| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 406 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                         Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Berechnung der Heizfläche für Pappentrockenmaschinen.
                           Prof. Dr. E. Hartig hat kürzlich an einer Kunze'schen Pappentrockenmaschine (*1876 222 224) 504) Beobachtungen angestellt, um den
                              									Wärmedurchgangs coefficienten für gusseiserne, von feuchter Pappe bedeckte Wandungen
                              									zu bestimmen und dadurch ein Mittel an die Hand zu geben, welches die Berechnung der
                              									zum Trocknen von Pappen u. dgl. auf dampfgeheizten Cylindern erforderlichen
                              									Oberfläche ermöglicht. Bezeichnet nach der Quelle (Civilingenieur, 1877 S. 543):
                           T die Temperatur des Heizdampfes,
                              									die sich aus der beobachteten Spannung ergibt,
                           t die Anfangstemperatur der zu
                              									trocknenden Pappen, die mit der Temperatur der umgebenden Luft als übereinstimmend
                              									angenommen werde,
                           F die benutzte Gesammtheizfläche
                              									der Maschine, gleich dem Product aus Pappenbreite und Länge der berührten
                              									Walzenumfänge =0,7 \times 11,3 \times 0,98=7^qm,35,
                           Qk das Gewicht der stündlich zugeführten feuchten Pappe,
                           αQk die stündlich durch Verdampfung entfernte Wassermenge,
                           μc die stündlich auf 1qm Walzenumfläche
                              									und für 1° Temperaturdifferenz beförderte Wassermenge,
                           so besteht die Gleichung
                              										F\,(T-t)\,\mu=Q\,(100-t+537\alpha), woraus der Coefficient
                              									sich berechnet: \mu=\frac{Q\,(100-t+537\alpha)}{F\,(T-t)}
                           Führt man diese Rechnung für die von Hartig angestellten
                              									Beobachtungsreihen durch, so gelangt man zu den in folgender Tabelle enthaltenen
                              									Zahlenwerthen.
                           
                              
                                 Art der Pappe
                                 Gewicht der stünd-lich zugeführtennassen
                                    											Pappe
                                 WasserverlustderGewichtseinheit
                                 DampfspannungUeberdruck
                                 Temperatur desHeizdampfes
                                 Temperatur derumgebenden Luft
                                 Coefficientfür denWärmedurchgang
                                 
                              
                                 Dünnste Pappe, mittlere Sorte1.
                                    											Passage2.      „          Stärkste Pappe1.
                                    											Passage2.      „
                                 Qk146273234281192
                                 α0,3940,2420,2420,1760,217
                                 pat1,221,101,282,001,90
                                 T0124122125134133
                                 t03030313232
                                 μ56,576,763,957,845,4
                                 
                              
                           Als Mittelwerth der fünf berechneten Zahlen ergibt sich μ = 60, mit dessen Benutzung nunmehr die zutreffende Berechnung der für
                              									gegebene Verhältnisse erforderlichen Heizfläche möglich ist. Es ergibt sich nämlich
                              									unter Beibehaltung der oben angeführten Bezeichnungen
                              										F=\frac{Q\,(100-t+537\alpha)}{60\,(T-t)}.
                           
                        
                           Flügelsauger für unreine Luft.
                           Im Metallarbeiter, 1877 S. 353 ist ein durch ein kleines
                              									Kreiselrad betriebener Flügelsauger von Ch. Delsaux
                              									beschrieben, welcher zur Abführung unreiner Luft, namentlich auch aus Abtritten,
                              									dient. Das Aufschlagwasser wird der Wasserleitung entnommen und wirkt stossend gegen
                              									die muldebförmig ausgehöhlten Flügel des Kreiselrades. – Der Sauger muss in vielen Fällen für
                              									verwendbar anerkannt werden; doch würde der Wasserverbrauch erheblich verringert
                              									werden können, wenn man das Wasser in bekannter  Weise drückend statt stossend zur
                              									Wirkung kommen liesse.
                           
                              H. F.
                              
                           
                        
                           Ueber die Entstehung von Bränden in Mahlmühlen.
                           Weber (Zeitschrift für
                                 										technische Hochschulen, 1878 S. 51) zeigt, dass die sogen.
                              									Selbstentzündungen in den Mahlmühlen (vgl. 1872 206 417)
                              									der Entzündung des Mehls taubes durch starke Funken zuzuschreiben sind. Bei
                              									Anwendung von Weizenmehl findet die Explosion erst dann statt, wenn 1l Luft 25 bis 30mg Staub enthält. Als Schutzmittel wird empfohlen, die Quarzstücke aus dem
                              									Getreide zu entfernen, den Luftraum der Mehlbahn mehrere Male zu Unterbrechen,
                              									ferner die Mehlstaubfilter von Joacks und Behrns in Lübeck u.a.
                           
                        
                           Petzold's Stahldrahtbesen für Kesselröhren.
                           Zum Reinigen von Kesselröhren und zum Auskehren von Schlamm, welker sich auf den
                              									unteren Platten der Dampfkessel ansetzt, hat Ernst
                                    										Petzold in Chemnitz (D. R. P. Nr. 342 vom 22. August 1877) einen
                              									zweckmässig eingerichteten Stahldrahtbesen erfunden. Derselbe besteht aus einer mit
                              									vielen Löchern versehenen gekrümmten Buchenholzplatte; in jedem der Löcher sitzt
                              									Radial ein Bündel von 6 bis 8 Stahlborsten (je nach der Grösse des Besens 75 bis
                              										125mm lang) derart, dass die Enden in einer
                              									Cylinderfläche liegen. Die forsten haben einen rechteckigen Querschnitt von 2mm Länge, 0mm,5
                              									Breite und sind so eingesetzt, dass sie in der Richtung, in welcher der Besen bewegt
                              									wird, federn. Ein starker gusseiserner Deckel hält die Borstenbündel fest, genützt
                              									das Holz vor dem Verziehen und gestattet durch zwei mit viereckigen Löchern
                              									versehenen Oesen die Befestigung der Bürste an einer Holzstange, Reiche letztere da,
                              									wo der Raum beengt ist, auch aus zwei Hälften bestehen kann. An beiden Seiten des
                              									Holzes sind noch Rollen angebracht, welche das Einschieben des Besens in das Rohr
                              									erleichtern. Die Dimensionen des Besens sind so gewählt, dass derselbe durch eine
                              									Ausputzthür von 0m,28 Höhe und 0m,42 Breite in das Rohr gebracht werden kann.
                           Um das Rohr zu reinigen, schiebt man den Besen durch die Ausputzthür so in das Rohr,
                              									dass die beiden Rollen auf der Rohrwand laufen. Wenn der Besen bei
                              									Flammenrohrkesseln am Ende des Rohres angekommen ist, bei Cornwallkesseln, wenn
                              									derselbe an die Feuerbrüke anstösst, dreht man ihn um 1800, so dass die Borsten nach
                              									unten stehen und zieht ihn wieder vor; es wird sich ein grosser Theil Asche vor dem
                              									Besen herschieben. Dies wiederholt man 2 oder 3 Mal, bis das Rohr sauber ist. Wenn
                              									sich nach langem Gebrauch die Stahlborsten etwas nach der einen Seite gebogen haben,
                              									so dreht man den Besen um, d.h. bringt die Stange an der andern Seite an, so dass
                              									die Borsten bei weiterm Gebrauch von selbst wieder gerade werden. Wo der Besen den
                              									Zweck hat, bei den verschiedensten Arten Dampfkesseln das Ausbringen des Ott
                              									festgebrannten Schlammes zu ermöglichen, wird er in beschriebener Weise, aber durch
                              									das Mannloch eingeschoben; letzteres muss in der Nähe des tiefsten Punktes, wo die
                              									Schlammablagerung stattfindet, angebracht sein. Die Preise eines Besens schwanken
                              									zwischen 38 M. für 0m,25 Rohrdurchmesser und 51 M.
                              									für 0m,9 und mehr.
                           
