| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 96 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Reese's Niederschraubhalin.
                           Textabbildung Bd. 229, S. 95Um Ventile ohne vorheriges Entleeren der Leitung auswechseln zu können, hat
                              									man bekanntlich das Ventilgehäuse hahnförmig gestaltet, so daſs nach Drehung des
                              									Hahnkegels die Ventile gänzlich von Wasser abgesperrt sind. Diese Idee hat F. Reese, Wasserwerksdirector in Dortmund, zur
                              									Construction von Niederschraubhähnen (D. R. P. Nr. 124 vom 16. August 1877) benutzt,
                              									bei welchen eine Reparatur oder Auswechselung der Membran unter Druck möglich
                              									ist.
                           Er schaltet zu diesem Zweck in das Ventilgehäuse einen. Eck- oder Winkelhahnkegel
                              									ein, dessen seitliche Oeffnung in der Regel dem Zuleitungsrohr zugekehrt ist und dem
                              									Wasser freien Zutritt in seine Höhlung gestattet, während die Austrittsöffnung an
                              									der kleineren Stirnfläche des Kegels durch die niederzuschraubende Membran, welche
                              									auf dem Rand dieser Fläche ihren Sitz findet, nach Belieben geschlossen wird. Wird
                              									der Kegel um 180° gedreht, so kann das Wasser der Leitung nicht mehr unter die
                              									Membran treten, letztere also anstandslos blosgelegt oder ausgewechselt werden.
                           
                        
                           Bohlken's Buttermaschine.
                           Textabbildung Bd. 229, S. 95In der von Ant. Bohlken in Varel a. d. Jade
                              									patentirten Buttermaschine (D. R. P. Nr. 193 vom 8. Juli 1877) wird die Milch
                              									mittels vertical stehenden Rührwerkes gründlich geschüttelt und geschlagen, ferner
                              									durch die Centrifugalkraft genöthigt, an den Wänden des Fasses in die Höhe zu
                              									steigen, bis sie an hölzernen Knaggen K und einem
                              									darüber angebrachten Ring antrifft und nun von verhältniſsmäſsig groſser Höhe nach
                              									der Mitte des Fasses herunterstürzt. Das Faſs wird nun so weit mit Milch gefüllt,
                              									daſs der Doppelflügel nicht ganz bedeckt ist. Das Lager der Flügelwelle ist so
                              									construirt, daſs letztere leicht aus dem Fasse genommen werden kann; ebenso läſst
                              									sich das Faſs auf das bequemste reinigen und dann die Maschine rasch wieder
                              									zusammenstellen. Diese Buttermaschine wird in verschiedenen Gröſsen von der Actiengesellschaft für Maschinenbau und Eisenindustrie
                              									in Varel a. d. Jade ausgeführt.
                           
                        
                           
                           Preise der wichtigsten Lebensmittel in Preuſsen im Erntejahre
                              									1876/77.
                           Die Zeitschrift des Kgl. Preuſsischen Statistischen
                                 										Bureau gibt eine Zusammenstellung der höchsten, niedrigsten und
                              									Durchschnitts-Preise von den wichtigsten Lebensmitteln für Menschen und Thiere in
                              									den bedeutendsten Marktstädten der preuſsischen Monarchie, und zwar in den einzelnen
                              									Monaten von Januar bis Juli 1877. Am Schlusse folgt eine Zusammenstellung der
                              									Durchschnittspreise für das Erntejahr 1876/77 in den einzelnen Provinzen des Landes
                              									und im ganzen Lande, welche, das gröſste allgemeine Interesse beanspruchend,
                              									nachstehend folgen.
                           
                              
                                 MonateJahr––––––ProvinzenStaat
                                 Weizen
                                 Roggen
                                 Gerste
                                 Hafer
                                 Erbsen
                                 Speisebohnen
                                 Linsen
                                 Kartoffeln
                                 Stroh
                                 Heu
                                 Fleisch
                                 Eſsbutter
                                 Eier
                                 Speck(geräuchert)
                                 
                              
                                 Rind-
                                 Schweine-
                                 Kalb-
                                 Hammel-
                                 
                              
                                 Preis für 100k in 10-Pf.
                                 Preis für 1k bezieh. Schock in Pf.
                                 
                              
                                 Erntejahr 1876/77
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Provinz Preuſsen
                                 212
                                 167
                                 146
                                 155
                                 155
                                 249
                                 –
                                    57,5
                                    58,5
                                    76,5
                                   96
                                 117
                                   85
                                   87
                                 184
                                 219
                                 278
                                 
                              
                                      „      Brandenburg
                                 216
                                 183
                                 165
                                 169
                                 257
                                 319
                                 380
                                    55,5
                                    75,5
                                    74,5
                                 111
                                 125
                                   94
                                 107
                                 198
                                 247
                                 328
                                 
                              
                                      „      Pommern
                                 220
                                 183
                                 167
                                 167
                                 192
                                 322
                                 412
                                    49,5
                                    83,5
                                 71
                                 105
                                 125
                                   85
                                   97
                                 186
                                 241
                                 308
                                 
                              
                                      „      Posen
                                 214
                                 172
                                 149
                                 154
                                 164
                                 221
                                 367
                                 39
                                 52
                                 60
                                   98
                                 118
                                   90
                                   92
                                 194
                                 221
                                 265
                                 
                              
                                      „      Schlesien
                                 207
                                 177
                                 146
                                 147
                                 214
                                 244
                                 408
                                 46
                                    52,5
                                    66,5
                                   94
                                 116
                                   84
                                   95
                                 206
                                 214
                                 273
                                 
                              
                                      „      Sachsen
                                 227
                                 195
                                 177
                                 175
                                 249
                                 252
                                 351
                                 59
                                    71,5
                                 82
                                 117
                                 132
                                   91
                                 110
                                 202
                                 261
                                 341
                                 
