| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 55 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Gegen die „tote Masse“ im Automobilbau.Lehren der Internationalen Automobil-Ausstellung. Die Internationale Automobil-Ausstellung in
                              									Berlin hat gezeigt, daß in den vergangenen 2 Jahren eine starke Angleichung des
                              									europäischen, speziell deutschen, und des amerikanischen Automobilbaus stattgefunden
                              									hat. Es sind Wesensverschiedenheiten ausgeglichen worden, die vor einigen Jahren
                              									noch deutlich ausgeprägt gewesen sind, sowohl in der äußeren Form, als auch im
                              									inneren Bau. Und sicher ist, daß der Automobilbau in der ganzen Welt in den letzten
                              									Jahren auf einem Gebiet viel hinzu gelernt hat, nämlich was die Verringerung der
                              										„toten“ kraftfressenden und verzögernden Massen betrifft.
                           Noch vor einigen Jahren hatten die amerikanischen Wagen durchweg schwere Motoren und
                              									leichte Karosserien, während die europäischen Motoren verhältnismäßig leicht, dafür
                              									die Karosserien aber schwer waren. Inzwischen hat man auch in Europa gelernt,
                              									leichtere Karosserien zu bauen, und hat sich an die früher verlachten
                              									Blechkarosserien gewöhnt.
                           Die Verringerung des Motoren-Gewichtes ist deshalb von großem Einfluß auf die
                              									Verkleinerung der „toten Masse,“ weil sein Gewicht auch Stärke und Gewicht
                              									des Unterbaues, der Achsen, der Federung usw. beeinflußt. Die Notwendigkeit, das
                              									Motorengewicht herabzusetzen, haben längst auch die Amerikaner anerkannt, und gerade
                              									hier prägt sich die internationale Angleichung des Automobilbaus stark aus.
                           Es gibt eine Reihe von Mitteln, das Motorengewicht herabzusetzen. In erster Linie
                              									natürlich die Verwendung leichterer Baumaterialien, die immer weitergehende
                              									Einführung von Leichtmetallen als Automobilbaustoffen. Das zweite Mittel ist die
                              									Steigerung der Drehzahlen. Der Amerikaner hat früher keinen Wert auf hohe
                              									Tourenzahlen gelegt, da er den Wert der Höchstgeschwindigkeit nie überschätzt hat.
                              									In Europa, besonders in Deutschland, zwang früher die Steuergesetzgebung dazu, mit
                              									möglichst kleinem Hubvolumen möglichst große Höchstleistungen zu verbinden, selbst
                              									unter Beeinträchtigung der Fahreigenschaften. Durchweg waren daher die Drehzahlen
                              									bei uns höher als in Amerika. Heute hat die „Steuerformel“ ihre Rolle
                              									ausgespielt, und die hohe Geschwindigkeit, als ein die Konstruktion beeinflussender
                              									Faktor, ist stark in den Hintergrund getreten gegenüber der Elastizität und guten
                              									Fahreigenschaften bei normalem Fahrbetrieb und mittlerer Geschwindigkeit. Die hohe
                              									Drehzahl hat deshalb an Bedeutung verloren, und es scheint, als wenn die Drehzahl in
                              									Zukunft überhaupt ausschließlich von wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestimmt
                              									werden wird und daher ihren Einfluß auf das Motorengewicht verloren hat. Man hat
                              									augenblicklich offenbar die wirtschaftlich günstigsten Drehzahlen erreicht.
                           Ebenso scheint auf dem Gebiet des Hubvolumens die Entwicklung zu einem Kompromiß zu
                              									führen zwischen der alten amerikanischen Tendenz der Erzielung bester
                              									Fahreigenschaften und der europäischen der höchsten Wirtschaftlichkeit. Der
                              									amerikanische Automobilbau, in seiner Entwicklung durch keine technisch anfechtbare
                              									Steuerformel gehemmt, bevorzugte früher Motoren mit sehr großem Hubvolumen und entsprechend hoher
                              									Beschleunigung und gutem Steigvermögen, ohne Rücksicht auf wirtschaftliche
                              									Gesichtspunkte. In Deutschland war die Höhe der Steuer unmittelbar abhängig vom
                              									Hubvolumen, das künstlich klein gehalten wurde, und aus dem, wiederum ohne Rücksicht
                              									auf die Fahreigenschaften, die Höchstleistung herausgeholt werden mußte. Heute
                              									spielt drüben auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebes, also letzten Endes die
                              									Brennstoffkosten, eine Rolle, während man in Europa im Konkurrenzkampf den Wert
                              									guter Fahreigenschaften ebenfalls zu schätzen gelernt hat. Die Internationale
                              									Automobil-Ausstellung hat gezeigt, daß die Hubvolumina der Amerikaner in den letzten
                              									Jahren vielfach stark heruntergesetzt, und 2 bis 2 ½ Liter keine Seltenheit mehr
                              									sind; andererseits ist infolge der Aenderung der Steuergesetzgebung vom deutschen
                              									Automobilbau der Zwang zur künstlichen Niedrighaltung des Hubvolumens gefallen, und
                              									manche große Fabrik hat es beim normalen Gebrauchswagen gesteigert, wie z.B. Steyr
                              									von 1 ½ auf 2, Mercedes von 2 auf 2 ½, Brennabor und Adler von 2 ½ auf 3 Liter. Die
                              									Maximalleistung spielt schon infolge der Erhöhung des Hubvolumens eine geringere
                              									Rolle als früher, während die Fahreigenschaften, den Anforderungen von heute
                              									entsprechend, durch weichere Ventilbewegung, engere Gaskanäle, große
                              									Hinterradübersetzungen erhöht worden sind, ohne Herabsetzung der
                              									Wirtschaftlichkeit.
                           Das entspricht der allgemeinen Entwicklungsrichtung, vorgezeichnet durch den normalen
                              									Fahrbetrieb mit verhältnismäßig niedrigen Geschwindigkeiten, dauerndem Bremsen und
                              									Anfahren im städtischen Verkehr und den Wunsch nach geringerer Benutzung der den
                              									Brennstoffgebrauch erhöhenden Schaltung. Die Höhe der Brennstoffkosten hat
                              									keineswegs an Bedeutung verloren, in Amerika sogar zweifellos an Bedeutung gewonnen,
                              									was im natürlichen Zusammenhang steht mit der immer größer werdenden Ausbreitung und
                              									Ausnutzung des Kraftfahrzeugs. Das hat hier wie drüben ganz allgemein zur
                              									allmählichen Erhöhung des Verdichtungsgrades und damit der Wirtschaftlichkeit
                              									geführt, wenn auch diese Tendenz in Europa sich deutlicher ausgeprägt hat als in
                              									Amerika, wo kompressionsfeste Kraftstoffe (Benzol, Spiritus und deren Gemische mit
                              									Benzin) nicht in so großen Mengen vorhanden sind, im Vergleich mit den Ausmaßen des
                              									Automobilverkehrs, wie bei uns. Die Verdichtungssteigerung erlaubt eine wesentlich
                              									erhöhte Kraftstoffausnutzung, eine größere Kraftentnahme aus dem gleichen
                              									Brennstoff-Luft-Gemisch; sie ist aber abhängig von der Kompressionsfestigkeit der
                              									verwandten Kraftstoffe, die nicht beliebig erhöht werden kann durch einfachen Zusatz
                              									geringer Mengen von klopffestem Brennstoff oder Antiklopfmitteln zum nicht
                              									kompressionsfesten Benzin. Auch auf diesem Gebiet ist zweifellos ein Angleich
                              									zwischen Europa und Amerika auf der Ausstellung erkennbar gewesen, wenn auch
                              									durchschnittlich Europa, beeinflußt von den anders gearteten Verhältnissen des
                              									Brennstoffmarktes und von der größeren Bedeutung wirtschaftlicher Gesichtspunkte auf
                              									diesem Gebiet, den Amerikanern noch etwas voraus ist. Ein Beispiel dafür ist der
                              									neue 1,5-Liter-Wanderer, der normal mit 6,5facher Verdichtung. geliefert wird.