                        
                           Zur Verhütung der Kesselsteinbildungen.
                           Unter der Bezeichnung „Antiincrustateur Neron“ wird im Journal des fabricants de papier, 1877 S. 323 ein angeblich erfolgreiches
                              									Mittel gegen Kesselsteinbildungen empfohlen, ohne dass jedoch angegeben ist, woraus
                              									dasselbe besteht.
                           
                        
                           Leistung eines amerikanischen Drahtwalzwerkes.
                           Nach dem Warrington Guardian hat die Pearson and Knowles Coal and Iron Company in Warrington
                              									kürzlich ein Drahtwalzwerk nach J. J. Blecky's Patent
                              										aufgestellt, welches
                              									sowohl in Bezug auf Arbeitsleistung als in Betreff der Länge des in einem Stück
                              									ausgewalzten Drahtes Ausserordentliches leistet. Dasselbe besteht aus 4 über
                              									einander liegenden Walzen und hat in einer Woche in zwei zehnstündigen Schichten
                              									über 40t Puddeldraht ausgewalzt, von welchem die
                              									Rolle 20 bis 32k wog. Die durchschnittliche
                              									Leistung der Walzenstrasse, während einer ganzen Woche betrug über 18t in 10stündiger Schicht. Ein bedeutender Vortheil
                              									bei der gedachten Einrichtung besteht darin, dass nur die Hälfte des in
                              									Drahtwalzwerken des alten Systemes erforderlichen Arbeiterpersonals zur Verwendung
                              									kommt.
                           –r.
                           
                        
                           Ueber Blitzableiter-Anlagen.
                           Melsens bespricht in einem gef. eingesendeten Werke
                              									eingehend die verschiedenen Blitzableitersysteme, dann speciell die
                              									Blitzableiteranlage des Stadthauses (Hotel de rille) in
                              									Brüssel. Da ein kurzer Auszug nicht wohl möglich, so kann hier nur auf das mit 19
                              									Steindrucktafeln versehene Buch (Melsens: Des
                                 										paratonneres. Bruxelles 1877) selbst verwiesen werden.
                           
                        
                           Johnson und Phillips' Isolator.
                           Die Feuchtigkeit zurückstossenden Flüssigkeiten hat man in Isolatoren schon früher zu
                              									verwenden versucht. Johnson und Phillips liessen sich mehrere Formen von Isolatoren patentiren, bei denen
                              									sie dasselbe erstrebten. Die eine Form zeigt eine Porzellanglocke, deren unterer
                              									Rand nach innen umgebogen ist, in die so gebildete Rinne wird Oel oder eine andere
                              									isolirende Flüssigkeit gegossen. Bei einer andern Form befindet sich unter der
                              									Porzellan-Doppelglocke eine mit der Oeffnung nach oben gerichtete Glocke, in welche
                              									das Oel gegossen wird und in dieses taucht der innere Mantel der Doppelglocke
                              									hinein. Die dritte Form bildet eine gewöhnliche, nur mit der Oeffnung nach
                              									obengestellte Porzellanglocke, in deren Höhlung das Oel eingegossen wird, worauf ein
                              									lose auf den Träger aufgesteckter Metalldeckel über die Höhlung gestürzt wird; ein
                              									oberhalb des Deckels auf den Träger aufgeschobener Kautschukring soll das Eintreten
                              									des Regens in die Oelkammer verhüten; eine Windfahne am Deckel endlich macht diesen
                              									durch den Wind beweglich, so dass er selbstthätig die Spinnweben beseitigt. Die
                              									Prüfung einiger solcher Isolatoren auf die Isolation im Januar und Februar 1877
                              									lieferte günstige Ergebnisse. (Nach dem Telegraphic
                                 										Journal, 1877 Bd. 5 S. 244.)
                           
