| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 169 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Barbe und Pétry's Wasserrohrkessel.
                           In dem Berichte über den von der Firma Barbe, Pétry und
                                 										Comp. zu Molenbeek bei Brüssel ausgestellten Dampfkessel, System Barbe (* 1879 231 405), habe
                              									ich als Patentinhaber folgende Gegenbemerkungen zu machen.
                           Zuerst behauptet der Verfasser, das Einsetzen der Röhren sei viel schwieriger wie bei
                              									den gewöhnlichen Röhrenkesseln, während dies doch in keiner Weise der Fall ist. Bei
                              									den Barbe'schen Kesseln wird der obere cylindrische
                              									Kessel durch drei rechteckige Kästen getragen, welche durch zwei Rohrenbundel mit
                              									einander verbunden sind. Diese Röhren aber werden mit der gröſsten Leichtigkeit
                              									eingezogen, weil die Deckel der beiden Endkästen nicht aufgenietet, sondern
                              									aufgeschraubt sind, während der mittlere Kasten bei einer Breite von 560mm sicherlich hinreichenden Raum zum Verstemmen
                              									der Röhren bietet, da beispielshalber bei Schiffskesseln dieser Zwischenraum nur
                              										500mm beträgt. Worin soll also die gerügte
                              									Schwierigkeit des Röhren-Einsetzens zu suchen zu sein?
                           Die weitere Behauptung, das Reinigen der Röhren sei beim. Barbe'schen Kessel fast unmöglich, kann nur auf Grund einer
                              									oberflächlichen Betrachtung des Kessels gefallen sein, da es zu einer gründlichen
                              									und mühelosen Reinigung der Röhren genügt, die Deckel der Endkästen loszuschrauben,
                              									was mittels besonderer Werkzeuge in kurzer Zeit geschehen kann. Es ist jedoch nicht
                              									nöthig, die Röhren einer häufigen Reinigung zu unterwerfen, da in Folge des raschen
                              									Wasserumlaufes, welcher durch die Neigung der Röhren noch erleichtert wird, ein
                              									Festsetzen von Niederschlägen in den Röhren fast unmöglich ist. Der ganze
                              									Niederschlag findet vielmehr fast ausschlieſslich in dem mittleren, deshalb auch
                              									tiefer angelegten Kasten statt, und zwar in Form von losem Schlamm, welcher mit der
                              									gröſsten Leichtigkeit entfernt werden kann.
                           Wenn der Verfasser ferner die rechteckige Form der Kästen als eine schwierig
                              									herzustellende kritisirt, so mag er Recht haben, insofern er hierbei die veralteten
                              									Kesselschmieden im Auge hat, bei denen das Facon schmieden eine fast unbekannte
                              									Sache ist; gut eingerichtete Kesselfabriken aber, welche sich – wie die meinige –
                              									mit Herstellung von Locomotiv- und Schiffskesseln, letztere bis zu 4 und 5m Durchmesser, befassen, werden auch nicht die
                              									geringste Schwierigkeit darin finden, rechteckige Kästen mit Seiten wänden von 1,20
                              									oder 2m Länge zu construiren.
                           Dasselbe gilt für den Einwand, daſs das Barbe'sche
                              									Kesselsystem sich nicht für hohe Dampfspannung eigne, weil die rechteckigen Kästen
                              									nicht mit den erforderlichen Versteifungen versehen werden könnten. Ist es dem
                              									Verfasser entgangen, daſs die Kästen des in Paris ausgestellten Kessels sowohl mit
                              									Winkel wie Anker ausgerüstet waren, oder bieten die geraden Flächen dieser Kästen
                              									mehr Gefahr wie die viel gröſseren geraden Flächen der Schiffskessel?
                           Die Schluſsfolgerung des Verfassers: „Es scheint uns, daſs mit diesem
                                 										Kesselsysteme günstige Resultate nicht zu erzielen sind“, kann angesichts
                              									der vorstehend angeführten Voraussetzungen nicht überraschen, wird aber am besten
                              									durch die Thatsache widerlegt, daſs diese Kessel überall, wo sie zur Anwendung kamen
                              									den gröſsten Beifall gefunden haben, wie ich dies durch einige dreiſsig Zeugnisse
                              									von belgischen und holländischen Fabrikanten belegen kann. Zudem ist das Barbe'sche Kesselsystem vollständig rationell und will
                              									ich dem Referenten nicht bestreiten, daſs solches einige Analogie mit den sogen.
                              									Bouilleurkesseln habe, obgleich es diesen gegenüber einerseits ein Kohlenersparniſs
                              									von 30 bis 40 Proc. bietet, während es andererseits nicht den Nachtheil hat, daſs
                              									sich Bleche und Vernietungen direct über dem Feuer befinden. Diese leiden, wie es
                              									allen Besitzern von Bouilleurkesseln hinreichend bekannt sein dürfte, durch die
                              									fortwährenden Dilatationen auſserordentlich.
                           Da bei dem Barbe'schen System das groſse Siederohr (oder
                              									Bouilleur) durch eine Menge enger gezogener Röhren ersetzt ist, müſs die auf dem
                              									Roste entwickelte Wärmemenge viel besser ausgenutzt werden, und ist denn auch durch
                              									zahlreiche Versuche an verschiedenen Kesseln dieses Systemes ein Nutzeffect von 8
                              									bis 10k trockenen Dampfes für 1k verbrannter Kohle festgestellt worden.
                           Luttich, Juni 1879.
                           E. Pétry-Chaudoir.
                           Anschlieſsend an vorstehende Bemerkungen geben wir gern zu, daſs im Vergleich zu den
                              									meisten gegenwärtig gebrauchten Schiffskesseln das Barbe'sche Kesselsystem keine auſsergewöhnlichen Schwierigkeiten der
                              									Construction und Instandhaltung bietet; ob aber dieses Beispiel auch für
                              									Stabilkessel maſsgebend werden soll, mag doch noch fraglich erscheinen.
                           Selbstverständlich wird dieser Kessel, sowie alle Röhrenkessel, ausgezeichnete
                              									Verdampfung liefern – auf wie lange, hängt von der Reinheit des Wassers, der
                              									Sorgfalt der Wartung und der Güte der Ausführung ab und fallen hier diese Factoren
                              									jedenfalls mehr ins Gewicht als bei vielen anderen Röhrenkesseln.
                           
