| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 207 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                         Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neuerungen bei Schiffsmaschinen.
                           Die englische Fachschrift The Engineer gibt in der
                              									ersten Nummer vom Jahrgang 1878 Zeichnungen und Beschreibung einer neuen
                              									Schiffsmaschine von 2600e für den Dampfer Stadt New-York der Inman Linie. Die Maschine weist
                              									verschiedene Neuerungen auf, die vielleicht allgemeiner interessiren.
                           Während gewöhnlich solche Schraubendampfer nur einen Hochdruck- und einen
                              									Niederdruckcylinder haben, welche in der bekannten Pyramiden-Aufstellung neben
                              									einander angeordnet und auf Kurbeln unter 90° versetzt wirkend – wie der Engländer
                              									sagt – „compoundet“ sind, hat die Stadt New-York
                              									zwei Niederdruckcylinder von 1m,803 Durchmesser
                              									neben einander stehend, über welchen je ein Niederdruckcylinder von 1m,016 bis in die Verdeckhöhe emporragt. Der Hub
                              									beträgt 1m,524, was bei den normalen 52 Touren in
                              									der Minute eine secundliche Kolbengeschwindigkeit von 2m,64 ergibt. Um den Kolben des HochdruckcylindersNiederdruckcylinders bequem herausnehmen zu können, ist derselbe mit dem obern Hochdruckkolben
                              									durch eine gemeinschaftliche centrale Kolbenstange, mit dem unten gelegenen
                              									Kreuzkopf dagegen durch zwei seitliche Kolbenstangen verbunden. Zwischen Hoch- und
                              									Niederdruckcylinder ist Raum genug für die beiderseitigen Stopfbüchsen und zum
                              									bequemen Hantiren. Soll nun der Niederdruckkolben ausgezogen werden, so sind
                              									zunächst die Muttern zu lösen, welche die centrale Kolbenstange mit den beiden
                              									Kolben verbinden; ist dies geschehen, so lässt man dieselbe durch ein centrales
                              									Mannloch im Boden des grossen Cylinders nach abwärts, löst dann die Muttern der
                              									beiden seitlichen Kolbenstangen und kann hiernach den grossen Kolben herausnehmen,
                              									ohne weder am Kreuzkopf, noch am kleinen Cylinder demontiren zu müssen.
                           Die kleinen Cylinder haben Dampfmäntel mit eingepressten Laufcylindern aus hartem
                              									Gusseisen. Der Condensator liegt quer unter der Kolbenwelle und hat die
                              									Condensationsrohre mit Holzringen ein gedichtet.
                           Die Steuerung geschieht durch Coulissen, welche von einer kleinen Maschine bewegt
                              									werden. Dieselbe ist mit selbstthätiger Umsteuerung eingerichtet, damit, wenn sie
                              									aus Versehen zu lange im Gang bleibt, die Steuerungscoulisse, nachdem sie ihre
                              									äusserste Stellung erreicht hat, wieder zurückgezogen wird; anderenfalls könnte ein
                              									Bruch hervorgerufen werden.
                           
                        
                           Verbesserte Drahtlitzen für Webergeschirre.
                           Adolph Argo in Schloss Chemnitz (Sachsen) hat unter Nr.
                              									9 (Klasse 86) vom 10. Juli 1877 ab ein Deutsches Patent erhalten, nach welchem die
                              									Drahtlitzen so angefertigt werden, dass sie nach Herstellung aus doppelt
                              									zusammengesetztem Draht durch ein Walzwerk glatt oder rund gewalzt werden, um
                              									gegenüber den bisher erzeugten Schaft- und Draht-Jacquardlitzen grössere Glätte,
                              									Steife und Dünne zu erhalten. Zur Verhütung des Verschiebens auf den Schaftstäben
                              									werden die Drähte so zusammengedreht, dass über der obern, zum Aufstecken auf den
                              									Schaftstab bestimmten Oese noch ein besonderes Ringelchen oder eine ähnliche
                              									Verlängerung gebildet wird.
                           
                        
                           Waschwiege von A. Mannory in Berlin.
                           Man hat bereits Waschmaschinen, bei welchen aus der in einer Trommel eingelegten
                              									Wäsche durch eine herumkollernde cannelirte Walze das immer nieder angesaugte
                              									Seifenwasser so lange ausgedrückt wird, bis aller Schmutz weggenommen ist (vgl.
                              									*1875 215 562). Denselben Zweck erreicht Mannory nach dem ihm ertheilten Deutschen Patent Nr. 23
                              									(Klasse 34) vom 8. Juli 1877, indem die in einer gewöhnlichen Kufe überbrühte Wäsche
                              									mittels einer Waschwiege
                              									von Hand abwechselnd links und rechts ausgedrückt wird. Die Wasch wiege besteht aus
                              									einem ovalen, unten abgerundeten, cannelirten Stück Hartholz, in dessen Mitte ein
                              									senkrechter Stiel mit Handgriff steckt, welchen man mit den Händen erfasst und hin
                              									und her schwingt. Der Druck kann durch passende Belastungsgewichte vermehrt
                              									werden.
                           
