| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, Miszellen, S. 280 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Quecksilber-Motor.
                           Th. A. Shinn (*D. R. P. Nr. 1323 vom 22. December 1877)
                              									will in einer Retorte Quecksilber verdampfen, den Dampf in einer bestimmten Höhe
                              									unter Anwendung eines Kühlapparates wieder verdichten und durch das niedertropfende
                              									Quecksilber ein Schaufelrad treiben. – Ob dieser Vorschlag jemals praktisch
                              									ausgeführt wird, ist fraglich.
                           
                        
                           Strieder's metallische Dichtung.
                           Statt der bisherigen Verwendung von Kupferdraht u.a. zur metallischen Dichtung von
                              									Rohrleitungen und Maschinenbestandtheilen will J.
                                 										Strieder in Elberfeld zu gleichem Zweck Röhren aus Blei oder einer weichen
                              									Metallcomposition benutzen, welche mit einem nachgiebigen vegetabilischen Material
                              									wie Hanf, Baumwollschnüren o. dgl. gefüllt sind. Nach Meinung des Erfinders (D. R.
                              									P. Nr. 1052 vom 13. Juli 1877) kann diese metallische Dichtung in längeren Stücken
                              									angefertigt werden. Die Verbindung der Enden eines Dichtungsringes erfolgt durch
                              									Zusammenlöthen, Ineinanderstecken oder auch nur durch Aufeinanderlegen derselben. Auch kann man zwei
                              									Ringe mit stumpf zusammengestoſsenen Enden so in einander legen, daſs die Stoſsfugen
                              									gegen einander versetzt sind. Die Nachgiebigkeit solcher in allen Lagen leicht
                              									anzubringender Dichtungsringe ist eine derartige, daſs schon bei leichtem Anziehen
                              									der Flanschenschrauben eine gute Dichtung erzielt wird, ohne daſs damit die Grenze
                              									der Nachgiebigkeit erreicht zu sein braucht. Später eintretende Undichtheiten können
                              									deshalb durch Anziehen der Schrauben beseitigt werden. Auch läſst sich ein Ring, so
                              									lange er nicht ganz zusammengedrückt ist, mehrere Male gebrauchen. Endlich soll der
                              									Preis der Dichtung im Verhältniſs zu anderen Materialien ein sehr billiger sein.
                           
                        
                           Neuerungen im Eisenbahnbetrieb.
                           Heizergehilfe. Um das Anheizen der Locomotiven zu
                              									beschleunigen, schlägt O. Gehauer in Prag (* D. R. P.
                                 									Nr. 916 vom 5. September 1877) vor, in den Heizhäusern eine eigene Dampfleitung
                              									anzubringen, welche zu allen Locomotivständern führt und durch geeignete Biegestücke
                              									mit den hier befindlichen Locomotiven verbunden werden kann. Die Verbindung findet
                              									an einem im Schnelldampfrohre (Hilfsgebläse) der Maschine eingeschalteten Stutzen
                              									statt, der ein mit Kappe verschlieſsbares Gewinde zum Verkuppeln und auſserdem ein
                              									Ventil trägt, das die Leitung zum Rauchfang unterbricht.
                           Auf diese Weise wird die stabile Dampfleitung, „der Heizergehilfe“, einerseits
                              									mit einer schon im Dampf befindlichen Locomotive, andererseits mit einer
                              									anzuheizenden verbunden. Durch den Schnelldampfhahn der angeheizten Maschine tritt,
                              
                              									bei abgesperrter Verbindung zum Rauchfang, der Dampf in die stabile Leitung und von
                              									hier wieder zur anzuheizenden Locomotive, bei welcher man das zum Rauchfang führende
                              									Ventil etwas öffnet, damit sowohl einerseits das Kesselwasser in Wallung gerathe und
                              
