| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 191 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Umhüllung der Dampfkessel und Dampfleitungsrohre.Vgl. Hoadley, 1878
                                    												227 105.
                              								
                           Zum Zwecke der Herstellung eines Vergleiches zwischen den Kosten der Einhüllung von
                              									freien Kesselwänden und Dampfleitungsrohren und jenen des durch die Umhüllung
                              									ersparten Brennmaterials wurden von Ingenieur Isherwood
                              									in den Vulcan Works zu Baltimore mittels eines eigens
                              									dazu construirten Apparates Versuche angestellt, um den Wärmeverlust als Function
                              									der Temperatursdifferenz zwischen dem im Gefäſse eingeschlossenen Dampfe und der
                              									dasselbe auſsen umgebenden ruhigen Luft zu bestimmen. Der Apparat war aus Eisenblech
                              									von 8mm Dicke und die Umhüllung, welche nach und
                              									nach verstärkt wurde, aus Kuhaarfilz hergestellt. Die Ergebnisse dieser Versuche
                              									sind im Journal of the Franklin Institute, 1878 Bd. 105
                              									S. 153 veröffentlicht, und wir entnehmen diesen Mittheilungen die folgende auf
                              									Kilogramm, Grade Celsius und Calorien umgerechnete Tabelle. In derselben
                              									bezeichnet:
                           
                              δ = Dicke der äuſsern Umhüllung in Millimeter, bestehend aus Kuhhaarfilz,
                                 										welcher für 1qm Oberfläche bei 40mm Dicke 5k,12 wiegt.
                              c = Wärmemengen in Calorien, welche bei 8mm dicken Wänden aus Eisenblech auf 1qm Oberfläche bei 10 Temperatursdifferenz zwischen dem Dampfe im
                                 										Gefäſse und der die Umhüllung auſsen umgebenden ruhigen Luft stündlich durch
                                 										Ausstrahlung verloren geht.
                              
                           
                              
                                 
                                    δ
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                                    δ
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                                    δ
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                              
                                 0
                                 14,3020
                                     69,85
                                 0,9029
                                   133,35
                                 0,6539
                                 
                              
                                     6,53
                                   5,1400
                                   76,2
                                 0,8646
                                 139,7
                                 0,6384
                                 
                              
                                 12,7
                                   2,7934
                                     82,55
                                 0,8305
                                   146,05
                                 0,6244
                                 
                              
                                   19,05
                                   2,0113
                                   88,9
                                 0,8003
                                 152,4
                                 0,6111
                                 
                              
                                 25,4
                                   1,4973
                                     95,25
                                 0,7731
                                   158,75
                                 0,5989
                                 
                              
                                   31,75
                                   1,3392
                                 101,6
                                 0,7486
                                 165,1
                                 0,5873
                                 
                              
                                 38,1
                                   1,2225
                                   107,95
                                 0,7241
                                   171,45
                                 0,5764
                                 
                              
                                   44,45
                                   1,1318
                                 114,3
                                 0,7058
                                 177,8
                                 0,5659
                                 
                              
                                 50,8
                                   1,0587
                                   120,65
                                 0,6891
                                   184,15
                                 0,5561
                                 
                              
                                   57,15
                                   0,9982
                                 127,0
                                 0,6696
                                 190,5
                                 0,5467
                                 
                              
                                 63,5
                                   0,9470
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Bezeichnet noch F (in qm) die freie umhüllte Fläche, t die Temperatur des Dampfes im Gefäſse, t die Temperatur der ruhigen Luft auſserhalb der
                              									Umhüllung, Q' die stündlich durch Abkühlung verlorene
                              									Wärme in Calorien, so ist Q'=c\,F\,(t-t').
                           Zieht man noch die stündlich in dem in Betracht stehenden Gefäſse erzeugte
                              									Dampfmenge, bezieh. die zu deren Erzeugung durch Verbrennen der Kohle auf dem Roste
                              
                              									in das Gefäſs überführte Wärmemenge Q in Rechnung,
                              									welche für jeden Fall besonders zu berechnen ist, so gibt der Quotient
                              										\left(\frac{Q'}{Q}\right) den Wärmeverlust in Procent an.
                           
                              J. P.
                              
                           
                        
                           
                           Die in Preuſsen in den Jahren 1870 bis 1876 stattgehabten
                              									Dampfkesselexplosionen.
                           
                              
                                 
                                 1870
                                 1871
                                 1872
                                 1873
                                 1874
                                 1875
                                 1876
                                 Summe
                                 
                              
                                 Festgestellte Ursachen der
                                    											Explosion
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Zerstörung des Feuerrohres
                                 6
                                 2
                                 7
                                 7
                                 5
                                 5
                                 4
                                 36
                                 
                              
                                 Zerstörung der Boden- oder Kopfplatte
                                 1
                                 2
                                 3
                                 2
                                 –
                                 –
                                 1
                                 9
                                 
                              
                                 Abreiſsen der Verbindungsstutzen
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 
                              
                                 Zerstörung des Auſsenkessels
                                 3
                                 4
                                 1
                                 2
                                 3
                                 3
                                 2
                                 18
                                 
                              
                                 Zerstörung des Oberkessels
                                 3
                                 1
                                 1
                                 –
                                 –
                                 1
                                 2
                                 8
                                 
                              
                                 Zerstörung der Kesselplatte über dem Feuer
                                 2
                                 1
                                 2
                                 1
                                 1
                                 2
                                 2
                                 11
                                 
                              
                                 Zerstörung anderer Platten
                                 4
                                 –
                                 2
                                 3
                                 1
                                 1
                                 1
                                 12
                                 
                              
                                 Wahrscheinliche Ursache der
                                    											Explosion
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Wassermangel
                                 2
                                 1
                                 6
                                 2
                                 4
                                 3
                                 3
                                 21
                                 
                              
                                 Uebermäſsige Dampfspannung
                                 3
                                 –
                                 1
                                 2
                                 –
                                 –
                                 1
                                 7
                                 
                              
                                 Schlechtes Material
                                 2
                                 2
                                 –
                                 1
                                 –
                                 1
                                 1
                                 7
                                 
                              
                                 Schwache Construction des Feuerrohres
                                 2
                                 –
                                 2
                                 2
                                 2
                                 5
                                 2
                                 15
                                 
                              
                                 Abnutzung
                                 5
                                 3
                                 2
                                 4
                                 2
                                 1
                                 4
                                 21
                                 
                              
                                 Kesselstein
                                 1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1
                                 –
                                 –
                                 2
                                 
                              
                                 Ungeeign. Beschaffenheit des Dampfentwicklers
                                 2
                                 1
                                 1
                                 3
                                 1
                                 2
                                 1
                                 11
                                 
                              
                                 Unbekannt
                                 2
                                 3
                                 4
                                 2
                                 –
                                 –
                                 –
                                 11
                                 
                              
                                 Zahl der bei den Explosionen vorgekommenen
                                    											Todesfälle
                                 12
                                 16
                                 34
                                 16
                                 21
                                 –
                                 36
                                 135
                                 
                              
                           
                        
                           Analysen von Roheisen und Hohofenschlacken.
                           Roheisenmuster: a) Graues Guſsroheisen aus Mariazell, untersucht von H. Sturm. b) Graues Roheisen der gräfl. Andrassy'schen
                              									Karlshütte in Oláhpatak, untersucht von L. Schneider
                              									und F. Lipp. c) Roheisen von Waidisch nächst Ferlach in
                              									Kärnten, untersucht von F. Lipp.
                           
