordentliche Fortschritte. Nahezu auf allen Gebieten industrieller Fertigung
                              									erfährt die Leistungsfähigkeit der nationalen Erzeugung eine erhebliche Ausdehnung
                              									durch zahlreiche, modern organisierte Neugründungen oder den großzügig,
                              									wirtschaftlichen Ausbau bereits bestehender Betriebe. Diese Bestrebungen der
                              									brasilianischen Industriewirtschaft haben erfahrungsmäßig in letzter Zeit eine ganz
                              									beachtliche Vorwärtsbewegung der brasilianischen Maschineneinführmärkte mit sich
                              									gebracht, in erster Linie haben sie dabei einen auffällig starken Einfluß auf das
                              									Tempo der Einfuhr derartiger Industriegüter aus dem Auslande ausgeübt. Diese
                              									Entwicklung hat auch in anderen ibero-amerikanischen Ländern erfahrungsmäßig zu
                              									vermehrter industrieller Veredelungswirtschaft am Orte in bedeutenden Mengen
                              									gewonnener Grundmaterialien und damit ebenso zu ganz erheblich gesteigerter
                              									Nachfrage aus jenen 
                              									Konsumtionsgebieten nach Maschinen, in erster Linie wiederum Werkzeugmaschinen
                              									und Werkzeugen, geführt. Alle jene Märkte verdienen daher im Augenblick eine
                              									wesentlich größere Anteilnahme des deutschen, hier besonders wettbewerbsfähigen
                              									Außenhandels in Maschinen. In erster Linie trifft dies wiederum auf Brasilien zu,
                              									dessen Einfuhrbedarf im Augenblick ganz bedeutsam über den aller andern
                              									latein-amerikanischen Länder in Rücksicht auf die dort wesentlich weiter geförderte
                              									Industrie hinausgeht. Soweit bisher statistische Angaben über den Einfuhrumfang
                              									Brasiliens an Werkzeugmaschinen und Werkzeugen erfaßlich sind, wurden hier im Jahre
                              									rund 11 Millionen kg Werkzeugmaschinen usw. eingeführt. Argentinien importierte in
                              									der gleichen Periode im selben Jahre etwa 4 Millionen, Mexiko etwas über 3 Millionen
                              									kg. Dieses Einfuhrbild ist indessen nur eine höchst ungenügende Wiedergabe der
                              									wirklich guten Einfuhrbedingungen, als die augenblicklichen Einfuhrverhältnisse weit
                              									über den seinerzeit für die zahlenmäßigen Erörterungen zugrunde gelegten Stand
                              									hinaus entwickelt sind. Die Untersuchungen der einzelnen südamerikanischen
                              									Maschinenmärkte ergaben nun die interessante Tatsache, daß der Wettbewerb der
                              									Vereinigten Staaten durchaus nicht – wie wiederholt vermutet – so wirksam ist, um
                              									einen erfolgreichen Kampf um höchsten Preiswert zu Ungunsten anderer Einfuhrnationen
                              									für sich zu entscheiden. Im Gegenteil kommt Amerika in der Einfuhr von Werkzeugen
                              									und Werkzeugmaschinen, beispielsweise nach den aussichtsreichen Märkten Brasiliens,
                              									erst an dritter Stelle mit verhältnismäßig bescheidenem Anteil gegenüber den
                              									Haupteinfuhrnationen Großbritannien und Deutschland. Es ist sehr beachtlich, daß der
                              									deutsche Ausfuhrhandel von Werkzeugmaschinen nach Brasilien annähernd dreimal so
                              									groß wie der der Vereinigten Staaten ist, obwohl Amerika über wesentlich bessere
                              									Absatzbeziehungen, namentlich infolge kurzer Güterwege, verfügt, ein Vorzug, der bei
                              									der Bewegung so schwerer Objekte auffällig mitspricht. Deutschland hat auch eine
                              									weiterhin ermutigende Tatsache für die Steigerung der deutschen Werbeenergien für
                              									Werkzeugmaschinen in Brasilien – den Anteil des bisher bevorzugten Großbritanniens
                              									bereits nahezu erreichen können. Die Aussichten, einen größeren Einfluß auf die
                              									brasilianischen Maschinenmärkte zu gewinnen, sind für den deutschen Außenhandel
                              									deshalb so günstig, als die brasilianische Eigenerzeugung hier noch nicht entfernt
                              									zu irgendwie befriedigenden Leistungen bei der Befriedigung des steigenden
                              									Binnenbedarfs entwickelt werden konnte. Brasilien ist hier auch in absehbarer Zeit
                              									fast ausschließlich im Ausgleich der Nachfrage im Lande auf das Ausland angewiesen.
                              									Die Aufnahmefähigkeit Brasiliens für Werkzeugmaschinen und Werkzeuge ist
                              									außerordentlich vielseitig. Verschiedene Aeußerungen zum Absatz von
                              									Werkzeugmaschinen in der internationalen Presse, die mitunter die Auffassung
                              									zulassen, Brasilien sei ein komplizierter Markt, sind entschieden abwegig. Es wird