                        
                           Härten von Kupfer.
                           Um Kupfer und Kupferlegirungen grössere Härte und Zähigkeit zu ertheilen, wendet Everitt in Birmingham nach dem Iron Age folgendes Verfahren an. 1 bis 6 Proc. Manganoxyd (am besten ist
                              									das natürlich vorkommende schwarze Oxyd) wird mit dem Kupfer zugleich in einem
                              									Tiegel oder Schmelzofen eingeschmolzen. Ist die Masse in Fluss, so wird das
                              									Manganoxyd gehörig durchgerührt und der sich dabei bildende Schaum sorgfältig
                              									abgezogen. Das Metall ist dann zum Gusse fertig. Bei der Darstellung von Messing
                              									wird ebenso verfahren und darauf die nöthige Menge Zink zugesetzt. Obgleich
                              									hauptsächlich bei den Messinglegirungen angewendet, eignet sich dieses Verfahren
                              									doch auch für alle anderen Legirungen, in denen das Kupfer einen Hauptbestandtheil
                              									bildet. Das Kupfer wird dadurch homogener, härter und zäher; es kann dann bei
                              									Rothglühhitze ausgewalzt werden, womit augenscheinlich eine grosse Ersparniss an
                              									Zeit und Arbeit verbunden ist. Derartig dargestelltes Metall hat sich für die
                              									Anfertigung von Dampfsiederröhren, Achsenbüchsen, Schiffbeschlägen u. dgl. bestens
                              									bewährt.
                           
                              K.
                              
                           
                        
                           Zusammensetzung einer Kruste, die sich auf einer den Gasen
                              									eines Siemens-Ofen ausgesetzten Eisenstange gebildet hat.
                           A. Terreil und Daubrée (Comptes rendus, 1877 Bd. 84 S. 1398) berichten, dass
                              									sich auf einer Eisenstange, welche zum Ziehen eines Registers aus Platten von
                              									feuerfestem Thon in einem Siemens-Ofen der Pariser Leuchtgasgesellschaft dient,
                              									regelmässig eine schwarze glänzende Schicht bildet, obgleich die Stange mit
                              									feuerfestem Thon umgeben ist. Dieselbe ist leicht zerreiblich, wird von
                              									Schwefelsäure und Salpetersäure nur sehr schwer angegriffen, von concentrirter
                              									Salzsäure nur dann gelöst, wenn sie sehr fein gepulvert ist. Nach einer Analyse von
                              										Terreil bestand eine solche 7mm dicke Schicht aus:
                           
                              
                                 Eisen als Oxydul
                                 62,46
                                 
                              
                                 Eisen als Oxyd
                                 13,19
                                 
                              
                                 Eisen als Sulfür
                                 0,54
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 23,46
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,31
                                 
                              
                                 Silicium
                                 Spuren
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,96.
                                 
                              
                           Dieses Ergebniss entspricht folgender Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisenoxydul
                                 71,80
                                 
                              
                                 Magnetisches Eisenoxyd
                                 27,31
                                 
                              
                                 Schwefeleisen
                                 0,85
                                 
                              
                                 Silicium
                                 Spuren
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,96.
                                 
                              
                           Durch die oxydirenden und reducirenden Gase des mit Koke geheizten Ofens, welche die
                              									Thonhülle der Eisenstange durchdringen, wird das Eisen somit grösstentheils in
                              									Oxydul verwandelt. Diese Oxydulbildung findet schon innerhalb weniger Tage statt
                              									unter so bedeutender Volumvergrösserung der Stange, dass die Thonhülle abgesprengt
                              									wird. Daubrée meint, dass diese Erscheinung, welche
                              									sich in anderen Oefen nicht zeigt, durch die höhere Temperatur in Folge der
                              									Kokesfeuerung veranlasst wird.
                           
                        
                           Cementanalysen.
                           Nach Villot in Marseille (Annales des Mines, 1877 Bd. 11 S. 336) hatten zwei Cemente von Lafarge
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 Kohlensaures Calcium
                                 4
                                 Spur 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 27
                                 45 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 6
                                 15 
                                 
                              
                                 Kalk, frei
                                 59
                                 36 
                                 
                              
                                 Wasser und Verlust
                                 4
                                 4 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 100.
                                 
                              
                           
                        
                           Versuche über Lufterwärmung.
                           Gelegentlich der 1876er Ausstellung in Philadelphia wurden Lufterwärmungsversuche
                              									angestellt, welche werthvoll genug erscheinen, um hier erwähnt zu werden.
                           In einer Blechtrommel von 387mm Durchmesser waren,
                              									in bezieh. zwischen die beiden 509mm von einander
                              									entfernten Kopfplatten 122 Kupferröhrchen von 22mm
                              									äusserem Durchmesser und 0mm,8 Wandstärke
                              									eingesetzt, durch welche die Luft sich zu bewegen hatte, während sie von Dampf
                              									umgeben waren. An der einen Stirnseite dieses Erwärmers befand sich ein 425mm weites Luftzuführungsrohr von geringer Länge,
                              									in welchem die Geschwindigkeit der Luft mittels eines Anemometers gemessen wurde.
                              									Die andere Stirnseite des Erwärmers war durch ein passendes Rohr mit der Saugöffnung
                              									eines Flügelgebläses in Verbindung gebracht. Weitere Angaben über die Anordnung der
                              									Apparate und das Verfahren der Versuche macht Th. Skeel
                              									in dem Enqineerinq and Mining Journal, 1877 Bd. 24 S.
                              									259.
                           Die Versuche ergaben als Mittel aus 7 Beobachtungen eine Dampftemperatur von 1210,
                              									die Temperatur der nicht erwärmten Luft zu 31,50 und diejenige der erwärmten Luft zu
                              									61°. Da nun zu gleicher Zeit die Geschwindigkeit der Luft in dem 425mm weiten Zuführungsrohre des Erwärmers zu 3m,28 secundlich bestimmt war, so berechnet sich
                              									die Wärmemenge, welche übertragen wurde, = 27cbm,9
                              									× 1k,157 × 0,267 × 29,5° × 60 Min. = 15257c,4 in der Stunde.
                           Da eins von den 122 Röhrchen zur Beobachtung der Luftverdünnung, welche der Sauger
                              									hervorzubringen hatte, verstopft war, so betrug die mittlere Heizfläche = 121 × 0m,0666 × 0m,509
                              									= 4qm,09. Der mittlere Temperaturunterschied ist
                              									aber = 121 – ½ (31,5 + 61) oder rund 75°, so dass der Wärmedurchgangscoefficient
                              									sich zu 15257,4 : (4,09 × 75) oder rund 50c
                              									berechnet. (Skeel erhält in der angeführten Quelle ganz
                              									andere und zwar viel grössere Werthe, in Folge eines argen Rechnungsfehlers.)
                           Skeel glaubt dieses günstige Ergebniss durch die grosse
                              									Geschwindigkeit der Luft in den Heizröhren – 11m,77 secundlich – erklären zu sollen. Da die geringe Wärmeabgabe zwischen
                              									einer festen Wand und Luft lediglich dem geringen Gewicht der letzteren
                              									zuzuschreiben ist, so muss die Wärmeabgabe erheblich steigen, sobald man in der
                              									Zeiteinheit durch künstliche Mittel grössere Luftmengen mit der festen Fläche in
                              									Berührung bringt. Nicht ohne Werth ist auch die Beobachtung, dass ein Druck von 9mm,5 Wasser zur Hervorbringung der genannten
                              									Geschwindigkeit innerhalb der Röhren erforderlich war. Dieser Druck ist geringer,
                              									als die gebräuchlichen Formeln angeben.
                           