                              									angewärmt, andererseits durch die Blasrohrwirkung das Feuer angefacht werde.
                           Das Patent erstreckt sich auf das im Wesen hier beschriebene Anheizen der Dampfkessel
                              									überhaupt.
                           Radflanschen-Benetzer für Locomotiven. Es ist bekannt,
                              									daſs schon seit längerer Zeit erfolgreiche Versuche gemacht worden sind, die
                              									Spurkränze der Vorderräder von Locomotiven zu schmieren, und daſs bei zahlreich
                              									vorkommenden scharfen Curven die günstigsten Resultate damit erzielt wurden. J. Dürr in Kaiserslautern hat nun die Einrichtung dahin
                              									modificirt (*D. R. P. Nr. 158 vom 14. August 1877), daſs er statt Oel oder feste
                              									Schmiere einen Wasserstrahl anwendet (vgl. 1876 220 91),
                              									welcher gleichzeitig die Schiene und den Spurkranz bespritzt, und hat damit bei
                              									einer 3monatlichen Versuchszeit gegenüber einem unbeleuchteten Vorderrade die
                              									doppelte Kilometerzahl vor dem Abdrehen erzielt.
                           Das Wasser wird vom Tender entnommen und zwar mit Hilfe je eines rechts und links
                              									angebrachten Ventiles, die mittels einer vor den Tenderbrustbaum hervortretenden
                              									Bufferstange nur dann geöffnet werden, wenn Maschine und Tenderbrust schief gegen
                              									einander zu stehen kommen. In Folge dessen findet die Wasserschmierung nur in der
                              									Curve, wo sie allein nöthig ist, statt.
                           Folgende Radreifen-Befestigung für Eisenbahnräder von
                              										C. Kesseler in Berlin (* D. R. P. Nr. 1876 vom 7.
                              									November 1877) verdient nähere Beachtung. Der Radstern wird an den äuſseren Rändern
                              									schwalbenschwanzförmig abgedreht; dem entsprechend erhält der Radreifen auf der
                              									einen Seite einen Vorsprung, welcher beim Aufziehen den betreffenden Theil des
                              									Radsternes übergreift. Um nun auf der andern Seite einen gleichen Schluſs zu
                              									erzielen, und so den Radreifen durch Schwalbenschwanzverbindung beiderseits
                              									festzuhalten, wird der Radreifen auf dieser Seite derart schief eingestochen, daſs
                              									die Rinne in eine Flucht mit der schwalbenschwanzförmigen Erweiterung des Radsternes
                              									fällt und ein Blechring, der zur Ermöglichung des Einbringens aufgeschlitzt ist,
                              									sich fest gegen den Radstern und in die Nuth des Reifens legt. Wird nun noch der
                              
                              									Schluſsring durch Eintreiben eines Keiles in die gespaltene Stelle am Zurückgehen
                              									verhindert, so ergibt sich in einfacher und billiger Weise eine absolut verläſsliche
                              									Verbindung (vgl. * 1875 216 19).
                           
                              B–C.
                              
                           
                        
                           
                           Flaschenverschluſs von W. Macvay und R. Sykes in
                              									London.
                           Textabbildung Bd. 230, S. 282Der Verschluſs von Flaschen für moussirende Getränke mittels Kugeln, welche
                              									durch den in der Flasche herrschenden Ueberdruck gegen eine Verengung des
                              									Flaschenhalses gedrückt werden, ist nicht mehr neu. In den englischen Trinkhallen
                              									der Wiener Weltausstellung konnte man beispielsweise einen solchen Verschluſs an
                              									Flaschen für ein moussirendes Ingwerbier (Ginger-Ale) finden (vgl. *1876 221 113. 222 192).
                              									Zweifelsohne muſs die Verläſslichkeit derartiger Verschlüsse gewinnen, wenn der Sitz
                              									für die Kugel aus einem elastischen Material besteht. Dieser Anschauung dürfte denn
                              									auch die beistehend skizzirte Einrichtung (* D. R. P. Nr. 785 vom 13. September
                              									1877) entsprungen sein. Der als Sitz für die Kugel dienende Gummiring b legt sich gegen einen vorspringenden Rand a im Flaschenhals und wird von einem durchbohrten
                              									Gewindepfropfen c aus Holz, Metall o. dgl.
                              									niedergehalten, welchen man in das im Flaschenhals eingegossene Gewinde schraubt.
                              									Der Pfropfenrand erhält entweder kleine Bohrungen, um ihn mittels eines
                              									Zinkenschlüssels fassen zu können, oder auch nur eine Randrirung am äuſseren
                              									Umfang.
                           
                        
                           Ueber mechanische Tüllstickerei.
                           Die Industrie der mechanischen Tüllstickerei, deren Erzeugnisse als Vorhänge, groſse
                              									Fuſsdecken und sonstige Gegenstände der Zimmerausstattung allgemein bekannt sind,
                              									datirt aus dem J. 1850. Seit dieser Zeit und insbesondere innerhalb der letzten 12
                              									Jahre, hat sie bedeutende Fortschritte gemacht. Die Maschine, deren man sich auf dem
                              									Continente anfänglich dazu bediente, kam aus England. Es ist der Bobbinetstuhl,
                              									dessen Kettenfäden, 1200 bis 1500 an der Zahl, in gröſseren oder geringeren
                              									Abständen, je nach der Feinheit des Spitzengrundes, in einer Verticalebene
                              									angeordnet sind. Zwischen diesen Kettenfaden gleiten in einem horizontalen Kamme als
                              									Führung jene Spulen hin und her, welche, indem sie ihre Fäden um die Kettenfäden
                              									schlingen, den einfachen Tüll bilden. Mit diesen Fäden vereinigt sich in den
                              									Stickmaschinen ein dritter Faden, der sogen. Sticker, welcher die Stelle des
                              									Schuſsfadens eines gewöhnlichen Webstuhles vertritt und neue Gebilde erzeugt, deren
                              									Gestaltung von der Gruppirung der Nadeln eines Jacquardmechanismus abhängt. Der Lauf
                              									des stickenden Fadens quer durch die Kette erstreckt sich von einem Kettenfaden zum
                              									andern; er kann je nach den Bedürfnissen der Fabrikation 2 oder 3 Fäden umfassen. So
                              									lange die Jacquardvorrichtung nicht auf diesen Faden wirkt, so folgt er demjenigen
                              									Kettenfaden, mit welchem er durch die beide bedeckenden Spulfäden verbunden ist. Der
                              									Einschuſs ist also auf eine besondere Weise, ohne die gewöhnliche Verschlingung, mit
                              
