| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 183 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Rectification der Kreislinie.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 182
                              
                           Der mathematische Werth des Kreisumfanges beträgt 3,14159... des Durchmessers d; wenn man somit letzteren dreimal auf einer Geraden
                              									aufträgt, AD = 3AC, so
                              									erübrigt zur Ergänzung auf die wahre Länge nur mehr der Bruchtheil 0,14159... des
                              									Durchmessers. Um diesen graphisch darzustellen, errichte man im Punkte A des zu rectificirenden Kreises die Senkrechte AB = AC und erhält in der
                              									Geraden BC, als Hypothenuse des rechtwinkligen und
                              									gleichschenkligen Dreieckes, den Werth d√2 = 1,41421d. Der zehnte Theil dieser Linie BC abgestochen und der Linie AD angefügt, ergibt sich die ganze Länge AE =
                              										3,14142d, somit bis zur dritten Decimalstelle genau
                              									mit dem wahren Werthe des Kreisumfanges übereinstimmend und überhaupt nur um einen
                              									Minderwerth von 0,00017..., d. i. beiläufig 0,005 Procent von demselben abweichend.
                              									Diese durch ihre auſserste Einfachheit bemerkenswerthe Lösung wurde von Prof. Dr.
                              										J. G. Wiedemann in St. Petersburg gefunden.
                           
                        
                           Seilfang-Vorrichtung an der Köpe'schen
                              									Fördereinrichtung.
                           Die bekannte Kope'sche Anordnung der Förderanlage (1878
                              										230 117) hat neben ihren verschiedenen Vorzügen auch
                              									einen bedeutenden Nachtheil, welcher darin besteht, daſs beim Reiſsen des
                              									Förderseiles beide Korbe verloren sind. Um dies zu beheben, bringt M. Rossenbeck in Essen (D. R. P. Nr. 1778 vom 25. November 1877)
                              									unmittelbar unter den beiden Leitscheiben beiderseits zwei Klemmfutter an, welche,
                              									bei unversehrtem Seil, geöffnet gehalten werden, bei einem Seilbruche dagegen sich
                              									selbstthätig schlieſsen und so wenigstens den einen Förderkorb retten, oder auch
                              									beide, falls der Bruch oberhalb der Klemmfutter erfolgt. Die Klemmfutter sind in
                              									Querträgern eingesetzt, welche durch ihr Eigengewicht nach abwärts streben und dabei
                              									durch keilförmige Führungen zusammengepreſst werden; beim normalen Betriebe werden
                              									diese Querträger dadurch in ihrer obersten Stellung und dementsprechend die
                              									Klemmfutter geöffnet erhalten, daſs sie durch Ketten und Zwischenrollen mit den
                              									Lagern der Leitscheiben verbunden sind und diese selbst, in schiefen Führungen
                              									gleitend, durch die Componente des gespannten Seiles nach aufwärts gepreſst
                              									werden.
                           Reiſst das Seil, so sinken sofort die Leitscheiben sammt ihren Lagern, die Querträger
                              									der Klemmfutter werden dadurch frei und sinken gleichfalls nach abwärts, die
                              									Klemmfutter schlieſsen sich über dem Seil und werden durch das zu haltende Gewicht
                              									selbst immer fester gespannt, so daſs, wie Versuche zeigten, nach erfolgtem
                              									Seilbruch nur mehr ein Weg von 60mm zurückgelegt
                              									wird. – Schlieſslich sei noch bemerkt, daſs das Wesen der Köpe'schen Fördereinrichtung bereits i. J. 1860 in Belgien von Lemielle (vgl. 1862 164 87)
                              									patentirt wurde.
                           
                              Fr.
                              
                           
                        
                           Drahtwalzwerk mit vier Scheibenwalzen.
                           Von Wilhelm Bansen in Bodenbach, Böhmen (* D. R. P. Nr.
                                 									49 vom 19. Juli und Zusatz Nr. 3520 vom 24. März 1878), wurde ein Drahtwalzwerk
                              									patentirt, welches zwei verticale und zwei horizontale, in einem Gerüste stellbar
                              									gelagerte Scheibenwalzen enthält derart, daſs die Mittelebene der beiden verticalen
                              									Walzen vor jener der beiden horizontalen liegt. Der zu streckende Draht gelangt
                              									durch eine Führungsbüchse zwischen die beiden verticalen Walzen, aus den durch eine
                              									zwischen die beiden Walzen paare eingelegte Führung zwischen die beiden horizontalen
                              									Walzen; letztere treiben den fertig gestreckten Draht durch einen auf das
                              									erforderliche Maſs kalibrirten Schlichtstahl. Mittels dieser verbesserten
                              									Construction werden mit nur vier Walzen alle Dimensionen von kantigem Draht
                              									gestreckt, und sind für jede Sorte Runddraht nur zwei je im Halbkreis ausgedrehte
                              									Scheiben walzen erforderlich.
                           
                        
                           Nichtleitende Umhüllung für Dampfrohre.
                           B. F. Smith in New-Orleans (* D. R. P. Nr. 4045 vom 4.
                                 									Juni 1878) schlägt vor, Reishülsen oder Baumwollsamenhülsen in Papierröhren von 5cm Durchmesser und etwa 60cm Länge zu füllen, diese dicht neben einander auf
                              									Papier zu kleben und damit die Rohre, Dampfkessel u. dgl. einzuhüllen. Einfacher ist
                              									es, die genannten Hülsen mit Wasser und Thon zu Mörtel angerührt auf die Rohre oder
                              									Kesselwände direct aufzutragen.
                           