                              M–M.
                              
                           
                        
                           
                           Cohnfeld's selbstthätiger Kesselspeiseapparat.
                           Ingenieur R. Bredo macht darauf aufmerksam, „daſs die
                                 										am Schluſse der Beschreibung obigen Apparates (*1879 232 310) ausgesprochene Bemerkung über in Aussicht zu nehmende
                                 										Bedienung mehrerer Kessel durch einen gemeinsamen Apparat unzulässig ist, indem
                                 										sowohl eine von einander abweichende Dampfspannung dieser Kessel ein
                                 										regelmäſsiges Arbeiten des Apparates unmöglich machen würde und ein Ueberdrucken
                                 										des Kesselwassers nach sich ziehen müſste, als auch das Gesetz die directe
                                 										Verbindung des Wasserraumes mehrerer Kessel mit einander verbietet.“
                           Da diese Auffassung nicht im Sinne des Verfassers gelegen war, so sei nachstehend
                              									seine Erwiederung als Berichtigung angefügt: „Wenn ein Cohnfeld'scher Apparat mehrere Kessel speisen soll, so mussen diese
                                 										selbstverständlich gleichen Dampfdruck haben und muſs bei denselben der
                                 										Normalwasserstand in gleichem Niveau liegen. Dieser Fall tritt ein, wenn mehrere
                                 										Kessel zu einer Dampfmaschine gehören und in Folge dessen erstere ihren Dampf in
                                 										ein gemeinsames Dampfsammelrohr abgeben. Die Kessel bilden dann ein System
                                 										communicirender Röhren, für welches die Füllung eines Rohres genügt, um den
                                 										Wasserstand in allen Rohren gleichmäſsig zum Steigen zu bringen. Es bedarf
                                 										weiter keines Beweises, daſs in diesem Falle, den wir allein im Sinne gehabt
                                 										haben, die Speisung mehrerer Kessel durch einen einzigen Apparat sehr gut zu
                                 										bewerkstelligen ist. Solche Anlagen sind von Cohnfeld mehrfach mit Erfolg ausgeführt.“
                           
