| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 471 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Schuſswächterschütze für mechanische Webstühle.
                           Um die vorn an den Stahlschützen der Sächsischen
                                 										Maschinenfabrik in Chemnitz (*1872 203 4)
                              									angebrachten Zungenfedern vor dem Zerspringen zu schützen, benutzt Herrn. Kühn in Chemnitz (D. R. P. Nr. 2565 vom 5. März
                                 									1878) ebenso wie Walther (*1878 230 508) zweitheilige Federn. Es sind in der Vorderwand des
                              									Schützenkastens zwei Stück Stahlplatten drehbar gelagert, welche in der Mitte der
                              									Schütze etwas über einander liegen und durch Federn so beeinfluſst werden, daſs die
                              									eine die andere nach auſsen zu drücken sucht, die letztere aber, immer schwach nach
                              									innen federnd, nur bis zu einem gewissen Maſse diesem Drucke folgt. Die stärkere und
                              									nach auſsen federnde Platte ist mit dem Stift verbunden, welcher in die
                              									Schützenöffnung eintritt, wenn der Stuhl ausgerückt werden soll. Die Platten können
                              									sehr stark gemacht werden, während man die Federn aus sehr schwachem Uhrfederblech
                              									herstellt, ohne daſs ein Brechen derselben zu befürchten ist.
                           
                        
                           Gewebe aus Cacaofaser.
                           Der Grobheit der Fäden und der Härte des Materials zufolge hat man bisher nur glatte
                              									Gewebe aus Cacao- und damit verwandten Fasern hergestellt. W. J. Sly und Th. Wilson in Lancaster stellen
                              									jetzt auch gemusterte Gewebe aus solchen Fasern her und haben sich die dazu nöthigen
                              									Vorrichtungen Patentiren lassen. Die Webstühle sind ähnlich denjenigen, welche man
                              									für das Weben der glatten Stoffe verwendet; nur die Herstellung des Faches ist eine
                              									andere. Es werden besonders geformte Maillons angewendet und diese gewöhnlich in
                              									sechs Reihen angeordnet. Sämmtliche Augen sind mit einer Jacquardvorrichtung
                              									verbunden, deren Maschine ebensowohl Oberfach als Unterfach macht, bei welcher sich
                              									somit gleichzeitig der Messerkasten hebt und der Platinenboden senkt. Ebenso lassen sich Schäfte
                              									verwenden, welche mit Hilfe einer Schaftmaschine oder eines Excenterapparates die
                              									Fäden in gleicher Weise hoch und tief bewegen, als es durch die Jacquardmaschine
                              									erfolgt. Arbeitet man solche Stoffe mit gewöhnlichen Helfen, so muſs ein jeder
                              									Kettenfaden besonders gespannt werden und ein Apparat vorhanden sein, welcher beim
                              									Anschlagen des Rietblattes die Spannung nachläſst. (Nach dem Textile Manufacturer, 1878 S. 328.)
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Spritzenschläuchen.
                           A. Messer und J. L. Martiny
                              									in St. Denis (D. R. P. Nr. 2594 vom 21. November 1877) lassen den mit Gerbsäure
                              									getränkten Hanfschlauch, wie dies bei dem früheren Verfahren üblich ist, durch
                              									Walzen gehen, füllen ihn mit Wasser, damit die mittels eines Eisendrahtes
                              									eingezogene, nur 0mm,5 starke Einlage aus
                              									vulkanisirtem Kautschuk, welche vorher mit einer Lösung von nicht vulkanisirtem
                              									Kautschuk bestrichen war, leicht und ohne seitliche Reibung eingeführt werden kann.
                              									Ist dies geschehen, so lassen sie das Wasser ablaufen, biegen die Ränder der Einlage
                              									auſsen über die Ränder des Hanfschlauches um und pressen nun Wasser ein, bis sie
                              									einen Druck von 8 bis 10at erreichen. Hierdurch
                              									verbindet sich die Einlage mit dem Hanf, ohne aber durch dessen nasse Poren
                              									hindurchgepreſst zu werden, wie dies bei dem sonst üblichen Verfahren mittels
                              									Dampfdruck leicht geschieht. Nach 2 bis 3 Stunden läſst man die Hälfte des Wassers
                              									ausflieſsen, bringt den Schlauch in einen Vulkanisirkessel und gibt einen Dampfdruck
                              									von 4 bis 4at,5.
                           
                        
                           Rohrspaltmaschine von Otto Marr in Hamburg.
                           Diese Maschine (*D. R. P. Nr. 2642 vom 2. März 1878) dient dazu, spanisches Rohr der
                              									Länge nach in mehrere Theile derart zu spalten, daſs ein Kern von rundem oder vier-
                              									oder mehrseitigem Querschnitt herausgeschält und die harte glänzende Rinde in
                              									mehreren Streifen abgetrennt wird, deren Anzahl je nach der Form des verwendeten
                              									Messers und dem Durchmesser des verarbeiteten Rohres 4 bis 12 betragen kann. Das zu
                              									spaltende Rohr wird durch die horizontale Einführungshülse zwischen zwei Walzenpaare
                              									gebracht, welche mit Gummi überzogen sind. Diese, mittels Zahnräder umgetrieben,
                              									schieben das Rohr durch Centrirbacken an das Messer an. Letzteres ist in eine
                              									conische Bohrung des Messerkopfes eingesteckt und besitzt eine den zu bildenden Kern
                              									umschlieſsende Schneide und die entsprechende Zahl radialer Schneiden. Das hier
                              									gespaltene Rohr tritt zwischen den Schneiden hindurch; hinter diesen fängt eine
                              									Hülse die einzelnen abgespaltenen Fäden auf und leitet sie zu beiden Seiten hinaus,
                              									während der Kern geradeaus durch ein hier vorhandenes drittes Walzenpaar geht. Da
                              									die Achsenlage der unteren Walzen unverrückbar ist, so wird der Mittelpunkt von
                              									dünnerem Rohre tiefer liegen als jener von dickerem. Um nun dennoch stets centrale
                              									Einleitung desselben in die Centrirbacken und das Messer zu ermöglichen, sind diese
                              									beiden Theile an einem vertical verstellbaren Schieber angebracht. Die Centrirbacken
                              									werden durch Winkelhebel parallel gegen einander geschoben und sind für verschieden
                              									starke Rohre mit Wechsel baren Stahlbeil agen versehen; letztere bilden eine
                              									Leitrinne von quadratischem Querschnitte. Zum Wechseln des Messers kann der
                              									Messerkopf durch Entfernen eines einzigen zur Feststellung dienenden Stiftes aus der
                              									Maschine herausgehoben werden.
                           