                        
                           Trockenmaschinen für Gewebe und für Pappen.
                           Der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz (* D. R. P.
                                 									Nr. 3389 und Nr. 3201 vom 21. April 1878) sind nachfolgende zwei Maschinen patentirt
                              									worden. Die eine dient für das Trocknen leichter baumwollener, halb und ganz
                              									wollener Webwaaren, welche ein Spannen nach der Breite nicht erfordern, die andere
                              									für das Trocknen von Pappen.
                           In ersterer wird die Waare, damit sie faltenlos der Breite nach gespannt in die
                              									Trockenmaschine eintritt, zwischen zwei Paar endlose Riemen gebracht und durch deren
                              									Bewegung dem Trockenkasten zugeführt. In der Mitte getheilte, zwischen den Riemen
                              									angebrachte Walzen dienen hierbei zur Unterstützung des Gewebes. Das guſseiserne
                              									Trockengehäuse ist innen mit Holz verschalt. Unten am Fuſsboden liegt ein
                              									Doppelheizrohrsystem, welches mit directen oder abgehenden Dämpfen gespeist wird und
                              									die unten durch Kanäle von auſsen zutretende atmosphärische Luft erwärmt. Die Waare
                              									läuft im Zickzack auf-
                              									und niedersteigend mittels Führungswalzen und durch zwei Breithalter gespannt
                              									gehalten durch den Trockenkasten; dazwischen liegende Windflügel treiben die warme
                              									Luft heftig gegen die Waare, worauf sie oben aus dem Kasten abgesaugt wird.
                              									Sämmtliche Führungswalzen werden durch Reibung betrieben., und zwar der
                              									Bewegungsrichtung der Waare nach etwas schneller, weil namentlich baumwollene Waare
                              									während des Trocknens sich etwas verlängert. Ein auſsen am Ende des Trockenkastens
                              									angebrachter Fachapparat legt zuletzt die getrocknete, durch zwei Abführwalzen
                              									herausgezogene Waare auf einen Tisch.
                           Die zweite Maschine, welche für das Trocknen von Pappen dient, hat, was die
                              									Trockenkammer, ihre Heizung und Ventilation betrifft, nahezu dieselbe Einrichtung
                              									als die vorige. Der untere Theil der Kammer ist durch Querwände in einzelne
                              									Abtheilungen gespalten, aus welchen Windflügel die warme Luft nach oben gegen die
                              									daselbst aufgehängten Pappen treibt. Der Luftsauger zieht aus einem der Länge der
                              									Maschine nach laufenden, ganz oben angebrachten Kanal die feuchte Luft ab, und kann
                              									diese Saugung durch im Kanal angebrachte Schieber beliebig regulirt werden. Die
                              									Pappen werden in der bisher üblichen Weise einfach oder mehrfach zwischen zwei Stück
                              									Holzleisten mit Drahtfederklammern festgehalten und durch Drahtseile ohne Ende,
                              									welche mittels Seilscheiben ununterbrochene Bewegung in der Längsrichtung der
                              									Trockenkammer erhalten, fortbewegt. Es sind drei Stück solcher Drahtseile
                              									angebracht, zwei Stück an den Seitenwänden und eines in der Mitte der Kammer
                              									laufend. Die Klammern mit ihren Pappen werden abwechselnd rechts und links auf den
                              									oberen Theil der Seile aufgelegt; durch entsprechende Vorrichtungen kann der Betrieb
                              									der Seile beliebig beschleunigt oder verzögert werden.
                           
                        
                           Neuerungen in der Weberei.
                           Apparat zur bildlichen Darstellung von Gewebemustern von
                              										Carl Werner in Glauchau (* D. R. P. Nr. 2101 vom
                                 									11. Januar 1878). Gestreifte oder kannte Webmuster werden durch Glasstäbe oder
                              									Glasröhren zusammengestellt, welche, entsprechend gefärbt, die Fäden des Gewebes
                              									darstellen und in gelenkartig mit einander verbundenen, auf einander liegenden
                              									Rahmen eingelegt werden, so daſs Rahmen mit parallel neben einander gelegten
                              									Glasstäbchen das Bild des gestreiften und das Uebereinanderlegen mehrerer Rahmen mit
                              									nach verschiedenen Richtungen laufenden Stäben jenes des karrirten Stoffes geben,
                              									wenn man die Rahmen gegen das Licht hält. Entspricht das Muster nicht, so kann man
                              									durch Verschieben und Vertauschen von Stäbchen dasselbe leicht und schnell ändern,
                              									bis es dem Geschmack entspricht.
                           Das Anfertigen der Musterbilder durch Farbtöne auf Papier führt sehr oft zum
                              									Verwischen der Grund- und Deckfarben und gibt in solchen Fällen kein klares Bild-
                              									das Anfertigen im Musterstuhl hingegen ist sehr theuer und läſst sich das
                              									angeschossene Muster nicht mehr ändern. Was die Werner'sche Methode noch ganz besonders empfiehlt, ist, daſs zwei
                              									verschiedenfarbige, auf einander gelegte Glasstäbe, gegen das Licht betrachtet, eine
                              									viel richtigere Farbenmischung geben als zwei über einander aufgetragene Farben.
                           Eugen Dollander in Wildenstein, Ober-Elsaſs (* D. R. P.
                                 									Nr. 2623 vom 24. Januar 1878) verwendet in seinem Trockenapparat für Schlichtmaschinen hohle Heizplatten, wie man solche in
                              									Druckereien viel benutzt. Dieselben werden ebenfalls durch Dampf geheizt, sind aber
                              									gewölbt, so daſs das darüber hinweglaufende Garn genöthigt wird, mit den Flächen in
                              									dichte Berührung zu kommen. Damit die Fäden ihre Rundung nicht verlieren, laufen sie
                              									zuerst über und unter schlangenförmigen Dampfrohren hinweg, so daſs sie schon nahezu
                              									trocken zu den Dampfplatten herunter kommen. Der ganze Heizapparat ist geschlossen
                              									und nur an den Garneintritt- und Austrittstellen mit Oeffnugen versehen. Ein
                              									Root'sches Gebläse treibt unten in der Mitte des Heizapparates zwischen den
                              									Dampfplatten äuſsere Luft hinein, welche oben an der Eintrittsstelle des Garnes nach
                              									einem Schornstein entweicht.
                           Mechanischer Webstuhl für gemusterte Maschengewebe von
                              										J. Mac Cabe in Droylsden (* D. R. P. Nr. 3593
                              									vom 26. Juli 1877). Gemusterte Noppengewebe werden dadurch hergestellt, daſs man die
                              									Grundkette auf einen unten in dem Webstuhl liegenden und die Maschenkette auf einen
                              									darüber gelagerten Garnbaum bringt, die erstere in Hinterschäfte, die letztere in
                              									Jacquardlitzen zieht, endlich, eine Lade mit fliegendem Blatt anwendet, welches
                              									während der Bindung der Maschenkette in zurückgestellter Lage erhalten wird und für
                              									die Maschenbildung festgestellt anschlägt.
                           Schulze und Wagner in Greitz (* D. R. P. Nr. 2670 vom 3.
                                 									Februar 1878) haben sich folgende Neuerungen an
                                 										Jacquardmaschinen patentiren lassen. Um die Cylinderlade vortheilhafter zu
                              									bewegen, ist dieselbe stehend gelagert, wodurch das Wenden des Cylinders sehr sicher
                              									erfolgt, derselbe den Nadeln ziemlich wagerecht sich nähert, die Karten weniger
                              									abgenutzt werden und das Verbiegen der Nadeln nicht so leicht eintritt. Der Tritt,
                              									auf welchen sich der Messerkasten stützt und durch den letzterer seine Hoch- und
                              									Tiefbewegung erhält, steht durch eine kurze Zugstange mit einem Hebel in Verbindung,
                              									welcher eine unten vor der Maschine liegende Welle in Oscillation bringt. Diese
                              									Welle ist die Cylinderachse; sie trägt zwei Stützen., in welchen der Cylinder liegt,
                              									und kann durch Stellringe so nach rechts und links hin eingelegt werden, daſs der
                              									Cylinder vollständig richtig gegen das Nadelbret anschlägt. Die gewöhnliche
                              									Cylinderfalle ist durch einen horizontalen Druckhebel ersetzt, dessen Drehachse sich
                              									an dem Maschinengestell befindet und dessen anderes Ende durch eine Spiralfeder nach
                              									unten gezogen wird, wodurch sich der Hebel nahezu immer horizontal auf die
                              									Cylinderlaterne legt und dem Cylinder die richtige Stellung ertheilt. Hierdurch
                              									kommt das ganze äuſsere Gerüst oberhalb des Messerkastens, welches bisher dazu
                              									dient, die hängende Cylinderlade aufzunehmen, und das die Platinenköpfe verdeckt und
                              									verdunkelt, in Wegfall; es wird die Maschine etwa 23cm niedriger und um 20 Proc. billiger.
                           