                              									der Kette vereinigt. Man wird daher leicht begreifen, daſs die stickenden Fäden
                              									zwischen zwei auf einander folgenden Kettenfäden beliebige volle Partien bilden,
                              									während der Spulfaden sie nur mit der Kette vereinigt, indem er diese umschlingt,
                              									und daſs endlich die parallelen Kettenfäden bald sichtbar hervortreten, bald von dem
                              									Stickfaden bedeckt sind. So entstehen nach Maſsgabe des durch die Jacquardkarten
                              									repräsentirten Musters jene durchbrochenen Gebilde. Diese aus beinahe
                              									ausschlieſslich rectangulären Elementen zusammengesetzten Muster sind dadurch noch
                              									vervollkommnet worden, daſs man den Kettenfäden durch Heranziehung eines andern
                              									Jacquard eine gewisse Biegung gab. Der hervorragendste Fortschritt in dieser
                              									Beziehung war die Erfindung der unter dem Namen „fond
                                    											filet“ eingeführten Vorrichtung ums J. 1872, welche mittels eines
                              									Spulfadens zwei Kettenfäden unter einem Winkel von 45° vereinigt. Ein von Ch. Babey in Calais angefertigter Rouleaux-Vorhang aus
                              									jener Epoche ist das Vorzüglichste, was in dieser Art je geleistet worden ist. Der
                              											„fond filet“ verleiht nicht allein dem
                              									matten Muster eine ganz eigenthümliche Zartheit, sondern die Kettenfäden lassen sich
                              									auſserdem in den Zwischenräumen nach complexen Regeln und unter mannigfachen
                              									Neigungen gruppiren.
                           
                           Mit diesen Hilfsmitteln, welche eine Durchbrechung des Musters in verschiedenartiger
                              									Weise gestatteten, ist es im J. 1874 gelungen, die alten venetianischen Stickereien,
                              									insbesondere die des Museums zu Cluny nachzumachen. Die letzten von Babey im J. 1877 ausgeführten Muster zeigen uns getreue
                              									Nachahmungen jener Kunststickereien, welche wir in den Gemälden der venetianischen
                              									Meister bewundern. Ohne den so luftigen, aus freier Hand geklöppelten Spitzen zu
                              									gleichen, bei denen ein begrenzender Faden sich um das Muster zieht, bilden diese
                              									Producte unzweifelhaft eine kostbare Zimmerzierde, und ihre mechanische Fabrikation
                              									ist äuſserst merkwürdig.
                           Man hat die mechanische Tüllstickerei versuchsweise auch auf Atlas in Anwendung
                              									gebracht und haben diese Fabrikate hauptsächlich in Südamerika Absatz gefunden.
                              									Durch die Verbindung des Colorites mit dem Reichthum des Musters hat Babey ein neues Ziel angestrebt. Es handelte sich dabei
                              									um die Ermittlung von Farben, welche durch einfaches Auftragen festhaften. Die
                              									Anwendung von holzessigsaurem Eisen und der Anilinfarben hat dabei eine wesentliche
                              									Rolle gespielt. Bei der Veränderlichkeit der Dimensionen des betreffenden Gewebes
                              									konnte freilich die Farbe nur aus freier Hand aufgetragen werden, wodurch das
                              									Fabrikat vertheuert wurde. Dieser Umstand brachte den Erfinder auf den Gedanken, die
                              									Partien durch die stickenden Fäden ganz ausfüllen zu lassen, ihnen das Korn des d'Aubusson'schen Teppiches zu geben und auf die
                              									betreffenden Stellen farbige Muster aufzudrucken, welche dem Ganzen ein Teppich
                              									ähnliches Aussehen gaben. Mit Hilfe der Nähmaschine konnten endlich die
                              									Stickereigebilde mit einer weiſsen oder farbigen Gimpe eingefaſst werden. Der erste
                              									im J. 1875 angefertigte Vorhang mit aufgedruckten und in Farbe gestickten Partien
                              									hat auf der Ausstellung in Philadelphia 1876 eine Medaille erhalten. (Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1878 Bd. 5 S.
                              									170.)
                           