                              
                                      „      Schleswig-Holstein
                                 237
                                 184
                                 178
                                 186
                                 235
                                 363
                                 486
                                    95,5
                                    82,5
                                 92
                                 142
                                 134
                                 143
                                 125
                                 177
                                 266
                                 371
                                 
                              
                                      „      Hannover
                                 230
                                 192
                                 176
                                 179
                                 249
                                 310
                                 388
                                 71
                                 72
                                    80,5
                                 123
                                 133
                                 111
                                 106
                                 189
                                 246
                                 335
                                 
                              
                                      „      Westphalen
                                 237
                                 187
                                 183
                                 182
                                 245
                                 281
                                 329
                                    70,5
                                    83,5
                                 84
                                 121
                                 132
                                   90
                                 111
                                 166
                                 235
                                 337
                                 
                              
                                      „      Hessen-Nassau
                                 245
                                 196
                                 182
                                 172
                                 273
                                 272
                                 359
                                 68
                                 86
                                    95,5
                                 125
                                 137
                                 102
                                 111
                                 200
                                 271
                                 391
                                 
                              
                                      „      Rheinland
                                 248
                                 190
                                 191
                                 180
                                 303
                                 300
                                 378
                                    78,5
                                 81
                                 97
                                 129
                                 152
                                 114
                                 130
                                 174
                                 272
                                 442
                                 
                              
                                 Staat im Erntejahr 1876/77
                                 226
                                 185
                                 168
                                 169
                                 238
                                 287
                                 383
                                    62,5
                                 72
                                    80,5
                                 114
                                 130
                                   99
                                 108
                                 190
                                 246
                                 338
                                 
                              
                                    „     „        „      1875/76
                                 205
                                 169
                                 169
                                 178
                                 259
                                 308
                                 411
                                    55,5
                                 63
                                 88
                                 114
                                 130
                                   97
                                 107
                                 188
                                 244
                                 348
                                 
                              
                                    „     „        „      1874/75
                                 198
                                 170
                                 174
                                 186
                                 262
                                 352
                                 414
                                 58
                                 47
                                 93
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                    „     „        „      1873/74
                                 266
                                 212
                                 204
                                 184
                                 234
                                 324
                                 352
                                 68
                                 43
                                 71
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                    „     „        „      1872/73
                                 254
                                 176
                                 168
                                 146
                                 206
                                 304
                                 324
                                 55
                                 37
                                 60
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                    „     „        „      1871/72
                                 242
                                 168
                                 152
                                 136
                                 198
                                 –
                                 –
                                 66
                                 43
                                 57
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                    „     „        „      1870/71
                                 228
                                 168
                                 150
                                 148
                                 196
                                 –
                                 –
                                 55
                                 48
                                 72
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Anwendung der Sonnenwärme für industrielle Zwecke.
                           Bei seinen an verschiedenen Orten Algeriens angestellten Versuchen über die
                              									Verwerthung der Sonnenwärme für industrielle Zwecke bediente sich Mouchot (Comptes rendus,
                              									1878 Bd. 86 S. 1019) silberplattirter oder galvanisch versilberter Messingspiegel,
                              									welche die Wärme ausgezeichnet reflectiren, bei sorgfältiger und reinlicher
                              									Behandlung sich wenig verändern und billig herzustellen sind (vgl. 1876 219 177). Er fand die Intensitätsänderungen der
                              									Sonnenwärme im Laufe eines Tages von Morgens 8 Uhr bis Abends 4 Uhr bei reinem
                              									Himmel im Allgemeinen sehr gering. Die Intensität der gesammelten Wärme ist schon um
                              									6 bis 7 Uhr Morgens genügend; sie wächst von 7 bis 8 Uhr rasch und nimmt von 4 bis 6
                              									Uhr Abends in ähnlicher Abstufung wieder ab. Um die Menge der verwerthbaren Wärme in
                              									verschiedenen Jahresabschnitten zunächst an einem und demselben Orte, dann in ganz
                              									Algerien zu bestimmen, bediente sich Mouchot eines
                              									Siedeapparates und fand die mit Hilfe desselben für 1 Minute und auf 1qm gesammelte Wärmemenge für Algier im April
                              									gleich 7c, im Mai gleich 8c, im Juni und Juli gleich 8c,5. Eine Leistung von 7c aber hat die Bedeutung, daſs ein Reflector von
                              										1qm Oberfläche im Stande ist, in weniger als
                              									12 Minuten 1l Wasser von 20° ins Sieden zu
                              									bringen, oder stündlich 778g oder 1322l Dampf von normaler Spannung zu erzeugen. Mouchot beabsichtigt, die Pariser Weltausstellung 1878
                              
                              									mit einem groſsen Receptor von 25qm zu
                              									beschicken.
                           
                        
                           Maſse und Gewichte aus Bergkrystall.
                           Gegenüber den Angaben von Kekulé und Stein (1877 224 557), daſs
                              									Gewichte und Maſsstäbe aus Platin und anderen Metallen nicht richtig seien, führt
                              										H. Buff (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1076) aus, daſs eine derartige
                              									Aenderung noch nicht beobachtet sei. Die Veränderlichkeit des Nullpunktes der
                              									Thermometer erklärt Buff durch das Bestreben, die
                              									Empfindlichkeit der Thermometer durch möglichst dünnwandige Quecksilberbehälter zu
                              									steigern; der Nullpunkt von drei Thermometern mit dicken Glaswänden hat sich während
                              									35 Jahren unverändert gehalten.
                           
                        
                           Die Bestimmung des Zinkes in seinen Erzen.
                           Die Ermittlung des Metallgehaltes der Zinkerze für technische Zwecke geschieht fast
                              									ausschlieſslich durch Titration der ammoniakalischen Lösung mittels Schwefelnatrium.
                              										W. Hampe zeigt nun in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1877 S. 253, daſs die
                              									maſsanalytische Bestimmung auch bei sorgfältigster Vorbereitung des Erzes und
                              									Ausführung des Titrirens keine gröſsere Genauigkeit als 0,5 Proc. verbürgen läſst.
                              
