| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, Miszellen, S. 249 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Schraubzwinge aus gebogenem Holze.
                           Ant. Dörner in Waldheim i. Sachsen (* D. R. P. Kl. 38
                                 									Nr. 8986 vom 14. October 1879) stellt Schraubzwingen aus gebogenem Holze her. Der
                              									Holzbügel ist bei a durch ein Eisenstängelchen
                              									zusammengehalten; bei s sitzt die Schraube zum
                              									Einklemmen der Arbeitsstücke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 237, S. 249
                              
                           
                        
                           Fräsmaschine mit langem Quersupport.
                           Eine besonders für kleinere Werkstätten recht zweckmäſsige Werkzeugmaschine dürfte
                              
                              									die im Engineer, 1879 Bd. 48 S. 344 in perspectivischer
                              									Ansicht dargestellte Fräsmaschine von der Britannia
                                 										Manufacturing Company in Colchester sein, welche als besonderes Detail den
                              									langen Quersupport aufweist, der nach Art einer Shapingmaschinen-Wange mit
                              									seitlichen Prismen versehen, auf zwei Füſsen ruht und oben im Mittel den fest
                              									aufgeschraubten Spindelstock von bei Fräsmaschinen gewöhnlich gebräuchlicher
                              									Construction trägt. Am Quersupport ist der Supportschlitten durch Leitspindel und
                              									Kurbel von Hand verstellbar. Für die selbstthätige, diesem Schlitten zu ertheilende
                              									Steuerungsbewegung ist auf der Leitspindel ein durch conische Reibungskupplung
                              									feststellbares Schneckenrad vorhanden, in welches eine Schnecke eingreift, die durch
                              									Riemen- und Steuerungsstufenscheiben in Umdrehung versetzt wird. Am Schlitten ist
                              									der mit horizontal verschiebbarer geschlitzter Aufspannplatte versehene Supporttisch
                              									vertical verstellbar. Letztere Verstellung wird durch eine auf die Schraubenspindel
                              									aufgesteckte Ratsche bewirkt. Die Hauptdimensionen dieser Maschine sind folgende:
                              									Breite des Antriebriemens = 57mm, Zahl der
                              									verschiedenen Durchmesser der Antriebsstufenscheibe = 4, Durchmesser des Lagerhalses
                              									der aus Guſsstahl gefertigten Frässpindel = 57mm,
                              										Länge des
                              									Quersupportes = 1830mm, horizontale Verschiebung
                              
                              									der Aufspannplatte = 230mm Länge derselben =
                              										610mm, Breite derselben = 305mm.
                           
                              J. P.
                              
                           
                        
                           Ladenbewegung an mechanischen Webstühlen.
                           Diese von F. Sicher in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 86 Nr.
                                 									8779 vom 30. April 1879) construirte Neuerung bezieht sich auf die Webstühle der Sächsischen Maschinenfabrik in Chemnitz, deren
                              									Ladenbetriebs welle ziemlich tief liegt und gleichzeitig als Schlagexcenterwelle
                              									arbeitet, somit für jeden Schuſs eine Umdrehung macht. Diese Betriebs welle trägt
                              									Excenter, welche in ähnlicher Weise wie die an Schönherr'schen Stühlen üblichen geformt sind. Diese Excenter wirken oben
                              									und unten gegen anliegende Rollen. Die oberen sind an den verlängerten
                              									Ladenschwingen angebracht, die unteren ruhen in an dem Stuhlgestell befestigten
                              									einarmigen Hebeln, welche durch kräftig gespannte Spiralfedern mit den Schwingen in
                              									Verbindung stehen. Erfolgt der Vorgang der Lade, so drückt jedes Excenter seine
                              									obere Rolle und hierdurch seine Schwinge vorwärts, wobei der untere Apparat in
                              									ähnlicher Weise dieser Bewegung folgt. Das Umgekehrte findet statt, während sich die
                              									Lade zurück bewegt. Es drückt das Excenter die untere Rolle und ihren Arm hinunter
                              									und zieht letzterer durch die Feder die Schwinge zurück. Die Feder macht sich
                              									nöthig, um die verschiedenartige Bewegung der beiden Rollen auszugleichen.
                           