                              A. P.
                              
                           
                        
                           Achtfaches Telephon.
                           Cox Walker, der Elektriker von Cooke und Söhne in New-York, hat den Ton der Telephone dadurch lauter zu
                              									machen gewuſst, daſs er den tönenden Platten zwar nur 38 bis 50mm Durchmesser gibt, bei welcher Gröſse die
                              									Sprache am deutlichsten ausfällt, daſs er aber zunächst zwei solche Platten
                              									anwendete, und die Schallwellen diesen gemeinschaftlich und umgekehrt von ihnen dem
                              									Ohre zuführte. Bei der Ausführung legte er über die beiden von Spulen umgebenen Pole
                              									eines Hufeisenmagnetes (anstatt eines Magnetstabes) eine gröſsere Platte, zwickte
                              									sie aber zwischen den Polen und um diese herum lest, so daſs sie nicht als Ganzes
                              									schwingen konnte. Dabei machten die Platten einen Winkel mit den Achsen der den
                              									Schall leitenden Gänge des Mundstückes. Von dem Erfolg befriedigt stellte Walker darauf in gleicher Weise Telephone mit 4 und 8
                              									Platten her. Die ans Ohr zu setzende Mündung verzweigt sich bei diesen Telephonen in
                              									2, 4 oder 8 Gänge, welche den Schall der Mitte jeder Platte oder von dieser dem Ohre
                              									zuführen; die Spulen sind einfach hinter einander geschaltet. (Engineer, 1878 Bd. 46 S. 108.)
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Temperatur der Sonne.
                           Nach umfassenden Versuchen von F. Rosetti (Il nuovo Cimento, 1878 Bd. 3 S. 238) hegt die wahre
                              									Temperatur der Sonne zwischen 12000 und 20000° (vgl. 1876 222 189).
                           
                        
                           Neue Elemente.
                           Das angeblich neue Element „Mosandrum“ (1878 229
                              									565) ist nach Marignac's Untersuchungen (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 282) identisch mit
                              										„Erbium“, also nicht neu.
                           Marc Delafontaine (Comptes
                                 										rendus, 1878 Bd. 87 S. 559) hat im Samarskit ein neues Element aufgefunden,
                              									welches er „Philippium“ nennt (nach Philipp Plantamour). Es gehört zum Yttrium, Erbium und
                              									Therbium, hat ein Atomgewicht zwischen 90 und 95. Das ameisensaure Philippium
                              									krystallisirt leicht in kleinen glänzenden, rhomboidalen Prismen und ist weniger
                              									löslich als das Yttriumformiat.
                           
                        
                           Zur Behandlung der Wolle.
                           Um die Wolle von den Schafhäuten vollkommen im Zustande des Vlieſses abzunehmen und
                              									eine gründliche Waschung, Entfettung und Bleichung derselben innerhalb weniger
                              									Minuten zu erzielen, verfahren P. und A. Puech in Mazamet nach dem ihnen ertheilten Patente
                              									(D. R. P. Nr. 813 vom 16. October 1877) folgendermaſsen. Man legt die trocknen
                              									fremden Felle 8 bis 10 Minuten in ein 50 bis 60° warmes Bad von Wasser mit etwas
                              									Soda und Seife; für einheimische Felle genügen 3 bis 5 Minuten. Dann läſst man sie
                              									zwischen einer Walzenpresse durchgehen, wäscht sie in einer Wollwaschmaschine und
                              									legt sie 10 Minuten lang in laues Wasser. Nun werden sie wieder durch eine
                              									Walzenpresse getrocknet, in einer Schlagmaschine heftig geschüttelt, damit sich die
                              									Wolle wieder aufrichtet, dann auf der Fleischseite mit einer Enthaarungsflüssigkeit
                              									bestrichen, so daſs die Wolle abgenommen werden kann. Die Wolle wird dann nochmals
                              									gewaschen, gepreſst und getrocknet.
                           Ist sie zum Kämmen bestimmt, so wird sie nach dem Zusatzpatent Nr. 1317 vom 29.
                              									November 1877 nicht getrocknet, sondern noch feucht den Kammmaschinen übergeben.
                           Eine Composition zum Einfetten der Wolle (D. R. P. Nr. 538 vom 17. August 1877) wird
                              									hergestellt durch Lösen von 1 Th. gepulvertem Colophonium in 1 Th.
                              									Ammoniakflüssigkeit und 10 Th. Wasser. Die erhaltene gallertartige Masse wird durch
                              									ein feines Sieb gegeben, mit gleichen Theilen Rüböl oder Olein und 1 Proc. Glycerin
                              									gemischt und schlieſslich beim Gebrauch noch mit der Hälfte Wasser versetzt. Die
                              									Patentinhaber, J. Jungst und Chr. Heinzerling in Biedenkopf (vgl. 1877 226
                              									439) nennen dieses Gemisch Olival.
                           A. A. Plantrou in Reims (D. R. P. Nr. 108 und 543 vom 5.
                                 									und 21. August 1877) schlägt zur Reinigung der Textilstoffe Natronwasserglas mit
                              									Ammoniakflüssigkeit vor, welche bekanntlich längst zu diesem Zwecke angewendet
                              									werden; indeſs hat die besondere Art des Verfahrens den Patentschutz erlangt. So
                              									hüllt z.B. das Natron Wasserglas die Strohtheilchen u. dgl. in Wollgeweben ein,
                              									bedeckt sie mit einer festwerdenden Kruste, so daſs jene ohne vorherige Verkohlung
                              									pulverisirbar gemacht und dergestalt entfernt werden sollen.
                           
