| Titel: | Biegsamkeit und Haltbarkeit des Holzes. | 
| Autor: | Landgräber | 
| Fundstelle: | Band 343, Jahrgang 1928, S. 240 | 
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                        Biegsamkeit und Haltbarkeit des
                           								Holzes.
                        LANDGRÄBER, Biegsamkeit und Haltbarkeit des Holzes.
                        
                     
                        
                           Die Bedeutung des Holzes für Industrie und Technik wird in letzter Zeit immer
                              									mehr erkannt. Auf der Tagung der Forstleute in Dresden, die kürzlich stattfand,
                              									wurde im Laufe der Verhandlungen erklärt, daß auf dem Gebiete der Holzforschung, die
                              									nicht nur für das Forstwesen, sondern auch für das praktische Wirtschaftsleben von
                              									der allergrößten Bedeutung sei, viel nachzuholen ist. Es wurde der Vorschlag
                              									gemacht, ein Institut für Holzforschung zu gründen.
                           Bisher wurde die Härte des Holzes durch Druck bestimmt, indem man eine Stahlkugel von
                              									1 Zentimeter Durchmesser mit 50 Kilogramm belastete und die Größe der Eindrucke in
                              									verschiedene Holzarten feststellte. Ein anderes Verfahren ist folgendes: Es
                              									werden Holzstücke von bestimmten gleichen Durchmessern zersägt; durch die Zahl
                              									der Sägestöße läßt sich die Härte bestimmen, indem man nämlich die Zahl der auf
                              									einen Millimeter nötigen Stöße berechnet. Auf diese Weise ist eine neue
                              									Klassifizierung der Hölzer nach ihrer Härte erzielt worden, die in sieben Gruppen
                              									zerfällt. Steinhart sind Ebenholz und Teakholz. Aeußerst hart: Buchsbaum,
                              									Grenadillholz, Olive, Heckenkirsche, Sauerdorn. Zu den harten Hölzern gehören u.a.
                              									Apfelbaum, Ahorn, Akazie, Birne, Weißbuche, Edelkastanie, Eiche, Kirsche, Nußbaum,
                              									Rotbuche, Wacholder. Als ziemlich hart lassen sich die Hölzer der Eberesche, Zeder,
                              									Zypresse, Esche, Ulme, Platane, Pflaume bezeichnen. Unter den 
                              									weichen Hölzern werden aufgezählt: Erle, Birke, Fichte, Kiefer, Lärche,
                              									Haselnuß, Roßkastanie, Weißtanne. Den geringsten Grad der Härte weisen die sehr
                              									weichen Hölzer auf: Espe, Pappel, Linde, Weymoutskiefer, Weide.
                           Alle Hölzer sind biegsam, aber der Grad der Biegsamkeit ist außerordentlich
                              									verschieden. Wenn man von den besonderen technischen Hilfsmitteln absieht, also das
                              									Biegen der Hölzer lediglich durch Anwendung von Kraft zu erreichen sucht, so bemerkt
                              									man, daß man bei manchen Hölzern, die für diese Art der Bearbeitung besonders gut
                              									geeignet sind, die Kraftanstrengung beliebig steigern; die Biegung dem besonderen
                              									Zwecke anzupassen vermag, während andere sehr bald krachen. Das Krachen ist das
                              									Zeichen dafür, daß die an der Wölbeseite des Holzes befindlichen Fasern der großen
                              									Zerrung nicht mehr zu widerstehen vermögen, sondern zu zerreißen beginnen.
                              									Keineswegs sind aber, wie man annehmen wird, die leichten und minder dichten Hölzer
                              									diejenigen, die sich am leichtesten biegen lassen; hohe Biegsamkeit kann vielmehr
                              									mit großer Festigkeit und Tragfähigkeit verbunden sein.
                           Ohne Frage muß beim Biegen der Hölzer eine wesentliche Veränderung der Struktur
                              									eintreten. Auf der einen Seite werden die äußeren Fasern gezerrt, auf der anderen
                              									zusammengedrückt; je mehr sich die Fasern der Mittellinie des Holzkörpers nähern,
                              									umso weniger werden sie durch die Biegung in Anspruch genommen werden. Nun ist man
                              									bei den mannigfachen Versuchen zu dem Ergebnis gelangt, daß es hierbei weniger auf
                              									die Verschiebbarkeit der Holzzellen gegeneinander, als vielmehr auf ihre Dehnbarkeit
                              									ankommt, und daß die Biegsamkeit umso größer ist, je weniger inkrustierende
                              									Substanzen (Holzstoff, Harz) die Zellwände enthalten. Daher sind auch die Hölzer in
                              									der Jugend, wenn sie noch wenig inkrustiert sind, am biegsamsten. Entfernt man die
                              									inkrustierenden Substanzen, so erhält man eine vollkommen geschmeidige Holzfaser.
