| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 309 | 
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                         Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Schnelle Arbeit.
                           Wir lesen in der Mining and Scientific Press:
                              									„Donnerstag Abend, am 15. November 1877, stehen in dem Werkstättenhof der
                                 										Michigan-Central-Eisenbahn zu Jackson, Nordamerika, zwei Locomotivkessel,
                                 										vollkommen fertig gestellt, aber ohne Verbindung mit irgend einem Theile des
                                 										Wagens oder des Mechanismus. In einem nahen Werkstättenraume liegen die Rahmen,
                                 										Cylinder, Schieber, Stangen und Hebel, sammt den zugehörigen Rädersätzen, alles
                                 										hergerichtet zur Zusammenstellung, aber kein einziges Stück vorher besonders
                                 										nachgemessen oder mit anderen zusammengepasst.“
                           „Den nächsten Morgen hatte sich eine zahlreiche Gesellschaft versammelt, um, der
                                 										Einladung entsprechend, zu sehen, in welch kürzester Zeit eine Locomotive fertig
                                 										montirt werden könnte. Punkt 7 Uhr früh öffneten sich die Thore und je 14
                                 										Monteure sprangen zu zwei Kesseln und machten sich, vom Ehrgeiz einander
                                 										obzusiegen beflügelt, an ihre Arbeit. Winden werden angesetzt, die Kessel
                                 										gehoben, die Rahmen daran geschraubt und auf die Räder gesetzt, gleichzeitig die
                                 										Cylinder gelegt, Stangen und Steuerung eingehängt und die tausend verschiedenen
                                 										Dinge angebracht, welche zu einer dienstfähigen Locomotive gehören. Schon ist
                                 										der Kessel mit Wasser gefüllt und, noch ehe der Rost vollendet, wird zu feuern
                                 										begonnen, der Dampfdruck steigt, der Führer betritt seinen Stand, noch zwei
                                 										Minuten, um die letzten Muttern und Keile anzuziehen, und die Pfeife ertönt, der
                                 										Regulator wird geöffnet: „das Dampfross schnaubt seinen ersten Athemzug“,
                                 										unter den Jubelrufen der Glücklichen, welche dieser wundervollsten Leistung in
                                 										der Geschichte des Locomotivbaues beiwohnen konnten.“ Denn die erste
                              									Maschine war in 2 Stunden 55 Minuten betriebsfertig montirt worden, die andere
                              									folgte wenige Minuten später.
                           
                           Wir hoffen, dass unsere amerikanischen Freunde sich bei dieser Erzählung genau an der
                              									Wahrheit gehalten haben. Wenn man auch erwägt, dass die amerikanischen Locomotiven
                              									bedeutend einfacher construirt und speciell leichter zu montiren sind wie die
                              									unserigen, so bleibt die Thatsache doch immer noch bewunderungswerth genug und wohl
                              									geeignet, zur Nachahmung anzuregen.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Tragbare Strassenbahn.
                           Seit einiger Zeit wird das System beweglicher Strassenbahnen des Franzosen Decauville vielfach besprochen und auch mehrfach
                              									ausgeführt. Die bewegliche Schienenbahn besteht aus einzelnen Theilen von 3, 2,5 und
                              										1m,25 Länge, welche mit 400mm Spur aus Eisenschienen – Im von 5k Gewicht – durch eiserne Querbänder
                              									zusammengefügt sind und bequem von einem Arbeiter getragen werden können, indem er
                              									sich zwischen die Schienen stellt und mit jeder Hand eine Schiene erfasst. Diese
                              									Bahntheile werden bei gutem Untergrund unmittelbar auf denselben gelegt und dadurch
                              									mit einander verbunden, dass die an einem Ende der Schienen innen angenieteten
                              									Laschen unter die Köpfe der anstossenden Schienen eingeschoben werden. Hierdurch
                              									wird genügende Steifigkeit erzielt, um mehrere Bahnabschnitte gleichzeitig aufheben
                              									zu können, so dass eine Strecke von 300m in 5/4 Stunden von 4
                              									Mann 30m weiter verlegt werden kann. Dadurch
                              									schliesst sich Decauville's System ausserordentlich
                              									leicht den Bedürfnissen der Landwirthschaft und landwirthschaftlicher Industrie an,
                              									indem es nach Arbeitsvollendung auf einem bestimmten Grunde sofort an andern Stellen
                              									verwendbar wird.
                           Die Wagen, welche zur Befahrung dieser Bahn dienen, sind je nach den Zwecken sehr
                              									verschieden construirt. In allen Fällen haben sie ein gleichartiges Untergestell mit
                              									vier gusseisernen Rädern und tragen 300 bis 400k.
                           Alle diese Details sind mit grosser Sorgfalt behandelt und den verschiedensten
                              									Bedürfnissen angepasst, so dass wir speciell hierin die wesentlichste Bedeutung
                              									dieses Systems zu finden glauben; zu diesem Zweck sind Schienentheile für
                              									Wegübergänge, Kreuzungen und Drehscheiben ausgeführt und zwar stets derart, dass sie
                              									von einem Mann getragen werden können. Als Zugkraft werden bis jetzt, wenn die Wagen
                              									nicht direct von den Arbeitern geschoben werden, meistens Pferde angewendet; doch
                              									soll auch eine Locomotive von 400mm Spur und
                              										1250k Gesammtgewicht construirt werden, um
                              									grössere Züge zu beiordern. (Nach dem Iron, 1877 Bd. 10
                              									S. 356.)
                           