                              
                                 
                                 a
                                 b
                                 c
                                 
                              
                                 Kohlenstoff, gebunden
                                 0,539
                                 0,646
                                 3,551
                                 
                              
                                 Graphit
                                 3,019
                                 2,763
                                 0,392
                                 
                              
                                 Silicium
                                 1,556
                                 1,882
                                 0,167
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,046
                                 0,072
                                 0,236
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,017
                                 0,030
                                 0,017
                                 
                              
                                 Arsen
                                 –
                                 0,020
                                 –
                                 
                              
                                 Antimon
                                 –
                                 0,023
                                 –
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,037
                                 0,036
                                 0,023
                                 
                              
                                 Kobalt
                                 0,025
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Mangan
                                 2,990
                                 2,739
                                 2,781
                                 
                              
                                 Eisen
                                 91,771
                                 91,789
                                 92,833
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,000
                                 100,000
                                  100,000.
                                 
                              
                           Die zu a gehörige Hohofenschlacke bestand nach M. Lill
                              									aus:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 44,46
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 5,54
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 1,33
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 3,53
                                 
                              
                                 Kalk
                                 18,58
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 24,47
                                 
                              
                                 Kali
                                 1,09
                                 
                              
                                 Natron und Lithion
                                 0,40
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,17
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 Spur.
                                 
                              
                           (Berg- und Hüttenmännisches
                                 										Jahrbuch, 1878 S. 204 und 206.)
                           
                        
                           
                           Kohlen- und Eisenproduction der Erde.
                           In dem soeben erschienen Buch: Kohle und Eisen in allen
                                 										Ländern der Erde (Berlin 1878. Julius
                                 										Springer. 248 S. in 8. Preis 5 M.) gibt Eisenbahndirector Joh. Pechar in Teplitz eine übersichtliche Darstellung
                              									der Production, Verarbeitung, Umlauf und Verbrauch von Kohle und Eisen für
                              									sämmtliche Länder beider Hemisphären. Wir entnehmen diesem interessanten Berichte
                              									nachfolgende Tabellen:
                           
                              
                                 Länder
                                 Kohlenproduction
                                 Zu-nähmeProc.
                                 
                              
                                 im J.
                                 t
                                 im J.
                                 t
                                 
                              
                                 Groſsbritannien
                                 1866
                                 103069804
                                 1876
                                 135611788
                                 31,57
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 „
                                 28162805
                                 1877
                                 48296367
                                 71,48
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 „
                                 12234455
                                 „
                                 16889201
                                 38,04
                                 
                              
                                 Belgien
                                 „
                                 12774662
                                 1876
                                 14329578
                                 12,17
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                 „
                                 4893933
                                 „
                                 13362586
                                 175,08
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 „
                                 271533
                                 1875
                                 1709269
                                 529,49
                                 
                              
                                 Spanien
                                 „
                                 432664
                                 1876
                                 706814
                                 63,36
                                 
                              
                                 Italien
                                 „
                                 70000
                                 1875
                                 102140
                                 45,91
                                 
                              
                                 Schweden
                                 „
                                 36467
                                 1876
                                 92352
                                 153,25
                                 
                              
                                 Uebrige Länder Europas
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 80000
                                 ?
                                 
                              
                                 Vereinigte Staaten
                                 1866
                                 21856844
                                 1875
                                 48273447
                                 120,85
                                 
                              
                                 Canada
                                 „
                                 558519
                                 1876
                                 709646
                                 27,06
                                 
                              
                                 Uebrige Länder Amerikas
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 400000
                                 ?
                                 
                              
                                 Asien
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 4120000
                                 ?
                                 
                              
                                 Afrika
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 100000
                                 ?
                                 
                              
                                 Australien
                                 1866
                                 774000
                                 1876
                                 1380000
                                 78,29
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 ––––––––––
                                 ––––
                                 ––––––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 –
                                 185135686
                                 –
                                 286163188
                                 –
                                 
                              
                                 Länder
                                 Roheisenproduction
                                 Zu-nahmeProc.
                                 
                              
                                 im J.
                                 t
                                 im J.
                                 t
                                 
                              
                                 Groſsbritannien
                                 1866
                                 4596279
                                 1876
                                 6660893
                                 44,92
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 „
                                 1000492
                                 „
                                 1614687
                                 61,38
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 „
                                 1260348
                                 1877
                                 1453112
                                 15,30
                                 
                              
                                 Belgien
                                 „
                                 482404
                                 1876
                                 490508
                                 1,68
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 „
                                 314850
                                 1875
                                 426896
                                 35,59
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                 „
                                 284638
                                 1876
                                 400426
                                 40,68
                                 
                              
                                 Schweden
                                 „
                                 230670
                                 „
                                 351718
                                 52,48
                                 
                              
                                 Luxemburg
                                 „
                                 46460
                                 „
                                 231658
                                 398,62
                                 
                              
                                 Spanien
                                 „
                                 39254
                                 1873
                                 42825
                                 8,92
                                 
                              
                                 Italien
                                 „
                                 22200
                                 1875
                                 20278
                                 –
                                 
                              
                                 Uebrige Länder Europas
                                 –
                                 ?
                                 1876
                                 60000
                                 ?
                                 
                              
                                 Vereinigte Staaten
                                 1866
                                 1225031
                                 1877
                                 2351618
                                 91,96
                                 
                              
                                 Uebrige Länder Amerikas
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 115000
                                 ?
                                 
                              
                                 Asien
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 60000
                                 ?
                                 
                              
                                 Afrika
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 30000
                                 ?
                                 
