| Titel: | Neuzeitliche Abwärmeverwertung. | 
| Autor: | H. Kalpers | 
| Fundstelle: | Band 344, Jahrgang 1929, S. 238 | 
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                        Neuzeitliche Abwärmeverwertung.
                        Von Dr.-Ing, H. Kalpers.
                        KALPERS, Neuzeitliche Abwärmeverwertung.
                        
                     
                        
                           Die erschwerten Bedingungen, unter denen die Industrie zu arbeiten gezwungen
                              									ist, haben die Notwendigkeit zur Folge gehabt, daß alle Verbesserungs- und
                              									Ersparnismöglichkeiten, die sich auch immer durchführen lassen, für jeden Einzelfall
                              									untersucht werden müssen. Zu diesen Ersparnismöglichkeiten gehört auch die möglichst
                              									völlige Ausnutzung der Brennstoffe im allgemeinen und die Verwerthung ihrer Abgase
                              									im besonderen. Die Abgaseverwertung wird sich sowohl nach der Menge der anfallenden
                              									Wärmemengen als auch nach ihren Temperaturen zu richten haben, ebenso spielt die
                              									Frage eine Rolle, ob sich die Möglichkeit ihrer Verwerthung an Ort und Stelle
                              									bietet, während man noch vor einiger Zeit auf dem Standpunkt stand, daß eine
                              									Abwärmeverwertung nur bei sehr hohen anfallenden Temperaturen sich lehnte, hat man
                              									jetzt erkannt, daß auch die Abwärme von niedrigeren Temperaturen, wie u.a. im
                              									folgenden gezeigt werden soll, mit Erfolg ausgenutzt werden kann. Allgemein
                              									erstreckt sich die neuzeitliche Abwärmeverwertung auf eine große Zahl von
                              									Betriebsgattungen, wie auf Siemens- Martin- Oefen, Stoßöfen, Flammöfen, Schweißöfen,
                              									Tieföfen, Tiegelöfen, Temperöfen, wie überhaupt auf die meisten metallurgischen
                              									Oefen, dann auf Koksöfen, Gaserzeuger, Drehöfen der Zementfabriken, Oefen der Glas-
                              									und Porzellanindustrie, die verschiedenen Oefen der chemischen Großindustrie,
                              									Dieselmotoren u.a.m. Ein einzelnes Eingehen auf jede dieser Verwertungsart kann an
                              									dieser Stelle nicht erfolgen, vielmehr soll lediglich die Abwärmeverwertung an
                              									Siemens- Martin- Oefen, Dieselmotoren, Gasmaschinen und einigen Sonderfällen
                              									besprochen werden.
                           Die Abwärme der Siemens- Martin- Oefen eignet sich besonders für die Dampferzeugung,
                              									Welche Dampfmengen dabei gewonnen werden können, erhellt aus folgender Betrachtung:
                              									Angenommen es handelt sich um einen Siemens-Martin-Ofen von 50 t Einsatz, der in 24 Stunden
                              									dreimal beschickt wird, so dürften die Gaserzeugerverluste durch Asche, Schlacke,
                              									unverbrannte Teile und Strahlung etwa 16% der gesamten Wärmemenge ausmachen, während
                              									im Siemens-Martin-Ofen selbst einschließlich der Strahlungsverluste im Oberbau und
                              									im Unterbau rund 55% der gesamten Wärmemenge verbraucht werden, so daß 29% abziehen
                              									würden, wenn man nicht versuchen würde, einen großen Teil davon auszunutzen. Von
                              									diesen 29% aber lassen sich 18% ausnutzen; der Verlust im Schornstein beträgt
                              									demnach nur 11 % einschließlich des Strahlungsverlustes der Kesselanlage. Der
                              									Abwärme-Gewinn von 18% der gesamten Wärme gestattet aber die Erzeugung von 3200 kg
                              									Dampf von 15 t abs. und 350 ° C in der Stunde oder von 22400 t Dampf im Jahre bei
                              									Berücksichtigung von 7000 Betriebsstunden. Abzuziehen hiervon ist der Kraftbedarf
                              									der Saugzuganlage (16 PS), der auf die Dampf menge bezogen je PS und Stunde
                              									einschließlich aller Verluste zu rund 10 kg berechnet:
                              										\frac{16\,\times\,10\,\times\,7000}{1000}=1120\ \mbox{t}
                              									ausmacht; die jährlich nutzbare Dampfmenge beträgt demnach 22400 – 1120 t = 21280 t.