                              E. L.
                              
                           
                        
                           Verfahren zur Trockenlegung feuchter Wände.
                           Nach J. Leber in Wiesbaden (D. R. P. Nr. 4101 vom 7.
                                 									Juni 1878) wird zunächst der alte Putz von der Wand und aus den Mauerfugen entfernt,
                              									dann werden die Fugen mit Schlackenwolle gefüllt. Nun werden Platten hergestellt aus
                              									3 Th. Galipotharz, 2 Th. Goudron, 5 Th. Asphalt und 6 Th. Quarzsand, deren glatte
                              									Flächen mit einem Lack aus 2 Th. Terpentinöl, 1 Th. Schellack und 4 Th. Weingeist
                              									bestrichen, dann mit scharfkörnigem Sande bestreut werden, während die Platten mit
                              									der rauhen Fläche an die Mauer befestigt werden mit einem Mörtel aus 4 Th. Sand, 2
                              									Th. hydraulischem Kalk und 1 Th. Portlandcement. Die etwa 3mm weiten Fugen werden verschlossen mit einem Kitt
                              									aus 6 Th. Harz, 1 Th. Asphalt und 2 Th. Kalkstaub, dann mit dem bereits erwähnten
                              									Firniſs überstrichen und ebenfalls mit Sand bestreut, auf welchem nun der Verputz
                              									gut haftet.
                           
                        
                           Magnetischer Aufbereitungsapparat für Erze.
                           Bei der Verwendung von Magneten zur Trennung des Magneteisenerzes, metallischen
                              									Eisens u. dgl. von den mit ihnen verunreinigten, fein zertheilten Erzen oder
                              									Metallen macht sich stets der Uebelstand geltend, daſs durch die anhängenden
                              									Eisentheilchen am Magneten sich ein Bart bildet, welcher von dem zu reinigenden Erz
                              									oder Metall Theile mit sich nimmt, welche beim Abstreichen unter das Eisen kommen
                              									und dadurch verloren gehen. Diesem Uebelstande hofft O.
                                    										Wassermann in Kalk bei Köln (* D. R. P. Nr. 3749 vom 25. Juni 1878) dadurch
                              									möglichst abzuhelfen, daſs er ein System von hölzernen Rollen mit darauf befestigten
                              									Magneten in der Weise zusammenstellt, daſs ein breites Lederband ohne Ende das
                              									Gemenge der ersten Magneten rolle zuführt; das von dieser während der Umdrehung
                              									ausgezogene Eisen wird durch eine Bürste auf ein zweites Band ohne Ende
                              									abgestrichen, von einer zweiten Magnetenrolle durchgangen u.s.w., so daſs auf jedem
                              									der folgenden Lederbänder noch einige der vom Eisen mechanisch fortgerissenen Erz-
                              									oder Metall theile liegen bleiben und für den ferneren Gebrauch gewonnen werden.
                           
                        
                           
