| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | te– | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 117 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellen angäbe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Mikroskopische Untersuchungen über den Einfluß von
                                 										Phosphor auf das Gefüge geglühten Gußeisens. Wenn Grauguß wiederholten
                              									Glühungen und Abkühlungen ausgesetzt und für eine längere Zeit auf einer erhöhten
                              									Temperatur erhalten wird; so erfahren seine
                              									Eigenschaften, sein Gefüge, seine Abmessungen und sein Gewicht Veränderungen. Seine
                              									Abmessungen, ebenso wie sein Gewicht nehmen zu, während sein Gefüge heterogen wird
                              									und seine mechanischen Eigenschaften abnehmen, so daß es für den praktischen Betrieb
                              									unbrauchbar wird. Diese schlechten Eigenschaften erweisen sich besonders dann als
                              									nachteilig, wenn das Gußeisen bei hohen Arbeitstemperaturen verwendet wird. Charpy
                              									und Grenet waren die ersten, die sich mit dieser Frage befaßten, und sie schrieben
                              									diese Erscheinungen hauptsächlich der Zersetzung des Eisenkarbids entsprechend der
                              									Formel Fe3C = 3 Fe + C zu, während Outerbridge aus
                              									seinen Arbeiten schloß, daß ein Wachsen nicht stattfindet, wenn das Glühen nicht von
                              									einer Abkühlung begleitet ist. Carpenter kam zu dem Ergebnis, daß der Phosphor das
                              									Wachsen des Gußeisens langsamer und gleichmäßiger bewirkt, daß der Schwefel
                              									wahrscheinlich ohne Einfluß ist, daß das Mangan das Wachsen verlangsamt und dem
                              									Silizium entgegengesetzt wirkt, daß der für das Wachsen unentbehrliche Graphit
                              									nur indirekt von Einfluß ist und daß der gebundene Kohlenstoff einen nur
                              									unbedeutenden Einfluß ausübt. Anschließend an die bisherigen Forschungsarbeiten
                              									haben Bazant und Piseck sich eingehend mit der Frage des Einflusses von Phosphor auf
                              									das Wachsen von Grauguß befaßt, wobei Glühversuche in einer stark oxydierenden
                              									Atmosphäre, mikroskopische Untersuchungen und dilatometrische Untersuchungen
                              									angestellt wurden. Die erste Frage bestand darin, zu finden, ob unter Voraussetzung
                              									einer hohen Oxydation ein höherer Phosphorgehalt das Wachsen verlangsamt. Diese
                              									Frage konnte auf Grund zahlreicher Messungen in positivem Sinne beantwortet werden.
                              									Die beiden Probesorten hatten annähernd die gleiche chemische Zusammensetzung und
                              									wichen nur im Phosphorgehalt voneinander ab:
                           
                              
                                  
                                 CvH
                                 GraphitvH
                                 SivH
                                 MnvH
                                 PvH
                                 SvH
                                 
                              
                                 Gußeisen I
                                 3,6
                                 2,6
                                 2,2
                                 0,65
                                 0,4
                                 0,03
                                 
                              
                                 Gußeisen II
                                   3,67
                                 2,7
                                 2,2
                                 0,60
                                 1,4
                                 0,03
                                 
                              
                           Die mit 20 mm Durchmesser gegossenen Proben wurden auf 15 mm Durchmesser abgedreht
                              									und waren 100 mm lang. Sie wurden dann in einem elektrischen Muffelofen auf 900°
                              									langsam erwärmt, diese Temperatur 3 h lang aufrechterhalten und die Proben im Ofen langsam
                              									auf Umgebungstemperatur abgekühlt. Im ganzen wurden 21 Glühungen vorgenommen und
                              									nach jeder Glühung wurde ein für die Kleingefügeuntersuchung genügend großes Stück
                              									von der Probe abgeschnitten.
                           Gußeisen I. Das Gefüge dieser Probe im gegossenen Zustande zeigt das übliche Aussehen
                              									eines P-armen grauen Gußeisens und setzt sich zusammen aus Graphit, Perlit und
                              									Steadit ohne freien Ferrit und ohne Zementit. Der Perlit ist sehr fein. Während des
                              									ersten Glühens zersetzt sich das einen Teil des Perlits bildende Karbid in Ferrit
                              									und Graphit, welche Zersetzung nach der ersten Glühung fast vollständig ist. An den
                              									Stellen, wo das Silizium schon oxydiert ist, neigt das Eisen zu einer Stabilisierung
                              									des Zementits und infolgedessen zur Perlitbildung. Mit fortschreitender Oxydation
                              									des Siliziums wird diese perlitische Zone ausgedehnter vom Rande aus gegen die Mitte
                              									der Probe hin. Nach der ersten Glühung ist das Gefüge noch vollständig ferritisch
                              									und es enthält größere Graphitlamellen als ursprünglich. Nach dem dritten Glühen hat
                              									eine beträchtliche Ausdehnung des Perlits stattgefunden, während nach dem vierten
                              									Glühen der Perlit bis zur Mitte vorgedrungen ist. Gleichzeitig zieht sich sein
                              									äußerer Rand nach der Mitte zu, welche Erscheinung eine sehr langsame Zersetzung des
                              									Perlits zum Ausdruck bringt. Die letzten Spuren des Perlits verschwinden nach dem
                              									elften Glühen; in diesem Falle befindet sich noch in der Mitte der Rest eines
                              									perlitischen Inselchens und um den Kern eine konzentrische Zone mit stark
                              									vergrößertem Graphit, während die breite Randzone wesentlich gleichmäßiger ist.
                           Gußeisen II. Das Gefüge der Probe II setzt sich zusammen aus Perlit, Graphit und
                              									Steadit, von welchem letzteren infolge des hohen P.-Gehaltes eine beträchtliche
                              									Menge vorhanden ist. Der Phosphor gestaltet das labile Eisen-Karbid-System
                              									beständiger und beeinflußt daher die Zersetzung und die Oxydation. Nach der ersten
                              									Glühung ist der Perlit nicht vollständig verschwunden wie in dem vorherigen Falle,
                              									vielmehr sind noch auf dem ganzen Querschnitt kleine Perlitmengen geblieben. Auf dem
                              									Rande ist ein Perlitstreifen erschienen, der bald einen Ring gebildet hat. Der
                              									Durchmesser dieses Ringes hat viel langsamer abgenommen als beim Gußeisen I, welche
                              									Erscheinung dem stabilisierenden Einfluß des P und wahrscheinlich auch einer weniger
                              									beträchtlichen Oxydation des Si zuzuschreiben ist. Nach dem vierten Glühen ist die
                              									Mitte von dichtem Perlit gebildet, gleichzeitig aber sind die Ränder des
                              									perlitischen Kernes nicht so genau abgegrenzt wie beim Eisen I, d.h., an den
                              									Stellen, wo Steadit-Inselchen vorhanden sind, verbleibt der Perlit länger nach
                              									seiner Zersetzung in den umgebenden Teilen. Erst nach dem elften Glühen sinkt der
                              									Durchmesser des Kernes fast auf die Größe, die er beim P-armen Eisen nach dem achten
                              									Glühen inne hatte. Noch nach fünfzehn Glühungen ist dieser Kern ziemlich groß und
                              									verschwindet erst beim 18. Glühen.
                           Die Kleingefügebilder zeigen, daß der Einfluß des P auf das Gefüge von geglühtem
                              									Gußeisen folgendermaßen zur Geltung kommt:
                           
                              1. die P-reichen Eisen-Mischkristalle oxydieren schwer,
                                 										welche Tatsache ein langsameres Wachsen zur Folge hat;
                              2. diese P-reichen Mischkristalle bilden im Verlauf des Vorganges
                                 										ein zusammenhängendes, den inneren Teil des Stoffes umgebendes Bett und
                                 										verhindern so das Eindringen von Gasen in das Innere;
                              3. die sich zersetzenden Steadite setzen den frei gemachten
                                 										Graphit in Spalten ab, die in der Masse entstanden sind und infolgedessen ein
                                 										langsames Wachsen verursachen;
                              4. die Steadite umgeben während der Zersetzung die
                                 										Ferritkristalle und schützen sie vor Oxydation.
                              
                           (Vortrag von Bazant, Barcelona 1928.)
                           
                              Dr. Ka.
                              
