| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 31 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die neue Kokereianlage des Lothringen-Konzerns in
                                 										Hiltrop. Dr. H. Tramm gibt eine ausführliche Beschreibung dieser neuen
                              									Anlage, die für eine tägliche Kokserzeugung von 1000 t bemessen ist und gegenüber
                              									den älteren Kokereien bemerkenswerte Aenderungen aufweist. Die von mehreren
                              									Schächten kommende Kokskohle wird nach Sorten getrennt in 8 Tiefbunkern von je 50 t
                              									Inhalt gelagert, unter denen Drehteller mit einstellbaren Abstreichmessern
                              									angebracht sind, wodurch ein bestimmtes Mischungsverhältnis der Kohlensorten erzielt
                              									werden kann. Zur innigen Durchmischung und gleichzeitigen Trocknung der Kokskohle
                              									dient eine Drehtrommel, die sowohl durch einen Gasbrenner als auch durch Abhitze
                              									beheizt wird. Diese kombinierte Beheizung ermöglicht eine wirtschaftliche und
                              									schonende Trocknung bei niedriger Temperatur. Zum Schutz gegen chemische Angriffe
                              									ist die Drehtrommel innen mit einem 2 mm starken Mantel aus nichtrostendem
                              									Stahlblech ausgekleidet. Die Kohle wird in der Trommel von 12 bis 14 % auf 6 bis 7 %
                              									Wassergehalt herabgetrocknet und dann durch ein Gummiförderband in einen 3000 t
                              									fassenden Kohlenturm gefördert, der am Kopfe der Koksofenbatterie steht. Die
                              									wirtschaftlichen Vorteile der Vortrocknung werden auf Grund der bei einjährigem
                              									Betriebe gemachten Erfahrungen rechnerisch nachgewiesen; die hierdurch erzielte
                              									Ersparnis beträgt über 29000 M im Jahre.
                           Aus dem Kohlenturm wird die Kokskohle durch einen rund 12 t fassenden Füllwagen mit
                              									eingebauter Waage den Koksöfen zugeführt. Insgesamt sind 60 Oefen vorhanden, davon
                              									54 Verbundöfen, Bauart Koppers, und 6 Kreisstromöfen eigener Konstruktion. Die Oefen
                              									haben eine mittlere Kammerbreite von 360 mm bei 11,6 m Länge und 3,73 m Höhe. Jede
                              									Kammer faßt 10,2 t trockene Kohle, die Garungszeit beträgt 11,5 Stunden, so daß bei
                              									Vollbetrieb 120 Oefen in 24 st gedrückt werden können. Die Kreisstromöfen werden in
                              									der Weise beheizt, daß der aufsteigende Gas-Luftstrom aus dem Nachbarzug durch
                              									Oeffnungen die abfallenden verbrannten Gase ansaugt, wodurch die Flamme verlängert
                              									und über die ganze Ofenhöhe gleichmäßig verteilt wird. Dieses Verfahren hat sich in
                              									zweijährigem Betrieb gut bewährt. Sämtliche Oefen bestehen aus Silikasteinen, deren
                              									spezifisches Gewicht unter 2,38 liegt. Die Beheizung der Koksöfen erfolgt je nach
                              									der Gasabgabe mit wechselnden Mengen Stark- und Schwachgas; dieses wird in 4
                              									Drehrostgeneratoren von 2,6 m Durchmesser aus Kleinkoks und Koksasche erzeugt. Durch
                              									die Vergasung von 72 bis 80 t minderwertigen Brennstoffen werden so täglich rund
                              									80000 cbm hochwertiges Leuchtgas für andere Zwecke frei.
                           Eine elektrisch angetriebene Koksausdrückmaschine, mit der gleichzeitig eine
                              									Planiervorrichtung verbunden ist, drückt den glühenden Koks in einen
                              									Koksförderwagen, der die Form einer fahrbaren Ofenkammer von 400 mm 1. W. hat. Der
                              									Wagen wird auf einer Rampe längs der Batterie über die Löscheinrichtungen gefahren
                              									und durch einen Bodenschieber in diese entleert. In der Regel wird der Koks trocken
                              									gekühlt, für den Notfall ist noch eine Naßlöschung vorhanden. Die Trockenkühlung
                              									besteht aus einem feuerfest gemauerten Bunker, durch den im Kreislauf inerte Gase
                              									geleitet werden, die ihre Wärme an Abhitzekessel abgeben. Da die Kühlung etwa 4
                              									Stunden dauert, faßt der Bunker 160 t Koks. Die großen wirtschaftlichen Vorteile der
                              									trockenen Kokskühlung, die je Tonne 0,39 t Dampf liefert, werden an Hand der
                              									Betriebsergebnisse eines Jahres zahlenmäßig nachgewiesen. Der gelöschte Koks wird in
                              									einen Bunker gefördert, aus dem der Großkoks in die Wagen verladen wird, während der
                              									Kleinkoks der Separation zugeführt wird.
                           Die Steigrohre der Koksöfen sind kurz und mit feuerfesten Steinen ausgemauert,
                              									wodurch die Kondensation von Teer vermieden wird. Die heißen Gase werden im
                              									Vorlagestutzen durch einen kräftigen Wasserstrahl abgeschreckt und treten mit etwa
                              									150° in die Vorlage ein; das überschüssige Einspritzwasser dient zur Spülung der
                              									Vorlage, wodurch Dickteeransätze vermieden werden. Zur weiteren Kühlung des Gases
                              									dient ein 30 m hoher Waschturm von 3 m Durchmesser, der mit Siebblechen ausgesetzt
                              									ist und im Gegenstrom mit ungekühltem Wasser berieselt wird. In diesem Turm scheidet
                              									sich die Hauptmenge des Teers aus dem Gase ab; zugleich werden die nicht flüchtigen
                              									Ammoniakverbindungen von dem Wasser aufgenommen, während das flüchtige Ammoniak in
                              									dem Gas verbleibt, das mit einer Temperatur von 80 bis 85° aus dem Wascher austritt.
                              									Die weitere Kühlung des Gases erfolgt in einem zweiten Siebblechwascher mit direkter
                              									Wasserberieselung, wobei starkes Ammoniakwasser gewonnen wird, das nur flüchtige
                              									Ammoniakverbindungen enthält. Das Gas strömt weiter durch das Gebläse, die Ammoniak-
                              									und Benzolhordenwascher über Druckgebläse in die Gasverteilung.
                           Die getrennte Auswaschung der nichtflüchtigen Ammoniakverbindungen macht in der
                              									Ammoniakfabrik die Anwendung einer Kalkkolonne entbehrlich und ermöglicht, das vom
                              									Abtreiber kommende heiße Abwasser zur Vorwärmung des kalten Ammoniakwassers zu
                              									benutzen, wodurch der Dampfverbrauch für das Abtreiben des Ammoniaks sehr verringert wird. Da
                              									das Abwasser ohne weiteres wieder zum Auswaschen von Ammoniak oder als Zusatz zum
                              									Kühlwasser Verwendung finden kann, hat die Frage der Abwasserbeseitigung hier eine
                              									sehr einfache Lösung gefunden. Die Ammoniakfabrik kann sowohl konzentriertes
                              									Ammoniakwasser als auch Ammoniumsulfat erzeugen. Zur Benzolgewinnung dienen vier
                              									Hordenwascher, die in üblicher Weise mit Waschöl berieselt werden. Das im Abtreiber
                              									erhaltene Vorprodukt läuft kontinuierlich in einen Rektifizierapparat, der 96- bis
                              									99prozentiges Rohbenzol liefert. Dieses wird zur Entfernung des aggressiven
                              									Schwefels sofort nach dem Austritt aus dem Destillierapparat in einer
                              									schnellaufenden Zentrifugalpumpe innig mit Natronlauge vermischt und von dieser
                              									danach in einer Scheideflasche wieder getrennt. Der Schwefelgehalt des Benzols wird
                              									so von 0,25 auf 0.001 % vermindert. Der Gasüberschuß beträgt bei Beheizung der
                              									Koksöfen mit dem eigenen Gas rund 55 % der Gesamterzeugung, bei Beheizung mit
                              									Schwachgas entsprechend mehr. In der Hauptsache geht das Ueberschußgas an die
                              									Konzernwerke in Bochum, ein Teil wird nach Reinigung von Schwefel und Zyan in die
                              									Ferngasleitungen der Gasfabrik auf Zeche Lothringen, Schacht IV, gedrückt. (Stahl
                              									und Eisen 1928, S. 753 bis 761.)
                           Sander.
                           Gewinnung von Wasserstoff aus Wassergas. Zur Herstellung
                              									von Wasserstoff in großem Maßstabe hat Liljenroth in
                              									Stocksund (Schweden) ein neues Verfahren (D.R.P. 439 937) angegeben, das eine
                              									Kombination der elektrolvtischen Wasserstoffgewinnung mit der kontinuierlichen
                              									Erzeugung von Wassergas darstellt. Von der Erkenntnis ausgehend, daß der Betrieb
                              									eines Wassergasgenerators unter gleichzeitigem Einblasen von Luft und Wasserdampf
                              									ein stickstoffreiches Gas ergibt, während der normale Wassergasbetrieb unter
                              									abwechselndem Einblasen von Luft und Wasserdampf hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit
                              									hinter der kontinuierlichen Wassergaserzeugung zurücksteht, schlägt Lilienroth vor,
                              									den bei der Wasserelektrolyse als Nebenprodukt gewonnenen Sauerstoff zusammen mit
                              									Wasserdampf in den Generator einzublasen und so in kontinuierlichem Betriebe ein
                              									stickstofffreies Wassergas zu erzeugen, aus dem dann in bekannter Weise durch
                              									katalytische Oxydation des Kohlenoxyds mit Wasserdampf und durch nachfolgende
                              									Absorption der gebildeten Kohlensäure reiner Wasserstoff gewonnen wird. Diesem
                              									Wasserstoff wird schließlich der bei der Wasserelektrolyse erhaltene Wasserstoff
                              									beigemischt. Die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens kann noch erhöht werden, indem
                              									die Gase, die dem Wassergasgenerator zugeführt werden, mit Hilfe der Wärme der
                              									abziehenden Gase in einem Wärmeaustauscher oder auf elektrischem Wege vorgewärmt
                              									werden.
                           Soll der Wasserstoff zur Gewinnung von synthetischem Ammoniak Verwendung finden, so
                              									kann man dem Wassergasgenerator außer Sauerstoff und Wasserdampf von vornherein noch
                              									eine gewisse Menge Luft zuführen, wodurch man unmittelbar ein Gemisch von 75
                              									Volumprozenten Wasserstoff und 25 Volumprozenten Stickstoff erhält. In diesem
                              									Falle ist nur eine verhältnismäßig kleine elektrolytische Anlage erforderlich,
                              									da nur etwa ein Drittel der gesamten Wasserstoffmenge durch Elektrolyse erzeugt
                              									werden muß. Durch die beschriebene Kombination ergibt sich die Möglichkeit, überall
                              									dort, wo billige Wasserkräfte vorhanden sind, die Kohlenpreise jedoch hoch liegen,
                              									auf wirtschaftliche Weise synthetisches Ammoniak zu gewinnen.
                           Sander.
                           Herstellung konzentrierter Salpetersäure durch Oxydation von
                                 										Ammoniak unter Druck. G. Fauser hat auf der zweiten internationalen
                              									Stickstoffkonferenz interessante Mitteilungen über ein neues von ihm ausgearbeitetes