                           Edison's kurzschlieſsende und Condensator-Telephone.
                           In einem längern Artikel im Engineer, 1878 Bd. 46 S. 415
                              									und 425 werden eine Anzahl telephonischer und akustischer Versuche Edison's besprochen. Darunter sind auſser den in der
                              									Ueberschrift genannten Telephonen verschiedene Mikrophone, ferner Telephone, in
                              									denen ein vom Strome durchlaufener und durch mechanische Einwirkung beim Sprechen
                              									seine Form und dadurch seinen Widerstand ändernder Quecksilbertropfen dabei die
                              									Stärke des Stromes ändert, dem ein empfangendes Telephon, in welchem ein
                              									Quecksilbertropfen in einer mit einer leitenden Flüssigkeit gefüllten U-Röhre mit
                              									der wechselnden Stärke des ihn durchlaufenden Stromes seine Gestalt ändert, die
                              									Flüssigkeit und durch einen auf ihr ruhenden Schwimmer das Diaphragma in tönende
                              									Schwingungen versetzt; desgleichen einen Telephonograph, d.h. eine Verbindung des
                              									Telephons mit dem Phonograph (August 1877); ein in ein Telephon umgewandelter
                              									Motograph (vgl. 1874 214 255), ein Tasimeter (vgl. 1878
                              										229 266) und ein Aerophon, bei welchem (abweichend
                              									von dem bereits 1878 229 265 erwähnten) die durch das
                              									Sprechen in Schwingungen versetzte Platte ein kurzes Rohrstück auf und nieder bewegt
                              									und durch dieses hindurch nach Art eines Dampfschiebers verdichtete Luft abwechselnd
                              									in zwei Röhren ein- und wieder austreten läſst, auf diese Weise aber einen Kolben in
                              									einem Cylinder hin und her bewegt, so daſs die Kolbenstange ein groſses Diaphragma
                              									mit daran sitzendem Schallrohre in tönende Schwingungen versetzt.
                           In den kurzschlieſsenden Telephonen stellt das
                              									schwingende Diaphragma je nach der Amplitude der Schwingungen einen kurzen Schluſs
                              									zu gröſseren oder kleineren Widerständen her und schaltet diese so aus dem
                              									Stromkreise aus. Bei einem (im März 1877 angegebenen) Sender z.B. legt das
                              									Diaphragma einen mit ihm verbundenen Metallhebel mit einem gröſseren oder kleineren
                              									Theile seiner Länge auf einen carbonisirten Seidenstreifen nieder; Hebel und
                              									Streifen aber liegen in dem primären Stromkreise einer Inductionsspule. Bei einem
                              									andern (August 1877) ist ein blanker Draht in eine schraubenförmige Nuth eines
                              									Holzcylinders gewickelt und ebenfalls in den primären Kreis eines Inductors
                              									eingeschaltet, an dem Diaphragma aber sitzt ein elliptischer federnder Metallring,
                              									welcher um so mehr Drahtwindungen berührt und kurz schlieſst, je mehr ihn das
                              									schwingende Diaphragma platt drückt. Bei einer im November 1877 angegebenen Form
                              									liegen die Windungen des schraubenförmig gewundenen Drahtes parallel zum Diaphragma
                              									und werden durch dieses mehr oder weniger mit einander zur Berührung gebracht; am
                              									einfachsten bildet dabei der Draht gleich die primäre Spule des Inductors.
                           Bei den Condensator-Telephonen wechselt nicht die Stärke
                              									eines elektrischen Stromes, sondern die Ladung eines Condensators. Solche Telephone
                              									wurden im Februar und December 1877 mit Erfolg probirt. Bei dem ersteren ist die
                              									runde Kammer, in welche durch das Mundstück gesprochen wird, durch (12) Platten
                              									abgeschlossen, die unter sich und mit der Erde in leitende Verbindung gesetzt sind;
                              									jeder Platte steht eine andere gegenüber, welche am Ende einer Stellschraube sitzt;
                              									auch diese Platten sind unter sich verbunden und an den einen Batteriepol gelegt,
                              									während der andere Pol an der Telephonleitung liegt. Beim Sprechen schwingen die
                              									ersteren Platten und es ändert sich dabei ihr Abstand von den letztern und die
                              									statische Capacität der letztern, daher auch die Ladung der Leitung. Bei der spätem
                              									Form sind die Platten ganz wie bei einem gewöhnlichen Blätter-Condensator angeordnet
                              									und mittels einer Stellschraube in dem Rahmen einem gewissen Drucke ausgesetzt; das
                              									mit der einen Endplatte verbundene Diaphragma ändert bei seinem Schwingen den
                              									Abstand der Platten von einander, dadurch aber ihre statische Ladung und die
                              									elektrische Spannung in der Leitung.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Flüssige Cyan- und Chlorsalze im Hohofen.
                           Der Holzkohlen-Hohofen zu Alsó-Sajó in Ungarn wird mit Spatheisensteinen und etwas
                              									Brauneisenstein beschickt und producirt abwechselnd Spiegel- und weiſsstrahliges Roheisen.
                              									Seine Zustellung mit geschlossener Brust erfolgte im J. 1874 nach nebenstehender
                              									Skizze. Er hat zwei Formen von 92mm Durchmesser,
                              									Windpressung 33mm, eine Windtemperatur von 400 bis
                              									450°, Wochenproduction von 80t und einen
                              									Kohlenverbrauch 70k für 100k Eisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 232, S. 187
                              
                           Dieser Ofen zeigt, namentlich dann, wenn er gewöhnliches weiſses Eisen liefert, also
                              									bei verhältniſsmäſsig niedriger Temperatur, die eigentümliche Erscheinung, daſs aus
                              									dem Schlackenstich, unmittelbar bevor die Schlacke losgelassen wird, häufig flüssige
                              
                              									Salzmassen unter Ausscheidung bedeutenden Qualmes entweichen. Die flieſsende
                              									Schlacke selbst zeichnet sich in diesem Falle ebenfalls dadurch aus, daſs sie an
                              									ihrer Oberfläche Rauch ausstöſst und im Inneren der erstarrten Rinde Bildungen
                              									eigenthümlicher Art erzeugt., Die chemische Analyse der erstarrten Salzausflüsse,
                              									welche eine blaugraue Farbe haben, im Wasser leicht löslich sind, stark ätzen und
                              									nach Blausäure riechen, ergab folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kalium
                                   19,40
                                 
                              
                                 Natrium
                                     0,25
                                 
                              
                                 Eisen
                                     6,34
                                 
                              
                                 Cyan
                                     7,25
                                 
                              
                                 Chlor
                                     8,65
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                     0,52
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                     0,06
                                 
                              
                                 Unlösliche Bestandtheile
                                   42,08
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                     1,52
                                 
                              
                                 Kohlensäure und Verlust
                                   13,93
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Aus dem Verhalten der Salzlösung nach längerem Stehen ist anzunehmen, daſs das Chlor
                              									mit Kalium, Cyan zunächst mit Eisen und nur der etwaige Ueberschuſs mit Kalium in
                              									Verbindung sei. Wir haben es demnach mit einer Verbindung von Chlorkalium,
                              									Cyankalium, Cyaneisen, kohlensaurem Kali (letzteres ist wahrscheinlich durch
                              									Zersetzung von Cyankalium entstanden), schwefelsaurem Kali und kieselsaurem Kali zu
                              									thun. Die Formel für die Cyanverbindungen berechnet sich, wenn man die
                              									gleichwertigen Elemente Chlor und Cyan in dem Doppelsalz einander vertretend
                              									voraussetzt, abgerundet: K2,Fe(Cy,Cl)2. Es muſs hervorgehoben werden, daſs der Hohofen,
                              									als sich obige Bildungen zeigten, im Gestell schon ziemlich weit ausgefressen war,
                              									und daſs sich dort, in Höhe der Formen und darüber, Ansätze aus Kohlenstaub und
                              									erstarrter Schlacke gebildet haben, die wahrscheinlich in Folge ihrer porösen
                              									Beschaffenheit und unter dem abkühlenden Einfluſs der dünnen Gestellwand, eine
                              									Condensation der in Rede stehenden Salze möglich machten. Die Ausscheidung
                              									ruſsartiger Kohlentheilchen in den Spalten der Getellwände ausgeblasener Hohöfen
                              									dürfte gleichfalls ihre Ursache in der Zersetzung von Cyansalzen haben. In Folge der
                              									leichten Zersetzbarkeit solcher Verbindungen ist es oft schwierig, dieselben in der
                              									Hohofenschlacke nachzuweisen- da indessen in der Regel bei Rohgang ein
                              									auſserordentlich starkes Qualmen der Schlacke stattfindet, so ist man wohl
                              									berechtigt anzunehmen, daſs auch in diesem Falle ähnliche Ausscheidungen
                              									stattfinden, wie oben erwähnt, und ist es deshalb von allgemeinem Interesse, in
                              									solchen Fällen möglichst frische Proben einer Prüfung zu unterziehen. (Nach A. v. Kerpely in der Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereines für Steiermark und
                                 										Kärnten, 1878 S. 199.)
                           
