| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, Miszellen, S. 425 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Eisenbahnzug, System Krauſs, für Localverkehr.
                           Die Klage über das Miſsverhältniſs zwischen beförderter Nutzlast und dem dazu
                              									erforderlichen Zugsgewicht ist so alt wie die Eisenbahnen selbst. Und wenn auch
                              									kühnere Constructeure in den Festigkeitsdimensionen von Locomotiven und Wagen bis
                              									hart an die Grenze des Zulässigen gegangen sind, konnte dies doch jenem Uebelstand
                              									nur wenig abhelfen, da andererseits die Beanspruchungen, denen Maschine und Wagen
                              									ausgesetzt sind, in noch gröſserem Maſse anwuchsen.
                           Wenn sich somit auf diesem Wege kaum ein ausschlaggebendes Resultat erwarten läſst,
                              									so bleibt nur ein anderes Mittel übrig und das ist die weitgehendste Specialisirung
                              									des Betriebes und genaues Anpassen desselben an die vorhandenen Verhältnisse.
                              									Hierauf – vielleicht zu allererst – hingewiesen zu haben, ist ein unleugbares
                              									Verdienst der Locomotivfabrik Krauſs und Comp. in
                              									München, und die Erfolge, welche sie in dieser Richtung errungen hat, sind wohl
                              									verdiente.
                           Insbesondere der Personenverkehr in der Nähe gröſserer Städte läſst bei seiner
                              									heutigen Einrichtung fast alles zu wünschen übrig. Das Publicum, welches in der Umgegend der
                              									Stadt entweder wohnhaft oder dort tagsüber beschäftigt ist, die Bewohner von
                              									benachbarten Sommerfrischen, die Bauern der benachbarten Ortschaften mit ihren
                              									verschiedenartigen Zufuhren, sie alle wünschen selbstverständlich eine möglichst
                              									häufige Bahnverbindung mit dem Centralpunkte. Die Bahn dagegen findet schon bei
                              									ihrem gegenwärtigen spärlichen Zugverkehr nicht genügende Benutzung, um die mit
                              									geschleppte bedeutende todte Last entsprechend auszunutzen, und will daher
                              									selbstverständlich von häufigen Zügen gar nichts wissen. Dies ist bei der heutigen
                              									Zusammenstellung der Personenzüge wohl begreiflich. Eine Locomotive von mindestens
                              										30t Dienstgewicht, dazu ein Tender von
                              									weiteren 25t und – bei einem Fassungsraum von
                              									zusammen 120 Personen – drei angehängte Personenwagen zu 10t Leergewicht ergeben ein Zugsgewicht von 85t oder, selbst bei voller Besetzung, auf jeden
                              									Fahrgast 700k todte Last. Bei geringerer Besetzung
                              									wird dies selbstverständlich noch ums mehrfache erhöht und das Miſsverhältniſs ganz
                              									maſslos. Halten wir dem gegenüber den Krauſs'schen
                              									Localzug entgegen, so finden wir eine kleine, für diesen Zweck völlig ausreichende
                              									Tenderlocomotive von 8 bis 9t, einen groſsen
                              									sogen. Etagenwagen mit 90 Sitzplätzen und auſserdem noch etwa 30 Stehplätzen von
                              									rund 12t Leergewicht, im Ganzen also 20t oder 220k für
                              									1 Sitzplatz. Daſs dem entsprechend die Ausgaben für die Zugkraft, speciell
                              									Brennmaterial, in gleichen Verhältnissen vermindert werden, bedarf keiner besonderen
                              									Erwähnung; mindestens ebenso wichtig aber ist es darauf hinzuweisen, daſs durch das
                              									geringere Zugsgewicht eine bedeutende Schonung des Bahnoberbaues, speciell der
                              									Schienen, stattfindet und auch die hierfür entfallenden Ausgaben entsprechend
                              									herabgesetzt werden.
                           Wenn trotz dieser auffälligen Vortheile des neuen Systemes die Eisenbahnen nicht
                              									sofort zu diesem Betriebe übergehen, so ist der Grund davon, auſser in dem
                              									naturgemäſsen Conservativismus derart groſser Organismen, wohl jedenfalls darin zu
                              									suchen, daſs man die Erschwerung des Werkstättendienstes durch Einführung so
                              									vollständig abweichender Typen, vielleicht auch besonders groſse Reparaturen an dem
                              									neuen Betriebsmaterial und endlich die bei einem Miſslingen des Versuches verlorenen
                              									Anschaffungskosten scheut. Dem gegenüber kann aber nun auf zwei Bahnstrecken
                              									hingewiesen werden, auf welchen der Krauſs'sche
                              									Localzug schon verkehrt; es ist dies die Strecke Berlin-Grünau der Berlin-Görlitzer
                              									Eisenbahn, wo das System seit September 1878 eingerichtet ist, und die Strecke
                              									Leobersdorf-Gutenstein der Niederösterreichischen Südwestbahn, in der Nähe von Wien,
                              									welche seit Mitte August
                           1879 einen Krauſs'schen Localzug – Locomotive mit
                              									Etagenwagen – in Betrieb gesetzt hat. Auf ersterer Bahn, welche sehr günstige
                              									Steigungs- und Richtungsverhältnisse hat, ist eine 25e-Locomotive von 7t,5 Dienstgewicht vor
                              									den Etagenwagen gespannt, bei der schwierigem Strecke Leobersdorf-Gutenstein ist
                              									eine 60e-Locomotive von etwa 13t Dienstgewicht in Verwendung – in beiden Fällen
                              									zur vollkommensten Zufriedenheit sowohl der Bahngesellschaft, als des Publikums.
                           Die Locomotiven sind nach dem bewährten Krauſs'schen
                              									Type mit der nur von dieser Fabrik erreichten Leichtigkeit und Einfachheit
                              									construirt; der Etagenwagen, mit 2m hohem
                              									Oberkasten und breitem und bequemem Aufstieg, ist für die kurzen hiermit
                              									zurückzulegenden Strecken ganz passend. Die Gesammtkosten von Wagen und Maschine
                              									übersteigen nicht 20 000 M., die Betriebskosten stellen sich unter Annahme eines
                              									täglichen Dienstes von 135 Zugkilometer auf 24 M. im Tag, während der entsprechende
                              									Betrag bei dem oben erwähnten Normalzug unter gleichen Verhältnissen 63 M. ausmachen
                              									würde. Mit Hinzurechnung der 10 Proc. Amortisation des Anlagekapitals, sowie der
                              									Erhaltungskosten des Oberbaues stellen sich die Ziffern auf 31 M. gegenüber 87
                              									M.
                           Es ist dies ein so wesentlicher Unterschied, daſs die Zukunft des neuen Systemes
                              									damit ganz auſser Frage gestellt ist.
                           
