| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 337 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           H. O. Schulze's Schraubensicherung.
                           H. O. Schulze in Bromberg-Okollo (* D. R. P. Nr. 5203
                                 									vom 24. August 1878) wendet zur Schraubensicherung kein äuſseres Hilfsmittel an,
                              									sondern er hindert das Losdrehen der Mutter durch Erhöhung der Reibung auf den
                              									Gewindegängen, welche er dadurch erzielt, daſs er den Schraubenbolzen auf die Länge
                              									des Gewindes spaltet und nach Anziehen der Matter einen Keil von oben in den Spalt
                              									treibt. Statt eines Flachkeiles kann zum Auseinandertreiben des gespaltenen
                              									Gewindebolzens auch ein conischer Stift benutzt werden, welcher in eine senkrecht
                              									zur Bolzenachse oberhalb der Mutter befindliche Bohrung des Gewindebolzens getrieben
                              									wird. Diese Sicherung erlaubt das Feststellen der Mutter in jeder Stellung und
                              									gestattet das Losdrehen derselben nach Beseitigung des Keiles. Mit Rücksicht auf den
                              									letztgenannten Umstand empfiehlt sich namentlich die Anwendung des cylindrischen
                              									Querkeiles (Stiftes), da sich derselbe leichter entfernen läſst. Die Erhöhung der
                              									Reibung zur Schraubensicherung wurde schon von Wiles
                              									(*1879 231 411) angewendet, welcher jedoch nicht den
                              									Bolzen, sondern die Mutter spaltet.
                           
                        
                           Rotirendes Druckrohrgestänge für Bergwerkspumpen.
                           Eine wesentliche Neuerung für Grubenwasserhaltungen, welche von A. Baehcker in Breslau (* D. R. P. Nr. 6839 vom 5. März
                                 									1879) herrührt, besteht darin, bei der Aufstellung der Maschine ober Tags das auf-
                              									und niedergehende Gestänge dadurch entbehrlich zu machen, daſs die Steigrohre selbst
                              									zur Bewegungsübertragung von der Maschine zur doppeltwirkenden Grubenpumpe benutzt
                              									werden. Der Rohrstrang wird zu diesem Zweck von der Schwungradwelle einer
                              									horizontalen Dampfmaschine mittels Kegelrädern einem Königsstock gleich in Drehung
                              									versetzt und diese Drehung unten in der Grube wieder durch Kegelräder einer
                              									Kurbelwelle mitgetheilt, an welcher die doppeltwirkende Pumpe hängt. Der
                              									Druckwindkessel ist concentrisch über dem unteren Ende des Steigrohres
                              									angebracht.
                           
                        
                           Dichtungsmaterial für Dampfleitungen.
                           Zur Herstellung eines Dichtungsmaterials für Dampfleitungen, welches auch als
                              									schlechter Wärmeleiter zum Einhüllen von Röhren u. dgl. verwendbar ist, werden nach
                              										J. Kathe in Deutz (* D. R. P. Nr. 6450 vom 5.
                                 									Januar 1879) 20 Th. Fäden von Hanfthauen zu Halbzeug gemahlen, dann mit 40 Th.
                              									Asbest. 20 Th. Schlackenwolle und 20 Th. Holzstoff in einem Holländer gemischt. Die
                              									Masse wird nun auf der Bütte zu Platten geschöpft, mit Wasserglas getränkt und
                              									getrocknet.
                           
                        
                           
                           Neues Kühlgefäſs.
                           Um Flüssigkeiten zu kühlen, die nicht mit dem Eise in Berührung kommen oder durch das
                              									Schmelzwasser verdünnt werden sollen, schlägt H.
                                    
                                    										Hildebrand in Scheckthal (* D. R. P. 1894 vom 28. December 1877) Flaschen
                              									mit abnehmbarem Boden vor. Das Eis wird in ein cylindrisches Glasgefäſs gefüllt,
                              									dieses in die Flasche gebracht, der mittels Gummi gedichtete Glasboden angedrückt
                              									und durch einen übergreifenden Blechdeckel befestigt und nun erst die zu kühlende
                              									Flüssigkeit eingefüllt.
                           