                        
                           Striedinger und Dörflinger's elektrischer
                              									Stromschliesser.
                           J. H. Striedinger und A.
                                 										Dörflinger in New-York haben unterm 2. Januar 1877 Nr. 185 841 ein Patent
                              									in Amerika erhalten auf einen Apparat zur gleichzeitigen Schliessung von mehreren
                              									Stromkreisen, welcher bei der Sprengung des Hallett's Reef bei Hellgate, New-York,
                              									am 24. September 1876 benutzt wurde (vgl. 1876 222 186).
                              									Der durch diesen Stromschliesser gebotene Vortheil liegt zunächst darin, dass er
                              									nahe an den gelegten Minen aufgestellt werden kann, also die Anwendung von nur
                              									kurzen Leitungen zu den Mine hin und von kleinen Batterien gestattet und eine
                              									befriedigende Wirkung jedem Stromkreise sichert, Die gleichzeitige Entzündung aller
                              									Minen in allen Stromkreisen sichert ferner der ganzen Sprengung besseren Erfolg, wie
                              									der bisherigen Verlegung aller Minen in einen
                              									Schliessungskreis. Bei Hellgate-Sprengung waren die Minen in 22 Stromkreise
                              									vertheilt; jede Gruppe hatte eine besondere Batterie von 40 bis 44 Elementen, die
                              									kräftig genug war, um etwa 160 Zünder zu entzünden. Im Ganzen wurden über 3600
                              									Zünder mit Hilfe von 960 Elementen entzündet.
                           Der Stromschliesser besteht aus einem im Grundriss dreiseitigen Gerüste, innerhalb
                              									dessen ein in den drei den Eckpunkten des Grundrisses entsprechens den Kanten des
                              									Gerüstes geführtes dreiseitiges Fallgatter aufgehängt ist. An dem Gatter sind in geeigneter
                              									Weise stiftförmige Metallcontacte angebracht, an welche die einen Pole der Batterien
                              									geführt sind; von dem andern Pole jeder Batterie läuft ein sich verzweigender oder
                              									nicht verzweigender Draht nach den einzelnen Zündern der Minen und dann nach einem
                              									Contactnäpfchen, welches an dem Gerüste befestigt ist und sich genau unter dem
                              									Contactstifte des ersten Poles derselben Batterie befindet. Beim Herabfallen des
                              									Gatters treten daher alle Contactstifte in das Quecksilber in ihren Näpfchen ein und
                              									schliessen ihre Stromkreise. Das Gatter hängt an einer nach seiner Mitte geführten
                              									Schnur oder Kette; in diese aber ist eine kleine Patrone gelegt, welche aus
                              									beliebiger Entfernung durch Schliessung eines elektrischen Stromes entzündet werden
                              									kann, worauf dann das Gatter herabfällt und alle Stromkreise zugleich schliesst.
                              									Anstatt mittels der Patrone kann das Gatter auch auf irgend eine andere Weise zum
                              									Herabfallen gebracht werden.
                           
                        
                           Edison's sprechender Phonograph.
                           Thomas A. Edison in New Jersey fixirt (nach dem Scientific American, 1877 Bd. 37 S. 384) mittels des
                              									Phonographen die menschliche Rede, indem er einen mit Zinnfolie bedeckten
                              									Messingcylinder auf einer Schraubenspindel dreht, während in ein dem Cylinder
                              									gegenüber liegendes Mundstück gesprochen wird; wobei macht ein mit der das Mundstück
                              									nach dem Cylinder hin abschliesenden Metallplatte verbundener Metallstift den Worten
                              									entsprechende Eindrücke in die Folie, da in dem Cylinder eine Nuth in einem
                              									Schraubengange eingearbeitet ist, welcher mit der Spindel gleiche Ganghöhe hat. Die
                              									von diesen Eindrücken gebildete Schrift soll aber nicht von der Folie abgelesen,
                              									sondern es soll gegen den Cylinder mit der Folie eine Metallspitze durch eine feine
                              									Feder angedrückt und so durch die Eindrücke in Schwingungen versetzt werden, welche
                              									einer zweiten Metallplatte mitgetheilt werden und mittels derselben die durch die EindrückeEindrüke fixirten Worte wieder ertönen lassen. Bei letzterem muss natürlich der
                              									Cylinder gleich schnell wie während des Sprechens gedreht werden, wenn die Worte in
                              									derselben Tonhöhe wieder erscheinen sollen. Nach einem frühern Vorschlage (Scientific American, 1877 Bd. 37 S. 304) sollte anstatt
                              									der Zinnfolie ein Papierstreifen verwendet werden, der in seiner Mitte einen etwas
                              									erhöhten V-förmigen Strich besass, wie wenn man beim Morse-Telegraphen den Streifen
                              									bei beständig angezogenem Anker laufen läset.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Die Compasspflanze.
                           In den Prairien des südwestlichen Theiles der Vereinigten Staaten Amerikas, besonders
                              									in Texas und Oregon, wächst eine Pflanze, welche die Eigenthümlichkeit haben soll,
                              									ihre Blätter nach Norden zu drehen, und welche daher den Reisenden als Compass
                              									dient, wenn kein anderes Mittel anwendbar, um die Richtungen zu erkunden. Es gehört
                              									diese Pflanze zu der grossen Familie der Compositen und heisst Silphium laciniatum. Dieselbe ist perennirend und
                              									erreicht eine Höhe von 2 bis 3m; sie hat tief
                              									fiederspaltige Blätter und grosse gelbe Blüthenköpfe, in denen die Randblüthen
                              									weiblich, die Scheibenblüthen männlich sind. Schon seit längerer Zeit ist die
                              									Polarität an den Blättern dieser Pflanze den Jägern und anderen Prairiebewohnern
                              									bekannt gewesen, welche, wenn sie ihren Weg auf den Prairien in dunkler Nacht
                              									verloren, leicht die Richtung desselben wieder finden, indem sie nach der
                              									Blattrichtung an genannter Pflanze fühlen. Während bei den meisten Pflanzen die
                              									Blätter so gerichtet sind, dass sie mit den flachen Seiten nach dem Himmel und nach
                              									dem Erdboden gerichtet sind, so haben die Wurzelblätter der Compasspflanze ihre
                              									scharfen Seiten nach oben und unten gerichtet und zeigen zu gleicher Zeit mit ihren
                              									beiden Enden nach Norden und Süden, so dass also die beiden flachen Seiten nach West
                              									und Ost gerichtet sind. Genauere Untersuchung und Bestätigung dieser Angaben
                              									erscheinen sehr wünschenswerth. (Nach dem Ausland, 1877
                              									S. 999.)
                           
                        
                           
                           Kupferauslaugung mittels Eisenchlorür.
                           A. Hauch fügt seinen früheren Mittheilungen über
                              									Extraction armer Malachite (1877 224 230) in der Berg- und
                                 										Hüttenmännischen Zeitung, 1877 S. 308 noch einige weitere Bemerkungen
                              									hinzu, denen wir der Vollständigkeit halber entnehmen, dass die zur Verwendung
                              									kommende Eisenchlorürlauge mindestens 18° B. stark sein soll und im Ueberschusse –
                              									wegen Vorhandenseins der Carbonate von Kalk, Magnesia und Eisen – anzuwenden ist. Um
                              									schneller zu extrahiren, schlägt Verfasser statt der früher beschriebenen
                              									Vorrichtungen einfache Bottiche und Rührwerke vor, welche a. a. O. abgebildet
                              									sind.
                           