                           Neuzeitliche Temperöfen. Einen Fortschritt in der
                              									Beheizung von Glühöfen der Tempergießerei stellt die Verwendung von Kohlenstaub dar.
                              									Bei den in den Ardennen in Betrieb befindlichen Kohlenstauböfen, Bauart Stein, sind
                              									fahrbare Beschickungsmaschinen vorgesehen, die den zu glühenden Guß in den Ofen
                              									fahren und ihn nach der Warmbehandlung auch wieder herausziehen. Während das
                              									Einführen der Chargen in den Ofen bei Bedienung von Hand eine Zeit von mehr als 24
                              									Stunden bei vier Mann Bedienung für einen 25-t-Ofen erfordert, wird diese Arbeit
                              									beim Steinofen von zwei Mann in fünf Stunden ausgeführt. Ebenso schnell wie das
                              									Einführen der Chargen geht auch das Entleeren des Ofens vor sich. Jeder Ofen besitzt
                              									außerhalb des eigentlichen Glühraumes eine Verbrennungskammer. Die Flammen und die
                              									Verbrennungserzeugnisse gelangen in den oberen Teil des Glühraumes, steigen dort
                              									herunter, um durch eine Reihe von Oeffnungen und Kanälen auf dem Boden des
                              									Glühraumes in die Esse abzuziehen. Die Zerstäubung der Kohle und ihre Verteilung in
                              									der Verbrennungskammer wird durch einen Turbo-Zerstäuber gesichert, mit dem es
                              									möglich ist, gleichzeitig zwei Oefen zu speisen. Die Anordnung des Turbo-Zerstäubers
                              									richtet sich nach den örtlichen Verhältnissen; er kann in der Ofenhalle selbst oder
                              									in einem angebauten Schuppen Aufstellung finden. Der Zerstäuber wird aus einem
                              									Vorratstrichter von genügendem Fassungsvermögen gespeist, so daß jede Handarbeit für
                              									die Bewegung des Brennstoffes in Fortfall kommt. Bei den so beheizten Temperöfen hat
                              									sich die Kohlenstaubfeuerung als besonders anpassungsfähig und einstellbar erwiesen,
                              									welche Tatsache von um so größerer Bedeutung ist, als es sich bei der Durchführung
                              									der Temperarbeit um ein empfindliches Arbeitsverfahren handelt. Abgesehen von der
                              									leichten Bedienung der Oefen ist- auch die Wirtschaftlichkeit der Feuerungsart
                              									hervorzuheben. Als durchschnittlicher Jahresverbrauch hat sich bei den Oefen von 25
                              									t Fassungsvermögen ein Verbrauch von höchstens 600 gr Kohlenstaub je kg Temperguß
                              									ergeben. Die Vorteile, die die Kohlenstaubfeuerung in der Tempergießerei bietet,
                              									sind: Verwendung von Kohle anstatt Koks, wesentlich geringerer Brennstoffverbrauch,
                              									schnelles Beschicken und Entleeren des Ofens, erhöhte Ofenleistung.
                           Die Temperöfen mit Oelfeuerung werden mit festem oder mit beweglichem Boden
                              									ausgeführt. Ein
                              									solcher Ofen besitzt drei Brenner an den Seitenwänden und zwei Kammern für die
                              									Leitung der Verbrennungsgase zu der Esse. Die bei der Oelfeuerung bekannten Vorzüge:
                              									Fortfall der Handarbeit für die Aufgabe von Brennstoff und Fortfall des
                              									Abschlackens, leichtes Aufspeichern des Brennstoffes, schnelle Inbetriebnahme und
                              									leichte Einstellbarkeit der Hitze haben auch für den Temperofenbetrieb volle
                              									Gültigkeit.
                           Die Gasfeuerung für Temperöfen findet wegen ihrer Wirtschaftlichkeit erfolgreiche
                              									Anwendung beim Tunnelofen, einen Ofen für Großleistungen, der infolgedessen auch nur
                              									für große Tempergießereien in Betracht zu ziehen ist. Die Glühtöpfe durchlaufen
                              									dabei den Ofen von einem Ende zum anderen so, daß am Tage 13 bis 14 Wagen, auf denen
                              									die Glühtöpfe aufgestellt sind, durchgefahren werden; dies entspricht einer
                              									Durchgangszeit des Wagens von 103 bis 111 Stunden. Bei besonders schweren Gußstücken
                              									wird die Durchgangszeit auf 200 Stunden bemessen. Ein solcher Ofen erzeugt in 24
                              									Stunden 46 t Temperguß bei einem Koksaufwand für die Gasfeuerung von 18,6 % für
                              									große Stücke; handelt es sich um kleinere Gußstücke, so steigt der Koksverbrauch auf
                              									20 bis höchstens 23 %. Die Lebensdauer der Glühtöpfe ist beim gasbefeuerten
                              									Tunnelofen vier- bis fünfmal so lang wie bei arideren Ofenarten, welche Erscheinung
                              									mit der durch die Brennstoffart gegebenen Möglichkeit der Aufrechterhaltung einer
                              									neutralen Atmosphäre im Ofen zusammen. Ferner ist die Temperatur im Ofen überall
                              									gleichmäßig verteilt. Ein Glühtopf kann zum Glühen von 8,75 t Guß ausreichen. Ein
                              									Beschickungswagen nimmt 24 Glühtöpfe mit insgesamt 4,5 t Guß auf, ein Glühtopf
                              									demnach 187 kg. Ein Glühtopf kann 50 bis 100 Ofenhitzen im Tunnelofen bei
                              									Gasfeuerung aushalten, im Tunnelofen mit Oelfeuerung durchschnittlich 47 Ofenhitzen.
                              									Gegenüber anderen Ofenausführungen weist der Tunnelofen den Vorteil auf, daß das
                              									Einführen der Chargen in den Ofen und das Ausfahren an zwei verschiedenen Stellen ei
                              									folgt. Die Ausgaben für Handarbeit wirken sich so günstig aus, daß eine Ersparnis
                              									von 40 % an Löhnen erzielt wird. (Fonderie Moderne, Bd. 22, S. 7–13.)
                           
                              K
                              
                           Ueber die feuerfesten Stoffe in Wärmespeichern. Die
                              									Richtlinien für den Betrieb von Wärmespeichern für Siemens-Martin-Oefen sind heute
                              									vielfach noch empirisch; es erscheint daher begreiflich, wenn die Ansichten auf
                              									diesem Gebiete mehr oder weniger auseinandergehen. Das wesentliche ist nur, daß
                              									während der Hitzeperiode das Wärmespeichergitterwerk einen für die Bedürfnisse des
                              									Ofens genügenden Wärmevorrat ansammelt. Diese Wärmeaufspeicherung wird beeinflußt 1.
                              									durch die Wärmeleitfähigkeit des Steinwerks, 2. durch das Gewicht und die Anordnung
                              									der Steine und den Umfang der Zwischenräume, 3. durch die Wärmeleistung des
                              									Steinwerks, 4. durch die Umschaltzeit. Es bestehen wichtige Beziehungen zwischen der
                              									Größe des Ofens und der der Wärmespeicher, den Umschaltzeiten, der Dicke und der
                              									Leitfähigkeit der Steine. Bei einer Betrachtung der Temperatur am Ende der
                              									Wärmeabsorptionsperiode und derjenigen am Ende der Wärmeregenerierungsperiode zeigt
                              									es sich, daß die Steinoberflächen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind
                              									und daß die Oberflächenschichten der Steine den größten Teil dieser
                              									Temperaturschwankungen zu ertragen haben. Die größten Temperaturunterschiede auf den
                              									Steinoberflächen finden unmittelbar nach dem Umschalten statt. Im
                              									Siemens-Martin-Ofenbetrieb, wo große Wärmemengen absorbiert und erneuert werden, ist
                              									ein großes Gewicht der Steine wesentlich. Bei der Bestimmung der Dicke des
                              									Steinwerkes im Verein mit der Umschaltdauer sind die thermischen Eigenschaften der
                              									Steinbaustoffe zu berücksichtigen. Bei der Aufstellung eines Planes für den
                              									Wärmespeicher muß man von der beabsichtigten Leistungsfähigkeit des Ofens ausgehen.
                              									Das Gewicht des Gitterwerks muß dabei genügend sein, damit die erforderlichen
                              									Wärmemengen aufgespeichert werden können. Auch ein schneller Wärmeaustausch ist
                              									vorzusehen, indem die Zwischenräume so gestaltet werden, daß die
                              									Durchflußgeschwindigkeit der Gase zweckdienlich wird. Neben den thermischen spielen
                              									auch die mechanischen Bedingungen eine Rolle. Form und Abmessungen der Wärmekammern
                              									müssen so sein, daß die Gase gleichmäßig auf das gesamte Gitterwerk verteilt werden.
                              									Für die Wärmeübertragung sind von verschiedenen Seiten Formeln aufgestellt worden,
                              									so z.B. von Sarjant und Nouillon, deren Formeln ausdrücken, daß die Wärmeübertragung
                              									proportional ist der Quadratwurzel der Geschwindigkeit der Gase. Williams ist der
                              									Ansicht, daß eine zu große oder zu kleine Geschwindigkeit der Gase das Maß der
                              									Wärmeübertragung verringern würde. Allgemein gilt eine Kammer von beträchtlicher
                              									Höhe als günstig für den gleichmäßigen Durchgang der Gase. Hohe Regeneratoren neigen
                              									dazu, den Druck im Oberteil zu erhöhen, so daß unter diesen Umständen ein Einfluß
                              									auf die Geschwindigkeitssteigerung der eintretenden Luft ausgeübt wird. Diese
                              									Geschwindigkeit gibt der Flamme in einem gewissen Ausmaß die Richtung.
                           Ein idealer feuerfester Stoff für Wärmespeicher von Siemens-Martin-Oefen sollte die
                              									Wärmeeigenschaften besitzen, die eine höchstmögliche Wärmeadsorption aus den
                              									Verbrennungserzeugnissen und eine beste Wärmeübertragung gestatten, ferner einen
                              									wirksamen Widerstand gegen den Einfluß von Schlacke und Staub entgegenstellen, damit
                              									der günstigste Flächen- und Wärmewirkungsgrad erhalten wird und damit die Steine bei
                              									den Arbeitstemperaturen nicht absplittern. Von den bisher verwendeten feuerfesten
                              									Stoffen besitzt keiner alle erforderlichen Eigenschaften in einem genügenden Grade.
                              									Man verwendet für den Bau von Wärmespeichern Schamotte-, Dinas- oder Silikasteine.
                              									Der Silikasteine bedient man sich vielfach für die oberen Gitterwerksschichten,
                              									manchmal auch für das ganze Gitterwerk. Im allgemeinen aber machen Dinas- oder
                              									Schamottesteine den Hauptteil des Gitterwerkes aus.
                           In bezug auf die thermischen Eigenschaften ist die Wärmeaufspeicherungsfähigkeit
                              									maßgebend für die Wärmeleistung des Gitterwerkes. Die Wärmeleistung je
                              									Volumeneinheit für eine bestimmte Temperatur ist das Produkt der spezifischen Wärme
                              									und des scheinbaren spezifischen Gewichtes für diese bestimmte Temperatur. Die
                              									spezifische Wärme feuerfester Stoffe ist immer eine Funktion der Temperatur. Vielfach,
                              									namentlich bei Silika- und Schamotteerzeugnissen wächst dieser Wert mit der
                              									Temperatur. Bei Karborundum stellt man zunächst eine Zunahme, dann von etwa 500° ab
                              									eine Abnahme fest. Aus der folgenden Uebersicht gehen die durchschnittlichen
                              									spezifischen Wärmen für bestimmte Temperaturen einiger feuerfester Stoffe, die beim
                              									Bau von Wärmespeichern Verwendung finden, hervor:
                           Durchschnittliche spezifische Wärme feuerfester
                           Stoffe bei bestimmten Temperaturen in ° C.
                           