                              									Zweifellos wirkt die höhere Ausnutzung der motorischen Kräfte durch erhöhte
                              									Kompression im Sinne einer Herabsetzung des Motorengewichtes, also in der eingangs
                              									gekennzeichneten allgemeinen Entwicklungsrichtung der Verringerung der
                              									energiefressenden Fahrzeugmasse, und damit letzten Endes auf eine Erhöhung der
                              									Fahreigenschaften hin.
                           
                              A L.
                              
                           Soll die Kühlwasser-Temperatur beim Kraftfahrzeug-Motor niedrig
                                 										oder hoch sein? Da das Kühlwasser die Aufgabe hat, die Zylinderwände des
                              									Fahrzeug-Motors abzukühlen, könnte man anzunehmen geneigt sein, daß der Motor um so
                              									wirtschaftlicher, also billiger und besser arbeitet, je niedriger die Temperatur des
                              									Kühlwassers gehalten ist. Man müßte also den Kühler ganz allgemein so groß wie
                              									möglich bauen und zumindest im Hinblick auf die Höchstleistung des Motors
                              									dimensionieren. Daß diese Annahmen und ihre konstruktive Folgerung unter Umständen
                              									zu Trugschlüssen führen können, und daß das Kühlwasser verschiedene, sich teilweise
                              									widersprechende Einflüsse auf den Motorenbetrieb hat, das sollen die folgenden
                              									Betrachtungen zeigen:
                           An sich bedeuten kalte Zylinderwände einen Verlust, da Wärme aus dem Zylinderinnern
                              									nach außen abgeführt wird. Dieser Verlust infolge der niedrigen Kühlwassertemperatur
                              									ist aber sehr gering; denn wenn man annimmt, daß während des Verbrennungsvorganges
                              									die Temperatur im Zylinder etwa 2100° C beträgt, dann ist die Temperaturdifferenz
                              									zwischen dem Zylinderinnern und der Wandung nicht viel größer bei kaltem Kühlwasser
                              									von etwa 40° C als bei siedendem Kühlwasser. Es ergäben sich Temperaturunterschiede,
                              									die um höchstens 4 % von einander verschieden sind, und, da der Wärmeverlust durch
                              									die Zylinderwandungen allgemein den Wirkungsgrad um ungefähr 10 % verschlechtert, so
                              									würde sich bei niedriger Kühlwassertemperatur dieser Wirkungsgrad um höchstens 4 %
                              									von 10 %, also um ungefähr 0,4 % verschlechtern, und diese kleine Verschlechterung
                              									infolge des Einflusses der Kühlwassertemperatur auf die Wandungsverluste kann man
                              									ohne weiteres vernachlässigen.
                           Aus einem anderen Grund tritt dagegen beim Uebergang zu kälterem Kühlwasser eine
                              									Verbesserung des Wirkungsgrades ein, die die eben erwähnte Verschlechterung ihrer
                              									Größe nach wesentlich übertrifft. Dieser günstige Einfluß beruht auf der Berührung
                              									des einströmenden Brennstoff-Luft-Gemisches mit den Zylinderwänden. Die mit diesem
                              									Gemisch erreichbare Leistung ist unmittelbar abhängig vom Gewicht dieses Gemisches
                              									und damit von seiner absoluten Temperatur nach dem Eintritt in den Zylinder. Man
                              									kann annehmen, daß beim Uebergang von Kühlwasser von 100° C auf solches von 40° C
                              									die Temperatur dieses Gemisches von 45° C auf 30° C heruntergeht, also um etwa 15°
                              									C. Das würde eine Gewichtsvermehrung der Ladung um rund 3,75 % ergeben, das bedeutet
                              									wiederum eine Erhöhung der Leistung um denselben Betrag. Dieser Leistungsgewinn von
                              									3,75 % ist zahlenmäßig schon wesentlich größer als der eingangs entwickelte
                              									Leistungsverlust von 0,4 %.
                           
                           Noch ausschlaggebender aber ist der Einfluß der Kühlwassertemperatur auf die
                              									Kolbenreibung. Die Kolbenreibung ist vor allem abhängig von der Viscosität, d.h. der
                              									Dickflüssigkeit des Schmieröls. Diese hängt aber unmittelbar ab von der Temperatur
                              									der Zylinderwandungen. Je höher diese Temperatur ist, um so dünnflüssiger wird das
                              									Oel. Bei kaltem Kühlwasser ist also die Viscosität des Schmieröls hoch und die
                              									Kolbenreibung groß, bei warmem Kühlwasser dagegen ist die Kolbenreibung gering. Es
                              									können sich im normalen Fahrbetrieb hierdurch Gewinne bzw. Verluste bis zu 8 % der
                              									Maschinenleistung ergeben. Das ist der Grund, weshalb man im allgemeinen besser mit
                              									heißem Kühlwasser fährt und lieber auf die im vorigen Absatz angeführten Vorteile
                              									des kalten Kühlwassers verzichtet; denn die Nachteile der Reibungsverluste
                              									übertreffen diese Vorteile fast immer.
                           Noch ein vierter Umstand ist bei der Beurteilung der Kühlwassertemperatur in Betracht
                              									zu ziehen, und das ist ihr Einfluß auf die Vergasertemperatur. Die Temperatur des
                              									Vergasers und der Saugleitung hängt bei den meisten Motoren unmittelbar von der
                              									Kühlwassertemperatur ab. Deshalb ist bei Verwendung schwer verdampfbarer
                              									Brennstoffe, also solcher, die hochsiedende Bestandteile enthalten (Benzin,
                              									Monopolin usw.) die Kühlwassertemperatur möglichst hoch zu halten, um die
                              									Verdampfung des Brennstoffes und seine Verteilung auf die Luft im Zylinder zu
                              									erleichtern. Bei Kühlwassertemperaturen unter etwa 80° C treten, soweit schwer
                              									verdampfbare Brennstoffe verwandt werden, leicht Niederschläge in den Saugkanälen
                              									und in den Zylinderwandungen ein. Die Folgen sind beträchtliche Verluste durch
                              									unvollkommene Verbrennung, und diese Verluste machen sich bei Benzinbetrieb heute
                              									mehr bemerkbar als bei den, weniger hochsiedende, petroleumartige Bestandteile
                              									enthaltenden Benzinen der Vorkriegszeit. Es gilt also, diese, unter Umständen
                              									ausschlaggebenden, Verluste durch die Verwendung von Kühlwasser nicht zu niedriger
                              									Temperatur zu vermeiden; eine Ueberdimensionierung des Kühlers ist also in vielen
                              									Fällen ein Nachteil, den man in letzter Zeit vielfach durch Kühlerjalousien,
                              									Thermostaten und andere Mittel auszugleichen versucht hat.
                           Dipl.-Ing. A. Lion.