                        
                           Ueber die Aufnahmefähigkeit des schmelzenden Glases von Thon,
                              									Quarz oder Kieselsäure.
                           Dr. Carl Bischof hat nach einem gef. eingeschickten
                              									Sonderabdruck aus der Glashütte mit dem schon früher
                              									(1873 208 51) untersuchten und einem grünen Flaschenglase
                              									von F. Siemens folgender Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 69,42
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 0,32
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 4,77
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 2,58
                                 
                              
                                 Kalk
                                 11,48
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,09
                                 
                              
                                 Natron
                                 11,57
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,23
                                 
                              
                           entsprechende Versuche gemacht, welche zu nachfolgenden
                              									Resultaten führten.
                           Schmelzendes Glas kann Thon und dessen Hauptbestandtheile in bedeutender Menge
                              									aufnehmen; die aufgenommene Menge ist bei derselben Temperatur eine verschiedene je
                              									nach der Beschaffenheit der Materialien wie auch der Glasart; der Thon wird in
                              									grösserer Menge von dem Glase aufgenommen als jeder der Bestandtheile für sich.
                           Unter den verschiedenen Thonen tritt im Allgemeinen eine gewisse Sättigung damit um
                              									so eher ein, je feuerfester derselbe ist. Bei dem
                              									grünen Thon macht sich dieselbe später geltend als bei dem gebrannten.
                           Unter den verschiedenen Quarzarten lassen sich Unterschiede, die jedoch nicht sehr
                              									beträchtlich sind, wahrnehmen. In Betreff der Aufnahme reiner Thonerde und reiner
                              									Kieselerde ist das Verhältnis von den Glassorten deutlich abhängig. So vermag das
                              										Fahdt'sche Glas entschieden weniger Kieselsäure
                              									aufzunehmen, hingegen wird das Siemens'sche eher durch
                              									die Thonerde gesättigt. Das früher durch Thonerde gleichsam gesättigte Siemens'sche Glas wird auch früher durch Thon
                              									gesättigt.
                           
                        
                           Ueber das specifische Gewicht des Portlandcementes.
                           Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1877 S. 265) bemerkt im Anschluss an die
                              									Untersuchung von Seger (1877 225 568), dass er bereits früher das specifische Gewicht von Cement aus
                              									Dolomit mit Thon bestimmt und in einzelnen Fällen bis 3,2 gefunden habe (vgl. 1873
                              										209 287).
                           Im Allgemeinen wird das specifische Gewicht der Cemente vom fast Garen ein wenig bis
                              									zum Scharfen gesteigert und nimmt beim anfangende! Ueberscharfen wieder etwas
                              									ab.
                           Ist aus Dolomit erzeugter Cement zu derselben Dichte wie Portlandcement erbrannt, so
                              									kann man mit demselben, sofern er langsam bindend ist, auch ebenso hohe Festigkeiten
                              									erzielen. So erhielt z.B. Erdmenger bei verschiedenen
                              									Proben – nach der Absaugungsmethode – von reinem dolomitischem Portlandcement in 7
                              									Tagen Festigkeiten von 28 bis 56k und zwar waren
                              									die höheren Festigkeiten von 40 bis 56k die
                              									häufigeren. Der Cement enthielt 22 bis 26 Proc. Magnesia. Es sind hier in der That,
                              									wie Rud. Dyckerhoff bereits richtig ausgeführt, vor
                              									Allem die Schwere und das langsame Abbinden massgebend, also Factoren, die nebst der
                              									sonstigen Güte des Cementes ganz vornehmlich die Erzeugung eines recht dichten,
                              									schweren Probekörpers ermöglichen. So zeigten auch z.B. obige
                              									Kalkmagnesia-Portlandcementproben bei sehr hohen Festigkeiten stets auch ein hohes
                              									Gewicht. DagegenDagegegen bleiben alle Romancemente, gleichviel ob Magnesia enthaltend oder nicht.,
                              									im reinen Zustande angewendet, erheblich an Festigkeit zurück gegenüber bis zur
                              									Sinterung Gebranntem. Erdmenger erhielt u.a. folgende
                              									specifische Gewichte:
                           
                              
                                 Romancement aus derGegend von Hof:
                                 Dolomitischer Roman-cement aus  dem
                                    											Alten-burg'schen:
                                 Romancement ausBayern:
                                 
                              
                                 
                                 I.
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 2,74
                                 2,73
                                 2,35
                                 2,85
                                 
                              
                                 
                                 2,81
                                 2,63
                                 2,79
                                 
                              
                           
                              
                                 Normaler guter Port-andcement:
                                 Dolomitischer Portland-cement:
                                 Ueberbranntes vonPortlandcement:
                                 
                              
                                 Stücken     3,15
                                 Stücken     3,18
                                 2,87
                                 
                              
                                 Zerfallenes  2,69
                                 Zerfallenes  2,72
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 Portlandcement:
                                 Dolomitischer Portlandcement:
                                 
                              
                                 Ungares
                                 2,67
                                 Kern ungar, äussere Kruste
                                 
                                 
                              
                                 Kern ungar, äussere Kruste
                                 
                                    bereits gar 
                                 3,09
                                 
                              
                                    schon gar
                                 2,77
                                       „            „           „ 
                                 3,07
                                 
                              
                                 kaum genügend gar
                                 3,00
                                       „            „           „
                                 3,10
                                 
                              
                                 eben gar
                                 3,21
                                 genügend gar
                                 3,16
                                 
                              
                                 gut gar
                                 3,12
                                 gut scharf
                                 3,20
                                 
                              
                                 etwas schärfer
                                 3,07
                                       „            „           „
                                 3,24
                                 
                              
                                 sehr scharf
                                 3,12
                                 
                                 
                                 
                              
                                 und
                                 3,14
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Anfang von Ueberbrennen
                                 3,05
                                 
                                 
                                 
