| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 204 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ein hochwertiger Bürstenhalter für Kommutatormaschinen.
                              									Im Elektromaschinenbau, der sich anfangs, d.h. nach der Aufstellung des
                              									dynamoelektrischen Prinzips durch Werner Siemens (1867)
                              									auf die Erzeugung von Gleichstrommaschinen beschränkte, wurden für den wichtigsten
                              									und empfindlichsten Teil der Maschine, den Kommutator, zur Abnahme des durch diesen
                              									gleichgerichteten Stromes der Maschine, Metallbürsten aus
                              									Messing- oder Kupferblechen oder auch aus Metallgaze verwandt. Erst später, etwa um
                              									die Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ging man allmählich dazu
                              									über, die Retortenkohle, die man für die Kohlenstifte der Bogenlampen bereits
                              									künstlich durch ein bewährtes Verfahren herstellte, in einer geeigneten Form auch
                              									als Kohlenbürsten an elektrischen Maschinen zu verwenden.
                              									Zunächst kamen sie hier nur bei Elektromotoren zur Anwendung. Als Stromabnehmer für
                              									Gleichstromerzeugungsmaschinen wurden dabei weiterhin immer noch ausschließlich
                              									Metallbürsten bevorzugt, weil Kohlenbürsten sich an Stromerzeugungsmaschinen nicht
                              									recht bewähren wollten. Der Mißerfolg hatte seine Ursache entweder in der hierfür
                              									ungeeigneten Beschaffenheit des Kommutatormaterials oder in der der
                              									Kohlenbürsten. Die bis dahin angestellten Versuche befriedigten nicht.
                           Mit der fortschreitenden Verbesserung des Kohlenmaterials durch besonders geeignete
                              									Fabrikationsmethoden und unter Verwendung geeigneter Metalle für die
                              									Kommutatorlamellen (Hartkupfer, Kupferlegierungen, Bronze) ist man schließlich aber
                              									doch auch bei den Gleichstromerzeugungsmaschinen, wie bei allen Kommutatormaschinen
                              									überhaupt, zur Verwendung von Kohlenbürsten gelangt. Nach den voraufgegangenen
                              									Mißerfolgen ist man sehr vorsichtig und etwas mißtrauisch zu Werke gegangen. Man hat
                              									bei größeren Maschinen, die auf jedem Bürstenhalterbolzen je nach der
                              									Nennstromstärke der Maschine mit einer mehr oder weniger größeren Anzahl von Bürsten
                              									in Einzel-Bürstenhaltern ausgerüstet waren, immer eine Kohlenbürste mit einer
                              									Metallbürste nebeneinander abwechseln lassen und ebenso hintereinander um den
                              									Kommutator herum auf den verschiedenpoligen Bürstenbolzen, was zur Schonung des
                              									Kommutators unerläßlich schien, weil es diesen – dank der Eigenschaften des
                              									damaligen Kohlenmaterials – gewissermaßen schmierte. Zu damaliger Zeit 
                              									besaßen die Maschinen auch alle noch hohe
                                 										Armaturreaktionen, weil man die Mittel, diese zu beseitigen, noch nicht
                              									kannte. Die hohe Armaturreaktion der elektrischen Maschinen hatte zur Folge, daß bei
                              									der geringsten Bürstenverschiebung und bei falsch stehenden Bürsten, ebenso wie bei
                              									verhältnismäßig geringfügigen Be- oder Entlastungen der Maschinen ein mehr oder
                              									weniger heftiges Bürstenfeuer am Kommutator der Maschine entstand, das bei
                              									Unachtsamkeit des Maschinenwärters leicht durch starkes Einbrennen den Kommutator
                              									schwer beschädigen oder auch völlig zerstören konnte.
                           Dieser Uebelstand wurde bei den neueren Maschinen mit geringer
                                 										Armaturreaktion mehr und mehr behoben und heute ist er bei den modernen
                              									Gleichstrommaschinen mit den Kompensations- oder
                                 										Hilfspolen völlig beseitigt. Durch die weitere Verbesserung des
                              									Kohlenmaterials (Edelkohle) ist man schließlich dahin gelangt, daß Metallbürsten
                              									fast gar nicht mehr verwandt werden. Alle elektrischen Maschinen jeder Stromart und
                              									Größe, ob Dynamo oder Motor, werden heute fast ausnahmslos mit Kohlenbürsten
                              									betrieben.
                           Wie der Kommutator der Gleichstrommaschinen – fälschlich auch Kollektor genannt – als
                              									wichtigster und empfindlichster Teil der Maschine bei seiner Anfertigung die
                              									allergrößte Sorgfalt erfordert, in bezug auf gute und sichere Isolierung der
                              									Kommutatorlamellen im soliden fest aneinander gefügten Aufbau, so bildet heute auch
                              									die zweckmäßige Konstruktion des Bürstenhalters ein wichtiges Glied zur Durchführung
                              									der bis ins Kleinste durchgreifenden Rationalisierung der Maschinenbetriebe. Es ist
                              									heute bei dem hohen Stande des Elektromaschinenbaues und bei der Ausnutzung aller
                              									nur möglichen Betriebsvorteile in den industriellen und gewerblichen
                              									Produktionsstätten durchaus erforderlich, darauf bedacht zu sein, daß alle
                              									Betriebsanlagen und insbesondere die Betriebsmaschinen mit höchstem wirtschaftlichen
                              									Nutzen arbeiten. Bei den elektrischen Gleichstrommaschinen, sowie bei allen
                              									Kommutatormaschinen überhaupt, sind dafür auch hochwertige Kommutator- und
                              									Bürstenhalterverhältnisse und ein in jeder Hinsicht, besonders in mechanischer und
                              									elektrischer Hinsicht erstklassiges Material erforderlich.
                           Hierfür hat die Firma Schunk & Ebe in Gießen, Kohlenbürsten- und Bürstenhalterfabrik, unter der
                              									Bezeichnung „Reaktions-Bürstenhalter“ einen beachtenswerten, patentamtlich
                              									geschützten Bürstenhalter mit Feineinstellung auf den
                              									Markt gebracht, den sie in zwei Ausführungsformen, wie in Abb. 1 und 2 dargestellt, liefert. Dieser
                              									Reaktions-Bürstenhalter ist hauptsächlich auch für Großmaschinen geeignet.
                           Auf dem die Feder tragenden Bolzen (vergl. Abb. 1 und
                              										2) ist ein Schneckenrad fliegend aufgesetzt, über
                              									welches durch Drehen der Triebschraube die gewünschte Federspannung, der
                              									Auflagedruck der Kohlenbürste, eingestellt wird. Der Federbolzen trägt auf der
                              									Triebwerkseite die Klinke, die bei der Ausführung nach Abb.
                                 										1 in eine Ausklinkung des Bürstenhaltergehäuses, bei der Ausführung
                              									nach Abb. 2 in eine Ausklinkung des Schneckenrades
                              									eingreift. Im übrigen ist die Wirkungsweise bei beiden Ausführungen die gleiche.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 204
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 343, S. 204
                              Abb. 2.
                              