                        
                           C. Odling's Verschluſs für Grubenlampen.
                           Zu der groſsen Anzahl von Vorschlägen in Bezug auf Construction von
                              									Sicherheitslampen, welche zu öffnen für den Arbeiter möglichst erschwert oder ohne
                              									Verletzung der Lampe geradezu unmöglich sein soll, ist vor Kurzem wieder ein neuer
                              									hinzugetreten. Die Lampe von C. Odling in Nottingham (*
                              									D. R. P. Nr. 5200 vom 8. October 1878) hat folgende Einrichtung: Lampe und Oelgefäſs
                              									sind zusammengeschraubt und das Zurückdrehen der Schrauben wird durch einen Bolzen
                              									verhindert, der, durch beide Theile gehend, mittels einer starken Spiralfeder
                              									niedergedrückt wird. Feder und Bolzen sind von den bezüglichen Gefäſsen vollständig
                              									eingeschlossen, und es kann die Lösung der Verbindung nur dadurch erfolgen, daſs
                              									mittels hydraulischer Pumpe durch das Oelgefäſs hindurch Wasser unter den Bolzen
                              									gepreſst und dieser mittelbar, mit Hilfe einiger zwischenliegenden Stücke, gehoben
                              									wird.
                           Der praktische Werth der Construction steht auf gleichem Punkte wie der solcher
                              									Lampen, zu deren Oeffnen, bezieh. Schlieſsen die Anwendung von Löthkolben, starken
                              									Magneten u. dgl. erforderlich ist. Mögen solche Constructionen vom theoretischen
                              									Standpunkte aus auch vollkommen richtig sein, praktisch brauchbar sind sie nimmer;
                              									denn entweder sie besitzen zu viele bewegliche, bezieh. zart construirte Theile,
                              									sind also dem Zerbrechen oder Versagen zu sehr ausgesetzt, oder ihre Vorrichtung
                              									erfordert zu viel Zeit.
                           Bei Anwendung von Sicherheitslampen kann es sich ja wesentlich nur um zweierlei
                              									handeln. Entweder die Lampe wird, wie auf den meisten Werken Englands, von den
                              									Arbeitern regelmäſsig gebraucht; dann ist auch damit zu rechnen, daſs möglicherweise
                              									zwei oder drei Mal täglich mehrere Hunderte von Lampen vorzurichten sind, wobei
                              									natürlich das kleinste Mehr von auf eine solche zu verwendender Zeit für das Werk
                              									eine nicht unbeträchtliche Mehrausgabe im Gefolge hat. Oder die Lampen werden, wie
                              									auf vielen deutschen Werken, nur benutzt, um vor dem Einfahren der Mannschaft die
                              									Grube zu untersuchen; die Häuer erhalten dieselben nur vor besonders gefährdeten
                              									Punkten zur Arbeit selbst in die Hand. In letzterem Falleist ein besonderer,
                              									schwierig zu lösender Verschluſs nicht nöthig, denn die Untersuchung wird von
                              									Beamten oder besonders zuverlässigen Arbeitern ausgeführt, welche recht wohl mit der
                              									Gefahr vertraut sind, welche das Oeffnen der Lampe bedingt; die Arbeiter aber
                              									erkennen schon daraus, daſs sie überhaupt die Lampe erhalten, daſs besondere Gefahr
                              									bei der Benutzung eines offenen Lichtes vor ihrem Arbeitspunkte vorhanden sei.
                           
                              S–l.
                              
                           
                        
                           Kovacevic's Vorschlag zur Verhütung der statischen Induction
                              									in Kabeln.
                           Der Secretär der Telegraphendirection in Agram, Ferd.
                                 										Kovacevic, macht im Journal télégraphique,
                              									1879 Bd. 4 S. 438 den Vorschlag, die Telegraphenkabel anstatt mit nur einem mit zwei
                              									Leitern zu versehen und diese beim Telegraphiren zu einer Schleife zu verbinden,
                              									indem man am gebenden Ende die beiden Pole der Telegraphirbatterie mit den beiden
                              									Enden der zwei Leiter verbindet, am empfangenden Ende dagegen zwischen die beiden
                              									Leiterenden die Elektromagnetspulen des Empfängers einschaltet. Man würde dann im
                              									Kabel gar keine statische Ladung erhalten können, weil jeder der beiden Leiter die
                              									Schutzhülle und das sie umgebende Wasser gleich stark, aber entgegengesetzt zu laden
                              									strebten. Man würde demnach auf den Kabeln alle auf oberirdischen Linien
                              									benutzten Telegraphenapparate verwenden können und dazu den groſsen Vortheil
                              									erreichen, daſs die im Leiter und der Schutzhülle aufgespeicherte
                              									Ladungselektricität nicht das Bestreben hätte, durch die isolirende Hülle sich zu
                              									vereinigen, worunter das Kabel leidet. Dies müſste man allerdings durch die höheren
                              									Herstellungskosten und den gröſsern Leitungswiderstand im Kabel erkaufen.
                           
                        
                           Telegraphirgeschwindigkeit.
                           Am 13. Juli 1879 wurden von der Central-Telegraphenstation in London aus mehrere
                              									Versuchsreihen über die Leistung des Wheatstone'schen automatischen Telegraphen
                              									angestellt. Es ergaben sich dabei nach dem Journal
                                 										télégraphique, 1879 Bd. 4 S. 448 folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Telegraphenlinie
                                 Längekm
                                 Wörterin 1 Min.
                                 Batterie-Elemente
                                 
                              
                                 1
                                 London-Bristol-Leeds-London
                                   864
                                 90
                                   60 Bichromat
                                 
                              
                                 2
                                 London-Aberdeen
                                   872
                                 90
                                 120 Daniell
                                 
                              
                                 3
                                 London-Manchester-Bristol-London-Aberdeen  (arbeitete nicht ohne ein
                                    											Relais)
                                 1646
                                 ?
                                   12      „
                                 
                              
                                 4
                                 London-Exeter-Bristol-Manchester-Glasgow-  Edinburg-London (mit
                                    											Relais in Manchester)
                                 1719
                                 58
                                   60 Bichromat
                                 
                              
                                 5
                                 London-Glasgow-Manchester-Bristol-Exeter-  London-Aberdeen (mit
                                    											Relais in Manchester  und in London)
                                 2527
                                 88
                                 120 Daniell
                                 
                              
                                 6
                                 London-Aberdeen-London-Glasgow-Manches-  ter-Bristol-Exeter-London
                                    											(Relais in New-  castle, London, Manchester)
                                 3399
                                 78
                                   80 Bichromat
                                 
                              
                           Bei Nr. 6 blieb die Geschwindigkeit dieselbe, wenn das Relais in London aus dem
                              									Stromkreise herausgenommen wurde; sie sank auf 53 Wörter herab, wenn auch noch das
                              									Relais in Manchester entfernt wurde.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                           Herstellung gepreſster Gegenstände aus Steinnuſs.
                           G. Guild in New-York (D. R. P. Nr. 6507 vom 3. Januar
                                 									1879) schlägt vor, Steinnuſs zu feinem Pulver zu zermahlen und dieses feucht in
                              									Formen zu pressen, welche dann auf 125 bis 150° erwärmt werden. Die so erhaltenen
                              									Gegenstände werden getrocknet und polirt, geschliffen oder sonst wie weiter
                              									bearbeitet. Um eine gröſsere Härte zu erreichen, ist es empfehlenswerth, dem Pulver
                              									vor dem Pressen Albumin, Harz, Traganth oder sonst ein passendes Bindemittel
                              									zuzusetzen.
                           