                        
                           Chemische Constitution der Wolle.
                           Nach den in den Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 767
                              									veröffentlichten Untersuchungen von P. Schutzenberger
                              									gibt Wolle, mit ihrem 3 bis 4fachen Gewichte Bariumhydrat und Wasser auf 150 bis
                              									1800 erhitzt, wie ein Eiweiſskörper Ammoniak, Essigsäure, Kohlensäure, Oxalsäure und
                              									Amidoderivate. 100g Merinowolle gaben z.B. 5,2 bis
                              										5g,3 Stickstoff als Ammoniak, 4,24 bis 4g,3 Kohlensäure, 5,68 bis 5g,77 Oxalsäure, 3,18 bis 3g,2 Essigsäure, 1 bis 1g,5 Pyrrol; das zurückgebliebene feste
                              									Amidogemenge gab 47,85 Kohlenstoff, 7,69 Wasserstoff und 12,63 Stickstoff. Der
                              									Rückstand der australischen Wolle enthielt Caproylleucin, Caproylleucin, Tyrosin,
                              									Butyrylleucin, Valerylleucin, Propionylleucin, Butyrylleucein, Valerylleucein und
                              									Glycoprotein, also dieselben Stoffe, welche Eiweiſs gibt. Schutzenberger berechnet daraus für Wolle die chemische Formel C230H381N70O77S6.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Wassers der Hunyadi-Janos
                              									Bittersalzquellen bei Budapest; von R. Fresenius.
                           Nach der neuesten Analyse dieses bekannten Wassers enthält 1l folgende Bestandtheile, berechnet als
                              									wasserfreie Bicarbonate und Salze (in Gramm):
                           
                           
                              
                                 Schwefelsaures Natron
                                 19,662123
                                 
                              
                                 Schwefelsaure Magnesia
                                 18,449451
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 1,321938
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Kali
                                 0,132943
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                 1,424068
                                 
                              
                                 Doppelt-kohlensaure Magnesia
                                 1,114434
                                 
                              
                                 Doppelt-kohlensaures Eisenoxydul
                                 0,002840
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,011218
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 42,119015
                                 
                              
                                 Kohlensäure, völlig freie
                                 0,012683
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summe aller Bestandtheile
                                 42,131698.
                                 
                              
                           Ferner Spuren von Lithion, Strontian, Phosphorsäure,
                              									Salpetersäure, Borsäure, Brom, Jod, organische Stoffe und Stickstoff. Fresenius zeigt durch verschiedene Reactionen, daſs der
                              									alkalisch reagirende Bestandtheil dieses Wassers Magnesiumbicarbonat ist, welches
                              									sich beim Kochen als basisch kohlensaure Magnesia abscheidet, während aller Kalk als
                              									schwefelsaurer gelöst bleibt. (Zeitschrift für analytische
                                 										Chemie, 1878 S. 461. Vgl. 1878 230 139.)
                           
                        
                           Ueber die Löslichkeit des Kalkes in Wasser.
                           Nach den Versuchen von A. Lamy (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 333) ist die Löslichkeit des Kalkes
                              									verschieden nach der Abstammung desselben, der Dauer der Einwirkung u. dgl.
                              									Nachfolgende kleine Tabelle gibt den Kalkgehalt von 1k Kalkwasser bei verschiedenen Temperaturen, und zwar unter I des durch
                              									Glühen von aus Nitrat gefälltem Carbonat hergestellten, unter II von geglühtem
                              									Marmor und unter III entwässertes Kalkhydrat.
                           
                              
                                 Temperatur
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 
                                 g
                                 g
                                 g
                                 
                              
                                       0°
                                 1,362
                                 1,381
                                 1,430
                                 
                              
                                   10
                                 1,311
                                 1,342
                                 1,384
                                 
                              
                                   15
                                 1,277
                                 1,299
                                 1,348
                                 
                              
                                   30
                                 1,142
                                 1,162
                                 1,195
                                 
                              
                                   45
                                 0,996
                                 1,005
                                 1,033
                                 
                              
                                   60
                                 0,844
                                 0,868
                                 0,885
                                 
                              
                                 100
                                 0,562
                                 0,576
                                 0,584
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Untersuchung der Chinaalkaloide; von M. Rozsnyay.
                           Nach den Versuchen des Verfassers zeigt eine 5proc. Lösung im Polarisationsapparat
                              									folgende Ablenkungen: Chinin links – 22°, Conchinin rechts + 31, Cinchonidin links –
                              									14 und Cinchonin rechts + 25°. Er zeigt an Beispielen wie man hiernach den Gehalt
                              									der käuflichen Alkaloide mittels des Polarisationsapparates bestimmen kann. (Nach
                              										M. Rozsnyay: Studien über die qualitative und
                                 										quantitative chemische Analyse der Chinaalkaloide. [Arad 1878. Ungerleider und Hatos.] Vom Verfasser gef.
                              									eingesendet.)
                           