                           Die Hamburger Gaswerke und die Gegenwartaufgaben der deutschen
                                 										Gasindustrie behandelt eingehend Direktor H. Müller. Die Gasbeleuchtung wurde in Hamburg im Jahre 1845 eingeführt, in
                              									welchem Jahre das von einer englischen Gesellschaft erbaute Gaswerk Grasbrook an der
                              									Elbe den Betrieb aufnahm. Bereits vier Wochen danach richtete eine große Sturmflut
                              									in dem Werke solchen Schaden an, daß die Gasversorgung 9 Monate lang unterbrochen
                              									wurde und erst im Herbst 1846 wieder aufgenommen werden konnte. Das junge
                              									Unternehmen machte bald gute Fortschritte und im Jahre 1864 dehnte sich das Rohrnetz
                              									bereits auf 5 Vororte aus. Vertragsgemäß ging das gesamte Eigentum der
                              									Gasgesellschaft im Jahre 1874 in den Besitz des hamburgischen Staates über, der aber
                              									den Betrieb weiterverpachtete. Im Jahre 1876 wurde ein zweites Gaswerk in Barmbeck
                              									in Betrieb genommen, dessen Tagesleistung 80000 cbm betrug, und im Jahre 1903 kam
                              									als dritte Erzeugungsstätte das Gaswerk Tiefstack hinzu, wo bereits seit 1892
                              									eine Behälterstation sich befand. Im Jahre 1891 hatte der Staat die Gaswerke in
                              									eigene Verwaltung übernommen, im Jahre 1924 erfolgte jedoch die Umwandlung der
                              									Hamburger Gaswerke in eine eigene G. m. b. H.
                           Während des Krieges bildete das Methangas der im Jahre 1911 zufällig erbohrten
                              									Erdgasquelle in Neuengamme eine wertvolle Ergänzung der Gasversorgung. Die
                              									Gasentnahme aus dieser Quelle erreichte im Jahre 1917 mit 36 Mill. cbm. ihren
                              									Höhepunkt, in der Folge fiel aber der Gasdruck stark ab, so daß diese Quelle heute
                              									nur noch etwa 2500 cbm Gas täglich liefert und wohl bald versiegen wird. Die
                              									Gesamtgasabgabe der Hamburger Gaswerke ist entsprechend der Zunahme der Bevölkerung
                              									in den letzten Jahren stark gestiegen und betrug im Geschäftsjahre 1927/28 rd. 186
                              									Mill. cbm; außer Hamburg und seinen Vororten wurden noch 35 Nachbargemeinden mit Gas
                              									versorgt. Der Gasverbrauch je Kopf der Bevölkerung betrug 163 cbm im Jahre 1927. Der
                              									Preis für 1 cbm Haushaltgas beträgt in Hamburg 17 Pf. zuzüglich Gasmessermiete.
                           Die Bedeutung, die die Gestaltung der Gastarife für die Hebung des Gasabsatzes sowie
                              									als Werbemittel gegenüber anderen Brennstoffarten hat, wird an Hand der Statistik
                              									näher beleuchtet. Dem heutigen erhöhten Gasverbrauch sind die aus früheren Jahren
                              									stammenden Innenleitungen der Häuser häufig nicht gewachsen, weil sie zu eng sind;
                              									infolgedessen ist man an vielen Orten zu einer Erhöhung des Gasdruckes übergegangen.
                              									In Hamburg beträgt der Gasdruck seit vorigem Jahre 70 bis 80 mm; in anderen Städten
                              									hat man den Druck bis auf 300 mm gesteigert unter Verwendung besonderer
                              									Hausdruckregler, deren Einbau aber für eine Großstadt mit sehr hohen Kosten
                              									verbunden ist. Sehr wichtig erscheint in dieser Hinsicht ein verstärktes
                              									Zusammenarbeiten der Gaswerke mit den Architekten, damit bei Neubauten künftig stets die für die Gasverwendung erforderlichen
                              									Einrichtungen geschaffen werden.
                           Das Stadtrohrnetz von Hamburg hat eine Gesamtlänge von 1442 km, bei seinem Ausbau
                              									spielt die Frage der Druckerhöhung gleichfalls eine sehr wichtige Rolle. Man hat in
                              									Hamburg mit Erfolg versucht, die Belastung eines Rohrstranges zu ermitteln, indem
                              									man transportable Geschwindigkeitsmesser einbaute, die mit einer elektrischen
                              									Schreibvorrichtung versehen sind und somit die Aufnahme von Belastungskurven der
                              									Rohrleitungen während längerer Zeit gestatten. Zur Ueberwachung des Stadtdruckes
                              									dienen 25 registrierende Druckschreiber, die in den verschiedenen Stadtteilen
                              									aufgestellt und mit elektrischer Ferndruckübertragung ausgerüstet sind.
                           Die Fernversorgung der Hamburger Gaswerke erstreckt sich außer auf die Vororte, wie
                              									oben erwähnt, bereits auf 35 Ortschaften. Die Hochdruckleitungen haben derzeit eine
                              									Gesamtlänge von 102 km, sie wird aber in nächster Zeit 170 km erreichen. Der
                              									Gasverbrauch in den angeschlossenen Gemeinden weist sehr große Schwankungen auf, so
                              									daß bei Vorausberechnungen über den Verbrauch neu anzuschließender Gebiete die
                              									größte Vorsicht geboten ist. Gegen die geplante Gasfernversorgung vom Ruhrgebiete aus äußert
                              									Verf. mehrfache Bedenken, weshalb er der Gruppengasversorgung den Vorzug gibt, wie
                              									sie in Hamburg schon recht weit durchgeführt ist. (Gas- und Wasserfach 1928, S.
                              									841–847, 868–872.)
                           Sander.
                           Ueber die Ursache der Explosion von Stahlflaschen macht
                              										Ch. Frémont interessante
                              									Mitteilungen. Die Herstellung der Stahlflaschen erfordert große Sorgfalt, die aber
                              									mitunter außer Acht gelassen wird, wie folgendes Beispiel zeigt: Von einer
                              									geborstenen, 2 m hohen Sauerstoffflasche konnten 25 Sprengstücke gesammelt werden,
                              									die näher untersucht wurden. Die große Zahl der Sprengstücke läßt bereits auf große
                              									Sprödigkeit des Baustoffes schließen. Die Prüfung der Innenwandung ergab das
                              									Vorhandensein zahlreicher blatternartiger Korrosionen und Haarrisse, die zweifellos
                              									vor der Explosion der Stahlflasche bereits vorhanden waren. Das Aussehen der
                              									Bruchflächen deutete darauf hin, daß das Metall plötzlich gerissen war, ohne
                              									merklichen Widerstand zu leisten. Die große Sprödigkeit des Baustoffes wurde durch
                              									Schlagversuche an mehreren Probestücken der geborstenen Flasche bewiesen, weiter
                              									wurde durch Korrosionversuche festgestellt, daß der Stahl Ausscheidungen und
                              									metallische Einschlüsse enthielt, die ziemlich dicht nebeneinander auftraten. Diese
                              									haben die Bildung von Haarrissen verursacht. An Hand mehrerer Abbildungen wird
                              									nachgewiesen, daß die Verunreinigungen sowie die Brüchigkeit des Stahles das Platzen
                              									der Sauerstoffflasche verschuldet haben.