                        
                           Neuerungen an Kochöfen.
                           Bisher pflegte man die Kochtöpfe auf von dem Rauch erwärmte Platten zu setzen, oder
                              									den Rauch unmittelbar mit den Auſsenseiten der Kochtöpfe in Berührung zu
                              									bringen.
                           Friedr. Birnbacher in Straſsburg (* D. R. P. Kl. 36 Nr.
                                 									9756 vom 30. August 1879) hat einen „Sparkochofen“ entworfen, in welchem die
                              									Kochgefäſse von heiſser Luft bespült werden. Diese findet ihre Erwärmung an den
                              									Wandflächen eines Füllofens, der unter der Kochstelle sich befindet.
                           Wilh. Pickhardt in New-York (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 9825
                                 									vom 7. März 1879) will ebenfalls mittels heiſser Luft kochen. Derselbe erwärmt aber
                              									die Luft an einem schraubenförmig gewundenen, mit Dampf gespeisten Rohre.
                           Peter Delpeuch in Paris (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 9739 vom
                                 									26. October 1879) hat sich Koch- und Backöfen patentiren lassen, welche in so fern
                              									von den bisher bekannten derartigen Einrichtungen abweichen, als sie fast
                              									ausschlieſslich aus feuerfestem Thon gefertigt sind.
                           
                              H. F.
                              
                           
                        
                           Beleuchtung geschlossener Fundirungskästen.
                           Die Beleuchtung geschlossener Fundirungskästen (Caissons u. dgl.) mit offenen Lampen
                              									bringt die Belästigung des Arbeiters durch Rufs mit sich. Um eine solche zu
                              									vermeiden, stellen A. Couvreux Söhne in Paris
                              									geschlossene Laternen her, welche in der Revue
                                 										industrielle, 1879 * S. 246 ausführlich beschrieben sind. Dieser
                              									Mittheilung entnehmen wir, daſs die Laterne aus einem starken Glascylinder mit Boden
                              									und Kappe aus Metall besteht. Diese drei Theile sind durch Bolzen zusammengehalten,
                              									die Fugen mit Gummi abgedichtet. Der Beleuchtungskörper ist durch die Oeffnung des
                              									ringförmigen Bodens geschoben und mittels Bajonetverschluſs am Boden dicht
                              									befestigt. Als Lichtquelle dient entweder eine Kerze, welche in einer Hülse
                              									untergebracht und nach Maſsgabe der Verbrennung durch eine Feder in dieser
                              									vorgeschoben wird (die bei Wagenlaternen gebräuchliche Einrichtung), oder eine
                              									Glasflamme, welche wie bei der Beleuchtung der Eisenbahnwagen von einem Behälter aus
                              									mit gepreſstem Gas unterhalten wird, nachdem sie mittels des elektrischen Stromes
                              									entzündet wurde. Lampen für andere Leuchtstoffe können nur dann angewendet werden,
                              									wenn dieselben jeder nicht auſserhalb der Laterne anbringbaren Regulirvorrichtnng
                              									entbehren. Zur Anwendung elektrischen Lichtes ist die Laterne ebenfalls
                              									geeignet.
                           
                           Die zur Verbrennung nöthige Luft wird der Flamme von auſsen zugeführt, zu welchem
                              									Zweck das Innere der Laterne durch ein an ihrem Boden mündendes, mit Absperrventil
                              									versehenes Rohr mit der Atmosphäre in Verbindung steht. Die Verbrennungsproducte
                              									entweichen durch ein an der Laternenkappe angesetztes Rohr ins Freie. In dieses Rohr
                              									wird zur Erhöhung des Zuges ein feiner Strahl gepreſster Luft geblasen. Will man zur
                              									Flamme gelangen, so hat man zunächst das Luftzuführungs- und das Ableitungsrohr zu
                              									schlieſsen, dann aber zur allmählichen Druckausgleichung das Ventil eines dritten
                              									Rohres langsam zu öffnen, durch welches gepreſste Luft (von der im Fundirungskasten
                              									herrschenden Spannung) in das Innere der Lampe geführt wird. Dann erst darf der
                              									Bajonetverschluſs gelöst und die Lampe aus der Laterne gezogen werden. Beim
                              									Schlieſsen der Laterne verfährt man umgekehrt; doch ist darauf zu achten, daſs nicht
                              									durch zu rasches Oeffnen der Luftrohre die Flamme verlösche.
                           
                        
                           Kohlenproduction Deutschlands und Frankreichs.
                           Deutschland förderte i. J. 1879 42 031 726t
                              									Steinkohlen und 11 442 503t Braunkohlen.
                              									Frankreich dagegen 16 576 854t Steinkohlen und 520
                              										038t Braunkohlen. Davon lieferte das
                              									Kohlenbecken von Valenciennes 7 251 969t, Loire 3
                              									050 177t und Alais 1 797 873t Steinkohlen und Aix 429 480t Braunkohlen.
                           Nachfolgende Tabelle gibt nach der Zeitschrift für Berg-,
                                 										Hütten- und Salinenwesen, 1879 S. 132 eine Uebersicht des
                              									Steinkohlenbergbaues bezieh. der Braunkohlenförderung im preuſsischen Staate i. J.
                              									1878:
                           
                              
                                 Steinkohlen-Becken
                                 BetriebeneBergwerke
                                 ZahlderArbeiter
                                 Fördermenge
                                 Haldenwerth derFörderung
                                 
                              
                                 desStaates
                                 desPrivaten
                                 im Ganzen
                                 auf 1Arbeiter
                                 im Ganzen
                                 auf 1Arbeiter
                                 auf1 Ctr.
                                 