                              									Auf dieser Erfahrung beruht die Verwendung des Holzes in der Papierfabrikation.
                           Einen großen Einfluß auf die Biegsamkeit des Holzes übt auch sein Wassergehalt aus.
                              									Das ist leicht begreiflich; durch das Wasser wird ein Teil der inkrustierenden
                              									Substanzen gelöst und der unlösliche Teil auf einen größeren Raum verteilt. Auf
                              									dieser Erkenntnis beruht das Dämpfen des Holzes, das in umfassender Weise Anwendung
                              									findet, um das Holz für die mannigfachsten technischen Zwecke recht geschmeidig und
                              									biegsam zu machen. Bei gesteigerter Temperatur vermag das Wasser die Harze besser zu
                              									lösen. Es steigert sich dabei auch die quellende Wirkung des Wassers und damit
                              									zugleich die Biegsamkeit des Holzes. Gedämpftes Holz kann man z.B. für die Zwecke
                              									der Möbelfabrikation in sehr engen Kurven biegen (man denke z.B. an die aus
                              									gebogenen Holzstäben gefertigten Wiener Stühle, an gewölbte Fronten an Büfetts usw.)
                              									und die so gewonnene Form festhalten, indem man die Holzkörper trocknen läßt. Man
                              									bedient sich für diesen Zweck natürlich mannigfacher Einspannapparate, Lehren usw.,
                              									um eine Formveränderung während des Trocknens zu verhindern. Das wunderbarste
                              									Ergebnis während dieser Erkenntnis ist aber die Herstellung bildnerischer Arbeit,
                              									die der Holzschnitzerei täuschend ähnlich sieht und dadurch erreicht wird, daß man
                              									gedämpfte Fourniere in Formen preßt. Bei dieser Arbeit läßt sich die Holzfaser über
                              									die Erhöhung des Reliefs hinweg, wie auch in jede Vertiefung hineinpressen, so daß
                              									das Holz fast wie ein bildsamer Stoff erscheint.
                           Aber die Biegsamkeit des Holzes ist nicht immer eine erfreuliche Eigenschaft; sie muß
                              									im Gegenteil für mancherlei Zwecke bekämpft werden – und zwar unter großen Opfern.
                              									Es ist natürlich sehr bedauerlich und höchst kostspielig, daß wir die Balken und
                              									Stützen in unseren Häusern, Brücken usw. so stark machen müssen, daß sie sich unter
                              									der Last nicht zu weit durchbiegen. Es genügt nicht, daß sie die Last zu tragen
                              									vermögen. So würde z.B. ein ebener, dichter und beständiger Fußboden auf einer sich
                              									durchbiegenden Balkenlage nicht zu erreichen sein.
                           Als eine notwendige Folge der Biegsamkeit wird die Federkraft (Elastizität)
                              									angesehen, d.h. die Fähigkeit der Körper, ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen,
                              									wenn sie durch Druck oder Zug verändert werden. Die durch Biegung, d.h. durch
                              									gleichzeitige Wirkung von Zug und Druck, bewirkte Veränderung der Holzkörper
                              									hervorgebrachte Formänderung des Holzes gleicht sich nur dann aus, wenn eine
                              									bestimmte Grenze nicht überschritten wird. Diese Grenze bezeichnet man als
                              									Elastizitätsgrenze, die bei den verschiedenen Hölzern sehr verschieden ist. Auch die
                              									Elastizität ist eine häufig unerwünschte Eigenschaft des Holzes, während sie in
                              									anderen Fällen erwünscht ist. Es wäre z.B. sehr unangenehm, wenn sich eine
                              									Tischplatte durchbiegen würde und bei Entfernung eines Teiles der Last in ihre
                              									ursprüngliche Lage zurückgehen würde. Dagegen ist eine gewisse Elastizität des
                              									Holzfußbodens unbedingt ein Vorzug gegenüber den harten Steinfußböden, die jede
                              									Elastizität vermissen lassen. Eine sehr bedeutende Rolle spielt die Elastizität des
                              									Holzes in der Möbelindustrie nicht, obwohl man auch schon elastische Holzplatten
                              									anstelle der metallischen Federn für Betteinlagen verwendet hat. Sehr wichtig ist
                              									aber die Elastizität für Musikinstrumente, für welche Resonanzhölzer Verwendung
                              									finden. Hölzer von hoher und in allen Teilen gleichmäßiger Elastizität sind
                              									vorzügliche Schalleiter.