                              									Verfahren gemacht, bei dem die Oxydation des Ammoniaks zu Stickoxyden unter Druck
                              									vorgenommen wird. Während bei den bisherigen Verfahren zur synthetischen Gewinnung
                              									von Salpetersäure recht schwache Säuren erhalten werden, deren Konzentration
                              									kostspielige Anlagen und einen hohen Brennstoffverbrauch erfordert, lassen sich bei
                              									der Oxydation des Ammoniaks unter Druck wesentliche Ersparnisse erzielen, da die
                              									Kühler und Absorptionsanlagen für die nitrosen Dämpfe verhältnismäßig klein bemessen
                              									werden können. Ebenso läßt sich unter diesen Bedingungen bei gleicher Leistung eine
                              									beträchtliche Ersparnis an dem als Katalysator benutzten Platin erzielen. Die
                              									theoretischen Bedingungen der Druckoxydation von Ammoniak hat Fauser eingehend
                              									studiert; durch die theoretische Untersuchung des Gleichgewichtes bei der Oxydation
                              									des Stickoxyds wurde festgestellt, daß die Reaktionsgeschwindigkeit mit dem Druck
                              									stark zunimmt, so daß das Volumen der Absorptionstürme stark verkleinert werden
                              									kann. Bei Versuchen unter einem Druck von 5 at ergab sich z.B., daß das Volumen der
                              									Absorptionstürme auf den zwanzigsten Teil des Volumens verringert werden kann, das
                              									beim Arbeiten unter gewöhnlichem Druck erforderlich ist.
                           Die Versuche Fausers über die Wirkung des Platins als Katalysator erstreckten sich
                              									sowohl auf die Höhe des Druckes und die Gasgeschwindigkeit; als auch auf die
                              									wechselnde Zusammensetzung des Gasgemisches. Für die Druckapparatur wurde Chromstahl
                              									als Baustoff benutzt, wodurch sich wesentliche Vereinfachungen und eine
                              									bemerkenswerte Erhöhung der Wirtschaftlichkeit ergaben. (Chem. Ind. 1928, S.
                              									508.)
                           Sander.
                           Ueber Eisenkarbonyl und Karbonyleisen macht A. Mittasch
                              									interessante Mitteilungen. Das Eisenpentakarbonyl, Fe (CO)5 entsteht aus reinem Eisen und Kohlenoxyd bei höherer Temperatur und
                              									erhöhtem Druck. Es ist bereits 1891 von Mond und Ouincke entdeckt worden, doch hat
                              									es erst in iüngster Zeit technische Anwendung gefunden. Eisenpentakarbonyl ist eine
                              									fast wasserhelle Flüssigkeit vom spezifischen Gewicht 1,45. die sich am Lichte unter
                              									Zersetzung verfärbt, bei 103° siedet und bei – 20° erstarrt. Im Wasser ist es
                              									praktisch unlöslich, dagegen löst es sich leicht in Benzol, Benzin, Aether usw.
                              									Eisenkarbonyldampf brennt in einer Flamme unter Entwicklung eines dichten rotbraunen
                              									Rauches von Eisenoxyd. Diese Eigenschaft hat sich sehr unangenehm bemerkbar gemacht,
                              									als während des Weltkrieges die Eisenbahnwagen mit verdichtetem Steinkohlengas
                              									anstelle des bisher benutzten Oelgases beleuchtet wurden. In den
                              									Druckbehältern bildete sich Eisenkarbonyl, dessen Dämpfe in den Glühkörpern
                              									zerfielen und diese mit einem rotbraunen Beschlag überzogen, wodurch die Leuchtkraft
                              									wesentlich beeinträchtigt wurde. Verf. hat im Jahre 1915 Versuche über die Behebung
                              									dieses Uebelstandes angestellt und bald darauf konnte er beobachten, daß in einer
                              									mit verdichtetem Wassergas gefüllten Stahlflasche, die längere Zeit unbenutzt
                              									gestanden hatte, reines Eisenkarbonyl in einer Menge von etwa 0,5 1 entstanden war.
                              									Diese Beobachtung gab Veranlassung, die Bedingungen für die Bildung des
                              									Eisenkarbonyls näher zu studieren. Es zeigte sich, daß aus reinem Eisenoxydpulver,
                              									das zunächst in einem Druckrohr durch Wasserstoff zu metallischem Eisen reduziert
                              									und dann bei über 100° mit Kohlenoxyd unter Druck längere Zeit in Berührung gebracht
                              									wurde, allmählich etwa 8 kg Eisenkarbonyl gewonnen werden konnten. 1921 wurden die
                              									Versuche wieder aufgenommen, wobei ein Verfahren zur kontinuierlichen Gewinnung des
                              									Eisenkarbonyls ausgearbeitet wurde, indem das gebildete Produkt aus dem Gase vor der
                              									Entspannung durch Abkühlung abgeschieden und das unveränderte Kohlenoxyd in den
                              									Druckzylinder zurückgeführt wurde.
                           Bei den Arbeiten über die Methanolsynthese aus Kohlenoxyd und Wasserstoff zeigte sich
                              									dann, daß für eine Lenkung dieser Reaktion in die Methanolrichtung die Bildung von
                              									Eisenkarbonyl in Behältern und Leitungen unbedingt vermieden werden mußte. Anfang
                              									1924 wurde schließlich die Beobachtung gemacht, daß ein Zusatz von geringen Mengen
                              									Eisenkarbonyl zu Benzin diesem die unerwünschte Eigenschaft des „Klopfens“
                              									bei höherer Kompression nimmt. Hieraus ergab sich die Aufgabe, Eisenkarbonyl in
                              									großen Mengen fabrikmäßig herzustellen. Obwohl dies durchaus nicht einfach war,
                              									gelang es bereits Ende 1924, in nur einem Druckapparat täglich mehr als 1000 kg zu
                              									erzeugen.
                           Verf. bespricht eingehend die von ihm sowie von anderer Seite ausgeführten
                              									Untersuchungen zur Feststellung der physikalischen und chemischen Eigenschaften des
                              									Eisenkarbonyls, seine Reaktionen, die Verhältnisse bei seiner Bildung und
                              									Zersetzung, die Einwirkung von Fremdstoffen, Gleichgewichtsbestimmungen usw. Von den
                              									Eigenschaften des Karbonyls ist besonders bemerkenswert seine Lichtempfindlichkeit,
                              									wodurch es zur Herstellung von Lichtpausen verwendbar ist. Das Eisenkarbonyl ist an
                              									sich nicht giftig, doch tritt verhältnismäßig leicht eine Zersetzung unter Abgabe
                              									von Kohlenoxyd ein. Beim Umfüllen größerer Mengen ist Vorsicht geboten, da
                              									Selbstentzündung eintreten kann, wenn das Karbonyl mit heißen Rohrleitungen oder
                              									Stoffen von großer Oberfläche (Magnesia oder Zinkoxyd) in Berührung kommt.
                           Die Zersetzung des Karbonyls in Eisen und Kohlenoxyd beginnt bei Gegenwart von
                              									metallischem Eisen bereits bei 60°, bei Temperaturen über 200° verläuft sie bei
                              									gewöhnlichem Druck praktisch vollständig. Man erhält auf diese Weise ein Eisen, das
                              									außer Kohlenstoff und Sauerstoff keinerlei Verunreinigungen enthält, vor allem also
                              									frei von Phosphor, Schwefel, Arsen usw. ist, die stets im technischen Eisen
                              									enthalten sind. Auch die Aufnahme von Kohlenstoff und Sauerstoff durch das
                              									Karbonyleisen läßt sich zurückdrängen, wenn man die Zersetzung bei hohen
                              									Temperaturen vornimmt. Je nach den hier herrschenden Bedingungen kann man das Eisen
                              									in Form von lockerem Schwamm, als feines Pulver, als Folie oder in kompakten Stücken
                              									herstellen. Dieses reine Karbonyleisenpulver hat infolge seiner günstigen
                              									magnetischen Eigenschaften bereits in der Schwachstromtechnik Anwendung gefunden.
                              									Seine Reinheit läßt sich durch Nachbehandlung mit verhältnismäßig einfachen Mitteln
                              									auf einen sehr hohen Grad steigern und man kann so auch sehr wirksame Katalysatoren
                              									in Pulver- oder Schwammform erzeugen, die für die Ammoniaksynthese und noch für
                              									andere Zwecke von Bedeutung sind.
                           Das Eisenkarbonyl wird in steigendem Maße für die Herstellung von kompressionsfestem
                              									Benzin verwendet, und zwar genügt schon ein Zusatz von 0,1 – 0,2 % zum Benzin, um
                              									das Klopfen vollkommen zu beseitigen. Das mit etwa 50 Volumprozent Benzin
                              									verschnittene Eisenkarbonyl hat die Bezeichnung „Motyl“ erhalten; das hiermit
                              									versetzte Benzin ist bekanntlich unter dem Namen „Motalin“ seit längerer Zeit
                              									im Handel. (Zeitschr. f. angewandte Chemie 1928, S. 827–833.)
                           Sander.
                           Einiges über die Gasreinigung. (Zentralblatt der Hütten
                              									und Walzwerke, 31. Jahrgang, S. 576-578.) F. Hager bespricht die Vorteile der
                              									restlosen Teerabscheidung aus Generatorgasen und die hierfür in Frage kommenden
                              									Methoden, die elektrische Entteerung sowie die mechanische Teerausscheidung. Mit der
                              									mechanischen Entteerung wird zwar keine so weitgehende Abscheidung des Teeres aus
                              									den Gasen erzielt wie bei Anwendung der elektrischen Entteerung, doch genügt
                              									vielfach schon eine Grobreinigung des Gases, zumal die leichteren Teerbestandteile
                              									eine meist erwünschte Erhöhung des Heizwertes des Gases bewirken. Ein wichtiger
                              									Punkt für jede Gasreinigung ist es, daß die Generatoren nicht zu heiß und daß sie
                              									mit reichlicher Schütthöhe betrieben werden, da sonst ein sehr hochsiedender,
                              									minderwertiger Teer erhalten wird. Bei normalem Brennstoffdurchsatz ist auch die
                              									Staubentwicklung, die für die Bewertung eines Teers sehr wesentlich ist, nur gering.
                              									Zur Abscheidung des vom Gase mitgerissenen Staubes werden unmittelbar hinter dem
                              									Generator reichlich groß bemessene Staubsammler eingebaut, worauf das Gas auf die
                              									für die Entteerung geeignete Temperatur abgekühlt wird. Hierbei ist einem Luftkühler
                              									der Vorzug zu geben, damit ein möglichst wasserfreier Teer erhalten wird. Für die
                              									mechanische Abscheidung des Teeres findet vielfach der unter dem Namen
                              										„Teerwolf“ bekannte Zentrifugal-Gasreiniger Anwendung.
                           Dieser Gasreiniger ist gekennzeichnet durch das Fehlen einer besonderen
                              									Teerumlaufpumpe sowie dadurch, daß er gleichzeitig als Gassauger wirkt. Durch die
                              									schnelle Umdrehung des Ventilatorflügels wird der Teer an den Innenwänden des
                              									Reinigergehäuses entlang in eine hochliegende Sammelrinne gefördert, aus der er
                              									ständig dem Zerstäuber wieder zufließt. Aus dem ersten Gehäuseteil wird g as Gas
                              									durch einen zweiten Ventilatorflügel abgesaugt, wobei wiederum eine Waschung des
                              									Gases mit ausgeschiedenem Teer vor sich geht.
                           