                              
                                 OberschlesienNiederschlesienWettinLöbejünProvinz
                                    											HannoverGrafsch.
                                    											HohnsteinSchaumburgMindenIbbenbürenRuhrAachenSaar
                                 2–113–1–1––9
                                 106  46–    1  11    3–    3    1204  17    5
                                   30004  10012      142      188    2621        42      626      160    1231  73060    5409  21827
                                 Ctr.164056267  43577901      190682      593994    5162125        69531    1676270      217790    3673452380308166  21586932  88890238
                                 Ctr.546843521343316019701696267813612984520539914072
                                 M.  34093457  13602932      122036      251098    1869420        25109      772760      102410    1250282  84952787    6176147  34827170
                                 M.11361359  8591335  713  6121234  6401015116311421596
                                 Pf.20,831,264,042,336,236,146,147,034,022,328,639,2
                                 
                              
                                 ZusammenIm J. 1877
                                 1818
                                 398408
                                 145322145915
                                 710003348673440492
                                 48854615
                                 178045608186679753
                                 12251279
                                 25,127,7
                                 
                              
                                 Zu- (Ab-)nahme† Wealdenkohle
                                 –
                                 (10)
                                 (593)
                                   36562856
                                   270
                                 (8634145)
                                 (54)
                                 (2,6)
                                 
                              
                                 BraunkohlenProvinz
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 BrandenburgPosenSchlesienSachsenHannoverHessen-NassauRheinprovinz
                                 –––5–4–
                                 110    6  43257    1  41  34
                                   3244    92  118012224      7  1121    434
                                   28760097      454087    8431002133713123        30141    3155876    2282997
                                   8866  4935  714510939  4306  2815  5260
                                   3613410    132401  145849521565434        6916    919008    295432
                                 1114143912361764  988  820  681
                                 12,529,217,316,122,929,112,9
                                 
                              
                                 Summe i. J. 1878     „      „  „ 1877
                                 99
                                 492513
                                 1830218741
                                 176827323172731954
                                   9962  9216
                                 2799109629167633
                                 15291556
                                 15,816,9
                                 
                              
                                 Zu- (Ab-)nahme
                                 –
                                 (21)
                                 (439)
                                     4095369
                                     746
                                 (1176537)
                                 (27)
                                 (1,1)
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Feueranzünder.
                           Harnecker und Comp. in Friedenau bei Berlin (* D. R. P.
                                 									Kl. 10 Nr. 9121 vom 1. Juli 1879) tränken einen Schwamm in einer Blechbüchse mit
                              									Erdöl und setzen auf denselben einen an einem Stiel befestigten Ballen Asbest,
                              									welcher sich so allmählich vollsaugt. Zum Gebrauch entzündet man das Erdöl dieses
                              									Asbestballens und hält diesen unter die Holzscheite. Ist das Oel ausgebrannt, so
                              									bringt man den Ballen in die Büchse zurück.
                           
                        
                           Feuerwehrtelegraphen in London.
                           In London schreitet man endlich dazu, durch eine ausgedehntere Anlage von
                              									Feuerwehrtelegraphen die Zeit zu verkürzen, welche zwischen dem Ausbruche eines
                              									Brandes und der Ankunft der Meldung desselben in der Polizei- oder Feuerwehrstation
                              									verflieſst. Einen Anstoſs dazu hat ohne Zweifel das bedenkliche Anwachsen der Zahl
                              									von verheerenden Bränden in der letzten Zeit gegeben. Nach dem Telegraphic Journal, 1880 Bd. 8 S. 167 werden jetzt in
                              									London mit zwei verschiedenen Systemen Versuche angestellt, nämlich mit dem von E. Bright und mit dem der Exchange Telegraph Company, welches im Wesentlichen einem in den
                              									Vereinigten Staaten sehr verbreiteten gleicht. Das letztere zeigt dem Sender an, ob
                              									das abgesendete Signal empfangen wurde oder nicht. – Nach der Tabelle, welche R. v. Fischer – Treuenfeld in seinem Buche: Feuertelegraphen (Stuttgart 1877) S. 31 über die Zahl
                              									der Punkte zusammengestellt hat, von welchen aus in verschiedenen Städten
                              									elektrische Feueralarmzeichen gegeben werden, besaſs London einen solchen Punkt auf
                              									52 925 Einwohner, Chicago auf 780 Einwohner. Die Wirkung der Feuertelegraphen
                              									beleuchtet eine andere Tabelle auf S. 35 der genannten Schrift, nach welcher z.B. in
                              									Frankfurt a. M. die Groſsfeuer vor Einrichtung des Telegraphen 20,43, nach dessen
                              									Einrichtung aber nur 5 Procent von der Gesammtzahl der ausgebrochenen Brände betrug.
                              									(Vgl. Siemens und Halske 1877 225 * 553.)
                           