                           Zu derartigen Mängeln des Baustoffes kommen bisweilen noch Fehler bei der Herstellung
                              									hinzu, so z.B. Ungleichheit der Wandstärke. An Probestücken einer Stahlflasche wurde
                              									auf einer Seite eine Wandstärke von 5,4 mm und auf der gegenüberliegenden Seite eine
                              									Wandstärke von 7,2 mm gemessen. Ferner entstehen beim Ziehen der Flaschen an den
                              									Wandungen Längsriefen, schließlich wird die Verbindung des Halses mit dem
                              									zylindrischen Teile der Flasche durch autogene Schweißung als fehlerhaft bezeichnet.
                              									Durch die Druckbeanspruchungen beim Füllen und Entleeren oder durch Erschütterungen
                              									erfährt das Metall dauernd Biegungen, wodurch die Haarrisse allmählich größer
                              									werden, so daß schließlich durch einen Stoß die Vereinigung von 2 solcher Haarrisse
                              									zustandekommt, die die Explosion der Flasche nach sich zieht. Daß dieser Stoß gar
                              									nicht sehr stark zu sein braucht, zeigt folgendes Beispiel: Eine kleine, nicht
                              									einmal 1 m hohe Stahlflasche zersprang beim bloßen Umfallen auf den Boden.
                           Das Vorhandensein solch schwerer Materialfehler ist bei der Fabrikation leicht durch
                              									Korrosion -und Bruchversuche festzustellen, so daß solche unbrauchbaren Stähle
                              									ausgeschieden werden können. Anders liegen die Verhältnisse, wenn eine Stahlflasche
                              									einmal fertiggestellt ist. Durch die gewöhnliche Wasserdruckprobe, die gegenwärtig
                              									vorgeschrieben ist, läßt sich nach Ansicht des Verfassers zwar feststellen, ob das
                              									Material für den in Frage kommenden Druck genügend elastisch ist, doch läßt sich mit
                              									dieser Probe nicht die Mürbheit oder Brüchigkeit des Metalles erkennen, die oft die
                              									Ursache von Explosionen sind. Die Wasserdruckprobe gibt daher nach Ansicht des
                              									Verfassers sowohl dem Käufer, als auch dem Spediteur und dem Benutzer der fertigen
                              									Stahlflaschen eine falsche Sicherheit. (Le Genie civil, Bd. 90, S. 239–241.)
                           Sander.
                           Ueber die Tieftemperaturverkokung in Europa und in Amerika
                              									macht B. Schapira in der „Feuerungstechnik“ 1928,
                              									S. 85–88, ausführliche Mitteilungen. Bei näherer Prüfung der auf dem Gebiete der
                              									Tieftemperaturverkokung in den letzten Jahren gemachten Fortschritte ergibt sich
                              									nach Ansicht des Verf. ein mangelhaftes Zusammenarbeiten zwischen Chemikern und
                              									Maschinenbauern, denn zahlreiche neue Verfahren seien vom mechanischen Standpunkt
                              									aus betrachtet gut, vom chemischen dagegen unbrauchbar, oder umgekehrt. Er gibt
                              									sodann eine Uebersicht über einige der wichtigsten englischen und amerikanischen
                              									Schwelverfahren, die er in solche mit Außen- bzw. Innenbeheizung einteilt. Am
                              									bekanntesten und ältesten ist das Coalite-Verfahren von Parker, nach welchem in
                              									Barugh (Yorkshire) gearbeitet wird. Die dortige aus 32 stehenden Retorten bestehende
                              									Anlage hat einen Durchsatz von nur 50 t in 24 st. Die Schweltemperatur beträgt bei
                              									diesen Retorten 650°, die Schweldauer 4 st. Als Beispiel für eine liegende Retorte
                              									wird das amerikanische McIntire-Verfahren angeführt, bei dem die Kohle durch eine
                              									feststehende Horizontalretorte, die von außen beheizt wird, mit Hilfe von an einer
                              									Welle befestigten Rührarmen gefördert wird. Ein Tunnelofen, bei dem die Kohle auf
                              									einem endlosen Stahlband ruht und von unten durch geschmolzenes Blei erhitzt wird,
                              									ist der Piron-Ofen, der bei der Ford Motor Co. erprobt worden ist. Die bekannte
                              									Firma Vickers Ltd. baut eine liegende Drehretorte, die sogenannte Fusion-Retorte, in
                              									der eine freibewegliche Rührvorrichtung sich mitdreht, um ein Anbacken der Kohle an
                              									den Wandungen zu verhindern. Auch hier erfolgt die Beheizung von außen, und zwar im
                              									Gegenstrom zur Kohle.
                           Von den Verfahren mit Innenbeheizung bespricht Verf. näher die Vertikalretorten von
                              									McLaurin und von Hood-Odell, von denen jene im Gaswerk in Glasgow in Betrieb ist,
                              									während diese in Amerika für die Verschwelung von Braunkohle Anwendung findet,
                              									ferner die geneigte Drehretorte von Nielsen, bei der ebenfalls die Verschwelung mit
                              									Hilfe von heißem Generatorgas erfolgt. Zum Schluß wird kurz auf die
                              									Brikettverschwelung nach Sutcliffe-Evans sowie auf die Verschwelung von Kohlenstaub
                              									nach McEwen-Runge hingewiesen, die als Heizmittel heißes Koksofengas bzw. Rauchgas
                              									benutzen.
                           Sander.
                           Beitrag zur Gewinnung von Tieftemperatur-Teer. G. Kroupa erörtert an Hand der österreichischen Förder- und
                              									Verbrauchsmengen von Braunkohle die Bedeutung der Urteergewinnung für die Verwertung
                              									der Abfall- und Kleinkohle, deren Menge etwa 40 % der gesamten Förderung beträgt. Er
                              									verweist sodann auf die Anforderungen, die an einen Schwelofen für die Verarbeitung
                              									von Kleinkohle (Korn 0–25 mm) sowie im Hinblick auf die günstigste Teerausbeute zu
                              									stellen sind, und beschreibt einen von ihm konstruierten Schwelofen, bei dem die
                              									Kohle kontinuierlich über im Zickzack übereinanderliegende schräge Flächen rutscht und hierbei
                              									einer allmählich steigenden Erhitzung ausgesetzt ist. Es handelt sich hierbei um
                              									einen gemauerten Schachtofen von 4,5 × 2,5 m Grundfläche, in den vier kastenartige
                              									feststehende Herde eingebaut sind, die durch Kniestücke miteinander verbunden sind.
                              									Drei dieser Herde werden durch je einen Gasbrenner, der beliebig eingestellt werden
                              									kann, beheizt, während in dem vierten Herd nur die heißen Abgase der drei anderen
                              									Herde wirken, lieber dem Schwelraum ist eine stehende eiserne Retorte von 2 m Höhe
                              									angebracht, die von den Abgasen des Schwelofens außen umspült wird und zur
                              									Vortrocknung der Kohle dient. Die Kohle wird durch zwei Fülltrichter mit
                              									Konusverschluß in die Eisenretorte aufgegeben. Der bei der Trocknung gebildete
                              									Wasserdampf wird durch ein in der Mitte der Retorte angebrachtes senkrechtes
                              									Abzugrohr abgeleitet. Die getrocknete Kohle gelangt unmittelbar in den Schwelraum,
                              									der an seinem unteren Ende durch eine kreuzförmige Walze abgeschlossen ist. Durch
                              									diese wird der heiße Schwelkoks kontinuierlich in einen Kühlraum ausgetragen. Die
                              									beschriebene Bauart des Ofens ermöglicht eine rasche Verschwelung der Kohle, da
                              									diese in einer Schichtstärke von nur etwa 40 mm dauernd über die heißen
                              									Schrägflächen rieselt und sich hierbei ständig mischt. Die Schweldämpfe und Gase
                              									werden durch Kanäle in den Längsseiten des Ofens abgeleitet und der Kondensation
                              									zugeführt. Als besonderes Merkmal des Ofens bezeichnet Verf. die Möglichkeit, jeden
                              									einzelnen Herd auf eine bestimmte Temperatur zu erhitzen und so die Entteerung der
                              									Kohle ebenso schonend wie im Laboratorium vorzunehmen. (Petroleum 1928, S.