                        
                           Ueber die Dichtigkeitsänderung des Stahles durch Härten und
                              									Anlassen.
                           G. Fromme (Annalen der Physik und Chemie, 1879 Bd. 8 S.
                              									352) hat das specifische Gewicht einer Reihe von 2,55 bis 7mm dicken Stahlstäben im rohen Zustande, wie sie
                              									aus dem Handel bezogen waren, dann im glasharten (in Wasser gehärtet), gelb
                              									angelassenen, blau angelassenen und grauen Zustande bestimmt. Bezeichnet man das
                              									Volum des Stabes im rohen Zustande mit 1, so ergeben sich für die übrigen Zustände
                              									folgende Mittelwerthe:
                           
                              
                                 Stabdicke
                                 7mm
                                 4mm,2
                                 2mm,65
                                 2mm,55
                                 
                              
                                 Roh
                                 1,00000
                                 1,00000
                                 1,00000
                                 1,00000
                                 
                              
                                 Hart
                                 1,00772
                                 1,01000
                                 1,01285
                                 1,01210
                                 
                              
                                 Gelb
                                 1,00347
                                 1,00495
                                 1,00660
                                 1,00620
                                 
                              
                                 Blau
                                 1,00217
                                 1,00425
                                 1,00370
                                 1,00205
                                 
                              
                                 Grau
                                 0,99957
                                 1,00060
                                 1,00055
                                 0,99930
                                 
                              
                                 Stark geglüht
                                 –
                                 1,00175
                                 1,00215
                                 1,00340
                                 
                              
                           
                           Beim Härten des Stahles erfolgt somit eine Abnahme des specifischen Gewichtes, d.h.
                              									eine Zunahme des Volums. Je dicker der Stab ist, um so weniger wird er gehärtet,
                              									d.h. desto kleiner ist die Volumzunahme. Durch Anlassen nimmt das specifische
                              									Gewicht wieder zu, das Volumen somit ab, bis es bei Grau etwa gleich dem rohen
                              									Zustande ist. Durch starkes Glühen und langsames Erkalten nimmt das specifische
                              									Gewicht dann abermals ab.
                           
                        
                           Ueber die Legirungen von Blei und Antimon.
                           F. de Jussieu (Annales de chimie et de physique, *1879
                              									Bd. 18 S. 138) hat die Legirungen von Blei mit 13,79 bis 25 Proc. Antimon
                              									untersucht. Dieselben sind wenig beständig, geben aber beim Erhitzen auf Rothglut
                              									noch keine Dämpfe ab. In der Wärme scheiden sich Antimon reichere Verbindungen
                              									aus.
                           