                              
                                 feuerfester
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Stoff
                                 25
                                 200
                                 400
                                 600
                                 
                              
                                 Schamotte
                                 0,193
                                 0,213
                                 0,245
                                 0,278
                                 
                              
                                 Silikat
                                 0.187
                                 0,219
                                 0,253
                                 0,279
                                 
                              
                                 Magnesit
                                 0,230
                                 0,254
                                 0,253
                                 0,293
                                 
                              
                                 Karborundum
                                 0,140
                                 0,233
                                 0,277
                                 0,275
                                 
                              
                                 feuerfester
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Stoff
                                 800
                                 1000
                                 1200
                                 1400
                                 
                              
                                 Schamotte
                                 0,304
                                 0,314
                                 0,323
                                 0,332
                                 
                              
                                 Silikat
                                 0,298
                                 0.312
                                 0,324
                                 0,334
                                 
                              
                                 Magnesit
                                 0,310
                                 0,329
                                 0,350
                                 –
                                 
                              
                                 Karborundum
                                 0,225
                                 0,129
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Demnach bestehen keine beachtenswerten Unterschiede zwischen
                              									den Werten für Silika- und Schamottesteine. Infolge der schnellen Steigerung der
                              									spezifischen Wärme dieser Stoffe bei zunehmender Temperatur sammelt das Gitterwerk
                              									bei hoher Temperatur wesentlich mehr Wärme auf als bei niedriger Temperatur. Die
                              									scheinbaren spezifischen Gewichte ändern sich ebenfalls mit der Temperatur. So
                              									stellte Tadoko für Silikasteine eine Abnahme von 1,84 bei 20° auf 1,78 bei 1000°
                              									fest, für Schamottesteine eine solche von 1,917 auf 1,875 und für Magnesitsteine
                              									eine Abnahme von 2,295 auf 2,213. Bei gewöhnlichen feuerfesten Stoffen hat die
                              									Wärmeausdehnung eine Abnahme des scheinbaren spezifischen Gewichtes von 2 bis 4 %
                              									zur Folge. Die Wärmeleistung je Volumeneinheit nimmt sehr schnell mit der Temperatur
                              									zu, wie die folgende Aufstellung zeigt:
                           Wärmeleistung feuerfester Stoffe in kcal/m3.
                           
                              
                                 Temperatur
                                 Schamotte
                                 Silikat
                                 Magnesit
                                 
                              
                                   100°
                                 0,400
                                 0,349
                                 0,621
                                 
                              
                                 1000°
                                 0,570
                                 0,495
                                 0,842
                                 