                              									Gute Resultate gibt dagegen das folgende Verfahren, nach welchem in Clausthal der
                              									Zinkgehalt der Blende bestimmt wird.
                           Die fein gepulverte Blende wird in Glasröhren mit eingeriebenem Stöpsel bei 100°
                              									vollständig getrocknet, dann etwa 1g derselben
                              									durch Kochen mit Salpetersäure im Kolben mit sehr langem Halse, um Verspritzen zu
                              									verhüten, gelöst. Wenn die Flüssigkeit stark eingedampft ist und die Entwicklung von
                              									salpetriger Säure aufgehört hat, werden 30cc
                              									Salpetersäure und 200cc Wasser zugesetzt. Ohne
                              									vorherige Filtration wird nun mit Schwefelwasserstoff gefällt, dann filtrirt und der
                              									Rückstand ausgewaschen. Man stellt unter den Trichter einen Lösungskolben, behandelt
                              									den Niederschlag auf dem Filter mit heiſser, nicht zu concentrirter Salpetersäure,
                              									stöſst das Filter durch, spritzt alles Ungelöste in das Kölbchen und wäscht das
                              									Filter aus. Nachdem der Inhalt des Kolbens stark eingekocht ist, versetzt man ihn
                              									mit Wasser und 30cc Salpetersäure, fällt abermals
                              									mit Schwefelwasserstoff und filtrirt die Flüssigkeit zu der ersten hinzu. Man kocht
                              									diese in einem ebensolchen langhalsigen Kolben, wie er zur Lösung dient, fast bis
                              									zur Trockne ein, wodurch nicht allein aller Schwefelwasserstoff entfernt, sondern
                              									auch eine völlige Oxydation des Ferrosalzes zu Ferrisalz erzielt wird. Nun
                              									übersättigt man mit Ammoniak, das völlig frei von empyreumatischen Stoffen, welche etwas
                              									Eisen in Lösung halten würden, sein muſs, filtrirt ab, wäscht aus, löst den
                              									Niederschlag auf dem Filter wieder in heiſser, mäſsig starker Salpetersäure, fällt
                              									abermals mit überschüssigem Ammoniak, filtrirt durch das nämliche Filter und so
                              									fort, bis nach noch ein- oder zweimaliger Wiederholung dieser Behandlung sich sicher
                              									alles Zink in dem gemeinschaftlichen Filtrate befindet. Dieses säuert man mit
                              									Essigsäure an, verdünnt es auf mindestens 2l und
                              									leitet, da Kobalt und Nickel nicht zugegen sind, ohne weiteres Schwefelwasserstoff
                              									ein. Vor dem Filtriren läſst man mindestens 12, womöglich aber 24 Stunden absetzen,
                              									dann gieſst man zuerst die klare Flüssigkeit vorsichtig auf die Filter und bringt
                              									zuletzt erst das schneeweise Schwefelzink darauf. In Folge der starken Verdünnung
                              									der Flüssigkeit und des Umstandes, daſs bei der Analyse selbst durchaus keine nicht
                              									flüchtigen Stoffe zugesetzt sind, genügt das zum Ausspülen der Gläser benutzte
                              									Schwefelwasserstoffwasser, dem etwas Ammoniumacetat zugesetzt ist, zum Auswaschen
                              									vollständig.
                           Eine solche Filtration mit Auswaschen dauert 5 bis 6 Stunden. Da selbst sehr kleine
                              									Mengen von Salmiak beim nachherigen Glühen des Schwefelzinkes im Wasserstoffstrome
                              									eine Bildung und Verflüchtigung von Chlorzink zur Folge haben, wie mannigfache
                              									Erfahrung lehrte, so ist bei der ganzen Analyse die Anwendung von Salzsäure durchaus
                              									vermieden und statt ihrer zum Lösen sowohl des Erzes wie des Eisenhydrates
                              									ausschlieſslich Salpetersäure benutzt. Das Filtrat vom Schwefelzink wird stets mit
                              									Ammoniak übersättigt und mindestens einen Tag lang bedeckt aufbewahrt, um zu sehen,
                              									ob die Fällung des Zinkes eine vollständige war. Bei richtiger Arbeit scheiden sich
                              									auch nicht die kleinsten Flocken von Schwefelzink ab, sondern die Flüssigkeit bleibt
                              									ganz klar. Letzteres ist möglich, da der geringe Mangangehalt der Blenden bei der
                              									wiederholten Lösung und Fällung des Eisenniederschlages mit Salpetersäure und
                              									Ammoniak gänzlich auf dem Filter zurückbleibt, mithin eine Fällung von
                              									Schwefelmangan durch das gebildete Schwefelammonium nicht stattfinden kann.
                           Das Abreiben des getrockneten Schwefelzinkes vom Filter erfordert die gröſste
                              									Sorgfalt, da sonst leicht Theilchen wegspringen. Es muſs beim Reiben das Filter
                              									gänzlich verschlossen gehalten werden. Schwefelzink nebst Filterasche werden im Rose'schen Tiegel zunächst mit etwas destillirtem
                              									Schwefel erhitzt, so daſs sie festschmelzen, und dann in einem Strome trocknen und
                              									reinen Wasserstoffes in der bekannten Weise geglüht, bis zwei Wägungen genau
                              
                              
                              
                              
                              
                              									übereinstimmen. –
                           Hampe gibt ferner in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S. 127 geschichtliche Notizen
                              									über die Bestimmung des Kupferoxyduls im Kupfer.
                           
                        
                           Ueber den Bleigehalt des basisch salpetersauren
                              									Wismuthes.
                           A. Carnot (Comptes rendus,
                              									1878 Bd. 86 S. 718) hat im käuflichen basisch salpetersauren Wismuth 0,3 bis 0,6, in
                              									einzelnen Fällen sogar bis 0,98 Proc. Blei nachgewiesen. Es sollte daher nicht
                              									versäumt werden, das zum innerlichen Gebrauch bestimmte Präparat auf Blei zu
                              									prüfen.
                           