                           Hochwertige Holzkonservierungsmittel, die zum Schutz des Holzes gegen den Angriff von
                              									holzzerstörenden Pilzen und tierischen Schädlingen dienen, besitzen gleich
                              									hervorragende Bedeutung für die Forstwirtschaft wie für die Holzindustrie. Aus
                              									diesem Grunde verdienen die Holzkonservierungsmittel, die neuerdings von Karl
                              									Heinrich Wolman, Dr. Peters und Dr. Pflug dargestellt und ausprobiert worden sind,
                              									allgemeine Beachtung. Es handelt sich hierbei um Lösungen komplexer Salze der
                              									Weinsäure mit Arsen und einer organischen Base in geeigneten Oelen mineralischen
                              									Ursprungs, die sich als außerordentlich wirksam gegen den Angriff von Pilzen und
                              									tierischen Organismen erwiesen haben. Zur Herstellung der genannten Lösungen sind
                              									die verschiedensten komplexen 
                              									Salze der beschriebenen Art geeignet, so z.B. Anilinarsentartrat,
                              									Phrininarsentartrat, Chinolinarsentartrat, Strychninarsentartrat usw. Von den zur
                              									Auflösung dieser Verbindungen besonders geeigneten Oelen mineralischen Ursprungs
                              									kommen in erster Linie beispielsweise Fraktionen von Mineralölen sowie Oele aus
                              									Steinkohlenteer, Braunkohlenteer, Schieferteer oder Urteeren in Betracht. Auch
                              									Mischungen verschiedener derartiger Oele haben sich sehr gut bewährt. Abgesehen
                              									davon, daß diese Lösungsmittel naturgemäß vor allem die Eigenschaft besitzen müssen,
                              									die genannten komplexen Salze gut aufzulösen, müssen die Oele wenig flüchtig und
                              									schwer aus dem Holz auswaschbar sein. Wenn sie daneben schon an sich ohne
                              									irgendeinen Zusatz ein wirksames Mittel gegen holzzerstörende Pilze oder tierische
                              									Schädlinge sind, so sind sie natürlich besonders wertvoll und für den vorliegenden
                              									Zweck noch geeigneter. Im Hinblick auf diese Tatsache wird man also mit Vorliebe
                              									Steinkohlenteer- oder Holzteeröle verwenden, die schon allein holzkonservierende
                              									Eigenschaften besitzen.
                           Es hat sich erwiesen, daß dem neuen, durch DRP. 439430 geschützten
                              									Holzkonservierungsmittel auch noch andere Verbindungen oder Stoffe zugesetzt werden
                              									können. So kann man beispielsweise in den Oelen, die zur Lösung der Komplexsalze
                              									dienen, auch geeignete organische Verbindungen auflösen, wie Phenole, Naphthole oder
                              									auch organische Basen. Ferner kann man auch in diesen Oelen vor Auflösung der
                              									Komplexsalze Verbindungen lösen, die natürlich mit den Komplexsalzen keine
                              									Ausscheidungen ergeben dürfen; es kommen also hierfür besonders Kupferoleat,
                              									Kupfernaphthenat, Bleioleat und Quecksilberoleat in Betracht. Es besteht auch die
                              									Möglichkeit, diese Zusätze der fertigen Lösung der Komplexsalze in Oel hinzuzufügen.
                              									Schließlich kann man den zur Lösung der Arsenverbindungen dienenden Oelen auch
                              									andere Oele hinzusetzen, die sowohl mineralischen wie auch vegetabilischen oder
                              									animalischen Ursprungs sein können.
                           Verwendet werden die neuen Konservierungsmittel nach irgendeinem geeigneten,
                              									bekannten Verfahren, so beispielsweise in erster Linie nach dem
                              									Volltränkungsverfahren; doch lassen sich auch nach zahlreichen Sparverfahren sehr
                              									gute Erfolge erzielen. Auch zum Anstreichen, Tauchen und Aufspritzen sind die oben
                              									beschriebenen Lösungen durchaus geeignet. Stets zeichnen sie sich infolge ihrer
                              									Giftigkeit durch eine große Wirksamkeit aus, die zudem überaus lange anhält, was auf
                              									die geringe Flüchtigkeit und schwere Auswaschbarkeit der Mittel zurückzuführen ist.