                              –r.
                              
                           
                        
                           Zum Raffiniren von Kupfer.
                           H. Hesse in Olpe (* D. R. P. Nr. 3993 vom 9. Juli 1878)
                              									will raffinirtes Kupfer im Flammofen in bekannter Weise unter einer Holzkohlendecke
                              									so lange mittels grüner Baumstangen umrühren, bis das sogen. Ueberpolen eintritt,
                              										das Kupferoxydul
                              									somit völlig entfernt ist. Nun wird das sehr warm gefeuerte Kupfer in eine mit Lehm
                              									ausgeschlagene Form gegossen, diese bedeckt und durch den freibleibenden Raum in
                              									derselben so lange Kohlensäure geleitet, bis das Kupfer völlig erkaltet ist. Durch
                              									diese Behandlung sollen die vom Kupfer absorbirten Gase ausgetrieben, namentlich
                              									auch die Schwefligsäure, somit auch das Steigen des Kupfers vermieden werden. So
                              									behandeltes Kupfer soll sich durch Weichheit, Zähigkeit und Dichte auszeichnen.
                           
                        
                           Ueber Sprengstoffe.
                           Nach J. E. Hütter in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 3867 vom
                                 									25. Juni 1878) wird Schieſsbaumwolle mittels schwerer Walzen und einem verticalen
                              									Mahlgange gepulvert, dann mit Ammoniak und Natron haltigem Wasser auf etwa 110°
                              									erhitzt und schlieſslich ausgewaschen. Nun wird sie mit gleichen Theilen
                              									salpetersaurem Barium gemischt und zu Patronen gepreſst, welche nach dem Trocknen
                              									mit Paraffin überzogen werden.
                           Die Dynamit-Actiengesellschaft, vormals A. Nobel und
                                    										Comp. in Hamburg (D. R. P. Nr. 4410 vom 2. Juli 1878) verwandelt die zur
                              									Herstellung von Schieſswolle zu verwendende Pflanzenfaser in ein mehlfeines Pulver
                              									durch Behandlung vor der Nitrirung mit verdünnter Schwefelsäure oder einer
                              									Chlorzinklösung.
                           F. Mann in Koroil Creek, Australien (D. R. P. Nr. 4220
                                 									vom 28. Mai 1878) schlägt vor, das Glycerin in bekannter Weise durch rauchende
                              									Salpetersäure und Schwefelsäure zu nitriren, das erhaltene Gemisch dann aber durch
                              									eine Eismischung so weit abzukühlen, daſs das Nitroglycerin auskrystallisirt. Durch
                              									einen gewöhnlichen Schleuderapparat wird nun das krystallisirte Nitroglycerin von
                              									der Säure getrennt, dann in Wasser gebracht, in welchem es schmilzt und zu Boden
                              									sinkt. Um die Säure wieder verwerthen zu können, wird sie in einem Destillirapparat
                              									mit überhitztem Wasserdampf und dann mit heiſser Luft behandelt, bis keine rothen
                              									Dämpfe mehr entweichen.
                           R. Cahuc in Toulouse (Englisches Patent Nr. 4732 vom 12.
                              									December 1877) mischt 70 Th. Salpeter, 12 Th. Schwefel, 5 Th. Ruſs, 13 Th. Sägespäne
                              									oder Lohe und 2 Th. Eisenvitriol, erhitzt bis zum Schmelzen des Salpeters und rührt
                              									bis zum Erkalten – falls bis dahin die Masse nicht explodirt sein sollte.
                           Eine kurze Zusammenstellung der bis jetzt vorgeschlagenen Sprengstoffe gibt Ch. Rice im Scientific American
                                 										Supplement, 1878 S. 2329, auf welche hiermit verwiesen wird.
                           
                        
                           Kühlapparat für Luft und Wasser.
                           F. Littmann in Halle (* D. R. P. Nr. 3722 vom 20. Juni
                                 									1878) leitet die abzukühlende Luft zunächst durch 3 Behälter mit Chlorcalcium, um
                              									sie zu trocknen, und dann durch Röhren, die mittels einer in einer Eismaschine
                              									gekühlten Chlorcalciumlösung kalt gehalten werden. Der letztere Theil des Apparates
                              									soll auch zum Kühlen von Wasser verwendet werden.
                           
                        
                           Reinigung von Luft.
                           Um ausgeathmete Luft für den Athmungsproceſs wieder tauglich zu machen, soll sie nach
                              									dem etwas absonderlichen Vorschlage von L. Löwenthal in
                              									London (* D. R. P. Nr. 4046 vom 11. Januar 1878) durch Kalkwasser oder Natronlauge,
                              									dann durch Knochenkohle, Holzkohle und Koke geleitet werden. Die Kohle soll den zum
                              									Athmen erforderlichen Sauerstoff abgeben, welchen sie vorher an der Luft absorbirt
                              									hatte.
                           
                        
                           Herstellung eines Nahrungsmittels aus Reismehl.
                           G. Lockie in London (D. R. P. Nr. 4119 vom 9. März 1878)
                              									will enthülsten Reis einweichen, dann mit reinem Wasser waschen, trocknen und
                              									mahlen. Das erhaltene Mehl soll für sich, oder mit Linsenmehl gemischt, ein sehr
                              									gutes Nahrungsmittel für Kinder und Kranke geben.
                           
                        
                           
                           Verfahren, Bier kalt zu hopfen.
                           Um das ätherische Oel des Hopfens, welches bei dem jetzt üblichen Kochen verloren
                              									geht, im Bier zurückzuhalten, schlägt J. Hodson in
                              									London (D. R. P. Nr. 3583 vom 28. Mai 1878) vor, das Bier während oder nach der
                              									Gährung durch Hopfen hindurchzupressen, die dadurch nicht gelösten Bestandtheile des
                              									Hopfens aber in gewöhnlicher Weise durch Kochen zu gewinnen.
                           