                        
                           Herstellung von langen Metallbändern.
                           Zur Herstellung von langen und dünnen Metallbändern in Längen von 100m und darüber und in Stärken von 0mm,1 aufwärts, sowie auch façonnirter Metallstäbe
                              									im warmen Zustande wurde von Max Bongardt zu Limburg in
                              									Westfalen (*D. R. P. Nr. 2810 vom 24. März 1878) eine Vorrichtung erfunden, welche
                              									aus einem entsprechenden Walzenpaare, einem Zug-Wärmeofen und dahinter liegenden Gebläseofen
                              									besteht. Die dünnen Bänder sowohl, wie die zu façonnirenden Stäbe werden im
                              									Gebläseofen vorgewärmt, aus diesem durch eine im Zug-Wärmeofen befindliche Röhre aus
                              									feuerfestem Material geleitet, zur Rothglühhitze gebracht, beim Austritte aus der
                              									letzteren den Walzen zugeführt und endlich nach der Walzung auf einen Haspel
                              									aufgerollt. Die Walzen Vorrichtung kann auch an beiden Kopfseiten der Oefen
                              									angebracht werden, um das Walzen eines Stückes bis zur Fertigstellung ununterbrochen
                              									zu ermöglichen.
                           
                        
                           Behandlung der Kohle zu Mikrophonen.
                           Hughes erhielt die beste mikrophonische Wirkung von
                              									(Zeichen-) Kohlen, die er langsam weiſsglühend gemacht und dann plötzlich in
                              									Quecksilber getaucht hatte, wobei das Metall sofort in Kügelchen in die Poren der
                              									Kohle eindringt. Mit einem Ueberzuge von Platin versehene oder mit Platinchlorür
                              									getränkte Kohle gab keine bessere Wirkung als die mit Quecksilber behandelte.
                              									Pfaffenholzkohle, in einem Zinn und Zink oder ein anderes sich leicht
                              									verflüchtigendes Metall enthaltenden eisernen Tiegel zum Weiſsglühen gebracht, wird
                              									ebenfalls metallisirt und ist gut, wenn sich das Metall in starker Vertheilung in
                              									ihren Poren befindet, oder wenn es keine Verbindung mit ihr eingeht. So in die Kohle
                              									eingeführtes Eisen gab mit die beste Wirkung. Tannenholzkohle, ein schlechter
                              									Leiter, erlangt auf diese Art ein groſses Leitungsvermögen. (Nach den Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 1179.)
                           
                        
                           Die Bestimmung des magnetischen Meridians mittels des
                              									Telephons.
                           Diese Bestimmung hält H. de Parville (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 405) für möglich, wenn
                              									dessen kurzer Magnet durch einen wenigstens 1m
                              									langen, weichen Eisenstab ersetzt wird. Je nachdem dieser dann im magnetischen
                              									Meridiane oder senkrecht dazu liegt, wird er dem als Empfänger benutzten Telephone
                              									die Töne im Maximum oder Minimum ihrer Stärke zuführen. – De
                                 										Parville meint, es würden sich so am Bord der Schiffe vielleicht auch die
                              									Bussolen corrigiren lassen, besonders wenn deren Angaben durch benachbarte
                              									Eisenlager oder Magnetberge gefälscht wären. – Auſserdem glaubt er so noch eine
                              									automatische Controle der Compaſsangaben erlangen zu können, indem er die durch die
                              									Wendungen des Schiffes veranlaſsten Aenderungen des magnetischen Zustandes eines
                              									mehrere Meter langen weichen Eisenstabes mittels der durch sie in einer über den
                              									einen Pol desselben gesteckten Spule inducirten Ströme in einem auf diese Weise
                              									empfindlichen Schreibapparate wirken läſst, wie sie in der transatlantischen
                              									Telegraphie benutzt werden.
                           
                        
                           Neue Elemente.
                           Auſser dem Philippium (1878 230 283) hat Delafontaine (Comptes
                                 										rendus, 1878 Bd. 87 S. 632) im Samarskit ein neues Metall entdeckt, welches
                              									er „Decipium“ (von decipere täuschen)
                              									nennt, dessen Oxyd der Formel DpO oder besser Dp2O3 entspricht. Im Samarskit von
                              									Nord-Carolina sind demnach folgende Erden nachgewiesen worden:
                           
                              
                                 Die Oxyde von
                                 Aequivalent
                                 Farbe derselben
                                 
                              
                                        Yttrium
                                 YO
                                 =
                                    74,5
                                          weiſs
                                 
                              
                                        Erbium
                                 ErO
                                 =
                                 130
                                          rosa
                                 
                              
                                        TerbiumVgl. namentlich Gmelin-Kraut's Handbuch der
                                             														Chemie. Anorganische Chemie, 6. Auflage. Bd. 2 Abtheilung 1
                                          													S. 584. (Heidelberg 1878. Carl Winter's
                                          													Universitätsbuchhandlung.)
                                 TbO
                                 =
                                 114 bis 115
                                          orange
                                 
                              
                                        Philippium
                                 PpO
                                 =
                                   90
                                          gelb
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Die Oxyde von
                                 Aequivalent
                                 Farbe derselben
                                 
                              
                                        Decipium
                                 DpO
                                 =
                                 122 (?)
                                          weiſs (?)
                                 
