| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Ka. | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 222 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           ATK. Mittel zur Prüfung von Stahl. (Nachdruck
                              									verboten.) Geübte Arbeiter vermögen mit Hilfe eines Schleifsteins die Sortierung von
                              									Stahl nach Kohlenstoffgehalt rasch und sicher zu bewirken, denn aus dem
                              									Schleiffunken vermag man mit Sicherheit zu schließen, welche wichtigen Bestandteile
                              									der Stahl enthält.
                           Der Funke entsteht dadurch, daß die Schmirgelkristalle vom Metall feine Späne ablösen
                              									und diese sich infolge der dabei geleisteten, in Wärme umgesetzten Arbeit erhitzen.
                              									Die Funken werden dabei mit großer Geschwindigkeit in tangentialer Richtung
                              									fortgeschleudert.
                           Betrachtet man den Funkenstrahl eines weichen Eisens, so erkennt man, daß dieser eine
                              									längere Richtlinie ist, die in einem langgestreckten Tropfen endigt. Der Tropfen,
                              									dessen Spitze nach der Flugrichtung gedreht ist, ist hell- bis weißglühend und
                              									scheint an seinem spitzen, dunkelroten Ende sich zu einem zweiten kleineren Tropfen
                              									zu erweitern. Am dicken, hell glühenden Ende dagegen zerlegt sich der Tropfen
                              									explosionsartig in ein Stachelbüschel. Dies ist für das Funkenbild des weichen,
                              									kohlenarmen Schmiedeeisens äußerst charakteristisch. Der Kohlenstoffgehalt drückt
                              									sich in der Anzahl der Stacheln, die aus einem Tropfen hervorschießen, aus, so daß
                              									beispielsweise Kohlenstoffstahl für Werkzeuge durch eine einfache Probe erkannt
                              									werden kann: man hat nur Probestücke von zwei Kohlenstoffstahlsorten gleichzeitig an
                              									eine Schleifscheibe zu pressen und die Funkenbilder vergleichend zu beobachten.
                           Anders gestaltet sich das Bild des Funkens bei Manganstahl. Das Strahlenbündel ist
                              									komplizierter; die Verzweigungen der Lichtlinien an den tropfenförmigen
                              									Knotenpunkten scheinen zwar dem gleichen Gesetze zu folgen, wie beim weichen Stahl
                              									oder Schmiedeeisen, allein an den Enden der Stacheln erscheinen wieder kleine
                              									explosionsartige Verästelungen, und es ist genau zu erkennen, obschon der Vorgang
                              									sich unter rascher kaleidoskopartiger Veränderung des Gesamtbildes abspielt, daß bei
                              									den sekundären Verästelungen die gleiche Ursache vorhanden sein muß wie bei den
                              									primären. Die Funkenbilder gruppieren sich traubenförmig um Zentralkerne, nämlich um
                              									die einzelnen Herde der primären Explosionen.
                           Spezialstahle anderer Art, wie Wolframstahl, Chromstahl, Nickelstahl u. dgl., zeigen
                              									in ihrem Funkenbild ähnliche charakteristische Formen, und zwar deutet gewöhnlich
                              									das letzte auslaufende Stachelende in seiner Gestalt auf das Vorhandensein
                              									irgendeiner Beimengung (Wolfram, Chrom, Nickel usw.) in der Stahllegierung hin.
                           Die Gesamterscheinungen am Funkenbild wurden in der Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure wie folgt erläutert:
                           1. Der Funke ist stets ein winziges Eisenteilchen von einigen Milligramm Gewicht.
                           2. Im Augenblick seiner Entstehung ist der Funke bereits rotglühend.
                           3. Während seines Fluges erglüht der Funke oft bis zur Weißglut und explodiert dann
                              									zum Funkenbild.
                           4. Der Funke ist im Augenblick der Explosion in flüssigem
                                 										Zustande.
                           Letztgenannte Tatsache erkennt man, wenn man die explodierenden Eisenteilchen auf
                              									Glasplatten springen läßt. Sie bleiben daselbst haften und zeigen in ihrer
                              									Erstarrungsform deutlich, daß sie kurz vorher flüssig gewesen sind.
                           Je größer nun die mechanische Arbeit ist, die beim Lostrennen des Spanes von der
                              									Oberfläche verrichtet wird, umso höher ist naturgemäß die Anfangstemperatur des