                        
                           Herstellung einer künstlichen Kautschukmasse.
                           L. Dankwerth und F. Sanders
                              									in St. Petersburg (D. R. P. Kl. 39 Nr. 9620 vom 18. Juni 1879) erhitzen zur
                              									Herstellung eines Ersatzmittels für Kautschuk, namentlich für Telegraphenleitungen,
                              									in einem Kessel gleiche Theile Theeröl und Hanföl auf 140 bis 150° mehrere Stunden,
                              									bis die Masse sich zu Fäden ausziehen läſst, worauf noch ein Theil gekochtes Leinöl
                              									zugesetzt wird. Nun fügt man auf 1000 Th. dieses Gemisches 0,5 bis 1 Th. Ozokerit
                              									und etwas Wallrath zu, erhitzt die Masse nochmals einige Stunden und fügt
                              									schlieſslich 0,6 bis 0,8 Th. Schwefel hinzu. Die so erhaltene Masse kann nun wie
                              									Kautschuk weiter verarbeitet werden.
                           
                        
                           Thermische Theorie des galvanischen Stromes.
                           Aus einer längeren Versuchsreihe schlieſst J. L. Hoorweg
                                 										(Annalen der Physik, 1880 Bd. 9 S. 552), daſs überall, wo sich zwei Leiter
                              									berühren, die Wärmebewegung eine Entwicklung von Elektricität zur Folge hat. Daher
                              									tritt zwischen beiden Stoffen eine constante elektrische Differenz auf. Ist in einer
                              									geschlossenen Kette die Gesammtsumme der Potentialdifferenzen von Null verschieden,
                              									so tritt in dieser Kette ein andauernder elektrischer Strom auf. Dieser Strom
                              									besteht auf Kosten der Wärme an dem einen Theile der Contactpunkte und hat
                              									Wärmeerzeugung im anderen zur Folge. Alle Volta'schen Ströme sind Thermoströme. Die
                              									chemische Wirkung in der Säule und den Zersetzungsapparaten ist eine Folge des
                              									galvanischen Stromes.
                           
                        
                           Die specifische Wärme des Wassers.
                           Nach den neuen Berechnungen von A. Wüllner (Annalen der
                                 										Physik und Chemie, 1880 Bd. 10 S. 287) ergaben die Versuche von Münchhausen für die wahre specifische Wärme des Wassers
                              									die Gleichung k = 1 + 0,000425 t, so daſs der Temperaturcoefficient fast um die Hälfte gröſser ist als
                              									früher.
                           
                        
                           
                           Hühner-Cholera.
                           Fortgesetzte Untersuchungen von L. Pasteur (Comptes
                                 										rendus, 1880 Bd. 90 S. 952 und 1030) zeigen, daſs die Hühner durch Impfung
                              									gegen die Cholera (vgl. 1880 236 263) geschützt werden
                              									können.
                           
                        
                           Explosion einer Platinretorte.
                           Nach F. Kuhlmann (Bulletin de la Société chimique, 1880
                              
                              									Bd. 33 S. 50) explodirte eine zur Concentration von Schwefelsäure verwendete
                              									Platinretorte, als man beim Reinigen derselben zu der noch darin befindlichen
                              									concentrirten Schwefelsäure Wasser einflieſsen lieſs.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs der Sprengstoffe.
                           Nach den Versuchen von Berthelot und Vieille (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 946) zerfällt
                              									Knall quecksilber bei der Explosion nach der Gleichung: HgC2N2O2 = Hg + 2CO + N2.
                              									Dabei werden 403c entwickelt, genügend um die
                              									Explosionsproducte auf 4200° zu erwärmen. Die mächtigen Wirkungen der Explosion
                              									erklären sich aus der groſsen Dichte des Knallquecksilbers und aus dem Fehlen einer
                              									Dissociation der Gase während der Explosion.
                           Sarrau und Vieille
                              									(daselbst S. 1058 und 1313) geben für die Explosion der Schieſsbaumwolle folgende
                              									Formel:
                           C24H29N11O42 =
                              									12CO + 12CO2 + 17H + 11N + 6H2O,
                           desgleichen mit Salpeter:
                           2C24H29N11O42 +
                              										24KNO3 = 36CO2 +
                              									46 N + 19O + 29H2O + 12K2CO3
                           und mit Ammoniumnitrat:
                           2C24H29N11O42 +
                              										44NH4NO3 =
                              										48CO2 + 110ON + 117 H2O + 3O,
                           für Nitroglycerin: 2C3H5N3O9 = 6CO2 + 6N + 0 +
                              										5H2O.
                           Daraus ergeben sich folgende Gasmengen für 1k
                              									Sprengstoff:
                           