                              H. F.
                              
                           
                        
                           Ueber die Temperatur der Flammen; von Fr. Rossetti.
                           Zur Bestimmung der obigen Grösse, welche bei der Erklärung des Leuchtens der Flammen
                              									von grossem Interesse ist, benutzte der Verfasser ein Eisen-Platin-Thermoelement,
                              									das aus einem Platin- und einem Eisendraht von je 0mm,3 Dicke und 40cm Länge bestand, die
                              									auf einer Länge von 2mm um einander gewunden und
                              									an einander gepresst waren. Die Strecke, auf der sie sich berührten, wurde dann noch
                              									mit geschmolzenem Kaolin überzogen, während die freien Enden von dünnen
                              									Porzellanröhren umgeben waren. Die Graduirung wurde in der Weise vorgenommen, dass
                              									man den Ausschlag bestimmte, welchen das Thermoelement an einem Galvanometer gab,
                              									wenn es mit einem durch eine Reihe Flammen erhitzten Kupfercylinder verbunden wurde,
                              										verbunden wurde. Die
                              									Temperatur des Cylinders wurde dann durch Einsenken desselben in ein Calorimeter
                              									bestimmt. (Vgl. 1877 225
                              									464.)
                           Zunächst hat Verfasser die Temperaturen der verschiedenen Stellen eines Bunsen'schen
                              									Brenners untersucht. Dabei ergab sich, dass zunächst in ein und derselben Schicht,
                              									mit Ausnahme des innersten dunkeln Kernes, die Temperatur sich nur wenig ändert. Bei
                              									einer Lampe ergab sich die Temperatur 1350° für die äussere Hülle, für die violette
                              									1250°, für die blaue 1200°, während der Kern eine weit niedrigere Temperatur, die
                              									von den unteren Stellen nach, oben zunahm, zeigte.
                           Verbrennt man Gemische von Leuchtgas und Kohlensäure, so beobachtet man nur einen
                              									innern dunkeln Kern, der von einer blauen, wenig leuchtenden Hülle umgeben ist. Die
                              									Temperaturen der betreffenden Flammen sind um so niedriger, je mehr indifferentes
                              									Gas (hier Kohlensäure) in dem Gemisch enthalten ist. (Eine Flamme von 2 Vol.
                              									Leuchtgas und 3 Vol. CO2 besass eine Temperatur von
                              									10000, eine solche von 1 Vol. Leuchtgas und 3 Vol. CO2 eine von nur 780°.) Dasselbe trat übrigens auch ein, wenn man das
                              									Leuchtgas mit mehr und mehr Luft mischte. (Nach der Gazetta
                                 										chimica, Bd. 7 S. 422 durch Beiblätter zu
                                 										Poggendorff's Annalen, 1877 S. 615.)
                           
                        
                           Calorimetrische Untersuchungen.
                           A. Schuller und V. Wartha
                              										(Annalen der Physik und Chemie, 1877 Bd. 2 S. 359) machen jetzt ausführliche Mittheilungen über
                              									die Ausführungen der Versuche, die Verbrennungswärme des Wasserstoffes zu bestimmen.
                              									Wie bereits (1877 225 616) mitgetheilt, erhielten die
                              									Genannten 34126c; zu bemerken ist hierbei, dass
                              									sie als Wärmeeinheit die mittlere specifische Wärme des Wassers zwischen 0 und 100°
                              									nehmen, und nicht, wie dies sonst üblich, diejenige Wärmemenge, welche erforderlich
                              									ist, 1g Wasser von 0 auf 10 zu erwärmen.
                           