                              									Dieser Dampfmenge entspricht ein Wert in Mark, der sich nach dem Preis für die Kohle
                              									richtet. Nimmt man einen Preis je t Dampf frei Kesselhaus bei einem Kohlenpreis von
                              									24 RM./t und etwa achtfacher Verdampfung von 3 RM. an, so würde sich der Erlös aus
                              									der Abwärmeanlage auf 21280 × 3 = 64000 RM. beziffern.
                              									Unter Berücksichtigung der voraussichtlichen Kosten der betriebsfertigen
                              									Abwärmeverwertungsanlage in Höhe von rund 50000 Reichsmark, ergäbe sich demnach, daß
                              									die Anlage sich bereits nach 9 bis 10 Monaten bezahlt macht, während an Brennstoff
                              									im Jahre etwa 2650 t erspart werden. Dieses Beispiel dürfte in überzeugender Weise
                              									den hohen wirtschaftlichen Wert der Abwärmeverwertungsanlagen darlegen. Bei der
                              									Untersuchung der Verwertungsmöglichkeit der Abwärme aus Siemens- Martin- Oefen
                              									werden folgende Faktoren eine Rolle spielen: die Anzahl der in Betrieb befindlichen
                              									Oefen, die stündliche Gasmenge jedes Ofens in m3
                              									oder der stündliche Brennstoffverbrauch in kg Kohle, die Art und Herkunft des
                              									Brennstoffes (Heizwert, Zusammensetzung), die mittlere Abgastemperatur an der
                              									voraussichtlichen Einbaustelle, die Abgasanalyse, der Kohlensäuregehalt, der
                              									erforderliche größte Unterdruck in mm Wassersäule im Fuchs zwischen Ofen und Kamin,
                              									der Verwendungszweck der Abwärme (Niederdruckdampf, Hochdruckdampf,
                              									Warmwassererzeugung, Lufterhitzung) gewünschte Dampfmenge, deren Druck und
                              									Ueberhitzungstemperatur, Raum zwischen Kamin und Ofen mit Lage der Gaskanäle.
                              									Schließlich werden bei Vergleichsberechnungen der örtliche Dampfpreis, die
                              									Brennstoffkosten, der Kilowattstundenpreis und die Betriebsstundenzahl der Oefen in
                              									Betracht zu ziehen sein. Von im Betriebe erprobten Abwärmeverwertungsanlagen hinter
                              									Siemens- Martin- Oefen seien folgende genannt: bei der Oesterr. Alpinen
                              									Montangesellschaft, Donawitz 7 Abhitzekessel (Bauart Maschinenfabrik
                              									Augsburg-Nürnberg) mit einer Dampfleistung von 2200 kg/h, 12 at und 350°
                              									Ueberhitzung, bei Henschel & Sohn, Hattingen (Ruhr) 5 Abwärmeverwerter stehender
                              									Bauart mit Vorwärmer, Ueberhitzer und Saugzug, Dampfleistung 3000 kg/h je
                              									Kessel, 14 at und 300°, im Stahlwerk Mannheim Abwärmeverwerter stehender Bauart,
                              									Dampfleistung 1000 kg/h, 12 at, 250°, während sich der bisher größte
                              									Rauchröhrenabhitzeverwerter mit einer Gesamtheizfläche von 820 m2 (Bauart M. A. N.) auf einem
                              									rheinisch-westfälischen Hüttenwerk an einem Talbot- Martin-Ofen für 320 bis 400 t
                              									Stahlerzeugung in 24 Stunden befindet, der eine Dampfleistung von 8000 kg/h bei 14
                              									atü und 350 ° besitzt. Die Dampfleistung kann vorübergehend sogar auf 10000 kg/h
                              									gesteigert werden.