                              
                                 Zirkonerde
                                 Karborundum
                                 
                              
                                 0,470
                                 0,494
                                 
                              
                                 0,852
                                 0,398
                                 
                              
                           Trotz der sehr niedrigen spezifischen Wärme von Zirkon ist
                              									dessen Wärmeleistung infolge des hohen spezifischen Gewichtes hoch.
                           Die Einwirkung von Wärme auf Silikastoffe neigt immer zu einer Verminderung des
                              									scheinbaren spezifischen Gewichtes und infolgedessen auch der Wärmeleistung je
                              									Volumeneinheit. Silikasteine besitzen in der Tat auch ein geringes
                              									Wärmeleistungsvermögen. Das wirkliche spezifische Gewicht von Schamottesteinen
                              									erfährt in der Regel durch ständige Erwärmung bei hoher Temperatur eine nur geringe
                              									Veränderung, nämlich von 2,63 auf 2,61, ohne daß die Steine glasig werden. Diese nur
                              									unwesentliche Veränderung übt einen nur geringen Einfluß auf das scheinbare
                              									spezifische Gewicht aus, wenn die Porosität konstant bleibt. Wenn die Verglasung von
                              									Schamottesteinen zunimmt, so tritt immer die Neigung zu einer Abnahme der
                              									Porosität und zu einer entsprechenden Zunahme des scheinbaren spezifischen Gewichtes
                              									auf. Gut gebrannte Schamottesteine besitzen das verhältnismäßig hohe spezifische
                              									Gewicht von 1,8 bis 2,2. Die Wärmeleistung von Schamottesteinen ist erheblich größer
                              									als die von Silikasteinen und sie neigt noch zur Zunahme bei steigendem
                              									Wärmeeinfluß. Das tatsächliche spezifische Gewicht von Magnesitsteinen hat das
                              									Bestreben, mit zunehmendem Wärmeeinfluß zu steigen, nämlich von 3,2 auf 3,65,
                              									während die Porosität dabei abnimmt; man kann daher sagen, daß die Wärmeleistung von
                              									Magnesitsteinen mit steigendem Wärmeeinfluß bei hoher Temperatur beträchtlich
                              									zunimmt.
                           Die Durchlaufgeschwindigkeit der Wärme durch das Gitterwerk ist ein Faktor, der
                              									dessen Wirkungsgrad beeinflußt und mit dem Wärmeleitungskoeffizienten eng verbunden
                              									ist. Die Wärmeleitfähigkeit von Silika- und Schamottesteinen nimmt mit zunehmender
                              									Temperatur schnell zu. Magnesitsteine dürften ihre Höchstwärmeleitfähigkeit bei rund
                              									900° besitzen, bei zunehmender Temperatur wird diese wieder geringer. Wahrscheinlich
                              									besitzt Magnesit eine etwas größere Wärmeleitfähigkeit als Schamotte und Silika.
                              									Karborundumstoffe sind sehr gut wärmeleitend. Silika- und Schamottesteine weisen bei
                              									rund 900° eine ähnliche Wärmeleitfähigkeit auf, aber bei höherer Temperatur wird die
                              									Wärmeleitfähigkeit von Silikasteinen größer als die von Schamottesteinen infolge der
                              									schnelleren Zunahme der Leitfähigkeit bei wachsender Temperatur. Die
                              									Wärmeleitfähigkeit von Silika- und Schamottesteinen erfährt durch steigenden
                              									Wärmeeinfluß eine Erhöhung sowohl während der ersten Brennarbeit als auch während
                              									der Verwendung im praktischen Betriebe bei hoher Temperatur.
                           Bei der Entscheidung über die zu wählenden feuerfesten Stoffe für Wärmespeicher ist
                              									zu berücksichtigen, daß Magnesitsteine teuer sind und auch wegen ihrer Neigung
                              									auseinanderzuspalten, für diesen Zweck nicht in Frage kommen sollten, während
                              									Karborundumsteine aus thermischen, wirtschaftlichen und betriebstechnischen
                              									Erwägungen heraus ungeeignet für Wärmespeicher sind. Hoch tonerdehaltige feuerfeste
                              									Stoffe besitzen zwar gewisse für den Wärmespeicherbau annehmbare Eigenschaften,
                              									erweisen sich jedoch den Schamottesteinen gegenüber nicht von Vorteil, wenn man die
                              									Preise für beide Stoffarten miteinander in Vergleich zieht. Wirtschaftliche
                              									Ueberlegungen gestatten nur die Entscheidung zwischen Silika-, Dinas- und
                              									Schamottesteinen. Von diesen wiederum dürften die Silikasteine in arbeitstechnischer
                              									und wärmetechnischer Beziehung weniger wirksam sein als Dinas- und Schamottesteine,
                              									die daher auch bei Gitterwerken vorgezogen werden. Offenbar besitzen die Dinassteine
                              									die günstigste Vereinigung der angestrebten Eigenschaften. (The Iron and Coal Trades
                              									Review 1928, Bd. 117, S. 492 und 533 bis 534.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Die Vornahme von Temperaturmessungen beim
                                 										Siemens-Martin-Ofen. Für die erfolgreiche Messung der Temperaturen von
                              									Siemens-Martin-Oefen ist es erforderlich, gewisse Bedingungen des
                              									Strahlungsaustausches, der Gasströmungen usw. in den verschiedenen Ofenzonen genau
                              									zu kennen; ferner muß man sich im klaren sein über die gewünschten zu erhaltenden Temperaturen
                              									und auch über die möglichen Fehlerquellen, die mit der Messung verbunden sein
                              									können, und deren Vermeidung. Auf manchen Werken erfolgt die Temperaturmessung ohne
                              									allzu große Berücksichtigung der besonderen obwaltenden Bedingungen und der
                              									gewünschten Ergebnisse. Trotz gewisser Fortschritte lassen sich allerdings manche
                              									Temperaturen im Siemens-Martin-Ofen noch nicht mit Genauigkeit messen. Immerhin
                              									können in fast allen Teilen des Ofens ziemlich genaue Messungen vorgenommen werden,
                              									wenn dies mit genügend Zeit und mit Sorgfalt geschieht.
                           Wenn auch die Kenntnis der Temperaturen der Flamme für die Durchführung des
                              									Siemens-Martin-Verfahrens nicht von besonderem Wert ist, so gewährt ihre Kenntnis
                              									doch einige Anhaltspunkte über das Vermögen der ersten Quelle an Strahlungsenergie
                              									und über die Verbrennung verschiedener Brennstoffe mit verschiedenen
                              									Vorwärmetemperaturen, über die Brenner usw. Diese Messungen werden mit Erfolg mit
                              									Hilfe des optischen Pyrometers vorgenommen. Flammen von Koksofengas oder von
                              									Gaserzeugergas mit einem großen Luftüberschuß sind verhältnismäßig durchsichtig, so
                              									daß ein Teil der Strahlung von den hinteren Ofenwänden herrührt. Die so gemessene
                              									Temperatur bildet daher einen unbestimmten Durchschnitt aus der Temperatur der
                              									Wandoberfläche und der wirklichen Temperatur der Flammengase. Teer- und Oelflammen
                              									sind heller und fast undurchsichtig; ihre Messungen lassen sich daher besser
                              									vornehmen. Das fortwährende Flackern der Flammen rührt von den
                              									Temperaturveränderungen her. Die sichersten Ergebnisse erhält man durch Richten des
                              									Pyrometers in der Weise, daß der Faden verschwindet, wenn die Flamme am hellsten
                              									ist; es wird sich dabei um Temperaturen von 1650° bis 1850° handeln.
                           Auch die Temperatur der Oberflächen der Ofenwände mißt man am besten mit dem
                              									optischen Wärmemesser, und zwar durch die Ofentüren.
                           Die Oberfläche der flüssigen Schlacke ist ein guter Rückstrahler und daher ein
                              									verhältnismäßig schlechter Strahler für die Strahlungsenergie. Dasselbe gilt für das
                              									Gewölbe, und die Seitenwände des Ofens. Die Silikasteine im Gewölbe und an den
                              									Seitenwänden neigen dazu, mit durch Bindung der Kieselsäure mit Eisenoxyd und Kalk
                              									aus dem Bad gebildeter Schlacke gesättigt zu werden. Diese Sättigung ist schon
                              									vollständig innerhalb einer Woche bis 10 Tage nach Inbetriebnahme des Ofens. Es
                              									entsteht dabei eine flüssige Phase, die mit dem Rest der Steine nicht mischbar und
                              									bei den obwaltenden Ofentemperaturen sehr flüssig ist. Die im Ueberschuß gebildete
                              									Schlacke setzt sich, nachdem die Oxyddämpfe aus dem Bad ständig durch die
                              									Silikasteine adsorbiert werden, in Form einer dünnen flüssigen Lage auf die
                              									Oberfläche des Gewölbes ab, die wiederum in das Bad abtropft oder die Wände
                              									hinabfließt. Man kann sich hieraus wahrscheinlich erklären, warum ein glasiertes
                              									oder gesättigtes Gewölbe die Strahlungsenergie von der Flamme auf das
                              									wärmeadsorbierende Bad so gut rückstrahlt. Die Strahlungsenergie der Flamme ist um
                              									90° bis 250° kräftiger als diejenige der Gewölbeoder Schlackenoberflächen. Ein
                              									Teil der Strahlung nach dem Pyrometer rührt daher von dieser kräftigeren
                              									Strahlungsenergie der Flammen her. Die beobachteten Temperaturen werden
                              									infolgedessen auch höher sein als die wirklichen Temperaturen. Es wurde gefunden,
                              									daß der Meßfehler zwischen 15° und 100° schwankt. Wenn nun die Flamme gerade vor dem
                              									Messen abgestellt wird, so tritt die Ofenkammer beim Messen mit dem optischen
                              									Pyrometer als schwarzer Körper auf und die sich nunmehr ergebende ziemlich genaue
                              									Temperatur braucht nicht mehr verbessert zu werden. Die hohen
                              									Oberflächentemperaturen werden nur durch eine weitere schnelle Zufuhr von
                              									Strahlungsenergie durch die Flamme aufrechterhalten und erfahren eine sofortige
                              									Erniedrigung durch Strahlungsverluste, wenn die Flamme verändert wird. Temperaturen,
                              									die an verschiedenen Stellen an Gewölbe und Wänden der Schmelzkammer gemessen
                              									wurden, ergaben annähernd gleiche Werte mit Unterschieden von nur 5° bis 10°. Es
                              									geht daraus hervor, daß der Austausch der Strahlungsenergie zwischen den
                              									verschiedenen Wänden sich sehr schnell vollzieht und daß die etwaigen Verluste an
                              									einzelnen Teilen der Kammer bald wieder ausgeglichen sind. Die Oberfläche der
                              									Schlacke ist trotz des Strahlungsaustausches etwa 30° bis 60° kühler als Gewölbe-
                              									und Wandoberflächen; der Grund liegt möglicherweise darin, daß die Konvektionsströme
                              									in der flüssigen Schlacke die Hitze schnell an den darunter befindlichen kälteren
                              									Stahl befördern. Die Temperatur der Gewölbeoberfläche sollte so sein, daß die Steine
                              									vor Ueberhitzung und Schmelzung verschont bleiben. Obgleich die aus Eisenoxyd und
                              									Kalk gebildete Schlacke stets in flüssiger Form die Poren der Steine sättigt und
                              									auch ihre innere Fläche berührt, so liegt doch der Beginn des Erweichem des größten
                              									Teiles der Silikasteine, die den Gewölbebau bilden, in dem engen Temperaturspielraum
                              									von 1635° und 1650° bei den meisten basischen Oefen. Dies ist allerdings auch der
                              									höchste Temperaturbereich des basischen Ofens, und die diese Grenze übersteigenden
                              									Temperaturen haben eine schnelle Beschädigung des Silikagewölbes zur Folge. Die
                              									Temperatur der Schlackenoberfläche sollte diesen Temperaturbereich nicht
                              									übersteigen, weil infolge des schnellen Strahlungsaustausches auch das Gewölbe
                              									überhitzt würde.
                           Es ist noch kein genaues und zweckdienliches Verfahren für die Messung des
                              									geschmolzenen Stahles unter der Schlackendecke entwickelt werden. Die Temperaturen
                              									sind hier zu hoch und die Schlacke frißt fast alle feuerbeständigen Schutzröhren für
                              									die Thermoelemente an. Feuerfeste Röhren hat man durch die Schlacke
                              									hindurchgestoßen, wobei man ein optisches Pyrometer auf den Boden der Röhre
                              									ausrichtete; doch entweder sprang die Röhre, die stark angegriffen wurde, oder im
                              									Innern der Röhre bildeten sich Dämpfe, die die Sehlinie des Pyrometers versperrten.
                              									Chemische Reaktionen und Gleichgewichtsverhältnisse werden durch die Temperatur an
                              									der Berührungsfläche von Metall und Schlacke bestimmt. Die
                              									Schlacken-Oberflächentemperatur erhält man mit einem optischen Pyrometer genau, wenn
                              									man das Gas; gerade vor dem Ablesen abstellt, doch gibt es keine Möglichkeit zu bestimmen,
                              									um wieviel niedriger die Temperatur an der Schlacke-Metall-Berührungsfläche ist. In
                              									der Fertigperiode einer gewöhnlichen Hitze ist der Unterschied wahrscheinlich gering
                              									und die Schlackenoberflächentemperaturen dürften bei abgestelltem Gas einen guten
                              									Maßstab für die Badbeschaffenheit darstellen. Herty hat Temperaturen der
                              									Berührungsfläche von Schlacke und Metall erhalten, indem er von einer Aufstellung
                              									der Gleichung für das Mangangleichgewicht zwischen Schlacke und Metall ausging. Für
                              									diese Berechnungen sind aber genaue Schlacken- und Metallanalysen unerläßlich.
                           In den meisten Siemens-Martin-Stahlwerken werden die Gießtemperaturen durch optische
                              									Pyrometer festgestellt. Die von Burgeß vorgeschlagenen Korrekturen bei der
                              									Temperaturmessung beziehen sich auf einen Strom von flüssigem Eisen; diese
                              									Korrekturen sind zu berücksichtigen und sie führen dann zu einem unmittelbaren
                              									Bestimmen der wirklichen Temperatur.
                           Die Messung der Temperaturen des Gitterwerkes in den Wärmespeichern ist von Wert zur
                              									Sicherung der gleichen Bedingungen an den beiden Ofenenden und zum Schutz des
                              									Gitterwerkes vor Ueberhitzung. Für die Vornahme dieser Arbeit führt man ein
                              									geschütztes Platin-Thermoelement durch die Kammerwand bis zu einer Tiefe von etwa
                              									250 bis 300 mm ein, wobei man das Thermoelement am besten beim heißen Ende der dem
                              									Ofen am nächsten gelegenen Gittersteine anordnet. Die sich dabei ergebenden
                              									Temperaturwerte entsprechen nahezu der tatsächlichen Temperatur für das heißeste
                              									Gitterwerk. Registrierende Geräte werden ebenfalls für diese Zwecke benutzt. Die
                              									Temperaturen im oberen Gitterwerk können auch mit Hilfe eines optischen Pyrometers
                              									bestimmt werden, das man durch eine Oeffnung in der Wand einstellt. Diese Ablesungen
                              									sind ziemlich genau, wenn die Kammern auf Luft eingestellt sind, während sie etwas
                              									zu hoch ausfallen, wenn die Kammern auf Gas gehen. Diese Erscheinung ist vermutlich
                              									der Strahlung dünner, fester Eisenoxydpartikel in den austretenden Gasen
                              									zuzuschreiben, die erheblich heißer sind als die Oberflächen der Gittersteine. In
                              									der Regel ist aber dieser Fehler nicht besonders groß. Ein registrierendes
                              									Strahlungspyrometer kann mit Erfolg für ständige Temperaturmessungen der
                              									Gitterwerks-Kammern Verwendung finden. Dieses Gerät bietet den Vorteil, daß das
                              									Thermoelement sich außerhalb der Kammer befindet und infolgedessen vor den
                              									beschädigenden Einflüssen von Gasen und Oxyden bei hohen Temperaturen geschützt
                              									ist.
                           Die Abnahme der Temperatur von innen nach außen bei der Ofenwand, beim Gewölbe,
                              									Gitterwerk usw. kann durch Einbau von Thermoelementen in verschiedenen Tiefen der
                              									betreffenden Wände gemessen werden. Eine Fehlerquelle muß allerdings in diesem Falle
                              									berücksichtigt werden, die nämlich infolge der Wärmeleitung längs der Drähte des
                              									Thermoelementes entsteht.
                           Bei der Temperaturmessung im Siemens-Martin-Ofen ist es immer notwendig, zu
                              									unterscheiden zwischen der Gasstrom-Temperatur einerseits und den Stein- und
                              									Schlackenoberflächen-Temperaturen andererseits. Diese letzteren sind immer niedriger
                              									als die der austretenden Gase und höher als die der eintretenden Gase und Luft.
                              									Diese Unterschiede können an gewissen Stellen einige hundert Grad ausmachen. Die
                              									festen oder flüssigen Oberflächen werden immer durch den Gasstrom erhitzt und
                              									gekühlt. Angenommen ein gut geschütztes Thermoelement würde durch das Gewölbe der
                              									Gitterwerkskammer in den Strom austretender Gase gebracht, so steht dieses
                              									Thermoelement in bester Verbindung mit dem Gasstrom und es besitzt auch eine höhere
                              									Temperatur als die Gewölbe-, Wände- oder Gitterstein-Oberflächen. Allerdings wird es
                              									nicht so heiß wie der Gasstrom selbst, da es dazu neigt, die überschüssige Hitze an
                              									die Oberfläche der kälteren Steine zu strahlen. Der von einem solchen Thermoelement
                              									angegebene Wert bewegt sich daher zwischen den wirklichen Temperaturen des
                              									Gasstromes und der wirklichen Temperatur der Kammeroberflächen. Die tatsächlichen
                              									Steinoberflächentemperaturen lassen sich durch ein optisches oder
                              									Strahlungspyrometer oder durch ein Thermoelement ermitteln, das man in Berührung mit
                              									der betreffenden Oberfläche gebracht hat. Die wirklichen Gasstrom-Temperaturen kann
                              									man am besten vermittels eines für hohe Durchgangsgeschwindigkeiten geeigneten
                              									Thermoelementes bestimmen, wobei man einen schnell fließenden Gasstrom durch ein
                              									Rohr ziehen läßt, in dem sich die heiße Lötstelle des Thermoelementes befindet. Wenn
                              									ein Strom von heißen Gasen schnell durch das Rohr fließt, so nähert sich die
                              									Temperatur der Rohrinnenfläche der wirklichen Temperatur der Gase. Dies schützt das
                              									Thermoelement davor, seine überschüssige Hitze durch Strahlung an die kühleren
                              									Wandoberflächen in der Ofenkammer zu verlieren. Die gleichen Bedingungen sind
                              									gegeben, wenn der Gasstrom kälter ist als die umgebenden Wände, z.B. beim Eintritt
                              									des Luftstromes in die Gittersteinkammer; nur wird in diesem Fall ein gewöhnliches
                              									Thermoelement heißer sein als der Luftstrom, und zwar infolge der durch Strahlung
                              									von den umgebenden Wänden erhaltenen Wärme. Auch in diesem Fall schützt das
                              									Thermoelement für hohe Geschwindigkeiten die heiße Lötstelle vor einer
                              									überschüssigen Strahlungswärme. Es sind verschiedene Arten von Thermoelementen für
                              									hohe Durchgangsgeschwindigkeiten in Gebrauch, die alle nach dem gleichen Grundsatz
                              									gebaut sind. Sie sind besonders dann von Wichtigkeit, wenn Wärmebilanzen über die
                              									Ofenwirtschaft aufzustellen sind. (Fuels and furnaces 1928, Bd. 6, S.
                              									1163-1168.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Gußeisen für Dieselmaschinen. Für Dieselmotoren sind
                              									bereits eine Reihe von Gußeisenzusammensetzungen erörtert worden. Um unnötige
                              									Verwicklungen auf diesem Gebiete zu vermeiden, dürfte es angebracht sein, die Zahl
                              									der geeigneten Zusammensetzungen auf etwa 3 bis 4 zu begrenzen. Was die
                              									verschiedenen Elemente im Dieselmaschinenguß anbetrifft, so bestehen besondere
                              									hinsichtlich des Gehaltes an Gesamt-Kohlenstoff Meinungsverschiedenheiten, für
                              									dessen Bemessung man Gehalte von 2,3 bis 3,9 % vorgeschlagen hat. Es muß zugegeben
                              									werden, daß ein niedriger Kohlenstoffgehalt für manche Zwecke mit Vorteilen
                              									verbunden ist; für die Zwecke des Dieselmaschinengusses jedoch hat sich ein Gehalt
                              									von 3 bis 3,2 % Kohlenstoff im Betriebe gut bewährt; auch ein Eisen mit 3,3 bis 3,4 %
                              									Kohlenstoff bei niedrigem Siliziumgehalt von 0,6 % Si kann ohne schädliche Wirkung
                              									Verwendung finden. Heute hat man erkannt, daß wenig Silizium wichtiger ist als wenig
                              									Kohlenstoff. Befriedigende Ergebnisse hat man mit einem Phosphorgehalt von 0,05 bis
                              									1,3 % erzielt. Beim Dieselmaschinenguß bietet ein phosphorarmes Eisen Vorteile, so
                              									daß ein solches zu empfehlen ist. Vor allem findet bei geringem Phosphorgehalt auch
                              									die Ausseigerungsgefahr eine Einschränkung. Für Stücke, die starken Drucken
                              									ausgesetzt sind, eignet sich ein Phosphorgehalt von 0,2 %. Ein solches Eisen besitzt
                              									auch eine genügende Schlagfestigkeit. Auch über einen zweckmäßigen Mangangehalt
                              									bestehen starke Meinungsverschiedenheiten, da die einen Metallurgen einen hohen
                              									Mangan-, die anderen einen niedrigen Mangangehalt befürworten. Ein starker Anteil an
                              									Mangan ruft Dünnflüssigkeit hervor, vermindert die Oxydation und schützt vor einem
                              									Uebermaß an Schwefel. Mangangehalte von 1 bis 1,25 % dürften für Dieselmaschinenguß
                              									geeignet sein, wobei man, wenn hohe mechanische Eigenschaften beansprucht werden,
                              									bis auf 2 % Mangan hinaufgehen kann. Wenn Mangan im Uebermaß vorhanden ist, schadet
                              									ein Gehalt an Schwefel bis zu 0,15 % oder sogar mit einem noch höheren Gehalt nicht.
                              									Die verschiedenen Vorschläge in bezug auf den Siliziumgehalt für Dieselmaschinenguß
                              									bewegen sich zwischen 0,6 bis 1,5 % Silizium und sie richten sich nach den
                              									Wandstärken und der Art des Gußstückes. Neue Versuche haben ergeben, daß das
                              									Silizium einen starken Einfluß auf das Wachsen und andere beim Erwärmen von Gußeisen
                              									vor sich gehende Veränderungen ausübt.
                           Folgende Hauptpunkte sind nach H. C. Jay (The Foundry Trade Journal, 1928, Heft 641)
                              									zu beachten:
                           