                              Wn.
                              
                           
                        
                           Anwendung von Achard's elektrischer Bremse auf
                              									Schiffen.
                           Achard und Trève glauben,
                              									daſs es zeitgemaſs sei, das Princip von Achard's Bremse
                              									(* 1879 233 379) auch für Schiffe zu verwerthen – sei es
                              									zum Anlassen, Umsteuern
                              									und Stillstellen der Schiffsdampfmaschine oder zur Bedienung des Steuers – unter
                              									Einschaltung einer kleinen rotirenden Maschine von etwa 1 bis 1e,5 vor den jetzt zu den genannten Hantirungen
                              									gebrauchten Hebeln oder Handgriffen.
                           Nach den Comptes rendus, 1879 Bd. 88 S. 155 ist in Fig.
                                 										13 und 14 Taf. 29
                              									der Plan eines Apparates angegeben, welcher erforderlichen Falles die jetzigen
                              									Hilfsmotoren ersetzen könnte. A ist die Stange des
                              									Steuerruders, B eine zu seiner Bewegung dienende
                              									Schraube ohne Ende; die Mutter C gestattet der Stange,
                              									über die ganze Länge der Schraubenspindel sich hin und her zu bewegen, ohne sich zu
                              									drehen. Die Elektromagnete E und E1 mit 4 Polen sind
                              									frei auf die Achse der Schraube aufgekeilt; ihre kreisförmigen Anker G und G1 sind aus einem Stücke mit den lose laufenden
                              									Scheiben H und H1. Wenn der elektrische Strom durch die
                              									beiden Elektromagnete gesendet wird, so haften sie mindestens mit 350k an den Ankern; dies gibt einen Widerstand gegen
                              									das Gleiten von ungefähr 100 bis 150k, wie man aus
                              									den Ergebnissen der Anwendung von Achard's Bremse auf
                              									den Eisenbahnen schlieſsen kann. Die mit einer Geschwindigkeit etwa 100 bis 150
                              									Umdrehungen umlaufenden Scheiben H, H1 ertheilen der Schraubenspindel die
                              									nämliche Geschwindigkeit. Der Kreis, worin die wirksamen Mittelpunkte der
                              									Elektromagnetpole liegen, hat einen Umfang von 1m;
                              									die Ganghöhe der Schraube ist 5cm, die
                              									Uebersetzung also 1 : 20. Demnach wirkt die Schraube auf die Stange verschiebend mit
                              									einer Kraft 20 mal 100 bis 150, d.h. mit 2000 bis 3000k. Jeder Umlauf der Scheibe verschiebt die Mutter oder die Stange um einen
                              									Gang, d. i. um 5cm; für 100 Umläufe gibt dies 5m, für 150 aber 7m,50 oder den ganzen Weg, den die Stange überhaupt durchlaufen kann. Die
                              									Verbindung bei K gestattet eine Umkehrung des
                              									gabelförmigen Endes L und dessen Lösung von der Mutter
                              										C, durch welche die Stange unabhängig von der
                              									Schraube ohne Ende wird.
                           