                        
                           Automatische elektrische Bremsung von Eisenbahnzügen.
                           Auf der französischen Nordbahn werden seit mehr als Jahresfrist die neuerdings
                              									verbesserte elektrische Bremse von Achard und eine
                              									pneumatische Bremse versuchsweise verwendet, welche im Princip schon 1860 von den
                              									französischen Ingenieuren Du Tremblay und Martin angewendet, von dem Ingenieur Smith aber von neuem erfunden und in ihren
                              									Einzelnheiten abgeändert wurde. Beide Bremsen lassen sich leicht in Thätigkeit
                              									versetzen, die erste durch Umstellen eines elektrischen Commutators, die zweite
                              									durch Oeffnen eines Hahnes oder eines Dampfschiebers. Der Commutator kann an
                              									beliebiger Stehe im Zuge angebracht werden, auch an mehreren Orten. Bei der
                              									pneumatischen Bremse ist der Schieber auf der Maschine, zur Hand des
                              									Maschinenführers; der Schieber lässt den Dampf aus dem Kessel nach einem Ejector mit
                              									doppelter Düse strömen, welcher die Luft aus einem Röhrennetz und einer Anzahl unter
                              									den einzelnen Wagen angebrachter zusammendrückbarer Säcke aussaugt; der durch den
                              									Atmosphärendruck eingedrückte Sackboden bewegt den Bremshebel und legt gewöhnliche
                              									Bremsklötze auf die Räder (vgl. *1877 223 28). Diese
                              									Bremsen hat man mittels der seit 3 Jahren auf der Nordbahn verwendeten Lartigue'schen Locomotivpfeife (vgl. 1874 213 356) 1877 226 321) in
                              									selbstthätige umgewandelt, indem man die Bewegung, welche die Pfeife öffnet,
                              									zugleich zum Umstellen des Commutators und zur Bewegung des Schiebers verwerthet.Das Oeffnen der Bremse
                              									kann dagegen nur der Locomotivführer oder sein Stellvertreter mit der Hand bewirken.
                              									So kann man einen mit 80km Geschwindigkeit
                              									fahrenden Zug unter den ungünstigsten Verhältnissen auf weniger als 450m Entfernung oder in 30 Secunden zum Stillstand
                              									bringen. Bei der automatischen Einrichtung, sendet die auf Halt stehende
                              									Signalscheibe den bremsenden Strom; dieser könnte aber auch von dem Bahnhofsvorstand
                              									oder einem Signalwärter entsendet werden, ebenso bei Anwendung der auf der Nordbahn
                              									benutzten Prudhomme'schen Zugtelegraphen von jedem
                              									Wagen des Zuges aus. In gleicher Weise könnte man durch eine grössere Anzahl von
                              									Contactstellen auf der Bahn den Zusammenstoss zweier Züge unmöglich machen, indem
                              									man dafür sorgt, dass jeder Zug, welcher auf eine bereits von einem andern Zuge in
                              									gleicher oder in entgegengesetzter Richtung befahrene Strecke fährt, von letzterem
                              									selbstthätig gebremst wird. Ebenso könnten zwei Züge, welche aus Versehen auf
                              									dieselbe Strecke einer eingleisigen Bahn eingelassen werden, noch von den
                              									Nachbarstationen aus gebremst werden. (Nach dem Moniteur
                                 										industriel belge, 1877 Bd. 4 S. 267.)
                           
                        
                           Telephon.
                           Um stärkere Inductionsströme als bei Bell's Telephon (S.
                              									51 d. Bd.) zu erhalten, hat Trouré ein Telephon
                              									hergestellt, bei welchem die zur Aufnahme des Schalles bestimmten Eisenplatten fünf
                              									Seiten eines Würfels bildeten, dessen sechste Seite offen blieb und dazu diente, die
                              									Stimme des Sprechenden auf die fünf Platten gleichzeitig wirken zu lassen. Wurden
                              									die isolirten Drahtumwindungen, welche sich auf den einzelnen, den Eisenplatten
                              									gegenüberstehenden Magnetkernen befinden, unter einander und mit einer zur
                              									Fortleitung des Schalles bestimmten Leitung verbunden, ergab sich eine sehr
                              									beträchtliche Steigerung der Wirkung, so dass die Sprache von dem entfernten Orte
                              									lauter und deutlicher hörbar wurde. Auch war es möglich, die Umwindungen auf den
                              									Magnetkernen zu theilen und die eine Hälfte der mit einander verbundenen
                              									Inductionsrollen mit einer, die andere Hälfte derselben in gleicher Weise mit einer
                              									zweiten Leitung zu verbinden. Auf diese Weise wurden der Schall und die gesprochenen
                              									Worte von einer Stelle gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten vernehmbar. Es wird
                              									angenommen, dass man auf ähnliche Weise durch Verkupplung mehrerer Telephone mit
                              									einander die Wirkung derselben noch erhöhen und an mehrere entfernte Orte
                              									gleichzeitig dieselbe Mittheilung gelangen lassen kann. Auf einer
                              									Telephonzwischenstation würde man so auch ein eingelangtes Telegramm zugleich nach
                              									der nächsten Station weiter und nach der vorhergehenden zurück sprechen können.
                              									(Nach Comptes rendus 1877 Bd. 85. S. 1023.)
                           Neulich wurde das Unterseekabel zwischen St. Margareth (auf der englischen Seite) und
                              									Sangate (auf der französischen Seite) mit Telephonen verbunden, und im Beisein der
                              									Telegraphendirectoren von Dover und Calais liess man den Apparat zum ersten Mal
                              									arbeiten. Das Resultat war ein überaus befriedigendes; einem regelmässigen
                              									telephonischen Verkehr zwischen der englischen und französischen Küste steht nichts
                              									im Wege.
                           In New-York wurde Anfang December 1877 eine American Speaking
                                 										Telephone Company gegründet, welche Telephone der neuesten und besten
                              									Construction anfertigen und auf den zahlreichen Privattelegraphenlinien der Gold and Stock Telegraph Company in New-York und den
                              									benachbarten Städten einführen will. Die letztgenannte Gesellschaft hat sich durch
                              									Vertrag mit der Western Union Telegraph Company die
                              									Möglichkeit zur Anlage solcher Linien in allen den Städten, wo diese Gesellschaft
                              									Linien besitzt, gesichert, (Nach dem Journal of the
                                 										Telegraph, December 1877 S. 357.)
                           
                        
                           Ackermann's Telelog.
                           Mit dem Namen Telelog belegt der badische Artillerielieutenant H. Ackermann einen für den Kriegs gebrauch bestimmten,
                              									mit Hilfe des Telegraphentechnikers W. Fein in
                              									Stuttgart hergestellten Telegraph, dessen Empfänger eine einfache elektromagnetische
                              									Klingel mit einzelnen Schlägen ist und auf Ruhestrom eingeschaltet wird. Das den
                              									Empfänger enthaltende hölzerne Kästchen hat auf seiner vordern Fläche einen Knopf,
                              									mittels dessen ein federnder Contact unterbrochen wird, wenn man ein Zeichen geben
                              									will. Das zu verwendende Kabel enthält ausser zwei 0,mm5 dicken, die Hin- und Rückleitung bildenden isolirten Kupferdrähten
                              									noch eine starke Hanfschnur, welche dem Kabel die nöthige Widerstandsfähigkeit
                              									ertheilen soll; das Ganze ist mit Leinwandband umwickelt und getheert. Die auf
                              									Blechtrommeln gewickelten, 200m langen
                              									Kabelstücken haben an jedem Ende eine halbe Verschraubung, bestehend aus
                              									Hartgummicylindern, durch welche die Kupferdrähte hindurchgeführt sind und die an
                              									dem einen Kabelende in conische Stifte auslaufen, welche beim Zusammenschrauben in
                              									conische Löcher an einem andern Ende eintreten. Das Kästchen wird mittels eines
                              									Hakens an der Brust befestigt; es ist 20cm hoch,
                              									hat einen quadratischen Querschnitt von 11cm
                              									Seitenlänge und wiegt 1k,8. Das Telegraphiren
                              									nimmt blos das Gehör in Anspruch, lässt also die Augen dem Mann verfügbar, zu
                              									persönlicher Deckung gegen feindliche Geschosse. Der Telelog soll besonders zur
                              									telegraphischen Verbindung einer Batterie mit dem Posten verwendet werden, welcher
                              									die Schüsse der Batterie zu beobachten hat, um das Einschiessen der Batterie zu
                              									beschleunigen. Die für den Telelog zu benutzende galvanische Batterie besteht aus 20
                              									Elementen in einem Kasten mit 20 Fächern; die Zinkcylinder sind an den Holzdeckel
                              									festgeschraubt, während eine Kupferschale, mit Kupfervitriol gefüllt, am Boden jedes
                              									Faches liegt. Als Füllung dient eine 25 proc. Bittersalzlösung. Diese Batterie
                              									reicht auf 3000m Entfernung und bleibt für
                              									gewöhnlich in, der feuernden Batterie aufgestellt. (Eine ausführlichere
                              									Beschreibung, Preis 1,20 M., ist im Verlag von W.
                                 										Hanemann in Rastatt erschienen.)
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Zur Statistik der Hohöfen.
                           Ende 1876 waren nach Engineering, 1878 Bd. 25 S. 10
                              									Hohöfen vorhanden: in Grossbritanien 968, in den Vereinigten Staaten Nordamerikas
                              									713, in Deutschland 456, in Oesterreich 180, in Frankreich 150, in Belgien 54 und in
                              									Luxemburg 23, zusammen mit einer Leistungsfähigkeit von jährlich 20000000t Roheisen.
                           Nach dem Iron Age waren im Anfange 1877 in Nordamerika
                              									vorhanden:
                           