                           Zur Entfernung der letzten Teernebel dient ein zyklonartiger Aufbau oberhalb des
                              									Ventilators, in den das Gas tangential eintritt. Der hier ausgeschiedene Teer fließt
                              									in den Ventilator zurück und dient hier wieder als Waschteer. Der Kraftverbrauch des
                              									Teerwolfs ist kaum größer als bei einem normalen Gassauger, da dem Gase kein
                              									Widerstand durch Schlagbolzen entgegengesetzt wird. Das gereinigte Gas tritt aus dem
                              									Teerwolf mit einer Temperatur von 60 – 80° aus und wird vor der Weiterleitung zu der
                              									Verbrauchsstelle zweckmäßig in einem Rieselkühler möglichst weit heruntergekühlt, um
                              									nachträgliche Ausscheidungen in den Rohrleitungen und Ventilen zu vermeiden. Hierbei
                              									wird auch der im Gase enthaltene Wasserdampf, der den Heizwert des Gases herabsetzt,
                              									niedergeschlagen. Da das Waschwasser aus dem Teer Phenole aufnimmt, darf es nur nach
                              									starker Verdünnung den natürlichen Wasserläufen oder der Kanalisation zugeführt
                              									werden. Die Einrichtungen für die Reinigung und Kühlung des Gases erfordern nur
                              									geringe Wartung, so daß an Betriebskosten nur der Stromverbrauch sowie die
                              									Aufwendung für Verzinsung und Tilgung der Anlage zu verbuchen sind.
                           Bei einer ausgeführten Generatorenanlage, die täglich 20 t Braunkohlenbriketts
                              									verarbeitet, werden täglich 700 kg (= 3,5 %) Teer gewonnen. Der Erlös hierfür
                              									beträgt bei 300 Arbeitstagen 21000 RM. im Jahr. Der Kraftverbrauch für den
                              									zugehörigen Teerwolf beträgt etwa 12 kW. Die Stromausgaben betragen bei einem Preise
                              									von 6 Pf. für 1 kWst und bei 7200 Betriebsstunden 5184 RM. im Jahre. Somit kann die
                              									Gasreinigungsanlage in kurzer Zeit abgeschrieben werden.
                           Sander.
                           Die größte Kokerei der Welt. Nach Berichten amerikanischer
                              									Blätter ist die Kokereianlage der Carnegie Steel Co. in Clairton durch ihren in der
                              									letzten Zeit erfolgten Ausbau die größte Kokerei der Welt geworden. Der
                              									Kohledurchsatz dieser Anlage betrug bisher schon 2750000 t im Jahre, durch die
                              									Errichtung von 366 neuen Nebenprodukten-Koksöfen, Bauart Becker, in denen jährlich
                              									3900000 t Kohle verarbeitet werden können, ist der jährliche Kohlendurchsatz dieser
                              									einen Kokerei nunmehr auf 6650000 t gestiegen, d. s. fast 20% der im Ruhrgebiet im
                              									Jahre 1927 insgesamt verkokten Kohlenmenge.
                           