                              									894–898.)
                           Sander.
                           Die Umwandlung von Methan in Wasserstoff und Kohlenoxyd
                              									haben Fr. Fischer und H. Tropsch näher untersucht. Die Umwandlung von Erdgas,
                              									Kokereigas und anderen methanhaltigen Gasen in Wasserstoff-Kohlenoxydgasgemische hat
                              									großes praktisches Interesse, weil diese Gasgemische einmal zur synthetischen
                              									Gewinnung von Kohlenwasserstoffen, Methanol oder Synthol Verwendung finden können,
                              									anderseits nach Umsetzung des Kohlenoxyds mit Wasserdampf in Kohlensäure und
                              									Wasserstoff aber auch für die Ammoniaksynthese von Wichtigkeit sind.
                           Die Zersetzung des Methans läßt sich nach verschiedenen Richtungen vornehmen, je
                              									nachdem man mit oder ohne Wasserdampfzusatz arbeitet. Die früheren Versuche von
                              									Berthelot, Haber, Mayer und Altmayer, Bone u.a. werden kurz erörtert, ebenso werden
                              									die entsprechenden Patente angeführt, unter denen einige neuere Anmeldungen der I.
                              									G. Farbenindustrie, A.-G., Beachtung verdienen.
                           Die eigenen Untersuchungen der Verfasser erstreckten sich auf die Prüfung der Eignung
                              									einer großen Zahl von Katalysatoren für die Umsetzung von
                              									Methan-Kohlensäuregemischen, Kokereigas-Kohlensäuregemischen sowie von Kokereigas
                              									mit Wasserdampf. Zu der ersten Versuchsreihe wurde Erdgas von Neuengamme mit
                              									Kohlensäure im gleichen Verhältnis gemischt und dieses Gemisch (48 % CO2, 48 % CH4, 4% N2) wurde aus einer Stahlflasche über einen
                              									Druckregler und einen Strömungsmesser durch eine Quarzkapillare in ein
                              									Porzellanrohr eingeführt, das den Katalysator enthielt und in einem
                              									elektrischen Ofen auf die gewünschte Temperatur erhitzt wurde. Die austretenden Gase
                              									wurden gemessen und analysiert. Durch eine Umgehungsleitung konnte das Gasgemisch um
                              									den Ofen herumgeleitet und ebenfalls im Gasbehälter aufgefangen und gemessen werden;
                              									auf diese Weise konnte bei gleichem Stand des Strömungsmessers leicht die bei der
                              									Zersetzung im Ofen eingetretene Volumänderung des Gasgemisches ermittelt werden.
                           In dieser Weise wurden 20 verschiedene Katalysatoren geprüft, und zwar neben Kupfer,
                              									Nickel, Kobalt, Eisen, Molybdän, Wolfram und Kupfer-Nickel auch Gemische dieser
                              									Metalle mit Aluminiumoxyd, Magnesit, Graphittiegelmasse, Tonscherben u.a. Die fein
                              									verteilten Metalle wurden auf einer aus Quarzsand und Natriumsilikat als Bindemittel
                              									bestehenden Masse niedergeschlagen, deren Korngröße etwa 4 mm betrug.
                           Wenn die Reaktion CH4 + CO2 = 2 CO + 2 H2 vollständig verläuft, muß
                              									sich das Gasvolumen verdoppeln. Tatsächlich wurden Volumvermehrungen bis zu 95 %
                              									beobachtet, wie an Hand mehrerer Zahlentafeln nachgewiesen wird. Die besten
                              									Ergebnisse lieferten Nickel und Kobalt, deren Wirksamkeit durch Zusatz von
                              									Aluminiumoxyd noch erheblich gesteigert werden konnte. Von den benutzten Trägern
                              									bewährten sich am besten Tonscherben, da sie nicht nur ihre Aktivität, sondern auch
                              									ihre Form bewahrten, während einige der anderen Massen bei der Umsetzung zerfielen,
                              									und zwar namentlich bei der höheren Temperatur, die bei den Versuchen mit
                              									Koksofengas angewandt wurde. Hierbei diente als Ausgangsgas ein Gemisch von 4 Teilen
                              									gereinigtem Kokereigas, das 24 % Methan enthielt, mit 1 Teil Kohlensäure, die
                              									wiederum einer Stahlflasche entnommen wurde. Die hier beobachteten Volumvermehrungen
                              									sind größer, als die aus dem Methangehalt berechneten, da auch die schweren
                              									Kohlenwasserstoffe vollständig zersetzt wurden. Diese lieferten bei Temperaturen
                              									unterhalb 850° Kohlenstoff, der aber bei höherer Temperatur mit der Kohlensäure
                              									sekundär in Reaktion trat. Es zeigte sich ferner, daß der organische Schwefel des
                              									Kokereigases bei der Umsetzung in Schwefelwasserstoff verwandelt wurde, Bei
                              									Verwendung von Nickel, das auf Quarzsandmasse niedergeschlagen war, wurde bei
                              									860–870°, bei etwa 20 cm3 Kontaktvolumen und einer
                              									Gasgeschwindigkeit bis 13,2 l/st ein nahezu vollständiger Umsatz erzielt und ein
                              									Gasgemisch erhalten, das Kohlenoxyd und Wasserstoff im Verhältnis von etwa 3 : 5
                              									enthielt. Ausgehend von einem Gemisch von Kokereigas und Wasserdampf wurde mit
                              									Nickel-Aluminiumoxyd und Kobalt-Aluminiumoxyd bei 860° und einer Gasgeschwindigkeit
                              									von 4 l/st oder bei 930° und 15 l/st ein vollständiger Umsatz erzielt und ein
                              									Gasgemisch erhalten, das Kohlenoxyd und Wasserstoff im Verhältnis 1 : 3,5 bis 4
                              									enthielt. Durch bloßes Ueberleiten über Koks bei 1000° wurde dagegen nur eine
                              									teilweise Zersetzung des Methans erreicht. (Brennstoffchemie 1928, S. 39–46.)
                           Sander.
                           Ueber den Betrieb des Siemens-Martin-Ofens mit Koksofengas
                              									berichtet G. Bulle. Seit etwa zwei Jahrzehnten bemüht man
                              									sich in Europa sowie in Amerika, das immer reichlicher zur Verfügung stehende Koksofengas zur
                              									Beheizung von Siemens-Martin-Oefen zu benutzen. Der erste Versuch in dieser Richtung
                              									wurde in Deutschland bereits im Jahre 1909 auf der Hubertushütte gemacht, wo durch
                              									Zumischen von Koksofengas zum Generatorgas allmählich steigend bis zu 50 %,
                              									ausnahmsweise bis zu 70 % des Wärmebedarfs durch Koksofengas gedeckt wurden. In
                              									Amerika trat das Koksofengas in den Hüttenwerken häufig an die Stelle von Naturgas,
                              									wobei sich jedoch die Notwendigkeit ergab, mit dem Gase zusammen auch noch Teer zu
                              									verfeuern. Durch bessere Wartung der Kokereien hat sich in den letzten Jahren die
                              									Güte des Koksofengases wesentlich gesteigert; der Kohlensäure- und Stickstoffgehalt
                              									des Gases ist zurückgegangen und auf der anderen Seite ist der Wasserstoff- und
                              									Methangehalt entsprechend gestiegen, so daß der untere Heizwert des Koksofengases
                              									heute 4000 bis 4300 WE/m3 beträgt, während vor dem
                              									Kriege ein unterer Heizwert von 3500 WE/m3 die
                              									Regel war.