                              
                           Durch Lagern nimmt das specifische Gewicht der Cemente ab, wie Erdmenger bereits früher in D.
                                 										p. J. 1875 215 538. 216 63 gezeigt hat. Etwas gelagerter Cement, der sich dadurch eher
                              									verbessert, als verschlechtert hat, müsste dem ganz frischen an Güte nachgestellt
                              									werden, sollte das specifische Gewicht einen massgebenden Factor für die
                              									Werthbeurtheilung abgeben, ferner können zwei verglichene Cementsorten von der
                              									Fabrik ab gleiches specifisches Gewicht gehabt haben, der eine ist aber vielleicht
                              									beim Händler bereits länger auf Lager gewesen, möglicherweise auch in einem
                              									ungünstigeren Lagerraume, und in Folge dessen nun leichter als der andere, braucht
                              									aber deshalb noch keineswegs geringwerthiger zu sein. Ferner erbrennen sich
                              									höherthonige Zemente im Allgemeinen leichter als kalkreiche; das Cementpulver fällt
                              									daher oft grade von jenen, sobald der Thongehalt nicht zu hoch genommen wird, sehr
                              									schwer aus. Gleichwohl stehen sie an Festigkeit den höher kalkhaltigen nach;
                              									wenigstens ist dies für verhältnissmässig kürzere Fristen wiederholt nachgewiesen.
                              									Sehr oft wird der schwerere Cement im reinen Zustande auch rohere Festigkeit ergeben
                              									als leichterer, sofern beide Sorten annähernd gleich langsam bindend sind, der
                              									schwerere nicht etwa erheblich schneller abbindet. Indess, ob der schwerere Cement
                              									auch am bebten und den meisten Sand verkittet, ist immer noch die Frage, da hierbei
                              									es vor Allem mit darauf ankommt, ob auch wirklich möglichst alle 100 Proc. des
                              									Cementes als verbittende Substanz auftreten können oder nicht. Die Güte der
                              									Rohmaterialien na die Vollkommenheit der Fabrikationsweise bringen sich hier mehr
                              									zur Geltung. Zeigt er sich auch hier überlegen, so liegt eben ein ganz vorzüglicher
                              									Cement vor; ein solcher wird stets auch ein hohes specifisches Gewicht haben.
                           Nach allem Vorgebrachten kann also das specifische Gewicht kaum zum Massstabe für die
                              									Güte eines Portlandcementes dienen, ausgenommen es fiele auffallend gering aus.
                              									Unter 3,00 sollte dasselbe nicht herabgehen. Der beste Werthmesser bleibt hohe
                              									Festigkeit bei hohem Sandzusatz und bei möglichst lange ausgedehnter
                              									Beobachtungszeit.
                           
                        
                           
                           Zur Geschichte der Thermometer.
                           Es scheint jetzt festzustehen, dass Galilei der erste
                              									Erfinder des Thermometers war, und zwar vor 1596. Dieses Thermometer war nach
                              									Mittheilung von P. G. Tait (Handbuch enthaltend Aufsätze über die exacten Wissenschaften und ihre
                                 										Anwendungen. [London 1876.] Deutsche Ausgabe von Rudolf Biedermann, S. 162) ein Luftthermometer und bestand aus einer Kugel
                              									mit einer Röhre, die in eine Flüssigkeit tauchte. Es wurde zuerst benutzt, die
                              									Temperatur eines Kranken zu bestimmen, der zu diesem Zweck die Kugel in den Mund
                              									nahm. Aehnlich war das später zu gleichem Zweck verwendete Thermometer von Sagredo.
                           Thermometer mit einer in Glas eingeschmolzenen Flüssigkeit wurden zuerst unter der
                              									Leitung Rinieri's (gestorben 1647) von Giuseppe Moriani, einem geschickten Glasbläser,
                              									ausgeführt. Im J. 1829 wurden einige dieser Thermometer von Antinori aufgefunden und mit anderen Thermometern verglichen, so dass man
                              									jetzt die veröffentlichten Beobachtungen von Rinieri
                              									deuten kann. Die Florentiner Akademie fand mit diesen Thermometern u.a., dass das
                              									Schmelzen des Eises immer bei derselben Temperatur stattfinde.
                           Newton (Philosophical
                                 										Transactions für 1701) schlug [das Schmelzen des Eises und das Sieden des
                              									Wassers als Normaltemperaturen vor. Im J. 1714 lieferte dann Fahrenheit in Danzig das erste Thermometer mit gleichförmiger Theilung
                              									(vgl. 1877 225 272).
                           
                        
                           Einfluss sehr niederer Temperaturen auf die Bakterien.
                           Bekanntlich verfallen Bakterien schon bei 0° in die Kältestarre. Nach den neuesten
                              									Versuchen von A. Frisch mit Microcoscus, Bacterium und Bacillus werden
                              									dieselben aber selbst bei – 87,5° nicht getödtet. Von der Kälte wird man sich daher
                              									keine desinficirende Wirkungen versprechen dürfen. (Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften.
                              									Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, 3. Abtheilung, 1877 Band 75 S. 257.)
                           
                        
                           Hadernvergiftung.
                           Wie die Wiener medicinische Wochenschrift berichtet,
                              									sind in der Papierfabrik Schlöglmühl zwei junge Mädchen, die mit der Bearbeitung der
                              									Hadern beschäftigt waren, am Milzbrand verstorben. Das Blut derselben enthielt eine
                              									zahllose Menge von Milzbrandbakterien (vgl. 1877 226
                              									215). Zur Verhütung derartiger Vergiftungen sollten verdächtige Lumpen immer
                              									desinficirt werden, etwa mit Kalkmilch oder Phenol, bevor sie in Arbeit genommen
                              									werden.
                           
                        
                           Quantitative Bestimmung von Eisen, Chrom und Uran.
                           A. Bitte (Comptes rendus,
                              									1877 Bd. 85 S. 281) schlägt vor, die drei Metalle aus ihren Lösungen mit Ammoniak
                              									als Oxyde zu fällen, durch Kochen das überschüssige Ammoniak zu entfernen, den
                              									Niederschlag auszuwaschen und zu glühen. Nun wird derselbe in einer Porzellanröhre
                              									im Wasserstoffstrom erhizt; Eisen wird reducirt, Uran gibt Oxydul, Chromoxyd bleibt
                              									unverändert. Hierauf wird gewogen und dann im Porzellanrohr in einem
                              									Chlorwasserstossstrom erhitzt, wodurch Eisen als Chlorür verflüchtigt wird, während
                              									die beiden anderen Oxyde unverändert bleiben. Dieselben werden nochmals im
                              									Wasserstoffstrom erhitzt, gewogen, mit Salpetersäure behandelt, worauf Urannitrat in
                              									Lösung geht, Chromoxyd aber zurückbleibt.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung der molybdänsauren Salze.
                           Durch Reduction der Molybdänsäure in Wasserstoff hat C.
                                 										Rammelsberg (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1877 S. 1776) das Atomgewicht des Molybdän zu 96,18
                              									bestimmt.
                           
