| Titel: | Atem-Schutzgeräte. | 
| Autor: | A. Salmony | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 109 | 
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                        Atem-Schutzgeräte.
                        Von Dipl.-Ing. Dr. A. Salmony,
                           									Berlin.
                        SALMONY, Atem-Schutzgeräte.
                        
                     
                        
                           Vor dem Weltkriege hat man selbst in chemischen Laboratorien und Fabriken gar
                              									nicht oder wenig mit Gasschutzmasken gearbeitet. Man kannte im allgemeinen auch nur
                              									einfache Ausführungen. Seitdem im Kriege Giftgase zur Anwendung gelangt sind, hat
                              									man die Atem-Schutzgeräte in sehr großen Mengen unter Führung der Auer-Gesellschaft.
                              									Berlin, hergestellt, und hat immer weiterhin Verbesserungen und Vervollkommnungen
                              									getroffen. Auch infolge der Versicherungspflicht der Berufsgenossenschaften auf eine
                              									ganze Reihe von Berufskrankheiten sahen sich diese Verbände genötigt, Schutzgeräte
                              									zu empfehlen. Diese beruhen sämtlich auf dem Filterprinzip. Man unterscheidet drei
                              									Arten von Atem-Schutzgeräten:
                           
                              1. Die offenen Atmungs-Schutzgeräte,
                              2. die Frischluftgeräte, bei denen die notwendige Luft zur Atmung
                                 										durch einen Schlauch mit einem von guter Luft angefüllten Raum zugeführt
                                 										wird,
                              3. Schutzgeräte mit Sauerstoff-Apparat, bei welchen der Träger
                                 										den Sauerstoff mit sich führt.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 109
                              Abb. 1.Degea-Respirator.
                              
                           Diese Apparate sind ziemlich kostspielig und auch nicht ganz
                              									einfach zu handhaben. Bei diesen drei Arten unterscheidet man wiederum je zwei
                              									Typen, und zwar
                           
                              a) die leichten Filtergeräte, wie Schützer, Respiratoren und
                                 										Kopfhauben und
                              b) die schweren Filtergeräte, die Gasmasken.
                              
                           Die ersteren schützen gegen Staub und Giftgase, die zu konzentriert sind. Die Geräte
                              									sind leicht und handlich und können deshalb stundenlang getragen werden, ohne
                              									daß der Betreffende stark behindert wird, zumal das Filter nur etwa 50 ccm
                              									Rauminhalt einnimmt, wodurch man auch ein leichtes Atmen erreicht. Diese Gasschützer
                              									finden in der Industrie sehr zahlreiche Anwendung, so z.B. in Gasanstalten, auf
                              									Hüttenwerken, in chemischen Fabriken, beim Farbenspritzen, zum Schützen gegen
                              									Gießfieber in Gelbgießereien, in Bleiweiß-Fabriken, ferner in Industrien, wo man
                              									schweflige Säure anwendet, z.B. zum Bleichen von Weinstein, oder wo viel Sodastaub
                              									entsteht, am Sandstrahlgebläse usw. Für diese letzteren ist auch ein Schutz der
                              									Augen notwendig, und bedient man sich deswegen der sogenannten Kopfhauben. Die
                              									Geräte sind leicht und handlich und können deshalb stundenlang getragen werden, ohne
                              									daß der Betreffende stark behindert wird, zumal das Filter nur etwa 50 ccm
                              									Rauminhalt einnimmt, wodurch man auch ein leichtes Atmen erreicht. (Abb. 1.) Die andere Sorte, die Schwergasmasken, werden
                              									gegen die stärksten Giftgaskonzentrationen verwandt. Die Auer-Gesellschaft hat
                              									Spezialfilter gegen die verschiedenen Giftgase hergestellt. Ferner auch sogenannte
                              									Universalfilter, welche dort verwandt werden, wo man sich gegen verschiedenartige
                              									Gase, ausgenommen Kohlenoxyd, zu schützen hat. Die Einsätze für die verschiedenen
                              									Giftgase hat die Auer-Gesellschaft mit verschiedenartigen Farben bezeichnet, so für
                              									organische Dämpfe, wie Benzol, Tetra-Chlorkohlenstoff, brauner Einsatz. Für
                              									schweflige Säure, Salzsäure, bei Arbeiten an Kältemaschinen, gelber Einsatz. Bei
                              									Schutz gegen Ammoniak an gleichen Maschinen ist mit Grün bezeichnet. (Abb. 2.) Zur Ungezieferbekämpfung wird vielfach
                              									Blausäure verwandt; diese Einsätze tragen den Buchstaben G und blauen Anstrich. Zum
                              									Schütze gegen Rauch- und Brandgase, besonders für Rauchschutzmasken für die
                              									Feuerwehr, gilt der rote Einsatz. Dieser Atem-Einsatz, wie nachstehende Abbildung 3 zeigt, reicht für ein Filter von etwa 300
                              									ccm Rauminhalt aus. Doch ist man gezwungen, noch größere Filter zu benützen, und
                              									zwar für sehr starken Rauch und Nebel wie bei brennendem Phosphor, hier gebraucht man die
                              									sogenannten Büchsen. Wie nebenstehende Abb. 4 zeigt,
                              									sind diese mit der Maske durch einen Schlauch verbunden und in einem geeigneten
                              									Traggestell gehalten. Solche Filter haben über 1000 ccm Rauminhalt, und wird in
                              									erster Linie ein derartiges Gerät gegen alle kohlenoxydhaltigen Gase, wie Gichtgas,
                              									Leuchtgas, Generatorgas benutzt, sei es in Gasanstalten, in chemischen Fabriken, in
                              									Hüttenwerken usw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 110
                              Abb. 2.Halbmaske mit hochklappbarer farbiger Brille mit Filterbüchse;
                                 										getragen beim Schweißen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 110
                              Abb. 3. Rauchhelm System „Audos“.
                              