                        
                           Selbstthätige Feuerbeschickung bei Locomotiven; von A. Focke
                              									in Bernburg.
                           Die Beschickung geschieht hier (*D. R. P. Nr. 5018 vom 10. August 1878) durch zwei
                              									ununterbrochen arbeitende Plungerkolben, welche von Excentern, die auf der hinteren
                              									Maschinenachse oder vorderen Tenderachse aufgekeilt sind, bewegt werden. Dieselben
                              									arbeiten in einem unterhalb des Führerstandes angebrachten Fülltrichter, welcher
                              									durch zwei in der Boxhinterwand angebrachte Ausschnitte mit dem Feuerraum in
                              									Verbindung steht. Durch diese Ausschnitte schieben die Plungerkolben beim
                              									Vorwärtsgang Kohle in den Feuerraum, beim Rückgang sinkt die den Trichter füllende
                              									Kohle nach und ermöglicht so neuerliche Füllung beim nächsten Hub. Soll das
                              									Nachfeuern unterbrochen werden, so wird einfach der Fülltrichter leer gelassen.
                           Von Details ist das Drahtgitter zu erwähnen, welches den Fülltrichter nach oben zu
                              									abschlieſst und so die maximale Korngröſse der Kohle begrenzt – eine Vorsicht,
                              									welche bei dem heut zu Tage auf Locomotiven gefeuerten Kleinmaterial ziemlich
                              									unnöthig ist, Bemerkenswerth ist die schiefe, zur Rohrwand ansteigende Lage des
                              									Rostes; derselbe erhält so die Kohle am tiefsten Punkt, die glühende obere Schicht
                              									wird stets erhalten und eine rationelle Verbrennung ermöglicht.
                           Wir glauben, daſs diese interessante Idee, welche augenscheinlich noch nicht
                              									ausgeführt wurde, alle Beachtung verdient und eines rationellen Versuches wohl werth
                              									ist. (Vgl. 1877 224 223. 225
                              									321.)
                           Wilman.
                           
                        
                           Neue Eisenbahnschwellen aus Glas.
                           Welches Material ist zugleich stark, dauerhaft, der Verwesung nicht ausgesetzt und
                              									den Angriffen der Insekten, sowie klimatischen Einflussen trotzend? – Es ist Glas –
                              									und darum macht H. L. Bucknall in Bayswater, England	(D. R. P. Nr. 5022 vom 6. September 1878) seine Eisenbahnschwellen in mannigfachen
                              									Formen aus gegossenem Glas und nimmt darauf Patente!
                           
                        
                           Elektrische Transmission und elektrische Eisenbahn.
                           Die vor kurzem eröffnete Berliner Gewerbe-Ausstellung hat Gelegenheit zu zwei
                              									Arbeitsübertragungen mittels Elektricität gegeben. Die eine derselben zeigt sich in
                              									Form einer gewöhnlichen Transmission, die andere in Form einer elektrischen
                              									Eisenbahn. In beiden Fällen wird die Arbeit in einer von der Transmission getriebenen
                              										v. Hefner'schen Dynamo-Inductionsmaschine (vgl.
                              									*1875 217 257) in elektrischen Strom umgesetzt und dieser
                              									Strom einer zweiten solchen Inductionsmaschine zugeleitet, welche ihn wieder in
                              									Arbeit umsetzt. Die beiden den Strom liefernden Maschinen stehen in der
                              									Maschinenhalle und sind gleichwie die beiden andern aus der Fabrik von Siemens und Halske in Berlin hervorgegangen.
                           Die elektrische Transmission gleicht übrigens ganz der schon in D. p. J. 1878 221 210
                              									erwähnten. Die den Strom wieder in Arbeit umsetzende Maschine treibt in der
                              									Webereihalle eine Welle, welche sich mit der Haupttriebwelle in der Maschinenhalle
                              									nur in sehr umständlicher Weise durch eine gewöhnliche Transmission würde in
                              									Verbindung bringen lassen.
                           Die elektrische Eisenbahn liegt im Freien und bildet eine mit zahlreichen Krümmungen
                              									von zum Theil sehr kleinem Halbmesser versehene, in sich zurücklaufende Schleife von
                              									etwa 300m Länge. Auf ihr läuft als Locomotive eine
                              									auf einem vierräderigen Rahmen montirte Dynamomaschine, welcher der elektrische
                              									Strom durch eine auf kleinen Holzklötzchen liegende und durch dieselben gegen den
                              									Erdboden genügend isolirte Mittelschiene zugeführt wird, welche in der Mitte
                              									zwischen den beiden Laufschienen des Geleises hinläuft. Die Locomotive zieht drei
                              									kleine Wagen, deren jeder bequem für 6 Personen Platz bietet, oft aber selbst von 8
                              									Personen besetzt wird, da der Zudrang zum Mitfahren unter den Besuchern der
                              									Ausstellung natürlich ein sehr starker ist. Der in der Regel auſser dem Zugführer
                              									mit 18 Personen besetzte Zug braucht etwa 2 Minuten, um die Bahn einmal zu
                              									durchlaufen. Der Zugführer hat seinen Platz auf der Locomotive; mit der einen Hand
                              									gibt er mittels einer Glocke dem Publicum das Zeichen, die Bahn frei zu lassen, in
                              									der andern Hand hat er den Bremshebel und beherrscht so die Bewegung des Zuges. Mit
                              									dem Bremshebel ist ein Ausschalter verbunden, so daſs der elektrische Strom stets
                              									unterbrochen wird, bevor die Bremse auf die Räder zu wirken anfängt. Die Ein- und
                              									Ausschaltung aber besorgt ein mittels des Bremshebels bewegtes treppenförmiges
                              									Metallstück, das mit seinen Stufen mit einer Anzahl von über einander liegenden,
                              									kupfernen Federn in Berührung gebracht werden kann und dadurch einen kürzern oder
                              									längern Theil einer mit in den Stromkreis eingeschalteten schlecht leitenden
                              									Flüssigkeitssäule ausschaltet, also die Stromstärke regulirt. Mit einem verwandten
                              									Regulator der Stromstärke ist auch die elektrische Transmission ausgerüstet.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Tragseil-Anordnung für Winden und Krahne.
                           Einer Mittheilung von Professor Teichmann in Stuttgart
                              									über einen beim Ulmer Münsterbau benutzten Materialaufzug entnehmen wir eine
                              									nachahmenswerthe Neuerung, welche darin besteht, daſs auf bezieh. von der
                              									Seiltrommel zwei Seilstücke in entgegengesetztem Sinne derart laufen, daſs das
                              									auflaufende Seil sich auf den vom ablaufenden eben verlassenen Trommeltheil
                              									aufwindet. Durch diese einfache Anordnung wird gegen die sonst gebräuchlichen die
                              									nöthige Trommellänge auf die Hälfte vermindert, was namentlich für gröſsere
                              									Förderhöhen sehr bequem ist.
                           Sobald der Bau nahezu bis zur Aufstellungshöhe der Winde gediehen ist, läſst sich
                              									dieselbe auch noch ohne Platzänderung bis fast zur doppelten Förderhöhe benutzen,
                              									wenn man das eine Seil in die Höhe und dann über eine Rolle wieder abwärts zur Winde
                              									leitet. Denkt man sich dann vom Boden aus die Last mit dem einen Seil bis zur Winde
                              									gehoben, so kann sie hier an das mittlerweile von oben herabgekommene Seil gehängt
                              									und bis zur vollen Bauhöhe gefördert werden. Das erste Seil gelangt unterdessen
                              									wieder zur Erde, so daſs mit dieser Art der Förderung durchaus keine
                              									Zeitversäumniſs, wohl aber die Zulässigkeit bedeutend geringerer Trommellängen
                              									verknüpft ist.
                           