                           Das phosphormolybdänsaure Ammoniak verliert über Schwefelsäure seinen ganzen
                              									Wassergehalt und ist alsdann bei 100° beständig, gibt aber bei 120° schon Ammoniak
                              									ab. Dasselbe besteht aus:
                           
                              
                                 Molybdänsäure
                                 86,45 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 3,90 
                                 
                              
                                 Ammoniumoxyd
                                 3,25 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 5,77 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,37.
                                 
                              
                           Das Kaliumsalz verliert sein Wasser völlig erst bei 120 bis 140°, ist dann aber
                              									selbst bei starkem Erhitzen beständig und daher bei Phosphorbestimmungen (vgl. 1877
                              									325 160) der Ammoniakverbindung vorzuziehen. Dasselbe besteht aus:
                           
                              
                                 Molybdänsäure
                                 84,43 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 3,78 
                                 
                              
                                 Kali
                                 6,86 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 5,55 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,62.
                                 
                              
                           Beide Salze entsprechen hiernach der Formel:
                           3R2O + P2O5 + 22MoO3 + 12H2O.
                           
                        
                           Reagenspapier.
                           Die Papier- und chemische FabrikFarbik von Eugen Dieterich in Helfenberg bei Dresden
                              									liefert neuerdings blaue und rothe Lackmusstreifen, auf einem und demselben Bogen
                              									ungeleimten Papieres mittels einer Maschine sehr sauber ausgeführt. Dieses
                              									Reagenspapier wird beim Gebrauche so geschnitten, dass sich auf dem zur Vorprüfung
                              									bestimmten Abschnitte desselben gleichzeitig der blaue und rothe Streifen befindet,
                              									somit durch eine Probe auf Säure oder Alkali gleichzeitig reagirt wird.
                           
                        
                           Säurebildung in der Kornschlempe.
                           Wohl die meisten der auf Hefe arbeitenden Spiritusbrennereien verwenden heute zum
                              									Zukühlen der Kornmaischen die Schlempe. Dieselbe wird zu diesem Zwecke direct vom
                              									Apparate in grössere Behälter gepumpt, geklärt und gekühlt der Maische zugegeben.
                              									Kalte Schlempe unter dem Mikroskop betrachtet, zeigt neben Kugelbakterien
                              									verschiedene Arten von Stäbchenbakterien, Bacillusformen, mehr oder weniger
                              									zahlreiche Mengen von Milchsäureferment. Um zu ergründen, bei welchen Temperaturen
                              									diese Fermente entstehen und vorzüglich welche Säureveränderungen dieselben in der
                              									Schlempe verursachen, wurden von M. Stumpf (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1878 S. 3) die
                              									folgenden Untersuchungen veranstaltet, nachdem vorher beobachtet worden war, dass
                              									ein stärkeres oder schwächeres Auftreten von Milchsäureferment in keinem
                              									wesentlichen Verhältniss zur Säuremenge der betreffenden Schlempen stand. Die Säure
                              									derselben fiel trotz aller Fermente stets niedriger aus, als die der zur Erzeugung
                              									der Schlempe dienenden Maischen.
                           Schlempe mit 72°, dem Schlempebehälter entnommen, zeigte bereits
                              									Bakterienentwicklung, namentlich Kugelbakterien, weniger Milchsäureferment und
                              									sonstige Stäbchenbakterien. Zur Säurebestimmung erforderten 20cc derselben 1cc,35 Normalnatron. Nach 24 Stunden zeigte das Mikroskop eine
                              									ausserordentliche Vermehrung der Bakterien, namentlich des Milchsäurefermentes;
                              										20cc erforderten jetzt 1cc Natron.
                           Weitere Versuche zeigten., dass die Bakterien selbst nach 1stündigem Knochen nicht
                              									sämmtlich getödtet waren; am raschesten verloren die Bacillus ihre Beweglichkeit. Hiernach werden die Bakterien im
                              									Colonnenapparat nicht getödtet und gelangen so aus der vergohrenen Maische direct in
                              									die Schlempe. Die Hefenmaischen zur sogen. Kunsthefe säuern demnach viel stärker;
                              									das Abgekühlte saure Hefengut gebraucht 2cc,5
                              									Normalnatron, die Zunahme der Mauerung der Schlempe beträgt dagegen 0cc,15 Natron.
                           
                        
                           
                           Das Reifen und die Krankheiten des Cantal-Käses.
                           Der französische Minister für Ackerbau und Handel hatte Duclaux beauftragt, die Fabrikation des Cantal-Käses an Ort und Stelle zu
                              									studiren, um etwaige Verbesserungen vorzuschlagen. Die Comptes rendus, 1877 Bd. 85 S. 1171) bringen folgende Nachricht von den
                              									ersten Resultaten seiner Beobachtungen.
                           Duclaux bespricht zunächst die chemischen Unterschiede
                              									zwischen frischem und reifem Käse. Entgegen den Ansichten, welche über diese Frage
                              									herrschen, glaubt er, dass bei dem Reifwerden des Käses, wenigstens des
                              									Cantal-Käses, die Fette eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Menge derselben
                              									ändert sich sehr wenig. Die einzige Veränderung, welcher sie unterworfen sind, ist
                              									eine mehr oder weniger weit gegangene Verseifung, die im Cantal-Käse nie mehr als 10
                              									Proc. der Fette beträgt, in den reinen Käsen jedoch unter Einwirkung der
                              									Schimmelpilze bis auf 50 Proc. steigen kann. Diese Verseifung ändert ein wenig den
                              									Geschmack der Fette, aber sehr wenig die Mengenverhältnisse, weil die in Aether
                              									lösliche Fettsäure ganz bedeutend gegen das unlösliche Glycerin vorherrscht.
                           Der wesentlichste Vorgang beim Reifen der Cantal-Käse, und ohne Zweifel vieler
                              									anderer, ist die stufen weis fortschreitende Umwandlung des im Wasser unlöslichen
                              									Caseïns in ein Albumin, welches in Wasser löslich ist, oder vielmehr in lösliche
                              									Albumine, denn es gibt zwei Körper dieser Gruppe. Der eine gerinnt in der Wärme und
                              									entspricht dem Eieralbumin; der andere unterscheidet sich von allen bis jetzt
                              									bekannten Albuminen dadurch, dass er sich in warmem Wasser und in verdünnten Säuren
                              									löst. Dagegen theilt er die anderen Eigenschaften der Albumine, d.h. er bildet
                              									Niederschläge mit Tannin, Bleiessig, Kupfervitriol, Chromsäure, Alkohol, den sauren
                              									Lösungen von Ferrocyankalium und von Sublimat. Sein Drehungswinkel beträgt ungefähr
                              									– 33°, und ist demnach sein albuminoider Charakter unverkennbar. Diese beiden
                              									Albumine nun sind es, welche nach und nach an die Stelle des Caseïns treten, sich
                              									zur Hälfte im Constitutionswasser des Käses auflösen und ihm seine theilweise
                              									Durchsichtigkeit, seine Weichheit und seine Eigenschaft, im Munde wie Butter zu
                              									zerschmelzen, geben, weil im Munde die beiden zur Auflösung erforderlichen
                              									Bedingungen, Feuchtigkeit und Wärme, vorhanden sind.
                           Der übrige Theil der interessanten Abhandlung bespricht die leichte Zersetzbarkeit
                              									des Cantal-Käses selbst und einige Gründe für dieselbe, welche wegen ihrer
                              									Unabgeschlossenheit keiner ausführlichen Berichterstattung geeignet erscheinen.
                           S–t.
                           