                        
                           Conserviren von Hefe.
                           Um Hefe rasch auszutrocknen, empfiehlt F. Reichenkron in
                              									Charlottenburg (* D. R. P. Nr. 3873 vom 22. Januar 1878), dieselbe mit einem einer
                              									Ziegelpresse ähnlichen Apparat, dessen Mundstück von einem Siebboden gebildet wird,
                              									in dünne Fäden zu pressen und diese erst an der Luft, dann bei 25° rasch zu
                              									trocknen. Die so conservirte Hefe soll gleichzeitig mit eingedickter Bierwürze in
                              									tropische Gegenden verschickt werden, um zur Herstellung von Bier verwendbar zu
                              									sein.
                           
                        
                           Ueber das Absorptionsvermögen der Ackererde.
                           Nach den Versuchen von J. M. v. Bemmelen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1878 S.
                              									2228) ist die Bodenabsorption keine sogenannte physikalische Erscheinung, sondern
                              									eine chemische. Aus Lösungen von Salzen mit starken Säuren wird das basische Oxyd
                              									unter chemischem Austausch mit den basischen Silicaten der Erde absorbirt, und die
                              									Gröſse dieser Absorption ist von der Menge der absorbirenden Substanz, sowie von der
                              									Concentration und der Temperatur der Salzlösung abhängig. Findet Absorption ohne
                              									Austausch statt, wie aus Lösungen von freien Alkalien oder deren Salzen mit
                              									schwachen Säuren, so ist es die hydratische Kieselsäure, welche nach denselben
                              									Gesetzen sehr unbeständige unlösliche Verbindungen bildet.
                           
                        
                           Zur Abfallverwerthung.
                           L. Riſsmüller und H.
                                    										Wiesinger in Göttingen (D. R. P. 2268 vom 24. Februar 1878) schlagen vor,
                              									in eine auf 100° erwärmte Kalkmilch aus 4k Kalk
                              									und 200 bis 300k Wasser 50k Lumpen einzutragen. Nach 50 bis 60 Minuten
                              									werden dieselben herausgenommen und getrocknet; die stickstoffhaltigen Fasern werden
                              									jetzt leicht durch irgend welche mechanische Mittel in ein feines Pulver verwandelt,
                              									die zurückbleibende Pflanzenfaser zur Papierfabrikation verwendet.
                           E. Charbonneaux in Reims (* D. R. P. Nr. 2963 vom 26.
                                 									Februar 1878) läſst zur Wiedergewinnung der Schlichte u. dgl. die Garne und Gewebe
                              									durch drei treppenförmig über einander aufgestellte Apparate mit Wasser von 60°
                              									hindurchgehen. Ist die Flüssigkeit im unteren Behälter, durch welchen die Stoffe
                              									zuerst hindurchgehen, hinreichend gesättigt, so wird sie eingedampft, während der
                              									Behälter aus dem höher liegenden wieder mit minder concentrirter Flüssigkeit gefüllt
                              									wird. Die so von Leim und Schlichte gereinigten Stoffe werden dann in bekannter
                              									Weise entfettet. In gleicher Weise sollen die carbonisirten Stoffe zur
                              									Wiedergewinnung des Chloraluminiums oder der Säuren behandelt werden.
                           