                              1. Gußeisen erleidet eine nur geringe Veränderung beim Erwärmen
                                 										auf Temperaturen unter 200° C, indem die allgemeine Zusammensetzung nur wenig
                                 										beeinflußt wird. Für Gußstücke, die keinen Temperaturen von über 200° C
                                 										unterworfen sind, kann man daher die verschiedensten Gußeisensorten verwenden,
                                 										vorausgesetzt, daß die sonstigen Eigenschaften mit den Anforderungen in Einklang
                                 										stehen.
                              2. Bei einer Temperatur von über 200° C hängt die Beständigkeit
                                 										des Gußeisens hauptsächlich vom Siliziumgehalt und von der Erwärmungstemperatur
                                 										ab. Je höher diese sind, um so stärker ist das Wachsen und die sonstigen
                                 										Veränderungen im Gußeisen.
                              3. Gußeisen mit etwa 1,2 % Silizium bietet einen großen
                                 										Widerstand gegen das Wachsen; eine wesentliche Verminderung des Siliziumgehaltes
                                 										hat eine nur geringe Zunahme dieses Widerstandes zur Folge.
                              
                           Es erscheint demnach, daß dem Silizium eine hohe Bedeutung bei
                              									wärmebeständigen Gußstücken zukommt. Die jeweiligen günstigsten Siliziumgehalte
                              									sollten für die verschiedenen Klassen von Gußstücken in engen Grenzen gehalten
                              									werden; man wird dabei die verschiedenen Wandstärken zu berücksichtigen haben, um
                              									möglichst hohe physikalische Eigenschaften zu erhalten, indem man gleichzeitig die
                              									Wandstärke, die Masse und das Gewicht der betreffenden Stücke beachtet. Leichte
                              									Stücke, z.B. kleine Zylinderköpfe, können mit 1,1 bis 1,2 % Silizium gegossen
                              									werden, während man für schwerere Stücke von 50 bis 62 mm Wandstärke einen Gehalt
                              									von 0,6 % Silizium oder weniger wählt.
                           Einteilung des Dieselgusses:
                           Es ist zweckdienlich nach H. C. Jay, folgende 3 Klassen zu unterscheiden:
                           Klasse A. Gußstücke von 12 bis 25 mm Wandstärke. Gewicht der Stücke bis zu 254 kg.
                              									Siliziumgehalt 1,10 bis 1,25 %.
                           Beispiel: für einen kleinen Zylinderkopf von 10 bis 31 mm Wandstärke und 40 kg
                              									Gewicht wählt man die Gattierung: 50 % phosphorarmes Roheisen und 50 % weicher
                              									Stahlschrott.
                           
                              
                                 Zusammensetzung
                                 geb.C
                                 Giaphit
                                 Ges.C
                                 Si
                                 Mn
                                 P
                                 S
                                 
                              
                                 des Einsatzes
                                 –
                                 –
                                 2,10
                                 1,45
                                 1,72
                                 0,04
                                 –
                                 
                              
                                 des Gusses
                                 0,77
                                 2,31
                                 3,08
                                 1,10
                                 1,07
                                 0,06
                                 0,090
                                 
                              
                           Klasse B. Gußstücke von 25 bis 62 mm Wandstärke. Gewicht der Stücke 254 bis 2000 kg.
                              									Siliziumgehalt 0,80 bis 1,10 %. In der Regel werden diese Dieselmaschinengußstücke
                              									aus einem Eisen hergestellt, das Silizium in der angegebenen Höhe enthält; die
                              									Eigenschaften dieser Stücke sind allgemein bekannt.
                           Klasse C. Gußstücke von über 62 mm Wandstärke. Gewicht der Stücke über 2000 kg.
                              									Siliziumgehalt 0,6 bis 0,8 %
                           Beispiel: für einen Zylindermantel von 55 bis 62 mm Wandstärke nimmt man die
                              									Gattierung: 55 % phosphorarmes Roheisen, 25 % verlorene Köpfe, Trichter usw. der
                              									gleichen Gattierung und 20 % weichen Stahlschrott.
                           