                              									Funkens. Das heißt also, daß härteres Material heißere Funken ergibt. Daß die
                              									Anfangstemperatur im Fluge des Spanes sich noch erheblich erhöht, deutet darauf hin,
                              									daß eine Verbrennung im Span stattfinden muß, denn bei der kleinen Oberfläche und
                              									bei dem nur kurze Zeit andauernden Flug kann an eine Erwärmung durch Luftreibung
                              									kaum gedacht werden. Im Gegenteil, der Funke erfährt in der bedeutend kälteren Luft
                              									der Umgebung eine erhebliche Abkühlung. Den Brennstoff zur Verbrennung, die die
                              									Temperaturerhöhung hervorbringt, liefert zu einem geringen Maße das Eisen, zum größten
                              									Teil der Kohlenstoff des Stahlspanes.
                           Ebenso wie das Funkenbild über die Härte (Kohlenstoffgehalt) des Eisens Aufschluß zu
                              									geben vermag, zeigt es auch, ob das Eisen an Silizium reich oder arm ist. Silizium
                              									entwickelt nämlich beim Oxydieren (Verbrennen) im Funken große Wärme und gibt sich
                              									durch helle, weißglühende Tropfen kund.
                           Der Schleiffunke als Prüfmittel des Eisens hat sich in der Werkstattpraxis schon
                              									vielfach bewährt. In der Härtestube dient er zur Feststellung, ob das Werkzeug
                              									tatsächlich aus der Stahlmarke hergestellt ist, die in Buchstaben aufgeprägt wurde.
                              									Den Draht von Spiralfedern untersucht man mittels seiner Funken daraufhin, ob nicht
                              									irrtümlich weicher Draht zur Fabrikation genommen wurde. Bremsklötze prüft man,
                              									indem man Schleiffunken ablöst und diese mit den Schleiffunken eines Normalklotzes,
                              									dessen Härte erprobt ist, vergleicht.
                           Ing.
                           Vom Schweißen im Rohrleitungs- und Stahlbau. Oberbaurat
                              										Füchsel, Berlin: b. d. Herbsttagung der Deutschen
                              									Gesellschaft für Bauingenieurweser. Die Schweißtechnik hat sich sowohl beim
                              									Rohrleitungsbau wie beim Stahlbau als technischer und wirtschaftlicher Fortschritt
                              									erwiesen. Besonders beim Rohrleitungsbau hat sie eine hohe Stufe erreicht, denn bei
                              									der Fortleitung von Gas von den Erzeugungsstellen des Kokses zu den industriellen
                              									Feuerstätten ist die 100prozentige Dichtheit die Voraussetzung für den Erfolg. Heute
                              									liegt der Schwerpunkt schweißtechnischer Arbeiten nicht mehr auf dem Gebiete der
                              									Instandsetzung, sondern auf dem Gebiet industrieller Neufertigung. Fördernd hat hier
                              									besonders gewirkt, daß die Schweißtechnik frei war von der Einengung durch
                              									behördliche Vorschriften und daß Betriebe, wie Marine und Reichsbahn, die nach
                              									eigenen Sicherheitsvorschriften arbeiten können, sich ihrer besonders angenommen
                              									haben. So hebt erst kürzlich eine englische Zeitschrift die Herstellung geschweißter
                              									Torpedoboote durch die deutsche Marine besonders anerkennend hervor. Die Reichsbahn
                              									verwendet das Schweißverfahren für Feuerbuxen zur Herstellung von Schienenlängen in
                              									Tunneln. Der Vortragende will nicht auf die Arbeitsverfahren selbst eingehen,
                              									sondern hauptsächlich die Gesichtspunkte hervorheben, die für den Ingenieur in Frage
                              									kommen. Hier wird man sich bei den Konstruktionen von den gewohnten Querschnitten
                              									frei machen müssen. Die Frage der Zulässigkeit des Schweißverfahrens ist infolge der
                              									Duisburger Unfälle neuerdings aufgeworfen worden. Fehlschweißungen, die mit dem
                              									Mangel an sachkundigem Personal und der strengen Kälte zu Anfang des Jahres in
                              									Beziehung standen, gaben Anlaß zu einer großen Beunruhigung im Ruhrgebiet und zu
                              									Mißtrauen gegen die Sicherheit geschweißter Rohrverbindungen. Dann wurde der V.D.I.
                              									von industrieller Seite in Anspruch genommen, weil die baupolizeiliche Genehmigung