                        
                           Lloyd's Schleif- und Polirmaschine für Mauersteine.
                           Diese Maschine, welche von Warner und Lee in Battersea
                              
                              									(England) gebaut und zu etwa 800 M. geliefert wird, dient nach der Thonindustrie-Zeitung dazu, mittels Schmirgelscheiben
                              									gebrannte Ziegelsteine in beliebig profilirte Formsteine umzuwandeln und sie zu
                              									poliren. Eine horizontale Grundplatte trägt zwei Ständer, an denen sich ein Rahmen
                              									mit Hilfe einer verticalen Schraubenspindel auf die bei Werkzeugmaschinen übliche
                              									Weise auf und ab schieben läſst. Dieser Rahmen trägt nun eine horizontale Welle, die
                              									durch eine Riemenscheibe in rasche Umdrehung versetzt werden kann. In der Mitte
                              									dieser Welle wird eine Schmirgelscheibe befestigt, deren Rand entsprechend dem
                              									Profil, welches der Stein erhalten soll, geformt ist. Diese Steine werden, während
                              									die Schmirgelscheibe rasch rotirt, an einem zu diesem Zweck auf der Grundplatte
                              									befestigten Lineal entlang geschoben, wobei sich dann das betreffende Profil der
                              									Schmirgelscheibe in den Mauersteinen einschleift.
                           Der maschinelle Vorgang ist also sehr einfach und es lassen sich dem Mauerstein
                              									leicht die verschiedensten Profile geben. Die Schmirgelscheiben haben 20 bis 30cm Durchmesser und laufen mit 1800 Umdrehungen in
                              									der Minute. Ein Mann soll täglich auf dieser Maschine 1500 Steine durchziehen lassen
                              									können; die Anzahl der fertig geschliffenen Steine hängt selbstverständlich davon
                              									ab, wie viel „Schnitte“ zur Erzeugung des gewünschten Profiles nöthig sind.
                              									Wenn die Maschine sowohl profiliren, wie auch poliren soll, was mit entsprechend
                              									hergestellter Scheibe auf ganz dieselbe Weise geschieht, so sollen täglich etwa 500
                              									Steine fertig gestellt werden. Die geschliffenen Flächen der Steine sollen schön
                              									polirt. aussehen und abgestoſsene oder abgebröckelte Ecken fast nicht vorkommen. Die
                              									Schärfe der Linien soll an das Aussehen guter Terracotta-Arbeiten erinnern. Der
                              									Patentinhaber stellt sich seine Schmirgel Scheiben selbst her, da die im Handel
                              									käuflichen für diese Zwecke nicht taugen. Eine solche von ihm hergestellte Scheibe
                              									hat bereits, 150 000 Mauersteine profilirt und ist noch in vollständig brauchbarem
                              									Zustande, ohne nachgedreht worden zu sein. Die Profile werden mittels eines Stückes
                              									Gasrohr in die Scheiben eingedreht, während sie langsam rotiren.
                           
                        
                           
                           Zur Herstellung von Glasbuchstaben.
                           A. Luckner in Berlin (D. R. P. Zusatz Nr. 7760 vom 4.
                                 									März 1879) schlägt vor, die heiſse Glastafel mit geschmolzenem Metall zu überziehen
                              									und aus den so gewonnenen Tafeln Buchstaben und Zahlen auszuschneiden (vgl. 1879 233 313).
                           
                        
                           Verfahren, um Bronze schmiedbar zu machen.
                           P. Dronier in Paris (D. R. P. Nr. 7103 vom 15. December
                                 									1878) will Legirungen von Kupfer und Zinn dadurch schmiedbar machen, daſs er
                              									denselben ½ bis 2 Proc. QuecksilberQuecksiber zusetzt.
                           
                        
                           Zur Herstellung von Gummischläuchen.
                           Die Compagnie Franco-Américaine de Caoutchouc in Paris
                              									(* D. R. P. Nr. 7165 vom 16. April 1879) will Gummischläuche zur Leitung von Säuren
                              
                              									mit einer eingelegten Spirale aus Hartgummi herstellen.
                           
                        
                           Shone's Entwässerungsanlagen.
                           Die Entwässerungsanlagen von L. Shone in Wrexham, England (* D. R. P. Nr. 6898 vom 9. Februar 1878) sind für solche Fälle bestimmt, wo
                              									die Rieselfelder, auf welchen die Abfallstoffe und Abschwemmwässer einer Stadt
                              									abgelagert werden sollen, durch natürliches Gefälle der Kanäle nicht zu erreichen
                              									sind. Das künstliche Heben der fraglichen Stoffe erfolgt mittels eigenthümlicher
                              									Druckgefäſse (Montejus) durch Dampf oder gepreſste Luft. Diese Gefäſse sind so
                              									eingerichtet, daſs sie nach ihrer gänzlichen Füllung selbstthätig abgesperrt und
                              									unmittelbar dem Dampf- oder erhöhten Luftdruck ausgesetzt werden, welcher ihre
                              									Entleerung durch ein beliebig höher gelegenes oder steigendes Abfluſsrohr
                              									bewerkstelligt. Nach der völligen Entleerung wird der Dampf oder die verdichtete
                              									Luft wieder vom Druckgefäſs selbstthätig abgesperrt, dagegen die Verbindung des
                              									letzteren mit den Zufluſskanälen neuerdings hergestellt und gleichzeitig eine
                              									Oeffnung zum Entweichen der Luft aus dem Druckgefäſs in die Abfluſskanäle frei
                              									gemacht; diese werden hierdurch in wirksamer Weise gelüftet. Die erforderliche
                              									selbstthätige Umsteuerung der Zufluſs- und Abfluſskanäle sowie der Luft- (bezieh.
                              									Dampf-) Einströmungen und Ausströmungen erfolgt mittels Schiebern oder Kolben,
                              									welche durch Schwimmer im Gefäſs bethätigt werden. Die betreffenden Einrichtungen
                              									lassen sich so treffen, daſs die Luft oder der Dampf nur anfänglich mit vollem
                              									Druck, schlieſslich aber blos durch Expansion wirken kann.
                           In jedem Stadtviertel führt man nun die Abfuhrkanäle einem oder mehreren
                              									unterirdischen Behältern zu, neben welchen in einem besonderen Schachte die
                              									Druckgefäſse so aufgestellt sind, daſs der Inhalt der Behälter durch sein eigenes
                              									Gewicht in dieselben treten kann. Die Anlage ist zweckmäſsig so zu treffen, daſs das
                              									Regelnwasser, von den Abfallstoffen getrennt, besonderen Gefäſsen zugeführt wird.
                              									Die Vertheilung der Abfallstoffe und des Wassers läſst sich dann durch geeignete
                              									Anlage der Abfluſskanäle nach Bedürfniſs bewerkstelligen. Uebelriechende Gase können
                              									unter Umständen aus letzteren durch besondere Rohre in Oefen (Kesselfeuerungen u.
                              									dgl.) geführt werden, um sie vor ihrem Austritt in die Atmosphäre zu reinigen.
                           Der Patentschrift des Erfinders ist eine groſse Zahl (11 Blatt) von Zeichnungen
                              									beigefügt, welche die Gesammtanordnung sowie Einzelheiten des Druckgefäſses in den
                              									verschiedensten Einrichtungen verdeutlichen.
                           