                              H–s.
                              
                           
                        
                           Neuerung an rotirenden Trockenmaschinen mit Luftzug.
                           Zum Zwecke der bequemen Handhabung und der gröſseren Sicherheit benutzt C. H. Weisbach in Chemnitz (*D. R. P. Nr. 2737 vom 18.
                              									August 1877) durchlochte
                              									Arme. Es bezieht sich diese Erfindung auf solche Garntrockenmaschinen, in welchen
                              									die Strähne diametral zu einer sich drehenden Welle aufgespannt werden (vgl. * 1878 227 537). Dreht man
                              									die letztere und die die Strähne tragenden Kreuze, so trocknet das Garn. Beide
                              									Kreuze sind aus Guſseisen hergestellt und haben acht oder mehr Arme, in welche
                              									Bolzen gesteckt werden, auf die man das Garn ziemlich gut ausgebreitet hatte. Um nun
                              									diese Garnstäbe leicht aus- und einlegen und während des Trocknens auch feststellen
                              									zu können, ist ihre Länge gleich der Kreuzgestellbreite und ist am einen Ende die
                              									Oeffnung im Arme durch ein Schutzblech geschlossen, am anderen Ende aber für das
                              									Ein- und Auslegen des Bolzens zu öffnen. Man zieht das auf dem Arme liegende Blech
                              									so hoch, daſs seine Oeffnungen mit denen des Armes übereinstimmen. Hat man den Stab
                              									eingelegt, so läſst man das Blech los und eine Feder wirken, welche es
                              									herunterdrückt und dadurch alle Oeffnungen schlieſst.
                           
                              E. L.
                              
                           
                        
                           Neuerungen an Cementbedachungen.
                           Nach H. Frühling in Berlin (D. R. P. Nr. 5430 vom 28.
                                 									September 1878) ist die Holz- oder Eisenconstruction des Dachstuhles und die
                              									Verschalung desselben die gleiche als bei einer Deckung mit Schiefer oder Dachpappe.
                              									Diese -Verschalung wird mit getheertem starkem Papier oder Pappe belegt, dann wird
                              									die Dachfläche durch Aufnageln schmaler, der Länge nach im rechten Winkel gebogener
                              									Blechstreifen in Felder von beliebiger Form und Gröſse eingetheilt. Die so durch die
                              									aufrechten Schenkel der Winkelbleche entstehenden flachen Kästen werden mit einer
                              									passenden Mörtelmischung gefüllt; die Füllung wird glatt bis auf die Blechkanten
                              									abgestrichen. Bei einer Mischung von 2 Th. Cement und 3 Th. Sand genügt eine 8 bis
                              										10mm starke Füllung. Durch Verwendung
                              									gefärbter Cemente lassen sich entsprechende Flächenmuster erzielen.
                           
