| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 74 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Städteheizung in Utrecht (Holland). Die Stadt Utrecht
                              									hat ihre alte Kraftzentrale umgebaut und an deren Stelle eine neuzeitliche
                              									Heizungsanlage für die Beheizung der Universitätsgebäude, der Krankenhäuser, des
                              									Hauptbahnhofs, von Eisenbahnverwaltungsgebäuden u.a.m. errichtet. Die Wärme wird in
                              									Gestalt von übersättigtem Dampf von 10 atm durch drei Kessel von je 180 m2 Heizfläche geliefert. Die früheren Ueberhitzer
                              									sind abgeschafft und durch einen Dampfkühler, Bauart Urbscheidt, ersetzt worden.
                              									Dieser Dampfkühler erhält den überhitzten Dampf von 15 atm bei 350° durch einen
                              									Wasserröhrenkessel. Er umfaßt sechs Hauptzerstäuber, die kaltes Wasser in den Dampf
                              									einspritzen, und drei Zerstäuber mit selbsttätiger Einstellung. Der Dampf, dessen
                              									Druck und Temperatur so erniedrigt werden, wird in einen Behälter geführt, von dem
                              									aus Leitungen zur Versorgung der zu erwärmenden Gebäude abzweigen. Die Leitungen
                              									selbst durchziehen die Straßen in Betonkanälen. Das Hauptkrankenhaus, das durch
                              									Warmwasser geheizt wird, besitzt im Keller drei Gegenstrom-Vorrichtungen, in denen
                              									das Wasser durch eine Reihe von Kupferröhren von geringem Durchmesser fließt. Zwei
                              									Elektropumpen sichern den Umlauf des Warmwassers. Das Kondensationswasser wird
                              									selbsttätig entführt. Die Räume der Eisenbahnverwaltungsgebäude werden auf ähnliche
                              									Weise geheizt. Vor dem Hauptbahnhof wurde ein Kellerraum errichtet, in dessen einer
                              									Hälfte die Anlagen für die Versorgung des Bahnhofs, in dessen anderen die Anlagen
                              									für die Versorgung der Nachbargebäude Aufstellung finden werden. Die
                              									Heizungszentrale wird noch eine Turbine erhalten, die den Druck- und
                              									Temperaturunterschied von dem hohen Druck an bis zu dem in der Heizung angewendeten
                              									in Elektrizität umformen wird. Diese Turbine, die mit 375° arbeiten soll, wird
                              									den Dampf von einem bestehenden Babcock-Wilcox-Kessel erhalten. Die Turbine wird
                              									voraussichtlich 2,25 Millionen Kw/h jährlich leisten. Man hat sich bereits mit dem
                              									Gedanken der Heizung der ganzen Stadt umgetragen. In diesem Falle müßte ein Kessel
                              									Aufstellung finden, der Dampf von 60 atm bei 400° liefert. (Le Genie Civil 1928, S.
                              									18.)
                           
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                           Vorbereiten von Metallstücken vor dem Verchromen. Das
                              									Verchromen, das sich mehr und mehr einzuführen im Begriffe ist, erfordert einige
                              									Aufmerksamkeit in bezug auf die Vorbereitung der zu überziehenden Metallstücke;
                              									infolge der besonderen Eigenschaften des Chromniederschlages hat die Kunst des
                              									Polierens die Entwicklung einer Sondertechnik hervorgerufen. Der wesentlichste
                              									Umstand, der das Verchromen teurer gestaltet als das Vernickeln, ist darin zu
                              									erblicken, daß die Oberfläche des zu überziehenden Stückes vor dem Verchromen ein
                              									vollendetes Aeußere aufzuweisen hat. Eine derartige Vorbereitung, deren Ergebnis oft
                              									mit der Lupe geprüft wird, ist teuer. Der Chromniederschlag verfließt nicht wie der
                              									von weicheren Metallen; die Polierstreifen werden nicht allein auf dem Chromüberzug
                              									wiederkehren, sondern sie scheinen sogar vergrößert. Eine fehlerfrei erscheinende
                              									Oberfläche von Nickel oder Kupfer zeigt nach dem Verchromen zahlreiche
                              									Politurstreifen. Als Geschwindigkeit der Drehbänke für die Zubereitung der Stücke
                              									wird die Reihenfolge empfohlen: zum Schleifen 1200 bis 1800 Umdrehungen/min, zum
                              									Polieren 1800 bis 2200, dann 2200 bis 2700 Umdrehungen/min, zum Polieren des Chroms
                              									2700 bis 3000 Umdrehungen/min. Die Einhaltung dieser Zahlen ist wichtig. Eine große Geschwindigkeit
                              									verbunden mit einem leichten Druck ergibt das beste Aussehen. Bei dem letzten
                              									Polieren des Chroms ist es unmöglich, eine ebene Fläche bei geringer Geschwindigkeit
                              									zu polieren, da sonst die Überfläche feine Strahlen von Politurstreifen aufweisen
                              									wird. Die größte Anwendung findet das Verchromen für Kraftwageneisen- und stahlwaren
                              									und für Messingarmaturen. Stahl wird selten direkt verchromt; wenn man ein schönes
                              									Aussehen erhalten will, wird er erst vernickelt oder verkupfert. Für kleine Stücke
                              									aus Stahl wird folgende Zubereitung empfohlen: schrubben auf einer Scheibe mit
                              									Schmirgel Nr. 120, Uebergang zu Schmirgel Nr. 140, 160 und 180, schließlich
                              									Behandlung mit der Bürste. Bei geschmiedetem Stahl und bei Stahlguß wird nach dem
                              									Schrubben Schmirgel Nr. 36, 60, 80 und 100 verwendet. Gußeisen wird ebenso
                              									zubereitet wie Stahl.
                           Die Zubereitung von Messingguß für das Verchromen ist ähnlich derjenigen, die man für
                              									das Vernickeln anwendet. Dabei muß man danach streben, ein schönes Aussehen der
                              									Oberfläche mehr durch Schleifen zu erzielen als durch Polieren. Risse, Sandlöcher
                              									und Narben auf der Gußoberfläche kommen auf der Chromschicht wieder zum Vorschein,
                              									wenn das Polieren übertrieben wurde. Entgegen der allgemeinen Auffassung überdeckt
                              									die Verchromung nicht in genügendem Maße alle diese Unvollkommenheiten. Die
                              									Behandlung von Messing besteht in einem Schrubben mit Schmirgel Nr. 80 und in einem
                              									Uebergang auf Schmirgel Nr. 120, 150 und 180 mit folgendem Polieren. Das Polieren
                              									nach dem Vernickeln und vor dem Verchromen muß gut ausgeführt sein, zu welchem Zweck
                              									man sich weichen Leders bedient. Die Nickelschicht muß stark glänzend sein, ferner
                              									soll die Fläche vor dem Verchromen frei von Unvollkommenheiten sein. Zu empfehlen
                              									ist auch ein Nachpolieren mit Flanell und mit Wiener Kalk.
                           Bei Metallstücken, wie bei Spritzguß und Neusilber wird folgendermaßen verfahren: die
                              									Rohgußstücke werden mit den Schmirgeln Nr, 140, 160, 180 und 200 behandelt,
                              									schließlich mit Flanell und Wiener Kalk poliert. Auch hier muß die Geschwindigkeit
                              									der Polierscheibe 2700 bis 3000 Umdrehungen/min betragen. (The Iron Age 1928, Bd.
                              									121. S. 1680–1682.)
                           
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                           Einfluß von Arsen auf Messing. Da das Elektrolytkupfer
                              									sehr teuer ist, erscheint es angebracht, vorn kaufmännischen Standpunkt aus zu
                              									betrachten, ob die Verwendung von Kupfer mit geringen Anteilen von Verunreinigungen
                              									für die Herstellung der verschiedenen Legierungen möglich ist.
                           Wenn es sich um Kupfer allein handelt, so fügt man oft bis zu 0,50 % Arsen zwecks
                              									Verbesserung der Zähigkeit und Härte hinzu, ohne daß die Dehnung dabei vermindert
                              									wird; derartige Gußstücke aus Kupfer sind auch gesund und widerstehen dem Einfluß
                              									reduzierender Gase. Der Einfluß des Arsens auf die gewöhnliche Bronze ist gering; er
                              									erhöht etwas das Verhältnis der Elastizitätsgrenze zur Bruchgrenze. Von größerem
                              									Interesse ist das Verhalten des Arsens in den verschiedenen Messingsorten.
                              									Bekanntlich wird das Messing 70 % Kupfer-30 % Zink durch einen einzigen
                              									Bestandteil Alpha gebildet, während die Legierung 60 % Cu-40 % Zn die
                              									Bestandteile Alpha und Beta enthält. Der Bestandteil Beta ist viel härter als der
                              									Bestandteil Alpha, so daß die beiden Messingsorten auch nicht die gleichen
                              									Eigenschaften aufweisen. Das Messing 70-30 läßt sich warm und kalt bearbeiten und
                              									wird praktisch kalt verwendet, während die Legierung 60-40 sich kalt nur schwer
                              									bearbeiten läßt. Prüft man Probestäbe von gegossenem 70-30 %-Messing mit 0,50 % oder
                              									mehr Arsen, so nimmt man eine größere Sprödigkeit des Metalles beim Zerreißversuch
                              									wahr. An sich ist diese Erscheinung nicht schwerwiegend, da für Gußzwecke diese
                              									Legierung nur wenig gewählt wird. Was die Kaltbearbeitung anbetrifft, so ist die
                              									Gegenwart von Arsen bis zu 0,50 % unbedeutend.
                           Der Unterschied in der Wirkung des Arsens ist dadurch zu erklären, daß das Arsen im
                              									Gußstück in Form von freiem Arsenid vorhanden ist, daß das Arsenid dagegen nach dem
                              									Walzvorgang und nach Glühen in feste Lösung übergeht. Im freien Zustand neigt das
                              									Arsenid dazu, jedes einzelne Kristall zu umschließen; da es aber einen spröden
                              									Bestandteil darstellt, bricht das geprüfte Metall in den harten Zonen der
                              									umschlossenen Kristalle. Da nach Warmbearbeitung und -behandlung die spröden
                              									Arsenidnetze in die Lösung übergehen, werden sie wirkungslos. Man kann daher ohne
                              									Nachteil arsenhaltiges Kupfer für die Herstellung von 70-30 %-Messing verwenden; es
                              									ist nur zu beachten, daß bei Gegenwart von Arsen die Glühtemperatur etwas zu erhöhen
                              									ist, nämlich von 650° auf 680–690°. Bei einem Vergleich mit der Legierung 60-40
                              									ergibt sich, daß der Einfluß des Arsens verschiedenartig ist. In diesem Messing
                              									vermindert das Arsen die Zähigkeit und die Schlagfestigkeit beträchtlich. Eine
                              									eigentümliche Erscheinung ist die, daß hier das Arsen bei der Warmbearbeitung der
                              									Legierung wirkungslos bleibt. Ein Gehalt von nur 0,12 % Arsen genügt, um die Dehnung
                              									und die Einschnürung dieser Legierung um 25–30 % im gegossenen Zustand und um über
                              									50% im gewalzten Zustand zu vermindern. Ein höherer. Arsen-Anteil ist
                              									selbstverständlich noch schädlicher. In der Legierung 60 % Kupfer-40 % Zink muß
                              									daher das Arsen vermieden werden. (Technique Moderne.)
                           
