| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 108, Jahrgang 1848, Nr. , S. 462 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Stauung des Nils, welche Mehemed Ali ausführen
                              läßt.
                           Seit zwei Jahren werden die Arbeiten für diese Stauung thätig fortgesetzt; sie
                              befindet sich 5 (franz.) Meilen nördlich von Cairo, am sogenannten Kuhbauch, wo sich
                              der Nil in zwei Arme theilt, und hat zum Zweck, dem Nil 8 Monate des Jahres hindurch
                              die nothwendige Höhe zu geben, um Niederägypten bewässern zu können, wie bei der
                              Ueberschwemmung. Während letzterer kömmt sie nicht in Anwendung, außer in
                              Jahrgängen, wo die periodische Anschwellung desselben zur Bewässerung des Landes
                              unzulänglich ist.
                           Gegenwärtig können in Niederägypten nur 250,000 Feddans mittelst 50,000 Sakieh's
                              bewässert werden; jede Sakieh ist mit drei Ochsen versehen; es sind daher 150,000
                              Ochsen erforderlich und wenigstens 100,000 Menschen, um dieselben zu leiten und zu
                              versorgen. Durch die Stauung werden die Sakieh's überflüssig.
                           Wenn die Stauung einmal fertig ist, wird man durch Ableitung des ganzen Nilwassers
                              während der Niveauerhöhung 3,800,000 Feddans zu bewässern im Stande seyn; soviel
                              beträgt das cultivirbare Land Niederägyptens. Aus mehreren Gründen, insbesondere
                              wegen Mangels an Händen, kann zwar nur ein Drittheil bebaut werden, dessenungeachtet
                              wird wenigstens eine Million Feddans gewonnen, was, den Ertrag des Feddans
                              durchschnittlich zu 125 Francs angenommen, einen Mehrertrag von 125 Millionen Fr.
                              für Niederägypten gegen jetzt ausmacht.
                           Wenn der Nil gestaut ist, wird die Spitze des Delta's natürlich der Landungsplatz für
                              die ganze Schifffahrt Aegyptens und folglich die Niederlage für den Handel.
                           Auch wird die Stauung die Wiederherstellung des Canals des Chalifen Omar erleichtern,
                              welcher den Nil mit dem rothen Meer vereinigte; und da das Niveau des Nils immer
                              höher ist als dasjenige des arabischen Meerbusens, so wird dieser Canal stets mit
                              Süßwasser versehen seyn; seine öden Ufer werden befruchtet und zwischen dem Nil und
                              Suez eine Schifffahrt hergestellt werden.
                           Die Arbeiten dieses Stauwerks bestehen in Folgendem:
                           1) Umgeben der Deltaspitze mit einem halbkreisförmigen gemauerten Quai;
                           2) Ausgraben eines 100 Meter tiefen und 8 (franz.) Meilen langen Canals in der Mitte
                              dieser Spitze; dieser Canal leitet das Flußwasser in die schon bestehenden Canäle
                              des Delta's und in die behufs der Bewässerung dieses großen und fruchtbarsten Theils
                              Niederägyptens erst herzustellenden Canäle;
                           3) Errichtung einer Bogenbrücke über jeden der beiden Arme des Nils; diejenige über
                              den Damiette-Arm, die größere, erhält 543 Meter Länge und 45 Bögen: diejenige
                              über den Rosette-Arm 474 Meter und 39 Bögen; sie werden auf einem Rost von 30
                              Meter Breite in der Richtung des Flusses erbaut;
                           4) oberhalb des Stauwerks werden noch zwei Canäle seyn, einer am östlichen, einer am
                              westlichen Ufer des Nils, welche zum Abführen des Flußwassers in diese beiden Theile
                              Niederägyptens bestimmt sind. Der erste wird 100 Meter, der zweite 60 Meter breit
                              und beide 7–8 Meilen lang. Zur Herstellung des Stauwerks sind 160,000
                              Kubikmeter Wassermörtel, 25,000 Kubikmeter Mauerwerk und 35,000 Pfähle von
                              5–12 Meter Länge erforderlich.
                           Nach dem Anschlag von Mougel-Bey wird das Stauwerk
                              auf 10–15,000,000 Francs zu stehen kommen; es soll in drei Jahren durch
                              10–12,000 Arbeiter, größtentheils Soldaten, vollendet werden, welche eine
                              tägliche Soldzulage von 20 Paras (14 Centimes) erhalten.
                           Die Verschließung des Stauwerks geschieht mit gußeisernen Balken und die Stauhöhe
                              wird höchstens 6 Meter betragen.
                           Das Abfließen des Wassers in Folge der Stauung geht auf ungefähr 30 Stunden
                              regelmäßig vor sich, nämlich bis 8 Stunden über Cairo hinaus. Auch ein Theil Mittelägyptens, welcher
                              sonst nur zur Zeit der Ueberschwemmung Wasser hat, kann an der Wohlthat der Stauung
                              Theil nehmen.
                           Obwohl die Bette der beiden Nilarme das Wasser, welches sich aus den drei erwähnten
                              Canälen über das Land ergießt, nicht wieder aufnehmen, haben sie dennoch zur
                              Schifffahrt während der NiveauerhöhungNiveauerhöhnng hinreichend Wasser.
                           Die großen Canäle sind das ganze Jahr hindurch schiffbar. Die Barken, die über das
                              Stauwerk zu fahren haben, gehen durch die an der Spitze jeder Brücke errichtete
                              Schleuße.
                           Außerdem kömmt an die beiden Stau-Brücken ein Schiffsbogen von 15 Meter
                              Oeffnung, mit einer Drehbrücke und einem Schleußenthor. Bei großem Wasser wird
                              letzteres entfernt und die Barken fahren mit vollen Segeln durch diese Bögen.
                           Bemerkungen. – Wenn man die Stauwerke des Nils als
                              gewöhnliche Brücken betrachtet, so wird man in der Ausführung derselben keine
                              unübersteiglichen Hindernisse sehen; es wurden sehr feste Brücken über breitere und
                              raschere Ströme als der Nil errichtet; warum sollte ein solches Stauwerk, dessen
                              Grund ein mit Wassermörtel überdeckter Rost ist, der einen künstlichen, äußerst
                              dauerhaften Steinblock bildet, seinen Zweck nicht vollkommen erfüllen? – Wenn
                              es jedoch alle wünschenswerthen Vortheile gewahren soll, so muß das jetzige
                              Verfahren der Bewässerung noch bedeutend abgeändert werden. Die vorhandenen Canäle
                              müssen mit den drei großen Arterien des Stauwerks in Verbindung gesetzt, neue Canäle
                              gegraben und an der Mündung aller jener, welche während der Ueberschwemmung
                              unmittelbar aus dem Fluß ihren Zufluß erhalten, Schleußenbrücken gebaut werden,
                              damit sie, wenn der Fluß bis zum Niveau ihres Bettes sinkt, geschlossen werden, das
                              im Stauwerk zurückgehaltene Wasser aufnehmen und verhindern können, daß es in den
                              Fluß zurückkehre. Diese wichtigen Canalarbeiten würden aber wahrscheinlich mehr als
                              das Stauwerk selbst kosten. (Recueil industriel, Decbr.
                              1847.)
                           