                              									Der letztgenannte Umstand hat zur Folge, daß die Lösungen namentlich auch für den
                              									Schutz des Holzes gegen im Wasser lebende Schädlinge sehr geeignet sind.
                           Bei der Prüfung der Frage, ob es überhaupt möglich ist, durch geeignete
                              									Behandlungsweisen das Holz schwer entflammbar zu machen, wurde nun der Technik der
                              									Weg durch Betrachtung der chemischen Natur des Verbrennungsvorganges des Holzes
                              									überhaupt gezeigt.
                           Jede Verbrennung des Holzes ist eigentlich nichts anderes als die durch hohe
                              									Temperaturen ermöglichte rasche Verbindung des im Holze enthaltenen Kohlen- und
                              									Wasserstoffes mit dein Sauerstoff der Luft. Wenn also dem Sauerstoff der Luft durch
                              									irgendeine Maßnahme der Zutritt zum Holze erschwert wird, wird auch der
                              									Verbrennungsvorgang entsprechend verlangsamt.
                           Dieses Verhalten des Luftsauerstoffes bzw. der atmosphärischen Luft kann nun nach
                              									Prof. Großmann bis zu einer gewissen Grenze durch Umhüllung (Anstreichen) des Holzes
                              									mit Stoffen erreicht werden, welche sich selbst nicht zu entzünden vermögen, wie
                              									z.B. Asbest, oder aber mit solchen, welche infolge der entstehenden Wärme bei
                              									niederen Temperaturen schmelzen, aus den Poren des Holzes austreten und dann auf der
                              									Oberfläche desselben eine zusammenhängende, luftabschließende Umhüllung bilden,
                              									wodurch der Angriff der zerstörenden Flammen verhindert wird. Hierher gehören
                              									Wasserglas, Magnesiumsulfat (Bittersalz), Borax, Natriumphosphat, Natriumwolframat
                              									u.a. Nicht in Betracht kommen hier natürlich solche Stoffe, welche selbst größere
                              									Mengen von Sauerstoff enthalten, diesen leicht abgeben, also direkt entzündlich
                              									wirken würden, wie dies bei Salpeter und einigen Chloraten der Fall ist. Endlich
                              									kommen auch solche Stoffe zur Anwendung, die in der Hitze Gase bilden und durch
                              									Bildung von Ammoniak, Kohlensäure oder schwefliger Säure das Holz mit einer Gas-
                              									oder Dampfhülle umgeben, wodurch gleichfalls der zur Verbrennung des Holzes
                              									unbedingt nötige Sauerstoff der Luft für einige Zeit ferngehalten wird.
                           Zur Erreichung dieses Zieles wurden nun in der Praxis, ebenso wie beim Schütze des
                              									Holzes gegen Pilzangriffe, einerseits, und zwar in den weitaus meisten Fällen,
                              									einfache Oberflächenanstriche angewendet, wie auch anderseits richtige
                              									Imprägnierungsverfahren zur Anwendung kommen.
                           Die Oberflächenanstriche nach dieser Richtung sind keineswegs etwas Neues, sondern
                              									fanden schon in alten Zeiten, also lange bevor wir überhaupt die ganze Theorie des
                              									Verbrennungsvorganges kannten, Anwendung. Anfangs fanden hierzu Lösungen von Alaun,
                              									Wasserglas u. dgl., später dann Asbestanstriche Verwendung.
                           In neuerer Zeit werden nun hierfür eine ganze Menge von Spezialanstrichen, meist
                              									Geheimmitteln, empfohlen, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen und Formen, und
                              									zwar entweder als gebrauchsfertige breiige Anstrichmassen, oft auch als Pulver,
                              									welches durch Anrühren mit Wasser erst gebrauchsfertig gemacht werden muß, in den
                              									Handel gebracht werden. Wenn sich auch einige dieser Mittel ganz vorzüglich
                              									bewähren, so ist es doch leicht erklärlich, daß eine nachhaltige Schutzwirkung von
                              									einem einmaligen äußeren Anstrich des Holzes nicht erwartet werden kann. Oftmals ist
                              									ein solcher mehr oder weniger dünner Schutzanstrich, wenn er vor längerer Zeit
                              									vorgenommen wurde, durch äußere mechanische Einwirkung zum großen Teil bereits
                              									zerstört, bevor er seine Wirkung bei einem ausbrechenden Brand überhaupt bewähren
                              									konnte.