                              									sich freilich trotz allem für einen gewissenhaften Außenhändler nicht umgehen
                              									lassen, die Marktbedingungen einem sorgfältigen Studium zu unterziehen. Für die
                              									Werbung auf den maßgebenden Absatzplätzen Brasiliens sind dabei verschiedene
                              									Erfahrungen nützlich. Die brasilianischen Märkte sind in erster Linie
                              									Preismärkte. In der Hauptsache strebt daher der brasilianische Konsum von
                              									Werkzeugmaschinen in Brasilien eine Aufnahme besonders billiger Maschinen an. Das
                              									Interesse an hochwertigen Maschinen, vor allem solchem Werkzeug- und
                              									Werkzeugmaschinenmaterial, das wesentliche Verbesserungen auf diesem technischen
                              									Spezialgebiet aufweist, war infolgedessen doch recht beschränkt. Diese Eigenart des
                              									Verbrauchs darf aber keineswegs dazu verführen, den Maschinenbedarf Brasiliens
                              									niedriger einzuschätzen und etwa zu versuchen, minderwertiges Maschinenmaterial zu
                              									Schleuderpreisen auf dem Markte abzusetzen. Im Gegenteil, man weiß an sich sehr wohl
                              									in diesen Kreisen den Wert hochqualifizierter Maschinen zu würdigen. Man ist ebenso
                              									von dem hohen praktischen Nutzen solcher moderner Maschinenprodukte gegenüber den
                              									geforderten Anschaffungskosten überzeugt. Der Markt für bessere deutsche
                              									Werkzeugmaschinen sollte sich infolgedessen wohl leichter entwickeln lassen, es sei
                              									denn allerdings, daß die deutsche Ausfuhr es versteht, das Preisproblem in ein
                              									brauchbares Verhältnis zur Nachfrage zu bringen.
                           Normung im chemischen Apparatebau. Kürzlich wurde von der
                              									Dechema, Deutsche Gesellschaft für chemisches Apparatewesen, ein „Fachnormenausschuß für chemisches
                                    										Großapparatewesen“ ins Leben gerufen, dessen Vorsitz Herr Direktor A.
                              									Traub – A. Borsig, Berlin-Tegel – übernommen hat.
                           Es herrschte Uebereinstimmung darüber, daß es sich in der Hauptsache nur darum
                              									handeln könnte, Apparate-Teile bzw. Apparate-Elemente zu normen.
                           Die maßgebenden Vertreter der chemischen Industrie, des chemischen Apparatebaues,
                              									sowie der an diesen Arbeiten interessierten wissenschaftlichen und wirtschaftlichen
                              									Verbände und Vereine begrüßten die Aufnahme der Normungsarbeiten und haben sich
                              									bereit erklärt, bei der Durchführung mitzuarbeiten.
                           Zunächst sollen in Angriff genommen werden:
                           Mannlöcher und Handlöcher,
                           Schaugläser,
                           Stutzen für Rohranschlüsse,
                           Anschlußflanschen für Rohranschlüsse,
                           Tragpratzen,
                           Röhrenkühler und Austauscher,
                           Vorrats- und Sammelbehälter.
                           Näheres ist durch die Hauptgeschäftsstelle der Dechema, Deutsche Gesellschaft für
                              									chemisches Apparatewesen, Seelze b. Hannover, zu erfahren.
                           Strömungsmesser-Ausschuß beim Verein deutscher Ingenieure.
                              									Um die Genauigkeit bei der Messung von Durchflußmengen flüssiger, dampf- oder
                              									gasförmiger Stoffe mehr als bisher den steigenden Anforderungen des technischen
                              									Betriebes anzupassen und für eine Vergleichbarkeit der Meßwerte die bestgeeigneten
                              									Unterlagen zu schaffen, ist in diesem Monat beim Verein deutscher Ingenieure ein
                              									Strömungsmesser-Ausschuß (Geschäftsstelle: Berlin NW 7, Ingenieurhaus) eingesetzt
                              									worden. Dieser umgrenzte in seiner Gründungssitzung in München ein Arbeitsgebiet auf
                              									die Messung strömender 
                              									Medien (Gase, Dämpfe und tropfbare Flüssigkeiten) mit Stauscheiben, Düsen und
                              									Schwimmermessern. Als letztes erreichbares Ziel wird die Schaffung einer für alle
                              									Medien gleich verwendbaren Mündungsform angestrebt. Zu diesem Zweck ist zunächst die
                              									einheitliche Festlegung der Begriffsbestimmungen, die Aufstellung der grundlegenden
                              									Gleichungen, sowie die Sammlung und der Ausbau des Versuchsmaterials vorgesehen.
                              									Eine Anregung, Strömungsmesser als eichfähige Instrumente im öffentlichen Gebrauch
                              									zuzulassen, wurde bereits seitens des Strömungsmesser-Ausschusses an die
                              									Physikalisch-Technische Reichsanstalt weitergegeben.