                              
                                 
                                 CO
                                 CO2
                                 H
                                 N
                                 O
                                 C2H4
                                 H2S
                                 Gesammt
                                 
                              
                                 Schieſsbaumwolle
                                 234
                                 234
                                 166
                                 107
                                 –
                                 –
                                 –
                                  741l
                                 
                              
                                 Dieselbe
                                 mit
                                 KNO3
                                 –
                                 171
                                 –
                                 109
                                 45
                                 –
                                 –
                                 325
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 NH4.NO3
                                 –
                                 184
                                 –
                                 211
                                   6
                                 –
                                 –
                                 401
                                 
                              
                                 Nitroglycerin
                                 
                                    –
                                    
                                 295
                                 –
                                 147
                                 25
                                 –
                                 –
                                 467
                                 
                              
                                 Sprengpulver
                                   64
                                 150
                                     4
                                   65
                                 –
                                 4
                                 17
                                 304
                                 
                              
                           Findet die Explosion dagegen bei nur etwa 1at Druck
                              									statt, so bilden sich erhebliche Mengen von Kohlenoxyd und Stickoxyden, so daſs bei
                              									der Sprengarbeit die nicht wirkenden Schüsse die Luft ganz besonders stark
                              									verunreinigen.
                           
                        
                           Heber die Zusammensetzung des Pyroxylins.
                           Nach den Untersuchungen von J. M. Eder (Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1880 S. 169) ist das Pyroxilin keine
                              									Nitroverbindung, sondern ein Salpetersäurederivat der Cellulose nach der allgemeinen
                              									Formel C12H20 –
                                 										nO10 – n(O.NO2)n.
                           Das Cellulosehexanitrat C12H14O4(NO3)6
                              									oder die eigentliche Schieſsbaumwolle wird hergestellt durch Eintragen von bei 100°
                              									getrockneter Baumwolle in ein auf 10° abgekühltes Gemenge von 3 Vol. Schwefelsäure
                              									von 1,845 sp. G. und 1 Vol. Salpetersäure von 1,5 sp. G. Nach 24 Stunden wird
                              									ausgedrückt, in viel Wasser geworfen, rasch gewaschen, mehrere Tage in viel Wasser
                              									stehen gelassen und schlieſslich in heiſsem Wasser gewaschen. 100 Th. Baumwolle
                              									geben 175 bis 180 Th. Pyroxylin. Diese Schieſsbaumwolle enthält noch 1,2 bis 5,8
                              									Proc. in Aetheralkohol lösliche Pyroxyline. Das reine Cellulosehexanitrat hat die
                              									Structur der Baumwolle und zeichnet sich vor den anderen Pyroxylinen
                              									(Collodionpyroxylinen) durch seine leichte Entzündlichkeit und seine Explosivität
                              									(wenn es auch durch Schlag und Stoſs nur schwer zur Detonation zu bringen ist),
                              									seine Unlöslichkeit in Aether, absoluten Alkohol, Aetheralkohol, Eisessig und
                              									Methylalkohol aus. Essigäther löst das Hexanitrat weder in der Kälte, noch in der
                              									Wärme, auch nach Zusatz von etwas Aether nicht; höchstens quillt die Faser etwas auf, ohne die
                              									Structur zu verlieren. Dagegen quillt es in Aceton stark auf und bildet eine
                              