                           Ein Beispiel dieser Art bildete der Brand der letzten Mailänder Weltausstellung, bei
                              									welcher man das Holzmaterial mit einem Schutzanstrich versehen hatte und wo trotzdem
                              									das Ganze wie ein Schwefelholz gebrannt haben soll. Damit soll jedoch 
                              									keineswegs gesagt sein, daß derartige Schutzanstriche überhaupt zwecklos sind;
                              									in den wenigsten Fällen liegt dieses ungünstige Verhalten an den benutzten Stoffen
                              									selbst, sondern zumeist an der Art ihrer Anwendung.
                           Wenn beispielsweise bereits verbautes Holzmaterial noch nachträglich gegen Flugfeuer
                              									oder auch andere Gefahren geschützt werden soll, können nur Anstriche zur Anwendung
                              									kommen und dann auch bestens empfohlen werden.
                           Bei den zum Feuerschutz verwendeten Chemikalien kann jedoch die volle Wirkung erst
                              									dann zur Geltung kommen, wenn man dieselben – wie schon früher erwähnt – nicht nur
                              									oberflächlich anwendet, sondern so tief als möglich in die Fasern des Holzes
                              									hineinpreßt, was aber nur in eigenen Imprägnier-Anstalten geschehen kann. Solche
                              									Anlagen können aber schon mit Rücksicht auf den Kostenpunkt nicht überall
                              									aufgestellt werden.
                           In solchen Fällen erweisen sich die fahrbaren Imprägnieranlagen als ganz besonders
                              									vorteilhaft. Auf der Jahrhundert-Ausstellung 1913 in Breslau war zum ersten Male
                              									eine derartige fahrbare Imprägnieranlage, welche das Holz für den Einbau der
                              									Hauptfesthalle feuersicher zu imprägnieren hatte und durch die Bauholzkonservierung
                              									G. m. b. H. Berlin erstellt war, in Betrieb zu sehen.
                           Es ist nun leicht erklärlich, daß nach all diesen Darlegungen, wie in anderen Staaten
                              									so auch bei uns in Deutschland, eine Menge Erfindungen gemacht und Patente hierauf
                              									genommen wurden.
                           Man kann Bau- wie auch Stammholz dadurch feuerfest machen, daß die vorher von aller
                              									Luft und Feuchtigkeit befreiten Holzzellen und Fasern unter hydraulischem Druck mit
                              									einer Lösung von Antipyrin vollständig durchtränkt werden, worauf das Holz gründlich
                              									getrocknet wird. Durch den Trocknungsprozeß soll sich die Antipyrinlösung alsbald in
                              									ganz kleine Kristalle verwandeln, welche ihrerseits wieder die Eigenschaft besitzen,
                              									sich bei einer Berührung mit Feuer derart auszudehnen, daß das Holz mit einer völlig
                              									undurchlässigen Hülle umgeben, dem Sauerstoff der Luft der Zutritt zum Holze und
                              									damit ein Anbrennen desselben unmöglich gemacht wird.
                           Da jedoch die Zusammensetzung wie auch der Preis des Präparates unbekannt sind, kann
                              									zurzeit ein Urteil über den Gebrauchswert der Erfindung nicht gegeben werden.
                              									Sollten jedoch durch dieses Verfahren die physikalischen Eigenschaften des Holzes in
                              									keinem ungünstigen Sinne beeinflußt werden, der Kostenpunkt ein mäßiger und das
                              									Einpressen der Imprägnierflüssigkeit unter hydraulischem Druck in einfachen, überall
                              									leichter zu erstellbaren Anlagen möglich sein, so wurde die Verwendung von möglichst
                              									feuersicherem Holze wohl bald in ausgedehntestem Maße erfolgen.
                           Unter den vielen Erfindungen und Patenten über Feuerschutzmittel dürften wohl vor
                              									allem die nachbenannten besondere Erwähnung deshalb verdienen, weil über ihre
                              									Wirkung behördlich angestellte günstige Versuche und Urteile vorliegen.