                           Betrachtet man die Wärmeverteilung eines Stoßofens, so erfordert der Ofen bei einem
                              									Eiseneinsatz von 10 bis 12 t/h etwa 4 Millionen Wärmeeinheiten in der Stunde, von
                              									denen 1,5 Millionen in die Esse entweichen würden, und zwar mit einer Temperatur von
                              									600°. Von diesen 1,5 Millionen Wärmeeinheiten läßt sich aber 1 Million wieder
                              									gewinnen, so daß nur 0,5 Millionen entweichen. Aus den Abgasen lassen sich rund 1500
                              									kg Dampf in der Stunde erzeugen.
                           Hohen wirtschaftlichen Nutzen wirft ebenfalls die Abwärmeverwertung der Gasmaschinen
                              									ab. Diese Maschinen arbeiten zwar mit einem verhältnismäßig günstigen
                              									Wärmewirkungsgrad, setzen aber doch nur ⅓ der Brennstoffwärme in Arbeit um, während
                              									der größte Teil des Restes mit den Abgasen und dem Kühlwasser verloren gehen. Bei M.
                              									A. N. -Abwärmeverwertern gestaltet sich die Wärmeverteilung unter Zugrundelegung
                              									eines 6000 PS. Hochofenkraftwerkes folgendermaßen: von der gesamten in Gas
                              									zugeführten Wärme sind 5% als Verlust durch Reibung und Strahlung zu buchen, 30% als
                              									Kühlwasserverlust, 27% als nutzbare mechanische Arbeit, während von den Abgasen in
                              									Höhe von 38% der gesamten Wärme 29% für die Dampferzeugung gewonnen werden, so daß
                              									nur 9% durch Auspuff und Strahlung in der Abwärmeanlage als verloren zu gelten
                              									haben. Mit dieser Abwärme von 29% der gesamten Wärme kann man in der Stunde 6 t
                              									Dampf (12 at abs. und 325°) gewinnen oder im Rohr (bei 8600 Betriebsstunden) rund
                              									51600 t. Wenn die Maschine mit Spülung arbeitet, so ist der Abhitzegewinn noch
                              									größer, und zwar werden dann je PS und Stunde etwa 1,1 kg Dampf gewonnen. Es ist
                              									ratsam, den wechselnden Belastungsverhältnissen in einem Hochofenwerk Rechnung zu
                              									tragen und die Dampferzeugung mit 20% geringer anzunehmen. Man rechnet also z.B. bei
                              									einem Hochofen-Kraftwerk von 10000 PS Gesamtleistung bei Vollast besser nicht mit
                              									einer stündlichen Dampferzeugung von 10 t (12 at und 325°), sondern mit einer
                              									solchen von 8 t, die einer Jahreserzeugung von etwa 68000 t (bei 8500
                              									Betriebsstunden) entsprechen würde. Wenn man weiter bedenkt, daß diese Dampfmenge in
                              									unmittelbar gefeuerten Kesseln erzeugt auf über 200000 RM. (ein Kohlenpreis von 24
                              									RM./t angenommen bei achtfacher Verdampfung) kommt, die gesamte
                              									Abwärmeverwertungsanlage für diesen Zweck etwa 136000 RM. kostet, so würde sich
                              									diese letztere nach 9 Monaten bezahlt gemacht haben.
                           Von Interesse erscheint ferner die Abhitzeverwertung hinter Zementöfen. Bei den
                              									Bayerischen Portlandzement- und Traßwerken in Möttingen sind 2 M. A. N.
                              									-Abwärmedampfkessel von je 350 m2 Heizfläche für
                              									16 at Ueberdruck aufgestellt und an 2 Zement- Oefen von 90 bis 100 t Klinkerleistung
                              										in24 Stunden
                              									angeschlossen worden. Die Oefen werden mit Kohlenstaub betrieben. Die Temperatur der
                              									Abgase beläuft sich je nach dem Ofenbetrieb auf 600 bis 700°, die in der
                              									Abwärmekesselanlage bis zu 180 bis 200° weiter ausgenützt werden. Die Kessel sind
                              									Wasserrohrkessel mit Ueberhitzern und Speisewasservorwärmern, während der in den
                              									Kesseln erzeugte Dampf in einer M. A. N. -Dampfturbine, die mit einem Drehstrommotor
                              									mittels Uebersetzungsgetriebe verbunden ist, zur Arbeitsleistung verwendet wird. Der
                              									so erzeugte Strom dient für Beleuchtungs- und Kraftzwecke im Werke selbst. Außerdem
                              									hat man eine besondere Kohlenstaub-Zusatzfeuerung vorgesehen, die in der Lage ist,
                              									die Kesselleistung bis zu 80% der durch die Abgase erzeugten Dampfmenge zu steigern.