                              
                                 
                                 Holzkohlen
                                 Anthracit
                                 Kokes
                                 Zusammen
                                 
                              
                                 Hohöfen
                                     285
                                     223
                                     207
                                    715
                                 
                              
                                 davon in Betrieb
                                       73
                                       87
                                       84
                                    244
                                 
                              
                                 deren Wochenproduction
                                   6630
                                 16460
                                 21660
                                 44750t
                                 
                              
                                 die der übrigen Oefen
                                 15275
                                 25910
                                 25985
                                  67170t.
                                 
                              
                           Die Gesammtleistung aller nordamerikanischen Hohöfen würde 111920t betragen. (Die Tonne ist hier mit 1016k zu rechnen.)
                           
                        
                           Kupferhüttenprocess am Lake Superior für gediegenes Kupfer;
                              									von KupelwieserDas Hüttenwesen mit besonderer Berücksichtigung des
                                       												Eisenhüttenwesens in den Vereinigten Staaten Amerikas.
                                    											Oesterreichischer officieller Bericht über die Weltausstellung in
                                    											Philadelphia 1876, Heft 4. (Wien 1877. Faesy
                                    											und Frick..
                           Die an den Gruben ausgehaltenen grossen massigen Stücke mit 96 bis 97 Proc., sowie
                              									die durch Aufbereitung erhaltenen Sande mit 80 bis 85 Proc. und die Schlämme mit 30
                              									bis 40 Proc. Kupfer werden von der Detroit and Lake Superior
                                 										Copper Smelting Company auf den Hütten zu Hankok (mit 8 Raffiniröfen und 3
                              									Schachtschmelzöfen zum Schlackenschmelzen) und zu Detroit (mit 4 Raffiniröfen und 2
                              									Schachtöfen) für Rechnung der Gruben gegen eine Vergütung (für 1 Nettotonne von
                              										907k Erz 18 Doll. und für jede Tonne
                              									aufzuarbeitender Schlacken 13 Doll.) raffinirt. Der Rafininirofen, im Allgemeinen
                              									von gewöhnlicher Einrichtung, hat nur ein theilweise abhebbares Gewölbe zum Eintragen grosser
                              									Kupferstücke mittels eines Krahnes und die Feuerbrücke mit Schlitz zur Zuführung
                              									erwärmter Oxydationsluft. Man setzt 7600 bis 8200k
                              									(8,5 bis 9 Nettotonnen) ein, und zwar die gröbsten Stücke zu unterst, dann folgen
                              									die anderen Erzsorten nach der Korngrösse, sowie 50 bis 60k Kalkstein und 4 bis 5 Karren reichere Schlacken.
                              									Chargiren 2 Uhr Nachmittags, 6 Minuten langes langsames Feuern, Nachts 2 Uhr
                              									Schlackenziehen nach eingetretenem Fluss, noch mehrmalige Wiederholung desselben bis
                              									gegen 7 Uhr Morgens, Zutritt von Oxydationsluft und Rühren während 1,5 Stunden, bis
                              									genommene Proben einen Ueberschuss von Kupferoxydul im Kupfer anzeigen (8 oder 9 Uhr
                              									Morgens), dann Schlackenziehen, Einwerfen von Reductionskohle, Polen mit Birkenholz
                              									während etwa 1 Stunde, öfteres Probenehmen, dann 2stündiges Ausschöpfen, so dass die
                              									Charge um 12 Uhr vollendet ist und nach etwa 2 Stunden der am Boden u.s.w.
                              									ausgebesserte Ofen wieder besetzt werden kann. Das Kupfer wird theils zu
                              									quadratischen Stangen von 10 bis 18cm Seitenlänge
                              									und 1m,2 Länge für Drahtfabrikation, meist aber zu
                              									kleinen eingekerbten Zainen von etwa 7k,7 Gewicht
                              									gegossen. Der Aufwand an bituminösen Kohlen in 24 Stunden beträgt 3620k, bei Erfolg von 6630k, der Arbeitslohn für die Charge 19 Doll., Hüttenkosten für 1 Tonne Erz
                              									8,60 und für 1 Tonne Kupfer 10,56 Doll. Da die Gruben für 1 Tonne verarbeiteter Erze
                              									18 Doll. bezahlen, so haben die Hütten, welche jährlich 17000 bis 18000 Tonnen Erze
                              									verarbeiten, einen bedeutenden Gewinn. Die Schlacken mit 8 bis 12 Proc. Kupfer
                              									werden in Makensie-Schachtöfen von 3m Höhe bei oblongem Querschnitt von 0,7 und 1m,27 im Gestell und 1,07 und 1m,68 im Schachte umgeschmolzen. Das Gestell ist
                              										0m,864 hoch und der Wind wird durch einen um
                              									den Ofen herum gehenden Schlitz zugeführt. Die 0m,526 hohe und aus hohlen Gusseisenkasten gebildete Rast wird durch Wasser
                              									gekühlt. Man setzt in 10 bis 12 Stunden 20 Tonnen Schlacken, mit 35 bis 40 Proc.
                              									Kalkstein beschickt, durch.
                           Im J. 1875 wurden am Obernsee 15985 und in den übrigen Districten 2156 Tonnen Kupfer
                              									gewonnen. Der höchste Preis für 1 Pfund (0k,454)
                              									war 23,3, der niedrigste 21 Cents, in den Sommermonaten 1876 nur 18 Cents.
                           
                        
                           Analysen verschiedener alter, in den pr. Provinzen Brandenburg
                              									und Posen gefundener Bronzen.
                           Diese auf R. Virchow's Veranlassung von E. Salkowsky (Verhandlungen der
                                 										Berliner Ethnographen-Gesellschaft durch die Allgemeine Chemikerzeitung, 1877 S. 366) analysirten Bronzeproben waren
                              									entnommen: 1) von einem kleinen (20cm hohen und
                              									oben 22cm weiten) eimerförmigen Schmuckbehälter
                              									(Schmukcyste) aus der Nähe von Primentdorf (Posen); 2) von einem daselbst
                              									vorgefundenen Armringe; 3) von einem verzierten Bronzeeimer von Meyenburg
                              									(Priegnitz); 4) von einem im Gräberfelde von Zaborowo (Posen) gefundenen Messer; 5)
                              									von einer daselbst ausgegrabenen Ampel; 6) von einer Pincette ebendaher; 7) von
                              									einem bei Belitz (Brandenburg) in einer Graburne gefundenen Halsringe (torques); 8) von einem Kessel aus dem Pfahlbau am
                              									Dabersee (Brandenburg).
                           