                           Die Gesichtspunkte, die für die Konstruktion und Durchbildung des Bürstenhalters
                              									leitend waren, sind:
                           1. Genaue Bürstenführung, die eine stets vollwirksame Auflagefläche gewährleistet und
                              									dadurch u.a. das Vibrieren vermeidet, das bei Maschinen mit hoher Umlaufzahl oder
                              									großer Umfangsgeschwindigkeit leicht störend auftritt.
                           2. Kontrolle und Regulierung des Auflagedruckes, der einheitlich und gleichbleibend
                              									bei allen Bürstenhaltern der gleichen Maschine durchgeführt werden soll, wodurch
                              									auch der Uebergangswiderstand zwischen Bürste und Kommutator auf gleicher Höhe
                              									gehalten wird.
                           3. Anwendung aller Maßnahmen, die geeignet sind, direkt
                              									oder indirekt die Bürsten- und Kommutatorpflege an den Gleichstrommaschinen, sowie
                              									an allen Kommutatormaschinen überhaupt; zur Geltung zu bringen.
                           Näheres ist den Prospekten der Firma zu entnehmen, die in verschiedenen Städten, wie
                              									in Berlin, Duisburg, Frankfurt a. M., Köln-Deutz und Wien Büros oder Läger
                              									unterhält.
                           Oberingenieur F. A. Förster, Berlin.
                           Schleudergußstücke für Dieselmaschinen. Beim Gießen von
                              									Zylindern aus Gußeisen nach dem üblichen Verfahren besteht die Unannehmlichkeit, daß
                              									bei diesen meistens vertikal gegossenen Zylindern die Gase und etwaigen
                              									Verunreinigungen nicht rechtzeitig vor der Erstarrung entweichen bzw. hochsteigen
                              									können und daß die Stücke infolgedessen undicht und ungleichmäßig werden. Auch ist
                              									die Erstarrung auf der Innenwand nicht gleichverlaufend mit der auf der Außenwand,
                              									so daß sich in ein und dem gleichen Gußstück verschiedene 
                              									Festigkeitsziffern ergeben können. Das Schleudergußverfahren stellt nun eine
                              									neue Möglichkeit dar, zylinderförmige Gegenstände herzustellen und die dem
                              									vertikalen Sandform-Guß verfahren anhaftenden Mängel zu beseitigen. Dieses Verfahren
                              									kann Anwendung finden für Zylinderfutter, Kolbenringzylinder, Kolbenventilfutter und
                              									viele andere zylinderförmige Stücke, von denen hohe Eigenschaften verlangt werden.
                              									Der grundsätzliche Vorteil des Schleudergußverfahrens für diese Zwecke besteht in
                              									der sicheren Erhaltung eines vollständig gesunden Gußstückes. Die Erstarrung des
                              									geschleuderten Eisens beginnt auf der Außenseite und schreitet nach der Innenseite
                              									zu, wodurch eine Entgasung der Masse gewährleistet wird. Dazu kommt noch, daß die
                              									Zentrifugalkraft das Eisen nach außen treibt und daß infolgedessen die leichteren
                              									Gase nach innen gedrängt werden. In geschleuderten Gußstücken sind Hohlräume oder
                              									Innenfehler praktisch unmöglich. Der schnelle Schleudervorgang der kristallierenden
                              									Schmelze übt einen kennzeichnenden Einfluß auf die Kristallisationsfeinheit aus in
                              									dem Maße, daß in bezug auf die Graphitfeinheit geschleuderte Gußstücke von keinem
                              									anderen Verfahren übertroffen werden. Der dichte Guß, das Freisein von Innenfehlern
                              									und der äußerst dichte und gleichmäßige Gefügeaufbau finden ihren Niederschlag in
                              									den guten mechanischen Eigenschaften des Metalles. Für Kolbenringe von Dieselmotoren
                              									sind folgende Zusammensetzungen angewendet worden:
                           
                              
                                 Nr.
                                 geb. C
                                 ges. C
                                 Si
                                 Mn
                                 S
                                 2P
                                 Zerreiß-festigkeitkg/mm2
                                 
                              
                                 1
                                 0,60
                                 3,55
                                 1,79
                                 0,75
                                 0,10
                                 0,85
                                 27,6
                                 
                              
                                 2
                                 0,55
                                 3,40
                                 1,80
                                 1,06
                                 0,12
                                 0,76
                                 30,9
                                 
                              
                                 3
                                 0,62
                                 3,57
                                 2,02
                                 0,66
                                 0,10
                                 0,55
                                 31,2
                                 
                              
                                 4
                                 0,70
                                 3,38
                                 1,96
                                 0,70
                                 0,07
                                 0,40
                                 32,2
                                 