                              S.
                              
                           Ein Kupolofen mit Kohlenstaubzusatzfeuerung. Der Vorteil,
                              									den der Kohlenstaub bietet, besteht vor allem darin, daß durch dieses
                              									Feuerungsverfahren die Möglichkeit gegeben ist, alle Arten von Brennstoffen einer
                              									wirtschaftlichen Ausnutzung zugänglich zu machen. Nachdem man – abgesehen von den
                              									vielfach angewendeten Kohlenstaubfeuerungen für Dampfkessel – davon gehört hat, daß
                              									amerikanische Kupfer-Raffinerien den Kohlenstaub für ihre Schmelzöfen herangezogen
                              									haben, erscheint es verständlich, wenn auch in der Eisengießerei nunmehr Versuche
                              									angestellt worden sind, in den Kupolofen Kohlenstaub als Zusatz zum Koks
                              									einzuführen. Diese Bemühungen der Deutschen Babcock- & Wilcox-Werke, Oberhausen,
                              									sind von Erfolg gewesen, so daß es von Interesse ist, auf diesen Fortschritt in der
                              									Eisengießerei hinzuweisen. Als Brennstaub bei diesem neuen Verfahren kann jede Sorte
                              									von handelsüblichem Kohlenstaub verwendet werden, mag er aus Steinkohle,
                              									Braunkohle oder Koks hergestellt sein. Der Staub muß nur die notwendige Feinheit
                              									aufweisen (Staubfeinheit 30 % am 4900-Maschensieb). Für die Gießereien erscheint es
                              									zweckmäßig, wenn sie sich den Kohlenstaub in einer eigenen Mahlanlage selbst
                              									anfertigen; machen die Selbstkosten bei Selbstherstellung doch nur die Hälfte des
                              									handelsüblichen Preises aus. Außerdem wird es in diesem Falle der Gießerei möglich,
                              									den sowieso für Gießereizwecke benötigten Staub selbst zu erzeugen, so daß auch in
                              									dieser Beziehung Ersparnisse wahrnehmbar sind. Ein weiterer Vorteil bei der
                              									Herstellung im eigenen Betrieb ist darin zu erblicken, daß man es in der Hand hat,
                              									die Güte und Beschaffenheit des Staubes durch Vermählen reiner Kohlen ohne
                              									verlängernde Beimengungen selbst zu bestimmen.
                           Was nun die Anlage und die Betriebsweise einer Kohlenstaubzusatzfeuerung für den
                              									Kupolofen anbetrifft, so sei zunächst festgestellt, daß die Einrichtung an jedem
                              									bestehenden Kupolofen eingebaut werden kann. Die Anlage besteht in der Hauptsache
                              									aus einem Brennstaubbehälter, der sich in der Nähe des Schmelzofens befindet und
                              									einen oder mehrere Ausläufe besitzt. Jeder dieser Bunkerausläufe mündet in einen
                              									Staubaufgabeapparat, der den Staub je nach der erforderlichen Schmelzleistung zu den
                              									Einblasedüsen befördert. Angeordnet sind 24 Einblasedüsen, die in der Nähe der
                              									Schmelzzone gleichmäßig auf dem Umfang des Ofens verteilt sind. Die Staubförderung
                              									von dem Aufgabeapparat zu den Einblasedüsen wird durch Preßluft von 2 atm bei einer
                              									angesaugten Luftmenge von 2 m3/min
                              									bewerkstelligt.
                           Die Bedienung dieser Anlage gestaltet sich insofern einfach, als der
                              									Staubvorratsbehälter lediglich mit Staub aufgefüllt wird und die Anlage durch
                              									Oeffnen eines einzigen Ventils in der Preßluftleitung betriebsfertig ist. Die
                              									Staubmenge selbst kann vermittels eines Hebels am Aufgabeapparat genau eingestellt
                              									werden; da ein mechanischer Antrieb bei dieser einfachen Anlage nicht vorhanden ist,
                              									sind auch Betriebsstörungen ausgeschlossen.
                           Für den Betriebsfachmann sind nun. in erster Linie die praktischen Ergebnisse von
                              									Bedeutung, die mit der Kohlenstaubzusatzfeuerung zu erzielen und die für die
                              									Beurteilung ihrer Brauchbarkeit und ihres Wertes entscheidend sind. Auf Grund
                              									eingebender Versuche ist der Beweis erbracht worden, daß der Anteil des Satzkokses
                              									bei einer Aufgabe von 1 % Kohlenstaub um 40 % verringert werden konnte. Dabei ist
                              									das erschmolzene Eisen heiß und es werden Stücke in einer Wandstärke von 4 mm
                              									laufend gegossen. Infolge der verringerten Satzkoksmenge ist auch der Durchsatz der
                              									Gichten schneller, und zwar bringt der Kupolofen mit Kohlenstaubzusatz bis zu 40 %
                              									flüssiges Eisen mehr hervor als der Kupolofen mit Koks allein. Der niedrigere
                              									Koksanteil hat dann weiter eine geringere Aufnahme an Schwefel und Kohlenstoff im
                              									Eisen zur Folge. Nach den bisherigen Ergebnissen vermindert sich der
                              									Schwefel-Zubrand um 0.03 %, z.B. von 1 % auf 0 07 %, der Kohlenstoffzubrand um 0,2%,
                              									z.B. von 36 % auf 3.4 %. Gleichzeitig ist auch eine entsprechende Gütesteigerung des
                              									erschmolzenen Eisens festzustellen.
                           
                              Dr. K.
                              
                           
                           Die Behandlung von Stahl mit Titan. Das von den
                              									Stahlwerken verwendete Ferro-Kohlenstoff-Titan enthält 17 % Titan und 7,5 %
                              									Kohlenstoff. Diese Legierung weist zwar ein geringeres Desoxydationsvermögen auf als
                              									das übliche 50 %ige Ferro-Silizium, aber das Titan besitzt eine so besondere
                              									Affinität zum Sauerstoff auf, daß sein Zusatz nach dem Silizium und den sonst
                              									üblichen Desoxydationsmitteln die Desoxydation des Stahles vervollständigt. Das
                              									Ferro-Kohlenstoff-Titan, ein graues Eisen mit Titankarbid und Titan in Lösung, wird
                              									im elektrischen Ofen durch Reduktion des Titanerzes mit Kohlenstoff zubereitet. Der
                              									Zusatz von Ferro-Kohlenstoff-Titan als Desoxydationsmittel in der Pfanne ist von
                              									verschiedenen großen Stahlwerken, die Stahlblöcke für Blechwalzwerke gießen, gewählt
                              									worden, und zwar fügt man im allgemeinen 0,5–2 kg der Titan-Legierung je t Stahl
                              									hinzu. Im Vergleich mit dem Aluminium bietet die Titan-Legierung den Vorteil, daß
                              									sie im Stahl keine Verunreinigungen ergibt, wie beispielsweise die Tonerde. In bezug
                              									auf das Desoxydationsvermögen kann man 1 kg Aluminium gleichsetzen 4 kg 50 %igem
                              									Ferro-Silizium oder 6 kg Ferro-Titan; dabei ist aber die Desoxydation durch das
                              									Titan nicht weniger energisch als durch das Silizium, sondern die Legierung ist
                              									niedrigprozentiger. Man verwendet die Titan-Legierung zweckmäßigerweise nicht
                              									allein, sondern immer mit Ferro-Silizium zusammen in einem Verhältnis von dem
                              									Einhalb- bis Zweifachen der Siliziummenge. Dem Titan wird eine Verminderung der
                              									Seigerungserscheinungen und eine vollständige Desoxydation nachgerühmt.
                           In einem Stahlwerk mit basischen Siemens-Martin-Oefen wurden Versuche über den
                              									Einfluß des Titans auf den Stahl (Kohlenstoff 0,09–0,12 %, Mangan 0,28–0,43 %,
                              									Phosphor 0,010–0,013 %, Schwefel 0,020–0,038 %) angestellt; die Chargen betrugen 120
                              									t, davon die Hälfte Roheisen. Es wurden verschiedene Abstiche mit und ohne Titan
                              									beobachtet, mit und ohne Ferro-Silizium, mit und ohne Aluminium. Die folgenden
                              									Vergleichszahlen bringen eine Einteilung von 0 für schlechten bis zu 3 für guten
                              									Stahl zum Ausdruck:
                           
                              
                                 
                                 Einteilung in bezug aufden Reinheitsgrad
                                    											das Gefüge
                                 
                              
                                 Stahl ohne Titan
                                 1,00
                                 1,92
                                 
                              
                                 mit siliziumreichem Eisen   im Ofen
                                 0,67
                                 2,33
                                 
                              
                                 ohne siliziumreiches Eisen
                                 1,33
                                 1,50
                                 
                              
                                 Stahl mit Titan
                                 2,17
                                 1,50
                                 
                              
                                 mit siliziumreichem Eisen   im Ofen
                                 2,17
                                 1,67
                                 
                              
                                 ohne siliziumreiches Eisen
                                 2,17
                                 1,33
                                 
                              
                                 Abstiche mit Siliziumzusatz   in der Pfanne
                                 1,08
                                 2,13
                                 
                              
                                 Abstiche mit Silizium- undTitanzusatz in der
                                    											Pfanne
                                 1,11
                                 2,77
                                 
                              
                                 Zusatz von Silizium in der   Kokille
                                 0,33
                                 2,17
                                 
                              
                                 Zusatz von Aluminium in   der Kokille
                                 0,33
                                 2,33
                                 