                        
                           Ueber das Nachreifen der Trauben.
                           E. Pollacci hat aufs Neue die Frage geprüft, ob von der
                              									Pflanze abgetrennte Trauben noch einige Zeit nachreifen, wie dies z.B. bei Aepfeln
                              									und Birnen der Fall ist. Von mehreren Traubensorten wurden die unreifen Beeren mit
                              									der Schere abgelöst und von jeder Sorte drei gleiche Mengen gesammelt. Von einer
                              									Menge wurde stets sogleich Zuckergehalt und Gesammtsäuremenge bestimmt. Von den
                              									beiden anderen Portionen wurde die eine im Schatten, die zweite in der Sonne
                              									aufbewahrt und nach 10 bis 12 Tagen die gleichen Daten bestimmt, Es zeigte sich in
                              									der That eine kleine Zuckerzunahme und Säureabnahme, und zwar waren die Differenzen
                              									für die in der Sonne aufbewahrten Beeren grösser, als für die im Schatten
                              									aufbewahrten. (Berichte der deutsche chemischen
                                 										Gesellschaft, 1878 S. 154.)
                           
                        
                           Behandlung von Gypsabgüssen behufs deren Erhaltung.
                           Nach dem vom Verein zur Beförderung des Gewerbfleisses (Verhandlungen 1877 S. 383) prämiirten Verfahren von W. Reissig werden Gypsabgusse gegen Abwaschungen
                              									widerstandsfähig gemacht durch Tränken mit einer Lösung Kaliumsilicat, besser noch
                              									mit Barytwasser. Zur Darstellung des Barytwassers schüttelt man in einer gut
                              									verstopften Flasche 1 Th. krystallisirtes Barythydrat mit etwa 20 Th. Regenwasser
                              									oder destillirtem Wasser so lange, als sich noch etwas löst, und lässt dann die
                              									Flüssigkeit absetzen. Wenn sie klar geworden ist, so trägt man sie mittels eines
                              									weichen Schwammes oder durch Uebergiessen auf die Gypsflächen auf, so lange diese
                              									noch aufsaugen und trocknet dann die Gegenstände in massiger Wärme. Zieht dann, bei
                              									abermaliger Befeuchtung, das Barytwasser noch sehr leicht ein, so kann man sie damit
                              									nochmals übergehen; es ist dies aber in den meisten Fällen kaum nöthig. Nach
                              									vollständiger Trocknung werden die Abgüsse mit einer warmen Losung von stearinsaurem
                              									Natron in starkem Weingeist behandelt, oder aber, wo es auf Billigkeit ankommt, mit
                              									Seifenspiritus.
                           G. Leuchs empfiehlt zu gleichem Zwecke Barytkalkwasser,
                              										F. Filsinger tränkt die Gypsabgüsse mit
                              									Barytwasser, dann zur Neutralisation des Kalkes mit einer kaltgesättigten
                              									Borsäurelösung. Solche mit Baryt und Borsäure behandelte Gypsfiguren lassen sich
                              									leicht mit lauwarmem Seifenwasser abwaschen.
                           
                        
                           Eine neue Zeichenkohle.
                           J. Heilmann in Gebhardsdorf, Schlesien, hat sich eine
                              									Kohle patentiren lasen, welche (nach der Papierzeitung,
                              									1877 S. 679) aus Holzstoff hergestellt und als „Patentirte
                                 										Zeichen-Reiss-Kohle“ in den Handel gebracht wird. Die Herstellungsweise ist
                              									folgende: Holzstoff aus Linden-, Weiden- oder auch Pappelholz wird in mit Rillen von
                              									Bleistiftstärke versehene Metallformen gepresst, an der Luft getrocknet und in
                              									Retorten verkohlt; dann werden die Stifte Mittels Feilen abgeputzt, in Papier
                              									gehüllt und in Schächtelchen zu 25 Stück verpackt. Da das Holz durch die Umwandlung
                              									in Holzstoff zu einer gleichartigen Masse geworden und theilweise von seinen
                              									inkrustirenden Bestandtheilen befreit ist, wirkt die Kohle sehr gleichmässig und
                              									fein. Glasige, also kratzende Stellen kommen nicht darin vor, sie nützen sich
                              									vielmehr vollständig ab. Der Umstand, dass die Holzfaser keine fremden Beimischungen
                              									hat, gibt der Kohle die Eigenschaft, dass man sie mit jeder Flüssigkeit besuchten
                              									kann, um jede Art von Zeichnung damit herzustellen. So lässt sie sich z.B., mit
                              									Glycerin befeuchtet, als schwarze Kreide gebrauchen, mit Leinölfirniss zur
                              									Herstellung unauslöschlicher Zeichnungen, mit Leimwasser zu unverwischbaren
                              									Zeichnungen u.s.w. Ferner werden diese Zeichenstifte in Farbentönen vom tiefen
                              									Schwarz bis zum hellen Catechubraun hergestellt – ein angenehmer und zugleich
                              									praktischer Umstand, weil ein mit brauner Kohle ausgeführter Entwurf nicht nur
                              									besser aussieht, sondern auch den Augen des Zeichners wohlthuender ist.
                           