                        
                           Ueber die Schweißbarkeit des galvanisirten oder verzinkten
                              Eisens.
                           Der Civilingenieur James Nasmyth berichtet im Mining Journal über Versuche, welche kürzlich auf
                              Verlangen der großbritannischen Admiralität angestellt wurden, um zu ermitteln ob
                              das sogenannte Galvanisiren d.h. Verzinken des Stabeisens das Umarbeiten der daraus
                              bestehenden Artikel verhindert oder nicht.
                           Um darüber ins Reine zu kommen, wurde ein Stück eines Drahtseils aus galvanisirtem
                              Eisen zu einer Stange geschweißt und dann den strengsten Proben unterzogen. Das
                              Zink, womit der Eisendraht ursprünglich ganz überzogen war, wurde beim Schweißen
                              zwar theilweise weggetrieben, aber weder das zurückgebliebene metallische Zink noch
                              dessen Oxyd verhinderte das Schweißen des Eisens im geringsten; im Gegentheil ließ
                              sich das Eisen ungemein leicht schweißen und lieferte eine Stange sehr dichten
                              Eisens, welches sich beim Durchlöchern mittelst des Durchschnitts, beim Winden und
                              Biegen so vortrefflich erwies, daß man annehmen muß die Qualität des Metalls sey
                              wesentlich verbessert worden.
                           Durch dieses Resultat ermuthigt, nahm man eine noch strengere Probe vor: es wurde
                              nämlich ein Quantum Schnitzel von verzinktem Eisenblech zusammengeschweißt; das Zink
                              bildete beim Schweißen durchaus kein Hinderniß und das gewalzte Eisen zeigte sogar
                              eine größere Stärke und Zähigkeit als die besten Stabeisenmuster.
                           Es ist hiernach wahrscheinlich, daß sich durch Zusatz von metallischem Zink in irgend
                              einem Stadium der Eisenfabrication, z.B. im Puddelofen, eine wichtige Verbesserung
                              des Eisens erzielen läßt. Worin die Wirkung des Zinks besteht, vermögen wir nicht zu
                              sagen; jedenfalls verdient der Gegenstand aber von einem intelligenten
                              Eisenfabrikanten untersucht zu werden.
                           Zu Gunsten unserer Vermuthung spricht auch die Thatsache, daß das stärkste Gußeisen, welches in Belgien erzeugt und zum Kanonenguß gewählt wird, aus einem Eisenerz gewonnen
                              wird, welches einen beträchtlichen Antheil Zinkerz
                              enthält. (Mechanics' Magazine, 1848, Nr. 1294.)
                           