                              
                                 Zusammensetzung
                                 geb.C
                                 Graphit
                                 Ges.G.
                                 Si
                                 Mn
                                 P
                                 S
                                 
                              
                                 des Einsatzes
                                 –
                                 –
                                 2,47
                                 1,07
                                 1,60
                                 0,22
                                 –
                                 
                              
                                 des Gusses
                                 0,76
                                 2,63
                                 3,39
                                 0,67
                                 0,91
                                 0,24
                                 0,076
                                 
                              
                           Probestäbe vom Kopfe dieses Stückes abgetrennt besitzen eine
                              									Zerreißfestigkeit von 23,6 kg/mm2.
                           Gußeisen der oben angegebenen Zusammensetzung läßt sich im Kupolofen leicht
                              									erschmelzen; es muß nur darauf gesehen werden, daß die Einsätze schnell
                              									niederschmelzen und daß ein heißes Eisen erzeugt wird. Dieses letztere ist besonders
                              									bei dünnwandigen Stücken wesentlich. Dann muß die Zusammensetzung des Stahlschrottes
                              									bekannt sein, da man sonst Enttäuschungen erfahren kann.
                           
                              Dr. K.
                              
                           Ueber die Verkokung der Steinkohle bei hoher Temperatur.
                              									Noch bis vor wenigen Jahren stellte die Verkokung der Kohle bei hoher Temperatur
                              									einen nur rohen Arbeitsvorgang dar, der es ermöglichte, aus 1 t Kohle 280 bis 340
                              										m3 Gas, 700 bis 800 kg Koks, 4 bis 8 kg
                              									Benzol, 20 bis 80 kg Teer und 8 bis 12 kg Ammoniumsulfat zu gewinnen. Heute ist man
                              									bemüht, aus der Kohle ein Maximum an Gasvolumen oder vielmehr von Gaskalorien mit
                              									einem genügenden thermischen Potential herauszuziehen, dann aus dem Gas Wasserstoff
                              									auszuscheiden, der für die Ammoniakherstellung auf synthetischem Wege dienen soll.
                              									Schließlich ist der Koks neben seinen sonstigen Verwendungszwecken (Metallurgie,
                              									Heizung) auch dazu berufen, als Ausgangsstoff für die Zubereitung chemischer
                              									Erzeugnisse und Betriebsstoffe verwendet zu werden.
                           Ein Fortschritt im Koksofenbau wurde zunächst durch die Vergrößerung des Inhaltes der
                              									Verkokungskammern erreicht. Die 3-m-Retorten, die früher von Hand durch zwei Arbeiter bedient
                              									wurden, hat man durch mechanisch begichtete ersetzt. Während in den Jahren 1895 bis
                              									1905 für eine Tageserzeugung von 100000 m3 Gas mit
                              									einer Belegschaft von 175 bis 200 Mann gerechnet werden mußte, genügen heute für die
                              									gleiche Leistung 20 Mann. Die Leistungsfähigkeit der Oefen je m2 Oberfläche ist verdreifacht worden, während das
                              									Volumen des Mauerwerks um die Hälfte vermindert wurde. Daneben gelang es, einen
                              									großstückigeren und weniger brüchigen Koks zu gewinnen. Sodann hat man erkannt, daß
                              									die Verkokungsdauer nicht allein durch eine schnelle mechanische Zuführung der
                              									Kohle, sondern auch durch eine schnelle Entfernung des fertigen Kokses verkürzt
                              									werden kann, der dann selbsttätig durch ein entsprechendes Kohlenvolumen ersetzt
                              									wird. Auch durch das Einspritzen von Dampf wird eine Besserung erzielt, und zwar hat
                              									sich ein Anteil von 10 bis 12 % Dampf im Verhältnis zum Gewicht der behandelten
                              									Kohle am günstigsten bewährt; bei Versuchen stieg die Menge des erzeugten Gases je
                              									Kammer in 24 Stunden von 2280 m3 ohne
                              									Dampfeinspritzung auf 2875 m3 mit
                              									Dampfeinspritzung. Die Ofenkammern hatten vor 10 Jahren eine durchschnittliche
                              									Breite von 52 cm, heute dagegen höchstens 45 und oft nur 40 cm. Wie aus der
                              									folgenden Uebersicht hervorgeht, wird bei geringerer Kammerbreite die
                              									Verkokungsdauer fühlbar vermindert:
                           
                              
                                 Breite derVerkokungs-kammer
                                 Dauer derVerkokung
                                 Chargendes Otens
                                 VerkokteKohleje Ofen-Tag
                                 
                              
                                 cm
                                 Stunden
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                 50
                                 28,0
                                 10,2
                                   8,6
                                 
                              
                                 45
                                 23,0
                                   9,3
                                   9,2
                                 
                              
                                 40
                                 19,3
                                   8,2
                                   9,8
                                 
                              
                                 37
                                 17,3
                                   7,6
                                 10,1
                                 
                              
                                 34
                                 15,3
                                   7,6
                                 10,5
                                 
                              
                           Die Länge der Koksöfen zwischen den Türen betrug zuerst 5 bis 6 m, von 1896 ab wurden
                              									sie während rund 25 Jahre auf 10 m bemessen und heute baut man sie mit 12 m. Die
                              									Ofenhöhe war lange Zeit auf 1,8 m begrenzt, heute erreicht sie 3,5 m und man sieht
                              									bereits Höhen von 4,2 m vor. Der nützlichen Ofenhöhe ist dadurch eine Grenze
                              									gesteckt, daß man gezwungen ist, einen Kokskuchen von gleichmäßiger Beschaffenheit
                              									in bezug auf seinen Verkokungsgrad zu erzeugen, der sich ergibt aus dem Gehalt an
                              									flüchtigen Bestandteilen, der Verbrennlichkeit und der Kohäsion des Kokses. Eine
                              									weitere Aenderung der heute bestehenden Ofenabmessungen erscheint nicht mehr
                              									angebracht.
                           Die Verwendung von Silikatsteinen für die Auskleidung der Koksöfen hat eine
                              									Verkürzung der Verkokungsdauer um rund 25 % mit sich gebracht, da man bei diesen
                              									Steinen die Ofentemperaturen von 1050 bis 1100° auf 1350 bis 1400° erhöhen und die
                              									Wärmeübertragung durch die Kohlenmasse im Verlaufe der Verkokungsarbeit bessern
                              									konnte. Die Dichte der Silikatsteine für die Koksöfen sollte 2,28 bis 2,40 betragen.
                              									Der aus dem Koksofen gestoßene Kokskuchen besitzt eine Temperatur von 900 bis 950°
                              									und stellt demnach eine starke Wärmequelle dar. Auf einer großen Kokerei
                              									Ostfrankreichs wird die Kokswärme zum Heizen von Dampfkesseln verwendet, wo man 300
                              									bis 400 kg Dampf von 15 atm je Tonne Koks zu geringen Selbstkosten gewinnt. Die
                              									an den neuzeitlichen Oefen befindlichen Türen ragen 250 mm in das Ofeninnere hinein,
                              									wodurch sie sich als dichter gegenüber den früheren Türen erweisen und ein
                              									Entweichen von Gas vermieden wird; ferner wird die Verkokung des Kokskuchens auch an
                              									den Enden gesichert. Zum Beheizen der Kammern verwendet man mit Vorteil Hochofengas
                              									oder Wassergas und kann somit das wertvolle Koksofengas anderen Zwecken (Stadtgas,
                              									Oefen für hohe Temperaturen) zuführen. (Berthelot, Revue de Metallurgie, Bd. 24. S.
                              									557 bis 572.)
                           Kalpers.
                           Verbesserungen im Hochofenbau, Seit 1910 sind auf dem
                              									Hochofenwerk Sloss-Sheffield Steel & Iron Co. in Birmingham, Ala., eine Reihe
                              									von Verbesserungen durchgeführt worden, die man nunmehr auf vier in Betrieb
                              									befindliche Oefen angewendet hat. Das Gestell bei diesen Oefen ist bei einem
                              									Durchmesser von 3710 mm von einem 330 mm starken Gußeisenmantel umschlossen. Die
                              									Gestellweite richtet sich nicht nach den sonstigen Ofenabmessungen, sondern nach der
                              									Güte des zu gewinnenden Roheisens. Ein zu weites Gestell neigt sich zu einer
                              									Verminderung der Roheisenbeschaffenheit, namentlich in bezug auf die physikalischen
                              									Eigenschaften und verursacht ungleichmäßige Gießbedingungen. Das Gestell wird nur
                              									von außen durch Wasser gekühlt; eine Innenkühlung findet nicht statt. Durch diese
                              									Wasserberieselung und durch einen Wassergraben werden Durchbrüche und die Ansammlung
                              									von Wärme auf dem Gestellboden vermieden. Wenn einmal eine Stelle leck werden
                              									sollte, so kann das flüssige Roheisen durch den Gußeisenpanzer nicht schnell
                              									durchbrechen, so daß der angerichtete Schaden gering ist. Sieben Oefen mit einem
                              									solchen Gestell hatten in 15 Jahren Betriebszeit keinen Durchbruch zu verzeichnen.
                              									Für die Formenebene ist ein Mantel ähnlicher Art vorgesehen worden mit Oeffnungen
                              									für die Kühlformen und für mindestens zwei Bronzekühlkästen zwischen jeder Windform.
                              									Ueber dem Formenmantel befinden sich drei bis vier Reihen von Bronzekühlkästen.
                              									Diese werden durch eine Reihe von auswechselbaren Gußeisengehäusen, die durch
                              									Stahlbänder miteinander verbunden sind, eingeschlossen und bilden den unteren Teil
                              									der Rast. Der obere Rastteil besteht aus einem Mantel aus Stahlblech, der von
                              									gußeisernen Platten mit inneren und über den Mantel hinausragenden schmiedeeisernen
                              									Röhren geschützt wird. Diese Rastausführung ist seit 10 Jahren an einem Ofen
                              									ununterbrochen in Betrieb und befindet sich jetzt noch in bestem Zustand. Als Winkel
                              									zwischen Rast und Kohlensack wurde einer von 77° gewählt. Die Schachtmauer, die eine
                              									Stärke von 530 bis 615 mm besitzt, wird durch eine Reihe von Bronzekühlplatten, die
                              									durch einen Blechmantel verbunden und gestützt werden, geschützt. Von der Stelle ab
                              									im oberen Schachtteil, wo die starke Abnutzung durch die Beschickung beginnt, ist
                              									der Schacht aus Metall und er besteht aus einem äußeren Stahlmantel und inneren
                              									verschleißfesten Gußeisen-Platten von geeigneten Abmessungen. Der Querschnitt in dem
                              									oberen Schachtteil ist größer als bei den älteren Bauarten, da die Steigung jetzt
                              									nur 40 mm/m ist gegen 60 bis 100 mm/m sonst. Dieser größere Schacht wirkt wie
                              									ein Rekuperator der heißen Gase; er gibt die Gase zu einer niedrigeren Temperatur
                              									ab, so daß die im Ofen zurückgehaltene Wärme eine Ersparnis an Brennstoff zur Folge
                              									hat. Infolge der Unzerstörbarkeit des oberen Schachtes ist ferner die vorteilhafte
                              									Möglichkeit der Verwendung eines kleinen Gichtverschlusses gegeben. Die gröberen
                              									Aufgabekörper können gegen die Schachtwand gestürzt werden, ohne sie zu beschädigen,
                              									während sonst die feineren Teile des Möllers zum Schütze der Ofenwand nach außen
                              									aufgegeben wurden. Da der obere Querschnitt genügend groß und die Verteilung des
                              									Möllers gleichmäßig ist, ziehen auch die Gase gleichmäßig durch die
                              									Beschickungssäule und nicht zwangsweise durch einzelne Durchgänge der Beschickung
                              									und sie reißen infolgedessen keine großen Staubmengen mit sich fort. Dieser leichte
                              									Durchgang der Gase hat zur Folge, daß sie gekühlt werden und dadurch einen großen
                              									Wärmebetrag im Ofen zurücklassen und ferner daß sie den Ofen mit einem nur geringen
                              									Staubgehalt verlassen. Die Staubmengen vermindern sich um 90 %. Dann wird eine
                              									längere und bessere Berührung zwischen den heißen Gasen und dem Erz in der oberen
                              									Reduktionszone gewährleistet und das Erz wird hierdurch für die Schlußreduktion
                              									günstiger vorbereitet, woraus sich wiederum eine größere Ofenleistung und ein
                              									geringerer Brennstoffverbrauch ergibt. Diese Ofenart erzeugt immer ein gleichmäßiges
                              									Roheisen mit 2,52 % Silizium, 0,50 % Mangan, 0,028 % Schwefel, 0,75 % Phosphor mit
                              									einer bei den sonstigen Ofenbauarten nicht möglichen Geschwindigkeit. Der
                              									Koksverbrauch bei einem Ofen von 417 m3 Inhalt
                              									beträgt 1220 kg/t Roheisen und hat um 12,9 % abgenommen, während die
                              									Roheisenerzeugung mit 320 t in 24 h um 30,4 % stieg. (Iron Age, Bd. 120, S.
                              									782-784.)
                           