                              
                           In Sand geformter Stahlformguß muß sehr gut desoxydiert werden. Die Verwendung von
                              									Aluminium zur Desoxydation ergibt oft Tonerdeeinschlüsse und feine Sulfidstreifen,
                              									deren Netze Risse beim Zerreißfestigkeitsversuch und schlechte Dehnungen zur
                              									Folge haben. Ein Ersetzen von Aluminium durch Titan vermeidet diese
                              									Unannehmlichkeiten, gleichzeitig wird auch die Elastizitätsgrenze besser und das
                              									Glühen ergibt leichter einen Stahl mit feinem Korn. (Techn. Mod., 19. Bd., S.
                              									95/96.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Kadmiumüberzüge. Ueberzüge aus Kadmium werden aus dem
                              									Grunde immer mehr berücksichtigt, weil sie dem Stahl einen größeren Schutz gegen
                              									athmosphärische Einflüsse und gegen Seewasser verleihen als die aus Zink. Das
                              									Kadmium ist härter als das Zinn und etwas weicher als das Zink und kann einen
                              									schönen luftbeständigen Politurglanz annehmen. Die Farbe nähert sich fast der des
                              									Silbers, während sein Sulfid etwas gefärbt ist. Die Kadmiumniederschläge kann man
                              									erhalten, indem man von alkalischen oder sauren Lösungen ausgeht. Die saure Lösung
                              									wird durch ein Gemisch von Kadmiumsulfat und Ammoniumsulfat gebildet. Zwecks
                              									Erhaltung eines gleichmäßig glatten Niederschlags wird außerdem Pepton zugesetzt.
                              									Der Arbeitsvorgang erfolgt bei 0,7 A/dcm2 der
                              									Kathode, wobei das Stück leicht überzogen wird. Die Bildung von Adern auf dem zu
                              									überziehenden Metallstück verhindert man durch Hinzufügen von kolloiden organischen
                              									Substanzen, und die einzige Schwierigkeit entsteht durch die allmähliche Zersetzung,
                              									die die Zusatzstoffe erfahren. Hinsichtlich des Peptons erfolgt eine Zersetzung
                              									durch die Säurewirkung der Lösung in den Amminsäuren, woraus sich ein häufiges
                              									Filtrieren und Zusetzen von Pepton ergibt. Die alkalischen oder Cyan-Bäder verhalten
                              									sich offenbar besser. Eine ideale Lösung wird durch das Doppelcyanid von Kadmium und
                              									Kalium mit einem leichten Ueberschuß an Kaliumcyanid erreicht; der Zusatz von etwas
                              									Natronhydrat und von Dextrin erleichtert den Niederschlag und verleiht ihm eine
                              									schön polierbare Glätte. Eine ausgezeichnete Badzusammensetzung ist folgende:
                           
                              
                                 Kalium- und Kadmiumdoppelcyanid
                                     340
                                 g
                                 
                              
                                 Natriumhydrat
                                 14–28
                                 g
                                 
                              
                                 Dextrin
                                        7
                                 g
                                 
                              
                                 auf 4,5 Liter.
                                 
                              
                           Diese kalt verwendete Lösung erfordert eine Stromstärke von
                              									1.5 A/dcm2 bei 2 V; sie verhält sich wie eine
                              									Silberlösung. Man bedient sich einer flachen Anode aus geschmolzenem Kadmium (36 g
                              									auf 4,5 1). Nach verschiedenen Versuchen scheint es, daß das Kadmium sich sogar in
                              									der Kälte mit dem Eisen verbindet; dieser Vorgang läßt sich dadurch schneller
                              									bewirken, daß das Stück nach dem Erhalten des Kadmiumniederschlages einige Stunden
                              									lang in nicht oxydierender Atmosphäre auf 200° aufrechterhalten wird. So behandelte
                              									Stücke, die der atmosphärischen Luft ausgesetzt werden, ergeben keine Rostspuren,
                              									selbst nach einem Jahr nicht, obwohl nach dem Polieren jede SnurSpur von Kadmium verschwunden zu sein scheint. (Techn. Mod., 19. Bd., S.
                              									255–56.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Oefen für die Herstellung von Schwarzkern-Temperguß. Der
                              									Kupolofen ist mit Rücksiclt auf die Ungleichmäßigkeit der erhaltenen Eisenabstiche
                              									am ungeeignetsten für die Herstellung von amerikanischem oder Schwarzkern-Temperguß,
                              									vielmehr ist für
                              									diese Zwecke der Flammofen am meisten verbreitet. Man arbeitet dabei mit einem
                              									Winddruck von 120 bis 300 mm W.S. und fügt oft eine Düsenreihe hinzu, durch die 25 %
                              									des insgesamt benötigten Windes in den oberen Ofenteil über der geschmolzenen Charge
                              									ziehen. Der Verlust durch Oxydation ist verschieden und läßt sich bei Ergreifung von
                              									Vorsichtsmaßregeln in mäßigen Grenzen halten. In der Regel rechnet man mit einem
                              									Verlust von 6 % Kohlenstoff, 0,35 % Silizium, 0,2 % Mangan, 1,3 % Eisen; der
                              									Phosphorgehalt ändert sich nicht, dagegen nimmt der Schwefel etwas zu. In
                              									amerikanischen Schwarzkern-Tempergießereien verwendet man als Brennstoff vorwiegend
                              									Kohle, Oel in nur wenigen Fällen. Kohlenstaubfeuerungen für diesen Zweck arbeiten
                              									befriedigend; hierbei verringert sich die Schmelzgeschwindigkeit von ½ Stunde je t
                              									auf 20 Minuten und der Verlust durch Oxydation wird wesentlich verkleinert, ebenso
                              									gestaltet sich die Wartung einfacher. Man verwendet meistens Oefen von 10 bis 20 t
                              									Fassungsvermögen, vereinzelt auch solche von 5 t und 30 bis 40 t.
                           Der Glühvorgang wird in rechteckigen Glühöfen von 20 bis 25 t Fassung vorgenommen.
                              									Die neueste Ofenart auf diesem Gebiet des Temperns ist der Dreßler-Ofen, der über
                              									100 m lang ist und von dem ein Querschnitt mit Generatorgas, Oel oder Kohlenstaub
                              									geheizt wird. Die Abgase erwärmen auf ihrem Abzug die von der anderen Seite in den
                              									Ofen eintretenden Chargen nach dem Gegenstromprinzip, wodurch man eine Ersparnis an
                              									Brennstoff und eine günstigere Einstellung der Temperatur und der Dauer des
                              									Verfahrens erzielt. In den Glühöfen für Schwarzkern-Temperguß arbeitet man mit einer
                              									Temperatur von 820 bis 920°, die 40–80 Stunden aufrechterhalten, dann auf 730°
                              									ermäßigt wird, damit die erforderlichen Reaktionen zustande kommen; schließlich wird
                              									langsam abgekühlt, etwa 7° je Stunde. (Techn. Mod. 19. Bd., S. 253–55.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Das Nickel in der amerikanischen Eisen-Gießerei. Die seit
                              									1925 vorgenommenen Versuche mit Nickelzusatz zum Gußeisen haben ergeben, daß das
                              									Nickel die Natur, die Dicke und die Verteilung der Bestandteile beeinflußt; es führt
                              									den Zementit in Ferrit und Graphit über, gestaltet die Graphitpartikeln feiner, geht
                              									in Lösung und wandelt den Perlit in Sorbit. Das Nickel erhöht die Härte des
                              									Eisengusses; trotzdem sind aber die Stücke leichter zu bearbeiten. Infolge der
                              									Umwandlung von Perlit in Sorbit erhält man eine höhere Elastizitätsgrenze und eine
                              									größere Festigkeit; auch die Schlagfestigkeit hat zugenommen. Versuche an Gußeisen
                              									mit 2 % Nickel für Automobilzylinder ergaben eine Steigerung der Brinellhärte von
                              									150 auf 200 und einen halb so großen Verschleiß gegenüber Zylindern aus gewöhnlichem
                              									Eisen. Das Chrom übt einen dem Nickel entgegengesetzten Einfluß aus; es erhält den
                              									Kohlenstoff im Zementitzustand und ist demnach ein härtendes Element, das zwecks
                              									Erhöhung der Härte eingeführt wird. Bemerkenswerte Ergebnisse erzielt man durch
                              									Zusatz von Chrom und Nickel zusammen. Als Anwendungsgebiete für nickelhaltiges
                              									Gußeisen kommen in Betracht Roststäbe mit 5 % Nickel, dann Guß mit verschiedenem
                              									Nickel-Gehalt für Kolben, Zylinder, Kurvenscheiben. Bei phosphorhaltigem Eisen soll
                              									die Bearbeitungsdauer bei Nickelzusatz um fast 50 % vermindert werden können.
                              									Der Zusatz von Nickel kann im Kupolofen und auch in der Pfanne erfolgen; ein Zusatz
                              									von 1 % Nickel erniedrigt die Ofentemperatur um fast 15°. Ein Metallverlust im Ofen
                              									findet nicht statt. Dagegen sollten Nickel und Chrom nur in die Pfanne aufgegeben
                              									werden wegen des Chromverlustes im Ofen. Gußeisen mit Nickel und Chrom hat man mit
                              									Erfolg für Gasmotorenzylinder und Benzinlokomotivzylinder herangezogen. (Usine, 36.
                              									Bd., Heft 17.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Ueber Korrosion und Einrosten von Stahl und Eisen. Die von
                              									Girard untersuchten Stahl- und Eisensorten hatten folgende Zusammensetzung: Stahl:
                              									0,42 % Kohlenstoff, Spuren von Silizium, 0,69 % Mangan; Eisen:
                           
                              
                                 
                                 Eisen Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 Nr. 3
                                 
                              
                                 Gesamt-Kohlenstoff
                                 3,23
                                 3,12
                                 3,29
                                 
                              
                                 Graphit
                                 2,88
                                 2,47
                                 3,02
                                 
                              
                                 gebundener Kohlenstoff
                                 0,35
                                 0,65
                                 0,27
                                 
                              
                                 Silizium
                                 2,59
                                 1,60
                                 3,25
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,52
                                 0,59
                                 0,55
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,041
                                   0,079
                                   0,027
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 1,39
                                 1,82
                                 1,85
                                 