                        
                           Ueber das Verhalten des Chlor- und Bromsilbers im
                              									Lichte.
                           C. Lea hat sich durch neue Versuche überzeugt, daſs der
                              									schwarze Körper, welcher durch Einwirkung des Lichtes auf Chlorsilber entsteht, kein
                              									metallisches Silber ist, sondern nur ein niedrigeres Chlorid sein kann. Quantitative
                              									Versuche ergaben, daſs nach 5tägiger Exposition einer dünnen Schicht Chlorsilber im
                              									directen Sonnenlichte, wobei der Niederschlag in der Flüssigkeit, in welcher er sich
                              									befand, häufig aufgerührt wurde, nur etwa 1 Proc. in dieser Weise reducirt war. Die
                              									Versuche mit Bromsilber dagegen lassen schlieſsen, daſs hier eine wirkliche
                              
                              									Reduction zu metallischem Silber eintritt; denn der geschwärzte Niederschlag gab,
                              									mit Salpetersäure übergossen, sogleich an letztere beträchtliche Mengen Silber ab.
                              									(Nach dem Chemischen Centralblatt, 1878 S. 290.)
                           
                        
                           
                           Schwefelkohlenstofflampe zur Desinfection von Kellern und zum
                              									Einschwefeln der Fässer.
                           Die Lampe besteht nach F. König (Pharmaceutische Centralhalle, 1878 S. 119) aus einer kleinen zweihalsigen
                              										Woulff'schen Flasche von etwa 200cc Inhalt, deren eine Oeffnung mit einem
                              									durchbohrten Korke verschlossen ist, in welchem sich eine gerade, einen baumwollenen
                              									federkieldicken Docht tragende Glasröhre befindet, die bis auf den Boden der Flasche
                              									reicht. Die zweite Oeffnung, durch welche man den Schwefelkohlenstoff einbringt, ist
                              									durch einen Kork geschlossen, der ein möglichst enges, rechtwinklig gebogenes
                              									Glasröhrchen trägt. Das Ende dieses Röhrchens muſs von dem Dochte der Flamme
                              									möglichst entfernt sein. Das Fläschchen wird zu ¾ mit Schwefelkohlenstoff gefüllt,
                              									wobei wegen der Explosibilität des Schwefelkohlenstoffdampfes groſse Vorsicht
                              									geboten ist. Reicht die den Docht enthaltende Röhre möglichst bis auf den Boden der
                              									Flasche, so ist die Anwendung der Lampe gefahrlos. Soll die Lampe zum Einschwefeln
                              									von Fässern verwendet werden, so wird die den Docht tragende Röhre rechtwinklig
                              									umgebogen und die Flamme durch das seitliche Zugloch in das Faſs eingeführt.
                           
                        
                           Verfälschung des Bieres durch schweflige Säure.
                           Zur Nachweisung des namentlich den obergährigen Bieren oft zugesetzten zweifach
                              									schwefligsauren Calciums versetzt man nach J. A. Pabst
                              										(Bulletin de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S.
                              									289) 50cc Bier mit 20cc Wasser und 2g Schwefelsäure, erwärmt
                              									auf 50° und leitet einen Strom Luft hindurch, der dann durch eine Lösung von
                              									Chlorbarium streicht, welche mit Salzsäure und etwas Jodlösung versetzt ist. Bei
                              									Gegenwart von schwefliger Säure entsteht ein Niederschlag von Bariumsulfat.
                           
                        
                           Ueber das Reifen der Trauben.
                           Nach C. St. Pierre und L.
                                 										Magnien (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 249)
                              									entwickeln die Trauben während ihrer Reife Kohlensäure, und zwar ist die Menge
                              									derselben immer gröſser als die des aufgenommenen Sauerstoffes. Sie geben in
                              									trocknen Räumen Wasser ab und nehmen solches in feuchten auf. Die Säuren und die
                              									Glycose bilden sich in der Pflanze und werden durch den Saft den Trauben zugeführt.
                              									Hier werden die Säuren verbrannt, bei fortgeschrittener Reife auch der Zucker.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Glycose.
                           Einer Untersuchung von O. Hesse (Liebig's Annalen der Chemie, 1878 Bd. 192 S.
                              									169) über Glycose entnehmen wir die Beobachtung, daſs Glycoselösungen an
                              									Rotationskraft verlieren, wenn sie längere Zeit an der Luft erwärmt werden.
                           
                        
                           Essigsaures und ameisensaures Kupfer als Reagentien auf
                              
                              
                              
                              									Traubenzucker.
                           Barfoed zeigte früher, daſs essigsaures Kupfer in
                              									wässeriger oder essigsaurer Lösung ein sicheres Mittel zur Nachweisung des
                              									Traubenzuckers in Gegenwart von Dextrin, Milchzucker oder Rohrzucker ist, welche
                              									Kupferoxyd in alkoholischer Lösung reduciren. W. Müller
                              										(Pflüger's Archiv, 1877 Bd. 16 S. 551) bestätigt,
                              									daſs man mit der wässerigen Lösung von essigsaurem Kupfer noch 0,01, mit
                              									Essigsäurehaltigen 0,02 Proc. Traubenzucker nachweisen kann. Ameisensaures Kupfer
                              									ist hierzu unbrauchbar.
                           
                        
                           
                           Zur Lage der deutschen Sodaindustrie.
                           Seit der Reduction des Sodazolles für Deutschland im Juni 1873 ist die jährliche
                              									Production von 58000 auf 42500t gewichen. Dagegen
                              									stieg die Einfuhr nach Deutschland an fremder Soda ganz erheblich und betrug auf
                              									calcinirte Soda von 90 Proc. berechnet:
                           
                              
                                 1872
                                 14400t
                                 
                              
                                 1873
                                 18900
                                 
                              
                                 1874
                                 26500
                                 
                              
                                 1875
                                 30500
                                 
                              
                                 1876
                                 32100.
                                 