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                           Ueber den Stahlformguß. Den Stahl für Formgußstücke kann
                              									man folgendermaßen einteilen: Klasse A: Stahl für Stücke, bei denen besondere
                              									physikalische Eigenschaften nicht verlangt werden; Klasse B: weicher Stahl mit 42
                              										kg/mm2 Zerreißfestigkeit (Kz), 22 % Dehnung
                              									(D), 30 % Einschnürung (E), halbweicher Stahl mit 49 kg/mm2 Kz, 18 % D, 25 % E, harter Stahl mit 56 kg/mm2 Kz, 15 % d, 20 % E. Das Glühen der
                              									Stahlformgußstücke bezweckt eine Verbesserung des Gefüges, eine Steigerung der
                              									Widerstandsfähigkeit und eine Beseitigung der inneren Spannungen. Die
                              									Erwärmungstemperatur richtet sich nach dem Kohlenstoffgehalt und beträgt bei bis zu
                              									0,16 % C 925°, bei 0,16–0,34 % 875°, bei 0,35–0,54 % 850°, bei 0,55 bis 0,79 % 830°.
                              									Die Höchsttemperatur ist ziemlich lange aufrechtzuerhalten für die Sicherung der
                              									Kornumwandlung und die Erwärmungsdauer ist um so länger, je größer die Querschnitte
                              									der Stücke sind. Für
                              									Automobilteile wird die Zusammensetzung empfohlen: 0,70% C, 0,10–0,30% Si, 0,35% Mn,
                              									unter 0,05 % p, unter 0,05 % S; für Stücke mit kleinen Abmessungen 0,50 % C, 0,25 %
                              									Si, 0,50 % Mn; für große Stücke 0,10–0,40 % C, 0,20–0,40 % Si, 0,50–0,80 % Mn, für
                              									Schiffsteile 0,20–0,40 % C, 0,30 % Si, 0,50 % Mn, für Mahl- und Zerkleinerungskörper
                              									0,80–1 % C, 0,20–0,40 % Si und 0,50–1 % Mn. Ein Anteil von 0,2 % Vanadin genügt, um
                              									die Festigkeit des Stahlstückes merklich zu steigern. Manganstahl mit 12,5 % Mangan
                              									wird durch Einführung von 80%igem Ferro-Mangan in der Gießpfanne erhalten; seine
                              									Schwindung ist ziemlich gering. Derartige Formgußstücke sind langsam abzukühlen und
                              									bei 400° 3–6 Stunden lang je nach ihren Abmessungen zu glühen; beim Herausnehmen aus
                              									dem Glühofen werden sie in kaltem Wasser gehärtet. Das so erhaltene Metall weist
                              									einen hohen Härtegrad, eine Zerreißfestigkeit von 60 kg/mm2 und eine Elastizitätsgrenze von 42 kg auf.
                              									(Fond. Moderne.)
                           
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                           Beitrag zum Studium der elastischen Eigenschaften und der
                                 										Viskosität der Metalle und Legierungen. Die mechanischen Eigenschaften, die
                              									mit Genauigkeit zu kennen wichtig sind, sind für die Kaltbearbeitung der
                              									betreffenden Metalle die Elastizitätsgrenze und der Elastizitätsmodul, sowie die
                              									innere Reibung, für die Warmbearbeitung die Viskosität, sei es, daß das Metall
                              									Beanspruc(ungen bei hohen Temperaturen ausgesetzt ist, sei es, daß die Gestaltung
                              									durch Umformung in der Wärme vorzunehmen ist, sei es, daß das Verschwinden innerer
                              									Spannungen im Metallstück ins Auge gefaßt wird. Alle diese Eigenschaften werden aber
                              									durch die üblichen Verfahren zur Untersuchung der Zerreißfestigkeit, Härte und
                              									Schlagfestigkeit nicht bestimmt oder nicht genügend erkannt. Mit verhältnismäßig
                              									groben Meßapparaten lassen sich bei Bestimmung der Durchbiegung und Drehung Werte
                              									für den Elastizitätsmodul erhalten, die durchaus vergleichbar sind mit den durch
                              									komplizierte, die Verformung durch Zug berücksichtigende Feinmeßapparate erhaltenen
                              									Werten. Bei der Bestimmung der viskosen Eigenschaften handelt es sich nicht darum,
                              									die Verformung als Funktion der Beanspruchung und der Temperatur, sondern die
                              									Verformungsgeschwindigkeit zu messen, die allerdings durch die Temperatur beeinflußt
                              									wird. Auf Grund der bisherigen Forschungsarbeiten kommen Chevenard und Portevin zu
                              									dem Ergebnis, daß der Modul für die Ferro-Nickel- und die Kupfer-Legierungen, sowie
                              									für Aluminiumbronze sich fast linear als Funktion der chemischen Zusammensetzung
                              									ändert und daß hierbei das Gefüge nur eine sekundäre Rolle spielt. Der Modul eines
                              									Metalles läßt sich durch eine Behandlung in dem Sinne, wie die Elastizitätsgrenze,
                              									Zerreißfestigkeit und Härte erhöht werden können, nicht steigern. Zur Prüfung der
                              									Viskosität leistet das Viskosimeter nach Chevenard gute Diesten. (Chimie et
                              									Industrie.)
                           
                              K.
                              
                           Das Verhalten von Grauguß bei wiederholten Erwärmungen.
                              									Auf dem internationalen Gießereikongreß zu Detroit berichtete Kennedy über seine
                              									Arbeiten, deren Zweck darin lag, ein Eisen ausfindig zu machen, das unter dem
                              									Einfluß der wiederholten Erwärmungen nicht blähte; durch gewisse Zusätze in der
                              									Pfanne gelang es auch, ein derartiges Eisen zu erhalten.
                           Es ist schon früher von verschiedenen Forschern darauf hingewiesen worden, daß das
                              									Blähen auf eine Oxydation des Graphits durch die Luft zurückzuführen ist, daß jedes
                              									Graphit enthaltende Gußeisen bei Erwärmung oberhalb des kritischen Punktes bläht und
                              									daß das Blähen durch das Silizium beschleunigt, durch den Schwefel, Phosphor und das
                              									Mangan verzögert wird. Ein Eisen mit 0,4 % Silizium, 2,7 % Kohlenstoff, 1,6 % Mangan
                              									zeigt keine Spuren von Blähungen nach mehreren Erwärmungen; wegen seines geringen
                              									Siliziumgehaltes kann man es aber nicht als graues Eisen erhalten. Bei der Vornahme
                              									von neuen Versuchen wurde nun ein Eisen im Kupolofen niedergeschmolzen, verschiedene
                              									Zusätze in der Pfanne eingeführt und das Eisen zu Stäben von 350 mm Länge und 30 mm
                              									Durchmesser gegossen; diese Stäbe wurden dann geteilt und auf 25 mm Durchmesser und
                              									125 mm Länge bearbeitet. Man erhielt folgende Analysen:
                           
                              
                                 Nr.
                                 C
                                 Si
                                 Mn
                                 P
                                 S
                                 Ni
                                 Cr
                                 
                              
                                 1
                                 3,12
                                 2,90
                                 0,58
                                 0,60
                                 0,070
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 3,54
                                 2,19
                                 0,51
                                 0,52
                                 0,080
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 3
                                 3,41
                                 2,39
                                 1,51
                                 0,61
                                 0,068
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 4
                                 2,96
                                 2,88
                                 0,10
                                 1,56
                                 0,076
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 5
                                 3,23
                                 1,84
                                 0,45
                                 0,49
                                 0,083
                                 1,12
                                 0,17
                                 
                              
                           Die Erwärmung dieser Stäbe erfolgte in einem Stahlkessel, der
                              									mit Gußeisenspänen angefüllt und zugedeckt war, auf 858° und dauerte 3 Stunden; es
                              									wurden 50 Erwärmungen nacheinander vorgenommen. Die stärkste Blähung zeigte der Stab
                              									Nr. 1 mit sehr hohem Silizium-Gehalt, der auf der Oberfläche Risse aufwies. Die
                              									Stäbe Nr. 2 mit geringerem Si-Gehalt blähen auch stark, aber ohne Risse. Auch bei
                              									den manganreichen Stäben Nr. 3 war eine hohe Blähung festzustellen, welche Tatsache
                              									beweist, daß das Mangan in dieser Hinsicht keinen mildernden Einfluß ausübt. Die
                              									Stäbe Nr. 4 besaßen die geringsten Blähungen. Der Zusatz von Nickel und Chrom zum
                              									Eisen mit niedrigem Si-Gehalt übt einen nur geringen Einfluß aus. Zusammenfassend
                              									wurde die Feststellung gemacht, daß ein Eisen mit hohem Phosphoranteil am wenigsten
                              									bläht und weiter, daß ein mit Titan desoxydiertes Eisen langsamer bläht als ohne
                              									Titan. (La Technique Moderne.)
                           
                              K.
                              
                           Ueber die Schmelzung von Stahlspänen im Kupolofen. Beim
                              									Schmelzen von Stahlspänen in Gegenwart von Koks, Anthrazit oder Holzkohle im
                              									elektrischen Ofen ist es bekanntlich möglich, alle Arten von Gußeisen zu
                              									erschmelzen. Die sich dabei abspielenden chemischen Vorgänge sind nicht die gleichen
                              									wie im Kupolofen, da im elektrischen Ofen das Kohlenoxyd eine zu flüchtige Berührung
                              									mit dem Stahl eingeht, um eine vorläufige Zementation zu verwirklichen: hier erfolgt
                              									die Kohlung durch Berührung des Kohlenstoffs mit dem geschmolzenen Metall. Die
                              									Verhältnisse im Kupolofen bei seiner Beschickung mit Stahlschrott sind anderer
                              									Natur. Die Festlegung der Schmelzzone bedarf einer besonderen Sorgfalt, der
                              									Winddruck sollte 37 bis 40 cm betragen; dementsprechend ist auch der Querschnitt der
                              									Düsen zu bemessen. Der aufgegebene Stahl ist dem Einfluß der aufsteigenden Gase
                              									ausgesetzt und es wird eine Zementation stattfinden ähnlich derjenigen im Hochofen.
                              									Diese Zementation geht bei einer Temperatur vor sich, bei der noch keine Bildung von
                              									Mischkristallen zwischen dem Eisen und Kohlenstoff erfolgt. Zwei Kupolöfen einer
                              									Tempergießerei, die 2 Jahre lang ständig überwacht und die mit 90 % Schrott
                              									betrieben wurden, ergaben einen Höchstgehalt an Kohlenstoff von 3,25–3,30 %.
                              									Neuerdings ist es möglich geworden, in einem Poumay-Kupolofen eine gleichmäßige
                              									Kohlung durchzuführen, die regelmäßig 3,05–3,06 % beträgt. Für gewisse Sonderzwecke
                              									ist dieser Kohlenstoffgehalt von besonderer Bedeutung; so ist z.B. ein solches Eisen
                              									den Schwarzkern-Tempergießereien erwünscht. (Fond. Moderne.)
                           
                              K.
                              