                              									zur Errichtung einer geschweißten Werkhalle verweigert wurde. Eine zweite besonders
                              									erfreuliche Inanspruchnahme des V.D.I. rührt von einer deutschen Baupolizeibehörde
                              									selbst her. Dies führte zur Aufstellung von Richtlinien für die Verlegung und
                              									Prüfung von Rohrleitungen, auf die der Vortragende noch zu sprechen kommt. Die
                              									Hauptfrage ist die, wie ist die Muffe auszugestalten. Man kann hier die Sicherheit
                              									in der Quernaht gleich 50 Prozent der des Werkstoffes setzen. Die Rohrindustrie
                              									mußte eine besondere Endmuffe ausbilden. Ein Nachteil ist hier, daß das Umbörteln
                              									auf freier Strecke erfolgen muß. Zur Aufnahme der Dehnung, die besonders bei
                              									Leitungen im Freien, unter Brücken usw. infolge der großen Temperaturunterschiede
                              									besonders zu beachten ist, verbindet man die Muffen mit der sogenannten Sieke. Alle
                              									Schweißarbeiten sind möglichst oberhalb des Grabens durchzuführen. Die Kunst des
                              									Schweißers liegt darin, die Schweiße so herzustellen, daß sie spannungsfrei ist. An
                              									Hand zahlreicher Lichtbilder zeigt dann der Vortragende Arbeitsweise und die
                              									Elemente der Schweißverbindungen. Bei Absperrschiebern und Wassertöpfen ist die
                              									Anordnung von Sieken unerläßlich. An Schweißstellen werden die sogenannten
                              									Riechrohre angebracht, die eine Konzession an Ueberängstliche darstellen, wurde doch
                              									im Zusammenhang mit den Duisburger Unfällen ein Verbot für Schweißung von Rohren
                              									gefordert. Tatsächlich war durch das Fehlen von Vorschriften eine Lücke vorhanden,
                              									und so fanden sich Ende März in Essen die beteiligten Kreise zusammen, um sich sehr
                              									scharfe Bindungen aufzulegen. Diese betreffen zunächst die Zulassung von Schweißern
                              									und von aufsichtsführenden Ingenieuren, denn es zeigte sich ein empfindsamer Mangel
                              									an akademisch ausgebildeten Ingenieuren. Die Schweißerprüfung kann bei der
                              									ausführenden Firma abgelegt werden oder auch vor Ingenieuren des autogenen
                              									Metallbearbeitungsverbandes. Weitere Vorschriften betreffen die Prüfung der
                              									Schweißungen an der Rohrleitung, die zulässige Beanspruchung. Der Ausschuß konnte
                              									zunächst nur das Notwendigste erledigen, jetzt befaßt sich der erweiterte Ausschuß
                              									mit der Ausarbeitung von Vorschriften, so daß etwa in einem halben Jahr diese
                              									endgültig vorliegen dürften.
                           Der Vortragende geht dann auf das Schweißen im Stahlbau über. Hier kann man mit einer
                              									Festigkeit auf Zug von 80 Prozent des geschweißten Materials rechnen. Bei Kehlnähten
                              									muß eine Einbrennzone von 1 bis 2 mm entstehen, wenn diese nicht vorhanden ist, kann
                              									man nur von Kleistern sprechen. Hier kann man nur mit einer 3/1 -
                              									Beanspruchung rechnen. Als Faustregel soll man ansehen, daß die Naht nicht länger
                              									sein soll als das Dreihundertfache des Schweißdrahtdurchmessers. Hier wird man immer
                              									mehr zur Verwendung von Rohren statt der Profile übergehen. Der Vortragende führt im
                              									Lichtbild die Herstellung von Knotenpunkten an Stahlrohren vor, wie sie besonders im
                              									Flugzeugbau üblich sind, und erwähnt zum Schluß, daß am Tage vor dem Vortrag die
                              									Richtlinien für den Hochbau von sämtlichen Beteiligten angenommen worden seien, Der
                              									V.D.I. hat auch in dankenswerter Weise die Herausgabe des Atlas von
                              									Musterkonstruktionen in die Hand genommen, der in gleicher Weise wie das Handbuch
                              									der Werkstoffe fortlaufend ergänzt werden soll. Wichtig ist, daß Schweißdrähte
                              									entwickelt werden, die besonders zähe Schweißverbindungen geben.
                           (Plohn.)
                           