                           Heute arbeiten in Deutschland mehr als fünf Werke mit einem Mischgas aus Hochofengas
                              									und Koksofengas (Zweigas), fünf Werke betreiben ihre Oefen mit kaltem Koksofengas
                              									(Kaltgas) und mehrere Werke arbeiten mit einem Gemisch von Generatorgas, Hochofengas
                              									und Koksofengas (Dreigas); in vielen Werken wird schließlich noch Koksofengas als
                              									Zusatz zu dem vorwiegend verwendeten Generatorgas verfeuert. In Amerika werden etwa
                              									12 % der gesamten Stahlerzeugung mit Koksofengas allein und weitere 26 % mit
                              									Gemischen von Koksofengas mit Teer, Oel oder anderen Gasen erzeugt.
                           Verf. macht weiter ausführliche Mitteilungen über die Eigenart des Koksofengases
                              									gegenüber anderen Brennstoffen, die für Siemens-Martin-Oefen Verwendung finden,
                              									wobei er die Gaszusammensetzung und die Abgasmenge, den Heizwert, die
                              									Verbrennungstemperaturen, die Wärmeausnutzung, den Wärmeübergang, ferner die-
                              									Vorwärmung und die hierbei zu beachtende Zersetzung der schweren sowie der
                              									Methankohlenwasserstoffe, das spezifische Gewicht und seine Bedeutung für die
                              									Flammenführung und schließlich den Schwefelgehalt des Koksofengases und seine
                              									mögliche Einwirkung auf das Bad einer näheren Betrachtung unterzieht. Im Anschluß
                              									hieran werden die verschiedenen Arten des Mischgas- und Kaltgasbetriebes besprochen,
                              									wobei auch die Konstruktion und die Anordnung der Gasbrenner sowie die in Europa und
                              									in Amerika gemachten Betriebserfahrungen ausführlich erörtert werden. Namentlich
                              									über die mit Kaltgas betriebenen amerikanischen Siemens-Martin-Oefen werden
                              									interessante Betriebszahlen mitgeteilt. Auch das neuerdings bei der Zerlegung des
                              									Koksofengases durch Tiefkühlung gewonnene ziemlich reine Methan wird zum schärferen
                              									Treiben von Kaltgasöfen gut geeignet sein und deshalb als Zusatzgas für die Zeiten
                              									hohen Wärmebedarfs mit Vorteil Verwendung finden.
                           Verf. faßt seine Ausführungen wie folgt zusammen: Infolge seines hohen Heizwertes
                              									verspricht Koksofengas, selbst bei nicht weitgehender Vorwärmung, gute
                              									Schmelzergebnisse; anderseits ist die bei der Verbrennung von Koksofengas
                              									entstehende farblose Flamme für die Wärmeübertragung auf das Schmelzbad
                              									ungünstig. Koksofengas zerfällt bei starker Erhitzung unter Kohlenstoffabscheidung
                              									in ein Wasserstoff- und kohlenoxydreiches Gas, dabei steigt aber bei starker
                              									Erwärmung die Gesamtverbrennungswärme der aus 1 nm3 Koksofengas gebildeten Zersetzungsstoffe, so daß eine Gasvorwärmung
                              									nicht schädlich ist. Koksofengas wird hauptsächlich in Mischung mit Gichtgas
                              									(Zweigas) mit Vorteil verwendet. Manche Werke benutzen auch ein dreifaches Mischgas
                              									(Dreigas), häufig wird Koksofengas auch nur als Zusatz für Generatorgasöfen
                              									verwendet. Alle drei Formen des Mischgasbetriebes sind dem Generatorgasbetrieb
                              									gegenüber meist betrieblich, häufig auch wärmetechnisch überlegen. Der Betrieb mit
                              									Kaltgas erfordert wegen der schlechten Sichtbarkeit der Flamme eine gewisse
                              									Anlernung der Bedienungsmannschaft, er ist aber allen Anforderungen des
                              									Stahlwerkbetriebes gewachsen. Die Gasverbrauchzahlen sind sowohl bei Misch- als auch
                              									bei Kaltgasbetrieb im Vergleich zu Generatorgas günstig. (Stahl und Eisen 1928, S.
                              									1353–1362.)
                           Sander.
                           Deutschlands Verbrauch an Kraftstoffen im Jahre 1928.
                              									(VDI-Nachr. 1929, Nr. 4, S. 8.) Auf Grund der Verbrauchszahlen für die ersten drei
                              									Vierteljahre hat der Benzol-Verband in Bochum eine Schätzung für den Gesamtverbrauch
                              									an flüssigen Brennstoffen für den Kraftwagen- und Luftverkehr im Jahre 1928
                              									aufgestellt. Hiernach ergeben sich folgende Verbrauchsmengen:
                           
                              
                                 I.
                                 Benzin.
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                 
                                 Einfuhrüberschuß.
                                 860000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 einheimisches Erdöl- und    Braunkohlenbenzin
                                 10000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 künstliches (I.G.) Benzin
                                 30000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen:
                                 900000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 davon ab für techn. Zwecke
                                 175000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                  
                                  
                                 725000
                                 
                              
                                 II.
                                 Benzol.
                                  
                                 
                                 
                              
                                 
                                 einheimische Erzeugung
                                 320000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Einfuhrüberschuß
                                 175000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen:
                                 495000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 davon ab für techn. Zwecke
                                 50000
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 445000
                                 
                              
                                 III.
                                 Motorspiritus.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Absatz
                                 
                                 15000
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 1185000
                                 
                              
                           Der Gesamtverbrauch an Kraftstoffen beläuft sich somit auf rund 1,2 Mill. t gegenüber
                              									0,9 Mill. t im Jahre 1927. Dies entspricht einer Zunahme von rd. 33 vH. Da sich der
                              									Kraftwagenbestand vom 1. Juli 1927 bis zum 1. Juli 1928 jedoch nur um rd. 29 vH
                              									vermehrt hat, lassen die Kraftstoffverbrauchzahlen auf eine größere Intensität des
                              									Kraftwagenverkehrs im letzten Jahre schließen.
                           Sander.
                           Ueber die Phenolextraktion aus Kokerei-Abwässern macht der
                              									Geschäftsbericht der Emschergenossenschaft für die Zeit vom 1. April 1927 bis 31.