                        
                           Anwendung der Elektricität zur Transmission von
                              									Kräften.
                           Der Amerikaner N. S. Keith veranschlagt die Kosten einer
                              									Anlage zur Fortpflanzung einer Betriebskraft von 1000e auf eine Entfernung von 48km mittels
                              									einer magneto-elektrischen Maschine folgendermassen: 160000 M. für die Maschine,
                              									5647000 M. für die Leitung und 133000 M. für den Motor, zusammen 5940000 M. Er meint
                              									ferner, dass von den 1000e, welche zur Erzeugung
                              									des elektrischen Stromes verwendet würden, 492e,5
                              									in der Maschine und 134e,3 im Leiter verloren
                              									gehen würden, so dass nur 373e,2 übrig blieben. –
                              									Solche rein theoretische Betrachtungen bringen uns der Lösung der Frage, ob die
                              									Elektricität zur Fortpflanzung in der Natur vorhandener Kräfte sich eigne, nicht
                              									näher; vielmehr kann erst die Durchführung einer derartigen Anlage im Grossen über
                              									die wirkliche Leistung von Maschinen solcher Stärke Aufschluss geben und dann die
                              									Erfahrung vielleicht zu unerwarteten Vereinfachungen führen.
                           Eine Krafttransmission im kleinern Massstabe mittels zweier elektrodynamischer
                              									Maschinen steht übrigens schon seit einiger Zeit in der Telegraphenbauanstalt von
                              										Siemens und Halske in Berlin in Verwendung.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Galvanoplastische Leistungen der Gramme'schen Maschine.
                           Nach einer von Gramme der französischen Akademie
                              									vorgelegten Note (vgl. Comptes rendus, 1877 Bd. 84 S.
                              									1386. Ausführlicher in der Revue industrielle, 1877 Bd.
                              									8 S. 345) erweist sich die Einschaltung mehrerer Bäder hinter einander als
                              									zweckmässiger wie die bisher übliche Einschaltung neben einander. Dr. Wohlhill in Hamburg erzielte (1874) mit 15e einen Niederschlag von 43k Silber in der Stunde bei hinter einander
                              									geschalteten Bädern, während man in den Versilberungswerkstätten bei
                              									Parallelschaltung nur 600g in der Stunde für je le
                              									niederschlägt. Gramme hat bei Mignon und Rouart mehrere Versuchsreihen mit Kupfervitriol gemacht und
                              									theilt die gewonnenen Zahlen mit. Die erste Versuchsreihe mit verschieden zahlreichen
                              									neben einander geschalteten Bädern ergab, dass die durch 1mk niedergeschlagene Kupfermenge nahezu constant
                              									war. Die zweite Reihe mit 1 bis 48 hinter einander geschalteten Bädern und bei
                              									gleich grossen Elektroden zeigte ein Wachsen des Niederschlages mit der Zahl der
                              									Bäder, absolut und im Verhältniss zu den aufgewendeten Meterkilogramm; er betrug
                              									1,58 bis 23g,18 auf 1mk in der Stunde während er in der ersten Reihe nicht über 1g,45 stieg. Die dritte Reihe, bei unveränderter
                              									Stromstärke und Vergrösserung der Elektroden mit der Zahl der Bäder behufs der
                              									Constanterhaltung des Gesammtwiderstandes im Stromkreise, wurde in einem Bade in
                              									allen Versuchen nahezu gleichviel Kupfer niedergeschlagen; die Gesammtmenge des
                              									niedergeschlagenen Kupfers ist proportional der Zahl der Bäder. Bei dieser Reihe
                              									blieben die Umlaufsgeschwindigkeit, die elektromotorische Kraft und die aufgewendete
                              									Kraft merklich unverändert. – Jamin bemerkt, dass A. Thenard in der Sitzung vom 9. April 1877 bereits
                              									durch Versuche nachgewiesen habe, dass bei Hintereinanderschaltung die gesammte
                              									niedergeschlagene Kupfermenge beträchtlich wächst, bei Nebeneinanderschaltung
                              									dagegen constant bleibt.
                           Bei einer vierten Versuchsreihe ersetzte Gramme die
                              									löslichen Kupferanoden durch unlösliche (aus Blei) und fand eine beträchtliche
                              									Polarisation; auch, wurde die Kupferablagerung auf den Kathoden viel geringer. Bei
                              									Kupferanoden ist die Polarisation sehr schwach, und der secundäre Strom, den man
                              									bemerkt, wenn man geeignete Fürsorge trifft, ist kaum merklich. Wenn er nicht ganz
                              									Null war, so lag dies ohne Zweifel an den Unreinheiten in der Oberfläche der von Gramme verwendeten Kupferplatten.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Das Glasdruckverfahren im Deutschen Patentamt.
                           Aus dem Patentblatt ist ersichtlich, dass für die
                              									Hauptexemplare der eingereichten Zeichnungen starker glatter Carton in erster Linie
                              									deshalb vorgeschrieben ist, damit die Blätter sich gut photographiren lassen.
                              									Dieselben sollen nämlich behufs Abdruckes für die Patentschriften mittels des sogen.
                              									Glasdruckverfahrens vervielfältigt werden. Die Drucke werden unmittelbar von der
                              									entsprechend vorbereiteten Glasplatte, welche durch die photographische Aufnahme
                              									geliefert worden ist, genommen. Deshalb ist Schraffirung mit Strichen
                              									vorgeschrieben, sowie die Anwendung bunter Farben nicht zugelassen. Die Vorschriften
                              									über die Randlinien und die freizulassenden Räume wolle man recht genau beachten,
                              									indem dieselben nur gegeben sind, um gewisse noch nothwendig werdende amtliche
                              									Bezeichnungen nachtragen und dann die Blätter behufs des Photographirens gut
                              									befestigen zu können. – Es ist hier wohl das von der kgl. preussischen
                              									Staatsdruckerei in Berlin benutzte Verfahren gemeint, wonach ein sehr kräftiges
                              									Negativ (nach Strichzeichnung) mit chromirter Gelatine überzogen und von der
                              									Glasseite her belichtet wird; die Gelatine wird an den belichteten Stellen
                              									unlöslich, und man erhält so eine Matrize, die mit fetter Farbe eingewalzt und
                              									gedruckt werden kann, wenn man nicht vorzieht, den ersten Abdruck auf Stein zu
                              									übertragen und davon zu drucken. (Photographisches
                                 										Archiv, 1877 S. 212.)
                           