                        
                           
                           Boulard's mit Blei überzogenes
                              Eisenblech.
                           Boulard, Direktor des Eisenwerkes zu Audincourt in
                              Belgien, welches Holzkohleneisen von besonders geschätzter Güte erzeugt, hat durch
                              das Ueberziehen des Eisenblechs mit BleiDas Verbleien des Eisens bewerkstelligt man bekanntlich sehr leicht unter
                                    Vermittelung vonon
                                    Chlorzinkammonium oder von Chlorzink. einen neuen Industriezweig geschaffen, welcher wegen der nützlichen
                              Verwendung, die das Product zu geben verspricht, um so mehr von großer Wichtigkeit
                              werden kann, als diese Bleche in jeder beliebigen Größe bis zu drei Meter Länge
                              geliefert werden können. Es werden diese Bleche für Klempnerarbeiten, für Dachdecker
                              und für viele Arbeiten sich nützlich erweisen, die man deßhalb nicht von Weißblech
                              ausführen konnte, weil die Dimensionen des letztern zu gering erscheinen. Das
                              glänzende Weißblech wurde übrigens schon jetzt deßhalb, weil es leichter rostete,
                              dem matten Weißblech für mancherlei Verwendungen nachgestellt; das letztere verdankt
                              aber seine matte Oberfläche dem im Zinne vorhandenen Blei, weßhalb um so mehr das
                              mit Blei überzogene Eisenblech nun anzuwenden seyn wird, da es vor dem matten Bleche
                              noch den Vorzug der größeren Dimensionen hat. Das Blech ist sehr gut durch den
                              Hammer bearbeitbar und scheint für viele Anwendungen das Zinkblech verdrängen zu
                              können.
                           In der Schweiz und mehreren südlichen Gegenden benutzt man mattes, bleihaltiges
                              Weißblech schon seit langer Zeit zum Dachdecken, und man trifft daselbst Blechdächer
                              an, die bereits 60, ja 80 Jahre alt sind, ohne daß eine Zerstörung derselben durch
                              Oxydation eintrat. Was diesem Bleche seine große Dauerhaftigkeit ertheilt, ist
                              jedenfalls das der Verzinnung beigemengte Blei, und man darf daher von dem mit
                              bloßem Blei überzogenen weit billigeren Eisenbleche mindestens dieselbe Haltbarkeit
                              und Dauer erwarten. Gewiß verdient dieses Fabricat auch für Deutschland eine größere
                              Aufmerksamkeit, als man demselben bis jetzt geschenkt hat. (Mittheilungen für den
                              Gewerbverein des Herzogthums Nassau. 1848. S. 4 und 8.)
                           