                           Eines der bekanntesten Verfahren ist dasjenige von Gautsch (München), auf welches
                              									seinerseits das D. R. P. Nr. 153006 erteilt wurde. Dieses Verfahren arbeitet
                              									mit einer wässerigen ammoniakalischen Lösung von borsauerem und schwefelsauerem
                              									Ammon, dessen Anwendung in geschlossenen eisernen Gefäßen unter Vakuum und Druck in
                              									der Wärme erfolgt. Obwohl dieses Verfahren recht gute Erfolge zeigte, konnte es doch
                              									eine allgemeine Anwendung aus dem Grunde nicht finden, weil der Preis für einen
                              									Kubikmeter imprägniertes Kiefernholz sich vor dem Krieg auf 70 bis 80 Mark
                              									stellte.
                           Ein weiteres bekanntes Verfahren ist das Nickelmannsche (Hülsbergsche Verfahren),
                              									welches seinerzeit durch das D. R. P. Nr. 124409 geschützt war. Es bedient sich der
                              									gleichen Lösung wie das obengenannte, sieht aber für gewisse Fälle einen Zusatz von
                              									Borsäure vor. Auch bei diesem Verfahren stellte sich der Kubikmeter Kiefernholz
                              									immer noch auf etwa 50 M.
                           Das letztgenannte Verfahren wurde nun durch die Rütgerswerke in Berlin verbessert und
                              									erzielt nach der Angabe der D. R. P. Nr. 124409 und Nr. 152006 eine günstige Wirkung
                              									dadurch, daß man Doppelsalze von schwefelsaurem Ammoniak und schwefelsaurem
                              									Magnesium bzw. mit borsaurem Ammoniak verwendet. Derartig behandeltes Holz kam auch
                              									beim Bau des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin zur Anwendung.
                           In den letzten Jahren vor dem Krieg ist es den Rütgerswerken gelungen, dieses
                              									zunächst recht kostspielige Verfahren ohne Beeinträchtigung der günstigen Wirkungen
                              									soweit auszubilden, daß sich die Imprägnierung nur mehr noch auf 13 bis 15 M für den
                              									Kubikmeter stellte. Zur Einführung des Verfahrens wurde dann die
                              									Bauholzkonservierung G. m. b. H. Berlin gegründet.
                           Auf dem 18. Deutschen Reichsfeuerwehrtag in Leipzig fand eine Brandprobe mit
                              									feuersicher getränktem Holz nach dem Verfahren der Rütgerswerke statt und erregte
                              									das größte Interesse. Der technische Ausschuß des Deutschen Reichsfeuerwehrverbandes
                              									ließ unter seiner Kontrolle zwei gleichartige Probehäuschen, und zwar ein
                              									ungetränktes und ein nach dem Verfahren der Rütgerswerke getränktes, herstellen.
                              									Beide Häuschen wurden mit der gleichen Menge Brennmaterial (Hobelspäne und
                              									Schnittholz mit Petroleum getränkt) gefüllt und dann in Brand gesetzt. Nach 33
                              									Minuten war das unimprägnierte Häuschen bis auf die Ecksäulen vollständig zerstört,
                              									während beim imprägnierten Häuschen die Innenwände wohl teilweise mit einer dünnen
                              									Kohlenschicht überzogen waren, sich aber sonst als durchaus widerstandsfähig
                              									erwiesen hatten.
                           Ein ähnlicher Brandversuch fand auch im Materialprüfungsamt in Groß-Lichterfelde
                              									statt, wie auch ein weiterer auf dem Gelände der städtischen Gasanstalt in Tegel bei
                              									Berlin, wo die gleichzeitig an vier Häuschen vorgenommenen Brandversuche, von denen
                              									das eine unimprägniert, die anderen nach den Verfahren von Gautsch, Hülsberg und
                              									Rütgers imprägniert waren, nun zu vollen Gunsten der Imprägnierungen sprechen.
                           Auf der Leipziger Baufachausstellung waren in der Halle für Baustoffe, nebst anderem,
                              									verschiedene Proben feuersicher imprägnierter Hölzer 
                              									ausgestellt, deren Imprägnierung auf neun Jahre zurückreichte und die trotzdem
                              									ihre feuerschützende Wirkung in keiner Weise eingebüßt hatten.
                           Bei all diesen Imprägnierungen kommt jedoch der Verwendung eines gesunden, richtig
                              									behandelten und gut getrockneten, splintreichen Holzes die ausschlaggebendste
                              									Bedeutung zu. Wenn zu Baukonstruktionen Holz verwendet wird, welches, wie das
                              									fahrlässigerweise leider nur zu häufig geschieht, kaum wenige Wochen vor der
                              									Verwendung geschlagen ist, so sind natürlich die Grundbedingungen für eine
                              									erfolgreiche Imprägnierung nicht vorhanden, und ein guter Erfolg ist dann zumeist
                              									völlig ausgeschlossen.