                              									durchsichtige Gallerte, welche bei einem groſsen Ueberschusse von Aceton allmählich
                              									in eine Lösung übergeht. Die Entzündungstemperatur liegt bei 160° bis 170°. Mit
                              									Kalisalpeter und Schwefelsäure wird kein Hexanitrat erhalten.
                           Das Cellulosepentanitrat C12H15O5(NO3)5
                              									entsteht beim Behandeln von Baumwolle mit stark concentrirten Säuregemischen bei
                              									niederer Temperatur in Gegenwart von viel Schwefelsäure mit andern Nitraten
                              									gemischt, rein durch Lösen von Pyroxylin in warmer Salpetersäure und Fällen mit
                              									überschüssiger Schwefelsäure. Es ist löslich in Aetheralkohol und Essigäther,
                              									unlöslich in reinem Aether und in Alkohol.
                           Cellulosetetranitrat C12H16O6(NO3)4
                              									und Cellulosetrinitrat C12H17O7(NO3)3
                              									bilden sich bei der Darstellung von Collodiumwolle neben einander, konnten aber bis
                              									jetzt nicht völlig getrennt werden. Die Schering'sche Collodiumwolle ist vorwiegend
                              									Tetranitrat (vgl. 1879 231 94). Das Tetranitrat ist in
                              									reinem Aether und in Alkohol unlöslich, dagegen leicht löslich in Aetheralkohol,
                              									Essigäther, Holzgeist, einem Gemenge von Essigsäure und Alkohol, Essigsäure und
                              									Aether. In kaltem Eisessig ist es kaum, in kochendem langsam löslich. Das Trinitrat
                              									wird von absolutem Alkohol bei gewöhnlicher Temperatur allmählich aufgelöst; ein
                              									groſser Aetherüberschuſs fällt die concentrirte, alkohol-ätherische Lösung milchig.
                              									Es ist in Essigäther, Holzgeist, kochendem Eisessig leicht löslich. Durch Behandlung
                              									mit concentrirter Salpeter-Schwefelsäure geht sowohl Tetranitrat wie Trinitrat in
                              									Penta- und Hexanitrat über. Kalilauge und Aetzammoniak verwandeln sie in
                              
                              									Dinitrat.
                           Cellulosedinitrat C12H13O8(NO3)2
                              									entsteht immer als letztes Product der Salpetersäure entziehenden Einwirkung von
                              									Kali oder Ammoniak auf die anderen Cellulosenitrate, auſserdem bei der Einwirkung
                              									von sehr verdünnter und heiſser Salpeter-Schwefelsäure auf Cellulose, wenn das
                              									Pyroxylin schon unter theilweiser Zersetzung und Entwickelung von rothen Dämpfen
                              									sich zu lösen beginnt. Seine Lösung in Aetheralkohol gibt eine milchig trübe
                              									Collodiumhaut. Ein Mononitrat konnte bisher nicht erhalten werden.
                           
                        
                           Zur Analyse Stickstoff haltiger organischer
                              									Verbindungen.
                           W. H. Perkin (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 191) mischt
                              									eine concentrirte Lösung von Kaliumchromat, welches 10 Proc. Dichromat enthält, mit
                              									gefälltem Mangansuperoxyd, trocknet und legt bei Verbrennungen organischer,
                              									Stickstoff haltiger Verbindungen eine 15cm lange
                              									Schicht dieses Gemisches vor. Wird diese Schicht nach Beendigung der Analyse im
                              									Luftstrome stark erhitzt, so entweichen die Stickstoffverbindungen, so daſs das Rohr
                              									zu einer folgenden Analyse gebraucht werden kann. Ist auſserdem Schwefel zugegen, so
                              									wird eine etwas längere Schicht genommen, von der die erste Hälfte stark erhitzt
                              									wird zur Aufnahme der Schwefligsäure, die zweite nur auf etwa 250°.
                           
                        
                           Zur Bestimmung der Salpetersäure,
                           Nach Warington (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 192)
                              									erhält man in Gegenwart von Zucker oder Leim mit Eisenchlorür aus einer
                              									Salpetersäure haltigen Flüssigkeit zu wenig Stickoxyd, wenn man nicht die vorhandene
                              									Luft durch Kohlensäure völlig verdrängt und die Destillation in einem
                              									Chlorcalciumbad bei 140° vornimmt.
                           
                        
                           Zur Nachweisung der Phosphorsäure.
                           Schmilzt man kohlensaures Kalium mit Kieselsäure am Platindraht zu einer klaren
                              									Perle, setzt wolframsaures Kalium und Phosphorsalz hinzu, so erhält man nach W. A. Roſs (Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 187) eine
                              									grünlich graue Perle. Zur Nachweisung der Phosphorsäure mittels des Löthrohres
                              									schmilzt man nun die Probe mit Borax und etwas Potasche zusammen und setzt dieses
                              									Gemisch der obigen Wolfram haltigen Silicatperle zu.
                           