                           Direkter Guß aus dem Hochofen. Schon viele Hochöfner
                              									und Gießer haben des öfteren versucht, Eisengußstücke durch unmittelbares Gießen aus
                              									dem Hochofen herzustellen in der Absicht, das verteuernde Umschmelzen von Roheisen
                              									im Kupolofen zu umgehen. In den Vereinigten Staaten gießen verschiedene Werke ihren
                              									Kokillenguß aus Hämatiteisen direkt aus dem Hochofen, während es in Deutschland
                              									Röhrengießereien sind, die nach diesem Verfahren arbeiten; die Gießereien Fords in
                              									Amerika nehmen eine Mischung aus Hochofenund aus Kupolofeneisen für die Erzeugung
                              									von Automobilzylindern. Wenn man bisher nur in einigen Fällen auf den Hochofenguß
                              									zurückgegriffen hat, so liegt dies vor allem in Organisationsschwierigkeiten, als
                              									deren Folge die Erhaltung eines guten und zweckmäßigen Gusses aus dem Hochofen
                              									unsicher ist. Manche der gegen den direkten Guß vorgebrachten Einwände beruhen auf
                              									Vorurteilen und dürften keinen genügenden Grund bieten, den unmittelbaren Guß aus
                              									dem Hochofen ohne weiteres von der Hand zu weisen.
                           Einer dieser Einwände z.B. will geltend machen, das Umschmelzen von Roheisen
                              									verbessere dessen Charakter und Güte, welche Ansicht aber irrig ist. Denn der
                              									Einfluß des Umschmelzens war schon bekannt, bevor man sich über die einzelnen
                              									Elemente der chemischen Zusammensetzung und die Abkühlungsbedingungen im klaren war.
                              									Es ist heute Allgemeingut aller wissenschaftlich denkenden Gießer und Metallurgen,
                              									daß die Eigenschaften der Eisensorten alle gleich sind, wenn sie die gleiche
                              									chemische Zusammensetzung aufweisen und wenn die sonstigen Bedingungen unverändert
                              									sind, mag der Guß direkt aus dem Hochofen oder erst auf dem Umwege über den
                              									Kupolofen gegossen worden sein. Dann erscheint es notwendig, auf den Einfluß der
                              									Gießtemperatur hinzuweisen. Das im Hochofen geschmolzene Eisen ist in der Regel
                              									heißer als das Kupolofeneisen. Bei Anwendung des direkten Gusses muß daher die
                              									Gießtemperatur mit dem zu gießenden Stück in Einklang gebracht werden. Falls in
                              									dieser Beziehung keine Vorsichtsmaßregeln getroffen werden, muß man immerhin mit
                              									verschieden ausfallenden und ungünstigen Ergebnissen rechnen; höchstens von diesem
                              									Gesichtspunkte aus kommt dem direkten Guß ein geringwertigerer Charakter zu
                              									gegenüber dem Kupolofenguß. Es dürfte aber keineswegs schwer sein, diesen Nachteil
                              									der zu hohen Temperatur zu beheben.
                           Das im Kupolofen umgeschmolzene Eisen ist stets von einer Zunahme des
                              									Schwefel-Gehaltes begleitet. Wenn auch die Gefahr des Schwefelgehaltes manchmal
                              									übertrieben werden mag, so muß doch zugegeben werden, daß der Schwefel störend und
                              									nachteilig wirkt. Dies wird schon dadurch bewiesen, daß es eine Reihe von
                              									Entschwefelungsverfahren gibt. In dieser Beziehung ist es daher von Interesse, daß
                              									die Verwendung des Hochofens für Eisenguß ein Mittel bedeutet für die Erhaltung von
                              									Stücken mit einem verhältnismäßig sehr niedrigen Schwefel-Gehalt.
                           Andere Einwände gegen den Hochofenguß sind die Schwierigkeiten in der Gleichmäßigkeit
                              									der chemischen Zusammensetzung und in der Aufrechterhaltung einer genügenden Menge
                              									flüssigen Eisens für die Gießereibedürfnisse. Verschiedene Faktoren tragen
                              									allerdings dazu bei, die Schwierigkeit in der Sicherung einer gleichmäßigen
                              									Eisen-Zusammensetzung zu erhöhen: Ungleichmäßigkeit in der Zusamensetzung von Erz,
                              									Kalksteinen und Brennstoff im Möller, ferner ein unregelmäßiger Gang des Hochofens.
                              									Diesen Schwierigkeiten kann man entgegentreten durch Einschaltung eines Mischers
                              									zwischen Hochofen und Gießerei. Andererseits darf man aber nicht übersehen, daß auch
                              									der Kupolofeneisenguß nicht immer gleichmäßig ist, sondern auch manchmal recht
                              									ansehnliche Unterschiede in der Zusammensetzung bei ihm zu verzeichnen sind, die
                              									sogar oft erheblicher sein können als beim Hochofenguß. Demnach bestehen ziemlich
                              									weite zulässige Grenzen in der Zusammensetzung des Eisens, so daß die Ansicht, der
                              									Hochofen sei für die Erzeugung eines gleichmäßigen Eisens zu unsicher, keinen
                              									ernsthaften Einwand darstellen dürfte.
                           Mit Hilfe eines Mischers ist es nicht allein möglich, den Guß hinsichtlich seiner
                              									Analyse gleichmäßiger zu gestalten, sondern auch die notwendige Menge an flüssigem
                              									Eisen zur Verfügung der Gießerei zu halten. Unter diesen Umständen kann aus einem
                              									derartigen Behälter geschmolzenes Eisen abgelassen werden, wenn es gerade benötigt
                              									wird. Die Frage, ob der Behälter lediglich eine einfache Pfanne sein oder mit der
                              									Hitze aus einer besonderen Quelle versehen werden soll, hängt in weitem Maße von den
                              									betreffenden Bedingungen, unter denen gearbeitet wird, und von dem Charakter des
                              									Gußstückes ab. In den Kokillengießereien der Vereinigten Staaten verwendet man
                              									Pfannen von 80-100 t Fassungsvermögen, die vollständig verschlossen werden und keine
                              									besondere Beheizung erhalten. Für die Erzeugung dünnwandiger Stücke erscheint es
                              									zweckmäßig, sich eines kleineren Mischers zu bedienen, wie dies z.B. der Fall in
                              									einer deutschen Röhrengießerei ist, die mit einem ölbefeuerten 25 t-Mischer
                              									arbeitet. Oelfeuerungen werden überhaupt für diese kleinen Mischer vorgezogen im
                              									Gegensatz zu der Gasfeuerung bei den großen Mischern für Stahlwerke.
                           Unter den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen ist es eine Notwendigkeit, daß man sich
                              									aller möglichen Mittel für die Verminderung der Selbstkosten bedient. Eine größere
                              									Anwendung des direkten Hochofen- Gußes für die Erzeugung von Formguß zeigt eine
                              									Richtung für die Entwicklung vieler Möglichkeiten an, zumal Einwände ernster Natur
                              									gegen dieses Verfahren nicht vorgebracht zu werden scheinen.
                           (The Foundry Tr. J., Bd. 36, S. 343/44.)
                           