                              
                                        Thorium
                                 ThO2
                                 =
                                 267,5
                                          weiſs
                                 
                              
                                        Didym
                                 DiO
                                 =
                                 112 bis 114
                                          bräunlich
                                 
                              
                                        Cer
                                 –
                                 
                                 –
                                          blaſsgelb.
                                 
                              
                           Delafontaine berichtet ferner,
                              									daſs das Didym aus dem Cerit wahrscheinlich ein Gemisch mehrerer Erden ist.
                           C. Marignac (Comptes
                                 										rendus, 1878 Bd. 87 S. 578) hat im Gadolinit ein neues Element entdeckt,
                              									welches er „Ytterbium“ (von Ytterby) nennt; es gehört ebenfalls in die
                              									Terbiumgruppe.
                           N. Lockyer (Comptes rendus,
                              									1878 Bd. 87 S. 673) behauptet auf Grund spectralanalytischer Versuche, daſs das
                              									Calcium und eine Reihe anderer Stoffe, selbst Silber und Gold; keine Elemente,
                              									sondern zusammengesetzte Körper seien. – Ehe es ihm nicht gelingt, auch nur 1mg Calcium in Kupfer, Gold u.s.w. wirklich zu
                              									verwandeln, zeigen seine Versuche nur, daſs die Körper bei verschiedenen
                              									Temperaturen auch verschiedene Spectrallinien geben.
                           
                        
                           Griechische Gerbstoffe; von H. Jahn.
                           In den griechischen Gerbereien wird namentlich die Valonia oder Valonidia benutzt,
                              									die natürlichen Fruchtbecher einiger in Griechenland, Kleinasien und Syrien
                              									vorkommenden Eichensorten, namentlich Quercus aegilops
                              									und Valonia camata. Man unterscheidet in
                              									Griechenland:
                           A) Die sogen, reife Valonia, die von selbst von den Bäumen fällt, und die man von
                              									Ende Juni bis Ende Juli sammelt. Dieselbe repräsentirt die beste Qualität, und zwar
                              									macht man den Unterschied zwischen Chamada: groſse
                              									Stücke, mit nach oben gekehrten Schuppen, welche die Eichel vollständig
                              									einschlieſsen, und Chamadina: kleine Stücke, von der
                              									Gröſse einer Nuſs, mit meist verkrüppelten Eicheln, die gleichfalls vollständig von
                              									den Schuppen eingeschlossen sind.
                           B) Die sogen, unreife Valonia, welche man von den Bäumen abschlägt, und die im
                              									September und October gesammelt wird. Man unterscheidet: Rabdista (von ῥάβδος Stab): der
                              									Kelch ist frei, die Schuppen nach oben gekehrt, und Chondra (von χονδρὸς, grob): der Kelch
                              									ist gleichfalls frei, die Schuppen stehen entweder horizontal, oder sind nach unten
                              									gekehrt.
                           Die Valonia der Klasse A ist meist von heller, weiſser Farbe, die der Klasse B
                              									dagegen ist gewöhnlich dunkelbraun gefärbt.
                           Die von den Kelchen losgelösten Schuppen, welche unter dem Namen Onillat in den Handel kommen, sind gerbstoffreicher als
                              									die Kelche. So enthielten die Kelche einer Valonia aus der Maina (Lacedämonien) im
                              									Durchschnitt 22,6 Proc. Gerbstoff, die Schuppen derselben 36,6 Proc.
                           Nach den vom Verfasser in den Berichten der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1878 S. 2107 mitgetheilten Analysen sind die
                              									hellen Sorten reicher an Gerbstoff als die dunkeln. So enthielt z.B. Valonia aus der
                              									Maina folgende Gerbstoffgehalte:
                           
                              
                                 
                                 hell
                                 dunkel
                                 
                              
                                 Chamada
                                 33,482 Proc.
                                 24,51 Proc.
                                 
                              
                                 Chamadina
                                 35,450
                                 25,10
                                 
                              
                                 Rabdista
                                 30,08
                                     –
                                 
                              
                                 Chondra
                                 27,0276
                                 22,26
                                 