                              
                           Etwa 57 Proc. des Bedarfes deckt das Inland und 43 Proc. das
                              									Ausland, während früher nur 22 Proc. des Gesammtverbrauches eingeführt wurden.
                           Wie R. Hasenclever (Chemische
                                 										Industrie, 1878 S. 8) ausführt, haben in Folge dieser ungünstigen
                              									Verhältniſse bereits 9 deutsche Fabriken die Herstellung von Soda eingestellt,
                              									andere wegen geringerer Production und dadurch erhöhter Nachfrage nach Salzsäure die
                              									Chlorkalkfabrikation, Darstellung von Leim, Bicarbonat und die Schwefelregeneration.
                              									5 deutsche Fabriken haben die Chlorkalkfabrikation nach Weldon eingeführt, einige verwenden spanische Kiese.
                           Der mechanische Sulfatofen von Jones und Walsh (*1876 220 232) wird
                              									bereits in mehreren Fabriken angewendet, nicht aber der rotirende Sodaofen (vgl.
                              									1875 215 66) 1877 224 199).
                              									Nach Hasenclever beträgt nun der Arbeitslohn beim
                              									Handofenbetrieb für 1t Sulfat 2,88 M.; beim
                              									rotirenden Ofen ergaben sich dagegen für Amortisation und Zinsen 1,20, Kohlen für
                              									die Maschine 0,64 und für Arbeitslohn 0,96, zusammen also 2,80 M.
                           G. Lunge (daselbst S. 87) führt dagegen aus, daſs man
                              									zur Verarbeitung von 100t Sulfat in 6 Arbeitstagen
                              									5 Handöfen nebst Pfannen gebraucht, welche 15000 M. kosten, so daſs die Mehrkosten
                              									an Zinsen und Amortisation des 40000 M. kostenden rotirenden Ofens für 1t Sulfat nur 0,75 M. betragen; dazu 0,96 M.
                              									Arbeitslohn macht 1,71 M. Gesammtkosten. Für den Handofenbetrieb ergeben sich
                              									dagegen an Kosten für den gröſseren Verbrauch an Kohlen 0,80, dann an Arbeitslohn
                              									2,88, zusammen 3,68 M., also 1,97 M. Vortheil für den rotirenden Ofen. Ferner ist
                              									nach Lunge die Reaction im rotirenden Ofen so viel
                              									vollständiger als beim Handofenbetriebe, daſs das Ausbringen an Soda, nach
                              									zuverlässigen Nachrichten, für 1t Sulfat sich auf
                              									30 bis 60k Na2CO3 mehr beläuft. Nimmt man auch nur die
                              									niedrigste dieser Zahlen an, so kann man doch rund weitere 3 M. Mehrgewinn bei den
                              									rotirenden Sodaöfen ansetzen; aber in Wirklichkeit kommt mehr heraus, namentlich bei
                              									dem Mactear'schen Verfahren, welches freilich für
                              									deutsche Verhältniſse zu groſs angelegt ist. Auſserdem gewinnt man die Soda von sehr
                              									bedeutender Stärke, selbst bis 96 Proc. und kann somit auch in dieser Beziehung
                              									besser mit der Ammoniaksoda concurriren.
                           Hasenclever (daselbst, 1878 S. 115) führt dagegen aus,
                              									daſs er nicht von Neuanlagen, sondern von bereits bestehenden gesprochen habe, daher
                              									die 15000 M. für die fünf Handöfen von den 40000 M. für den mechanischen Ofen nicht
                              									abgesetzt werden können, daſs somit die 1,20 M. für Zinsen und Amortisation in
                              									seiner Rechnung stehen bleiben müssen.
                           Bezüglich des Kohlenverbrauches führt Hasenclever aus,
                              									daſs man in Deutschland bei Anwendung kleiner Gasfeuerungen Rohsoda mit 350k Kohlen für 1000k Sulfat schmilzt. Hierbei entweicht allerdings wenig Hitze zur Abdampfung
                              									der Lauge, und ist der allgemein übliche Planrost gerade so rationell, bei dessen
                              
                              									Verwendung für 1000k Sulfat 480k Kohlen erforderlich sind und die entsprechende
                              									Menge Rohlauge verdampft wird. In deutschen Fabriken wird man daher auf keine
                              									Ersparniſs an Kohlen beim Betrieb mit rotirenden Oefen rechnen dürfen.
                           Was den Dampfverbrauch betrifft, so hat eine Dampfmaschine, welche einen rotirenden
                              									Sodaofen treibt, 305mm Cylinderdurchmesser, 460mm Hub und sie arbeitet durchschnittlich bei 2,5
                              									bis 3at Dampfspannung mit 60 Umdrehungen in der
                              									Minute, also mit etwa 12e. Der Kohlen verbrauch
                              									für eine solche Maschine in 24 Stunden beträgt 1440k, davon 140k abgezogen für die kurzen Stillstände
                              									während des Füllens und Entleerens bleiben 1300k
                              									Kohlen. Der wirkliche Kohlen verbrauch wird wohl noch höher sein. Zu 8 M. für
                              										1000k können sich auſserdem nur wenige
                              									chemische Fabriken in Deutschland die Kohlen verschaffen, so daſs auch in dem
                              									zweiten Punkte der Kostenanschlag von 0,64 M. für die zum Maschinenbetrieb
                              