                              
                                 Australien
                                 –
                                 ?
                                 –
                                 15000
                                 ?
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 ––––––––
                                 ––––
                                 –––––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 –
                                 9502626
                                 –
                                 14324619
                                 –
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Glasfabrikation der Orientalen während des
                              									Mittelalters.
                           Es liegt auf der Hand, daſs die Nachrichten über orientalische Glasfabrikation im
                              									Mittelalter nur sehr dürftig sind. Das älteste Glasdenkmal dieser Zeit ist der
                              									sogen. Becher des persischen Königs Chosroes I. (531
                              									bis 579.) in der Nationalbibliothek zu Paris, ein goldenes Gefäſs mit Medaillons aus
                              									Bergkrystall und grünem und rothem Glase. Besondere Glasfabriken kann es aber selbst
                              									ums Jahr 1000 noch nicht in Arabien gegeben haben, da die Glasmosaiken der Moschee
                              									zu Damascus von den byzantinischen Kaisern Justinian
                                 										II. und Romanus II. geschenkt wurden. Im 11.
                              									Jahrhundert blühte bereits die Glasfabrikation in Alexandria, und i. J. 1163 gab es
                              									in Antiochia schon 10 Glasfabriken; auch in Tyrus gab es mehrere. Aus dieser Zeit
                              									stammen die wenigen Glasgefäſse echt orientalischen Ursprunges in europäischen
                              									Museen, die meist von Kreuzfahrern als Siegesbeute mitgebracht sind. Etwas später
                              									scheint die Glasfabrikation in Damascus in Aufnahme gekommen zu sein. Als Timur (1403) Damascus eroberte, lieſs er Glasarbeiter
                              									nach Samarkand bringen, um dort Fabriken anzulegen.
                           Betrachtet man die aus dieser Zeit stammenden orientalischen Gläser genau, so sieht
                              									man, wie Grässe in der Glashütte, 1878 S. 5 ausführt, daſs sie im Ganzen sich fast alle ähnlich
                              									sind. Das Glas ist schlecht und durchaus nicht weiſs, voll Blasen und Unebenheiten,
                              									und die Bläser, welche ihre Kunst möglicherweise in Byzanz lernten, hatten sicher
                              									unvollkommene Instrumente. Sehr häufig finden sich darauf arabische Inschriften,
                              
                              									meist Widmungen; als Ornamente waren Vögel, Fabelthiere etc. mehr beliebt als
                              									Personenbilder. Die Umrisse der Figuren sind meist in Roth angegeben, die
                              									Zwischenräume häufig vergoldet, die Emailfarben, welche zuweilen den Grund bilden,
                              									öfter freilich nur die Ornamente, sind weiſs, dunkel- und blaſsroth, gelb, blau und
                              									grün. Leider scheint nach Timur's Raubzug die Kunst in
                              									Damascus untergegangen zu sein; wenigstens finden sich keine Ueberreste derselben
                              									mehr aus dem 15. bis 17. Jahrhundert vor. Nur in Persien scheint man fortgearbeitet
                              									zu haben, wenigstens ist jener im britischen Museum aufbewahrte Gieſser von blauem
                              									Glas mit Vergoldung geradezu ein Meisterwerk zu nennen. Aus demselben azurblauen,
                              									vergoldeten Glase waren die Fenster des Grabmals des Schah
                                 										Ablas II. († 1666) zu Kom gemacht, welche der französische Reisende Chardin (1664–77) dort sah. Allein derselbe sagt auch,
                              									das Glas, welches damals in Persien erzeugt werde, sei schlecht und unvollkommen,
                              									was an dem elenden Brennmaterial liege, da man überhaupt das Feuer im Ofen nicht
                              									länger als 3 bis 4 Tage zu erhalten vermöge; das beste Glas werde noch zu Schiras in
                              									einer 80 Jahre früher von einem Italiener angelegten Fabrik gemacht, doch kämen
                              									Spiegel und gläserne Schnupftabaksdosen stets aus Venedig. Sonst kommt vom ganzen
                              									Orient nur noch der Name der Stadt Smyrna (um 1680) als Glasfabrikationsort vor.
                           
                        
                           Sauvageon's automatische Zugdeckung.
                           J. Sauvageon, Vorstand des Telegraphenamtes in Tournon
                              									(Ardèche), hat der Akademie der Wissenschaften einen neuen automatischen Apparat zur
                              									Deckung der Eisenbahnzüge gegen Zusammenstöſse vorgelegt. Jeder Zug schützt sich
                              									während der Fahrt durch entlang der Bahn aufgestellte Apparate, welche während des
                              
                              									Vorüberfahrens mit anderen Apparaten auf der Locomotive in elektrischer Verbindung
                              									stehen. Der letzte Wagen gibt die befahrene Strecke nach einer im Voraus bestimmten
                              									Zeit wieder frei. Während ein Zug auf einem Abschnitte der Bahn fährt, wird jedem
                              									andern Zuge, welcher sich diesem Abschnitte nähert, das Haltsignal gegeben; wenn er
                              									aber trotzdem in diesen Abschnitt einfährt, wird er durch die in Thätigkeit
                              									kommenden elektrischen Bremsen aller seiner Wagen durch einen von dem ersten Zuge
                              									entsendeten Strom nach einer Fahrt von etwa 50m
                              									(?) zum Stillstande gebracht. Bei eingleisigen Bahnen deckt sich jeder von einem
                              									Bahnhofe abfahrende Zug auf der ganzen Strecke bis zum nächsten Bahnhofe, also nach
                              									vorn und im Rücken zugleich. – Anfänglich hatte Sauvageon nur eine automatische Deckung liegen bleibender Züge nach rückwärts
                              									auf zweigleisigen, nach vorwärts und rückwärts auf eingleisigen Bahnen durch ein
                              									Haltsignal im Auge; unter Mitbenutzung der Bremsen ist aber das Aufhalten der Züge
                              									einfacher. (Nach der Revue industrielle, 1878 S.
                              									205.)
                           