                              
                           Dunkle Chondra aus Chea enthielt sogar nur 12,3 Proc.
                              									Gerbstoff. Griechische Knoppern enthielten 22,41, Galläpfel 47,6 Proc.
                              									Gerbstoff.
                           Von gerbstoffhaltigen Rinden werden hauptsächlich Fichtenrinden verwendet. Eine
                              									solche von Kreta ergab 9,8, eine aus Kleinasien 17,3 Proc. Gerbstoff.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Wolfram.
                           Zur Stahlfabrikation ist nach F. Filsinger (Deutsche Industriezeitung, 1878 S. 246) das auch nach
                              									der Behandlung mit verdünnter Salzsäure immer noch Gangart, Schwefel- und
                              									Arsenverbindungen enthaltene Wolframerz weniger vortheilhaft, als das aus dem
                              									käuflichen wolframsauren Natron hergestellte Wolfram. Zu diesem Zweck wird das
                              									pulverisirte Salz mit seinem doppelten Gewicht Salzsäure von 1,18 bis 1,19 sp. G. in
                              									einem irdenen Gefäſse durch Einleiten von gespanntem Dampf gekocht. Dann fügt man
                              									der kochenden Masse noch 4 bis 5 Proc. vom Gewicht des Natriumsalzes Salpetersäure
                              									hinzu, kocht noch einige Zeit und läſst die dunkelgelbe Wolframsäure absetzen. Nun
                              									wird durch Decantiren, schlieſslich auf Beuteln gut ausgewaschen. Zur Reduction der
                              									erhaltenen Säure, welche, wenn lange genug gekocht wurde, getrocknet und zerrieben
                              									ein dunkelcitrongelbes Pulver darstellt, vermischt man sie mit 10 Proc. feinem
                              									Holzkohlen- und 2 bis 3 Proc. Harzpulver möglichst innig, drückt das Gemisch in
                              									einen Graphittiegel, dessen Deckelfuge bis auf eine kleine Oeffnung gut mit Thonbrei
                              									verstrichen wird, und glüht mehrere Stunden möglichst heftig. Zur vollständigen
                              									Reduction ist anhaltende Weiſsglühhitze erforderlich; wird diese nicht oder nicht
                              									lange genug erreicht, so findet man beim Oeffnen des Tiegels seinen Inhalt nicht
                              									selten in eine schuppig-krystallinische, glänzende, blauviolette Masse verwandelt,
                              									das sogen, blaue Oxyd, bezieh. wolframsaures Wolframoxyd. Bei gelungener Reduction
                              									ist der stark zusammengefallene Tiegelinhalt glänzend dunkelgrau, aber noch leicht
                              									zerreiblich; er wird gepulvert, durch Abschlämmen mit Wasser vom Kohlenüberschuſs
                              									gereinigt und enthält dann ungefähr 85 bis 90 Proc. metallisches Wolfram.
                           
                        
                           Ueber eine dritte Form von Kohlenstoff im Stahl.
                           Wenn Fluſsstahl (Tiegel- oder Bessemerstahl) in Salpetersäure von 1,2 sp. G. gelöst
                              									wird, so entsteht in der Flüssigkeit ein brauner flockiger Niederschlag, welcher
                              									beim Erhitzen verschwindet. Wenn dagegen Graphit oder ungebundener Kohlenstoff
                              									vorhanden ist, so bleiben die Flocken ungelöst, selbst nach mehrstündigem Erwärmen
                              									im Wasserbad, und werden weder durch Alkohol, noch durch Alkalien angegriffen. Bei
                              									der Behandlung von Schweiſsstahl (Puddelstahl, Blasen- oder Cementstahl) mit
                              									Salpetersäure in obiger Weise bildet sich in der grünlichen Lösung auf dem Boden des
                              									Gefäſses ein sammtartiges schwarzes Pulver, welches wohl äuſserlich dem Graphit
                              									gleicht, sich aber durch Erhitzen vollständig löst. Diese Erscheinungen veranlaſsten
                              									den Chemiker der Black Diamond Steel Works in
                              									Pittsburg, H. G. Debrunner, zu fortgesetzten
                              									Untersuchungen in dieser Richtung; die Resultate berechtigen zu der Annahme, daſs
                              									der Kohlenstoff nicht nur in den uns bisher geläufigen beiden Formen mit Eisen in
                              									Verbindung tritt, d.h. nicht nur als chemisch gebundener Kohlenstoff oder als
                              									Graphit, sondern daſs derselbe noch eine andere dritte Form annehmen kann, welche
                              										Debrunner halbgebundenen Kohlenstoff nennt.
                           Jedenfalls gibt uns das abweichende Verhalten des Kohlenstoffes beim Auflösen ein
                              									Mittel in die Hand, auf verschiedene Art erzeugte Eisen- und Stahlsorten zuverlässig
                              									von einander zu unterscheiden. Warm erblasenes Kokesroheisen enthält den meisten
                              									Kohlenstoff als Graphit, den Rest chemisch gebunden. Warm erblasenes Holzkohleneisen
                              									dagegen enthält Graphit, chemisch gebundenen und halb gebundenen Kohlenstoff, und
                              									zwar beträgt der Gehalt an beiden letzteren zusammen etwa denjenigen an Graphit
                              									allein, und der chemisch gebundene überwiegt den halbgebundenen Kohlenstoff. Bei
                              
                              									kalt erblasenen Holzkohlenroheisen herrscht der halbgebundene Kohlenstoff vor und
                              									dieser zusammen mit dem chemisch gebundenen Kohlenstoff übersteigt den Gehalt an
                              									Graphit. Da nebenher die Menge des vorhandenen Siliciums ein Kriterium für warm oder
                              									kalt erblasenes Roheisen ist, so gibt uns die Anwesenheit oder Abwesenheit von halb
                              									gebundenem Kohlenstoff den Maſsstab zur Beurtheilung, ob ein Roheisen mit Kokes oder
                              									bei Holzkohlen erblasen ist.
                           Bessemer-, Tiegel- und im offenen Herd erzeugter Stahl enthält chemisch gebundenen
                              									Kohlenstoff, zuweilen auch Spuren von Graphit, aber nie halbgebundenen Kohlenstoff.
                              									Blasenstahl, Puddelstahl und gepuddeltes Eisen dagegen sind charakterisirt durch die Anwesenheit von
                              									halbgebundenem Kohlenstoff. Durch Aushämmern dünner Stäbe oder Platten wird ein
                              									Theil, aber nie die ganze Menge des vorhandenen halbgebundenen Kohlenstoffs in
                              									chemisch gebundenen Kohlenstoff verwandelt. (Nach dem Iron, 1878 Bd. 12 S. 775.)
                           
                              – r.
                              