                        
                           Das Baumwollsaatöl.
                           Im J. 1785 wurde von der Society for Encouragement of Art and
                                 										Industry in London ein Preis ausgesetzt für das Extrahiren des Oeles aus
                              									egyptischen Baumwollsamen und bereits im genannten Jahre befand sich auf der
                              									Industrieausstellung in Edinburg ein Muster gereinigten Baumwollsaatöles, das von
                              									einem Marseiller, de Germiny, ausgestellt war. Zu einer
                              									fabrikmaſsigen Verarbeitung von Baumwollsamen kam es jedoch damals noch nicht; es
                              									verging vielmehr fast noch ein halbes Jahrhundert, bis die
                              									Baumwollsaatöl-Fabrikation ein wirklicher Industriezweig wurde. Heute wird diese
                              									Fabrikation in ausgedehnter Weise in England, Frankreich und Nordamerika betrieben.
                              									In den Vereinigten Staaten hat die Baumwollsaatöl-Industrie bereits einen Umsatz von
                              										etwa 28 Millionen
                              									Dollars aufzuweisen. Unsere deutschen Oelmüller haben sich noch nicht zur
                              									Fabrikation dieses Oeles entschlieſsen können, obwohl die Einfuhr desselben bei uns
                              									eine sehr bedeutende ist Man stöſst sich an dem schwierigen Absatz der Kuchen; aber
                              									in dieser Beziehung sind Frankreich und Amerika nicht besser daran als wir; sie
                              									müssen auch beide den Absatz für ihre Kuchen in England suchen.
                           Unter den verschiedenen Sorten Baumwollsamen ist zur Oelgewinnung die
                              									Sea-Island-Wolle die beste; nächstdem kommen die Samen der egyptischen und der
                              									nordamerikanischen Baumwolle. England und Frankreich verarbeiten hauptsächlich
                              									egyptische Saat. Die Gewinnung des Oeles geschieht allgemein durch Ausschlagen. Das
                              									Verfahren ist nur dadurch umständlicher wie bei andern Oelfrüchten, daſs man die
                              									Samen vor der eigentlichen Oelgewinnung noch von daran festsitzender Baumwolle
                              									befreien muſs. Eine sehr eingehende Schilderung der Baumwollsaatöl-Fabrikation, wie
                              									sie in Amerika betrieben wird, gibt C. Wiedemann in der
                              										Neuen Wochenschrift für den Oel- und
                                 										Fettwaarenhandel, 1878 S. 216 ff., welcher längere Zeit technischer Leiter
                              									einer einschlägigen Fabrik in Amerika war; wir wollen aus dieser Abhandlung das
                              									Wesentlichste hier mittheilen in Anbetracht der groſsen Bedeutung, welche das
                              									Baumwollsamenöl jetzt für verschiedene Industriezweige erlangt hat.
                           Die Saat, welche in Säcken in die Fabrik gelangt, wird hier ausgeschüttet und öfter
                              									mit hölzernen Schaufeln umgearbeitet; letzteres geschieht, um die Erhitzung zu
                              									vermeiden, wozu die Saat sehr geneigt ist. Vor der Verarbeitung geht sie, um sie von
                              									anhängenden Unreinigkeiten zu säubern, durch eine mit feinem Metallgewebe ausgelegte
                              									Trommel. Da sich häufig Nägel in der Saat befinden, so wird ein kräftiger Magnet mit
                              									in die Trommel gelegt. Von der letztern fällt die Saat in eine Rinne, durch welche
                              									sie zu den Maschinen gelangt, welche die der Saat noch anhängenden Baumwollflocken
                              									abnehmen. Die so gereinigte Saat kommt dann auf die Schälmaschine, welche die
                              									auſsere Hülse entfernt; dann gelangen Schale und Kern vermischt in die
                              									Gebläsemaschine, in welcher ein kräftiger Luftstrom die Hülsen fortführt. Die Kerne
                              									kommen sodann in ein Walzwerk, welches aus zwei glatten Cylindern besteht von 0m,75 Länge und 0m,20 Durchmesser, die sich in der Minute 40 bis 50 Mal umdrehen, und
                              									täglich 264k Kerne zu Mehl verarbeitet; zum
                              									Betriebe eines solchen Walzwerkes ist 1e
                              									erforderlich.
                           Kalt gepreſst, gibt die Baumwollsaat ein sehr gutes Speiseöl; doch ist in Amerika
                              									meist nur warme Pressung im Gebrauch. In den Wärmeapparaten, welche durch Dampf
                              									geheizt werden, wird das Saatmehl während 15 bis 20 Minuten auf 96 bis 102° erwärmt.
                              									Hierauf kommt es in die Preſssäcke aus starkem wollenem Kammgarn; diese werden dann
                              									von Seigetüchern aus Pferdehaar umschlossen. Zum Auspressen dienen hydraulische
                              									Pressen; um gute Resultate zu erzielen, muſs nach Wiedemann der Druck derselben 6at
                              									betragen. Die Pressen werden 20 Minuten auf ihrem höchsten Druck gehalten. Die
                              									Kuchen dürfen die Dicke von 15mm und das Gewicht
                              									von 3,5 bis 4k nicht überschreiten. Aus 1000k amerikanischer Baumwollsaat erhält man
                              									durchschnittlich: 489k,5 Hülsen, 10k,5 Baumwollfasern, 365k Kuchen und 135k Oel.
                           Das rohe Baumwollsaatöl hat eine schmutziggelbe bis röthliche Farbe, bei 16° 0,93 sp.
                              									G. und erstarrt bei 2 bis 3°; das raffinirte Oel ist von strohgelber Farbe und hat
                              									0,926 sp. G. bei 16°. Das rohe Oel dient in der Seifenfabrikation, zu Schmierzwecken
                              									und als Ersatz des Leinöles, mit dem es in vieler Beziehung Aehnlichkeit hat; das
                              									raffinirte als Brennöl, als Speiseöl und besonders zur Verfälschung von Olivenöl,
                              									dem es in Geruch und Geschmack fast gleichsteht. – Das Bleichen des Baumwollsaatöl
                              									es ist von A. Adriani (1865 176 233) beschrieben worden.
                           
                              Dte.
                              
                           
                        
                           Ueber die Verwendung von Kautschuköl.
                           L. Danckwerth und R. D.
                                    										Köhler in Petersburg (D. R. P. Nr. 3859 vom 24. April 1878) destilliren
                              									alte Gummiwaaren aus einem Kessel über freiem Feuer mit Hilfe von überhitztem
                              									Wasserdampf und rectificiren das erhaltene Kautschuköl. Die leichter siedenden
                              									Theile desselben werden für sich, oder mit Hanföl oder Leinöl gemischt, zu Firniſs verarbeitet,
                              									das schwere Oel wird mit Schwefel o. dgl. gemischt als Zusatz zu Gummimischlingen
                              
                              									verwendet.
                           
                        
                           Herstellung eines Thonerde-haltigen Schmieröles.
                           P. Huth in Wörmlitz (D. R. P. Nr. 4219 vom 19. Mai 1878)
                              									will gelöste Seife mit schwefelsaurer Thonerde fällen, den Niederschlag sammeln und,
                              									mit 10 bis 15 Procent eines Mineralöles oder Paraffinöles gemischt, als Schmieröl
                              									verwenden, welches selbst bei höchstem Dampfdruck nicht zersetzt werden soll.
                           
                        
                           Analysen von böhmischen Glasröhren für Elementaranalyse; von
                              									J. Konigel-Weisberg.
                           
                              
                                 
                                 NeuereFabrikation
                                 AeltereFabrikation
                                 
                              
                                 SiO2
                                 76,41
                                 75,14
                                 
                              
                                 CaO
                                   9,77
                                 10,63
                                 
                              
                                 Al2O3, Fe2O3
                                   0,89
                                   0,36
                                 