                           Manganreiches Roheisen und Manganerze im
                                 										Siemens-Martin-Ofen. Die Punkte, die gegen die Verwendung von Roheisen mit
                              									hohem Mangangehalt bzw. von manganreichen Erzen im Siemens-Martin-Ofen ins Feld
                              									geführt werden, sind: schlechte Arbeitsbedingungen des Ofens, Metallverluste im
                              									Ofen, Steigerung des korrosiven Einflusses auf die Auskleidung von Ofen und Pfannen,
                              									während als ernste Vorteile angesprochen werden: Entfernung des Schwefels, eine
                              									reinigende Wirkung auf das Metallbad, die in einer Verbesserung der
                              									Stahlbeschaffenheit zum Ausdruck kommt, Ersparnis an Ferro-Mangan, Zunahme der
                              									Ofen-Tonnenleistung, geringere Chargen an Kalkstein und Flußspat. All diese Vorteile
                              									überwiegen die Nachteile, die man übrigens noch mildern kann. Als ein Eisen mit
                              									hohem Mangangehalt ist ein solches mit 1,75 bis 2 % Mangan zu bezeichnen, als eines
                              									mit geringem Mangangehalt ein solches mit bis zu 1 %. Bei einem hohen Mangangehalt
                              									im Eisen ist die Desoxydation im Siemens-Martin-Ofen durchgreifender, die Schlacke
                              									dünnflüssiger und die Ersparnis an Ferro-Mangan kann je t Stahlblock 1 kg erreichen.
                              									Den Schlüssel zu der Durchführung dieses Prozesses im Martinofen bildet die
                              									Schlacke, deren vollkommene Kenntnis unbedingt vorauszusetzen ist. (Usine.)
                           
                              K.
                              
                           Einfluß der chemischen Zusammensetzung der Legierungen auf die
                                 										Formfüllfähigkeit. Die erste zu verwirklichende Bedingung bei der
                              									Herstellung von Formgußstücken besteht in der vollständigen Ausfüllung der Gußform
                              									durch die Legierung. Abgesehen von dem genügenden Flüssigkeitsgrad bei
                              									Gießtemperatur hängt diese Fähigkeit, die Form ganz auszufüllen, von einer ziemlich
                              									großen Anzahl physikalischer Faktoren des Metalles (Flüssigkeit, Wärmekapazität,
                              									latente Wärme, Erstarrungsgeschwindigkeit), der Form (Wärmekapazität, Dicke usw.),
                              									sowie der Art des Gußstückes und den Gießbedingungen ab. Die Flüssigkeit ist eine
                              									bestimmte und meßbare physikalische Größe, Funktion der Temperatur und der
                              									Zusammensetzung der Legierung, während die vorgesehenen Eigenschaften sich nicht
                              									allein nach diesen veränderlichen Umständen, sondern auch nach der Gußform und nach
                              									dem Stück richten. Bei den vorgenommenen Versuchen zur Feststellung der
                              									Formfüllfähigkeit war es bei den Legierungen mit niedrigem Schmelzpunkt leicht, die
                              									Versuchsstäbe in Metallformen zu gießen. Aus diesen Untersuchungen mit
                              									Zinn-Wismut- und Zinn-Blei-Legierungen (Gießtemperaturen 550 und 450°) geht hervor,
                              									daß die Unterscheidung zwischen Flüssigkeit und Formfüllfähigkeit bestätigt wurde;
                              									während nach Ragnar Arpi die Flüssigkeit flüssiger Zinn-Blei-Legierungen bei einer
                              									bestimmten Temperatur sich linear als Funktion der chemischen Zusammensetzung
                              									ändert, stellt die Formfüllfähigkeit nach Guillet und Portevin einen Höchstwert für
                              									die eutektische Zusammensetzung dar. Die beträchtliche Zunahme der
                              									Formfüllfähigkeit, die die eutektische Temperatur kennzeichnet, könnte einzig dem
                              									niedrigen Schmelzpunkt der Legierung zugeschrieben werden, da die Formfüllfähigkeit
                              									in diesen Legierungen als veränderliche Größe in umgekehrtem Sinn der Anfangs –
                              									Erstarrungstemperatur erscheint. Nachdem die Formfüllfähigkeit durch zwei
                              									Temperaturen bestimmt wird, kann man unter weiterer Berücksichtigung des Umstandes,
                              									daß sie lineare Funktion von diesen ist, einen Temperaturkoeffizienten der
                              									Formfüllfähigkeit berechnen und beobachten, wie sie sich bei Gießtemperaturen
                              									verhalten würde, wenn die Anfangs – Erstarrungstemperatur um eine Anzahl von Grad
                              									überschritten wird. (Académie des Sciences.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Einfluß von Aluminium auf eine
                                 										Eisen-Kohlenstoff-Legierung. Das Aluminium wird zwar allgemein zum
                              									Desoxydieren von Eisen und Stahl verwendet, doch was seine Verwendung in der
                              									Gießerei anbetrifft, hatte man bisher angenommen, es mache das Gußeisen hart, spröde
                              									und ungesund. Bei seinen neuesten Versuchen ging nun Everest von der Absicht aus,
                              									den tatsächlichen Einfluß des Aluminiums auf Gußeisen an einer größeren Anzahl von
                              									Legierungen zu untersuchen, die 0–30 % Aluminium enthielten in einem Eisen der
                              									Zusammensetzung 3,5 % Kohlenstoff, 0,029 % Silizium, –
                              									Mangan, 0,028 % Schwefel und 0,016 % Phosphor. Diese Eisenzusammensetzung mit
                              									niedrigem Silizium- und Mangangehalt war aus dem Grunde gewählt worden, damit der
                              									Einfluß des Aluminiums besser zum Ausdruck kam und nicht durch denjenigen von
                              									Silizium und Mangan verschleiert wurde. Der Probeguß des ursprünglichen Eisens ohne
                              									Aluminiumzusatz war ungesund und porös, während sich in allen Fällen, wo Aluminium
                              									zugesetzt wurde, gesunde Stücke ergaben. Schon bei 25 % Aluminium bekam der Guß ein
                              									gesundes Aussehen, doch war er bei diesem Gehalt ziemlich hart und der Bruch war
                              									weiß. Von 1 % Aluminium ab ist der Bruch grau und der Guß zäh, während er bei 8 %
                              									Aluminium hart, spröde und der Bruch silberweiß wird. Bei 18 % Aluminium tritt
                              									wieder eine Aenderung ein, indem der Bruch wieder eine graue Farbe annimmt und das
                              									Stück wieder weich und weniger spröde wird. In bezug auf seine graphitausscheidende
                              									Wirkung weist das Aluminium eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Silizium auf. Ein
                              									Maximum an Graphit mit 2 % Graphit bei 3,3 % Gesamtkohlenstoff wurde in dem
                              									untersuchten Eisen bei 4 % Aluminium festgestellt. Der Graphit sinkt dann bei 9 %
                              									Aluminium fast auf Null, um dann von 18 % Aluminium ab allmählich wieder zu steigen.
                              									Von 18 bis 26 % Aluminium besteht eine zweite graphitische Phase mit einem
                              									Höchstgehalt an Graphit von 1,8 %. Von 26 % Aluminium ab sinkt der Graphitgehalt
                              									dann endgültig und bei 29 % Aluminium ist kein Graphit mehr vorhanden.
                           Was die Härte anbetrifft, so ändert sich diese mit der Kohlenstofform. Die größte
                              									Härte von 430 Brinelleinheiten besitzen die Legierungen mit 12 bis 14 % Aluminium,
                              									die sehr spröde sind. Die Legierungen mit 23 % Aluminium waren mit 180
                              									Brinelleinheiten weicher als die mit 5 % Aluminium, die 230 Brinelleinheiten
                              									ergaben. Diese letzteren waren aber besser bearbeitbar. Bei den Legierungen der
                              									zweiten graphitischen Phase sind nämlich harte Kristalle in einer weichen Grundmasse
                              									eingelagert, so daß das Metall schnell die Werkzeugschneide zerstört. In
                              									metallographischer Hinsicht zeigt sich der Graphit bei 1 % Aluminium in Form von
                              									feinen Flocken. Bei über 6 % Aluminium nimmt die Perlitmenge auf Kosten des
                              									Austenit-Zementit-Eutektikums zu. Bei 7–8 % Aluminium erscheint eine neue Phase mit
                              									kleinen weißen Flächen, die sich durch ihre Härte auszeichnen; der Graphit ist dabei
                              									verschwunden.
                           Im allgemeinen kann man auf Grund dieser neuen Versuche annehmen, daß das Aluminium
                              									auf Gußeisen ähnlich wirkt wie Silizium, nur nicht so kräftig. 2–3 % Aluminium
                              									wirken etwa so wie 1 % Silizium. Der Graphit erscheint bei Aluminiumgehalt in
                              									feinerer Form als bei Silziumgehalt. Die Legierungen mit über 25 % Aluminium sind in
                              									der Atmosphäre unbeständig. (Foundry Trade Journal, Bd. 37, S. 169-73.)
                           
                              K.
                              
                           Die gemeinsame Verbrennung von Sägespänen und Kohlenstaub.
                              									Die Menge des Abfallholzes bei der Hayes Wheel Co. in Amerika nahm einen solchen
                              									Umfang an, daß man sich entschloß, eine aus drei Dampfkesseln bestehende Kraftanlage
                              									für die Verwertung dieses Holzes zu errichten. Die vorher ausgeführte
                              									Wirtschaftlichkeitsberechnung ergab, daß die täglich zur Verfügung stehende
                              									Abfallholzmenge für einen Betrieb dieser Kraftanlage von 19 Stunden ausreichen
                              									würde, so daß sich hieraus die Notwendigkeit erwies, die Wahl für einen anderen
                              									Brennstoff während der übrigen 5 Stunden des Tages treffen. Als solcher kam nur
                              									Kohle in Frage und man entschloß sich nun, Holz und Kohle in einer gemeinsamen
                              									Feuerung zu verbrennen. Für die Behandlung dieses Problems bestanden zwar nur
                              									geringe Anhaltspunkte, doch kam man schließlich doch zu einer befriedigenden Lösung.
                              									90 % des Abfallholzes auf dem betreffenden Werk entfallen auf die Speichendreherei,
                              									wo u.a. 18 Radspeichenhobelmaschinen und 12 Radspeichenpoliermaschinen aufgestellt
                              									sind. Zur Vermeidung von Feuersgefahr wird das Sägemehl von den Spänen und größeren
                              									Abfallstücken entfernt und besonders gesammelt. Die Holzspäne werden nach ihrer
                              									Trennung vom Sägemehl durch eine Reihe von Röhren in das obere Kesselhaus geblasen
                              									und fallen aus den dort befindlichen Behältern durch ihre Schwere in den
                              									Feuerungsraum. Das Forschungsinstitut von Michigan hatte nun gefunden, daß ein
                              									derartiges Feuerungsverfahren 14 % von freien Alkalien ergebe, die bei Berührung mit
                              									den feuerfesten Steinen deren Auflockerung infolge chemischer Reaktionen zur Folge
                              									hatte. Es galt daher, einen besonderen feuerfesten Stoff für diesen Zweck ausfindig
                              									zu machen, und als solcher erwies sich ein Stein aus Michigan-Schamotte am besten.
                              									Die Kohle wird aus dem Eisenbahnwagen gesaugt und in Behälter über den Kesseln
                              									geblasen, eine Einrichtung, die durch einen 50-PS-Motor angetrieben wird einen
                              									50-t-Eisenbahnwagen in 9 Stunden ausladen kann. Die Kohle ist eine Rohkohle mit
                              									hohem Aschengehalt und zuweilen von größeren Stücken durchsetzt. Selbsttätige
                              									Vorrichtungen bringen die Kohle in die Kesselfeuerung, nachdem sie noch vorher
                              									gesiebt worden ist. Die Verbrennung der Kohle kann so eingestellt werden, daß sie
                              									die gleiche Wirkung ergibt wie die Verbrennung des Holzes. Die mit dieser Feuerung
                              									gemachten Erfahrungen lassen sich in dem Sinne zusammenfassen, daß die
                              									Leistungsfähigkeit des Werkes beträchtlich gesteigert wurde, dem es nunmehr möglich
                              									ist, aus Abfallholz und etwas Kohle eine besonders billige Kraft zu erzeugen. Schon
                              									nach 13 Monaten Betriebszeit hatte sich die ganze Anlage bezahlt gemacht. k.
                           Gußstücke für Dieselmaschinen. Unter den üblichen
                              									Betriebsbedingungen werden die Zylinder der Dieselmaschinen einem Temperaturgrad von
                              									etwa 600° bei 35 atm Druck ausgesetzt. Eine anormale Temperatur kann möglicherweise
                              									durch Ueberlastung oder durch Fehler der Kühlwasseranlage eintreten, nämlich eine
                              									Temperatur bis zu 1000° an den Stellen, wo eine plötzliche Verbrennung des
                              									Brennstoffes erfolgt. Von dem für diesen Zweck verwendeten Gußeisen muß daher an
                              									erster Stelle verlangt werden, daß es bei hoher Temperatur einen bestimmten Druck
                              									aushält, ohne zu reißen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine gute
                              									Verschleißfestigkeit und die Beibehaltung von Form und Abmessungen auch bei längerer
                              									Erwärmung.
                           Die Frage des Verhaltens von Gußeisen verschiedener Zusammensetzung wurde von dem
                              									Japaner Matsuura an folgenden Proben untersucht:
                           