                              
                           Der dichte Guß und das Fehlen von Innenfehlern stellen
                              									Eigenschaften dar, die die Stücke widerstandsfähig gegen Verschleiß und gegen Wärme
                              									machen. Neue Untersuchungen haben ergeben, daß die Verschleiß- und
                              									Wärmebeständigkeit beeinflußt werden a) durch einen niedrigen Si-Gehalt, b) durch
                              									einen niedrigen Gesamt-C-Gehalt, c) durch einen hohen Gehalt an gebundenem C, d)
                              									durch die Korngröße, e) durch die Art des gebundenen C, f) durch geeignete
                              									Legierungszusätze. Von diesen Faktoren kommen den drei ersten die größere Bedeutung
                              									zu. Da Zylinderfutter gleichzeitig gut bearbeitbar und dicht sein muß, so wird man
                              									für diesen Zweck ein Eisen mit niedrigem Si- und ges, C-Gehalt und mit hohem Gehalt
                              									an gebundenem C verwenden, welches Eisen widerstandsfähig gegen das Wachsen, gegen
                              									Wärme und gegen Bruch sein wird. Die besten Eigenschaften erhält man bei einem neu
                              									entwickelten Verfahren, dem sogenannten sorbitischen Schleudergußverfahren nach
                              									Hurst, das es ermöglicht, Gußstücke zu erhalten mit niedrigem Si-und Ges. C-Gehalt
                              									und dem höchsten Gehalt an gebundenem C in Verbindung mit einer guten
                              									Bearbeitbarkeit. Bei diesem Verfahren werden die sonst beim Schleudergußverfahren
                              									angewendeten Metallformen durch Sandformen ersetzt. Der Arbeitsvorgang ist sonst der
                              									gleiche, indem auch hier die Form um ihre Achse gedreht und das geschmolzene
                              									Metall auf die gleiche Weise eingeführt wird. Würde das Eisen langsam abgekühlt, so
                              									er hielte man den gesamten gebundenen C als Perlit. Bei diesem Verfahren wird aber
                              									das Gußstück durch eingeblasene feuchte Luft abgekühlt, so daß sich an Stelle eines
                              									perlitischen ein sorbitisches Gefüge ergibt. Dieses sorbitische Eisen zeichnet sich
                              									durch eine hohe Verschleißfestigkeit aus. Auf die Weise lassen sich Kolbenringe
                              									herstellen der Zusammensetzung: 3,00 v. H. Ges. C, 2,03 v. H. Graphit, 0,97 v. H.
                              									geb. C, 1,31 v. H. Si, 0,42 v. H. Mn, 0,11 v. H. S, 0,34 v. H. F mit
                              									Zerreißfestigkeiten von 41,6 bis 45,5 kg/mm2. (The
                              									Foundry Trade Journal.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Der Kupolofen und der Schwarzkern-Temperguß. Bei dem
                              									Kupolofen der Tempergießerei handelt es sich in der Regel um einen Ofen von 600 mm
                              									Durchmesser, dessen Auskleidung aus einer einzigen Steinlage besteht und der
                              									ebenfalls nur eine Düsenreihe besitzt. Das Verhältnis der Gesamtfläche der
                              									Düsenquerschnitte zu der des Kupolofens in der Schmelzzone ist 1 : 10. Für die
                              									Gleichmäßigkeit des Kupolofenganges in der Schwarzkern-Tempergießerei sind folgende
                              									Grundsätze richtunggebend: 1. der Ofen muß das seiner Leistung entsprechende
                              									Luftvolumen erhalten; 2. der Druck muß genügen, um die Ofenmitte zu erreichen und
                              									eine bestimmte Oxydation hervorzurufen; 3. die Chargen müssen sehr genau berechnet
                              									sein; 4. der Füllkoks muß trocken sein und in großen ausgesuchten Stücken eingeführt
                              									werden; 5. das Eisen muß heiß hinuntersteigen; 6. die Gußzusammensetzung soll
                              									konstant, 7. der Abbrand möglichst gering und 8. die Selbstkosten so niedrig wie
                              									möglich sein.
                           Unter Zugrundelegung einer Stundenleistung des 600-mm-Ofens von 2,5 t, eines
                              									Koksverbrauches von 120 kg je t geschmolzenes Eisen und eines Luftbedarfes von 12
                              										m3 je kg Koks ergibt sich ein notwendiges
                              									Luftvolumen von 3600 m3/st, während bei einem
                              									Druck von 500 mm und einer Geschwindigkeit von 89,44 m/sec der Querschnitt der
                              									Windleitung 0,11 m2, ihr Durchmesser 0,37 m
                              									betragen wird. Für die Erhaltung eines Eisens von stets gleichmäßiger
                              									Zusammensetzung ist die unbedingte Kenntnis der Oxydations- und Vergasungsperiode
                              									des Ofens für jedes Element und der genauen Zusammensetzung der in die Charge
                              									eingeführten Stoffe erforderlich. Von den verschiedenen Elementen ist der
                              									Kohlenstoff am wichtigsten. Angenommen es würden folgende Stoffe aufgegeben:
                           
                              
                                 
                                 Ges. C
                                 Si
                                 Mn
                                 S
                                 P
                                 
                              
                                 10 % Hämatit
                                 3,40
                                 2,50
                                 0,80
                                 0,04
                                 0,15
                                 
                              
                                 45 % Eingüsse
                                 2,80
                                 0,80
                                 0,35
                                 0,15
                                 0,15
                                 
                              
                                 45 % Stahl
                                 0,60
                                 0,15
                                 0,90
                                 0,03
                                 0,04,
                                 