                        
                           Ueber Fäulniſs.
                           Miquel (Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 387 und 1552. Bulletin de la Société chimique, 1879 Bd. 31 S. 530)
                              									hat die in der Luft schwebenden organischen Keime untersucht und dabei stets
                              									Bakterien, zuweilen auch Rhizopoden, selten die Eier von Infusorien gefunden.
                              									Besonders groſs ist ihre Menge bei warmem feuchtem Wetter. Er hat ferner kürzlich
                              									ein neues geformtes Ferment aus der Klasse der Bakterien gefunden, welches aus
                              									Schwefel haltigen organischen Stoffen, selbst aus Kautschuk Schwefelwasserstoff
                              									entwickelt. In Verbindung mit dem Harnstoffferment ist seiner Einwirkung die Bildung
                              									von Schwefelammonium in Aborten zuzuschreiben.
                           Nach den Versuchen von Downes und Blunt (Proceedings of the Royal Society, Bd. 26 S. 488)
                              									ist das Licht der Entwicklung der Fäulniſsbakterien sehr hinderlich; weniger schnell
                              									ist die Wirkung des Lichtes auf die niederen Pilze. Durch Licht kann die Fäulniſs
                              									völlig gehindert werden.
                           Koch beschreibt eingehend das Conserviren und
                              									Photographiren der Bakterien. (Vgl. F. Cohn: Biologie der
                                 										Pflanzen, Breslau 1877, Bd. 2 S. 399.)
                           Nach den Versuchen von Boutroux (Comptes rendus, 1878
                              									Bd. 86 S. 605) bildet das Milchsäureferment ovale, etwa 0mm,005 lange Zellen, welche dem Auge meist als
                              									dünne, auf der Flüssigkeit schwimmende Haut erscheinen. Zu seiner Entwicklung ist
                              									freier Sauerstoff nöthig.
                           Pasteur und Joubert (Comptes
                                 										rendus, 1876 Bd. 83 S. 5) zeigten, daſs die Umwandlung des Harnstoffes in
                              									kohlensaures Ammoniak durch ein lösliches Ferment bewirkt wird, welches aber durch
                              									die bekannten mikroskopischen Organismen erzeugt wird. Miquel hat nun gelegentlich der erwähnten Untersuchung dieses organisirte
                              									Harnstoffferment in der Luft und im Thau in der Nähe von Aborten und Fabriken,
                              									welche kohlensaures Ammoniak erzeugen, nachgewiesen.
                           In einer Reihe von Arbeiten zeigt M. Nencki (Journal für
                                 										praktische Chemie, 1878 Bd. 17 S. 105. 1879 Bd. 19 S. 337. Bd. 20 S. 34),
                              									daſs bei der Fäulniſs der Proteinsubstanzen zuerst die Hydratationsproducte
                              									auftreten, wie Peptone, Leucin, Amidovaleriansäure, Tyrosin, Glycocoll, sodann
                              									Kohlensäure, Ammoniak, flüchtige Fettsäuren und die Reductionsgase, wie Wasserstoff,
                              									Schwefelwasserstoff und Grubengas; ferner die für die Fäulniſs charakteristischen
                              									aromatischen Producte, das Skatol, Kresol, Indol und Phenol. Mit dem Auftreten des
                              									letzteren verschwindet das Tyrosin. Er erklärt dies dadurch, daſs die
                              									Fäulniſsorganismen Wasser in H + OH spalten. Er weist ferner nach, daſs die
                              									Spaltpilze auch bei fehlendem Sauerstoff lebensfähig sind, daſs Fäulniſs somit nicht
                              									an die Gegenwart atmosphärischer Luft gebunden ist. Die erwähnten Fäulniſsproducte
                              									(Indol Kresol und Phenol) sind aber Bakteriengifte; nach Wernich's neuesten Versuchen gilt dies noch mehr vom Skatol, so daſs
                              									ähnlich wie bei den höher organisirten Wesen auch bei den Bakterien ihre eigenen
                              									Ausscheidungsproducte für sie Gifte sind. Für gewöhnlich tritt nur deshalb bei
                              									Luftausschluſs keine erhebliche Fäulniſs auf, weil die flüchtigen Fäulniſsproducte
                              									nicht entweichen können. Aehnlich wie durch die Hefe der Zucker zu Alkohol und
                              									Kohlensäure umgewandelt wird und mit der vollständigen Ueberführung des Zuckers in die
                              									obigen Producte die Alkoholgährung vollendet ist, so verhält es sich mit der
                              									Fäulniſs. Für beide Processe ist der Zutritt oder Ausschluſs des Sauerstoffes
                              									gleichgültig. So wie der aus Zucker entstandene Alkohol durch die nur an der Luft
                              									vegetirenden Pilzformen zu Essigsäure und schlieſslich zu Kohlensäure und Wasser
                              									oxydirt wird, ebenso werden bei Luftzutritt die durch die Fäulniſs gebildeten
                              									Fettsäuren, sowie gewisse Amidosäuren durch bestimmte Formen der Spaltpilze zu
                              									Kohlensäure, Wasser und Ammoniak verbrannt. – Als Beispiel von Fäulniſs ohne
                              									Sauerstoff sind die Zersetzungen im Darm des Menschen hervorzuheben. Es ist ferner
                              									bemerkenswerth, daſs auch diese Versuche das Vorkommen von Bakterien bestätigen,
                              									welche der Siedhitzewiderstehen (vgl. 1876 233 175).
                           C. Kaufmann (Journal für praktische Chemie, 1878 Bd. 17
                              									S. 79) zeigt, daſs die Fäulniſs des Blutes sowohl bei gewöhnlicher Temperatur, als
                              									bei einer solchen von 40° vor sich geht, bei letzterer jedoch bedeutend schneller.
                              									Dieselbe geschieht anfangs fast nur durch Bacillus
                                 										subtilis, später finden sich auſserdem Coccen.
                           Nach den Versuchen von L. Brieger (Journal für praktische
                                 
                                 										Chemie, 1878 Bd. 17 S. 124) bestehen die flüchtigen Fettsäuren der
                              									menschlichen Excremente aus Essigsäure, normaler und Iso-Buttersäure, Valeriansäure
                              									und Capronsäure; höhere Fettsäuren lieſsen sich dagegen nie nachweisen. Es sind
                              									dieses also die gleichen Fettsäuren, welche Nencki bei
                              									der Fäulniſs verschiedener Eiweiſsstoffe erhielt. Auſserdem enthielten die Fäces
                              									stets Phenol, Indol und Skatol; die Zusammensetzung des letzteren scheint der Formel
                              										C10H11N zu
                              									entsprechen. Stuhlgänge von Typhus und bei Durchfall enthielten kein Skatol.
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Harnstoffes.
                           C. Mehu (Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 175. 486) hat
                              									gefunden, daſs nach Zusatz von Zucker Harnstoff durch Natriumhypobromit, unter
                              									Entwicklung des gesammten Stickstoffes genau nach folgender Gleichung zersetzt wird:
                              										CH4N2O + 3NaBrO
                              									= 3NaBr + CO2 + 2H2O
                              									+ N2.
                           