                        
                           Untersuchung der Ferdinandsbrunnquelle zu Marienbad in
                              									Böhmen.
                           Die bereits seit d. J. 1528 bekannte und seit 1819 gebrauchte Quelle gibt nach ihrer
                              									Neufassung stündlich 1458l Wasser von 10,30. Nach
                              										W. F. Gintl (Journal für praktische Chemie, 1879
                              									Bd. 20 S. 356) hat dasselbe neben Spuren von Arsen, Borsäure, Brom, Strontium und Methylamin
                              									folgende Zusammensetzung im Liter:
                           
                              
                                 
                                 mg
                                 
                              
                                 Kaliumsulfat
                                 49,262
                                 
                              
                                 Natriumsulfat
                                 4715,345
                                 
                              
                                 Calciumsulfat
                                 14,899
                                 
                              
                                 Natriumnitrat
                                 12,355
                                 
                              
                                 Natriumchlorid
                                 1711,257
                                 
                              
                                 Magnesiumchlorid
                                 77,146
                                 
                              
                                 Natriumbicarbonat,
                                 2058,100
                                 
                              
                                 Lithiumbicarbonat
                                 30,408
                                 
                              
                                 Ammoniumbicarbonat
                                 7,436
                                 
                              
                                 Calciumbicarbonat
                                 691,661
                                 
                              
                                 Magnesiumbicarbonat
                                 602,491
                                 
                              
                                 Ferrobicarbonat
                                 73,736
                                 
                              
                                 Manganbicarbonat
                                 18,356
                                 
                              
                                 Basisches Aluminiumphosphat
                                 6,334
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 77,645
                                 
                              
                                 Organische Substanz
                                 100,521
                                 
                              
                                 Freie Kohlensäure
                                 3179,302
                                 
                              
                           
                        
                           Einfluſs des Futters auf die Güte des
                              									Schweinefleisches.
                           An verschiedenen Orten Englands wurden hierüber eingehende Untersuchungen angestellt.
                              									Yorkshire-Schweine, welche vom Anfang der Mast bis zum Schlachten vorzugsweise mit
                              									Milch- oder Molkereiabfällen gefüttert wurden, lieferten das bestschmeckende, sehr
                              									zartfaserige Fleisch und kamen in verhältniſsmäſsig kurzer Mastzeit zu den höchsten
                              									Schlachtgewichten. Nächst diesen kamen die mit Gerste gefütterten Thiere derselben
                              									Race zu hohen Gewichten und lieferten ebenfalls sehr schmackhaftes, feinfaseriges
                              									Fleisch. Auch die mit gleich viel Hafer und Erbsen gemästeten Schweine lieferten ein
                              									gutes Fleisch mit etwas stärkerer Faser und gutem festem Speck, dabei im Verhältniſs
                              									zum Gewicht des werthvollen Fleisches und des Speckes nur geringe Mengen Abfälle.
                              									Ausschlieſslich mit Mais ernährte Schweine gaben weichliches Muskelfleisch und
                              									ebensolches Fett, kamen jedoch zu bedeutend hohen Schlachtgewichten. Ausschlieſslich
                              									mit Kartoffeln gefütterte Thiere lieferten schwammiges, leichtes, unschmackhaftes
                              									Fleisch, das beim Kochen stark zusammenfiel. Vorzugsweise mit grünem Rothklee
                              									gefütterte Schweine gaben eigenthümlich gelbes, unschmackhaftes Fleisch. Bei starker
                              									Fütterung mit Oelkuchen und Leinsamen neben Gerstenschrot bildete sich loses
                              									fettiges Fleisch mit starkem, höchst unangenehmem Beigeschmack. Die nur mit Bohnen
                              									gemästeten Thiere lieferten festes, schwer verdauliches Fleisch von nicht besonders
                              									angenehmem Geschmack. Eichelmast lieferte keine günstigen Resultate und Fleisch von
                              									unangenehmem Geschmack. (Biedermann's Centralblatt,
                              									1879 Bd. 2 S. 712.)
                           