                        
                           
                           Herstellung von kaustischem Baryt.
                           A. Rose in Braunschweig (D. R. P. Kl. 75 Nr. 9828 vom 7.
                                 									Juni 1878) will Schwerspath in bekannter Weise mit Kohle glühen und mit Wasser
                              									auslaugen. Aus der concentrirten heiſsen Flüssigkeit krystallisirt ein Gemisch von
                              									Aetzbaryt mit Schwefelbarium. Die Mutterlaugen werden in bekannter Weise auf
                              									Chlorbarium und Schwefel verarbeitet, die Krystalle in heiſsem Wasser gelöst und so
                              									lange mit einer Lösung von Zinkoxyd in Aetzbaryt versetzt, bis aller Schwefel als
                              									Schwefelzink gefällt ist. Der Niederschlag wird geglüht als Farbe verwendet, die
                              									Lösung wird zur Kristallisation eingedampft.
                           
                        
                           Zur Trennung von Mineralien.
                           Um Mineralien, welche schwerer als Quarz sind, mechanisch zu trennen, bringt R. Breon (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 626) das
                              									gepulverte Gestein in ein geschmolzenes Gemisch von Chlorzink (spec. Gew. = 5) und
                              									Chlorblei (spec. Gew. = 2,4).
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung der Metalle auf
                              									Phosphoroxychlorid.
                           Nach den Versuchen von B. Reinitzer und H. Goldschmidt (Monatshefte für Chemie, 1880 S. 413)
                              									wird dem Phosphoroxychlorid durch Metalle meist der Sauerstoff entzogen, so daſs
                              									Phosphorchlorid entsteht, zuweilen aber auch das gesammte Chlor und ein Theil des
                              									Sauerstoffes unter Bildung von Phosphoroxyd P4O.
                           
                        
                           Prüfung der Salpetersäure auf Jod und Jodsäure.
                           H. Hager (Pharmaceutische Centralhalle, 1880 S. 82)
                              									versetzt 3cc der Salpetersäure mit 3 Tropfen
                              									Natriumsulfitlösung, übersättigt mit Ammon und setzt einen Tropfen Silbernitrat
                              									hinzu. Die Flüssigkeit darf nicht getrübt werden.
                           
                        
                           Ueber die Schwefelverbindungen des Chroms.
                           Durch Glühen von Chromoxyd mit Schwefel im Wasserstoffstrom hat M. Gröger (Monatshefte für Chemie, 1880 S. 242) die
                              									Verbindung Cr3S4
                              									erhalten. In gleicher Weise wurden dann Zinksulfochromit ZnCr2S4,
                              									Ferrosulfochromit FeCr2S4 und Mangansulfochromit MnCr2S4 dargestellt.
                           
                        
                           Herstellung von Eupittonsäure aus Holztheer.
                           Nach R. Gottheil in Berlin (D. R. P. Kl. 22 Nr. 9328 vom
                                 									31. December 1878) wird das durch Destillation des Holztheeres erhaltene schwere Oel
                              									mit etwa 25 Proc. Alkali in 6 bis 10procentiger Lösung erwärmt, das nicht gelöste
                              									Oel abgenommen, die Lösung heiſs filtrirt und durch Zusatz von Kochsalz gefällt. Die
                              									ausgeschiedene Masse von Pyrogallussäuredimethyläther (vgl. 1878 229 387) und Methylpyrogallussäuredimethyläther wird
                              									abgepreſst und entweder mit dem 5 fachen Volumen einer 20 procentigen
                              									Alkalicarbonatlösung, aufgerührt unter Durchblasen von atmosphärischer Luft, so
                              									lange gekocht, bis die ganze Masse blau ist, oder zunächst mit einer Säure zerlegt,
                              									das aasgeschiedene Oel rectificirt und, in Alkalicarbonat gelöst, mit Luft
                              									behandelt. Das so gebildete eupittonsäure Alkali wird in Wasser gelöst, filtrirt,
                              									die Eupittonsäure durch Salzsäure gefällt und mit concentrirter Kochsalzlösung
                              									ausgewaschen.
                           
                        
                           Zur Kenntniſs des Harzöles.
                           Behandelt man das leichte Harzöl mit Natronlauge, so verschwindet der unangenehme
                              									Theergeruch. Die Natronlösung enthält Isobuttersäure, Capronsaure, wahrscheinlich
                              									auch Valeriansäure und Oenanthylsäure. Aus dem in Natronlauge unlöslichen Oel hat
                              									nun W. Kelle (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1880 S. 1157) ein neues, bei 173 bis 1750 siedendes Cymol
                              									abgeschieden. Es bildet eine farblose, stark lichtbrechende Flüssigkeit von
                              									angenehmem, dem des gewöhnlichen Cymol ähnlichen Geruch, welche mit
                              									Kaliumpermanganat Isophtalsäure gibt.
                           