                        
                           Herstellung künstlicher Steinmassen.
                           K. W. Kunis in Reudnitz bei Leipzig (D. R. P. Nr. 5270
                                 									vom 16. August 1878) mischt gebrannten Magnesit je nach Bedarf mit irgend einem
                              									Mineral (z.B. Schmirgel), einer Erde oder Farbe, fügt verdünnte Salzsäure hinzu und
                              									preſst in Formen. Die Masse soll nach 5 bis 6 Stunden so hart sein, daſs sie zur
                              									Herstellung von Schmirgelwaaren, Mühlsteinen, künstlichen Marmor u.s.w. verwendet
                              									werden kann. Diese Steine sollen wesentlich besser sein als die früher mit einer
                              									Chlormagnesium-Lösung hergestellten.
                           
                        
                           Bestimmung des Schmelzpunktes organischer Körper.
                           Nach A. Terreil (Bulletin de la
                                 										Société chimique, 1879 Bd. 31 S. 155) läſst man von dem zu untersuchenden
                              									Körper einen Tropfen unmittelbar auf das Quecksilbergefäſs eines Thermometers
                              									fallen. Nach dem Abkühlen hält man dasselbe in einige Entfernung über eine
                              									Gasflamme, liest die Temperatur beim Schmelzen des Tropfens ab und, nach dem
                              									Entfernen von der Flamme, beim Erstarren desselben. – Der Grad der Genauigkeit einer
                              									solchen Schmelzpunktbestimmung wird nicht groſs sein.
                           