                        
                           Zur Beurtheilung der Futtermittel.
                           Bekanntlich nimmt man bei der Berechnung der Zusammensetzung der Futtermittel
                              									folgende Durchschnittswerthe für die Zusammensetzung der Proteinstoffe an:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                   53
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                     7
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   16
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     1,5
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                   22,5
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0,
                                 
                              
                           so daſs man den Proteingehalt der Futtermittel durch
                              									Multiplication des analytisch ermittelten Stickstoffes mit 6,25 berechnet. Märcker hebt in der Zeitschrift
                                 										des landwirthschaftlichen Vereines Sachsens, 1879 S. 196 das Unstatthafte
                              									dieses Verfahrens hervor, da erhebliche Mengen von Stickstoff der Gerste (1878 230 288), Kartoffeln (1878 228 285) und Rüben
                              									nicht in eiweiſsartigen Verbindungen vorhanden sind. Futterrüben enthalten kaum ¼
                              									bis ⅓ des Gesammtstickstoffes als wirkliche Eiweiſsstoffe, Malzkeime 25 bis 26 Proc.
                              									Asparagin.
                           O. Kellner (Landwirthschaftliche Jahrbücher, Supplement
                              									1879 S. 243) hat eine Reihe diesbezüglicher Bestimmungen ausgeführt, welche auf
                              									Wasser freie Substanz berechnet folgende Resultate gaben:
                           
                              
                                 
                                 Gesammt-StickstoffProc.
                                 Stickstoff, nicht inEiweiſs
                                    											gebunden
                                 Stickst.in
                                    											Amid-verbin-dungenProc.
                                 
                              
                                 Proc.
                                 Prov. vomGesamt-Stickstoff
                                 
                              
                                 Luzerne (mehrjährig)
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 7. April 1879, 4cm
                                    											hoch
                                   6,922
                                 2,133
                                 30,5
                                 –
                                 
                              
                                 2)    „  23.      „      „    12cm   „
                                   5,760
                                 2,042
                                 35,5
                                 
                                 
                              
                                 3) 2. Schnitt ohne Blüthenanlagen
                                   3,570
                                 1,183
                                 33,1
                                 1,025
                                 
                              
                                 4) vor der Blüthe, 50cm
                                    											hoch
                                   2,474
                                 0,721
                                 29,1
                                 0,613
                                 
                              
                                 5) in      „        „       50 bis 60cm hoch
                                   3,008
                                 0,729
                                 24,2
                                 0,687
                                 
                              
                                 Rothklee (im 2. Jahr).
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 27. März, 4cm
                                    											hoch
                                   5,200
                                 1,958
                                 37,7
                                 –
                                 
                              
                                 2)     „   27. April, 7cm     n
                                   3,974
                                 0,975
                                 24,5
                                 –
                                 
                              
                                 3) in voller Blüthe, 35cm
                                    											hoch
                                   2,244
                                 –
                                 –
                                 0,370
                                 
                              
                                 Esparsette (zweischürig, 2. Jahr).
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 27. März, 4cm
                                    											hoch
                                   3,028
                                 0,811
                                 26,7
                                 –
                                 
                              
                                 2)     „   27. April, 8cm    „
                                   3,251
                                 0,857
                                 26,4
                                 
                                 
                              
                                 Roggen (Futterroggen).
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 28. März, 8cm
                                    											hoch
                                   4,433
                                 1,701
                                 38,5
                                 1,245
                                 
                              
                                 2)     „   20. April, 35cm   „
                                   3,574
                                 0,901
                                 25,2
                                 0,758
                                 
                              
                                 Italienisches Raygras (2. Jahr).
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 28. März,   8cm
                                    											hoch
                                   3,921
                                 1,140
                                 29,1
                                 
                                 
                              
                                 2)     „   20. April, 35cm    n
                                   1,864
                                 0,320
                                 16,1
                                 0,304
                                 
                              
                                 Avena elatior (2. Jahr).
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 4. April, 17cm
                                    											hoch
                                   4,664
                                 1,460
                                 31,3
                                 –
                                 
                              
                                 2)    „  23. Mai,   55cm   „
                                   2,420
                                 0,637
                                 26,3
                                 –
                                 
                              
                                 Dactylis glomerata (2. Jahr).
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 4. April, 15cm
                                    											hoch
                                   5,091
                                 1,306
                                 25,8
                                 
                                 
                              
                                 2)    „  23. Mai,   45cm    n
                                   2,533
                                 0,452
                                 17,8
                                 
                                 
                              
                                 Taraxacum officinale.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1) vom 4. April, mit Blüthenknospen
                                   3,693
                                 0,818
                                 22,2
                                 –
                                 
                              
                                 2)    „    1. Mai,     „   Blüthen und Knospen
                                   2,726
                                 0,479
                                 17,6
                                 
                                 
                              
                                 3)    „  24.    „        „          „        
                                    											„    Früchten
                                   1,665
                                 0,294
                                 17,6
                                 –
                                 
                              
                                 Wiesenpflanzen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1874 1. Schnitt vom 24. April
                                 4,00
                                 0,875
                                 21,8
                                 0,763
                                 