                              									erforderlichen Kohlen bestehen bleiben muſs.
                           Einen directen Vortheil im Betrieb vermag Hasenclever
                              									also nicht zu erkennen und glaubt, wir können in Deutschland nach den bisherigen
                              									Angaben auch kein besseres Ausbringen durch den rotirenden Ofen erwarten. In England
                              									steht am Handofen ein Arbeiter in der Schicht und zieht jede Stunde das fertige
                              									Product aus dem Ofen. Man arbeitet dort bei den hohen Löhnen mitunter am
                              									vortheilhaftesten bei hauptsächlicher Berücksichtigung der quantitativen Leistung,
                              									wenn auch die Qualität der Arbeit zu wünschen übrig läſst. So scheint die Zersetzung
                              									des Sulfates in den englischen Handöfen eine sehr unvollständige zu sein, und sind
                              									mit dem rotirenden Rohsodaofen dort nach übereinstimmenden Angaben viel günstigere
                              									Betriebsresultate erzielt worden. In Deutschland, wo meist mehrere Leute
                              									gleichzeitig am Rohsodaofen arbeiten, ist die Zersetzung des Sulfates eine bessere
                              									und steht die gewöhnliche englische Soda mit einem Gehalte von 88 Proc. kohlensaurem
                              									Natron dem deutschen Producte wesentlich nach. Eine Soda selbst bis zu 96 Proc. zu
                              									gewinnen, ist für deutsche Verhältniſse kein Fortschritt; vielmehr dürfte die
                              									Furcht, unter dem von Lunge bezeichneten Maximalgehalt
                              									zu bleiben, dazu beitragen, die Anlage eines rotirenden Rohsodaofens einstweilen zu
                              									unterlassen.
                           
                        
                           Ueber das Spectrum des Lichtes von explodirender
                              									Schieſsbaumwolle.
                           H. W. Vogel (Annalen der
                                 										Physik, 1878 Bd. 3 S. 615) zeigt, daſs das von O.
                                 										Lohse beobachtete Spectrum des Lichtes von explodirender Schieſsbaumwolle
                              									identisch ist mit dem Flammenspectrum des Chlorcalciums. Sämmtliche Proben von
                              									Pyroxylin, welche Vogel untersuchte, enthielten Kalk,
                              									welcher wohl von dem bei der Herstellung verwendeten Waschwasser herrührt.
                           
                        
                           Ueber die Catechine.
                           Das getrocknete Extract aus den Blättern von Uncaria
                                 
                                 										gambir, einer im östlichen Asien cultivirten Rubiacee wird oft mit Catechu
                              									verwechselt und dient unter dem Namen Gambir zum Gerben und Färben; England allein
                              									gebraucht jährlich 20000t. Nach A. Gautier (Comptes
                                 										rendus, 1878 Bd. 86 S. 668) enthält dasselbe Catechugerbsäure und drei
                              									verschiedene Catechine, deren Zusammensetzung den Formeln C40H38O16.2H2O, C42H38O16.H2O und C40H38O16.H2O entsprechen.
                              									Sie unterscheiden sich auſserdem durch ihre Schmelzpunkte und
                              									Löslichkeitsverhältnisse.
                           
                        
                           Darstellung von reinem Wasserstoff.
                           E. Varenne und E. Hebré
                              										(Bulletin de la Société chimique, 1877 Bd. 28 S.
                              									523) haben gefunden, daſs eine Lösung von 100g
                              									Kaliumdichromat und 50g Schwefelsäure in 1l Wasser alle die Gase zurückhält, welche dem
                              									Wasserstoff bei Anwendung unreiner Stoffe beigemengt sein können, namentlich Arsen-,
                              									Antimon-, Schwefel-, Kohlen- und Siliciumwasserstoff.
                           
                        
                           Ueber ein Manganblau.
                           Nach G. Bong (Bulletin de la
                                 										Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 199) erhält man schöne blaue Farben, wenn
                              									man Kieselsäure und irgend eine Manganverbindung mit Baryt oder einem Gemisch von
                              									Soda und Kalk in oxydirender Atmosphäre glüht. Er empfiehlt namentlich folgende
                              									Mischung:
                           
                              
                                 Kieselsäure oder Kaolin
                                 2 bis
                                 3
                                 Th.
                                 
                              
                                 Salpetersaures Barium
                                 
                                 8
                                 „
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 
                                 3
                                 „
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber ein Chromblau für Thonwaaren.
                           Durch starkes Glühen an der Luft von:
                           
                              
                                 15
                                 Th.
                                 Borsäure
                                 
                              
                                 15
                                 „
                                 Thonerde
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 kohlensaures Magnesium
                                 
                              
                                   2
                                 „
                                 chromsaures Barium
                                 
                              
                           erhält man nach G. Bong (Bulletin de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 201)
                              									eine rosafarbene Masse, welche Porzellan schön blau färbt.
                           
                        
                           Ueber die leicht flüchtigen Bestandtheile der rohen
                              									Benzine.
                           C. Vincent und Delachanal
                              										(Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 340) haben aus der
                              									unter 80° siedenden Fraction der rohen Benzine Aethylalkohol, Cyanmethyl,
                              									Schwefelkohlenstoff und geringe Mengen eines Amylen-reichen Gemenges von
                              									Kohlenwasserstoffen abgeschieden. Der Gehalt an Cyanmethyl und Schwefelkohlenstoff
                              									ist so bedeutend, daſs diese leicht flüchtigen Oele mit Vortheil auf essigsaures
                              									Natron, Ammoniak und Schwefelkohlenstoff verarbeitet werden könnten.
                           
                        
                           Darstellung des Oenolins.
                           Zur Herstellung dieses rothen Farbstoffes des Weines versetzt man nach Varenne (Bulletin de la Société
                                 										chimique, 1878 Bd. 29 S. 109) Weinhefe mit Kalkbrei, läſst auf einem Filter
                              									alle Flüssigkeit möglichst abtropfen, rührt den noch feuchten grauschwarzen
                              									Rückstand mit 95proc. Alkohol an und neutralisirt mit Schwefelsäure. Die dunkelrothe
                              									alkoholische Oenolinlösung wird nun von dem gebildeten Gyps abfiltrirt, der Alkohol
                              									abdestillirt und zur Trockne verdampft. Das auf diese Weise als ein schwarzes, beim
                              									Reiben carmoisinroth werdende Oenolin wird mit Vortheil zum Verschönern der Farbe
                              									feiner Weine gebraucht.
                           