                        
                           Verfahren, Stärkemehl durch Einwirkung von Kohlensäure in
                              									Dextrin oder Traubenzucker überzuführen.
                           F. M. Bachet und F. D.
                                    										Savalle in Paris (D. R. P. Nr. 1837 vom 9. December 1877) haben gefunden,
                              									daſs Stärke, Gerste, Mais u. dgl. mit Wasser zerrieben und bei 60° in einem
                              									verschlossenen Gefäſs mit Kohlensäure behandelt, dann mit Hefe unter gewöhnlichen
                              									Umständen in Gährung versetzt, so viel Alkohol gibt, als dem ganzen Stärkegehalt des
                              									so behandelten Stoffes entspricht.
                           
                        
                           Ueber Trauben und Wein.
                           Im Schluſsbericht der bereits (1878 229 565) erwähnten
                              									Verhandlungen des 3. Congresses des deutschen
                                 										Weinbauvereines finden sich noch folgende interessante Mittheilungen.
                           
                           Neſsler bespricht das Keltern
                                 										des Rothweines. Die Lösung des rothen Farbstoffes ist nach seinen Versuchen
                              									von der Temperatur abhängig; bei 0 bis 10° färbt sich die Flüssigkeit wenig, bei 15
                              									bis 20° stark. Bei letzterer Temperatur genügen 8 bis 10 Tage, um den Farbstoff
                              									völlig zu lösen. Jedenfalls müssen die Trester in der Flüssigkeit untergetaucht
                              									gehalten werden, die Luft muſs, namentlich bei hohem Wärmegrade abgehalten sein, um
                              									die Bildung von Essigsäure zu verhüten. Bei sehr niedriger Wärme und spätem Keltern
                              									sind Senkböden anzuwenden, um das Vermodern der oberen Trester zu verhindern. Im
                              									südlichen Frankreich läſst man die gährende Flüssigkeit bei 20 bis 30° nur 4 bis 5
                              									Tage mit den Hülsen und Kämmen in Berührung. – Kageneck
                              
                              									erwärmt seinen Gährkeller auf 16° und kann so schon nach 8 Tagen abkeltern, um einen
                              
                              									guten dunkeln Wein zu erhalten. Als geeignete Gährtemperatur bezeichnet Neſsler 15 bis 18°, Andere haben selbst mit 35° noch
                              									gute Resultate erzielt.
                           Das Lüften von Mosten mit hohem Zucker – und
                              									Eiweiſsgehalt ist nach einstimmigem Urtheil der Versammlung italienischer Oenologen
                              									in Florenz von auſserordentlicher Wichtigkeit und wirkt namentlich vor und bis zur
                              									Mitte der Gährung günstig, kann jedoch gegen Ende derselben leicht nachtheilig
                              									werden. A. Blankenhorn glaubt dem entsprechend, daſs
                              									auch bei uns für weniger hochfeine Weine das Lüften empfehlenswerte sei, namentlich
                              									bei hohem Eiweiſs- und Zuckergehalt. Nach seinen Untersuchungen enthalten die
                              									Trauben folgenden Procentgehalt an Stickstoff:
                           
                              
                                 
                                 Im frischen Zustand
                                 In der Trockensubstanz
                                 
                              
                                 Ruländer
                                 0,2538
                                 1,5867
                                 
                              
                                 Traminer
                                 0,2236
                                 1,4247
                                 
                              
                                 Sylvaner blau
                                 0,2036
                                 1,3185
                                 
                              
                                 Burgunder
                                 0,2022
                                 1,2827
                                 
                              
                                 Riesling
                                 0,1930
                                 1,2095
                                 
                              
                                 Sylvaner grün
                                 0,1601
                                 1,1953
                                 
                              
                                 Muskateller
                                 0,1396
                                 1,1689
                                 
                              
                                 Gutedel
                                 0,1409
                                  1,0835.
                                 
                              
                           Auch die Weine aus Stickstoff-reichen Trauben enthalten mehr
                              									Stickstoff als die aus Stickstoff-ärmeren. Dieser Gehalt an Eiweiſs, der die Weine
                              									zu Krankheiten geneigt macht, wird durch das Lüften möglichst entfernt.
                           F. Holl empfiehlt die Verarbeitung der abfallenden Hefe auf Alkohol, Weinöl, Weinsäure und
                              									Rebenschwarz; 100k Hefe sollen sich hiernach in
                              									folgender Weise verwerthen lassen:
                           
                              
                                 14k weinsauren Kalk
                                 12,60
                                 M.
                                 