                        
                           Ueber Desinfectionsmittel.
                           Zur Desinfection von Abortsstoffen schlägt A. Tedesco in
                              									der Chemischen Industrie, 1879 S. 155 das durch Lösen
                              									von Bauxit in Schwefelsäure hergestellte Eisen haltige Thonerdesulfat vor. Die
                              									Angabe, dasselbe sei ein gutes Desinfectionsmittel, ist
                              									allerdings nicht richtig (vgl. 1873 210 131).
                           Ch. Chamberland bestätigt in den Comptes rendus, 1879 Bd. 88 S. 659, daſs man Wasser durch halb- oder
                              									ganzstündiges Kochen nicht mit Sicherheit von allen Keimen organischer Wesen
                              									befreien kann; erst bei 1150 werden alle Keime getödtet.
                           A. Wernich (Chemisches
                                 										Centralblatt, 1879 S. 343) hat mit faulender Fäcalflüssigkeit oder
                              									Fleischjauche getränkte Wolle, Leinwand oder Watte langsam getrocknet und nun nach dem
                              									Erhitzen im Luftbade oder Behandeln mit Schwefligsäure unter einer Glasglocke in
                              									eine geeignete Nährflüssigkeit gebracht. Er erhielt auf diese Weise folgende
                              									Ergebnisse: 1) Die nur langsam und bei gelinder Wärme getrockneten Stoffe brachten
                              									in 16 Versuchen ausnahmlos eine schnelle und starke Trübung der Nährflüssigkeit
                              									hervor. In 4 Versuchen mit Watte trat dieselbe zögernd auf. 2) Nach Impfungen mit
                              									Material, welches nur 1 bis 2 Minuten einer Hitze von 140 bis 150° ausgesetzt war,
                              									trat in 4 von 8 Versuchen Trübung ein, aber erst nach 2 oder 3 Tagen. Durch Stoffe,
                              									welche 10 bis 60 Minuten einer Hitze von 110 bis 118° ausgesetzt waren, erfolgte in
                              									5 von 6 Versuchen Bakterienentwicklung bereits nach 24 Stunden. 3) Stoffe, welche 5
                              									Minuten oder länger einer Hitze von 125 bis 1500 ausgesetzt worden waren, bewirkten
                              									in 10 Versuchen niemals Infection. Das Klarbleiben der Nährflüssigkeit ist 11 Tage
                              									lang – vom Tage der Impfung an gerechnet – verfolgt worden. 4) Waren unter der
                              									Glasglocke 1,5 bezieh. 2,2, 3,3 Vol.-Proc. schwefliger Säure zur Entwicklung
                              									gekommen, so entstand durch die unter ihr geschwefelten Materialien Bakterientrübung
                              									in 8 von 9 Versuchen, ohne Unterschied, ob die Einwirkung 1 Stunde oder 22 Stunden
                              									gedauert hatte. 5) Bei 15 Versuchen, in welchen die schweflige Säure 4,0, 6,6
                              									bezieh. 7,15 Vol.-Proc. des Inhaltes der Glocke ausmachte, erzielte die Impfung mit
                              									dem so geschwefelten Materiale keine Trübung mehr, wenn das Verfahren 6 Stunden und
                              									länger gedauert hatte. Dagegen trat durch die nur 20, 40, 60 oder 200 Minuten so stark geschwefelten Stücke (9 Versuch)
                              noch Bakterieninfection auf.
                           Es stellte sich hiernach heraus, daſs 3,3 Vol.-Proc. schwefliger Säure die in Stoffe aufgenommenen Fäulniſsbakterien noch
                              nicht tödten bezieh, fortpflanzungsunfähig machen, daſs andererseits auch erst hohe Grade trockener Hitze diesen Erfolg erzielen,
                              letztere allerdings in sehr kurzer Zeit. Bei dem heutigen Stande der Bakterienfrage bedarf es nur der Erinnerung daran, daſs
                              diese Resultate nicht auf alle Bacterienarten übertragen werden dürfen, daſs es Arten geben kann, welche widerstandsfähiger
                              sind und möglicherweise erst durch noch energischere Mittel wirklich abgetodtet werden. Einigermaſsen wichtig erscheint die
                              bereits kurz angedeutete Beobachtung, daſs die geprüften Stoffe mit verschiedener Leichtigkeit die von ihnen beherbergten
                              Infectionskeime loslassen: der Wollfaden am leichtesten, die Leinwand etwas weniger leicht, die Watte viel schwerer. (Vgl.
                              1873 210 137.)
                           Um Phenol, Kreosot und andere Theerbestandtheile transportfähiger und für Desinfectionszwecke geeigneter zu machen, vermischt
                              sie J. F. Holtz in Berlin (D. R. P. Nr. 5193 vom 28. Juni 1878) mit 2 Th. Infusorienerde oder mit ähnlichen porösen Stoffen. Er nennt ein
                              solches Gemisch „Phenolith“.
                           Am 13. März 1879 hat das Preuſsische Kriegsministerium folgende Verordnung zur Desinfection von Militärpferdeställen bei Influenza
                              erlassen: Die betreffenden Stallungen sind, so weit die Rücksicht auf kranke Pferde, welche nicht aus dem Stalle entfernt
                              werden können, dies zulässt, gründlich zu lüften und auf das sorgfältigste zu reinigen. Zu letzterem Behuf empfiehlt es sich,
                              die Wände und Decken, so weit sie aus Holz bestehen, die Eisentheile und, wenn ausführbar, auch die Fuſsböden mit heiſsem
                              Seifenwasser zu scheuern, gekalkte Wände frisch zu tünchen und die Fuſsböden mit Gyps zu bestreuen. – Wird eine noch eingehendere
                              Desinfection nöthig, so wird das folgende Verfahren empfohlen. Nach Entfernung der Pferde aus dem Stalle ist auf etwa je 18cbm Raum eine Schale mit Sand aufzustellen, in deren jeder sich eine Flasche mit 250g Brom befindet. Nach Schlieſsung der Oeffnungen des Stalles werden die Flaschen umgestoſsen, so daſs sich der Inhalt in den
                              Sand ergieſst, und wird, nachdem sich der Mann aus dem Stalle entfernt hat, auch die Stallthür wieder schnell geschlossen.
                              Nach 24 Stunden kann der Stall geöffnet und nach 12 stündiger starker Lüftung wieder belegt werden. Eisentheile, die nicht
                              befestigt sind, müssen vor der angegebenen Desinfection, um das Rosten zu vermeiden, entfernt werden. Die Ausrüstungsstücke
                              der Pferde, wie Decken, Sattelzeug u. s. w., sind, wenn mit Brom desinficirt wird, in dem Stalle zu belassen und nach Wiedereröffnung
                              desselben zu lüften, auszuklopfen und an den etwaigen Eisentheilen zu putzen.
                           