                           Bei den bisher erwähnten Verwendungsgebieten ist im allgemeinen nicht mit
                              									Sauerstoffmangel zu rechnen, solches ist aber der Fall bei Einsteigen in Benzoltanks
                              									oder Gärkeller, wo die sich entwickelnde Kohlensäure den Sauerstoff nach oben
                              									drängt, und muß alsdann für fortwährend neue Sauerstoffzufuhr gesorgt werden. Eine
                              									praktisch bewährte Einrichtung ist z.B. die der Hanseatischen
                              									Apparatebau-Gesellschaft Kiel, die den Apparat „Audos“ herstellt,
                              									welcher den mitgeführten Sauerstoff nach einem durch Patente geschützten Ventil
                              									automatisch dosiert. Sie baut nach dieser Art sowohl kleine als auch größere
                              									Apparate und zeigt nebenstehende Abb. 5 ein
                              									Arbeitsschema der Audos–. I -Geräte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 110
                              Abb. 4.Verwendung des Degea Zwischenschlauches zum Anschluß der
                                 										CO-Filterbüchse.
                              
                           Bei dem patentierten Ventil wird der Sauerstoff zu einer Düse geführt, die durch
                              									einen federbelasteten Verschlußstopfen abgedichtet ist. Die Betätigung des Ventils
                              									wird durch zwei in den Atmungsbeutel hereinragende Steuerhebel herbeigeführt. Es
                              									wird nur der für den augenblicklichen Bedarf notwendige Sauerstoff genommen. Der
                              									Vorteil dieser automatischen Einrichtung zeigt sich darin, daß der mitgeführte
                              									Sauerstoff völlig verlustlos ausgenutzt wird. Die größeren Apparate werden, wie die
                              										Abb. 6 zeigt, an Tragriemen gehalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 110
                              Abb. 5.Schema des lungenautomatischen Sauerstoffwiederbelebens (System
                                 										Audos).
                              
                           Hier sieht man die Optolixmaske letztgenannter Firma. Der Sauerstoffzylinder hat den
                              									Vorschriften gemäß
                              									den Inhalt von 2 Litern, welches einem Sauerstoffgasgehalt von 300 Litern
                              									entspricht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 111
                              Abb. 6.Audos-Rettungsgerät mit Optolix-Maske.
                              
                           Bei anderen Giftstoffen wirkt der Einsatz der Gasmasken entweder durch Absorbtion
                              									oder durch chemische Bindung, jedoch gelingt erstere vermittels aktiver Kohle nicht
                              									bei schwer verdichtbaren Gasen wie Kohlenoxyd; das andere Prinzip, die chemische
                              									Bindung, versagt ebenfalls bei Kohlenoxyd, da es nur schwierig und langsam
                              									Verbindungen eingeht. Die Auer-Gesellschaft fand in jahrelanger Arbeit das Ziel
                              									durch die katalytische Verbrennung des Kohlenoxyds zu Kohlensäure.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 111
                              Abb. 7.
                              