                              									März 1928 folgende Mitteilungen:
                           Die Versuche zur Gewinnung des Phenols aus dem Ammoniakwasser der Kokereien, die die
                              									Emschergenossenschaft auf den Kokereien Dorstfeld II/III, König Ludwig IV.,
                              									Mathias Stinnes I/II und den Jacobischächten durchgeführt hat, haben ergeben, daß
                              									sich das Verfahren noch wirtschaftlich durchführen läßt, wenn das im Rohwasser
                              									enthaltene Phenol noch eine Konzentration von etwa 2 g/l hat. Die Auswaschung des
                              									Phenols gelingt praktisch bis auf einen Restgehalt von 0,6 bis 0,8 g. Hierfür
                              									braucht man als Waschmittel eine Umlaufmenge von 20 bis 25 % Benzol, bezogen auf die
                              									durchgesetzte Wassermenge. Das im Ammoniakwasser gelöst bleibende Benzol kann
                              									entweder indirekt nach Durchgang durch die Ammoniakabtreiber durch die Einrichtungen
                              									der Benzolfabrik oder direkt durch eine besondere der Entphenolungsanlage
                              									nachgeschaltete Apparatur wiedergewonnen werden. Bei der allgemeinen Einführung des
                              									Verfahrens auf den Kokereien des Emschergebiets kann man damit rechnen, daß jährlich
                              									etwa 5000 t Phenol zurückgehalten bzw. wieder gewonnen werden können. Die Preise,
                              									die für das gewonnene Produkt erzielt werden, sind günstig, auch scheint der Markt
                              									für dieses Rohphenolöl aufnahmefähig genug ZU Sein.
                           Sander.
                           Die Psychologie des Unfalls. (Vortrag von Dr. Hildebrandt,
                              									Bochum, über „Unfallpsychologie“ am 14. 2. 29 im VDI.) Ausgehend von der
                              									Erkenntnis, daß zahlreiche Unfälle durch persönliches Versagen der Menschen selbst
                              									veranlaßt sind, hat man schon seit längerer Zeit in den Dienst der praktischen
                              									Unfallbekämpfung eine sogenannte psychologische Unfallverhütungspropaganda gestellt.
                              									Durch Bilder, Vorträge, Filmdarbietungen, Prämienausschreiben wird versucht, eine
                              									planmäßige und umfassende Aufklärungs- und Erziehungsarbeit an der Allgemeinheit zu
                              									leisten und durch Hinweis auf typische Gefahrenquellen die Zahl der Unfälle
                              									herabzusetzen. So bedeutungsvoll Bestrebungen dieser Art sind, und so sehr sie
                              									weitestgehende Förderung verdienen, so sind sie doch nicht in der Lage, die
                              									zahlreichen Möglichkeiten solcher Unfälle auszuschalten, die – nach den Ergebnissen
                              									der näheren psychologischen Analyse – als Folgen zentraler physiologischer und
                              									psychologischer Vorgänge und Zustände entstehen, in ihrem Ursprung nur schwer zu
                              									erkennen, in ihrem Einfluß auf das menschliche Handeln zeitlich nicht
                              									vorauszuberechnen und wahrscheinlich nie zu regulieren sind. An irgendeinem Tag, zu
                              									irgendeiner Stunde, nach bestimmten Erlebnissen und Eindrücken kann sich eine
                              									plötzliche Unfalldisposition einstellen, die sich in einer Unsicherheit der Arbeit
                              									des menschlichen motorischen Apparates äußern und bei gefahrbringenden Momenten in
                              									der Umgebung des Menschen und in seinen beruflichen Aufgaben leicht einen Unfall
                              									hervorrufen kann. Solche Zustände schwinden ebenso unvermittelt, wie sie gekommen
                              									sind.
                           Das stärkere oder schwächere Vorhandensein bestimmter Eigenschaften, wie
                              									Reaktionsschnelligkeit und Beweglichkeit, kann in bestimmten Berufen, die solche
                              									Eigenschaften gerade verlangen, wohl im Hinblick auf Unfallmöglichkeiten eine Rolle
                              									spielen, wird aber im allgemeinen bei den normalen Anforderungen des täglichen
                              									Lebens bedeutungslos bleiben. Indes hat sich bei Menschen von bestimmten Anlagen
                              									eine ausgesprochene „Unfall-Affinität“ gezeigt, und Untersuchungen führten zu
                              									der bemerkenswerten Feststellung, daß es sich hierbei im allgemeinen um
                              									besonders geschickte Personen von kurzen Reaktionszeiten mit der Befähigung zu hohen
                              									Aufmerksamkeitsleistungen, aber einem Mangel an Willensenergie und Ausdauer bei
                              									gleichförmiger und uninteressanter Beschäftigung handelt. Eine
                              									individual-psychologische Untersuchung ergab ferner, daß das Innenleben dieser
                              									Menschen durch schwere psychische Träume und häufige Abweichungen vom Normalen in
                              									bezug auf Familien- und Sexualleben meist sehr stark belastet ist, sich in
                              									Unstetigkeit äußert und kein positives Verhältnis zum Leben aufkommen läßt. Die
                              									Unfallaffinität beruht also auf zentralen Veränderungen des gesamten Habitus.
                           Auch um die Erforschung der äußern, Unfälle begünstigenden Umstände ist man seit
                              									langem bemüht und konnte feststellen, daß die Unfallzahlen bei gewissen
                              									Temperaturen, Tages- und Jahreszeiten, sowie an einzelnen Wochentagen besonders hoch
                              									sind. Auch bestimmte Altersklassen von Menschen zeigen eine besondere Gefährdung;
                              									und eigentümlicherweise nicht die alten, sondern jugendliche Menschen um das 20.
                              									Jahr herum, was mit der oben dargestellten psychologischen Erklärung dieser
                              									Erscheinung durchaus in Einklang zu bringen ist.
                           Man beginnt heute bereits, die Erkenntnisse auf dem Gebiet der Unfallpsychologie der
                              									praktischen Unfallverhütung nutzbar zu machen, und es ist nicht ausgeschlossen, daß
                              									in wenigen Jahren diese neuen Methoden der Unfallbekämpfung zu größerer Bedeutung
                              									gelangen.
                           Deutschlands Beteiligung am Weltingenieurkongreß in Tokio
                                 										1929. Für den großen Weltingenieurkongreß und die mit ihm verbundene
                              									Weltkraft-Teilkonferenz, die in der Zeit vom 29. Oktober bis 7. November d. J. in
                              									Tokio stattfinden, sind von deutscher Seite bereits über 50 Beiträge angemeldet
                              									worden.
                           Die Veranstaltung begegnet schon jetzt in allen Ländern, ganz besonders aber in
                              									Amerika, einem ungewöhnlich starken Interesse. Von Seiten Japans wird alles
                              									aufgeboten, um den Besuch für die Teilnehmer der Tagungen so ergebnisreich und
                              									eindrucksvoll wie möglich zu gestalten. Vier Tage vor Beginn und fünfzehn Tage nach
                              									Beendigung der offiziellen wissenschaftlichen Verhandlungen sind ausgedehnte
                              									Besichtigungen und Rundreisen durch alle Teile des Landes vorgesehen, um die
                              									Teilnehmer nicht nur über den Stand der heutigen Technik und Wirtschaft Japans zu
                              									unterrichten, sondern ihnen auch die vielen kultur-historisch bedeutsamen Stätten,
                              									die Fremden sonst nicht gezeigt werden, zugänglich zu machen. Auf diese Weise soll
                              									den Besuchern ein wirklich abgerundetes Bild der japanischen Kultur und Zivilisation
                              									vermittelt werden.
                           Für die Besichtigungen ist ein Reiseplan ausgearbeitet, der eine Strecke von nicht
                              									weniger als 2000 km – d. i. etwa die Luftlinie Oslo-Rom – umfaßt. Die
                              									Staatseisenbahnen geben sämtlichen Kongreßteilnehmern freie Fahrt auf japanischem
                              									Boden, verschiedene Schiffahrtsgesellschaften gewähren eine Ermäßigung von 15 v. H.