                           
                        
                           Zur Statistik der technischen Hochschulen.
                           Einer Rede von H. Brachelli (d. Z. Rector an der
                              									technischen Hochschule zu Wien) entnehmen wir folgende statistische Nachrichten über
                              									technische Hochschulen:
                           
                              
                                 Bezeichnung
                                 DocentenundAssistenten
                                 Studirende
                                 Kosten auf1 Hörer
                                 
                              
                                 Bau-Akademie in Berlin
                                 1877/78
                                 74
                                 1027
                                 M.268
                                 
                              
                                 Gewerbe-Akademie in Berlin
                                 „
                                 50
                                 692
                                 402
                                 
                              
                                 Technische Hochschule in Hannover
                                 „
                                 45
                                 745
                                 196
                                 
                              
                                         „               „          „  Aachen
                                 „
                                 46
                                 605
                                 410
                                 
                              
                                         „               „          „  München
                                 „
                                 80
                                 1180
                                 364
                                 
                              
                                         „               „          „  Dresden
                                 „
                                 55
                                 661
                                 433
                                 
                              
                                         „               „          „  Stuttgart
                                 „
                                 72
                                 543
                                 515
                                 
                              
                                         „               „          „  Carlsruhe
                                 „
                                 52
                                 588
                                 414
                                 
                              
                                         „               „          „  Darmstadt
                                 „
                                 30
                                 213
                                 740
                                 
                              
                                         „               „          „  Braunschweig
                                 „
                                 31
                                 179
                                 1034
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Zusammen im deutschen
                                    											Reiche
                                 535
                                 6434
                                 394
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Technische Hochschule in Wien
                                 1877/78
                                 80
                                 1545
                                 317
                                 
                              
                                         „               „          „  Graz
                                 „
                                 50
                                 265
                                 717
                                 
                              
                                         „               „          „  Brünn
                                 „
                                 31
                                 164
                                 914
                                 
                              
                                         „               „          „  Lemberg
                                 „
                                 38
                                 225
                                 657
                                 
                              
                                 Böhmisches polytechnisches Institut in PragDeutsches polytechnisches
                                    											Institut in Prag
                                 „„
                                 5143
                                 658488
                                 370
                                 
                              
                                 Josephs-Polytechnikum in Budapest
                                 „
                                 52
                                 728
                                 522
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Zusammen in
                                    											Oesterreich-Ungarn
                                 345
                                 4073
                                 437
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 1877/78
                                 155
                                 1161
                                 964
                                 
                              
                                 Italien
                                 „
                                 157
                                 2113
                                 –
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 „
                                 226
                                 2315
                                 –
                                 
                              
                                 Belgien
                                 „
                                 66
                                 693
                                 –
                                 
                              
                                 Schweiz
                                 „
                                 128
                                 1056
                                 364
                                 
                              
                                 Ingenieurschule in Madrid
                                 1878
                                 12
                                 41
                                 –
                                 
                              
                                 Architecturschule in Madrid
                                 „
                                 10
                                 ?
                                 –
                                 
                              
                                 Schule für Handel und Industrie in Madrid
                                 „
                                 11
                                 ?
                                 –
                                 
                              
                                 Polytechnische Schule in Lissabon
                                 1877
                                 27
                                 201
                                 –
                                 
                              
                                 Polytechnische Akademie in Porto
                                 1878
                                 16
                                 ?
                                 –
                                 
                              
                                 Polytechnische Schule in Athen
                                 1877/78
                                 10
                                 235
                                 –
                                 
                              
                                 Technische Facultät in Belgrad
                                 1878
                                 13
                                 16
                                 –
                                 
                              
                                 Technische Hochschule in Stockholm
                                 1877/78
                                 36
                                 278
                                 –
                                 
                              
                                 Polytechnische Lehranstalt in Kopenhagen
                                 „
                                 24
                                 229
                                 –
                                 
                              
                                 Polytechnische Schule in Delft
                                 1875/76
                                 26
                                 260
                                 –
                                 
                              
                           
                        
                           Zur Statistik der englischen Sodafabrikation.
                           Clapham macht folgende Mittheilungen über das Anwachsen
                              									und die Veränderungen der englischen Soda-Industrie.
                           
                           
                              
                                 
                                 1862
                                 1877
                                 
                              
                                 Schwefelkiesverbrauch
                                 72100t
                                 132100t
                                 
                              
                                 Salzverbrauch
                                 91440
                                 195600
                                 
                              
                           Mactear gibt für die gesammte Erzeugung Groſsbritanniens
                              									an:
                           
                              
                                 
                                 1862
                                 1876
                                 
                              
                                 Die gesammte Sodaproduction
                                 206300t
                                 436900t
                                 
                              
                                 Die angelegten Kapitalien
                                 2000000 £
                                 7000000 £.
                                 
                              
                           Clapham stellt Folgendes für den Tyne-Bezirk auf (wobei
                              									er die Zahlen für das J. 1877 als angenäherte bezeichnet):
                           
                              
                                 
                                 1862
                                 1877
                                 
                              
                                 Calcinirte Soda („Alkali“)
                                 44200t
                                 90240t
                                 
                              
                                 Krystallsoda
                                 52120
                                 118800
                                 
                              
                                 Bicarbonat
                                 7570
                                 7520
                                 
                              
                                 Kaustische Soda
                                 510
                                 1525
                                 
                              
                                 Chlorkalk
                                 11380
                                 30500.
                                 
                              
                           (Nach der Chemical News, 1878 Bd. 38
                              									S. 230.) F. B.
                           