                        
                           Vorkommen eines Wurmes in frischen Hühnereiern.
                           In New-York hat man kürzlich einen Wurm in einem frischen Hühnerei beobachtet, der
                              									einen abgesonderten dunkeln Körper von der Gröſse einer mittleren Linse bildet. Dorner (Biedermann's Centralblatt, 1879 Bd. 2 S. 714)
                              									hielt denselben für einen Saugwurm. Leider wurde nicht festgestellt, ob das
                              									fragliche Geschöpf eine Distoma war, welche als Schmarotzer im Darmkanal der Hühner
                              									lebt, und von welcher die Species D. ovatum schon öfter
                              									in Hühnereiern beobachtet wurde, nach Vorstehendem also daselbst häufiger
                              									aufzutreten scheint, als bisher geahnt wurde. Ob das Thier dem Menschen gefährlich
                              									werden kann, ist vorläufig nicht bekannt.
                           
                        
                           Kartoffeldüngungsversuche.
                           In Fortsetzung seiner Versuche über die Anwendung von Düngemitteln für Kartoffeln
                              									(1877 228 479) zeigt M.
                                 										Märcker in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, 1879 S. 169, daſs die künstlichen Düngemittel durchweg
                              									vortrefflich wirkten, so daſs häufig Ertragserhöhungen von 4 bis 5t Kartoffeln für 1ha nachgewiesen werden konnten. Die günstigen Resultate wurden in vier
                              									hinter einander folgenden Jahren und auf den verschiedensten Bodenarten vom
                              									leichtesten Sandboden bis zum besten Rübenboden erzielt. Die künstlichen Düngemittel
                              									zeigten sowohl bei dem Anbau der Kartoffeln mit Stallmist, wie auch ohne denselben
                              									eine günstige Wirkung.
                           Durch Anwendung von Superphosphaten ohne gleichzeitige Stickstoffgabe wurden
                              									Ertragserhöhungen nicht erzielt, wohl aber wurden die Erträge durch einseitig
                              									Stickstoff haltige Düngemittel sehr bedeutend gesteigert. Eine späte Kopfdüngung mit
                              									Chilisalpeter ist aber verwerflich, weil dadurch der Stärkemehlgehalt erheblich
                              									herabgesetzt wird.
                           
                           Für Kartoffeln ohne Stallmistdüngung ist eine reichliche Stickstoffdüngung neben
                              									gewissen Mengen Phosphorsäure erforderlich; bei den vorliegenden Versuchen bewährte
                              									sich ein Gemenge von 40k Stickstoff auf 1ha neben 30 bis 40k löslicher Phosphorsäure. Für Kartoffeln mit Stallmistdüngung soll man
                              									entweder reine Phosphorsäuredüngung – 30 bis 40k
                              									lösliche Phosphorsäure auf 1ha – geben, oder
                              									dieselbe durch eine Beigabe von 15 bis 20k
                              									Stickstoff im Chilisalpeter verbessern.
                           
                        
                           Ueber die Verdaulichkeit des normalen Pferdefutters.
                           Wie E. v. Wolff in den Landwirthschaftlichen Jahrbüchern, Supplement 1879 S. 6 mittheilt, erhielt
                              									ein 500k schweres Pferd, welches täglich eine
                              									Arbeit von 475000mk zu verrichten hatte, in 8
                              									Einzelperioden von je 14tägiger Dauer täglich an Futter:
                           
                              
                                 Periode Nr.
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 7
                                 8
                                 
                              
                                 Wiesenheu
                                 10
                                 8
                                 7
                                 6
                                 4
                                 4
                                 1
                                 10k
                                 
                              
                                 Hafer
                                 –
                                 2
                                 2
                                 4
                                 4
                                 6
                                 6
                                 –
                                 
                              
                                 Weizenstroh
                                 –
                                 –
                                 1
                                 –
                                 2
                                 –
                                     2,06
                                 –
                                 
                              
                                 Trockensubstanz im:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Wiesenheu
                                 8524,0
                                 6741,6
                                 5831,0
                                 5014,8
                                 3343,2
                                 3420,8
                                   855,2
                                 8652g
                                 
                              
                                 Hafer
                                 –
                                 1750,6
                                 1750,6
                                 3501,2
                                 3510,2
                                 5251,8
                                 5251,8
                                 –
                                 
                              
                                 Weizenstroh
                                 –
                                 –
                                   833,0
                                 –
                                 1675,4
                                 –
                                 1723,2
                                 –
                                 
                              
                           Das verabreichte Futter enthielt in der Trockensubstanz:
                           
                              
                                 
                                 Rohproteïn
                                 Rohfett
                                 Rohfaser
                                 StickstofffreieExtractstoffe
                                 Reinascheund Sand
                                 
                              
                                 Wiesenheu
                                   9,51
                                 2,79
                                 30,46
                                 47,40
                                 9,84
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Hafer
                                 13,12
                                 6,27
                                 11,72
                                 64,70
                                 4,19
                                 „
                                 
                              
                                 Weizenstroh
                                   3,77
                                 1,40
                                 48,48
                                 40,68
                                 5,67
                                 „
                                 
                              
                           Hiervon wurden verdaut in Procent:
                           
                              
                                 
                                 Periode
                                 Trocken-substanz
                                 OrganSubstanz
                                 Rohproteïn
                                 Rohfett
                                 Rohfaser
                                 StickstofffreieExtractstoffe
                                 
                              
                                 Heu
                                 2 u. 8
                                 47,95
                                 50,39
                                 56,05
                                 21,42
                                 38,86
                                 58,35
                                 
                              
                                 Gesammt-futter
                                 246357
                                 51,3755,8260,0948,9550,3960,96
                                 53,7058,5362,8250,9853,5563,93
                                 62,2868,8676,5662,2967,0276,54
                                 39,5855,4065,1244,0657,1266,97
                                 35,0136,7731,9534,8130,0837,88
                                 62,7065,9270,0458,3762,4170,40
                                 
                              
                                 Hafferallein
                                 248
                                 63,5767,0768,00
                                 65,6869,4970,44
                                 79,6980,5886,24
                                 70,6977,0677,79
                                 –28,9920,24
                                 74,9873,8675,63
                                 
                              
                                 Strohallein
                                 357
                                 18,5222,0651,35
                                 17,4327,7556,08
                                 27,1711,6844,20
                                   67,06  30,05100
                                 26,8926,5854,28
                                 3,5430,6055,56.
                                 