                        
                           Einfache Probe, um Fälschungen von Silbermünzen u.s.w. zu
                              entdecken; von Runge.
                           Taucht man Silber in eine mit Schwefelsäure versetzte Lösung von
                              doppelt-chromsaurem Kali (auf 16 Loth Wasser. 1/2 Loth chromsaures Kali und 2
                              Loth Schwefelsäure), so färbt es sich auf der Stelle purpurroth (von sich bildendem
                              chromsaurem Silberoxyd), und dieses Verhalten ist so charakteristisch, daß es als
                              ein sicheres und einfaches Prüfungsmittel von Silberarbeitern, Wechslern, Leihämtern
                              u.s.w. angewendet zu werden verdient. Die Färbung tritt am stärksten bei dem reinen
                              Silber hervor, während ein Kupfergehalt sie, je nach dem Mengenverhältnisse,
                              verringert oder ganz aufhebt. Daher hört die Wirkung bei den Viergroschenstücken
                              auf. Hier, sowie überhaupt bei stark mit Kupfer versetztem Silber kann man sich aber
                              täuschen, wenn es neu ist, weil es dann durch das
                              Ansieden einen Ueberzug von feinem Silber erhalten hat; man muß daher den Ueberzug,
                              am besten am Rande, abkratzen, um den Kern zu untersuchen. Plattirte oder
                              versilberte Artikel können auf gleiche Weise geprüft werden; das oft darunter
                              befindliche Neusilber bleibt ebenso blank, wie Zink und Kupfer; die übrigen
                              bekannteren Metalle werden zwar von der genannten Probeflüssigkeit auch angegriffen,
                              aber nicht roth gefärbt. (Polytechnisches Centralblatt. 1848. S. 270.)
                           
                        
                           
                           Kemp's Brennmaterial für
                              Steinkohlengasfabriken.
                           Hr. W. Kemp theilte der
                              schottischen Gesellschaft der Künste ein von ihm entdecktes Verfahren mit, um beim
                              Heizen der Retorten in den Steinkohlengasfabriken an Brennmaterial nicht unbedeutend
                              zu ersparen. Wo man Steinkohlentheer brennt, hat derselbe einen nachtheiligen
                              Einfluß auf die Roststangen und Retorten; die Roststangen überziehen sich nämlich
                              bald mit Schlacken und um diese zu beseitigen, pflegen die Heizer häufig Wasser in
                              den Ofen zu pumpen, was die baldige Zerstörung der Roststangen verursacht. Um dieses
                              zu verhüten, kam Hr. Kemp auf
                              den Gedanken die erschöpfte Gerberlohe anzuwenden, womit er in der
                              Galashiels-Gasanstalt den Zweck vollständig erreichte. Die Druckpumpe zum
                              Eintreiben des Theers in den Ofen wurde nun ganz beseitigt, da man fand daß die
                              trockene Rinde soviel Theer verschluckt als die Gasanstalt erzeugt.
                           Sein Verfahren ist folgendes: die Lohe wird getrocknet und mit den Kohks der
                              Gasanstalt zu gleichen Raumtheilen gemengt; man schüttet dann Theer darauf, aber
                              nicht ganz so viel als sie verschucken kann, worauf man das Gemenge wendet. Dasselbe
                              brennt mit einer schönen hellen Flamme; da die Roststangen unverschlackt bleiben, so
                              hat die Luft freien Zutritt zu denselben. Wo man sich die erschöpfte Gerberlohe
                              nicht verschaffen kann, dient lockerer und trockener Torf als Surrogat derselben.
                              (Mechanics' Magazine, 1848, Nr. 1294.)
                           