                              
                                 Probe
                                 Kohlen-stoff
                                 Silizium
                                 Mangan
                                 Phosphor
                                 Schwefel
                                 
                              
                                 A
                                 3,30
                                 1,4
                                 2,10
                                 0,16
                                 0,05
                                 
                              
                                 B
                                 3,49
                                 2,0
                                 1,30
                                 0,61
                                 0,07
                                 
                              
                                 C
                                 3,98
                                   2,54
                                 1,10
                                 0,84
                                 0,06
                                 
                              
                           Die Zerreißfestigkeiten dieser Proben betragen bei 15°
                              									27,5(A), 20,7(B) und 16,8(C) kg/mm2, bei 400° 26,8
                              									bzw. 20,0 bzw. 16,7 kg/mm2, bei 600° 19,6 bzw.
                              									12,0 bzw. 9,1 kg/mm2 und bei 700° 12 bzw. 6,0 bzw.
                              									0 kg/rnm2. Die Erwärmungsdauer aller Proben betrug
                              									30 Minuten. Die Abnahme der Zerreißfestigkeit ist bis zu 500° nicht beträchtlich.
                              									Die Ursache der Festigkeitsabnahme bei den höheren Temperaturen liegt in der durch
                              									die Erwärmung hervorgerufenen Veränderung des Korngefüges und in der Veränderung der
                              									interkristallinen Kohäsion bei gleichzeitigem Wachsen des Gußeisens. Nun war bisher
                              									schon bekannt, daß das Mangan das Wachsen von Gußeisen bei höherer Temperatur
                              									verzögert und die Beständigkeit des Karbids durch Erniedrigung des Silizium- und
                              									Steigerung des Mangangehaltes erhöht werden kann. Aus dem Grunde wurden weitere
                              									Untersuchungen an gußeisernen Proben angestellt, die mit 25 % Stahlzusatz in der
                              									Gattierung hergestellt worden waren und Mangangehalte von 0,66 % bis 2,54 %
                              									enthielten. Da diese Proben im Tiegelofen geschmolzen wurden, war auch ihr
                              									Kohlenstoffgehalt niedriger als das Kupolofeneisen. Diese Proben wurden
                              									jedesmal während drei Stunden wiederholten Erwärmungen auf 880 bis 910° und
                              									Abkühlungen ausgesetzt und dann auf ihre mechanischen Eigenschaften nach 10, 20, 30
                              									und 40 Glühungen untersucht. Die Ergebnisse sind folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Zerreißfestigkeit nach
                                 
                                 
                              
                                 Nr.
                                 Mangan
                                 0
                                 10
                                 20
                                 30
                                 40
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Glühungen in kg/mm2
                                 
                                 
                              
                                 1
                                 0,66
                                 25,4
                                 18,6
                                 14,5
                                   7,7
                                   7,0
                                 
                              
                                 2
                                 1,62
                                 26,6
                                 24,8
                                 22,1
                                 17,1
                                   9,2
                                 
                              
                                 3
                                 1,88
                                 27,3
                                 25,7
                                 22,4
                                 19,0
                                 10,7
                                 
                              
                                 4
                                 2,33
                                 27,4
                                 26,0
                                 24,8
                                 22,1
                                 12,5
                                 
                              
                                 5
                                 2,54
                                 29,0
                                 27,3
                                 26,9
                                 26,1
                                 17,3
                                 
                              
                           Der verbessernde Einfluß des Mangans geht aus diesen
                              									Ergebnissen deutlich hervor. Bei der Gattierung von Stücken, die für Dieselmaschinen
                              									bestimmt sind, muß man daher dem Mangangehalt eine besondere Bedeutung beilegen.
                              									Ebenso sind die Gehalte an Kohlenstoff und Silizium dementsprechend festzulegen. Zu
                              									empfehlen ist ein niedriger Kohlenstoff, ein Siliziumgehalt von 1,55 bis 1,6 % und
                              									ein höherer Mangangehalt. Zur Berechnung der Silizium- und Mangangehalte kann man
                              									folgende Formel zugrunde legen:
                           
                              \mbox{Silizium}=\frac{3\mbox{ bis }3,5}{\mbox{ges.
                                 										Kohlenstoff}}-1
                              
                           
                              \mbox{und Mangan}=3\mbox{ bis }3,5-\frac{1}{\mbox{Silizium}-0,6}
                              
                           (Foundry Trade Journal, Bd. 37, S. 175–177.)
                           
                              K.
                              
                           Einfluß von Schrottzusatz im Hochofen auf die
                                 										Roheisenbeschaffenheit. Wenn auch die Einführung von Schrott in den
                              									Hochofen seit längerer Zeit bekannt sein mag, so fand sie doch nur in vereinzelten
                              									Fällen Anwendung. Erst die Aufstapelung größerer Schrottmengen infolge des Krieges
                              									und die Notwendigkeit ihrer Verwertung haben dazu Veranlassung gegeben, diesem
                              									Verfahren eine besondere Verbreitung zu verschaffen. Die Vorteile, die dem
                              									Schrottzusatz im Hochofen zugesprochen werden, sind: ein um 30 % geringerer
                              									Koksverbrauch, eine um 60 % höhere Roheisenerzeugung und ein höherer Heizwert der
                              									Gichtgase. Andererseits konnte beobachtet werden, daß eingeführte Legierungsstähle
                              									die Roheisenbeschaffenheit nachteilig beeinflussen und dementsprechend auch die
                              									Roheisenpreise herunterdrücken. Ferner geben die Oxydation und der Mangel an
                              									Gleichmäßigkeit des Erzeugnisses zu Klagen Anlaß. So schreiben die Tempergießer das
                              									ungünstige Ausfallen ihrer Gußstücke der Gegenwart von Chrom zu, das die
                              									Zerreißfestigkeit und die Dehnung erniedrigt. Es erscheint daher wünschenswert, wenn
                              									der gewöhnliche Stahlschrott von dem chromhaltigen von vorneherein getrennt gehalten
                              									wird, da man sonst Gefahr läuft, daß das ganze Roheisen mit dem Chrom in Berührung
                              									kommt. Auch auf anderen Gebieten macht sich der nachteilige Einfluß des Chroms
                              									geltend, wie z.B. in Blechen für die Elektroindustrie, wo die elektrischen
                              									Eigenschaften durch das Chrom herabgesetzt werden.
                           Ein oxydiertes Eisen und mithin ein schlechter Guß kann sich ergeben, wenn man
                              									oxydierten Gußbruch, Roststäbe u. dgl. in den Hochofen bringt. Es hat sich
                              									herausgestellt, daß das Eisen fehlerhaft ausfiel, wenn der Anteil im Möller an
                              									derartigem Gußbruch mehr als 10 % betrug. Beim Umschmelzen dieses Eisens im
                              									Kupolofen muß man entweder den Kokssatz erhöhen oder Ferro-Mangan einführen, welche
                              									Maßnahmen befriedigende Ergebnisse, allerdings auch höhere Kosten zur Folge
                              									haben.
                           Am meisten wird dem unter Schrottzusatz erzeugten Roheisen seine Ungleichmäßigkeit in
                              									bezug auf seine Zusammensetzung und auf seine physikalischen Eigenschaften
                              									vorgeworfen. Namentlich sind die mitunter recht beträchtlichen Härteunterschiede zu
                              									bestätigen. Der Gefahr, daß ein Gußstück aus diesem Eisen rissig wird oder bei der
                              									Bearbeitung Schwierigkeiten bietet, kann durch einiges Glühen der Stücke bei 590°
                              									zwecks Beseitigung der Gußspannungen vorgebeugt werden. Die Verwendung von
                              									Vorherden, großen Gießpfannen in Verbindung mit dem Kupolofen oder, was noch besser
                              									ist, von elektrischen Oefen gestattet die Erzielung eines gleichmäßigen
                              									Erzeugnisses, auch wenn man von einem ungleichmäßigen Eisen ausgegangen ist. Sowohl
                              									die Hochofenwerke, die mit Schrottzusatz arbeiten, als auch die Gießereien als
                              									Abnehmer von Roheisen haben ein berechtigtes Interesse daran, den Einfluß von
                              									Schrott auf die Beschaffenheit des Roheisens genau zu kennen. In diesem Sinne haben
                              									zwei Hochofenwerke des Bezirkes von Chicago ihr Einverständnis zu einer
                              									Zusammenarbeit mit dem Roheisenausschuß der amerikanischen Gießereifachleute
                              									erklärt. Beide Teile haben sich dazu bereit gefunden, eingehende Untersuchungen über
                              									Roheisensorten anzustellen, die mit verschiedenen Schrottanteilen und Schrottarten
                              									gewonnen werden. (The Foundry, Bd. 56, S. 32-34.)
                           
                              K.
                              