                              K.
                              
                           
                              Internationaler gewerblicher Rechtsschutz.
                              
                           Deutschland. Die Verwendung ausländischer Flaggen für
                              									deutsche Waren sollte vermieden werden. Die amerikanische Botschaft erklärte, daß in
                              									den Vereinigten Staaten selbst das Sternenbanner niemals für Reklamezwecke benutzt
                              									werde. – Alle Anträge auf Erteilung bzw. Eintragung eines Patentes, Gebrauchsmusters
                              									oder Warenzeichens sind nunmehr mit vollgültiger Unterschrift versehen in doppelter
                              									Ausfertigung einzureichen. – Im Jahre 1928 wurden in Deutschland bei 434 Gerichten
                              									95965 Geschmacksmuster von 2825 Urhebern deponiert. – Die meisten Eintragungen
                              									entfielen auf Barmen, während Berlin mit 7690 an zweiter Stelle steht.
                           Cuba. Aus Havanna ausgeführten Zigarren wird jetzt eine
                              									Garantiemarke beigegeben werden, die die Echtheit des Havanna-Imports bestätigt.
                           Griechenland. Nach Art. 11, Abs. 2 des griech. Gesetzes
                              									vom 19. 3. 28 ist jeder berechtigt, die Marke einer Firma, die wohl im
                              									Ursprungslande, nicht aber in Griechenland eingetragen ist, für sich in Griechenland
                              									schützen zu lassen.
                           Großbritannien. Britische Patente können bekanntlich mit
                              									einem Vermerk versehen werden, wonach sich der Patentinhaber bereit erklärt und
                              									verpflichtet, Lizenzen an Interessenten abzugeben. Für diese Patente sind dann nur
                              									noch die halben Jahresgebühren zu zahlen. Im Jahre 1927 sind 694 Anträge auf
                              									Gewährung von Lizenzrechten gestellt worden.
                           Italien. Zur Erbringung von Ausübungsnachweisen genügt
                              									nicht mehr der Verkauf von im Ausland hergestellten Gegenständen, die in Italien
                              									einen Patentschutz genießen, sondern die patentierten Gegenstände müssen in Italien
                              									hergestellt werden, sofern überhaupt eine Möglichkeit dafür vorhanden ist.
                           Jugoslavien. In Abänderung des Gesetzes zum Schütze des
                              									industriellen Eigentums bedarf es neuerdings für das Begehren auf
                              										„Wiedereinsetzung der Rechte in den vorigen Stand,“ sowie auch für die
                              										„Bezeichnung als Erfinder“ eines Sitzungsbeschlusses des Senats der
                              									Anmeldeabteilung. Die Bezeichnung als Erfinder geschieht in der Weise, daß in der
                              									Patentschrift Name, Beruf und Wohnort des Erfinders unterhalb des Namens des
                              									Patentinhabers angeführt werden. – Aussteller, die ihre Erfindungen auf
                              									internationalen Ausstellungen solcher Länder ausstellen, die der Pariser Konvention
                              									angehören, genießen bezüglich der Priorität in Jugoslavien dieselben Rechte, wie die
                              									Aussteller auf Ausstellungen, die in Jugoslavien stattfinden, vorausgesetzt, daß die
                              									betr. Ausstattungsleitung als solche anerkannt wird, der die Rechte aus Art. 11 der
                              									Pariser Konvention zukommen.
                           Mexiko. Die wichtigsten Aenderungen des neuen, am 1. 1. 29
                              									in Kraft gesetzten Patentgesetzes bestehen darin, daß die 20jährige Schutzdauer
                              									seitens der Regierung auf 15 Jahre abgekürzt werden kann, wenn die Erfindung in
                              									Mexiko nicht industriell zur Ausübung kommt und daß nunmehr die Anmeldungen einer
                              									Neuheitsprüfung unterliegen. Als nicht neu wird eine Erfindung angesehen 1. wenn ein
                              									mexikanisches Patent früheren Datums auf den gleichen Gegenstand besteht; 2. wenn
                              									die Erfindung im Ausland schon länger als 12 Monate vor dem Anmeldedatum bereits
                              									patentiert war; 3. wenn die Erfindung im In- oder Ausland genügend bekannt ist; 4.
                              									wenn die Erfindung im In- oder Ausland vor der Anmeldung bereits benutzt wurde. –
                              									Die Anmeldekosten umfassen die 1.–3. Jahrestaxe. Erst vom 4. Jahre ab ist eine
                              									Jahrestaxe zu zahlen.
                           Oesterreich. Zwischen Oesterreich und Frankreich ist ein
                              									Abkommen getroffen worden, nach dem sich die beiden Staaten verpflichten, die
                              									Bestimmungen des Pariser Unionsvertrages von 1883 in ihren Ländern in wirksamer
                              									Weise zur Anwendung zu bringen, insbesondere den unlauteren Wettbewerb gegenüber den
                              									dem Lande des anderen Vertragsteiles entstammenden Erzeugnissen und falsche
                              									Herkunfts- und Beschaffenheitsangaben zu unterdrücken.
                           Peru. Alle Patentanmeldungen müssen in Zukuunft in der
                              									Tageszeitung „La Prensa“ veröffentlicht werden. Die Kosten dafür in Höhe von
                              									ca. 55 RM. sind vom Anmelder zu tragen.
                           Polen. Polen ist dem Madrider Abkommen betr.
                              										„Unterdrückung falscher Herkunftsangaben auf Waren“ mit Wirkung vom 10.
                              									Dezember 1928 beigetreten.
                           Rußland. Die Anerkennung der aus der Zeit vor dem Kriege
                              									herrührenden Rechte aus Patenten oder Patentanmeldungen stößt in den Fällen, in
                              									denen der ursprüngliche Anmelder seine Rechte veräußert bzw. auf dritte übertragen hat, vielfach
                              									auf Schwierigkeiten. Die russische Regierung hat zugesagt diese Fälle in einem den
                              									deutschen Interessen dienenden Sinne nachzuprüfen. Bedingung ist jedoch, daß der
                              									betroffene Deutsche bis zum 21. 3. 29 einen diesbezüglichen Antrag gestellt hatte. –
                              									Eine Legalisierung der Unterschrift des deutschen Anmelders einer Patentanmeldung in
                              									Rußland ist nicht mehr erforderlich, es genügt die Beglaubigung durch das
                              									Amtsgericht, einen Notar oder den Präsidenten des Patentamts. – Der Oberste
                              									Volkswirtschaftsrat kann Erfindungen, die für die Volkswirtschaft oder sonstige
                              									Interessen der U.S.S.R. von besonderem Vorteil sind, beschlagnahmen. Der Erfinder
                              									wird in einem solchen Falle aus einem besonderen Fonds entschädigt und die Höhe der
                              									Entschädigungssumme dem die Erfindung benutzenen Unternehmen angerechnet.
                           Schweden. Die Höhe der Jahrestaxen für Patente sowie die
                              									Anmeldegebühren für Warenzeichen sind herabgesetzt worden.
                           Schweiz. Im Jahre 1927 wurden in der Schweiz 7774
                              									Erfindungen zum Patent angemeldet, von denen 5548 zur Patenterteilung führten. Von
                              									den erteilten Patenten entfielen auf die Anmeldungen aus der Schweiz 2258 = 41 %,
                              									auf Anmeldungen aus dem Ausland 3290 = 59 %. Deutschland war mit 1889 Patenten =
                              									24,3 % vertreten. – Im gleichen Jahre kamen 2802 Schutzmarken zur Anmeldung, von
                              									denen 2675 zur Eintragung führten, von den eingetragenen Marken entfielen 2201 auf
                              									die Schweiz, 474 auf das Ausland. Deutschland war mit 120 Marken-Registrierungen
                              									beteiligt.
                           Siam. Zwischen Deutschland und Siam ist ein Vertrag
                              									abgeschlossen, nach welchem beide Länder ihren Angehörigen gegenseitig den gleichen
                              									Schutz in allen Fragen des gewerblichen Rechtsschutzes einräumen.
                           Spanien. Die Zahlung der amtlichen Gebühren, die der
                              									Eintragung von Patenten und der Ausstellung der Eintragungsbescheinigungen
                              									vorangehen, können künftig noch innerhalb 3 Monaten nach Fälligkeit eingezahlt
                              									werden und zwar mit einem Zuschlag von 20 Pes. im 2. Monat und 30 Pes. im 3. Monat.
                              									– Spanische Patente, deren Urkunden vor dem 1. 3. 26 ausgestellt sind, unterliegen
                              									keiner Zwangsbestimmung über die Wiederholung des Ausübungsnachweises oder der
                              									Zwangslizenz. Für sämtliche nach dem 1. März 1929 erstmalig unter Zwangslizenz gestellten spanischen Patente ist eine
                              									jährliche Wiederholung erforderlich.
                           Südafrikanische Union. Die S.A.U. ist mit Wirkung vom 3.
                              									10. 28 der Berner Konvention beigetreten.
                           Tschechei. Im Jahre 1928 wurden 2112 Schutzmarken
                              									eingetragen, von denen 181 auf Deutschland entfielen. – Im gleichen Jahre gingen
                              									8461 Patentanmeldungen ein, während 3450 Patente erteilt wurden.
                           Ungarn ist mit Wirkung vom 16. Mai 1929 der im Haag
                              									revidierten Pariser Verbandsübereinkunft (Unionsvertrag) und dem Madrider Abkommen
                              									betr. die internationale Markenregistrierung beigetreten.
                           U. S. Amerika. In der Zeit vom 1. Juli 1927 bis 30. Juni
                              									1928 wurden 88 482 Patente angemeldet. Erteilt wurden in der gleichen Zeit 41 067
                              									Patente.
                           Von Patentanwalt Dr. Oskar Arendt,
                           Berlin W. 15.
                           Die Jahresversammlung des Verbandes Deutscher
                                 										Elektrotechniker, Aachen 1929. Der Verband Deutscher Elektrotechniker hält
                              									in diesem Jahre seine 34. Jahresversammlung im Rheinland, und zwar in Aachen am 7.
                              									bis 9. Juli ab. Es wird dadurch der Zusammenhang der gesamten deutschen
                              									Elektrotechnik mit der Industrie des immer noch besetzten Rheinlandes betont;
                              									zugleich wird der großen Bedeutung des Rheinlandes und Ruhrgebietes für die
                              									Elektrizitätswirtschaft durch deren Berücksichtigung in den Hauptproblemen, die auf
                              									der Tagung behandelt werden, Rechnung getragen. Die VDE-Tagung wird eingeleitet
                              									durch einen Vortrag von Herrn Ministerialdirektor i. R. Geh. Oberpostrat Dr. ing. E.
                              									h. Craemer über den Weltfernsprechverkehr und seine Entwicklung und Bedeutung für
                              									Wirtschaft und Kultur. Die Entwicklung der Technik auf dem Gebiete des
                              									Fernsprechwesens im letzten Jahrzehnt hat die Fernsprechverbindung zwischen den
                              									einzelnen Ländern Europas und selbst mit anderen Erdteilen in ungeahnter Weise
                              									weiter gebracht; der Vortrag wird daher allseitig mit dem größten Interesse
                              									aufgenommen werden. Im Zusammenhang mit diesem Vortrag wird zum ersten Male in
                              									großem Maßstabe die Tagung des VDE als Ferntagung ausgebildet werden; dadurch erhält
                              									sie eine besondere Bedeutung und in gewisser Hinsicht ein historisches Interesse. Es
                              									werden nämlich zu gleicher Zeit mit dem VDE auch die Elektrotechnischen
                              									Gesellschaften Ungarns, Hollands und Oesterreichs zusammentreten, und zwar in
                              									Budapest, dem Haag und Wien. Aachen wird mit diesen Hauptstädten durch
                              									Kabelleitungen verbunden, die in Berlin als Knotenpunkt zusammenlaufen, so daß die
                              									nötigen Umschaltungen usw. von Berlin aus vorgenommen werden. Die einzelnen
                              									Verbindungen haben eine Länge von durchschnittlich 900 km und sind je mit 12 bis 14
                              									Verstärkerämtern ausgerüstet. Außerdem zweigen von den Kabelleitungen nach Aachen
                              									noch die Verbindungen mit dem Rundfunksender Langenberg und von den Leitungen nach
                              									dem Haag die Verbindungen zum Rundfunksender Königswusterhausen ab, da die gesamte
                              									Ferntagung mit allen Ansprachen, Begrüßungen und Reden aus allen vier Ländern noch
                              									im Rundfunk wiedergegeben werden soll. In den Versammlungsräumen sind ausreichend
                              									Mikrophone und Lautsprecher aufgestellt, die alles wiedergeben, was in den einzelnen
                              									Städten gesprochen wird, so daß alle Versammlungsteilnehmer in den teilnehmenden
                              									Ländern gleichzeitig hören können. In gleicher Weise werden die Begrüßungsansprachen
                              									und Erwiderungen übertragen; auch eine Diskussion ist möglich. Nach der
                              									Eröffnungsansprache wird der Vorsitzende des Verbandes, Herr Generaldirektor Dr.
                              									ing. E. h. M. Krone (Dortmund), einen Bericht über die Entwicklung und Lage der
                              									Elektrotechnik im vergangenen Jahre erstatten, der für alle Elektrotechniker
                              									Wertvolles bietet. Nach den Begrüßungsansprachen der Vertreter der Reichs- und
                              									Staatsbehörden, der Wissenschaft und der befreundeten inländischen Verbände hält
                              									Herr Ministerialdirektor Dr. Craemer seinen Vortrag über den Weltfernsprechverkehr,
                              									dem dann die Ansprachen seitens der befreundeten ausländischen Verbände aus dem
                              									Haag, aus Wien und aus Budapest folgen.
                           