                        
                           Maschinenschmiere von Delaunay.
                           Armand Delaunay zu Marseille ließ sich im April 1842
                              folgende Composition auf 5 Jahre für Frankreich patentiren:
                           
                              
                                 Talg
                                 1000
                                 Gewichtstheile
                                 
                              
                                 Schweineschmalz
                                     60
                                           „
                                 
                              
                                 Olein (von
                                    Stearinsäurekerzen-Fabriken)
                                       7
                                    1/2
                                           „
                                 
                              
                                 Ammoniakflüssigkeit
                                     15
                                           „
                                 
                              
                                 Graphit
                                     15
                                           „
                                 
                              
                                 Destillirtes Wasser
                                   750
                                           „
                                 
                              
                           Man erhitzt den Talg auf eine Temperatur von 29° Reamur; dann setzt man das
                              Schweineschmalz und Olein zu und rührt die Mischung um.
                           Hierauf wird das Wasser, mit dem Graphit und Ammoniak vermischt, bei einer Temperatur
                              von 12 bis 14° R. zugesetzt.
                           Um die innige Mischung der ganzen Composition vollends zu bewerkstelligen, benutzt
                              man eine geeignete mechanische Vorrichtung. (Journal de
                                 Chimie médicale, Inn. 1848, S. 352.)
                           
                        
                           Anwendbarkeit der Schießwolle bei grobem Geschütz.
                           Durch den Kampf der Mailänder, welcher in Ermangelung von Pulver großentheils mit Schießwolle geführt worden ist, hat diese merkwürdige
                              Substanz bereits eine praktische Bedeutung für die Entscheidung der Völkergeschichte
                              gewonnen. In diesen Zeiten gewaltiger Erschütterungen aller europäischen
                              Verhältnisse, in welchen bereits jetzt die deutsche Nationalität an drei Stellen
                              bedroht ist, in welchem dem deutschen Volke zur Erhaltung seiner Nationalität
                              vielleicht noch große und blutige Kämpfe bevorstehen, wäre es höchst erfreulich,
                              wenn die Deutschen aus ihrer wichtigen Erfindung auch einen Vortheil in der
                              Kriegskunst gewinnen könnten. Es scheint zu einem solchen Resultate wirklich
                              Hoffnung vorhanden zu seyn, denn dem Vernehmen nach haben die in Mainz
                              ununterbrochen und beharrlich fortgesetzten Versuche der vom Bunde niedergesetzten
                              Commission in Betreff einer den HHrn. Schönbein
                               und Böttger zuzuerkennenden Nationalbelohnung in neuerer Zeit
                              dahin geführt, die vollkommene und höchst vortheilhafte
                                 Anwendbarkeit der Schießwolle auch bei grobem Geschütz und im Felde außer
                                 Zweifel zu setzen. Möchte doch die Commission nicht zögern, ihre wichtigen
                              Resultate so schleunig als möglich zur Kenntniß der deutschen Regierungen und Heere
                              zu bringen! Prof. H. Schröder.
                              (Aus Nr. 10 des von Prof. Schröder herausgegebenen Mannheimer Gewerbvereins-Blatt.)
                           