                           Die Kontrolle der Fertigung in der Gießerei. Wenn man im
                              									allgemeinen von Kontrollverfahren spricht, so pflegt man hierunter diejenigen
                              									Verfahren zu verstehen, die die Prüfung des fertigen Erzeugnisses zum Gegenstand
                              									haben. Diese vor allem den Abnehmer interessierenden Prüfungen stellen aber nur den
                              									letzten Abschnitt der eigentlichen Kontrolle dar. Von größerer Wichtigkeit für den
                              									Erzeuger ist es, alle Faktoren zu kennen und zu regeln, die die Fertigung so
                              									beeinflussen, daß dabei die gewünschten Endziele erreicht werden. Mag es sich um
                              									Kontrollverfahren im Verlaufe der Fertigung oder um solche der fertigen Erzeugnisse
                              									handeln, so wird man von diesen Kontrollverfahren verlangen, daß sie wirksam,
                              									bestimmt, genau, einfach, wirtschaftlich und schnell sind.
                           Ein Kontrollverfahren ist wirksam, wenn es geeignet ist, diejenige Eigenschaft zu
                              									kennzeichnen, über die man sich Klarheit verschaffen will, oder eine Größe zu messen
                              									als direkte und ausschließliche Funktion dieser gesuchten Eigenschaft. Will man die
                              									Bearbeitbarkeit kennen, so wird man einen Bearbeitungsversuch machen; soll die
                              									Korrosionsfähigkeit untersucht werden, so wird man den Einfluß von Reaktionen unter
                              									den Verwendungsbedingungen beobachten; die Höhe des Siliziumgehaltes kann durch die
                              									chemische Analyse angegeben werden. Diese direkten Prüfungen werden aber oft durch
                              									indirekte Versuche ersetzt. So kann man sich über die Bearbeitbarkeit durch den
                              									Brinellkugel-Härteversuch Klarheit verschaffen, über den Siliziumgehalt beim
                              									Gußeisen durch das Härtungsvermögen, indem das Bruchaussehen betrachtet wird, über den
                              									Kohlenstoffgehalt eines Stahles mit Hilfe des mikrographischen Bildes. Diese
                              									indirekten Verfahren kommen jedoch nur für den Fall ihrer schnellen und einfachen
                              									Ausführbarkeit in Betracht. Beim basischen Siemens-Martinofen-Verfahren z.B.
                              									wechselt der Kohlenstoffgehalt des Stahlbades zu schnell, als daß man auf die
                              									chemische Analyse zurückgreifen könnte, hier verschafft man sich einen Anhaltspunkt
                              									über den Kohlenstoffgehalt durch die Prüfung des Bruches und des Biegewinkels der
                              									geschmiedeten und gehärteten Probe. Die Erfahrungen der Praxis und die Erziehung des
                              									Auges spielen dabei eine große Rolle. Auch beim Thomasverfahren beurteilt man den
                              									Phosphorgehalt nach der Korngröße des Bruches; man ist weiter in der Lage, den
                              									Kupfergehalt von Messingspänen nach ihrer Farbe mit großer Genauigkeit zu schätzen.
                              									Dann soll man sich für das für den jeweiligen Zweck am besten geeignete
                              									Prüfverfahren entscheiden. Für Stücke aus Gußeisen z.B., die später unter Druck und
                              									auf Biegung zu arbeiten haben, ist es überflüssig, die mechanischen Eigenschaften
                              									durch den Zugversuch zum Ausdruck zu bringen, dies um so weniger, als die Druck- und
                              									Biegeversuche einfacher, genauer, schneller und wirtschaftlicher sind als der
                              									Zugversuch. Ein Kontrollverfahren soll dann bestimmt sein, d.h. es soll ein Maß
                              									umfassen, dessen Ergebnis sich zahlenmäßig ausdrücken läßt und unter genau
                              									bestimmten Bedingungen erhalten wird; dies letztere aus dem doppelten Grunde, um
                              									einen Vergleich und die Einteilung nach den Ergebnissen zu ermöglichen und um den
                              									Einfluß der persönlichen Beurteilung des Untersuchenden zu vermeiden. Diese
                              									Bedingungen lassen sich aber nicht immer erfüllen, da es Fälle gibt, bei denen der
                              									zahlenmäßige Ausdruck nicht möglich oder nur sehr schwer ist, wie die Farbe, die
                              									thermische Leitfähigkeit, die Klanghöhe, das Korn eines Bruches, das mikrographische
                              									Bild. In den meisten dieser Fälle kann man auf einen Vergleich mit einer Skala wohl
                              									eingeteilter, sich allmählich verstärkender Typen zurückgreifen. Jedenfalls ist der
                              									persönliche Einfluß auf den Ausfall des Prüfergebnisses so weit wie möglich
                              									auszuschalten. Wenn es sich ermöglichen läßt, soll man ein Prüfverfahren anwenden,
                              									das die Ergebnisse unabhängig vom Prüfenden selbsttätig registriert oder eine
                              									sichtbare Spur hinterläßt, wie z.B. Diagramme oder der Eindruck beim Härteversuch.
                              									Die Beurteilung der Perlitoder Graphitfeinheit im Gußeisen soll im Vergleich zu
                              									sorgfältig ausgesuchten und eingeteilten Mustersorten erfolgen. Bei der Fertigung
                              									sind solche Kontrollverfahren in der Regel schneller als die zahlenmäßigen
                              									Messungen, wie z.B. die kolorimetrischen Verfahren bei den chemischen Analysen.
                              									Dagegen gibt es eine wichtige Gruppe in der Gießereitechnik, die nicht von diesen
                              									Regeln erfaßt wird: die physikalischen Fehler, wie Schwindungen, Blasen, Risse usw.
                              									Die führenden Gießereikreise täten gut daran, sich näher mit diesen Fragen zu
                              									befassen und Ordnung in deren Bezeichnungen, Auslegungen und Beurteilungen zu
                              									bringen.
                           Die weitere von einem Kontrollverfahren verlangte Bedingung der Genauigkeit setzt die
                              									Kenntnis der Fehlerquellen und ihrer Bedeutung für den Ausfall des
                              									Prüfergebnisses und für die Empfindlichkeit der Untersuchung voraus. So kann ein
                              									Prüfverfahren für gewisse Werkstoffe geeignet sein, für andere wiederum nicht. Kann
                              									z.B. die mikrographische Prüfung unter gewissen Bedingungen für die Beurteilung des
                              									Kohlenstoffgehaltes in gewöhnlichen Stählen mit weniger als 0,9 vH Kohlenstoff
                              									dienen, so ist sie unanwendbar in Sonderstählen und in hypereutektoiden Stählen.
                              									Auch der für Stähle und Temperguß geeignete Zerreißversuch kann zu irrigen Schlüssen
                              									bei Gußeisen, harten gehärteten Stählen usw. führen. Die aus der Prüfung der
                              									gehärteten Gußeisenproben sich ergebenden Schlußfolgerungen sind nur selten von
                              									einer Gießerei auf die andere übertragbar, die die Eindringung der Härte bei kleinen
                              									Stücken beeinflussenden Faktoren anders wirken, wenn es sich um größere Stücke
                              									handelt.
                           Beispiel der Kontrolle bei der Tempergußerzeugung:
                           Bei der Tempergußerzeugung kommt es darauf an, ein schmiedbares Erzeugnis zu
                              									erhalten, das demnach eine bemerkenswerte Dehnung besitzen muß. Der für die
                              									Kennzeichnung des Enderzeugnisses geeignete Versuch ist der Zerreißversuch, der
                              									einen zahlenmäßigen Ausdruck dieser Dehnung ergeben wird. Man wird dabei bedacht
                              									sein müssen, in grünem Sand gegossene Stücke aus weißem Eisen zu erhalten, dann den
                              									gebundenen Kohlenstoff entweder durch eine Ueberführung in Temperkohle oder durch
                              									Oxydation zu beseitigen. Diese beiden letzten Verfahren entsprechen den
                              									Erzeugungsgruppen „Schwarzkerntemperguß“ bzw. „Weißkerntemperguß.“ Die
                              									1. Bedingung besteht allgemein darin, einen gesunden Guß zu erhalten, und sie hängt
                              									ab von der Ausführung der Gußformen, von der Gießgeschwindigkeit und von der
                              									Formfüllfähigkeit. Das Gemisch und die Verwendungsbedingungen des Sandes sind durch
                              									Versuche festzulegen und die Feuchtigkeit und Festigkeit der Formen zu prüfen,
                              									während die Geschwindigkeit der Speisung der Form durch den Querschnitt der
                              									Eingußöffnung und durch die Gießhöhe geregelt wird. Für die Erhaltung eines weißen
                              									Eisens sind wichtig die Gießtemperatur, die Abkühlungsgeschwindigkeit, die
                              									beeinflußt wird von der Wandstärke, und die chemische Zusammensetzung. Je nach der
                              									Dicke der Stücke ist die Zusammensetzung einzustellen. Man wird darauf bedacht sein,
                              									die Zusammensetzung stets konstant zu halten mit Ausnahme des Siliziumgehaltes, der
                              									sich nach der Dicke der Stücke richten wird. Daß die Einsätze (Roheisen, Stahl,
                              									Brennstoff) und der Winddruck des Kupolofens zu überwachen sind, ist
                              									selbstverständlich.
                           Die Graphitisierung eines weißen Eisens durch den Glühvorgang ist Funktion des
                              									ursprünglichen Zustandes (Zusammensetzung, Gefüge) und der Glühkurve, die die
                              									Veränderung der Temperatur als Funktion der Zeit angibt und Aufschluß erteilt über
                              									die Dauer des Verweilens bei der höchsten Glühtemperatur und über die
                              									Abkühlungsgeschwindigkeit von der höchsten Glühtemperatur an bis auf 700°. Diese
                              									Kurve sollte selbsttätig aufgezeichnet werden. Es ist aber nicht außer acht zu
                              									lassen, daß die Temperatur der Stücke verschieden ist von der des Ofens und daß
                              									diese letztere im ganzen Ofen nicht gleichmäßig ist. Beim Einfüllen des Temperofens
                              									wird man sich daher nach der Große und Wandstärke der Stücke zu richten haben. Nach
                              									der Glühung sind die Proben schnell durch den Biege- und Kugeldruckversuch zu
                              									prüfen.
                           Die Entkohlung durch Oxydation hängt ab von der Glühkurve, der Zusammensetzung, der
                              									Wandstärke und dem Entkohlungsvermögen des Erzgemisches. (Nach einem Vortrag von A.
                              									Portevin vor dem Gießereikongreß zu Barcelona.)
                           
                              K.
                              