                              
                                 Nr.
                                 Kupfer
                                 Zinn
                                 Blei
                                 Eisenhal-tiger Kobalt
                                 Eisenhalt.Nickel
                                 Zink
                                 
                              
                                 1
                                   87,90
                                 11,25
                                 Spur
                                 0,32
                                 –
                                 ?
                                 
                              
                                 2
                                   87,74
                                 11,37
                                 0,10
                                 0,50
                                 –
                                 ?
                                 
                              
                                 3
                                   86,63
                                 12,93
                                 0,16
                                 –
                                 Spur
                                 –
                                 
                              
                                 4
                                   93,66
                                   6,14
                                 Spur
                                 0,40
                                 –
                                 ?
                                 
                              
                                 5
                                   89,85
                                   8,15
                                 0,95
                                 –
                                 0,31
                                 –
                                 
                              
                                 6
                                   84,84
                                 13,80
                                 0,59
                                 0,35
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 7
                                   85,26
                                 13,87
                                 0,39
                                 0,36
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 8
                                 100,12
                                   0,20
                                 Spur
                                 Spur Eisen
                                 
                                 –
                                 
                              
                           In einer dunkel stahlgrauen, gussstahlharten, alten Bronze von Zaborowo fand O. Liebreich 56,0 Kupfer, 1,5 Zinn, 4,0 Kobalt, 14,0
                              									Nickel, 0,4 Eisen 12,0
                              									Arsen, 1,5 Antimon, 0,75 Schwefel. Die bedeutende Härte theilt diese antike Bronze
                              									mit neueren graufarbigen Bronzen.
                           C. Virchow untersuchte nachstehende alte Bronzen aus der
                              									Mark Brandenburg und der Provinz Posen:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Kupfer
                                 Zinn
                                 Eisen
                                 Kobalt u.Nickel
                                 Arsen
                                 Silber
                                 Wismuth
                                 
                              
                                 1
                                 91,09
                                   8,72
                                 0,19
                                 0,0022
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 90,78
                                 4,13 (mit Sb)
                                 0,72
                                 1,05
                                 2,85
                                 0,48
                                 Spur
                                 
                              
                                 3
                                 94,27
                                 3,72 (mit Sb)
                                 Spur
                                 –
                                 1,83
                                 0,08
                                 Spur
                                 
                              
                                 4
                                 95,60
                                 4,37 (mit As)
                                 0,4
                                 –
                                 –
                                 Spur
                                 Spur
                                 
                              
                           1: starkoxydirter „Metallklumpen“ aus dem Gräberfelde von Blossin
                              									(Brandenburg); 2: aus dem Gräberfelde von Seelow (Brandenburg); 3: Bruchstücke eines
                              									dicken Kopfringes von Zaborowo (Posen); 4: Fragmente eines dünnen Kopfringes,
                              									ebendaher.
                           Obschon aus diesen Analysen eine sehr verschiedenartige Zusammensetzung der einzelnen
                              									Bronzen und eine grosse Mannigfaltigkeit ihrer Mischungsverhältnisse hervorgeht, so
                              									ergibt sich doch für die sämmtlichen aufgeführten Fundstätten die Uebereinstimmung,
                              									dass eine der römischen oder der späteren Bronzen gleichkommende Mischung nicht
                              									aufgefunden worden ist.
                           
                        
                           Photometrische Temperaturbestimmung; von Dr. Kollmann.
                           Durch eine Mittheilung von P. v. Tunner ist es zuerst
                              									bekannt geworden, dass man auf einem russischen Schienenwalzwerk eine einfache
                              									photometrische Methode benutzt, um die Eisenbahnschienen stets auf ganz genau
                              									gleiche Längen zu schneiden. Man beobachtet nämlich die glühenden Schienen durch ein
                              									dunkles Glas und, sobald sich dieselben auf eine bestimmte Temperatur abgekühlt
                              									haben, können sie durch das Glas nicht mehr gesehen werden. Nimmt man z.B. ein
                              									tiefblaues oder ein orangegelbes Glas, so ist die Schiene noch ganz rothglühend in
                              									dem Augenblicke, wo das von ihr ausgestrahlte Licht in dem dunkeln Glase
                              									verschwindet. Es lässt sich nun annehmen, dass der Lichtschein zweier Schienen bei
                              									der Beobachtung durch dasselbe dunkle Glas bei gleicher Temperatur der Schiene nicht
                              									mehr zu sehen sein wird, und man hat also ein sehr einfaches Mittel, die Schienen
                              									stets in derselben Temperatur zu schneiden, indem man jede Schiene nach Beendigung
                              									des Walzens so weit sich abkühlen lässt, bis man sie aus bestimmter Entfernung durch
                              									das dunkle Glas nicht mehr sieht. Die Farbe des Glases hat man in jedem Falle so zu
                              									wählen, dass das Verschwinden des Lichtscheines bei derjenigen Wärme der Schiene
                              									eintritt, bei welcher man dieselbe auf genaue Länge schneiden will. Bei guter
                              									Beobachtung müssen dann alle Schienen stets genau dieselbe Länge erhalten. Der
                              									Betriebsbeamte versieht sich zu grösserer Schnelligkeit der Beobachtung einfach mit
                              									einer Brille von entsprechend gefärbtem Glase. Die Methode ist also ähnlich (im
                              									Princip aber verschieden von) derjenigen, welche seit langer Zeit beim Beobachten
                              									der Bessemerflamme benutzt wurde. Allerdings wird die Sicherheit der Beobachtung
                              									durch die verschiedene Beleuchtung bei Tag und bei Nacht, sowie bei hellem und
                              									dunklem Wetter etwas beeinflusst; indessen muss man bei verschiedener Beleuchtung
                              									ein etwas anders gefärbtes Glas nehmen, und die Praxis wird leicht über diese
                              									Schwierigkeit hinweghelfen. Jedenfalls lässt sich diese einfache empirische Methode
                              									auch beim Schneiden von Laschen, Rundeisen, Profileisen u.s.w., wo es sehr vielfach
                              									auf genau gleiche Längen der Walzstücke ankommt, mit Vortheil anwenden, und es ist
                              									zu wünschen, dass die deutschen Walzwerke die Methode annehmen.
                           Will man die Gleichheit höherer Temperaturen bis zu gewisser Grenze feststellen, so
                              									braucht man nur entsprechend gefärbte Gläser anzuwenden, welche man auch durch
                              									Aufeinanderlegen mehrerer farbiger Gläser erreichen kann. Es wird sogar für
                              									specielle Verhältnisse möglich sein, ein sehr schnell anzeigendes Pyrometer
                              									herzustellen, indem man für gewisse Temperaturen, die einmal mittels des Siemens'schen Pyrometers bestimmt werden müssen, Gläser von ganz
                              									bestimmter Färbung vorrichtet, durch welche das Eisenstück bei der betreffenden
                              									Temperatur nicht mehr gesehen werden kann. (Nach der Berg-
                                 										und Hüttenmännischen Zeitung, 1877 S. 437.)
                           Den bisherigen Erfahrungen zufolge (vgl. 1877 225 278)
                              									können derartige Temperaturbestimmungen auf Genauigkeit keinen Anspruch machen.
                           