                        
                           Telephonisches.
                           1) Siemens und Halske in Berlin (D. R. P. Anmeldung Nr.
                                 									6418 vom 6. März 1878) bauen Telephone, in denen die schwingende Platte während der
                              									Ruhe nicht von einem Magnete einseitig durchgebogen wird, sondern sich in einer
                              									natürlichen Gleichgewichtslage in einem magnetischen Felde befindet. Dabei können
                              									zugleich kräftigere Magnete angewendet werden. Die hierbei verwendeten Magnetsysteme
                              									ähneln anderen von Siemens und Halske schon früher für
                              									andere Zwecke verwendeten. Bei der einen Form lassen sie die kleine Spule selbst mit
                              									dem dünnen Messing- oder Neusilberblech, woran sie befestigt ist, schwingen. In dem
                              									gebenden Telephon bringen sie dabei die Spule an einer die Form des Trommelfelles
                              									des Ohres nachahmenden Membran aus Pergament oder einem andern Stoffe an. Auf S. 48
                              									der Monatsberichte der Berliner Akademie für 1848 weist
                              									Dr. Werner Siemens darauf hin, daſs zur Wiedergabe der Sprachlaute die Trommelfell-Membran-Form
                              									weniger gut geeignet sei. Es erscheine auch allgemein zweckmäſsiger, mit kräftigen,
                              									gröſseren Instrumenten zu geben und mit kleineren, zarter und leichter construirten
                              									Telephonen zu empfangen, wobei man das Instrument in die zweckmäſsigste Lage zum
                              									Ohre zu bringen habe. – Zu kräftige Empfangsapparate haben den Nachtheil, daſs die
                              									durch die Schwingungen ihrer Membran erzeugten Gegenströme die bewegenden Ströme
                              									schwächen und die sinusoiden Wellenzüge verschieben, wodurch die Sprache undeutlich
                              									werde und fremde Klangfarben annehme. Näher beschrieben sind diese verbesserten
                              									Telephone in Zetzsche: Handbuch der Telegraphie (Berlin
                              									1878), Bd. 4 S. 106 ff.
                           2) Der Artillerie-Oberstlieutenant a. D. Navez und Louis Navez (Sohn) berichteten der belgischen Akademie,
                              									daſs sie zum Thelephoniren auf Linien mit beträchtlichem Widerstände
                              									Inductionsströme von hoher Spannung wählen. Zum Geben benutzen sie ein Edison'sches Graphit-Telephon (vgl. 1878 227 51) in localer Schlieſsung mit einer Batterie aus 4
                              									paarweise neben einander geschalteten Leclanché-Elementen und den inducirenden Windungen eines Inductors, dessen
                              									inducirte Windungen in die als Empfänger ein Bell'sches
                              									Telephon (1878 227 53) enthaltende Linie eingeschaltet
                              									wird. Das Bell'sche Telephon wurde in mehreren seiner
                              									Theile abgeändert, damit es die Vortheile der kräftigen Inductionsströme möglichst
                              									ausnutzen konnte. In der Inductionsspule würden zweckmäſsig wohl keine Zwischenlagen
                              									von mit Stearin getränktem Papier zwischen den einzelnen Drahtlagen verwendet; die
                              									bei dem ersten Versuche verwendete Spule von mittlerer Gröſse hatte indeſsen solche
                              									Zwischenlagen. Navez halten es für zweckmäſsig, zum
                              									Sprechen und zum Hören verschiedene Telephone anzuwenden, weil man so jedes seiner
                              									Bestimmung besser anpassen könne. (Vgl. 1.) Das benutzte Bell'sche Telephon ist aus Hartgummi, hat 8cm Durchmesser und nur 2cm Dicke; der
                              									groſse Magnet ist durch einen Kranz kleiner Magnete von Nähnadel gröſse ersetzt,
                              									welche radial und normal zur Achse der Büchse stehen und den nämlichen Pol dem in
                              									der Mitte befindlichen kleinen, von der Spule umgebenen Cylinder aus weichem Eisen
                              									zukehren. Der Cylinder hat ein Paar Schraubengänge, das Muttergewinde dazu ist im
                              									Hartgummi; somit läſst sich der Cylinder genau in der richtigen Entfernung von der
                              									Platte einstellen. Dieses Telephon läſst sich mittels eines elastischen Bandes
                              									bequem am Ohr befestigen. Indem Navez die Platte im
                              									Empfänger durch einen an dem einen Ende befestigten, mit dem andern frei
                              									schwingenden Blechstreifen ersetzten und am freien Ende einen Stift von gewisser
                              									Länge anbrachten, konnten sie die Schwingungen stark vergröſsert auf einen Schirm
                              									werfen; sie glauben selbst, daſs man ein bleibendes Bild eines Wortes oder Satzes
                              									erhalten könne, wenn man den Weg der Schwingungen durch Funken einer Rhümkorff'schen Spule markirt, welche man zwischen dem
                              									Stifte und einem bewegten, mit einem dünnen Papierstreifen belegten Metallbande
                              									überspringen läſst. (Nach dem Moniteur industriell 1878
                              									S. 267.)
                           3) Auf den Blyth'schen (vgl. 1878 228 187) ähnliche Versuche gestützt, bezeichnete Du Moncel am 4. März l. J. in der französischen Akademie die
                              									elektromagnetische Theorie des Telephons als unzulässig, oder doch mindestens als
                              