                           30 Jahre Simplontunnel. (Nachdruck verboten.) mfg. Vor 30
                              									Jahren, im August 1898, wurden die Arbeiten zum Bau des Simplontunnels unter der
                              									Leitung der deutschen Ingenieure Brandt und Brandau begonnen. Der Simplontunnel
                              									vermittelt einen großen Teil des Verkehrs Nordwesteuropas mit Italien. Er ist rund
                              									20 Kilometer lang und damit ⅓ länger als der berühmte Gotthardtunnel.
                           Der Bau des Simplontunnels war in mehr als einer Hinsicht durch die schöpferische
                              									Mitarbeit des deutschen Ingenieurs Brandt technisch bemerkenswert. Das Eigenartige
                              									an dem Entwürfe Brandts bestand darin, daß er 2 Tunnelle im Abstande von 17 Meter
                              									nebeneinander anlegte. Von einem Richtstollen aus wurden Querstollen vorgetrieben.
                              									Dadurch gewann man eine große Zahl von Angriffspunkten, und Arbeitsstellen für den
                              									Bau der beiden Tunnelle. Die Abbruchmassen konnten bequem weggeschafft werden, ohne
                              									die Hauptarbeit zu stören und die Licht- und Wasserleitungen brauchten nicht laufend
                              									geändert zu werden. Die Tunnelle sind enger als die bisherigen Alpentunnelle, da sie
                              									nur eingleisig befahren werden. Brandt schlug auch vor, die verhältnismäßig hohe
                              									Temperatur, die sich gegen die Mitte des Tunnels unangenehm bemerkbar machte – oft
                              									bis zu 40 Grad Celsius – durch Zerstäubung von Wasser herabzudrücken.
                           Als wichtigstes Bohrwerkzeug wurde die von Brandt bereits im Jahre 1876 erfundene
                              									Wasserdruck-Gesteinsbohrmaschine verwendet. Die bis dahin angewendete
                              									Gesteinsbohrmaschine beruhte darauf, daß ein Schneidebohrer in eine kräftig und
                              									rasch meißelnde Tätigkeit versetzt wurde. Brandt bildete seine mit Wasser
                              									angetriebene Bohrmaschine so aus, daß der stählerne Gesteinsbohrer bei langsamer
                              									Umdrehung mit großem Druck an das Gestein gepreßt wurde. In die Bohrlöcher von 7
                              									Zentimeter Durchmesser wurde Dynamit geladen. Beim Bau des Simplontunnels wurde
                              									übrigens einer der ersten Versuche gemacht, flüssige Luft als Sprengmittel zu
                              									benutzen. Der tägliche Stollenfortschritt betrug durchschnittlich 6 Meter auf jeder
                              									Seite.
                           Die Fertigstellung des Tunnels im Jahre 1905 bildete ein technisches Ereignis. Er ist
                              									ein Meisterstück deutscher Ingenieurkunst, in dem der Name des Hamburger Ingenieurs
                              									Brandt fortlebt.
                           K. S.
                           Der Graphit von Madagaskar. Die Graphitvorkommen von
                              									Madagaskar stellen so unerschöpfliche Quellen dar, daß sie allein in der Lage wären,
                              									den Bedarf von der ganzen Welt an Graphit zu decken. Der Graphit ist hier auf
                              									der ganzen Insel verbreitet und dort von altersher bekannt. Früher benutzten ihn die
                              									Eingeborenen zum Schwärzen ihrer Töpfe, während die neuzeitliche Industrie sich
                              									seiner für die Herstellung feuerfester Stoffe, insbesondere von Schmelztiegeln für
                              									Gießereien bemächtigt, zu welchem Zwecke er angesichts seines hohen
                              									Kohlenstoffgehaltes und seiner geringen Kieselsäure- und Eisengehalte besonders
                              									geeignet ist. Härtere Graphitsorten mit 97–98% Kohlenstoff werden von der
                              									elektrischen Industrie für Elektroden, Bürsten für Dynamos und Motoren, Kontakte
                              									usw. aufgenommen, während die Sorten mit weniger Kohlenstoff für die Herstellung von
                              									Bleistiften, Schmierölen, Farben in Betracht kommen. Die ersten wissenschaftlichen
                              									Untersuchungen der Graphitlagerstätten von Madagaskar erfolgten 1904 und ihre
                              									bergmännische Ausbeute setzte vom Jahre 1907 ab ein. Die reichsten Lagerstätten auf
                              									der Insel befinden sich auf den Hochplateaux in den Provinzen Antsirabe, Betafo,
                              									Ambositra, Flanarantsoa, Tananarifa, dann an der Küste in den Bezirken von Tamatave,
                              									Moramanga, Vatomandry, Manangery, Farafangana. Der Abbau erfolgt über Tage in Stufen
                              									von etwa 2 m Höhe, so daß die Kosten im Vergleich zum Abbau in Ceylon und im
                              									Passauer Bezirk unvergleichlich niedriger sind. Der Aufschwung der madagassischen
                              									Graphitindustrie setzte vom Jahre 1913 ab ein. Förderung und Ausfuhr gestalteten
                              									sich dabei wie folgt:
                           