                              
                                   7l Branntwein
                                 4,00
                                 
                                 
                              
                                 Weinöl
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 50k Hefe
                                 3,40
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 21,00
                                 M.
                                 
                              
                           Die Frage über die Anwendung der Cementfässer (1875 218 84) ist nach Neſsler
                              									noch nicht spruchreif. Selbst bei der Herstellung der Cementbehälter müſsten noch
                              									eine Menge von Dingen berücksichtigt werden, deren Nichtbeachtung einen so
                              									empfindlichen Körper, wie der Wein ist, geschmacklich benachtheiligen könne, was man
                              									jedoch stets zu verhindern suchen müsse. Neſsler
                              									bespricht die nachtheiligen Einwirkungen, welche das Losspringen des Weinsteines und
                              									die in dem Cement vorfindlichen Stoffe, wie Kalk, Eisen u.a. auf den Wein haben, und
                              									gedenkt der erheblichen Nachtheile, welche die in feuchten, dumpfigen Localen
                              									liegenden Cementbehälter hervorrufen können. Schon bei den Holzfässern sei der
                              									Schimmel im höchsten Grade nachtheilig, jedoch lieſse sich derselbe zur Noth wieder
                              									entfernen, was bei Cementbehältern viel schwerer sei.
                           Bezüglich des Conservirens des Weines sprach man sich
                              
                              									allgemein gegen das Pasteurisiren und die Anwendung der
                              									Salicylsäure aus. Das in Deutschland am meisten angewendete Verfahren, den Wein vor
                              									Nachgährung und vor Krankheiten zu schützen, besteht darin, die erste Gährung
                              									richtig zu leiten und den Wein öfter abzulassen, um hierdurch die Hefe und alle jene
                              									Stoffe zu entfernen, welche nachtheilig auf den Wein einwirken können.
                           
                           In wieweit es sich empfiehlt, in Deutschland amerikanische
                                 										Reben, die gegen die Phylloxera widerstandsfähiger sind, einzuführen,
                              									gingen die Ansichten noch aus einander, ebenso über die sonstigen, gegen die
                              									Phylloxera zu ergreifenden Schutzmittel.
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Traubenzuckers.
                           E. O. Erdmann erinnert daran, daſs man mit dem Wasserlein'schen Polarisationsapparat nur etwa die
                              									Hälfte des wirklich vorhandenen Traubenzuckers findet, daſs daher die Apparate von
                              										Wild und Laurent (*
                              									1877 223 608) vorzuziehen sind.
                           
                        
                           Herstellung eines neuen Faserstoffes aus Hopfenranken.
                           Nach J. D. Nördlinger in Stuttgart (D. R. P. Nr. 860 vom
                                 									23. September 1877) werden Hopfenstengel oder Ranken in einem geschlossenen Topfe
                              									oder Kessel etwa ¾ Stunden in Wasser gekocht, welchem etwas Seife und Soda zugesetzt
                              									ist. Hierauf werden die so vorgerichteten Stengel in reinem Wasser ausgewaschenen,
                              
                              									die Fasern abgezogen, aufs Neue in Wasser mit einem Zusatz von Weinessig oder
                              									Essigsäure ¾ Stunden lang gekocht, zuletzt diese in reinem Wasser ausgewaschen,
                              									getrocknet und sind dann zum Hecheln fertig. Die so erhaltene Faser soll dem Flachs
                              									ähnlich sein, an Weichheit und Haltbarkeit, aber die übrigen Faserstoffe
                              									übertreffen.
                           
                        
                           Verfahren zum Schütze gegen Hausschwamm.
                           Dr. H. Zerenner in Magdeburg (D. R. P. Nr. 378 vom 10.
                                 
                                 									Juli 1877) empfiehlt gegen Hausschwamm die Holztheile mit Wasserglas, dem 6 Proc.
                              									Kochsalz und 3 Proc. Borsäure zugesetzt ist, zu bestreichen, zur Fuſsbodenfüllung
                              									aber Infusorienerde zu verwenden, der ebenfalls 6 Proc. Kochsalz und 3 Proc.
                              									Borsäure zugesetzt wurde. Die Infusorienerde soll dadurch wirken, daſs sie alle
                              									Feuchtigkeit anzieht und so die Holztheile trocken hält. Wodurch dann aber die
                              									Infusorienerde dieses Wasser wieder los werden soll, um später neue Wassermengen
                              									aufsaugen zu können, ist nicht angegeben.
                           
                        
                           Mittel gegen Sauerwurm und Blattläuse.
                           Als Mittel gegen Blattläuse, Sauerwurm an Rebenblüthen und andere Insecten empfiehlt
                              										Neſsler in der Weinlaube, 1878 S. 250 ein Gemisch von 1l 90proc. Weingeist, 2l Wasser und
                              										360cc Amylalkohol, mittels Oelkännchen
                              									aufzuspritzen.
                           