                        
                           Fabrikation von Kautschuk.
                           Einem Berichte von Cloëz (Bulletin de la Société d'Encouragement, 1877 3. S. Bd, 4 S. 559) über
                              									Pariser Kautschukfabrikate entnehmen wir die Angabe, dass das Kautschukpergament
                              									durch passende Mischung von Paragummi mit Schwefelzink, Zinnober, Ultramarin,
                              									Chromgrün, Schwefelcadmium u. dgl. und Vulkanisiren mit Chlorschwefel in
                              									Schwefelkohlenstoff erhalten wird. Die ungemein geschmeidigen und dehnbaren Blätter
                              									von verschiedener Farbe werden statt Pergament, feines Leder u. dgl. vielfach,
                              									namentlich auch zum Verbinden der Flaschen gebraucht.
                           Das sogen. vegetabilische Elfenbein, ein Gemisch von
                              									schwefelfreiem Gummi mit Magnesia, wird von Turpin in
                              									Paris besonders zur Herstellung von Billardkugeln verwendet. Sie sollen sich durch
                              									grosse Elasticität und Festigkeit auszeichnen und sich wie echtes Elfenbein drehen,
                              									poliren und färben lassen.
                           Nach Dankworth (englisches Patent vom 22. April 1876)
                              									sollen gleiche Gewichtstheile von Kautschuk und Ozokerit, mit einem Zusatz von
                              									Schwefel, ein dem gewöhnlichen vulcanisirten Kautschuk gleich elastisches Material
                              									bilden, welches aber in Bezug auf Widerstand gegen kräftige Säuren und raschen
                              									Temperaturwechsel entschieden vorzuziehen sein soll.
                           
                        
                           Verwerthung des zur Reinigung von Leuchtgas verwendeten
                              									Eisenoxydes.
                           Nach einem englischen Patent von H. Grüneberg wird die
                              									ausgenutzte Reinigungsmasse nach dem Ausziehen mit Wasser und Alkali mit Salzsäure
                              									behandelt, um Theile des Schwefels abzuscheiden, und nachher mittels Eisensalz und
                              									Bleichkalk auf Berliner Blau verarbeitet.
                           Nach G. T. Gerlach (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1977) wird diese Reinigungsmasse
                              									fein gemahlen und erst mit Wasser, dann mit Aetznatronlösung ausgezogen. Aus dem
                              									letztern Auszug werden durch Zusatz von Säure, bis zu schwach saurer Reaction,
                              									Schwefel und Cyanide niedergeschlagen und der vom Niederschlage abgezogenen,
                              									nöthigenfalls filtrirten Lösung wird Eisenchlorid zugefügt.
                           Aus dem nach den zwei Auszügen bleibenden Rückstand wird der Schwefel durch
                              									Destillation in eisernen oder thönernen Retorten in einem Strome überhitzten
                              									Wasserdampfes abgeschieden. Die ausgelaugte und entschwefelte Masse wird durch
                              									Erhitzen unter Luftzutritt in Colcothar übergeführt.
                           
                        
                           Verfälschung von Selterswasser.
                           Nach Mittheilungen Berliner Blätter erkrankten vor einiger Zeit in Berlin einige
                              									Personen nach Genuss von Selterswasser aus einer Seltersbude. Die von der Polizei
                              									veranlasste Untersuchung des betreffenden Selterswassers ergab einen bedeutenden
                              									Kupfergehalt desselben, der von dem kupfernen Behälter herrührte, wie solche für
                              									Selterswasserbuden Verwendung finden und dessen innere Verzinnung in vorliegendem
                              									Falle wahrscheinlich mangelhaft oder schadhaft geworden war. Auch Selterswasser auf
                              									Flaschen kann Kupfer enthalten, wenn schlechte Apparate zu seiner Darstellung
                              									dienen. Im Anschluss hieran theilen die Industrieblätter, 1877 S. 378 mit, dass man vor nicht langer Zeit in
                              									Stettin Siphons in den Handel brachte, die Wasser enthielten, in welches nur atmosphärische Luft statt Kohlensäure gepresst war.
                              									Wenn solch frecher Betrug möglich ist, so erscheint es wünschenswerth, dass auch die
                              									kohlensauren Wässer, ein so allgemeines Genussmittel, einer ähnlichen Controle wie
                              									die übrigen Getränke unterliegen.
                           
                        
                           Zur Untersuchung von Trinkwasser.
                           Auch H. Hager bestreitet das Vorkommen des Leimes im
                              									Grundwasser, welches von Kämmerer (1877 224 559) als unzweifelhaft angenommen war (vgl. 1877 226 303). Nach seinen Versuchen ist der in schlechten
                              									Brunnenwässern durch Tannin entstehende Niederschlag vorwiegend Algen (Gloeothece, Aphanothece und Oscillarien ) zuzuschreiben. (Pharmaceutische
                                 										Centralhalle, 1877 S. 294. Chemisches
                                 										Centralblatt, 1877 S. 687.)
                           
                        
                           Einfluss der Laub- und Nadelwaldungen auf Luftfeuchtigkeit und
                              									Regenhöhe.
                           Fautrat (Comptes rendus,
                              									1877 Bd. 85 S. 340. 1117) hat gefunden, dass vom August 1876 bis dahin 1877 die
                              									mittlere Luftfeuchtigkeit über einem Laubwalde 71,6, 300m davon entfernt 68,6, über einem Fichtenwalde 67,1 und 300m davon entfernt 60,4 betrug. Nachfolgende Tabelle
                              									zeigt die in derselben Zeit beobachtete Regenhöhe (in mm):
                           
                           
                              
                                 
                                 Laubwald
                                 300mdavon
                                 Fichten-wald
                                 300mdavon
                                 
                              
                                 August 1876
                                 61,00
                                 59,50
                                 68,00
                                 63,75 
                                 
                              
                                 September
                                 88,25
                                 82,25
                                 73,75
                                 67,75 
                                 
                              
                                 October
                                 68,25
                                 66,75
                                 61,00
                                 58,75 
                                 
                              
                                 November
                                 66,75
                                 65,00
                                 56,75
                                 54,25 
                                 