                        
                           Byrne's Batterie.
                           Die galvanische Batterie von Dr. Byrne in Brooklyn,
                              									welche nach einer besonderen Art ihrer Ausführung als pneumatische Batterie bezeichnet wird, enthält als positive Platte Zink
                              									und zu beiden Seiten der Zinkplatte als negative Platten eine Verbindung von 3
                              									Metallen; dem Zink zugewendet Platin, gelöthet auf ein Bleiplättchen, welches
                              									wiederum eine Kupferplatte ringsum einhüllt; auf der Rückseite, vom Zink abgewendet,
                              									ist das Blei mit Asphaltlack überzogen. Die Gesammtdicke der negativen Platten
                              									beträgt etwa 4mm. Als Erregungsflüssigkeit dient
                              									eine Lösung von 155g doppeltchromsaurem Kali in
                              										3l kochendem Wasser, welcher nach dem Erkalten
                              										0l,6 concentrirte Schwefelsäure zugesetzt
                              									wird.
                           Bei der pneumatischen Batterie liegt unter der Zinkplatte entlang derselben ein Rohr
                              									mit zwei Reihen von kleinen Löchern zu beiden Seiten der Mittellinie; durch dieses
                              									Rohr wird, wenn die Batterie in Thätigkeit ist, mittels eines Blasebalges ein
                              									Luftstrom eingeführt, der in Form von Blasen emporsteigt, die Flüssigkeit in
                              									lebhafter Bewegung erhält, dabei den Wasserstoff von den Platten hinwegspült und
                              									immer frische Flüssigkeitstheilchen mit den Platten in Berührung bringt. Das
                              									Einpumpen der Luft erhöht rasch die Stromstärke und die Temperatur, so daſs die
                              									Lösung bald kocht.
                           In der Motorbatterie verwendet Byrne blos zwei Platten in jeder Zelle und als Füllung Schwefelsäure, mit
                              									9 Th. Wasser verdünnt; in ihr wird keine Luft eingeführt, die Platinfläche aber, wie
                              									das Silber in Smee's Batterie, platinisirt, um den
                              									Wasserstoff unschädlich zu machen. 8 Zellen dieser Batterie reichen zum Betrieb
                              									einer Singer-Nähmaschine aus mit dem Aufwände von 8 Pf. täglich.
                           Die zusammengesetzte negative Platte hat sich als sehr wesentlich für die gute
                              									Wirkung dieser Batterie erwiesen. Man schreibt den kräftigen Strom theils auf
                              									Rechnung des geringern Widerstandes in der negativen Platte, theils auf eine weitere
                              									Verminderung des Widerstandes in der Flüssigkeit durch die Luftblasen, theils auf
                              									Rechnung der durch die Wärme vergröſserten chemischen Verwandtschaft der
                              									Flüssigkeitstheilchen. (Nach Engineering, 1878 Bd. 25
                              									S. 421.)
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Flammentemperaturen.
                           Nach den fortgesetzten Versuchen (1878 227 209) von Rosetti (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1878 S. 809) sind Gasflammen bei stärkerem
                              									Gasdruck allerdings viel gröſser, aber die entsprechenden Flammenzonen zeigen doch
                              									nahezu dieselbe Temperatur und bei bedeutend verschiedenem Druck ist die
                              									Temperaturdifferenz kaum gröſser als 20°. In einem kräftigen Bunsenbrenner treten
                              									auf 1 Vol. Gas etwa 2,2 Vol. Luft zu und das Temperaturmaximum ist 1360°. Bei
                              									Zutritt von gröſseren oder geringeren Luftmengen ist die Temperatur niedriger, bei
                              
                              									gleichen Volumen von Gas und Luft nur 1150°. Für im unten geschlossenen
                              									Bunsenbrenner verbrannte Mischungen von Gas und Stickstoff oder Kohlensäure wurden
                              									folgende Temperaturen beobachtet:
                           
                              
                                 1
                                 Vol.
                                 Gas
                                 und
                                 1
                                 Vol.
                                 Stickstoff
                                 1180°
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,5
                                 „
                                 „
                                 1240
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                 „
                                 1150
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2,5
                                 „
                                 „
                                 1080
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 3
                                 „
                                 „
                                 1040
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 4
                                 „
                                 „
                                   960
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,5
                                 Kohlensäure
                                 1190
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 ⅔
                                 „
                                 1170
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 1
                                 Vol.
                                 Gas
                                 und
                                 1
                                 Vol.
                                 Stickstoff
                                 1100°
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,5
                                 
                                 „
                                 1020
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 
                                 „
                                   880
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 3
                                 
                                 „
                                   780
                                 
                              
                           Der Stickstoff, dessen specifische Wärme bei gleichem Volum nur 0,71 von derjenigen
                              									der Kohlensäure ist, kühlt also die Flammen viel weniger ab. Ferner wurde noch
                              									beobachtet:
                           
                              
                                 in einem Stearinlicht
                                    940°
                                 
                              
                                 in einer Locatellilampe
                                   920
                                 
                              
                                 Petroleumlampe ohne Cylinder
                                 
                                 
                              
                                     im leuchtenden Rand
                                   920
                                 
                              
                                     im ruſsenden Theil
                                   780
                                 
                              
                                 Petroleumlampe mit Cylinder
                                 1030
                                 
                              
                                 Alkohollampe (Alkohol von 0,912)
                                 1170
                                 
                              
                                           „           (Alkohol von 0,822)
                                  1180.
                                 
                              
                           Es ist in der That auffallend, daſs so groſse Differenzen im Alkoholgehalt und die
                              									Verdampfung entsprechend gröſserer Wassermengen nicht gröſsere Differenzen in den
                              									erzeugten Temperaturen bewirken. Hätten am Ende unsere Hausfrauen doch Recht., wenn
                              									sie so manches Mal, gegen unsere Einsprache, ihren Weingeistvorrath durch
                              									Wasserzusatz vermehrten, „weil er ja doch brennt“?
                           Für Temperaturen bis zu 2000° empfiehlt Rosetti ein aus
                              									Platin und Retortenkohle zusammengesetztes thermoelektrisches Pyrometer, bemerkt
                              									aber dabei, daſs ein solches Element sich sehr leicht verändere und durch
                              									Ueberkleidung mit zusammengesintertem Kaolin nicht gehörig geschützt werde. Er
                              
                              									deutet an, daſs die Einführung der Berührungsstellen in dünne Porzellanröhrchen wohl
                              									ein haltbareres Instrument liefern würden.
                           Hierbei muſs aber bemerkt werden, daſs Platin nach Violle (1878 227 108) bereits bei 1779°
                              									schmilzt.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Stannioles.
                           Ch. Kopp und G. Engel (Bulletin de la Société d'Encouragement, 1878 Bd. 5 S.
                              									251) haben 9 verschiedene Sorten von blattförmigem Zinn, welche namentlich von
                              									Chocoladefabriken in Paris gebraucht werden, untersucht. Hiernach schwankt, wie
                              									folgende Tabelle zeigt, die Breite von 190 bis 400mm, die Lange von 222 bis 540mm, während
                              									die Dickenunterschiede geringer sind.
                           