                              									Für die deutschen Teilnehmer kommen drei Reisewege in Betracht: die Fahrt über
                              									Sibirien in rd. 14 Tagen, über Amerika in rd. 31 Tagen und über Indien in rd. 42 Tagen. Das
                              									Amerikanische Nationale Komitee der Weltkraftkonferenz richtet an alle europäischen
                              									Teilnehmer der Weltkraft – Teilkonferenz die Bitte, den Hinweg über Amerika zu
                              									wählen und stellt für diesen Fall eine Reihe bedeutender Vergünstigungen in
                              									Aussicht. Anmeldungen der deutschen Teilnehmer sind bis 1. März d. J. zu richten an
                              									das Deutsche Nationale Komitee der Weltkraftkonferenz, Berlin NW 7,
                              									Ingenieurhaus.
                           Aufklärungsaktion über akademische Berufe. Trotz
                              									mancherlei Warnungen hat der Zudrang zu den Hochschulen angehalten, ja, es ist sogar
                              									ein weiteres Ansteigen zu befürchten. Einer der wichtigsten Gründe für diese
                              									Entwicklung ist die mangelnde Aufklärung der Schüler der höheren Lehranstalten.
                           Hier greift jetzt die „Deutsche Zentralstelle für
                                    											Berufsberatung der Akademiker E. V.“ (Berlin W 62, Kurfürstenstr.
                              									103) mit einer großzügigen Aufklärungsaktion ein. Sie
                              									versendet kostenlos ihre sämtlichen „Merkblätter für Berufsberatung“ an: a)
                              									alle höheren Lehranstalten, b) die Kreis- und Stadtschulinspektionen, c) die
                              									deutschen Hochschulen, d) die Schulabteilungen der Regierungen, e) die
                              									Provinzialschulkollegien, f) die Kultusministerien. Erfaßt werden also direkt oder
                              									indirekt alle Schulen Deutschlands. Zur Verteilung
                              									gelangen nicht weniger als rd. 300000 Merkblätter, da 3500 Schulen und Stellen bei
                              									dieser Aktion berücksichtigt wurden.
                           Diese Merkblätter zeigen zum Teil neue Wege, zum Teil berücksichtigen sie auch die
                              									Handarbeit. Das ist deshalb besonders wichtig, damit die Vorurteile, die bei der
                              									Berufswahl vielfach zutage treten, endlich zum Verschwinden gebracht und von den
                              									Schülern der höheren Lehranstalten auch die heute zum Teil günstig gelagerten
                              									handwerklichen Berufe in den Kreis der Erwägung gezogen werden.
                           Diese Merkblätter sind bekanntlich von ersten Fachvertretern bearbeitet und werden
                              									herausgegeben in Zusammenarbeit mit den zuständigen Berufsorganisationen, wie den
                              									Verbänden der Akademiker, dem Deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen, dem
                              									Bund der Akademikerinnen, dem Deutschen Auslands-Institut in Stuttgart und anderen
                              									Stellen. Jedes Merkblatt ist in sich abgeschlossen und nach gleichen Gesichtspunkten
                              									gegliedert.
                           In den Merkblättern werden die Berufe der folgenden Hauptgruppen behandelt: A.
                              									Theologie, B. Unterrichtswesen (philolog. Berufe), C. Medizin. D. Rechts- und
                              									Staatswissenschaft, E. Land- und Forstwirtschaft. F. Technik und
                              									Naturwissenschaften, G. Frauenberufe, H. Heer, Marine, Polizei, I. Werkberufe, K.
                              									Auswanderung.
                           Die Merkblätter (Einzelpreis 30 Pf.) sind vom Buchhandel oder der Fa. Trowitzsch
                              									& Sohn, Berlin SW 48, zu beziehen. Es liegt im Interesse aller beteiligten
                              									Kreise, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf diese Blätter
                                 										hinzuweisen und sie selbst zu benutzen.
                           Weltkraft – Teilkonferenz über Wasserkraftnutzung in Barcelona
                                 										1929. Die nächste Teiltagung der Weltkraftkonferenz, deren letzte Veranstaltung die Brennstofftagung
                              									in London (September bis Oktober 1928) war, findet in der Zeit vom 15. bis 23. Mai
                              									d. J. in Barcelona statt. Die Konferenz ist der
                              									Gesamtausnutzung der Wasserkräfte gewidmet und wird das umfassende Stoffgebiet in
                              									fünf großen Themengruppen behandeln. Ihr Gegenstand sind:
                           
                              1.die allgemeinen hydrologischen Aufgaben, wie die
                                 										Untersuchung der Wasserkräfte, die hydrologische Charakteristik der einzelnen
                                 										Länder, die Veränderung der Wasserstände, die Klassifizierung der Flüsse und die
                                 										Aufgaben der Kraftausnutzung;
                              2.die technischen Aufgaben, wie der Entwurf, Bau und
                                 										Betrieb der für die Wasserkraftnutzung bestimmten Bauten;
                              3.die wirtschaftlichen und finanziellen Aufgaben, wie
                                 										die Fragen der Rentabilität, der Verbrauchssteigerung, der
                                 										verwaltungstechnischen Organisation, der Kraftverwendung in Industrie und
                                 										Landwirtschaft;
                              4.die gesetzlichen Aufgaben, wie die Feststellung des
                                 										Unterschiedes zwischen wasserreichen und wasserarmen Ländern in seinem Einfluß
                                 										auf die Gesetzgebung, sowie der gesetzlichen Grundlagen für den
                                 										zwischenstaatlichen Energieaustausch;
                              5.die Maßnahmen des Wasserschutzes, wie die Sicherung
                                 										der Ufer, Bauten und Flußbecken, die Verhütung von Ueberschwemmungen und ihre
                                 										Bedeutung in technischer, wirtschaftlicher und sozialer Beziehung.
                              
                           An die Tagung schließen sich in der Zeit vom 23. Mai bis 4. Juni offizielle
                              									Besichtigungen in Spanien an. In Anbetracht dessen, daß gleichzeitig mit der
                              									Konferenz die Weltausstellung in Barcelona und die Ibero – Amerikanische Ausstellung
                              									in Sevilla stattfinden, wird mit einer großen Beteiligung gerechnet. Anmeldungen
                              									deutscher Teilnehmer sind baldmöglichst zu richten an das Deutsche Nationale Komitee
                              									der Weltkraftkonferenz, Berlin NW 7, Ingenieurhaus, Friedrich-Ebert-Str. 27.
                           Die nächsten Veranstaltungen der Weltkraftkonferenz sind die mit einem
                              									Weltingenieurkongreß verbundene Teilkonferenz in Tokio (29. Oktober bis 27. November
                              									1929), und die Zweite Vollsitzung der Weltkraftkonferenz in Berlin (16. bis 22. Juni
                              									1930). Auch für diese beiden Tagungen, ganz besonders aber für die große
                              									Vollkonferenz in Berlin, ist das Interesse bereits jetzt außerordentlich groß.
                           Die Technische Hochschule Braunschweig ernannte den
                              									Direktor bei der Siemens & Halske A.-G. Richard
                                 										Schwenn wegen seiner Verdienste um die Meßtechnik zum Dr. – Ing. e. h. Der Leiter der Meßinstrumenten-Abteilung des
                              									Wernerwerks ist im Jahre 1881 in Kiel geboren, wo er das Gymnasium besuchte und
                              									absolvierte. Er studierte an der technischen Hochschule Charlottenburg, an der er
                              									auch die Hauptprüfung ablegte. Seit 1905 steht der nunmehr Ausgezeichnete, von einer
                              									kurzen Unterbrechung abgesehen, im Dienste der genannten Firma.