                              
                                 December
                                 77,00
                                 77,00
                                 64,25
                                 58,75 
                                 
                              
                                 Januar 1877
                                 66,50
                                 66,00
                                 67,00
                                 60,75 
                                 
                              
                                 Februar
                                 89,75
                                 87,75
                                 91,75
                                 85,00 
                                 
                              
                                 März
                                 110,75
                                 106,75
                                 86,25
                                 75,75 
                                 
                              
                                 April
                                 64,00
                                 60,25
                                 64,00
                                 58,50 
                                 
                              
                                 Mai
                                 94,50
                                 92,00
                                 89,00
                                 85,00 
                                 
                              
                                 Juni
                                 45,25
                                 41,75
                                 49,75
                                 47,75 
                                 
                              
                                 Juli
                                 100,00
                                 96,00
                                 76,75
                                 71,50 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 932,00
                                 901,00
                                 848,25
                                 792,20.
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber Natur- und Kunstwein.
                           Unter Naturwein verstellt man das Getränk, welches entsteht, wenn man den
                              									Traubensaft, wie ihn die Natur liefert, nach den Regeln der Wissenschaft vergähren
                              									und sich klären lässt. In schlechten Jahren tritt nun zwar die Nothwendigkeit an den
                              									Winzer heran, seinen Most durch Wasser und Zucker so zu stellen, dass er einem Most
                              									aus guten Jahrgängen einigermassen gleichkommt. Leider geschieht dieses Gallisiren
                              									aber nicht nur in schlechten Jahrgängen, sondern auch in guten wird der Most durch
                              									Zuckerwasser vermehrt, oft sogar so stark, dass letzteres vorherrscht; der daraus
                              									erhaltene Wein ist dann offenbar als Kunstproduct zu bezeichnen. Jedenfalls ist es
                              									als Betrug zu erklären, wenn gallisirte Weine als reine Naturweine verkauft
                              									werden.
                           J. Skalweit in Hannover („Wider die Nahrungsfälscher“, 1878 S. 6) hat im NovemberNovemder v. J. 47 Weine untersucht, von denen nicht weniger als 14 gallisirt waren.
                              									Nachfolgende Analysen mögen als Beispiele angeführt werden, welche jämmerliche
                              									Gemische oft als Wein verkauft werden. Die starke Rechtsdrehung (in einer 200mm langen Röhre) zeigt den ungemein hohen Zusatz
                              									von Kartoffelzucker (vgl. 1877 225 309).
                           
                              
                                 Untersuchte Sorte
                                 Alkohol
                                 Extract
                                 Freie Säure
                                 Asche
                                 Rechts-drehungGrad
                                 
                              
                                 Alter Rothwein
                                 11,3
                                 3,99
                                 0,63
                                 –
                                   5,6
                                 
                              
                                 Rheinwein von 1872
                                   8,9
                                 3,56
                                 0,71
                                 –
                                   7,9
                                 
                              
                                 Niersteiner von 1875
                                 10,6
                                 4,33
                                 0,59
                                 –
                                 11,0
                                 
                              
                                 Mosel von 1873
                                   7,7
                                 3,2  
                                 0,48
                                   0,144
                                 10,8
                                 
                              
                                 Trabener Mosel
                                   8,5
                                 3,06
                                 0,62
                                 0,22
                                   6,8
                                 
                              
                                 Mosel von 1875
                                   7,8
                                 3,17
                                 0,47
                                   0,158
                                 10,0
                                 
                              
                                 Desgl. von 1874
                                   8,9
                                 2,89
                                 0,42
                                 0,32
                                   3,7
                                 
                              
                                 Moselblümchen
                                   3,4
                                 2,88
                                 0,64
                                 –
                                   2,7
                                 
                              
                           Der verhältnissmässig hohe Alkoholgehalt von 8,9 Proc. des Moselweines von 1874 bei
                              									nur 0,42 Proc. Säure deuten darauf hin, dass ausser Kartoffelzucker auch Rohrzucker
                              									zugesetzt war.
                           
                        
                           Desinficirende Eigenschaften mittels concentrirter
                              									Schwefelsäure carbonisirrte Cellulose.
                           Holz, Papier, Lumpen u. dgl., in concentrirte Schwefelsäure eingetaucht, werden nach
                              									einer Mittheilung von Fr. Garcin (Comptes rendus, 1877 Bd. 85 S. 1118) in eine schwarze,
                              									humose Masse verwandelt, die noch Wasserstoff enthält und stark absorbirend, nach
                              									Ansicht des Verfassers auch desinficirend wirkt. Garcin
                              									empfiehlt diese Kohle namentlich zur Desinfection der Weinfässer, für Filter u.
                              									dgl.
                           
                        
                           Ueber Glycerin, Cellulose und Gummi.
                           L. Liebermann hat die Versuche von Kosmann (S. 111 d. Bd.) wiederholt und kommt zu dem
                              									Resultat, dass die Angabe desselben, „Glycerin gehe in Zucker über“, auf
                              									Irrthum beruht. (Nach den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1877 S. 2095.)
                           
                        
                           Ueber den Gehalt der Lösungen von Kaliumsulfocarbonat.
                           Nach B. Delachanal (Annales de
                                 										chimie et de physique, 1877 Bd. 12. S. 141) zeigt eine Lösung bei dem unten
                              									angegebenen specifischen Gewichte folgenden Procentgehalt an Kaliumsulfocarbonat,
                              									entsprechend Schwefelkohlenstoff:
                           
                              
                                 Baumé-Grad
                                 Spec. Gew.
                                 K2CS3
                                 CS2
                                 
                              
                                   1
                                 1,007
                                   1,1
                                   0,45 
                                 
                              
                                   5
                                 1,036
                                   5,2
                                   2,12 
                                 
                              
                                 10
                                 1,075
                                 10,7
                                   4,37 
                                 
                              
                                 15
                                 1,116
                                 16,1
                                   6,57 
                                 
                              
                                 20
                                 1,161
                                 22,0
                                   8,98 
                                 
                              
                                 25
                                 1,209
                                 28,5
                                 11,63 
                                 
                              
                                 30
                                 1,262
                                 35,0
                                 14,28 
                                 
                              
                                 35
                                 1,320
                                 42,0
                                 17,13 
                                 
                              
                                 40
                                 1,383
                                 48,9
                                 19,95 
                                 
                              
                                 45
                                 1,453
                                 56,4
                                 23,01 
                                 
                              
                                 50
                                 1,530
                                 63,7
                                 25,99.
                                 