                              
                                 
                                 Breite
                                 Länge
                                 Dicke
                                 Gewicht
                                 Gewichtvon 1qc
                                 
                              
                                 
                                 mm
                                 mm
                                 mm
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                 A
                                 400
                                 540
                                 0,0094
                                 14,710
                                 0,0071
                                 
                              
                                 P
                                 240
                                 225
                                 0,0100
                                 3,922
                                 0,0073
                                 
                              
                                 M
                                 240
                                 225
                                 0,0107
                                 4,222
                                 0,0076
                                 
                              
                                 V
                                 220
                                 240
                                 0,0104
                                 3,987
                                 0,0075
                                 
                              
                                 X
                                 240
                                 222
                                 0,0104
                                 4,035
                                 0,0076
                                 
                              
                                 2O
                                 190
                                 205
                                 0,0086
                                 2,432
                                 0,0062
                                 
                              
                                 O
                                 190
                                 204
                                 0,0091
                                 2,570
                                 0,0066
                                 
                              
                                 D
                                 221
                                 230
                                 0,0088
                                 3,245
                                 0,0064
                                 
                              
                                 E
                                 230
                                 240
                                 0,0099
                                 3,614
                                  0,0066.
                                 
                              
                           Die chemische Untersuchung zeigte, daſs das zur Herstellung- des Stannioles
                              									verwendete Zinn von befriedigender Reinheit war, mit Ausnahme der mit E bezeichneten
                              									Sorte, welche aus Oesterreich stammte. Die Analyse ergab folgende Resultate:
                           
                              
                                 
                                 A
                                 P
                                 M
                                 V
                                 X
                                 2O
                                 O
                                 D
                                 E
                                 
                              
                                 Zinn
                                 99,740
                                 99,792
                                 99,752
                                 99,752
                                 99,618
                                 99,618
                                 99,658
                                 99,584
                                 92,222
                                 
                              
                                 Blei
                                   0,086
                                   0,034
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,208
                                   0,208
                                   0,068
                                   0,242
                                   0,294
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,174
                                   0,483
                                 
                              
                                 Antimon
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   6,111
                                 
                              
                                 Arsen
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                    0,889.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Ueber den photographischen Proceſs.
                           Nach Lermontoff (Beiblätter zu
                                 										den Annalen der Physik, 1878 S. 38) erblickt man in einer trocknen Schicht
                              									von jodirtem und bromirtem Collodium unter dem Mikroskope bei 300 bis 500maliger
                              									Vergröſserung krystallinische durchsichtige Körnchen von Jod- und Bromsalzen in
                              									regelmäſsiger Lagerung. Nach dem Eintauchen der Platte in ein Silberbad werden die
                              									Körner gröſser, wobei sie sich in Silbersalze verwandeln; die Entfernungen ihrer
                              									Mittelpunkte scheinen sich aber nicht zu ändern. Jedes einzelne Körnchen scheint
                              									sich in ein entsprechendes Haloidsalz des Silbers zu verwandeln. Begieſst man die
                              									Platte mit einer Erzeugerflüssigkeit, so werden die Körner rasch undurchsichtig und
                              									wachsen ununterbrochen, wie bei der Erscheinung der Krystallisation unter dem
                              									Mikroskope. Bei lang anhaltender Berührung mit dem Erzeuger, welchem Silbernitrat
                              									beigemengt ist, wachsen die Körner bis zu gegenseitiger Berührung, wodurch die
                              									Platte schwach spiegelnd wird.
                           Davanne bemerkte, daſs ein mit Silber auf Papier
                              									gezogener Strich durch eine Erzeugerflüssigkeit mit etwas Silbernitrat deutlich
                              									sichtbar wird. Die Wirkung des Erzeugers ist demnach durchaus nicht bedingt durch
                              									eine vorausgegangene Einwirkung des Lichtes; sie kann vielmehr auch ganz unabhängig
                              									von demselben eintreten, wenn die Flüssigkeit mit Silbertheilchen in Berührung
                              
                              									kommt. Dieser Umstand und das unbegrenzte Wachsen der Körner machen es
                              									wahrscheinlich, daſs hier eine galvanische Reduction des Silbers aus dem
                              									Silbernitrate vor sich geht. Beim Begieſsen der Platte mit Eisenvitriol, welchem
                              									Silbernitrat beigemengt ist, können sich in der That moleculare galvanische Elemente
                              									bilden aus Theilchen von Eisenvitriol, Silberlösung und metallischem Silber, wie
                              									beim Davanne'schen Versuche, oder auch durch andere
                              									Theilchen, die das Silber ersetzen können. Wahrscheinlich können als solche alle
                              									Leiter des Stromes dienen, wenn nur die elektromotorische Kraft groſs genug ist, um
                              									das Silber zu reduciren. Der Davanne'sche Versuch wurde
                              									so abgeändert, daſs auf einer Glasplatte Zeichen gemacht wurden mit Bleistift,
                              									Platin, Kupfer, Paraffin und Gummi elasticum; an anderen Stellen wurde die Platte
                              									mit Ammoniak und Jodlösung betupft, oder mit dem Finger stark berührt. Die mit den
                              									Metallen gemachten Zeichen waren nur als Hauchbilder sichtbar, die übrigen Zeichen
                              									waren sehr deutlich zu sehen. Die Platte wurde nun mit einer Lösung von Eisenvitriol
                              									und Höllenstein übergossen, denen etwas Essigsäure zugesetzt war. Es traten nun die
                              									mit Metallen gemachten Zeichen sehr deutlich hervor, während die anderen unsichtbar
                              									blieben, das Paraffinzeichen war negativ geworden, weil die ganze Platte sich mit
                              									einem Hauche bedeckte und das Paraffin beim Waschen sich ablöste. Unter dem
                              									Mikroskope betrachtet, erwiesen sich die Zeichen als aus Körnchen gebildet, ganz von
                              									demselben Aussehen wie auf einem photographischen Negative. Pyrrogallussäure wirkte
                              									ebenso wie Eisenvitriol. Um zu zeigen, daſs es galvanische Niederschläge waren, die
                              									sich bildeten, wurde ein Element aus denselben Bestandtheilen hergestellt. Ein
                              									Trichterchen von Pergamentpapier wurde mit Silbernitratlösung von 2 Proc. gefüllt
                              									und in ein Gefäſs mit Eisenvitriollösung getaucht. Ein zum Bügel gebogener
                              									Silberstreifen wurde mit dem einen Ende in die eine, mit dem anderen in die zweite
                              									Flüssigkeit getaucht. Schon nach wenigen Minuten zeigten sich Silberkrystalle an dem
                              