                           Oberflächenschutz. Vortrag von Professor Schob (Berlin-Dahlem) über
                           Oberflächenschutz durch
                                 									Anstrichstoffe.
                           (Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
                           Das Problem, eine Oberfläche zweckmäßig mit einem Anstrichmittel zu überziehen, ist
                              									in neuerer Zeit recht kompliziert geworden, da die Zahl und Verschiedenartigkeit der
                              									Anstrichmittel sehr stark zugenommen hat, insbesondere auch durch Einführung des
                              									chinesischen Holzöls und der Lacke auf Nitrozellulose-Basis. Auch hinsichtlich des
                              									Untergrundes sind besonders durch die ausgedehnte Verwendung von Leichtmetallen neue
                              									Aufgaben für die Anstrichtechnik entstanden. Abgesehen von der Erzielung eines guten
                              									und dauerhaften Anstrichs gehen die neuzeitlichen Bestrebungen in Richtung der
                              									Zeitersparnis. Man braucht also sehr rasch trocknende Anstrichmittel und eine
                              									Technik des Auftrages, die in der gleichen Zeit ein Vielfaches der alten
                              									Pinseltechnik leistet.
                           Die Entwicklung der Farbspritzverfahren hat in den letzten Jahren große Fortschritte
                              									gemacht und für dieses Gebiet ist insbesondere der Ingenieur zu schöpferischer
                              									Tätigkeit berufen. Der Ausbau der Spritzverfahren hat auch unter gewerbehygienischen
                              									Gesichtspunkten zu erfolgen, da manche Ueberzugsmittel Stoffe enthalten, deren
                              									längere Einatmung für den Arbeiter gesundheitliche Nachteile zur Folge hat.
                           Um die Eignung eines Anstrichmittels zu beurteilen, werden im ausgedehnten Maße
                              									physikalische und chemische Untersuchungen herangezogen. Da man aber das Gebiet der
                              									Prüfung von Anstrichstoffen lange Zeit vernachlässigt hat, sind unsere Kenntnisse
                              									über die Stoffeigenschaften und ihre zahlenmäßige Erfassung noch ziemlich
                              									lückenhaft; letzten Endes bleibt einstweilen noch die Beobachtung eines
                              									Anstrichmittels unter solchen Bedingungen, wie sie bei seinem praktischen Gebrauch
                              									auftreten, der zuverlässigste Maßstab für die Bewertung.
                           Die Wissenschaft und Prüfpraxis ist aber unablässig bemüht, in die ursächlichen
                              									Zusammenhänge der für die Haltbarkeit oder Nichthaltbarkeit eines Anstrichs
                              									maßgebenden Faktoren einzudringen. Deshalb werden neben der praktischen Beobachtung,
                              									die zum Beispiel bei Rostschutzfarben im Freilagerversuch besteht, noch Versuche an
                              									dem vom Untergrund befreiten Farbfilm hinsichtlich Festigkeit, Dehnung,
                              									Wasserdurchlässigkeit u.a.m. ausgeführt.
                           Die Einflüsse, denen der Anstrich im praktischen Gebrauch besonders ausgesetzt ist,
                              									läßt man im sogenannten Kurz- oder Schnellversuch in verstärktem Maße auf den
                              									Versuchsanstrich einwirken, um bei verkürzter Beobachtungszeit einen Anhalt für
                              									das mutmaßliche Verhalten des Anstrichs im Gebrauch zu gewinnen.
                           Unsere Kenntnisse über die Anstrichstoffe werden zweifellos in den nächsten Jahren
                              									große Fortschritte machen, zumal es sich der Ausschuß für Anstrichtechnik im Verein
                              									deutscher Ingenieure hat angelegen sein lassen, die Arbeiten verschiedener Forscher
                              									durch finanzielle Unterstützung zu fördern. Dieser Ausschuß bildet durch seine
                              									Zusammensetzung aus Erzeugern und Verbrauchern, Wissenschaftlern und Praktikern eine
                              									Gewähr für regen Erfahrungsaustausch.
                           –––––
                           Vortrag von Herrn Dr. Schlötter (Berlin) über
                           
                              Oberflächenschutz durch metallische Ueberzüge
                              
                           
                              a) Galvanisch und feuerflüssig aufgebrachte Ueberzüge;
                              b) aufgewalzte und aufgeschweißte Ueberzüge, anodische
                                 										Oxydation.
                              
                           (Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
                           Als Korrosionsschutz können nur diejenigen Metalle in Betracht kommen, die in der
                              									Spannungsreihe dem zu schützenden Metall vorausgehen; beim Eisen käme demnach Zink
                              									und Kadmium in Frage. Wenn man dennoch bei den Heißverfahren außer der Verzinkung
                              									noch die Verzinnung und Verbleiung, bei den galvanischen Prozessen die Vernicklung,
                              									Vermessingung, Verchromung u.a. anwendet, so geschieht dies, weil man auf besondere
                              									Eigenschaften dieser Metalle zurückgreift, bei der Verzinnung auf die Ungiftigkeit
                              									seiner Salze in geringen Konzentrationen, beim Blei auf die Widerstandsfähigkeit
                              									gegen schweflige Säure, bei Nickel und Chrom auf Härte, Polierfähigkeit und
                              									Hitzebeständigkeit.
                           Der Vortragende ging dann näher auf die Heißprozesse der Verzinkung, Verzinnung und
                              									Verbleiung ein, gab an, mit welchen Legierungen man die einzelnen Prozesse
                              									durchführt, erwähnte bei der Feuerverzinkung die sogenannte Sparverzinkung mit
                              									Bleieinsatz im Kessel, Trockenverzinkung, bei der Feuerverzinnung die Anwendung der
                              									Zentrifuge für Kleineisenzeug und die Doppelverzinnung für Guß- und Kleinzeug. Bei
                              									der Feuerverbleiung wurde im Anschluß noch die Homogenverbleiung erwähnt.
                           Die elektrolytischen Verfahren wurden nur kurz angeführt, um dann darauf hinzuweisen,
                              									daß die Vorbereitung der Waren für jede Art der Plattierung, gleichgültig, ob heiß
                              									oder galvanisch, ausschlaggebend für das Gelingen der Plattierung ist. Eingehender
                              									wurden dann die Vorgänge beim Beizen der Metalle, das Entfetten und Dekopieren bei
                              									Kupfer und seinen Legierungen besprochen.
                           Im Anschluß daran wurde besprochen, welche Anforderungen an einen brauchbaren
                              									Ueberzug gestellt werden müssen. In erster Linie muß Porenlosigkeit des
                              									Ueberzugsmetalls bzw. der aufgebrachten Schicht gefordert werden, weil nur dadurch
                              									ein wirklich wirksamer Schutz gewährleistet wird. Voraussetzung zur Erzielung eines
                              									solchen Schutzes ist, bei den galvanischen Verfahren die Abscheidung der Metalle mit
                              									möglichst kleinem Kristallkorn, damit die Zwischenräume zwischen den einzelnen
                              									Kristallen überwachsen werden.
                           
                           Bei dem heiß aufgebrachten Ueberzuge stellen sich die Verhältnisse bezüglich
                              									dieser Anforderungen komplizierter, weil man einerseits bemüht ist, in der Technik
                              									die Metallauflage zu verringern, also die Schichtdicke zu verkleinern, andererseits
                              									aber treten bei geringer Metallauflage durch die verschiedene Ausdehnung des
                              									Grundmetalls und des Ueberzugsmetalls leicht Risse und Sprünge im Ueberzugsmetall
                              									auf. Wie die Verminderung der Metallauflage die Qualität des plattierten Bleches
                              									verschlechtert, wurde an den verzinkten Blechen besprochen. Die früheren Bleche mit
                              									800 bis 900 gr. Zink je qm haben im tropischen Klima (von den Philippinen liegen
                              									Beobachtungen vor) 10 bis 12 Jahre den Witterungseinflüssen standgehalten, während
                              									die Bleche mit 350 bis 450 gr. Zink je qm kaum 3 bis 4 Jahre halten.
                           Es wurden dann noch die verschiedenen Prüfungsmethoden auf Porosität besprochen, die
                              									Methoden für die Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit der Ueberzüge und die
                              									Bedingungen, welche festgelegt sind für die verschiedenen Ueberzüge.
                           Schließlich wurde noch darauf aufmerksam gemacht, daß es besonders für den
                              									Apparatebau wichtig ist, möglichst gleichartige Metalle zu verwenden, und daß es
                              									grundfalsch ist, in eine Rohrleitung z.B. ein Rotgußventil einzubauen, während die
                              									Leitung aus Eisen besteht, weil beim Durchlauf von Wasser sich immer eine
                              									galvanische Kette bildet, die unter allen Umständen die Korrosion des
                              									elektronegativen Bestandteils herbeiführen muß.
                           –––––
                           Vortrag von Dr.-Ing. E. Rackwitz (Berlin) über
                           Aufgewalzte,aufgeschweißte Metallüberzüge und Oxydation von Leichtmetallen.
                           (Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
                           Festhaftende, aufgeschweißte Metallüberzüge verschiedenster Art lassen sich auf
                              									Eisen, Aluminiumlegierungen und anderen Metallen vorteilhaft auch durch gewisse
                              									Walz- und Preßprozesse in der Wärme bzw. durch geeignete Wärmebehandlung der
                              									zusammengewalzten Metalle erzielen.
                           Während bisher derartige Plattierungsverfahren mit z.B. Kupfer, Nickel, Aluminium o.
                              									dgl. in erster Linie für Eisen in größerem Umfange Anwendung fanden – abgesehen von
                              									Gold-, Silber- u. dgl. Plattierungsverfahren in der Edelmetall verarbeitenden
                              									Industrie – sind in neuerer Zeit Plattierungen mit Aluminium auch für
                              									Aluminiumlegierungen mit Erfolg angewendet worden.
                           Die auf Eisen aufgewalzten Ueberzüge können vielfach die entsprechenden auf
                              									galvanischem Wege oder durch das Spritzverfahren aufgebrachten Metallüberzüge
                              									vollwertig ersetzen. Sie haben den Vorteil, daß sie in der Regel auch bei starker
                              									Formänderung des Werkstoffes nicht abblättern und dicht sind.
                           Aluminiumplattierungen auf Eisen werden z.B. als Korrosionsschutz angewendet.
                              									Nickel-, kupfer- usw. plattiertes Eisen kann als billigerer Ersatz für eine Reihe
                              									von technischen Anwendungszwecken an Stelle der teueren Reinmetalle Anwendung
                              									finden.
                           Durch Aluminiumplattierung von veredelbaren Aluminiumlegierungen lassen sich
                              									hochfeste Leichtmetalle von bisher unerreichter Korrosionsbeständigkeit insbesondere
                              									unter Seewasserangriffen erzielen. Durch diese Eigenschaften werden solche
                              									plattierten Leichtmetalle ausgesprochene Baustoffe für Seeflugzeuge aber auch
                              									anderen Industriezweigen wie Schiffsbau, Apparatebau usw., die Aluminium bzw.
                              									Aluminiumlegierungen entweder wegen zu geringer Festigkeit oder nicht genügender
                              									Korrosionsbeständigkeit bisher nur in untergeordnetem Maße anwenden konnten, werden
                              									solche plattierten Leichtmetalle wie Alclad, Allautal, Duralplat Vorteile
                              									bieten.
                           Für den Oberflächenschutz von Leichtmetallen haben in neuerer Zeit auch eine Reihe
                              									von Oxydationsverfahren eine steigende Bedeutung gewonnen. Es sind dies entweder
                              									Verfahren, bei denen durch Behandlung des Aluminiums oder der Aluminiumlegierungen
                              									in Bädern wie Chromsäure, Schwefelsäure, Borax-Borsäure o. dgl. unter Stromdurchgang
                              									Oxydschichten gebildet werden oder aber lediglich durch Eintauchen der Leichtmetalle
                              									in oxydierende Schwermetallsalzlösungen metalloxydische Deckschichten entstehen. In
                              									Verbindung mit sehr dünnen Fett- oder Oelschichten sind solche Oxydationsschichten
                              									für den Seewasserschutz von Leichtmetallen im Flugzeugbau und im Schiffsbau
                              									insbesondere im Ausland mit Erfolg angewendet worden. Einige der oxydischen
                              									Deckschichten werden für elektrische Isolationszwecke verwendet. Durch Oxydation der
                              									Leichtmetalloberflächen wird außerdem die Haltbarkeit aufgebrachter Anstriche unter
                              									Seewasserangriffen verbessert. Diese Oxydationsverfahren sind auch bei den
                              									aluminiumplattierten Leichtmetallen anwendbar, wodurch wesentliche Fortschritte in
                              									der Frage des Oberflächenschutzes von Leichtmetallen entstehen und sich Aussichten
                              									für eine gesteigerte technische Anwendung von Leichtmetallen ergeben.
                           –––––
                           Vortrag von Oberingenieur Gg. Kutscher (Berlin) über
                           Aufgespritzte metallische
                                 									Ueberzüge.
                           (Betriebstechnische Tagung Leipzig 12. März 1929.)
                           Metallspritzverfahren werden in erster Linie angewandt zum Auftragen von Ueberzügen
                              									aus Zink und Aluminium. Auflagen anderer Metalle kommen für eine Reihe von
                              									Sonderfällen in Betracht. Ursache hierfür ist in erster Linie die Stellung dieser
                              									beiden Metalle in der elektrochemischen Spannungsreihe.
                           Die Spritzverzinkung. Die rostverhindernde Wirkung des
                              									Zinküberzuges ist seiner günstigen Stellung in der elektrochemischen Spannungsreihe
                              									dem Eisen gegenüber zuzuschreiben; es gehört zu jenen Metallen, die unedler als
                              									Eisen sind, d.h. also, es bildet in dem galvanischen Element Zink-Eisen den
                              									positiven Pol, die Auflösungselektrode. Die Rostschutzmöglichkeit eines
                              									Metallüberzuges hängt davon ab, inwieweit die schützende Metallschicht selbst
                              									wetterbeständig (bzw. überhaupt beständig) ist.
                           Bei Zutritt eines Elektrolyten, das ist aber in der Praxis jede Feuchtigkeit, geht
                              									der Sauerstoff zum Zink, der Wasserstoff zum Eisen, letzterer schützt dieses also durch
                              									Reduktion vor dem Verrosten. – Die Zinkschicht wird bei diesem Prozeß allerdings
                              									oxydieren, aber das hierbei entstehende Zinkoxyd bildet mit der Kohlensäure der Luft
                              										Zinkkarbonat, einen Edelrost, der das unter ihm
                              									liegende Zink in analoger Weise schützt, wie es etwa bei der sich auf Kupfer
                              									bildenden Patina der Fall ist. – Das Zinkkarbonat ist also der eigentliche
                              									Schutzträger.
                           Die Spritzverzinkung wird demnach dort überall versagen, wo die Bildung von
                              									Zinkkarbonat nicht zustande kommt, z.B. in Beizereien, wo starke Säuredämpfe
                              									auftreten.
                           Die Vorteile der Spritzverzinkung:
                           Das reine Zink liegt auf dem reinen Eisen, ohne legierte Zwischenschichten, die
                              									Schichten können beliebig stark aufgetragen werden, die Durchführung der Verzinkung
                              									erfolgt unter Temperaturen, die in keiner Weise schädigend auf das Grundmetall
                              									einwirken; es lassen sich also Stahlteile verzinken, ohne die Qualitätseigenschaften
                              									des Materials zu schädigen. Uebrigens ist auch die Verzinkung von Gußeisen sowie von
                              									Schweißnähten anstandslos durchführbar. – Die Größe der Objekte, ihr Standort und
                              									ihre Formgebung spielen keine Rolle. Verwendet wird die Spritzverzinkung bei
                              									Eisentragwerken beliebiger Abmessungen, zum Schutz gegen Atmosphärilien, die auch
                              									mit Dünsten, Dämpfen usw. übersetzt sein können, ferner als Rostschutz in See- oder
                              									Tropenklima, sodann bei Apparaten, Behältern, Rohrleitungen, die unter starker
                              									Schwitzwasserbildung leiden. Die Innenmetallisierung von Hohlkörpern, z.B. Bohren
                              									von 1'' an aufwärts erfolgt unter Verwendung von Winkel- und Rotationsdüsen. Ein
                              									besonders großes Verwendungsgebiet stellt die Spritzverzinkung von Kleineisenzeug
                              									dar, wie Schrauben, Scharniere, Gelenkteile, Ketten, Fittings usw., die in einer
                              									Spezialtrommel erfolgt; dabei werden auch vorhandene Schraubengewinde gleichmäßig
                              									gut derart verzinkt, daß ihre Paßfähigkeit erhalten bleibt.
                           Ferner erfährt das Verfahren ausgiebige Verwendung zum Schütze von Eisenteilen, die
                              									direkt mit Rauch- und Kokslöschgasen in Berührung kommen, derart, daß die Teile
                              									zunächst mit einer gut deckenden Schicht von Aluminium und hierauf mit einer
                              									Zinkschicht bespritzt werden.
                           Gegenüber Verzundern und Verbrennen von Eisenteilen erweist sich eine
                              									Aluminium-Eisen-Legierung als besonders widerstandsfähig, die dadurch zustande
                              									kommt, daß die Objekte zunächst mit Aluminium bespritzt werden, das durch
                              									Wärmebehandlung in das Eisengefüge einsintert. Die gleiche Wirkung wird bei
                              									Behandlung von Kupfer erzielt.
                           Die Kosten für Spritzverzinkung von 1 qm Fläche setzen sich wie folgt zusammen:
                           