                              
                                 MgO
                                 –
                                   0,22
                                 
                              
                                 K2O
                                 10,96
                                 12,91
                                 
                              
                                 Na2O
                                   1,38
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,41
                                 99,26.
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber die Anfertigung des sog. „Papier ferroprussiate“
                              									und seine Benutzung zum Pausen.
                           D. Townsend gibt im Journal of
                                 										the Franklin Institute, 1879 Bd. 107 S. 111 Vorschriften zur Bereitung der
                              									oben genannten Papiere.
                           Für Zeichnungen in Blau. Man bereitet sich ein Bad
                              									bestehend aus 10 Th. Eisenchlorid, 100 Wasser und 5 Citronensäure oder
                              									Weinsteinsäure und läſst photographisches Rohpapier oder besser Albuminpapier für ½
                              									Minute auf demselben schwimmen. Es muſs dies im Dunkeln geschehen, wie auch das
                              									Trocknen. Die nöthige Belichtungszeit wird am besten durch einige Vorversuche
                              									bestimmt; sie wechselt übrigens in der Sonne von 15 zu 40 Secunden, bei bewölktem
                              									Himmel von 15 bis 20 Minuten. Die Hervorrufung des nur schwach sichtbaren Bildes
                              									findet in einem Bade von 25 Th. gelbem Blutlaugensalz in 100 Th. Wasser statt. Der
                              									Grund kann aufgehellt und die blauen Linien können verstärkt werden, wenn man die
                              									Copie, nachdem sie in einer reichlichen Menge Wassers ausgewaschen worden ist, für
                              									kurze Zeit in schwach mit Salzsäure angesäuertem Wasser (1:100) badet, nochmals
                              									auswässert und trocknet (vgl. 1876 221 87).
                           Für Zeichnungen in Weiſs. Man löst einerseits 1 Th.
                              									citronensaures Eisenoxydammoniak in 4 Th. Wasser, andererseits 1 Th. rothes
                              									Blutlaugensalz in 6 Th. Wasser, gieſst die beiden Lösungen zusammen, bewahrt die
                              									Mischung aber im Dunkeln auf. Townsend sensibilisirt
                              									das Papier durch Bestreichen mittels einem breiten Kameelhaarpinsel, weil dann sehr
                              									wenig hinreiche. Die Exposition dauert länger, als oben angegeben; sie wird indeſs
                              									unterbrochen, wenn die weiſsen Linien fast verschwunden sind und der Grund einen
                              									gräulich-grünen Ton angenommen hat. Entwickelt wird in reinem Wasser, worauf der
                              									Grund schön blau wird. Man kann ihn noch nachdunkeln lassen, wenn man die Copie in
                              									salzsäurehaltiges Wasser legt (5:100); es versteht sich, daſs sie dann wieder
                              									ausgewaschen werden muſs. Wenn man das Papier allein mit citronensaurem
                              									Eisenoxydammoniak zubereitet, so genügt eine Belichtungsdauer von 15 bis 30
                              									Secunden; allerdings muſs sodann mit der rothen Blutlaugensalzlösung hervorgerufen
                              									werden.
                           
                              A. O.
                              
                           
                        
                           Photolithographisches Uebertragungspapier.
                           Nach J. Husnik in Prag (D. R. P. Nr. 3578 vom 10. Mai
                                 									1878) wird das Papier auf einer Seite mit einer 43° warmen Lösung von 1 Th.
                              									Gelatine, 0,01 Th.
                              									Chromalaun und 24 Th. Wasser zweimal getränkt und getrocknet, dann mit einer Lösung
                              									von 1 Th. Eiweiſs und 2 Th. Wasser. Das Chrombad besteht aus 1 Th. Chromsalz, 14 Th.
                              									Wasser und 4 Th. Spiritus, um das Ablösen der Eiweiſsschicht zu verhüten (vgl. 1878
                              										229 396). Die Umdruckfarbe wird aus 20 Th. feinster
                              									Buchdruckerschwärze, 50 Th. Wachs, 40 Th. Talg, 35 Th. Colophonium, 210 Th.
                              									Terpentingeist und 30 Th. feinstes Berlinerblau hergestellt (vgl. 1879 231 351).
                           
                        
                           Zur Herstellung von Collodium.
                           Um jede Gefahr beim Versenden von Collodiumwolle auszuschlieſsen, löst E. Schering in Berlin (D. R. P. Nr. 2660 vom 7. April
                                 									1878) reine, säurefreie Collodiumwolle (Celloïdin genannt) in Aetheralkohol und
                              									destillirt dann den Aether wieder ab. Die zurückbleibende gallertige Masse wird in
                              									Stücke geschnitten, die angezündet ruhig abbrennen. Zum Gebrauch werden sie leicht
                              									in Aetheralkohol gelöst.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Wandgemälden.
                           A. Keim in Augsburg (D. R. P. Nr. 4315 vom 10. August
                                 									1878) schlägt vor, die Mauer zur Aufnahme des Wandgemäldes mit einem Mörtel aus
                              									Sand, Kalk, Bimssteinpulver und frisch gefälltem Magnesiahydrat zu verputzen, dann 3
                              									bis 4 Mal mit Doppelwasserglas zu bestreichen.
                           Die Farben werden mit Kieselsäure, Magnesia- oder Thonerdehydrat gemischt, unter
                              									Umständen auch mit Glycerin und etwas Aetzkali verrieben. Zur Fixirung des Gemäldes
                              									wird dasselbe einige Mal mit einer Flüssigkeit getränkt, welche durch Erhitzen von
                              									150 Th. Kieselsäure, 200 Th. Marmor und 500 Th. Kaliwasserglas mit
                              									Ammoniakflüssigkeit und Absetzenlassen hergestellt wurde.
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung der Amidoazobenzol-Sulfosäuren und
                              									deren Homologen.
                           Die gelbfärbenden Salze des Amidoazobenzols waren bisher in der praktischen Färberei
                              									nicht verwendbar, weil sie sich in wässerigen Lösungen zersetzen und beim Dämpfen
                              									der damit gefärbten oder bedruckten Faserstoffe zum groſsen Theil wieder
                              									wegsublimiren. F. Gräſsler in Cannstatt (* D. R. P. Nr.
                                 									4186 vom 12. Mai 1878) hat nun gefunden, daſs die entsprechenden Sulfosäuren von
                              
                              									diesen Fehlern frei sind. Zur Herstellung derselben wird 1 Th. Amidoazobenzol mit 3
                              									bis 5 Theilen stark rauchendem Vitriolöl bei höchstens 100° behandelt, ausgewaschen,
                              									neutralisirt, in Alkali gelöst und zur Trockne verdampft, oder in Teigform in den
                              									Handel gebracht.
                           Das Amidoazobenzol C12H9.NH2.N2
                              									wird dadurch erhalten, daſs man 2 Th. Anilin oder Anilinchlorhydrat mit 1 Theil in
                              									Wasser gelöstem Natriumnitrit allmälig mischt, so daſs die Temperatur nicht über 50
                              									bis 60° hinausgeht. Das Gemisch bleibt so lange stehen, bis das entstandene Product
                              									mit Säuren Salze bildet, somit Amidoazobenzol statt des sich nicht direct mit Säuren
                              									verbindenden Diazoamidobenzols (C6H5)N2.NH(C6H5) gebildet hat.
                              									Das Product wird nun mit überschüssiger Salzsäure und dann mit Wasser versetzt, das
                              									in Lösung gehende Anilin wiedergewonnen, das sich ausscheidende salzsaure
                              									Amidoazobenzol getrocknet. In gleicher Weise wird flüssiges Toluidin in
                              									Amidoazotoluol übergeführt.
                           Beim Färben im schwachsauren Bade gibt Amidoazobenzol-Sulfosäure canariengelbe,
                              									Amidoazotoluol-Sulfosäure gelbe, ins Orange ziehende Töne, ferner erstere mit Blau
                              									gemischt grüne, letztere mit Roth gemischt gelblichrothe Farben.