                        
                           Apparate zum Trocknen der Baumwollengewebe und anderer Zeuge,
                              von Pochez.
                           Das Trocknen der Zeuge, wie es bisher in den Bleichereien ausgeführt wurde, ist eine
                              sehr langwierige und kostspielige Operation; dieselbe erfordert viel Handarbeit und
                              große Localitäten. Hr. Pochez,
                              Fabrikant in Wazemmes-lez-Lille, suchte zu diesem Zweck eine einfache
                              und bequeme Vorrichtung auszumitteln, welche das Trocknen mit weniger Aufwand von
                              Mühe und Kosten beschleunigt. Sein Verfahren besteht in der Anwendung eines
                              Ventilators, welcher einen Strom stark erhitzter Luft in verschiedene parallele
                              Canäle treibt, die sehr sinnreich angeordnet sind und in welche die zu trocknenden
                              Zeuge passiren. Die Versuche, welche mit einem solchen Apparat in der Bleichanstalt
                              von Pochez und Comp.
                              angestellt wurden, bewiesen, daß man in zwanzig Minuten 100 Meter Zeuge von 50
                              Kilogr. Gewicht trocknen kann, indem man ihnen 15 Kilogr. Wasser mit einer auf
                              24° Reaumur erhitzten Luft entzieht, wobei der Ventilator 800 bis 1000
                              Umdrehungen in der Minute macht; die weißen Zeuge behalten dabei mehr Frische und
                              Glanz als nach den anderen Trocknungsmethoden. Diese Methode einer kräftigen Lüftung
                              läßt sich auch in den Färbereien anwenden, um die mit reducirtem Indigo in der Küpe
                              imprägnirten Stücke viel schneller zu oxydiren; in den Kattundruckereien ist sie
                              ebenfalls anwendbar, nicht bloß zum schnellen Trocknen, sondern auch um die mit
                              Eisenbeizen für Rostgelb etc. grundirten Zeuge so zu trocknen, daß gleichförmige
                              Böden erzielt werden. (Publicat. industr. de Mr.
                              Armengaud, Paris 1847,
                              Bd. V S. 178.)
                           
                        
                           Verfahren jedes Leder wasserdicht zu machen; von Prof.
                              Artus.
                           Zu dem Ende werden 8 Theile Kautschuk in einem irdenen oder eisernen Gefäße so lange
                              erhitzt, bis die Masse vollkommen flüssig ist, dann 16 Theile gelbes Wachs und 6
                              Theile Colophonium dazugesetzt und geschmolzen. Mit dieser flüssigen Masse werden
                              dann, um z.B. vollkommen wasserdichtes Schuhwerk zu erhalten, die Brandsohlen
                              bestrichen, ebenso auch die innere Seite des Leders, und damit ein Ankleben der
                              Strümpfe vermieden werde, wird auf die frisch bestrichene Seite ein Ueberzug von
                              einem leichten, dünnen Leder gebracht. Werden noch die Fugen an den Rändern der
                              Sohlen mit der flüssigen Masse bestrichen, so wird ein Schuhwerk erzielt, welches
                              das Eindringen des Wassers vollkommen verhindert. (Aus dessen Jahrbücher für
                              ökonomische Chemie. II. Jahrgang. S. 174.)
                           