                              F.
                              
                           
                        
                           Gasexplosionen.
                           Die Ansicht Galloway's, dass die Gegenwart von Grubengas
                              									nothwendig sei, um eine mit Kohlenstaub angefüllte Atmosphäre überhaupt explosiv zu
                              									machen, wird in St. Etienne nicht als absolut richtig betrachtet. Man führt in der
                              										Société de l'Industrie minérale 2 oder 3 Fälle an,
                              									in welchen eine Explosion in Fabriken erfolgt ist, blos dadurch, dass eine Flamme in
                              									Raume gebracht wurde, deren Luft mit organischen Staubtheilchen im Zustande feinster
                              									Vertheilung – Mehl, Stärke (vgl. 1872 206 417) –
                              									geschwängert war. Es wäre demnach wohl denkbar, dass sich der Kohlenstaub durch das
                              									Auspfeifen eines schlecht besetzten Sprengschusses in gleicher Weise entzünden
                              									könne. –
                           Wenn die angeführten Fälle wirklich auf die Gegenwart fein zertheilter Mehl – oder
                              									Stärketheilchen zurückgeführt werden können, so dürfte doch nach Ansicht des
                              									Referenten daraus nicht geschlossen werden, dass die Gegenwart von Grubengas oder
                              									eines andern explosiven Kohlenwasserstoffes nicht nothwendig sei, um den ersten
                              									Anstoss zur Entzündung zu geben. Es erscheint sehr gut denkbar, dass fein zertheilte
                              									organische Stoffe eine Zersetzung erleiden, die zur Bildung von brennbaren, bezieh.
                              									explosiven Gasen führt. Tritt eine Zersetzung schon in der festen Kohle ein, so ist
                              									anzunehmen, dass fein zertheilte Kohle (Kohlenstaub) noch viel rascher zersetzt
                              									wird, wie dies ja auch durch die Selbstentzündung des Kohlenkleins schon ersichtlich
                              									ist. Referent glaubt daher, dass Galloway's Ansicht
                              									durch die angeführten Explosionen nicht entkräftet wird.
                           
                              W. K.
                              
                           
                        
                           Untersuchung von Kautschukröhren.
                           Eine Anzahl von Kautschukröhren, die zu Gasleitungen verwendet werden sollten, zeigte
                              									folgenden Aschengehalt:
                           
                              
                                 Aschengehalt
                                 Sp. Gew.
                                 Beschaffenheit des Kautschuks.
                                 
                              
                                   0,66  2,83
                                 0,980,99
                                 Sehr gute Röhren.
                                 
                              
                                   2,00
                                 1,05
                                 Röhren gewöhnlicher Art.
                                 
                              
                                 19,00
                                 1,20
                                 Grauschwarz, geringe Sorte.
                                 
                              
                                 24,6025,00
                                 1,171,20 
                                 Grauschwarz, leicht ritzbar aber elastisch.
                                 
                              
                                 34,30
                                 1,26
                                 Grau, sehr schlecht.
                                 
                              
                                 38,60
                                 1,52
                                 Roth, nach kurzer Zeit zerbrechlich, sehr schlecht
                                 
                              
                           Die Asche bestand aus Zinkoxyd, Kreide und Eisenoxyd; in den rothen Röhren herrschte
                              									das Eisenoxyd vor.
                           Reiner Kautschuk hat 0,92 bis 0,90 spec. Gew.; es genügt bekanntlich für praktische
                              									Zwecke, zu prüfen, ob derselbe auf Wasser schwimmt; sinkt er unter, so ist er als
                              									verfälscht anzusehen. (Nach dem Moniteur industrielle
                                 										belge, 1877 S. 306.)
                           
                        
                           Veränderung von Talg im Seewasser.
                           Vor Kurzem wurden aus den Trümmern eines Schiffes, welches i. J. 1702 an der
                              									spanischen Küste scheiterte, Talgkerzen heraufgebracht. Nach J. H. Gladstone (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1877 S. 1764) erschien dieser Talg als eine schwere, brüchige
                              									Masse, die sich bei der Analyse als Gemenge von Natron – und Kalksalzen ergab; es
                              									haben somit Natrium und Calcium die dreiatomige Gruppe C3H5 ersetzt. Es verdient als
                              									bemerkenswerth hervorgehoben zu werden, dass, obgleich der Talg 173 Jahre lang mit
                              										einer unbeschränkten
                              									Masse von Seewasser in Berührung gewesen, doch nur etwa die Hälfte desselben eine
                              									Veränderung erlitten hat.
                           
                        
                           Zur Verwerthung der Weinhefe.
                           Bei der Destillation von Weinhefe erhält man nach P.
                                 										Müller (Bulletin de la Société chimique de
                                 										Paris, 1877 Bd. 28 S. 58) einen Amylalkohol-freien Branntwein von
                              									eigenthümlichem Geruch.
                           Zur Herstellung von Weinsäure werden theils diese Destillationsrückstände, theils die
                              									ausgepresste Hefe verwendet. Im Allgemeinen geben 10hl Wein etwa 40l Hefe, aus der durch
                              									Auspressen 26l eines geringen Weines erhalten
                              									werden. Hefe aus den besten Weinen enthält nur 4 Proc., die der gewöhnlichen Weine
                              									bis 20 Proc. Weinstein, so dass nur letztere vortheilhaft verwendet werden können.
                              									Man behandelt sie zunächst mit verdünnter Salzsäure, neutralisirt die abfiltrirte
                              									Lösung mit Kalk und verarbeitet den so gefällten wein sauren Kalk in bekannter
                              									Weise.
                           
                        
                           Maizena-Schwindel; von G. C. Wittstein.
                           Die seit Jahren als Geheimmittel verkaufte sogenannte Maizena wird in neuester Zeit
                              									in überschwenglicher Weise als Präparat aus dem Mais zu hohem Preise von England und
                              									Amerika aus angerühmt, und zwar als ausgezeichnetes Nahrungsmittel.
                           Ich kaufte mir ein Originalpacket und fand durch mikroskopische und sonstige
                              									Untersuchung, dass diese Maizena nichts anderes ist als das Stärkemehl der Maiskörner.
                           Es kostet noch einmal so viel als Weizenstärkemehl, dreimal mehr als Weizenmehl, und
                              									sein Nahrungswerth steht tief unter dem des Weizenmehles.
                           