                              
                                     „   2.       „         „    13. Mai
                                 2,61
                                 0,496
                                 19,0
                                 0,415
                                 
                              
                                     „   3.       „         „    10. Juni
                                 2,14
                                 0,293
                                 13,7
                                 0,257
                                 
                              
                                 1877 1. Schnitt vom 14. Mai
                                   2,824
                                 0,983
                                 34,8
                                 0,892
                                 
                              
                                    „    2.       „         „       9. Juni
                                   1,787
                                 0,285
                                 16,0
                                 0,239
                                 
                              
                                    „    3.       „         „     29.   „
                                   1,354
                                 0,102
                                   7,5
                                 0,033
                                 
                              
                                 Wiesenheu.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1877, gut geerntet
                                   1,736
                                 0,218
                                 12,6
                                 0,175
                                 
                              
                                 1878, überreif, beregnet
                                   1,450
                                 0,233
                                 16,1
                                 0,187
                                 
                              
                                 Grummet.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1878, sehr gut eingebracht
                                   2,269
                                 –
                                 –
                                 0,349
                                 
                              
                                     „        „      „          „
                                   2,384
                                 –
                                 –
                                 0,356
                                 
                              
                           Amidosäuren und Säureamide treten demnach auch unter normalen
                              									Vegetationsbedingungen in den verschiedenen Entwicklungsstufen aller grünen Pflanzen
                              									in erheblichen Mengen auf (vgl. 1879 233 493).
                           
                           Aus vorstehender Tabelle ergibt sich, daſs die Gramineen um so mehr Stickstoff in
                              									eiweiſsartigen Verbindungen enthalten, je näher die Reifezeit heranrückt, während
                              									die Papilionaceen in den verschiedenen Wachsthumsperioden nur geringere Schwankungen
                              									erkennen lassen. Pflanzen von kürzerer Lebensdauer scheinen daher ihre
                              									Stickstoffverbindungen rascher in Eiweiſs überzuführen als solche, welche neben der
                              									Ausbildung von Blüthen und Früchten auch ihren vegetativen Apparat noch
                              									vermehren.
                           
                        
                           Verwendung des ausgebrauten Hopfens als Viehfutter.
                           Nach den Versuchen von O. Kellner (Deutsche
                                 										landwirthschaftliche Presse, 1879 S. 332) ist von einer umfänglicheren
                              									Verwendung des ausgebrauten Hopfens als Viehfutter wegen seiner geringen
                              									Verdaulichkeit und des Widerwillens, mit welchem die Thiere denselben aufzunehmen
                              									pflegen, abzusehen. Am besten werden diese Abfälle zur Compostbereitung anzuwenden
                              									sein. Kleinere Beigaben von Hopfen zu dem täglichen Futter sind deshalb noch nicht
                              									zu verwerfen, zumal hierdurch der Appetit der Thiere gesteigert werden soll. Auch
                              									scheint der Vorschlag E. Pott's, den Schlempe- und
                              									Treberkuchen, an Stelle des bisher in Anwendung gelangten Strohes, Hopfenabfälle
                              									zuzusetzen, wohl zu beachten, zumal letztere ihres Gerbsäuregehaltes wegen
                              									wahrscheinlich eine conservirende Wirkung besitzen. Aus demselben Grunde würde der
                              									ausgelaugte Hopfen vielleicht auch beim Einsäuern von Rübenschnitzeln u.s.w. mit
                              									Vortheil verwendet werden können.
                           
                        
                           Ueber Ahornzucker.
                           Der Saftzufluſs des Zuckerahorns (Acer saccharinum),
                              									eines bis 1m dicken und 30m hohen Baumes, ist von der Jahreszeit, vom
                              									Wetter, von der Lage und Höhe des Bodens abhängig. Der Zufluſs dauert etwa 6 Wochen,
                              									worunter 10 bis 15 Tage besonders reichlich; wenn sich die Blätter entwickeln, wird
                              									der nur noch spärlich flieſsende Saft sauer. Im Ahornwald bei Haysville liefern 40
                              									bis 50k Saft 1k
                              									Zucker, ein mittlerer Baum 2k, in einzelnen Fällen
                              									selbst bis 20k Zucker.
                           Junge Bäume unter 25 Jahren werden selten angebohrt; bei älteren scheint wiederholtes
                              									Anbohren keinen nachtheiligen Einfluſs auf deren Kräftigkeit auszuüben. Man hat
                              									Beispiele von Bäumen, die 40 Jahre nach einander angebohrt worden sind und deren
                              									Saft sichtlich immer besser wurde. Gewöhnlich geschieht das Anbohren mit einem 2cm-Bohrer, 5 bis 15cm tief und etwa Ina über dem Erdboden. Man macht 1 bis 3 Löcher in einen
                              									Baum und bringt im folgenden Jahre meist neue an der entgegengesetzten Seite an. Die
                              									Verarbeitung des Saftes geschieht in bekannter Weise. Ein groſser Theil des Saftes
                              									wird nur eingedickt und als Syrup, ohne Krystallisation, aufbewahrt und zu
                              									verschiedenen Speisen verbraucht. Da der Ahornzucker nicht sowohl einen
                              									Handelsartikel bildet, als vielmehr an Ort und Stelle in den Haushaltungen
                              									verbraucht wird, so ist es schwer, auch nur annähernd die erzeugte Menge desselben
                              									zu schätzen. In Massachusetts allein sollen jährlich etwa 300 000k gewonnen werden. (Nach der Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie, 1879
                              									S. 830.)
                           