                              
                                 0,3 kg Zink (1,30 RM pro kg)
                                 = 0,40 RM
                                 
                              
                                 0,125 cbm Sauerstoff (0,45 RM proKubikmeter)
                                 = 0,06 RM
                                 
                              
                                 0,400 cbm Wasserstoff (0,65 RM proKubikmeter)
                                 = 0,26 RM
                                 
                              
                                 ca. 8 Minuten Spritzzeit, Stunden-lohn 0,90 RM
                                 = 0,12 RM
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                    0,84 RM
                                 
                              
                           Bei Verwendung von Leuchtgas statt Wasserstoff lassen sich die Kosten noch erheblich
                              									heruntersetzen.
                           Hinzu kommen die Kosten für das Sanden. Der Sandbedarf beträgt etwa 0,10 RM je
                              									qm, Zeit etwa 15 Minuten pro qm, Lohn etwa 0,20 RM pro qm.
                           
                              
                                 Reinigungskosten (Sand und Lohn)
                                 = 0,30 RM
                                 
                              
                                 Verzinkungskosten
                                 = 0,84 RM
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                    1,14 RM
                                 
                              
                           
                              
                                 300 % Unkostenzuschlag auf die    Löhne
                                 = 0,96 RM
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                  Gesamtaufwand
                                    2,10 RM
                                 
                              
                           Die Spritzverzinkungskosten von Kleineisenzeug, z.B. Dachpappstiften, mit dem
                              									Trommelverfahren stellen sich auf
                           0,06 RM pro kg
                                 										Selbstkosten.
                           Internationaler gewerblicher Rechtsschutz. (Von
                              									Patentanwalt Dr. Oskar Arendt, Berlin W. 15.) Deutschland. Das neue Patentgesetz wird wahrscheinlich frühestens im Herbst
                              									wegen zahlreicher neuer Vorschläge dazu im Reichstag zur gültig ab 15. 2 29, kann
                              									das Reichsgericht ohne Einverständnis der Parteien ohne mündliche Verhandlung
                              									entscheiden. Die Revisionssumme ist für Entscheidungen nach dem 15. 2. 29 auf 6000
                              									RM heraufgesetzt worden. – Zum Präsidenten des Reichspatentamtes ist
                              									Landgerichtsdirektor Eylau, zu dessen ständigem Vertreter Direktor Dr. Riedel
                              									ernannt worden. – Seit einiger Zeit siegelt auch das Reichspatentamt die
                              									Patenturkunden mit Schnurheftung in den Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold. – Gemäß
                              									Präsidialbescheid sind Nahrungs- und Genußmittel auch bestimmter Formgebung
                              									weiterhin vom Gebrauchsmusterschutz (Pralinen mit flüssiger Füllung) auszuschließen.
                              									– Eine Verordnung vom 27. 2. 28 regelt die Zulässigkeit der Ausstattung von
                              									Medaillen und Marken (Reklame-, Rabatt-, Spiel-, Speise- und sonstige Wertmarken).
                              									Danach ist u.a. außer für Marken in anderer als kreisrunder Form und mindestens 45
                              									mm Durchmesser, die Anbringung des Reichsadlers oder verwechslungsfähig ähnlicher
                              									Wappen verboten.
                           Canada. Durch Sondergesetz können wegen Nichtzahlung von
                              									Gebühren oder Nichtausübung ungültig gewordener Patente wieder vom Parlament in
                              									Kraft gesetzt werden. Die Gesamtkosten dafür sind allerdings ziemlich beträchtlich
                              									(etwa 5000 RM). – Am 23. 11. 28 ist zum ersten Mal wieder seit 1903 vom; höchsten
                              									Gerichtshof ein Patentverletzungsgesetz mit bemerkenswerter Begründung und zwar i.
                              									Sa. The Pope Appliance Corporation gegen The Spanish River Pulp and Paper Mills Ltd.
                              									entschieden worden. Interessenten stellt Verfasser das Urteil zur Verfügung. –Gemäß
                              									einer im März 1928 in Kraft gesetzten Verordnung kann jede interessierte Person
                              									gegen amtlich festzusetzende Abgaben eine Lizenz beantragen für patentierte
                              									Gegenstände oder Verfahren, die in Canada nach Ablauf von 3 Jahren nach
                              									Patenterteilung nicht in ausreichendem Maße erzeugt bzw. ausgenutzt werden.
                           Chile. Inhaber eingetragener Schutzmarken sollten die
                              									Veröffentlichungen im Amtsblatt (Diario Oficial) über etwa ähnliche Neuanmeldungen
                              									überwachen lassen, um rechtzeitig in Monatsfrist Einspruch dagegen zu erheben, da
                              									andernfalls auch für gleiche und gleichartige Waren dieselben Zeichen für andere für
                              									die Dauer von 10 Jahren eingetragen werden würden. Verfasser kann diese Ueberwachung auf Wunsch
                              									übernehmen.
                           China. Das neue Handelsmarkengesetz ist in deutscher
                              									Uebersetzung in Nr. 1, 1929, des „Blatt für Patent-, Muster- und
                                 										Zeichenwesen“ veröffentlicht worden.
                           Japan. Der japanische Gebrauchsmusterschutz wird von
                              									deutschen Anmeldern bisher noch wenig benutzt, trozdem in vielen Fällen
                              									Gebrauchsmuster eingetragen werden könnten, wo die Patentierung auf Grund der
                              									schärferen Prüfung abgelehnt wird. Japanische Gebrauchsmuster gelten nach
                              									Neuheitsprüfung 10 Jahre vom Tage der Eintragung und können nur für durch Modell
                              									herstellbare Neuerungen erlangt werden.
                           Jugoslawien hat seinen Beitritt zum Haager Abkommen über
                              									die internationale Markenregistrierung angezeigt.
                           Mexiko. Neue Patent-, Gebrauchsmuster -und
                              									Warenzeichengesetze vom 26. 6. 28 sind in Uebersetzung in Heft 12 des „Blatt für
                                 										Patent-, Muster- und Zeichenwesen“ veröffentlicht worden. Die Zahlung der
                              									Anmeldegebühren und Kosten für die Ausstellung der Patenturkunde schließt die drei
                              									ersten Jahrestaxen ein. Vom vierten Jahre an ist eine Jahrestaxe sowohl für Haupt-
                              									als auch für Zusatzpatente zu entrichten. – Das neue Warenzeichengesetz ist am 1.
                              									Januar 1929 in Kraft getreten. Für jede Warenklasse ist eine besondere Anmeldung und
                              									Vertretervollmacht erforderlich. Ferner ist anzugeben, seit wann die betreffende
                              									Marke im Gebrauch ist.
                           Polen ist am 10. 12. 28 dem Madrider Abkommen gegen
                              									falsche Herkunftsbezeichnungen, revidiert im Haag 1925, beigetreten.
                           Portugal ist ab 17. 11. 28 der Pariser
                              									Verbandsübereinkunft, revidiert im Haag am 6. 11. 25, beigetreten.
                           Rußland (U.S.S.R.). Am 11. 1. 29 ist das deutsch –
                              									russische Wirtschaftsprotokoll vom 21. 12. 28, das auch
                              									einige bis zum 21. 3. 29 geltend zu machende Vergünstigungen bezgl. des gewerblichen
                              									Rechtsschutzes enthält, bekanntgemacht worden. Es werden danach die Beglaubigungen
                              									vereinfacht, das Vorbenutzungsrecht geregelt und ein gegenseitiger
                              									Ausstellungsschutz angekündigt.
                           Schweden. Die Amtsgebühren werden wahrscheinlich ab 1. 7.
                              									29 erheblich herabgesetzt werden, nämlich für Warenzeichenanmeldungen um 20 Kr. auf
                              									80 Kr., für Patente auf je 10 Kr. für das zweite und dritte Jahr, je 30 Kr. für das
                              									vierte bis fünfte Jahr, je 60 Kr. für das sechste bis siebente Jahr, je 100 Kr. für
                              									das achte bis neunte Jahr und dann um je 50 Kr. jedes zweite Jahr steigend bis 300
                              									Kr.
                           Tanganjika. Eine noch nicht in Kraft gesetzte Verordnung
                              									vom 21. 1. 28 regelt den Schutz von Erfindungen und Mustern.
                           Ungarn. Mit Wirkung vom 15. 1. 29 gelten folgende
                              									Patentgebühren: Anmeldegebühr 20 Pengö, für Abänderung der Beschreibung 10 Pengö,
                              									Beschwerde, Klage auf Rückziehung oder Nichtigkeit des Patentes, Antrag auf
                              									Umfangsfeststellung, Uebertragung: je 20 Pengö.
                           Jahrestaxen:
                           