                           Ein anderer Faktor mußte wegen der Geruch- und Geschmacklosigkeit des Kohlenoxyds und
                              									wegen der vollständigen Reizlosigkeit auf die Augen und Atmungsorgane noch in
                              									Erwägung gezogen werden, denn alle anderen Filter haben eine bestimmte
                              									Aufnahmefähigkeit für das betreffende Giftgas. Fei Erschöpfung dringt zunächst eine
                              									geringe Menge des Giftstoffes hindurch und warnt den Maskenträger, so daß er das
                              									verbrauchte Filter durch ein neues ersetzen kann. Während nun die Amerikaner ein
                              									sogenanntes Timer einbauen, eine Vorrichtung, welche die Atemstöße zählt und eine
                              									bestimmte Anzahl derselben für das Filter als hinreichend betrachtet, hat die
                              									Auer-Gesellschaft einen weit besseren Weg beschritten. Sie hat nämlich an geeigneter
                              									Stelle an der Filterbüchse eine Vorrichtung eingebaut, welche bei Unwirksamwerden
                              									des Katalysators ein Signal auslöst, welches nicht übersehen werden kann, sei
                              									es nun, daß sich eine charakteristisch riechende Substanz (Azetylen) der
                              									Einatmungsluft beimengt, oder daß plötzlich eine auffallende Atemerscheinung
                              									eintritt. Der Höchstgehalt an Kohlenoxyd, für welchen dieser Masken-Apparat noch
                              									gebrauchsfähig ist, beträgt etwa 6 %, das will sagen für eine Konzentration von
                              									Kohlenoxyd, welche 60fach so groß ist wie die, welche schon schwere gesundheitliche
                              									Schädigungen mit sich bringt und 20mal so konzentriert wie dieРletale Dosis. Auf
                              									Veranlassung der Auer-Gesellschaft wurden in einem Stahlwerke Analysen vorgenommen,
                              									welche eine Kohlenoxydation an Hochöfen bei den gefährdeten Stellen zwischen 0,1 bis
                              									0,7 % ergaben. Man hat auch den Apparat in Gasanstalten in Benutzung gebracht,
                              									besonders bei Arbeiten an den Generatoren, bei Begehen der Gaskanäle, beim
                              									Einsteigen in den Gasometer usw. mit dem Erfolg, daß die Arbeiter nicht mehr von
                              									Unwohlsein oder Ohnmachtsanfällen betroffen wurden. Es wurden auch unter normalen
                              									Verhältnissen bei solchen Arbeiten Rauchgas- oder Generatorgas-Konzentrationen von
                              									nicht über 2 % beobachtet. Die Lebensdauer einer solchen Büchse beträgt zum Beispiel
                              									bei Verwendung in einer Atmosphäre am Hochofen je nachdem 10-50 Stunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 111
                              Abb. 8.Befahren eines 10 m hohen Benzintanks mit
                                 										Drager-Gasschutzgeraten.
                              
                           Neue Versuche der Auer-Gesellschaft haben bewiesen, daß die Degea-Kohlenoxydbüchse
                              									auch gegen die als Begleitgase des Kohlenoxyds zu erwartenden Giftstoffe, wie
                              									Blausäure, Schwefel-Wasserstoff, Phosphor- und Arsen-Wasserstoff, schweflige Säure,
                              									Benzoldämpfe usw. vollkommenen Schutz gewährt. Ueber Ergebnisse aus der Praxis mit
                              									diesem Gerät gibt die Auer-Gesellschaft u.a. bekannt.
                           Seit einer Reihe von Monaten wurden diese Schutzmasken von der Belegschaft besonders
                              									bei Füllung der
                              									Regeneratoren getragen, ebenso wurden dieselben von Handwerkern fremder Firmen bei
                              									Reparaturarbeiten mit bester Schutzwirkung angelegt. Ein Maurer, welcher keine
                              									Schutzmaske anhatte, erlitt eine leichte Kohlenoxydvergiftung. Die Gebrauchsdauer
                              									der Büchse betrug etwa 10 bis 12 Stunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 112
                              Abb. 9.Befahren des Düsseldorfer Kanalnelzes mit Dräger-Gasschutz.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 344, S. 112
                              Abb. 10.Gasschutzlager des Lauchhammer-Werkes zu Riesa.
                              