                           Die Ausgaben für die Imprägnierung konnten vor dem Krieg keineswegs als so hohe
                              									bezeichnet werden, daß dieselbe aus diesem Grunde undurchführbar gewesen wäre. Wenn
                              									man annimmt, daß die zur Ausführung eines normalen vierstöckigen Wohnhauses
                              									erforderliche Holzmenge etwa 300 Kubikmeter beträgt, so erforderte vor dem Krieg die
                              									Imprägnierung für die Schwerentflammbarmachung dieses gesamten Holzmaterials die
                              									Summe von etwa 3500 bis 4000 M; das waren etwa 1 bis 2 % der gesamten Bausumme. Ein
                              									Betrag, welcher in Anbetracht der Vorteile ziemlich ohne Belang war, um so mehr als
                              									es auch bereits gelungen war, gleichzeitig mit der Imprägnierung gegen die
                              									Schwerentflammbarkeit das Holz auch gegen Hausschwammpilze zu imprägnieren.
                           Der Ausspruch: „Wer heute noch rohes Holz verbaut, der vergeudet eines der
                                 										wertvollsten deutschen Güter“, hat nicht allein für die Imprägnierung des
                              									Holzes gegen Fäulnis und Hausschwammpilze, sondern auch auf dessen gefurchtesten
                              									Feind, „das Feuer“, Geltung. Durch die Unterlassung von Imprägnierungen gehen
                              									außerordentlich viele nationale Werte verloren. Wir müssen mit unseren derzeitigen
                              									Holzvorräten auf das sparsamste umgehen. Der Verbrauch des Holzes läßt sich kaum
                              									einschränken; im Gegenteil ist derselbe gegen früher in nie geahnter Weise
                              									gestiegen. Wohl aber können wir die Dauerhaftigkeit des Holzes sowie dem Widerstand
                              									gegen seine Feinde in hohem Maße steigern.
                           Interessant ist das Kapitel über neuzeitliche chemische Auswertung des Holzes:
                           Da in Deutschland beinahe 50 Prozent der jährlich zuwachsenden Holzmenge in den Ofen
                              									wandern, ist es ein außerordentlich interessantes wirtschaftliches Problem, die im
                              									Brennholz enthaltene Zellulose in verdauliche Kohlehydrate überzuführen, ein
                              									Problem, das von um so größerer Bedeutung ist, als Deutschland Kohlehydrate in Form
                              									von Gerste und Mais im Werte von über 700 Millionen Mark einführt, während das heute
                              									verbrannte Brennholz zum größten Teil durch Kohle ersetzbar ist. Die Ueberführung
                              									von Zellulose in verdauliche Kohlehydrate stützt sich auf die von Willstätter
                              									vorgezeichnete Methode, Holz durch Behandlung mit hochkonzentrierter Salzsäure zu
                              									hydrolysieren. Im Jahre 1916 wurde begonnen, diese Reaktion als Grundlage für ein
                              									technisches Verfahren auszubilden, was erst möglich war, nachdem man das aus
                              									dem Holz gebildete Kohlehydrat unter praktisch vollständiger Wiedergewinnung der
                              									Salzsäure erhalten konnte, ohne dabei das gebildete Kohlehydrat länger andauernder
                              									Erhitzung, die zur Zerstörung der Reaktionsprodukte geführt hätte, auszusetzen.