                              
                                 Jahr
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 7
                                 8
                                 9
                                 
                              
                                 ––––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 
                              
                                 Pengö
                                 25
                                 30
                                 35
                                 50
                                 70
                                 90
                                 110
                                 130
                                 150
                                 
                              
                           
                              
                                 Jahr
                                 10
                                 11
                                 12
                                 13
                                 14
                                 15
                                 
                              
                                 ––––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 
                              
                                 Pengö
                                 180
                                 220
                                 270
                                 320
                                 370
                                 450
                                 
                              
                           Uruguay. Deutsche Warenzeichen sind im gleichen Umfang wie
                              									inländische ab 7. 7. 28 zum Schutz zugelassen.
                           Geschweißte Gasleitungen. In Duisburg hat vor einiger Zeit
                              									das Undichtwerden der Schweißstellen in der Ferngasleitung den Verlust von
                              									Menschenleben zur Folge gehabt. Die gerichtliche Untersuchung des Falles schwebt
                              									zurzeit noch, doch ist bereits jetzt festgestellt, daß die Ursache des
                              									Undichtwerdens in mangelhafter Ausführung des Schweißens zu suchen ist.
                           Im Einvernehmen mit dem Preuß. Handelsministerium und der Ruhrgas- A.-G. hatte der
                              									Fachausschuß für Schweißtechnik beim Verein deutscher Ingenieure am 14. d. M. an der
                              									Herstellung und am Betrieb beteiligte Fachleute zu einer Zusammenkunft in Essen
                              									eingeladen. Ihr Gegenstand waren sehr eingehende Beratungen von Richtlinien für die
                              									Herstellung von Schweißverbindungen bei Gasrohrleitungen von mehr als 200 mm
                              									Durchmesser und mehr als 1 Atm. Ueberdruck. Der von der Gruppe für Arbeitsverfahren
                              									des Fachausschusses aufgestellte Entwurf dieser Richtlinien enthält 6 Abschnitte: 1.
                              									Zulassung von Schweißern und aufsichtsführenden Ingenieuren, 2. Ueberwachung der
                              									Schweißarbeiten an der Gasleitung, 3. Prüfung der Schweißungen, 4. Besondere
                              									Bedingungen für die Ausführung der Schweißungen, 5. Laufende Ueberwachung der in
                              									Betrieb befindlichen Gasleitungen, 6. Ausbesserungsarbeiten.
                           Die Richtlinien sind vordringlich erörtert und aufgestellt worden, um der Regierung
                              									und den Herstellern der Ferngasleitungen Unterlagen zu geben. Es wird daran gedacht,
                              									die Abnahme der Rohrleitungen den Dampfkessel-Ueberwachungs-Vereinen zu übertragen.
                              									Allgemeine Richtlinien für Herstellung und Abnahme geschweißter Rohrleitungen werden
                              									in einem besonders zu berufenden Ausschuß beraten werden. Nach den Gepflogenheiten
                              									des Vereines deutscher Ingenieure werden in diesem Sonderausschuß die Vertreter der
                              									erzeugenden und der verwendenden Industrie und die Wissenschaftler paritätisch
                              									vertreten sein.
                           Geleitwort zur Ausstellung „Technik im Heim“ in
                                 										Essen. Von Geh. Baurat Dr.-Ing. E. h. Exz. Osk. v. Miller.
                           Die Technik hat in den letzten Jahrzehnten überall die größten Fortschritte zum Wohle
                              									der Menschheit erzielt. Für die Landwirtschaft hat sie wesentliche Erleichterungen
                              									im Feldbau gebracht und bei verringerter Arbeitsleistung eine große Vermehrung des
                              									Ertrages ermöglicht. Für die industrielle Arbeit hat sie ungezählte Arten von
                              									Maschinen geschaffen, so daß es möglich wurde, die zur Lebenshaltung nötigen
                              									Industrieprodukte zu vervielfachen und weitgehend zu verbilligen. Im Verkehr hat die
                              									Technik nicht nur das Reisen erleichtert, sondern vor allem den Austausch von Gütern
                              									in ungeahntem Maße gefördert. In das Hauswesen ist die Technik aber leider noch
                              									wenig eingedrungen, obwohl in den deutschen Haushaltungen nahezu 20 Millionen
                              									Menschen tagaus tagein eine aufreibende Arbeit verrichten und jährlich 36 Milliarden
                              									des deutschen Volkseinkommens für die Hauswirtschaft verbraucht werden.
                           Dieser bedauernswerte Mangel beruht nicht etwa darauf, daß die Technik nicht fähig
                              									wäre, den Hausfrauen in ihrer mühevollen Arbeit zu helfen und weitgehende
                              									Ersparnisse zu ermöglichen, sondern dieser Fehler kommt daher, daß es bisher
                              									versäumt wurde, den Hausfrauen in einfacher und eindringlicher Weise darzustellen,
                              									was die Technik auch für sie zu leisten vermag. In jüngster Zeit sind hier
                              									allerdings eine Reihe von Fortschritten erzielt worden.
                           Es sind Bücher und, Zeitschriften erschienen, die sich ausschließlich mit der
                              									Verbesserung des Hauswesens befassen; in Frauenvereinen werden über die Anwendung
                              									der Technik im Haushalt Vorträge gehalten, zahlreiche Ladengeschäfte suchen in ihren
                              									Auslagen wichtige Neuerungen dem Publikum bekanntzugeben. In letzter Zeit sind auch
                              									große Ausstellungen gemacht worden, in dem richtigen Gefühl, daß hierdurch ein
                              									Zusammenarbeiten zwischen der Industrie und den Hausfrauen wesentlich gefördert
                              									wird.
                           Dieser Aufgabe dient auch die Ausstellung „Technik im Heim.“ Sie vermeidet es,
                              									durch eine übergroße Zahl gleichartiger Apparate und Einrichtungen zu verwirren,
                              									sondern bringt Belehrung und Aufklärung durch wenige, aber desto sorgfältiger
                              									ausgewählte Musterbeispiele auf den verschiedenen Gebieten der häuslichen
                              									Technik.
                           Gute Erläuterungen, Demonstrationen und vergleichende Kostenangaben sollen dazu
                              									dienen, den Nutzen jeder einzelnen Einrichtung möglichst klarzulegen. Vorträge, die
                              									an Hand des Ausstellungsmaterials gehalten werden, sollen in eindringlicher Weise
                              									die Hausfrauen aller Bevölkerungsschichten mit den für sie geeignetsten und
                              									zweckmäßigsten Apparaten bekanntmachen.
                           Wenn es hierdurch gelingt, einerseits die Hausfrauen über die technischen
                              									Fortschritte wirklich aufzuklären und anderseits die Industrie zu weiteren
                              									Verbesserungen anzuregen, wird die Ausstellung ihren Zweck erfüllen. Sie wird
                              									dazu beitragen, die schwere Arbeit des Haushaltes den Frauen zu erleichtern, den
                              									Haushaltbetrieb zu verbilligen und das Wohlbefinden der Menschen in ihrem Heim zu
                              									erhöhen.
                           Durferrit-Gesellschaft m. b. H. für Glüh- und Härtetechnik,
                                 										Frankfurt a. M. Unter diesem Namen hat die Deutsche Gold- und
                              									Silber-Scheideanstalt, vormals Roeßler, Frankfurt a. M., eine Tochtergesellschaft
                              									mit Mk. 150000.- Kapital gegründet, um die Bearbeitung eines Spezialgebietes, das
                              									der Herstellung und des Vertriebes der Durferrit-Salzbadöfen, des
                              									Durferrit-Cyanhärtefluß III und anderer Spezialsalze zum Blankzementieren,
                              									Blankglühen, Blankhärten und Anlassen, einer nach außen hin gekennzeichneten
                              									Fachfirma zu übertragen. Das Kapital befindet sich im Besitz der Scheideanstalt, in
                              									deren Werk II in Frankfurt a. M., Gutleutstraße 215, auch weiterhin die
                              									Durferrit-Salzbadöfen und -Salze hergestellt werden. Dort befindet sich auch die
                              									durch ihre wissenschaftlichen und praktischen Arbeiten bekannte und anerkannte
                              									Versuchsanstalt für Glüh- und Härtetechnik. Aus dieser Gründung, die offenbar aus
                              									Zweckmäßigkeitsgründen erfolgt ist, darf wohl mit Recht geschlossen werden, daß die
                              									Tätigkeit der bisherigen Durferrit-Abteilung der Deutschen Gold- und
                              									Silber-Scheideanstalt erfolgreich gewesen ist und daß die Aussichten der neuen
                              									Gesellschaft auf diesem Gebiet günstig beurteilt werden. Tatsächlich soll die neue
                              									Gesellschaft außer den Durferrit-Oefen, Cyanhärtefluß III, Glüh- und Anlaß-Salzen
                              									noch Spezialverfahren zum Blankglühen, zur entkohlungsfreien Schnellstahlbehandlung
                              									in Vorbereitung haben, des ferneren ein neues Kohlungsbad (Durferrit K IV), das im
                              									Gegensatz zu Cyanhärtefluß III keine Kohlenstoff-Stickstoffzementation, sondern eine
                              									reine Kohlenstoffzementation darstellt und eine härtbare Schicht von über 1 mm Tiefe
                              									erzielt. Damit soll ein weiterer Fortschritt gegenüber der mehr und mehr veralteten,
                              									umständlichen und unzuverlässigen Härtepulverzementation erzielt sein.