                              									unvollständig; die tönenden Schwingungen im Empfänger würden vorwiegend vom
                              									Eisenkern der Spule erzeugt, seien also von derselben Natur, wie die in den
                              									Telephonen von Reis und Wray benutzten und früher schon von Page, Henry,
                                 										Wertheim studirten. – Dies widerlegen Navez
                              									Vater und Sohn eingehend auf Grund von angestellten Versuchen im Journal télégraphique, 1878 Bd. 4 S. 72, wobei sie
                              									zugleich darauf hinweisen, daſs im Empfänger auch ein Magnet und nicht ein weicher
                              									Eisenstab der Platte gegenüber stehen müsse, damit nicht durch die Inductionsströme
                              									die Polarität des Stabes umgekehrt würde und dann zwei Schwingungen der empfangenden
                              									Platte auf jede der gebenden Platte kämen. – Dagegen vertheidigt (a. a. O. S. 94)
                              										Du Moncel seine Ansicht, indem er dieselbe zugleich
                              									aus den Beobachtungen von Edison, Preece und Warwick weiter zu begründen sucht und namentlich
                              									hervorhebt, daſs bei den äuſserst schwachen telephonischen Strömen das Tönen des
                              									Kernes nur sehr leise sein könne, wenn nicht durch das Hinzutreten der Eisenplatte
                              									die Aenderungen des magnetischen Zustandes im Kern ganz wesentlich verstärkt würden,
                              									wobei ja auch die Eisen platte, dem Kern entsprechend, in Folge des Magnetisirens
                              									und Entmagnetisirens tönend schwinge; dieses Tönen komme natürlich zu dem des Kernes
                              									hinzu, ja es sei vielleicht für das Ohr vorwiegend, wegen der gröſseren Nähe der
                              									Platte am Ohre. Durch Anziehungen hervorgerufene Schwingungen der empfangenden
                              									Platte, namentlich transversale, habe Du Moncel weder
                              									durch Lycopodium, noch durch Quecksilber, noch durch Wasser als Wellen nachweisen
                              									können, selbst nicht bei Zuhilfenahme von Lichtstrahlen zur Vergröſserung der
                              									Wirkung.
                           4) Der Schiffscapitän Trèves vom Desaix hat das Telephon zur Herstellung des Verkehres mit einem
                              
                              									geschleppten Schiffe während der Nacht und mit den mit Schwimmkleidern ausgerüsteten
                              									Tauchern benutzt. Bei einer seiner letzten Fahrten schleppte der Desaix den Argonaut, ein
                              									altes Schiff, das dem Uebungsgeschwader als Ziel für Torpedoversuche dient. Um eines
                              									der Schlepptaue war ein Leitungsdraht gewunden, dessen Enden auf dem Desaix und dem Argonaut,
                              									unter Einschaltung eines Telephons, mit der kupfernen Schiffsverkleidung verbunden
                              									war, so daſs das Meer den Stromkreis vervollständigte. Während der ganzen Fahrt
                              									konnte man sich ganz leicht verständigen. – Der Schiffslieutenant Desportes am Bord des Desaix kam auf den Gedanken, das Telephon bei den Arbeiten der Taucher zu
                              									verwenden. Man ersetzte das eine Glas des Taucherhelmes durch eine Kupferplatte, in
                              									welcher das Telephon befestigt war. Der Taucher brauchte daher nur den Kopf ein
                              									wenig zu bewegen, um entweder eine Mittheilung zu machen oder zu empfangen. Wenn man
                              									den Kiel zu besichtigen nöthig hat, so können die hinabgeschickten Taucher
                              									berichten, was sie sehen und thun, ohne daſs man sie, wie es bisher erforderlich
                              									war, erst wieder auf Deck heraufholen muſs. Die Taucher können selbst auf dem
                              									Meeresgründe in beständiger Sprechverbindung mit dem Deck bleiben. (Nach der Revue indusrielle, 1878 S. 215)
                           5) Bei Breguet's Telephon gleicht der Empfänger dem
                              									Sender. Jeder besteht aus einem Glasgefäſs mit einer Schicht Quecksilber und darüber
                              
                              									einer Schicht angesäuerten Wassers. In das Wasser taucht die Spitze einer z. Th. mit
                              									Quecksilber gefüllten Röhre, welche in ihrem oberen Theile Luft enthält, offen ist
                              									oder mit einer Platte verschlossen, welche sich in Schwingungen versetzen läſst. Das
                              									Quecksilber in der Röhre des Empfängers und des Senders stehen durch einen Draht in
                              									leitender Verbindung; ebenso das Quecksilber in den beiden Gefäſsen. Spricht man
                              									gegen die Röhre des Senders, so werden die Luftschwingungen auf die Spitze der Röhre
                              
                              									übertragen, wo das Quecksilber in der Röhre mit dem Wasser durch die feine Höhlung
                              									der Spitze Contact macht. Die hier eintretende elektrocapillare Wirkung sendet
                              									elektrocapillare Ströme nach dem Empfänger, in welchem dieselben sich wieder in
                              									Luftschwingungen umsetzen. Lippmann hat dieses Telephon
                              									in tragbarer Form ausgeführt; es besteht aus einer einige Centimeter langen Röhre,
                              									welche abwechselnd Tropfen von Quecksilber und angesäuertem Wasser enthält; an den
                              									Enden ist sie zugesiegelt und Platindrähte machen Contact mit den letzten
                              									Quecksilbertropfen. Eine Scheibe aus Föhrenholz ist in ihrer Mitte normal zur Röhre
                              									an dieser befestigt; gegen diese wird gesprochen, die des Empfängers aber wird an
                              									das Ohr gehalten.
                           6) Nach P. Serpieri und S.
                                 										Cappanera (Beiblätter zu den Annalen der
                                 										Physik, 1878 S. 297) werden die einzelnen Vocale und Silben beim
                              									Telephoniren nicht genau so gehört, wie sie gesprochen werden, wie man namentlich
                              									bei Versuchen in einer dem Hörenden unbekannten Sprache beobachten könne; so höre
                              									man:
                           
                              
                                 
                                 
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                           Habe werde wie fode oder
                              										ode, ich wie ir,
                                 										wichtiges wie vistiges, geschlafen wie teslafen oder geflagen
                              									gehört. Es bedürfe also noch des Urtheiles und der Combinationsgabe des Hörenden, um
                              									die empfangene Depesche richtig wiederzugeben; zum Selbstregistriren werde aber kaum
                              									ein telephonischer Zeichenempfänger angewendet werden können.