                        
                           Ueber den Schwefelgehalt fossiler Harze.
                           Nach O. Helm (Archiv der
                                 										Pharmacie, 1878 Bd. 213 S. 496) zeigen bei 200 bis 500facher Vergröſserung
                              									Dünnschliffe des milchweiſsen Bernsteines sehr feine, runde, geschlossene
                              									Blasenräume, welche am gröſsten beim knochenfarbigen Bernstein sind. Diese
                              									Blasenräume sind beim frisch der See entnommenen Bernstein mit Wasser gefüllt,
                              									welches beim Erwärmen allmälig verdunstet. Ist die Feuchtigkeit durch jahrelanges
                              									Liegen an der Luft verdunstet, so füllen sich die Blasenräume wieder mit Wasser an,
                              									wenn trockner Bernstein längere Zeit in Wasser gelegt wird. Bernstein ist demnach
                              									für Wasser und Luft durchdringlich; in gleicher Weise scheinen schwefelhaltige
                              									organische Stoffe in denselben eingedrungen zu sein, da nach O. Helm der Bernstein 0,26 bis 0,42 Proc. Schwefel enthält. Bei der
                              									trocknen Destillation des Bernsteines geht der Schwefel in das Destillat über, in
                              									die alkoholische und ätherische Lösung des Harzes gehen aber nur geringe Antheile
                              									der schwefelhaltigen Stoffe.
                           Der Gedanit, ein mit dem Bernstein zusammen vorkommendes
                              									Harz, das sich von demselben aber durch geringere Härte und abweichendes
                              									Lösungsvermögen unterscheidet, auch keine Bernsteinsäure enthält, hat folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 81,01 
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 11,41 
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 7,33 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,25 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Der Schwefel ist ebenfalls an organische Substanz
                              									gebunden.
                           Ein syrischer Asphalt enthielt 0,19 Proc. Schwefelsäure,
                              									0,16 Proc. Schwefel an Eisen gebunden und 8,78 Proc., ein amerikanischer Asphalt
                              									sogar 10,85 Proc. Schwefel in Verbindung mit organischer Substanz.
                           Ozokerit enthält keinen Schwefel.
                           
                        
                           Ueber die Säuren des Holzessigs.
                           Als Fortsetzung ihrer Versuche über die Producte der Holzdestillation (1877 225 311) theilen G. Krämer
                              									und M. Grodzki in den Berichten
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1356 mit, daſs sie aus den
                              									bei der Darstellung von essigsaurem Natron aus Holzessig erhaltenen Mutterlaugen,
                              									auſser Essigsaure, Ameisensäure, Propionsäure, Buttersäure, Valeriansäure,
                              									Crotonsäure und Angelikasäure dargestellt haben.
                           Von demselben Cellulose- oder Zuckermolecül ausgehend sind wir somit im Stande, drei
                              									ganz verschiedene Spaltungen zu bewirken:
                           Durch Alkoholgährung. Neben Aethyl- und Propylalkohol Isobutyl- und Isoamylalkohol,
                              									d.h. also Alkohole mit paaren und unpaaren Kohlenstoffatomen.
                           
                           Durch Buttersäuregährung. Neben Essigsäure normale Buttersäure und normale
                              									Capronsäure, also Säuren mit paaren Kohlenstoffatomen.
                           Durch trockne Destillation. Neben Essigsäure und Propionsäure normale Buttersäure und
                              									normale Valeriansäure, also Säuren mit paaren und unpaaren Kohlenstoffatomen.
                           
                        
                           Arsenhaltiger Traubenzucker.
                           J. Cloüet (Bulletin de la
                                 										Société industrielle der Rouen, 1877 Bd. 5 S. 480) hat in den meisten
                              									Trauben zuckern des Handels Arsen nachgewiesen, welches auf die zu der Herstellung
                              									der Glucose verwendete Schwefelsäure zurückgeführt werden muſs. 1k Traubenzucker enthielt bis 7mg Arsenik – ein Umstand, der beim Gallisiren des
                              									Weines Beachtung verdient.
                           
                        
                           Vereinfachte Butterprüfung; von E. Reichert.
                           Während O. Hehner (1877 225
                              									404) durch Destillation der verseiften Butter mit Schwefelsäure keine
                              									übereinstimmenden Resultate bekam, empfiehlt Reichert
                              									in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S. 68
                              									folgendes vereinfachte Verfahren: 2g,5
                              									wasserfreies, durch Baumwolle filtrirtes flüssiges Butterfett werden in einem etwa
                              										150cc fassenden Kölbchen mit 1g festem Kaliumhydrat und 20cc 80procentigem Weingeist auf dem Wasserbade bis
                              									zur völligen Verseifung erhitzt. Hierauf werden 50cc Wasser und nach geschehener Lösung 20cc verdünnter Schwefelsäure (1 : 10) zugefügt. Man unterwirft nun den
                              									Inhalt des Kölbchens der Destillation mit der Vorsicht, daſs man, um das Stoſsen der
                              									Flüssigkeit zu vermeiden, einen schwachen Luftstrom durch letztere leitet. Auch
                              									empfiehlt es sich eine Kugelröhre mit weiter Oeffnung, wie solche bei der Bestimmung
                              									des Siedepunktes angewendet wird, mit dem Kölbchen zu verbinden, um ein
                              									Ueberspritzen von Schwefelsäure zu verhüten. Das Destillat, welches namentlich bei
                              									butterarmen Fetten und bei rascher Destillation stets etwas feste Fettsäuren
                              									absetzt, wird unmittelbar durch ein angefeuchtetes Papierfilter in ein 50cc-Fläschchen filtrirt. Nachdem etwa 10 bis 20cc davon übergegangen, gieſst man das Destillat
                              									wieder in das Kölbchen zurück und setzt hierauf die Destillation fort, bis das
                              									Fläschchen genau 50cc Destillat enthält. Das
                              									Destillat, welches bei mäſsigem Gange der Destillation eine wasserhelle Flüssigkeit
                              									bildet, wird sofort nach Zusatz von 4 Tropfen Lackmustinctur mit 1/10
                              									Normal-Natronlauge titrirt. Die Titration ist beendet, wenn die blaue Farbe des
                              									Lackmus auch nach längerer Zeit bestehen bleibt.
                           Nach den Versuchen des Verfassers erfordert das Destillat für Butter 13 bis 15, im
                              									Durchschnitt 14cc Natronlauge, Oleomargarin
                              									dagegen nur 0,95, Schweinefett 0,3, Nierenfett und Rüböl 0cc,25 Natron. Reichert meint, jede Butter, deren Destillat mehr als 13cc Natron gebraucht, könne als echt bezeichnet
                              