                        
                           Vortrefflicher Zahnkitt von W. Stein in Dresden.
                           Die bis jetzt angewendeten Arten von Zahnkitt sind in der Regel Auflösungen von
                              Harzen in Aether, mit oder ohne mechanisch beigemengte in Aether unlösliche Stoffe. Wie aber auch
                              ihre Zusammensetzung seyn mag, immer sind sie mit einigen nicht unerheblichen
                              Uebelständen behaftet. Sie kleben an den Händen und haften nicht in der Höhlung des
                              Zahnes, wenn dieselbe nicht möglichst trocken ist. Das Austrocknen derselben hat
                              aber große Schwierigkeiten und daher ist die Application des Zahnkittes stets sehr
                              beschwerlich. Ein weiterer Uebelstand ist das Zerbröckeln des Kitts im Zahne durch
                              die Einwirkung der Feuchtigkeit. Ich glaube daher den Zahnleidenden einen Dienst zu
                              erweisen, indem ich ihnen einen Zahnkitt namhaft mache, der nicht allein frei ist
                              von allen Unbequemlichkeiten, sondern auch so gut wie gar nichts kostet. Es ist dieß
                              die seit kurzem bekannt gewordene und im Handel schon ziemlich verbreitete
                              Gutta-percha (Peitschengummi). Man nimmt von derselben ein Stückchen, was
                              ungefähr die Größe der Oeffnung des hohlen Zahnes hat, und legt es in kochendes
                              Wasser. Es wird dadurch so weich wie Wachs und läßt sich zwischen den Fingern leicht
                              in eine runde oder jede, nach der Höhlung des Zahnes wünschenswerthe Form bringen.
                              Sobald man ihm dieselbe gegeben hat, ist weiter nichts zu thun, als dasselbe aus dem
                              heißen Wasser herauszunehmen und in den hohlen Zahn zu stecken.
                           Hat man die Größe gut getroffen, so ist der Zahn ohne die geringste Unbequemlichkeit
                              verkittet; war das Stückchen zu groß, so drängt sich beim Zusammenbeißen der Zähne
                              der überflüssige Theil nach den Seiten und verursacht in der ersten Zeit vielleicht
                              auch durch einen geringen Druck auf den Nerven, ein unangenehmes Gefühl. Dieß hält
                              jedoch nicht lange an, die Gutta-percha nimmt eine sehr angenehme ungefähr
                              dem Knorpel ähnliche Festigkeit an, ohne im geringsten spröde zu seyn und haftet
                              nach meinen bis jetzt gemachten Erfahrungen ganz vortrefflich. Durch die dieser
                              Substanz eigenthümliche Elasticität ist auch ein Zerbeißen und Zerbröckeln nicht
                              möglich und daher ein Stückchen, selbst wenn es einmal locker werden und aus dem
                              Zahne herausfallen sollte, immer wieder brauchbar. (Polyt. Centralbl. 1848, S. 67.
                              Die Redaction desselben bemerkt hiezu. Unseren eigenen Erfahrungen zufolge können
                              wir in manchen Fällen, namentlich wo sehr reizbare, Schmerzen verursachende
                              Zahnnerven bedeckt und vor Luft geschützt werden sollen, nicht genug das Auspinseln
                              des mit weichem Fließpapier gehörig ausgetrockneten hohlen Zahnes mit einer
                              Auflösung der Gutta-percha in Schwefelkohlenstoff empfehlen, deßgleichen bei leichten
                              Schnittwunden das Ueberpinseln mit derselben Lösung.)
                           