                              
                           Für gewöhnlich entnimmt somit das Pferd dem als Häcksel dem Hafer beigemischten Stroh
                              									von Winterhalmfrüchten nur wenig Nährstoff. Der Hafer wurde in früheren Versuchen
                              									besser verdaut als in den vorliegenden.
                           
                        
                           Zucker aus Sorgho und Mais.
                           In der amerikanischen Abtheilung der Pariser Weltausstellung 1878 waren auch Sorgho-
                              									und Maiszucker vertreten. Nach den Analysen von H. Pellet
                                 										(Sucrerie belge, 1879 Nr. 23) hatten dieselben folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Sorghozucker
                                 Maiszucker
                                 
                              
                                 Zucker
                                   93,05
                                 88,42
                                 
                              
                                 Glycose
                                     0,41
                                   4,03
                                 
                              
                                 Wasser
                                     1,72
                                   1,46
                                 
                              
                                 Asche
                                     0,68
                                   1,46
                                 
                              
                                 Organische Stoffe
                                     4,14
                                   3,58
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 98,95.
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Verfahren zur Reinigung von Zuckerkalk oder Rohzucker mittels
                              									Glycerin.
                           Nach C. Bögel in Brieg (D. R. P. Nr. 6203 vom 8.
                                 									November 1878) löst wasserfreies Glycerin groſse Mengen von Alkalien, alkalischen
                              									Erden, deren organischen und unorganischen Salzen, auch Farbstoffe und organische
                              									Verbindungen, nicht aber Zucker und Zuckerkalk. Um nun Rohzucker oder aus Melasse
                              									abgeschiedenen Zuckerkalk zu reinigen, werden diese Stoffe mehrere Mal mit Olycerin
                              									ausgezogen, dieses abgesaugt oder abgeschleudert. Der so völlig gereinigte Rohzucker
                              									wird nun in einem geschlossenen Gefäſse durch kurzes Digeriren mit absolutem Alkohol
                              									von dem letzten Rest Glycerin, welcher noch den Zuckerkrystallen anhaftet, befreit,
                              									und nach dem Abziehen des Alkohols im warmen Luftstrome schnell getrocknet. Hat man
                              									Zuckerkalk mittels Glycerin gereinigt, so ist das Abwaschen mit Alkohol nicht
                              									absolut nothwendig, sondern es genügt, wenn man den letzten anhängenden Rest
                              									Glycerin mittels heiſsen Wassers entfernt. Man kann auch direct aus heiſser Lösung
                              									gefällten Zuckerkalk dadurch schon etwas reinigen, daſs man nach der Fällung des
                              									Zuckerkalkes aus heiſser Lösung dieser Glycerin zusetzt und nach kurzer Digestion
                              									mittels Schlammfilterpressen den Zuckerkalk von der Lösung trennt; ebenso kann man
                              									Rohzucker auch dadurch schon reinigen, daſs man denselben mit Glycerin einmaischt
                              									und dann die gemaischte Masse in Centrifugen füllt und das Glycerin abschleudert,
                              									hierauf schwach mit Dampf nachdeckt.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Gährungsvorgänge.
                           Fortgesetzte Versuche von F. Hoppe-Seyler (Chemisches
                                 										Centralblatt, 1879 S. 633) haben zur Feststellung folgender Punkte geführt:
                              									1) Sowohl durch Fäulniſs als durch Einwirkung von Aetzalkalien gehen gewisse
                              									Kohlehydrate, ebenso Glycerin in Milchsäure über. 2) Sowohl durch Fäulniſs als durch
                              									Einwirkung von Aetzalkalien wird aus Milchsäure, also auch aus Kohlehydraten eine
                              									Reihe fetter Säuren gebildet, die nach ihrem Verhalten als normale Säuren
                              									charakterisirt sind. 3) Diese Säuren entstehen hierbei theilweise durch Synthese
                              									zahlreicher Reste der Milchsäure; es ist somit der Weg offen, aus Kohlehydrat oder
                              									Milchsäure fette Säuren von hohem Moleculargewichte, deren Kohlenstoffatomzahl durch
                              									2 theilbar ist, entstehen zu lassen. 4) Diese fetten Säuren entstehen stets neben
                              									Wasserstoff und Ameisensäure, welche letztere durch weitere Einwirkung von Fäulniſs
                              									oder Aetzalkali in CO2 und Wasserstoff umgewandelt
                              									wird. 5) Durch einen noch nicht sicher bestimmbaren Proceſs entstehen bei der
                              									Fäulniſs von Kohlehydrat, Glycerin, Milchsäure auch Alkohole von zum Theil höherer
                              									Anzahl von Kohlenstoffatomen im Molecüle als 3 (der Zahl der Kohlenatome in der
                              									Milchsäure). Bei Einwirkung von Aetzalkalien auf Milchsäure oder Glycerin werden
                              									solche Alkohole nicht gewonnen, wahrscheinlich weil Alkohole im Entstehungszustande
                              									von Aetzalkalien unter Wasserstoffentwicklung in die Säure von gleichem
                              									Kohlenstoffgehalte übergeführt werden.
                           Diese Verhältnisse sind von hoher Bedeutung für das Verständniſs physiologischer
                              									Vorgänge; denn sie geben die ersten Andeutungen des Weges, auf welchem in Thieren
                              
                              									und Pflanzen Fette gebildet werden, wenigstens bezüglich der Entstehung der fetten
                              									Säuren, während die Bildung des Glycerins und seine Verbindung mit fetten Säuren
                              									durch andere Processe erfolgen muſs, da die obigen die Aetherverbindungen und
                              									besonders die der Fette lösen und das Glycerin selbst zerlegen.
                           