                              
                           Der Verfasser behandelt gemeinschaftlich mit A. Mermet
                              									(daselbst S. 88) die Analyse der Sulfide und Sulfocarbonate der Alkalien.
                           
                        
                           Ueber die Stärkeformel.
                           R. Sachsse (Chemisches
                                 										Centralblatt, 1877 S. 732) berichtet über zahlreiche Versuche, nach denen
                              									statt der bisherigen Formel C6H10O5 für die Stärke
                              									besser die schon von Nägeli aufgestellte C36H62O31 zu nehmen ist. Lufttrockne Kartoffelstärke
                              									enthält 17,7 Proc. Wasser; dieses würde dem Hydrate C36H62O31.12 H2O entsprechen, welches 17,9 Proc.
                              									Wasser erfordert.
                           
                        
                           Darstellung von Alizarinfarbstoffen; von H. Caro.
                           Käufliches Alizarin wird der Einwirkung von Salpetersäure unterworfen, bis es
                              									vollständig in Alizarin-Orange verwandelt worden ist. Verschiedene Wege werden zu
                              									diesem Zwecke vorgeschlagen. Einer ist, das Alizarin auf dem Boden geschlossener
                              									Kammern in dünnen Schichten auszubreiten und so Salpetersäuredämpfen auszusetzen.
                              									Eine zweite Methode besteht im Lösen des Alizarins in Aether, Eisessig, Petroleum
                              									oder Nitrobenzol und Einleiten von Salpetrigsäure in die Lösung. Bei Anwendung des
                              									letztgenannten Lösungsmittels nimmt man 20 Th. desselben auf 1 Th. Alizarin; die
                              									Salpetrigsäure wird so lange zugeführt, als sie noch absorbirt wird. Das gewünschte
                              									Alizarinderivat wird entweder durch Verdampfen des Lösungsmittels abgeschieden, oder
                              									durch Niederschlagen des Farbstoffes mittels wässeriger Aetzalkalilösung und hierauf
                              									folgendem Zersetzen des Präcipitates mittels einer Säure. Wendet man Eisessig als
                              									Lösungsmittel an, so wird Salpetersäure von 1,38 spec. Gew. zugesetzt.
                           Wiederholtes Behandeln mit Aetzalkali, Waschen und Filtriren liefern das
                              									Alizarin-Orange in nahezu chemisch reinem Zustande
                           Schliesslich wird Schwefelsäure von 1,848 spec. Gew. als Lösungsmittel vorgeschlagen. In diesem Falle
                              									wird die Salpetersäure entweder frei, oder als Salz gebunden zugefügt.
                           In allen angeführten Fällen mag gelindes Erwärmen der Lösung stattfinden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S.
                              									1760.)
                           
                        
                           Ueber Ultramarin.
                           Als Beitrag zur Kenntniss der Ultramarinbildung veröffentlicht C. Böttinger in Liebig's
                                 										Annalen der Chemie, 1876 Bd. 182 S. 305 eine Reihe von Versuchen, denen wir
                              									folgende Angaben entnehmen.
                           Zunächst wurden einem normalen Satze wechselnde Mengen Kieselsäure zugesetzt. Die
                              									Versuche ergeben, dass ein constantes Verhältniss zwischen Kieselsäure und Thonerde
                              									nicht erforderlich ist, wenn nur eine der Kieselsäure entsprechende Menge Schwefel
                              									zugesetzt wird.
                           Dann wurde ein Thon (2,5 Th. SiO2 : 1 Th. Al2O3) mit wechselnden
                              									Mengen Schwefel und Soda vermischt. Verfasser schliesst aus den erhaltenen
                              									Resultaten, dass dem beim Glühen entstandenen Thonerde-Natronsilicat die Fähigkeit
                              									zukomme, sich mit Schwefelverbindungen zu vereinigen, und dass das Ultramarin nur
                              									das Endglied einer grossen Reihe derartiger Körper sei. Die Zusammensetzung dieses
                              									Silicates zu ermitteln, ist Verfasser nicht gelungen; doch glaubt er nicht, dass das
                              									Silicium direct mit dem Schwefel verbunden sei, er meint daher mit einer
                              									Molecularverbindung zu thun zu haben.
                           Den Ultramarinbildungsprocess erklärt Böttinger in
                              									folgender Weise. Der Satz sei richtig gewählt, fein gemahlen, innig gemischt und
                              									fest in den Tiegel gepresst; der Ofen werde geheizt. Durch die Temperaturerhöhung
                              									wird der Schwefel, welcher sich am Rande des Tiegels befindet, zuerst erwärmt, er
                              									wird theilweise verflüchtigt, theilweise wirkt er auf die Soda ein. Es werden die
                              									Schwefelnatriumverbindungen und die Natronsalze der Schwefel oxydverbindungen
                              									gebildet nach folgender Gleichung: 3Na2O + 12S =
                              										2Na2S5 + Na2S2O3. Die schmelzenden Schwefelverbindungen werden vom
                              									Thone absorbirt. Mit steigender Temperatur dringt die Reaction nach der Mitte des
                              									Tiegels vor, veranlasst dort gleichzeitig die Bildung von Umsetzungsproducten und
                              									das Entweichen von Schwefel, welcher jedoch nicht direct in den Ofenraum dringen
                              									kann, sondern erst die äusseren Schichten durchdringen muss und hier neue Reactionen
                              									bewirkt, z.B. Na2S in Na2S5 verwandelt. Die Kohle des
                              									Ultramarinsatzes wirkt als Reductionsmittel für die Schwefelsauerstoffverbindungen
                              									und für die Soda, der entweichende Schwefel und das Kohlenoxyd verhindern den
                              									Sauerstoff an jeglicher Einwirkung (vgl. dagegen 1876 221
                              									473).
                           Bei höherer Temperatur kommt der Thon zur Wirkung, indem er die niederen
                              									Sauerstoffverbindungen des Natrons beraubt. Das so gebildete Thonerdenatronsilicat
                              									vereinigt sich molecular mit den Schwefelnatriumverbindungen und so entsteht
                              									Ultramarin.
                           Böttinger vermuthet, das künstliche Ultramarin sei ein
                              									Gemenge durch Saure zerlegbarer Thonerdenatronsilicate, welche sich in Verbindung
                              									mit Na2S5, Na2S, Na2S2O3 befinden. Das
                              									ideale Ultramarin soll eine Verbindung eines Thonerdenatronsilicates mit
                              									Fünffach-Schwefelnatrium sein. – Bestätigung dieser Angaben bleibt abzuwarten.
                           K. Heumann (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 991 und 1345) hat, wie auch
                              									schon Unger (1874 212 232)
                              									ein Silberultramarin von citronengelber Farbe hergestellt, dessen Analyse folgende
                              									Resultate ergab:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 
                              