                              Dr. Ka.
                              
                           Die größte europäische Gießerei mit Fließarbeit. Seitdem
                              									die Erfolge amerikanischer Werke mit der Bandarbeit bekannt geworden sind, sind in
                              									Europa verschiedene Gießereien dazu übergegangen, diese Arbeitsweise auch in ihren
                              									Betrieben einzuführen, wobei es allerdings galt, die in Amerika gemachten
                              									Erfahrungen nicht restlos zu übernehmen, sondern diese auf die europäischen
                              									Verhältnisse zu übertragen. In welchem Maße dies gelungen zu sein scheint, zeigt der
                              									Gießereibetrieb der bekannten französischen Automobilfabrik Citroen, die man heute
                              									wohl als die größte nach dem Förderbandgrundsatz arbeitende Gießerei in Europa
                              									ansehen kann. Dieses Werk verfügt über Eisen-, Temper-, Stahl-, Bronze- und
                              									Aluminiumgießereien, die den Gußbedarf des Werkes für eine Tagesleistung von 500
                              									Automobilen zu befriedigen haben. Die Gebäude der Gießereien bestehen aus Eisenbeton
                              									und nehmen eine Fläche von 360 × 145 m ein. Die Reihenfolge der einzelnen
                              									Abteilungen sind in der Längsrichtung: die Modellschreinerei, Kernmacherei,
                              									Eisengießerei, Stahlgießerei, Tempergießerei, Aluminiumgießerei und Bronzegießerei.
                              									Auf der anderen Längsseite befindet sich die Zufuhr für die Roh- und Hilfsstoffe, zu
                              									deren Bedienung zwei Krane von 10 t zur Verfügung stehen. Die Oefen sind zwischen
                              									Rohstofflager und Arbeitsstätte angeordnet. Die Modellwerkstätte beschäftigt 180
                              									Leute und die Arbeit wird nach Stücken vorgenommen, indem die betreffenden
                              									Arbeitszeiten durch besondere Zeitstudien ermittelt worden sind. Im Modellager
                              									befinden sich 100000 Holzmodelle und 3000 Modellplatten. Von den 100 Kernmachern
                              									sind 70 Frauen. Die Kernerzeugung erreicht bis zu 800 Stück in der Stunde für
                              									Riemenscheibenmitten, 900 für Benzinfilter usw. An fertigem Guß werden täglich 80 t
                              									gewonnen. Das Formen der Automobilteile geschieht mit Hilfe zwei langer
                              									Förderketten, von denen jede durch eine große Beardsly – Piper – Formmaschine und
                              									drei Gruppen von Rüttelformmaschinen gespeist wird. Für die Sandzuführung sind
                              									Hängebahnen vorgesehen, ebenso für die Zuleitung des flüssigen Eisens zu den Formen
                              									und zu einem trommelartigen Mischer, der für die Aufnahme von flüssigem Eisen
                              									bestimmt ist und das ständige Gießen eines Eisens von gleichmäßiger Beschaffenheit
                              									gestattet. Das Gießen der übrigen Teile erfolgt ebenfalls auf dem Bande, und zwar
                              									sind 6 kleinere Förderbänder mit je 2 Formmaschinen vorhanden. In der Abteilung für
                              									Automobilteile stehen 4 Kupolöfen von 5 bis 6 t Fassungsvermögen, in der Abteilung
                              									für allgemeinen Guß 2 Kupolöfen zur Verfügung.
                           Die Stahlgießerei besitzt 2 Bessemerbirnen und 1 Flammofen; das Formen erfolgt hier
                              									mit 2 großen Formmaschinen der Badischen Maschinenfabrik oder mit der Hand. Die
                              									Formtrockenöfen werden mit Kohlenstaub geheizt, die Glühöfen mit einem Gemisch von
                              									Gaskoks und Kohlenstaub. Die Gußstücke aus der Eisengießerei werden durch ein
                              									Förderband in die Putzerei, die 123 Leute beschäftigt, gebracht. Die Putzerei ist
                              									selbstverständlich auch mit den neuesten Putzmaschinen ausgerüstet, wie mit
                              									Druckluftmeißeln, Schleifmaschinen, Sandstrahl-Drehtischen und -Trommeln, Putzhaus
                              									und Saugabzug für den ganzen Betrieb. In der
                              									Eisengießerei befinden sich Krane von 15, 5 und 2 t. Die Tempergießerei mit 200 Mann
                              									Belegschaft kann 25 t Guß am Tag erzeugen; sie besitzt 4 Kupolöfen und kippbare mit
                              									Kohlenstaub geheizte Flammöfen. Auch hier sind 2 Konverter für die etwaige
                              									Stahlerzeugung vorhanden. Das Arbeiten erfolgt an 7 Förderketten zu je 6 Mann
                              									Bedienung, die in der Stunde 72 Formen herstellen. Das Glühen, das 6 Tage dauert,
                              									wird in 7 Kohlenstaub- Oefen von 18 t vorgenommen. Die Einstellung der Temperatur
                              									richtet sich danach, ob amerikanischer oder europäischer Temperguß hergestellt
                              									wird und geschieht selbsttätig mit Leeds-Northrup-Reglern. Auch die Bronzegießerei
                              									arbeitet mit dem Fließband und erzeugt in 250 Formen 14 t täglich; die Schmelzöfen
                              									werden hier mit Oel geheizt. Die Aluminiumgießerei arbeitet zum großen Teil mit
                              									Kokillen und gewinnt 35 t Guß am Tage. Die Gießereien stehen ständig mit der
                              									Untersuchungsanstalt in Verbindung, die aus einem Laboratorium, einer Abteilung für
                              									physikalische Versuche und Metallographie und aus einer kleinen Werkstätte
                              									besteht.
                           