                           Statt der Behandlung mit Seifenwasser und Gyps werden Decken, Wände und Fuſsböden
                              									jedenfalls wirksamer durch Bestreichen mit einer 5 Proc. Phenol haltigen Kalkmilch
                              									desinficirt und statt des Bromes würde wohl besser Schwefligsäure oder
                              									Salpetrigsäure verwendet (vgl. 1876 219 550).
                           M. Nenki (Journal für praktische
                                 										Chemie, 1878 Bd. 19 S. 337) zeigt, daſs für Gährung und Fäulniſs der
                              									Zutritt oder Ausschluſs des Sauerstoffes gleichgiltig ist. So wie der aus Zucker
                              									entstandene Alkohol durch die nur an der Luft vegetirenden Pilzformen zu Essigsäure
                              									und schlieſslich zu Kohlensäure und Wasser oxydirt wird, ebenso werden bei
                              									Luftzutritt die durch die Fäulniſs gebildeten Fettsäuren, sowie gewisse Amidosäuren
                              									durch bestimmte Formen der Spaltpilze (Bakterien) zu Kohlensäure, Wasser und
                              									Ammoniak verbrannt.
                           Diese die Fäulniſs bewirkenden niederen Organismen befinden sich nicht' nur im
                              									Darmrohr, ihre Keime sind auch in lebendigen, gesunden Geweben des Thierkörpers
                              									enthalten, namentlich dem Pankreas und der Leber. Es ist wahrscheinlich, daſs diese
                              									Organismen vom Darme aus durch die Lymphgefäſse in die entlegensten Theile des
                              									Körpers gelangen können und nur deshalb in gesunden Theilen keine Fäulniſs bewirken,
                              									weil die Lebensprocesse der Zellen sie daran hindern.
                           
                        
                           Bestimmung des Alkoholgehaltes in Wein und Bier.
                           G. Dahm zeigt in den Annalen der
                                 										Oenologie, 1879 S. 85 an Beispielen, daſs ein allgemein giltiges
                              									Verhältniſs zwischen Alkohol-Volum- und Gewichtsprocenten beim Wein und Bier nicht
                              									besteht. Um daher den Alkoholgehalt dem Gewicht nach zu finden, wenn man bei der
                              									Ausführung der Untersuchung Wein und Destillat auf gleiches Volum gebracht hat,
                              									suche man in einer Gewichtsprocente angebenden Tabelle den dem specifischen Gewicht
                              									des Destillates entsprechenden Procentgehalt auf, multiplicire diesen Procentgehalt
                              									des Destillates mit dem specifischen Gewicht desselben und dividire durch das
                              									specifische Gewicht des Weines.
                           
                        
                           Verwendung der Molken zur Senfbereitung.
                           Nach einer Mittheilung von Wegner in der Milchzeitung, 1879 S. 365 verwenden jetzt die vier in
                              									Norden bestehenden Senffabriken sämmtlich Molken. Die Molken werden nach längerer
                              									Aufbewahrung in offenen Fässern in stark angesäuertem Zustande, nachdem also der
                              									gröſste Theil der vorher noch in Lösung. befindlichen Eiweiſskörper durch Gerinnen
                              									ausgeschieden ist, durch Filtriren oder wiederholtes Abgieſsen geklärt und zum
                              									Ersatze eines Theiles des sonst zur Senfbereitung benutzten Essigs verwendet. Der
                              									Senf bekommt, aus dieser Mischung von Milchsäure und Essigsäure dargestellt, einen
                              									milderen, angenehmeren Geschmack als der nur aus Essigsäure bereitete.
                           
                        
                           Herstellung von schwefelsaurem Kalium.
                           Als Grundstoffe für die Herstellung des Schönit (K2SO4.MgSO4.6H2O) benutzt H.
                                    										Grüneberg in Köln (D. R. P. Nr. 5607 vom 19. November 1878) den durch ein
                              									Aufbereitungsverfahren aus dem sogen. „Staſsfurter Kalirohsalze“ gewonnenen,
                              									möglichst reinen Carnallit oder den bei der Herstellung von Chlorkalium aus den
                              									Staſsfurter Kalisalzen gewonnenen künstlichen Carnallit und andererseits Bittersalz
                              									oder Kieserit. Beide werden in äquivalenten Verhältnissen gemischt und unter
                              									geringer Befeuchtung mit einander vermählen. Der erhaltene Salzbrei wird von der
                              									gebildeten Chlormagnesiumlauge durch irgend eine Filtervorrichtung getrennt und
                              									mittels Wasser oder einer entsprechenden Salzlösung nachgewaschen, ohne daſs ein
                              									Verlust an Kalisalz zu befürchten wäre. Der so von Chlormagnesium möglichst befreite
                              									Schönit kann nach einem der bekannten Verfahren entweder durch Behandlung mit kalter
                              									Chlorkaliumlauge, oder indem man ihn heiſs löst und auf trocknes Chlorkalium wirken
                              									läſst, zur Darstellung von schwefelsaurem Kalium verwendet werden.
                           Von dem bisher üblichen unterscheidet sich dieses Verfahren dadurch vortheilhaft,
                              									daſs die vorherige Lösung der Rohstoffe vermieden ist.
                           