                           Aus den Abbildungen hat man gesehen, daß der Anschluß der Filter an das Gesicht bei
                              									den Masken in verschiedener Weise erfolgen kann. Als leichtes in Form des
                              									Respirators, ferner als Halbmaske und schließlich als Vollmaske, dann noch weiter
                              									mit einer Kopfhaube versehen bei ätzenden staubförmigen Substanzen. Eine Frage ist
                              									noch offen geblieben, in welcher Weise nämlich die Ausatmung erfolgen soll. Diese
                              									kann entweder einfach genau denselben Weg wie die Einatmungsluft, d.h. durch das
                              									Filter gehen oder durch ein besonderes Ausatmungsventil. Letzteres hält man nur in
                              									drei Fällen für notwendig und zwar 1. wenn die Ausatmung durch den Widerstand des
                              									Filters sehr erschwert würde, 2. wenn das Filter durch die Feuchtigkeit der
                              									Ausatmung in seiner Wirkung beeinträchtigt werden kann, und schließlich, wenn
                              									der sogenannte tote oder schädliche Raum der Maske ohne Verwendung eines
                              									Ausatmungsventils zu groß wäre. (Man versteht hierunter den Raum zwischen Gesicht
                              									und Maske.) Nachstehende Abb. 7 zeigt die beiden
                              									verschiedenen Atemwege mit Schutzgerät. Es ergibt sich schließlich, daß nur die
                              									Büchsengeräte Ausatmungsventile haben müssen und die leichten Filtergeräte nur für
                              									gewisse Zwecke mit einem Ausatmungsventil geeignet sind. Ein Blick in den
                              									Gasschutzdienst der deutschen Groß – Feuerwehren zeigt neuerdings eine sehr starke
                              									Aufwärtsbewegung. Erhöhter Gasschutz wurde durch die deutschen
                              									Brandbekämpfungsverfahren verlangt, die einen erhöhten Mannschaftsschutz forderten,
                              									und zwar durch die Zunahme der Vergasungsmöglichkeiten und Gasunfälle. Hierbei war
                              									in Betracht zu ziehen das Auftreten neuer Produktionsverfahren in der chemischen,
                              									gerätetechnischen und Nahrungsmittel schaffenden Industrie. Eine immer häufiger
                              									werdende Feuerwehrarbeit ist das Befahren von Tanks und Kanalabschnitten; hierbei
                              									sollte der Gebrauch des Maskenfiltergerätes grundsätzlich ausscheiden, da
                              									Gaskonzentration und Sauerstoffverhältnisse nicht übersichtlich sind, sondern den
                              									Schutz auf freitragbare Sauerstoffkleingeräte, wie sie das Drägerwerk herstellt,
                              									beschränkt. So zeigt Abb. 8 das Befahren eines 10 m
                              									hohen Benzintanks mittels Herablassen an einer Leine; Mannloch 0,55 m Ø, während die
                              									nächste Abb. 9 das Befahren des städtischen
                              									Kanalnetzes mit Dräger-Gasschutzgeräten zeigt.
                           Wie sich die Industrie schon auf den Gasmaskenschutz mittels Sauerstoffzufuhr
                              									eingestellt hat, kann in aller Kürze dargetan werden durch Abb. 10, welche ein Gasschutzlager des Lauchhammerwerkes Riesa darstellt,
                              									das mit Dräger-Klein-Gasschutzgeräten ausgerüstet ist.
                           Es dürfte nicht uninteressant sein, daß S. H. Katz, Chefchemiker des bekannten
                              									Gasmasken- und Respirator-Laboratoriums des United States Bureau of Mines,
                              									Washington, mit dem Studium der Gasmasken, speziell für Kohlenoxydgas, begonnen hat.
                              									Die Arbeit wird in größtem Stile ausgeführt unter Zusammenarbeit genannten
                              									Institutes und des Mines Research Board of Great Britain.
                           
                           Vor wenigen Wochen wurde im Deutschen Normenausschuß unter großer Beteiligung
                              									der in Betracht kommenden Kreise ein Arbeitsausschuß zur Normung der Atmungsgeräte
                              									gegründet.
                           Sitz und Anschrift dieses Ausschusses ist: Ausschuß für Atmungsgeräte, Berlin NW 7,
                              									Dorotheenstraße 47. Zum Obmann wurde Herr Professor Dr.-Ing. Karl Quasebart gewählt,
                              									als stellvertretender Obmann Herr Baurat Dipl.-Ing. Lindner.
                           Es wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, und zwar:
                           
                              
                                 Gruppe
                                 I
                                 Sauerstofflaschen,
                                 
                              
                                      „
                                 IIa
                                 Kreislauf- und Wiederbelebungsgeräte,
                                 
                              
                                      „
                                 IIb
                                 Filtergeräte.
                                 
                              
                                      „
                                 III 
                                 Luftfahrtgeräte.
                                 
                              
                           Die Arbeitsgruppen setzen sich zusammen aus Vertretern der
                              									Hersteller, des Bergbaues, der Feuerwehr, der Reichswehr, der Luftfahrt, des
                              									Germanischen Lloyd und anderen Verbrauchern.