                              									in Silbernitrat getauchten Ende des Bügels, die nach einiger Zeit zu Büscheln
                              									heranwuchsen. Ein Platindraht statt des Silberbügels gab dasselbe Resultat.
                           Man ist daher zu dem Schlusse berechtigt, daſs der Proceſs des Erzeugens und Belebens
                              									photographischer Negative in galvanoplastischen Niederschlägen besteht, die durch
                              									moleculare Elemente hervorgebracht werden. Die Wirkung des Lichtes würde dann darin
                              									bestehen, daſs durch dasselbe die an der Oberfläche des Negatives liegenden
                              									Theilchen der sensibeln Schicht zu metallischen Leitern des Stromes verwandelt
                              									werden. Wahrscheinlich wird das Jod- und Bromsilber durch das Licht in Haloid und
                              									Metall zerlegt, In dem übrigen Theile der Arbeit wird eine Erklärung der Topenau'schen photographischen Methode gegeben, die von
                              									der üblichen abweicht, indem das Erscheinen des Bildes nicht einem chemischen
                              									Einflusse des Albumins zuzuschreiben ist, sondern dem Umstande, daſs das Albumin
                              									die Grundlage ist, auf welcher die Silbertheilchen haften. Der Beweis hierfür liegt
                              									darin, daſs die Albuminschicht durch das Glas des Negatives ersetzt werden kann,
                              									wenn man die Glasplatte in die Camera umgekehrt, mit dem Glase nach vorn, einstellt,
                              									wo dann die Glasoberfläche die Basis für die Silbertheilchen wird. Bei solcher
                              									Einstellung kann die Albuminschicht fortgelassen werden.
                           
                        
                           Neue Bestimmung des mechanischen Wärmeäquivalentes; von J. P.
                              									Joule.
                           Neue Versuche über die Wärmeentwicklung bei der Reibung von Wasser ergaben für das
                              									mechanische Wärmeäquivalent, reducirt auf die Meeresfläche in der Breite von Green
                              									wich, 772,55 Fuſspfund (106mk,81), wenn als
                              									Wärmeeinheit jene Menge genommen wird, die ein im
                              									Vacuum gewogenes Pfund (453g,6) Wasser von 60° auf
                              									61° F. des Quecksilberthermometers erwärmen kann. (Nach den Proceedings of the Royal Society, 1878 Bd. 27 S. 38 durch Beiblätter zu den Annalen der Physik, 1878 S. 248.)
                           
                        
                           Zur Bestimmung der Glycose.
                           Zur Zuckerbestimmung empfiehlt H. Pellet (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 604) folgende
                              									Lösung:
                           
                              
                                 
                                 g
                                 
                              
                                 Reines krystallisirtes schwefelsaures Kupfer
                                   68,7
                                 
                              
                                 Seignettesalz
                                 200,0
                                 
                              
                                 Trocknes kohlensaures Natrium
                                 100,0
                                 
                              
                                 Chlorammonium
                                       6,87.
                                 
                              
                           Die mit 500 bis 600cc Wasser
                              									bewirkte Lösung wird nach dem Erkalten zu 1l
                              									aufgefüllt. 10cc derselben entsprechen 50mg Zucker oder 52mg,6 Glycose. In verdünnten Lösungen ist für die gleiche Menge Zucker
                              									weniger Kupferlösung erforderlich.
                           
                        
                           Ueber die Gegenwart von Sauerstoff in metallischem
                              									Silber.
                           Nach Versuchen von Dumas (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 65) entwickelte 1k reines Silber beim Erhitzen auf 500 bis 600°
                              										57cc Sauerstoff. War das Silber 15 Minuten an
                              									der Luft mit etwas Salpeter geschmolzen, so gab 1k
                              										158cc Sauerstoff, eine andere Probe sogar
                              										174cc.
                           Dumas erinnert daran, daſs bei Bestimmung des
                              									Aequivalentgewichtes diejenigen Chemiker, welche das metallische Silber nach dem
                              									Schmelzen unter Zusatz von Borax und Salpeter beim Zutritt von Luft gekörnt haben,
                              									offenbar Sauerstoff-haltiges Silber erhielten, daſs sich dadurch das von Stass bestimmte Verhältniſs von Silber und Chlor statt
                              									108 : 35,47 zu 108 : 35,50 berechnen würde.
                           
                        
                           Ueber die freie Säure des menschlichen Magensaftes.
                           Nach D. Szabo (Zeitschrift für
                                 										physiologische Chemie, 1878 Bd. 1 S. 140) enthält der Magensaft des
                              									Menschen Milchsäure und Salzsäure, es gibt Fälle, die vielleicht dem dyspeptischen
                              									Zustande entsprechen, wo der Magensaft nur Milchsäure und keine Salzsäure enthält.
                              									Die Gegenwart von Salzsäure schlieſst die Anwesenheit von Milchsäure nicht aus; es
                              									gibt dagegen auch Fälle, wo Salzsäure die alleinige freie Säure des Magensaftes
                              									bildet.
                           Umfassende Versuche über die Bildung der Magensäure sind von Maly (Chemisches Centralblatt, 1878 S. 56)
                              									ausgeführt.
                           Ch. Richet (Comptes rendus,
                              									1878 Bd. 86 S. 676) zeigt, daſs der Magensaft vorwiegend Salzsäure enthält, die
                              									theils frei, theils mit Leucin und Tyrosin verbunden ist (vgl. 1877 224 655).
                           
                        
                           
                           Zur Werthbestimmung des Hafers.
                           Zur genauen Bestimmung des Werthes eines Hafers als Saatfrucht und als Futter ist
                              
                              									nicht nur das Volumgewicht desselben, sondern auch das Verhältnis zwischen den
                              									nackten Körnern und Spelzen maſsgebend; je weniger Spelzen vorhanden sind, um so
                              									werthvoller ist der Hafer. G. Wilhelm (Fühling's landwirthschaftliche Zeitung, 1877 S. 167)
                              									hat nun diesbezügliche Versuche mit 5 Hafersorten, die aus Berlin bezogen waren, und
                              									mit 3 steierischen Gebirgshafern ausgeführt, welche folgende Resultate ergaben:
                           
                              
                                 Hafersorte
                                 Gewicht von 1000 Körnern
                                 1hl
                                    											wog
                                 1k
                                    											enthält Körner
                                 1hl
                                    											enthält Körner
                                 Verhältniſs der
                                    											nacktenKörner zu den Spelzen
                                 Auf 100 G. Th. Spelzenkommen nackte
                                    											Körner
                                 In  1hl sindenthalten
                                 Sorte Nr. 1 = 100 gesetzt,ergibt sich
                                    											folgende Werthscale
                                 
                              
                                 Nach demGewichte
                                 Nach dem Ver-hältniſs derKörner zu
                                    											denSpelzen
                                 
                              
                                 NackteKörner
                                 Spelzen
                                 von 1000Körnern
                                 von 1hl
                                 nachGewicht
                                 in 1hl
                                 
                              
                                 