                              
                           so ergibt sich ein Kohlenstoffgehalt von 2,72 %; bei 40 %
                              									Hämatit und nur 15 % Stahl würde der Kohlenstoffgehalt 2,99 % betragen. Um einen
                              									Gehalt von 0,80 % Silizium zu erhalten, muß bei Annahme eines Oxydationsverlustes
                              									für das Si von 35 % in der Gattierung von einem berechneten Gehalt von 1,22 % Si
                              									ausgegangen werden. Enthält die Gattierung z.B. 0,51 % Si, so sind 0,71 % in Form
                              									von Ferro-Silizium einzuführen in diesem Falle 1,80 kg 40 %iges Ferro-Silizium je
                              									100 kg 
                              									Charge. Unter den gleichen Arbeitsbedingungen wird man, um 0,35 % Mangan zu
                              									erhalten, 80 gr 77 %iges Ferro-Mangan je 100 kg Charge zugeben müssen. Die Kokshöhe
                              									im Ofen ist empirisch so zu bestimmen, daß das Eisen nach rund 15 Minuten Blasezeit
                              									an der Abflußrinne erscheint. Ein Abweichen von dieser Zeit hat eine Versetzung der
                              									Schmelzzone zur Folge und mithin einen Einfluß auf den Ofengang, d.h. auf die
                              									Oxydation und die Kohlung. Eine kürzere Zeit ergibt infolge der niedrigeren
                              									Schmelzzone ein kaltes Eisen, während bei einer längeren Zeit die Ofenleistung
                              									geringer wird. Die Temperatur des Eisens in der Schwarzkern-Tempergießerei sollte
                              									1425° betragen; bei einem zu heißen Eisen wird die Schwindung größer. Nach den
                              									Schlackenmengen ist der Verlust durch Abbrand zu bewerten, der beim Temperguß höher
                              									ist als bei weichem Eisen, nämlich um 40 %. Auch der Verschleiß des Kupolofenfutters
                              									ist in der Tempergießerei größer. Was die Selbstkosten für die aufgegebenen Stoffe
                              									(Hämetit, Stahl, Ferro-Mangan, Ferro-Silizium, Eingüsse) anbetrifft, so sind diese
                              									Ausgaben am teuersten beim Flammofen, während sie beim Kupolofen für
                              									Schwarzkern-Temperguß noch niedriger sind als beim Kupolofen für Weißkerntemperguß.
                              									Der Verschleiß an feuerfesten Steinen dagegen ist beim amerikanischen Verfahren
                              									doppelt so hoch als beim europäischen. (Fond. Moderne.)
                           Dr.-Ing. Kalpers.
                           Die Gasrußindustrie der Vereinigten Staaten hat sich in
                              									den letzten Jahren recht lebhaft weiter entwickelt und im Jahre 1927 eine
                              									Rekorderzeugung erzielt, wie folgende Zahlentafel zeigt:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Gasrußerzeugung
                                 Erdgasverbrauch(geschätzt)Mill.
                                    											cbf.
                                 
                              
                                 Menge inMill. lbs.
                                 Wert inMill. Doll.
                                 
                              
                                 1920
                                   51,32
                                   4,03
                                   40599
                                 
                              
                                 1921
                                   59,77
                                   5,45
                                   50565
                                 
                              
                                 1922
                                   67,80
                                   5,82
                                   53629
                                 
                              
                                 1923
                                 138,26
                                 11,69
                                 109096
                                 
                              
                                 1924
                                 186,87
                                 11,57
                                 156514
                                 
                              
                                 1925
                                 177,42
                                   9,64
                                 140366
                                 
                              
                                 1926
                                 180,58
                                   9,93
                                 130321
                                 
                              
                                 1927
                                 198,43
                                 11,00
                                 144087
                                 
                              
                           Die Gasrußerzeugung hat sich also seit dem Jahre 1920 der Menge nach nahezu
                              									vervierfacht, dem Werte nach beträgt die Steigerung jedoch nur das 2,75fache, da der
                              									Preis im Laufe der Zeit gesunken ist. Gegenüber dem Jahre 1926 ist im letzten Jahre
                              									die Erzeugung um rd. 10 % gestiegen, der Gesamtabsatz dagegen, der 223,4 Mill. lbs.
                              									erreichte, hat gegenüber dem Vorjahre um 33,4 % zugenommen. Von dieser Menge wurden
                              									169 Mill. lbs. in den Vereinigten Staaten selbst verbraucht, während 54,4 Mill.
                              									lbs., also rd. ein Viertel der abgesetzten Menge, zur Ausfuhr kamen. Der Rückgang
                              									der Erzeugung im Jahre 1925 ist auf das Eingreifen der Regierung zurückzuführen, die
                              									zum Schütze der Erdgasvorräte im Staate Louisiana den täglichen Erdgasverbrauch für
                              									die Zwecke der Rußgewinnung auf 290 Mill. cbf. beschränkte, während bis dahin etwa
                              									440 Mill. cbf täglich für den genannten Zweck verbraucht worden waren. Diese
                              									behördliche Maßnahme hatte wesentliche technische Verbesserungen sowie den
                              									Zusammenschluß zahlreicher Unternehmen zu einer großen Organisation zur Folge.
                              									Da zu Anfang des Jahres 1925 die Lagervorräte an Gasruß sehr erheblich waren, wurde
                              									die von der Regierung auferlegte Beschränkung im Gasverbrauch auch von den
                              									Fabrikanten gutgeheißen.
                           Die Zahl der Unternehmungen, die Gasruß er zeugen, ist von 1920 bis 1927 von 19 auf
                              									33 gestiegen; sie betreiben insgesamt 61 Anlagen, die sich auf acht verschiedene
                              									amerikanische Staaten verteilen. Unter diesen steht aber Louisiana weit aus an
                              									erster Stelle, wie folgende Uebersicht zeigt:
                           Gasrußerzeugung im Jahre 1927.
                           
                              
                                 Louisiana
                                 124188000
                                 lbs.
                                 
                              
                                 Texas
                                 56396000
                                 „
                                 
                              
                                 Wyoming
                                 6294000
                                 „
                                 
                              
                                 West-Virginia
                                 2796000
                                 „
                                 
                              
                                 Kentucky
                                 5669000
                                 „
                                 
                              
                                 Andere Staaten
                                 3086000
                                 „
                                 
                              
                                 Gesamterzeugung
                                 198429000
                                 lbs.
                                 