                              Dr. Ka.
                              
                           Die Herstellung von Lokomotivzylindern und Kolbenringen bei der
                                 										Eisenbahngesellschaft Paris-Orleans. Der Mangel an Gleichmäßigkeit in dem
                              									aus dem Kupolofen gewonnenen Halbstahl gestattet nicht immer einen direkten Guß für
                              									Lokomotivzylinder und Kolbenringe, welchem Fehler man aber durch ein vorläufiges
                              									Gießen zu Masseln und deren Umschmelzen im Kupolofen oder elektrischen Ofen steuern
                              									kann. Wenn auch das wiederholte Umschmelzen die Kosten des Verfahrens erhöht, so
                              									wird doch der Preis für das so erhaltene Metall angesichts seiner hohen
                              									Widerstandsfähigkeit bei Verwendung eines erheblichen Stahlschrottanteiles tragbar.
                              									Abgesehen von Manganstahl kann jede Art von Stahlschrott für diesen Zweck gewählt
                              									werden. Der Hauptgrund für die Einführung von Stahl in die Gattierung ist die
                              									Erniedrigung des Kohlenstoffgehaltes und seine Anpassung an den Siliziumgehalt,
                              									damit sich ein möglichst perlitisches Gefüge ergibt. Bei der Eisenbahngesellschaft
                              									Paris-Orleans sind folgende Zusammensetzungen angenommen für Zylinder: 3 %
                              									Gesamtkohlenstoff, 1,5 % Silizium, 0,65 % Mangan, 0,2 % Phosphor und höchstens 0,1 %
                              									Schwefel; für Kolbenringe: 3,3 % Gesamtkohlenstoff, 1,7 % Silizium, 0,65 % Mangan,
                              									0,2 % Phosphor, höchstens 0,1 % Schwefel. Die Brinellhärte beträgt 230 bzw. 200 bis
                              									210. Die Höhe des Ofenschachtes sollte für ein zweckmäßiges Niederschmelzen der
                              									Stahlchargen das Sechsfache des Schachtdurchmessers, der Gesamtquerschnitt der Düsen
                              									ein Viertel des Kupolofenquerschnittes ausmachen. Die Reihenfolge der Begichtungen
                              									ist: Stahl, Masseln, Gußbruch. Der leicht forcierte Ofen verbraucht 12 bis 14 % Koks
                              									von bester Beschaffenheit bei einem Winddruck von 35 bis 40 cm. Die Kupolöfen der
                              									genannten Eisenbahngesellschaft sind zur Vermeidung der Rückkohlung mit einem
                              									Vorherd von 2,5 t Inhalt ausgerüstet, mit dem sich kleine und mittlere Zylinder aus
                              									einem Abstich, große Zylinder aus zwei Abstichen bis 5,5 t Gewicht gießen lassen.
                              									Der Anteil des Stahlzusatzes richtet sich nach der Art des Grundmetalles in der
                              									Gattierung und nach der Wandstärke der Stücke; seine Höhe wird demnach durch die
                              									chemische Analyse des Grundmetalles und des Gußstückes bestimmt. Die Zylinder und
                              									Kolbenringe werden auf ihre Zerreißfestigkeit und Kerbzähigkeit, die Zylinder
                              									außerdem auf ihre Porosität untersucht. Umfangreiche Versuche haben folgende Formeln
                              									für die Beziehung zwischen Scherfestigkeit einerseits und Zerreißfestigkeit und
                              									Härte andererseits ergeben: Zerreißfestigkeit = Scherfestigkeit × 0,916 – 1,2 und
                              									Scherfestigkeit = Brinellhärte × 0,23 – 25. Die Gießgeschwindigkeit der stehend gegossenen
                              									Zylinder richtet sich nach dem Gewicht des Zylinders, nach dem Verhältnis seines
                              									horizontalen Querschnittes zu seinem Gewicht im Interesse der Gasentweichung und
                              									nach der Anzahl der Kerne, d.h. nach der Schwierigkeit des Eindringens des flüssigen
                              									Metalles in die Form. Folgende Gießgeschwindigkeiten sind empfehlenswert:
                           
                              
                                 
                                 Gießzeit in sec
                                 
                              
                                 20 kg/sec für einen Zylinder von 1 t
                                   50
                                 
                              
                                 30 kg/sec für einen Zylinder von 2 t
                                   70
                                 
                              
                                 36 kg/sec für einen Zylinder von 3 t
                                   80
                                 
                              
                                 45 kg/sec für einen Zylinder von 4 t
                                   90
                                 
                              
                                 50 kg/sec für einen Zylinder von 5 t
                                 100
                                 
                              
                           (Revue de Fonderie Moderne, Bad. 21, S. 251-5G und
                              									280-85.)
                           
                              Dr. Ka.
                              