                              									werden; sie sei aber zu beanstanden, sobald sie weniger als 12cc,5 neutralisire.
                           Um den wahrscheinlichen Butterfettgehalt eines Fettgemisches in Procenten zu finden,
                              									ziehe man von der Anzahl der zur Titration verbrauchten Cubikcentimeter Natronlauge
                              									0,3 ab und multiplicire den Rest mit 7,3.
                           
                        
                           Buttersalz der Saline Schönebeck.
                           Sogenanntes Rundpfannensalz obiger Saline hat nach einer im Laboratorium der
                              									Bergakademie in Berlin ausgeführten Analyse folgende Zusammensetzung, ist also auch
                              									als rein zu empfehlen (vgl. 1878 230 513):
                           
                              
                                 Chlornatrium
                                 96,89 
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Natrium
                                 0,59 
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium
                                 1,82 
                                 
                              
                                 Chlormagnesium
                                 0,16 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,54 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Ueber die Entstehung der rothen Farbe beim Einsalzen und
                              									Räuchern des Fleisches; von A. Hartdegen in Cassel.
                           Der Umstand, daſs beim Einsalzen des Fleisches durch das Austreten eines
                              									beträchtlichen Theiles Fleischsaftes dasselbe in seiner Zusammensetzung bedeutend
                              									nachtheilig verändert wird, in Folge dessen die Wissenschaft über das Einsalzen des
                              									Fleisches behufs seiner Conservirung so zu sagen den Stab gebrochen, ist auch
                              									jedenfalls die Ursache, daſs, eben von wissenschaftlicher Seite dieser Proceſs nicht
                              									noch genauer untersucht und beleuchtet worden ist. Trotzdem ist, besonders den
                              									älteren Aerzten, die ausgezeichnete Wirkung des Genuſses guten reifen Schinkens,
                              									welcher doch auch eingesalzen und dann erst geräuchert ist, für Reconvalescenten
                              									wohl bekannt – eine Wirkung, die mit vielen jetzigen Producten dieser Art nicht
                              									erreicht wird. In der Neuzeit sind die Schinken des Handels zum groſsen Theil
                              									amerikanischen Ursprunges, denen am Productionsorte, um dieselben für den
                              									europäischen bezieh. deutschen Markt wenigstens dem Aeuſsern nach geeignet zu
                              									machen, der dem sogen, westfälischen Schinken eigene Schnitt gegeben wird, und
                              									welche in Folge gewisser Zuthaten zum Salzen, um das Eindringen desselben zu
                              									erleichtern, dem längeren Transport bezieh. längerer Aufbewahrung im gesalzenen
                              									Zustande und dem in Folge dessen dem Räuchern dann noch vorhergehenden Entsalzen
                              									noch mehr ausgelaugt sind und in ihrem Geschmack und ihrer Wirkung den früheren
                              									Producten dieser Art, mit welchen sie nur das Aeuſsere gemein haben, nicht im
                              									Entferntesten an die Seite zu stellen sind. In gut behandelten Schinken bilden sich
                              									naturgemäſs bei weiterer Aufbewahrung, in mild gesalzenen früher, bei strenger
                              									gesalzenen etwas später, leichte Umänderungsproducte, welche, wenn nicht im
                              									Uebermaſs vorhanden, demselben erst seine sogen. Reife, seinen Wohlgeschmack und
                              									sein Wohlbekommen geben.
                           Was nun die Bildung der rothen Farbe betrifft, welche bei manchen Fleischwaaren so
                              									sehr und mit Recht geschätzt wird, wenn dieselbe auf natürlichem Wege entstanden
                              									ist, so beruht dieselbe auf einem sehr leichten Zersetzungsproceſs, welcher durch
                              									die gleichzeitige Anwesenheit von Salz an seiner nachtheiligen Ausdehnung gehindert
                              									wird, so daſs die entstehende rothe Farbe durch das Salz gewissermaſsen fixirt wird.
                              									Ein zu groſser Zusatz von Salz beim Einsalzen, besonders im Anfange, wie alle
                              									sonstigen für die Conservirung angezeigten Mittel, Kälte, Siedhitze, Weingeist,
                              									Salicylsäure, lassen die rothe Färbung des Fleisches gar nicht entstehen. Räuchern,
                              									nach vorher gut ausgeführtem Einsalzen, eigentlich ein leichtes Trocknen im Rauche,
                              									wobei mehr das sich bei der Verbrennung des Räuchermaterials entwickelnde
                              									Kohlenoxydgas als die Destillationsproducte des Holzes günstig wirkt, hebt die Röthe
                              									noch mehr und schöner hervor und macht dieselbe durch das gleichzeitige leichte
                              									Austrocknen constanter.
                           Es geht aus Vorstehendem wohl hervor, daſs, um möglichst gelungene Producte zu
                              									erzielen, es sich empfiehlt, das Salz im Anfange mäſsig und nicht auf einmal dem
                              									Fleische zuzusetzen.
                           