                              
                           Der Wert dieser Erzeugung beläuft sich, wie oben bereits erwähnt, auf 10995000 Doll.
                              									ab Fabrik. 1 Ib. Gasruß stellt sich somit auf rd. 5,5 cts. und die durchschnittliche
                              									Ausbeute auf 1000 cbf Erdgas beträgt gegenwärtig nur 1,4 lbs. Gasruß. Durch das seit
                              									1926 eingeführte neue „Barbour“-Verfahren erwartet man eine nicht
                              									unwesentliche Erhöhung der Rußausbeute, die vor wenigen Jahren noch unter dem
                              									angegebenen Werte lag. Der wichtigste Abnehmer von Gasruß ist die
                              									Kautschukindustrie, da heute in Amerika den Automobilreifen bis zu 10 % Ruß
                              									zugesetzt werden, um die Dehnbarkeit zu erhöhen und die Oxydation zu vermindern. Die
                              									Ausfuhr, die im Jahre 1922 erst 15 Mill. lbs. betragen hat, geht in der Hauptsache
                              									nach Großbritannien, ferner nach Frankreich, Canada und Deutschland. Besonders
                              									bemerkenswert ist die starke Steigerung der Gasrußgewinnung im Staate Texas, wo in
                              									der letzten Zeit zahlreiche neue Anlagen, namentlich im Panhandle-Bezirk in Betrieb
                              									kamen. In Texas dürfen auf Grund gesetzlicher Bestimmungen für die Rußgewinnung nur
                              									die Abgase der Erdgas-Gasolinfabriken Verwendung finden; für 1928 rechnet man dort
                              									mit einer Rußgewinnung von mehr als 75 Mill. lbs., während im Jahre 1926 erst 36,3
                              									Mill. lbs. erzeugt wurden. (Chem. Ind. 1928, S. 838, und 1927, S. 834.)
                           Sander.
                           „Hochdruckkampf und seine wirtschaftliche
                                    										Voraussetzung“ von Dipl.-Ing. Ludwig Greiz (Selbstbericht aus
                              										„Zellstoff und Papier“). Hochdruck ist der Begriff, der seit mehr als
                              									einem halben Jahrzehnt unsere Dampfkrafterzeugung regiert. Lange Zeit hat man in der
                              									Fachwelt den wärmewirtschaftlichen Nutzen des Hochdruckdampfes in der irrigen
                              									Annahme angezweifelt, und erst der Versuch Schmidts, durch Einschaltung von
                              									Zwischenüberhitzung diesen Nutzen zu vergrößern, und die Erkenntnisse der Vorzüge
                              									des Hochdrucks für Gegendruck und Vorschaltbetrieb haben der Entwicklung Nährboden
                              									gegeben. Die Kriegs- und Nachkriegszeit mit ihrem Mangel an Brennstoffen hatte die
                              									rein wärmetechnische Entwicklung so weit in den Vordergrund gedrängt, daß man in der
                              									Einsparung von Kalorien oft die gesamtwirtschaftliche Beurteilung vernachlässigte.
                              									Anders ist das Bild heute in der geldarmen Zeit geworden. Da 
                              									unterliegt die kritische Beurteilung der technischen Ideen bei weitem mehr
                              									einer nüchternen kaufmännisch-wirtschaftlichen Ueberlegung, und diese ist auch
                              									bestimmend geworden für die Entwicklung des Hochdruckdampfes. Bei der vergleichenden
                              									Prüfung der Wirtschaftlichkeit vorhandener abgeschriebener Kesselanlagen einerseits
                              									und neu anzulegender Hochdruckeinrichtungen andererseits zeigt sich vielfach, daß
                              									der hohe Kapitaldienst der letzeren es bei weitem wettmacht, was an wärmetechnischem
                              									Gewinn zu erzielen ist, und es überall wirtschaftlicher erscheinen läßt, für die
                              									vorhandene Anlage bestmöglichste Kohle zu wählen und damit noch für einige Jahre
                              									höhere Leistungen herauszuholen.
                           Was ist nun Hochdruck? Noch vor ein bis zwei Jahrzehnten galten 12 und 15 atü als die
                              									Grenze dessen, was bei der herrschenden Unsicherheit der Materialkenntnisse,
                              									Speisewasserreinigungstechnik usw. ohne Gefährdung des Betriebes anwendbar war.
                              									Heute ist man über 30, 60 und 100 atü schon bis zur Grenze des überhaupt
                              									physikalisch Möglichen, bis zum kritischen Druck von 224,2 ata, vorgedrungen.
                           Während man bis 30 und 40 atü die bislang üblichen Wasserrohrkessel weiter
                              									entwickelt, wählte man für höhere Drücke besondere Kesselformen. Erläutert werden
                              									kurz als typische Vertreter der Hochdruckkessel der Schmidtschen
                              									Heißdampfgesellschaft, der rotierende Atmos-Kessel, der Löffler-Kessel und der
                              									Benson-Dampferzeuger. Die damit einschlagenden Ziele haben im wesentlichen den
                              									Zweck, die mit steigenden Drücken teurer werdenden Kesseltrommeln an Zahl
                              									weitmöglichst einzuschränken. So ist man vom Vieltrommelkessel zum Dreitrommel-,
                              									Zweitrommel- und Eintrommeltyp gekommen. Neuerdings gewinnt im Zusammenhang mit der
                              									Entwicklung des Strahlungskessels der Eintrommel-Schrägwasserrohrkesseltyp
                              									besonderes Interesse, der in seiner Ausbildung als Rost-Strahlungskessel jedes
                              									Mauerwerk vermeidet und damit bei wärmeübertragungsmäßig günstigster Arbeitsweise
                              									spezifische Leistungen von 100 und mehr kg/qm/Std. erreicht. Die Entwicklung zum
                              									rostbefeuerten Strahlungskessel war deshalb notwendig, weil die Kohlenstaubfeuerung
                              									mit Rücksicht auf ihre außerordentlichen Kosten für Trocknung, Vermahlung, Mühlen-
                              									und Brennkammerverschleiß die auf sie gestellten Erwartungen bei weitem nicht
                              									erfüllt hat. Der Vorteil der Strahlungskessel mit einer Ausnutzung der hochwertigen
                              									Strahlungsübertragung und der damit gesteigerten spezifischen Leistungsfähigkeit und
                              									dadurch geringeren Gesamtheizfläche bringt die Möglichkeit, die Anlagekosten,
                              									bezogen auf die erzeugte to Dampf, ganz wesentlich zu senken. Das ist heute