                           Die Rauchentstaubung bei Kohlenstaubfeuerungsanlagen. Die
                              									Aschen bei den Kohlenstaubfeuerungen bestehen aus großen, mittelgroßen, feinen und
                              									winzigfeinen Staubkörnern, von denen sich die größeren infolge der Verlangsamung und
                              									des Richtungswechsels des Gasstromes schon während des Gasdurchganges durch die
                              									Kanäle ablagern können. Ein erheblicher Teil der Aschen, oft mehr als die Hälfte des
                              									ganzen Aschengewichtes, zieht durch die Esse ab und fällt in der näheren oder
                              									weiteren Umgebung auf die Erde, wenn der Rauch sich in der Atmosphäre auflöst.
                              									Dieser Staubniederschlag ist nicht allein für das Werk, sondern auch für die
                              									benachbarten Wohnungen eine Plage, so daß es notwendig erscheint, den Staub vor
                              									seinem Entweichen aus der Esse zu erfassen. Diese Frage der Entstaubung von Gasen
                              									war insofern kein industrielles Neuland, als man bereits auf dem Gebiete der
                              									Reinigung von Hochofengasen Erfahrungen gewonnen hatte. Doch soweit wie in diesem
                              									Falle braucht bei der Entstaubung der Rauchgase aus den Kohlenstaubfeuerungen die
                              									Reinigung nicht getrieben zu werden, abgesehen davon, daß sie für diesen Zweck zu
                              									kostspielig wäre und schon aus diesem Grunde nicht übertragen werden könnte.
                              									Vielmehr handelt es sich hier um die Zurückhaltung der größeren Staubteile; die ganz
                              									feinen Teilchen verbleiben weit länger nach ihrem Entweichen aus der Esse im
                              									Schwebezustand in der Luft und verteilen sich beim Niederfallen auf größere Flächen,
                              									so daß sie nicht so schädlich wirken wie die größeren Teile. Für die Entstaubung des
                              									Rauches kann man sich einfacher Abklärvorrichtungen und der eigentlichen
                              									Entstaubungsanlagen bedienen.
                           Das Abklärverfahren beruht auf dem Grundsatz, daß ein festes Korn im Schwebezustand
                              									in einer gasigen Masse unter dem Einfluß der eigenen Schwere zu fallen neigt. In
                              									einem vertikal steigenden Gasstrom wird das Staubkorn leichter von dem Strom
                              									mitgezogen als in einem horizontalen, bei welchem Gasstrom sich zunächst die
                              									schwereren, dann die weniger schweren und schließlich die feinen Staubteilchen auf
                              									den Boden des Rauchkanals ablagern werden. Ansammlungsstellen für den, Staub kann
                              									man durch wiederholten Richtungswechsel vorsehen, wobei diese
                              									Geschwindigkeitsveränderungen von dem Querschnitt der Kanäle und von der Abkühlung
                              									der Gase abhängen. Dieser letzte Punkt ist aus dem Grunde wichtig, weil er
                              									einer beträchtlichen Volumenverminderung entspricht. Mit Hilfe dieser einfachen
                              									Abklärvorrichtungen ist man in der Lage, je nach der Art des Kohlenstaubes 40 bis 60
                              									% der gesamten Asche zurückzuhalten. Für den Fall, daß man einen größeren
                              									Aschenanteil erfassen will, muß man auf wirksamere Verfahren zurückgreifen.
                           Man hat versucht, in den Leitungen senkrecht stehende Stäbe einzubauen, auf die die
                              									Staubteile beim Vorüberziehen des Rauches hiedergeschlagen werden sollen. Stäbe in
                              									U- oder Winkelform sind zu vermeiden, weil diese Form Veranlassung zur Entstehung
                              									von Wirbeln gibt, die ihrerseits die abgelagerten Staubteile wieder mitnehmen.
                              									Besser sind runde Stäbe. Dieses Verfahren ist aber nur als ein Notbehelf zu
                              									betrachten. Erfolgreicher sind die eigentlichen Entstaubungsanlagen, bei denen die
                              									Staubteile nach der Peripherie zu der Anlage geschleudert werden.
                           Bei der Entstaubung nach Davidson kommt der Rauch in einen unter der Esse
                              									befindlichen Zyklon, wird hier gewirbelt. Während die entstaubten Gase durch die
                              									Esse nach oben abziehen, wird der Staub in dem Zyklon auf die Wand geschleudert und
                              									durch eine Kratzerscheibe gezwungen, in einen zweiten kleineren Zyklon zu gelangen,
                              									wo der Vorgang sich bei einem kleineren Gasvolumen wiederholt. Der so getrennte
                              									Staub fällt in einen Sammler und der Rauch zieht durch eine kurze Verbindungsleitung
                              									in die Hauptesse ab.
                           Der Entstauber nach Prat Daniel beruht auf dem ähnlichen Grundsatz, nur ist hier die
                              									Achse des Zyklons nicht gleichverlaufend wie die der Esse, sondern horizontal. Der
                              									Rauch wird hier durch einen Ventilator erfaßt und von oben nach unten gewirbelt; der
                              									Staub wird auf die unterste Stelle geworfen, unterhalb welcher sich ein zweiter
                              									kleinerer Zyklon befindet, der die endgültige Trennung des Staubes bewirkt.
                           Dann gibt es noch ein Turbofilter, das in der Esse eingebaut wird. Hier wird zunächst
                              									die vertikale Bewegung des Gasstromes durch einen festen schaufeiförmigen Verteiler
                              									in eine kreisende verwandelt, wodurch die festen Teile auf die Peripherie
                              									geschleudert werden und nach unten fallen. Oberhalb des unteren Verteilers befindet
                              									sich ein zweiter, der die kreisende Bewegung wieder in eine vertikale überführt.
                           Der Kraftbedarf sollte bei den verschiedenen Entstaubungsanlagen 10 PS für eine
                              									Stundenleistung von 50000 m3 nicht übersteigen.
                              									(La Technique Moderne, Bd. 19, S. 781-83.)
                           
                              Dr. K.
                              