                        
                           Fester Cyanwasserstoff.
                           H. Lescoeur und A. Rigaut
                                 										(Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 310) haben gefunden, daſs die Umwandlung
                              									des Cyanwasserstoffes in die als Azulmin bekannte feste schwarze Masse sehr rasch
                              									durch eine Spur Cyankalium bewirkt wird. Durch Ausziehen des Azulmins mit Aether
                              									oder Benzol wurden farblose Blättchen von (CNH)3
                              									erhalten, während das Azulmin ein noch höheres Condensationsproduct (CNH)n ist.
                           
                        
                           
                           Ueber die Absorption von Stickoxyd durch
                              									Eisenoxydulsalze.
                           Nach den Versuchen von J. Gay (Comptes rendus, 1879 Bd.
                              									89 S. 410) hängt die Menge des von schwefelsaurem Eisen absorbirten Stickoxydes von
                              									der Temperatur und der Spannung ab. Unter Atmosphärendruck erhält man bei 8° das
                              									Verhältniſs 3FeSO4 + 2NO, von da bis 25° nur noch
                              										2FeSO4 + NO und bei 25° das Verhältniſs 5FeSO4 + 2NO. Durch Einleiten von Wasserstoff wird das
                              									Stickoxyd völlig ausgetrieben.
                           
                        
                           Ueber eine neue Bildungsweise der untersalpetrigen Säure und
                              									des Hydroxylamins.
                           Als W. Zorn nach den Berichten
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1879 8. 1509 eine concentrirte
                              									Lösung von Natriumnitrit durch den Strom von 4 Bunsen'schen Elementen
                              									elektrolysirte, konnte er am negativen Pol nur eine ganz unbedeutende Gasentwicklung
                              									beobachten. Dagegen bildeten sich ganz erhebliche Mengen Ammoniak, während sich
                              									untersalpetrigsaures Salz, sowie Hydroxylamin auch nicht in den geringsten Spuren
                              									nachweisen lieſsen. Er ersetzte nun das Platin der negativen Elektrode durch
                              									Quecksilber, indem er von der Voraussetzung ausging, daſs sich auf diese Weise
                              									zunächst Natriumamalgam bilden müsse und dieses dann auf die bekannte Weise auf die
                              									Nitritlösung einwirke.
                           Der Versuch bestätigte dies vollkommen. Wendet man bei der Elektrolyse von Kalium-
                              									oder Natriumnitrit am negativen Pol eine Quecksilberelektrode an, so tritt an
                              									demselben nach kurzer Zeit eine ziemlich lebhafte Gasentwicklung ein und Ammoniak
                              									wird vorerst nicht gebildet; dieses tritt in gröſserer Menge erst auf, wenn in der
                              									Flüssigkeit kein Nitrit mehr vorhanden ist. Unterbricht man dann die Operation,
                              									neutralisirt die Flüssigkeit mit Essigsäure, so erhält man durch Fällen mit
                              									Silbernitrat reichliche Mengen Nitrosylsilbers. Wurde die ElektrolyseEelektrolyse nach Beginn der Ammoniakentwicklung noch länger fortgesetzt, so tritt nach
                              									dem Versetzen der neutralisirten Flüssigkeit mit überschüssigem Silbernitrat neben
                              									der Fällung von Nitrosylsilber stürmisches Aufbrausen der Flüssigkeit unter
                              									Abscheidung von metallischem Silber ein. Aber auch wenn die Elektrolyse nicht so
                              									lange fortgesetzt wird, bis alles Nitrit zersetzt ist, tritt, wenn auch in weit
                              									geringerem Grade, Reduction des zur elektrolysirten Flüssigkeit zugesetzten
                              									Silbersalzes ein. Es entsteht also bei der Elektrolyse von Nitrit stets
                              									Hydroxylamin. Die Ausbeute an Nitrosylsilber ist eine so günstige, daſs die neue
                              									Darstellungsweise unbedingt der früheren vorzuziehen ist; sie ist zudem
                              									ökonomischer, da der elektrische Strom wesentlich billiger als Natrium und zur
                              									Neutralisation sehr viel weniger Essigsäure nothwendig ist, da nur der weiter
                              									zersetzte Theil des Nitrites zu neutralisiren ist, Aber auch das Hydroxylamin
                              									entsteht in so reichlicher Menge, daſs man dasselbe, wenn es sich um die Darstellung
                              									von Nitrosylsilber handelt, aus der Lösung durch Quecksilberoxyd entfernen muſs, da
                              									es sonst das zunächst niederfallende Nitrosylsilber zerstört. Es ist ersichtlich,
                              									daſs auf dem genannten Wege sich keine groſsen Mengen von Hydroxylamin ansammeln
                              									können, weil das freie Hydroxylamin in wässeriger Lösung rasch in Ammoniak,
                              									Stickstoff und Wasser zerfällt.
                           Es ist noch zu erwähnen, daſs Nitrat bei der Elektrolyse ganz dieselben Producte
                              									liefert wie das Nitrit; nur dauert die Zersetzung noch einmal so lange, weil das
                              									Nitrat zuerst zu Nitrit reducirt wird.
                           