                        
                           Ueber Milchfälschung.
                           In welcher Ausdehnung die Milchfälschung allenthalben betrieben wird, davon nur zwei
                              									Beispiele. In Basel waren von 175 Proben in die Stadt gebrachter Milch, welche in
                              									den Jahren 1865 und 1866 unter Leitung von Prof. Goppelsröder untersucht wurden, nur 18 Proc. unverfälscht, alle übrigen
                              									mehr oder weniger gewässert oder entrahmt, und in nicht wenigen Fällen betrug der
                              									Wasserzusatz 20 bis 40 Proc. Aus London berichtet J. Alfred
                                 										Wanklyn, städtischer Chemiker zur Prüfung der Nahrungsmittel, in seinem
                              									1874 erschienenen Werkchen über Milchanalyse, dass er die Milch aus allen Londoner
                              									Arbeitshäusern bis auf eines untersucht und von den 65 Proben nur sechs ganz normal,
                              									alle übrigen mehr oder weniger verfälscht gefunden habe. Aehnlich lauten die
                              									Berichte aus allen Orten, wo regelmässig Milchuntersuchungen gemacht werden. Dem
                              									Geldwerthe nach berechnet sich das Nahrungsmaterial, welches auf solche Weise der
                              									Bevölkerung einer grösseren Stadt, und zwar hauptsächlich dem ärmeren und
                              									arbeitenden Theile, entzogen wird, auf Tausende und Hunderttausende. Könnte man aber
                              									den Schaden, welcher dadurch an Gesundheit und Arbeitskraft entsteht, in Zahlen
                              									ausdrücken, so würden noch weit höhere Summen herauskommen, wie Heussner in der Vierteljahrschrift für öffentliche Gesundheitspflege, 1877 S. 43
                              									ausführt.
                           Leider geschieht in den deutschen Städten zur Abstellung dieses Uebelstandes bis
                              									jetzt so gut als nichts. Theils mag diese Unthätigkeit auf mangelndem Verständniss
                              									für die Wichtigkeit der Sache, theils aber auf den erheblichen sachlichen
                              									Schwierigkeiten beruhen, welche einer ausreichenden Milchcontrole im Wege stehen. An
                              									eine derartige Concentrirung und Ueberwachung des Milchhandels, wie sie beim
                              									Fleische mit Hilfe von Schlachthäusern erreichbar ist, kann bei der Milch, die wegen
                              									ihrer grossen Zersetzbarkeit den Consumenten unverzüglich ins Haus geliefert werden
                              									muss, selbstverständlich nicht gedacht werden. Man ist daher auf einzelne
                              									unvermuthet vorgenommene Revisionen angewiesen, und der Nutzen der Controle ist in
                              									erster Linie abhängig von der Häufigkeit, mit welcher diese Revisionen genommen werden, und in zweiter
                              									von der Zweckmässigkeit des dabei geübten Verfahrens (vgl. 1877 223 113).
                           Die Milch ist bekanntlich eine wässerige Auflösung von Käsestoff, Milchzucker und
                              									verschiedenen Salzen, welche durch zahllose beigemengte Fetttröpfchen weiss und
                              									undurchsichtig erscheint. Käsestoff, Milchzucker und Salze sind schwerer als Wasser
                              									und ertheilen der Milch ein höheres specifisches Gewicht, welches allerdings durch
                              									das leichtere Fett wieder ein wenig herabgesetzt wird. Die Milch verschiedener Kühe
                              									zeigt erhebliche Unterschiede in ihrer Zusammensetzung, welche hauptsächlich von
                              									Race und Schlag bedingt sind, aber auch durch Fütterungsweise, Gesundheitszustand
                              									u.a. beeinflusst werden. Auch bei einer und derselben Kuh ist die Morgenmilch
                              									weniger reich als die Abendmilch, die beim Beginne des Melkens gewonnene dünner als
                              									die zuletzt kommende; namentlich zeigen sich im Fettgehalte grosse Unterschiede
                              									(vgl. 1877 224 655) 225 517).
                              									Da die im Handel vorkommende Milch aber in der Regel ein Gemisch aus den Erträgen
                              									mehrerer Kühe darstellt, so gleichen sich hierdurch die erwähnten Unterschiede in
                              									der Zusammensetzung so weit aus, dass erfahrungsgemäss bestimmte Grenzen für
                              									dieselben aufgestellt werden können.
                           Die gewöhnlicheren Verfälschungen sind ausser Wasser nun Zusatz von Mehl, ausserdem
                              									in Basel kohlensaure Alkalien und Buttermilch, in Wien Stärke, Eier, Zucker und
                              									Borax. In Hamburg hat man neuerdings sehr fein geschlämmte Infusorienerde als Zusatz
                              									der Milch nachgewiesen.
                           Zur Erkennung der beiden Hauptverfälschungen, Wässern und Abrahmen der Milch, werden
                              									namentlich die sogen. Milch wagen verwendet, bekanntlich kleine Scalenaräometer;
                              									beim Gebrauch derselben ist auf die Temperatur der Milch Rücksicht zu nehmen. Alle
                              									diese Milchwagen, auch die von Quevenne (1842 84 55), sind aber nur bedingungsweise zuverlässig.
                              									Zusätze von Stoffen mit annähernd gleichem Gewichte wie die normale Milch, z.B. von
                              									Molke oder Buttermilch, werden der Milchwage gänzlich entgehen. Ist eine Milch durch
                              									Zusatz von Wasser zu leicht geworden, so wird eine schwerere Substanz wie Zucker
                              									oder Borax, darin aufgelöst, ihr das richtige Gewicht zurückgeben; ist sie durch
                              									Abrahmen zu schwer geworden, so wird ein entsprechender Wasserzusatz genügen, um sie
                              									wieder zu erleichtern. Dass dies keine müssigen Befürchtungen sind, geht aus den in
                              									Stuttgart gemachten Erfahrungen hervor. Hier wurde früher ausschliesslich die Mollenkopf'sche Milchwage benutzt; man sah sich aber
                              									genöthigt, das Verfahren aufzugeben, weil man entdeckte, dass verschiedene Verkäufer
                              									mit der Milch wage in der Hand die Fälschungen vornahmen. Nicht zu verwundern, dass
                              									man unter diesen Umständen in Stuttgart wie auch an verschiedenen andern Orten, z.B.
                              									Rostock und Mülhausen, auf die Controle mittels der Milch wage ganz verzichtete und
                              									die Polizeibeamten nur zur Entnahme der Proben verwendet, die Untersuchung selbst
                              									aber in das Laboratorium wissenschaftlich gebildeter Sachverständiger verlegte. Auch
                              									in London, wo man der Wanklyn'schen Broschüre zufolge
                              									ähnliche Erfahrungen mit der Milchwage gemacht hat, wird allgemein in dieser Weise
                              									verfahren, und zwar bedient man sich hier wie in Rostock ausschliesslich der
                              									chemischen Analyse zu den Milchuntersuchungen.
                           Zu vorläufigen Untersuchungen durch Polizeibeamte wird die Milchwage nichts
                              									destoweniger zunächst noch unentbehrlich sein, wenn es auch als wünschenswerth
                              									bezeichnet werden muss, dass die aräometrische mit der optischen (1877 225 283) Milchprobe Hand in Hand gehe (1877 223 113). –
                           Nach E. Reichardt (Archiv der
                                 										Pharmacie, 1876 Bd. 209 S. 440) hatten zwei Milchproben folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Butterfett
                                 3,41
                                 4,02
                                 
                              
                                 Käsestoff
                                 2,37
                                 3,92
                                 
                              
                                 Milchzucker
                                 6,13
                                 6,60
                                 
                              
                                 Wasser
                                 88,09
                                 85,46
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Probe I zeigte mit der Milchwage 17,5, Probe II dagegen 19,0 Grad.
                           