                           Dampfbetrieb oder Dieselmotor? Von allen Kraftanlagen
                              									benötigt der Dampfbetrieb den größten räumlichen Platz. In bezug auf die
                              									Anlagekosten ist er billiger als der Dieselmotor von gleicher Leistung. Ferner kann
                              									sich die Amortisation beim Dampfbetrieb auf eine längere Zeit erstrecken. Was
                              									dagegen den Brennstoffverbrauch anbetrifft, so arbeitet er weniger wirtschaftlich
                              									als der Dieselmotor, einige Sonderfälle ausgenommen. Man hat oft die Wahrnehmung
                              									gemacht, daß die Brennstoffersparnis um so weniger günstig ist, je schwächer die
                              									Anlage und je gemäßigter der Arbeitsdruck ist. In dem Falle einer üblichen Leistung
                              									von 200 kWh würde man demnach benachteiligt sein. Es wäre dabei zwar möglich, auf
                              									hohe Drucke und hohe Temperaturen zurückzugreifen, doch sind die Anlagekosten für
                              									diese Betriebsweise sehr hoch, abgesehen davon, daß derartige Anlagen eine besonders
                              									zuverlässige Wartung erfordern. Infolge der starken thermischen Abnutzung des
                              									Kessels und der Turbinenschaufel muß auch der zu amortisierende Betrag hoch
                              									ausfallen. Selbst in den günstigsten Fällen bleibt der Wärmeverbrauch je kWh immer
                              									über dem des Dieselmotors. Für gewisse Sonderfälle muß zugegeben werden, daß dieser
                              									hohe Verbrauch trotzdem zu einer geringeren Ausgabe führen kann, nämlich dann, wenn
                              									die Möglichkeit besteht, daß der Dampfkessel billigen Brennstoffen angepaßt werden
                              									kann. Welches aber auch immer die Art der Dampfanlage sein mag, so sind für die
                              									Wartung und Unterhaltung der Anlage mindestens drei Mann in Anrechnung zu bringen
                              									zuzüglich der Heranschaffung und Lagerung des Brennstoffs.. Der schwerwiegendste
                              									Nachteil der Dampfkraft ist ihr Mangel an Anpassungsfähigkeit gegenüber einem
                              									einzuschränkenden Betrieb. Während der Mittagspause muß das Feuer in den Kesseln
                              									aufrechterhalten bleiben, ferner muß es in aller Frühe angezündet werden, damit die
                              									Kessel bei Arbeitsbeginn betriebsfähig sind; sein Auslöschen am Schluß des
                              									Arbeitstages erfordert ebenfalls eine verlängerte Arbeit. Man wird sogar mitunter
                              									der Frage näher treten müssen, ob es sich nicht empfiehlt, die Feuerungen auch
                              									während der Nacht wach zu halten. Jedenfalls dürfte der Dampfbetrieb stets mit einer
                              									Reihe unproduktiver Ausgaben verbunden sein.
                           Bei einem Vergleich mit der Dampfturbine sind dem Dieselmotor Vorteile zuzusprechen.
                              									Es wurde bereits oben gesagt, daß bei ihm die Anlagekosten und die Amortisation
                              									höher sind. Während man bei der Turbine mit einer Betriebszeit von 20 Jahren rechnen
                              									kann, läßt sich der Dieselmotor kaum mehr als 10 Jahre benutzen. Dagegen arbeitet er
                              									wirtschaftlicher; auch nimmt er einen geringeren Platz ein, so daß die Ausgaben für
                              									Gebäude und Fundamente bei ihm niedriger sind. Die Ermüdung der Metalle beim
                              									Dieselmotor ist aber ausgeprägter als bei der Dampfanlage, bei welcher
                              									letzteren die Ermüdung vorwiegend thermischer Natur ist, während der Dieselmotor in
                              									seinen meisten Organen Stoßbeanspruchungen ausgesetzt ist und auch seine thermische
                              									Ermüdung größer ist als die des Kessels. Diese starke Ermüdung ist auch der Grund
                              									für den hohen Preis und die hohe Amortisation des Dieselmotors. Für die gleiche
                              									Leistung ändert sich der Preis des Motors mit dem Druck und mit der Umdrehungszahl.
                              									Steigt der Druck, so wachsen auch die Abmessungen der verschiedenen Teile, während
                              									ihre mechanische Ermüdung konstant bleibt. In allen Fällen nimmt die thermische
                              									Ermüdung mit dem mittleren Druck zu. Allgemein wurde angenommen, daß die Motore mit
                              									der geringsten Umdrehungszahl die wirtschaftlichsten sind in bezug auf Preis und
                              									Amortisation, welche Annahme besonders bei der Marine für Geschwindigkeiten von 100
                              									Umdrehungen/min führte. Die Bedingungen für den Antrieb der Schiffsschrauben sind
                              									aber anderer Art als die für den Landbetrieb. Wird die Geschwindigkeit des Motors
                              									erhöht, so ändert sich in der Regel sein Gewicht umgekehrt zu dieser
                              									Geschwindigkeit. Solange diese Geschwindigkeiten mäßig bleiben, ist diese
                              									Gewichtsverminderung von einer ziemlich beträchtlichen Preisverminderung begleitet.
                              									Große Geschwindigkeiten aber (über 300 Umdrehungen/min) bedingen Werkstoffe von
                              									bester Beschaffenheit und führen zu hohen Preisen. Heute neigt man zu der
                              									berechtigten Annahme von Geschwindigkeiten von 200 n/min. Die Sicherheit des
                              									Betriebes des Dieselmotors ist zwar vergleichbar mit derjenigen der Turbine, doch
                              									ist der Dieselmotor infolge seiner zahlreichen Einzelteile empfindlicher.
                              									Andererseits bietet er den hoch einzuschätzenden Vorteil, daß er in kürzester Zeit
                              									vom Vollbetrieb abgestellt werden kann und daß mithin Betriebsausgaben nur für die
                              									eigentliche Betriebsperiode entstehen. Die Wahl des Brennstoffs kann auf einen
                              									billigen flüssigen Brennstoff fallen, der inbezug auf seine Bewegung und
                              									Aufstapelung nur geringe Unkosten verursacht. (Le Technique Moderne, Bd. 20, S.
                              									63-65.)
                           
                              Ka.