                                 g
                                 k
                                 Stück
                                 körn.
                                 Spelz.
                                 G.-Th.
                                 k
                                 k
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 A
                                 31,089
                                 55,1
                                 32166
                                 7172347
                                 77,00
                                 23,00
                                 335
                                 42,43
                                 12,67
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 B
                                 30,195
                                 54,9
                                 33118
                                 1818178
                                 75,59
                                 24,41
                                 309
                                 41,50
                                 13,40
                                 97,12
                                 99,64
                                 98,17
                                 97,81
                                 
                              
                                 C
                                 26,959
                                 53,9
                                 37093
                                 1999313
                                 74,34
                                 25,66
                                 289
                                 40,07
                                 13,83
                                 86,72
                                 97,83
                                 96,55
                                 94,44
                                 
                              
                                 D
                                 30,906
                                 51,6
                                 32647
                                 1684585
                                 75,32
                                 24,68
                                 306
                                 38,87
                                 12,73
                                 99,41
                                 93,65
                                 97,82
                                 91,61
                                 
                              
                                 E
                                 36,206
                                 39,2
                                 27619
                                 1082665
                                 61,94
                                 38,06
                                 163
                                 24,28
                                 14,91
                                 116,46
                                 71,14
                                 80,44
                                 57,22
                                 
                              
                                 F
                                 24,150
                                 44,4
                                 41408
                                 1838515
                                 70,01
                                 29,99
                                 233
                                 29,14
                                 12,48
                                 77,68
                                 80,58
                                 90,92
                                 68,68
                                 
                              
                                 G
                                 27,375
                                 49,0
                                 36528
                                 1789872
                                 68,58
                                 31,42
                                 218
                                 32,23
                                 14,77
                                 88,05
                                 88,93
                                 89,07
                                 75,96
                                 
                              
                                 H
                                 26,935
                                 48,2
                                 37126
                                 1789473
                                 65,91
                                 34,09
                                 193
                                 30,78
                                 15,91
                                 86,64
                                 87,48
                                 85,59
                                 72,55
                                 
                              
                           A = Hopetown-Hafer.   B = Kartoffel-Hafer.   C = Früher
                              									Angushafer.D = Blainslie-Hafer. E = Rother australischer Hafer. F, G und H
                              									=Brauner Gebirgshafer.
                           Nach Nobbe schwankt das Gewicht von 1000 Haferkörnern
                              
                              									zwischen 14,7 und 54g,09.
                           
                        
                           Ueber eine Fluoresceïncarbonsäure; von J. Schreder.
                           Bekanntlich gibt Trimellithsäure aus Kolophonium leicht ein Anhydrid, so daſs
                              									vorauszusetzen war, daſs sie in ähnlicher Weise auf Phenole wirken würde wie
                              									Phtalsäure. In der That erhält man durch Erhitzen von Trimellithsäureanhydrid mit
                              									Resorcin eine Substanz, welche dem Fluoresceïn Baeyer's
                              									analog und in ihren Eigenschaften mit letzterem übereinstimmend ist. Sie
                              									unterscheidet sich davon nur durch das Vorhandensein einer COOH-Gruppe statt
                              									Wasserstoff. Zur Bestätigung der Formel und der Analogie mit Fluoresceïn wurden das
                              									Barium- und Calciumsalz, das Acetyl-, Di- und Tetrabromproduct dargestellt und
                              									analysirt; letzteres ist dem Eosin auſserordentlich ähnlich und färbt wie dieses
                              									Zeuge echt roth. (Wiener Anzeigen, 1878 S. 51 durch Chemisches Centralblatt, 1878 S. 356.)
                           
                        
                           Pikraminsaures Ammoniak.
                           Dasselbe bereitet E. Dollfus nach dem Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 617 durch Auflösen von
                              										50g Pikrinsäure in 700g Alkohol und 250g Ammoniak, welche Lösung mit Schwefelwasserstoffgas gesättigt wird.
                              
                              									Hierauf wird die Flüssigkeit im Wasserbad abgedampft, um den Alkohol und das
                              									Ammoniak zu entfernen, und schlieſslich der Rückstand in Wasser wieder aufgelöst.
                              									Man erhält auf diese Weise eine schöne, gelborange gefärbte Flüssigkeit, welche, mit
                              									Orseilleextract und Indigocarmin vermischt, sich verwenden läſst, um Holznüancen auf
                              									Wolle herzustellen.
                           
                              Kl.
                              
                           
                        
                           
                           Nachweisung von Anthrachinon.
                           Nach P. Schützenberger (Bulletin
                                 										de la Société chimique, 1878 Bd. 29 S. 49) erhält man durch Behandlung des
                              									zu untersuchenden Productes mit hydroschwefligsaurem Natron in alkalischer Lösung
                              									eine rothe Küpe, in welcher sich durch Stehen an der Luft das Anthrachinon
                              									regenerirt.
                           
                        
                           Conserviren von Nahrungsmitteln.
                           W. F. Grier (Englisches Patent vom 4. August 1876)
                              									empfiehlt zur Conservirung von Fleisch u. dgl. folgendes Gemisch, Glacialin genannt: 18 Th. Borsäure, 9 Th.
                              									Natriumbiborat, 9 Th. Glycerin und 6 Th. Zucker in Wasser gelöst (vgl. 1877 226 209).
                           T. Achtelstetter und S.
                                 										Sawiczewsky (Englisches Patent vom 7. April 1876) wollen das frische
                              									Fleisch in eine Lösung von doppeltkohlensaurem Natron legen, dann mit Wasser
                              									waschen, in einem luftverdünnten Räume mit einer alkoholischen Lösung von
                              									Salicylsäure behandeln, in Zinnbüchsen gefrieren lassen und diese dann
                              									schlieſsen.
                           E. Georges (Englisches Patent Nr. 2270 vom 11. Juni
                              									1877) behandelt das Fleisch mit 50 Th. Chlornatrium, 35 Th. essigsaurem Natrium, 2
                              									Th. salpetersaurem Kalium und 10 Th. reiner Salzsäure, oder mit einem Gemisch aus 57
                              									Th. Chlornatrium, 2 Th. essigsaurem Natrium und 2 Th. salpetersaurem Kalium.
                           F. A. Khorssen (Amerikanisches Patent Nr. 187644 vom 20.
                              									September 1876) will die zu conservirenden Stoffe mit Alaun, Salpeter, Chlornatrium,
                              									kohlensaurem Natrium, Zucker und Wasser behandeln.
                           R. Bellée (D. R. P. Nr. 624 vom 12. September 1877)
                              									tränkt Schweinefleisch mittels einer hohlen Nadel mit einer concentrirten
                              									Salzlösung.
                           M. Welton (Englisches Patent Nr. 2663 vom 10. Juli 1877)
                              									erreicht den gleichen Zweck durch Einflieſsenlassen der Salzlösung aus einem
                              									höherstehenden Gefäſse in die hohle Nadel.
                           J. Jeyes (Englisches Patent Nr. 1474 vom 14. April 1877)
                              									setzt das zu conserviren de Fleisch einem kräftigen Luftstrome und einem Regen von
                              									Salzsoole aus; dasselbe soll sich dadurch bald mit einer Salzkruste bedecken.
                           C. Muratori (Englisches Patent Nr. 1708 vom 2. Mai 1877)
                              									schlägt vor, Eier mit Salzlösung zu befeuchten, dann mit gepulvertem Seifenstein
                              									einzureiben.
                           F. Ruch, F. Chartier und J.
                                 										Berlit (D. R. P. Nr. 388 vom 1. August 1877) schlagen vor, sorgfältig
                              									gebrannten und fein gemahlenen Kaffee in gut polirten eisernen Formen unter einem
                              									Drucke von 40 bis 70at in tafelförmigen Kuchen zu
                              									pressen. In Stanniol verpackt, soll dieser Kaffee sein Aroma lange Zeit völlig
                              									behalten.
                           P. Toninetti (D. R. P. Nr. 737 vom 31. Juli 1877)
                              									versetzt 1k Milch, Rahm oder Butter mit 5g borsaurem Natrium 2g saurem borsaurem Natrium und 7g Zucker
                              									(vgl. 1872 205 278)) Derselbe (D. R. P. Nr. 590 vom 31.
                              									Juli 1877) conservirt anatomische Präparate durch Einspritzen einer Lösung von 50g Benzoesäure in 50g Aether und 1l Alkohol und Behandeln
                              									mit 90 bis 100° warmer Luft unter einem Druck von 3 bis 7at.
                           