                        
                           Versuche über den Anbau von Zuckerrüben.
                           Aus den Versuchen von A. Pagnoul (Zeitschrift des Vereines
                                 										für Rübenzuckerindustrie, 1879 S. 852) folgt, daſs man Alles thun muſs, um
                              									eine rasche Blattentwicklung zu begünstigen und jedes spätere Wachsthum zu
                              									verhindern. Rasch assimilirbare Dünger, wie Natronsalpeter und schwefelsaures Ammon,
                              									geben daher den höchsten Zuckergehalt. Starke Stallmistdüngung ist schädlich, wie
                              									die nachstehende Analyse einer damit erzeugten, 4020g schweren Rübe zeigt:
                           
                              
                                 Zucker in 100 Th. Rüben
                                   4,420
                                 
                              
                                 Kohlensaure Alkalien
                                   0,828
                                 
                              
                                 Chloralkalien
                                   0,238
                                 
                              
                                 Gesammtmenge dieser Salze
                                   1,066
                                 
                              
                                 Gesammtmenge auf 100 Th. Zucker
                                 24,120
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Salpetersaures Kali
                                   0,728
                                 
                              
                                 Zucker in 11 Saft
                                 41,70
                                 
                              
                                 Reinheitsquotient
                                   0,49.
                                 
                              
                           
                        
                           Ueber das Secret der Talgdrüsen der Vögel.
                           Nach D. de Jonge (Chemisches Centralblatt, 1879 S. 583).
                              									hatte dieses Secret von Gänsen und Enten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Gänse
                                 Wildenten
                                 
                              
                                     Wasser
                                 608,07
                                   584,66
                                 
                              
                                     Eiweiſsstoffe und Nucleïn
                                 179,66
                                   127,63
                                 
                              
                                     In absolutem Aether lösliche Best
                                 186,77
                                   247,08
                                 
                              
                                     Alkoholextract
                                 10,90
                                     18,31
                                 
                              
                                     Wasserextract
                                 7,53
                                     11,31
                                 
                              
                                     Asche, löslich
                                 3,71
                                       9,35
                                 
                              
                                     Asche, unlöslich
                                 3,36
                                       1,66
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1000,00
                                 1000,00
                                 
                              
                                 Im Aetherextract waren enthalten:
                                 
                              
                                     Cetylalkohol
                                 74,23
                                   104,02
                                 
                              
                                     Oelsäure
                                 56,48
                                 –
                                 
                              
                                     Niedere Fettsäuren
                                 3,73
                                     14,84
                                 
                              
                                     Lecithin
                                 2,33
                                 –
                                 
                              
                           Wenn auch der Milchzucker fehlt, so ist doch die Aehnlichkeit dieser Hautsecrete mit
                              									der Milch der Säugethiere unverkennbar.
                           
                        
                           Zur Frage der Fettbildung im Thierkörper.
                           Nach E. v. Wolff (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1879
                              									S. 661) enthielt ein Hammel vor und ein gleicher nach 70tägiger Mästung:
                           
                              
                                 
                                 Trockene fettfreieFleischsubstanz
                                 TrockenesFett
                                 FrischeKnochen
                                 FrischeSehnen
                                 
                              
                                 Nicht gemästet
                                 2465
                                   5406
                                 2530
                                 2488g
                                 
                              
                                 Gemästet
                                 2485
                                 15077
                                 2566
                                  1818g.
                                 
                              
                           Der gemästete Hammel hatte ferner noch einen Zuwachs an Wolle
                              									von 1000g, sowie in den Abfällen etwa 200g Fett mehr als der andere. – Da nun das in den 70
                              									Tagen gereichte Futter nur 2554g Rohfett
                              									(Aetherextract) und 9490g Eiweiſs enthielt, aus
                              									dem höchstens 4878g Fett hätten entstehen können,
                              									so muſsten täglich etwa 50g Fett aus den
                              									resorbirten Kohlehydraten des Flitters gebildet sein.
                           
                        
                           Bildung der Salpetersäure durch organisirte Fermente.
                           Bei der Fortsetzung ihrer früheren Versuche (1878 228 275)
                              									haben Th. Schlösing und A.
                                 										Müntz nach den Comptes rendus, 1878 Bd. 86 S.
                              									892 gefunden, daſs die gewöhnlichen Verwesungsorganismen Penicillium glaucum, Aspergillus niger, Mucor mucedo u.a., welche sich
                              									durch ihre Fähigkeit auszeichnen, den Kohlenstoff zu verbrennen, nicht im Stande
                              									sind, Salpetersäure zu bilden, sondern umgekehrt die schon vorhandene Salpetersäure
                              									theils zur Bildung von organischer Substanz verwenden, theils zu Stickstoff
                              									reduciren. Die Salpeter bildenden Organismen sind noch nicht genauer bekannt.
                           Grete (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									1879 S. 674) führt aus, daſs die Angabe von Reichardt,
                              									es bilde sich salpetrige Säure, wenn Luft mit Wasser, Manganoxydhydrat und
                              									Magnesiumcarbonat geschüttelt wird, irrig ist.
                           Warington (Chemical News, 1879 Bd. 39 S. 41 und 224)
                              									bestätigt durch neue Versuche, daſs Licht die Nitratbildung hindert oder doch stört,
                              									die Gegenwart von kohlensaurem Calcium für dieselbe aber unerläſslich zu sein
                              									scheint. Die Nitrification scheint noch unter 10 und über 40° statt zu finden.
                           J. Soyka (Chemisches Centralblatt, 1879 S. 137) hat eine
                              									Anzahl Versuche über den Einfluſs des Bodens auf die Zersetzung organischer Stoffe
                              									ausgeführt; doch ist es auch ihm nicht gelungen, bestimmte Aufschlüsse über die
                              									Natur der die Salpeterbildung wahrscheinlich veranlassenden Organismen zu
                              									erlangen.
                           