                              
                           Die Versuchsstücke (50 × 50 × 3) waren poliert und 12 und 24 Stunden lang in einer
                              									Chlornatrium-Lösung (20 gr/liter) getaucht, und zwar in lufthaltiger Lösung (im
                              									Gleichgewicht mit der Atmosphäre) und in luftfreier Lösung (unter einer luftleeren
                              									Glocke). Die Arbeitstemperatur betrug 15–20°. Hinsichtlich der lufthaltigen Lösung
                              									konnte man beobachten, daß der Stahl an Gewicht ständig abnimmt, während die
                              									Eisensorten nach anfänglichem Gewichtsverlust wieder zunehmen, so daß sie selbst ihr
                              									ursprüngliches Gewicht übersteigen. Stahl wird tief korrodiert, Eisen eingerostet.
                              									Bei Versuchsperioden von weniger als 12 Stunden zeigten sich die gleichen
                              									Erscheinungen. In der luftfreien Lösung ist der Angriff auf Stahl und Eisen gleich
                              									und es bildet sich kein Ueberzug; dabei erfahren die Eisensorten 1 und 2 geringere
                              									Gewichtsverluste als der Stahl, während es bei der Probe Nr. 3 umgekehrt ist. Es
                              									ergibt sich hieraus ein klarer Unterschied zwischen der Wirkung von lufthaltigen und
                              									derjenigen von luftfreien Lösungen, weiter zwischen dem Verhalten von Stahl und
                              									demjenigen von Eisen. Folgende Betrachtungen kennzeichnen diesen Unterschied:
                           1. Der Angriff auf die Oxydule ist praktisch für alle gleich, wenn sich kein Ueberzug
                              									bildet. Dies ist der Fall bei der Probe Stahl, Eisen Nr. 1, 2 und 3 in luftfreier
                              									Salzlösung, wo sich folgende Gesamt-Eisenverluste ergeben:
                           
                              
                                 Stahl
                                 Eisen Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 Nr. 3
                                 
                              
                                 0,851 gr
                                 0,745
                                 0,780
                                 0,916
                                 
                              
                                 
                                 im Durchschnitt
                                 0,814
                                 
                                 
                              
                           2. In Chlornatrium-Lösung erscheinen die Oxydule lösbarer als die Eisenoxyde, und man
                              									kann folgende Reaktionen in luftfreier Lösung annehmen:
                           Fe + 2 Cl = Fe Cl2,
                           2 Na + 2 HOH – 2 NaOH + 2H,
                           2 NaOH + FeCl2, = 2 ClNa +
                              										Fe(OH)2;
                           in lufthaltiger Lösung erfolgt noch die weitere Reaktion:
                           2 Fe(OH)2 + O + H2 O = 2 Fe(OH)3.
                           
                           3. Das Anhaften der Niederschläge ist bei den Oxyden größer als bei den
                              									Oxydulen. In luftfreier Lösung ist der gebildete Niederschlag gering, in
                              									lufthaltiger dagegen groß, dabei ist der Wasserstoff entfernt. Vor allem wird das
                              									Eisen in lufthaltiger Lösung viel schneller überzogen als der Stahl.
                           4. Die Oxydulüberzüge am Eisen wirken schützend. Aus den folgenden Zahlentafeln geht
                              									hervor, daß in luftfreier Lösung Korrosion stattfindet, in lufthaltiger Lösung
                              									Korrosion für den Stahl und Einrosten für das Eisen:
                           Angriff in luftfreier Salzlösung:
                           
                              
                                 
                                 Stahl
                                 Eisen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 Nr. 3
                                 
                              
                                 ursprüngliches Gewicht in g
                                 61,372
                                 66,817
                                 67,571
                                 65,504
                                 
                              
                                 endgültiges Gewicht mit   d. Oxyden
                                 60,565
                                 66,106
                                 66,789
                                 64611
                                 
                              
                                 Gewicht nach dem Putzen
                                 60,521
                                 66,071
                                 66,771
                                 64,588
                                 
                              
                                 wirklicher Gewichtsverlustbeobachtet nach 140
                                    											Tagen
                                   0,851
                                   0,745
                                   0,800
                                   0,916
                                 
                              
                                 berechnet nach 272 Tagen
                                 1,65
                                 1,44
                                  1,55
                                 1,77
                                 
                              
                                 Gewicht der anhaftenden   Oxyde
                                   0,044
                                   0,035
                                   0,018
                                   0,022
                                 
                              
                                 Anhaltungs-Koeffizient
                                   0,032
                                   0,029
                                   0,014
                                 0,015
                                 
                              
                                 
                                 im Durchschnitt 0,02
                                 
                              
                           Angriff in lufthaltiger Salzlösung:
                           
                              
                                 ursprüngliches Gewicht
                                 55,776
                                 66,142
                                 67,513
                                 67,251
                                 
                              
                                 endgültiges Gewicht mit   d. Oxyden
                                 54,947
                                 66,342
                                 67,682
                                 67,396
                                 
                              
                                 Gewicht nach dem Putzen
                                 54,462
                                 65,045
                                 66,400
                                 66,031
                                 
                              
                                 wirklicher Gewichtsverlust
                                   1,314
                                   1,096
                                   1,113
                                   1,220
                                 
                              
                                 Gewicht der anhaftenden   Oxyde
                                   0,485
                                   1,296
                                   1,282
                                   1,364
                                 
                              
                                 Anhaftungs-Koeffizient
                                   0,193
                                 0,617
                                   0,604
                                   0,585
                                 
                              
                                 
                                 im Durchschnitt 0,602
                                 
                              
                           (Rev. Mét., 23, Bd., S. 407/17).
                           
                              Dr. K.
                              
                           Der Karbidverbrauch Europas stellte sich im Jahre 1926 wie
                              									folgt:
                           
                              
                                 
                                 Verbrauchin 1000 t
                                 Zahl der Werke
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 75
                                 10
                                 
                              
                                 England
                                 40
                                 –
                                 
                              
                                 Oesterreich
                                      3,5
                                   3
                                 
                              
                                 Belgien
                                 10
                                   1
                                 
                              
                                 Dänemark
                                   2
                                 –
                                 
                              
                                 Spanien
                                 21
                                 13
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 80
                                 23
                                 
                              
                                 Griechenland
                                   2
                                   1
                                 
                              
                                 Holland
                                   7
                                 –
                                 
                              
                                 Italien
                                 21
                                 17
                                 
                              
                                 Norwegen
                                      1,5
                                   5
                                 
                              
                                 Polen
                                    23,5
                                   4
                                 
                              
                                 Rumänien
                                    4
                                   1
                                 
                              
                                 Schweden
                                    3
                                   6
                                 
                              
                                 Schweiz
                                    4
                                   8
                                 
                              
                                 Tschechoslowakei
                                  10
                                   3
                                 
                              
                           Der Gesamtverbrauch Europas im Betrage von mehr als 300000 t im Jahre 1926 war etwa
                              									ebenso groß wie der Weltverbrauch im Jahre 1913. Infolge der äußerst starken
                              									Entwicklung der Karbidindustrie während des Weltkrieges vermögen die europäischen
                              									Werke jedoch wesentlich größere Mengen zu erzeugen, als gegenwärtig verbraucht
                              									Werden.
                           Sander.
                           Frankreichs Teer- und Benzolerzeugung. (Petroleum 1928, S.
                              									1340.) Die Steinkohlenteererzeugung Frankreichs betrug im Jahre 1927 insgesamt 487
                              									000 t, und zwar lieferten hiervon die Kokereien 254000 t und die Gaswerke 233000 t.
                              									Hierzu muß man noch die Teererzeugung der Kokereien im Saargebiete mit 116000 t
                              									hinzurechnen, da auch dieser Teer zum größten Teile nach Frankreich ging. Der
                              									einheimische Teerverbrauch belief sich auf 543000 t, von denen 338000 t der
                              									Destillation unterworfen wurden, während 182000 t im Straßenbau Verwendung fanden.
                              									Aus Deutschland wurden 41000 t Steinkohlenteer nach Frankreich eingeführt, wogegen
                              									Frankreichs Ausfuhr nur 13000 t betrug, die vorwiegend nach den französischen
                              									Kolonien gingen. Die Gesamterzeugung an Benzol betrug 61200 t, wovon die Kokereien
                              									48500 t und die Gaswerke 12700 t lieferten.
                           
                              S.
                              