                        
                           
                           Analysen von phosphorsaurem Kalk.
                           Nivoit (Annales des Mines,
                              									1877 Bd. 11 S. 323) hat mehrere Proben von phosphorsaurem Calcium untersucht. Knoten
                              									dieses Minerales aus der Kreide von Mons bestanden aus:
                           
                              
                                 Glühverlust
                                 25,55 
                                 
                              
                                 Sand und Thon
                                 1,30 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,90 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 51,60 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 20,35 
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,12 
                                 
                              
                                 Chlor
                                 0,25 
                                 
                              
                                 Fluor
                                 0,18 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,25.
                                 
                              
                           entsprechend einem Gehalt von 44,42 Proc. Tricalciumphosphat;
                              									die organischen Stoffe enthielten 0,35 Proc. Stickstoff.
                           Vier Phosphate aus dem Grünsand des Meuse-Departement zeigten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Glühverlust
                                 15,00
                                 9,60
                                 10,50
                                 8,00 
                                 
                              
                                 Sand und Thon
                                 27,98
                                 23,80
                                 31,03
                                 39,80 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 18,72
                                 22,03
                                 18,78
                                 16,30 
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 –
                                 2,12
                                 0,89
                                 0,92 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 4,30
                                 11,30
                                 15,65
                                 10,60 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 31,00
                                 29,33
                                 20,80
                                 22,00 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 2,10
                                 Spuren
                                 Spuren
                                 0,89 
                                 
                              
                                 Sonstiges
                                 0,90
                                 1,81
                                 2,35
                                 1,49 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Bestimmung der Essigsäure; von Carl Jehn.
                           Eine einfache und sehr schnelle Bestimmung des Essigs auf seinen Procentgehalt an
                              									Essigsäureanhydrid wird in der Essigspritfabrik von L.
                                 										Goldschmidt ausgeführt. Dieselbe beruht auf der Zersetzung von NaHCO3 durch den betreffenden Essig und Messung des
                              									entwickelten Volums CO2.
                           Für die Technik ist, um auch durch jeden Nichtchemiker die Bestimmung ausführen
                              									lassen zu können, folgende Einrichtung getroffen: In einen mit Kautschukpfropfen
                              									geschlossenen und mit Gasleitungsrohr versehenen Glashafen wird hinreichende Menge
                              									Bicarbonat geschüttet, ein genau 10cc des zu
                              									untersuchenden Essigs enthaltendes Gläschen hineingestellt und nach Verschluss des
                              									Glashafens durch Umschütteln die Kohlensäure-Entwicklung eingeleitet. Die
                              									Kohlensäure tritt durch das Gasleitungsrohr in ein mit Wasser gefülltes und mit
                              									doppelt durchbohrtem Kork verschlossenes Gefäss und vertreibt aus demselben
                              									natürlich ein entsprechendes Volum Wasser, welches durch ein Abflussrohr in einen
                              									kalibrirten Cylinder fliesst. Die Zahlen der Kalibrirung geben die Procente an
                              									wasserfreier Essigsäure an. (Nach dem Archiv der
                                 										Pharmacie, 1877 Bd. 7 S. 414.)
                           
                        
                           Zur Bestimmung der Salpetersäure.
                           J. M. Eder bespricht in einer ausführlichen Arbeit (Zeitschrift für analytische Chemie, 1877 S. 267) die
                              									verschiedenen Methoden zur Bestimmung der Salpetersäure. Nach seinen Versuchen ist
                              									das Princip derjenigen Methoden, welche sich auf Ueberführung der Salpetersäure in
                              									Ammon gründen, vollkommen richtig und alle Angriffe darauf sind völlig unbegründet.
                              									Bei Ausserachtlassung der nothwendigen Vorsichtsmassregeln geben die Methoden
                              									unzulängliche Resultate, welche zu irrigen Schlüssen Veranlassung gegeben haben;
                              									hält man aber diese Bedingungen ein, dann liefert die Methode ganz treffliche
                              									Resultate, welche hinter den genauesten Methoden der Salpetersäure-Bestimmung in
                              									keiner Richtung zurückstehen.
                           
                        
                           