                        
                           Gewinnung von Bariumsalzen.
                           Nach Wallace und Clans
                              									(Englisches Patent vom 19. Juli 1876) wird Schwerspath durch Erhitzen mit Kohle zu
                              									Schwefelbarium reducirt und dieses in wässeriger Lösung mit Schwefligsäuregas
                              									behandelt. Der als weiſses, krystallinisches Pulver niederfallende
                              									unterschwefligsaure Baryt wird gewaschen und getrocknet, oder aber mit der beim
                              									Auslaugen von silberhaltigen Pyriten sich ergebenden, Glaubersalz enthaltenden
                              									Mutterlauge vermengt, wobei unterschwefligsaures Natron und schwefelsaurer Baryt
                              									entstehen. Durch Vermischen von Gaswässern mit der Schwefelbariumlösung kann
                              									kohlensaurer Baryt gewonnen werden. Das gleichzeitig sich bildende Schwefelammonium
                              									wird in einer Säure
                              									gelöst und der entweichende Schwefelwasserstoff behufs Schwefligsäure-Bereitung
                              									verbrannt. (Nach den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1877 S. 1974.)
                           
                        
                           Verwerthung von Abfallstoffen.
                           W. Cormack (Englisches Patent Nr. 426 vom 1. Februar
                              									1877) will aus den sauren, eisenhaltigen Flüssigkeiten der Galvanisirwerke Salmiak,
                              									Glaubersalz, Berlinerblau u. dgl. herstellen.
                           J. Houzeau, E. Devedeix und J.
                                 										Holden (Englisches Patent Nr. 263 vom 20. Januar 1877) schlagen vor, Asche,
                              									Sodarückstände, Kiesabbrände, Alaunmutterlaugen u. dgl. mit Wasser auszuziehen. Die
                              									zu reinigenden Abfallwässer werden mit diesen Flüssigkeiten und mit Kalkmilch
                              									versetzt, wodurch alle organischen Stoffe mit niedergerissen werden sollen – eine
                              									Angabe, die offenbar nicht richtig ist (vgl. 1874 211
                              									214).
                           Ch. Lebée (Englisches Patent N. 1064 vom 16. März 1877)
                              									will die Kanalwässer in Böte leiten, die auf dem Flusse schwimmen, hier mit
                              									Chemikalien mischen und nach dem Absetzen die klare Flüssigkeit in den Fluſs
                              									ablassen.
                           P. Smith und J. Johnson
                              									(Amerikanisches Patent Nr. 183819 vom J. 1876) schlagen vor, Lederabfälle mit
                              									Schwefelsäure, Holzessig und Fuselöl zu behandeln, dann mit Wachs und Papier zu
                              									versetzen und nun als Dünger zu verwerthen.
                           
                        
                           Schmiermittel.
                           P. Sweeney und W. Cooper
                              									(Englisches Patent Nr. 2098 vom 30. Mai 1877) empfehlen Gemische von Graphit,
                              									Collodium und Kampfer zum Schmieren.
                           G. G. Munger (Amerikanisches Patent Nr. 198664 vom 25.
                              									December 1877) mischt Erdöl mit Graphit, japanesischem Wachs, Talg und Soda.
                           C. Johnston (Amerikanisches Patent Nr. 199913 vom 5.
                              									Februar 1878) will Erdöl, Palmenwachs, Graphit, Erdölrückstände und Alkali
                              									anwenden.
                           
                        
                           Verfahren, um Säcke gegen die Wirkung künstlicher Düngemittel
                              									zu schützen.
                           Behm und Möller (D. R. P.
                              									Nr. 271 vom 21. August 1877) wollen zu diesem Zweck das zu den Säcken verwendete
                              									Leinen durch eine Lösung von 15 Th. Chlorbarium, 10 Th. Kreide, 5 Th. Leim, 5 Th.
                              									Glycerin und 65 Th. Wasser ziehen, durch Walzen die überschüssige Flüssigkeit
                              									abpressen und trocknen (vgl. 1876 219 470).
                           
                        
                           Zur Desinfection.
                           F. Jourdes (Amerikanisches Patent Nr. 198209 vom 1.
                              									November 1877) empfiehlt ein Gemisch aus gleichen Theilen Kalialaun, Gyps und Borax
                              									als antiseptisches Mittel (vgl. 1873 210 131).
                           J. H. Morgan löst nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 814 1 Th.
                              									chromsaures Kalium, 96 Th. schwefelsaures Zink, 48 Th. Chlornatrium und 24 Th.
                              									schwefelsaures Kupfer in Wasser und verwendet diese Lösung zur Desinfection.
                           Das Desinfectionsmittel von H. F. Bang (Amerikanisches
                              									Patent Nr. 187802 vom 1. Februar 1877) besteht aus Ahornzucker und den wirksamen
                              									Bestandtheilen von Fichtennadeln und Wachholderbeeren.