                           Der Einfluß des Industriestaubes auf die Arbeitsleistung.
                              									(Patentanwalt Dr. Ing. Meldau im Verein deutscher Ingenieure ADB.) Die
                              									verschiedenartigen nachteiligen Einflüsse des Staubes auf die Industrie sind
                              									erheblich, werden jedoch oft übersehen. Auch heute noch nehmen Staubschädigungen die
                              									erste Stelle unter den Berufskrankheiten ein. Sie sind zwar nicht durch die
                              									Industrie geschaffen worden, waren vielmehr bereits dem Parazelsus und Aerzten des
                              									klassischen Altertums bekannt, aber durch die Industrieentwicklung hat sich die Zahl
                              									der Staubgefährdeten erhöht bei gleichzeitiger Unterbrechung des für die
                              									Frischhaltung der natürlichen Abwehrkräfte so wertvollen Rhythmus von technischer
                              									und land- oder hauswirtschaftlicher Tätigkeit. Unsere Kenntnisse erlauben
                              									gegenwärtig noch nicht, den Einfluß des Industriestaubes auf die Arbeitsleistung
                              									zahlenmäßig auszudrücken. Gleichgültig jedoch, ob der Organismus der Berufstätigen
                              									unmittelbar unter dem Staub leidet, oder ob der Betrieb als stauberzeugend und
                              									geistig niederdrückend wirkt, oder ob langsam gearbeitet wird, weil die Gefahr von
                              									Staubentzündungen besteht, immer senkt der Staub die Leistung.
                           Der Staub kann die Arbeit hemmen durch Verschmutzung der Arbeitsgeräte, der
                              									Werkstücke, durch Behinderung der Sicht u.a. Bei entsprechend langer und maßiger
                              									Einatmung können manche Staubarten die Atmungswerkzeuge schädigen und Staublunge,
                              									chronische Katarrhe oder Asthma hervorrufen, andere Staube bewirken Vergiftungen,
                              									Geschwüre oder Seuchen. Die Fachkreise aller Länder stimmen darin überein, daß wir
                              									es bei allen diesen Erscheinungen mit sehr verwickelten und schwer völlig zu
                              									deutenden Vorgängen zu tun haben, die außer von der beruflichen Tätigkeit weitgehend
                              									von der Veranlagung und den Lebensverhältnissen des Beeinflußten abhängen. Mit
                              									vielen veralteten Anschauungen muß aufgeräumt werden, um wahre Fortschritte zu
                              									erzielen. Die Schädlichkeit von auf die Lunge wirkenden Stauben rührt weniger von
                              									der Teilchenform als vom chemischen Verhalten des Stoffes gegenüber den Körpersäften
                              									her; dabei sind am schädlichsten die Teilchen an der unteren Grenze der
                              									mikroskopischen Sichtbarkeit ( ¼ bis 5 Mikron). Erhebliche Schädigungen sind also
                              									möglich, ohne daß unsere Sinne etwas von der Staubanwesenheit merken. In Betrieben,
                              									deren Staub auf die Lunge wirkt, ist für den normalen Menschen wahrscheinlich eine
                              									etwa fünf Jahre lange Tätigkeit ohne Schädigung möglich. Besondere Aufmerksamkeit
                              									verdient der „wilde“ Rauch, der an wechselnden unbestimmten Stellen
                              									entsteht (z.B. an Hüttenöfen, in älteren Gaswerken usw.), sowie die Stauberzeugung
                              									an wandernden Arbeitsstellen (Gesteinsbohrer, Stemmer, Nieter, Abwracker); ferner
                              									die mittelbare Schädigung durch ein unbeachtetes Arbeitshilfsmittel (zerstäubende
                              									Bleikissen, verdampfende Lösungsmittel, Metallrauch). Angesichts der Kleinheit und
                              									Art der Staubteilchen (Kieselsäure z.B.) versagen alle üblichen mechanischen und
                              									elektrischen Entstaubungsmittel weitgehend, soweit der Atemraum des unmittelbar
                              									Betroffenen in Frage kommt. Daher ist für diesen außer der allgemeinen Entstaubungs-
                              									und Belüftungsanlage eine besondere Reinluftzuführung in der Kopfgegend notwendig
                              									(Helm oder Brustschild mit Reinluftbrause), oder aber eine Einhüllung und Ablenkung
                              									des nachteiligen Staubes mittels Luftschleiers. Bei feinen Rauchen gibt nur die
                              									Schutzmaske Sicherheit. Es muß zugegeben werden, daß diese Hilfsmittel eine gewisse
                              									Bewegungsbehinderung bedeuten. Diese darf aber nicht zur Sabotierung der
                              									Schutzmittel führen. Zur aufklärenden und durchgreifenden Tätigkeit des
                              									Betriebsingenieurs muß die Ueberzeugung vernünftiger Arbeiterkreise treten, daß
                              									Sicherheitsmaßnahmen gegen Staubschäden keine Schaustücke darstellen. Staubzulagen
                              									als Dauereinrichtung sind bedenklich.
                           Deutschland, das durch das schwere Jahrzehnt seit 1914 in der Erforschung der
                              									hygienischen und technischen Verhältnisse auf dem erörterten Gebiet seine früher
                              									unbedingt führende, ja bahnbrechende Stellung etwas an Südafrika, England und andere
                              									angelsächsische Länder verloren hatte, bietet in den letzten Jahren in zunehmendem
                              									Maße wertvolle Beiträge durch hygienische und technische Abhilfen. Hingewiesen sei
                              									vor allem auf die Arbeiten der Münsterischen Schule und anderer Gewerbehygieniker,
                              									den Ausbau der Hygienemuseen und die Bestrebungen der Berufsgenossenschaften, ferner
                              									das werdende Arbeitsschutzgesetz. Der Verein deutscher Ingenieure hat der Bedeutung
                              									der Frage mit auf Anregung des Vortragenden durch Schaffung; eines
                              										„Fachausschusses für Staubtechnik“ (Geschäftsstelle: Ingenieurhaus.
                              									Berlin NW 7, Friedrich-Ebert-Str. 27) gefördert. Erst durch die Anteilnahme der
                              									Betriebsingenieure ist es möglich, die gesammelten Erkenntnisse unmittelbar dahin zu
                              									leiten, wo sie für die Allgemeinheit fruchtbar werden.
                           Tagesfragen der Schweißtechnik. Am 3. Februar d. J. hatte
                              									der Fachausschuß für Schweißtechnik im Verein deutscher Ingenieure gemeinsam mit dem
                              									Polytechnischen Verein in Bayern und der Ortsgruppe München des Verbandes für
                              									autogene Metallbearbeitung zu einem Sprechabend in der Technischen Hochschule zu
                              									München eingeladen, der von etwa 200 Personen besucht war. Nach einleitenden Worten
                              									von Oberbaurat Füchsel, dem Obmann des Fachausschusses, berichtete Oberbaurat
                              									Gollwitzer, Neuelbing, über „Schweißtechnische
                                    											Tagesfragen.“ Die rasche Entwicklung sämtlicher Zweige der
                              									Schweißtechnik nach dem Kriege und die Notwendigkeit, die ständig sich erweiternden
                              									Erfahrungen der erzeugenden und verbrauchenden Industrie, sowie die Ergebnisse der
                              									Arbeiten einzelner Forschungen und Forschungsgemeinschaften durch eine neutrale
                              									Stelle regelmäßig zu sammeln und der Allgemeinheit zugänglich zu machen, hatten
                              									bereits im Jahre 1925 zur Bildung eines Fachausschusses für Schweißtechnik beim
                              									Verein deutscher Ingenieure Anlaß gegeben. Unter den Fragen, die den Ausschuß
                              									gegenwärtig beschäftigen, nehmen die technisch-wissenschaftlichen Forschungen über
                              									die Vorgänge in der Schweißflamme und im Lichtbogen, sowie über die Eigenschaften
                              									der Schweißungen, ferner die Untersuchungen über Geräte und Werkstoffe, sowie deren
                              									Prüfung einen breiten Raum ein. Der Unfallverhütung und den Vorbeugungsmaßnahmen
                              									gegen Berufskrankheiten wird ebenso wie den wirtschaftlichen und konstruktiven
                              									Fragen eingehende Aufmerksamkeit gewidmet, außerdem auch auf eine gute
                              									Schweißerausbildung und die Förderung aller diesem Zweck dienlichen Maßnahmen mit
                              									Nachdruck hingewiesen.
                           Der Vortragende gedachte zweier Mitarbeiter, die sich um den Fachausschuß und die
                              									ganze Schweißtechnik sehr verdient gemacht haben und deren erfolgreicher Tätigkeit
                              									der Tod im vergangenen Jahre ein Ende setzte: des Altmeisters der Schweißtechnik,
                              									Ingenieur Kautny, der am 24. Mai 1928 verschied, des Ingenieurs Bung, Köln, der am
                              									14. August 1928 bei Versuchen in seinem schweißtechnischen Laboratorium vom
                              									Starkstrom getötet wurde. Der Vortragende zeigte an einzelnen Lichtbildern die
                              									neuesten Erfolge der Schweißtechnik und brachte in diesem Zusammenhang eine Reihe
                              									wichtiger Angaben über wirtschaftliche Ergebnisse. Unter Hinweis auf die reichen
                              									Möglichkeiten, die auch für Neuanfertigungen im Maschinenbau, Eisenbahn und
                              									Schiffbau in der Schweißtechnik ruhen, schloß der Vortragende mit einer Bitte an die
                              									Technischen Hochschulen, den jungen Ingenieuren das Rüstzeug für eine erfolgreiche
                              									Weiterentwicklung und Anwendung der Schweißtechnik mitzugeben.
                           Nach diesen allgemeineren Ausführungen berichtete der nächste Redner des
                              									Sprechabends, Prof. Dr. Hilpert- Charlottenburg, über „Neuere Untersuchungen des Werkstoffüberganges im
                                    										Schweißlichtbogen“. Bei dieser Gelegenheit wird auf die Artikelserie
                              									des Vortragenden im Jahrgang 1908 von DpJ hingewiesen, die den damaligen Stand der
                              									Schweißtechnik ausführlich schildert. (Anm. d. Schriftl.) Die neuerdings viel
                              									angewandte Lichtbogen-Schweißung findet bekanntlich in der Weise statt, daß der eine
                              									Pol einer Schweißmaschine an den das einzuschweißende Material abgebenden
                              									Schweißdraht, Elektrode genannt, gelegt wird. Durch kurze Berührung mit dem
                              									Werkstück und sofortiges Wiederentfernen wird zwischen Werkstück und Elektrode ein
                              									Lichtbogen gebildet, durch dessen starke Wärme die betreffende Stelle des Werkstücks
                              									in Schmelzfluß versetzt wird, während das von der Elektrode abschmelzende Material
                              									sich mit diesem Schmelzfluß innig vermengt. Die Vorgänge, die sich bezüglich des
                              									Materialübergangs von Elektrode zum Werkstück im Schweißlichtbogen abspielen, sind
                              									bis vor kurzem so gut wie nicht erfaßt gewesen. Die Meinungen schwankten darüber, ob
                              									tropfenförmiger oder gas- oder nebelförmiger Uebergang stattfinde. Ein im Januar 1927 im
                              									Versuchsfeld für Schweißtechnik an der Technischen Hochschule in Berlin von dem
                              									Vortragenden zusammen mit dem bekannten Filmfachmann Herrn Ing. R. Thun mit etwa 800
                              									Bildern in der Sekunde aufgenommener Film zeigte selbst bei 40facher Zeitdehnung
                              									noch ein sehr lebhaftes Herumtanzen des Lichtbogens, der aber durch seine Helligkeit
                              									das übergehende Material überstrahlte, so daß dieser Film keinen näheren Einblick
                              									gab. Etwa zur selben Zeit hatte man in Amerika mit wesentlich geringerer Bildzahl
                              									pro Sekunde auf stark rotempfindlichem Film Aufnahmen gemacht, welche bei etwa nur
                              									4facher Zeitdehnung zum erstenmal tropfenförmige Uebergänge zeigten, aber offenbar
                              									den Vorgang wegen zu geringer Bilderzahl nicht im Wesen wiedergeben konnten.
                           Mit Mitteln des Fachausschusses für Schweißtechnik wurden dann 1928 von dem
                              									Vortragenden und Herrn Thun gemeinsam neue Untersuchungen vorgenommen, wobei ein von
                              									Thun entwickeltes neues Verfahren endlich zum Ziele führte. Es war eine Art von
                              									Schattenbilder-Aufnahmen des übergehenden Materials, wobei etwa 2400 Bilder in der
                              									Sekunde angenommen wurden, so daß der Film mit 120facher Zeitdehnung ablaufen
                              									konnte. Es zeigten sich hier im wesentlichen fadenförmige und tropfenförmige
                              									Uebergänge von einer Dauer von \frac{1}{1000}-1/7 Sekunde. Eine
                              									gleichzeitig mit der Filmaufnahme vorgenommene Oszillogramm-Aufnahme (Strom- und
                              									Spannungsverlauf des Lichtbogens) ermöglichte, für jede Tropfenfolge Strom und
                              									Spannung zu ermitteln und für die verschiedenen Elektrodenmaterialien Tropfenzahl
                              									pro Sekunde festzustellen und hiermit wertvolle Aufschlüsse für das Verhalten des
                              									Materials im Lichtbogen zu bekommen. Der vorgeführte amerikanische Film und der an
                              									zweiter Stelle folgende Film von Hilpert und Thun zeigten den großen Vorzug des
                              									Schattenbild-Verfahrens, das mit großer Deutlichkeit die verschiedene Art des
                              									Materialübergangs klarlegte.
                           Die 12. Ausstellung für chemische Industrien Neuyork (Twelfth
                                 										Exposition of Chemical Industries) findet vom 8. bis 11. Mai 1929 in dem
                              									dortigen Grand Central Palace statt. Die Ausstellung wird internationalen Charakter
                              									haben und sich auf das Gebiet chemischer Rohmaterialien, chemischer Maschinen und
                              									Apparate, sowie chemischer Produkte erstrecken. Auf die Ausstellung deutscher
                              									Erzeugnisse wird, wie uns mitgeteilt wurde, besonderer Wert gelegt.
                           Auskünfte erteilt die Achema-Geschäftsstelle der Dechema, Deutsche Gesellschaft für
                              									chemisches Apparatewesen E. V., Seelze bei Hannover, die mit der Organisation der
                              									Neuyorker Ausstellung freundschaftliche Beziehungen unterhält.
                           Technisch-Wissenschaftliche Lehrmittelzentrale (TWL). Wie
                              									uns berichtet wird, sind im letzten Jahre von der Technisch-Wissenschaftlichen
                              									Lehrmittelzentrale (TWL), Berlin NW 7, käuflich oder leihweise zusammen gegen 50000
                              									Diapositive abgegeben worden. Dies zeigt, in welchem Maße die hier geleisteten
                              									Arbeiten Anklang gefunden haben und der Allgemeinheit zugute kommen. Zu den
                              									Diapositiven treten noch andere Lehrmittel, insbesondere ungefähr 33000
                              									Papierabzüge, hinzu, die zur episkopischen Projektion und zur Verteilung an die
                              									Schüler benutzt werden. Die TWL hat neuerdings Einrichtungen getroffen, um
                              									Papierabzüge in größerer Auflage billig anzufertigen; die Schüler können diese
                              									Abzüge in ihre Niederschrift einkleben und sich so die im Lichtbild gezeigte
                              									Darstellung immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Die von der TWL ausgearbeiteten
                              									Zeichnungen finden auch als Illustrationen physikalischer und chemischer Lehrbücher
                              									und anderer Druckschriften in steigendem Maße Verwendung.
                           Unter den in letzter Zeit erschienenen Diapositivreihen seien die folgenden
                              									erwähnt:
                           