                           Das Abflusswasser aus Färbereien, Zeugdruckereien und
                              									Bleichereien.
                           Es ist leicht einzusehen, dass, wo mehrere benachbarte Färbereien, Druckereien und
                              									Bleichereien denselben Fluss benutzen, die am untern Theil des Flusses gelegenen
                              									Fabriken zeitweilig durch die von oben herunter gelangenden Verunreinigungen des
                              									Wassers auf das Unangenehmste in ihrem Betrieb gestört werden. Man setze z.B. den
                              									Fall zweier benachbarten Bleichereien, so ist es selbstverständlich, dass der Inhalt
                              									der Kalk- und Sodakufen von der obern Fabrik unter Tags nicht in den wenn auch gut
                              									ziehenden und reichlich Wasser führenden Fluss abgelassen werden darf. Derselbe muss
                              									vielmehr in einen gemauerten Behälter geleitet werden, welcher nur während der Nacht
                              									in den Fluss geleert werden darf. Aber die in den Kochkufen abgewässerte und hernach
                              									zur Reinigung in den Fluss gelangende Waare führt immer noch so viel Soda,
                              									namentlich aber Kalk mit sich, dass es der weiter unten gelegenen Bleicherei
                              									unmöglich gemacht ist, zu gleicher Zeit ihre Baumwolle aus der letzten Säure zu
                              									waschen. Bei einigem guten Willen ist es denkbar, dass die beiden Fabriken sich über
                              									die Zeit ihrer verschiedenen Operationen verständigen; wird jedoch derselbe Fluss
                              									von mehr als zwei Fabriken, darunter namentlich Färbereien und Druckereien, benutzt,
                              									so ist eine solche Verständigung nicht mehr ausführbar.
                           Der Manufacturist, 1877 S. 552 enthält die Mittheilung
                              									eines Praktikers über die Vorkehrungen, die er getroffen, um selbst mit reinem
                              									Wasser arbeiten und um den weiter unten gelegenen Fabriken wieder ein reines Wasser
                              									zukommen lassen zu können. Er leitet das aus mehreren Schwarzdruckereien und
                              									Bleichereien zu ihm herunterfliessende Wasser zur Klärung in einen Behälter. Dann
                              									wird es filtrirt, 10 bis 15 Millionen Liter täglich, und ohne weiteres in der
                              									Baumwoll-Bleicherei und Färberei verwendet. Das im eigenen Etablissement
                              									verunreinigte Wasser wird gesammelt und in 3 verschiedene Behälter geleitet. Der
                              									eine derselben nimmt alle von der Krapp-, Garancine- oder Alizarinfärberei
                              									herrührenden Verunreinigungen auf. In den zweiten Behälter fliessen alle meist mit
                              									Farbstoffen geschwängerten Seifeflüssigkeiten. Derselbe ist in zwei Hälften
                              									getheilt, wovon jede etwa 120cbm Flüssigkeit
                              									fasst. Die in der einen Hafte eingelaufene Seifenflüssigkeit wird mit Chlorcalcium
                              									unter Zugabe von etwas Kalk versetzt, wodurch alle färbenden, fettigen und faserigen
                              									Substanzen niedergeschlagen werden. Ueber Nacht lässt man absitzen, um den andern
                              									Tag das Klare abzulassen, während der im Behälter zurückbleibende Niederschlag in
                              									ein hölzernes Fass gebracht und mit Salzsäure zersetzt wird. Der Gesammtinhalt des
                              									Fasses kommt sodann auf ein Flanellfilter; die ablaufende Chlorcalciumlösung wird
                              									wieder zum Niederschlagen einer neuen Menge Seifeflüssigkeit benutzt; die auf dem
                              									Filter zurückbleibende, fettige, schmutzige, gefärbte Masse aber wird in Fässer
                              									gefüllt und verkauft.
                           Der dritte Behälter nimmt alle nicht für die beiden angeführten Behälter bestimmten
                              									Abflusswässer auf, Waschwässer, saure und alkalische, sowie die ausgebrauchten
                              									Holzflotten. Hier neutralisiren sich die Säuren und Alkalien gegenseitig, oder wird
                              									der Neutralisation nach Bedürfniss durch Zusatz von Salzsäure oder von Soda
                              									nachgeholfen. Gleichzeitig setzen sich die Farbstoffe vollständig zu Boden. Speciell
                              									für Schwarzfärbereien empfiehlt es sich, eine ganz geringe Menge Kalk hinzuzufügen,
                              									wodurch die das Abflusswasser schwarz färbenden Substanzen gänzlich aus demselben
                              									niedergeschlagen werden.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                           Neue Filzteppiche.
                           Gebrüder E. Trotry Latouche in Rueil (Frankreich) haben
                              									sich in England nach dem Textile Manufacturer, 1878 S.
                              									154 folgendes Verfahren zur Herstellung von Filz-Decken oder -Teppichen patentiren
                              									lassen: Ein Stück roher oder gefärbter oder bedruckter Filz wird in Bänder oder
                              									Streifen von z.B. 10 bis 15mm Breite zerschnitten.
                              									Die Breite richtet sich nach der Stärke des herzustellenden Teppichs. Hierauf locht
                              									man die Bänder und legt sie scharf gegen einander in solcher Weise, dass ihre
                              									Breitendimension zur Höhe wird, so dass also ihre rechte und linke Seite zur
                              									oberen und unteren werden. Zulezt verbindet man die aufgestellten Streifen mittels
                              									Durchziehen von Schnüren oder Durchstecken von Drähten möglichst dicht mit einander,
                              									damit der aufrecht stehende Filz die nöthige Festigkeit erhält, dem Gewicht, welches
                              									er zu tragen bestimmt ist, zu widerstehen.
                           Solche Teppiche oder Filzdecken, die sich ausgezeichnet für Wagen- und Gepäckdecken
                              									eignen, sind bei weitem nicht den Beschädigungen unterworfen als die gewöhnlichen
                              									Filzteppiche, die wollenen Filze oder die Plüschteppiche. Sie sind so dick, dass sie
                              									Luftströmungen ziemlich widerstehen, dabei sehr elastisch, und, was das Muster
                              									betrifft, sind Farbe und Zeichnung nahezu unzerstörbar, halten ebenso lange als der
                              									Stoff selbst; letzteres begründet sich dadurch, dass man den Filz vor dem
                              									Zerschneiden färbt. Streifige oder gesprenkelte Muster lassen sich sofort dadurch
                              									herstellen, dass man Filzstreifen von verschiedener Farbe nimmt.
                           
                              E. L.
                              
                           
                        
                           Verbrauch von Genussmitteln in Deutschland.
                           Vergleicht man schätzungsweise die Mengen und Werthe, welche Deutschland im
                              									Durchschnitt der 5 Jahre 1866 bis 1870 und der 2 Jahre 1874 und 1875 für den Kopf
                              									der Bevölkerung an Zucker, Kaffee, Tabak, Bier und Branntwein verbraucht hat, so
                              									ergeben sich folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 1866 bis 1870
                                 1874 und 1875
                                 
                              
                                 Zucker
                                   4k,69
                                 oder
                                   2,26 M.
                                    7k,00
                                 oder
                                   3,38 M.
                                 
                              
                                 Kaffee
                                   2k,15
                                 „
                                   2,80
                                    2k,28
                                 „
                                   4,74
                                 
                              
                                 Tabak
                                   1k,40
                                 „
                                   1,54
                                    1k,92
                                 „
                                   2,66
                                 
                              
                                 Bier
                                 55l,00
                                 „
                                   8,80
                                  931,00
                                 „
                                 14,88
                                 
                              
                                 Branntwein
                                   6l,50
                                 „
                                   1,82
                                    9l,00
                                 „
                                   2,52
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 17,22 M.
                                 
                                 
                                 28,18 M.
                                 
                              
                           Deutschland würde hiernach bei einer Bevölkerung von rund 42 Millionen im
                              									Durchschnitt der beiden Jahre 1874 und 1875 für die in Rede stehenden fünf
                              									Genussmittel (ohne die Preiserhöhung durch Steuern und Detail vertrieb zu rechnen)
                              									etwa 1184 Millionen Mark verausgabt haben, wovon über die Hälfte auf Bier kommt.
                              									Wäre der Verbrauch innerhalb der Mengen und Preise des Durchschnittes der J. 1866
                              									bis 1870 geblieben, so hätte die nämliche Verausgabung den Betrag von etwa 723
                              									Millionen Mark nicht überschritten. Die grosse Steigerung dieser Ausgaben um
                              									jährlich ungefähr 461 Millionen Mark ist ganz vorwiegend nur durch die
                              									ausserordentliche Zunahme des Verbrauches namentlich des Bieres in den Kreisen der
                              									grossen Masse der Bevölkerung herbeigeführt worden. Die Preissteigerung hat nur beim
                              									Artikel Kaffee wesentlich mitgewirkt. Daraus ergibt sich nach der Deutschen Industriezeitung, 1877 S. 422, dass entweder
                              									der wirthschaftliche Nothstand Deutschlands seit 1873 längst nicht so schlimm
                              									gewesen sein muss, als behauptet wurde, oder dass die Bevölkerung i. J. 1874 und
                              									1875 für entbehrliche Genussmittel mehr verausgabt hat, als der wirthschaftlichen
                              									Lage des Landes entsprochen hätte.
                           
                        
                           Berichtigungen. S. 176 Z. 11 v. o. ist als Bandzahl
                              											„219“ statt „209“ zu lesen. – Der S. 190 mitgetheilte Kleberprüfer ist längst
                              									bekannt und in D. p. J. * 1849 111 117 als Boland's Aleurometer
                              									beschrieben.