                        
                           Bestimmung geringer Mengen Blei.
                           Um in Mineralwässern und ähnlichen Flüssigkeiten, welche nur Spuren von Blei
                              									enthalten, dasselbe nachweisen zu können, dampft G.
                                 										Bischof (Zeitschrift für analytische Chemie,
                              									1879 S. 73) dieselben ein, glüht den Rückstand, zieht ihn mit einem möglichst
                              									geringen Ueberschuſs an reiner Chlorwasserstoffsäure aus und filtrirt durch ein
                              									kleines Filter. Das Filtrat wird mit Schwefelwasserstoff gesättigt, dann mit wenig
                              									Ammoniak und schlieſslich mit meiner Salzsäure übersättigt. Ferner wird eine Lösung
                              									von essigsaurem Blei, die in 1l 10mg Blei enthält, mit so viel Wasser verdünnt, daſs
                              									die Färbung der erhaltenen Lösung mit Schwefelwasserstoff etwa der vorhin bekommenen
                              									entspricht. Die dunklere Lösung wird dann mit destillirtem Wasser verdünnt, bis die
                              									Färbung in beiden Flüssigkeiten gleich erscheint, wenn man durch eine gleich hohe
                              									Flüssigkeitssäule nach einer weiſsen Fläche hinsieht. Die Bleimengen beider
                              									Flüssigkeiten verhalten sich nun wie die Volume derselben.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Aluminium und Alaun.
                           E. A. Wilde (Englisches Patent vom 22. November 1876)
                              									will Alaun mit Blei und einem Fluſsmittel zusammenschmelzen und aus der erhaltenen
                              									Legirung das Aluminium abscheiden (vgl. 1877 223
                              									323).
                           Duncan (Englisches Patent vom 30. Juni 1876) schlägt
                              									vor, zur Darstellung von Aluminiumsulfat gepulverten Bauxit mit 70proc.
                              									Schwefelsäure zu mischen, dann in groſsen Behältern erstarren zu lassen.
                           P. und F. M. Spence machen
                              									Vorschläge zum systematischen Ausziehen des zur Herstellung von Alaun zu
                              									verwendenden Bauxites oder Thonschiefers (Englisches Patent Nr. 102 vom 9. Januar
                              									1877). Nach einem späteren (englischen) Patente derselben (Nr. 2612 vom 5. Januar
                              									1878) wird rohes Aluminiumsulfat mit einer dem Gehalt an Thonerde und Schwefelsäure
                              									entsprechenden Menge Chlorkalium und so viel schwefelsaurem Natrium oder Magnesium
                              									versetzt, daſs aus der erhaltenen Lösung Alaun krystallisirt, Chlornatrium oder
                              									Chlormagnesium aber gelöst bleibt.
                           Fabre formt nach dem Bulletin de
                                 										la Société chimique, 1878 Bd. 30 S. 95 aus einem Gemisch von 80 Th.
                              									geröstetem Bauxit, 8 Th. Thon, 10 Th. Koke und 2 Th. Salpeter Steine und läſst auf
                              									diese ein Gemenge von Luft, Wasserdampf und in Kiesöfen hergestellter schwefliger
                              									Säure bei 60 bis 80° einwirken. Die gebildete schwefelsaure Thonerde wird
                              									ausgelaugt. (Französisches Patent Nr. 115 721 vom 22. November 1876).
                           
                        
                           Zur Kali-Industrie.
                           Durch Bohrungen ist bei Aschersleben ein durchschnittlich 35m mächtiges Kalisalzlager aufgefunden, welches als
                              									Fortsetzung des Vorkommens bei Staſsfurt und Leopoldshall anzusehen ist. Daſselbe
                              									ist in den Besitz der Mineral Salts Production and Moorlands
                                 										Reclamation Company übergegangen.
                           
                        
                           Oelfarben auf Rollvorhängen.
                           Die gewöhnlichen Rollvorhänge, aus einem leichten Stoff, sogen. Cassas, bestehend,
                              									sind mit Leimfarben bemalt oder bedruckt, nachdem sie zuvor mit Stärke- oder
                              									Leimwasser eine Art Appretur erhalten haben. Diese Leimfarben haben den Nachtheil,
                              									daſs sie bei längerem Gebrauch der Rollvorhänge abspringen; insbesondere gilt dies
                              									von der mit Leim aufgetragenen Goldfarbe. J. Münch in
                              									Cassel (D. R. P. Nr. 420 vom 23. September 1877) verwendet für seine Rollvorhänge
                              									einen viel dichteren, schwereren Stoff, welchem er vor dem Bemalen einen Oelgrund
                              									gibt, z.B. mit Bleiweiſs- oder anderen Oelfarben, deren Zusammensetzung übrigens von
                              									der der gewöhnlichen Oelfarben verschieden ist. Sie sind zur Hälfte mit Oel, zur
                              									Hälfte mit Terpentinöl, welches mit Alkohol vermischt ist, abgerieben; sie enthalten
                              									auch einen Zusatz von Glycerin und werden einmal mit baumwollenen Lappen
                              									aufgetragen, worauf der Anstrich mit langhaarigen Pinseln überfahren wird. Auf dem
                              									so dicht und haltbar gemachten, elastischen und matten Stoffe werden die Muster
                              									ebenfalls mit Oelfarben und zwar dauerhaft und in warmen Tönen ausgeführt;
                              									insbesondere sitzt die Goldfarbe, der Billigkeit wegen Metall mit Goldlack, auf
                              									diesem Oelgrund so fest und haltbar, wie dies bei dem bisherigen Verfahren mit
                              									Leimfarben nicht zu erreichen ist.
                           
                              Kl.