                        
                           
                           Das weiſse Wachs von Sze-chuen.
                           Auf einem immergrünen Baum mit eiförmig zugespitzten Blättern, Ligustrum lucidum, welcher in der Provinz Keen-chang in
                              									China sehr häufig ist, leben Millionen von Insekten, welche im Frühjahre gleichsam
                              									eine dünne Haut über die Zweige bilden und dieselben bald mit einer wachsartigen
                              
                              									Ausscheidung überziehen. Die Wachsschicht verdickt sich bis Ende August. Hierauf
                              									werden die mit Thieren und Wachs überzogenen Aeste und Zweige abgeschnitten und mit
                              									Wasser ausgekocht, wobei das Wachs an die Oberfläche schwimmt und abgeschäumt wird,
                              									um alsdann in tiefen Pfannen umgeschmolzen und abgekühlt zu werden. Besonders reich
                              									ist diese Wachsausscheidung durch die jeden Frühling von Keen-chang nach der Provinz
                              									Kea-ting-Fu übergeführten Insekten. Der Werth des so erzeugten Wachses wird jährlich
                              									auf 60 Millionen Mark geschätzt. (Nach New Remedies Bd.
                              									9 durch die Pharmaceutische Centralhalle, 1880 S.
                              									169.)
                           
                        
                           Was ist künstliches Mineralwasser?
                           Der Streit über diese Frage, mit welcher sich die Behörden vielfach zu beschäftigen
                              
                              									gehabt haben (vgl. 1877 226 325), ist durch eine
                              									kaiserliche Verordnung vom 8. Februar 1880 zum Abschluſs gebracht worden. Sie
                              									lautet, wie folgt: „Unter künstlich bereiteten Mineralwässern im Sinne des
                                 										Verzeichnisses A zur Verordnung, betreffend den Verkehr mit Arzneimitteln, vom
                                 										4. Januar 1875 (Reichs-Gesetzblatt S. 5), sind nicht nur die Nachbildungen
                                 										bestimmter in der Natur vorkommender Mineralwässer, sondern auch andere
                                 										künstlich hergestellte Lösungen mineralischer Stoffe in Wasser zu verstehen,
                                 										welche sich in ihrer äuſseren Beschaffenheit als Mineralwässer darstellen, ohne
                                 										in ihrer chemischen Zusammensetzung einem natürlichen Mineralwasser zu
                                 										entsprechen. Auf mineralische Lösungen der letztgedachten Art, welche Stoffe
                                 										enthalten, die in den Verzeichnissen B und C zur deutschen Pharmakopöe
                                 
                                 										aufgeführt sind, findet die vorstehende Bestimmung keine Anwendung; dieselben
                                 										gehören vielmehr zu denjenigen Arzneimischungen, welche nach §. 1 der Verordnung
                                 										vom 4. Januar 1875 als Heilmittel nur in Apotheken feilgehalten und verkauft
                                 										werden dürfen.“
                           
                        
                           Verfahren, Bier haltbar zu machen.
                           Um Bier für den Versandt haltbar zu machen, bringt es J. Böhm in Bastide-Bordeaux (*
                              									D. R. P. Kl. 6 Nr. 9019 vom 20. Juli 1879) in ein aus zwei zusammenschraubbaren
                              									Hälften bestehendes Faſs von glasirtem Eisenblech, welches im Wasserbade erwärmt
                              									wird.
                           Um beim längern Lagern des Bieres Trübung oder Bodensatz zu verhüten, will es Ch. Roſs in Kl. Flottbeck, Preuſsen (* D. R. P. Kl. 6
                                 									Nr. 9742 vom 18. November 1879) stark abkühlen und dann unter Druck filtriren.
                           
                        
                           Ueber Staubregen.
                           Am 15. April 1880 fiel in Autun (Departement Saône et Loire) mit dem Regen ein rother
                              									erdiger Staub und am 21. April in Barcelonnette (Basses-Alpes) groſse Mengen eines
                              									braunrothen, sehr feinen Staubes. Letzterer enthielt nach Daubrée (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 1098 und 1131) Calciumcarbonat,
                              									Glimmerblättchen, Feldspath, ferner Diatomeen, Infusorien, Stärkekörner und
                              									verschiedene Pflanzenreste, kann demnach keine vulkanische Asche sein. Da er ferner
                              									kein Eisen enthielt, so ist es kein Meteorstaub (1876 222
                              									188), und weil er ohne Quarzkörnchen ist, so kann er auch nicht aus der Sahara
                              									stammen (vgl. 1878 229 486).