                        
                           Bernsteinseife.
                           O. Thümmel in Berlin (D. R. P. Nr. 1893 vom 23. December
                                 									1877) erhitzt gleiche Theile gepulverten Bernstein- und Cocosnuſsöles auf 125°,
                              									setzt noch allmälig 50 Proc. Cocosöl zu, läſst erkalten, fügt nochmals gleiche
                              									Theile Cocosnuſsöl und 5 Proc. Palmenöl hinzu und verseift das Gemisch.
                           
                        
                           Verfahren zur Erzeugung eines höheren Glanzes bei der
                              									Verzinnung des Weiſsbleches.
                           Die Westfälische Union in Hamm (* D. R. P. Nr. 1620 vom
                                 									3. Januar 1878) erzielt dadurch einen so schönen Glanz des Weiſsbleches, wie er
                              									angeblich auf andere Weise nicht erreicht wird, daſs die Bleche, sobald sie aus dem
                              									heiſsen Zinnbad durch die Walzen in die Höhe steigen, durch einen aufgeblasenen
                              
                              									kalten Luftstrom rasch abgekühlt werden.
                           
                        
                           
                           Zur Bestimmung freier Mineralsäuren.
                           P. Spence und A. Esilman
                              										(Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 211) benutzen zur
                              									Nachweisung freier Mineralsäuren in verschiedenen Handelsproducten die bekannte
                              									Erscheinung, daſs die gelbe Farbe von essigsaurem Eisenoxyd durch freie Essigsäure
                              									oder saure Sulfate nicht, von freier Schwefelsäure, Salzsäure oder Salpetersäure
                              									aber augenblicklich entfärbt wird. Als Normallösung verwenden sie 10 Th. Eisenalaun,
                              									8 Th. krystallisirtes essigsaures Natron in 1000 Th. einer 8proc. Essigsäure.
                           
                        
                           Ueber die Schädigung der Gerste durch Auswachsen auf dem
                              									Felde.
                           Nach den Untersuchungen von Lauenstein und M. Märcker (Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1878 S. 62) hatte Gerste ausgewachsen, verglichen mit
                              									normaler, folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Ausgewachsen
                                 Normal
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                     5,91
                                     6,14
                                 
                              
                                 Fett
                                     1,80
                                     2,07
                                 
                              
                                 Mineralstoffe
                                     3,46
                                     3,25
                                 
                              
                                 Stickstofffreie Exactstoffe
                                   76,05
                                   76,66
                                 
                              
                                 Stickstoffhaltige Stoffe
                                   12,78
                                   11,88
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die ausgewachsenen Gerstenkörner enthielten 18,64 Proc. die
                              									nicht gewachsenen nur 11,62 Proc. wasserlösliche Stoffe von folgender
                              									Zusammensetzung (Zucker auf Maltose berechnet):
                           
                              
                                 
                                 Ausgewachsen
                                 Normal
                                 
                              
                                 Lösliche Stärke
                                   1,17
                                 
                                     1,76
                                 
                              
                                 Dextrin
                                 0  
                                 
                                     1,10
                                 
                              
                                 DextroseMaltose
                                   4,92  7,32
                                 12,24
                                     0    3,12
                                 
                              
                                 Sonstige lösliche Stoffe
                                   5,23
                                 
                                     5,64
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 18,64
                                 
                                   11,62
                                 
                              
                                 Stärkewerth aller Kohlehydrate
                                 70,41
                                 
                                   69,87 Proc.
                                 
                              
                           Für die Praxis des Brennereigewerbes ergibt sich hieraus, daſs ausgewachsene Gerste
                              									noch ebenso viel zur Alkoholerzeugung geeignete Stoffe enthält als nicht gewachsene;
                              									zur Stärkefabrikation ist ausgewachsenes Getreide jedoch offenbar nicht
                              									geeignet.
                           Zur Beurtheilung des Futterwerthes ist die Beschaffenheit der Stickstoffverbindungen
                              									wesentlich. 100 Th. trockene Gerste enthielt nun:
                           
                              
                                 
                                 Ausgewachsen
                                 Normal
                                 
                              
                                 Gesammtstickstoff
                                 2,045
                                 1,900
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 als
                                  Salpetersäure
                                 Spuren
                                 Spuren
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                   Amide
                                 0,454
                                 0,028
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                   Ammoniak
                                 0,044
                                 0,045
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                   lösliches Eiweiſs
                                 0,036
                                 0,087
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                   unlösliches Eiweiſs
                                 1,511
                                 1,740
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 2,045
                                 1,900
                                 
                              
                           Da somit ein groſser Theil des Stickstoffes beim Auswachsen
                              									bereits in Amide übergeführt war, so hatte der Nahrwerth wesentlich abgenommen. Da
                              									ferner die Keimfähigkeit der ausgewachsenen Gerste bedeutend geringer war als die
                              									der gewöhnlichen, so ist erstere für Brauerei- und Brennereizwecke um so weniger
                              									geeignet, als die gewachsene Gerste auch noch zahlreiche Pilzsporen trug.