                        
                           Stucco a lucido; von W. Salzenberg.
                           In Oberitalien findet man nicht selten auf den Mauern im Innern, mitunter auch im
                              Aeußeren der Gebäude einen Ueberzug angewendet, der eine feste, ebene und glänzende
                              Oberfläche hat, und den man Stucco a lucido, auch marmorino und scaliolo
                              nennt. Er ist entweder ganz weiß, oder mit verschiedenen Farben tingirt, und eine
                              der bekannten Marmorarten nachahmend, unter denen giallo
                                 antico die beliebteste ist. Der Zweck seiner Anwendung ist nicht immer
                              größere Eleganz, sondern mitunter auch Reinlichkeit und Sauberkeit, z.B. auf
                              Abtritten, weil er ohne Nachtheil abgewaschen werden kann. In Parma fand ich die
                              Wände der Krankenzimmer in einem neu errichteten Hospitale mit diesem Stucco a lucido überzogen. Die Art seiner Anfertigung
                              ist einer gefälligen MittheilungMittheiluug des Hrn. Luigi
                                 Ceruti in Mailand und dem, was ich noch an anderen Orten erfragt und
                              beobachtet habe, zufolge etwa diese:
                           Auf einem Unterputze von 1/3 Zoll Dicke, dessen Mörtel aus drei Theilen scharfen,
                              feinen und rein gewaschenen Sandes und einem Theile durch ein Sieb geschlagenen
                              Kalkes bestehend, gut durchgearbeitet mit kräftigem Wurfe auf die Mauer gebracht,
                              mit Kelle und Richtscheit gut abgezogen, und demnächst gehörig ausgetrocknet ist,
                              wird der eigentliche Stucco in der Dicke von 1/12 Zoll
                              mit der Kardätsche (einem langen schmalen Reibebrett) aufgetragen, recht eben
                              abgezogen und gut abgerieben (in Parma wurden zwei Lagen Unterputz genommen, die
                              untere dicker, die obere schwächer und mit feinerem Sand, und bei jeder der gehörige Grad der Trockenheit
                              abgewartet).
                           Der Stucco besteht aus drei Theilen Marmormehl von weißem
                              Marmor und einem Theile durchgesiebten Kalk, und muß gut durchgearbeitet werden. Um
                              dem Stucco-Ueberzug den Glanz zu geben, nimmt man
                              drei Theile weiße Seife und einen Theil gesiebtem Kalk, zerreibt diese Theile gut
                              untereinander zu einem Brei, verdünnt den Brei mit reinem Wasser in einem Gefäße bis
                              zur Consistenz der gewöhnlichen Wasserfarbe oder Weißkalktünche, trägt diese Tünche
                              mit einem Pinsel auf den gut angetrockneten Stuck und polirt sie, nachdem sie
                              angezogen hat, mit einer besonders dazu vorgerichteten Maurerkelle. Die Kelle von
                              Stahl etwa 1/4 bis 1/3 Zoll dick, nicht über 5 1/2 Zoll lang und über 2 1/2 Zoll
                              breit, mit einem hölzernen Handgriffe versehen, an der Unterfläche sanft gewölbt und
                              hell polirt, in glühenden Holzkohlen auf 32 bis 35° R. erwärmt, wird mit
                              Hülfe eines Holzstückchens in der linken Hand von dem Arbeiter fest, aber nicht
                              übermäßig gegen die Oberfläche des Stucks angedrückt und mit der Rechten in langen
                              sanften hin- und wiederkehrenden Zügen über die Fläche hingeführt, um den
                              Glanz hervorzurufen. Es gehört zu dieser Arbeit und der richtigen Handhabung der
                              Kelle einige Geschicklichkeit und Uebung. Um immer eine gehörig erwärmte Kelle zu
                              haben, müssen mehrere dergleichen vorhanden seyn und in den glühenden Kohlen liegen.
                              Die Farben werden der letzten Tünche zugesetzt und auch Nüancirungen und Adern bei
                              der Nachahmung von Marmor darin eingetragen. An einigen Orten war auch die Rede von
                              einem Zusatze von weißem Wachs zu der Seife, ich habe nicht erfahren in welchem
                              Verhältnisse. Bei der Anwendung im Aeußeren wird die polirte Fläche Wohl noch mit
                              Leinöl und einem wollenen Lappen abgerieben.
                           Die angegebenen Mischungsverhältnisse des Mörtels, Stucco's u.s.w. gelten für Mailand
                              und sind an anderen Orten nach Beschaffenheit der Materialien vielleicht abzuändern,
                              was jedoch nur durch Versuche ermittelt werden kann.
                           Zu Parma wurden die Kosten einer Quadratbraccia Stucco a
                                 lucido zu einem Lire Milanense angegeben, was
                              etwa 1 5/6 Sgr. für den Quadratfuß preußisch beträgt. (Notizbl. des
                              Architekten-Vereins zu Berlin, neue Folge, Nr. 1. S. 15)