                              									Dieser technische Fortschritt beruhte darauf, daß man die Wärmezufuhr für die
                              									Verdampfung der Salzsäure durch einen flüssigen, nicht misch- und emulgierbaren
                              									Wärmeträger bewirkte. Nach langjähriger Arbeit war es möglich, eine erste technische
                              									Anlage in ziemlich bedeutendem Umfange erfolgreich in Betrieb zu nehmen. Von der
                              									ersten technischen Anlage bis zur Industrialisierung des Prozesses sind neue
                              									umfangreiche Arbeiten zu leisten. Technische, volkswirtschaftliche und kaufmännische
                              									Arbeiten haben parallel zu gehen, um die Rohstoffbeschaffung- und
                              									Rohstofftransportfrage zu studieren, die geeignete Form der Produkte zu finden und
                              									ihren Absatz zu klären, die landwirtschaftliche Situation muß gebührend
                              									berücksichtigt werden, und das Studium der Fütterungslehre ist für die Zukunft des
                              									Verfahrens von ebenso großer Wichtigkeit, wie es anfänglich das der Reaktion
                              									zwischen Zellulose und Salzsäure war. Erforderlich ist ferner das Verständnis und
                              									das Einfühlen in soziale und politische Zusammenhänge, wie sie eine Industrie, die
                              									zu der Landwirtschaft in enger Beziehung steht, nötig macht. Für Deutschland, dessen
                              									Fleischversorgung sich zu 60 Prozent auf die inländische Schweinemast stützt, ist
                              									die Herstellung von Kohlenhydratfuttermitteln ganz besonders wichtig. Hier handelt
                              									es sich um ein volkwirtschaftliches Problem, dessen Bedeutung für die Zukunft nicht
                              									zu unterschätzen ist.
                           Auch Holzverflüssigung? Die vor einiger Zeit in einer Fabrikanlage in Vernier bei
                              									Genf erfolgte Durchführung des Bergius-Verfahrens zur Zuckererzeugung aus
                              									Holzabfällen hat, wie verlautet, in der letzten Zeit große Fortschritte gemacht. Das
                              									Bergius-Verfahren zur Holzverzuckerung beruht bekanntlich auf den bahnbrechenden
                              									Arbeiten Willstätters, die dann bei der Th. Golgschmidt A.-G. in Essen durch Bergius
                              									ausgebaut wurden, der ein eigenes Verfahren zur Holzhydrolyse fand, das im Laufe der
                              									Zeit vervollkommnet wurde. Die Bergius-Patente für Holzverzuckerung befinden sich
                              									jetzt im Besitze der Erdöl- und Kohleverwertungs-A.-G. (Ewag). Die International
                              									Sugar and Alcohol Co., eine englische Dachgesellschaft, hat das Verfügungsrecht über
                              									diese Patente. Gleichzeitig besitzt die International Sugar Alcohol Co. das
                              									Verfügungsrecht über die Patente der Prodor A.-G., in welche die
                              									Holzverzuckerungsverfahren der französischen Forscher Terisse und Levy eingebracht
                              									sind. Die International Sugar and Alcohol Co. hat in einer Großversuchsanlage in
                              									Vernier bei Genf umfangreiche Versuche mit beiden Verfahren und mit einem aus der
                              									Kombination beider Patente resultierenden Holz-Zucker-Produktionsprozeß angestellt.
                              									Dabei hat sich, wie wir hören, eine Ueberlegenheit des sogenannten
                              									Rheinau-Verfahrens nach Bergius gegenüber dem französischen Prodor-Prozeß ergeben.
                              									Trotzdem hat auch das noch zu verbilligende französische Verfahren (Umwandlung von
                              									Holzzellulose durch Anwendung von Säuren in Glukose, daraus Alkoholgewinnung durch
                              										
                              									Gärung) noch gewisse Aussichten, vor allem im Hinblick auf die zunehmende
                              									Verwendung von Alkohol als Betriebsstoff für Verbrennungsmotoren. Die Prodor A.-G.
                              									glaubt sogar, daß der nach ihrem Verfahren gewonnene Alkohol mit dem Benzin
                              									konkurrieren könne. Ein erheblicher Vorteil des Verfahrens sei die bequeme
                              									Stapelmöglichkeit des Alkohol-Ausgangs-Produktes. Der Alkohol brauchte nicht sofort
                              									gewonnen zu werden. Er könne aus der leicht aufzustapelnden Glukose in beliebigen
                              									Mengen erzeugt werden. Auf diese Art seien die bei der Aufstapelung großer
                              									Benzinmengen entstehenden, oft sehr erheblichen Verluste ausgeschlossen.
                           Von der Holzverzuckerung, d.h. der Herstellung von Zucker aus Holz, ist in den
                              									letzten Jahren des öfteren die Rede gewesen. Dabei wurde allerdings immer betont,
                              									daß die chemisch-experimentelle Möglichkeit zwar gegeben, die praktische Ausnützung
                              									aber schon auf Grund der Produktionskosten ausgeschlossen ist. Das ist trotz der
                              									Verbesserung des Verfahrens auch jetzt noch der Fall. Eine Konkurrenz gegenüber dem
                              									Rübenzucker scheint jedenfalls ausgeschlossen.
                           Landgräber.