                              									besonders von Bedeutung, weil die Anwendung des Hochdruckdampfes im heutigen
                              									Entwicklungsstadium nicht mehr so sehr eine Frage der Erzeugung und Ausnutzung, wie
                              									eine solche der Gesamtwirtschaftlichkeit ist. Man ist konstruktiv bemüht, die
                              									relativ teuere Kesselheizfläche auf das Mindestmaß zu beschränken und mit
                              									angeschlossener und wesentlich billigerer Economiser- und Lufterhitzer-Heizfläche
                              									für genügendere Rauchgasabkühlung Sorge zu tragen.
                           Noch immer hat dieses gekennzeichnete Streben nach wirtschaftlicher
                              									Ausgestaltung der Hochdruckdampferzeugung und -Verwendung nicht das Ausmaß erreicht,
                              									das die Benutzung derselben allgemein empfehlen läßt. Durch die enormen
                              									Anlagebeträge ist von vornherein in den Kosten für 1 to Hochdruckdampf eine
                              									derartige kapitaldienstmäßige Belastung vorhanden, daß jeder noch so schöne
                              									wärmewirtschaftliche Gewinn vielfach illusorisch wird. Was nutzt eine Verbilligung
                              									des Dampfpreises im technisch feindurchdachten Hochdruckbetrieb um 10 bis 20
                              									Prozent, wenn der Kapitaldienst dieser technisch so vollkommenen Anlage die
                              									anteiligen Brennstoffkosten z. T. sogar um das Mehrfache übersteigt? In diesem
                              									Zusammenhang sei auf die ernstlichen Ausführungen von dem Direktor des
                              									München-Gladbacher Revisionsvereins Dr. Ebel hingewiesen, der zur kürzlichen Tagung
                              									der Dampfkesselüberwachungsvereine in einem VortragVeröffentlicht im Sonderheft VDI-Nachrichten, betitelt: „Wirtschaftliche
                                       												Grenzen des Hochdruckes für Klein- und Mittelbetriebe.“
                              									nachweist, daß insbesondere bei einschichtig arbeitenden Betrieben und vornehmlich
                              									Textilwerken in den Kosten für 1 to Dampf bei Hochdruckneuanlagen 70 bis 75 v. H.
                              									Kapitaldienstbeträge (Abschreibung, Verzinsung usw.) vorhanden sind und nur 25 bis
                              									30 v. H. eigentliche Kohlenkosten. Noch wesentlich größer wie die genannten 70 bis
                              									75 v. H. bei einschichtigen Anlagen ist naturgemäß der Kapitaldienstanteil im Preis
                              									für 1 to Dampf bei Spitzenkraft- oder Fernheizwerken, welch letztere nur in
                              									kurzzeitiger winterlicher Beanspruchung in Betrieb sind und zum größten Teil des
                              									Jahres stilliegen. Für derartige Anlagen ist der beste hochkalorische Brennstoff
                              									vielfach gerade gut genug, wenn es damit angängig ist, in Benutzung der alten
                              									abgeschriebenen Anlagen die notwendige größere Dampfmenge zu erzeugen und damit die
                              									genannten beträchtlichen Kapitaldienstquoten auszumerzen. Wer diese Zahlen mit dem
                              									Auge des nüchternen Wirtschaftlers betrachtet, wird sich des Eindruckes nicht
                              									erwehren können, daß die Technik hier den Belangen der Wirtschaft, insonderheit bei
                              									der außerordentlichen, durch den verlorenen Krieg erklärlichen innerdeutschen
                              									Kapitalarmut, nicht genügend Rechnung getragen hat. Die Forderung zur notwendigen
                              									Verbilligung der Anlagekosten ist heute die Vorbedingung für jede weitere
                              									Entwicklung der Wärmetechnik und speziell des Hochdruckdampfes geworden. Hier liegt
                              									ein dankbares Betätigungsfeld für den Kessel- und Maschinenbauer, der seine höchste
                              									Aufgabe eben darin erblickt, seine technischen Kenntnisse und Konstruktionen in den
                              									alleinigen Dienst der Wirtschaft zu stellen.
                           Neuzeitliche Meereslotung. Nachdruck verboten! Ueber die
                              									Beschaffenheit des Meeresbodens sind wir aus naheliegenden Gründen recht
                              									unvollkommen unterrichtet. Im allgemeinen schreibt man ihm einen flachwelligen
                              									Verlauf zu, der nur an den Festlandsrändern von schrofferen Geländeformen abgelöst
                              									wird. Eine besondere Eigenart des Stillen Ozeans bilden die langgestreckten,
                              									kesselförmigen Einsenkungen, die den beiderseitigen Küsten und einzelnen
                              									Inselgruppen vorgelagert und schon länger als die tiefsten Tiefen 
                              									der Meeresböden bekannt sind. In dem den Japanischen Inseln benachbarten Großen
                              									Japangraben liegt die im Jahre 1874 von einem amerikanischen Vermessungsschiff
                              									gelotete und nach ihm benannte Tuscaroratiefe mit 8514 Metern, die lange Zeit für
                              									die tiefste Absenkung des Meeresgrundes überhaupt galt. Noch größere Tiefen sind in
                              									neuerer Zeit zumal im Philippinengraben angetroffen worden, wo die im Jahre 1912 von
                              									einem deutschen Schiff gelotete Tiefe 9788 Meter erreicht, während die
                              									Untersuchungen des Kreuzers Emden gelegentlich seiner letztjährigen Weltreise etwa
                              									10 Seemeilen südöstlich des letztgenannten Punktes in einem Gebiet von ungefähr 600
                              									Quadratkilometer allein 46 Punkte von mehr als 10000 Meter Tiefe ergaben. Daneben
                              									wurden innerhalb einer kaum achtstündigen Untersuchungszeit nahe an 300 weitere
                              									Tiefenbestimmungen vorgenommen, eine Leistung, die nach dem herkömmlichen
                              									Drahtlotungsverfahren ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre. Drahtlotungen von ein
                              									paar tausend Metern beanspruchen eine stundenlange Arbeit der ganzen Besatzung,
                              									wobei das Schiff zum völligen Abstoppen gezwungen ist. Hieraus erklärt sich
                              									mindestens zum Teil die bisherige Spärlichkeit von Tiefenmessungen in
                              									Hochseegebieten. Drahtlotungen haftet überdies, selbst bei Vorhandensein einer