                              									Aus der Abhitze eines Zementofens allein lassen sich rund 450 kWh elektrische
                              									Leistung gewinnen oder 12 kW je 100 kg Klinker. Dabei ist in diesem Falle noch
                              									besonders in Betracht zu ziehen, daß die Abgase je m3 20 bis 25 g Staub enthalten. Durch Anpassung der Abgasgeschwindigkeit an
                              									diesen hohen Staubgehalt und mit Hilfe von Reinigungseinrichtungen (Staubbläser) ist
                              									es jedoch möglich, die Heizfläche praktisch rein zu halten.
                           Nachdem der Dieselmotor in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, erscheint
                              									auch die Erhöhung seines Wirkungsgrades unter Zuhilfenahme der neuzeitlichen
                              									Abhitzeverwertungsmöglichkeiten von immer größerem Interesse. Der Dieselmotor
                              									arbeitet mit einem Wirkungsgrad von bis zu 38% an sich schon günstiger als die
                              									übrigen Kraftmaschinen. Durch die Ausnützung der im Kühlwasser und in den
                              									Auspuffgasen enthaltenen beträchtlichen Wärmemengen durch den Einbau von
                              									Abwärmeverwertern in die Dieselmotoranlage gelingt die beabsichtigte Erhöhung seines
                              									Wirkungsgrades. Bei einer M.A.N. -Dieselmotoranlage mit Abwärmeverwerter bezogen auf
                              									1 Kilowattstunde gestaltet sich die Wärmeverteilung folgendermaßen: beträgt die
                              									zugeführte Wärmemenge 2750 kcal oder 100%, so sind als Verlust zu betrachten die
                              									Wärmestrahlung des Motors mit 158kcal oder 5,8%, die elektrischen Verluste mit 63
                              									kcal oder 2,3% und die Verluste durch den Auspuff ins Freie mit 234 kcal oder 8,5%,
                              									so daß der gesamte Verlust 16,6% beträgt. Die nutzbare elektrische Arbeit je 1 kWh
                              									macht aus 859 kcal oder 31,2%, das Kühlwasser für gewerbliche Zwecke, Badeanlagen
                              									usw. 965 kcal oder 35,1% und aus den Auspuffgasen werden gewonnen 470 kcal oder
                              									17,1%. Den Verlusten von 455 kcal oder von 16,6% steht demnach ein Gewinn von 2294
                              									kcal oder 83,4% gegenüber, d.h. der effektive Wirkungsgrad der Anlage beträgt rund
                              									83%. Die Abwärme von Dieselmotoren läßt sich für verschiedene Zwecke verwerten, wie
                              									für die Erzeugung von Warmwasser, für die Erhitzung von Luft, für die Erzeugung von
                              									Dampf, von destilliertem Wasser. Ohne besondere Einrichtung läßt sich das zur
                              									Motorkühlung gebrauchte, nicht verunreinigte Wasser mit einer Temperatur von 40 bis
                              									60 ° für Wäschereien, Färbereien, Reinigungszwecke, Bäder und sonstige gewerbliche
                              									Zwecke. aller Art verwenden. Dann kann man das Kühlwasser durch Auspuffgaswärme
                              									weiter erwärmen und dann ebenfalls für die oben genannten Zwecke verwenden, ferner
                              									auch zur Kesselspeisung oder zur Vorwärmung von Kesselspeisewasser oder von
                              									Gebrauchswasser in bestimmten Industrien; auch kann man Frischwasser durch die
                              									Wärme der Auspuffgase erwärmen, während schließlich das Umlaufwasser von
                              									Warmwasserheizungen in den Kühlräumen des Dieselmotors und durch einen in die
                              									Auspuffleitung eingebauten Wasseranwärmer wieder erwärmt werden kann. Die Erhitzung
                              									von Luft nimmt man durch Einbau eines Lufterhitzers in die Auspuffleitung vor oder
                              									unter Ausnützung der Kühlwasserwärme eines mit diesem Warmwasser betriebenen
                              									Lufterwärmers für Luftheizungen und Trockenanlagen. Die Dampferzeugung kann
                              									erfolgen, indem man mit der Abwärme von Dieselmotoren Niederdruckdampf bis zu 0,5