                        
                           Ueber die ozonisirende Eigenschaft ätherischer Oele.
                           G. Bellucci (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1879 S. 1700) hat Versuche über die ozonisirenden
                              									Eigenschaften von ätherischen Oelen, Kohlenwasserstoffen, von Blumen und anderen
                              									wohlriechenden Pflanzentheilen, von Alkoholen und Aldehyden, von künstlichen
                              									Parfümen u. dgl. untersucht. Er findet im Allgemeinen lebhaftere Wirkung im directen
                              									Sonnenlicht, und viele Substanzen wirken ozonisirend im Lichte, nicht aber im
                              									Dunkeln. Bei einzelnen Oelen wurde beobachtet, daſs die durch Isolation eingeleitete Ozonisation im
                              									Dunkeln fortdauerte, während ohne Isolation im Dunkeln keine Wirkung wahrnehmbar
                              									war. Seine Ansichten über die Luft reinigenden Wirkungen der Riechstoffe in Kirchen,
                              									Gärten, bei der Toilette u. dgl. erscheinen gar zu sanguinisch.
                           
                        
                           Herstellung einer Bronzemasse zu directem Druck.
                           Nach A. Wohlfarth in Leipzig (D. R. P. Nr. 6916 vom 31.
                                 									December 1878) gibt 1 Th. Bronze mit 2 Th. Wasserglas verrieben eine Druckfarbe,
                              									welche, in gewöhnlicher Weise auf die Druckformen oder Walzen vertheilt, direct auf
                              									Papier, Wachstuch oder Gewebe, sowie auf Holz- oder Metallflächen durch Druck
                              									übertragen werden kann. Der Bronzedruck trocknet sehr schnell und ist gegen Wasser
                              									unempfindlich, so daſs damit bedruckte Gewebe ohne Nachtheil gewaschen werden
                              									können, wenn nur nicht gerade kochendes Wasser dazu verwendet wird.
                           Beim Drucken ist darauf zu sehen, daſs die Masse nicht auf dem Farbtuche oder der
                              									Druckform erhärtet. Es ist daher ein Zusatz von 5 bis 10 Proc. Glycerin
                              									empfehlenswerth.
                           
                        
                           Ueber Bereitung des Fischleims; von Danilewsky.
                           Der Fischleim oder die Hausenblase wird bekanntlich aus der Schwimmblase
                              									verschiedener störartiger Fische dargestellt. Die Schwimmblase des Welses und des
                              									Karpfens liefert einen Fischleim von bedeutend geringerem Werth.
                           Nachdem die Blase aus dem Fisch heraus genommen worden ist, weicht man sie einige
                              									Tage in öfters zu erneuerndem kaltem, besser noch in lauwarmem Wasser ein, um sie
                              									von anhängendem Blut und Fett zu reinigen. Dann wird sie nach ihrer Länge
                              									durchschnitten, mit ihrer Auſsenseite nach unten auf eine Lage Bast ausgebreitet und
                              									dem Einfluſs der Sonne und der Luft ausgesetzt. Hernach wird, da nur die innere Lage
                              									der Schwimmblase zu gebrauchen ist, dieselbe vorsichtig von der äuſseren
                              									Hautschichte abgelöst – eine Arbeit, welche das vorhergegangene Einweichen
                              									wesentlich erleichtert. Die losgetrennte innere Blasenhaut wird nun in Blattform
                              									zwischen Leinwandtuch leicht gepreſst und langsam getrocknet, so daſs sie sich nicht
                              									krümmen und nicht zusammenziehen kann. Von der trockenen Hausenblase werden dann 10
                              									bis 15, von der Blase des Störs oder des Sevruge 25 und von der des Sterletes 25 bis
                              									100 solcher Blätter zu einem Büschel zusammen gegeben. 80 solcher Büschel bilden
                              									einen groſsen Bund, welcher in Matten verpackt wird. Früher wurde die Hausenblase in
                              									Streifen geschnitten, feucht zusammengepreſst und der Fischleim in Cylinder-,
                              									Hufeisen- oder in beliebiger anderer Form in den Handel gebracht. – Diejenigen
                              									Stückchen der inneren Blasenwandung, welche sich von dem äuſseren Theile nicht
                              									loslösten, werden abgekratzt, mit den Fingern zu kleinen Krümchen geknetet,
                              									getrocknet und zu billigerem Preise für sich verkauft.
                           Ein guter Fischleim, wie er zum Klären, wohl auch zum Appretiren verwendet wird, soll
                              									vollkommen weiſs, durchsichtig, auf der Oberfläche gleichförmig und
                              									perlmutterglänzend sein. Die beste Sorte heiſst Patriarchenfischleim nach einem vor
                              									200 Jahren verstorbenen Patriarchen von Moskau, dessen Fabrikat als das beste und
                              									reinste gerühmt wurde. Heutzutage werden in Ruſsland ungefähr 2000k Fischleim jährlich im Werth von 600000 Rubel
                              									erzeugt. (Nach dem Technologiste, 1879 S. 515.)
                           
                              Kl.