                        
                           
                           Closetofen mit Abdampfapparat.
                           A. Scheiding in Berlin (* D. R. P. Nr. 7177 vom 7.
                                 									Januar 1879) macht den Vorschlag, im Keller eines jeden von Menschen bewohnten
                              									Gebäudes unmittelbar an der Stelle, über welcher in den höher liegenden Geschossen
                              									der Abort eingerichtet ist, einen Ofen aufzustellen, in welchem die flüssigen Stoffe
                              									zunächst abgedampft, die festen aber verbrannt werden (vgl. Petri 1874 213 258).
                           
                        
                           Verfahren zur Conservirung von Leichen.
                           J. Wickersheimer in Berlin (D. R. P. Nr. 7265 vom 23.
                                 									April 1879) löst in 3l kochendem Wasser 100g Alaun, 25g
                              									Kochsalz, 12g Salpeter, 60g Potasche und 10g Arsenigsäure; 10l dieser Flüssigkeit
                              									werden dann mit 4l Glycerin und 1l Methylalkohol gemischt. Von dieser Flüssigkeit
                              									werden der zu conservirenden Leiche 1,5 bis 5l
                              									injicirt, dann wird dieselbe einige Tage in diese Flüssigkeit hineingelegt,
                              									schlieſslich in Leinen gehüllt, welches mit dieser Flüssigkeit getränkt ist, und in
                              									luftdicht schlieſsenden Gefaſsen aufbewahrt. – Es ist schwer zu sagen, was an diesem
                              									Vorschlage neu ist.
                           
                        
                           Herstellung von Photographien auf Leder.
                           Um namentlich auf schwarzem Leder Photographien herzustellen, muſs man nach B. Lewisohn und Comp. in Stuttgart (D. R. P. Nr. 6891
                                 									vom 30. März 1879) das Leder zunächst mit einer dünnen, gleichmäſsigen
                              									Firniſsschicht überziehen, dann mit einer Mischung von Eiweiſs mit Bleiweiſs. Nach
                              									dem Trocknen dieser Schicht führt man die Photographie in gewöhnlicher Weise
                              									aus.
                           
                        
                           Verunreinigung der Schwefelsäure und des
                              									Platinchlorids.
                           R. Reinitzer (Berichte der österreichischen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1879 S. 16) hat in einer sonst reinen Schwefelsäure fast 5
                              									Proc. Ammoniak aufgefunden. – Ein Platinchlorid enthielt etwa 3 Proc. Goldchlorid;
                              									um es davon zu reinigen, wird es mit Aether ausgeschüttelt und von dem etwa
                              									reducirten Golde durch Filtration getrennt.
                           
                        
                           Ueber den Farbstoff von Palmella cruenta.
                           Nach T. L. Phipson (Comptes rendus, 1879 Bd. 89 S. 316)
                              									hat der Farbstoff dieser kleine runde Zellen von 0mm,004 Durchmesser bildenden, an feuchten Mauern wachsenden Alge die
                              									gröſste Aehnlichkeit mit Hämoglobin. Der aus der an der Luft getrockneten Alge mit
                              									Wasser ausgezogene Farbstoff ist unlöslich in Alkohol, Aether, Schwefelkohlenstoff
                              									und Benzin.
                           
                        
                           Verwendung einer Lösung von Seide in Essigsäure.
                           P. Magnier und L. F.
                                    										Dörflinger in Paris (D. R. P. Nr. 7275 vom 13. Februar 1879) machen den
                              									Vorschlag, Seide in gleichen Theilen Essigsäure unter einem Druck von 10 bis 12at Druck zu lösen, mit dieser Lösung aber Holz,
                              									Kautschuk, Leder u. dgl. zu überziehen. Ferner soll Baumwolle oder mit Alkalien
                              									gereinigter Flachs 4 bis 5 Minuten in eine Mischung von Salpetersäure und
                              									Schwefelsäure getaucht, dann abgewaschen und getrocknet werden. Diese Nitrocellulose
                              									soll nun mit schwefligsaurem Natrium und Phosphorsäure in einem luftleeren Räume
                              									reducirt, dann aber in einem geschlossenen Gefäſse 14 Stunden lang mit der erwähnten
                              									Seidenlösung auf 190° erwärmt werden. Der Stoff soll nach dem Trocknen der Seide
                              									ähnlich geworden sein.