                                 Ag
                                 –
                                 48,08
                                 47,89
                                 47,96
                                 
                              
                                 Al
                                 9,00
                                 –
                                   9,11
                                   9,21
                                 
                              
                                 Na
                                 1,15
                                 –
                                   1,17
                                   0,89
                                 
                              
                                 S (Gesammt)
                                 –
                                   4,68
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 S (als Sulfat)
                                 –
                                 –
                                   0,67
                                 –
                                 
                              
                                 Si
                                 –
                                 –
                                 10,46
                                 10,46.
                                 
                              
                           J. Philipp (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1277 und 1523) hat die
                              									Einwirkung von Metall salzen auf Ultramarin untersucht und gefunden, dass eine
                              									Zinksulfatlösung nur die dem Ultramarin beigemengten Silicate zersetzt, das
                              									Ultramarin selbst aber unverändert lässt. Von ihm hergestelltes Silberultramarin
                              									enthielt nur 43,69 bis 44,08 Proc. Silber.
                           
                        
                           Beschweren der Seide.
                           Lyoner Fabrikanten haben es nach der Times jetzt so weit
                              									gebracht, die Farben mit Gelatine und anderen Beschwerungsmitteln derart zu
                              									Belasten, dass die Seidenwaare schön und schwer aussieht, aber nur etwa ¼ Seide und
                              									¾ Farbe enthält. Da es in Deutschland Chemiker gibt, welche nicht nur der
                              									Beschwerung das Wort reden, sondern dieselbe auch gegen Honarar ausüben lehren, so
                              									wird es, wie die Industrieblätter, 1878 S. 26 meinen,
                              									einen Wettstreit zwischen Frankreich und Deutschland geben, wer am besten beschweren
                              									kann.
                           
                        
                           Zur Gewerbeschulfrage.
                           Wershoven stellt den ungünstigen Urtheilen über
                              									Gewerbeschulen in folgender Tabelle das Ergebniss der im J. 1877 von der
                              									Gewerbeakademie zu Berlin abgehaltenen Diplomprüfungen gegenüber:
                           
                              
                                 Vorbereitungsanstalt
                                 Es haben die Prüfung abgelegt
                                 
                              
                                 mit dem Prädicat
                                 ImGanzen
                                 
                              
                                 mit Aus-zeichnung
                                 Sehr gut
                                 Gut
                                 Nichtbestanden
                                 
                              
                                 Kgl.
                                    											GewerbeschulenRealschuleGymnasiumAndere Schulen
                                 3––1
                                 53–1
                                   4  5  6  1
                                 211–
                                 14  9  4  3
                                 
                              
                                 4
                                 9
                                 13
                                 4
                                 30
                                 
                              
                           Die Deutsche Bauzeitung, 1877 S. 474 bemerkt dazu:
                              										„Wiederholt haben wir, auf das Zeugniss von Lehrern an technischen
                                 										Hochschulen gestützt, es als bedenklich und gefährlich bezeichnet, dass in einer
                                 										Vorbereitungsanstalt bereits technische Fächer betrieben werden, welche
                                 										demnächst im Programm der Hochschule wiederkehren; trotzdem aber liegt es uns
                                 										fern, den reorganisirten Gewerbeschulen die Fähigkeit der Vorbereitung auf die
                                 										Hochschule bestreiten zu wollen. Die Nothwendigkeit des Bestehens dieser
                                 										Anstalten ist es, die wir bezweifelt haben und bezweifeln, weil als
                                 										Vorbereitungsanstalten für die Hochschule Gymnasien und Realschulen genügen, für
                                 										die Ausbildung der gewerbtreibenden Techniker dagegen Fachschulen, die sich auch
                                 										dem bereits in der Praxis thätig gewesenen Techniker von weniger als
                                 										Sekundaner-Bildung öffnen, den entschiedenen Vorzug verdienen.“
                           ––––––––––
                           
                        
                           Berichtigungen. S. 16 Z. 1 v. o. ist zu lesen „e“ statt „ξ“ und S. 124 Z. 11 v. u.
                              										„3. Serie Bd. 4“ statt „Bd. 2.“