                        
                           Gewinnung von Anilinfarbstoffen; nach J. Wolffund R.
                              									Betley.
                           Nach dem englischen Patente vom 4. Januar 1876 werden 3 Th. Anilin, 1. Th.
                              									Nitrobenzol und 2 Th. Salzsäure auf 190 bis 240° erhitzt; das Product wird, wenn
                              									eine Probe desselben mit Wasser sich gelbbraun färbt, mittels heissen Wassers unter
                              									Druck ausgezogen. Der Auszug wird entweder sogleich zum Färben verwendet, oder durch
                              									Behandlung mit einem alkalischen Carbonat in feste Form überführt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S.
                              									1756.)
                           
                        
                           Bronzefarben.
                           Die Farbennüancen der Bronzepulver lassen sich, wie J. J.
                                 										Hess im Metallarbeiter mittheilt, am besten
                              									vorherbestimmen, wenn man eine gegebene Menge Metallpulver in einer wohlverkorkten,
                              									starken Flasche mit einer ebenfalls bestimmten Menge Schwefelwasserstoffgas recht
                              									oft schüttelt. Nach 24stündiger Behandlung giesst man das benetzte, geschwefelte
                              									Pulver auf ein dichtes Tuch und bedeckt es. Das überschüssige Wasser tropft dabei
                              									ab, und man kann durch möglichstes Ausbreiten und schwaches Abpressen die Trocknung
                              									in gewöhnlicher Temperatur so viel als möglich beschleunigen. Sodann erwärmt man das Pulver in einer
                              									recht trockenen, reinen Eisen – oder Kupferblechpfanne, welche in einer grössern,
                              									mit heissem Oele gefüllten hängt, bis die gewünschte Farbe erscheint. Dieser letzte
                              									Punkt ist sehr heiklig, und nur durch die Praxis lässt sich die nöthige Sicherheit
                              									und Vollkommenheit erlangen, denn die Farbe ist je nach der Zusammensetzung der
                              									Legirung, sowie nach der Stärke der Schwefelung verschieden. Für die nachstehenden
                              									Farben ist die Zusammensetzung der Legirungen folgende:
                           
                              
                                 Reichsgelb
                                 82,33
                                 Proc.,
                                 Kupfer
                                 16,69
                                 Proc.,
                                 Zink
                                 0,16
                                 Proc.
                                 Eisen
                                 
                              
                                 Lichtgrün
                                 84,32
                                 „
                                 „
                                 15,02
                                 „
                                 „
                                 0,63
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Citron
                                   84,50*
                                 „
                                 „
                                 15,30
                                 „
                                 „
                                 0,07
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Rothkupfer
                                 99,90
                                 „
                                 „
                                 –
                                 „
                                 „
                                 –
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Orange
                                 98,93
                                 „
                                 „
                                   0,73
                                 „
                                 „
                                 –
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Bleichgelb
                                 90,00
                                 „
                                 „
                                   9,60
                                 „
                                 „
                                 –
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Carmoisin
                                 98,22
                                 „
                                 „
                                   0,50
                                 „
                                 „
                                 0,30
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Englische Composition
                                 96,46
                                 „
                                 Zinn
                                   2,39
                                 „
                                 „
                                 0,56
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                        
                           Physikalische Eigenschaften einiger Holzarten.
                           Th. Hoh veröffentlicht (im 11. Bericht der
                              									naturforschenden Gesellschaft in Bamberg S. 59) Versuche über die Eigenschaften
                              									einiger Hölzer, denen, wir folgende Angaben entnehmen. Das specifische Gewicht ist
                              									für
                           
                              
                                 Erlenholz
                                 0,553 
                                 Weissbuche
                                 0,739
                                 
                              
                                 Eichenholz
                                 0,660 
                                 Birke
                                 0,753
                                 
                              
                                 Ahornholz
                                 0,674 
                                 Rothbuche
                                 0,770
                                 
                              
                                 Fichtenholz
                                 0,704 
                                 Zwetschenbaum
                                 0,829
                                 
                              
                                 Kirschbaum
                                 0,709 
                                 Ebenholz
                                 1,115.
                                 
                              
                           Die Widerstände, welche sie trocken dem Zersägen entgegenstellen, wachsen nach
                              									folgender Reihenfolge: Fichte, Erle, Kirsche, Birke, Eiche, Weissbuche, Rothbuche,
                              									Ahorn, Zwetsche, Ebenholz; feucht dagegen: Fichte, Eiche, Erle, Birke, Weissbuche,
                              									Kirsche, Rothbuche, Zwetsche, Ahorn, Ebenholz. Die Biegungselasticität gibt folgende
                              									aufsteigende Reihe: Ebenholz, Eiche, Ahorn, Zwetsche, Kirsche, Weissbuche, Birke,
                              									Fichte, Erle, Rothbuche; die Wasseraufnahmefähigkeit: Ebenholz, Weissbuche,
                              									Zwetsche, Ahorn, Fichte, Eiche, Rothbuche, Kirsche, Birke, Erle.
                           
                        
                           Einfuhr von Büchern, Bildern u. dgl. nach England.
                           Die Einfuhr fremder Bücher nach England belief sich i. J. 1876 auf 693t im Werthe von 150099 Pfd. St. Dieselben kamen
                              									der Hauptsache nach aus Frankreich und Deutschland. Die Ausfuhr betrug 410t im Werthe von 881839 Pfd. St., wovon nach
                              									Australien für 334136, nach Indien für 79778, nach Britisch-Nordamerika für 68102,
                              									nach Britisch-Mittel – und Südamerika für 40007 gingen. Nach den Vereinigten Staaten
                              									gingen für 191966 Pfd. St. An Stichen und Bilddrucken wurden 5654377 Stück im Werthe
                              									von 50017, meist aus Frankreich und Deutschland, eingeführt und für 72563
                              									ausgeführt. Gemälde, Zeichnungen und Photographien wurden für 549561 Pfd. St.,
                              									vorwiegend aus Frankreich und Belgien, eingeführt und für 301945 ausgeführt. Andere
                              									Kunstwerke kamen im Werthe von 129629 zur Einfuhr.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Berichtigung. In G.
                                 										Schmidt's Abhandlung ist S. 322 Z. 3 v. u. zu lesen „anormalen“
                              									statt „normalen“.