                              
                                 Reihe
                                 181:
                                 Wärmewirtschaft im Kesselhaus.
                                 
                              
                                 „
                                 182:
                                 Wärmeübertragung und Wärme-    schutz.
                                 
                              
                                 „
                                 183:
                                 Wärmespeicherung.
                                 
                              
                                 „
                                 271:
                                 Kupfergewinnung.
                                 
                              
                                 „
                                 209 u.f.:
                                 Aufbau und Wirkungsweise der   Werkzeugmaschinen
                                    											(Dreh-    bänke, Fräsmaschinen, Bohr-    maschinen,
                                    											Hobelmaschinen,    Schleifmaschinen, Schmiede-    hämmer und
                                    											Schmiedepressen,    Sägen und Scheren,
                                    											Holz-    bearbeitungsmaschinen).
                                 
                              
                                 „
                                 219:
                                 Vorrichtungsbau.
                                 
                              
                                 „
                                 171:
                                 Massenfertigung (spanlose For-    mung).
                                 
                              
                                 „
                                 173:
                                 Behelfsmäßige Fördermittel in der    Fließarbeit.
                                 
                              
                                 „
                                 128:
                                 Dampfturbinen.
                                 
                              
                                 „
                                 417:
                                 Elementare Einführung in die    Elektrotechnik.
                                 
                              
                                 „
                                 423:
                                 Bildtelegraphie.
                                 
                              
                                 „
                                 164:
                                 Bindung des Luftstickstoffs (Haber-    Bosch-Verfahren).
                                 
                              
                                 „
                                 826:
                                 Luftzerlegung (Linde-Verfahren).
                                 
                              
                                 „
                                 432 u. 433:
                                 Schiffbau und Schiffahrt.
                                 
                              
                                 „
                                 170:
                                 Das neue Uebersee – Luftschiff    „Graf Zeppelin“.
                                 
                              
                                 „
                                 673–675:
                                 Geschichte des Verkehrs (Land-,    Eisenbahn- und
                                    											Wasserverkehr).
                                 
                              
                                 „
                                 676:
                                 Die Vorläufer des modernen Kraft-    wagens.
                                 
                              
                           Die Reihen über Berufsberatung sind im Einvernehmen mit
                              									der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, die Reihen
                              									über Unfallverhütung nach den Plakaten der
                              									Unfallverhütungsbild G. m. b. H. durch eine größere Anzahl von Bildern ergänzt
                              									worden.
                           Für die Reichs-Unfallverhütungs-Woche vom 24. Februar bis 3. März 1929 werden die
                              									nach diesen Plakaten hergestellten Diapositive zu ermäßigten Preisen abgegeben..
                              									Auch erscheinen mehrere Reihen von Bildern in Form von Bildstreifen auf Film, wobei das einzelne Bild entweder die Größe des
                              									normalen Kinobildchens oder ein von der TWL eingeführtes, wesentlich vergrößertes
                              									Format hat. Die Bildstreifen der letzteren Art geben, mit einem besonders dafür
                              									konstruierten Projektionsapparat vorgeführt, am Schirm sehr helle und scharfe
                              									Bilder, die sich mit denen von Glasdiapositiven messen können.