                              									atü erzeugt – in diesem Falle ist eine amtliche Genehmigung und Ueberwachung nicht
                              									erforderlich – oder Dampf von 0,5 bis 6 atü. Dieser letztere Fall ist aber nur bei
                              									Dieselmotoren von etwa 500 PS ab zweckmäßig und wirtschaftlich. Die Kesselanlagen
                              									müssen dann in besonderen Häusern nach den Bestimmungen des Dampfkesselgesetzes
                              									aufgestellt sein. Der so erzeugte Dampf ist verwendbar für Heiz-, Trocken-,
                              									Kochzwecke, in der chemischen Industrie, während es sich bei der Erzeugung von
                              									destilliertem Wasser mit Hilfe der Abwärme von Dieselmotoren vornehmlich um die
                              									Auffüllung von Akkumulatoren-Batterien und für chemische Zwecke handeln wird. Der
                              									Gewinn, der sich aus der Abwärme von Dieselmotoren ergibt, richtet sich
                              									hauptsächlich nach der Verwendungsmöglichkeit der verfügbaren Abwärme und den
                              									bestehenden örtlichen Verhältnissen, wie nach der Leistung der Anlage, dem
                              									Wärmepreis, der Benutzungsdauer, Belastung usw. Die Erfahrungen lehren, daß man im
                              									allgemeinen bei vollständiger Abwärmeverwertung für Dieselmotoren mit einem Gewinn
                              									von bis zu 25% der Betriebskosten rechnen kann. Nimmt man z.B. einen Dieselmotor von
                              									500 PS an, so beträgt die nutzbare Abwärme bei Vollast für 1 Betriebsstunde im
                              									Kühlwasser 360000 kcal/h, wobei 9000 Liter von 10 ° auf 50° erwärmt werden, in den
                              									Auspuffgasen 150000 kcal/h oder zusammen 510000 kcal/h. Der Wert dieser Wärmemenge
                              									ist je nach dem Kohlenpreis verschieden und wird z.B. für süddeutsche Verhältnisse
                              									größer sein als für norddeutsche infolge der höheren Frachtausgaben. Legt man den
                              									Wirtschaftsberechnungen einen Heizwert der Steinkohle von 7000 kcal zugrunde, ferner
                              									einen mittleren Kesselwirkungsgrad von 65% und nimmt man weiter einen Kohlenpreis
                              									einschließlich Fracht von 35 RM./t für Süddeutschland an, so würde sich der Wert der
                              									genannten Wärmemenge belaufen auf
                              										\frac{35\,\times\,510000}{1000\,\times\,7000\,\times\,0,65}=3,90\mbox{
                                 										RM}., für Norddeutschland bei einem Kohlenpreis von z.B. 25 RM./t
                              										\frac{25\,\times\,510000}{1000\,\times\,7000\,\times\,0,65}=2,80
                              									Reichsmark. In dem Maße, wie sich die genannten Kohlenpreise unter Berücksichtigung
                              									sowohl des Preises der Kohle an sich als auch der Frachtlage verändern, kann sich
                              									auch der Wert der Wärmemenge dementsprechend verändern. Die aufgeführten Werte sind
                              									nur als Beispiel aufzufassen und haben nicht Allgemeingültigkeit. Unter weiterer
                              									Verfolgung dieses Beispiels würde sich bei Annahme von 2400 Betriebsstunden im Jahre
                              									durch die Abwärmeverwertung eine Ersparnis an Brennstoffkosten in dem ersten Falle
                              									von 9360 RM. im zweiten Falle von 6720 RM, ergeben. Die Betriebskosten für den Dieselmotor selbst
                              									betragen, wenn man für süddeutsche Verhältnisse einen Treibölpreis von 12,50 RM, für
                              									100 kg und einen Treibölverbrauch von 185 g für 1 PSeh, ferner einen Schmierölpreis
                              									von 50 RM, für 100 kg annimmt:
                           
                              
                                 für Treiböl
                                 
                                    \frac{500\,\times\,0,185\,\times\,2400\,\times\,12,5}{100}
                                    
                                 = 27750 RM.