                              									Ablösungsvorrichtung zur Bestimmung des Zeitpunktes, an dem der Sinkkörper den
                              									Meeresboden berührt, erfahrungsgemäß häufig eine ziemlich beträchtliche
                              									Unzuverlässigkeit an, da infolge weiteren Abrollens des Drahtseils viel zu hohe
                              									Tiefenwerte vorgetäuscht werden. Für wirkliche Reihenlotungen nach Art der Lotungen
                              									der Emden bedurfte es einer neuen, genau arbeitenden Schnellmessung, wie sie die
                              									auch vom fahrenden Schiff anwendbare Schallotung darstellt. Ihrer weitgehenden
                              									Benutzung ist auch der außerordentliche Erfolg des deutschen Forschungsschiffes
                              									Meteor zuzuschreiben, das auf seiner Kreuzfahrt im südatlantischen Meer vom April
                              									1925 bis zum Juni 1927 fast 68000 Tiefenlotungen, unter diesen nur 433
                              									Drahtlotungen, ausgeführt und damit zum ersten Mal die Grundlagen für eine genaue
                              									Kenntnis der höchst eigenartigen Bodenverhältnisse jenes Meeresteiles beigebracht
                              									hat.
                           Die Meteor war für die Tiefenmessung mit vier verschiedenen Vorrichtungen
                              									ausgestattet, über deren Brauchbarkeit bis dahin kaum größere Erfahrungen vorlagen.
                              									Für Tiefen bis hinab zu etwa 200 Metern fand das sogenannte Freilot der Kieler
                              									Signalgesellschaft Verwendung, das zur Feststellung der Meerestiefe die Sinkdauer
                              									eines torpedoförmigen Körpers von der Wasseroberfläche bis zum Grund benutzt. Seine
                              									Ankunft auf dem Boden wird durch den Zerknall des in seinem vorderen Ende
                              									eingebrachten Sprengstoffs angezeigt; man macht ihn durch einen am Schiffskörper
                              									befindlichen Unterwasserhorcher wahrnehmbar. Die Tiefe berechnet sich dann einfach
                              									an Hand der Sinkgeschwindigkeit des Lotes, die gleichmäßig zu 2 Metern in der
                              									Sekunde angenommen wird, während die Bewegung der vom Zerknallherd ausgehenden
                              									Schallwellen im Wasser, die nahezu 1500 Meter in der Sekunde erreicht, ohne
                              									Gefährdung. der Genauigkeit bei Flachseemessungen unberücksichtigt bleiben kann.
                           Im Gegensatz zum Freilot beruhen alle weiteren Schallotungsverfahren auf der
                              									Auswertung der Geschwindigkeit der Echowellen, wie sie zuerst der deutsche Gelehrte
                              									Alexander Behm zur Ermittlung von Meerestiefen herangezogen hat, ohne daß seine vor
                              									dem Kriege begonnenen Versuche recht zur Auswirkung kommen konnten. Bei dem Behmlot
                              									der Meteor wird eine Sprengkapsel von Bord aus unter der Wasseroberfläche zum
                              									Zerknall gebracht. Die dabei entstehenden Schallwellen treffen unmittelbar auf einen
                              									an der Schiffswand angeordneten Empfänger auf, der mit einem den Zeitpunkt des
                              									Abschusses genau verzeichneten Kurzzeitmesser in Verbindung steht. Die vom
                              									Meeresboden zurückprallenden Echowellen werden von einem zweiten Empfänger an Bord
                              									aufgefangen, wobei sich die Bewegung einer Haltevorrichtung des Kurzzeitmessers
                              									mitteilt. Die von diesem in dem Zeitraum zwischen dem Abschuß der Kapsel und der
                              									Ankunft der Echowellen ausgeführte Drehung ist darin leicht in Tiefenmeter
                              									umzuwandeln. Der Nachteil des Behmlots liegt in den mit dem Zerknall
                              									zusammenhängenden Erschütterungen des Schiffskörpers. Die Stärke des Knalls bedingt
                              									die jeweils erreichbare Meerestiefe. Von der Meteor wurden auf diese Weise Tiefen
                              									bis 750 Meter hinab gemessen.
                           Für eigentliche Tiefseelotungen standen zwei weitere, von der Kieler
                              									Signalgesellschaft und den Bremer Atlaswerken herausgebrachte Vorrichtungen zur
                              									Verfügung, die beide nach demselben Grundgedanken arbeiten, aber in der Art der
                              									Ablesung unterschieden sind. Die Schallwellen gehen bei ihnen von einer in den
                              									Schiffsboden eingebauten elektromagnetischen Schallplatte aus, während die vom
                              									Meeresboden zurückkommenden Echowellen ein in der Schiffswandung liegendes Mikrophon
                              									erregen. Da die Lotungen vom fahrenden Schiff aus und selbst bei hohem Seegang
                              									vorgenommen werden können, so mußte Wert auf einen möglichst hohen Ton im
                              									Sendeapparat gelegt werden, dessen Echo unter allen Umständen trotz aller
                              									Nebengeräusche leicht erkennbar bleibt. Beim Signallot ist das Mikrophon mit einem
                              									Fernhörer verbunden, in dem das Echo für den Beobachter hörbar wird. Die mit der
                              									Stoppuhr ermittelte Zeit zwischen Absendung und Empfang der Tonwellen in Sekunden,
                              									vervielfacht mit der Geschwindigkeit der Schallwellen im Wasser, ergibt dann ohne
                              									Mühe die gesuchte Meerestiefe. Zur Erhöhung der Genauigkeit wird die Ablesung an
                              									einer sich mit gleichbleibender Schnelligkeit drehenden Scheibe vorgenommen, die die
                              									Einschaltung des Senders und des Empfängers in bestimmter Stellung selbsttätig
                              									erledigt. Das Atlaslot arbeitet bis zu Tiefen von etwa 200 Metern mit einer kleinen
                              									Signallampe, die beim Auftreffen der Echowellen in bestimmter Stellung aufblitzt.
                              									Bei größeren Tiefen bedient man sich auch hier eines Fernhörers und hat dann im
                              									Augenblick der Ankunft des Echos auf einer Tiefenskale die Ablesung vorzunehmen. Der
                              									Anwendungsbereich beider Lote umfaßt die größten Tiefen. Die Sicherheit des
                              									Messungsergebnisses wird durch die Möglichkeit mehrmaliger Wiederholung der Lotung