                           Eine derartige Ferntagung, noch dazu über die Reichsgrenzen hinweg, darf in
                              									technischer und wirtschaftlicher Hinsicht als von größter Bedeutung angesehen
                              									werden. Sie bietet die praktische Demonstration zu den Ausführungen des Herrn
                              									Ministerialdirektor Craemer in seinem oben genannten Hauptvortrag der Tagung des
                              									VDE.
                           Die weiteren Vorträge werden sich mit den Problemen des Zusammenschlusses großer
                              									Netze im Lichte der Elektrizitätswirtschaft (Generaldirektor Dr. ing. E. h. Frank),
                              									ferner mit dem Verhalten der Kraftwerke und Netze beim Zusammenschluß (Prof. Dr.
                              									ing. Dr. ing. E. h. Rüdenberg) und den Wirkungen des Zusammenschlusses auf den
                              									Betrieb (Obering. Dr. ing. Piloty) befassen. Außerdem wird Prof. Dr. ing. Rogowski
                              									(Aachen) über Kathodenoszillograph und Ueberspannungen (Experimentalvortrag)
                              									sprechen und damit nicht nur eines der wichtigsten modernen Meßgeräte, sondern auch
                              									eines der interessantesten Gebiete der heutigen Elektrotechnik behandeln. Die
                              									Nachmittage des 8. und 9. Juli sind wieder, wie bei früheren Jahresversammlungen,
                              									Fachberichten gewidmet, die durch besondere Fachvertreter in reicher Zahl gehalten
                              									werden und die sich stets besonderer Beachtung und Beliebtheit erfreuten. Die
                              									Fachberichte umfassen die Gruppen (8. Juli) Elektrische Kraftwerke (Einführender:
                              									Dir. Neustätter, Berlin), Elektrische Kraftübertragung (Einführender: Prof. Dr. ing.
                              									Marx, Braunschweig), Elektrische Industrieanlagen und Installationstechnik
                              									(Einführender: Direktor Tröger, Berlin), Maschinen und Transformatoren
                              									(Einführender: Prof. Finzi, Aachen, und Prof. Unger, Braunschweig), Elektrophysik
                              									(Einführender: Prof. Dr. Rogowski, Aachen), (9. Juli) Elektrische Kraftwerke
                              									(Einführender: Direktor Dr. Lipken, Dortmund), Elektrische Kraftübertragung
                              									(Einführender: Direktor Rachel, Dresden), Fernmeldetechnik (Einführender: Prof.
                              									Kruckow, Berlin). In diesen Fachberichten werden die Fragen behandelt, die zur Zeit
                              									die Elektrotechnik am meisten berühren. Besonders wertvoll ist dabei die lebhafte
                              									Diskussion, die sich an die Vorträge anzuschließen pflegt und den Elektrotechnikern
                              									aus allen Gauen Deutschlands Gelegenheit zur Aussprache auf ihren Fachgebieten gibt.
                              									Der diesjährigen Jahresversammlung des VDE wird daher von allen Seiten, besonders
                              									auch wegen der damit verbundenen Ferntagung, mit besonderem Interesse
                              									entgegengesehen, so daß zu hoffen ist, daß sie wiederum, wie in früheren Jahren,
                              									einen erfolgreichen Verlauf nimmt.
                           
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