                        
                           
                           R. Grüneberg in Alt-Damm (D. R. P. Nr. 4933 vom 19.
                                 									April 1878) erzielt die Schönit-Bildung durch Einwirken einer concentrirten Lösung
                              									von Magnesiumsulfat auf Chlorkalium oder Chlorkalium haltige Mutterlaugensalze. Der
                              									gebildete Schönit wird durch mehrmalige Behandlung mit Chlorkaliumlösung in
                              									Kaliumsulfat umgewandelt, die Mutterlauge zur Carnallitkrystallisation eingedampft.
                              									Das während der Verdampfung ausgeschiedene Gemisch von Chlorkalium und Kieserit wird
                              									mit der bei der zweiten Behandlung des Schönit mit Chlorkaliumlösung erhaltenen
                              									Lauge gewaschen und so wieder zu Schönit und Chlorkalium umgesetzt. Aus diesem
                              									Gemisch erhält man durch Behandlung mit einer Lösung von schwefelsaurem Magnesium
                              									abermals Schönit und, Chlormagnesium.
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung von Chlorkalk auf Aethylalkohol.
                           Gelegentlich einer Untersuchung über den Chloroformproceſs machten R. Schmitt und Goldberg (Journal für praktische Chemie, 1879 Bd. 19 S. 393) die Beobachtung, daſs
                              									Chlorkalk auf absoluten Alkohol in der Weise einwirkt, daſs je nach der Güte des
                              									Chlorkalkes nach 7 bis 10 Minuten energische Selbsterwärmung des Gemenges eintritt
                              									und neben viel Alkohol, welcher, ohne an der Reaction Theil genommen zu haben, durch
                              									die Reactionswärme mit übergetrieben wird, ein grünlich gelbes Oel destillirt, das
                              									sich in der Vorlage unter dem Einflüsse des Lichtes oder der Wärme unter Abgabe von
                              									Salzsäure- und Unterchlorigsäuredämpfen explosionsartig zersetzt. Das explosible Oel
                              									ist wahrscheinlich Unterchlorigsäureäthyläther. Das Rohdestillat bestand nach der
                              									Explosion aus etwa 80 Proc. Alkohol und Aldehyd, der Rest war ein in Wasser
                              									untersinkendes Oel, in welchem Monochloracetal, Dichloracetal, eine Verbindung der
                              									Formel C3H7OCl, und
                              									Chloroform nachgewiesen wurden.
                           
                        
                           Ueber Quercitrin und Quercetin.
                           C. Liebermann und S.
                                 										Hamburger haben Quercitronrinde 6 Stunden lang mit der 5 bis 6fachen Menge
                              									85proc. Alkohol ausgekocht, aus dem Filtrate die Hälfte des Alkohols abdestillirt,
                              									nach Zusatz von nicht zu wenig Eisessig mit alkoholischer Bleiacetatlösung die
                              									Verunreinigungen ausgefällt, das Filtrat. mit Schwefelwasserstoff entbleit und die
                              									alkoholische Lösung zur Trockne abgedampft. Der Rückstand wurde mit Alkohol
                              									aufgenommen, mit Wasser gefällt und 4 bis 5mal aus siedendem Wasser
                              									umkrystallisirt.
                           Das in deutlichen, sehr schwach hellgelb gefärbten, silberglänzenden Nadeln oder sehr
                              									gestreckten Blättchen krystallisirte Quercitrin entspricht der Formel C36H38O20. Durch mehrstündiges Kochen der wässerigen Losung
                              									mit sehr wenig verdünnter Schwefelsäure wurde Quercetin: C24H16O11,
                              									erhalten, welches sich aus der Flüssigkeit als citronengelbes, krystallinisches, in
                              									Waser sehr schwer lösliches Pulver ausscheidet. Bezüglich der verschiedenen
                              									Substitutionsproducte dieser beiden Farbstoffe muſs auf die Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 S. 1179 verwiesen
                              									werden.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Anstrichfarben.
                           Nach A. E. Méry in Paris (D. R. P. Nr. 5065 vom 17. Mai
                                 									1878) mischt man 208g geschmolzenes, weiſses Wachs
                              									mit 260g Glycerin, fügt eine Lösung von 12g,5 Harz in Aether hinzu und dann nach und nach
                              									unter Umrühren 12g,5 Ammoniakflüssigkeit. Nun
                              									setzt man noch eine Lösung von 25g Leim in etwa
                              										260g Glycerin hinzu, verdünnt mit Wasser und
                              									rührt um bis zum Erkalten. Die mit dem so erhaltenen Teig gemischten Farben sollen
                              									mit Vortheil für Wasser- und Oelmalerei auf Geweben, Tapeten, Thonwaaren u. dgl.
                              									verwendet werden.