                                 
                              
                                 für Schmieröl
                                 
                                       1250 RM.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 zusammen
                                     29000 RM.
                                 
                              
                           jährlich. Bei einem Treibölpreis in Norddeutschland von 11,50
                              									RM. würden die Betriebskosten jährlich 26750 RM. betragen. Durch die restlose
                              									Abwärmeverwertung ergibt sich also eine Ersparnis von 32% bzw. 25% der Betriebsstoff
                              									kosten. Die Abwärmeverwertungsanlage würde demnach, wenn ihr Anschaffungswert 5000
                              									RM. ausmacht, sich schon nach 7 bis 9 Monaten bezahlt gemacht haben.
                           Die Erfahrungen auf dem Elektrizitätswerk Schwerin, wo verschiedene Dieselmotoren mit
                              									Abwärmeverwertern für eine Fernheizanlage betrieben werden, haben ergeben, daß man
                              									mit einer Gesamtwärmeausnützung von etwa 64% rechnen kann, und zwar werden von der
                              									gesamten in den Dieselmotor eingeführten Wärme etwa 31% in Nutzarbeit umgesetzt und
                              									33% in nutzbare Abwärme aus der im Kühlwasser und in den Auspuffgasen enthaltenen
                              									Wärme; als verlorene Abwärme sind hier etwa 36% zu betrachten. Eine
                              									Warmwasserheizanlage mit Ausnutzung der Kühlwasser- und Auspuffgaswärme hinter
                              									Dieselmotoren kann man sich so vorstellen, daß das heiße Kühlwasser mit einer
                              									Temperatur von etwa 75° aus dem Kühlwasserraum des Dieselmotors kommt, den
                              									Wasseranwärmer durchströmt, in dem es durch die Auspuffgase eine Temperatur von
                              									84° erhält. Von hier aus wird es zu den Heizkörpern zugeleitet, gibt hier seine
                              									Wärme ab und wird durch eine Umwälzpumpe wieder in den Motor zurückgefordert,
                              									Günstige Erfolge erzielte man ebenfalls durch die Ausnutzung der Abwärme für die
                              									Lufterhitzung. So verwendet eine württembergische Uhrenfabrik die so erzeugte
                              									Lufterhitzung für die Trocknung von Holz in Holztrockenkammern. In diesem Falle
                              									wurde festgestellt, daß die Gesamtwärmeausnützung der Dieselmotoren in Prozenten des
                              									Heizwertes des von den Motoren verbrauchten Brennstoffes bei Vollast 54,5%, bei
                              									Dreiviertellast 55,4% und bei Halblast 49,7% zur Erzeugung mechanischer Arbeit und
                              									Lufterhitzung für den Betrieb der Holztrockenkammern, aber ohne Ausnützung der
                              									Kühlwasserwärme von rund 39% beträgt. Bei der Warmlufterzeugung mit Ausnützung der
                              									Kühlwasser- und Auspuffgaswärme wird die Anlage so betrieben, daß das Kühlwasser vom
                              									Motor dem Lufterhitzer zugeführt wird, wo es seinen Wärmeinhalt an Frischluft
                              									abgibt. Die Frischluft selbst wird von einem Ventilator durch den Erhitzer
                              									hindurchgedrückt. Im Lufterhitzer wird die Luft auf 60° erwärmt und in einem hinter
                              									dem ersten Lufterhitzer geschalteten zweiten Lufterhitzer, den die Auspuffgase des
                              									Motors durchströmen, auf 85° weiter erhitzt.
                           Die Abwärmeverwertung hinter Dieselmotoren ist nicht allein bei Anlagen auf dem Lande
                              									mit Vorteilen verbunden, sondern auch auf Schiffen. Auch hier trägt die
                              									Abwärmeverwertungsanlage wesentlich bei, daß man mit ihrer Hilfe Warmwasser oder
                              									Dampf erzeugen kann.