                              
                                 
                                 Förderung
                                 Ausfuhr
                                 
                              
                                 Jahr
                                 in Tonnen
                                 
                              
                                 1913
                                   7997
                                   6310
                                 
                              
                                 1914
                                 11232
                                   7749
                                 
                              
                                 1915
                                 15940
                                 11851
                                 
                              
                                 1916
                                 26524
                                 25480
                                 
                              
                                 1917
                                 35000
                                 26945
                                 
                              
                                 1918
                                 16000
                                 14622
                                 
                              
                           Der Rückschlag von 1918 ist auf verschiedene Ursachen zurückzuführen: auf die allzu
                              									großen Lagerbestände an Graphit in Frankreich und England, auf die fast vollständige
                              									Absperrung des amerikanischen Marktes und auf das Kriegsende. Auch in den Jahren
                              									nach 1918 konnte die Graphitindustrie von Madagaskar ihren Aufschwung der
                              									Kriegsjahre nicht mehr erleben, denn 1926 wurden sogar nur 11456 t ausgeführt, davon
                              									5257 t nach Frankreich, 4292 t nach England, 770 t nach den Vereinigten Staaten, 690
                              									t nach Deutschland, der Rest nach verschiedenen Ländern. Den schärfsten Wettbewerb
                              									bereitet der Ceylongraphit. Die hervorragenden Eigenschaften des Madagaskargraphits
                              									gehen schon daraus hervor, daß der englische Marineminister den Graphithändlern von
                              									Ceylon auf ihre Bitten hin, der englische Markt möge dem Ceylongraphit den Vorzug
                              									geben, geantwortet hat, daß der Graphit von Madagaskar in mancher Beziehung dem
                              									Ceylongraphit überlegen wäre und daß dazu sein billiger Abbau über Tage und die
                              									leichte Trennung des Graphits von der Gangart den Verkauf des Madagaskargraphits zu
                              									einem erheblich billigeren Preis in London ermögliche. Die Amerikaner dagegen machen
                              									zwischen beiden Graphitsorten zolltechnische Unterschiede und erschweren die Einfuhr
                              									von Madagaskargraphit. (La Journée Industrielle.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.