                              									innerhalb einer Minute erhöht. Da die Geschwindigkeit der Schallwellen mit dem
                              									Wärmegrad 
                              									des Wassers, dem Salzgehalt und dem nach der Tiefe des Meeres zu gewaltig
                              									anwachsenden Druck erheblich steigt, so bedürfen die Ergebnisse der Echolotung
                              									gewöhnlich noch einer nachträglichen Verbesserung.
                           Wenn wir zum Schluß noch einen kurzen Blick auf die Lotungsergebnisse der Meteor
                              									werfen wollen, wie sie sich in der heutigen Auffassung der Bodenbeschaffenheit des
                              									südlichen Atlantischen Ozeans wiederspiegeln, so haben sie mit aller Deutlichkeit
                              									die Scheidung des atlantischen Raumes in zwei große Längshälften erwiesen, deren
                              									Trennungslinie durch die von 5000 Metern Tiefe allmählich bis auf 2500 bis 3200
                              									Metern ansteigende mittlere Bodenwelle bezeichnet wird. Ihre höchste Erhebung
                              									erreicht sie in der Goughinsel etwa 10 Grad westlicher Länge, 41 Grad südlicher
                              									Breite. Teilweise lassen die Lotungen auch eine Spaltung der mittelatlantischen
                              									Aufwölbung in mehrere Rücken erkennen. Im west- wie im ostatlantischen Gebiet
                              									gewinnen weiter, von dem mittleren Höhenzug ausgehend, west-östlich gerichtete,
                              									rippen- oder flächenförmige Bodenschwellungen an Bedeutung, die zumal die Osthälfte
                              									in mehrere scharf geschiedene Tiefseebecken gliedern, so daß hier ein Austausch des
                              									Tiefenwassers so gut wie unterbunden ist, während diese Becken im Westteil allgemein
                              									durch tiefe Einschnitte miteinander in Verbindung stehen. Daß diese Verhältnisse
                              									auch auf die Wärme und den Salzgehalt der tieferen Wasserlagen von Einfluß sind, ist
                              									leicht verständlich. Auch hierüber, wie über die Strömung, die Tierwelt, die
                              									Gesteinszusammensetzung des Meeresgrundes usw. haben die Untersuchungen der Meteor
                              									reiche neue Tatsachen von unschätzbarem Wert beigebracht. Daß das Echolot in vielen
                              									Fällen, besonders in solchen, wo es auf die Klärung der Bodenzusammensetzung des
                              									Meeres ankommt, von vornherein ausscheidet und nur das Drahtlot in Frage kommt,
                              									braucht kaum ausdrücklich hervorgehoben zu werden. Zur Erforschung der Tiefe der
                              									Meere haben aber die neuen Lotverfahren unschätzbare Dienste geleistet.
                           Dr. Balduin Ernst.
                           „Technik im Heim.“ Wanderausstellung des Vereins
                              									deutscher Ingenieure. Keine Veranstaltung ist geeignet, die Unmittelbarkeit der
                              									Beziehungen der Technik zur Allgemeinheit deutlicher und überzeugender aufzuweisen
                              									als eine Ausstellung unter der Devise „Heim und Technik“. In München hat man
                              									sich dieser hochwichtigen Aufgabe mit dankenswertem Eifer angenommen und es
                              									kann kein Zweifel bestehen, daß das von der Stadt München in Gemeinschaft mit dem
                              									Deutschen Museum durchgeführte Unternehmen vielleicht gerade dort, wo es noch den
                              									einen oder andern Wunsch unerfüllt läßt, am eindringlichsten die unbedingte
                              									Notwendigkeit zum Bewußtsein bringt, die Technik weit mehr als bislang in den Dienst
                              									der Hauswirtschaft zu stellen. Solcher Erkenntnis aber in der breitesten
                              									Oeffentlichkeit in wünschenswertem Umfang den Boden zu bereiten, vermag keine
                              									Veranstaltung, deren Wirkungsbereich durch die Bindung an einem einzigen Ort
                              									notwendig begrenzt ist.
                           Darum hat es der Verein deutscher Ingenieure übernommen, durch eine Wanderausstellung
                              										„Technik im Heim“ das in München begonnene Werk weiterzuführen und die
                              									ihm zugrunde liegenden Absichten durch Aufklärung über das Wesen und den Wert
                              									technischer Hauswirtschaftseinrichtungen allen Volksschichten nahezubringen,
                              									insbesondere die Vereinfachungsmöglichkeiten der Hausfrauenarbeit durch technische
                              									Hilfsmittel in Anpassung an die verschiedenen Einkommensverhältnisse nachzuweisen.
                              									Zum ersten Male soll diese Wanderausstellung, deren Geschäftsstelle sich in Berlin
                              									NW 7, Ingenieurhaus, befindet, im November d. J. in Bremen gezeigt werden. Ueber
                              									nähere Einzelheiten berichtet die Fachbeilage „Heim und Technik“ der
                              									VDI-Nachrichten Nr. 33 vom 15. August 1928.
                           Exzellenz von Miller übernimmt das Ehrenpräsidium der
                                 										Weltkraftkonferenz Berlin 1930. Der Vorstand des Deutschen Nationalen
                              									Komitees der Weltkraftkonferenz hat beschlossen, das Ehrenpräsidium für die vom 16.
                              									bis 25. Juni 1930 in Berlin tagende Zweite Weltkraftkonferenz Exzellenz Dr.-Ing. Oskar v. Miller zu übertragen, der durch seine außerordentlichen
                              									Verdienste auf dem Gebiet der Wasserkraft-Elektrizitätsversorgung Deutschlands
                              									gerade für diese Stelle in hervorragendem Maße berufen erscheint und als Schöpfer
                              									des Deutschen Museums sich und seinem Werk einen Namen von internationaler Bedeutung
                              									sichern konnte. Es wird in den Kreisen der deutschen Wissenschaft und Technik mit
                              									Genugtuung begrüßt werden, daß Exzellenz v. Miller die Wahl angenommen hat, und daß
                              									somit für die größte nach dem Kriege in Deutschland stattfindende internationale
                              									Veranstaltung der Technik einer ihrer bedeutendsten Vertreter als Repräsentant
                              									gewonnen ist.